Sprachrohr Dezember 2016

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Grab Her by the climate change Last Christmas und Ramadan Konventbeschlüsse Ökoecke Mensaplan

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NEUI G KE ITE N

NEUIG KEITEN ERGEBNIS DER UNI–CHALL ANGE ZUR KREBSTHER APIE

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Für das Crowdfunding-Projekt „Dein Immunsystem wird deine Waffe gegen Krebs“, das für die sogenannte HemibodyTherapie steht, bei der körpereigene, gesunde Immunzellen benutzt werden, um Tumore zu bekämpfen, ist innerhalb von 24 Stunden dank 834 Unterstützern, eine sagenhafte Spendensumme von 30 392 Euro zusammengekommen. Nun können sich Studierende und Beschäftigte auf die versprochene Dankesparty freuen, bei der es neben verschiedensten Preisen auch für 10 Studierende eine Führung durch den Landtag Münchens, von der Präsidentin des Bayerischen Landtags Barbara Stamm zu gewinnen, gibt.

JOB COACH FÜR FLÜCHTLINGE

Das Projekt „integrAi.de“ bildet in enger Kooperation mit verschiedenen Partnern ehrenamtliche Job Coaches als Brückenbauer zwischen Flüchtlingen und Unternehmen aus. „Die Integration der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt ist eine zentrale Herausforderung für Bund, Länder und Gemeinden. Dabei sind wir auf innovative Problemlösungen angewiesen“, sagt Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) und bezieht sich auf eine Initiative der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Würzburg. Einen wertvollen Beitrag zur Lösung dieser gesellschaftlichen Aufgabe leistet das Projekt, das von den Professoren Sascha Friesike und Richard Pibernik gemeinsam mit engagierten Studierenden ins Leben gerufen wurde. Die Initiative hat das Ziel, 20.000 Flüchtlingen in Deutschland schneller Arbeit zu vermitteln. Der Schlüssel zum Erfolg des Konzepts sind die außerordentlich engagierten Ehrenamtlichen.

BARRIEREFREIE HOCHSCHULEN

Im Rahmen des Deutschen Studentenwerks (DSW) und des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) findet eine bundesweite Online-Studierenden-Befragung „beeinträchtigt studieren“ („best2“) statt. „Studierende mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen müssen in besonderer Weise bedacht und unterstützt werden“, sagt Bundesbildungsministerin Johanna Wanka. „Dazu bedarf es einer soliden Datenbasis, auf die die Hochschulen und die Politik gleichermaßen angewiesen sind. Wir müssen die Lebenssituation von Studierenden mit Behinderungen oder chronischen Krankheiten besser verstehen, deshalb fördert das BMBF auch diese zweite Befragung.“ Der Präsident des Deutschen Studentenwerks, Dieter Timmermann, lädt Studierende mit Beeinträchtigungen ein, sich an “best2“ zu beteiligen: „Indem Sie an der Befragung teilnehmen, liefern Sie die Grundlage für unsere politische Lobbyarbeit im Interesse aller Studierenden mit Behinderungen und chronischen Krankheiten. Sie helfen, Ihre individuelle Situation und auch jene Ihrer Mitstudierenden zu verbessern. Machen Sie mit!“

WEIHNACHTEN FÜR WOHNUNGSLOSE

Bald ist Weihnachten! Um auch Wohnungslosen eine Freude zu machen, treffen wir uns am Mittwoch, den 14.12. um 18.30 Uhr in der Kellerperle. Alles was du dazu brauchst ist ein kleines Geschenk und Lust, dieses mit uns gemeinsam einzupacken (Materialien werden gestellt). Zusätzlich wird es einen Vortrag geben, der dich über Wohnungslosigkeit in Würzburg informiert. Geschenkideen: Kleidung (Unisex!), Süßigkeiten, herzhafte Snacks WIR FREUEN UNS ÜBER ZAHLREICHE WEIHNACHTWICHTEL!


INHALT 02

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NEUIG KEITEN

UNI POLITIK

C AMPUS & LEBEN

MENSA PL AN

04 Nachgefragt 07 Konventbeschlüsse

08 Und du so? 10 Persönliche Begegnungen mit Mr. Brexit 11 NMUNnational model united nations 12 Mach´s mit Verschlüsselung 14 The United States of Clinton... eh Trump 18 Von Horrorclowns und Yucca- Palmen

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ÖCKO ECKE

UNTER HALTUNG

INTER NATIONALES

IMPRESSUM

20 5 Öko-Tipps 22 Detox in der Modebranche 23 Die Ökokiste Schwarzach stellt sich vor

24 Grab Her by the climate change 25 Prinzen werden Mangelware 26 Den Feiertagsblues den Kampf ansagen 26 Zweifeln

Liebe Leserinnen und Leser, es geht nun langsam auf die Weihnachtsferien zu, aber bevor ihr euch alle auf den Weg zu euren Liebsten macht, möchten wir euch vom Sprachrohr noch ein paar wichtige News zu eurer Universität, interessante Themen und schöne Texte überbringen. Unter Uni-Politik findet ihr Informationen zu der Nutzung der Nachtbusse, die Agenda unserer Hochschulgruppen und die aktuellsten Beschlüsse des studentischen Konvents. Ihr seid auf der Suche nach einem Nebenjob? Dann könnt ihr euch mal die Erfahrungen eurer Kommilitonen/innen unter „Und du so…?“ anschauen. Unsere Auslandsredakteurin Helena berichtet von ihrer persönlichen Begegnung mit dem Brexit in England und Larissa von den Reaktionen auf die Wahl Trumps in Albuquerque. Eine, auf andere Art, unterhaltsame Reaktion zu Letzterem findet sich bei Cians Satire auf S. 24.

27 Big, bigger, Grand Canyon 28 Last Christmas und Ramadan 30 Erasmus in Würzburg

Besonders thematisch ist in dieser Ausgabe die „Ökoecke“, in der ihr unter anderem Tipps darüber findet, wie ihr euch im (Studien-) Alltag bewusster verhalten könnt. Dazu hat unsere Redakteurin Rebecca sogar noch ein Interview mit Marc Selariu von der Grünen Hochschulgruppe geführt, um zu erfahren wie ökologisch eigentlich unsere Uni ist. Mädels aufgepasst! Ihr seid nicht allein! Betty ist zwar ebenfalls in Albuquerque auf Abenteuerreise, aber unsere treue Redakteurin steht zur Aufheiterung immer zur Stelle. Ihre beiden Artikel ab S. 25 handeln zusammengefasst von der Problematik „Tinder, Love & Lonelyness“, die vermutlich jeden von uns einmal im Studienalltag begleitet. Für den internationalen Teil unseres Sprachrohrs teilt Larissa ihre Erfahrung mit dem gigantischen Grand Canyon im Norden Arizonas. Aber auch ein Erasmus in Würzburg kann seine Highlights

haben, in die uns Barbora Grunerová mit ihrem englischsprachigen Artikel einen Einblick gewährt. Habt ihr euch gefragt wie Geflüchtete in Deutschland die weihnachtliche Zeit verbringen? Anna-Sophie hat sich umgehört, ob und wie türkische Muslime und syrische Flüchtlinge zum deutschen Weihnachtsfest stehen, welche Rolle es in der Türkei spielt und vieles mehr. Das Sprachrohr-Team wünscht euch viel Spaß beim Lesen und bis zur nächsten Ausgabe eine schöne Weihnachtszeit und einen guten Start ins Jahr 2017! P.S.: Der Mensaplan in der Mitte der Ausgabe macht sich wieder super als Poster an der Wohnungstür! Annabella Matranga


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NACHGEFR AGT

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WAS SIND EURE ZIELE UND FORDERUNGEN FÜR DAS WINTERSEMESTER?

HOCHSCHULPOLITIK DER UNIVERSITÄT WÜR ZBURG

GRÜNE HOCHSCHULGRUPPE WÜR ZBURG Die Grüne Hochschulgruppe ist ein Zusammenschluss von politisch „grün“ eingestellten Studierenden. Wir setzen uns an der Uni sowohl für ökologische Themen als auch für andere typisch grüne Themen ein. So haben wir im letzten Semester zum Beispiel einen Antrag zur Ersetzung der Ketchuptütchen etc. in den Mensen durch Spender oder auch einen Antrag zur Einführung von Mehrwegkörben in der Bibliothek gestellt. Außerdem haben wir unsere Zusammenarbeit mit dem Referat Ökologie ausgebaut und auch vor dies in Zukunft noch weiter zu tun. Für das kommende Semester planen wir unter anderem die energetische Sanierung der Uni zu begleiten, auf eine Verbesserung des Mensaangebotes hin zu mehr regionalen, saisonalen sowie auch veganen Gerichten hinzuwirken, uns dem Thema Konkordatslehrstühle (Vetorecht der katholischen Kirche bei manchen nicht-theologischen Lehrstühlen!) anzunehmen sowie uns für Mehrwegflaschen in den Getränkeautomaten einzusetzen. Obwohl wir in unserer Arbeit von der Partei Die Grünen unterstützt werden, sind wir unabhängig organisiert, das heißt wir allein entscheiden, für welche Themen wir uns einsetzen wollen. Dabei ist es uns besonders wichtig, dass wir auch unterschiedliche Meinungen repräsentieren, wenn wir nicht alle derselben Meinung sind. Wenn ihr uns kennenlernen wollt oder vielleicht sogar bei uns mitmachen wollt, kommt einfach vorbei! Wir treffen uns jeden Mittwoch um 20:00 Uhr im Grünen Büro in der Textorstraße 14. Ihr könnt auch auf unserer Website (ghg-wuerzburg.de), auf unserer Facebookseite oder per Mail (ghg-wuerzburg@lists.uni-wuerzburg.de) Kontakt mit uns aufnehmen. Wir freuen uns auf euch!

LIBER ALE HOCHSCHULGRUPPE Wie immer setzen wir uns für die Freiheit und Selbstbestimmung der Studierenden ein. Uns ist es besonders wichtig, dass wir unser Studium flexibel gestalten können. Wir sind davon überzeugt, dass Studierende selbst entscheiden können, was sie wann und wie für ihr Studium tun und tun wollen. Ab 2017 soll der Unirahmenvertrag in Kraft treten, der es den Studierenden erschwert online an Lernmaterial zu gelangen. Wir setzen uns bei der nächsten Konventssitzung dafür ein, dass dieser Vertrag nicht unterzeichnet, sondern geändert wird. Zudem wollen wir, dass in den Mensen Würzburgs Mikrowellen bereitgestellt werden. Denn so kann man frei entscheiden, was man isst und wie viel man dafür zahlen will.

JUSOS HOCHSCHULGRUPPE Über 6000 Verträge für studentische Hilfskräfte (Hiwis) werden jedes Jahr an der Universität Würzburg abgeschlossen. Dass Hiwis Rechte wie alle anderen Arbeitnehmer*innen haben, ist den meisten Hiwis aber nicht klar. Wenn Hiwis krank sind, arbeiten sie diese Zeit oftmals an einem anderen Tag nach. Aber auch Hiwis haben ein Recht auf Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Außerdem haben auch alle Hiwis ein Recht auf Urlaub, ein Recht, das ebenfalls aufgrund von Unkenntnis oft nicht wahrgenommen wird. Unbezahlte Überstunden und extrem flexibel gehandhabte Arbeitszeiten sind außerdem oft die Regel. Auch das ist nicht rechtens! Wir als Juso Hochschulgruppe setzen uns dafür ein, dass Hiwis über ihre Rechte als Arbeitnehmer*innen aufgeklärt werden, dass sich ihre Arbeitsbedingungen


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Wir wollen zum neuen Semester keine tausend neuen Ideen rauspulvern, sondern daran arbeiten, alte zu realisieren. In den vergangenen zwei Jahren war „Fachschaftsmitglieder - Erfahrung wählen“ die Hochschulgruppe mit den meisten Ideen und Anträgen. Jetzt wollen wir daran mitwirken, diese umzusetzen. Die Nachtbusse, eine Idee von uns, an deren letztendlichen Realisierung wir stark beteiligt waren - eine

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FACHSCHAF TSMITGLIEDER ERFAHRUNG WÄHLEN

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Nach über 100 Jahren seit der Zulassung von Frauen zum Studium hat sich viel verändert an den Hochschulen. Inzwischen beginnen sogar mehr Frauen als Männer ein Studium. Gleichstellung zwischen Männern und Frauen ist also doch kein Problem mehr, oder? Bei genauerem Hinsehen fällt jedoch schnell auf: Nur 16 % der Doktorand* innen sind Frauen und nur 12,5% der Professor*innen. Zwar stieg der Frauenanteil der Professor*innenschaft an deutschen Hochschulen in den letzten Jahren an und es erhöhte sich ebenso der Anteil der Frauen bei den Habilitationen, trotzdem sind weiterhin nur 17% der Professuren in Frauenhand, an der Universität Würzburg, die somit weit unter dem bundesdeutschen Durchschnitt liegt, sogar nur 12,5%. Wir fordern deshalb: Die Hochschulen müssen weiblicher werden – und zwar nicht nur in den Hörsälen! Wir fordern brauchbare Gleichstellungskonzepte, die neben Regelungen zur besseren Vereinbarkeit von Studium und Familie auch endlich wirksame Instrumente, wie die Quote bei Professor*innen, einfordern.

Petition mit über 2.000 Unterschriften, die Klärung der Finanzierung über Oliver Jörg MdL mit dem Ministerium, die Ausarbeit der Streckenführung mit Niklas Dehne, die Verhandlungen mit der WVV und viele politische Gespräche, um die Mehrheit des Stadtrates für die Idee zu gewinnen - sollen nur der Anfang gewesen sein! Nun haben wir andere Projekte, an denen wir bereits seit längerem arbeiten, in den neuen Mittelpunkt unserer Arbeit gestellt: Eine Packstation für den Campus Hubland, ein Semesterticket Kultur für alle Würzburger Studis und überdachte Lern- beziehungsweise Sitzmöglichkeiten auf dem Uni-Gelände. Es gibt einiges für uns zu tun... ...ohne die inhaltliche Arbeit zu vernachlässigen! So haben wir allen Hochschulgruppen eine Kooperation angeboten, der sich die GHG und die LHG angeschlossen haben. Zusammen arbeiten wir gleichberechtigt in unserem „AK Lernklima“ daran, dass die Universität energetisch saniert wird. Das ist die Grundlage dafür, dass die Räume im Winter wirklich warm werden (ja, in einigen Gebäuden funktioniert das nicht!) und im Sommer vielleicht sogar ökologisch vertretbar gekühlt werden können. Wäre das nicht was? Wir fänden das toll, weshalb wir zusammen mit unseren Partnerinnen und Partnern aus GHG und LHG - denen wir herzlich für die gute Zusammenarbeit danken! - Energiepläne sammeln, Sanierungslisten durcharbeiten und viele Gespräche führen. Ziel ist es, alle Informationen zusammenzutragen, um in Kooperation mit dem Institut für Geographie eine Masterarbeit auszuschreiben, auf die wir die nötigen politischen Forderungen argumentativ stützen können. Der Masterarbeitsbetreuer ist bereits gefunden und auch eine Studentin, die in einer Bachelorarbeit einen ersten Teilaspekt herausarbeiten wird. Ihr seht, „Fachschaftsmitglieder - Erfahrung wählen“ arbeitet weiterhin ernsthaft und fleißig daran, diese Uni für Euch zu einem noch besseren Studienort werden zu lassen. Wir bleiben dran...!

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verbessern und dass sie höheren Lohn bekommen. Die Einführung des Mindestlohns von 8,50Euro pro Stunde kann hier nur als erster Schritt gesehen werden. Wir fordern eine weitere Erhöhung sowie auf lange Sicht einen Tarifvertrag für studentische Beschäftigte.


