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So ein Affentheater! Wohin führt diese Bildung?
VON MAX SCHMITT
Was tun Primaten, wenn sie sich aufregen? Sie sitzen auf ihren angewinkelten Hinterbeinen, die Hände abgerundet vor den Füßen platziert, gucken grimmig und hohlen Schwung. Dann reisen sie die Hände in die Luft, schreien, krakeelen und wiederholen das Gehüpfe, bis sie genügend Aufmerksamkeit bekommen.
Was mich wundert: Warum hüpfen WIR nicht laut brüllend umher? Einhergehend mit Bologna ist auch ein Umdenken in den Köpfen der ArbeitgeberInnen zu beobachten. Vielleicht nicht erst seit dem Ende der „soliden deutschen Ausbildung“, wie der SPIEGEL einst titelte, aber durch den mit Bachelor und Master aufgekommenen Diskurs über die Güte der Bildung und des Abschlusses in der deutschen Hochschul-
landschaft, wurden auch Themen wie „Vereinbarkeit von Arbeit und Familie“, „Generation Burnout“, „Steigender Druck“ und die Abwertung von berufsqualifizierenden Abschlüssen immer lauter. Wir haben bereits in vergangenen Ausgaben darüber referiert, dass die Uhr tickt. Der gemeine Ton scheint: schneller-höher-weiter. Fortsetzung auf Seite 3
Sprachrohr Dezember/Januar 2013/14
Impressum
impressum Herausgeber Studierendenvertretung der Universität Würzburg
Auflage 4.000 Stück
Kontakt Mensagebäude am Hubland, Zimmer 104 97074 Würzburg Telefon: +49 (0) 931 31-85819 Fax: +49 (0) 931 31-84612 E-Mail: sprachrohr@uni-wuerzburg.de Internet: stuv.uni-wuerzburg.de Redaktionsleitung Max Schmitt Layout Alexander Axmann Titelseite Mariesol Fumy www.jugendfotos.de
Für die Inhalte der jeweiligen Artikel in dieser Zeitung sind,
Druck Dresdner Verlagshaus Druck GmbH Meinholdstraße 2 01129 Dresden
sofern
nicht
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anders vermerkt, die jeweils genannten
Redaktion Alexander Bagus, Falk Bräcklein, Katharina Deppisch, Rabea Dreyer, Amina Hussein, Christopher Kitschee, Katharina Lichter, Julian Nagelschmidt, Justus Neidlein, Lena Roder, Florian Ruffing, Katharina Rühl, Denise Schiwon, Esther Schießer, Max Schmitt, Annabel M. Talavera de Schyrbock Redaktionelle Mitarbeit Studierendenvertretung der Universität Würzburg
selbst
AutorInnenen
verantwortlich.
Gesamtverantwortung für die Inhalte der Website liegt bei der Studierendenvertretung der Universität Würzburg. V.i.S.d.P. StuV WÜ (siehe: Art. 5, Abs. 1 BayPrG)
1. Platz AK Denkmalschutz und Mainviertel
Farbtupfer auf Betonsäulen AK Denkmalschutz / Mainviertel gewinnt Fotowettbewerb zur Street Art in Würzburg
1. Platz Ak Denkmalschutz 3. Platz Mario Haist
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2. Platz Alexander Axmann
ESTHER SCHIEßER VOM REFERAT KULTUR
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Die
ine Woche lang unterbrach eine bunte Fotoausstellung zum Thema Street Art in Würzburg das Grau der Betonsäulen im Foyer der Hubland-Mensa! Vom 18. bis 24. November konnten die Besucher_innen unter den insgesamt 38 Bildern zum Motto „Farbtupfer im Betongrau“ (veranstaltet vom Referat Kultur der StuV) ihre drei Lieblingsbilder wählen. Gewonnen hat ein aussagekräftiges Foto zum Thema „Alte und Neue Kunst“ von den Arbeitskreisen Mainviertel sowie Studierende und Arbeitende für Denkmalschutz. Das Siegerbild zeigt einen restaurierbedürftigen Brunnen mit einem aufgemalten Bötchen in der Zeller Straße, Ecke Neydeckgasse (Altes Mainviertel). Das Bötchen wurde entfernt, der Brunnen allerdings nicht saniert. Die Arbeitskreise prangern an: „Doch anstatt sich dieses katastrophalen Brunnenzustandes zu widmen, zerstört man das einzig Positive an dem Bild, die Street Art. Unser Bild ist somit ein doppelter Beweis für die Gleichgültigkeit gegenüber Kunst im öffentlichen Raum!“ Den zweiten Platz belegte ein Foto von Alexander Axmann, das statische Wandbemalung und Aktion gekonnt verbindet. Mario Haist gelangte mit seinem düsteren, perspektivisch starken Bild einer Unterführung im Stadtteil Grombühl auf dem dritten Platz.
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Editorial/Inhalt Jobs machen zu können? Eine kleine Gegenbewegung scheint sich aufzutun. Skandinavische Firmen legen mehr wert auf ihr „menschlichen Ressourcen.“ Dänemark ist vielleicht das beste Beispiel für angenehme, das Privatleben nicht vernichtende Kernarbeitszeiten. Während Amerikanische Firmen (google, Facebook) damit locken, dass MitarbeiterInnen Fitnessmöglichkeiten wahrnehmen können, in jedem Aufenthaltsraum eine Spielekonsole und ein Kickertisch steht, heißt das unter der Linie nur, dass man trotz dessen 14h im Büro verbringt und sich beim Ausbeutenlassen nur etwas verstandener fühlt. In den meisten Branchen ist undenkbar, Arbeitszeiten flexibel zu gestalten,
Fortsetzung von der Titelseite Gewünscht werden willige, schnell ausgebildete Arbeitskräfte, die Auslandserfahrung, Berufserfahrung und eine ordentliche Reputation vereinen – und natürlich unter 25 Jahre alt sind. Glaubt man manchem Late-Night-Talk, so werden wir mit atemberaubender Geschwindigkeit durch eine Bildungs-Pipeline gejagt, sammeln Credit Points und Abschlüsse – und kommen dann in einen Betrieb, der Überstunden fordert, Wochenendarbeit preist und davon ausgeht, dass man auch im Urlaub via Smartphone und Laptop jederzeit abrufbar ist. Brauchen wir also immer bessere Abschlüsse um immer miesere
mal ein paar Stunden weniger arbeitet, mal einige mehr. Sozialethiker Friedhelm Hengsbach gehört zu denen, die eine 30h-Woche fordern. Er rechnet vor: „Aktuell messen wir Zeit in Geld. Geld ermöglicht Konsum – und dieser scheint es, wonach wir alles streben sollen.“ Bedenkt man, dass wir schon sehr früh mit diesem Gedankengut sozialisiert werden, erklärt das nicht nur die hohe Zahl an „WiWi“-Erstis, sondern auch die blinde Akzeptanz dieses Modells. In dieser Ausgabe wollen wir uns der eben gestellten Frage „Wohin führt diese Bildung?“ nähern und nehmen schon mal Platz: angewinkelte Hinterbeine, die Hände abgerundet vor den Füßen platziert, gucken grimmig und holen Schwung.
Liebe Lesende,
Editorial
in Zeiten der ständigen Beschleuniin Hilflosigkeit zu versinken? gung, wachsenden Anforderungen Sind wird alle Opfer von schnelund jeder Menge Entscheidungsmögler-höher-weiter-Lobbyisten, die lichkeiten stehen viele Menschen oft uns zu oberflächlich ausgebildevor der Krise. Wir wollen in dieser Austen und formbaren Robotern magabe hinterfragen und ein Feld zum Thema chen wollen? Kurzum: Brauchen wir machen, in dem sich besonders junge Akademi- heuer einen immer besseren Abschluss um imkerInnen immer häufiger wiederfinden. Wem mer miesere Jobs machen zu können? Lest selbst… nutzt der ganze Wahn nach Mehr und Besser? Was passiert, wenn man scheinbar alle Chance …ach ja – und bei dieser Gelegenheit: Frohe und Möglichkeiten hat – doch gleichzeitig keine? Weihnachten! Euch allen eine besinnliche Zeit Werden wir mit Absicht von 1000en Möglichkei- mit den Liebsten und natürlich ein frohes Neues. ten bombardiert, um durch die vielen Angebote Euer Max Schmitt
Max Schmitt für das Sprachrohr
Karriere
Kaffee kochen
Klartext
Interview: Berufschancen für Geisteswissenschaftler mehr auf Seite 6
Generation Praktikum?
Zwei Verbindungsstudenten antworten
mehr auf Seite 10
mehr auf Seite 12
Sprachr hr o Dezember und Inhalt
Januar 2013/14
SSR PUR
(UNI-)LEBEN
4 Besiedelung des Niemandslands Neuer Stadtteil auf den Leighton Barracks
10 Betrunken auf dem Drahtesel 11 Die Langau Bildungs- und Erholungsstätte im Alpenvorland
5 Masterplätze Die Studierendenvertretung demonstrierte für ausreichend Masterplätze
THEMA 6 Jobaussichten für Geisteswissenschaftler Das Sprachrohr im Gespräch mit Krischan Brandl vom Career Service 8 Generation Praktikum Kochst du noch Kaffee?
12 Klischees, Geschichte und Farben Im Gespräch mit zwei Würzburger Verbindungsstudenten
MENSAPLAN 17 Mensaplan für Studentenhaus und Hublandmensa vom 19.12. bis 17.01.
NACHGEFRAGT 22 Heute: Master-Wahn
24 Nachgefragt 2.0 Individuelle Fragen an eure Hochschulgruppen
ANSICHTEN
24 Kommentare, Kolumnen und ein Comic
KULTUR 28 Buchrezensionen 29 Filmrezensionen 30 Kulturtipps Unser Chefredakteur empfiehlt 31 So war's gewesen Nachberichte GMG und Schilller
32 Termine Euer Referat Kultur empfiehlt Seite 3
Sprachrohr Dezember/Januar 2013/14
SSR Pur
Fotos: Stadt Würzburg
Besiedelung des Niemandslands Auf den ehemaligen Leigthon Barracks entsteht der neue Würzburger Stadtteil Hubland
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VON ALEXANDER BAGUS
ie spätherbstliche Sonne senkt sich über dem Käppele. Ein Reh springt aufgeschreckt von den sieben Gestalten, die über rissige Straßen sich ihren Weg suchen, davon. Der Sprecher- und Sprecherinnenrat (SSR) lässt sich von zwei Mitarbeitern der Stadt Würzburg über den städtischen Teil der ehemaligen Leigthon Barracks führen. Dort wird den Mitgliedern des SSR von Frau Eva Joa und Herrn Konstantin Müller der derzeitige Planungsund Entwicklungsstand geschildert. „Ende 2012 hat die Stadt nach langen Verhandlungen mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) das Gelände außerhalb der Universitätserweiterung mit der Zustimmung des Stadtrates erworben“, erklärt Frau Joa. Schon von Beginn der Planungen in den Jahren 2008/09 an seien die Bürger sowie die Hochschulen der Stadt eingebunden worden. Joa zeigt die Ergebnisse auf, die dabei entstanden: „Verschiedene Bürgerwerkstätten haben zur Rahmenplanung ganz erstaunliche Beiträge geliefert, die auch berücksichtigt werden. Dazu gehört die Entwicklung eines vielfältigen Stadtteils unter Erhalt seiner Eigenarten, die attraktive Gestaltung von Freiräumen sowie die Förderung einer stadtverträglichen Mobilität.“ Inzwischen sind auch größere Grundstücksflächen verkauft, unter anderem an die WVV, die IHK und auch an das Würzburger Studentenwerk. Der Baubeginn verschiedener Gebäude rückt damit in greifbare Nähe. Am Ende des gesamten Prozesses soll ein kompletter Stadtteil mit Wohnraum für gut 4.500 Menschen entstanden sein. Doch das Ende dessen liegt weit über dem studentischen Zeithori-
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zont in gut 10 bis 15 Jahren. Der SSR hakt kritisch nach, was mit den Bestandsgebäuden und der bestehenden Infrastruktur geschieht. „Erhalten bleiben werden einige wenige Gebäude, wie der Tower, das Theater oder die Kirche. Die zentrale Infrastruktur setzen wir dagegen größtenteils neu auf“, erläutert Müller. Ökologische Aspekte sowie die Sichtachse zur Festung am ehemaligen Flugfeld seien dabei ein zentraler Bestandteil der Planung. Im Vordergrund steht nun derzeit die Entwicklung der vorderen Quartiere, die an die Wohnviertel im Frauenland anschließen, sowie derjenigen Bereiche, die der Landesgartenschau 2018 angehören werden. Für die Stadt ist das ein sehr enger Fahrplan, da verschiedene Entwicklungsschritte bis dahin noch nötig sind. So müssen neue Straßen und Wege angelegt, aber auch die Wasserversorgung hergestellt werden. „Die Leitungen der Amerikaner, die ihr ganz eigenes System hatten, können von uns nicht weiter genutzt werden – auch aus hygienischen Gründen“, stellt Frau Claudia Kaspar in einem nachbereitenden Gespräch
klar, die das Konzept und den Prozess der Konversion steuert. Ein Wunsch der Stadt sei auch ein lebendiger Campus, lassen den SSR die Mitarbeiter der Stadt Würzburg wissen. Dies stößt beim SSR auf breite Zustimmung. Doch Frau Kaspar weist daraufhin, dass der Schwerpunkt der Universität auf den wis-
senschaftlichen Einrichtungen liegt: „Der Anlage von Studentenwohnheimen und nicht-wissenschaftlichen Einrichtungen auf dem Hubland Campus Nord wird mit Zurückhaltung begegnet.“ Die Bebauungspläne des gesamten Hublands, auch für den Bereich des Campus Nord, werden derzeit erarbeitet. Wenn dieser beschlossen sei, dann sei dieser auch für Universität endgültig verbindlich. Die Folge ist, dass alle Baumaßnahmen auf dem Universitätsgelände dann auch diesem Bebauungsplan unterworfen sind. Es gebe immer wieder Fragen, die auch mit der Universität Würzburg noch zu klären seien. „Doch u.a. der StadtHochschul-Koordinierungsausschuss wird einige Fragen demnächst klären“, zeigt sich Kaspar optimistisch. Dass das Thema „Wohnraum“ den SSR vor allem interessiert, stößt bei Kaspar auf Verständnis: „Studentisches Wohnen im Stadtteil wird auf jeden Fall berücksichtigt. Dazu gehören nicht nur die Pläne des Studentenwerks, sondern auch die anderer Bauträger. Nur im Rahmen eines gemischten, bunten Stadtviertels müssen auch andere Bevölkerungsschichten wie junge Familien und Senioren berücksichtigt werden.“ Auf die Nachfrage des SSR, wie es denn um die Straßenbahnlinie 6 bestellt sei, legen die Mitarbeiter dar, dass für sie diese weiter miteingeplant wird. „Letztlich entscheidet sich diese Frage im Stadtrat nach den Kommunalwahlen 2014. Vor 2018 ist zwar wie bekannt
nicht mehr mit einer Fertigstellung der Trasse zu rechnen. Aus unserer planerischen Perspektive ist die Linie 6 aber ein sinnvolles Projekt mit viel Potential für den Stadtteil Hubland“, bemerkt Kaspar abschließend.
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schaftsbundes (DGB). Hintergrund der Demonstration, an der sich gut 150 Kommilitoninnen und Kommilitonen beteiligten, war die Streichung von Masterplätze in der Psychologie und den Wirtschaftswissenschaften. Offene Briefe an den ehemaligen Wissenschaftsminister Dr. Wolfgang Heubisch
musste auch unterstrichen werden, dass der Adressat der Demo nicht in Form der Universitätsleitung an der Neuen Uni am Sanderring sitzt, sondern im Münchner Wissenschaftsministerium. Im übrigen hat die Universitätsleitung das Problem erkannt und versucht selbst, Abhilfe bei der Masterplatzsituation zu schaffen – teilweise aus eigenen Mitteln, teilweise über Verhandlungen. Die Reaktion aus dem Ministerium ließ dann aber deutlich zu wünschen übrig. Via Pressemitteilung ließ Spaenle ausrichten, dass die Forderung „wenig praxisgerecht“. Dass die Forderung aus der Mitte der Hochschulen selbst kommt und nicht alleine von den Grünen, ließ der Minister völlig unberücksichtigt. Vielmehr feierte sich Spaenle für das Angebot von „über 700 Masterstudiengängen“ und es müsse „darum gehen, dass Studierende entsprechend ihren eigenen Vorstellungen und Leistungen einen entsprechenden Weg an den Hochschulen gehen können“. Dass dies allerdings dennoch ausreichend Masterplätze voraussetzt, Fotos:Daniel Janke / Alexander Bagus muss dem „Super“-Minister für Bildung wohl erst noch erklärt werden wie er auch noch Lernen muss, zu differenzieren. Denn der Bachelor ist und bleibt nicht für alle Studienfächer berufsbefähigend, sondern ist als alleiniger Abschluss beispielsweise in den Naturwissenschaften oder in der Psychologie eine Garantie für Arbeitslosigkeit. Das Vorhaben eines speziellen bayerischen Masterprogramms, das Spaenle ohne weitere Details ankündigte, ist nicht
sowie nun auch an seinen Nachfolger Dr. Ludwig Spaenle ging der Demo voraus. Letzterer wurde am Ende der Demo auch verlesen. Positiv dürfen wir feststellen: Nicht nur Vertreter der örtlichen , sondern auch der überregionalen Presse, vor allem vom Bayerische Rundfunk, waren vertreten. Zahlreiche Interviews gaben Daniel Janke, Niklas Nadim Dehne und Falk Bräcklein kurz vor dem Start des Demozuges. Der Redebeitrag des DGB-Regionssekretärs Norbert Zirnsak, der sich deutlich hinter die Forderungen der Studierenden stellte, wurde positiv aufgenommen. Allerdings
ausreichend. Es lässt jetzt schon vermuten, dass es zeitlich eingeschränkt sein wird, da dies mit dem doppelten Abiturjahrgang verbunden wird. Dieser befindet sich offiziell schon seit zwei Jahren an den Hochschulen – nur kommen seltsamerweise erst jetzt die Massen mit Abitur an der Hochschule an. Folglich wird das Programm wohl dann enden, wenn die jetzigen Erstsemester ihren Bachelor gerade erhalten haben. So sieht Hochschulpolitik aus Schildkrötenperspektive aus.
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VON ALEXANDER BAGUS
ie Demonstration „Master für alle“, die das Referat Aktion für die Studierendenvertretung am 19. November 2013 auf die Beine stellte, erfuhr große öffentliche Aufmerksamkeit. Unterstützt wurde die Demo auch von der Jugend des Deutschen Gewerk-
Master
für wen?
Demostration: Studierendenvertretung will Masterplätze erstreiten
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Sprachrohr Dezember/Januar 2013/14
Titelthema
Über statt unter die Brücke: Jobaussichten für Geisteswissenschaftler Das Sprachrohr im Gespräch mit Krischan Brandl vom Career Service Ungefähr 12.000 Studierende zählen die Geisteswissenschaften in Würzburg. Gerade in diesem Bereich sind die Jobs jedoch rar. In Zusammenarbeit mit Vertretern der regionalen Wirtschaft soll
Geisteswissenschaftlern
durch das neue Projekt „DIREKT“ ein Berufseinstieg in Schlüsselpositionen der Industrie erleichtert werden.
mir auch vorstellen, ihn als Quereinsteiger einzusetzen.“ Besteht in der Wirtschaft also theoretisch eine klare Nachfrage nach Geisteswissenschaftlern? Die Nachfrage gibt es. Das habe ich jetzt gerade bei der Jobmesse wieder mitbekommen. Zum Beispiel Beratungsfirmen klagen oft darüber, dass sie sehr wenige Geisteswissenschaftler haben aber gerne mehr einstellen würden. Diese müssten sich einfach entsprechend bewerben und eine gewisse Affinität zu dem Thema zeigen. Oft findet man in Firmen auch das, was man heute als Exoten bezeichnen würde: Zum Beispiel eine Personalreferentin, die Germanistik studiert hat. Aber: Wie kommt man da hin? Wenn man sich die Vita von diesen Leuten an-
das Ziel auch verfolgen und wir werden sie auch weiterhin dabei unterstützen. Das bedeutet natürlich im Umkehrschluss auch, dass man sich schon während des Studiums entsprechend engagieren muss und eventuell länger nach einem Job sucht, in dem die Bezahlung oft auch nicht so gut ist. Es gibt aber auch ganz viele Studenten, die durchaus offen sind für andere Sachen. Das hängt auch damit zusammen, dass die Studenten immer jünger werden. Eine lebensweisende Entscheidung mit 17 oder 18 Jahren zu treffen, ist oftmals gar nicht so einfach. Solche Projekte bieten einem dann einfach die Möglichkeiten, nicht das Studium zu schmeißen – das macht einem ja auch Spaß –, sondern eine Zusatzqualifikation zu erwerben, die dann die Jobchancen vergrößern könnte.
