Programmheft Hessische Theatertage 2019

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I NHALT GRUSSWORTE � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � �

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VORWORTE � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � �

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WARUM ICH FÜR DAS THEATER BRENNE � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � �

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PREISVERLEIHUNG � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 15 PROGRAMM IM SCHAUSPIELHAUS � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 16 PROGRAMM IM TIF UND AN WEITEREN SPIELORTEN � � � � � � � � � � � � � � � 32 DAS FESTIVALZELT � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 52 INFORMATIONEN � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 60


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ANGELA DORN HESSISCHE MINISTERIN FÜR WISSENSCHAFT UND KUNST

Sehr geehrte Damen und Herren, liebes Publikum, für eine Woche steht nicht nur das Staatstheater, sondern ganz Kassel im Zeichen hessischer Theatervielfalt. Alle zwei Jahre vereinen die Hessischen Theatertage institutionelles Theater und die Freie Theaterszene – immer im Wechsel zwischen den sechs großen hessischen Theaterstädten Darmstadt, Frankfurt, Gießen, Marburg, Wiesbaden und natürlich Kassel. Dabei zeigen die Veranstalterinnen und Veranstalter Mut, Neues und auch Ungewohntes ins Programm aufzunehmen. Die Hessischen Theatertage wollen nicht nur unterhalten, vielmehr zeigen sie auch den weltoffenen und experimentierfreudigen Charakter der hessischen Theater.

mitarbeiten, als auch die, die als Zuschauerinnen und Zuschauer kommen. Die Meinung des Publikums ist ferner geradezu erwünscht, so entscheidet sie allein über den Preis für die beste Aufführung der Freien Szene. Darüber hinaus erhält jeweils eine herausragende Leistung aus den Bereichen Schauspiel, Regie und Nachwuchs einen Preis. Ich danke allen, die die Organisation der Hessischen Theatertage seit Jahren mit viel Begeisterung, Energie und Kreativität unterstützen. Viel Freude und gute Unterhaltung! Ihre

Dabei stellt das diesjährige Programm wieder ein- Angela Dorn mal treffend unter Beweis: Theater eröffnet neue Hessische Ministerin für Erlebnis- und Denkräume. Schauspiel, Tanz und Wissenschaft und Kunst Performances werden in ihrer gesamten Vielfalt erfahrbar. Begleitet wird das umfangreiche Programm von Gesprächen, Lesungen und Konzerten. Die an die Vorführungen anschließenden Publikumsgespräche stehen für die Öffnung des Theaters für alle und zeigen zugleich: Die Hessischen Theatertage verbinden die Menschen – sowohl die, die daran


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CHRISTIAN GESELLE OBERBÜRGERMEISTER DER STADT KASSEL

Liebe Theaterfreundinnen und Theaterfreunde, herzlich willkommen zu den 28. Hessischen Theatertagen in Kassel. Eine Woche lang steht nicht nur unser Staatstheater, sondern ganz Kassel im Zeichen hessischer Theatervielfalt. Wir freuen uns auf die institutionellen Theater, auf Gruppen der Freien Szene sowie den Theaternachwuchs aus Darmstadt, Frankfurt, Gießen, Marburg, Wiesbaden und natürlich auch aus Kassel. Acht Jahre sind inzwischen vergangen, und nun ist Hessen erneut zu Gast in unserer Stadt. Vom 11. bis zum 18. Mai 2019 präsentiert die hessische Theaterszene aktuelle Produktionen und versetzt unsere Theaterstadt wieder in ausgelassene Festivalstimmung. Dazu wird sicher auch das Festivalzelt auf dem Friedrichsplatz beitragen, das im Rahmen der Hessischen Theatertage eine Premiere in Kassel feiert und eine Begegnungsstätte zwischen Zuschauern und Künstlern aus ganz Hessen sein soll. Mit kostenlosen Angeboten wie Workshops mit dem Jungen Staatstheater sowie Lesungen und Konzerten wird sich das Theater noch weiter in die Stadt öffnen. Freuen wir uns auf ein sehr vielfältiges Programm mit Schauspiel, Tanz und Performances, auf den