WAS HALTET IHR DAVON, DASS IN WÜR ZBURG NUN AUCH NACHTS REGELMÄSSIG LINIENBUSSE FAHREN?

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FACHSCHAF TSMITGLIEDER ERFAHRUNG WÄHLEN

JUSOS HOCHSCHULGRUPPE

LIBER ALE HOCHSCHULGRUPPE Wir, die LHG, freuen uns darüber, dass in Würzburg nun die Nachtbusse fahren. Endlich kommen alle Studierende in der Nacht sicher und schnell nach Hause. Wir waren immer selbst große Befürworter von den Nachtbussen. Einige von uns haben schon die neuen Nachtbuslinien genutzt, auch wenn bei manchen die ein oder andere Erinnerung daran fehlt. Unser Dank gilt der Hochschulgruppe „FEW“, die federführend an der Umsetzung gearbeitet hat.

GRÜNE HOCHSCHULGRUPPE WÜR ZBURG Die Grüne Hochschulgruppe freut sich sehr, dass endlich Nachtbusse in Würzburg eingeführt werden und bedankt sich bei den InitiatorInnen. Es gibt viele Gründe, die für Nachtbusse sprechen: Freiheit, Sicherheit, Trockenheit bei schlechtem Wetter, eine gemütliche Busfahrt als Möglichkeit der spontanen Kontaktaufnahme, Weltfriede etc. Deswegen bleibt uns nur noch eines zu sagen: Gut gemacht, Studierendenvertretung!

Du willst früh in die Uni und der Bus ist voll? Wenn du abends nach einem langen Tag wieder heim willst fährt nichts mehr? Nach der Party suchst du dir lieber gleich einen Schlafplatz vor Ort, denn nachts gibt es erst recht keinen Bus? Dass der öffentliche Nahverkehr in unserer Stadt verbesserungswürdig ist, brauchen wir dir nicht zu erklären. Aber: Unsere Vertreter*innen haben in den Verhandlungen zum Semesterticket schon viel erreicht! Wir begrüßen die Einführung der Nachtbuslinien, war es doch eine langjährige Forderung von uns. Endlich ist es auch nachts möglich den ÖPNV zu nutzen. Wir sehen die Einführung der Nachtbusse jedoch nur als ersten Schritt. Wir fordern auch weiterhin einen Ausbau des ÖPNV, insbesondere in den Abendstunden sehen wir noch viele Möglichkeiten für eine Verdichtung des Taktes bzw. eine spätere letzte Bedienung einer Haltestelle. Fest steht: eines Tages wird eine Straßenbahnlinie zum Hubland kommen. Bis dahin heißt es dranbleiben! Wir werden uns weiter für den Ausbau des ÖPNV und bessere Radwege einsetzen. Wir setzten uns für den Erhalt eines bezahlbaren Semestertickets ein, damit alle weiterhin mobil bleiben. Das Semesterticket ist ein “Solidarticket”, d.h. alle Studierenden zahlen den selben Preis unabhängig von individueller Nutzung. Nur so bleibt es für alle bezahlbar! Abschließend hoffen wir, dass dieses Beispiel zeigt, dass es sich lohnt sich für eine Sache einzusetzen. Auch wenn ein Vorhaben anfangs schwierig bis aussichtlos erscheint, kann es manchmal vorkommen, dass man Erfolg hat. Das Engagement in der Studierendenvertretung lohnt sich, vor allem wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Das hat das Beispiel der Nachtbusse gezeigt. Wir freuen uns schon auf unsere erste Fahrt mit einem Nachtbus!

Mit der Realisierung der Nachtbusse für Würzburg ist es uns, Fachschaftsmitglieder – Erfahrung wählen, gelungen ein lang ersehntes Ziel zu erreichen. Wir sind der Überzeugung, dass die 3 Euro mehr pro Semester, die das Nachtbuskonzept jeden von uns kostet, sich für den einzelnen Studierenden lohnen! Und deshalb haben wir uns auch zwei Jahre lang stark für dessen Durchsetzung engagiert (Anträge im Studentischen Konvent, eine Petition mit über 2000 Unterschriften...). Und so funktioniert das Ganze: Ab dem 4.11.16 gelangt ihr jetzt (wenngleich nur Freitag- und Samstagnacht sowie vor Feiertagen) auch nach 1 Uhr, wenn alle Strabas den Betrieb eingestellt haben, aus allen Stadtteilen in die Stadt und umgekehrt! Ermöglicht wird das durch vier Nachtbusse (anstatt einem) welche das neue, sternförmige, symmetrische und zentral (mit der Juliuspromenade als zentralem Dreh- und Angelpunkt) angelegte Nachtbusnetz bedienen. Und dabei werden alle Stadteile angefahren. Außerdem haben wir uns für einprägsame Abfahrtszeiten eingesetzt: Zu jeder 18. Minute, also bspw. 2:18Uhr oder 3:18Uhr, treffen sich alle 4 Busse an der Juliuspromenade und ihr könnt ein-, um- oder aussteigen. Fazit: Ihr müsst euch jetzt nicht mehr zwischen dem kalten Nachhauseweg zu Fuß oder dem sündhaft teuren Taxi entscheiden. Na wenn das mal kein Grund zum Feiern ist! Wo finde ich eine detaillierte Übersicht über das neue Nachtbusnetz? wvv.de Mobilität Fahrgäste Liniennetz PDF: Das Liniennetz der Nachtbusse in Würzburg (http://bit.ly/2f1QJWO) Wo kann ich meine Fahrt direkt Planen? bayern-fahrplan.de/de/auskunft App: http://bit.ly/2fe1Eub oder http:// apple.co/2f1Nkr6 An dieser Stelle möchten wir noch allen danken die sich mit uns zusammen für die Nachtbusse eingesetzt haben, besonders: Unserem Freund, Niklas Dehne (Linienführung), Oliver Jörg MdL (Genehmigung der Finanzierung), Paul Lehmann und Ludwig Manger (WSB) sowie Oberbürgermeister Christian Schuchardt


ANTR AG GEFÄLLIG? Florian Kurz

Die Sitzungen des studentischen Konvents gehören zu den Veranstaltungen, die sich die Studierenden eher selten rot im Kalender markieren. Dabei entscheidet der Konvent über Anträge, die das Leben der Studierenden unmittelbar beeinflus-

sen. Von Ketchup-Spendern in der Mensa bis zur Wiedereinführung der Nachtbusse: Im Konvent wird die Entscheidung getroffen, wofür sich der SSR (Sprecher- und Sprecherinnenrat) im Namen der Studierenden einsetzen soll. Erfahrt hier, über

welche Anträge der Konvent bei der letzten Sitzung am 16. November diskutierte und wie er entschieden hat.

WASSER FÜR ALLE!

MIKROWELLEN IN DIE MENSEN

KEIN BEITRIT T ZUM „UNIR AHMENVERTR AG“

terInnen dort können zwar im Einzelfall behilflich sein und notwendige Sonderwünsche erfüllen, aber das ist mit einer längeren Wartezeit und mehr Aufwand für die Angestellten verbunden. Eine Lösung für dieses Problem ist, den Studierenden Mikrowellen zur Verfügung zu stellen, in denen sie ihr mitgebrachtes Essen aufwärmen können. Dadurch kann man auch in der Mittagspause vegan oder unverträglichkeitsgerecht essen. Und was man vom Kochen am Vortag noch übrig hat, muss nicht mehr der WG aufgedrückt werden, sondern kann einfach mitgenommen werden. Der Konvent unterstützt die Idee und hat den Antrag angenommen. Wer neugierig geworden ist und sich eingehender über Konvent und SSR informieren will, findet alle Infos auf den Seiten der Studierendenvertretung: http://www.

schaft Wort) auf einen neuen Rahmenvertrag zum Urheberrecht an Universitäten geeinigt. Mit dem Beitritt zum neuen Rahmenvertrag ist ein Mehraufwand verbunden, da nicht – wie bisher – pauschal für die Nutzung von Schriftwerken bezahlt wird. Stattdessen müssen die Werke im Einzelnen angeführt werden. Gegner des Rahmenvertrags befürchten, dass er den ohnehin schon gewaltigen bürokratischen Aufwand an den Unis noch weiter erhöhen würde. Das könne sogar dazu führen, dass Dozierende ganz auf die Bereitstellung von Werken verzichten, so die Kritiker. Der Konvent entschied, dass der SSR sich gegen einen Beitritt zum neuen Rahmenvertrag einsetzen soll. Die energetische Sanierung der Unigebäude ist ein Projekt, das vor allem den Studierenden zugute kommt. Damit die

Mal im Ernst – Wer kauft sich in der Mensa eigentlich ein Getränk? Die meisten Mensabesucher bringen ihre eigenen Getränke mit, die sie sowieso schon dabei haben, damit sie während der Vorlesungen und Seminare nicht auf dem Trockenen sitzen. Und wenn die Flasche einmal leer ist, füllt man sie einfach mit Leitungswasser wieder auf. Warum dann nicht gleich kostenloses Leitungswasser in der Mensa zur Verfügung stellen? Der Antrag wurde nur kurz diskutiert und das Gespräch drehte sich – wie so oft – um die Kosten. Einfach Karaffen aufzustellen ist natürlich günstiger, Wasserspender sind dagegen die elegantere Lösung, die man vielleicht langfristig anstreben könnte. Doch was man als Laie nicht weiß: Wasserspender sind nicht nur teurer, sondern können auch wegen der strengen Brandschutzauflagen problematisch werden. Mit solchen Details und den Verantwortlichen dürfen sich ab jetzt die Mitglieder des SSR (Sprecher- und Sprecherinnenrat) auseinandersetzen, da der Antrag per Sofortabstimmung angenommen wurde. Wer an der Haltestelle Philosophisches

LOST IN...HUBL AND Institut als ahnungsloser Erstsemestler aussteigt, weiß erst mal nicht so recht, wo er hin muss. Daran ändern auch die bereits existierenden Pläne nicht viel, die an einigen Stellen des Unigeländes aufgestellt sind – Wer ein Gebäude auf dem Campus Nord sucht, wird auf dem Campus Süd keinen Plan finden, der ihn zum Gesuchten führen kann. Deshalb hat man beschlossen, dass an zentralen Punkten des Unigeländes Orientierungspläne des gesamten Campus aufgestellt werden sollen. Die KMK (Kultusministerkonferenz) hat sich mit der VG Wort (Verwertungsgesell-

stuv.uni-wuerzburg.de/startseite/

ENERGY Studis eine zentrale Anlaufstelle für Vorschläge und Kritik haben, soll ein neues Referat gegründet werden, das sich mit dem Fortschritt der Sanierung beschäftigt. Die Alternative wäre gewesen, ein paar Leute damit zu beauftragen, sich mit der Sanierung zu beschäftigen und als Ansprechpartner zu dienen. Weil die Sanierung aber noch jahrelang dauern wird, hat der Konvent entschieden, dass die Gründung eines Referats die sinnvollere Lösung darstellt. Als Name des neuen Referats war übrigens kurz „Referat Energy“ im Gespräch, aber dann hat man sich doch lieber anders entschieden. Deshalb: Alles Gute für das Referat „Energetische Sanierung“! Für KommilitonInnen mit Lebensmittelunverträglichkeiten hält die Mensa kein gesondertes Angebot bereit. Die Mitarbei-


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UND DU SO? STUDIEREN BESTEHT BEK ANNTLICH NICHT NUR AUS LERNEN UND PRÜFUNGEN.DIE MEISTEN STUDENTEN UND STUDENTINNEN PFLEGEN NEBEN DEM STUDIUM AUCH IHRE HOBBIES , GEHEN FEIERN UND ENGAGIEREN SICH POLITISCH ODER SOZIAL . FÜNF EURER KOMMILITONINNEN UND KOMMILITONEN VERR ATEN EUCH DIESMAL ET WAS ÜBER EINE ANDERE SEITE DES STUDIERENDENLEBENS: DEN NEBENJOB Florian Kurz

Mir war es wichtig, nicht einfach irgendeinen Job zu haben, bei dem ich mich jeden Morgen lustlos aus dem Bett quälen muss. Deshalb habe ich mir den Job als Weinlesehelferin ausgesucht. Man ist draußen an der frischen Luft und bewegt sich viel, was ein guter Ausgleich zum Studieren ist; außerdem lernt man neue Leute kennen und arbeitet im Team, es wird also nicht langweilig. Leider sind die Arbeitszeiten nicht so vorhersehbar, weil sie vom Tagesertrag und vom Wetter abhängig sind. Aber es ist sehr befriedigend, dass man jeden Abend sieht, was man gemeinsam mit den anderen Helfern geschafft hat. Ich spiele schon lange Tennis und bin

OLIVER , STUDIERT DEUTSCH UND L ATEIN AUF LEHR AMT UND IST AUSSERDEM LINIENUND SCHIEDSRICHTER

durch Zufall zu dem Job als Linien- und Schiedsrichter gekommen. In mehreren Schulungen und Lehrgängen vermittelte man mir das umfangreiche Wissen, das man zum Schiedsen braucht. Aber der Aufwand lohnt sich – spätestens dann, wenn man mit internationalen Profis auf dem Platz steht und die mitreißende Atmosphäre während des Spiels hautnah erlebt. Man muss dabei hochkonzentriert sein, und sind Fans oder Spieler anderer Meinung als der Schiedsrichter, muss man ein dickes Fell haben und seine Meinung gut vertreten können. Aber es macht sehr viel Spaß und ich sammle wertvolle Erfahrungen. Neben meinem Lehramtsstudium küm-

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ANNE , STUDIERT GERMANISTIK UND ALTORIENTALISTIK UND HAT DIESEN HERBST BEI DER WEINLESE GEHOLFEN

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ELENA , STUDIERT RUSSISCH UND ENGLISCH AUF LEHR AMT UND ARBEITET AN DER K ASSE

diges Schwert: Auf der einen Seite muss man ziemlich stressresistent sein und der Umgangston kann ziemlich rau sein. Außerdem darf man mit anstrengender körperlicher Arbeit kein Problem haben; die meisten unterschätzen, wie anstrengend es ist, acht Stunden mit schweren Tabletts durch die Gegend zu laufen – ein gratisWorkout ist im Kellnern schon enthalten. Auf der anderen Seite lernt man als Servicekraft viel über die Wirkung der eigenen Persönlichkeit, weil man sich auf unterschiedliche Weise auf unterschiedliche Menschen einlassen muss. Und natürlich bekommt man Einblicke in Konzerte oder Tagungen, die einem sonst entgehen würden. Ganz zu schweigen vom Trinkgeld…

ULRIKE , STUDIERT GERMANISTIK UND KUNSTPÄDAGOGIK UND JOBBT ALS E VENTSERVIECEKR AF T

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weil ich einen Teilzeit-Job für die Zeit zwischen Studium und Referendariat gesucht habe. Der Job ist chillig, denn das Rechnen übernimmt ja der Computer. Außerdem finde ich es schön, dass man mit Menschen zu tun hat. Was natürlich auch bedeutet, dass man mal auf einen genervten und unfreundlichen Kunden trifft, zu dem man dann trotzdem nett sein muss. Ein großer Nachteil ist, dass man auch samstags arbeiten muss und Spätschichten hat. Wenn man dann erst um halb neun von der Arbeit nach Hause kommt, ist es viel schwerer, sich nochmal zum Lernen zu motivieren. Arbeiten in der Gastro ist ein zweischnei-

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VER A , STUDIERT ENGLISCH UND L ATEIN AUF LEHR AMT UND GIBT NACHHILFE