INTERVIEW GEFÜHRT VON JUSTUS NEIDLEIN
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n zwei Seminarrunden inklusive zwei Pflichtpraktika können Studierende das Zertifikat „Corporate Manager“ erwerben und elementare Kontakte zur Wirtschaft knüpfen. Die Bewerbungsphase für zwei Gruppen mit jeweils 40 Teilnehmern läuft bereits. Ansprechpartner für Interessenten ist Steffen Eichhorn vom Career Service der Universität Würzburg. Sein Kollege und Mitarbeiter im Projekt, Krischan Brandl, hat dem Sprachrohr ein paar Fragen zur Brücke in die Wirtschaft beantwortet. Sprachrohr: Herr Brandl, wieso sollen sich die Geisteswissenschaftler nun auch noch zu den Unmengen an BWLern tummeln? Krischan Brandl: Die Geisteswissenschaftler, die an dem Projekt teilnehmen, sollen nicht zu BWLern werden. Das ist definitiv nicht das Ziel. Es geht darum, den ungefähr 12.000 Geisteswissenschaftlern an der Uni die Berufseinstiegschancen zu verbessern. Ein Blick in die Statistiken beweist leider, dass man meist keine Probleme hat, einen Job zu finden, wenn man beispielsweise Wirtschaftsinformatiker oder Maschinenbauer ist. Bei Geisteswissenschaftlern ist die Phase vom Studium bis in den ersten Job in der Regel deutlich länger. Diese Phase wollen wir verkürzen. Und zwar nicht so, dass die Absolventen einfach irgendeinen Job bekommen, sondern sie sollen den Einstieg in einem der Ausbildung adäquaten Job erhalten. Wie funktioniert das? Es ist bei uns noch nicht so, wie in anderen Ländern wie Amerika oder England. Dort ist es ganz normal, dass man irgendwas studiert und dann einen Job in einem anderen interessanten Bereich bekommt, weil der Arbeitgeber sagt: „Sie haben studiert. Das haben Sie geschafft, dann schaffen Sie diesen Job hier auch.“ So weit sind Firmen in Deutschland noch nicht. Und deswegen versuchen wir, ein paar betriebswirtschaftliche Grundlagen zu vermitteln, damit Firmen sagen: „Wenn der Student eine Affinität zu diesem oder jenem Bereich hat, dann kann ich
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Krischan Brandl (l.) im Gespräch mit Justus Neidlein
schaut, zeigt sich in der Regel, dass sie im Studium im Gegensatz zu anderen irgendwas gemacht haben, was sie in diesen Bereich brachte. Was könnte das zum Beispiel sein? Sei es einfach eine wilde Bewerbung auf ein Praktikum, das andere so nicht auf dem Schirm haben. Oder dass man sich im Studium einfach mal aus Interesse in zwei BWL-Vorlesungen gesetzt hat. Genau das versuchen wir mit diesem Programm sozusagen auf eigene Füße zu stellen. Deshalb findet das Projekt auch in den Semesterferien statt. So kann man sich diese Kenntnisse parallel zum Studium aneignen. Firmen können also einen klaren Vorteil daraus ziehen Viele Geisteswissenschaftler haben ihren Studiengang aber auch aus einem bestimmten Grund und mit dem Wissen um schwierige Berufsaussichten gewählt. Was kann die Wirtschaft außer einem Job bieten? Wenn man wirklich für ein bestimmtes geisteswissenschaftliches Metier brennt, dann soll man
Sie sprachen von Affinitäten zu bestimmten Bereichen in der Wirtschaft. Nach welchen Kriterien werden die Studenten im Projekt ausgewählt, um das Praktikum dann auch bei einem Unternehmen machen zu können, in dem diese jeweiligen Affinitäten gefragt sind? Wir werden einen Auswahlprozess durchführen. Wie dieser genau aussehen wird, hängt ein bisschen davon ab, wie viele Bewerbungen wir dafür bekommen. Wir haben für den ersten Durchgang 40 Plätze zu vergeben. Zum Einen wird bei der Auswahl ein Kriterium sein, wie gut das Programm in die Studienphase passt. Da gibt es Leute, die eigentlich schon fertig oder noch zu früh dran sind. Wichtig ist uns vor allem, dass die Studenten das Projekt ungefähr parallel mit ihrem Studium abschließen können. Zum Anderen möchten wir in der Bewerbung einfach sehen, warum jemand teilnehmen möchte. Eine klare Motivation ist also von Bedeutung? Nun ja, einfach die Erklärung „Ich mach das halt
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Titelthema
mal nebenher“ reicht uns nicht. Wir wollen schon sehen, wo diese Motivation herkommt. Das kann durch ein Praktikum sein oder einen Nebenjob sein. Natürlich aber auch durch ein Engagement, das man neben der Uni macht. Oder auch einfach Erfahrungen aus dem Studium, in denen man festgestellt hat, dass man in bestimmten Feldern Stärken hat, die man noch weiter ausbauen möchte. Aber irgendeine Begründung suchen wir. So wie das bei einer normalen Bewerbung eben auch funktioniert.
der Praxis sein. Die Seminare dauern jeweils fünf Tage. Es wird meist nicht so sein, dass ein Dozent die gesamten fünf Tage übernimmt. In vielen Fällen werden wir die Tage splitten, so dass man beispielsweise erst einen Theorie-Input von einem Professor der Uni bekommt und anschließend einen Praxis-Input von einem Firmenvertreter und Trainer. Geplant ist ein interaktives Programm, in dem die Teilnehmer anhand von kleinen Projekten auch viel selber machen und ausprobieren können.
der Zeit gemacht hat. Auslandserfahrung ist aber ein Punkt, der unbestritten sehr wichtig ist und oft den Ausschlag gibt. Viele Firmen arbeiten mittlerweile einfach auch international. Wenn man also während des Studiums irgendwann die Möglichkeit hat, ins Ausland zu gehen, kann ich das nur empfehlen.
Welche Bereiche oder Berufsfelder sind dabei dann ungefähr denkbar, in denen man eine Affinität weiter ausbilden könnte?
Welche Fähigkeiten werden im Endeffekt durch das Zertifikat „Corporate Management“ erworben? Was kann ein „Corporate Manager“?
Wie anders?
Zum Beispiel Marketing, Vertrieb, Assistenz der Geschäftsführung. Ich nenne sie mal „weiche Bereiche“. Es ist klar, dass ich aus einem Geisteswissenschaftler keinen Entwicklungsingenieur machen werde. Das ist auch nicht das Ziel. Aber diese Bereiche, in denen man grundlegende BWL-Kenntnisse braucht, sind auf jeden Fall denkbar. Und da war bisher das Feedback von den Firmen auch durchaus so, dass sie sich das
(lacht) Naja, da könnte man auch fragen: Was kann ein Geisteswissenschaftler? Die Ziele sind ganz unterschiedlich. Das hängt natürlich auch mit der Vorbildung der Leute zusammen. Die groben Ziele kann man im Prinzip an den Bereichen ablesen, die im akademischen Teil vermittelt werden sollen. Zum Beispiel mit dem Bereich „Einkauf“ hat man sich als Geisteswissenschaftler wahrscheinlich noch nicht beschäftigt. Aber das
Schätzen Sie es also heute als schwieriger ein, einen Job zu bekommen? Nein, bloß anders.
Man hat früher bei einer Bewerbung auf andere Dinge geschaut. Heute ist es einfach so, dass man über eine Person online wahnsinnig viele Dinge recherchieren kann. Jeder ist deutlich klarer zu umreißen. Die Konkurrenz wird zudem immer größer, weil sich die Leute immer besser vorbereiten. Mit der Konkurrenz schrauben die Firmen natürlich auch ihre Erwartungen nach oben. Früher ist man einfach zu einem Vorstellungsgespräch gegangen. Heute macht man vorher Coachings und schaut sich an, wie so etwas funktioniert. Das machen eben inzwischen viele. Den Ausschlag gibt, dass man sich als Marke begreift. Wie begreife ich mich als Marke?
gut vorstellen konnten. Wie genau funktioniert die „Brücke in die Wirtschaft“? Wie ist das Programm an sich aufgebaut? Das Programm läuft parallel zum Studium in zwei Semesterferien. Man wird in den Semesterferien jeweils ein Praktikum von mindestens vier Wochen machen. Dafür werden wir einen Pool an Firmen haben, die diese Praktika anbieten. Dazu kommt eine akademische Ausbildung, die aus insgesamt vier Modulen besteht. Davon sind zwei Pflichtmodule: Geschäftsprozessmanagement und Grundlagen der Bilanzierung und Finanzierung. Da muss jeder durch, weil das einfach grundlegende Kenntnisse sind. Zusätzlich hat man noch einen Wahlpflichtbereich, der aus vier Feldern besteht: Marketing, Projektmanagement, betriebliche Informationsverarbeitung und Einkaufsmanagement. Hier sucht man sich nochmal zwei Bereiche aus. Entsprechend des Wahlpflichtbereichs sollte man bestenfalls auch in dem jeweiligen Bereich sein Praktikum machen. Wer sind die Dozenten im akademischen Teil des Programms? Professoren von der Universität oder Vertreter der Wirtschaft? Beides. Zum Teil sollen es Uni-Dozenten sein, andererseits werden es aber auch Dozenten aus
ist ja kein Hexenwerk. Jeder, der dieses Programm durchläuft, hat am Ende ein solides Wissen zu grundlegenden Fragestellungen aus dem Bereich BWL. Die jeweilige Ausprägung hängt von den Schwerpunkten in den Wahlpflichtmodulen und den Unternehmenspraktika ab. Wie steht es um die Anerkennung solcher Zertifikate? Was steht dahinter? Dieses Zertifikat ist ein offizielles Zertifikat der Universität, was schon einiges aussagt. Zusätzlich wird das Programm vom Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert. Das ist durchaus ein sehr gutes Qualitätssiegel, weil ein ESF-Antrag sehr spezifische Kriterien erfüllen muss, so muss man beispielsweise sehr genau nachweisen, was das Programm alles beinhalten wird und wie die Qualitätsstandards eingehalten und überprüft werden. Für den erfolgreichen Berufseinstieg sollte man sein Studium abgeschlossen, möglichst viel Praxiserfahrung gesammelt, einige Zeit im Ausland verbracht haben und Weiterbildungszertifikate vorweisen können. Wenn man dann noch unter 20 ist bekommt man den Job. Entspricht das der Realität? (lacht) Viele Ausschreibungen gaukeln einem vor, dass man diese Sachen genau so mitbringen muss. Ich kenne aber keinen Personaler, für den es von Bedeutung wäre, ob ein Bewerber 22, 23 oder 26 ist. Es kommt eher darauf an, was die Person mit
Ich bin das Produkt, das ich verkaufen will und daher muss ich ganz genau wissen, wer ich bin. Das Entscheidende ist, sich selbst gut reflektieren zu können. Und das ist eine ganz klare Stärke von Geisteswissenschaftlern, weil man das im Studium ständig machen muss. Die Frage ist: Was definiert mich? Und da meine ich nicht nur den akademischen Bereich, sondern vor allem auch Privates. Der Sportverein, der Musikverein. Das zeichnet mich aus. Heute muss man im Gegensatz zu früher vor allem offen sein. Jede Erfahrung, die man gesammelt hat, ist eine Qualifikation in eine bestimmte Richtung. Die Firma sollte irgendeinen roten Faden im Lebenslauf finden, der den Bewerber zu dieser Firma geführt hat. Sehen Sie DIREKT als Teil des „Weiterbildungswahns“ oder als Ausweg davon? Ich denke, es ist ein ganz klarer Ausweg. Das Programm soll ja gerade dafür sorgen, dass man etwas Angemessenes bekommt, was auch entsprechend bezahlt ist. Vielleicht sogar besser, als der klassische Geisteswissenschaftler-Job. Wir vom Career Service möchten den Leuten nur klarmachen, worauf sie sich einlassen. Wenn jemand eine bestimmte Richtung in diese klassischen Bereiche gehen will, tun wir alles, um ihn entsprechend zu unterstützen, sagen ihm aber auch ganz offen, dass es gehaltsmäßig erst mal eher nicht so rosig aussehen könnte. Wenn man offen für weitere Optionen ist, gibt es inzwischen ganz verschiedene Möglichkeiten, für einen Jobeinstieg. Und eine davon bietet dieses Projekt.
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Titelthema
oder mehr Praktika. Viele verbinden den Begriff „Praktikum“ mit der Schulzeit oder mit dem Pflichtpraktikum während des Studiums aber nach dem Abschluss? Normalerweise erwartet man danach einen gut gesicherten Berufseinstieg. Leider entspricht das nicht mehr der Realität. Von Berufseinsteigern werden bombastische lückenlose Lebensläufe erwartet mit exzellenten Noten, Auslandsaufenthalten, ehrenamtlichen Tätigkeiten und viel praktischer Erfahrung. Diesen überzogenen Erwartungen gerecht zu werden ist beinahe unmöglich, vor allem wenn man erst 20 Jahre jung ist. Zudem ist es nicht ausreichend irgendwelche Praktika zu absolvieren, sondern berufsrelevant müssen sie sein. Das heißt neben dem Sammeln von guten Noten, Auszeichnungen und besonderen Kenntnissen muss man nach Möglichkeit schon vor Vollendung des 18. Lebensjahrs sich seines Berufswunsches sicher sein. Doch wie soll man das anstellen? Normalerweise waren
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VON DENISE SCHIWON
tändig wird uns ein neuer Stempel aufgedrückt: Generation Facebook, Generation der Vielleichtsager, Generation Ahnungslos, Generation Irgendwas mit Medien, Generation Altersarmut, Generation Burnout und vieles mehr. Diese Etiketten kann man noch mehr oder weniger gut tolerieren. Aber in letzter Zeit wurde wegen der knappen Masterplätze ebenfalls der Begriff „Generation Praktikum“ wieder lauter. Und genau dieser Ausdruck ist es, der bei vielen ein Unwohlsein verursacht. Bei einigen kommt es sogar zu Schluckbeschwerden, wegen des dicken Kloßes im Hals, der mit der Bezeichnung einher geht. Manche suchen nach einer netten Umschreibung wie Generation Vielfalt. Allerdings lässt sich die Tatsache nicht von der Hand weisen, dass sich mit neuen Begriffsfindungen nur der Ausdruck ändert aber die damit angedeuteten Umstände bestehen bleiben. „Generation Praktikum“ ist für die meisten nicht nur eine von der Gesellschaft aufgedrückte Bezeichnung, sondern ein negatives Lebensgefühl. Nach dem Abschluss freuen sich die meisten auf ein festes Gehalt, Abwechslung, kreative Entfaltung und Aufstiegschancen. Jedoch wird diesen euphorischen Erwartungen meist sehr schnell der Gar ausgemacht. Denn immer mehr Hochschulabsolventen hangeln sich von einem Praktikum zum nächsten und der ersehnte Beruf rückt in weite Ferne, wie auch die DGB und Hans-Böckler Stiftung zeigten. Laut deren Studien machen 22 von 100 Hochschulabsolventen nach ihrem Abschluss ein Praktikum, elf machen zwei Praktika und vier machen drei
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Abschluss als billige oder kostenlose Hilfskräfte zu arbeiten. Allerdings ist es so, dass die meisten Praktikanten mit verlockenden Aussichten geködert werden. Ihnen wird eine berufliche Aussicht, viel Erfahrung und Verantwortung versprochen. Dabei rückt die schlechte oder sogar fehlende Vergütung in den Hintergrund, weil man sich dadurch einen glatten Übergang ins Arbeitsleben erhofft. Das dadurch entstehende Risiko in einem verdeckten Angestelltenverhältnis ausgebeutet zu werden ist dabei sehr hoch. Bei einem Praktikum sollte der Lerneffekt an oberster Stelle stehen aber nicht das Ersetzen eines Angestellten. Nach einem Praktikum bleibt die versprochene Festanstellung oft aus und die neu erworbenen Kenntnisse meistens ebenfalls. Aber es wäre falsch zu sagen, dass man in einem Praktikum gar nichts lernt. Das Modell der drei Ks, das bei vielen Praktikumsstellen den gesamten Inhalt ausmacht, beherrscht man am Ende im Schlaf: Kaffeekochen, kopieren und Kurierdienste. Zudem hat man nicht immer die Gelegenheit jede Praktikumszusage abzuwarten. Aus Angst vor Arbeitslosigkeit und Lücken im Lebenslauf, greifen einige Absolventen beim erstbesten Praktikum zu. Durchschnittlich erhält man dann 290 Euro pro Monat. Das ist in den meisten Fällen viel zu wenig, um überhaupt die Miete zu bezahlen.
Generation Praktikum Kochst du noch Kaffee oder arbeitest du schon?
Praktika dazu da sich beruflich zu orientieren und auszuprobieren, um sich letztendlich für eine berufliche Laufbahn spezifizieren zu können. Darüber hinaus dient ein Praktikum, wie der Name schon sagt, dem Erwerb und der Vertiefung praktischer Kenntnisse. Das scheinen jedoch viele Arbeitgeber nicht allzu ernst zu nehmen. In den meisten Fällen kann man nach einem Praktikum keine neu erworbenen oder vertieften Fähigkeiten im Lebenslauf notieren. Vielmehr ist man danach in der Lage köstlichen Kaffee zu kochen. Das spart einem den täglichen Besuch beim Bäcker um die Ecke und ist auch von Bedeutung, sobald man den Wunsch hegt Barista zu werden. Aber in allen anderen Berufsfeldern ist diese Tatsache wahrscheinlich keine Garantie für den Jobeinstieg. Jedoch wird auch der Gegenwind immer heftiger. Manche behaupten es gäbe gar nicht so etwas wie die Generation Praktikum. Das sei nur eine künstlich erschaffene Wirklichkeit durch die Medien und das Phänomen der Kettenpraktika sei abhängig von der jeweiligen Fachrichtung. Letzteres ist auch nicht abzustreiten wie eine bundesweite Studie der HIS herausfand. Demzufolge beginnen 34 Prozent der Geisteswissenschaftler, 21 Prozent der Architekten und zwei Prozent der Elektro- und Lebensmitteltechniker nach ihrem
Hinzu kommen Nebenkosten wie Lebensmittel, Telefon und Internet, Kleidung, Hygieneartikel, Versicherung und einiges mehr. Des Weiteren können Absolventen kein BAföG mehr beziehen und nach dem Erreichen des 25.Lebensjahres bleibt auch das Kindergeld aus. Was also tun, um nach der Finanzierung des Studiums nun die Finanzierung des Praktikums zu bewältigen? Entweder man bittet die Familie schon wieder um Geld oder man sucht sich neben dem Praktikum, das meistens einem Fulltime-Job gleicht, einen Nebenberuf. Und Schlaf ist schließlich was für Spießer. Genauso wie alle anderen Grundbedürfnisse. Von Freizeit oder Vergnügen ganz zu schweigen. Die bleiben den Hedonisten vorenthalten. Die scheinbar harmlos klingende „Generation Praktikum“ ist geprägt von Masochismus und Verzicht. Aber warum müssen wir verzichten? Wir machen immer bessere Abschlüsse, um wie Maschinen am laufenden Band zu rotieren und dafür nicht einmal die verdiente Anerkennung zu erhalten. In Italien gibt es sogar einen Schutzpatron, der eine Bewegung von Menschen anführt, die von prekären Arbeitsbedingungen betroffen sind. San Precarios Anhänger sind unter anderem Kurierfahrer und Verkäufer, darunter auch Praktikanten. Auf den Abbildungen kniet der
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erfundene Heilige und trägt eine Art Uniform: ein hellblaues Polohemd, eine schwarze Hose, eine seitliche Bauchtasche und vor ihm liegt eine passende Kopfbedeckung. Mit erhobenem Blick betet er für Geld und ein Dach über dem Kopf. In seinem Gesicht zeichnet sich ein Lächeln der Zuversicht ab. Und genau das ist es wonach die Bewegung strebt: Zuversicht und Sicherheit. Keinen festen Arbeitsvertrag zu haben zieht in Italien viel weitere Kreise, als in Deutschland. Zum Beispiel bekommt man unter diesen Umständen kein Kindergeld und im Notfall keine Sozialhilfe. Trotzdem ist San Precario bereits in vielen Ländern vertreten. Seit 2012 gibt es in Österreich das weibliche Pendant Santa Precaria, da dort vor allem Frauen in prekären Verhältnissen arbeiten müssen. Ganz so heikel wie in Italien ist die Situation in der Arbeitswelt hier zwar nicht aber durchaus verbesserungswürdig. Deshalb ist es wichtig genau hinzusehen. Es ist nicht von Bedeutung so viele Praktika wie möglich zu machen, sondern die inhaltliche Qualität zählt. Skepsis ist besonders dann angebracht, wenn ein Praktikum die Voraussetzung für einen Job ist. Man hat zwar die Möglichkeit einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, dennoch endet man des Öfteren als billige Aushilfskraft. Immerhin sollte ein Praktikum als Ausbildung dienen und wenn Praktikanten wie reguläre Arbeitskräfte eingesetzt werden, sollten sie auch dementsprechend bezahlt werden. Selbstverständlich sind „typische“ Tätigkeiten genauso Bestandteil eines Praktikums wie die gefühlte Kellerposition. Wir sind eben keine Rebellen und schreien nicht bei jedem Ärgernis auf. Jedoch sollte man sich nicht scheuen mit dem Vorgesetzen zu reden, wenn man nach einer Woche immer noch mehr Zeit mit dem Kopierer, als den erhofften Aufgaben, verbringt. Wir sind keine Ja-Sager und sollten uns zu keinen erziehen lassen. Sonst müssen wir uns nicht länger über die Ausbeutung durch den Arbeitgeber echauffieren, sondern vielmehr über die Selbstausbeutung. Wir müssen an Visionen festhalten und dürfen uns nicht wie Zuchtochsen behandeln lassen, weil das eben „dazu“ gehört. Wir dürfen uns nicht irgendein Schemakostüm anziehen, nur weil es uns steht. Die mannigfaltigen Etiketten, die uns stets aufgedrückt werden, haften ausschließlich langfristig, wenn sie mit der Realität übereinstimmen. Und genau an diesem Punkt können wir arbeiten. Selbstverständlich gehören Praktika und auch der ein oder andere schlecht bezahlte Job dazu aber das sollte nur einem kurzen Aufenthalt gleichen und nicht der Endstation. Letztendlich ist es so, dass nicht die Medien, die Gesellschaft oder sonst wer unsere Fahnen zu beschriften hat, sondern wir selbst. Wenn wir unseren Weg durch das Dickicht der Möglichkeiten und Sackgassen gefunden haben, müssen schließlich wir damit glücklich werden und kein anderer. Deshalb ist es gar nicht verpflichtend sich irgendetwas auf die Fahnen zu schreiben. Und wenn doch, dann sollte es nur etwas sein, das unserer Zeit wirklich entspricht: Generation Wir.