Austausch mit Künstlern und auch aufs gemeinsame Feiern. Die Theatertage sind zudem ein wunderbarer Anlass, unser renommiertes und geschätztes Drei­spar­ten­ haus, das jährlich rund 30 Neuinszenierungen bietet, zu erleben. Ich freue mich, Ihnen an dieser Stelle ankündigen zu können, dass der Deutsche Theaterpreis »Der Faust« im November dieses Jahres erstmals an unserem Kasseler Staatstheater verliehen wird. Auf diese Weise wird unser profiliertes Haus zur Bühne eines der größten Ereignisse im Jahreskalender der deutschsprachigen Theaterwelt. Ich wünsche Ihnen viel Freude bei den Hessischen Theatertagen. Alle Gäste aus Hessen und darüber hinaus lade ich herzlich ein, unsere schöne, kulturell so reiche Stadt zu entdecken. Ihr Christian Geselle Oberbürgermeister der Stadt Kassel


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THOMAS BOCKELMANN INTENDANT STAATSTHEATER KASSEL

Hochverehrtes Publikum, achtzehn der besten und schönsten Aufführungen, die derzeit in Hessen zu sehen sind, kommen zu uns nach Kassel ins Theater – kommen Sie doch auch! Sieben Tage lang haben Sie die Möglichkeit, Aufführungen aus den sechs Stadt- und Staatstheatern sowie der höchst aktiven Freien Szene Hessens zu erleben. Dazu erwartet Sie ein reiches Beiprogramm aus Publikumsgesprächen, Diskussionen und Musik im extra errichteten Festivalzelt auf dem Friedrichsplatz. Ein Wesenszug des Theaters ist, dass es wie in einem Brennglas ausschnitthaft das Leben von Menschen bündeln kann, die miteinander agieren und gleichzeitig in größeren Zusammenhängen von Politik, Gesellschaft und Ökonomie stehen. Wir erleben das Große im Kleinen, das Weltgetriebe in seinen Auswirkungen auf die Einzelnen. Ob in der RÄUBER Übermalung von Palmetshofer und Bösch aus Frankfurt, in der dystopischen Welt von 2666 nach dem großen Roman von Bolaño aus Darmstadt, in der Inszenierung des alten elisabethanischen Stücks SCHADE, DASS SIE EINE HURE WAR aus Wiesbaden, dem komödiantischen Gegenwartsstück WILL­ KOMMEN von Hübner / Nemitz aus Gießen oder

dem MARIA-STUART-Doppelabend von Schiller und Jelinek aus Marburg: In diesen Aufführungen können Sie die ganze Vielfalt zeitgenössischen Schauspiels erleben und dadurch einen Blick auf unsere Welt in all ihrem Glanz wie auch ihrem Schrecken werfen. Abgerundet wird diese Leistungsschau durch den furiosen Tanzabend AUFTAUCHER aus Gießen – und ganz besonders wichtig ist mir, dass auch dieses Mal wieder acht Aufführungen der Freien Szene zu sehen sind, die von Jan Deck kuratiert wurden, dem ich an dieser Stelle dafür herzlich danke. Über den Publikumspreis für die FREIE SZENE (in Höhe von 5.000 Euro) stimmen übrigens Sie – das Publikum – selbst ab. Liebe Freundinnen und Freunde des Theaters, besuchen Sie uns so oft Sie können, genießen Sie die Festival-Atmosphäre und machen Sie mit uns und den ausgewählten Theaterproduktionen Kassel für sieben Tage zum Zentrum des Theaterlebens in Hessen! Herzlich Ihr Thomas Bockelmann Intendant Staatstheater Kassel


