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Wissen schafft Vorsprung

Wissen Vorsprung schafft

Da s Projekt einer Wissensa llia nz mit dem Titel ASKFOOD wurde im Ra hmen der ER ASMUS + Knowledge Allia nz der Europäischen Union gesta rtet. Es steht f ür Allia nce f or Skills a nd Knowledge to Widen Food Sector-related Open Innova tion, Optimiza tion a nd Developm ent.

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Katha rina Stollewerk

Aufgrund von sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Faktoren sind auf dem Arbeitsmarkt des Lebensmittelsektors immer mehr professionelle und praktische Fachkräfte gefragt, die über neue, unternehmerische und interdisziplinäre Kompetenzen verfügen. Die derzeitigen Hochschul-Studienprogramme decken jedoch diesen Bedarf des Arbeitsmarkts in den meisten Fällen nicht ab. Obwohl das Angebot an verfügbaren modernen Tools, akademisch ausgerichteten neuen Trainingsmethoden und Open Access Trainings ansteigt, schaffen diese kein Zusammenspiel von Universitäten und Industrie. Deshalb ist eine Aktualisierung und Verbesserung des Wissens und der Kompetenzen von Absolventen der Lebensmittelwissenschaften und Lebensmitteltechnologie notwendig – mit disruptiven Ansätzen und Methoden. Das ASKFOOD Projekt wurde gestartet, um sich mit dieser Angelegenheit zu befassen. Es umfasst 12 Partner aus ganz Europa und wird von der Universität Teramo, im Rahmen der ASKFOOD Erasmus+ Knowledge Allianz, koordiniert. Als innovatives und internatio

nales Bildungsumfeld strebt das Konsortium die Bildung einer permanenten Wissensallianz zwischen Unternehmen und Hochschulen im Lebensmittelsektor an. Folgende Maßnahmen wurden bereits implementiert bzw. werden derzeit entwickelt:

Der Forecast Aggregator Um Trends zu erkennen, die die Anforderungen an zukünftige Berufsbilder im Lebensmittelsektor beeinflussen, hat das ASKFOOD-Konsortium acht entscheidende Faktoren identifiziert: Technologie, Ökonomie, Marktgewohnheiten, Gesetzesgebung, Umwelt, Wissenschaft, transformative Industrie und soziale Dynamik (aus dem Englischen kurz TEMPESTS). Diese Faktoren werden das Wettbewerbsszenario in den nächsten Jahren gestalten. Der Forecast Aggregator ist als eine interaktive Bibliothek konzipiert, in der diese acht TEMPESTS analysiert werden. Aus der Zukunftsperspektive prognostiziert der Forecast Aggregator neue Kompetenzen und zukünftige Berufsprofile, die notwendig sein werden, wenn der besagte Trend anhält. Testen Sie den Forecast Aggregator: https://www.askfood.eu/ tools/forecast/forecast/

Der ASKFOOD Smart Atlas Im Zeitalter des virtuellen Informationsaustauschs stehen bereits Ressourcen zur Verfügung, die den Erwerb an zusätzlichen Kompetenzen im Lebensmittelsektor ermöglichen. Um dieses vorhandene Wissen zugänglich zu machen, wurde der ASKFOOD Smart Atlas entwickelt. Das Tool aggregiert bestehende Systeme aus acht verschie© askfood Katharina Stollewerk

denen Sektoren: 1) offene Massen-Online-Kurse (MOOCs), 2) Trainingszentren, 3) EU-Projekt-Ergebnisse, 4) Forschungszentren, 5) Accelerator-Programme, 6) Crowdfunding-/Crowdsourcing-Plattformen, 7) Start-ups und 8) Innovationsbörsen. Der Smart Atlas ist als Plattform für unterschiedlichste Benutzerprofile gedacht und dient der Inspiration und zum Selbststudium. Gleichzeitig soll er den Wissenstransfer intensivieren. Testen Sie den Smart Atlas unter: https://www.askfood.eu/ tools/smart-atlas/maps/

Der Training Gap Identifier Der Training Gap Identifier steht kurz vor der Veröffentlichung. Er ist ein Online- Selbsttest, basierend auf 40 Berufsprofilen, der die Diskrepanz zwischen aktuellen und zu künftig notwendigen Kompetenzen messen kann. Je nach erreichter Punkteanzahl und der vom Unternehmen angestrebten Strategie und Position am Markt emp fiehlt das Tool adäquate, individuell angepasste Schulungen.

Innovative Trainingsstrategien Innerhalb dieses Arbeitspakets beschäftigen sich unterschiedliche Zielgruppen

(z. B. Masterstudienprogramme) mit innovativen Trainingsmöglichkeiten, wie z. B. Gamification oder Reverse Mentoring. Durch eine umfassende Auswertung des Lernerfolgs erwartet sich das ASKFOOD Konsortium als Resultat 1.) ein komplettes Portfolio der innovativen Trainingskonzepte, Methoden und Werkzeuge und 2.) eine genaue Anleitung zur Erneuerung und Aufwertung von Trainingsstrategien.