Titelthema
Auswege
aus dem Leistungsdilemma VON CHRISTOPHER KITSCHE
Psychologische Beratungsstellen
andere wiederum inputorientiert. Auch die Häufigkeit der Gespräche steht den Studener Bolognaan Universitäten Prozess ten selbstverständlich brachte frei. Um gegen Druck noch mehr Druck in das schon ohne- anzukommen gibt es selbstverständlich nicht hin anspruchsvolle und herausfordernde Univer- das Allheilrezept. „Ausgleich sei u.a. wichtig“ rät sitätsleben. Vorbei die Mythen vergangener Tage, Gunawardena. Letztendlich ist fragwürdig ob als das Studium als eine Zeit der Abenteuer und es gut ist sich durch die Uni-Aufgaben zu sehr der Unbeschwertheit vor dem manchmal tristen verrückt machen zu lassen und dann mehr und Berufsleben galt. Es kommt von daher immer öf- mehr Stunden zu investieren, die dann mitunter ter vor, dass sich Studenten mit psychischen Pro- ineffektiv sind, weil man eben nicht die richtige blem während ihres Studiums konfrontiert se- Balance findet. In unserer Gesellschaft kommt hen. Kommt man nicht alleine damit klar, bieten es oft vor, dass man seinen Selbstwert von seiner die meisten Universitäten spezielle Beratungen Qualifikation und eben den Leistungen, im Falle rund um Prüfungsstress, Zukunftsängsten, Leis- von Studenten an der Universität, ableitet. Auch tungsdruck und anderen alltäglichen Problemen hier zeigt die Beratungsstelle Lösungswege auf. an. Auch in Würzburg gibt es eine solche Bera- Ein Weg um solche Probleme anzugehen seien tung der Universität, außerdem gibt es noch die „Rollenspiele und andere psychologische LöMöglichkeit bei den Hochschulgemeinden (ESG sungsstrategien“. und KHG) Beratungsgespräche durchzuführen. Für das Studenten-Beratungsteam besteht der Innerhalb der letzten Jahre hat die Nachfra- besondere Reiz der Beratung u.a. darin, dass sie ge z.B. bei der ESG- Beratungsstelle zugenom- schon während des Studiums erste praktische Ermen. Auf Nachfrage sagt Aruni Gunawardena, fahrungen sammeln können, was in ihrem zum eine der dortigen Mitarbeiterinnen des Bera- Teil theoretischen Studium mitunter nicht imtungsteam, dass die Inanspruchnahme in den mer der Fall ist. letzten Jahren „allgemein gestiegen“ sei. Das, so Die Sprechstunde der ESG findet immer monGunawardena weiter, muss nicht zwangsläufig tags von 18.15 Uhr-19.00 Uhr statt. Eine Anmelmit dem steigenden Leistungsdruck zusammen- dung im voraus ist nicht notwendig. hängen. „Zu uns kommen Studenten aus unterZusammenfassend ist zu sagen, dass Beraschiedlichen Beweggründen, ein allgemeiner tungsstellen ein wichtiger Pfeiler im universitäTrend ist nicht auszumachen.“ Bei der ESG be- ren Bereich ist und Studenten verstärkt auf diese steht das Beratungsteam aus Studenten höherer Hilfestelle zurückgreifen. Es macht auch Sinn die Fachsemester der Fächer Jixar | flickr.com Beratungsstelle aufzusuPsychologie, Sonderpädachen, wenn die Probleme gogik und sozialer Arbeit. noch nicht allzu tiefgreiDer Kopf ihres Teams ist fend sind. Ein konstrukeine Diplom-Psychologin, tiver Austausch und eine selbst werden die ehrenfachkundige Beratung amtlichen Berater an hilft, um im schnelllebiFortbildungswochenengen Uni-Alltag nicht die den und andere Seminare Orientierung zu verlieren. geschult. „Zur gleichen Man sollte sich jedoch mit Generation zu gehören dem Hintergrund einer und die Universität, deren solchen Beratungsstelle Abläufe und Alltag zu kenbefassen, bevor man diese nen, kann bei den Gespräaufsucht. Fragen wie die chen mit den Studenten Suche nach dem richtigen hilfreich sein.“ meint die Studienfach oder konkrePsychologiestudentin. Gete Zukunftsvorstellungen sprächsanliegen rund um liegen nicht im AufgaPrüfungen und Leistung benbereich von psycholo„seien ja selbst Teil ihres gischen Beratungsstelle. Alltags“. Ein Gespräch Man befasst sich vielmehr verläuft im Grunde „indimit sich selbst und dem viduell ab“ beschreibt GuUmgang bzw. der Lösung nawardena. So sind mache Immer mehr Studententen suchen Rat bei seiner persönlichen Situunter Umständen output-, psychologischen Beratungsstellen. ation.
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Sprachrohr Dezember/Januar 2013/14
(Uni-)leben
Betrunken auf dem Drahtesel – wie man in einer Nacht tausende Euros los wird
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VON JULIAN NAGELSCHMIDT
im, ein 20 Jahre junger Student trifft sich mit seinen Freunden zum grillen am Main. Wie so oft bewältigt er die Strecke bedenkenlos mit dem Rad. Nachdem die Clique sich neben den saftigen Steaks auch ein paar „Main gekühlte“ Biere genehmigte zogen sie weiter, um in einem Club die angeheizte Stimmung zu vertiefen. Spät in der Nacht steigt Tim auf sein Rad um nach Hause zu fahren. Ein Polizeiwagen fuhr neben ihn und verkündete per heruntergelassener Fensterscheibe, dass er rechts ran fahren solle. „Sie fahren ohne Licht junger Mann“ sagte die Beamtin. Der Student stammelte eine Entschuldigung vor sich hin. „Haben Sie Alkohol getrunken?“ fragt der zweite Beamte plötzlich. Da Tim sich keiner Schuld bewusst und durch den Alkohol leicht enthemmt war, erzählte er, was genau an Flüssigkeit im laufe des Abends seinen Magen, seine Leber und schlussendlich sein Blut passierte. Die Beamten zückten ein Atemalkoholkontrollgerät – Tim pustete glatt 2 Promille. „Trunkenheit im Straßenverkehr ist auch als Fahrradfahrer strafbar“ entgegnete der Beamte Tims entsetztem Gesichtsausdruck. Der 20jährige wurde mit auf die Polizeiwache genommen, um dort durch einen Arzt eine Blutkontrolle durchführen zu lassen, da der Atemalkoholtest vor Gericht keine Gültigkeit besitzt. Einige Wochen später flog das Gerichtsurteil bei Tim ein: 1,8 ‰ Alkohol im Blut – 500 € Geldstrafe. Doch das war noch nicht alles. Da Tims´s Blutalkoholwert über 1,6 ‰ lag und er
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einen Führerschein besitzt, wurde er Monate später durch seine Führerscheinstelle aufgefordert, sich einer Medizinisch Psychologischen Untersuchung (kurz: MPU), im Volksmund Idiotentest genannt, zu unterziehen. Dabei soll ausgeschlossen werden, dass er künftig unter Alkoholeinfluss am Straßenverkehr teilnehmen wird. Selbst wenn er keine Fahrerlaubnis besitzen würde, wäre er dazu aufgefordert worden, sobald er den Führerschein bei der Fahrerlaubeisbehörde beantragt hätte. Um die MPU zu bestehen bereitet der Student sich mit einem Alkoholabstinenzprogramm sowie diversen Seminaren darauf vor. Insgesamt kostete Tim dieser eine Alkoholexzess 1500 Euro und ein Jahr Führerscheinlosigkeit. Doch es hätte noch teurer kommen können. Im Jahr 2012 wurden in Unterfranken insgesamt 269 alkoholisierte Fahrradfahrer aus dem Verkehr gezogen. 51 Radler hatten im volltrunkenen Zustand einen Unfall, davon 46 mit Personenschaden und einen mit tödlichen Folgen (Quelle: Polizeipräsidium Unterfranken). Trunkenheit im Straßenverkehr ist als Autofahrer sowie als Radfahrer strafbar und gefährlich. Selbst als Fußgänger kann der Nachhauseweg mit Infragestellung der Fahreignung enden. Falls man sich unsicher ist, wie viel Alkohol individuell zu welcher Promillezahl führt, kann man dies ungefähr mit der sogenannten WidmarkFormel berechnen:
dabei ist w der Masseanteil des Alkohols im Körper (‰), A die aufgenommene Masse des
Alkohols in Gramm; r der Reduktions- der Verteilungsfaktor im Körper; m entspricht der Masse der Person in Kilogramm. Der Reduktionsfaktor bei Männern liegt bei rund 0,70 und bei Frauen um die 0,60. Um bei einem Getränk den Masseanteil (A) herauszufinden muss zunächst das Volumen des Getränks (in Milliliter) mit dem Alkoholvolumenanteil e (bei einem Bier mit 5% Alkohol z.B. 0,05) und der Dichte des Alkohols (0,8 g/ ml) multipliziert werden.
Rechenbeispiel: Trinkt ein ca. 80kg (m=80kg) schwerer Mann (r=0,70) einen Liter Bier mit 5% Alkoholanteil, so ergibt folgender Blutalkoholwert:
Nun ist noch die Abbauzeit mit zu berücksichtigen. In der forensischen Literatur geht man von einer Abbaurate von 0,15‰ pro Stunde aus. Wäre der Mann von 20.00Uhr bis 1.00Uhr unterwegs und hätte den Liter Bier innerhalb der ersten Stunde getrunken so wäre der Alkohol um 1.00Uhr abgebaut. Diese Angaben sind ohne Gewähr und können individuell abweichen. Falls Ihr euch mal unsicher seit fahrt lieber mit den Öffentlichen oder ruft ein Taxi, erspart jede Menge Zeit, Ärger und Geld.
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(Uni-)leben
Die Langau Bildungs- und Erholungsstätte im Alpenvorland
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VON RABEA DREYER
ie Langau ist ein Ort, dessen Lage Nichtwissenden am besten mit „Nähe Wieskirche/Schloss Neuschwanstein“ oder „bei Steingaden, das ist da Richtung Füssen“ oder ganz grob gesagt „im Alpenvorland“ beschrieben werden kann. Was ist das für ein Ort? Wenn man dort ist, könnte man meinen, dass die Uhren hier anders gehen. Es überkommt einem dort eine fast schon unheimliche innere Ruhe und Gelassenheit und man darf einfach mal loslassen vom Alltag und etwaigen Sorgen. Hier darf man so sein wie man ist, denn es wird nicht nach Leistungsfähigkeit, „Können“ oder Aussehen unterschieden. Hier zählt nur das Hier und Jetzt und das „Miteinander sein“. Die Langau ist eine Bildungs- und Erholungsstätte für und mit Menschen mit und ohne Behinderung. Es ist ein Ort der Begegnung mit dem Motto „Einfach Mensch sein“. Gegründet wurde die Bildungs- und Erholungsstätte Langau e.V. im Jahre 1965 vom damaligen Bund Christlicher Pfadfinderinnen BCP, der den 400 Jahre alten Viehhof „Langau“ erwarb und ihn innerhalb von vier Jahren in ein barrierefreies Tagungs- und Gästehaus umbaute. Mit den Jahren kamen u.a. die hauseigene Kapelle „Die Arche“, ein Mitarbeiterwohnhaus und eine Blockhütte hinzu. Das von Anfang an auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung angepasste Haus bietet inzwischen ein riesiges Angebot an Freizeiten, Tagungen, Workshops und Treffen an. Hier geht es um Menschen mit besonderen Bedürfnissen, aber auch um deren Angehörige, da diese genauso durch ungewohnte Lebenssituationen besondere Bedürfnisse haben. Willkommen ist hier also jeder, der an einer Begegnung von und mit Menschen mit Behinderung interessiert ist und Lust auf Gemeinschaft hat. Jeder kann etwas dazu beitragen und wenn es noch so klein ist. In der Langau arbeiten ehrenamtliche und hauptberufliche Mitarbeiter in allen Bereichen eng zusammen. Pädagogische Anleitungs- und Leitungsfunktionen werden auch von den Ehrenamtlichen übernommen. Mitarbeiter und Teilnehmer werden wiederum von den hauptamtlich pädagogischen Mitarbeitenden darin unterstützt, ihre jeweiligen Fähigkeiten einzubringen, sie zu entfalten und weiterzuentwickeln. Ein Herzstück sind die Familienfreizeiten in der Langau, die Familien i.d.R. mit Kindern mit Behinderung zu unterschiedlichen Jahreszeiten dazu einladen, mal so richtig Urlaub zu machen: Die Kinder mit Behinderung werden von ehrenamtlichen Mitarbeitern am Tag betreut und ermöglichen so den Eltern, all die Dinge zu tun, die sie sonst nicht so einfach machen können: Wandern gehen,
Sightseeing oder einfach mal nur in Ruhe ein Buch lesen. Die Geschwister, die durch die Behinderung ihres Bruders oder ihrer Schwester oftmals zu kurz kommen, können an einem für sie erstellten Freizeitangebot teilnehmen. Doch auch außerhalb der „Betreuungszeiten“ findet viele Aktivitäten statt, wie ein gemeinsames Grillfest oder der bunte Abend. Oft ist es einfach nur ein gemütliches Beisammensitzen, bei dem das gemeinsame Singen und das eine oder andere Bier meistens nicht zu kurz kommen. Hier erleben sich viele Personen ganz anders, als sie es aus ihrem Alltag kennen: Kinder, die „aus sich heraus kommen“; Erwachse-
ne, die sich „so tiefenentspannt gar nicht kennen“; Mitarbeiter, die sich „so etwas vorher nie zugetraut hätten“. Jeder, der so eine Freizeit schon einmal erlebt hat, weiß, was mit der in dieser Zeit entstandenen „Langaublase“ gemeint ist. Eine andere, aber genauso schöne Atmosphäre herrscht z.B. auf den Kinderfreizeiten. Die Teilnehmer besuchen diese ohne Eltern und werden dort rund um die Uhr betreut. Und auch wenn man mal „nur“ für ein Wochenende in die Langau kommt (ob zum betreuen, als Teilnehmer oder einfach so) bekommt man dieses besondere Gefühl, welches sich nicht beschreiben lässt – sondern erlebt werden muss! Das Leit- und Menschenbild der Langau ist zwar christlich geprägt und lädt zu Gottesdiensten in der Arche oder gemeinsamen Nachdenken über die Worte der Bibel ein, drängt aber niemanden zu etwas und ist für alle Glaubens- (und Nichtglaubens-) Richtungen offen. Und wenn man sich einmal zurückziehen möchte, findet sich immer ein ruhigen Ort dazu, sei es meditativ in der Arche oder auf dem Gelände bei einem der vier Elementsteinen. Da die Langau eine soziale Einrichtung ist, lebt sie von staatlicher/kirchlicher Unterstützung sowie von vielen kleinen und größeren Spenden. Nachdem lange Zeit nicht klar war, ob sich die Langau überhaupt noch halten kann, da es ihr finanziell sehr schlecht ging, ist sie nun langsam – ganz langsam auf dem Weg der Besserung. Vor kurzem wurde der schon lange nötige Komplettumbau endlich in Angriff genommen. Vieles muss an neueste Standards angepasst werden, die ja inzwischen auch immer strenger werden (z.B. für Großküchen). Auch der Komfortanspruch ist gestiegen, deswegen wird die Langau jedoch nichts an ihrem bäuerlich-urigen Charme verlieren! Des weiteren sollen eines Tages Projekte wie der rolligerechte Umbau der Blockhütte oder ein in Deutschland noch sehr unbekanntes Konzepts eines Bewegungsraumes für Kinder und Menschen mit den unterschiedlichsten Sinneseinschränkungen realisiert werden. Wenn du nun Lust bekommen hast, diesen wunderbaren Ort einmal persönlich kennen zu lernen, fühle dich herzlich dazu eingeladen! Vielleicht möchtest du auf einer Freizeit als BetreuerIn dabei sein und die Freude an Verantwortung entdecken? Vielleicht könntest du dir auch vorstellen, die Langau finanziell zu unterstützen, damit sie weiter bestehen bleibt und noch mehr Menschen verzaubern kann? Alle Infos findest du auf der Homepage: www.langau.de
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(Uni-)leben
Klischees, Geschichte und Farben Im Gespräch mit zwei Würzburger Verbindungsstudenten Paddy | Wikimedia.org
INTERVIEW GEFÜHRT VON JULIAN NAGELSCHMIDT
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ie Entstehung der Studentenverbindungen reicht zeitlich bis ins 18. Jahrhundert zurück. Aus den älteren, heute nicht mehr existierenden, Landmannschaften entwickelten sich Orden und diese wurden schließlich von den älteren Corps abgelöst. Allen gemein war in ihrer Entstehungszeit die beträchtliche Relevanz unter der Studentenschaft sowie Reglements, die strickt verfolgt wurden. Schriftliche Überlieferungen der Regeln für das Verbindungsleben liegen seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts vor. Gekennzeichnet waren diese Regeln von der Unterordnung unter einen Vorsitzenden, den sogenannten Senior sowie dem Mehrheitsbeschluss, dem geselligen Miteinander und einem gemeinsamen Auftreten nach Außen. Ergänzt wurden diese Regeln im laufe der Zeit durch das Lebensbundprinzip, das Prinzip der Geheimhaltung, die exklusive Auswahl der Mitglieder, ein durchdachtes Zeremoniell und das in den Vordergrund zu rückende Lebensbundprinzip. Doch mit dem geschichtlichen Wandel in Deutschland erlitten auch die Studentenverbindungen einen herben Rückschlag. Im Nationalsozialistischen Deutschland wurden sie verboten oder suspendierten sich, anstatt ihre jüdischen alten Herren herauszuschmeißen. Im zweigeteilten Deutschland erlebten westliche Studentenverbindungen zunächst einen Aufschwung während sie in der DDR verboten wurden. Durch den gesellschaftlichen Wandel um 1968 und der damit einhergehenden Entwicklung zu antiautoritären Lebensstilen sowie der allgemeinen Infragestellung des konventionellen bürgerlichen Lebensstils wurden sie wieder mehr in den Hintergrund gedrängt. Heutzutage werden sie oft als Relikte aus vergangener Zeit kritisiert oder unwissentlich als nationalsozialistische Überbleibsel deklariert, weshalb Studentenverbindungen in den vergangenen 20 Jahren darum bemüht sind, sich ihren Platz in der modernen studentischen Gesellschaft zu erhalten. Damals wie heute sind Studentenverbindungen in jeder deutschen Universitätsstadt vorzufinden. Auch in Würzburg gibt es circa 40 dieser Vereinigungen. Um Vorurteile aus dem Weg zu räumen und zu zeigen, dass Studentenverbindungen der heutigen Zeit durchaus ihren Bestand verdient haben wurden zwei Studenten aus einer schlagenden und einer nicht-schlagenden Verbindung interviewt. Für die schlagende Verbindung stellte sich Philipp der „Corps Fran-
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conia“ zur Verfügung, für die nicht-schlagende Johannes der Rheno Frankonia.
Wie heißt du, wie alt bist du und was studierst du? Philipp: Philipp, ich bin 27 Jahre alt und studiere in den letzten Zügen Politikwissenschaften , Neuere und Neueste Geschichte sowie Kriminologie auf Magister. Johannes: Mein Name ist Johannes, ich bin 22 Jahre alt und studiere Jura. Was heißt es für dich in einer Verbindung zu sein? Philipp: Für mich bedeutet es viel Spaß in der Studentenzeit, guten Kontakt auch nach dem Studium sowie guten Kontakten zu vielen Leuten in ganz Europa. Freundschaft ein Leben lang in meinem Corps, aber auch Freundschaft zu Leuten, die ich so nicht kennengelernt hätte und die eben nicht in meinen Fachrichtungen beheimatet sind. Johannes: Für mich bedeutet das, füreinander Verantwortung zu übernehmen in einer Form, die seit 200 Jahren Tradition hat im studentischen Bereich. Wie bist du zu dieser Verbindung gekommen (Wie war dein Kontakt zu xxx /Warum gerade diese?) Philipp: Ich bin damals über die Zimmeranzeige zu der Verbindung gekommen, habe mir mehrere angeschaut ( eine Burschenschaft, eine Nicht-schlagende etc.), geblieben bin ich aber wegen der Leute. Johannes: Der erste Kontakt hat sich über die Zimmervermietung ergeben. Ich bin dann eingezogen, habe mir das aktiven Leben angeguckt und bin beigetreten. Warum ich mir ausgerechnet diese Verbindung ausgesucht habe? Als Katholik kam eine Schlagende für mich nicht in Frage. Es gibt zwar noch mehrere andere katholische Verbindungen hier in Würzburg, aber der persönliche Eindruck während der Zimmerbesichtigung hat mich dann sofort von der katholischen Studentenverbindung Rheno-Frankonia überzeugt Seit wann gibt es euch, besondere Mitglieder/ alte Herren/Damen? Philipp: Uns als älteste Würzburger Verbindung ( und die fünftälteste Deutschlands) gibt es seit 1805. Besondere Alte Herren haben wir einige im Laufe der Zeit gehabt, aber für den normalen Studenten ist wohl Alois Alzheimer (der Entdecker der nach ihm benannten Krankheit) der Bekannteste. Johannes: Wir wurden 1892 in Eichstätt als Aca-
demia gegründet. Da aber Anfang des 20. Jh. in Eichstätt die Studentenzahlen sanken mussten wir den Aktivenbetrieb dort aufgeben und haben uns 1910 in Würzburg als Rheno-Frankonia wieder konstituiert. Insbesondere wahren wir das Andenken an unseren AH Hans Wölfel, der für seinen Glauben und seine Überzeugungen vom NS-Regime hingerichtet wurde. Was habt ihr ca. für monatliche Kosten auf dem Haus? Philipp: Die monatlichen Kosten belaufen sich je nach Zimmergröße zwischen 80€ und 120€. Johannes: Die Miete beträgt bei uns warm 150 Euro im Monat, zuzüglich der Kosten für die Telefon- und Internetflatrate, die sich die Hausbewohner teilen. Wie sieht ein normaler Wochenablauf in eurer Verbindung aus? Philipp: Für Aktive (also Füchse und aktive Corpsburschen) ist der tägliche Paukboden (bei dem das studentische Fechten geübt wird) Pflicht, der ca. eine Stunde dauert. Dazu kommen bei uns noch alle 2 Wochen Convente (das demokratische Element, bei dem über alles was in nächster Zeit ansteht gesprochen wird sowie vergangenes besprochen wird). Weiterhin wird so circa alle zwei Wochen eine besondere Veranstaltung durchgeführt (Reisen zu befreundeten Verbindungen in Deutschland und Österreich, Kneipen usw.) Johannes: Neben den traditionellen Programmpunkten wie etwa Vorträge oder Kneipen versucht natürlich der Senior als Programmverantwortlicher seinen persönlichen Vorstellungen in einer besonderen Veranstaltung Ausdruck zu verleihen. Aber ein Special Event im Sinne einer öffentlichen Party haben wir nicht. Unsere zentrale Lage bringt auch die Pflicht mit sich, auf die Nachbarn im besonderen Maße Rücksicht zu nehmen. Da unser Verbindungshaus, die „Kette“, vorher Weinlokal war, klingelt heute noch so manch einer in der Annahme er könne hier seinen Schoppen trinken. Unsere Öffentlichkeitsarbeit beschränkt sich daher mehr auf den persönlichen Kontakt. Habt ihr irgendwelche Special Events übers Jahr? Philipp: Ganz klar Vortragsabende (ca. 1-2 mal im Semester), im Sommer die „Dolce Vita“- Party sowie im Winter die kleinere Cocktailparty. Aber auch der Hubertusabend (ein Abend bei dem über ein jagdliches Thema referiert wird mit anschließendem drei-gängigem Wildmenü) Johannes: Also öffentliche Partys haben wir ei-
Dezember/Januar 2013/14 Sprachrohr gentlich gar keine. Wir haben zwar das Privileg in der Innenstadt zu sein aber das bringt natürlich mit sich, dass man keine großartigen Partys veranstalten kann, weil man sonst ärger mit den Nachbarn bekommt. Außerdem geht es uns konstant so gut, dass wir nicht unbedingt mehr Öffentlichkeitsarbeit betreiben müssten. Was blüht den “Neuen” bei euch? Gibt es da besondere Aufgaben oder Stellung innerhalb der Verbindung? Philipp: Die Neuen sind sogenannte Füchse. Sie helfen bei der Durchführung von Veranstaltungen mit (planen diese aber nicht), pauken wie die Corpsburschen, nehmen an der Fuchsenstunde teil, wo sie Geschichtliches über die Verbindung, Verbindungen allgemein sowie Sitten & Gebräuche erfahren. Als neuer ist man eben auch immer erst mal auf Probe dabei. Man muss schauen ob es einem so liegt, aber auch wir schauen ob der neue zu uns passt. Je weiter man im Studium ist, desto weniger macht man ja auch für die Verbindung und hat viel mehr Freiraum für die Uni usw.. Johannes: Also die neuen sind ja die Füchse und das wird immer so negativ dargestellt, dass der Fuchs der Depp wäre, dass dem jede dumme Arbeit aufgetragen wird und er nur die Drecksarbeit macht für die Burschen auf deutsch gesagt. Es ist in jeder Gesellschaft so, wenn neue zu
(Uni-)leben wo man sich noch mehr Freiheiten herausnehmen kann. Und dann kann es auch wieder sein, dass Burschen, die den Laden hier schon sehr lange kennen, Aufgaben wahrnehmen, welche die Fuchsen noch nicht machen können. Zum Beispiel organisatorische Arbeit, die hinter den Kulissen abläuft und die einfache Arbeit, wo ich einfach anpacken muss, da muss ich nicht unbedingt schon fünf Jahre Verbindungsstudent für sein. Also wir versuchen schon die Arbeit gleichmäßig auf alle Schultern zu verteilen aber es gibt unterschiedliche Arbeit, die nicht von allen gleich wahrgenommen werden kann und insofern stimmt das schon, dass der Fuchs sich das Vertrauen erarbeiten muss. Es ist aber nicht so, dass das ausgenutzt werden würde oder das der Fuchs erniedrigende Arbeiten verrichten müsste, wie das oftmals dargestellt wird. Tragt ihr eure Mitgliedschaft in einer Verbindung offen zur Schau oder nicht? Philipp: Wieso sollten wir unsere Mitgliedschaft verstecken? Wir sind stolz „Würzburger Franken“ zu sein weil es eine freie Entscheidung ist dem Beizutreten und dadurch etwas zu einer Gemeinschaft zuzusteuern, die über das Studienleben hinaus existiert. Johannes: Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Die Öffentlichkeit nimmt uns vielleicht da-
to.wi | flickr.com
landschaft. Verbindungen im allgemeinen und ihre Mitglieder waren und sind Vorreiter gelebter Toleranz und Demokratie. Nicht umsonst war der Großteil der Mitglieder der Paulskirchenverfassung corpsstudentischen Hintergrunds. Aber auch das Hambacher Fest war in der Hand Korporierter. Nicht umsonst ist die Farbe Schwarz-Rot-Gold aus der Urburschenschaftsfahne entlehnt. Entgegen der Vorurteile unserer Kritiker sind Verbindungen ein Hort von mittigen Demokraten. Extremisten rechts wie links haben keinen Platz in Verbindungen, sie würden ja deren innere Homogenität zerstören! Johannes: Betrachtet man sich die Geschichte der Universität, so wird man feststellen, dass sie sehr lange sehr eng mit der der Verbindungen verknüpft ist. Das resultiert schon allein aus der Tatsache, dass die Mehrzahl der Studenten früher korporiert war. Bis in die 1960er Jahre wurde zum Beispiel unipolitisches Engagement größtenteils von Verbindungsstudenten geleistet. Verbindungsstudententum ist eine Tradition die gewachsen ist und in deren Entwicklung es zahlreiche positive Anknüpfungspunkte für uns heute gibt. Leider haben sich seit der Nachkriegszeit Verbindung und Universität zu sehr voneinander entfremdet. Nun können aber Verbindungen ohne Universitäten nicht existieren und auch die Universitäten würden ohne uns einen wichtigen Teil ihrer Identität verlieren. So bewahren wir Verbindungen jahrhundertealtes studentisches Liedgut, stehen im Gegensatz zu den geläufigen Vorurteilen für Werte und geben durch den Lebensbund dem Einzelnen in Schwierigkeiten Halt und sind ihm ansonsten Ansporn, sodass wir auf eine nicht aufzuzählende Vielzahl berühmter Korporierter verweisen können. Wir sind in keinster Weise überflüssig und man sollte uns schon gar nicht, wie von manchen gefordert, abschaffen, im Gegenteil, man sollte uns wieder besser in das Unileben integrieren! Woher kommt das schlechte Image innerhalb der Studentenschaft?