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JAN DECK KURATOR DER FREIEN SZENE HESSISCHE THEATERTAGE 2019

Liebes Publikum, die Hessischen Theatertage sind alle zwei Jahre ein Geschenk an die Zuschauer*innen der jeweiligen Stadt. Diese können innerhalb einer Woche bemerkenswerte Produktionen und Inszenierungen aus ganz Hessen sehen. Es ist schön, dass die Produktionen der Freien Szene zum festen Bestandteil dieses Festivals geworden sind. Wie schon 2011 begegnen sich im Staatstheater Kassel unter Intendant Thomas Bockelmann auch in diesem Jahr öffentliche Bühnen und Freie Darstellende Künste auf Augenhöhe. Dafür gilt dem Intendanten und seinem Team ein herzliches Dankeschön. Es ist zudem ein klares kulturpolitisches Signal, dass die Theaterszene Hessens gemeinsam agiert. Auch deswegen habe ich sehr gerne die Aufgabe übernommen, die Produktionen der Freien Darstellenden Künste auszuwählen. Diese Produktionen sollen die besonderen Qualitäten dieser Szene repräsentieren. Während die Stadt-, Staats- und Landestheater mit interessantem Literaturtheater vertreten sind, geht es bei den freien Beiträgen darum, gesellschaftliche Themen mit zeit­genössischen Formen zu bearbeiten. Die Künstler*innen reflektieren Themen wie Leihmutterschaft, Porno­grafie oder Kollektivität oder setzen

sich mit Religion, Faschismus oder Punk auseinander. Dabei sind in diesem Jahr viele Positionen aus dem zeitgenössischen Tanz eingeladen. Auch die Hessische Theaterakademie, der Zusammenschluss der hessischen Ausbildungsinstitutionen in den Bereichen Tanz, Theater und Performance, zeigt an einem Abend besondere studentische Arbeiten. Die Zuschauer*innen werden das tif an jedem Abend aus einer anderen Perspektive sehen. Auch außerhalb des Theaterraumes gibt es etwas zu erleben: Das AktionsTheater Kassel wird mit dem ZUG DER NAMENLOSEN den öffentlichen Raum bespielen. Ich wünsche Ihnen in Kassel viel Spaß bei den Hessischen Theatertagen. Nutzen Sie die einmalige Chance, so viele ausgewählte Produktionen aus ganz Hessen in Ihrer Heimatstadt zu sehen. Sie zeigen damit auch, wie wichtig Tanz, Theater und Performance für Kassel und Hessen sind. Ihr Jan Deck freier Theaterschaffender / Vorstand Landes­verband Professionelle Freie Darstellende Künste Hessen e. V. (laPROF)



WARUM ICH FÜR DAS THEATER BRENNE SCHAUSPIEL FRANK FURT

ANSELM WEBER � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � �

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S TAATSTHEATER DARMSTADT

KARSTEN WIEGAND � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � �

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HESSISCHES STAATSTHEATER WI ESBADEN

UWE ERIC LAUFENBERG � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 10 STADTTHEATER G IESSEN

THEA, DIE THEATERMAUS � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 11 HESSISCHES LANDESTHEATER MARBURG

EVA LANGE UND CAROLA UNSER � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 12 STAATSTHEATER KASSEL

THOMAS BOCKELMANN � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 13 JURORIN DER HESSISCHEN THEATERTAGE 2019

RUTH FÜHNER � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 14


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ANSELM WEBER I NTENDANT SCHAUSPIEL FRANKFURT

Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schรถnes bauen. JOHANN WOLFGANG VON GOETHE


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KARSTEN WIEGAND I NTENDANT STAATSTHEATER DARMSTADT

Eine Literaturkritikerin und ein Literaturkritiker finden heraus, dass sich ihr literarischer Abgott irgendwo in Nordmexiko aufhält und beschließen, ihn zu suchen. »Mexico. Das klingt nach Sonnenstrand und -brand. Palmengesäumte Strände, feurige Speisen, dampfender Dschungel, pulsierende Städte, Fiesta-Feuerwerke und Frida Kahlos Verzweiflung.« Auf der Suche geraten sie nach Santa Teresa, eine Stadt an der Grenze zu den USA . Ihre Mexiko-­ Klischees treffen auf eine finstere Realität: Im schwarzen Herzen des Drogenkriegs gibt es eine ungeheuerliche, nicht endende Frauenmordserie. In seinem Epos »2666« lässt Roberto Bolaño Erwartungen und Welten aufeinander prallen. Das kann für mich große Kunst: Welten aufeinander prallen lassen und Welten auf mich prallen lassen. Weil ich das im Theater erlebe, muss ich mich nicht – wie in der Realität – schützen oder fliehen, sondern kann in einem geschützten Raum eine Erfahrung machen. Jeder der tollen, bewegenden, verstörenden Theaterabende, die mich als junger Mensch zum Theater brachten, öffnete mir eine Welt. In jeder dieser Aufführungen erfuhr ich etwas, das ich so noch nie gesehen, gehört, gefühlt, erlebt hatte. Szenen rissen Löcher in die Muster meines Denkens. Charaktere handelten ganz anders als ich erwartet und einge-

