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Von der Braukommune zum Industriebetrieb Die Brauerei Ferdinand Schmidt, Elsterberg Eine Darstellung im Auftrage des Spezialarchivs der deutschen Wirtschaft Berlin C 2 nach amtlichen und anderen Quellen von Heinrich Farwig Berlin Abgeschlossen Ende März 1943. Das Orginal wurde 2009 digitalisiert und bearbeitet nach handschriftlichen Anmerkungen des Werner Schmidt. Das Kapitel 17 wurde nach alten vorhandenen Betriebsunterlagen und der freundlichen Mithilfe von Volker Schmidt durch Herrn Lutz Höfer aus Elsterberg ergänzt. Elsterberg März 2009 2
Inhalts- Verzeichnis: I. Einleitung Seite 1. Kap. Elsterberg seinen Lage und Geschichte 3 2. Kap. Braunahrung und Braucommune in Elsterberg 15 3. Kap. Niedergang und Bierkrieg 21 4. Kap. Von uralter Braukunst 28 5. Kap. Hopfen und Malz 38 6. Kap. Das Bier in Saat und Leben 46 7. Kap. II. Der Aufstieg -Ferdinand Schmidts Erbschaft 51 8. Kap. Ferdinand Schmidt und seine Anfänge 62 9. Kap. Ferdinand Schmidt kommt nach Elsterberg 71 10. Kap. Der Durchbruch 78 11. Kap. Schmidt- Bräu – Königsbräu 84 12. Kap. Eine Provinz wird erobert 94 13. Kap. III. auf der Höhe -Von der Braunahrung zur modernen Industrie: 102 Chemie und Technik 14. Kap. Vom Heimgang des Gründers bis zum Jubiläum 109 15. Kap. Krieg und Inflation 117 16. Kap. Die dritte Generation 126 IV. Die Zeit nach 1933 in Bildern 132 V. Anhang VI. Chronik 17. Kap. Fortführung einer Familienchronik und einer 120 -jährigen Brauerei in Elsterberg 3
"S'Pöhl s'Rödel un dr Hain Rahme s'ganze Schteedel ein"Otto Schubert "Mein Elsterbe I. Einleitung. 1.Kapitel. Elsterberg, seine Lage und seine Geschichte Elsterberg, eine Grenz- und Adelsstadt. Die alte Burg und die neue Zeit-- Die ältesten Bewohner- - Deutsche Neusiedlung-- Die Ottonen—Deutsche Recht - Der 3O-jährige Krieg- - Die neuere Stadt- - Erstarkendes Landesfürstentum- - Städteordnung- - Eine alte Feuerordnung- -Der große Brand von 1702- - Die Säugasse- - Das arme Elsterberg- Die Biersteuer als Rettung-- Städtischer Grundbesitz wird verschleudert -Städtische Sparkasse und Stiftungen--Zwei neue Rathäuser- - Der alte Ratskeller- - Die Bürger wollen keine Schützenkompanie. An der äußersten Südwestecke Sachsens, an der Bahnstrecke Gera-Greiz-Plauen im landschaftlich reizvollen Tale der Elster, die bei
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Halle in die Saale mündet, gerade dort, wo sie ihre schönste Schleife bildet, liegt das freundliche Städtchen Elsterberg. Wenn man die Lage des Ortes recht genießen will, muss man auf den Kriebelstein hinaufsteigen. Vom Bahnhof durch den Ort führt der Weg über den Markt, durch die Sei Reichenbacher Straße, vorbei an dem Hause mit der Hochwassermarke von 1799. In diesem Jahre überspülten die Fluten der scheinbar so harmlos dahingleitenden Weißen Elster in 1 1/2 m Höhe das Straßenniveau. Man wendet sich dann über die Brücke kurz vor der Brauerei Ferdinand Schmidt rechts den bewaldeten Hügel hinauf. Oben angelangt, hat man den Ort mit seiner hübschen Umgebung vor sich: zunächst unten erblickt man wieder die Brauerei von Ferdinand Schmidt. Über den ältesten Ortsteil hinweg sieht man dann die auch in ihren Trümmern noch imposante Anlage der Burg Elsterberg. Diese bietet in ihren noch erhaltenen Mauerresten Platz genug für zwei Jugendherbergen und auch für das dort oben gefeierte Heimat-und Trachtenfest, zu dem ein großer Teil der Bevölkerung Westsachsens und des benachbarten Ostthüringens sich ein Stelldichein gibt. Über Elsterberg hinweg schweift der Blick, gefesselt durch zahlreiche anmutig gelegene Ortschaften und ferne Bergketten. Wer von hier oben hinunter schaut in das Städtchen mit seinen geraden, 4
rechtwinkligen Straßen, sieht ihm seine Geschichte und sein hohes Alter nicht an. Kaum eine Stadt im Mittelalter hatte ein ähnlich quadratisches Straßenbild wie diese. Die alte Stadt wurde durch den großen Brand von 1840 bis auf ein einziges Haus zerstört. Das Rathaus mit allen Akten ist damals vernichtet worden. Nichts konnte .mehr gerettet werden. Viele wertvolle Zeugnisse einer langen und bewegten Vergangenheit fielen dem verheerenden Feuer zum Opfer. Daher kommt es, dass die Geschichte der Stadt und Burg Elsterberg erst nach emsiger Durchforschung auswärtiger Stadt- und Landesarchive einigermaßen aufgehellt werden konnte. Wenn wir jetzt hinuntersteigen bis zur Reichenbacher Straße, vorbei an unserer Brauerei, gelangen wir auf wieder allmählich ansteigender Straße auf den neuen Friedhof der Stadt. Gleich rechts sind die Gräber der Familie Schmidt. (Das mittlere der Grabmäler ist das Von Ferdinand Schmidt, dem Gründer der Brauerei.) Von hier aus genießt man noch einmal einen herrlichen Blick auf Elsterberg. Hier haben wir überhaupt eine der schönsten Stellen des Ortes; besser konnte der Friedhof wohl nicht angelegt werden. Ferdinand Schmidt