Ein winterliches Verbindungshaus
einer bestehenden Gruppe dazu kommen, dass diese neuen sich erst mal einen gewissen Stand verdienen müssen. Das ist in der Fußballmannschaft so, das ist im Internat so. Das heißt, wenn ich neu zu einer Gruppe dazu komme die eben schon gefestigt ist, dann wird mir erst mal ein gewisses Vertrauen entgegen gebracht, das sind Vorschusslorbeeren. Aber auf der anderen Seite muss ich eben auch unter Beweis stellen, dass ich wirklich mitmachen will und dass dieses Vertrauen auch gerechtfertigt ist. Deswegen kann es natürlich schon sein, dass ein Fuchs mehr macht als ein Bursche aber das kann auch andere Gründe haben. Ein Bursche, der zum Beispiel in der Vorbereitung für das Staatsexamen ist, der kann in dem Moment vielleicht weniger leisten, als jemand der im 1. oder 2. Semester ist,
durch, dass wir offiziell weder Mütze noch Band tragen, weniger wahr als das bei farbentragenden Verbindungen der Fall ist. Dennoch würde ich sagen, dass wir unsere Verbindungszugehörigkeit stolz öffentlich leben. Denn korporiert zu sein ist eine bewusste Entscheidung, für die man sich nicht schämen sollte. Es kommt öfter vor, dass man darauf angesprochen wird, insbesondere auf die negativen Vorurteile. Aber das bietet Einem Gelegenheit diese Vorurteile zu entkräften. Warum ist der Erhalt von Verbindungen wichtig für das Unileben beziehungsweise generell? Philipp: Verbindungen sind Träger einer schönen Tradition, sie bereichern nicht nur das Stadtbild, sondern auch das der Universitäts-
Philipp: Dies kommt einerseits aufgrund der absolut unsinnigen, gelogenen Vorurteile, welche die Asten (bzw. in Würzburg SDS und JuSos) propagieren und in diversen Astareadern zu finden sind. An den Haaren herbeigezogene Vorurteile, welche durch einfaches Sich-Informieren schon aus der Welt geschafft werden könnte. Andererseits könnte dieser unsägliche Rechtsruck in der Deutschen Burschenschaft verantwortlich sein, der nur marginalen Anteil innerhalb der Korporiertenszene hat, aber medial total überhöht wird. In Würzburg gibt es keine DB-Burschenschaft mehr (mit Ausnahme der zugezogenen und in Würzburg überhaupt nicht angekommenen B! Teutonia zu Würzburg). Die Corps haben übrigens ein Umgangsverbot mit den Herren. Als letztes ist zu sagen, dass sogenannte Verbindungs-Experten wie Herr „ Dr.“ Peters oder Frau Kurth einfach keine Ahnung haben und sich Geschichten wohl ausdenken und ihren Senf gerne nach außen tragen. Johannes: Hier gibt es meiner Meinung nach zwei unterschiedliche Entwicklungen. Zum ei-
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(Uni-)leben nen die in der DDR, wo Verbindungen verboten wurden und man mit Propaganda versucht hat, sie in ein möglichst negatives Licht zu rücken. Das schlechte Image der Korporationen war Teil der politischen Doktrin. In Westdeutschland erlebten die Verbindungen hingegen in den 50er Jahren nochmal einen starken Aufschwung. Gedreht haben sich die Ansichten dann mit der 68er Bewegung, in der die Verbindungsstudenten als Teil der antiquierten Gesellschaft gesehen wurden. Dabei setzte man sich nicht unbedingt kritisch mit Verbindungen auseinander, vielmehr passte es einfach zur Ideologie, gegen sie zu sein. Beides zusammen ergibt dann ein bis heute vorherrschendes, undifferenziertes und unreflektiertes, Meinungsbild. Dabei gilt natürlich immer, dass derjenige, der am lautesten schreit auch am meisten Gehör findet. Das heißt, Medien berichten bevorzugt, da Auflagenwirksamer, von Verbindungen, die die Klischees bedienen. Da viele Studenten leider nicht wissen, wie viele Verbindungen in Würzburg aktiv und wie verschiedenartig diese Ausprägungen sind, bleibt bedauernswerter Weise zu oft das schlechte Image hängen. Selbstkritisch gilt hier zu sagen, dass wir uns zu lange nicht öffentlichkeitswirksam genug gegen die Verfehlungen anderer positioniert haben. Wenn der Mediensprecher des Dachverbandes meiner Verbindung eine Pressemitteilung herausgibt, dann kriegt das hier in Würzburg leider keiner mit Was könnten die Verbindungen für ein positiveres Bild tun? Philipp: Sie haben schon viel versucht, allerdings wurden alle Einladungen auf Häuser sowie Diskussionseinladung seitens der Kritiker bisher nicht genutzt bzw. wollten nicht genutzt werden. Johannes: Ich denke, dass sich das Bild von uns Verbindungen in der Öffentlichkeit nicht schnell wandeln lässt. Wie die Berichterstattung über die DB zeigt, gibt es leider noch einige, die den Medien genügend Negatives liefern um unser schlechtes Image zu manifestieren. Wir versuchen im Kleinen zu beginnen. Unsere Türen stehen eigentlich immer offen, wenn jemand vorbei kommen möchte um sich ein objektives Bild von uns zu machen, dann ist derjenige immer herzlich Willkommen. So haben wir auch unsere Nachbarn überzeugt, die bei einem Bier meinten, eigentlich hätten sie ja ein sehr negatives Bild von uns gehabt und dann überraschend feststellten, dass Verbindungen ein cooles Konzept und wir Burschen auch voll okay sind. Insofern ist es ja auch ein positiver Schritt für ein besseres Image, dass du mich gerade interviewest! Welche Bedeutung hat für euch das Fechten? Philipp: Wir tun es. Man muss es, um Mitglied bei uns zu sein, so einfach ist es. Aber dafür wird auch extra trainiert. Das akademische Fechten ist ein schöner Sport, der den Körper fit hält und dank seiner Anforderungen einen auch geistig für etwaige Prüfungssituationen im Leben vorbereitet. Johannes: Das Fechten hat eine sehr lange Tradition und nimmt bei den schlagenden Verbindungen ja auch eine wichtige Rolle ein. Dass es für mich als Katholik nicht in Frage kommt zu
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fechten hatte ich ja bereits eingangs erwähnt. Prinzipiell sollte aber auch hier jeder selbst frei entscheiden können, ob er das tun will oder nicht. Welche Vor- und Nachteile bringt das Leben in einer Verbindung für dich/euch mit sich? Philipp:
Philipp: Kann ich so nicht beantworten, da sich meine Erlebnisse eher in schön, sehr schön und grandios schön untergliedern würde. Auch z.B. als ich in Heidelberg wegen eines Unfalls in einem Krankenhaus lag, kam spontan ein Corpsbruder vorbei und hat mir geholfen einerseits das Schlechte zu vergessen andererseits die Zeit weit weniger langweilig zu gestalten. Es war einfach gelebte Brüderlichkeit. Schlechte Erlebnisse habe ich keine gehabt, bisher nicht, und werde ich auch hoffentlich und wahrscheinlich in Zukunft keine haben!
Vorteile: Freundschaften ein Leben lang mit Alt und Jung, Einblicke in andere Fachbereiche, Erlernen von Soft Skills wie z.B freies Reden, der Convent wo man sich auch andere Meinungen anhören muss und je nach Johannes: Unschönstes Erlebnis: Persönlich Mehrheit auch akzeptieren muss, Rhetorik, hatte ich bisher noch kein unschönes ErlebZeitmanagement usw. Außerdem, eine schö- nis. Insgesamt ist aber vielleicht die negative ne Verbindung an unsere Studentenstadt so- Stimmung gegen Verbindungen zu nennen, wie Alma Mater. Aber auch die Möglichkeit, die im Einzelfall auch körperliche Gewalt viele schöne Veranstaltungen in Würzburg als legitimes Mittel betrachtet. Ich möchoder europaweit zu erleben und mitzuprägen! te nicht aufpassen müssen, in welcher Stadt Nachteile? Fallen mir keine ein! ich mich befinde um aus Angst vor Gewalt Johannes: Vorteile: Wer aus der Abwägung von mich nicht als Verbindungsstudent zu zeigen. Vor- und Nachteilen heraus Verbindungsstudent Schönstes Erlebnis: Während meines einjähriwird, ist hier am falschen Platz. Ich bin aus Über- gen Erasmusstudiums in Perugia, Italien, habe zeugung und Freude an der Sache bei der Rheno- ich mich auch mit der dortigen Form des VerFrankonia aktiv. Dabei kann ich vielleicht insbe- bindungsstudententums, die „goliardia“, besondere den Austausch über Studienrichtungen schäftigt. Wir hatten dann ein großes Fest aller hinaus betonen oder das Lebensbundprinzip, Verbindungen Perugias, sog. „festa della matridass es mir ermöglicht an der Lebenserfahrung cola“, zu dem auch aus vielen anderen Städten der Alten Herren teilzuhaben und auch nach Italiens und sogar aus Frankreich und Belgien dem Studium immer wieder nach Würzburg zu- Verbindungsstudenten anreisten. 13 meiner rückzukehren. Insgesamt lässt es sich aber nicht Bundesbrüder sind dann einfach mal für ein an einzelnen Punkten festmachen, sondern ist Wochenende nach Italien gefahren um mich zu meiner Meinung nach eine Lebenseinstellung. besuchen. Das hat mich schon sehr gefreut. Nachteile: Die erste Reaktion Anzeige vieler Menschen ist meistens negativ. Das hat mit dem oben erläuternden negativen Bild zu tun. Setzt man sich aber erst mal kritisch damit auseinander, revidieren viele ihre Vorurteile und treten einem damit in einem zweiten Schritt unvoreingenommen gegenüber. Aber man wird zunächst oft in einen Rechtfertigungszwang versetzt. Gott sei Dank ist es in Würzburg noch lange nicht so gefährlich wie in anderen Universitätsstädten, etwa Göttingen oder Marburg, VerbindungsLIEBE IST MEINE REBELLION - TOUR 2014 student zu sein. Dort kann man sich nicht einmal seiner körperlichen Unversehrtheit sicher sein, wenn man sich als Verbindungsstudent zu erkennen gibt. Kannst du von dein bestes und schlimmstes (unschönstes) Erlebnis mit Mitgliedern der Verbindung beschreiben?
Das Album LIEBE IST MEINE RELIGION inkl. der Singles LIEBE IST MEINE REBELLION & DIE DINGE HABEN SICH VERÄNDERT
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HUBLAND Am Hubland, Montag bis Freitag, 11:00 bis 14:00 Uhr
FRANKENSTUBE Am Hubland, Montag bis Freitag, 11:00 bis 14:00 Uhr
STADTMENSA Am Studentenhaus, Montag bis Freitag, 11:00 bis 14:00 Uhr
RÖNTGENRING Röntgenring 12, Montag bis Freitag, 11:45 bis 14:00 Uhr
BURSE Am Studentenhaus, Montag bis Freitag, 11:00 bis 14:00 Uhr
JOSEFSCHNEIDER-STR. Josef-Schneider-Straße, Montag bis Freitag, 11:30 bis 14:00 Uhr
Mensaplan
09.12.2013 bis 17.01.2014
STADTMENSA UND MENSA AM HUBLAND
Sprachrohr Dezember/Januar 2013/14
Mensaplan
Hublandmensa
Speiseplan
MO 09 Montag 09.12.2013 Erbsentopf mit 1 Paar Wienerle
MO 16 Montag 16.12.2013
Tutensteak mit Portweinsoße
Schweinerückensteak an Cranberrysoße
Vegan Twisters mit Salsa
Putenfilet im Knuspermantel
DI 10 Dienstag 10.12.2013 Seelachsfilet an Spinatsoße Hirschgulasch in Wacholderrahm BIO Hacksteak an Bratenjus mit Püree Vegetarisch Käsespätzle mit Röstzwiebeln
MI 11 Mittwoch 11.12.2013 2 Stück Hähnchenbrustschnitzel paniert mit Zitrone Ofenfrischer Spanferkelbraten VITAL Vegan Spaghetti mit Ragout von roten Linsen
DO 12 Donnerstag 12.12.2013 Putengeschnetzeltes in Champignonrahm Currywurst BIO Vegan Fühlingsrolle auf Gemüsereis Vegetarisch Pfannkuchen mit heißen Beeren
FR 13 Freitag 13.12.2013 Fish'n'Chips mit mexikischem Dip
Vegetarisch Gefüllte Teigtaschen in Pestosoße
DI 17 Dienstag 17.12.2013 1/4 Ente an Orangensoße Hacksteak "Mexiko" BIO Spaghetti Bolognese Vegetarisch Blumenkohl im Backteig
MI 18 Mittwoch 18.12.2013 Lachsfilet an Glühweinsoße VITAL Hähnchenbrust in Rucolasoße mit Bandnudeln Vegetarisch Vegetarische Pizzaschnitte
DO 19 Donnerstag 19.12.2013 Rinderbraten mit Lebkuchensoße Zigeunerspieß BIO Tagesangebot Vegetarisch Apfelkrapfen an Zimtsoße
FR 20 Freitag 20.12.2013
Rindernackensteak mit grünem Pfeffer Vegan Thai-Gemüsecurry auf Basmatireis
Tagesangebot
Alle Bio-Gerichte: DE-ÖKO-006 Kennzeichnung Wichtiger Zusatzstoffe in Lebensmitteln
Wir sind bemüht, den Einsatz von Lebensmitteln mit Zusatzstoffen auf ein Mindestmaß zu beschränken. Gerne sind wir bereit weitere Auskünfte zu erteilen, um unseren Gästen bei besonderen Ernährungsanforderungen behilflich zu sein. Bitte wenden Sie sich bei Rückfragen an unseren Küchenleiter. Rauf Gulyev
Wir kennzeichnen Speisen und Getränke entsprechend den lebensmittelrechtlichen, Anforderungen. Die zugelassenen, kennzeichnungspflichtigen Zusatzstoffe sind auf unseren Informationskarten in Form von Fußnoten wie nebenstehend kenntlich gemacht.
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Dezember/Januar 2013/14 Sprachrohr
Mensaplan
Das Sprachrohr inklusive Mensaplan findet Ihr auch zum Download unter:
www.stuv.uni-wuerzburg.de/sprachrohr
MO 06 Montag 06.01.2013
MO 13 Montag 13.01.2013 Feuerspieß in pikanter Soße
Geschlossen
Grillsteak vom Schweinenacken Vegan Asia-Mie-Nudeln mit gebratenem Gemüse
DI 07 Dienstag 07.01.2013 Paprikaschnitzel vom Schweinerücken
DI 14 Dienstag 14.01.2013
Geflügelspieß an karibischer Früchtesoße
Ghänchenbrustfilet mit Weintrauben und Croutons
BIO Penne a la Genovese
Dänische Geröste
Vegetarisch Bunte Spätzle-Gemüsepfanne
BIO Überbackener Kartoffelauflauf Vegan Soja-Pastaschuta mit Spaghetti
MI 08 Mittwoch 08.01.2013 Putengeschnetzeltes "Mediterrane"
MI 15 Mittwoch 15.01.2013
Cordon bleu vom Schwein
Ofenfrischer Schweinebraten aus der Keule
VITAL Kartoffel-Apfel-Lauch-Gratin an Meerrettich-Dill-Soße
VITAL Hokifilet auf Tomaten-Zucchinigemüse, dazu Himbeerjoghurt Vegetarisch Ebly-Gemüsepfanne an Olivensoße
DO 09 Donnerstag 09.01.2013 Gyros mit Tsatsiki
Italienischer Pennenudelauflauf
Hähnchenkeule vom Grill BIO Blumenkohlkäsemedaillon an Rahmkartoffeln Vegetarisch Germknödel (Sauerkirschfüllung) mit Vanillesoße
FR 110 Freitag 10.01.2013 Seelachs gebacken mit Remouladensoße Hacksteak "Mittelmeer" am Peperonatasoße Vegetarisch Spaghetti "Pesto"
Schweinerückensteak "Züricher Art" BIO Krautspätzle Vegetarisch Quarkstrudel mit Vanillesoße
FR 17 Freitag 17.01.2013 Schollenfilet gebacken mit Zitrone Griechisches Pita-Putengyros an Fladenbrot Vegetarisch Vegetarische Maultaschen in Tomatenragout
7 gewachst 8 mit Phosphat 9 mit Süßungsmittel 10 mit Süßungsmitteln 11 mit einer Zuckerart und Süßungsmittel 12 enthält eine Phenylalaninquelle
13 kann bei übermäßigem Verzehr abführend wirken
Alle Angaben ohne Gewähr.
Rauf Gulyev
1 mit Farbstoff 2 konserviert 3 mit Antioxidationsmittel 4 mit Geschmacksverstärker 5 geschwefelt 6 Geschwärzt
DO 16 Donnerstag 16.01.2013
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Sprachrohr Dezember/Januar 2013/14
Mensaplan
Stadtmensa
Speiseplan
MO 09 Montag 09.12.2013 Wirsingroulade mit Ziebel-Specksoße
MO 16 Montag 16.12.2013
Putenbrustgeschnetzeltes in Champignonrahm
Schinkennudeln mit Tomatensoße
Vegan Kartoffelgemüse-Eintopf
Putenschnitzel "Paniert"
DI 10 Dienstag 10.12.2013 Schweinerückensteak in Paprikarahm Lachsfilet auf Orangen-Pfeffersoße BIO Hacksteak an Bratenjus mit Bratkartoffeln Vegetarisch Kartoffel-Broccoli-Gratin
MI 11 Mittwoch 11.12.2013 Hähnchenbrustfilet in fruchtiger Curry-Kokossoße Ofenfrischer Schweinebraten VITAL Vegan Pennenudeln mit Favabohnen
DO 12 Donnerstag 12.12.2013 Erbsentopf mit 1 Paar Wienerle Hähnchen Cordon bleu BIO Thailändische Frühlingsrolle auf Gemüsereis Vegetarisch Germknödel mit Vanillesoße u. Zimt-Pflaumenkompott
FR 13 Freitag 13.12.2013 Rotbarschfilet an Limonen-Pfeffersoße
Vegetarisch Waldpilzragout
DI 17 Dienstag 17.12.2013 Halbes Hähnchen gegrillt Spaghetti Bolognese BIO Schweineschnitzel paniert mit Bratkartoffeln Vegan Milchreis mit weihnachtlichen Zimtpflaumen
MI 18 Mittwoch 18.12.2013 Hähnchenbrustfilet in Pfefferrahmsoße VITAL Hirschragout mit Kloß und Bohnengemüse Vegetarisch Gnocchi-Spinatpfanne mit Parmesan
DO 19 Donnerstag 19.12.2013 Sauerbraten in Lebkuchensoße Chicken Nuggets mit Honigsoße BIO Nudelgemüseauflauf Vegan Gebratenes Gemüse mit Kokos und Wildreis
FR 20 Freitag 20.12.2013
Schweinerückensteak "Försterin-Art" Vegetarisch Tortellini al forno
Tagesangebot
Alle Bio-Gerichte: DE-ÖKO-006 Kennzeichnung Wichtiger Zusatzstoffe in Lebensmitteln
Wir sind bemüht, den Einsatz von Lebensmitteln mit Zusatzstoffen auf ein Mindestmaß zu beschränken. Gerne sind wir bereit weitere Auskünfte zu erteilen, um unseren Gästen bei besonderen Ernährungsanforderungen behilflich zu sein. Bitte wenden Sie sich bei Rückfragen an unseren Küchenleiter. Rauf Gulyev
Wir kennzeichnen Speisen und Getränke entsprechend den lebensmittelrechtlichen, Anforderungen. Die zugelassenen, kennzeichnungspflichtigen Zusatzstoffe sind auf unseren Informationskarten in Form von Fußnoten wie nebenstehend kenntlich gemacht.
