JANUAR AUSGABE SPRACHROHR

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SPRACHROHR JANUAR 2016

STUDIERENDE UND GEFLÜCHTETE IN WÜRZBURG II


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NEUIGKEITEN KLAVIERTRIO IM TOSCANASAAL Das Institut für Musikforschung veranstaltet im Januar zwei Konzertabende mit Klaviertrios im Toscana-Saal der Residenz. Gemeinsam bilden Katharina Cording (Violine), Karla-Maria Cording (Klavier) und der Cellist Peer-Christoph Pulc (Violoncello) das Klaviertrio Würzburg. Am Mittwoch, 13. Januar 2016 und am Mittwoch, 20.Januar 2016, interpretieren sie Klaviertrios des Fin de siècle von Fritz Kreisler, Sergej Rachmaninov, Johannes Brahms, Max Reger und Karol Szymanowski. Der Eintritt ist frei.

ERASMUS MOBILITÄT Angesichts neuer Daten des Statistischen Bundesamts bei der Auslandsmobilität von Studierenden sieht das Deutsche Studentenwerk (DSW) „noch viel Luft nach oben“. Das von der Politik selbstgesteckte Ziel von 50% der Studierenden, die über das ERASMUSProgramm Erfahrungen im Ausland machen sollen, sei noch lange nicht erreicht. Entsprechend der 20. Sozialerhebung des DSW stagniert der Anteil der auslandsmobilen Studierenden seit Anfang der Nullerjahre bei 30%. Den Hauptgrund für eine Entscheidung gegen einen Auslandsaufenthalt seien trotz Stipendien die finanziellen Mehrbelastungen.

WHATSANALYZER Die meisten Studierenden benutzen sie vermutlich: Die Messenger Anwendung What’sApp. Wie es die Menschen benutzen, darüber wollen die Würzburger Informatiker*innen Anika Schwund und Michael Seufert, die am Lehrstuhl für Kommunikationsnetze des Instituts für Informatik arbeiten, neue Erkenntnisse sammeln. Mit dem Projekt WhatsAnalyzer zielen sie darauf ab herauszufinden, wie über die App kommuniziert wird, wie sich dadurch das Kommunikationsverhalten im Internet geändert hat und was dies für zukünftige Kommunikationsformen bedeuten könnte. Studierende der Uni können in nur drei einfachen Schritten die Zukunft der Kommunikation ein Stück weit mitgestalten, indem sie die Wissenschaftler mit ihren anonymisierten Daten versorgen. Jeder Teilnehmer erhält umgehend eine statistische Auswertung seines eigenen ChatVerhaltens. Mehr dazu unter facebook.com/whatsanalyzer

LEIBNIZ-PREIS 2016 Wie die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) bekannt gegeben hat, ist unter den Leibniz-Preisträger*innen 2016 der Würzburger Professor für Philosophie Prof. Dr. Dag Nikolaus Hasse. Der mit 2,5 Millionen Euro dotierte Leibniz-Preis gilt als eine Art deutscher Nobelpreis und ist weltweit hoch angesehen. Von den zehn neuen Preisträger*innen kommen jeweils drei aus den Lebenswissenschaften, den Naturwissenschaften sowie den Geistes- und Sozialwissenschaften und einer aus den Ingenieurswissenschaften.


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INHALT

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in - wenn auch kleiner - Kreis schließt sich. Das Semester geht zu Ende. Begonnen haben wir die Sprachrohrausgaben des Wintersemesters 2015/16 mit „Studierenden und Geflüchteten in Würzburg“. Damals versuchten wir einen Überblick zu geben, wie es um die Situation in und um Würzburg steht und aufzuzeigen, wie sich Studierende engagieren können oder es bereits tun. Das Thema ist für uns so groß, dass wir uns wieder hingesetzt haben, um neue Geschichten dazu zu finden. Gelungen ist uns dies mithilfe des Würzburger Studierenden Luca Krieglstein, der gemeinsam mit Bekannten auf gut Glück mit einem Bus losgezogen ist, um vor Ort, an der Grenze von Mazedonien und Serbien eine Suppenküche aufzubauen und direkte Hilfe zu leisten. Von den Erfahrungen, die er dort gemacht hat, erzählt er auf Seite12. In der letzten Ausgabe erwähnten wir die Impfaktion von Studierenden der Medizin an der Uni Würzburg. Darüber hinaus existiert seit Jahren eine Kooperation zwischen der Gemeinschaftsunterkunft (GU) und Medizinstudierenden, die dort medizinische Ersthilfe leisten. Für das Sprachrohr führte Jeff Spiegler gemeinsam mit dem Medizinstudierenden Manuel Peterka ein Interview über Bewegründe, Erlebnisse und die persönliche Bereicherung dieses wichtigen und spannenden Nebenjobs. Mehr auf Seite 14. Zu guter Letzt haben sich zu diesem Thema Ann-Kathrin Pfeifer, Elisa Seyfried und Kristina Wagenlehner in Würzburg auf den Weg gemacht und sich vor Ort Geschichten von Geflüchteten angehört, die uns helfen können, zu verstehen, wie es den Menschen - die im öffentlichen Raum oft nur Zahlen sind - tatsächlich geht. Was sie über die Zustände in den Lagern, die Unterschiede zur Heimat, ihre Wünsche für die Zukunft und nicht zu vergessen, ihren Alltag berichten, lest ihr ab Seite 18. Das Jahr 2015 wird wohl vielen als ein tragisches in Erinnerung bleiben. Dass 2016 alles besser wird, weiß Tom Lehmann, der seine Einsichten aus der Kristallkugel zusammengefasst hat und freundlicherweise mit uns teilt. Mehr auf Seite 24. Ziel vieler Studierender, die ein oder zwei Semester im Ausland verbringen, ist es, möglichst authentische Erfahrungen mit den Leuten vor Ort zu sammeln. Gastautor Rapolas Valiukevicius aus Litauen hat genau das getan. Zusammen mit Gleichgesinnten organisierte Rapolas Vernetzungstreffen zu gesellschaftlichen und politischen Themen, die sich mit der Zeit und in Zusammenarbeit mit dem Jugendradiosender vor Ort zu einer wöchentlichen Radioshow etablierten, die bis heute ausgestrahlt wird. Er erzählt davon in unserer Rubrik Internationales auf Seite 26. Viel Spaß beim Lesen.

– Timo Unger

02 NEUIGKEITEN

04 HOCHSCHULPOLITIK 04 Leserbriefe 05 Brückenbauer oder Spalter? 06 Lernen für den Frieden

08 MENSAPLAN

12 KULTUR 12 14 16 17 17 18 20 22 22

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Mit der Feldküche auf dem Balkan Einblicke in die GU Würzburg Orchester trifft Acid Pauli "Lachen, so wie niemand es spielt" Medinetz Würzburg Kaffeeklatsch auf syrisch Depressionen – Ein Erfahrungsbericht "Und Du so?" Kolumnen Warum 2016 alles viel besser wird

26 INTERNATIONALES 26 About Gatherings

27 IMPRESSUM


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HOCHSCHULPOLITIK

LESERBRIEF Liebe Redaktion und Leser des Sprachrohrs, in der letzten Ausgabe sind wir auf einen Artikel gestoßen der uns schwer ins stutzen gebracht hat. In „ Die Bundeswehr Ein todsicherer Arbeitgeber“ lassen sich Aussagen finden, die für uns einfach nicht vertretbar sind. Es wird nicht nur die Gewalt und der Vandalismus, die auf der Jobmesse im Jahr 2014 satt gefunden haben, verharmlost, sondern auch noch weiterhin dazu aufgerufen. Im letzten Jahr wurden nicht nur Böden und Wände beschmiert, sondern auch der Stand der Bundeswehr wurde von vermummten Personen angegriffen und zerstört (wir finden es übrigens erbärmlich, dass die Täter nicht einmal Gesicht zeigen). Ein solches Verhalten ist einfach nicht tragbar. Und bei Aussagen wie „Protest ist legitim und notwendig“ fragen wir uns ob es wirklich „legitim und notwendig“ sein kann, dass Gelder, die man besser für Lehre oder ähnliches ausgeben kann, zur Reinigung von Gebäuden verwendet werden müssen, weil irgendwelche Menschen sie mit polarisierenden Aussagen beschmieren. Sicherlich ist uns die Meinungsfreiheit wichtig, aber zu dieser gehört die „Freiheit auf Sachbeschädigung und Gewalt“ nicht dazu. Für zukünftige Artikel finden wir es angemessen, sich neutral und nicht ideologisch einem Thema zu nähern. Und als Tipp für Menschen, die finden die Jobmesse wäre etwas für „böse Kapitalisten“: Dann geht doch einfach nicht hin. Wenn es kein Interesse für eine solche Messe gibt, wird sie auch nicht stattfinden. Dies ist aber offensichtlich gegeben, also lasst doch bitte euren Kommilitonen die Freiheit, sich selbst zu informieren. – Vorstand der LHG Würzburg


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HOCHSCHULPOLITIK

BRÜCKENBAUER ODER SPALTER?

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"Ein 'Brückenbauer' ist 90: Albrecht Fürst zu Castell-Castell", titelte die evangelikale Zeitung "Idea" online.(1) Aber so sehr sich der Fürst um die Universität verdient gemacht haben mag, so sehr spaltet er sie nun mit der Diskussion um seine Person.

m 15. Dezember gab die Hochschulgruppe "Fachschaftsmitglieder - Erfahrung wählen" bekannt, dass ihre vier Mitglieder im Sprecher- und Sprecherinnenrat, darunter auch der studentische Senator, nicht an dem Festsymposium für den Fürsten teilnehmen werden. Begründet wurde diese Entscheidung damit, dass man "klare Kante gegen Homosexuellen-, Frauenund Wissenschaftsfeindlichkeit" zeigen werde. Das Sprachrohr geht dem auf den Grund:

gebenheit'"(9) ansehen und sagen, "dass Homosexualität nichts mit krankhafter Veranlagung oder Neigung zu tun hat."(10) Neben inakzeptabler Homophobie bekennt der Fürst damit auch, Homosexualität für eine Krankheit zu halten. Damit stellt er sich gegen die Meinung der Weltgesundheitsorganisation, die Homosexualität explizit nicht als "Krankheit" führt,(11) und auch gegen die medizinische Praxis und Forschung, wie sie in Würzburg und weltweit gelebt wird.

Der Riss verläuft zwischen Vergangenheit und Zukunft

Ist der Riss zwischen Universität und Fürst zu kitten? Der Riss zwischen Vergangenheit und Zukunft, wie ihn schon die Fachschaftsmitglieder von "Erfahrung wählen" beschrieben haben, mag verständlich sein, bedenkt man, dass der Fürst in eine Zeit geboren wurde, in der der § 175 StGB "Unzucht zwischen Männern" bis 1994 unter Strafe stellte und Männer bis 1958 die Befugnis hatten, für ihrer Frau die Anstellung zu kündigen. Zu Castell-Castell war damals 69 beziehungsweise 34 Jahre alt.(12) Seitdem ist viel Zeit vergangen: Die Erde hat sich in dieser Zeit rund 21.000 beziehungsweise 8.000 mal um 360° gedreht. Die Positionen des Fürsten um kein einziges Grad.

Albrecht zu Castell-Castell war jahrelang Vorsitzender des Universitätsbundes, einer Art Förderverein der Universität. Für diesen warb er Mitglieder und Gelder, sodass die Förderung von Wissenschaft und Universität verstärkt werden konnten.(2) Hierfür wurde er 1984 zum Ehrensenator ernannt.(3) Warum sein Verdienst um den Universitätsbund nicht mit der Ernennung zu dessen Ehrenvorsitzenden gewürdigt wurde, sondern eine Ehrung der Universität selbst zur Folge hatte, ist nicht klar. Klar ist hingegen, dass er mit seinen Ansichten, die man mit (zu) viel gutem Willen bestenfalls als antiquiert bezeichnen kann, in einem krassen Widerspruch zu den Werten einer Universität des 21. Jahrhunderts steht. Kein Aushängeschild einer modernen Universität. Die moderne Universität ist weiblich: 58,5% der Studierenden sind Studentinnen.(4) Gleichzeitig versucht die Universität mit ihrem Gleichstellungskonzpet möglichst viele Frauen in die akademische Karriere zu führen.(5) Eines großen Lobes bedarf es dafür nicht, da gleiche Chancen für die Geschlechter schon durch Artikel 3 des Grundgesetzes gesellschaftlicher Konsens sind. Vielmehr bedarf es eines Tadels für den Ehrensenator. Seine Ansicht, dass "einer Frau anderes zugeordnet [ist] als dem Mann"(6) ist schon für sich kritikwürdig, aber noch lange nicht der Gipfel, wenn man weiß, welche Rolle der Fürst den Geschlechtern zuweist: "Der Mann ist für den Kampf, für den Broterwerb geschaffen und die Frau ist primär für die Familie geschaffen."(7) Nicht nur Misogynie: Ehrung wird zum No-Go. "Das ist ein Irrtum"(8), entgegnet zu Catell-Castell all jenen, die "die sexuelle Orientierung als 'Ge-

Die Welt drehte sich, der Fürst blieb stehen. Wäre der Fürst irgendwer - zum Beispiel der eigene Opa oder die eigene Uroma, von denen viele ähnliche Ansichten haben dürften -, wäre das nicht weiter schlimm. Der Fürst ist aber nicht irgendein 90 Jahre alter Mann, dessen reaktionäre Stimme von vielen jungen Stimmen übertönt wird. Die Stimme des Fürsten ist eine Stimme, die gehört wird. Und nicht nur das, sie wird auch als die Stimme eines Würdenträgers der Universität Würzburg, wenn nicht sogar als Stimme aus der Universität wahrgenommen. Die Universität, als Einrichtung, die für Forschung und Fortschritt steht, darf nicht rückständig sein. Es widerspricht ihrem Selbst. Ernsthafte Auseinandersetzung über Widersprüche. Die "ernsthafte Auseinandersetzung innerhalb der Universität Würzburg über diese Widersprüche und Diskrepanzen", die die Fachschaftsmitglieder einfordern,(13) geht daher nicht weit genug. Der einen, alten und rückwärtsgewandten Stimme müssen sich viele junge, moderne und zukunftsorientierte Stimmen entgegenstellen. Die Stu-

dierendenschaft muss zusammenhalten und laut rufen: Wir sind gleich! Mann oder Frau - egal! Homosexuell oder heterosexuell - egal! Wir sind gleich! Und wir stehen zueinander! Bekenntnis der Universität genauso dringend nötig. Dieses Bekenntnis der Studierenden zu ihren Kommilitoninnen und Kommilitonen ist auch ein Bekenntnis zur Universität, der so eine Distanz zur Frauen-, Homosexuellen- und Wissenschaftsfeindlichkeit des Fürsten gegeben wird. Es bedarf im Gegenzug aber auch ein Bekenntnis der Universität zu ihren weiblichen und homosexuellen Studierenden. Es bedarf darüber hinaus aber auch eines Bekenntnisses zu allen Studierenen, als der wissenschaftlichen Zukunft, und somit ein Bekenntnis zur Wissenschaft der Zukunft selbst. Wissenschaft ist Fortschritt und es muss sichergestellt werden, dass (zumindest) zukünftig keine Person zur Stimme der Wissenschaftseinrichtung JuliusMaximilians-Universität Würzburg wird, die sich gegen diesen stellt. Kurzum: Es braucht neue, kluge und zukunftsweisende Regularien für die Vergabe universitärer Ehrentitel. Quellen: (1) http://www.idea.de/frei-kirchen/detail/ein-brueckenbauer-wird-90-fuerst-zu-castell-castell-91689.html (2) https://books.google.de/books?id=mQ4644yM0bUC&pg=PA331&lpg =PA331&dq=universit%C3%A4tsbund+w%C3%BCrzburg+klett&source=bl& ots=QBEZHz-Sjl&sig=PfO-l042Ud8cUZGj0L6f0rff4vo&hl=de&sa=X&ved=0a hUKEwjbzuObhoTKAhVI8HIKHYUVBjkQ6AEINTAE#v=onepage&q&f=false (3) https://www.uni-wuerzburg.de/ueber/universitaet/persoenlichkeiten/ ehrensenatoren0/ (4) http://www.wuerzburgerleben.de/2015/10/13/wuerzburg-uni-erfreuthohe-studierendenzahlen-studenten/ (5) https://www.uni-wuerzburg.de/sonstiges/meldungen/single/artikel/ universitae-27/ (6) http://www.augsburger-allgemeine.de/bayern/Kein-Homosexueller-alsHirte-der-Gemeinde-id14040576.html (7) Ebd. (8) Ebd. (9) Ebd. (10) Ebd. (11) http://www.mz-web.de/mitteldeutschland/landtag-stellt-sich-gegen-heilungsseminare--fuer-homosexuelle,20641266,26048950.html (12) https://www.facebook.com/erfahrungwaehlen/photos/a.68574764 1529257.1073741830.539696216134401/791995030904517/?typ e=3&theater (13) Ebd.