schätzt hatte. Schockiert musste ich jedes Mal aufs Neue aushalten, dass diese Menschen widersprüchliche Rätselwesen waren, manchmal fähig zu Verwandlung oder Einsicht, manchmal zu Zerstörung und Selbstzerstörung. Ich sah im Theater die Welt aus den Augen der anderen und das war erhellend, eine Zumutung oder beides. Eine Zumutung, weil andere Menschen so andere Perspektiven und Ansichten haben, weil ihr Herz auch schwarz sein kann und ihr Denken voller Abgründe. Im Theater kann ich fasziniert üben, dass Verschiedenheit nicht nur bereichernd ist, sondern auch unfassbar anstrengend. Ich erlebte in großen Theatermomenten, dass nicht nur der Blick der anderen oft begrenzt ist, sondern auch mein eigener Horizont. Ich brenne darauf, im Theater etwas zu erleben, das mir selbst niemals eingefallen wäre. Das kann beleidigend sein oder beglückend. »Ist Erkenntnis nicht überhaupt: der Blick durch eine Bresche, ohne vorauszuwissen, auf welches Ungeahnte er fällt?« schrieb der große Theaterdenker Ivan Nagel. In einem großen Theatermoment kann mir die Bühne den Blick durch jene Bresche ermöglichen. Mein Blick kann auf das Ungeahnte fallen, das, von dem ich noch nichts weiß.

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UWE ERIC LAUFENBERG I NTENDANT HESSISCHES STAATSTHEATER WIESBADEN

Sollte man wirklich brennen? Sich verbrennen? Pierre Boulez wollte mal alle Opernhäuser in die Luft jagen. Eigentlich genügt mir Theater spielen. Weil, was gibt es Schöneres, als mit seinem ganzen Leben, seiner ganzen Liebe, manchmal seiner ganzen Verzweiflung, oft mit seiner überbordenden Lebensfreude, manchmal mit der Angst vor dem Unglück und dem Tod, also durchaus auch mit all unseren Tränen und all unserem Lachen zu spielen? Wenn das Leben nur ein Spiel wäre, wäre es nicht so schmerzvoll, so ungewiss, so schwer, so leidvoll, sondern es wäre etwas, dem wir uns mit Freuden einen Tag und eine Nacht hingeben würden und von dem wir wüssten, egal wie viele Tote es am Ende gegeben hat: Alle stehen auf und morgen geht das Spiel wieder von vorne los.

Und wenn wir unser Leben dann doch im Theater verbrennen würden, wäre es auch nicht weiter schlimm. Wir hätten wenigstens gespielt, als ob wir lebten. Und das genauso intensiv und genauso leidenschaftlich, genauso kalt, genauso heiß, wie es im wirklichen Leben auch nicht immer ist. Und selbst, wenn Pierre Boulez alle Opernhäuser in die Luft gesprengt hätte, was natürlich auch eher eine künstlerische Idee als ein wirkliches Vorhaben war, würden wir immer einen Ort und eine Zeit finden, an dem wir weiter Theater spielen.


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THEA THEATERMAUS STADTTHEATER GIESSEN

Hilfe, das Theater brennt Entschuldigung – ich muss mich mal kurz einmischen! Was höre ich – das Theater brennt? Und ­warum erfahr ICH das wieder als Letzte! Warum ich mich so aufrege und wer ich bin … das wissen Sie nicht? Das gibt’s doch nicht. Aber gut, stelle ich mich halt kurz vor: Ich bin Thea, Thea die Theatermaus. Ich wohne im Stadttheater Gießen – direkt unter der großen Bühne – ganz hinten links. Und da krieg ich natürlich so manches mit.