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Mensaplan
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MO 06 Montag 06.01.2013
MO 13 Montag 13.01.2013 Hähnchenrbrustfilet in roter Currysoße
Geschlossen
Schweinegeschnetzeltes "Schweizer Art" Vegetarisch Broccoli-Nuss-Ecken auf Karottensoße
DI 07 Dienstag 07.01.2013 Fleischbällchen"Mailänder Art"
DI 14 Dienstag 14.01.2013
Hähnchenkeule vom Grill
Karlsbader Rahmbraten
Vegetarisch Käsespätzle mit Röstzwiebeln
Cordon bleu vom Schwein BIO Hacksteak an Bratenjus mit Kartoffelpüree
MI 08 Mittwoch 08.01.2013
Vegan Limettenspaghetti mit Erbsen-Pilz-Ragout
MI 15 Mittwoch 15.01.2013
Rindfleisch mit Meerrettich Schweinegeschnetzeltes in Erdnusssoße
Maccaroni mit Fleischsoße
VITAL Gnocchipfanne mit buntem Gemüse
VITAL Hähnchenbrustfilet Tikka Masala mit Paprikagemüse und Basmatireis
DO 09 Donnerstag 09.01.2013 Currywurst Putenrollbraten "Gärtnerin Art"
Vegan Gnocchi-Spinatpfanne
DO 16 Donnerstag 16.01.2013 Hähnchenpiccata auf Tomatenrahmsoße
BIO Penne a la Genovese
Fränkische Bratwürste mit Soße
Vegan Fränk. Kartoffel-Gemüseeintopf
BIO Krautspätzle Vegan Pizza mit Rucola und Champignons
FR 110 Freitag 10.01.2013 Seelachs gebacken mit Sc. Remoulade Saftiges Rindergulasch Vegetarisch Cannelloni "Napoli" mit Ricotta-Spinatfüllung in fruchtiger Tomatensoße
Gedünstetes Seelachsfilet an Dillrahmsoße Schweinerückensteak in Pfefferrahmsoße Vegetarisch Kartoffelgratin mit Tomaten und Fenchel
7 gewachst 8 mit Phosphat 9 mit Süßungsmittel 10 mit Süßungsmitteln 11 mit einer Zuckerart und Süßungsmittel 12 enthält eine Phenylalaninquelle
13 kann bei übermäßigem Verzehr abführend wirken
Alle Angaben ohne Gewähr.
Rauf Gulyev
1 mit Farbstoff 2 konserviert 3 mit Antioxidationsmittel 4 mit Geschmacksverstärker 5 geschwefelt 6 geschwärzt
FR 17 Freitag 17.01.2013
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Sprachrohr Dezember/Januar 2013/14
Nachgefragt
Nachgefragt.
Heute: Master-Wahn Brauchen wir einen immer besseren Abschluss um immer miesere Jobs machen zu dürfen? Wie kann man dem Wahn aus Leistungs- und Zeitdruck entkommen – und welchen Hebel können die Hochschulgruppen ansetzen?
Masterabschluss machen dürfen, wenn der Wunsch hierzu besteht. Doch dazu müssen die Hochschulen ausreichend finanziert werden, um das Studienangebot zu sichern und zu erweitern. Auch müssen Freiräume im Studium, sei es für Grüne Hochschulgruppe Nebenjobs, Praktika oder Auslandssemester, entLeider hat durch die Bologna-Reform noch kein stehen: 6 Semester sind hierzu knapp bemessen. - bzw. wenig - Umdenken in Wirtschaft und Berufs- Besser wäre ein achtsemestriger Bachelor, der ofverbänden zum Bachelor -und Masterabschlüs- fiziell anerkannt wird, auch vom BaföG-Amt. Auch bereits vor dem Studium sind Hürden zu sen stattgefunden. So kommt beispielsweise „nur“ ein Bachelor in Psychologie einem Berufsverbot überwinden, diese sind Zugangsbeschränkungen nahe, denn zur Aufnahme der anschließenden anhand von Noten und anderen Kriterien oder Psychotherapieausbildung ist ein Masterabschluss die finanzielle Situation. Es kann nicht sein, dass zwingend erforderlich. In Unternehmen hinge- SchülerInnen mit bestandenem Abitur inoffiziell gen werden auch Bachelor-AbsolventInnen gerne die Befähigung zum Studium aberkannt wird. Im Hinblick auf die Studienfinanzierung foreingestellt, was das Prädikat „Bachelor welcome“ dern wir seit Jahren ein neues BaföG-Modell, das deutlich macht. Trotz allem: jedeR Studierende sollte einen aus drei Säulen besteht: der elternunabhängigen
Grundfinanzierung und einer zweiten, sozialen Säule, die entsprechend für Studierende aus einkommensschwachen Elternhäusern auf dem Grundbetrag aufbaut sowie als dritter Säule einen wohnortabhängigen Mietzuschuss. Uns als GHG ist wichtig, dass das Studium nicht nur dazu befähigt, später ökonomisch verwertbar zu sein, sondern auch Zeit für die Persönlichkeitsbildung und zivilgesellschaftliches Engagement bleibt. Trotzdem möchten wir auch darauf hinweisen, dass die Aufnahme eines Studiums ein Privileg ist, das nicht allen gegönnt ist. Die Studiengebühren in Bayern sind endlich abgeschafft, was ein wichtiger Schritt für mehr Bildungsgerechtigkeit ist! Selten gehen Studierende hochverschuldet und in langjähriger Arbeitslosigkeit aus der Uni. Studieren wird nicht immer ein Spaziergang sein, aber das war es auch nicht vor Bologna.
Haltung fragt keiner; welcher Beschäftigung diese Unmengen an Akademiker überhaupt nachgehen sollen, sagt keiner. Für uns ist auf jeden Fall klar: Akademisierung ist kein Allheilmittel. Denn am Ende dessen kann pure Frustration stehen, wenn die eigene Tätigkeit dem Abschluss nicht entspricht und man unterfordert wird. Neben diesem allgemeinen Phänomen hat mit der deutschen Umsetzung des Bologna-Vertrages eine Bürokratisierung und Prüfungswelle, die mit Lernbulemie zusammengeht, an unseren Hochschulen Einzug gehalten, die wir definitiv nicht begrüßen können. Mit Eigenverantwortung und nachhaltiger Kompetenzvermittlung hat vieles nichts zu tun. Und die Ziele von Bologna stehen fern ab davon. Daher fordern wir als Liberale Hochschulgrup-
pe zur Entschlackung und Entschleunigung des Bachelor-/Masterstudiums bestimmte Maßnahmen. So soll jeder Studiengang so gestaltet werden, dass bis zu einem Drittel der ECTS-Punkte nicht mit in die Durchschnittsnote einfließt. Wir fordern eine Nachjustierung bei den Wochenstunden, pro ECTS-Punkt. Wir wollen mehr Bachelorstudiengänge mit einer Studienzeit von sieben oder acht Semestern. Die Zugänge zu den Masterstudiengängen sind offen zu gestalten. Die Förderung und vermehrte Einrichtung von Teilzeitstudiengängen soll stärker in den Vordergrund rücken. Außerdem soll die Anwesenheitspflichten auf Praktika bzw. Seminar reduziert werden. Dafür setzen wir uns vor Ort als auch gegenüber Partei sowie Ministerium ein.
hinzugeben? Einst stand das humboldtsche Bildungsideal im Vordergrund, nun stehen Unternehmen und deren Lobbyisten hinter der Bühne, um ihr ganz eigenes eleos und phobos zu kreieren, die Frage der Positionierung der SchauspielerInnen bleibt fraglich. Die Katharsis schlechthin fehlt – die Aufgabe der kritischen Ergründung und Interpretation wird die Aufgabe der Studierenden und der jeweiligen Hochschulgruppe. So möchte der SDS im demokratischen Rahmen eine Überwindung der sich immer weiter ausbreitenden kapitalistischen Grundzüge an der Hochschule, nur durch eine Umorientierung kann der Leistungs- und Zeitdruck abgewendet werden und die Verhältnisse mehrheitlich gebessert werden. Konkret steht der SDS für eine soziale Öffnung und paritätische Mitbestimmung an
den Hochschulen – demokratische Mitbestimmung ist Voraussetzung für eine breit aufgestellte Forschung und damit gute Lehre. Die Rüstungsforschung, wie beispielsweise die jüngsten Recherchen erneut offenlegten und die Wirtschaft sollen und dürfen nicht an den Universitäten vertreten sein; dies soll für jegliche Art von Bildung gelten! Des Weiteren soll es keine Zugangshürden zum Masterstudium geben und eine reduzierte Prüfungsdichte im Bachelor muss wieder ein selbstbestimmtes Studium möglich machen. Diese ganzen genannten Hebel, von denen es natürlich noch etliche gibt, kann der SDS aber nicht ohne Solidarität der Studierenden stemmen, deswegen möchten wir Euch bitten: Studierende dieser und aller Universitäten, vereinigt euch!
Liberale Hochschulgruppe Akademisierung scheint eines der Schlagworte unserer Zeit zu sein, das einher geht mit dem Fachkräftemangel. Dementsprechend sind in unserer Gesellschaft derzeit Verwerfungen im Bildungsbereich feststellbar, die auch uns Studenten nicht auslassen. Für die meisten Politiker scheinen nur fixe Quoten Geltung zu haben, die berühmt-berüchtigte OECD-Akademikerquote ist Teil davon. Anstatt jedem Einzelnen die ihm passende Ausbildung zu ermöglichen, wird in Schulund Hochschulabschlüssen gedacht. Wer kein Abitur hat, kein Studium absolviert, scheint nichts mehr Wert zu sein. Nach dem Mehrwert dieser
Sozialistisch-Demokratischer Studierendenverband Ja - die Studierenden brauchen meist einen immer besseren Abschluss um miesere Jobs machen zu müssen! Das Anforderungsprofil steigt tendenziell, gleichzeitig sinken die Voraussetzung an den Hochschulen: überfüllte Hörsäle, schlecht ausgestattete Bibliotheken, zu wenig ProfessorInnen, prekär beschäftigte Lehrende und Wohnungsnot. Vor allem steht das Frauenbild in einer besonderen Dialektik zu dieser Frage, meist hat eine Studentin einen guten Abschluss, kann aber dennoch keinen effektiven Job erlangen. Ist es also das stetige Ziel sich diesem Wahn aus Leistungsdruck, Zeitdruck und Bologna-Prozess
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Dezember/Januar 2013/14 Sprachrohr
Juso-Hochschulgruppe Als für soziale Gerechtigkeit stehende Hochschulgruppe könnten wir zu dieser Frage eine ganze Ausgabe für euch füllen, belassen es aber bei einer kurzen Antwort. Fakt ist, dass in Fachbereichen, in welchen entweder die Anzahl an Arbeitsplätzen rückläufig ist oder der Bachelor als nicht ausreichend berufsqualifizierend angesehen wird, als Konsequenz der Master als höherer akademischer Abschluss verlangt wird. Weiterhin ist unzureichende Bezahlung ein gesamtgesellschaftliches
Ring christlich-demokratischer Studenten Immer mehr Menschen fühlen sich heutzutage permanentem Stress ausgesetzt. Arbeit, Studium und ein möglichst gut gefüllter Terminkalender auch in der Freizeit machen das Innehalten zu einer Rarität in unserer beschleunigten und durchgeplanten Zeit. Zum Idealbild wird eine möglichst lückenlosen Aneinanderreihung von Events erhoben – die ohnehin raren stillen Feiertage werden als Anachronismus und Ausdruck bayerischer Rückständigkeit verunglimpft und in der Folge immer weiter aufgeweicht. Längst vorbei sind die Zeiten ( zumindest für die meisten ), in denen das Studentenleben
Unabhängige Hochschulgruppe gegen Studiengebühren/Piraten Seit der Einführung der modularisierten Studiengänge gab es von fast allen Seiten Kritik. Man forderte genügend Masterplätze, die Studienordnungen sollten verbessert werden, die Stoffmenge sollte reduziert werden und vieles andere mehr. Dies wurde von fast allen Würzburger Hochschulgruppen, von Professoren und von Politikern im ganzen Land gefordert. Die Vereinigte Liste von UHG und Piraten und zuvor schon die UHG allein erhoben diese Forderungen nicht. Stattdessen haben wir von Anfang an die Einführung von Bachelor und Master als Fehler gesehen. Die Entscheidungsträger bestreiten zwar
Nachgefragt
Problem, welches sich nicht nur auf die Mindestlohn-Debatte reduziert – es betrifft Hochschulabsolvierende genauso! Denn nicht umsonst gehen mehrheitlich beide Partner*innen in Akademiker*innen-Paaren Vollzeit arbeiten. Der extreme Einfluss der Wirtschaft – nach deren Forderung Hochschulabsolvierende möglichst früh dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen sollen – in Lehre und Forschung schlägt sich in dem nie dagewesenen Zeit- und Leistungsdruck auf die Studierenden nieder. Ein erster Schritt die derzeitige Situation zu ändern wäre, das BAföG in seinen Möglichkeiten zu erweitern, indem es von Studierenden unabhängig vom Gehalt ihrer Eltern bezogen werden kann und damit eine Alternative zu Stipendien geschaffen wird. Weiterhin ist die Altersbegrenzung des BAföG aufzuheben. Zudem tragen hohe Zahlen an Erstsemester-Studieren-
den einhergehend mit enormer Auslese durch unverhältnismäßige Durchfallquoten an den Hochschulen lediglich zu einer ansehnlichen Platzierung einer Universität im Hochschulranking bei. Schließlich dürfen Zulassungsvoraussetzungen für Masterstudienplätze im Laufe des Bachelorstudiums einfach verändert werden! Wir als Juso-Hochschulgruppe sind die Schnittstelle zwischen SPD und Studierenden, deren Interessen wir vertreten. Wir wirken in den studentischen Gremien der Universität mit und setzen uns dort aktiv für die Belange Studierender ein. Als Gruppe können wir gemeinsam unsere Forderungen laut werden lassen. Unsere aktuellen Erfolge machen sich durch die Errichtung eines Referats für Hiwi-Angelegenheiten, dass Hiwis über ihre Rechte aufklären soll, und unser Mitwirken an der Demonstration für Masterplätze bemerkbar.
auch durch weitestgehend freie Zeiteinteilung gekennzeichnet war. Nach Turbo-Abi folgt der Turbo-Bachelor, Auslandssemester, Master, Doktorarbeit, dazwischen möglichst viele Praktika – und dann? Wartet für viele ein unbezahltes Praktikum, zahllose Bewerbungen und am Ende ein Job, der oft so gar nicht der Wunschvorstellung entspricht. Viele Studenten haben zu Recht das Gefühl, sich an den Rand eines Burnouts arbeiten zu müssen, nur um dann unter prekären Bedingungen arbeiten zu dürfen. Auch im Studium selbst verhält es sich nicht anders, in WENIGER Zeit wird MEHR erwartet. Was können Hochschulgruppen dagegen ausrichten? Zunächst mal, ihren – teilweise begrenzten – politischen Einfluss nutzen, damit die erbrachten Leistungen angemessen anerkannt werden und auch langfristige Vorteile bringen. Dazu ist es nötig, sich nicht ständig in Daueropposition gegen „die da oben“ zu befin-
den, sondern sich an geeigneter Stelle für die Studentenschaft einzusetzen – pragmatisch und lösungsorientiert. Doch vor allem - und da sprechen wir für unseren RCDS – stehen bei einer Mitgliedschaft in einer Hochschulgruppe auch – wenn nicht sogar hauptsächlich – gemeinschaftliche Unternehmungen und Veranstaltungen im Fokus. Für einen Abend dem Stress des Alltags entfliehen zu können, bei einem gemeinsamen Weihnachtsmarktbesuch den allzu oft überladenen Unitag ausklingen zu lassen – das ist Entspannung pur! Es ist also unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, Freiräume anzubieten, in denen jenseits von Notendruck und Leistungsstress Unileben gestaltet werden kann – um das Studium zu dem zu machen, was es ursprünglich sein soll – die beste Zeit des Lebens.
nicht die Probleme mit den neuen Studiengängen. Sie wollen Verbesserungen durchführen, sagen sie jedenfalls. Sie ziehen nicht die Konsequenz aus der Fehlentscheidung, sondern bleiben im Wesentlichen bei ihrer Entscheidung, indem sie an den neuen Studiengängen festhalten. Häufig wurden die Probleme mit den neuen Studiengängen als Startschwierigkeiten angesehen, so z. B. der erschwerte Hochschulwechsel. Nach ein paar Jahren würden diese verschwinden, hieß es oft. Sie sind jedoch nicht verschwunden, sondern manches ist sogar schlimmer geworden, z. B. der Übergang vom Bachelor zum Master. Man muss jetzt, anders als bisher, erst den ersten Abschluss in der Tasche haben, bevor man sich für das zweite Studium einschreiben kann, vgl. den offenen Brief der Studierendenvertretung an den Wissenschaftsminister. Inzwischen gibt es auch Proteste über zu we-
nige Masterplätze. Hätte man das zweistufige System nicht eingeführt, dann gäbe es diese Probleme heute gar nicht. Sie wurden erst durch den Bologna-Prozess geschaffen. Dabei war die ursprüngliche Idee der Zweistufigkeit, das Vordiplom bzw. die Zwischenprüfung zu einer Ausstiegsmöglichkeit mit abgeschlossenem, kürzerem Studium zu machen. Beim jetzigen System wurde diese Ausstiegsmöglichkeit der Studenten jedoch zu einer Rauswurfmöglichkeit für die Hochschulen. Es wäre möglich, dies anders zu machen, es fehlt der Wille dazu. Bei dieser Situation bleibt die Frage „Welchen Hebel können die Hochschulgruppen ansetzen?“ UHG und Piraten setzen diesen an: Am Donnerstag, 12. Dezember diskutieren wir darüber in gemütlicher Runde. Mehr Informationen mit Zeit und Ort auf www.uhg-wuerzburg.de oder www.hochschulpiraten-wue.de/?p=579
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Sprachrohr Dezember/Januar 2013/14
Nachgefragt
Nachgefragt 2.0 Individuelle Fragen an eure Hochschulgruppen
Mehr Platz für die Hochschulgruppen soll es sein! Das hat der Studentische Konvent im Sommer beschlossen. Nachdem sich das Re-
daktionsteam, die Haare raufend, überlegt hat, wie man diesen festen Platz gestalte könne, ob man Protokolle des Konvents abdruckt, den Hochschulgruppen einen Freifahrtschein in die Hand drückt zum Selbstgestalten oder ob wir die übliche Rubrik „Nachgefragt“ längen, sind wir zu dem Schluss gekommen, die Hochschulgruppen mit individuellen Fragen zu konfrontieren. Den Anfang macht ein Potpourri unserer
Redaktion. Doch ab sofort nehmen wir Fragen entgegen, die euch, liebe Leserinnen und Leser, interessieren! Wollt ihr etwas Bestimmtes von einer Hochschulgruppe wissen? Wollt ihr nachhaken, vorschlagen oder kritisieren? Dann her mit euren Fragen an sprachrohr@uni-wuerzbur.de / Betreff: Fragen 2.0 – wir wählen aus und präsentieren euch in der folgenden Ausgabe Fragen und Antworten.
Ihr heißt „Unabhängige Hochschulgruppe gegen Studiengebühren“ – Was motiviert euch eigentlich weiterhin Hochschulpolitik zu betreiben jetzt wo die Studiengebühren gefallen sind? Oder seid ihr lediglich ein Logo-Relikt neben den Piraten?
Ein Klischee ist: Alle bei der GHG sind VeganerInnen. Zum Einen, stimmt das? Zum Anderen: Wenn ja, wo geht ihr mittags Essen, wenn es doch in der Mensa kaum Vegane Gericht gibt?
Wir haben versucht für euch eine reißerische Frage zu finden, aber uns ist aufgefallen: Ihr habt kaum klare Kante an der man euch packen und ärgern könnte. Fehleinschätzung, oder werdet ihr in der Tat ja-sage-SPD auf Hochschulebene?
Das ist eine berechtigte Frage. Die UHG gründete sich ja einmal mit dem Ziel, gegen Studiengebühren zu kämpfen. Das war ja nun bekanntermaßen erfolgreich, nicht zuletzt durch die intensive Unterstützung des Volksbegehrens. Einige Zeit nach Gründung der UHG kamen weitere Ziele hinzu, allen voran die Ablehnende Haltung gegenüber dem Bologna-Prozess, siehe dazu unseren anderen Artikel in dieser Sprachrohrausgabe. Der Kampf gegen Studiengebühren blieb natürlich immer an oberster Stelle und so stellte sich nach deren Abschaffung schon die Frage, ob man nun feierlich die Selbstauflösung beschließen oder an den anderen Zielen weiterarbeiten sollte. Damit verbunden ist natürlich die Frage des Namenszusatzes „gegen Studiengebühren“, die wir nach der Gebührenabschaffung auch diskutiert haben. Das entscheidende Argument dabei war, dass wir als diejenigen bekannt sind, die zur Abschaffung der Gebühren beigetragen haben in Form von vielen Infoständen, an denen die Unterschriften für das Volksbegehren gesammelt wurden. Daher haben wir uns gegen eine Namensänderung entschieden. Insofern kann man durchaus von einem – sogar ziemlich positiven – Relikt sprechen. Was das Verhältnis zu den Piraten angeht, die erst später hinzukamen und mit der UHG eine Listenvereinigung bildeten, hört sich die Frage so an, als wäre die UHG neben den Piraten unwichtig geworden. Das ist jedoch keineswegs der Fall. Die Piraten waren zwar zeitweise zahlreicher als die UHG, es war jedoch nie so, dass die UHG neben den Piraten untergegangen wäre, um hier mal im Bild der Piraten zu bleiben. Als Neulinge in der Hochschulpolitik haben sie zunächst die längere Erfahrung der UHG respektiert. Auch ist das Engagement der UHG nach innen bei unserer Zusammenarbeit wie auch nach außen keineswegs zu unterschätzen. Das zeigte sich nicht nur beim Volksbegehren, auch bei vielen anderen Aktionen ist das Engagement der UHG oft mehr als das anderer Hochschulgruppen und das obwohl wir die kleinste unter den Würzburger Hochschulgruppen sind.
