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Synagoge und Pogrom in Leutershausen
Geschichte der Juden in Leutershausen
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Am Sonntag, den 16. Oktober 1938, kam es zu einem örtlichen Pogrom gegen die Juden und ihr Gotteshaus, die Synagoge, die vollkommen zerstört und geschändet wurde. Die Synagoge wurde an diesem Tag mehrfach zum Ziel antisemitischer Zerstörungswut. Vermutlich wurde bereits in der Nacht vom 15. auf 16. Oktober in das Gebäude eingebrochen. Nachmittags fand sich eine „größere Menschenmenge, zunächst Jugendliche und Kinder, dann aber auch Erwachsene“ bei dem jüdischen Gotteshaus ein. Der Beschreibung eines Rädelsführers zufolge war es „eine Mordsgaudi und es lag alles umher. In der Mitte der Synagoge stand ein pultähnliches Gestell. Auf dieses stieg ich, nahm ein Buch das dort lag, besah es, konnte aber nichts lesen, weil es hebräische Schriftzeichen enthielt. Plötzlich wurde das Pult von einigen Buben umgeworfen. Mir gelang es noch herunter zu springen. Ein anderer Bursche hat mit einer langen Stange die Glühbirnen an dem Kronenleuchter zerschlagen.“ Ein weiterer Ortsbewohner berichtete, er sei zur Synagoge gegangen und habe auf dem Weg eine größere Anzahl von Personen gesehen. „Von diesen trugen einige Teppiche und Bücher aus der Synagoge. Ich ging dann auch auf die Synagoge zu und ging bis zum Eingang derselben. Als ich dort angekommen war, kam gerade das an der Empore angebrachte Gitter aus Holz herabgeflogen. Gleich darauf wurde eine aus Holz gedrehte Säule zu mir hingeworfen. Diese traf mich an das rechte Knie. Diese Säule warf ich wieder in den Raum zurück.“ Außer dem erwähnten Gitter wurden auch die Bänke von der Frauenempore herab geworfen. Einige Jugendliche rissen die Opferbüchse aus ihrer Verankerung und versuchten, sie aufzubrechen. Der Rekonstruktion der Staatsanwaltschaft zufolge fanden die Zerstörungen „in drei Etappen“ nachmittags, abends und nachts statt.
Geschichte der Synagoge
Als Judenschule bzw. Synagoge diente zu Beginn ein jüdisches bürgerliches Wohnhaus mit zwei Stockwerken (das ehemalige Haus Habelt am Markt). 1719 kaufte die jüdische Kultusgemeinde ein Wohngebäude, welches jedoch über so grobe bauliche Mängel verfügte, dass es sofort wieder zum Verkauf angeboten wurde und man dem Bau einer Synagoge Dringlichkeit zubilligte. Man konnte den Bau jedoch noch durch Reparaturen einige Jahrzehnte hinauszögern.
Die jüdische Gemeinde erhielt 1751 die herrschaftliche Erlaubnis zum Bau einer Synagoge südlich der markgräflichen Zehntscheune. Die Synagoge musste also auch
hier, genau wie in Ansbach, wo die Synagoge nur wenige Jahre zuvor erbaut wurde, in einem hinteren Winkel der Stadt direkt an der Stadtmauer, erbaut werden. 1755 konnte sie eingeweiht werden. So wie unsere Kirchen, benötigte auch die Synagoge nach knapp 100 Jahren eine Sanierung. Im Jahr 1840 war dies soweit – der finanzielle Aufwand überforderte die kleine jüdische Gemeinde, so dass eine bayernweite Sammlung durchgeführt wurde. Den Rest mussten die jüdischen Familien privat über Kredite finanzieren. 180 Jahre lang – von 1755 bis 1938 - war diese Synagoge der Mittelpunkt des jüdischen Gemeindelebens in der Stadt Leutershausen.