ater, weil Biedermann und die Brandstifter mich angesteckt haben« und beide lachten, sollte wohl ein Witz sein. Ach ja, Theaterleute haben einen eigenen Humor. Aber ich mag sie. Ich mag sie, weil sie so spannende Geschichten erzählen und weil sie bunte Kostüme anziehen und glauben, ich würde sie dann nicht erkennen (wie Kinder, die sich die Augen zuhalten und rufen: Du siehst mich nicht). Und ich mag sie, wenn ich über die Bühne husche und sie Kreisch-Alarm auslösen – nur nicht während der Vorstellung. Während der Vorstellung, da können Und heute früh hör ich doch, wie zwei darüber dis- sich sogar Theatermenschen zusammennehmen – kutieren, dass irgendjemand fürs Theater brennt. bis der Vorhang fällt. Klar, Theaterleute sind öfter ein bisschen überspannt, das habe ich schon mitbekommen und dafür mag ich sie ja auch so gerne. Aber – was immer auch passiert sein mag – sich gleich öffentlich verbrennen, das geht ja doch etwas weit. Aber es roch gar nicht nach Feuer und auch das »rasch alle raus« und dann fröhlich auf dem Hof plaudern, bis weitergearbeitet wird, gab’s heute nicht. Nun gut, dachte ich – spiel ich noch ein bisschen Mäuschen. Und so habe ich von den beiden Spannendes erfahren: Brennen ist ein Zustand im Theater und wenn man Thea, die Theatermaus, meldet sich stellvertretend erst einmal angezündet ist, bleibt man’s lebens- für Cathérine Miville, Intendantin des Stadttheaters länglich. Einer meinte noch: »Ich brenne fürs The- Gießen, zu Wort.

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EVA LANGE UND CAROLA UNSER INTENDANTINNEN HESSISCHES LANDESTHEATER MARBURG

Wir sind der festen Überzeugung, dass das Theater ein Ort des Diskurses ist, ein Ort der ständigen Befragung unserer Gegenwart, ein Ort, an dem durch künstlerische Mittel Austausch und Begegnung stattfinden kann.

Theater zu machen und Theater zu schauen, impliziert Offenheit und Empathie und lässt diese weiter wachsen: Sich mit anderen Lebenskonzepten und neuen ästhetischen Versuchen auseinanderzusetzen, kann das eigene Denken und vielleicht sogar Tun weiterentwickeln, zumindest aber den eigenen In einer Zeit, in der es selbst in politischen Debatten Blickwinkel und die eigenen Positionen verändern. wieder denkbar geworden ist, menschenverachten- Ein offener Blick, ein offenes Ohr und eine wertde Sprache und Hetze gegen Andersdenkende zu schätzende, weltoffene Gesprächskultur sind wichverwenden, in der auch in unserem Land Menschen tige Grundlagen für demokratisches Handeln. aufgrund ihres Aussehens, ihrer Herkunft, ihrer Lebensweise, ihres Alters oder ihrer Religion angegriffen werden – verbal und körperlich, begeistert uns das Theater als ein Ort, wo Sprache bewusst und sorgsam verwendet wird, wo auf und neben der Bühne friedliche Perspektiven des Miteinanders ausgelotet werden können.


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THOMAS BOCKELMANN INTENDANT STAATSTHEATER KASSEL

Weil auf der Bühne die Sonne auch mal grün scheint, oder blau. Weil ich da nicht immer mit mir einer Meinung sein muss. Weil ich dort die unerschöpflichen Tiefen des Schillerschen Satzes, dass der Mensch nur da ganz Mensch ist, wo er spielt, am Besten ausloten kann. Weil ich auf der Probe in Sackgassen rein- und wieder rauslaufe, mich in einem Labyrinth vorwärts bewege, und hin und wieder wird es offen und frei. Weil die Schauspieler*innen, die Sänger*innen und die Tänzer*innen sich so öffnen, obwohl sie so sehr angreifbar sind. Auch deshalb muss man sie schützen, selbst da, wo sie selbstisch sind. Weil nirgendwo sonst die Verrückten und Verliebten, die Starrsinnigen und Machtbesessenen von Shakespeare mehr leuchten können. Weil ich dort vielleicht besser als anderswo lernen kann, dass es auch dem Mächtigsten nicht gelingt, seinen Nachfolger zu töten. Weil auf der Bühne die Welt manchmal ist, wie sie nie war. Weil der gute Moment auf der Bühne unsterblich ist und sofort stirbt – im Kino ist es umgekehrt.