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mere ich mich schon seit ungefähr vier Jahren um Schüler, die Unterstützung beim Lernen brauchen. Mir macht es besonders Spaß, dass ich bei der Nachhilfe nicht immer in der klassischen Lehrerinnenrolle sein muss, sondern viel individueller und persönlicher auf die Kinder eingehen kann. Dabei lerne ich, wo welche Probleme im Lernprozess auftreten und wie man ihnen begegnen kann. Besonders erfüllend ist es, dass ich zum schulischen und persönlichen Erfolg meiner Schüler beitrage. Ich arbeite erst seit ein paar Wochen hier,

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Seit September studiere ich für ein Semester in Chichester, Südengland. Ermöglicht wurde dies durch das ERASMUS Programm der Europäischen Union. Nur komisch, wenn das auserwählte Land seit dem Referendum vom 23. Juni 2016 aus der EU austreten will. Kurz nach der Volksabstimmung habe ich als zukünftige Erasmus-Studentin in England von der University of Chichester ein Schreiben erhalten, indem ausdrücklich darauf hingewiesen wurde, wie interessiert die Universität auch weiterhin am internationalen Austausch ist und, dass sie uns willkommen heißen. Der Brexit kam nicht nur mir persönlich immer eher unwirklich vor. Kann die Mehrheit der Engländer sich wirklich für den Austritt entscheiden? Worauf können sich die EU und England noch einigen? Wie wird England ohne die EU handeln? Wie verändert sich die EU ohne England? Ich bin nicht hier um als EU-Missionarin aktiv zu werden und auch nicht, um täglich stundenlange Diskussionen auszulösen. Der Brexit begegnet einem aber, wenn man in England wohnt, ob man will oder nicht. Und dann sollte man doch gewappnet sein, um für seine eigene Meinung einzustehen und Argumente dafür haben, dass gerade in einer globalisierten Welt Werte wie Solidarität und Gemeinschaftssinn bedeutsamer sind denn je. Ich werde im Folgenden von Begegnungen berichten, die ich hier erfahren habe. Es sind Situationen aus dem studentischen Alltag: auf der Straße, in der Uni, unter Kommilitonen und Mitbewohnern. An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass es sich dabei um persönliche Erlebnisse handelt, die faktisch vielleicht keinen repräsentativen Querschnitt der Meinungslandschaft bieten, aber dennoch auf ihre Weise aufschlussreich sind. Gleich an meinem zweiten Tag in Chichester bin ich mit anderen internationalen Studenten Taxi gefahren. Was wir vom Brexit halten, hat uns der Fahrer gefragt. Ganz frei heraus antwortet eine Freundin von mir: “You have no idea what you voted for. I’m sure you will regret that very soon. Remember my words.“ Darüber lacht der Taxifahrer. Er erzählt von seinen Erlebnissen in Deutschland und Tschechien, früher, als er noch jung war, was das für eine aufregende Zeit gewesen sei, voller Partys, schöner Mädchen und Sorglosigkeit. Ob er es nicht auch schade finde, dass Großbritannien dann nicht mehr zu der Einheit EU gehört, fragen wir. “Well guys I had great times but now that I got older I won’t be travelling anymore so I don’t care.“ Aber was ist mit den ganzen jungen Leuten, die mehrheitlich gegen den Brexit gestimmt haben? “That’s not my problem.“ Und daraufhin lacht er. In der Uni bringt meine Dozentin mitten in einer Diskussion über freien Willen und Demokratie das Thema Brexit als Beispiel hinzu. Sie meint, dass immerhin 48% der Engländer der Zugang zu einer Europäischen Union verweigert werden würde. Und stellt in Frage, ob Demokratie immer

PERSÖNLICHE BEGEGNUGEN MIT MR. BREXIT Helena Klöhr

die klügste Form von Herrschaft ist. Auf Nachfrage zum Brexit verdreht ein anderer Dozent nur die Augen und meint: “These days crazy things are happening and of course they scare me a lot. And I never know if I should just wait and see what will happen or if we all should go on the streets and make our voices louder.“ Selbiger Dozent hat eine Woche später verlauten lassen, dass die Welt momentan voller “nationalism“ ist und er sei “too angry and too upset with what is going on. I can’t sleep and sometimes I wake up during the night thinking about all of this.“ Ende Oktober habe ich Verwandte in Leicester besucht. Das aus der Arbeiterklasse stammende Ehepaar hat für den Brexit gestimmt. Um die Frage “What do you Germans think about us leaving the EU?“ bin ich daher natürlich nicht herumgekommen. Ja, aber was denken „wir Deutschen“ darüber? Wahrscheinlich vor allem, dass das nicht richtig durchdacht ist? Meine Verwandten argumentieren, dass es ihnen als Engländern nicht gefällt, dass die EU so viele Entscheidungen trifft und Normen regelt. Außerdem sehen sie es überhaupt nicht gerne, dass sie selbst den Präsidenten der Europäischen Kommission nicht wählen können. Und überhaupt die EU wolle ja nur das Geld Großbritanniens. Moment! Da muss ich mich dann doch einschalten, schließlich sind die Engländer seit 1984 Nutznießer des von Margaret Thatcher ausgehandelten Britenrabatts. Davon haben meine Verwandten allerdings noch

nie gehört. Bei einem Bierchen am WG-Tisch philosophiert es sich doch am besten mit den englischen Mitbewohnern. Während meine unmittelbaren WG-Bewohner bei dem Thema extrem zurückhaltend, wenn nicht sogar uninteressiert reagieren, kommt der Mitbewohner einer Freundin bei dem Thema richtig in Fahrt. Großbritannien sei alleine besser dran. Und die EU-Politiker würden viel zu gut bezahlt werden, dafür, dass sie nur einen Tag im Jahr arbeiten. Eine Kommilitonin hat Anfang dieser Woche verlauten lassen, dass der Brexit “sad, wrong and stupid“ sei. “It’s awful, just awful. It will affect so many peoples‘ lifes.“ Dann erzählt sie mir, dass sie sich für ihre sechsjährige Tochter wünscht, dass sie später auch ein Semester im Ausland studiert und ihren Horizont dadurch erweitert. Halbwissen und Ratlosigkeit werden Großbritannien bei der Bewältigung der anstehenden Aufgaben nicht helfen. Ob die Wut der 48% Europabefürworter etwas bewirkt, das haben die Briten selbst in der Hand.


NMUN NATIONAL MODEL UNITED NATIONS

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NMUN – National Model United Nations Jedes Jahr kommen ca. 5000 Studierende aus aller Welt in New York City beim National Model United Nations – dem größten Planspiel der Vereinten Nationen – zusammen. Auch die Uni Würzburg wird dieses Jahr schon zum 14. Mal eine sechzehnköpfige Delegation in die USA schicken. Die 16 Studierenden verschiedener Semester und Fachrichtungen, darunter Political and Social Studies, Jura, Medizin, Informatik und Psychologie, werden dieses Mal in die Rolle jemenitischer Diplomaten schlüpfen. Die Aufgabe der Delegation wird also darin bestehen, die realen Interessen des Jemen unter Berücksichtigung der aktuellen politischen Situation zu vertreten und in vielen Komitees durchsetzen zu können. Da die Arbeit der Würzburger Delegationen der letzten Jahre mit zahlreichen Auszeichnungen und Awards geehrt wurde, ist Motivation der diesjährigen Delegation natürlich besonders groß an diese Erfolge anzuknüpfen. Aus diesem Grund bedarf es intensiver und engagierter Vorarbeit, die die aktuelle Delegation pünktlich zum Semesterstart aufgenommen hat. Wessen Interesse gerade geweckt wurde, ist herzlich dazu eigeladen unsere Facebook-Seiten „NMUN Würzburg“, „UN Association Würzburg e.V.“ sowie die Homepage der Uni Würzburg zu besuchen. Die NMUN-Delegation der Uni Würzburg 2017

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MACH`S MIT... VERSCHLÜSSELUNG WOR AUF BEIM UMGANG MIT „WHATSAPP “ UND CO. ZU ACHTEN IST Matthias Kübert

Fast zehn Jahre ist es nun her, dass das allererste „iPhone“ im Jahr 2007 auf den Markt kam. Damit wurde aus dieser seltsamen Mischung von Computer und Handy, die bislang nur ein Nischendasein fristete, im Laufe der Jahre ein Allzweckwerkzeug namens Smartphone, das Realität gewordene Science-Fiction ist und das man sich kaum mehr aus unserem Leben wegdenken kann. Durch den mobilen Zugang ins Internet wurde obendrein noch die SMS – eine Institution der Nullerjahre - abgelöst. An deren Stelle sind Instant Messenger wie WhatsApp, Telegram und Co getreten. Seit den Enthüllungen von Edward Snowden Ende 2013 wissen wir jedoch, dass permanente, lückenlose Überwachung unserer Kommunikation im Internet nicht nur möglich ist, sondern auch in gigantischem Ausmaß betrieben wird. Die Akteure sind hierbei nicht bloß „gewöhnliche“ Kriminelle, sondern vor allem Regierungen, insbesondere deren Geheimdienste und alle möglichen Unternehmen, die „irgendwas mit Internet machen“. Sie kopieren und speichern nahezu alles, was sie in die Finger kriegen können. Das heißt, andere Leute haben Kopien der extrem betrunken verfassten, betont lässigen Nachrichten an den/die Ex. Genauso wie die darauffolgenden wüsten Beleidigungen mit der anschließend unterwürfig vorgetragenen Bitte, es vielleicht doch nochmal zu versuchen. Obendrein auch noch die obligatorische Selbstdemütigung, man könne es doch auch nur bei einem One-Night-Stand belassen (garniert mit anzüglichen Fotos). Außerdem noch die weiteren Beleidigungen und abschließenden Bedrohungen. Nicht alle Menschen können bei diesem Gedanken nachts gut schlafen und haben deshalb einfach bedienbare Verschlüsselungssoftware entwickelt. Aber nicht nur in diesem leicht übertriebenen Szenario ist Verschlüsselung eine tolle Sache. Ganze Berufszweige sind darauf angewiesen, dass ihre Geheimnisse sicher bleiben. Ärzte/innen, Anwälte/innen, Journalist/innen, Richter/ innen, Politiker/innen, um nur ein paar zu nennen. Tatsächlich kann aber durch die Überwachung von Chats, Telefonaten und Metadaten jeder Mensch in ein falsches Licht gerückt werden, wie in einem früheren Artikel über Vorratsdatenspeicherung dargelegt wurde (Sprachrohr April 2016). Deswegen sind seitdem eine ganze Menge Programme, die diese Nachrichten ver-

schlüsseln können, in Umlauf gekommen. Wichtige Features, die für sichere Kommunikation notwendig sind, möchte ich hier erklären und dabei im Besondern auf WhatsApp eingehen. Ein grundlegendes Konzept ist die asymmetrische Verschlüsselung. Das Problem bei verschlüsselter Kommunikation ist, dass irgendwie der Schlüssel mitgeliefert werden muss, damit eine verschlüsselte Nachricht am anderen Ende gelesen werden kann. Wenn diese Kommunikation nun aber überwacht wird, kann dadurch der Schlüssel kopiert werden und das ganze Unterfangen war sinnlos. Dieses Problem wird in der asymmetrischen Verschlüsselung so umgangen, dass man zwei Schlüssel erzeugt: einen „privaten“ Schlüssel und einen „öffentlichen“ Schlüssel. Dabei kann man sich den privaten Schlüssel wie einen realen Schlüssel und den öffentlichen Schlüssel wie das dazu passende, geöffnete Vorhängeschloss vorstellen. Das Vorhängeschloss wird dafür zu meinem Gesprächspartner geschickt, bevor die Unterhaltung beginnt und dann schickt mir mein Partner eine Nachricht, die er mit meinem Vorhängeschloss abschließt. Da ich meinen privaten Schlüssel nicht aus der Hand gegeben habe, kann auch nur ich das Vorhängeschloss wieder öffnen. Dadurch ist es egal, ob jemand die Leitung angezapft hat oder nicht, denn dabei würde zuerst mein geöffnetes Vorhängeschloss – und dann die Nachricht die damit verschlossen ist – abgegriffen. Damit mein Partner ebenfalls geschützt ist, läuft der gleiche Prozess auch andersherum ab. Viele Dienste bieten diese Verschlüsselung serienmäßig an, aber es gibt zwei grobe Richtlinien, an denen man sich orientieren kann, um zu überprüfen, ob man dem Programm auch vertrauen kann. Erstens, die Frage ob das Programm Ende-zu-Ende verschlüsselt. Das heißt, dass die privaten Schlüssel einzig und allein auf den entsprechenden Endgeräten sind und nicht doch irgendwo beim Hersteller vielleicht noch Kopien herumliegen, die sie im Falle eines Falles herausrücken. Erkennen kann man das meistens an der Formulierung der Hersteller. Wenn sie schreiben: „wir haben noch nie die privaten Daten unserer Nutzer/innen gelesen und werden das weiterhin nicht tun“ klingt das zwar ziemlich vertrauenserweckend, besser aber wäre „wir können die privaten Daten unserer Nutzer/innen nicht lesen“. Sollte es nämlich prinzipiell möglich sein,


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Frage, was Facebook mit den Daten machen wird und was nicht. Es war zwar möglich, aus der Datenschutzvereinbarung auszutreten, aber neue Nutzer/innen können das nicht mehr, außerdem ist auch das keine Hilfe, wenn andere Kontakte nicht ausgetreten sind. Die ersten beiden Probleme können gelöst werden, wenn WhatsApp benutzungsfreundlicher wird, beispielsweise mit einem Schieberegler für die Sicherheitseinstellungen, gleich bei der Einrichtung. Damit würden sich wohl die meisten Nutzer/innen für mehr Sicherheit entscheiden. Außerdem sollte WhatsApp klar und deutlich sagen, welche Daten an Facebook weitergegeben werden, welche nicht, was damit gemacht wird, und was nicht. Momentan drückt sich WhatsApp dabei sehr offen und unkonkret aus. Vermutlich mit der Absicht, keine Daten, die eventuell in Zukunft genutzt werden können, in den Schredder zu werfen. Wie sieht es bei der Konkurrenz aus? Da bei Telegram keine automatische Endezu-Ende Verschlüsselung stattfindet und Gruppenunterhaltungen unverschlüsselt sind, ist dieses Programm nach Sicherheitskriterien nicht zu empfehlen. Threema ist nicht vollständig Open Source und deswegen ebenfalls nicht uneingeschränkt zu empfehlen. Stattdessen möchte ich euch Signal ans Herz legen. Damit wird automatisch Ende-zu-Ende verschlüsselt, falls sich Schlüssel ändern, wird automatisch eine Benachrichtigung angezeigt. Nicht umsonst wird dieser Dienst von Edward Snowden empfohlen. Man sollte sich aber stets vergegenwärtigen, dass es weder absolute Sicherheit geben wird noch, dass ein Programm für immer die gleichen Sicherheitsstandards liefert. Sicherheit ist ein Zustand, der niemals erreicht werden kann, sondern der angestrebt werden muss.