– Carolina Geerdes


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HOCHSCHULPOLITIK

LERNEN FÜR DEN FRIEDEN

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ingeleitet wurde die Veranstaltung mit einer kurzen Definition der Zivilklausel (ZK), also einer Selbstverpflichtung von Hochschulen, nur für zivile Zwecke zu forschen und einem historischen Werdegang, beginnend 1945 mit der TU Berlin, der aufgrund des Potsdamers Abkommens von den Alliierten eine Zivilklausel auferlegt wurde, einer zweiten ZK-Welle in den 80ern wegen Pershing II und NATO-Doppelbeschluss und schließlich 2013 der Artikel der SZ über Forschungsprojekte des US-Verteidigungsministeriums an deutschen Hochschulen, u. a. auch in Grundlagenforschung im Bereich Nanostrukturtechnik der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. 2015 gibt es 26 Hochschulen, die eine ZK beschlossen haben und mit Nordrhein-Westfalen auch ein ganzes Bundesland, dass eine ZK im Landeshochschulgesetz verankert. Ein weiterer Bezug auf Würzburg wurde mit der Jobmesse 2014 geschaffen, bei der auch die Bundeswehr als potentielle Arbeitgeberin warb. Dies führte zu Protesten seitens der Studierenden und die Studierendenvertretung unterließ unter dem Slogan „Kein Werben fürs Sterben“ jegliche Bewerbung dieser Veranstaltung.

„LEHRE, FORSCHUNG UND STUDIUM DIENEN ZIVILEN UND FRIEDLICHEN ZWECKEN"

Auf dem Podium waren Fr. Brühl, die Vizepräsidentin der Goethe-Universität Frankfurt a. M., welche sich 2013 eine ZK gab, mit Georg

V.l.n.r.: Ralf Brinktrine, Georg Rosenthal, Tanja Brühl, Burkhard Hose, Oliver Jörg, Daniel Janke Rosenthal (SPD) und Oliver Jörg (CSU) zwei Würzburger Landtagsabgeordnete, die beide im Wissenschaftsausschuss tätig sind, Daniel Janke als Mitglied des Arbeitskreis Zivilklausel der Studierendenvertretung und Hr. Brinktrine, der als Professor für Öffentliches Recht an der JMU die rechtliche Seite vertrat. Die Hochschulleitung war seit vier Monaten wiederholt angefragt worden, erschien jedoch mit Verweis auf „Terminkollisionen“ nicht. Möglicherweise lassen sich durch dieses Verhalten auch Schlüsse auf das Interesse dieses Gremiums für die Thematik ableiten. Fr. Brühl begann die Diskussion mit dem Entstehungsprozess der Frankfurter ZK, die als normativer Rahmen für das eigene Handeln wichtig sei, da sie einen Diskurs über das Thema anrege. 2010 beteiligte sich die dortige GEW-Hochschulgruppe bei der Mitgestaltung des Hochschulentwicklungsplans, der die Ziele der Uni für die nächsten fünf Jahre festlegte und in der Zielvereinbarung UniLandesregierung endete. Darin schrieben sie fest, dass „Lehre, Forschung und Studium […] zivilen und friedlichen Zwecken [dienen].“ Daraufhin beschloss der AStA, eine Urabstimmung durchzuführen, bei der sich mehr als ¾ der Studierenden für eine ZK aussprachen. Aufgrund diesem starken studentischen Votum beschloss der Senat, diesen Antrag zu übernehmen und setzte ihn in die Präambel der Grundordnung (GO). Dieses Vorgehen war möglich, da an der Goethe-Uni wegen dem hohen Anteil an Stiftungsmitteln (ca. 30%) eine hohe Bereitschaft zu Debatten und kritischer Gesprächskultur herrscht. Die Umsetzung der ZK erfolgt durch ein Formular der Zentralverwaltung, mit dem jede*r Antragssteller*in bestätigt, dass er*sie ausschließlich für zivile Vorhaben forscht. Sollte dies nicht der Fall sein, müssen von dem*der Vizepräsident*in für Forschung dbzgl. zwei Gutachten erstellt werden. Das war in den letzten zwei Jahren jedoch noch nie der Fall. Ein Verlust an Drittmittel wurde an der Goethe-Uni nicht festgestellt, da die meisten Forschungsaufträge von der

EU oder dem BMBF kamen, der Anteil privater Unternehmen nur sehr gering ist. Hr. Brinktrine erläuterte, dass es hinsichtlich einer ZK noch keine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts gebe und die Freiheit der Forschung bei dem*der Wissenschaftler*in läge, nicht an der Institution Universität. Ebenso gäbe es im Bayerischen Landeshochschulgesetz keine eingeschriebene Friedensaffinität – eine ZK sei somit keine zwingende Verpflichtung, wohl aber eine mögliche Option. Er stellte die Position des Hochschulverbandes vor, der eine selbstverantwortliche Wissenschaftsfreiheit vertritt und somit den*die einzelne*n Forscher*in in der Verantwortung sieht, seine*ihre Forschung nach ethischen Maßstäben selbstkritisch zu hinterfragen. Ebenso zeigte er die Dualität des Grundgesetzes auf, das mit dem Verbot der Vorbereitung eines Angriffskrieges, dem Erhalt von Gesundheit und Leben, der Menschenwürde und Friedenswahrung für zivile und friedliche Mittel plädiere. Jedoch sei (militärisch nutzbare) Grundlagenforschung nicht äquivalent mit einem Angriffskrieg und die Institution Bundeswehr als Streitkräfte zur Verteidigung bzw. in Bündnissen wie OSZE oder NATO in der Verfassung vorgesehen. Daniel Janke skizzierte den Weg der Würzburger ZK. Im Mai 2013 sprach sich der Studentische Konvent aufgrund der gesellschaftlichen Verantwortung der Hochschule für die ZK aus, die in der GO unserer Uni verankert werden sollte. Durch die Recherchen der SZ, die die Finanzierung mehrerer Lehrstühle durch das US-Verteidigungsministerium offenlegten, wurde die ZK noch um eine Transparenzklausel erweitert, so dass alle Drittmittel hochschulintern veröffentlicht werden sollten. Die Hochschulleitung verwies auf den „Gang durch die Fakultäten“, in dessen Folge der Arbeitskreis in vielen Fakultätsräten Aufklärungsarbeit leistete. Thema waren z.B. die Unterscheidung von Zivil- und Friedensklausel, die Tatsache,


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HOCHSCHULPOLITIK

dass Niedersachsen solche Klauseln zeitweise in seinem Landeshochschulgesetz verankert hatte oder die Tatsache, dass 30% der drittmittelstärksten Hochschulen eine ZK besitzen, die Angst vor Abwanderung von Drittmitteln demzufolge unbegründet sei. Jedoch sei die Dual-Use-Problematik immer gegeben, solle jedoch in dafür eingerichteten Gremien und im offenen, gelebten Diskurs immer wieder neu thematisiert und entschieden werden. Die Hochschulleitung wollte die ZK in das rechtlich nicht bindende Leitbild der Universität verbannen, die Studierenden sprachen sich jedoch für eine Änderung der GO aus. Diese Änderung wurde an einer Fakultät schon einstimmig beschlossen, an anderen gab es darüber Diskussionen. In der Fakultät für Biologie wurde daraufhin das Modul „Ethisches Verhalten in der Wissenschaft“ geschaffen, das von den Studierenden stark nachgfragt wird, in den Fakultäten für Physik und Chemie wird darüber diskutiert. In den aktuellen Fakultätsräten sei die ZK jedoch momentan kein Thema. Oliver Jörg beklagte, dass es an bayerischen Universitäten kaum eine gelebte Diskussionskultur gebe und seine Partei schon 2012 die rechtlichen Bedingungen einer ZK diskutiert hätte und darauf kam, dass die Grundhaltung der Gesellschaft entscheiden sei. Als Bündnis 90/Die Grünen das Thema Zivilklausel in den Landtag einbrachten, stimmten die CSU und die Freien Wähler dagegen, da eine ZK im Bayerischen Hochschulgesetz gegen die Autonomie der Hochschulen verstoße, es Probleme mit der Dual-Use-Nutzung gäbe und die Wissenschaftsfreiheit dadurch eingeschränkt werden würde. Der Antrag wurde also abgelehnt, jedoch sei eine Friedensklausel interessant. Abschließend ging er noch auf die Vorzüge von Blindenschrift und Mikrowellen ein, die ja schließlich auch vom Militär entwickelt worden wären. Georg Rosenthal kritisierte, dass bei den stetig anwachsenden militärischen Konflikten und immer höheren Ausgaben für militärische Forschung die Friedenspolitik sehr vernachlässigt werde. Man solle dieses Thema nicht nur auf die Universitäten verengen, sondern in einen gesamtgesellschaftlichen Diskurs stellen. Nötig sei eine ausreichende Finanzierung von Friedens- und Konfliktforschung an Hochschulen. Als Beispiel nannte er das FritzBauer-Institut in Frankfurt. Die Universität sei der Kern der Veränderung, die diesen Prozess in die Gesellschaft tragen soll. Wichtig sei nicht, ob es eine Formulierung gäbe, sondern dass der öffentliche Diskurs bzgl. Forschungsanträgen in gelebten Diskussionen hergestellt wird und dadurch der*die Wissenschaftler*in ein ethisches Selbstverständnis entwickelt.

EINE ZIVILKAUSEL SENSIBILISIERT DIE FORSCHENDEN FÜR IHRE ETHISCHE VERANTWORTUNG

In der nun eröffneten Fragerunde wurde es als peinlich empfunden, dass sich die Hochschulleitung nicht an dieser Diskussion beteiligt und

nachgefragt, warum es in Bayern keine einzige Hochschule mit einer zivilen Selbstverpflichtung gebe. Oliver Jörg antwortete darauf, dass sich alle Landesgesetze, die eine ZK beinhalteten, eine unterschiedliche Formulierung hätten und nur 10% aller Unis eine ZK besäßen. Diese Frage solle auch nicht an den Universitäten geführt werden, sondern in den Landesparlamenten und im Bundestag und so auch die Frage der Bundeswehr in der Gesellschaft thematisiert werden. Fr. Brühl ergänzte, dass der Diskurs und das offene Gespräch mit den Studierenden wichtig sei und im gesellschaftlichen Kontext auch auf eine nachhaltige Auslandspolitik der Bundesrepublik hinzuwirken sei. Hr. Brinktrine fügte hinzu, dass sich die Formulierungen in den Landeshochschulgesetzen ausschließlich auf die Hochschulen bezögen - „Hochschulen entwickeln ihren Beitrag“ (NRW), „Die Hochschulen verfolgen friedliche Forschung“ (Bremen) – der*die Wissenschaftler*in sei nicht primärer Adressat des Gesetzestextes. Da sowohl bei den Hochschulen wie auch bei den Forscher*innen eine geringe Bereitschaft bestände, gegen das Hochschulgesetz zu klagen, sei es bisher noch zu keinem Prozess dagegen gekommen.

FORSCHENDE SOLLTEN SELBSTREFLEXSIV DISKUTIEREN UND IHRE PROJEKTE NACH ETHISCHEN GESICHTSPUNKTEN ABWÄGEN.

Eine weitere Frage thematisierte die Anwesenheit der Bundeswehr auf der jährlich stattfindenden Jobmesse. Infolge der letzten Proteste sei es zu Prozessen gegen Studierende gekommen, in denen die Universität als Nebenklägerin auftrat. Es wurde an die (nicht anwesende) Hochschulleitung appelliert, die Anzeigen zurückzuziehen und die Bundeswehr von der Jobmesse am 19. November auszuladen, da sie an öffentlichen Bildungseinrichtungen nichts verloren hätte. Georg Rosenthal forderte, das politische Verständnis an der Hochschule zu stärken und politische Hochschulgruppen von universitärer Seite nicht einzuschränken (vgl. SZ-Artikel: Politisches Engagement macht Angst. 21. Juli 2015). Er bedauerte ebenfalls die geringe politische Beteiligung in der Hochschule, der Gesellschaft und in gesamteuropäischen Belangen. Hier warf Moderator Burkhard Hose jedoch ein, dass Studierende die Bevölkerungsgruppe mit dem größten Anteil an ehrenamtlicher Tätigkeit darstellten, was sich in Würzburg vor allem im Bereich der Flüchtlingsarbeit zeige. Daniel Janke führte aus, dass die Werbekampagnen der Bundeswehr vom UN-Menschenrechtsrat kritisiert wurden, da die Anwerbung 17-jähriger eine Rekrutierung von Kindersoldaten darstellt. Er kritisierte ebenfalls die schlechte Kommunikation mit der Hochschulleitung und innerhalb der Fakultäten und sprach innerhalb der universitären Gremien von einer Überstimmungs-, nicht aber einer Diskussionskultur. Fr. Brühl wies auf die große Bedeutung von thematischen Diskussionen hin und untermauerte ihre Forderungen mit der Diskussion, die die Ein-

richtung einer Ischinger-Stiftungsprofessur an der Uni Tübingen ausgelöst hatte, da manche darin einen Verstoß gegen die beschlossene ZK sahen. Andererseits kritisierte sie die Proteste gegen Seminare zum friedlichen Wiederaufbau von Postbürgerkriegsgesellschaften, die von Bundeswehrangestellten referiert wurden, wie auch die mangelnde Diskussionsbereitschaft von Reservistenverbänden und einigen ZK-Befürworter*innen. Oliver Jörg knüpfte an die Frage der Diskussionskultur an und forderte, die Hochschulleitung solle gesamtpolitische Diskussionen in Universität und Stadt anregen und keine Angst vor politischem Diskurs haben. Dass solch eine Diskussion möglich und fruchtbar sein kann, beweise das demokratisch-fortschrittliche Handeln der Leitung der Universität Bayreuth. Auf die Nachfrage, warum man eine ZK denn überhaupt brauche, antwortete Daniel Janke, dass dadurch ein gesellschaftlicher Diskurs angestoßen werde. Auch wenn dadurch nicht der Weltfrieden erreicht werde, wirke sie gesellschaftsbildend und sensibilisiert den*die Forscher*in für seine*ihre ethische Verantwortung. Als Beispiel eines ethisch verantwortungsvollen Handelns nannte er das Robert-Koch-Institut, das sämtliche Forschungsergebnisse nach Nutzen oder Gefahren für die Gesellschaft abwägt und demzufolge die Ergebnisse veröffentlicht oder unter Verschluss hält. Weiter betonte er erneut, dass Grundlagenforschung nicht von einer ZK betroffen wäre und dass die Dual-Use-Problematik in jedem Einzelfall im universitären Diskurs neu ausgehandelt werden muss. Hr. Brinktrine ergänzte, dass eine ZK mit bloßem Appellcharakter zwar rechtlich zulässig, aber de facto wirkungslos sei, eine streng ausgelegte Formulierung, die ggf. mit Sanktionen verbunden wäre, hingegen rechtlich ungewiss sei. Das Ziel sei seiner Meinung vielmehr dann erreicht, wenn die Forschenden selbstreflexiv diskutieren und ihre Projekte nach ethischen Gesichtspunkten abwägen. Den Abschluss bildete Georg Rosenthal, der sich die Anwesenheit der Hochschulleitung wünschte, damit diese sich zu der erfolgen Diskussion hätte äußern können.

– AK Zivilklausel


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MENSAPLAN

MENSATERIA

STUDENTENHAUS

HUBLAND

MENSAPLAN


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MENSAPLAN

MENSATERIA 11.01.

