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DAS WALTHER KURIOSITÄTEN KABINETT

Hotelleben in den Anfangszeiten

Das Hotel Walther wurde anfangs des 20. Jahrhunderts als Palace – also als luxuriöses Grand Hotel konzipiert. Die noblen Gäste erwarteten hohe Standards wie eine kostbare Ausstattung, exzellenten Service, eine breite Palette an Freizeitmöglichkeiten, gehobene Restaurants und Bars sowie einen hohen Grad an Privatsphäre und Diskretion. Trotzdem lässt sich der Standard und der Aufwand, der betrieben werden musste, um diesen zu erreichen, kaum mehr mit den heutigen Verhältnissen vergleichen. Dazu kam noch, dass sich das Hotel in den Bergen auf über 1800 Metern über Meer befand – mit entsprechendem Klima, kalten Nächten und viel Schnee. Wir haben hier einige Kuriositäten zusammengetragen, die einen teilweise vergnüglichen Einblick in das damalige Hotelleben im Walther geben.

Isolation Der Zimmer

Das Haus war so konzpiert, dass mehrere Zimmer zu einem Apartment verbunden werden konnten. Das rächte sich später, als die Einzelvermietung zum Standard wurde. Wegen der Ringhörigkeit verbreiteten sich Geräusche wie das Schnarchen ungehindert in die anliegenden Zimmer. Auch liessen sich die gross bemessenen Räume im Winter kaum richtig heizen.

Ottomane

Das niedrige Sofa mit der halbrunden Seitenlehne für das Nachmittagsnickerchen durfte nirgends fehlen – genauso wenig wie die Parkettböden und Papiertapeten.

K Rperhygiene

Die Zimmerausstattung war eher bescheiden gehalten. Enorm chic und neuzeitlich waren die Suiten oder Apartements, die mit einem eigenen Badezimmer ausgestattet waren. Die einfachen Zimmer waren lediglich mit einer Waschkommode bestückt –darauf eine grosse Schüssel, ein Krug mit kaltem und ein kleiner Eisenkrug mit heissem Wasser. Im Nachttisch verbarg sich das Nachtgeschirr, das dann jeden Morgen vom Stubenmädchen gereinigt werden musste. Wer kein eigenes Badezimmer hatte, konnte im Etagenbad seiner Körperpflege nachgehen … oder man liess sich gegen Gebühr einen Zuber ins Zimmer rollen.

Heizung

Die Heizungsanlage mit zwei Sulzer-Schiffsöfen, wie sie auch auf der Titanic betrieben wurden, lieferte Wärme für die Zentralheizung. Trotzdem reichte die Kapazität im Winter nicht für eine behagliche Temperatur in den Zimmern aus.

Elektrisches Licht

Im Walther Palace strömte schon bei der Eröffnung elektrisches Licht die Flure und Säle. Auch in den Zimmern gab es dekorative Art-Deko-Leuchten und Leselampen, die aber nur wenig Licht gaben.

Die Sonnerie

Mit der Sonnerieanlage konnten die Gäste bequem und ohne weiteres Zutun dem Portier oder dem Stubenmädchen schellen – die Klingel mit dem gezeichneten Service Boy drauf war mit einem Kasten im Korridor verbunden, wo die Ziffern des läutenden Gastes abgelesen werden konnten.

Das Entr E

Die neuen Gäste erreichten das Entrée über eine Freitreppe. Eine Glocke ertönte, damit das Personal und die bestehenden Gäste die Neuankommenden empfangen, begrüssen und mustern konnten.

Der Lift

In die Etagen führte die bis heute unveränderte breite Marmortreppe. Oder man nahm den «Wasserlift». Wasser wurde in einen Behälter geleitet, dessen Gewicht den Lift antrieb. Der Liftboy bremste in jedem Stockwerk mit einem Seilzug. Die unten montierte Kiste diente dem Transport der monströsen Überseekoffer in die Etagen.

Die Gesellschaftsr Ume

Herzstück bildete der grosse Salon mit Feuerstelle und eleganter Möblierung mit Plüsch und Samt. Die Loggia diente den sonnenscheuen Damen als Aufenthaltsort, damit sie ihre noble Blässe nicht verloren. Weiter gab es einen Damensalon in chinesischem Stil und eine Bar mit Billiardtisch.

Die Speises Le

Die Speisesäle im Hotel Walther galten damals als geradezu avantgardistisch. Man verzichtete auf die verbreitete «Table d'HôteBestuhlung» und die Gäste konnten ihre Plätze frei wählen. Diese neue Ungezwungenheit machte Schule. Auch die Küche war nicht im Keller, sondern auf der gleichen Ebene angeordnet. In einem kleinen Séparée war es sogar möglich sich Speisen «À la Carte» auftischen zu lassen.

K Che Und Nebenr Ume

Gekocht und gebraten wurde auf einem Kohlenherd und einem Holzkohlegrill, was zu einer gewaltigen Hitzeentwicklung führte, die durch die sechs Meter hohen Räume nur bedingt reduziert werden konnte. Im Keller waren die Kühlräume und Fischbehälter, die durch Eisblöcke kühl gehalten wurden. Diese Brocken wurden im Spätwinter mühsam aus dem ewigen Eis gesägt und mit dem Fuhrwerk eingefahren. Einen Sommer lang konnte man davon Frische abschöpfen. Die Spülerei, wo die schweren gusseisernen Töpfe und Kupferpfannen von Hand geschrubbt wurden, war wohl die beschwerlichste Arbeit im ganzen Betrieb.

Unterk Nfte F R Das Personal

Diese waren von äusserster Bescheidenheit geprägt und befanden sich in den Mansarden über den Gästezimmern. Die Stubenmädchen schliefen in den sogenannten «Anderthalb-Schläfern» und mussten sich ein Bett zu zweit teilen. Die Arbeitszeit war von sechs Uhr morgens bis sieben Uhr abends und der Aufenthalt im Zimmer strikte reglementiert. Die Zofen und Butler der Gäste bewohnten die Zimmer im 5. Stock und waren mit einem internen Telefon direkt mit den Herrschaften verbunden.

Die Waschk Che

Die Wäsche wurde in einer eigens eingerichteten Waschküche in einem unglaublichen Dampfklima gekocht und gewaschen. Danach ins Freie geschleppt und an meterlangen Leinen aufgehängt. Danach folgten Mangel, Näherei und Aufbewahrung der Bett- und Tischwäsche bis zum nächsten Gebrauch.

UMGEBUNG

Das Hotel war von einem parkähnlichen Garten umgeben. In den Stallungen wurden auch die hoteleigenen Pferde untergebracht, darüber war der Heustall. Hier hausten auch Hühner und Schweine, somit konnten die Küchenabfälle optimal recycelt und Schinken und frische Eier direk in die Küche geliefert werden.

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