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dass die Verschlüsselung durch ein sogenanntes Hintertürchen geöffnet werden kann, kann man sich sicher sein, dass irgendwann jemand dadurch einbricht, den Kühlschrank plündert, die Unterwäsche durchwühlt und das ganze Klopapier aufbraucht. Die nächste Richtlinie ist die Frage, ob der Quellcode „Open Source“ ist. Das bedeutet, dass die genaue Funktionsweise des Programms für alle erkennbar online ist. Der Vorteil davon ist, dass eine ganze Armee von IT-Spezialisten das Programm auf Schwachstellen untersuchen, und somit darauf hinweisen kann, falls an irgendeiner Stelle eine Hintertür auftaucht. Transparenz schafft auch hier Vertrauen. Bleibt also nun zu klären, wie gut das von WhatsApp umgesetzt wird. Ein gewaltiger Pluspunkt ist, dass WhatsApp automatisch Ende-zu-Ende verschlüsselt, wenn die Option besteht. Damit sorgt WhatsApp dafür, dass eines der größten Sicherheitsrisiken klein gehalten wird. Nämlich die Faulheit der Nutzer/innen. Leider sind die Minuspunkte deutlich schwerwiegender, denn an einer anderen Stelle wird die Faulheit der Nutzer/innen nicht beachtet. Bei WhatsApp werden alle Nachrichten als Backup auf dem Server gespeichert. Damit diese ohne nochmalige Passwortabfrage gelesen werden können, müssen die Backups unverschlüsselt sein. Zwar besteht die Option, Backups abzustellen, aber das hat natürlich keinen Sinn, wenn alle meine Kontakte trotzdem Backups zulassen. Die Nachrichten werden dann eben von den Kontakten auf den Server hochgeladen. Ein weiteres Problem ist der Umstand, dass WhatsApp keine Benachrichtigungen sendet, falls sich der Schlüssel eines Kontakts ändern sollte. Um sicher zu sein, dass sich kein Eindringling zwischen beide Geräte schaltet, die Kommunikation abfängt und beiden Seiten vorgaukelt der jeweils andere zu sein, muss immer gewährleistet sein, dass die Schlüssel authentisch sind. Meistens ändern sich die Schlüssel jedoch, weil der Kontakt auf der anderen Seite sich ein neues Handy gekauft hat und die App darauf herunterlädt. Trotzdem ist es möglich, dass sich jemand einklinkt. Diese Benachrichtigungen können hier zwar ebenfalls eingeschaltet werden, aber auch hierfür sind Nutzer/innen entweder zu faul oder sie wissen nicht mal davon. Schließlich ist das größte Problem (und auch der Grund, warum ich gewechselt habe), die bisher immer noch ungeklärte


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THE UNITED STATES OF CLINTON... EH TRUMP ALBUQUERQUE NACH DER WAHL Larissa Marilyn Omaya

Amerika hat gewählt. Nach zwei Amtszeiten des Demokraten Barack Obama, dem ersten afroamerikanischen Präsidenten der USA, soll nun wieder ein Republikaner ins Weiße Haus. Doch nicht irgendein Republikaner. Amerika hat gewählt und sich gegen „crooked Hillary“ entschieden und für ihn. Multimilliardär und Geschäftsmann Donald Trump. Die ewig lange Wahlnacht war spannend. Es gab ein Kopf-an-Kopf-Rennen, doch das Endergebnis war eindeutig. 279 zu 228 Electoral College Stimmen für Trump oder, anders formuliert, eine fast ausschließlich rote USA-Karte mit vereinzelt blauen Staaten. Einer jener wenigen Staaten war New Mexico, weshalb ich Jane Doe interviewte, um herauszufinden, wie sie und ihr Umfeld auf den Ausgang der Wahl und die bevorstehende Amtszeit Trumps reagierten. Ich denke, ich kann behaupten, dass fast jeder den Wahlausgang mitgekriegt hat – international gesehen. Wie überrascht waren Sie, als feststand, dass Donald Trump der 45. Präsident der USA würde? Überrascht ist gar kein Ausdruck! Ich meine, die Wahlumfragen fielen eindeutig für Hillary aus. Laut den Medien war sie die klare Siegerin. Die Mehrheit dachte, dass die Fettnäpfchen, nein Fettnäpfe, in die Trump immer wieder trat, ihm Schaden und die Wahl zugunsten von Clinton entscheiden würden. Ich fand es sehr interessant zu sehen, wie falsch die Medien doch liegen können. Aber eins hat uns sein Sieg definitiv gezeigt: nichts, absolut gar nichts, ist unmöglich. Warum, glauben Sie, hat er trotzdem gewonnen? Ich denke, es lag hauptsächlich an drei Punkten: Policies, Veränderung und ein

Mangel an Vertrauen in Hillary. Ich kenne einige Menschen, die für ihn und gegen sie gewählt haben, weil sie pro-life sind, also gegen Abtreibung. Aber, meiner Meinung nach hat er seinen Sieg vor allem der sogenannten silent majority zu verdanken. Ich meine, egal was er gesagt hat oder wie er es formuliert hat, Trump hat die Gruppe angesprochen, die nie gehört, sondern übersehen und herablassend behandelt wurde: die frustrierten Arbeiter. Und das scheint Clinton nicht geschafft zu haben. Sie glauben also, dass es vor allem eine Vertrauenssache war? Beziehungsweise, das fehlende Vertrauen der Mehrheit in Hillary Clinton? Ich denke, dass sich ein Großteil von einer Hillary Zukunft bedroht fühlte, weil sie sie für korrupt und unehrlich halten. Und, wie ich bereits sagte, mochten viele ihre Policies nicht oder jene, die von den Demokraten unterstützt werden, weshalb einige gezielt für die Republikaner gestimmt haben. Und das obwohl sie Trump überhaupt nicht mochten! Ich kenne einige, die so gehandelt haben, und einfach nur die Republikaner und für was sie stehen unterstützen wollten und in Kauf nahmen, dass Trump dieses Mal dazu gehörte. Ein Beispiel hierfür wäre u.a. der Freihandel oder Abtreibung. Genauso kenne ich aber auch Leute, die es andersherum gemacht haben und gezielt für Clinton gewählt haben, weil sie Trump komplett ablehnen. Ein Freund, z.B., hat mir seine Entscheidung folgenderweise erklärt. Er sagte: „Ich habe so zögernd für Clinton gestimmt, wie ein kleines Kind Medizin einnimmt. Im ersten Moment ist es ekelig und unangenehm, aber, langfristig gesehen, hilft es dir gesund zu werden.“ Ein anderer


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Jane Doe – und ihre Antworten über sich und andere – soll als Pseudonym für eine Gruppe von verschiedenen befragten Frauen und Männer in Albuquerque (New Mexico) mit verschieden Hintergründen (sozial, ethnisch, Bildung) stehen. Darunter, 5 Frauen im Alter von 40-55, 5 Studentinnen Anfang 20, eine High-School-Schülerin, 2 Männer im Alter von 45-55 und 2 Studenten Anfang 20.

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verbindet. Dieselben Bekannten haben Angst davor, dass hauptsächlich konservative Ansichten die soziale Entwicklung des Landes behindern kann. Einerseits kann ich die Angst also definitiv nachvollziehen. Andererseits denke ich jedoch, dass der Präsident nicht so viel Macht hat wie die meisten glauben. Und unter den Versprechen, die Trump gegeben hat, sind viele, die er ohnehin nicht einhalten werden kann. Vieles war meiner Meinung nach einfach heiße Luft. Nichtsdestotrotz wird es durch seinen Sieg langwierige Konsequenzen geben – ich hoffe nur, sie werden langfristig gesehen gut sein. Sie haben recht. Keiner weiß, was die Zukunft wirklich bringen wird. Wir können nur hoffen, dass alles gut ausgeht und es dem Land auf lange Sicht helfen und nicht schaden wird. Haben Sie noch ein paar letzte Worte für unsere Leser? Ich bin der Meinung, dass wir weiterhin nett, großzügig und einladend sein sollten. Wir sollten einander weiterhin mit Respekt begegnen – egal wen wir und unser Gegenüber gewählt haben. Schließlich müssen wir gute Beispiele für die Kinder unter uns sein – egal wer der Präsident ist oder was er tut. Wir sind verantwortlich für unser gutes Handeln und dürfen es nicht wegen dem Präsidenten oder sonst wem leiden lassen. Letztendes glaube ich sowieso, dass wir alle dasselbe wollen: die Heilung und Stärkung unseres Landes. Von daher sollten wir aufhören zu hassen und beginnen zu akzeptieren, dass Trump unser neuer Präsident sein wird, und ihm den Respekt und die Unterstützung gegenüberbringen, die er in dieser Position verdient. So schwer es vielen auch fällt, wir sollten abwarten und ihm eine Chance geben, anstatt von vornherein zu urteilen. So oder so, die Demokratie hat gesprochen. Und ich hoffe, dass alles wieder friedlich wird und die Amerikaner doch noch an einem Strang ziehen werden, um gemeinsam daran zu arbeiten, die Welt zu verbessern. Trump hin oder her. Und ganz gleich, was passiert: Gott schütze Amerika und die Demokratie.

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Grund, warum sie verloren hat, ist, denke ich, die Tatsache, dass sie Obamas Administration im Großen und Ganzen weitergeführt hätte. Das Problem hierbei ist jedoch, dass viele den Weg, auf den Obama das Land gebracht hat, ablehnen und keine Lust mehr haben auf die seit Jahrzehnten regierende Elite. Also haben sie einen Außenseiter gewählt, für eine echte Veränderung. Ich kann nachvollziehen, warum die Amerikaner nach etwas Neuem suchen. Die Entscheidungen in Washington scheinen nicht wirklich bis untenhin durchzukommen und zu helfen. Das Gefühl ist denke ich inhärent unter vielen Wählern. Dieses Mal konnten wir jedoch bereits kurz nach der Wahl Proteste erleben und Hasstiraden im Internet verfolgen, die das Entsetzen vieler über die Wahl verdeutlichten. Was denken Sie über die Aufstände? Es ist traurig zu sehen, wie Etwas oder vielmehr Jemand ein Land dermaßen spalten kann und wie hasserfüllt Menschen sein können. Es ist beängstigend. Eine gute Freundin von mir, z.B., hat Angst, dass ihr etwas passiert, weil sie für Trump gewählt hat. Es mag vielleicht paranoid klingen, aber es gab tatsächlich Fälle, in denen Trump-Wähler zusammengeschlagen wurden. Es ist beängstigend, da haben Sie recht. Ich denke, dass viele damit – wenn auch auf falsche Weise – ihre Sorgen und Ängste preisgeben bezüglich Trumps Amtszeit. Wegen seiner Wahlversprechen, seines Temperaments und seiner politischen Unerfahrenheit. Wie denken Sie darüber? Glauben Sie, dass die Angst der Menschen gerechtfertigt ist oder denken Sie, dass nichts – wie man so schön sagt – so heiß gegessen wird, wie es gekocht wird? Das ist schwer zu sagen. Eine Trump Zukunft hat auf mich ganz klar eine unberechenbare Wirkung. Ich weiß nicht mit Sicherheit, ob er sich um die ärmeren unter uns kümmern wird oder die Hilflosen. Und ich hasse es, nicht zu wissen, was mit ihm als Präsident passieren oder wen es betreffen wird. Ich meine, ich kann verstehen, dass die Leute Angst haben. Bekannte von mir, z.B., finden die Tatsache, dass weder Trump noch Pence die LGBT Community unterstützen oder sie für gut halten, für traurig und beängstigend. Und ich finde, letzteres sollte das letzte Gefühl sein, dass man mit seinem Präsidenten


DE IN

IN ALLE N ME N S E N

MENSAPL AN

Weihnachtswoche

05.12.16– 09.12.16

P OSTE R STUDE NTE NWE RK WÜ R ZBURG AK TI ONE N IM DE ZEMBE R

BUR S E STUDE NTE NHAUS Weihnachtswoche

ALLE E INRI CHTUNG E N G E SCHLOSS E N

12.12.16– 23.12.16

24.12.16– 08.01.17 Mittagsmensa Abendmensa

Mo-Fr 11:00-14:15 Uhr Mo-Do 15:30-19:00 Uhr

HUBLAND

ME N SA-V ITAL

V EG AN

12.12

Dampfkartoffeln mit hausgemachtem Schnittlauchquark Rinderhacksteak mit Cognac-Pfeffersoße Schinkennudeln mit Tomatensoße

13.12

Schweinegeschnetzeltes „Schweizer Art“ Fish´n Chips Pennenudeln mit Favabohnen, Paprika u. Pinienkernen (Vegan) Überbackene Zucchini „mediterrane Art“ an Tomatensoße

14.12 Pizza Salami Wrap „Mexicana“ Spaghetti „Bolognese“

15.12

Kokosmilchreis mit Heidelbeeren Pappardelle mit Spinat-Bergkäsesoße Chicken Burger mit Ananas-Currydip BIO - Schwäbische Schupfnudelpfanne

16.12

Seelachsfilet an Dillrahmsoße Cevapcici vom Rind mit Ajvar Gebackene Champignonköpfe mit Tatarensoße

21.12

Pizza „Tonno“ Süßkartoffel-Rucolaschnitte mit veganer Kräutersoße Gyrosgeschnetzeltes in Metaxasoße

19.12 Hähnchenfiletspieß an Erdnusssoße Gebackene Kartoffelspiralen mit mediterranem Kräuterquark Schweinerückensteak mit Cranberrysoße

22.12

BIO - Tagesangebot Gemüsevariation mit Hollandaise Hamburger Kaiserschmarrn mit Apfelmus

20.12

Kabeljaufilet auf Blattspinat mit Tagliatelle Falafelbällchen auf Couscous-Gemüse Ofenfrischer Krustenbraten mit Bratensoße

23.12

Geschlossen!


Mittagsmensa Mo-Fr 11:00-14:15 Uhr Abendmensa Mo-Do 15:00-18:30 Uhr Samstagsmensa Sa 11:30-13:30 Uhr

STUDENTENHAUS

15.12

20.12

Gyros mit hausgemachtem Tsatsiki Ofenfrische Hähnchenkeule vom Grill Kartoffelgnocchi-Gemüsepfanne

Kokosmilchreis mit Heidelbeeren Pappardelle mit Spinat-Bergkäsesoße Hähnchenbrustfilet mit Rahmsoße BIO - Schwäbische Schupfnudelpfanne

Kabeljaufilet auf Blattspinat mit Tagliatelle Käsespätzle mit Röstzwiebeln Falafelbällchen auf Couscous-Gemüse Ein Paar fränkische Bratwürste mit Sauerkraut

16.12

21.12

13.12 Fish´n Chips Pizza Salami Pennenudeln mit Favabohnen, Paprika u. Pinienkernen (Vegan)

Wrap „Mexicana“ Spaghetti „Bolognese“ Siebenschwabenplatte mit Bratensoße

Schweinerückensteak mit Schaschliksoße Bandnudeln mit Ragout von Steinpilzchampignons Pangasiusfilet „Lemon-Koriander“ mit Mango Chilisoße

19.12 Paniertes Schweineschnitzel Riesenrösti „Italia“ Hähnchenbrustfilet mit Champignonrahmsoße

22.12 BIO - Tagesangebot Lasagne al Forno Kaiserschmarrn mit Apfelmus Gemüsespieße auf Currysoße

23.12 Tagesangebot

Mittagsmensa

12.12–16.12

Pizza „Spinat & Hirtenkäse“ Pizza Salami Gyros mit hausgemachtem Tsatsiki

12.12

Mo-Fr

11:00-14:15 Uhr

15.12

Käsespätzle mit Röstzwiebeln Hähnchenburrito Ofenfrischer Krustenbraten mit Bratensoße

16.12

21.12

Hähnchen-Gemüsepfanne Seelachsfilet an Dillrahmsoße Kartoffel-Broccoli-Gratin

13.12

19.12–23.12

14.12 Wrap „Mexicana“ Überbackene Zucchini „mediterrane Art“ an Paprikasoße Siebenschwabenplatte mit Bratensoße

20.12

Kokosmilchreis mit Heidelbeeren Pappardelle mit Spinat-Bergkäsesoße Hähnchenbrustfilet mit Rahmsoße