Pizza Salami Pizza "Spinat & Hirtenkäse" Schinkennudeln mit Tomatensoße Gyros mit hausgemachtem Tsatsiki Ofenfrische Hähnchenkeule vom Grill Dampfkartoffeln mit Schnittlauchquark

18.01.

XXL-Schweineschnitzel paniert mit Zitrone Veganer Soja-Döner mit Dip "Tsatsiki Art" Flammkuchen "Klassisch" Vegane Pizza "Verduras" Putenbrustgeschnetzeltes in Pilzrahm Vegane Falafelbällchen auf Couscous-Gemüse

25.01.

Pizza "Mexiko" Pizza "Margherita" Linguine mit Zucchini-Safran-Ragout Feuerspieß mit Balkansoße Hähnchenbrustfilet mit Calvadosrahmsoße Frühlingsrolle auf Wokgemüse

12.01.

19.01.

26.01.

13.01.

20.01.

27.01.

14.01.

21.01.

28.01.

15.01.

22.01.

29.01.

Vegetarisch

Vegan

Vital-Essen

Fish´n Chips Gyros mit hausgemachtem Tsatsiki Pizza Salami Schweinerückensteak mit Hollandaise und Broccoli Pfannkuchen mit Schlemmergemüse

Gyros mit hausgemachtem Tsatsiki Siebenschwabenplatte mit Bratensoße Pizza Salami Pizza "Spinat & Hirtenkäse" Rinderhacksteak mit Cognac-Pfeffersoße Überbackene Zucchini an Paprikasoße

Chickenburger mit Ananas-Currydip Gyros mit hausgemachtem Tsatsiki Pizza Salami Pizza "Spinat & Hirtenkäse" Nudelgemüseauflauf Veganer Kokosmilchreis mit Heidelbeeren

Gyros mit hausgemachtem Tsatsiki Seelachsfilet an Dillrahmsoße Pizza Salami Pizza "Spinat & Hirtenkäse" Cevapcici vom Rind mit Ajvar Gebackene Champignonköpfe mit Tatarensoße

Süßkartoffelburger mit Bohnen und Guacamole Pangasiusfilet an Mango-Chilisoße Flammkuchen "Klassisch" Vegane Pizza "Verduras" Gefüllte Hirtenrolle "Mediterran" Gemüsemaultaschen an Sahnesoße mit Tomaten

Flammkuchen "Klassisch" Vegane Pizza "Verduras" Vegane Green Tacos mit Walnuss-Chili-Pâté Ein Paar fränkische Bratwürste mit Sauerkraut Geflügelspieß "Southern Georgia" Vegane Bunte Gemüse-Reispfanne

Lasagne al Forno Vegane Currywurst "Classic Style" Flammkuchen "Klassisch" Vegane Pizza "Verduras" Chipotle Burrito Süßkartoffel-Rucolaschnitte auf Karottenragout

Vegane Mini-Frühlingsrollen auf Chop suey Fischburger Flammkuchen "Klassisch" Vegane Pizza "Verduras" Fleischbällchen mit Waldpilzsoße "Jäger Art" Tortelloni "Tricolore" in roter Pestosoße

Pizza "Mexiko" Pizza "Margherita" Fränkisches Geröstel Linguine mit Zucchini-Safran-Ragout Gebratenes Rotbarschfilet auf Krebsrahmsoße Polenta mit Spinat und Mozzarella

Pizza "Mexiko" Pizza "Margherita" Linguine mit Zucchini-Safran-Ragout Pulled Pork Burger mit Coleslaw Rindfleisch mit Meerrettich Semmelknödel mit Ragout von Champignons

Linguine mit Zucchini-Safran-Ragout Paniertes Putenschnitzel Pizza "Mexiko" Pizza "Margherita" Karottenmedaillons an Kräuterrahmsoße Vegane gebackene Kartoffelspiralen mit Salsadip

Linguine mit Zucchini-Safran-Ragout Gebackenes Schollenfilet mit Krabbendip Pizza "Mexiko" Pizza "Margherita" Schweinerückensteak "Rhodos" an Kräuterjus Krautspätzle mit Bratensoße

MENSATERIA Am Hubland Montag bis Freitag, 11:00 bis 14:15 Uhr


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MENSAPLAN

STUDENTENHAUS 11.01.

18.01.

25.01.

12.01.

19.01.

26.01.

20.01.

27.01.

21.01.

28.01.

Krautspätzle mit Bratensoße Hähnchenfiletspieß an Mango-Chilisoße Gebackene Vegane Spaghetti mit Gemüsebolognese

Currywurst Mensa-Vital Kabeljaufilet auf Blattspinat mit Tagliatelle Vegane Falafelbällchen auf CousCous-Gemüse

13.01.

Putenbrustgeschnetzeltes in Champignonrahm Ofenfrischer Schweinekammbraten in Biersoße Gebackene Kartoffeltaschen an Buttergemüse

14.01.

Hähnchen Cordon bleu Hacksteak mit Bratensoße BIO-Nudelpfanne Calabria Kaiserschmarrn mit Apfelmus

15.01.

Gebratenes Norweger Lachsfilet an Orangen-Pfeffersoße Schweinerückensteak mit Pfefferrahmsoße Chipotle Burrito

Vegetarisch

STUDENTENHAUS UND BURSE Am Studentenhaus Montag bis Freitag, 11:00 bis 14:15 Uhr ABENDMENSA UND CAFETERIA Montag-Donnerstag 15:00 bis 18:30 Uhr Samstagsmensa 11.30 – 13.30 Uhr

Gefüllte Paprikaschote mit Bratensoße Hänchenpicatta an Tomatenragout Gnocchi-Spinatpfanne mit Frischkäsesoße

Linsentopf mit 1 Paar Wienerle Fränkischer Sauerbraten mit Preiselbeeren Mensa-Vital Vegane Pennenudeln mit Favabohnen, Paprika & Pinienkernen

Ofenfrische Hähnchenkeule vom Grill Gyrosgeschnetzeltes in Metaxasoße Überbackener Kartoffelauflauf

Hähnchenbrustfilet mit Wokgemüse Germknödel mit Pflaumenmusfüllung & Vanillesoße BIO-Tortelloni all Arrabbiata Veggie-Burger

22.01.

Gebackenes Schollenfilet mit Krabbendip Rumpsteak vom Grill mit Schwenkbohnen Ofenfrische Pizzaecken "Margherita"

Vegan

Ofenfrische Pizzaecken "Margherita" Grüne Tagliatelle mit Thunfischsoße Vegane bunte Kartoffel-Gemüsepfanne

Schweinerückensteak mit Broccoligemüse & Hollandaise Mensa-Vital Sojagyros mit hausgemachtem Tsatsiki Spaghetti "Bolognese"

Putenbruststeak mit Früchtecurrysoße Hirschgulasch in Waldpilzsoße Cannelloni Ricotta in fruchtiger Tomatensoße

Rahmbraten von der Putenbrust an Geflügelsrahmsoße Milchreis mit Waldbeeren BIO-Kräuterquark vom Biobauern mit Salzkartoffeln Frühlingsrolle auf asiatischem Gemüse

29.01.

Gedünstetes Seelachsfilet an Dillrahmsoße Chickenburger mit Ananas-Currydip Gemüsemaultaschen in Karotten-Ingwersoße

Vital-Essen


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MENSAPLAN

HUBLAND 11.01.

18.01.

25.01.

12.01.

19.01.

26.01.

13.01.

20.01.

27.01.

14.01.

21.01.

28.01.

15.01.

22.01.

29.01.

Vegetarisch

Vegan

Vital-Essen

XXL-Schweineschnitzel paniert mit Zitrone Hähnchenbrust "Coq au Vin" Gnocchi mit Käsesoße & Tomatensugo

Schweinerückensteak mit Waldpilzsoße Mensa-Vital Kabeljaufilet auf Blattspinat mit Tagliatelle Cannelloni Ricotta al forno

Geflügelspieß "Southern Georgia" Saftiges Rindergulasch Pfannkuchen mit Schlemmergemüse

Hähnchen Cordon bleu Ofenfrischer Schweinekammbraten in Biersoße BIO-Nudelpfanne Calabria Blumenkohlkäsemedaillon mit Kräuterrahmsoße

Gebackenes Schollenfilet mit Remouladensoße Rumpsteak vom Grill mit Pfefferrahmsoße Kartoffel-Broccoli-Gratin

Ofenfrischer Krustenbraten mit Honigsoße Putenbruststeak mit Portweinsoße Spaghetti "Pesto"

Schweinegeschnetzeltes in Kräuterrahm Mensa-Vital Chicken Tikka Masala Vegane Asia-Mie-Nudelpfanne mit Gemüse

Spaghetti "Bolognese" Hähnchenschnitzel im Knuspermantel Bunte Gemüse-Reispfanne

Linsentopf mit 1 Paar Wienerle Rinderbraten "Esterhazy" mit Gemüsestreifen BIO-Tortelloni all Arrabbiata Gemüsestäbchen mit Tatarensoße

Calamaris mit Limetten-Joghurtdip Schweinerückensteak mit Zigeunersoße Gnocchi-Spinatpfanne mit Käsesoße

Geflügelhacksteak mit Champignonsoße Paniertes Schweineschnitzel Chipotle Burrito

Cannelloni mit Rindfleischfüllung in Tomatensoße Hähnchenbrustfilet an indischem Gemüsecurry Mensa-Vital Vegane Pennenudeln mit Favabohnen Schupfnudel-Gemüsepfanne in Sahnesoße

Lachsnudeln mit Lauchstreifen in feiner Sahnesoße Cordon bleu vom Schwein Kartoffelgratin

Griechisches Putengyros mit Kräuterdip Ein Paar fränkische Bratwürste mit Sauerkraut BIO-Kräuterquark vom Biobauern mit Salzkartoffeln Frühlingsrolle auf Asiagemüse

Seelachsfilet gebacken mit Salsa-Joghurt-Dip Suflaki mit hausgemachtem Tsatsiki Tortellini mit Ricotta-Spinatfüllung in Sahnesoße

HUBLANDMENSA Am Hubland Montag bis Freitag, 11:00 bis 14:15 Uhr ABENDMENSA FRANKENSTUBE Montag-Donnerstag 15.30 - 19.00 Uhr


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KULTUR

MIT DER FELDKÜCHE AUF DEM BALKAN

G

roße, dunkle braune Augen schauen mich, mit Tränen der Erschöpfung und erfüllt von tiefer Dankbarkeit an und bereiten mir ein leichtes Lächeln auf den Lippen. Mit zitternden Händen nehmen die Menschen, denen diese Augen gehören, die Becher mit heißem Cai entgegen und machen sich nach kurzem Innehalten und Kräfte sammeln weiter auf den Weg in Richtung ihres großen Ziels – Europa. Es ist 5 Uhr morgens, wir stehen mit unserer mobilen Feldküche, zwei beleuchteten Pavillons und unseren zwei Autos auf einem Feld kurz nach der mazedonisch-serbischen Grenze. Aus dem Dunkeln der Nacht schleppen sich schemenhaft Gestalten den Feldweg hinauf, vorbei an unserem provisorischen Stand, um von der Grenze in das ca. 3 km entfernte Dorf Miratovac zu gelangen. Wir, das ist eine Gruppe von Freiwilligen aus Stuttgart unter der Leitung und Planung des El Palito e.V., die es sich zum Ziel gesetzt hat, flüchtende Menschen auf der Balkanroute mit heißen Speisen und Getränken sowie kleinen Snacks und Kleidern zu versorgen, um die Flucht nach Europa menschlicher und erträglicher zu gestalten. Ein Satz zur Spendenaktion? Mit einem alten roten Sprinter und einer 50 Jahre alten Gulaschkanone im Gepäck haben wir uns am dritten November auf den Weg gemacht. Nach 35 Stunden Fahrt und langer Diskussion über unseren Einsatzort, erreichten wir Presevo, ein kleines serbisches Städtchen im Grenzgebiet zu Mazedonien und dem Kosovo. Die Region im Süden Serbiens ist verglichen zum Norden und der Hauptstadt Belgrad arm und Albaner*innen stellen die größte Bevölkerungsgruppe, viele junge Männer und Frauen sind arbeitslos und ohne große Perspektive. Hier liegt das erste Registrierungs-

camp für Flüchtende in Serbien, die erste Station unserer Unternehmung.

ARBEITSLOS UND OHNE GROSSE PERSPEKTIVE – NICHT GERADE DIE PERFEKTE LAGE FÜR EIN REGISTRIERUNGSCAMP

Kurz nach der Ankunft in der Nacht von Donnerstag auf Freitag wird uns klar, dass unsere Hilfe im Camp vor Ort zum einen nicht gebraucht wird, da keine Geflüchteten wegen eines Fährenstreiks auf den griechischen Inseln ankommen und zum anderen aufgrund fehlender Papiere und Genehmigungen die Essensausgabe für uns nicht erlaubt ist. Da der Streik bis zum Samstag andauert und dann wieder Zehntausende Geflüchtete erwartet werden, bemühen wir uns darum, einen alternativen Standort außerhalb des Camps, vorbei an den örtlichen Behörden und anderen Hilfsorganisationen, auszumachen. Mithilfe von Einheimischen und den Bewohnern Miratovac’ können wir einen Standort für unsere mobile Küche auf dem Feld

vor dem Dorf ausfindig machen an dem erfahrungsgemäß viele Flüchtende vorbeiziehen. Der Menschenstrom nach Europa geht über viele Länder und verschiedene Etappen. Meist gelangen die Menschen aus dem Iran, Irak, Syrien, Afghanistan, Somalia, Eritrea, Libyen, Sudan und vielen weiteren Staaten entweder über die Türkei oder über das Mittelmeer und den griechischen Inseln auf das Griechische Festland. Von dort aus geht es dann über Mazedonien nach Serbien und dann weiter nach Kroatien, Slowenien und Österreich um schließlich nach Deutschland oder in die skandinavischen Länder zu gelangen. Der Transport via Bus und Zug kostet zwischen 15 und 50 Euro pro Person und Abschnitt. Wer sich das nicht leisten kann, ist auf sich alleine gestellt und muss zu Fuß reisen. In jedem Land müssen sich die Flüchtende in einem Camp kurz nach ihrer Einreise registrieren lassen und erhalten eine 3-Tage Aufenthaltserlaubnis, um das nächste Land zu erreichen und einreisen zu können. Oft wird die Weiterreise durch Busse und Züge organsiert, wobei die vielen kleinen Teilstrecken zu Fuß zurückgelegt werden müssen. In vielen nicht-europäischen Ländern kostet der Transport via Bus und Zug zwischen 15 und 50 Euro pro Person und Abschnitt. Wer sich das nicht leisten kann, ist auf sich alleine gestellt und muss zu Fuß reisen. In der Nacht von Freitag auf Samstag wollen wir unsere Feldküche auf dem Feldabschnitt aufstellen, da wir erfahren haben, dass in der Nacht die ersten Züge mit Flüchtenden an der Grenze ankommen sollen. Mit der Warnung der örtlichen Helfer, sich vor der Taximafia in Acht zu nehmen,


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KULTUR

brechen wir voller Hoffnung und Spannung auf. Keiner weiß, was uns erwartet und dennoch überwiegt die Freude, dass unsere Hilfsaktion jetzt so richtig anläuft. Die Ankunft auf dem Feldweg zeigt, dass wir nicht die Einzigen sind, die auf die Geflüchteten warten. Vom Dorf Miratovac bis zur 3 km entfernten Grenze steht ein Auto nach dem anderen am Feldrand. Ob mit oder ohne offiziellem Taxischild, alle wollen nur das eine: Geld verdienen. Unsere Ankunft löst helle Erregung bei den Taxifahrern aus. Sie unterstützen uns dabei, unseren Stand aufzubauen und bringen uns Wasser und Brennholz, um die Gulaschkanone anzuheizen. Bis die ersten Menschen vom Bahnhof zu uns kommen dauert es einige Stunden, weshalb die ersten Becher Tee an die Taxifahrer gehen. Nach anfänglicher Harmonie zwischen uns Helfern und den Taxifahrern kommt es zu ersten Konflikten bei der Ankunft der ersten Geflüchteten: Wie aus dem nichts eilen plötzlich alle Taxifahrer zu ihren Autos und rasen den Abhang in Richtung Grenze hinab. Die zurückkehrenden Autos sind vollbepackt mit Menschen. Wie mit den Taxifahrern abgesprochen, reichen wir Tee durch die Autofenster direkt zu den Geflüchteten hinein. Einige Zeit später tauchen dann auch die ersten dunklen Gestalten auf, die sich zu Fuß auf den Weg gemacht haben. Vollbepackt, mit ihrem letzten Hab und Gut, bahnen sie sich ihren Weg zwischen den hin und herfahren den Taxen in Richtung Miratovac. Nach anfänglicher Skepsis rasten die ersten Flüchtende an unserem Stand.