Der Reversed Incubator Der Reversed Incubator soll, in Form einer innovativen Plattform, die industrieorientierten Berufskenntnisse von Studierenden, Lehrenden und in der Industrie Beschäftigten mit Hilfe innovativer Trainingsstrategien fördern. Gleichzeitig sollen Wissenschafts- und Technologiekenntnisse in die Industrie integriert werden. Als Resultat wird die gesamte Wertschöpfungskette des Lebensmittelsektors aufgewertet. Testen Sie den Reversed Incubator hier: https://www.askfood.eu/ reversed-incubator-0

Die Permanent Alliance (Observatory)

Die Permanent Alliance wird laufend die aktuellsten Trends im Bereich der innovativen Trainingsmethoden mitverfolgen und analysieren. Die dadurch gewonnenen Erkenntnisse sollen zur Entwicklung innovativer Trainingsstrategien beitragen, die auf Trends im Lebensmittelsektor eingehen. ASKFOOD ist als nachhaltiges Projekt angedacht und wird ein Informationsanbieter sein, der Clustern und Netzwerken, die sich mit Aus- und Weiterbildung befassen, bei der Erstellung ihrer Businesspläne unterstützt. Dieses Projekt wird von Erasmus+ der Europäischen Union kofinanziert (561515-EPP1-2015-1-AT-EPPKA2-CBHE-JP) und koordiniert von der Universität von Teramo, Prof. Paola Pittia.

DI Dr. Katharina Stollewerk Projektmanagement Lebensmittelversuchsanstalt, Wien

Mehr Information ist verfügbar unter: www.askfood.eu

Aquaponik Fisch und : Gemüse

Da s Wiener sta rt-up BLÜN stellt in einer eigenen Aquap onik-Anlag e Fisch und Gemüse f ür die Wiener Sp itzenga stronomie her. Auch ein Webshop steht a ls Vertriebska na l zur Verf ügung.

Micha el Berlin

Zahlreiche Start-ups werden mit viel Enthusiasmus gegründet, der Erfolg lässt dann aber auf sich warten. Anders beim Wiener Start-up BLÜN, das in WienDonaustadt Fisch und Gemüse in einem geschlossenen Kreislauf produziert. Der erste heimische „Aquaponik“-Betrieb BLÜN wurde im Oktober 2016 von vier jungen Land- und Forstwirten aus Wien gegründet. Nun stehen alle Zeichen auf „Erfolg“. BLÜN versorgt nicht nur Herrn und Frau Wiener mit heimischem Fisch und Gemüse, sondern beliefert mittlerweile auch namhafte Gastronomen der Bundeshauptstadt mit Wiener Wels und Wiener Barsch.

Wiener Spitzengastronomie setzt auf

regionale Fische Die regionalen Fische von BLÜN werden von den Gastronomen sehr geschätzt, obwohl sie bislang noch nicht mit Fisch aus Aquaponik gearbeitet haben. Diese Bestätigung tut den Gründern gut und ist ein großartiges Gefühl. Denn nicht nur Spaß beim Umsetzen der Idee ist wichtig, sondern auch ein gutes Gewissen, weil man einen Beitrag zur Ökologie geleistet hat und dabei noch Top-Qualität herstellt.

Was ist Aquaponik? Aquaponik bezeichnet ein Verfahren, das Techniken der Aufzucht von Fischen in Aquakultur und der Kultivierung von Nutzpflanzen in Hydrokultur verbindet. Bei einer Aquaponik-Anlage handelt es sich immer um die Kombination einer geschlossenen Kreislaufanlage zur Fischproduktion und einer Hydroponikanlage zur Pflanzenzucht, zum Beispiel für Gemüse und Kräuter. Bei dieser Form der Aquakultur wird das Abwasser gleich zur Düngung des Gemüses verwendet. Die Fisch- und die Gemüseproduktion werden quasi zusammengeschlossen.

Die Produkte aus der Aquapo

nik-Anlage Die Fische leben sieben bis neun Monate in einem separaten Raum in der Gärtnerei, bis sie geschlachtet werden können. Das Wasser läuft ständig im Kreislauf über einen Biofilter, der das Herzstück der Anlage ist. Jeden Tag kommen rund zehn Prozent Frischwasser dazu und genauso viel Wasser wird

Ist wirklich drin, was draufsteht?

„Österreich isst informiert“ klärt auf: Die Wissensplattform informiert über die Herstellung und die Inhaltsstoffe von Lebensmitteln. Damit setzt die österreichische Lebensmittelindustrie ein Zeichen für mehr Sachlichkeit. Vertrauen Sie auf Wissen und Fakten.

© B LÜN

abgepumpt. Dieses wird dann zum Bewässern und Düngen des Gemüses verwendet.