Es ist allgemein bekannt, dass zu den Lieblingsbetätigungen eines durchschnittlichen GHGMitglieds, neben Welt-Retten und Bäume-Umarmen, die vegane Ernährung und vor allem das lautstarke Hinweisen auf diese gehört. Wann immer möglich, wirft es seinen Mitmenschen den grausamen Mord an unschuldigen Honigbienchen vor und rümpft angewidert die Nase, wenn das Gegenüber Mayonnaise oder gar ein Schnitzel zu den Pommes bestellt. Bedauerlicherweise scheint es in Würzburg einen eklatanten Mangel an derartigen PrachtÖkos zu geben, weswegen sich die hiesige Grüne Hochschulgruppe aus Menschen zusammensetzen muss, die sich in ihren Essgewohnheiten durchaus unterscheiden. Und so kommt es, dass bei uns – einer schnellen Erhebung zufolge – ca. die Hälfte der Mitglieder hin und wieder Fleisch verzehrt. Dennoch steckt in vielen Klischees natürlich auch ein Funken Wahrheit: Die andere Hälfte der Grünen Hochschulgruppe ernährt sich zumindest konsequent vegetarisch, und vor allem die Folgen der Massentierhaltung werden von uns allen sehr kritisch gesehen. Es ist uns wichtig, beim Thema Ernährung auf die globalen Auswirkungen des Fleischkonsums, seien sie umweltpolitisch oder wirtschaftlich, hinzuweisen. Deshalb setzen wir uns als GHG bereits seit Jahren für ein breites vegetarisches und veganes Angebot in den Mensen des Studentenwerkes ein. Auch in unserer Mensaphilosophie sprechen wir uns für ein verstärktes Angebot aus nachhaltig und sozial produzierten Produkten aus. Fakt ist: Viehzucht und lange Strecken, die unsere Lebensmittel zum Teil hinter sich haben, belasten das Klima. Die Massentierhaltung gewährt keine artgerechte Haltung und ist damit Tierquälerei – „weil´s so lecker ist!“, stellt der Kabarettist Hagen Rether sarkastisch fest. Somit lautet das kurze Fazit, das unsere Gruppe zu diesem Thema ziehen kann:Auch wenn man nicht auf tierische Lebensmittel verzichtet, ist ein verantwortungsbewusster und kritischer Konsum notwendig.
Sind die folgenden Forderungen nicht klare Kante genug? Wir sind für die Wiedereinführung der Verfassten Studierendenschaft, damit studentische Mitbestimmung und Mitgestaltung an Hochschulen endlich den Stellenwert erhält, den sie verdient! An Hochschulen muss unverzüglich eine Zivilklausel eingeführt werden – denn Forschung soll keinen militaristisch-kriegerischen Zwecken dienen! Wir wollen die Gleichstellung weil sich sonst nicht ändern wird! In unserer Zielvorstellung können sich alle Bachelor-Studierenden ihrer Masterplätze sicher sein. Ein Studium muss in allen Lebenslagen und unabhängig jeglicher Beeinträchtigung barrierefrei sein! Hallo 21. Jahrhundert – tschüs Verbindung! Liebes BAföG, seit 40 Jahren haben wir dich, werde bitte elternunabhängig! Wir finden es schön, dass unsere Forderungen und Ideale so überzeugend sind, dass ihr keine Kante finden könnt, an der ihr uns packen wollt. Daher ist es nicht verwunderlich, dass auch andere Hochschulgruppen mit unserer Meinung konform gehen. Zum Wohle gelebter Demokratie pflegen wir eine enge Zusammenarbeit mit dem SDS und der GHG und treten gemeinsam für die Interessen der Studierenden ein damit wichtige Themen, in denen wir uns einig sind, effektiv im Studentischen Konvent durchgesetzt und verwirklicht werden können! Außerhalb der studentischen Gremien zeigen wir unsere Meinung nach außen wo wir können, sei es im Hochschulwahlkampf oder auf der Demonstration für mehr Masterplätze. Denn im Gegensatz zur Lage in anderen Jugendorganisationen, in denen der Einfluss der Mutterpartei wesentlich stärker ist, haben wir Jusos noch eine individuelle und unabhängige politische Haltung. Daher ist es kein Zufall, dass ausgerechnet die SPD besonders im Rahmen kritischer Auseinandersetzungen zu spüren bekommt, dass unsere politischen Ideale mehr sind als schlichte Forderungen. Zeit, dass sich was dreht!
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Dezember/Januar 2013/14 Sprachrohr
Nachgefragt
„Wohlstand für alle!“ stand auf eurer Sprachrohr-Anzeige zur diesjährigen Hochschulwahl – das ist kein SDS-Slogan, sondern Wahlspruch von Ludwig Erhard, gestandener CDU-Mann. Wie passt das denn?
Warum wehrt ihr euch eigentlich kategorisch gegen das Gendern von Texten?
Mit Mami-Merkel startet die Union in ungeahnte Weiten, in denen noch nie zuvor ein Mensch gewesen ist. Nur knapp wurde die absolute Mehrheit im Bund verfehlt. Warum kann der RCDS nicht an diese Erfolge anknüpfen und krebst bei drei Sitzen im aktuellen Konvent rum? Oder seid ihr nicht merkelesk konservativ?
Ludwig Erhard war Wirtschaftsminister, zweiter Bundeskanzler und 1966/67 Vorsitzender der CDU. Er gilt als Begründer der sogenannten „Sozialen Marktwirtschaft“, die er aber nicht aus Nächstenliebe propagierte, sondern im Zuge des Wirtschaftsaufschwungs der Nachkriegszeit, um alle gesellschaftlichen Akteure ruhig zu stellen und kämpferischen Forderungen den Wind aus den Segeln zu nehmen. Es handelte sich um Zugeständnisse, die eine Radikalisierung der Arbeiterklasse und sozialen Bewegungen verhindern sollten. Erhard ist nicht nur bekannt für den Slogan „Wohlstand für alle“ aus eben genannten Gründen, sondern auch für seine massiven Angriffe gegen Linke, Gewerkschaften und alle, die sich für bessere Bedingungen in der Gesellschaft einsetzten. Erhard hat die „ordentlichen Sozialgesetze“ auch nicht freiwillig zugestanden, sondern nur aufgrund der Kämpfe und dem dadurch entstandenen Druck der Arbeiterklasse. Gegen seine Wirtschaftspolitik traten in der britisch-amerikanischen Besatzungszone im Jahr 1948 neun Million Arbeiter in den Generalstreik. Der Slogan „Wohlstand für Alle“ auf SDSWahlplakaten ist ein Wahlkampfslogan und daher in seiner Form verkürzt. Allerdings macht er deutlich, dass wir es uns leisten könnten, dass kein Kind in Armut aufwächst, dass Menschen ihre Rente nicht mit Hartz IV aufstocken müssen und dass es nicht immer mehr Menschen gibt, die mehrere Jobs gleichzeitig haben und trotzdem nicht davon leben können, weil genug Reichtum vorhanden ist, der eben nur ungerecht verteilt ist. Durch soziale Bewegungen und Kämpfe können Zugeständnisse erreicht werden, wie z.B. die Einführung der 40 und später der 38,5 Stundenwoche, die aber in Krisen, die im Kapitalismus immer wieder kehren, auch wieder rückgängig gemacht werden. Daher kann man nicht nur bei der Forderung „Wohlstand für Alle“, was möglich und notwendig wäre, stehen bleiben, sondern muss auch deutlich machen, dass wir ein anderen System brauchen, bei dem nicht Wirtschaftsinteressen und Profite im Vordergrund stehen sondern die Interessen der Menschen und der Umwelt. Dafür tritt der SDS ein! Wenn Dich das interessiert, komm einfach zu einem unserer nächsten Treffen und diskutier mit uns!
Wir lehnen das Gendern grundsätzlich ab, da das Dreschen hohler Phrasen an der tatsächlichen Lebenswirklichkeit und den eigentlichen Problemen vorbeigeht. Bei uns steht hingegen das Individuum im Mittelpunkt, dem wir beim Lösen seiner Probleme helfen wollen. Unser Ziel ist es, Chancengerechtigkeit für jeden Einzelnen durch pragmatische Maßnahmen zu schaffen. Jene schafft zugleich als notwendigen Ausfluss Geschlechtergerechtigkeit, die das eigentliche erklärte Ziel des Genderns definitionsgemäß darstellt. Diesem Ziel nähert man sich jedoch keine Hand breit dadurch, dass man sich durch Sprech-, Schreib-, und letztlich Denkverbote kasteit. Zuletzt leidet die Ästhetik der Sprache doch erheblich darunter. Als Beispiel soll hier nur die Verbindung des Worts „Studierende“ mit einem Partizip Präsens Aktiv dienen: „der arbeitende Studierende“. Eine holperigere Art sich auszudrücken, kann man wohl kaum wählen. Abgesehen von dieser Holprigkeit ist es auch eine Frage der Allgemeinverständlichkeit. Werden Binnen-Is, wie z.B. „StudentInnen“, oder Gender-Gaps („Student_innen bzw. „Student*innen“) verwendet, dann hört die Verständlichkeit im Gesprochenen auch sehr schnell auf, ebenso wie bei ständigen Dopplungen in jedem Satz. Sprache hat aber allgemein verständlich zu sein und auch mit dem generischen Maskulinum bleiben Männlein wie Weiblein angesprochen. Die Ausblendung dieses Faktums sowie die bewusste Unterstellung man wolle durch die Verwendung des generischen Maskulinums diskriminieren, weisen wir zurück. Auch in einer bunten, vielfältigen Gesellschaft kann Sprache immer nur der Kommunikation und nicht zum Ausgleich aller möglichen Unterschiede dienen. Und letztlich: Im Gendern zeigt sich eine hilflose und unfähige Symbolhandlung, die durch umständliche und realitätsferne Formulierungen wertvolle Zeit verschwendet - und nichts ändert, weil sie niemanden mitnimmt, sondern mit dem erhobenen Zeigefinger auftritt. Dieser Symbolakt erfolgt in der Annahme, natürliche Unterschiede zwischen Geschlechtern, die nicht sozial bedingt sind, überdecken zu können - und ändert an den realen Problemen und Schwierigkeiten doch nichts. So nützt es nicht nur keinem, sondern schadet gar den Individuen.
Provokant sind die neuen Fragestellungen, die das Sprachrohr an Hochschulgruppen richtet - provokant ist daher auch unsere Antwort: schon Churchill wusste: wer mit 20 kein Kommunist ist, der hat kein Herz. Wer mit 30 noch einer ist, der hat keinen Verstand! Nun werden uns selbst unsere geschätzten Vertreter des linken Spektrums im Konvent nicht die Existenz eines Herzens absprechen wollen – dennoch, Churchill hatte Recht und sowohl Bundestags- als auch die noch eindrucksvollere Landtagswahl haben es gezeigt: Deutschland wählt schwarz. Die einzige Volkspartei, die es in Deutschland gibt, heißt Union! Und an der Uni? Warum profitieren wir nicht von der allgemeinen Stimmung im Land? Wir könnten jetzt die Statistik bemühen und erklären, dass wir in der letzten Wahl 50 % mehr Sitze errungen haben als im letzten Jahr, dass Universitätswahlen traditionell eher links ausgehen, dass angesichts einer Wahlbeteiligung von gerade mal einem Zehntel der Studenten die Aussagekraft einer solchen Wahl zweifelhaft ist und so weiter und so fort. So destruktiv und einseitig sind wir aber nicht gestrickt. Stattdessen betrachten wir das Ganze ein wenig pragmatischer und sehen milde über die Frage, ob der RCDS Würzburg nicht "merkelesk konservativ" sei, hinweg. Nebenbei bemerkt: Merkel und konservativ? Herzlichen Glückwünsch an die Redaktion für dieses formschöne Oxymoron. Der RCDS steht für unaufgeregte, sachliche Arbeit, die ideologische Vorlieben den studentischen Interessen ohne Wenn und Aber unterordnet. Es ist oftmals schwieriger, Studenten dafür zu begeistern, als mit reißerischen Parolen und unhaltbaren Versprechungen auf sich aufmerksam zu machen. Dennoch: wir sehen uns im Aufwind – das Wahlergebnis, welches man natürlich nicht mit dem auf Bundesebene vergleichen kann – zeigt: unsere Arbeit wird geschätzt, man traut uns die Rolle als Korrektiv im manchmal doch recht einseitigen politischen Spektrum des Konvents zu. Um auf den alten Churchill zurückzukommen und die Ausgangsfrage in einem Satz konzentriert zu beantworten: Im Gegensatz zu unseren Studenten ist die Mehrheit der deutschen Gesamtbevölkerung älter als 30.
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Sprachrohr Dezember/Januar 2013/14
Ansichten
Wohnungsnot in Würzburg: Study and Stay? Ein Kommentar VON FALK BRÄCKLEIN
Falk Bräcklein Mitglied des SSR und Fachschaftspate Mathe-Info
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ie war das damals bei mir eigentlich?
Um die aktuelle Problematik zu verstehen, muss man sich eigentlich nur diese einfache Frage stellen. Die allermeisten Studierenden an unserer Uni dürften die leidvolle Erfahrung gemacht haben, wie zeitraubend und umständlich die Wohnungssuche hier sein kann: unzählige WG-Castings, Maklertermine, das tägliche Abgrasen von Wohnungsangeboten, verbunden mit dutzenden Anrufen und Emails. Wie das damals bei mir eigentlich war? Als ich hier mein Studium begonnen habe, musste ich die ersten zwei Monate in einem Hostel nächtigen. 8-Bett-Zimmer. Gemeinschaftsküche. Gemeinschaftsbad. Die üblichen Etagenbetten, die den Charme einer jeden Jugendherberge ausmachen. Enge und Lärm. Ich hätte es schlimmer treffen können. Denn viele unserer Kommilitonen* müssen derzeit in Behelfsunterkünften ausharren: Couchsurfing, notgedrungenes Pendeln, zu zweit im Einzelzimmer, sogar auf Campingplätzen in der Region oder in Wohnwägen direkt auf dem Campus. Dieser Umstand wird natürlich von eurer Studierendenvertretung wahrgenommen und beunruhigt uns sehr. Wir haben überlegt, wie wir die Öffentlichkeit auf diese Notlage aufmerksam machen. Um im besten Fall Abhilfe zu schaffen zu können. Im Referat Aktion entstand die Idee für einen Aufsehen erregenden Flashmob: Mitten auf dem Unteren Markt errichteten wir ein Zeltlager. In Schlafsäcke gehüllt saßen wir auf Isomatten in der Kälte und haben Bücher gelesen. Die Behörden waren nicht sonderlich begeistert, aber wir konnten den Bürgern* das Problem vor Augen führen und das Gespräch suchen. Medienvertreter* vieler Blogs, Radiostationen, Zeitungen und Fernsehstationen waren vor Ort, um zu berichten. In den sozialen Netzwerken entbrannte eine hitzige Debatte. Kurzum: es ist uns gelungen, auf die Wohnungsnot in Würzburg hinzuweisen und das Thema in den Fokus zu rücken. In der Folge gingen in unserer Wohnungskartei täglich dutzende neue Angebote ein. An dieser Stelle ein besonderer Dank für den Einsatz unserer Sekretärinnen Frau Grimm und Frau Vierheilig! So konnten wir vielen Studierenden eine Wohnung vermitteln, die Situation bleibt dennoch angespannt.
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Für diesen Notstand gibt es nun mehrere Gründe. Wagen wir uns an eine Bestandsaufnahme. Die nackten Zahlen klingen auf den ersten Blick erfreulich: Mehr als 28.000 Studierende sind in diesem Wintersemester an der Uni Würzburg eingeschrieben, das ist neuer Rekord. Darunter gut 4.500 Erstsemester, gerade diese trifft der Wohnraummangel hart. Aktuell gehen wir von 500 Studis aus, die noch auf Wohnungssuche sind. Der erfolgreiche Start ins Studium wird natürlich erschwert, wenn man ständig seinen halben Hausrat durch die ganze Stadt schleppen muss, keinen Rückzugsort und keinen festen Platz zum Arbeiten hat. Auch Campen mag ja ganz lustig sein. Aber eben nur freiwillig und nicht im Spätherbst. Der Einfluss von Immobilienspekulanten* und Maklern* auf die Verschärfung dieses Notstands darf hier nicht ausser Acht gelassen und auch nicht unterschätzt werden: diese sind naturgemäß an künstlicher Verknappung des Wohnraums, für die Mieter* nachteiligen Sanierungen und dauerhaften Mietpreissteigerungen interessiert. Gerade für den kleinen Geldbeutel wird dies auch zu einer sozialen Frage.
und frohlocket: Dort entsteht gerade ein neuer Komplex mit 154 Wohneinheiten. Eröffnungstermin: Frühjahr 2015. Zum Vergleich: Derzeit befinden sich gut 1.400 Bewerber* auf der Warteliste des Studentenwerks. Na dann. Weitere Projekte? In Planung, müssen noch ausgeschrieben werden, es fehlt oft an Baugrund und Finanzen. Das Übliche. Hier zeigen sich die Folgen einer verfehlten Ausbauplanung: Trotz stetig steigender Studierendenzahlen wurden Entscheidungen vertagt, verschlafen, die Problematik unterschätzt. In wechselnder Besetzung drücken jedes Jahr die Bürgermeister* und andere Verantwortliche der Stadt auf der Erstimesse ihre Freude über das rapide Wachstum der ansässigen Hochschulen aus und bitten die Studierenden, sich in Würzburg anzumelden. Vorrangig um die Ziele des Landesentwicklungplans zu erfüllen. Sind wir ehrlich: dabei geht es um Förderungen und die Zulassung von Großprojekten. Kurz: Um Prestige und um viel Geld. Wie das logistisch zu bewerkstelligen ist? Ob genug Wohnraum vorhanden ist, in einer Stadt in Tallage mit mittelalterlich geprägter Aufteilung? Ob der ÖPNV
Aufmerksam machen auf die Wohnungsnot: Campieren auf dem Würzburger Marktplatz
Als Mitglied der Studierendenvertretung mache mir da jedoch gar keine Illusionen. Meiner Meinung nach können neue Wohnungen eigentlich nur auf der grünen Wiese entstehen, sei es am Stadtrand oder im Umland. Die Hoffnungen ruhen derzeit vor allem auf dem Ausbau der Wohnfläche auf dem Areal der ehemaligen Leighton Barracks. Jauchzet
das Fahrgastaufkommen überhaupt stemmen kann? Dazu natürlich kein Wort. Schau'mer mal, dann seh'mer schon!? sagte einst Franz Beckenbauer. Na dann. Ob die Wohnungsnot sich nun positiv auf das Ansehen Würzburgs als Hochschulstandort auswirkt? Dieses Urteil überlasse ich dem* geneigten Betrachter*.
Dezember/Januar 2013/14 Sprachrohr
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Fröhliche Weihnacht… ÜBERALL!!! Ein Kommentar VON MAX SCHMITT
Max Schmitt studiert Germanistik und Geschichte im 8. Semester
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b Schuhladen, Supermarkt oder Fleischer um die Ecke – ja selbst im Getränkehandel des Vertrauens läuft man Gefahr sich an umherbaumelnden Lichterketten zu strangulieren. Dezentes Dekor war einmal. Heuer muss es glitzern, funkeln, blinken, hüpfen und am besten singen. Weihnachten ist da – seit September! Mich wundert es, dass nicht mehr Verkehrsunfälle zu beklagen sind, müssten doch stündlich geblendete und vom hardcore-strobo-Licht zuckende Gestalten auf die Straße plumpsen. Statt sexy Models in Bikini oder Badeshorts, lachen einen aus den Schaufenstern der Stadt adipöse, purpur-gekleidete Männer mit Rauschebart an und eröffnen die Jahreszeit des Schlemmens und Konsums. Doch eigentlich geht es gar nicht um prunkvolles Geblinke, teure Geschenke oder unbedingt-in-der-ersten-Reihe-der-Christmette-sitzen-und-dämlich-grinsen. Es geht um die „Geburt des Herrn“. Also Jesus,
aka The Heiland, Christus. Ein fescher Bub, der eine Lebenslauflücke von rund 27 Jahren aufweist und in seiner Vita vom Säugling zum Zauberer und Prediger, Heilsbringer und Propheten springt. Weihnachten ist sein Geburtstag – wenn auch Wissenschaftler dieses Datum eher einem alten germanischen Brauch zuordnen, den man den Heiden verboten hatte, jedoch das Datum – man war es so gewohnt – beibehielt. Ich habe einst gelesen Jesus sei zwischen März und Mai geboren. Und im Jahre 3 v. Chr. Aber gut, Weihnachten selbst, datiert auf den 25. Dezember, ist wie gesagt Nebensache. Viel wichtiger ist der heilige Abend des 24.12. In diesen Abendstunden kommt bekanntermaßen das „Christkind“ und bringt G-E-S-C-H-E-N-K-E! Yeah, einen kurzen Abstecher zur Familie und fett absahnen. Schließlich hat man selbst schäbiges Parfüm, biedermeierKrawatte und komische Kerzen erworben um Mama-Papa-Oma etwas entgegenzuhalten. Während man also auf ein kleines blondes Englein wartet, andere auf eine erdbeerrote Werbefigur eines Herstellers koffeinhaltiger Limonade, kann man schon auf die Idee kommen, dass Weihnachten zu einem zweiten Valentinstag geworden ist. Durch findige Werbefachleute gehypt, von der Industrie dankbar angenommen und von den Konsumentinnen und Konsumenten akzeptiert, geht es um kaufen, kaufen und
kaufen. Es scheint, als messen wir Glück, Liebe, Zuneigung und Wertschätzung nur noch über Güter, die uns ein anderer überreicht – oder wir an jemanden übergeben. Weihnachten steht somit vor allem für eines: gute Umsatzzahlen im Einzelhandel. Wo ist also der besinnliche Gedanke dieses Festes? Ist Weihnachten entchristianisiert? Ist es gänzlich verkommerzialisiert? Im Großen und Ganzen würde ich zustimmen, dass insbesondere Menschen meines Alters diese Zeit nutzen, um alte FreundInnen wieder zu sehen, gemeinsam in die Kneipen aus der Jugendzeit zu gehen und die Heilige Nacht schnell zu einem Gelage in diesen Lokalitäten machen. Das überreichte Weihnachtsgeld wird in Flüssiges investiert. Nun, vielleicht ist das eine akzeptable Besetzung der Szene Weihnachtszeit. Schließlich geben Freunde und Freundinnen Rückhalt, werden in der hektischen schnellen Welt eh viel zu sehr vernachlässigt. Und „zwischen den Jahren“ kommt die gesamte Bagage in die alte Heimat. Halbwegs ausgenüchtert verpflichtet man sich am ersten oder zweiten Feiertag eine Rundreise zu backenkneifenden Großtanten und während des Erzählens einnickenden Onkeln zu machen – und damit ist auch der Familiensegen gerade gerückt. Ich wünsche euch somit ein frohes Weihnachtsfest und besinnliche Tage in den Kneipen eurer Jugend.