MÄNNLICHEN HELFERN WIRD MIT GEWALT, WEIBLICHEN HELFERN MIT SEXUELLEN ÜBERGRIFFEN GEDROHT Kurz danach kommt es zu Reibereien mit den Taxifahrern und ihren Anführern. Wie es scheint, ist die gesamte männliche Bevölkerung der Umgebung wach und sorgt mit den Taxifahrten für das Einkommen der Familien in der wirtschaftlich schwachen Region. Als immer mehr Flüchtende zu Fuß unsere Station passieren und wir die Flüchtende darauf aufmerksam machen, dass sie die Taxen nicht benützen müssen und ihnen erklären, wieweit das Camp nach Presevo tatsächlich entfernt ist, eskaliert die Situation. Unseren männlichen Helfern wird mit Gewalt und den weiblichen Helfern mit sexuellen Übergriffen gedroht, falls wir den Menschen weiterhin ungewünschte Informationen mitteilen. Nach kurzem Abwägen kommen wir zu dem Entschluss, dass unsere Hilfe an dem Feldweg dringend benötigt wird und schließen einen Deal mit der Taxi-Mafia: Sie hilft uns dabei, die Geflüchteten zu versorgen und garantiert uns unsere Sicherheit. Im Gegenzug geben wir keine Informationen an die Flüchtenden weiter. So schwer uns der Deal fiel, die Anzahl der Flüchtende stieg von Stunde zu Stunde und gerade in der Nacht und am frühen Morgen erschien uns die Feldküche und unser Tee wie eine Oase in der Wüste. Die Taxifahrer machen mit den Flüchtenden das Geschäft ihres Lebens, Polizei und Politiker füllen ihre Taschen mithilfe der Flüchtlingsströme.

Die Taxifahrer machen mit den Menschen das Geschäft ihres Lebens und das seit fast 1 ½ Jahren. Der normale Preis von der Grenze bis in das etwa 10km entfernte Camp in Presevo sind 10 Euro pro Person, Kleinkinder sind davon ausgeschlossen. Pro Tag und Nacht machen die Taxi Fahrer, wenn es gut läuft, 500 Euro. Trotz der hohen Preise gelten die Taxifahrer von Miratovac auf der Balkanroute als sehr sicher und günstig. Denn es kommt in jedem Land, das die Flüchtende zu durchqueren haben, zu Verschleppungen, Betrug und exorbitanten Fahrtpreisen kommt. Es ist üblich, dass die Taxifahrer die Geflüchteten von einer Grenze zur anderen fahren, obwohl sie wissen, dass die Flüchtende ohne Registrierung nicht in das nächste Land einreisen dürfen und deshalb wieder zurück zum Abfahrtspunkt müssen. Diese Fahrt wird dann doppelt berechnet und kostet pro Person zwischen 150-300 Euro. Dass man hierbei von organisiertem Verbrechen sprechen kann, ist schwer zu leugnen. Auch die Polizei und die Politiker füllen ihre Taschen mit Hilfe der Flüchtlingsströme: während sich die Polizei bei jeder Kontrolle der Taxen, die keine Beförderungserlaubnis haben, die Hälfte des Fahrtpreises abzweigt, sind die Besitzer des Busunternehmens, das die Geflüchteten für 35 Euro pro Person von Presevo bis an die kroatische Grenze bringt, Mitglieder der serbischen Regierung... In den zwei darauffolgenden Tagen und Nächten haben wir insgesamt 10 000 Becher Tee verteilt und viele Menschen mit Keksen, Obst, Wärme, Kleidung und Hoffnung unterstützt.

Meine Reise war dann leider nach einer Woche beendet, da mich die Pflichten und Verantwortungen in der Heimat riefen. Aber: unsere Feldküche und ihre ständig wechselnde Besetzung setzt ihre Reise über Indomeni (Griechisch- Mazedonische Grenze) bis auf eine der griechischen Inseln Chios fort und ist selbst über die Weihnachtsfeiertage in Betrieb und soll auch in Zukunft die Mägen und Seelen erwärmen. Noch eine persönliche Schlussbemerkung: Mich erinnerte die Szenerie an ein Ereignis in der Tierwelt. Vermutlich jeder hat die Tierfilme gesehen, in denen die Gnus aus den trockenen Gebieten weiterziehen und von den hungrigen Löwen in einen Fluss voller Krokodile getrieben werden und diesen durchqueren müssen, um an die frischen Wiesen und Weiden zu gelangen. Was sich an diesen Tagen an diesem Feldweg im nirgendwo abspielt hat, kann exemplarisch für die gesamte Balkanroute gesehen werden. Die Menschen flüchten vor dem Unheil, dem Tod, der Armut, der Hoffnungslosigkeit und den Menschen, die nach ihren Leben trachten. Leider wartet auf ihrem Weg in die vermeintliche bessere Zukunft oft Habgier, Konkurrenz und Verständnislosigkeit der anderen, was ihre Flucht mühsam und gerade im Winter auch lebensgefährlich macht.

– Luca Krieglstein


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KULTUR

„ ES IST SCHÖN, WENN MAN DAS GEFÜHL HAT LEUTEN HELFEN ZU KÖNNEN“ EINBLICKE IN DIE GU WÜRZBURG In seiner Freizeit hilft der Medizinstudent Manuel Peterka (24) an der Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber (kurz GU) in Würzburg aus. Davon profitieren nicht nur die auf ihrer oft schweren Reise verletzten und erkrankten Geflüchteten. Im Innern, des von außen doch eher trist wirkenden Gebäudes an der Veitshöchheimer Straße, erschließen sich für beide Seiten neue Perspektiven für ihr weiteres Leben. Lieber Manuel, du bist nun schon seit ca. einem Jahr an der GU tätig, also schon deutlich länger als seit dem Beginn der aktuellen Flüchtlingssituation. Was hat dich denn damals dazu bewogen, dich für die Gemeinschaftsunterkunft zu engagieren? M.P.: Warum ich mich damals dazu entschieden habe für die Gemeinschaftsunterkunft zu arbeiten, entwickelte sich aus verschiedenen Gedanken heraus. Zunächst einmal fand ich es bereichernd mit Hilfe meines Studiums Menschen, die sich in einer Notsituation befinden, wenn sie bei uns ankommen, helfen zu können. Gerade wenn einem als Studierender bewusst wird, dass man nur beschränkte Mittel zur Verfügung hat, kann man hier trotzdem mit dem Wissen, welches man sich im Laufe des Studiums angeeignet hat, einen Teil dazu beitragen, dass die Geflüchteten sich etwas wohler fühlen und eine bessere medizinische Versorgung bekommen. Wie oft die Woche hilfst du an der GU aus? M.P.: Das ist unterschiedlich. Es gibt studentische Mitarbeiter, Pflegekräfte und Ärzte. Die Pflegekräfte arbeiten täglich in der GU. Ich bin als Student so etwas wie eine Aushilfskraft, wobei ich in dieser Rolle circa zwei bis acht mal im Monat aushelfe. Je nachdem wie viele Lücken zu füllen sind beziehungsweise wie oft man selbst Zeit hat, bestimmt man, wie oft man in der GU arbeiten möchte. Jedoch ist es natürlich so, dass man ein Mindestmaß an Arbeit erfüllen muss. Im Normalfall sind das in etwa fünf Tage im Monat. Das ist entweder morgens von 8:30 Uhr bis 13 Uhr oder nachmittags von 14 Uhr bis 18 Uhr. Kannst du uns bitte kurz dein Tätigkeitsfeld innerhalb der GU skizzieren? M.P.: Als Studierender hat man an der GU im Endeffekt zwei Tätigkeitsbereiche, je nachdem ob man morgens oder nachmittags arbeitet. Morgens läuft es so ab, dass die Patienten mit sämtlichen Problemen, die sie haben, zu uns kommen können. Das sind zunächst einmal natürlich medizinische Probleme, jedoch geht es auch darum, wenn nötig, einen Arzttermin für sie zu vereinbaren oder sie an eine andere Stelle, wie beispielsweise die Caritas weiterzuvermitteln. Natürlich können sie auch mit sämtlichen weiteren Sorgen, die sie haben, zu uns kommen. Dabei sind wir gleichzeitig so etwas wie ein erster Filter für die Nachmittagssprechstunde, indem wir die kranken Patienten, welche wir selbst ohne ärztliche Hilfe versorgen können,

dementsprechend versorgen. Dies ist bei einfachen Erkrankungen wie Grippe oder Durchfall der Fall, bei welchen wir dann auch dazu befugt sind, entsprechende rezeptfreie Medikamente herauszugeben. In der Nachmittagssprechstunde, bei der dann ein approbierter Arzt anwesend ist, werden dann die Fälle behandelt, die wir als Studierende, aufgrund noch nicht ausreichender Qualifikation, noch nicht alleine behandeln können beziehungsweise dürfen. Dort helfen wir dem Arzt, indem wir dessen Berichte verfassen und dabei letztendlich als Sprechstundenhilfe assistieren. Welche der beiden Schichten sagt dir denn mehr zu? M.P.: Beide Schichten haben Ihren Reiz. Was die Schicht am Morgen sehr spannend macht ist, dass man selbständig arbeiten kann. Damit hat man schon früh im Studium die Möglichkeit, Erfahrung im Kontakt mit Patienten zu sammeln und man lernt zugleich Verantwortung zu übernehmen. Jedoch ist es auch so, dass in der Früh sehr viel Bürokratie zu erledigen ist, was dann vielleicht etwas weniger Vergnügen bereitet. (lacht) Die Nachmittagssprechstunde hat darin ihren Reiz, dass man einen Arzt neben sich gestellt hat, von welchem man natürlich sehr viel lernen kann und zugleich beobachten kann, wie sich der Alltag eines Arztes gestaltet. Daher ist es schwer zu sagen, welche der beiden Schichten letztendlich die attraktivere ist. „Ich denke, dass in solchen Situationen auch der Staat und die Gesellschaft gefordert sind“ Inwiefern profitierst du persönlich durch die Arbeit mit den Geflüchteten und durch die Erfahrungen, welche man bei dem Zusammentreffen so vieler verschiedener Kulturen sammelt? M.P.: Für mich persönlich stellt die Arbeit an der GU, aus verschiedenen Gründen, einen sehr großen Gewinn dar. Der erste und vermutlich auch größte Grund besteht darin, dass ich lerne mit Patient*innen umzugehen, welche sich in einer Notsituation befinden und dabei zugleich die Sprachbarriere eine oft sehr große Hürde darstellt. Man lernt als Arzt mit Patient*innen zu kommunizieren, die aufgrund der unterschiedlichen Sprache und aufgrund der strapaziösen Reise oft selbst nicht sagen können, welche Probleme Sie letztendlich haben. Dies ist eine große Herausforderung, macht zugleich aber auch großen Spaß. Das andere ist natürlich, dass ich sehr davon profitiere, dass ich die Praxis, welche mir im Studium fehlt, an der GU jeden Tag erlernen und dort Basismedizin praktizieren kann, welche an der Uni oft in einem eher akademischen Rahmen findet. Und natürlich ist es schön, wenn man das Gefühl hat, Leuten helfen zu können und die Dankbarkeit von den Geflüchteten erfährt. Kannst du uns dein beeindruckendstes und/oder vielleicht auch schwierigstes Erlebnis schildern?


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KULTUR

M.P.: Eine Szene, welche ich gerne beschreiben würde, ist vielleicht auch symptomatisch, daher lassen sich daran gut die Herausforderungen erkennen, vor denen man steht, wenn man an der GU aktiv ist. Es handelt sich um eine Mutter, die wiederholt von eigentlich ganz normalen Beschwerden, wie Grippe oder Bauchschmerzen, berichtete. Wir konnten jedoch nicht feststellen, woher die Beschwerden kamen, da diese auch über längere Zeit nicht besser wurden. Als wir die Frau dann gefragt haben, wie es ihr denn gehe, stellte sich heraus, dass sie ihre Tochter bei einem Schusswechsel, an welchem Sie selbst jedoch unbeteiligt war, verloren hatte. Dieses Beispiel ist dahingehend typisch, als dass wir es oft mit schwer traumatisierten Patienten zu tun haben, deren Beschwerden sich zwar körperlich wiederfinden, jedoch oft psychischen Ursprungs sind. Mit solchen Problemen sehen wir uns an der GU täglich konfrontiert, wobei diese Situationen einem selbst oft sehr nahe gehen und nicht immer ganz einfach zu verarbeiten sind. J.S.: Spielt man, wenn man solche Erlebnisse macht, auch mit dem Gedanken, vielleicht selbst finanzielle Unterstützung zu leisten und etwa die Kosten für eine OP oder ähnliches zu übernehmen? M.P.: Einerseits gibt es im Allgemeinen schon öfters die Situation, dass Geflüchtete um kleinere Beträge, wie beispielsweise für eine Busfahrt, bitten. Hier gibt es dann auch die Möglichkeit die Kosten über Spenden zu finanzieren oder dass man auch etwas aus dem eigenen Geldbeutel zahlt. Andererseits ist es jedoch so, dass, abgesehen davon, die bei einer OP entstehenden Kosten mein studentisches Budget bei weitem überschreiten und ich mit der Arbeit, die zwar auch etwas entlohnt wird, schon gefühlt meinen Beitrag leiste und darin eher meine Aufgabe sehe, als finanziell zu helfen. Natürlich macht man sich auch Gedanken, wie man die finanziellen Mittel, etwa für eine solche Operation, auftreiben kann. Hier gibt es dann auch studentische Organisationen wie zum Beispiel MediNetz, welche die entsprechenden Mittel bereitstellen können. Jedoch denke ich, dass in solchen Situationen auch der Staat und die Gesellschaft gefordert sind. „Das bedeutendste bei unserem Engagement ist, dass wir versuchen für die Patienten da zu sein.“ Inwiefern haben denn die Erfahrungen dein persönliches Bild in Bezug auf geflüchtete Menschen geprägt beziehungsweise verändert. M.P.: Am meisten fällt mir auf wie meine Erfahrungen mein Bild geändert haben, wenn ich mich mit anderen Personen über Geflüchtete und über die aktuelle Situation unterhalte. Wenn man mehrere Tage im Monat mit ihnen in direktem Kontakt steht, bekommt man sehr viel über die Erfahrungen, die sie sammeln mussten, mit. Ich habe oft das Gefühl, dass vergessen wird, dass sich hinter den Zahlen und Geldbeträgen, über welche vor allem im politischen Diskurs gesprochen wird, und über welche dann Entscheidungen gefällt werden, immer noch letztendlich Menschen mit bewegenden Einzelschicksalen stecken. Nun hast du zu Beginn schon erwähnt, dass du mit dem medizinischen Fachwissen, welches du mitbringst, die