Veganes Chili sin Carne „Texas Style“ Ofenfrische Hähnchenkeule vom Grill Schinkennudeln mit Tomatensoße

Asia-Mie-Nudelpfanne mit frischem Gemüse Schweinerückensteak mit Soße Hollandaise und Broccoligemüse Fish´n Chips

MENSATERIA

Tortelloni al Forno Pizza „Tonno“ Hähnchenbrustfilet mit Champignonrahmsoße

19.12 Paniertes Schweineschnitzel Riesenrösti „Italia“ Gebackene Kartoffelspiralen mit mediterranem Kräuterquark

Süßkartoffel-Rucolaschnitte mit veganer Kräutersoße Schweinerückensteak mit Schaschliksoße Norwegisches Lachsfilet

22.12

Lasagne al Forno Schweinegeschnetzeltes in Lemon-Peppersoße Gemüsespieße auf Currysoße

23.12

Tagesangebot

V EG AN

14.12

Hähnchen-Gemüsepfanne Seelachsfilet an Dillrahmsoße Kartoffel-Broccoli-Gratin

ME N SA-V ITAL

12.12


ÜBER DIE AUSSAGEKR AF T MODERNER MY THEN Ann-Kathrin Pfeifer

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VON HORRORCLOWNS UND YUCCA–PALMEN

Zeichnung: Madeleine Kern

Diabolisches Grinsen, Kettensäge und weißes Gesicht… Wer erinnert sich nicht noch an die Berichte über Horrorclowns, die gegen Ende Oktober die Nachrichten und sozialen Medien überschwemmten. Etliche dieser Meldungen stellten sich im Nachhinein als Falschmeldungen heraus. Auch wenn es hierzulande sicherlich den ein oder anderen Zwischenfall gegeben hat und gibt, macht doch die Tatsache stutzig, dass der Polizei vielmehr die Falschmeldungen infolge einer entstandenen Clown-Hysterie, als tatsächliche massenhafte Übergriffe zu schaffen machen. Doch wie ist dieses Phänomen einzuordnen? Schon im August 2016 begann sich in den USA – wie so oft der Vorreiter kultureller Phänomene – die Sage von bösen Clowns, die Kinder in den Wald

locken oder in Horrorfilmmanier die Nachbarschaft unsicher machen, zu verbreiten. Doch auch in den USA sind nur einige Vorfälle, in die tatsächliche Clowns involviert waren, bestätigt. Am Anfang der Gruselclown-Paranoia scheint die Sichtung eines Clowns in Green Bay, Wisconsin zu stehen. Ein Clown steht mit vier schwarzen Ballons unter einer Brücke und wird an weiteren Plätzen der Stadt stehend entdeckt. Die Folge dieses, sich im Nachhinein als PR-Gag für einen Horrorfilm erweisenden Ereignisses, waren zahlreiche Posts auf Twitter, Facebook und Co., sowie etliche Anrufe besorgter Bürger bei der örtlichen Polizei. In der Folge ereigneten sich auch in anderen Städten Anzeigen bei der Polizei gegen bösartige Clowns, die eine Bedrohung v.a. für die Kinder darstel-


len sollten. Es ereigneten sich einige Festnahmen, allerdings wurden keine Clowns inhaftiert, sondern Leute, die vorsätzlich die Polizeiarbeit durch falsche Aussagen bezüglich der nichtexistenten Clowns behindert hatten. Die wenigen tatsächlichen Vorfälle, in die Horrorclowns, sowohl in Deutschland wie in den USA involviert waren, sind eben keineswegs als Teil einer clownesken Massenbewegung zu lesen, die die Straßen unsicher macht. Die nachgewiesenen Vorfälle bleiben Einzeltaten. Zwar mag ein gewisser Zusammenhang insofern bestehen, als dass die Hysterie gewisse Einzeltaten hervorbringt und diese wiederum die Hysterie anfeuern. Aber dennoch ist festzuhalten, dass eine Welle der die Städte und Nachbarschaften unsicher machenden Horrorclowns schlichtweg nicht existiert. Doch diese als Urban Legends einzuordnenden Berichte von gewalttätigen und anarchischen Gruselclowns sind durchaus kein neues Phänomen. Interessanterweise lässt sich v.a. für die USA, aber auch für Großbritannien festhalten, dass es immer wieder Zeiten gab, zu denen das Phänomen des Horrorclowns Hochkonjunktur erlebte. Schon im Sommer 1981 beunruhigten die sogenannten phantom clowns die Bürger, ohne dass sich eine tatsächliche Bedrohungssituation nachweisen ließ. Als weitere Höhepunkte dieser Clown-Panik lassen sich die Jahre 1985, 1991, 1995, 2000, 2008, 2014, 2015 und eben 2016 ausmachen. Interessanter als der Wahrheitsgehalt einzelner Berichte scheint jedoch die Struktur derselben zu sein. So weisen viele dieser Erzählungen Charakteristika moderner Sagen, auch Urban Legends genannt, auf. Häufig bleiben die Tippgeber anonym oder beziehen sich auf die Berichte eines Schwippschwagercousins eines alten Kindergartenfreundes. Der Kulturwissenschaftler und Erzählforscher Rolf Wilhelm Brednich nennt als Kennzeichen einer Urban Legend gerade das Geglaubtwerden. Die Erzählung, die meist von einem seltsamen Ereignis oder eben von einem Bruch mit der vorherrschenden gesellschaftlichen Norm handelt, wird so präsentiert, als könnte man sie selbst erlebt haben, bzw. so, als habe sie sich tatsächlich ereignet. Als Authentizitätsmarker fungieren eine genaue zeitliche und räumliche Verortung der Erzählung,

sowie die Situierung in einer, dem Publikum bekannten, alltäglichen und somit nachvollziehbaren Situation. Die Sammlung ‘Die Spinne in der Yucca-Palme: sagenhafte Geschichten von heute’ enthält etliche Erzählungen, die sich nach genauer Analyse als Urban Legends entpuppten. Auch die Funktion, bzw. der Zeitpunkt des Auftauchens solcher angstbesetzten und zutiefst moralisierenden modernen Mythen sagt einiges mehr über die Gesellschaft aus, in der sie auftreten und verbreitet werden, als es zunächst den Anschein hat. Immer wieder wird ein Zusammenhang zwischen solchen wiederkehrenden Narrativen und gesellschaftlichen Angstperioden hergestellt. Und genau das scheint im Fall des Horrorclown–Topos zuzutreffen: Der Gruselclown wird zum Narrativ einer Gesellschaft, die von Angst vor dem Kontrollverlust, Angst vor dem Verlust des Gewohnten und der Unsicherheit politisch aufgewühlter Zeiten geprägt ist. Die Berichte von bösen, in ihrer imaginierten Aufmachung Gewaltbereitschaft andeutenden Clowns, die plötzlich massenhaft auftauchen und den Menschen Angst einjagen, ohne dass wirklich klar wird, was sie wollen, funktionieren ähnlich wie das Schauen eines Horrorfilms. Die Ängste des Rezipienten werden in ein abnormales Szenario transferiert, das durch seinen fehlenden Realitätsbezug nun keine tatsächliche Bedrohung mehr darstellt. Die Clownsgeschichten fungieren als eine Art Projektion, auf die die Ängste vor nur allzu realen Krisen umgelenkt werden können. Doch letztlich bleibt das Thema der Metapher austauschbar. Denn ob sich nun eine Spinne in der neuerworbenen Yucca-Palme versteckt, die altkleidersammelnden Ausländer diese Gelegenheit nur nutzen, um eine Möglichkeit auszukundschaften die Hauskatze zu mopsen oder eben Clowns massenhaft durch die Lande ziehen, die Funktion bleibt dieselbe: Es wird ein Szenario konstruiert, in dem das Fremde ein Gesicht bekommt und zum Sündenbock irrealer Angstkonstrukte wird, durch die tatsächliche Bedrohungssituationen durch Krieg, Terror oder populistische Präsidenten verdrängt werden können. Doch die Tradierung der Horrorclown –Legenden zeigt uns noch etwas Anderes: nämlich die Art der Wissensgenerierung im digitalen

Zeitalter. Beispielsweise wurde ein Großteil der diesjährigen Clown-Sichtungen durch die Homepage 24aktuelles.com in Umlauf gebracht – eine Homepage, die es sich explizit zur Aufgabe gemacht hat, Fake-News durch ihre User zu verbreiten. Hier können Nachrichten kreiert werden, die dann wiederum auf Facebook und anderen sozialen Netzwerken geteilt werden. Die Verbreitung der Berichte über Clown-Sichtungen und die daraus entstandene Paranoia zeigt deutlich die prekären Formen der Wissensvermittlung. Denn in Zeiten, in denen 44% (vgl. Pew Research Center) der erwachsenen amerikanischen Facebook-Nutzer ihre Informationen auschließlich über Facebook beziehen, wo sich (wie auch auf zahlreichen anderen Websites, die Falschnachrichten sogar gezielt verbreiten) Fake-News oft viral verbreiten, ist mehr denn je ein kritisches Bewusstsein gegenüber angeblichen Nachrichten gefragt. Die Problematik an dieser Art der Informationsbeschaffung besteht nun nicht unbedingt in den Strömen von Angstschweiß, die beim Anblick einer roten Nase oder vier schwarzer Luftballons entstehen. Aber die Autoritätshörigkeit gegenüber wie auch immer verbreiteten und nicht näher nachgeprüften Geschichten kann u.a. dazu führen, dass eine Demontage politischer Kandidaten möglich ist. So behauptete beispielsweise der Denver Guardian “FBI AGENT SUSPECTED IN HILLARY EMAIL LEAKS FOUND DEAD IN APPARENT MURDER-SUICIDE”. Das einzige Problem: den Denver Guardian gibt es schlichtweg nicht, die Büroadresse stellt sich als der Standort eines Baumes auf einem Parkplatz heraus. Daher scheint es absolut notwendig, sich klarzumachen, wie Neuigkeiten entstehen, wie sie verbreitet werden und welche Funktion sie erfüllen sollen. Ein Blick auf die Struktur von, wie auch immer gearteten Berichten, hilft dabei, sich einen Eindruck von deren Authentizität zu machen.


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ECKE

FÜNF TIPPS WIE IHR EUCH IM (STUDIEN–) ALLTAG BEWUSSTER VERHALTEN KÖNNT Rebecca Bück

„It is the most urgent threat facing our entire species, and we need to work collectively together and stop procrastinating.” So hat Leo DiCaprio über den Klimawandel gesprochen, als er seinen Oscar entgegengenommen hat – und er hat Recht! Umweltschutz ist eines der wichtigsten Themen, mit denen sich die Welt auseinandersetzen muss – lieber früher als später. Dass dieses „Früher“ auch jetzt sein kann und wir uns im Alltag bewusster verhalten können, ohne vegan zu werden oder ein Elektroauto zu kaufen, möchte ich euch in diesem Artikel zeigen.

2 1 El Clásico: Die Wasserknappheit. Es ist nichts Neues, dass global gesehen Wassermangel herrscht. In Nord- und Mitteleuropa sind die Menschen davon nicht betroffen und tendieren dazu, es zu verdrängen. Tatsache ist aber, dass viele Menschen unter Wasserknappheit leiden. Prognosen sagen außerdem, dass sich in den nächsten 40 Jahren die Situation auch in Europa ändern und zu einem Mangel an Trinkwasser führen wird. Aber obwohl wir nicht unter Wassermangel leiden, haben wir unsere eigenen Probleme: Wasserverschmutzung. Es landet viel zu viel im Abwasser, das dort gar nicht hingehört, wie zum Beispiel Medikamente oder kleine Plastikperlen, die in Duschgel oder Zahnpasta vorzufinden sind. Gerade Hormonpräparate sind für Fische und Co schädlich, aber auch natürlich das Plastik. Was können wir also tun? Bewusster mit Wasser umgehen. Also, den Hahn mal abdrehen, den Müll dahin, wo er hingehört und beim Einkaufen mal drauf achten, was im Lieblingsshampoo drin ist. Die Natur sagt „Danke“.

Der Strom, der Strom... ...ist, was uns mit als erstes in den Kopf kommt, wenn man an Umwelt schützen denkt. Energiesparen ist so wichtig – gerade in Hinblick auf Knappheit von Ressourcen (solltet ihr nicht gerade mit SolarZellen oder Windkraft arbeiten) – wird aber oft ein bisschen ignoriert. Strom wird in Deutschland leider noch immer hauptsächlich durch Kohle erzeugt. Etwas mehr als ein Viertel des Stroms kommt von erneuerbaren Energien, das heißt, dass auch noch Atomkraft eine große Rolle spielt. Wir können wahrscheinlich kaum unsere Vermieter/innen davon überzeugen, auf innovative Angebote umzusteigen, aber wir können unseren Verbrauch reduzieren. Und das ist einfacher als man denkt. Jetzt, wo der Winter naht (okay, ja... ein Game of Thrones Zitat), haben wir es am liebsten warm in unseren Zimmern und am besten schon, wenn wir von der Uni oder der Arbeit zurückkommen. Aber die Heizung ausschalten, wenn man nicht da ist, minimiert den eigenen Energieverbrauch. Dasselbe gilt für eure Lampen. Clever ist auch Stoßlüften, falls ihr euch beim Lernen mal mit Sauerstoff versorgen wollt; so kommt mehr davon rein, als wenn ihr das Fenster durchgehend gekippt habt. Was auch hilft beim Stromsparen, sind Mehrfachsteckdosen mit Kippschalter. Sind preiswert und effektiv, da der Standby Modus umgangen wird, der viel Energie frisst!

3 Müll – endlich ein Wort, das so unattraktiv klingt, wie es ist Jaja, Müll ist ein großes Thema – immer. Dabei ist es ganz simpel: Ob Plastik-, Aluoder Atommüll, Müll ist doof. Und Müll schadet. Der Natur, den Tieren, uns. Das Schlimme ist: Müll ist menschengemacht. Es ist bekannt, dass Müll die Meere vergiftet, sodass immer mehr Lebewesen unter Wasser gefährdet sind. Des weiteren wird Müll durch Reibung verkleinert und landet in den Mägen von Fischen, um letztendlich vielleicht von uns in Form von Mikrostückchen im Fisch in Restaurants verspeist zu werden. Für uns gilt: Müll reduzieren, wo es geht. Weniger Plastik, ob durch Schokoriegel, Frischhaltefolie, oder Tüten im Supermarkt. Nehmt eine Tragetasche mit zum Einkaufen und das Problem ist behoben. Vielleicht beim Kauf darauf achten, keine fünffach in Plastik verpackte Schokolade auszuwählen. Alles Gewöhnungssache! Benutzt Tupperdosen anstelle von Frischhaltefolie, die lassen sich auch mal gut in die Tasche packen und zur Uni mitnehmen. Nehmt die Möglichkeit für Recycling in Deutschland wahr, trennt den Müll! Wieso? Wenn Müll verarbeitet wird und zum Beispiel Plastik- und Bio-Müll vermischt ist, lässt sich das anschließend nicht mehr trennen und das Plastik gerät in den Umlauf – in den Boden, ins Grundwasser, ins Essen. Also, auch wenn ihr keine Bio-Tonne habt, packt die Eierschalen mit in den Restmüll, die Eierbox aber ins Altpapier. Besser ein bisschen als gar nicht! Ihr habt noch keine Mülltrennung in der WG? Nicht schlimm, probiert es mal aus! Recycling gilt auch für Flaschen. Schaut beim Kauf drauf, ob eure Flaschen recyclebar sind – manche sind es leider nicht. Wenn ihr sowieso nur Wasser trinkt, sind Flaschen auch locker mehrmals verwendbar.