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RUTH FÜHNER JURORIN HESSISCHE THEATERTAGE 2019

Weil ich in Christoph Schroths DIE FREIE DEUTSCHE JUGEND STÜRMT BERLIN zum ersten Mal verstand: wie das ist, wenn die Zuversicht, am Aufbau einer besseren Gesellschaft mitzuwirken, im Verlauf eines Menschenlebens Stück um Stück amputiert wird und Phantomschmerzen hinterlässt. Weil mich in Ulrich Rasches DIE PERSER Klang und Rhythmus, Musik und stampfende Körper in einen Rausch versetzten, während Aischylos’ Text hellwachen Widerstand forderte. Wegen der Hure in Christoph Marthalers düsterzärtlichem DANTON , wie sie dasteht und von ihren Erfahrungen singt mit dem zernichtenden Fatalismus der Geschichte und einem damit das Herz bricht  – während über die Revolutionäre längst die Ermattung gesiegt hat, das Morden aber weiter geht. Weil Michael Thalheimer aus Euripides’ MEDEA eine Frau machte, die nicht immer fremder wird, sondern immer vertrauter. Und weil Constanze Becker ihr eine kalte Wucht der Vernunft mitgab, die die lodernden Emotionen unterdrückt bis hin zu jenem hohlen Ton, unter dem die ausgeglühte Asche zu hören ist. Weil ich bei VA WÖLFL klaglos eine gefühlte Stunde im Dunkeln sitzen konnte und, als zaghaft das Licht anging, die winzigste Geste zum Ereignis wurde.

Wegen der fantastisch belebten Puppen von Susanne Wächter, die mich immer aufs Neue erst den Unterschied zwischen Freiheit und Fremdbestimmung vergessen – und dann über ihn nachdenken lassen. Weil Julia Afifi im geschundenen Kabul mit ihrer ANTIGONE jungen Menschen, die unter den Taliban jahrelang stillgehalten waren, die Chance gab, ihre Stimme und die Ausdruckskraft ihres Körpers zu entdecken. Und eine Reihe bärtiger alter Männer als Chor gewann – eine thebanische Stammesversammlung, wie ich sie mir würdiger nicht vorstellen kann. Wegen des masochistischen Höchstleistungstheaters, das Simon Mayer aus alpenländischem Folklorekitsch hervorzaubert: einen Schnelldurchlauf vom HOMO FABER zur Kettensäge, wo Archaik und Pop, Karneval und Himmelfahrt, Quälerei und Ironie ganz nah beieinander liegen. Weil ich noch die x-te Inszenierung von MARIA STUART oder HEDDA GABLER in der Hoffnung sehen kann, dass zumindest diesmal alles ganz anders ausgeht. Weil … Weil … Weil …


PREISVERLEIHUNG

P   REISVERLEIHUNG

DIE PREISE

DIE JURORIN

Im Rahmen der Hessischen Theatertage 2019 wer- Als Jurorin der Hessischen Theatertage 2019 konnte den Preise in den folgenden Kategorien verliehen: die bekannte und renommierte Kulturjournalistin, Moderatorin und Autorin Ruth Fühner gewonnen Beste*r Schauspieler*in � � � � � � � � � � � � � 5000 Euro werden. Beste Inszenierung � � � � � � � � � � � � � � � � � 5000 Euro Nach einem Studium und Promotion der GermaBeste*r Nachwuchsschauspieler*in � � 3000 Euro nistik und Geschichte in Freiburg, arbeitete sie in Preis für eine besondere der Öffentlichkeitsarbeit und als Dramaturgieaskünstlerische Leistung � � � � � � � � � � � � � � 2000 Euro sistentin für eines der ersten deutschen TheaterPublikumspreis Freie Szene � � � � � � � � 5000 Euro festivals in Freiburg. Seit 1982 lebt und wirkt sie in Frankfurt am Main: Sie war Managerin einer freien Das Staatstheater Kassel nimmt als Gastgeber nicht Theatergruppe, Talentscout in der Internationalen am Wettbewerb teil. Freien Szene für »Bios Bahnhof«, Redakteurin des (nicht mehr existierenden) »Theaterjournals« im Hessischen Rundfunk, Kritikerin für verschiedene DER PUBLIKUMSPREIS Zeitungen und zuletzt vor allem für hr2-Kultur. Für die Produktionen der Freien Theaterszene Hes- Darüber hinaus ist sie freie Moderatorin zu kultursens wird ein Publikumspreis in Höhe von 5000 Euro politischen und Theater­themen, u. a. beim Theaterverliehen. Und hier kommen die Zuschauer*innen treffen in Berlin. ins Spiel: Sie können nach jeder Aufführung abstimmen, die Arbeit mit den meisten Punkten bekommt den Preis. Die Preisverleihung findet am 18. Mai im Anschluss an die Vorstellung MUTTER COURAGE UND IHRE KINDER im Schauspielhaus statt.