Situation der Geflüchteten zu einem Teil verbessern kannst. Gibt es, abgesehen von dem fehlenden Praxisbezug im Studium, welchen du zu Beginn schon erwähnt hast, andersrum auch Dinge, welche du an der GU lernen kannst und im Medizinstudium so nicht vermittelt werden. M.P.: Für mich ist gerade auch der regelmäßige Patientenkontakt, welcher natürlich auch zur Praxis zählt, etwas wovon ich sehr profitiere. Es ist ein sehr großer Vorteil regelmäßig Patienten sehen zu können und dabei zu lernen, was es bedeutet eine soziale Beziehung mit dem Patienten einzugehen und Empathie für sie/ihn zu entwickeln und damit umzugehen. Wenn es beispielsweise dazu kommt, dass ein Flüchtling, welchen man vielleicht auch schon etwas besser kennt, abgeschoben wird, ist es wichtig in der entsprechenden Situation die nötige Empathie zu zeigen, sich aber zugleich emotional nicht zu sehr von der Sache affizieren zu lassen. In solchen Momenten ist es wichtig eine gesunde Balance zu finden, etwas, was in der reinen Lehre so vermutlich nicht vermittelt werden kann. J.S.: Hast du mit deinem Engagement das Gefühl, dass du grundsätzlich etwas bewirken kannst oder hat man doch auch öfter das Gefühl, dass man vielleicht auf der Stelle tritt? M.P.: Ich glaube das bedeutendste bei unserem Engagement ist, dass wir versuchen für die Patienten da zu sein. Wenn es uns gelingt den Patienten das Gefühl zu geben, dass jemand da ist, der sich um ihn kümmert und dieser sich dementsprechend wohl aufgehoben fühlt. Dabei ist es zum einen natürlich wichtig, dass man es schafft eine gewisse Bindung zu einem Patienten aufzubauen um ihm zeigen zu können, dass ihm geholfen wird. Andererseits hängt dies jedoch natürlich auch davon ab, wie weit ihm dann letztendlich geholfen werden kann, ob man ihm also einen Arzttermin oder eine notwendige OP auch tatsächlich ermöglichen kann. Grundsätzlich hat man dabei schon das Gefühl, man kommt voran. Gerade hinsichtlich der zweiten Komponente ist es dann aber doch auch öfter so, dass man sich vor den selben frustrierenden Situationen wiederfindet, in denen man eigentlich mehr machen möchte als es einem der Rahmen erlaubt.

aufweisen, was ab und an doch auch Konfliktpotential hat. Zum Beispiel äußert sich dies wenn Ärztinnen Männer, bei welchen noch ein sehr starker Machismus vorherrscht, betreuen. Hier wird den Ärztinnen dann auch oft nicht der nötige Respekt, welchen wir uns auch wünschen und für absolut notwendig halten, entgegengebracht, wodurch es gerade zwischen den Ärztinnen und den männlichen Geflüchteten hin und wieder auch zu Auseinandersetzungen kommt. Allgemein habe ich jedoch schon das Gefühl, dass gerade den Krankenschwestern, welche doch auch fast jeden Tag über das, was sie eigentlich leisten müssten, hinausgehen und sich für die Geflüchteten einsetzen, eine sehr große Dankbarkeit entgegengebracht wird. Nun noch eine abschließende eher allgemeine Frage; wie schätzt du denn aus deiner Perspektive die aktuelle Situation mit den Geflüchteten in Würzburg ein? M.P.: Es ist ja bekannt, dass, wie überall in Bayern und ganz Deutschland, auch in Würzburg Zelte oder Unterkünfte für Geflüchtet aus verschieden Krisengebieten, vor allem aus Syrien, eingerichtet werden, in denen wir auch vor Ort sind. Es ist schön zu sehen, wie sich die Leute organisieren und warme Kleidung und Lebensmittel bereitstellen. Ich habe daher schon das Gefühl, dass es in Würzburg ein sehr großes Engagement gibt und die Würzburger*innen die Geflüchteten im Allgemeinen sehr gut aufnehmen und das Bedürfnis empfinden, etwas beizutragen. Daher wäre es auch wünschenswert, wenn es gelingen würde, die Menschen nicht so zentralisiert unterzubringen wie in der Gemeinschaftsunterkunft, in welcher eben 500 von ihnen in einer Kaserne außerhalb der Stadt untergebracht werden. Dies ist eigentlich auch schon länger ein Problem. Es wäre jedoch schön, wenn es gelingen würde, die Geflüchteten auch in der Stadt unterzubringen, um sie so auch besser zu integrieren. Lieber Manuel, wir danken dir für das Gespräch.

„Ich habe schon das Gefühl, dass es in Würzburg ein sehr großes Engagement gibt“ J.S.: Nun hattest du zu Beginn schon erwähnt, dass die Flüchtlinge oft sehr dankbar sind und euch dies auch entgegnen. Gibt es denn auch Situationen, in welchen euer Engagement und eure Arbeit vielleicht auch mal nicht so positiv aufgenommen oder bestätigt wird? M.P.: Ja, das gibt es auf jeden Fall auch. Dies kommt oft entweder in Situationen vor in welchen ein Geflüchteter nicht das Gefühl vermittelt bekommt, dass ihm ausreichend geholfen wird. Ich denke zum Beispiel an einen Patienten, der eine für sein Augenlicht elementare OP für eine lange Zeit nicht erhalten hat. Für diesen musste die gesamte Situation natürlich äußerst frustrierend sein. Das andere ist, dass die kulturellen Unterschiede vor Ort doch auch oft sehr große Diskrepanzen

– Jeffrey Spiegler


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KULTUR

ORCHESTER TRIFFT ACID PAULI

B

efruchtend und berauschend. Zwei Wörter, die mir einfallen, wenn ich an den 12. Dezember denke. Das Mainfrankentheater zeigte in Zusammenarbeit mit dem DJ Acid Pauli und dem Philharmonischen Orchester Würzburg eine außergewöhnliche Kooperation: Electronic Classic. er Musikkünstler Acid Pauli, der mit bürgerlichem Namen Martin Gretschmann heißt und Keyboarder der Band TheNotwist war, wagte, gemeinsam mit den Musiker*innen des Philharmonischen Orchesters Würzburg, ein cross-overExperiment: Mithilfe klassischer Instrumente das Wesentliche elektronischer Musik über klassische Orchesterinstrumente zu transportieren. So viel sei schon hier gesagt, das Experiment gelang. Wer im Vorhinein Clubatmosphäre innerhalb des Mainfrankentheaters erwartet hat, der wurde – naja - überrascht. Das Setting war eher festlich, theatertypisch; das Publikum hingegen deutlich jünger als bei gewöhnlichen Theaterabenden. Auf eineinhalb Stunden war das ‚Jugendkonzert’ angesetzt, dazu eine Pause. Die ersten 45 Minuten wurden ausschließlich vom Philharmonischen Orchester Würzburg unter der Leitung des über die vielen jungen Menschen sichtlich erfreuten und schwungvollen Dirigenten Enrico Calesso getragen. Sicherlich als ein Indiz dafür anzusehen, worauf der Fokus des Abends liegen sollte: auf klassischer Musik mit klassischen Instrumenten. Nach kurzer Unterbrechung jubelte das durch Stücke von Philip Glass und John Adams aufgewärmte Publikum mit frenetischem Applaus den Special Guest des Abends, Acid Pauli, auf die Bühne. Im locker sitzenden weißen Hemd betrat der weltweit auftretende Künstler den Bretterboden und sorgte mit seiner scheinbar unaufgeregten und zurückhaltenden Art direkt für Intimität und das Gefühl etwas Außergewöhnliches zu erleben. Das Wesentliche, den Kern elektronischer Musik treffen, das war das selbstgesteckte Ziel von Electronic Classic. Experimentell kam es daher, ergebnisoffen. Es war anders als erwartet, gefühlvoller.

Photos: Nico Manger Nicht Bässe trieben den Theatersaal an, viel eher ging es hier um die Nachbildung der elementarsten Bausteine, aus denen sich elektronische Musik zusammensetzt. Gerade der letzte Part entsprach vermutlich dem, was sich viele vor der Veranstaltung erwarteten. Die teilweise konfus wirkenden Elemente fügten sich zusammen und ergaben ein Ganzes. Johlendes Publikum und stehende Ovationen. Die Feierlaune für die Afterkonzertparty war geweckt. Es war ein gelungener Konzertabend, der ein bisschen zu früh endete. Das Konzept der Ver-

anstaltung klassische und elektronische Musik zu verbinden war sicherlich kein neues, und dennoch: es war etwas Besonderes. Solche Veranstaltungen bitte öfter! Das Publikum dafür, das haben beide Veranstaltungen gezeigt, ist definitiv vorhanden. Wenn dabei noch Kooperationen zustanden kommen, wie geschehen mit dem Kurt und Komisch, ist das umso besser.

– Timo Unger


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KULTUR

„LACHEN SO, WIE NIEMAND ES SPIELT“ Podiumsdiskussion Zivilklausel am 2.11.2015

D

ass deutsche Lieder gerade wieder viel Aufwind bekommen, ist wohl den wenigsten entgangen. Im Radio laufen Andreas Bourani, Sarah Connor, Materia, Glasperlenspiel, AnnenMayKantereit, Alligatoah, Motrip und wie sie alle heißen, rauf und runter. Noch nicht ganz so bekannt, aber sicherlich auf demselben Niveau, musiziert Andreas Liebert. Er ist im Norden Bayerns aufgewachsen. Liebert hat zwar bereits früh angefangen, auf der Gitarre zu klimpern und Texte zu summen, doch erst seit 2014 widmet er sich mit dem Titel „Tümmler“ der Verbreitung seiner Lieder. „Ich lad’ mich ein, trinke vier Bier, mach schöne Augen, wir sind bei dir. Wiederhole deinen Namen, im Taxi gegenüber, will ihn morgen wissen, egal wie viel Bier.“ (Tümmler - Andreas Liebert) Liebert schreibt seine Texte nicht unbedingt in konventionellen Satzstrukturen. Trotzdem hat man sofort eine Geschichte vor Augen, die auf seine Worte wie die Faust auf ’s Auge passt. Der Song Tümmler beschreibt die Begegnung zweier Menschen, voller Spontanität, Aufregung und Gemeinsamkeiten bis hin zu der Erkenntnis, dass es nicht mehr gut wird. Die Zeilen sind oft beim ersten Mal Hören irgendwie unverständlich und geheimnisvoll verwirrend, aber doch so klar und klangvoll. Im Kopf

bleiben vorerst nur einige Verse aus dem Refrain. Die Lieder sind aber auch viel zu melancholisch und gefühlsbetont als, dass sie wie Schlagerhits im Ohr haften sollen.

„Wir sind wie das Logo von Doppelherz, eins schwarz, eins rot.“ (Teil des Spiegels - Andreas Liebert) Liebert begleitet sich auf der Akustikgitarre und mischt dazu passend Elektronik. Diese Art der Komposition macht den perfekten Sound für

diese philosophischen, tiefgründigen Texte. Es klingt so fantasievoll und träumerisch, aber doch aufrüttelnd. „Blättern uns’re Tage, uns’re Wochen, schreiben die Geschichten, die wir so mochten.“ ( Tümmler - Andreas Liebert) Thematisch greift der Newcomer von Liebe, Freiheit, Alltag, Veränderung auf. Kurz gesagt: Er erzählt vom Leben, und das auf eine sehr persönliche Weise, die trotzdem sehr gut übertragbar ist. „Dreh’n uns’re Runden im Kreis der Nacht, geben nicht auf. Werfen Schatten auf un’sre Lieben und torkeln alleine frühmorgens nach Haus.“ (Teil des Spiegels - Andreas Liebert) Wenn das keine Einladung ist, einen unvergesslichen Abend in diesem supersüßen Café in der Bronnbachergasse 22R zu verbringen! Das Wunschlos Glücklich, das bei den meisten wohl eher für sein traumhaftes Frühstück bekannt ist, öffnet nämlich am 30. Januar ab 19:00 Uhr die Türen für alle, die es sich nicht entgehen lassen, Andreas Liebert live und in Farbe zu hören. Stellt euch vor, wie wir nach Hause torkeln, voller neuer Melodien und „lachen so, wie niemand es spielt“ (Teil des Spiegels - Andreas Liebert). Klingt das nicht wundervoll? – Helena Klöhr

MEDINETZ WÜRZBURG

I

n diesen Tagen gründet sich der Verein MediNetz Würzburg, nach dem Vorbild anderer MediNetze wie sie in vielen anderen Unistädten schon existieren. Diese Initiative von Studierenden verschiedenster Fachrichtungen widmet sich der medizinischen Versorgung von Menschen ohne gültigen Aufenthaltsstatus, sogenannten Papierlosen oder Illegalisierten. Situationen, in denen diese Menschen eine medizinische Versorgung benötigen sind zum Beispiel Schwangerschaften, akute aber auch chronische Erkrankungen. Durch die Unterzeichnung der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte und des UN Sozialpaktes hat sich der deutsche Staat dazu verpflichtet, jedem Menschen den Zugang zu medizinischer Versorgung zu gewährleisten. Faktisch ist dies durch die in Deutschland geltenden Regelungen nicht gegeben, weil Papierlose für die Behandlung eine Genehmigung beim Sozialamt beantragen müssen. Da die Sozialämter aber nach dem Aufenthaltsgesetz gegenüber der Ausländerbehörde meldepflichtig sind, würde somit ein Papierloser seine eigene Abschiebung einleiten. Das MediNetz Würzburg sieht seine Aufgabe darin, diese Menschen im Krankheitsfall an qualifiziertes medizinisches Fachpersonal zu vermitteln.

Grundsätzlich gilt es auf diese Missstände aufmerksam zu machen. Mittelfristiges Ziel ist es, dass staatliche Strukturen diese Aufgaben übernehmen und MediNetze somit überflüssig machen.

medizinische Unterstützung geleistet, sondern je nach Problem ein ehrenamtlicher Arzt gesucht und die finanziellen Mittel aufgetrieben, um die Person entsprechend der medizinischen Fragestellung zu versorgen. Sowohl beim Aufbau dieses Netzwerkes, als auch bei der Verwirklichung von konkreten Hilfeleistungen brauchen wir Eure Hilfe! Ob als aktives Mitglied oder als finanzieller Förderer seid Ihr willkommen an der Entstehung dieses Projektes teilzuhaben Bei Interesse oder wenn Ihr einfach mehr erfahren wollt, schreibt uns doch unter: MediNetzWuerzburg@gmx.de

Die Hilfestellung sieht praktisch so aus, dass Studenten eine Sprechstunde anbieten oder ein Telefon bei sich tragen, sodass Papierlose sich anonym melden können. Dabei wird keine unmittelbar

– Medinetz Würzburg


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KULTUR

KAFFEEKLATSCH AUF SYRISCH

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uf den folgenden Seiten wollen wir euch einige Geflüchtete mal persönlich vorstellen. Nicht unbedingt als Geflüchtete, sondern als die Menschen, die sie sind, mit ihrem Alltag, ihren Problemen und den Dingen, die sie bewegen. Unser Interview mit Adel Mohammad findet in der Notunterkunft Technikum am Heuchelhof statt. Der Eingang ist nicht leicht zu finden, aber ein freundlicher Freiwilliger begleitet uns und stellt uns vor. Vorbei an trainierenden Männern kommen wir in den Gemeinschaftsraum, wo wir Adel treffen. Wir nehmen gegenüber von ihm und seinem 17-jährigen Neffen Mahmoud Platz. Adel in dem kanariengelben Pullover mit den freundlichen braunen Augen ist 30, sehr schlank, trägt Bart und Brille und nimmt mir sofort meine anfängliche Nervosität. Er fragt was wir wissen wollen und nachdem wir erklärt haben, dass es uns darum geht ihn persönlich, seine Geschichte und sein Leben, kennenzulernen, fängt er unbefangen an zu erzählen.