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Probier`s mal mit Gemütlichkeit – und Gemüse! Jetzt kommt er doch, der Vegi-Hammer. Sorry. Aber ich meine es gut. Für die Umwelt und für euch! Da es aber der Vegi-Hammer ist, muss man einfach mal die Wahrheit sagen: Der momentane Fleischkonsum der Menschheit ist absurd und umweltschädlich. Wie erwähnt, ist es Europäer/innen oft nicht bewusst, in was für einer glücklichen Situation sie leben, was Wasser betrifft. Beinahe jede/r hat aber schon einmal davon gehört, wie viel Wasser benötigt wird, um Viehzucht zu betreiben. Ein Kilo Rindfleisch zum Beispiel, benötigt bis zu 15.000 Liter, was 75 Badewannen voll entspricht, laut einem Artikel aus der ZEIT. Dazu kommt noch der CO2-Ausstoß, der extrem schädlich ist. Das mag unglaublich scheinen, ist vor allem aber schrecklich. Viele vergessen, dass für die Viehzucht Unmengen an Feldern für Getreide verwendet werden, die alle bewässert werden müssen – mit Wasser als Ressource, die in den betroffenen Ländern oft eine Knappheit darstellt. Auch sind die genutzten Felder potentielle Flächen für Nahrungsmittelproduktion. Durch ihre anderweitige Nutzung werden sie den Betroffenen regelrecht weggenommen. Mein Beitrag als Studierender? Sehr einfach. Da ich euch wirklich nicht dazu überreden möchte, Vegetarier/in zu werden, möchte ich euch nur dazu motivieren, einen Vegi-Tag in der Woche, im Monat oder eben im Semester einzulegen. Oft gibt es tolle Alternativen, die euch gar nicht so Vegi vorkommen müssen. (Ja, Nudeln mit Pesto sind auch vegetarisch! ) Falls ihr nicht verzichten wollt und könnt, hilft es auch, bewusster Fleisch zu essen und zu kaufen. FYI, FastFood verwendet bekanntermaßen nicht unbedingt das beste Fleisch – ökologisch und qualitativ gesehen, also hier besser Abstriche machen. Gemüsetechnisch ist es auch ganz gut, regionaler unterwegs zu sein. Lieber mal den deutschen Apfel nehmen als den spanischen, gerade jetzt, wo die Apfelsaison angefangen hat. Generell macht es Sinn, sich saisonal zu orientieren und keine Erdbeeren im Dezember zu kaufen.

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5 Und sonst kann man auch... ...second-hand. Nein, ihr müsst dort nicht einkaufen. (Ist aber sehr cool!) Ihr könnt aber eure Sachen so loswerden. Ebay, Fair-Teiler, Diakonie, oder Freunde. Das gilt nicht nur für Kleidung, sondern auch für Technik. ...Fahrgemeinschaften gründen. Nicht aus Würzburg? Es gibt zwei gute Möglichkeiten, umweltschonend(-er) unterwegs zu sein. Natürlich, die Öffis. Wenn möglich, immer darauf zurückgreifen. Das ist ökologisch gesehen immer besser. Eine Fahrgemeinschaft. Ihr fahrt nicht alleine, spart Ressourcen und Geld!

WIE ÖKO IST EIGENTLICH DIE UNI? In einem kurzen Interview habe ich Marc Selariu von der GHG Würzburg gefragt, wie öko die Uni Würzburg ist oder sein könnte. Rebecca: Auf einer Skala von 1 bis 10, wie grün ist die Uni und wieso? Marc: Solide 5, weil die Hochschulleitung nie uneinsichtig war, wenn wir aus dem SSR heraus versucht haben, irgendwas an der Uni zu tun oder zu planen. Das vegetarische Angebot in den Mensen und die Automaten sind zu kritisieren, da letztere auch mit Einwegprodukten bestückt sind. Gut wäre außerdem, einige regionale Anbieter hinzuzufügen. R: Dein Tipp, wie man sich öko verhält? M: Als Würzburger? Fahrrad fahren! Erstens schützt du die Umwelt direkt, weil du Fahrrad fährst; zweitens wird es – je mehr Leute Fahrrad fahren – umso wichtiger die Fahrradwege auszubauen. Außerdem, politisches Engagement, da es keine bessere Möglichkeit gibt, etwas zu ändern.

R: Was habt ihr als GHG erreicht? Was plant ihr? M: Wir planen ein Referat mit anderen Hochschulgruppen, das Studierenden eine Teilnahme an der Strategie (z.B. Renovierung Gebäude/ Hörsäle) der Uni ermöglicht, da sie täglich die Bedingungen miterleben. Ein Projekt waren mehr Fahrradparkplätze, die es jetzt auch zum Beispiel am Wittelsbacherplatz gibt. R: FunFact: Wie viele Vegetarier/innen bzw. Veganer/innen gibt es bei euch? M: Dreieinhalb...Vegetarier/innen. Eine switcht immer wieder hin und her. R: Wenn ihr einen Wunsch hättet, was würdet ihr als GHG direkt ändern? M: Ich glaube, eine nachhaltige Mensa. In Betracht auf Regionales und nachhaltig Produziertes. Dann hätte es sich ja auch mit dem Fleisch, wenn auch für einen Preis, den man wahrscheinlich hier nicht mehr zu zahlen bereit wäre. Aber, doch, das glaube ich, wäre es.

Ich hoffe, ich konnte euch in diesem Artikel zeigen, wie einfach Umweltschützen sein kann. Ob wir einen oder mehrere der Tipps beherzigen, ist unsere Sache, genauso ob wir das sofort machen. Allerdings wird das Problem der Umweltverschmutzung und des Klimawandels nicht durch wünschen verschwinden; wir müssen schon etwas tun – und das lieber früher als später.


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DETOX IN DER MODEBR ANCHE Anna Bopp

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„OMG! Die Bluse ist reduziert! Also jetzt ist sie so billig, dass ich sie ja quasi kaufen MUSS!“ Wer hat so einen Gedanken noch nie gehabt, als er beim Shoppen in der Umkleide stand? Den Begriff Fast Food kennt jede/r von uns. Doch auch in der Modeindustrie gibt es einen Begriff, der das ständige Produzieren neuer Kollektionen bezeichnet – Fast Fashion. Schlechte Qualität und schlechte Produktionsbedingungen werden in Kauf genommen, um bis zu acht Mal pro Jahr die neuesten Modetrends in den Läden zu präsentieren. Zudem sind die Kleidungsstücke inzwischen so billig, dass man sich tatsächlich jede Saison neu einkleiden und immer wieder nach den neuesten Trends richten kann. Dass viele Schnäppchen dabei unter schlechten Arbeitsbedingungen in Entwicklungsländern wie Bangladesch oder Indien hergestellt werden, ist uns irgendwie bewusst. Aber was diese Billigproduktion für Auswirkungen auf die Umwelt hat, darüber weiß kaum jemand Bescheid. Von den rund 80 Milliarden Kleidungsstücken, die jährlich produziert werden, kommen über 90 Prozent aus China. Dabei spielt es keine Rolle ob in den Fabriken Versace oder Primark-Mode hergestellt wird. Die Produktion ist fast immer umwelt- und auch gesundheitsgefährdend. So sind im Reich der Mitte zwei Drittel der Gewässer hochgradig verschmutzt. Nach dem Färben der Textilien werden die giftigen Abwässer einfach in die nächsten Seen oder Flüsse geleitet. Dort schaden die Chemikalien nicht nur den im Wasser lebenden Kreaturen, sondern gelangen auch, zum Beispiel in der Form von Trinkwasser, in den Organismus des Menschen. Die Chemikalien, die unter anderem zum Waschen und Färben verwendet werden, führen zu schwerwiegenden Schäden, kommen sie in Kontakt mit einem lebenden Organismus. So können sie die Entwicklung der Geschlechtsorgane bei Säugetieren hemmen, bei Hautkontakt Krebs erzeugen oder die Leber- und Nierenfunktion schädigen. Sogar Baumwolle, die gemeinhin als gute Ressource gilt, ist ökologisch ein Desaster. Für ein Kilogramm Baumwollkleidung sind mehr als 10.000 Liter Wasser nötig, da die Pflanze dieses während des Wachsens gewissermaßen verschlingt. Ist es da noch verwunderlich, dass die Modeindustrie die zweitverschmutzendste der Welt nach der Ölindustrie ist?

Inzwischen sind die Folgen der „Fast Fashion“ Bewegung tatsächlich nicht mehr zu ignorieren und so beginnt die Modeindustrie langsam über Gegenmaßnahmen nachzudenken. So wurde beim „Copenhagen Fashion Summit“ dieses Jahr zum Beispiel eine Woche lang diskutiert, wie man Nachhaltigkeit und Fairness in der Modewelt etablieren kann. Im Frühling dieses Jahres gab es außerdem die „Fashion Revolution Week“, bei der zu bewussterem Konsumverhalten aufgerufen wurde. H&M beteiligte sich an diesem Projekt durch eine großflächige Recycling Aktion, bei der die Kundschaft aufgerufen wurden alte abgetragene Kleidung in Filialen abzugeben statt sie wegzuwerfen. Doch vor allem Greenpeace engagiert sich enorm in diesem Bereich. Durch verschiedene Kampagnen wie „Entgiftet unsere Kleidung“ wollen die Umweltaktivist/ innen auf die Gefahren von billig produzierter Kleidung aufmerksam machen. Bei Ihrer Detox-Kampagne, deren Ziel es ist, bis 2020 viele Schadstoffe bei der Produktion durch ungefährliche Substanzen zu ersetzen, bestätigten schon über 30 globale Textilkonzerne wie H&M oder Nike ihre Teilnahme. Greenpeace kontrolliert die Einhaltung der daraus resultierenden Vorschriften durch das wiederholte Testen der Kleidung. Denn zeigt eine Modemarke nicht genug Engagement, hat das negative Schlagzeilen zur Folge, und bringt damit einen Imageverlust mit sich. Letztendlich müssen aber nicht nur die Herstellungsfirmen umweltfreundlicher denken und produzieren, auch die Verbraucher/innen müssen ihr Konsumverhalten umstellen. Und so sollten wir vielleicht das nächste Mal in der Stadt auf die unglaublich billige Jeans verzichten, die dann doch fast so aussieht wie die zehn anderen in unserem Schrank und die wir doch nicht unbedingt brauchen. Wenn wir unsere Kleidung reparieren statt sie wegzuwerfen und tauschen oder spenden, wenn wir sie nicht mehr wollen, dann leisten auch wir einen kleinen Teil zur Entgiftung der Fashionindustrie. Setzt ein Statement und werdet Teil der Detox-Bewegung!


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Immer mehr Deutsche lassen sich ihre Lebensmittel nach Hause bringen und gehen nicht mehr einkaufen. Diese Trendkurve verläuft steil nach oben, deshalb drängen immer mehr Anbieter auf den wachsenden Markt für Lebensmittel-Lieferungen - um nur einmal HelloFresh oder Rewe zu nennen. Die Ökokiste Schwarzach ist anders. Das macht die Unternehmensgeschichte am ehesten deutlich. Zu einer Zeit, in der alle noch dachten, die Bio-Bauern seien Spinner, gründete der idealistische Gärtnermeister Veit Plietz im ländlichen Schwarzach eine der ersten Demeter-Gärtnereien in Unterfranken. Bio war von Anfang an nicht genug, es musste gleich Demeter sein. Wer Demeter-Landwirtschaft betreiben will, muss die Philosophie des Anbauverbandes leben und mit Überzeugung dabei sein. Denn Träger dieses Gütesiegels verpflichten sich dem Öko-Gedanken umfassend und kompromisslos, unter anderem wird nur sehr wenig gedüngt und die Tiere am Hof führen ein glückliches Leben abseits der industriellen Massenproduktion von Billig-Nahrungsmitteln. Mit den Jahren wurde die einseitige Vermarktung der hochwertigen Erzeugnisse an den Bio-Großhandel frustrierend: die Preise sanken und die Auflagen des Groß-

händlers bewegten sich immer schneller in Richtung Spezialisierung und Monokulturen. Das widersprach dem ökologischen Verständnis des Veit Plietz, deshalb gründete er mit der Ökokiste Schwarzach den ersten Bio-Lieferservice im Raum Würzburg. Damit verfolgte er mehrere Ziele: er wollte näher am Verbraucher sein, eine regionale Vermarktung sicherstellen, mehr Vielfalt auf den eigenen Feldern und Gestaltungsfreiheit bei der Anbauplanung. Das Diktat des Großhändlers war beendet. Mittlerweile ist die Ökokiste Schwarzach ein florierendes Familienunternehmen in zweiter Generation. Alles ist gewachsen: die Kundenzahl, das Verständnis der Verbraucher, das Sortiment und die Serviceleistung. Heute liefert die Ökokiste als rollender Naturkost-Fachmarkt ein Lebensmittel-Vollsortiment. Der Schwerpunkt liegt auf Gemüse, Salat, Kräutern und Obst, aber auch Käse, Eier, Milch, Wurst, Brotaufstriche und Nudeln in Bioqualität können rund um die Uhr im Online-Shop bestellt werden. Die Lieferung erfolgt bis vor die Wohnungstür oder an den Schreibtisch. Den Wochentag der Anlieferung gibt die Ökokiste vor, um die Fahrtstrecken ökologisch sinnvoll zu planen. Zum Zeitpunkt der Anlieferung muss niemand zu Hause sein: die Kiste wird an

einem vereinbarten Platz abgestellt. Der Kunde genießt dabei alle Vorzüge: er kann sich seine Kiste selbst zusammenstellen oder eine vorgeschlagene Themenkiste auswählen und ändern. Die passenden Rezepte zum Kisteninhalt werden mitgeliefert. Bis einen Werktag vor Lieferung kann eine bestehende Bestellung geändert oder storniert werden, es gibt keine Mindestlaufzeit oder Kündigungsfristen. Der zeitgemäße Service bietet also maximale Flexibilität, ohne den Kunden zu binden. Deshalb wurde der Name Abokiste auch irgendwann in Ökokiste geändert. Für Studierende der Uni Würzburg gibt es seit einigen Monaten ein vergünstigtes Angebot: immer dienstags kann im StudentsHouse am Campusgarten (Hubland) eine Studikiste für 12 Euro abgeholt werden. Weitere Infos findet ihr unter studikiste.oekokiste-schwarzach.de

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DIE ÖKOKISTE SCHWAR ZACH STELLT SICH VOR...


GR AB HER BY THE CLIMATE CHANGE Cian Hartung

Eisbären sind putzige Tiere. So weiß und flauschig. Sie sehen süß aus, wenn sie im Polarmeer von Scholle zu Scholle schwimmen, wenn der Himmel ergraut ist und der Unterton bei National Geographic nach Klimawandel klingt. National Geographic machen Millionen mit diesem Thema und der Klima-Aktivist Al Gore tat es ihnen nach und jetzt macht es sogar Leonardo DiCaprio mit seiner neuen Dokumentation „Before the Flood“. Die Dokumentation schaute ich gestern nach meinem allabendlichen Twittern vor dem Einschlafen. Schöne Bilder waren dort zu sehen. Well Done, Leo, dabei gibt es dieses Phänomen, was Du da beschreibst, diesen Klimawandel, überhaupt nicht. Die Chinesen haben sich das alles ausgedacht, um unserer amerikanischen Wirtschaft zu schaden. Eisbären schwimmen von Scholle zu Scholle, weil sie es wollen und nicht, weil sie es müssen. Das geschmolzene Gletscherwasser jenseits des Polarkreises wird im Winter wieder frieren und die Eskimos werden auch wieder Fische finden. Da mache ich mir keine Sorgen. Die Welt befindet sich eher in einer Kältephase, das haben mir unabhängige Forscher im Dienste amerikanischer Ölkonzerne bestätigt. Alle der letzten Winter waren wohlgemerkt kalt – das passt nicht zu der von angeblich so schlauen Köpfen ausgedachten Theorie des Klimawandels.