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PROGRAMM IM SCHAUSPIELHAUS SCHAUSPIEL FRANKFURT

RÄUBER. SCHULDENREICH � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 18 STAATSTHEATER DARMSTADT

2666 � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 20 HESSISCHES STAATSTHEATER WIESBADEN

SCHADE, DASS SIE EINE HURE WAR � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 22 TANZCOMPAGNIE DES STADTTHEATERS G IESSEN

AUFTAUCHER � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 24 HESSISCHES LANDESTHEATER MARBURG

MARIA STUART / ULRIKE MARIA STUART � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 26 STADTTHEATER G IESSEN

WILLKOMMEN � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 28 STAATSTHEATER KASSEL

MUTTER COURAGE UND IHRE K INDER � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 30


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SCHAUSPIELHAUS

»Das virtuose Spiel, dem es gelingt, sich vom Chargieren fern zu halten, bei fast allem eine eigenartige, präzise Untertreibung walten zu lassen, wird von Peter Schröder und Heidi Ecks furios angeführt. Ihnen beim Reden und beim Sex zuzuschauen, ist eine echte Freude.« FRANKFURTER RUNDSCHAU


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SCHAUSPIEL FRANKFURT SAMSTAG, 11. MA I • 20.00 UHR

RÄUBER.  S CHULDENREICH VON EWALD PALMETSHOFER FRANKFURTER FASSUNG VON RÄUBER.  S CHULDENGENITAL

Franz und Karl sind Brüder, und sie wollen Geld. Das Geld der Eltern, Otto und Linde, die jedoch auch nichts mehr herzugeben haben und ängstlich die Ankunft der gefürchteten Söhne erwarten. Sie wollen nur ihr Erbe, was ihnen zusteht; aber das kann es nicht geben, es wird nichts vererbt, nichts weitergegeben, weder materiell noch ideell, weder in dieser Familie noch bei den Nachbarn, die sich auch buchstäblich nichts schenken. Denn, und das wissen alle, es kann kein gutes Ende nehmen … Ewald Palmetshofer, der Meister der beschädigten Figuren, erzählt mit lyrischer, gebrochener Sprache, bitterer Ironie und grimmigem Witz eine apokalyptische Geschichte des Spätkapitalismus, der Anti-Nachhaltigkeit, aus der es kein Entrinnen geben kann, für keine Generation, für niemanden. Eine Geschichte, die 2018 in der öffentlichen Diskussion zur Schuldenbremse, vor den Bankentürmen, sogar noch aktueller war als bei der Uraufführung 2012 in Wien.

REGIE........................................................... David Bösch BÜHNE......................................................... Falko Herold KOSTÜME .............................................. Moana Stemberger DRAMATURGIE ........................................ Konstantin Küspert BESETZUNG Otto, der alte Vater.......................................... Peter Schröder Linde, die alte Mutter............................................. Heidi Ecks Edith, die Nachbarin im Rollstuhl............................ Anke Sevenich Sepp, die Liebe der Nachbarin....................... Matthias Redlhammer Franz ........................................................... Isaak Dentler Karl...................................................... Fridolin Sandmeyer Petra, die Tochter der Nachbarin............................. Sarah Grunert DAUER................................... 1 Stunde 40 Minuten, ohne Pause

ÜBER DEN REGISSEUR David Bösch studierte Regie in Zürich und begann 2004 seine künstlerische Laufbahn mit der Inszenierung von ROMEO UND JULIA am Schauspielhaus Bochum, die ihn danach an viele große Häuser führte. Er arbeitet regelmäßig am Burgtheater Wien, Deutschen Theater Berlin, Züricher Schauspielhaus und am Residenztheater München. Für die Inszenierung von VIEL LÄRM UM NICHTS am Thalia Theater Hamburg wurde Bösch mit dem Montblanc Young Directors Award der Salzburger Festspiele ausgezeichnet. Inzwischen inszeniert er auch Opern an Häusern im In- und Ausland, u. a. an der Oper Frankfurt, wo zuletzt seine Produktion IL TROVATORE zu sehen war.