Für ihn stellt die Flucht aus Syrien den Anknüpfungspunkt und Einstieg in unser Gespräch dar. Es ist für Adel eines der ersten Male seit er in München angekommen ist, dass er seine Flucht detailliert rekonstruiert. In Homs machte er eine Ausbildung zum Dolmetscher, deren Abschluss durch den Krieg verhindert wurde. Adel erzählt, dass er, der atheistische Kurde, der die Idee von Krieg und Kampf nicht akzeptiert, an Demonstrationen teilnahm und bei humanitären Organisationen in Syrien arbeitete. Er floh schließlich, um nicht als Soldat im Bürgerkrieg kämpfen zu müssen mit seiner 65-jährigen Mutter, seinem Vater, seinem Bruder und dessen Frau, den beiden Neffen und seinem behinderten Bruder in die Türkei. Dort stirbt sein Vater. Adel und seine beiden Neffen machen sich – nachdem Adel in der Türkei keine Arbeitserlaubnis bekommen hatte - über die Ägäis, Griechenland, Serbien und Ungarn auf den Weg nach Deutschland, wo sie schließlich am 18. August ankommen. Nach Syrien, so vermutet Adel, werden sie wohl in den nächsten 10 Jahren nicht zurückkehren können. Er betont, nicht für sich hergekommen zu sein, sondern weil er seine Mutter und seinen behinderten Bruder nachholen möchte, die immer noch in einem türkischen Flüchtlingscamp leben. Doch ein Wiedersehen scheint für ihn in weiter Ferne zu liegen, da er über 18 ist und dies einen Nachzug seiner Mutter und seines Bruders unmöglich zu machen scheint. Immer wieder bedankt sich Adel für die Hilfe, die ihm

bisher zu Teil geworden ist. Auf unsere Nachfrage hin, ob er denn schlechte Erfahrungen seit seiner Ankunft in Deutschland gemacht habe, antwortet er in seiner differenzierten nachdenklichen Art, die sich während unseres zweieinhalbstündigen Gesprächs immer wieder zeigt: „Your fingers all are not the same.“ Er sagt, es sei normal, dass sich manche Menschen Sorgen machen. Wenn man jemanden nicht kennt, sei man eben vorsichtig, so Adels Resümee. Wenn ich ihn nach Problemen frage, merke ich immer wieder, dass er zögerlich reagiert. Nicht weil er reserviert ist, vielmehr, weil er nicht den Eindruck erwecken möchte undankbar zu sein. So erwidert er: „My family‘s problems are more than me.“ Adel selbst war in Syrien fünf Jahre lang Freiwilliger. Momentan verbringt er seine Zeit meistens mit deutschen Freiwilligen, die ihm Würzburg zeigen, Gitarre spielen beibringen oder etwas über die Würzburger Geschichte erzählen: „They help me to forget the suffering.“ Kobane erinnert ihn an das ausgebrannte Würzburg nach dem 2. Weltkrieg. Zum Zeitpunkt unseres Interviews sind es noch zwei Tage bis Weihnachten. Adel zeigt uns den Weihnachtsbaum, den Freiwillige in der Unterkunft aufgestellt haben. Als wir uns über unsere verschiedenen privaten Weihnachtstraditionen, Krampusse und Nikoläuse unterhalten, erzählt er uns, dass er mit seiner Organisation auch versucht habe, den Nikolaus nach Syrien zu bringen Und so zogen Adel und seine Freunde als Baba Noel verkleidet am 23.12. durch syrische Dörfer. Wir sind zunächst stutzig. Was meint er denn damit? Haben wir ihn richtig verstanden? Und langsam bekommen wir eine Ahnung, wie Adels früheres Leben ausgesehen hat. Aber zurück zum Nikolaus. Weil Adel und seine Freunde die Idee vom Nikolaus, der die Kinder beschenkt so schön fanden, beschlossen sie auch für die syrischen Kinder dieses Event stattfinden zu lassen. Und so zogen Adel und seine Freunde als Baba Noel verkleidet am 23.12. durch syrische Dörfer. Ich erkundige mich weiter, welche Projekte sie mit ihrer Organisation „Beyani foundation for culture and Arts“ außerdem durchführen und muss mich mit meinen eigenen unbewussten Vorurteilen konfrontieren. Hat sich das Klischee vom zurückgebliebenen, weltabgewandtem Nahen Osten eventuell leider auch in meine unterbewusste Vorstellungswelt eingebrannt, so überrascht wie ich von den Projekten bin, von denen Adel uns berichtet? Um ein Verständnis für verschiedene Begrifflichkeiten zu entwickeln und Bildung zu fördern, entwarfen sie ein Projekt, bei dem Kin-

dern und Erwachsenen Begriffe wie Demokratie erklärt werden. Auch historische Bildung ist Teil dieses Projekts. Ein anderes Projekt beschäftigt sich mit gesundheitlicher Aufklärung. Adel ging mit seiner Kampagne in Dörfer, wo er Vorträge über erste Hilfe hielt und Kindern zeigte, wie man sich die Zähne putzt und die Haare wäscht. Auch Mahmud, einer von Adels Neffen, ist bei dieser Organisation. Sie zeigen uns Fotos von all ihren Aktionen. Von Baba Noel, dem Hygiene-Training, ihren Freunden und dem Film den sie vorhatten zu drehen, aber nicht machen konnten. Dabei strahlen sie. Sie zeigen uns Bild für Bild, sprechen von glücklichen Tagen und können sich kaum abwenden. Die Organisation von Adel und seinen Freunden deckt wirklich viele Bereiche ab. Umweltschutz, Talententwicklung, Erste-HilfeProgramme, Kulturförderung. Aber vor allem scheint es darum zu gehen, Ideen zu entwickeln, Aufklärung zu betreiben und einen offenen Geist zu entwickeln, wie Adel sagt. Sie veranstalteten Kurdish Idol – in Anlehnung an American Idol, aber natürlich nur im kleinen Rahmen – um Kindern die Möglichkeit zu geben ihre eigene Identität zu entwickeln, wie Adel sagt. Das alles vermisst er. Kobane, jede Straße, jeden Moment, seine Familie, seine Freunde und auch sein altes Ich. Hier ist er ein anderer, ein Fremder, ein Flüchtling. Zur Untätigkeit verdammt, bei so viel Kreativität und Aktivität , die ihn doch ausmacht. Und das ist es auch, was sich Adel für seine Zukunft wünscht: aktiv sein zu können, vielleicht beim Roten Kreuz. – Ann-Kathrin Pfeifer Eine Woche nach dem Gespräch mit Adel Mohammad, machen wir uns auf den Weg Ahmad Alessa, 34, und die Familie Mohammad in Unterpleichfeld zu besuchen. Etwas überrascht von der abgelegenen Lage und der einfachen Erscheinung der Unterkunft, werden wir von einer Gruppe von Männern freudig in Empfang genommen. Von dem herzlichen Hallo beflügelt, nehmen wir im Wohn-, Schlaf- und Arbeitszimmer von Ahmad und seinen drei Mitbewohnern Platz. Sie entschuldigen sich mehrfach für die Wohnsituation und berichten, dass sie bis vor kurzem sogar zu sechst in einem Zimmer wohnten. Bei Tee, Keksen und selbstgemachtem syrischem Schokoladenkuchen erzählt Ahmad, dass er seit August 2015 in Deutschland ist. Er ist einer von 50 Geflüchteten, die am Sprachprogramm der Universität Würzburg teilnehmen. Von Montag bis Freitag lernt er jeden Tag sechs


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KULTUR

Stunden Deutsch. Auf die Frage hin, ob er sich in Deutschland wohl fühlt meint Ahmad, dass er neben dem Sprachunterricht leider wenig Möglichkeit hat, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Die Unterkunft liegt hinter einer Fabrik, inmitten von Landwirtschaft und der Weg nach Würzburg ist umständlich. Aus diesem Grund fühlt Ahmad sich einsam und etwas isoliert vom Rest der Bevölkerung. Auch wir haben, das Gefühl, dass die Positionierung der Unterkunft unglücklich gewählt ist. Sein Wunsch nach Deutschland zu kommen und Informatik zu studieren, besteht bereits seit 2007. Damals überredeten ihn seine Eltern allerdings in Syrien zu bleiben. Wir wollen diesbezüglich wissen, ob sich sein Bild von Deutschland, seitdem er hier ist, verändert hat. Daraufhin betont Ahmad seine Dankbarkeit gegenüber Deutschland, Angela Merkel, der Bevölkerung und den vielen Ehrenamtlichen, die sich mit Hingabe um ihr Wohlergeben bemühen. Ahmad und seine Freunde empfinden die Bearbeitung der Dokumente aber als unstrukturiert und chaotisch. Als er in Syrien an Deutschland dachte, hatte er das Bild von einem geregelten, perfekt organisierten Land im Kopf. Seine Frau und seine kleine Tochter, er ist seit wenigen Monaten stolzer Papa, befinden sich noch in Syrien und er würde sie liebend gerne nach Deutschland holen. Das Empfinden, dass sein Leben und das seiner Familie von Glück und Zufall bestimmt werden, lässt ihn zweifelnd und wütend zurück. Meinen Einwand, dass die deutschen Behörden überfordert seien, lässt er nicht gelten. Er verstünde, dass es viele Geflüchtete und somit viel Arbeit gibt, aber dieses Land sei nun einmal Deutschland. Welche Erwartung in Deutschland gesetzt werden und welch, meiner Meinung nach, utopisches Bild von Deutschland im Ausland besteht, wurde mir in diesen Moment vor Augen geführt. Für Ahmad, der in Syrien als Ingenieur an einer Universität lehrte, ist die gezwungene Passivität schwierig, da er gerne ein Informatikstudium in Deutschland beginnen möchte. Es ist ihm ein Anliegen den Deutschen, vor allem jenen, die den Geflüchteten kritisch gegenüber stehen zu zeigen, dass sie nicht gekommen sind, um auf der faulen Haut zu liegen und Geld vom Staat zu beziehen. Auch aus diesem Grund wünscht er sich, dass die bürokratischen Notwendigkeiten so schnell wie möglich abgeschlossen sind. Die Gesprächsatmosphäre ist, obwohl wir über ernste Themen sprechen, offen und herzlich. Wir lachen über die sprachlichen Unterschiede und Versuche, die deutschen Umlaute „ü“ und „ö“ oder das arabische Wort für „Prost!“ und „Kuchen“ auszusprechen. Nach dem Gespräch und einem Foto bestehen die Männer darauf, dass wir

den restlichen Kuchen mit nach Hause nehmen. Den Rücksitz voller syrischer Leckereien und mit neuen Erkenntnissen treten wir die Heimreise an. – Kristina Wagenlehner Familie Mohammad lebt, seitdem sie vor den schlechten Zuständen in Syrien geflohen ist, in Unterpleichfeld. Es überrascht, dass die Familie mit zwei Kindern kaum Unterschiede zwischen dem Leben in Syrien und ihrem jetzigen sieht. Damals wohnten sie auch in einem Dorf und gingen zur Schule, wie die Menschen in Unterpleichfeld. Nur beim Essen sieht die Familie einen großen Unterschied. Es sei viel öliger und schwierig sich daran zu gewöhnen. Vieles ist ähnlicher als von manchen Deutschen erwartet. Zum Beispiel können sich gläubige Frauen in Syrien aussuchen, ob sie ein Kopftuch tragen möchten oder nicht. Doch ganz so perfekt wie die Mohammads ihre Heimat in Erinnerung haben, ist es leider lange nicht mehr. Es ist immer gefährlicher geworden, dort zu leben. Obwohl sie ihre Heimat lieben, musste so die ganze Familie nach Deutschland ziehen, um endlich wieder sicher zu sein.

Natürlich sind sie dankbar, den Zuständen in Syrien entkommen zu sein. Vor fünf Jahren hatten sie dort aber noch ein gutes, sorgenfreies Leben: Der Vater arbeitete als Maschinenbauingenieur und die Mutter kümmerte sich um die Familienbande. Dazu hatten sie noch ein schönes Haus und keine Geldprobleme. Doch dann wurde es immer riskanter, in Syrien zu leben. Der IS, das AssadRegime, Russland und der Iran waren nur ein Bruchteil der Bedrohungen, die auf sie zukamen. Weil es immer gefährlicher wurde, floh die Familie schließlich nach Deutschland. Denn sie hoffte auf ein sicheres Leben dort. Nach einer 24 Tage langen Reise kamen sie vor fünf Monaten in Deutschland an. Hier lebten sie zuerst in Schweinfurt und nun mit vier anderen geflüchteten Familien in Unterpleichfeld. Die Mohammads sind zufrieden, denn sie haben hier

schon viel Anschluss gefunden. Wenn sie etwas brauchen, helfen die Dorfbewohner gerne. Sie freundeten sich schnell mit den Helfern an. Jetzt essen sie des Öfteren zusammen mit ihren neuen Freunden und fühlen sich überhaupt nicht einsam. Auch alle anderen Menschen in ihrem Dorf seien freundlich zu ihnen. Das freut die Familie besonders, weil sie von befreundeten Geflüchteten auch Geschichten gehört haben, dass manche Deutsche keine Syrer mögen. Doch die Mohammads haben nur gute Erfahrungen mit den Bewohnern von Unterpleichfeld gemacht. Die Tochter der Familie spielt auch oft mit einem afghanischen Mädchen, dass Farsi spricht. Und weil die beiden unterschiedliche Sprachen sprechen, unterhalten sie sich auf Deutsch. Doch natürlich gibt es auch Probleme. In ihrer jetzigen Wohnung teilen sie sich Badezimmer und Kochplatte mit den anderen Familien und haben keinen Schrank. Das sei in Schweinfurt angenehmer und schöner gewesen. Während die Kinder vormittags im Kindergarten sind, nehmen die Eltern Deutschunterricht. Sie nehmen auch Angebote der Agentur für Arbeit in Anspruch. Kurse sollen dort Geflüchtete auf die Arbeitswelt in Deutschland vorbereiten und den Einstieg in den Beruf erleichtern. Die beiden sind froh, dass es solche Angebote gibt, denn sie mögen es, beschäftigt zu sein. Sie sitzen nicht gerne untätig zu Hause herum. Doch genau das müssen sie hier in Deutschland oft tun, bis sie die Erlaubnis bekommen, zu arbeiten. Obwohl ihr positives Bild von Deutschland sich kaum verändert hat, bedauert Familie Mohammad, dass sie nicht gleich anfangen dürfen zu arbeiten. Das hatten sie nicht erwartet, denn sie würden das sogar ohne Bezahlung tun. Nun müssen sie abwarten, bis sie sich hier ein eigenes Leben aufbauen können. Die Familie mag auch nicht den Gedanken, Geld von Deutschland zu bekommen, denn sie wollen sich das Geld lieber durch Arbeit verdienen. Obwohl sie ihr Leben in Syrien vermissen und um die Freunde bangen, die zurückgeblieben sind, rechnen sie nicht damit, dass man bald wieder normal in Syrien leben kann. Auch die Familie des Vaters ist in Syrien geblieben und er macht sich jeden Tag Sorgen, was gerade dort passiert. Weil es auf lange Sicht nicht sicher in Syrien ist, wollen die Mohammads sich in Deutschland eine Zukunft aufbauen. Ein Traum von ihnen ist es, auch irgendwann einmal ein eigenes Haus hier zu haben. Ein Leben in Deutschland, weit weg von den Bedrohungen in Syrien, kann die Familie sich also gut vorstellen. – Elisa Seyfried

Photos: Adel Mohammad


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KULTUR

DEPRESSIONEN – EIN ERFAHRUNGSBERICHT

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ooglet man ‚Depressionen‘, spuckt Wikipedia folgende Definition aus: „Die Depression (von lateinisch deprimere, niederdrücken) ist eine psychische Störung. Ihre Zeichen sind negative Stimmungen und Gedanken sowie Verlust von Freude, Lustempfinden, Interesse, Antrieb, Selbstwertgefühl, Leistungsfähigkeit und Einfühlungsvermögen. Diese Symptome, die bei gesunden Menschen zeitweise auftreten, sind bei Depression schwerwiegender.“ Soweit also die Theorie, eine Definition, die Vielen wahrscheinlich bekannt vorkommt. Aber wie sieht es in der Praxis aus? Depressionen sind ein Tabu-Thema, so dumm

das auch ist. Vollgestopft mit Klischees und totgeschwiegen. Deshalb gibt es hier mal einen kleinen Einblick, wie es sich tatsächlich anfühlen kann. (Zeit darüber zu sprechen oder Ähnliches?) Ich wusste lange nicht, was mit mir los ist. Naja, irgendwann ahnte ich es, aber ich wollte mir die Schwäche nicht eingestehen. Depressionen, ich? Nee. Und irgendwann: Ich krieg das schon selber hin. Irgendwie. Ich brauch keine Hilfe. Bis sich dann nach ein paar Schicksalsschlägen die ersten körperlichen Symptome bemerkbar machten. Im Sommer 2012 hab ich eigentlich nichts anderes gemacht, als zu schlafen und

war trotzdem ständig müde, hatte keine Energie mehr für irgendwas. Mein Essen bestand monatelang nur aus Pizza, weil ich da nichts anderes tun musste, außer rein in den Ofen und irgendwann wieder rausholen. Vor lauter Verzweiflung, weil ich einfach nichts mehr hingekriegt hab, bin ich irgendwann zum Arzt gegangen, der mir eine akute Belastungsreaktion diagnostizierte. Ich hab das Studium abgebrochen, bin umgezogen und hab mich langsam wieder hochgerappelt. Erst war alles ganz gut, ich hab tolle neue Leute kennengelernt und das PSS-Studium begonnen. Allerdings hielt das nicht lange an, vielleicht ein halbes, dreiviertel Jahr. Um Weihnachten rum