Grafik: Donkey Hotey

Während meiner Wahlkampagne wurde mir dieses Phänomen in den Nordstaaten Minnesota und North Dakota deutlichst vor Augen geführt. Dort war es arschkalt und dann fiel auch noch die Heizung in meiner Limousine aus. Mit Pelzdecken und schwarzem Tee saß ich auf der Rückbank und wünschte mir eine Brise Global Warming. Gestatten, ich bin Milliardär und ab dem 20. Januar 2017, um 12 Uhr Washingtoner Ortszeit, sogar Präsident des bald wieder großartigsten Landes der Welt. Ich konnte mir jahrzehntelang alles kaufen; Autos, Yachten, Häuser, Frauen, aber keine Präsidentschaft, keiner hat an meinen Erfolg geglaubt, nur ich selber. Meinen Amerikanischen Traum, den habe ich mir erfüllt und dabei sogar das halbe Land gegen mich aufgebracht. Die andere Hälfte hat mich gewählt. Diese Trottel. Bald gibt es für mich eine Menge zu lernen: Politik, Rhetorik und respektvolles Auftreten. Bis zum nächsten Wahlkampf werde ich auf aggressive Parolen verzichten müssen. Auf lange Sicht macht es mich furchtbar unglaubwürdig. Stattdessen werde ich nur noch meine Frau und meine Kinder beleidigen. Ich freue mich auch sehr darauf, meine Füße im Oval Office hochzulegen, mit einem Big Mac auf TopSecret-Dokumente des CIA zu kleckern und dabei „House of Cards“ zu schauen. Das Klima-Abkommen von Paris werde ich wahrscheinlich auch ignorieren, Kli-

ma-Aktivisten wie Al Gore oder Leonardo DiCaprio werde ich des Landes verweisen, Greenpeace werde ich verbieten und der amerikanischen Automobil-Industrie werde ich wieder zur alten Pracht verhelfen. Detroit-Motor City wird leuchten wie ein Diamant, auf den Highways werden Dodge, Chrysler und Chevrolets die spießigen Volkswagen ausbremsen. Wer bei den Abgas-Anzeigen seine Kunden über den Tisch zieht, kann sich wirklich nicht Kämpfer gegen den Klimawandel nennen. Mein Kumpel, der ehemalige Basketball-Star Dennis Rodman erzählte mir an Sylvester, dass sogar der nordkoreanische Diktator Kim-Jong Un an den Klimawandel glaube. Ich hatte gerade einen Schminkspiegel in der Hand und einen zusammengerollten 100-Dollar-Schein in der Nase und musste auf einmal niesen. Der Schnee flog über den ganzen Tisch. Danach putzte ich mir die Nase und sagte, dass ich das von dem freundlichen Nordkoreaner mit dem Undercut gar nicht erwartet hätte. Wir lachten herzlich und zündeten uns danach kubanische Zigarren an. Dennis saß zufrieden zwischen zwei Prostituierten und schließlich war auch mein First-Baby fertig und kam, wie ein Eisbär aus dem Wasser, unter dem Tisch hervor. God Bless America !

https://www.flickr.com/photos/donkeyhotey/27435263990/


WEIBLICHE BE VÖLKERUNG BESORGT Bettina Grimm

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das Eine“ an, wohingegen nur noch 20% den Männern unvoreingenommen begegnen. Eine geplante Studie zum Tinderkonsum und der Einstellung der Frauen zum männlichen Geschlecht soll herausfinden, ob eine Korrelation besteht. Dennoch beklagen viele Prinzen, ein Muster zu erkennen. „Auf der Suche nach meiner Liebe des Lebens musste ich schon viele Niederlagen einstecken. Frauen bezichtigten mich immer, niedere Beweggründe zu haben, doch sobald ich versuchte, mein gutes Herz zu offenbaren, erklang der Tindermatchton oder ich wurde zurückgewiesen. Ich kann einfach nicht mehr mit den perfekten Männern auf den Profilfotos mithalten, die die Liebe zerstören. Langsam, aber sicher, ist es an der Zeit, meine Vorstellung von Glück, Liebe und Monogamie aufzugeben“ schrieb Prinz Heinz Love in seiner wöchentlichen Kolumne „Where is the love?“. Ist der Glaube an die wahre Liebe und an einer funktionierenden Beziehung wirklich am Untergehen? Oder besteht noch Hoffnung für die einsamen Herzen, den Seelenverwandten in einer Tinderwelt zu finden? Die Antwort ist eindeutig: ja, es besteht noch Hoffnung. In einer öffentlichen Stellungnahme verkündete Prinz Harrold Fort, CEO der Prinzenakademie, dass er bis zum bitteren Ende für die Liebe kämpfen und dafür alle verfügbaren Ressourcen mobilisieren wird. Es mag sein, dass ein neuer Trend auszubrechen droht. Doch wie jeder Trend, wird dieser auch irgendwann aussterben. Jeder einzelne hält das Schicksal der Liebe in den eigenen Händen. Sobald man die Augen für das Wahre und Wundervolle der Wirklichkeit offen hält und sich nicht von der Negativität anstecken lässt, kann man, mit etwas Glück, seinen Prinzen oder seine Prinzessin entdecken und glücklich bis ans Ende seiner Tage leben. Das Prinzentum befindet sich noch nicht auf dem absteigenden Ast.

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Eine neue Studie des Prinzeninstitutes „Harry & William“ enthüllt, dass im Jahre 2016 nur noch 10% der Prinzen auf der Suche nach einer festen Beziehung seien. Hierbei lässt sich eine deutliche Verschlechterung von 80% zu Vorjahreszahlen erkennen. Forscher des Institutes reagierten entsetzt und versprachen, eine deutliche Analyse der Beweggründe für dieses niederschmetternde Ergebnis durchzuführen. Der Vorstand des Prinzessinnenverbandes „Anastasia“ äußerte sich noch nicht zu diesen besorgniserregenden Zahlen. Nichtsdestotrotz wirft diese Studie eine Frage in den Raum – Befindet sich das Prinzentum auf einem absteigenden Ast? Um diese Problematik beantworten zu können, müssen viele Faktoren berücksichtigt werden. Schon bereits 2013 verkündete die neugegründete Gewerkschaft „Save the Prince“ in einem Interview mit der Zeitung „Die Weltliche Krone“, dass ein Aufstand inmitten der eigenen Reihen auszubrechen drohte. „Unsere Prinzen wollen einfach nicht mehr mit den Auswirkungen von Datingapps wie Tinder zu kämpfen haben. Vor 200 Jahren wünschte sich noch jedes Mädchen, einen Prinzen zu heiraten. Heute klammern sich viele junge Frauen verzweifelt an ihr Tindermatch und ignorieren die Fülle der realen Prinzen in ihrer Umgebung. Der Glaube, die wahre Liebe im Internet zu finden, scheint ausgeprägter zu sein, als wir dachten. Viele unserer Prinzen berichteten, dass Annäherungsversuche in der Wirklichkeit viel öfter scheitern, als zu Pre-Tinderzeiten. Diese enttäuschende Bilanz könnte unsere Prinzen zum Rebellieren animieren und sogar zur Aufgabe des Prinzenseins führen“, eröffnete Gewerkschaftsleiter Hans Prinz das Gespräch mit den Reportern. Des Weiteren sei die Bereitschaft der weiblichen Bevölkerung Männer negativ zu pauschalisieren drastisch höher, als noch zu Zeiten von Prinz Albert. So kreuzten 70% der Frauen in einer Onlinebefragung die Kategorien „Alle Männer sind scheiße“ oder „Männer wollen nur

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DEM FEIERTAGSBLUES DEN K AMPF ANSAGEN Bettina Grimm

In einer Gesellschaft, scheinbar geprägt durch die Vorstellung, dass alleinig eine Beziehung zum wahren Glück führt, kann es einem schwerfallen, das Wahre zu erkennen. Angsterfüllt versucht man unter allen Umständen, den Seelenpartner für den gemeinsamen Ritt in den Sonnenuntergang zu finden. Verzweifelt hält man an ideellen Vorstellungen fest, und klammert sich an jeden Grashalm. Um nicht in den Sog der bitteren Enttäuschung gezogen zu werden, lässt man sich Ausreden und Entschuldigungen einfallen, die einem nachts das Herz erwärmen sollen. Doch die Realität ist bitter und hart: nicht alles, das glänzt, ist auch Gold. Somit muss man lernen, die Saat vom Weizen zu trennen, um dem wahren Glück eine reale Chance geben zu können. Wie schon der weise Kapitän und Hobbyphilosoph Jack Sparrow zu sagen pflegte „Das Problem ist nicht das Problem, sondern deine Einstellung, wie du das Problem siehst.“ Es ist nur hinderlich, sich gegen etwas zu sträuben, auf das man keinen Einfluss ausüben kann. Auch darf man sich nicht vom negativen Denken über die Partner-

losigkeit einnehmen lassen und in Resignation verfallen. Obwohl die Feiertage immer näher zu rücken drohen, und man wieder ohne seinen Herzpartner den Anbruch eines neuen Jahres feiern muss, sollte man sich nicht mit dem Nächstbesten abfinden. Verzweiflung darf niemals die Antriebskraft in diesem sensiblen Feld unseres Lebens sein. Geduld, Ausdauer und Optimismus zahlen sich irgendwann aus. Manch ein Glück mag schneller eintreffen, als anderes, doch wer behauptet, dass dies was Schlechtes ist? Warum besitzt ein Singledasein eine negative Konnotation? Wer bestimmt, was glücklich sein und ein gutes Leben ausmachen? Selbst wenn man nicht zu den auserwählten Personen gehört, die nur noch paarweise in einer scheinbar glücklich fusionierten Einheit in der Öffentlichkeit auftreten, kann man trotzdem zufrieden sein. Alleine ist nicht gleichbedeutend mit traurig. Es ist an der Zeit, diese falsche Vorstellung abzuschütteln und die Tatsache zu akzeptieren, dass partnerlos nicht glücklos bedeutet. Anstatt sich selbst zu bemitleiden und die Schuld am Fehlen des Seelenverwandten

zu geben, sollte man diesen Zustand als wahre Chance ansehen. Die Möglichkeit, sich uneingeschränkt weiterzuentwickeln, sollte ergriffen werden und man sollte sein Leben in vollen Zügen genießen. Die Zeit ist zu kurz bemessen, um etwas nicht vorhandenem nachzutrauern. Die verzweifelte Suche führt nur zu Enttäuschungen und Leiden, die völlig sinnlos und unnötig sind. Es ist wichtig, dass unsere Handlungen nicht alleinig von unserem Verlangen nach Liebe gesteuert werden oder ganz einfach: Lebe dein Leben, so wie du willst, in vollen Zügen. Ganz egal, was andere sagen mögen, eine Beziehung ist nicht gleichbedeutend mit Glück. Nicht jedes Paar ist glücklich. Natürlich, Beziehungen können uns glücklich machen, doch dies ist nicht in Stein gemeißelt. Anstatt uns unnötig selbst zu quälen, sollten wir einfach leben und unser Schicksal selbst in die Hand nehmen. Wer weiß, vielleicht treffen wir beim Satteln des Einhornes für die Reise, unseren Seelenverwandten?

Z WEIFELN Ayla Wolf

Immer muss man sich bei allem zuordnen, Aussagen über sich machen, Aussagen über die Welt machen. Aber genau deswegen sind wir hier, wollen wir lernen. Ich habe keine Aussagen, keine Antworten, nur Fragen. Fragen zu allem. Vor allem Zweifel an allem. Oder vielleicht ist es auch einfach ein verharren im Graubereich. Ich kann keine definitiven Formulierungen geben, weil ich nichts Definitives sehe, immer nur ein: „Es ist schon so, dass...aber man muss auch sehen, dass...“. Deswegen kann ich vielleicht auch nur schlecht Entscheidungen treffen, die Unfähigkeit eine Sache über die andere zu stellen. Oft werde ich von pragmatischen, im Leben „angekommenen“ Menschen belächelt. „Na ja, die Philosophen halt, sind in ihrer eigenen Welt unterwegs.“ Einer

sagte gar: „Wenn dein Philosophie-Studium jetzt dazu führt, dass du gar keine Entscheidungen mehr triffst und alles immer nur noch auf einer Skala siehst, kannst es besser bleiben lassen!“ Aber es ist doch so, dass jeder an etwas zweifelt, ich vielleicht an einem bisschen mehr als andere Leute. Grundlegend scheint mir das auch nicht wichtig zu sein, nur wenn es Leute gibt, die auch an vermeintlich feststehenden Dingen zweifeln, kann es Veränderung geben. Vielleicht nicht durch die Zweifler wie mich, denn sicher würde ich auch die Veränderung wieder zweifelnd betrachten, aber doch durch diejenigen, die durch sie zu einer Idee kommen. Ein Zitat aus einem Film (an den selbst ich mich nicht mehr erinnere) sagt: „The first follower is what turns a lone lunatic

into a leader.” Nicht der „lone lunatic“ ist entscheidend, sondern der erste, der ihm Bedeutung zuweist. Auch wenn ich mich oft wie ein „lone lunatic“ fühle, möchte ich doch kein „leader“ sein und kann es auch nicht, aber ich möchte auch nie aufhören Fragen zu stellen und vielleicht, ganz vielleicht ein Impulsgeber für andere. Wirklich vielleicht. Mein Zweifeln heißt im Übrigen im Besonderen, dass ich auch keine Antworten auf Fragen akzeptieren kann. Man muss sie anhören, sie reflektieren und in einen Gesamtzusammenhang betten, aber sie können alleine nie richtig sein. Nichts ist monokausal in dieser Welt, dann können es unsere Erklärungen auch nicht sein und das bedeutet, dass Zweifel letztlich nicht ausgeräumt werden können.


Larissa Marilyn Omaya

in zahlreichen Sprachen sprechend, fasziniert von dem Red Rock-Naturwunder, das ihnen geboten wird. Ich erinnere mich sogar an eine ältere Frau, die freudestrahlend einem Vogel hinterherblickte, der nicht einfach nur über das Tal zu gleiten, sondern regelrecht zu tanzen schien. Laut zwitschernd zog er seine Kreise an dem wolkenlosen Himmel, während die Dame glücklich ein spanisches Lied sang und den Blick nicht von ihm ließ. Ich war überrascht und beeindruckt zugleich. Doch ihr Gesang hatte etwas Beruhigendes und irgendwie passte er in das wunderschöne Bild der Natur, welches sich uns bot. Der Canyon ist und bleibt einmalig und bietet weit mehr als „nur“ eine schöne Aussicht. Das Angebot ist groß, doch ich gehörte „nur“ zu den Bewunderern der verschiedenen Aussichtspunkte des South Rim. Angefangen nahe der Bright Angel Lodge mit ihren Souvenirläden und kleinen Imbissen, über mehrere „Overlooks“ mitten in der Natur mit Blick auf den Colorado River und die schwindelerregende Tiefe und Weite des Tals, bis

hin zu Hermit’s Rest, einem ehemaligen Unterschlupf für Wanderer, der heute als Souvenirladen und Snackbar dient, und seinen einstigen Charme noch nicht ganz verloren hat. Wer noch nicht das Glück hatte den Grand Canyon mit seinen eigenen Augen zu bewundern, dem kann ich nur ans Herz legen, ihn weit oben auf seine persönliche Bucketlist zu setzen. Egal welche Seite des Canyons es sein wird und ganz egal, ob in zwei, zehn oder vierzig Jahren: ermöglicht euch dieses einmalige Naturwunder! Gebt euch nicht mit Fotos und Erzählungen zufrieden. So gut sie auch sein mögen, sie werden ihm nie gerecht werden. Sobald ihr den Canyon mit eigenen Augen seht, werdet ihr euch fragen, wie selbst die besten Bilder und authentischsten Erzählungen so falsch gewesen sein konnten, so vage und schlicht. Glaubt mir. Seht ihn euch an – in natura, in all seiner Pracht – und ihr werdet mir zustimmen, dass kein Foto, kein Wort auf Erden jemals diese Schönheit beschreiben könnte.