Der Wiener Wels Die Fische der Gattung Clarias gariepinus (Afrikanischer Raubwels) werden mit einem Lebendgewicht von 1,5 Kilo geschlachtet. Der Wiener Wels wird in Filet-Form (etwa 200 bis 300 Gramm) angeboten. Die Produktionsmenge pro Jahr liegt bei etwa 20 Tonnen.

Gemüse-Produktion Im 500 m 2 großen vegetarischen Teil der Anlage werden Melanzani, Gurken, San Marzano Tomaten und Paprika kultiviert. Diese Kulturen brauchen ähnliche Temperaturen und können in einem geschlossenen System sehr gut parallel angebaut werden. Die Erntemenge pro Jahr beträgt etwa fünfzehn Tonnen Gemüse. Das gefilterte Wasser aus den Fischbecken wird zum Gießen genutzt und die aufbereiteten Exkremente der Fische dienen als natürlicher Dünger. Deshalb wird komplett auf Herbizide und Fungizide verzichtet.

Wie alles begann: die Entstehungs

geschichte Die BLÜN GmbH wurde im Oktober 2016 gegründet und wie bei vielen Gründungen führte auch hier der Zufall Regie. Bernhard Zehetbauer und ich hatten sich auf die Übernahme der Geschäftsführung der Firma Zehetbauer Fertigrasen in Groß-Enzersdorf vorbereitet. Bei der Frage, wo sie beruflich in 20 Jahren stehen wollen, entstand die Vision. Nachhaltige und lokale Produktion, effizienter Einsatz von Ressourcen und die Produktion von gesunden

Lebensmitteln waren gemeinsame Ziele. Das sind auch Eckpunkte einer Kreislaufwirtschaft wie der Aquaponik. Außerdem sollte eine weitgehende Unabhängigkeit von großen Handelspartnern und Lieferanten, von Banken und dem Agrar-Fördersystem bestehen. Der damalige Agrar-Berater Gregor Hoffmann hatte zum Thema Aquaponik einiges an Know-how und Erfahrung beizusteuern – und gab den Hinweis auf Stefan Bauer, der sich ebenfalls für Aquaponik interessierte und in einem Glashaus über Nutzfläche verfügte. Die Gruppe beschloss, das Thema gemeinsam zu verfolgen. In der Sondierungsphase besichtigten die Gründer in spe Aquaponik-Anlagen in Berlin, Basel und Holland und absolvierten gemeinsam den Kurs „Warmwasserkreislaufsysteme“, um im Thema technisch firm zu sein. Der Anspruch als Unternehmer war es, die technische Lösung Aquaponik in ein betriebswirtschaftlich fundiertes Konzept zu überführen, das auch am Markt mit Qualität und der Akzeptanz der Kunden bestehen kann. Mittlerweile betreut Lukas Norman, ein Gewässerbiologe der BOKU Wien, die Anlage als Betriebsleiter.

Umsatzerwartungen erfüllt Im Jänner 2017 begann der Bau der An lage und im April wurden dann die ersten Jungwelse gesetzt. Dass auch namhafte Wiener Köche von diesen Produkten begeistert sein würden, konnte sich da noch keiner der Grün der vorstellen. In der Aquaponik-Anlage werden jährlich 20 Tonnen Fisch und 15 Tonnen Frucht gemüse (Tomaten, Gurken, Paprika, Melanzani) produziert. In Österreich liegt der Pro-Kopf-Verbrauch von Fisch bei 7,5 Kilogramm im Jahr. Weltweit hingegen sind es rund 17 Kilogramm Fisch pro Kopf. Da gibt es noch großes Potenzial. Auch, weil Konsumenten immer häufiger wissen wollen, woher die Lebensmittel kommen, die auf ihren Tellern landen: Mit hei mischem Fisch, der in Wiener Hochquellwasser aufwächst, wird so ein Nerv der Wienerinnen und Wiener getroffen.

Neue Vertriebskanäle Herr und Frau Wiener können Wiener Wels und Wie ner Barsch sowie Wiener Fruchtgemüse wie Tomaten, Paprika, Gurken und Au berginen direkt ab Hof erstehen. Zusätzlich gibt es auch einen Webshop auf der Homepage. Bei ausgewählten Handelspartnern wie „Merkur Hoher Markt“ und die Präsenz auf verschiedenen Wiener Märkten sind weitere Vertriebskanäle. Ein Erfolgsrezept war von Beginn an das Prinzip der Transparenz. Fast täglich werden Interessierte durch die Anlage geführt. Und durch den Direktvertrieb bekommen die Aquaponik-Pioniere täglich Feedback zu Fischen und Gemüse – und das fast immer positiv.

Michael Berlin Geschäftsführer Blün GmbH, Wien

Info —

Verkauf ab Hof: Montag bis Donnerstag 9 bis 12 Uhr, Freitag 9 bis 16 Uhr und Samstag 9 bis 12 Uhr, Schafflerhofstraße 156, 1220 Wien

Webshop: https://bluen.at/ Ausgesuchte Gastronomiepartner – siehe Website

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