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KULTUR

gab es Familienstress und ich hatte, neutral ausgedrückt, nicht viel vom Weihnachtsessen. Erst hab ich mir nicht viel dabei gedacht, wahrscheinlich ein Virus oder so… Doch es kam wieder. Am schlimmsten war es, als ich nach München gefahren bin, um jemanden zu besuchen. Ich hatte mich so darauf gefreut, weil ich die Leute echt gern hatte und irgendwie das Gefühl, mit ihnen auf einer Wellenlänge zu sein. Aber dann wurde mir wieder schlecht, begleitet von unfassbaren Magenschmerzen. Ich kann es eigentlich nicht leiden zu jammern, aber diese Art von Schmerzen hat mir Angst gemacht. Das Ende vom Lied? Ich wurde für einen Simulant gehalten, ein paar Missverständnisse und Patzer später und die Freundschaft war gegessen. Mein Magen beruhigte sich allerdings nicht. Alle paar Wochen – teilweise sogar alle paar Tage – musste ich mich übergeben, konnte nicht einmal Wasser behalten. Ich war schlapp, konnte mich nicht aufs Studium oder sonst irgendwas konzentrieren – hab ein komplettes Semester verloren. Zwar hab ich mittlerweile Medikamente bekommen, die sollten aber zwischendurch testweise abgesetzt werden. Kaum war die Wirkung verflogen, ging es wieder los. Die schließlich angesetzte Magenspiegelung brachte kein hilfreiches Ergebnis: absolut keine Auffälligkeiten. Interessanterweise war das einzige, das ich teilweise über Wochen zu mir nehmen konnte ohne es postwendend wieder loszuwerden - Cola. Ich muss gestehen, da hab ich schon geahnt, dass es wohl irgendwie mit dem Kopf zu tun hat, aber ich wollte erst recht selbst damit fertig werden. Wär doch gelacht! Schließlich hat sich die Trauer um die verlorene Freundschaft gelegt. Langsam ging es aufwärts, ab Herbst/Winter 2014 konnte wieder essen und das Essen blieb wo es hingehörte. Im Frühling darauf kam der nächste Tiefschlag – im Nachhinein gar nichts großes, aber es hat eingeschlagen wie eine Bombe. Mir ging es schlechter als je zuvor, erst mental, dann aber wieder körperlich und wieder einmal bin ich zum Arzt gewandert. Und nochmal. Und nochmal. Abgeschlagenheit, Konzentrationsschwäche, Stresssymptome. Die Schuleilddrüse vielleicht? Ich war überzeugt, dass es irgendwas körperliches sein musste. Mein Hirn konnte mich einfach nicht im Stich lassen, es war das einzige, was immer funktioniert hatte. Doch wieder: Kein Befund. Schon bei den vorigen Besuchen hatte sich der Arzt nach meinem emotionalen Befinden erkundet. Ich bin nicht doof, natürlich wusste ich, worauf er hinaus wollte, habe es aber konsequent ignoriert. Ich doch nicht! Mittlerweile hatte ich auch aus heiterem Himmel Panikattacken, aber ich weigerte mich, diese als solche anzuerkennen. Als er diesmal offen ansprach, ob vielleicht Depressionen die Ursache sein könnten, bin ich quasi aus der Praxis geflohen. Keine drei Wochen später konnte ich nicht mehr. Ich war so fertig, dass ich mich selbst aufgegeben hatte und kleinlaut zum Hörer griff, um einen Termin zu vereinbaren. Die Wartezeit von wiederum fast drei Wochen war furchtbar. Ich wusste nicht, was auf mich zukam und der Gedanke, dass ich letztendlich aufgegeben hatte, weil ich einfach zu schwach war, fraß mich an manchen Tagen regelrecht auf. Der Termin selbst war kurz und schmerzlos. Ich kann mich heute an keine Einzelheiten mehr erinnern, weil ich mich damals keine zwei Sekunden konzentrieren konnte, aber ich weiß noch, dass der Doc mir verschiedene Medikamente vorgestellt hat und ich einfach seine Empfehlung genommen hab.

Am Abend eine kleine gelbliche Tablette – am nächsten Tag hab ich nur noch gestaunt. Ich hatte 14 Stunden geschlafen wie ein Stein und war diesmal aber tatsächlich erholt. Es war faszinierend, festzustellen, wie es sich anfühlt, wirklich ausgeschlafen zu sein. Gute zwei Wochen hatte ich „Probezeit“ bis zum nächsten Termin. Anfangs war mein Hirn irgendwie... kribbelig. Keine Kopfschmerzen, aber doch irgendwie nervig. Nach zehn Tagen war das Gefühl verschwunden, stattdessen machte sich aber ein anderes Problem bemerkbar: Guter Schlaf hin oder her – aber ich verschlief ständig. Ich konnte mir so viele Wecker stellen wie ich wollte, ich hörte keinen einzigen davon (oder hab sie unterbewusst ausgemacht, das ist mir bis heute ein Rätsel...).

ES WAR FASZINIEREND, FESTZUSTELLEN, WIE ES SICH ANFÜHLT, WIRKLICH AUSGESCHLAFEN ZU SEIN

Also wurden meine Medikamente umgestellt. Diesmal eine kleine weiße Tablette am Morgen, dazu kam dann die erste Sitzung bei einer Therapeutin, die ich zuvor selbst kontaktiert hatte. Wieder Aufregung, wieder ein bisschen Angst, Ungewissheit. Magenschmerzen, aber nicht mehr so schlimm wie früher. Über was soll ich reden? Brauch ich das wirklich?

der leistungsfähig zu sein, bin ich buchstäblich durch die Wohnung getanzt – und war danach wieder total erschöpft. Eine weitere sichtbare Änderung ist der Zustand meiner Wohnung. Ich war auch schon immer ein Chaot gewesen – fein säuberlich sortiert waren nur meine Zeichnungen, alles andere versank meistens im Durcheinander. Kurz nach Beginn der Therapie hab ich angefangen aufzuräumen. Zuerst in der Küche, weil mich die unübersichtliche Theke plötzlich gestört hat, dann ist die Hälfte meines Kleiderschrankes rausgeflogen und ich hab das Schlafzimmer umgeräumt. Sachen, die eigentlich schon immer total unpraktisch standen, was ich aber irgendwie nicht wahrgenommen hatte. Mittlerweile hab ich meine Balance wieder gefunden. Klar, es gibt immer noch miese Tage und ich bin manchmal immer noch ziemlich introvertiert – nur nehme ich das jetzt wahr, auch wenn es noch sehr ungewohnt ist, weil ich nie so war. Es ist aber nicht unbedingt schlecht. Für die richtig miesen Tage, hab ich mit dem Arzt die Absprache getroffen, die Antidepressiva selbstständig zu erhöhen, wie ich es brauche, weil ich ansonsten auf der niedrigsten Dosis bleiben will. Für mich funktioniert das gut. Ich hab dabei schon viel über mich, aber auch über andere gelernt. Am schönsten ist aber vielleicht, dass ich wieder Lust auf Neues hab. Neues ausprobieren, lernen, erleben. Könnte ich die Zeit zurückdrehen, wäre ich Jahre vorher schon zum Arzt gegangen. Ich hätte mir so viel Mist ersparen können. Daher zum Schluss eine Empfehlung an jeden, den das Thema betrifft oder betreffen könnte: Geht zum Arzt. Sucht euch professionelle Hilfe. Es ist erstaunlich, wie sehr man sich über ein normales Leben freuen kann und wie viel leichter alles mit einem kleinen bisschen Hilfe wird.

Die Antidepressiva nehme ich jetzt seit ungefähr vier Monaten, Therapie hab ich seit knapp drei Monaten. Es findet sich immer was zum reden, mal große, mal kleine Probleme. Das ergibt sich einfach. Ich dachte erst, die Therapie würde nicht bewilligt werden, weil ich das Gefühl hatte, dass es viele gab, die sowas viel nötiger hätten und ich mit den Medikamenten ja schon ganz gut zurecht kam – aber das stand nie zur Debatte. Und es hilft, mehr als nur die Medikamente alleine. Aber was hat sich geändert? Hm. Anfangs hab ich mich noch sehr „wackelig“ gefühlt. Außer Balance irgendwie und teilweise absolut introvertiert. Ich war so kaputt, wusste kaum noch wer und wie ich bin und war oft nicht in der Lage, die einfachsten Aufgaben zu erledigen. Ein praktisches Beispiel: Lesen. Texte für die Uni stellten ein riesiges Hindernis dar, zum Teil auch, weil ich mich einfach nicht drauf konzentrieren konnte. Deshalb hab ich mich oft gar nicht erst rangewagt. Ich hatte ewig kein Buch mehr einfach nur zum Spaß gelesen, weil ich selbst das als superanstrengend empfand. In meinem gesamten Studium hatte ich mir kein einziges Buch ausgeliehen, weil mich alleine schon der Gedanke daran frustriert hatte. Jetzt vermitteln mir die Bibliothek und deren Bücher wieder dieses wunderschöne vertraute Gefühl. Wenn ich nun zwischen den Regalen durchgehe, ist da weder Angst noch Frustration, sondern nur noch Neugierde. Neun Bücher für ein Referat? Kein Problem mehr! Zugegeben, am Anfang war es schwierig, mit der neugewonnenen Energie zu haushalten. Die ersten Male als ich gespürt habe, tatsächlich wie-

– Joe


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KULTUR

UND DU SO?

SEID IHR WIRKLICH SO KLISCHEE? Lautstark am Diskutieren über das Weltgeschehen stehen Politikstudierende hinter ihrem Wahlstand und werben für ihre politischen Interessen. Der Weg in den Deutschen Bundestag muss schließlich frühzeitig geebnet werden. Carmen, 19, studiert Political and Social Studies mit Spanisch im 3. Semester „Nein, dem stimme ich nicht zu. Es gibt ja auch quasi keine Politiker, die Politik studiert haben. Wir lernen im Studium die Ideen und Zusammenhängen, die hinter der Politik stehen. In Wahrheit sind diese Konzepte nicht umsetzbar. Unsere späteren beruflichen Tätigkeiten liegen eher in der Forschung oder bei internationalen Organisationen. Was das Diskutieren angeht, kommt es sehr auf den Einzelnen an. In Vorlesungen ist es eher nicht möglich, seine Meinung auszutauschen, in einer entspannteren Atmosphäre tue ich dies aber gern.“

Die Haare zu Dreadlocks verfilzt, die bequeme Haremshose mit Hippie-Muster tragend, den Jutebeutel lässig um die Schulter hängend, Club Mate in der einen und einen Joint in der anderen Hand. So sieht man Ethnologen gerne beim exzessiven Ausdruckstanz im Freien. Barfuß versteht sich. Johannes, 23, studiert Ethnologie und Sonderpädagogik im 5. Semester Johannes, 23, studiert Ethnologie und Sonderpädagogik im 5. Semester „Die Vorurteile sind generell fast alle falsch. Aber der Part mit dem Joint, da ist schon was dran. Allerdings gehören die barfuß tanzenden Dreadlockträger eher der Vergangenheit an. An sich ist es aber richtig, dass viele Ethnologen einen alternativen Lebensstil führen.“

Schmiss im Gesicht und Markenklamotten am Körper. Jurastudierende sind alle in schlagenden Verbindungen und zudem die größte Einnahmequelle von Ralph Lauren, Prada und Louis Vuitton. Madeleine, 20, studiert Jura im 1. Semester „Es ist schon schwer in der Uni normale Menschen zu finden. Die meisten Mädels tragen Louis Vuitton Handtaschen und legen sehr viel Wert auf ihr Äußeres. Auch gehören die Würzburger Jurastudenten bestimmt zu einer guten Einnahmequelle von Ralph Lauren. Naja, Wertheim Village ist ja auch nicht weit weg. Von den Kommilitonen, die ich bisher kennengelernt habe, sind einige in Verbindungen. Anfangs stand ich diesem Verbindungsklischee eher skeptisch gegenüber, was sich aber nicht bewahrheitet hat."

Philosophen tragen ihre Haare lang, leben in ihrer eigenen Welt und enden letztlich als Taxifahrer. Michael, 19, studiert Philosophie mit Political and Social Studies im 3. Semester „Ich persönlich habe keine langen Haare. Ich sehe es jedoch bestätigt, dass einige Philosophen das so pflegen. Ich würde schon sagen, dass ich in einer eigenen Welt lebe, die voller Einhörner und Regenbögen ist. Aber dies versuche ich weitestgehend von meinem Studium zu trennen. Das Thema Taxifahren ist dagegen auch bei uns Philosophiestudenten ein allgegenwärtiges Thema.“ – Helena Klöhr


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KULTUR

KOLUMNE

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uf der Suche nach einem Thema für meine Kolumne hat mir ein Freund einen Artikel von Spiegel.de geschickt: „Referendum: Slowenen schaffen Homo-Ehe ab“. Zusammengefasst hatten Kirche und konservative Opposition etwas gegen die zuvor erlaubte 'Homo-Ehe', weil diese traditionelle Werte bedrohen würde. Gleichgeschlechtliche Paare dürfen nun also nicht mehr heiraten und keine Kinder mehr adoptieren. Wenn ich so etwas lesen muss, sträuben sich mir die Haare. Dieses Denken ist genauso vorsintflutlich wie diverse rassistische Einstellungen, die leider auch immer noch kursieren. Wie kann ein Mensch mit auch nur einem Funken Verstand solche Ansichten, so ein zwei-Klassen-Denken vertreten? Und vor allem: wie kann eine Kirche als Institution, die sich unter anderem auch Nächstenliebe auf die Fahne geschrieben hat, im heutigen Zeitalter noch derart gezielt Hass verbreiten? Vor allem im Hinblick auf ihre Geschichte? Das gleiche gilt auch für die mikrosoziologische Ebene: Was stört es irgendjemanden, wenn zwei

gleichgeschlechtliche Personen heiraten und ein Kind aufziehen? Das Kind mit Sicherheit nicht – solange es geliebt und gut versorgt wird, ist es ihm völlig egal ob von zwei Frauen, zwei Männern oder sonst irgendwem. Und es ist ja definitiv nicht so, dass eine heteronormative Familie automatisch bedeutet, dass es dem Kind gut geht... Und warum interessiert es irgendjemanden außer den an der Beziehung beteiligten Personen, wer mit wem schläft? Ob Frau oder Mann ist doch völlig egal. Der gemeinsame Nenner und nur darauf kommt es an. Andere Beziehungen beeinflussen auch keine traditionellen Werte – wie sollten sie auch? Wieso sollte eine Ehe zwischen Mann und Frau plötzlich weniger wert sein, nur weil mehr Menschen heiraten können? Die Ehe ist kein Exklusivclub, sondern soll zwei Menschen offiziell bescheinigen, dass sie sich lieben und das Leben gemeinsam verbringen möchten – ganz abgesehen von den Rechten und Pflichten, die damit einhergehen (Stichwort Krankenhaus!). Wenn dabei Hetero-Ehen kaputt gehen, liegt dass sicher nicht daran, dass irgendwo zwei gleichgeschlechtliche Menschen ins Standesamt gehen.

Jemandem solche persönliche Entscheidungen nehmen zu wollen, ist, als würde ich keinen Kuchen mögen und deshalb im Restaurant auch allen anderen Gästen ihren Kuchen wegnehmen.