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433 km lang. Bis zu 29 km breit. 1,6 km tief. Für viele ist er ein Muss, ein Must-See auf ihrer Bucketlist. Auf meiner war er Nummer Fünf: der Grand Canyon. Ich hatte gewisse Vorstellungen und Erwartungen als ich mich im Oktober auf den Weg dorthin machte. Doch sie wurden nicht im Geringsten erfüllt. Im Gegenteil. Sie wurden bei weitem übertroffen! Wer an groß denkt, wird hier mit riesig, gewaltig, gigantisch in Berührung kommen. Und wer an schön denkt, mit einem atemberaubend, einmalig, wunderschönen Wunder der Natur. Obwohl nicht einmal diese Beschreibung dem Grand Canyon gerecht wird. Ganz und gar nicht. Der Grand Canyon überwältigt in seiner Einmaligkeit, seiner Größe, seiner Schönheit. Ich hatte in meinem Leben noch nie etwas Vergleichbares gesehen. Mit seinen 17 Millionen Jahren, zieht der Grand Canyon National Park, fast hundert Jahre nach seiner Eröffnung, jährlich noch immer um die 4 Millionen Besucher an. Wanderer, Naturliebhaber, Wildwater-Rafting-Interessierte – von überall,

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BIG ,BIGGER , GR AND CANYON

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L AST CHRISTMAS UND R AMADAN WIE MAN ALS MUSLIM WEIHNACHTEN FEIERT... Anna-Sophie Humer-Hager

Foto: Marie-Lena Deckert

Bald ist es wieder so weit: draußen wird es langsam dunkel und gerade vom Gottesdienst zurückgekehrt, zieht man sich schnell die Mäntel und Mützen in der Diele aus und schüttelt sich die Kälte aus den Kleidern – falls es das Wetter besonders gut meint, vielleicht sogar ein paar Schneeflocken. Und dann folgt der wohl gewichtigste Moment unserer Kindheit, wenn das Glöckchen klingelt und es heißt: Bescherung. Alle sitzen um den Weihnachtsbaum herum, Geschenke werden geöffnet. Die „Stille Nacht“ und auch das entsprungene „Ros“ wird besungen, im Hintergrund läuft das Weihnachtsoratorium. Egal, wie alt man ist, ein bisschen magisch bleibt Weihnachten doch immer, trotz der nervigen Kommerzialisierung, die uns mit „Last Christmas“ und SchokoLebkuchen seit September verfolgt. Aber was machen eigentlich diejenigen, die Weihnachten nicht feiern? Für die es als türkische Muslime kein religiöses oder kulturelles Fest darstellt, die aber schon so lange in Deutschland leben, dass sie sich der Adventsstimmung nicht komplett entziehen können? Wie erlebt man als syrischer Flüchtling den Heiligabend in Würzburg und kennt man den Weihnachtsmann auch in der Türkei? Emir studiert eigentlich Wirtschaftswissenschaften in Istanbul, verbringt aber die

nächsten vier Monate hier in Würzburg im Rahmen des Erasmus-Programms. Als ich ihn frage, was für ihn der 24. Dezember bedeute, ist seine Antwort zunächst ziemlich eindeutig: nichts. Für ihn wichtig ist der Fastenmonat Ramadan und das anschließende Zuckerfest. Als Belohnung für die täglichen Hungerstrapazen werden beim Fastenbrechen am Abend teilweise auch Süßigkeiten ausgetauscht. Allerdings ist es nicht so, als ob die Türkei völlig abseits der Route des Weihnachtsmanns läge. Da der terminlich nahe Neujahrsabend für die Türken ziemlich relevant ist, dient er bei manchen Familien auch als Anlass für Santa Claus, den Kindern einen Besuch abzustatten und kleine Geschenke mitzubringen. Nicht alle wollen jedoch an dieser weihnachtlichen Stimmung teilhaben. Besonders konservative Studenten in Istanbul haben in den letzten Jahren Proteste veranstaltet, weil sie durch den Einzug Weihnachtens in die türkische Kultur die traditionellen Ursprünge gefährdet sehen. Dabei kochte die patriotische Stimmung laut Emir im vergangenen Jahr so hoch, dass in aller Öffentlichkeit ein PlastikWeihnachtsmann verbrannt wurde. Und auch die Regierung greift im Moment hart durch. Nach Facebook und Twitter wird auch Santa Claus verbannt, wenn es nach der Vorstellung des Präsidenten der Tür-


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ganz gewöhnlicher Tag. Das heißt aber nicht, dass sie irgendwie das Gefühl hätte, ausgegrenzt zu sein: Klar war Eslem schon auf dem Weihnachtsmarkt, hat mit Freunden Plätzchen gebacken und sie liebt den Geruch von Zimt, der zur Weihnachtszeit manchmal in der Luft liegt. Wenn in der Grundschule gewichtelt wurde, ist sie mit dabei gewesen. Genauso wie ihre Mutter ohne Umschweife den Adventskalender besorgte, den sich Eslems kleine Schwester mal gewünscht hatte. Trotzdem ist das kein wiederkehrendes Ritual und es gibt bei ihr daheim auch keinen Weihnachtsbaum. Allerdings ist es für Eslem auch überhaupt kein Problem, zwischen diesen zwei Welten hin und her zu pendeln. Immerhin macht sie das schon seit ihrer Kindheit und sowohl Deutschland als auch die Türkei verkörpern für Eslem Heimat. Vielleicht ist es für in Deutschland lebende Muslime auch eindeutiger, wie die persönlichen Grenzen zwischen den Kulturen klar zu definieren sind. Hier wird man jeden Tag mit dem starken Kontrast konfrontiert, während in der Türkei die verschiedenen Bräuche teilweise eher miteinander zu verschmelzen scheinen. Übrigens ist die Türkei damit nicht die Ausnahme, denn auch in vielen buddhistischen Ländern Südostasiens findet sich immer mehr weihnachtlicher Einfluss. Vielleicht ist es einmal an der Zeit zu sagen, dass die Kommerzialisierung religiöser Feste wie Weihnachten eben nicht nur negative Auswirkungen hat. Möglicherweise erleichtert das genau, dass Menschen problemlos mehreren Kulturen angehören können, ohne dabei zwischen allen Stühlen sitzen zu müssen. Fast wichtiger als der religiöse Aspekt des Ramadan ist für Emir übrigens, dass es eine Tradition ist, die von allen Muslimen begangen wird. Ein Brauchtum, das soziale und finanzielle Unterschiede ignoriert und dadurch im Umkehrschluss alle verbindet. Letztendlich geht es ja bei Weihnachten auch genau darum, wenn man den christlichen Aspekt auf ein interreligiöses Prinzip herunterbricht. Dass man sich als Gemeinschaft verbunden fühlt und mit der Familie zusammenkommt, ist eine Idee, die definitiv nicht nur auf eine christliche oder europäische Gesellschaft beschränkt ist.

INTE RNATI ONALE S

kei Recep Tayyip Erdoğan geht. Der Weihnachtsmann, der „die Kinder vergiftet“? Der ursprüngliche, religiöse Sinn, also die Feier der Geburt von Jesus Christus, der im Islam ja einen Propheten darstellt, fällt wohl auch in diesem Fall dem materialisierenden Motor der Vermarktung zum Opfer. Während sich in der Türkei 99 Prozent (Stand: 2014) der Bevölkerung als Muslime bezeichnen, sieht es im benachbarten Syrien ganz anders aus. In der am Mittelmeer gelegenen Hafenstadt Lattakia, ist es nicht ungewöhnlich, dass Christen und Moslems auf der gleichen Etage wohnen. Zu Ostern bekam Khaled als kleiner Junge von seinen christlichen Nachbarn Ostereier geschenkt. Im Gegenzug brachte er ihnen Brot, wenn seine Familie das Fastenbrechen während des Ramadans zelebrierte. Khaled musste Syrien verlassen, weil er auf der Straße protestiert und mit seiner Musik gegen die Regierung um Baschar al-Assad und die Zensur gerappt hatte. Nach längerer Odyssee kam er schließlich letztes Jahr im Juli nach Deutschland. Khaled ist es sehr wichtig, anderen Religionen Respekt zu zeigen, das betont er immer wieder. Wieso genau man jetzt Weihnachten im Dezember feiert, ist ihm nicht klar, aber er erzählt, dass er von anderen Syrern schon einmal etwas von einem „Papa Noël “ (französisch: der Weihnachtsmann) gehört habe. Letztes Jahr hat Khaled die Weihnachtsfeiertage bei einem seiner deutschen Freunde verbracht, mit dem er zusammen Musik macht. Auch da gab es Geschenke und einen Weihnachtsbaum. Im Flüchtlingsheim dagegen lebt Khaled vor allem mit muslimischen Mitbewohnern aus Afghanistan, Syrien oder dem Irak zusammen, weshalb Weihnachten dort keine wirkliche Rolle spielt. Was von dem Gespräch vor allem in Erinnerung bleibt: Respekt vor anderen Kulturen bedeutet für ihn auch, nicht nur etwas über die religiösen Feste zu hören, sondern sie auch mitzuerleben. Dazu führt Khaled an, dass Weihnachten eben ein wichtiger Teil deutscher Kultur sei. Er wolle deshalb – jetzt, da er hier in Würzburg lebe - zumindest ein bisschen beim weihnachtlichen Spektakel mitmachen, um dadurch seinen Integrationswillen offen zu zeigen. Für Eslem ist dieser Spagat zwischen der Weihnachtsstimmung in der Fußgängerzone sowie bei ihren Freunden daheim und, andererseits dem davon quasi unberührten Alltag in ihrer muslimischen Familie kein Problem. Eslem ist in der Nähe von Stuttgart aufgewachsen. Ihre Eltern kommen aus Denizli im Südwesten der Türkei und Weihnachten ist bei ihnen ein


ER ASMUS IN WÜR ZBURG? IT ´S ALL ABOUT ENJOYING YOUR STUDENT LIFE Barbora Grunerová

Würzburg is considered to be a student’s city and despite the fact that it is not that big a city, it has a cheerful atmosphere and everything you need for your student life, from a well-organized library to clubs and pubs. I came to Wurzburg from the Czech Republic as an Erasmus student last year in September and, as a student of English, my only knowledge of Germany was that there are lots of sausages and pretzels. However great my sceptical point of view was, the city changed it very quickly. I met a bunch of awesome people, experienced some wonderful adventures, and after one year, I decided to continue my studies here. What distinguishes this city from my hometown is that here the foreign students are warmly welcomed by the local students who are trying to organize lots of fun events of different kinds for them. Kristýna Lodnanová, 22, also comes from the Czech Republic and she was a student of English and History. She came on Erasmus to learn the German language and to get to know another culture and soon after her stay was over, she decided to move to Würzburg and started studying languages: ‘‘I think that Erasmus is much more about finding your spirit than about studying. And thanks to this experience I could meet lots of interesting people. Student life here and in the Czech Republic is quite different because students here have more opportunities to attend events and by doing so they can enjoy being a student much better.‘‘ Another student, Carina Smith, 20, comes from Liverpool in England and studies Economics. She is one of the Erasmus students this winter semester: ‘‘ I really like the city of Würzburg, I think it‘s very pretty with lots of nice churches and amazing buildings. The vineyards are very

Foto: Marie-Lena Deckert

attractive and the wine heritage is really interesting. In my opinion, the city is very friendly and accommodating. The people are really nice and very patient with my attempts to speak German. Here it is very different from my home city of Liverpool. There are nowhere near as many shops, restaurants or bars here and they close much earlier. Liverpool is also a lot busier, louder, and dirtier - I experience Würzburg as a very nice, clean, and peaceful place.‘‘ Truth to be spoken, Würzburg really has a great wine heritage, which might be one of the many reasons why people from the Referat Internationales organize an event called Weinwanderung every semester for already 8 years. Thanks to this event they allow the newcoming students to get to know each other better and the view from the vineyards is for sure something what one cannot forget. ‘‘Although the semester started in the middle of October, there have been lots of events for Erasmus people. I could admire more amazing views during the walk through the vineyards, which then ended at a local tavern on the outskirt of the city.‘‘, says Aleksandra Krzesiak, an Erasmus student, currently studying Mathematics. Sidi Mohammed Boughalem, a former Erasmus student also enjoyed the Weinwanderung very much: ‘‘As an Erasmus student, I enjoyed lots of Erasmus parties and events that were organized by the Referat Internationales. The Weinwanderung was one of the best events which I attended. The event was announced on Facebook ahead of time in German and also in English. We split into two groups, the walk was really nice and we ended in a wine tavern where we tasted a glass of wine for free. It was really cool!‘‘ Without doubt, the city is one of those amazing places where fun and amusement

can be always found. If you take a walk along the Main river, you can admire the view on the Marienberg fortress which attracts many people and which itself offers an unforgettable sight from its ramparts. The viewpoints, however, are not everything what the city offers for the Erasmus students. For those who are more attracted to night’s life, there are plenty of clubs and bars offering different cokctails for special prices all night long. Students from the Referat Internationales make sure that foreign students can enjoy their time also at the parties, therefore, the newcomers can look forward to the Erasmus parties which are held twice each semester at Club Ludwig in the city center. Maryjane Anioke came last year on Erasmus from Italy and she was studying in Würzburg for two semesters: ‘‘Going on Erasmus was a sort of challenging experience for me. I tried to participate in every event, but unfortunately it was hard to do so. One of the best moments I remember was the Wine tasting during Christmas. Coming from Italy, I was a little bit suprised to see that Würzburg produces so much wine. Although, I personally don´t like wine that much, it was a really great experience because of the people. That was the best part of this adventure: meeting amazing people.‘‘ Either it is about the people, wine or the parties, the city has a great potential and the newcoming students can prepare themselves for way more fun and events coming up.


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Herausgeber: Studierendenvertretung der Universität Würzburg Kontakt: Mensagebäude am Hubland, Zimmer 104 97074 Würzburg Telefon: +49(0)931 31-85819 Fax: +49(0)931 31-84612 Email: sprachrohr@uni-wuerzburg.de Redaktionsleitung: Annabella Matranga Layout: Verena Zirngibl

Titelbild: Marie-Lena Deckert Werbeanzeige: Maximilian Elfert

Auflage: 4000 Stück Druck: Dresdner Verlagshaus Druck GmbH Meinholdstraße 2 01129 Dresden

V.i.S.d.P. StuV WÜ (siehe: Art. 5, Abs. 1 BayPrG)

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S P R AC H R O H R

Schriften: Crimson, Cabin, Droid

WS 16/ 17­–02

Redaktion: Helena Klöhr, Bettina Grimm, Larissa Marilyn Omaya, Ann-Kathrin Pfeifer, Matthias Kübert, Florian Kurz, Anna Bopp, Barbora Grunerová, Anna-Sophie Humer-Hager, Ayla Wolf, Cian Hartung, Rebecca Bück, Annabella Matranga


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