Eltern 2.0 - oder: Der Tag als mein Vater sich ein Smartphone kaufte… Eine Forderung nach mehr Verantwortung in der digitalen Eltern-Kind-Beziehung! VON KATHARINA RÜHL
Katharina Rühl studiert im 5. Semester Deutsch, Geschichte und Sozialkunde auf Lehramt
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as ist das eigentlich mit der neuen Generation Eltern? Plötzlich haben sie Smartphones. Laut der WAZ besitzt mittlerweile jeder dritte Deutsche ein solches Gerät. Ich habe mir lange keine Sorgen gemacht, wie es wohl mit absolut modernem Vater werden würde.War ja auch nicht nötig - bis er sich auch infizieren lies. Der erste Monat mit SmartphonePapa war der Schlimmste. 157 Bilder als MMS (die gibts tatsächlich noch!) und unzählige Facebook-Nachrichten waren das Resultat meiner Unachtsamkeit. Ich war der Meinung, dieser Zustand würde vorübergehen, spätestens wenn er merkt, dass die MMS ganz schön teuer werden. Doch mein smarter Papa, nun voll am Puls der
Zeit, installiert sich WhatsApp! Die Folgen: verheerend! Die ständige Überwachung, die man mit dem Auszug hinter sich lässt, war plötzlich wieder da. Zwar war er 200 km weg, dennoch musste man sich altbekannten Fragen stellen: „Warum warst du um 03.54 Uhr noch online?“ „Mit wem hast du geschrieben?“ „Warum hast du mir nicht geantwortet? Ich hab doch gesehen, dass du es gelesen hast!“ Ich erinnere mich noch sehr gut: Ich war 14 Jahre alt und ständig auf die Tasten meines Handys fokusiert. Darauf hin musste ich mich regelrecht verteidigen und beweisen, dass ich noch kein „Suchti“ bin. Heute, sieben Jahre später, möchte ich ihn gerne daran erinnern. Generell wird mir dem Smartphone immer die böse böse Jugend in Verbindung gebracht. Sind es wirklich nur wir? Der 70. Geburtstag meiner Großtante (Auch stolze Smartphonerin) hat mich da einiges gelehrt. Nicht nur mein Vater, auch seine gleichaltrigen Cousinen waren infiziert. Wer redet heute auch noch miteinander? Ist doch eh langweilig, kann ich auch facebooken und whatsappen! Und was machte die Jugend? Die spielten schön anständig Fußball!
Sicherlich gibt es genug Jugendliche, vor allem Teenager, die noch keinen verantwortungsvollen Umgang mit der neuen Technik gelernt haben. Aber vielleicht könnten sie ja gemeinsam mit ihren Eltern einen Kurs besuchen? „Wie kann ich auch ohne elektronische Hilfe mit meiner Familie kommunizieren?“ gefällt mir da besonders als Titel. Wer nämlich erst mal einen Wetterbericht von seinem Vater als eine Sprachnachricht bekommen hat, wird mich verstehen. Danke Papa, für den Wetterbericht, danke für die lieben Worte, danke für die unzähligen Videos und Bilder, danke für das Gefühl, wieder zu Hause zu wohnen und danke für all die technischen Fragen. Ich glaube, ich sollte mir wieder ein normales Handy zulegen, um dem Kommunikationswahn zu entgehen. Wie schön war noch die Zeit, als man stundenlang telefonierte und nicht nur per WhatsApp schrieb! Wie schön war es von einem Freund EINE liebe SMS am Tag zu bekommen und nicht tausende Smileys! Und wie schön war es, als die Eltern einen noch besuchen kamen und nicht nur Bilder von der neuen Wohnung sehen wollten!
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Sprachrohr Dezember/Januar 2013/14
Ansichten
Musikindustrie = Miley. Musikjahr = Nick Cave u.a. Die Musikkolumne VON FLORIAN RUFFING
Florian Ruffing studiert Deutsch, Englisch und Ethik Lehramt auf Gymnasium 5. Semester
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ch habe lange einen inneren Kampf ausgefochten, ob ich diesem Namen, denn mehr ist das vielleicht nicht, einen Raum in dieser Kolumne geben soll. Doch in diesem Namen kulminieren zu viele Aufhänger, die man Ende des Jahres anbringen kann. Miley Cyrus. Für die Geschichtsbücher: Die, die am Hammer leckte. Die, die nackig auf der Abrissbirne saß. Neuerdings die, die bei den EMAs einen Joint rauchte. Second Britney. Britney 2.0? Damals drehte Britney durch, zu lange musste sie einem Teenieimage entsprechen. Kopfrasur, Geschichte. Ebenso versucht die Cyrus die Hannah Montana in sich zu töten. Schlimm, dass so etwas über Wochen Topthema Nummer 1 ist. Über deren musikalische Verdienste muss ich kein Wort verlieren, die Wertung ist klar. X strebt gegen minus unendlich. Kele Okereke fragte kürzlich in einem Interview des Musikexpress: „Was soll der nächste Popstar machen? Sich vor der Kamera ficken lassen? Eine Orgie filmen und das als Musikvideo verkaufen?“. Davor aber noch schnell ‚nen Joint auf der EMA Bühne durchziehen.
Als ich das las, kam mir ein seltsamer, gar trauriger Gedanke. Hinter Cyrus steht sicherlich ein ganzer Managementapparat, Vermarktung, Plattenfirma, pi pa po. Nicht weit liegt da die Schlussfolgerung, dass hier die Zerstörung eines Teenie Idols durch die Wiedergeburt/das An-der-Leinehalten als platt sexualisierte Rampensau kalkuliert ist. Und Miley das rein ökonomische Kalkül dahinter gar nicht versteht. Wie auch, man muss ja an Hammern lecken. Ist das nicht erschreckend, wenn es in dieser Gesellschaft so weit gekommen ist, dass die Menschen sich ernsthaft ausdenken, jemanden nackig auf eine Abrissbirne setzen zu müssen? Dass Menschen damit Geld verdienen? Wie rechtfertigt man das? Die öffentliche Operationalisierung und Verdinglichung eines Menschen? Das ist Musikindustrie 2013. Das Determinativ Musik- kann man, ja muss man, streichen. Ist die Welt, wie wir sie kennen, nur noch ein Betrieb? Ist sie mittlerweile eine einzige MenschMachinen-Fabrik geworden? Der Fall Miley mag das suggerieren. Die Frage ist, wo dieser Betrieb hinsteuert und was er mit uns macht. Ende des Jahres kann man sich solche Fragen schon mal stellen. Illusionen zerbersten. Ende des Jahres stehen aber auch wie immer die Listen an. Nicht nur bei den Musikzeitschriften. 2013 war ein herausragendes Jahr für die Musik. Ein Jahr der triumphal gefeierten Rückkehr (David Bowie, My Bloody Valentine, Black Sabbath), ein Jahr, das das letzte in seiner Fülle an starken Platten krass hinter sich ließ. Ein Jahr, in dem bei der
künstlerisch vielleicht wichtigsten Awardveranstaltung mit James Blake (,nicht Blunt) ein Künstler ausgezeichnet, der das eigentlich schon vor 2 Jahren hätte bekommen sollen. Kaum ein Genre, in dem nicht herausragende Musik geschaffen wurde. Prog erfährt sein perfektes Album, vielleicht uneingeholt in diesem Jahrzehnt (Steven Wilson). Post-Hardcore floriert wie vor zwei Jahren. Mit Is Survived By betrachten Touché Amoré die Frage, wie man erinnert werden will und reflektieren über den Prozess der lyric-Entstehung. Meisterwerk des Thinking Man‘s Post-Hardcore. Dies sind nur einige wenige. Was unter der Oberfläche brodelte, ist da noch gar nicht dabei. Doch ein Album schwebt mir über allen. Nick Cave‘s Push the Sky Away ist eine Platte, bei der ich das Gefühl nicht loswerden kann, dass es der Musikgeschichte etwas Neues, etwas noch Beispielloses hinzugefügt hat. Auch wenn ich es nicht benennen kann. Und es beinhält Mileys besten Auftritt des Jahres. Im fieberhaften Higgs Boson Blues, einer Reflexion, die man sich ernsthaft mal geben muss, heißt es da: „Hannah Montana does the African Savannah“, und ein wenig später „Miley Cyrus floats in a swimming pool in Toluca Lake / And you‘re the best girl I‘ve ever had, can‘t remember anything at all“. Miley, willst du Geschichte schreiben? Dann viel Spaß, denn schon bald werden deine Eskapaden nur ein paar unter vielen sein. Für Geschichte musst du schon den Himmel wegschieben. Manche können das.
F*** me I’m Erasmus! Eine Geschichte aus dem Liebesleben der Erasmusstudenten Mein Auslandssemsester in Spanien DIE NEUE KOLUMNE VON AMINA HUSSEIN
Amina Hussein studiert Political and Social Studies im 4. Semester
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in Schild mit der Aufschrift „Fuck me I’m Erasmus!“ wird uns gleich bei der ersten Feier in Granada vom Partyfotographen in die Hand gedrückt, um uns damit ablichten zu können. Stolz und sich in Szene setzend sehe ich viele Erasmusstudenten vor dem Schild posieren, aber entspricht dieses Motto auch wirklich der Wahrheit? Mein Blick schweift nach rechts und ich erkenne den Franzosen, der sich mir mittags noch vorgestellt hatte, wild in der Ecke „anbandelnd“ mit meiner brasilianischen Kommilitonin, aber das Gesamtbild unterscheidet sich nicht wirklich von dem Geschehen im „Airport“ in Würzburg. Ich befrage meine italie-
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nischen Erasmusfreunde, die mir in einer Selbstverständlichkeit erklären, dass ihre Freundinnen alle schön in Italien bleiben und definitiv nicht erfahren werden, was sie in Spanien so treibenund vor allem mit wem. Sie meinen die Italiener wären in dieser Hinsicht sehr viel offener und nicht so verklemmt wie die Deutschen. Zu gern würde ich in diesem Moment ihre Freundinnen in Italien zu diesem Thema befragen, was die denn wohl dazu meinen, lasse dies jedoch in wohlweislicher Einsicht dann doch lieber bleiben. Doch nicht nur die Italiener haben ihre eigene Sicht der Dinge. Auch eine Gruppe Chilenen genießt die Vorzüge des Erasmuslebens und schwupps verschwindet eine Deutsche an diesem Abend mit einem von Ihnen für einige Zeit an ein stilles Örtchen- von wegen verklemmt! Bunt durch die Reihe sind alle Länder bei diesem Spielchen vertreten. Nur die drei Jungs, die aufopferungsvoll einen großen Teil der Organisation übernehmen, machen dies natürlich auch nur aus altruistischen Gründen und nicht weil sie eventuell eine Liste von Sexualpartnern
jeder Nationalität abhaken möchten. Selbstverständlich gehören dabei immer zwei dazu und so sind auch die Mädels nicht davon auszunehmen, aber was ist denn jetzt genau der sexuelle Reiz für beide Seiten an Erasmus? Viele nutzen Erasmus, um sich in einem anderen Land mal so richtig auszuleben ohne Angst zu haben einen Ruf zu verlieren. Man ist ungehemmter und kann sich neu erfinden. Schließlich sieht man seinen Gegenüber in den meisten Fällen nach dem Auslandsaufenthalt nie wieder. Warum also mal nicht das machen, was man sich in seinem Heimatland nie so richtig getraut hat? Erasmus bietet die optimale Chance sich einmal nicht an alle Regeln und Konventionen zu halten und vielleicht sogar dabei eine neue Seite an sich zu entdecken. Trotz allem sei an dieser Stelle angemerkt, dass natürlich nicht alle dieses Bedürfnis teilen und Erasmus auch mit ganz anderen Seiten aufwarten kann, aber davon das nächste Mal mehr. Alle Anderen halten heute Nacht einfach das Erasmusschild ein wenig höher in die Luft. Das nenne ich mal Austausch auf allen Ebenen!
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Ansichten
Schock im Hörsaal ein Erfahrungsbericht aus erster Hand VON LENA RODER Lena Roder studiert im 2. Mastersemester Germanistik und im 3. Semester Jura
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s ist nur ein paar Tage her, als ich in meiner Vorlesung sah‘s und mir die Kinnlade auf meinen Schoß fiel. Die Vorlesungszeit neigte sich ihrem Ende, war jedoch noch nicht vorbei. Wie in vielen Veranstaltungen beginnt der Lärmpegel sich zu erhöhen und steigt permanent an. Wie es üblich, aber eigentlich unnötig ist, bittet die Dozentin um fünf Minuten Ruhe. Und plötzlich passiert es: die letzten Reihen widersprechen mit einem harten und klaren „Nein“, klappen ihre Tische zusammen und denken anscheinend nicht am entferntesten an einen stilleren Tonfall. Ein ähnliches Phänomen ereignete sich vor ein paar Semestern in einem Grundstudium. Im Seminar kündigt die Dozentin eine Lektüre an, welche natürlich im Kurs besprochen werden
soll. Da nuschelt doch die Kommilitonin hinter mir: „Ich hasse lesen!“ Ehrlich jetzt? Ich dachte, wo bin ich bitte? In einem Germanistik-Seminar erklärt mir jemand: „Ich hasse lesen!“ Themaverfehlung - Setzen: 6 - Raus hier! Interessant ist auch die Besonderheit, dass ich oft hören durfte: „Was will ich mit Mittelhochdeutsch in der Schule, das werde ich doch nie brauchen.“ Das liegt wohl in der Natur eines Studiums, dass man immer mehr lernen darf, als man es in der Schule lehrt. Sonst wäre man nämlich Schüler und kein Akademiker. Aber diese grundlegende Unterscheidung ist wohl auch noch nicht bei alle Studierenden angekommen. Ähnlich ist das bei den Mathematiker, die in ihrem Studium nicht wirklich das lernen, was sie in der Schule den Schülern beibringen werden, sondern sie sollen das große Ganze verstehen können. Außerdem sind wir hier nicht in der Schule, jeder Student sollte freiwillig hier sein und niemand wird gezwungen in eine Vorlesung zu gehen oder zu lesen, wenn er das nicht möchte. Aber warum sitzen diese Ich-will-nicht-Studenten dann in den Kursen? Hat ihnen jemand
schon einmal etwas von akademischer Freiheit gesagt? Auch wenn dieser Begriff durch Bologna nicht mehr den Wertegehalt enthält wie zu Magister-Zeiten liegt es dennoch in der Freiheit des Studenten, nicht nur das zu studieren was man möchte, sondern auch wie man sich die Zeit in der Universität einteilt. Das heißt kurz gesagt, wer nicht in die Uni will, muss auch nicht in die Uni und wer schon gar nicht studieren will, der muss dies auch nicht. Natürlich kann ich nicht vergleichen, wie das Herangehen an das Studium vor 10 oder sogar 30 Jahren war, aber der gerade stattfindende Schwund an Wunsch, Anstrengung und Respekt mancher Studierenden stimmt mich leicht melancholisch. Es gibt Unmengen von Studierenden, die sich in volle Kurse drängen, weil es sie interessiert und es gibt auch die andere Seite von Studenten, die drinnen sitz mit der Begründung „Ich muss“. Ich hoffe wirklich, für den Erhalt eines Studiums basierend auf einem Wissensdrang, dass sich die Haltung einiger Studierenden ändert, und wenn nicht, sie es wenigstens für sich behalten, dass sie gar nicht hier sein wollen.
Intern Space Ship Eine Comic-Serie von Christian Neubert
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Sprachrohr Dezember/Januar 2013/14
Kultur
Buchrezension
Treideln. Frankfurter Poetikvorlesungen. VON KATHARINA LICHTER
„Das, was man Roman nennt, stößt einem zu.“ Sie war schon immer etwas eigenwillig: Juli Zeh, die selbst ernannte Anti-Autorin der gegenwärtigen deutschen Literaturszene. Neben ihren jüngst verfilmten Roman- („Spieltrieb“) und beachtenswerten Sachbuchveröffentlichungen („Angriff auf die Freiheit“) legte sie diesen Sommer ein neues Buch vor: „Treideln“ – was so viel bedeutet wie „das Ziehen von Schiffen auf Wasserwegen durch Menschen oder Zugtiere“ (Wikipedia). Diese Druckform ihrer gehaltenen Frankfurter Poetikvorlesung lässt vermuten, dass bei so viel bewusst kryptischer Wortspielerei nichts Erkenntnisreicheres entspringt als eine Selbstbe-
weihräucherung des eigenen Schreibstils. Doch ihr immer währendes Unterfangen sich vom Konformismus des deutschen Autorentypus los zu winden, zwingt sie zu Gegenteiligem. Unter der Devise der Antipoetik möchte sie ihre Erkenntnis über die tiefen Fahrwasser des Literaturbetriebs an die Lesebegierigen bringen - an einem Ort, der merklich konventioneller erscheint, als sie es erwarten lässt. Die seit 1959 alljährlich stattfindende Poetikvorlesung der Frankfurter Universität ist ihre Plattform für das Dozieren über das Nichtautorinnenleben. Welcher andere Weg bliebe denn noch für eine Literaturrebellin im vergangenheitsschweren Schatten der Autorenprominenz, die wie Ingeborg Bachmann und Co den ebengleichen Hörsaal mit ihren Vorstellungen über Literatur füllten? In ihrer Antihaltung entwirft Zeh umso bewusster einen schärfenden, oft klugen Blick auf die Gestalt im Mittelpunkt des Geschehens: Die Schreibende, die schreibt, weil sie gerade schreiben will, fernab einer konsumorientierten Lesemasse, sie, die sich mit Steuererklärungen herumärgert und mitunter komische Interviewanfragen erhält. Eine Handvoll teils realer, teils
(Juli Zeh)
fiktiver Mailadressaten stilisiert Zeh im Plaudertonfall zu ebendieser Zufälligkeitsbegegnung, die ihrem Literaturverständnis zugrunde liegt. Es fällt schwer, Zeh diese völlige Situativität abzukaufen, wirken ihre einzelnen E-Mails, die die Struktur des Romans bilden, durch ihre Form im Gesamten doch zu komponiert und ist einem merklich klar, dass die poetische Kopflosigkeit, die sie an manchen Stellen den Beteiligten vorwirft, ein latent hochnäsiger Blick aus der eigenen Warte der vermeintlichen Antihaltung ist. Aber das, was sie herausfallen lässt in der Reihe ihrer berühmten Vorredner, ist nicht unbedingt die Form, sondern ihre Realitätsnähe fernab hoher Sphären literarischer Theorien. Am Ende bleibt der trockene Beigeschmack, dass man selbst als Lesender in diesem Literaturzirkus mitwirkt, im Hype der bewertenden Schwarmintelligenz. Ob es die Bücher besser macht? Juli Zeh versucht im literarischen Fahrwasser gegen den Strom zu schwimmen. Sie treidelt, zu Recht. Juli Zeh: Treideln. Frankfurter Poetikvorlesungen. (Schöffling & Co, Juni 2013, Bestand der Universitätsbibliothek)
Buchrezension
Was kostet die Welt (Nagel) VON KATHARINA DEPPISCH
Ein existentialistisches Drama im Weißweinmilieu Inhalt Tobias Meissner, genannt „Meise“, verkörpert einen modernen Taugenichts, der nach dem Tod seines Vaters 15.000 € erbt. Er setzt sich selbst zum Ziel, das Geld nur für etwas auszugeben, wofür es sein spießiger Vater niemals getan hätte: Reisen. Das Buch beginnt mit Meises Heimflug aus den USA, zurück nach Berlin – seiner Heimatstadt. In den letzten Monaten hat er viele neue Länder und Menschen kennengelernt, exzessiv ge-
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feiert und geliebt. Wieder zuhause findet Meise kaum in sein altes Großstadtleben zurück. Dem entflieht er, indem er seine letzten Scheine für ein Wochenende in der tiefsten westdeutschen Provinz ausgibt - Urlaub in einem kleinen Weindorf im Moseltal. Das Eintauchen ins beschauliche Dorfleben bewirkt bei dem jungen Großstädter einen Kulturschock. Er wird überrollt von einer Lawine aus Redewendungen und Traditionen. Beim Anblick intakter Familienverhältnisse (für ihn stellt „Familie“ immer nur Fassade dar, eine Gemeinschaft vierer Menschen, die sich einen Nachnamen teilen müssen) werfen sich unbequeme Fragen über sein eigenes Leben auf: Wie will ich (nicht) leben? Wie will ich (nicht) arbeiten? Welche Beziehungen will ich (nicht) führen? Häufig, wenn Meise sich mit seinem Spitznamen vorstellt, hört er die Frage, ob er denn auch eine Meise habe. Dies verneint er stets, doch im Verlaufe des Buches muss der Leser feststellen, dass Meise sich irrt. Permanent trägt er einen riesigen Rucksack gefüllt mit Problemen bei sich. Angefangen bei kleinen, amüsanten und
absurden Neurosen, wie „Ekel-vor-5-Euro-Scheinen“ bis hin zur Verachtung einer festen Arbeit, Vater-Sohn-Komplex und Bindungsängsten. Nagels Protagonist scheitert wo er nur kann, steht sich selbst im Weg und verhindert so sein eigenes Glück. Der tragische Antiheld, ist Spiegelbild vieler unserer Generation: Er könnte so viel, will so wenig. Persönliches Fazit Eine Reise in die Moselidylle – unspektakulärer geht’s kaum... Falsch! Denn dem Autor, Nagel, gelingt es, auf den ersten Blick banal wirkende Situationen, wie Urlaub in der provinzialischen Ödnis, von einem wunderbar sarkastischem Blickwinkel zu betrachten. Meises perfekte Analysen seiner Umgebung und des Gegenübers sind stets getränkt von schwarzem Humor. Sein Ton ist dabei ebenso lässig, wie entblößend. Nagels Eloquenz und seine sowohl bestürzenden, als auch amüsierenden Sprachbilder in „Was kostet die Welt“ sind genial. Vergesst Großstadtabenteuer und wilde Undergroundparties, hier kommt die Mosel!