JOE

DIE LEIDEN DES EWIGEN SINGLES: FEIERTAGSEDITION „Lieber Weihnachtsmann, ich wünsche mir viel Glück und Gesundheit für meine Familie und mich. Ein liebenswürdiger, charmanter und witziger Freund wäre mir auch recht“, so oder so ähnlich sah wohl die Wunschliste einiger Singles aus. Wenn das Sommerkleid dem Parka weicht, spielen unsere Hormone und Emotionen verrückt. Einsamkeit und Verzweiflung treten an erste Stelle und verdrängen alle anderen Probleme. Oh nein, Weihnachten und Silvester alleine. Schon wieder. Kein Partner fürs Leben in Sicht. Kurz vor den Feiertagen beginnt demnach die Suche nach der Liebe mit dem Ziel bloß nicht wieder der einzige Single in der Silvesternacht zwischen sich küssenden Paaren zu sein. Was nicht in 12 Monaten geschafft werden kann, lässt sich ja bekanntlich in 14 Tagen erledigen. 31.12. die Erkenntnis: der Weihnachtsmann streikte und Abschleppversuche führten zu nichts. Was nun? Aufgeben ist die Devise. Wenn die verzweifelte Suche dazu führt, dass man nicht mal mehr den Unterschied zwischen Freundlichkeit und Flirten erkennen kann, sollte man lieber die Finger vom andern Geschlecht lassen. Wer sagt denn, dass man unbedingt zweisam sein muss, um glücklich zu sein? Wer bestimmt, dass das Singledasein nicht nur mit Vorteilen behaftet ist? Sind wir doch mal ehrlich: Geschenke kaufen führt nur zu Stress und Stress führt nur zur miesen Laune was wiederum unser Glücklichsein

vernichtet. Kein Freund – keine Geschenke, Keine Geschenke – kein Unglück, kein Unglück - keine emotionale Zerstörung. Dementsprechend können wir Singles vor Freude strotzend auf Einhörnern in den Sonnenuntergang reiten. Alleine, ohne Verpflichtungen und Liebe begibt man sich langsam auf den Weg der Verbitterung. Die Sonne weicht dem Todesstern. Das Einhorn bemerkt, dass es viel lieber Pärchen transportiert und reitet auf seinem Regenbogen davon. In dem Moment, indem dich selbst deine besten Freunde fragen, ob du aufgrund deines ewigen Singlestatuses ans andere Ufer geschwommen bist, weißt du, dass dein einsames Leben wohl oder übel beschissen ist. Tröstende halbwahre Aufmunterungsversuche führen zu nichts. Doch, meine Leidensgenossen, es besteht Hoffnung – Neues Jahr, neues Glück. Noch 45 Tage bis zum nächsten Liebesfeiertag. Wer weiß? Vielleicht lauert Mr Right hinter der nächsten Ecke? Vielleicht muss dieser nur noch überfallen und zu seinem Glück gezwungen werden? Vielleicht muss ein kleiner, pummeliger Engel nachhelfen? Die Leiden des ewigen Singles begleiten uns immer. Dennoch besteht kein Grund, um verzweifelt und überstürzt zu handeln. Für jeden von uns wartet der Ritt auf dem Einhorn in den Sonnenuntergang. Manchmal muss man einfach geduldig sein und ausharren. Bekanntlich kommt das Beste zum

Schluss. Es ist gut möglich, dass Santa Weihnachten versoffen hat und euch deshalb euren Wunsch im Juli erfüllt. Niemand wird alleine enden. Falls alle Stricke reißen kann man sich ja auch noch 30 liebevolle und wunderbare Katzen besorgen. Niemand weiß, wann das Schicksal zuschlägt. Eins möchte ich dennoch klar stellen: mein Einhorn soll kräftig, weiß und golden sein.

BETTINA GRIMM


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KULTUR

WARUM 2016 ALLES VIEL BESSER WIRD

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er Start ins neue Jahr 2016 ist geschafft und auch wenn er mancherorts wie in München, Saudi-Arabien oder Syrien eher etwas holprig verlief, scheint einem famosen Jahr voller Friede und Freude nichts mehr im Wege zu stehen. Schließlich ist dieses Jahr auch wieder Fußball-EM und mit Donald Trump könnte endlich mal wieder ein Republikaner US-Präsident werden und diesem wichtigen Amt seine Würde zurückgeben. Wir sind zuversichtlich, dass sich die Probleme dieser Welt dieses Jahr endlich lösen lassen werden. Eine kleine Vorschau auf das nun vor uns liegende Jahr soll zeigen, warum bald niemand mehr vom Krisenjahr 2015 reden wird: Januar 2015 war ein Katastrophenjahr für viele, vor allem aber für Syrer und Jemeniten. Zwei Völker deren Heimatländer in Grund und Boden gebombt wurden. In Syrien ist das ja mittlerweile schon fast alltäglich, im Jemen ging es letztes Jahr erst so richtig los. Vielen Jemeniten bleibt da häufig nur die Flucht über das Rote Meer nach Afrika. In die Länder Eritrea oder Dschibuti, die schon ohne Flüchtlinge aus dem Jemen zu den ärmsten und unterentwickeltsten Staaten der Erde gehören. Da wirkt der Weg eines syrischen Flüchtlings mit einem Fischkutter übers Mittelmeer oder durch NATO-Drahtzäune nach Europa schon fast wie ein Wochenendausflug. Aber vielleicht kehrt für beide Völker 2016 schon bald Ruhe im eigenen Land ein. Schließlich scheinen sich mit Saudi-Arabien und dem Iran jene beiden mächtigen Länder, die ihre regionale Konkurrenz gewöhnlich auf dem Rücken ihrer Nachbarländer austragen, seit Anfang dieses Jahres endlich in einer direkten Konfrontation gegenüberzustehen. Ein neuer Golfkrieg scheint vor der Tür zu stehen – das wäre dann der Dritte oder Vierte oder Fünfte?! Was wäre gut an einem Krieg zwischen dem Iran und Saudi-Arabien? Nichts! Naja, außer dass sie sich dann vielleicht endlich direkt bekriegen würden und nicht andere Länder unter ihren Streitigkeiten leiden müssten. Aber gäbe es Frieden im Jemen und in Syrien wenn es Krieg zwischen den „großen Jungs“ am Golf gäbe? Wohl eher unwahrscheinlich. Aber immerhin wird Deutschland dann keine Waffen mehr an Saudi-Arabien liefern – mit Sicherheit! Februar Pegida – eine gruseliges Wort. Ein gruseliges Phänomen. Eine gefährliche Bewegung. Aber zum Glück werden ab Februar die Tage wieder länger und das vermehrte Sonnenlicht wird die ums Abendland „besorgten Bürger“ wieder von den Straßen vertreiben, hoffentlich. Denn was das Jahr 2015 in Bezug auf Pegida gezeigt hat: Wenn es draußen hell und warm ist, ist von den patriotischen Europäern nichts zu sehen. Nur im Schutze der Dunkelheit trauen sie sich als braune Masse auf die Straße und sprechen das aus, was sich der von der „Lügenpresse“ verdummte Deutsche nicht mehr zu sagen traut.

März

August

Superwahljahr 2016 für die AfD: Pegida und AfD das passt. Selbstbewusste Bürger die sich von „Lügenpresse“ und „Überwachungsstart“ nicht den Mund verbieten lassen und unser Land vor der „Entfremdung“ und fortschreitenden „Islamisierung“ retten wollen. Wenn dann noch die rechtsradikale NPD verboten wird, steht den Wahlerfolgen der „konservativen“ AfD aus der „Mitte der Gesellschaft“ bei den Landtagswahlen im März wohl nichts mehr im Wege. Hoffentlich werden die Tage vorher hell genug, dass sich die Pegida-AfDMasse bei den Wahlen nicht mehr auf die Straßen traut! Blöd nur, dass es Briefwahl gibt.

Es ist wieder soweit. Alle vier Jahre trifft sich die Welt, um in gemeinsamen Spielen ein Fest zu feiern. Die Olympischen Spiele in Rio werden ein unvergessliches Ereignis werden. Die teuersten, größten, besten und schönsten Wettbewerbe aller Zeiten stehen bevor. Ganz Brasilien freut sich auf dieses Fest und ist froh die Welt bei sich begrüßen zu dürfen. Niemand in Rio wird sich über die verschleuderten Milliarden ärgern, die das Land aufbringen musste. Natürlich mögen die ein - oder anderen hundert Millionen in irgendwelchen Kanälen verschwunden sein. Aber wer sich beschweren will soll sich nicht über Korruption ärgern, sondern sich vielmehr freuen, dass wie in Katar, auch in Rio keine Sklaven mit Kugeln an den Füßen zu sehen sind, die dazu noch lausig bezahlt werden sollen. Immerhin ist Brasilien keine Diktatur, und das ist wahrlich ein Fortschritt.

April Während die großen Volksparteien SPD und CDU bei den Landtagswahlen im März uns zumindest teilweise vor der AfD gerettet haben werden – kurzer Dank an unsere famose und unfehlbare Kanzlerin und ihren kompetenten Vize – wird sich die CSU endlich mit echten Problemen befassen und zumindest Bayern wieder auf Vordermann bringen. Transitzonen und Zäune werden die bayerischen Außengrenzen vor weiterem „massivem Zustrom von Wirtschaftsflüchtlingen und syrischem Familiennachzug“ schützen und Horst Seehofer wird seinen Amtskollegen in Ungarn und Polen für die Abschaffung der Demokratie gratulieren. Schließlich ist ein Königreich ja immer noch die einzig wahre Staatsform, auch wenn man in Bayern zumindest formell auf Demokratie umgestiegen ist. Mai Die US-geführte Anti-IS-Koalition unter Beteiligung der Deutschen Luftwaffe wird den Terror in Syrien und dem Irak für immer besiegt haben. Die nachhaltige Strategie der von Saudi-Arabien geführten Anti-Terror-Koalition hat ihren Teil dazu beigetragen. Endlich ist Syrien wieder frei und die Menschen können zu ihrem geliebten Präsidenten zurückkehren. Juni Frankreich ist stolz, Europa feiert und Deutschland ist wieder glücklich: Die Fußball-EM beginnt und mit ihr ein Monat voller Liebe, Leidenschaft und Toren für „die Mannschaft“. Juli Deutschland wird Fußball-Europameister, die Fan-Meile in Berlin tobt, Manche warnen vor verstärktem Patriotismus und was Andere wieder für komplett blödsinnig halten. Wie auch immer: Ein Hoch auf uns!

September Das Oktoberfest beginnt, Angela Merkel schwebt auf ihrem Umfragehoch und die SPD fragt sich, ob sie denn überhaupt noch eine Volkspartei ist. Immerhin ging es den Geflüchteten in den letzten Monaten einigermaßen gut. Viele sind in ihre mittlerweile friedlichen Heimatländer gegangen worden und jene die bleiben durften haben zumindest einen warmen Sommer hinter sich. Oktober Das Oktoberfest endet. Ein Jammer! November Das politische Ereignis des Jahres findet am 6. November in den USA statt. Hilary Clinton gegen Donald Trump. Clinton wird versuchen als erste Frau ins Weiße Haus einzuziehen, Trump wird genau das zu verhindern wissen. Nach einem Afroamerikaner auch noch eine Frau, ein Albtraum für jeden Hardcore Republikaner. Bleibt zu hoffen, dass sich Trump durchsetzt und die USA wieder zu dem macht, was sie zuletzt unter George W. Bush war. Eine wirtschaftsliberale, freie Nation, die nicht von kommunistischen Obama-Ideen eingezwängt wird und sich mit ihren Waffen Kriminelle, Terroristen und Staatsfeinde vom Hals halten kann. Eine Nation, die der Welt zeigt wie internationale Krisen gelöst, Diktatoren gestürzt und Terroristen unterstützt werden. Abgesehen davon wird Trump dem Amt des US-Präsidenten endlich wieder das Ansehen und die Würde verleihen, die unter seinem Vorgänger verloren gegangen ist. God Bless the United States of America. Dezember Die Welt feiert noch immer Trumps Wahlsieg, die westliche Welt bereitet sich auf Weihnachten und 2017 vor, Pegida marschiert durch Dresden und in Jahresrückblickssendungen wird das fantastische Jahr 2016 gefeiert. – Tom Lehmann


KULTUR

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INTERNATIONALES

ABOUT GATHERINGS

t is probably around the time when a new semester starts and you see some of your study friends leaving to and the old ones coming back from various places abroad. It might have slipped unnoticed but going on exchange is becoming unconsciously added to proper student’s life curricula. For different reasons varying from honest academic curiosity to easy-going retreat from everyday boredom an exchange is widely considered as an option by many. Being someone who due to coincidental circumstances had a chance to go on Erasmus exchange twice to the same place I started to see certain patterns in the way people conduct their exchange and to experience limitations of short-term students’ exchange. It’s been another coincidence to crash into a bunch of likeminded students with whom we initiated a small project called International Gathering Ljubljana and started to experiment with these limits. So before I describe what the project is about and where it took us I will shortly give my subjective overview on these limits that I felt being present. There are few points that I want to touch: integration and participation in the social and political life at the place of residence. In many instances an exchange student is situated somewhere in the limbo between a permanent tourist and a temporary resident. He or she is embodying a figure that is constantly there, adding to the growing crowd of mobile temporary denizens, being affected by the political realities at the time but lacking basic social networks, contextual knowledge and collective political agency to influence these realities not to mention collective mobilization on the basis of this particular experience. As a student he or she does not have any political representation on the level of traditional students’ organizations and has no connections to it. On the other hand, students’ organizations do not seem to bother about them being constantly present on the university level and see their function merely as information providers on administrative duties and entertainment options for one’s leisure time. And it is dubious whether any kind of representation on institutional level is possible due to nonexistence of collective identity, disassociation with the local students’ body and incapability to raise demands or express critique

on the current state of affairs. The same situation holds for involvement in grassroots movements or autonomous collectives. In many instances involvement in such kind of entities demands trust which is built through personal relations over time or strong ideological affiliation and some basic understanding of the usual complexity of the political context and landscape. Meanwhile for the people within the movement it is exhausting to try to integrate these passersby within existing networks, involve them in continuous long-lasting activities when both sides are aware about the temporality of the present. This might hold especially true in places where every half a year there are crowds of new exchange students coming in and out. Coming back to the International Gatherings

Ljubljana, the project that I am initially trying to tell about, I have to admit that it did not grew out of this particular critique but rather from one of the ad hoc actions that took place in October 2014. It was the time of fierce warfare in Kobane and some students felt a need to express their solidarity with Kurdish people. After the symbolic solidarity protest people from Rog factory squat offered their infrastructure to be used by exchange students for their own activities. At this point I should mention that Ljubljana, being city with modest population of around 300 000 people has a comparatively large and long-lasting autonomous scene with two major squats and plenty of small self-organized initiatives around them. And so we started with an idea to have weekly meetings where people would voluntary present topics of their choice that usually led to fruitful discussions afterwards. It did not

take long to realize that the international nature of these gatherings was something that gave it an appealing shape since the topics that were discussed transcended the formalities of an academic book or media article and in most cases had a more affective reach due to the fact that many had spoken from an embodied perspective, being related to the topic, seeing it by their own eyes or coming from that particular context. During that year we saw a slow but steady increase in the number of participants and gradually got acknowledged by the locals as being a constituent part of the bigger network of self-organized initiatives around the town. It was around spring of 2015 when we were invited to have our own show on the Radio Študent twice a month. It is worth mentioning a word about RŠ here- established in 1969, RŠ is one of the oldest and strongest non-commercial urban radio stations with over 200 contributors and high quality critical content. Many social, cultural and political initiatives have sprung out from the activities of RŠ to this day. To sum up I have to say that both the radio show and the gatherings are running up to now. Finally, I would love to return to the aforementioned critique on the status of an exchange student and give some reflections on how this project helped partly to make a step towards greater integration and participation. First of all, by having initiated our own self-organized project in the Rog factory squat we became contributors to the place. Secondly, we managed to turn the weakness of intense mobility to an advantage due to the fact that every half a year there are new people coming who bring new knowledge, experiences and ideas to the development of the project. Last but not least, by establishing collective entity we became closer connected to other initiatives around the town and made it easier for cooperation to be possible. You may find more info on the gatherings here: www.facebook.com/InternationalGatheringLjubljana

Or Listen to the radio shows:

http://radiostudent.si/druzba/erasmus-on-air

– Rapolas Valiukevicius


27 IMPRESSUM Herausgeber:

Druck:

Studierendenvertretung der Universität Würzburg

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01129 Dresden

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Seyfried, Timo Unger, Bettina Grimm, Ann-Kathrin

Email:

sprachrohr@uni-wuerzburg.de

Pfeifer, Jeffrey Spiegler, Kristina Wagenlehner, Luca Krieglstein, Caroline Geerdes, Rapolas Valiukevicius

Redaktionsleitung: Timo Unger

Redaktionelle Mitarbeit: AK Zivilklausel, Medinetz Würzburg

Layout: Jakob Fangmeier

Titelbild: Moritz Sadowski

Auflage: 4000 Stück

Illustration Rückseite: Hanne Jatho Epaper: http://bit.ly/1OuKo0Y

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Die n채chste Ausgabe erscheint im April.


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