Dezember/Januar 2013/14 Sprachrohr
Kultur
Der Butler ( Lee Daniels)
Filmkritik VON ANNABEL TALAVERA DE SCHYRBOCK
Unter der Regie von Lee Daniels stellt Forest Whitaker in diesem US-Kinofilm „Der Butler“ (Originaltitel: The Butler) den Afroamerikaner Cecil Gaines dar und vermittelt die wahre Lebensgeschichte von Eugene Allen auf berührende Art und Weise. Cecil Gaines wird in den 20er Jahren als Afroamerikaner auf einer Baumwollplantage, in den amerikanischen Südstaaten, geboren. Seine Kindheit wird belastet von zwei grauenhaften Ereignissen: seine Mutter wird vom Plantagenbesitzer vergewaltigt; Cecils Vater, der dies daraufhin beim Plantagenbesitzer, seinem Chef, anprangern möchte, wird prompt von diesem erschossen. Die Mutter ist und bleibt seelisch verstört. Die Herrin des Hauses, Annabeth Westfall, nimmt Cecil, als Halbwaise in das Haupthaus auf und erzieht ihn zum Hausdiener. Cecil erhält auf diese Weise eine Ausbildung zum Butler, durch die sich sein komplettes Leben ändern soll.
Gaines tatsächliche Karriere beginnt nach seiner „Ausbildung“ auf der Plantage in einem Hotel. Über Empfehlungen gelangt er schließlich nach Washington, ins Weiße Haus. Sein Leben ist geprägt von den Grauen der Zeit (u. a. dem Vietnamkrieg), den Amtszeiten von sieben USPräsidenten (während seiner Amtszeit), den politischen Veränderungen und der Bürgerrechtsbewegung der Afroamerikaner. Zusammen mit Forest Whitaker sind bei diesem kinematographischen Werk viele große Namen mit von der Partie, um nur einige zu nennen: Oprah Winfrey, Mariah Carey, John Cusack als Richard Nixon, Alan Rickman als Ronald Reagan und Robin Williams als Dwight D. Eisenhower. Der Kinobesucher erlebt Dank der Leistungen der Schauspieler das Leben Cecil Gaines mit seinen Auf und Abs in einer Intensität mit, die letztlich auch noch von der Filmmusik von Rodrigo Leão untermalt wird. Unterm Strich ist Der Butler ein sehr sehenswerter Film und berührt jeden Besucher, vielleicht allerdings auf unterschiedliche Art und Weise.
Filmkritik
Good Will Hunting (Gus Van Sant) VON CHRISTOPHER KITSCHE
Der gute Will Hunting wäre auch kein Master-Kandidat. „Dann bis neulich.“ Er dreht sich um und geht. Die Sonnenbrille glänzt, der Anzug sitzt, die typische Darstellung eines selbstbewussten Mannes von Welt. Die Rede ist von Matt Damon in der starbesetzten Komödie Ocean’s Thirteen. Der Hollywoodstar steht vorallem für geladene Aktionkracher wie die schon legendäre Bourne-Triologie oder eben leicht verträgliche Komödien und sonstiges Blockbuster-Gehäufe. Dass er auch anders kann und durchaus anspruchsvolle, tiefe und schwierige Rollen ausfüllen kann, zeigt er in seinen Anfangsjahren als Schauspieler im Drama “Good Will Hunting“. In diesem Film spielt Damon den 20-jährigen Wunderknaben Will Hunting, der aus sozial schwierigen Verhältnissen stammt und sein großes Potenzial zunächst nicht ausschöpft und seinen Alltag mit Gelegenheitsjobs und Prügeleien verlebt. Als er bei einem Putzjob an einer renommierten Universität eine komplexe, mathematische Aufgabe ohne große Probleme löst, wird er vom
“Matt Damon und Robin Williams im Drama Good Will Hunting”
vom dortigen Matheprofessor entdeckt und nimmt dessen Förderungsangebot aufgrund einer sonst drohenden Gefängnisstrafe an. Im Zentrum der Handlung steht jedoch Huntings Beziehung zum Therapeuten Sean Maguire, der in ähnlich schwierigen Zuständen wie Hunting aufgewachsen ist, , dessen Aufgabe darin besteht Hunting dabei zu helfen seine schwierige Vergangenheit zu verarbeiten. Diese Rolle verkörpert Robin Williams, der für diese Rolle sogar den Oscar als bester Nebendarsteller erhielt. Von diesem intensiven, teils komischen und gefühlvollen Dialogen zwischen Therapeut und Patient lebt der Film. Die Geschichte nimmt
dadurch eine starke emotionale Entwicklung, neigt aber teilweise dazu ins klischeehafte abzurutschen. Der soziale Außenseiter sucht und findet. Eine Liebesgeschichte darf natürlich auch nicht fehlen um die Geschichte um den guten Will Hunting abzurunden. Die Eroberungsszene des Mädchens ist mit die beste im ganzen Film. In dieser blamiert Hunting einen aufgeblasenen Studenten in einer Bar und genießt dabei seine geistige und intellektuelle Überlegenheit. Der Film wurde auch in Anlehnung an das aktuelle Titelthema gewählt. Hunting macht sich nämlich reichlich wenig Gedanken um seinen beruflichen Werdegang und wählt zunächst den für ihn bequemen, unbeschwerten Weg. Zugegeben wählt Hunting das Arbeiterdasein nicht, weil er Angst hat in der höheren Berufswelt zu scheitern, sondern vielmehr, weil er den lockeren Alltag mit seinen Freunden nicht aufgeben möchte. Trotzdem ist interessant welche Prioritäten hier ins Spiel gebracht werden. Ein toller Job, Wohlstand, Prestige und Geld oder doch Unabhängigkeit, Freizügigkeit, Freunde und Familie. Schließt das eine denn das andere aus? Der Film liefert jedenfalls interessante Anstöße rund um dieses Thema.
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Sprachrohr Dezember/Januar 2013/14
Kultur
Mi., 18.12., 20 Uhr, Kellerperle, Würzburg
Der Chefredakteur empfiehlt
Kulturtipps
18 Quadratmeter im Pariser KünstlerViertel Belleville – mehr braucht es manchmal nicht, um faszinierende Musik aufzunehmen. Oder doch, denn schließlich mussten sich die Sängerin Alison Galea und Drummer Ian Schranz aus Malta einige Jahre zuvor in der Metropole an der Seine wiedertreffen. Jetzt haben sich die beiden einige Zeit in leurs petit studio eingeschlossen und mit „Burning Love“ im Juli diesen Jahres ihre Vorab-EP inklusive Singleauskopplung „So Over“ unter dem lautmalerischen Bandnamen „The Shh“ produziert. Musik wächst eben oft in besonderen Lebenslagen, sei es räumlichen oder emotionalen. Außerdem gehört nicht selten eine gehörige Portion Zufall dazu, damit Besonderes entstehen kann. Alison und Ian waren wohl zur richtigen Zeit am richtigen Ort und haben die richtigen Menschen – nämlich jeweils den anderen – getroffen. Jetzt kommen die beiden Musiker nach erfolgreicher Italien-Tour auch nach Deutschland, um ihre Songs zu präsentieren. Und zwar so unbeirrt und lässig, wie sie auch in ihrer verborgenen Stadtoase produziert haben. Dabei gehen ihre herzerwärmenden Songs und unbeschwerte Melodien ins Ohr, ohne dabei die urbane Coolness zu vergessen. Mit dem Ergebnis, dass sich die kleinen Brüche in ihrer Musik wie nostalgische Kratzer im Vinyl anfühlen und ihr frischer Sound mit Surf-Rock-Anstrich sehnsüchtig an früher erinnert. „The Shh“ haben binnen zwei Jahren bereits viel Aufmerksamkeit erregt und kommen jetzt mit dem Finger auf den Lippen nach Deutschland, um sich auch hier Gehör zu verschaffen, also: „Shhhhhh....“ Infos: www.kellerperle.blogspot.de
The Shh
Bullet For My Valentine Sa., 22.2., 19 Uhr, Posthalle Würzburg Endlich zurück! Im Zuge des neuen Albums „Temper Temper“ kommen die Metalcore-Giganten aus England zurück auf die Bühnen der Republik. Bis zum ersten Album der Jungs war es ein langer Weg. Sieben Jahre dauerte er, bis das walisische Quartett einen eigenständigen Sound entwickelte. Als Basis stets Metalcore, gespickt mit Abstecher in Trash, Heavy Metal, Hardrock und Speed Metal – so haben sie sich einen Namen gemacht. Live bestechen sie vor allem mit einer mitreisenden Show, ausverkauften Hallen und Auftritten neben Metallica, Guns N’ Roses und vielen anderen Rock-Größen der Zeitgeschichte. Auf ihrer Tournee im kommenden Jahr haben sie sich ebenfalls professionelle Verstärkung geholt: Die Rheinländer Callejon und das Quintett While She Sleeps aus Sheffield. Callejon zählt seit Jahren zu den bedeutendsten deutschen Metal-Bands und schlagen mit Kraft, Virtuosität und purer Energie auf. Die englischen Kollegen stehen dem aber in nichts nach und zeigten mit ihrem Debütalbum This is the Six, dass sie sich nicht verstecken brauchen. Ein Abend voller purer Metal-Power wartet. Tickts: www.argo-konzerte.de
Ab Fr., 13.12., 20 Uhr, KHG Würzburg Eigentlich wollten sich Astrophysiker Henri und seine Frau Sonja einen ruhigen Abend machen – wenn da Sohnemann Arnaud nicht wäre, der aus dem Kinderzimmer schreiend seine Eltern durch Extrawünsche fürs Zubettgehen terrorisiert. Zu allem Überfluss tauchen dann auch noch die Finidoris auf, Hubert und Ines, die sich im Kalender geirrt haben und nun einen Abend zu früh auf der Matte stehen. Henri, dessen Karriere auf das Protegé Huberts angewiesen ist, sieht zudem seine dreijährige Forschungsarbeit in Gefahr, während sich die Frauen über Erziehungsprinzipien allmählich in die Haare bekommen. Diese verstrickte Situation ist die Grundkonstellation von „Drei Mal Leben“ – doch jedes Mal könnte diese Szene anders verlaufen. Verbunden mit pointiert bösen Bemerkungen, einem für Reza typischen Sprachwitz und der Balance zwischen Banalität und Ernst unterstreichen die drei verschieden durchgespielten Szenen den Kunstcharakter des Theaters an sich. Vermengt mit Brechts Zügen des Epischen Theaters und einer Besetzung von 12 Schauspielern (statt ursprünglich vier) werden die drei Versionen von jeweils einer anderen Gruppe gespielt. Eintritt: frei; Infos: www.khg-wuerzburg.de
KHG -Theater
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Infinite Monkey Infinite Monkey
So., 15.12., 19 Uhr, Wunschlos Glücklich, Würzburg Brot und Spiele! Danach giert das Volk schon seit den Zeiten des Römischen Reiches. Und dieses Verlangen wird nun schon rund ein Jahr von der studentischen Lesebühne Infinite Monkey gestillt. Literaturliebhaberinnen und -liebhaber können hierbei einmal im Monat passiv wie aktiv an einer Lesebühne teilnehmen. Zum Einen sind da die Akteure: Menschen, die selbst schreiben – Lyrik, Prosa, Belletristik – stellen ihre Werke vor und lesen, sitzend in einem alten Sessel, was ihnen durch die Finger ging. Dann bleibt noch das Publikum. Diesem bleibt vorbehalten, nur durch Applaus, oder auch durch eine kl. Spenden in den obligatorischen „Hut“ – der sich gerne in der Form einer Bastschüssel präsentiert – der Begeisterung Ausdruck zu verleihen. Allerdings geht es hierbei nicht um einen Wettbewerb, sondern um eine kleine anerkennende Geste. Denn im Gegensatz zu bekannten Formaten wie „Poetry Slam“, treten die AutorInnen nicht gegeneindander, sondern miteinander an. Zwischen 10 und 15 Schreiberlinge präsentieren unter diesen Regeln Monat für Monat ihre Werke – ergänzt durch den ein oder anderen spontanen Gastleser. „Und dabei haben schon einige Perlen den Weg auf die Bühne gefunden“, sagt Christina Klaus, Mitorganisatorin der Lesereihe. Wer selbst einmal Teil des Spektakels sein möchte, kann ungezwungen am AutorInnentreffen teilnehmen. Infos via Facebook oder: www.infinitemonkeywue.de
Dezember/Januar 2013/14 Sprachrohr
Kultur
So war's gewesen Nachberichte ...
Gesellschaft Macht Geschlecht Aktionstage gegen Sexismus und Homophobie Vortrag Sprache mit/ohne Geschlecht
VOM REFERAT GLEICHSTELLUNG
A
nfang November gab es auch 2013 wieder die Aktionstage „Gesellschaft Macht Geschlecht“ gegen Sexismus und Homophobie statt, organisiert vom Referat Gleichstellung. Am 7. November fanden sich ca. 60 Menschen im Veranstaltungsraum am Wittelsbacherplatz zusammen, gespannt auf den Vortrag „Sprache mit / ohne Geschlecht“ von Prof. Dr. phil. Anatol Stefanowitsch, ein renommierter Sprachwissenschaftler, derzeit an der FU Berlin beschäftigt. Im ersten
Teil seines Vortrages zeigte A. Stefanowitsch bestehende Formen einer geschlechtersymmetrischen Sprache auf wie z. B Beidnennungen und verschiedene Schreibformen (Binnen-I, gendergap „_“, Lehrer*innen) und stellte ebenfalls deren Problematik dar. Zwar werden sowohl männliche als auch weibliche Personen tatsächlich mitbenannt und somit auch mitgemeint, jedoch bleiben immer noch Menschen sprachlich ausgeschlossen, die sich nicht in eine der beiden Kategorien zuordnen können oder wollen. Eine dritte Kategorie für „alle anderen“ würde entstehen und wieder nicht die Problematik der Ausgrenzung durch Sprache lösen. Dieser dis-
kriminierende Charakter der deutschen Sprache könne nur mit einer geschlechterneutralen Sprache aufgehoben werden. Damit ist die Verwendung von geschlechtsunabhängigen Artikel und Pronomen gemeint. Dabei sollen weibliche und männliche Sprachformen nicht aufgelöst werden- viel mehr darf die Einführung solcher geschlechterneutralen Formen als Erweiterung und zusätzliche Möglichkeit angesehen werden. Beispielhaft sei hier der Versuch von Anna Hegel genannt, die das Pronomen „xier“ neuschöpfte. Viele Nachfrage und Diskussionsbeiträge des Publikums zeugten von dem Interesse und Relevanz des Vortragsthemas. Am Folgetag referierte die Journalistin Helga Hansen und gab einen Überblick über verschiedene Formen von feministischem Aktivismus im Internet aus Gegenwart und Vergangenheit. So stellte sie diverse Plattformen vor, die benutzt werden zur Vernetzung, zum Austausch und Diskussion, unter anderem auch der Blog „mädchenmannschaft“, bei dem sie mitarbeitete. Anhand des Twitterhashtags „#aufschrei“, der Anfang 2013 auftauchte um (Alltags-)Sexismus sichtbar zu machen (indem Userinnen erlebte sexistische Situation öffentlich teilten), zeigte die Referentin wie Online-Aktivismus offline weitergeführt werden kann. Die in Twitter gestartete Diskussion setzte sich damals in öffentlichen Medien fort und erreichte breite Gesellschaftsteile. Abschluss der Aktionstage bildete ein Filmabend, bei dem der queer-feministischen Film „Romeos“ gezeigt wurde. Ungefähr 15 Leute versammelten sich am 11. November um gemeinsam die Geschichte eines jungen, transgenderMenschen in der Phase der Identitätsfindung und Transition mit zu verfolgen.“
Christopher von Deylen präsentierte: Opus Ein Klangspektakel, das seines Gleichen sucht… VON MAX SCHMITT
Der kalte Wind peitscht um das Congress Centrum. Die letzten Hardliner zünden sich eine Zigarette an, bevor sie die Arena des Abends betreten. Gladiator ist heute, am 12. Oktober, Christopher von Deylen, besser bekannt als „Schiller“. Der Wahlberliner zeichnete sich dieses Jahr durch ein Album aus, in dem er Klassik mit elektronischer Musik verbindet – und dabei nie auf den typischen fesselnden SchillerSound verzichtet. Finsternis. Ruhe. In dem pechschwarzen abgedunkelten Raum ist nur das Getuschel der ZuschauerInnen zu hören. Getränke werden abgestellt, stoßen an die metallenen Stuhl-
beine. Dann fährt ein tiefer basslastiger Ton durch den Raum. Schiller ist da. Nach dem Opener gehen auch die Lichter an und Christopher, samt Unterstützer, präsentieren sich dem Plenum. Die erste Hälfte des Abends steht im Zeichen bekannter und geliebter Klänge des Elektro-Pioniers. Er nimmt das Publikum mit auf eine Reise durch Raum und Zeit. Durch Klänge, Emotionen und Bilder, die von der beeindruckenden Lichtshow, den fesselnden Drums und den akzentuierten Keys dominiert werden, die er selbst wie Nadelstiche setzt. Seine Musik ist nichts für zwischendurch. Sie ist allumfassend, nimmt ein und hat den Anspruch ganz
und gar zu sein. Euphorisches Klatschen beendet jedes Stück – wenn Schiller es zulässt. Gekonnt spielt er mit Übergängen, schlägt Brücken und reist sie im nächsten Moment nieder. Passender als das Congress Centrum wäre vielleicht nur die Semperoper gewesen, ein Glas rauchiger Scotch und zwei Stunden lang geschlossene Augen. Schiller präsentiert 120 Minuten, gesplittet auf zwei Einheiten mit kleiner Pause. Das Konzert am 12.10 war auch 2013 mein persönliches Highlight der Würzburger Konzertlandschaft. Wer noch nie in den Genuss eines der gewaltigen Auftritte des zurückhaltenden Vollblutmusikers gekommen ist, sei hiermit angehalten, dies schleunigst nachzuholen. Mit etwas Glück beehrt er auch 2014 wieder unsere schöne Domstadt.
Christopher von Deylen alias Schiller
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KultiMaTe – Der neue Kulturkalender für Studis –12. Dezember bis 20. Januar Wir staunen jedes Mal bei der Auswahl der Kulturtermine, wie viel es in Würzburg zu entdecken und erleben gibt! Und wir hoffen ihr findet hier ein paar schöne Anregungen! Falls ihr noch Ideen und Wünsche habt, was unbedingt in der KultiMaTe berücksichtigt werden müsste, kommt doch einfach mal bei einem unserer Referatstreffen vorbei! Oder meldet euch direkt bei uns: esther.schiesser@uni-wuerzburg.de & kristina.kindl@uni-wuerzburg.de Referat Kultur der Studierendenvertretung DO
12.12.13
Buntes 12 Uhr V e g g i e -Ta g 1 8 Uhr Capoeira –
Erwachsenentraining, ESG
DO 12.12.13
Literatur 20 Uhr Autorentreffen
Infinite Monkey, bei Interesse: infinitemonkeywue@gmail.com
Buntes 20 Uhr AK Ökomenisch Welt Fairändern, ESG Theater 19:00 Uhr | Show 20:00 Uhr Ein durchschnittlich großes Desaster (Improtheaterwettstreit),
Workshop (Eintritt frei), Kellerperle
FR
13.12.13
Musik 19:00 Uhr No Omega, Kapytaen, Dwnpours, Bait (Dark Hard-
core),(6 Euro), Kellerperle Buntes 20:30 Uhr Offener Tanztreff, ESG Musik 20:30/21 Uhr Scott Matthew, Cairo Theater 20:00 Uhr “Drei Mal Leben” von Yasmina Reza, Großer Saal der KHG Würzburg, Eintritt frei SA 14.12.13 Theater 20:00 Uhr “Drei Mal Leben”, Großer Saal der KHG Würzburg, Eintritt frei! SO 15.12.13 Buntes TIPP: 10 – 19 Uhr Flohmarkt, Cairo Buntes 16 Uhr LesKuKu-Lesbischer Kunst- und Kulturkreis, ESG Literatur TIPP 19.00 Uhr Lesebühne von Infinite Monkey, Eintritt frei,
Wunschlos GlücklichTheater 20:00 Uhr “Drei Mal Leben”, Großer Saal der KHG Würzburg, Eintritt frei! MO 16.12.13 Musik19:30 Uhr Monteverdichor, KHG Musik 20 Uhr Chor „New Future“, ESG Film 20:00 Uhr c. t. Perlenkino - “Wild
East – Würzburg-Tokyo in 6 Wochen”(Eintritt frei) Buntes 17:30 Uhr Vegane VoKü, Cairo
DI 17.12.13 Musik 20 Uhr Bigband „Chickens-
wings“, KHG Musik 20 Uhr Ensemble „Pizzicato“, ESG Film: 19 Uhr Side Effects. Kino im Max-Scheer-Hörsaal Theater 19:30 Uhr Das Lumpenpack: Max Kennel und Indiana Jonas (Slamshow), Kellerperle MI 18.12.13 Buntes 18 Uhr AK Celtic – AnfängerInnen, ESG Buntes 19:30 Uhr AK Celtic – Fortgeschrittene, ESG Buntes 21 Uhr AK Jonglieren, ESG Musik 20:00 Uhr The Shh (Malta) / Good Night Monday (Würzburg) (Indie-Rock / Pop), (8 Euro VVK | 9 Euro AK), Kellerperle Theater 20:00 Uhr “Drei Mal Leben”, Großer Saal der KHG Würzburg, Eintritt frei! DO 19.12.13 Buntes 12 Uhr Veggie-Tag Buntes 18 Uhr Capoeira – Erwachsenentraining, ESG Buntes 20 Uhr AK Ökomenisch Welt Fairändern, ESG Theater 20:00 Uhr “Drei Mal Leben”, Großer Saal der KHG Würzburg, Eintritt frei! Musik 20:00 Uhr Perl-Jam (Jamsession),Eintritt frei, Kellerperle FR 20.12.13 Musik 20:30/21 Uhr Beißpony & Hilde-
gard von Binge drinking, Cairo Buntes 20:30 Uhr Offener Tanztreff, ESG SA 21.12.13 Musik 21:00 Uhr Beats & Lyrics All-Night-Long (5 Euro), Kellerperle MO 06.01.14 Film 20 Uhr Amnesty International : Nights
of Rights – Filme für Menschenrechte: Women`s Police Station, im Standard
MI 08.01.14 Buntes 20 Uhr Amnesty International: Grup-
SA 21.12.13
pentreffen im Büro (Friedenstr. 3)
SA 11.01.14 Musik 20:00 Uhr
Jahreskonzert des Projektorchesters Würzburg Sympho-
nisches Blasorchester, Leitung: Peter Leipold
MO 20.01.14 Film 20 Uhr Amnesty International - Nights of Rights - The Invisibles, im Standard
FR 13.12.13
FR 20.12.13
SO 15.12.13
SPRACHROHR Das nächste Mal am 20.01.2014
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