ÜBER DAS THEATER Das Schauspiel Frankfurt ist eine der beiden Sparten der Städtischen Bühnen in Frankfurt am Main. Die Städtischen Bühnen Frankfurt sind der größte kommunale Theaterbetrieb in Deutschland und beschäftigten im Jahr 2018 1116 feste Mitarbeiter*innen. Anselm Weber ist seit der Spielzeit 2017 / 18 Inten­dant des Schauspiels. Das Schauspiel Frankfurt ist das größte Sprechtheater in der Rhein-Main-Region und bespielt vier Spiel­stätten.

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SCHAUSPIELHAUS

»Großes, wunderbares Theater in den kleinen Darmstädter Kammerspielen also. Ein Bühnenerlebnis voll Spannung, Witz, Sentiment, bildgewaltig, intelligent und kurzweilig.« NACHTKRITIK.DE


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STAATSTHEATER DARMSTADT SONNTAG, 12. MA I • 20.00 UHR

2666 NACH DEM ROMAN VON ROBERTO BOLAÑO DEUTSCH VON CHRISTIAN HANSEN, IN EINER FASSUNG VON CLAUDIA BOSSARD

Eintausendundfünfundachtzig Seiten� Die Länge von Roberto Bolaños 2009 auf Deutsch erschienenen Roman kann erschlagend wirken� Was sich der chilenische Autor in diesem Mammutwerk vorgenommen hat, wirkt gleichermaßen monumental� Anhand der realen Frauenmordserie in Nordmexiko in Ciudad Juarez, das Bolaño kaum verschleiert in ein fiktives Santa Teresa umformt, beschäftigt sich der Autor, wie es das dem Roman vorangestellte Zitat von Charles Baudelaire verheißt, mit einer »Oase des Grauens in einer Wüste der Langeweile«� Das dunkle Herz der Globalisierung wird in fünf lose miteinander verbundenen Teilen im Roman umkreist – Geschichten von Rassismus, Misogynie, Ausbeutung und Mord als Antwort auf jahrhundertlange Demütigungen schwirren durch diesen fabulierenden, brillanten Text ebenso wie eine zunehmend groteske literaturwissenschaftliche Detektivarbeit� Und am Ende von »2666« steht dann dieser Satz: »Kurz darauf verließ er den Park und flog am nächsten Morgen nach Mexiko�« Aus dem Park (in Europa) nach Mexiko� Aus der Erholung ins Kampfgebiet einer globalisierten Welt, die Wenigen viel und Vielen fast gar nichts bietet� Diese physische Reise, die ebenso eine des Intellekts wie des Bewusstseins ist, wird in der originellen Fassung der jungen Regisseurin Claudia Bossard einen eigentlich unspielbaren Text aufschließen und sinnlich erfahrbar machen�

REGIE � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Claudia Bossard BÜHNE UND LICHT � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Daniel Wollenzin KOSTÜME � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Alona Rudnev MUSIK UND VIDEO � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Annalena Fröhlich DRAMATURGIE � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Maximilian Löwenstein BESETZUNG Liz Norton � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Mona Kloos Jean-Claude Pelletier � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Béla Milan Uhrlau Óscar Amalfitano und diverse Gesichter � � � � � � � � � � � � � � � � Christian Klischat Rosa Amalfitano � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Anabel Möbius Barry Seaman und diverse Gesichter (im Video) � � � Ernest Allan Hausmann DAUER � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 2 Stunden, ohne Pause

ÜBER DIE REGISSEURIN Claudia Bossard studierte Literatur- und Theaterwissenschaft an der Universität Bern� 2016 wurde ihre Grazer Inszenierung von Henriette Dushes LUPUS IN FABULA zum NachSpielPreis beim Heidelberger Stückemarkt und zu den Autorentheatertagen Berlin eingeladen� Im Mai 2018 war sie Stipendiatin am Internationalen Forum des Berliner Theatertreffens� 2666 war ihre erste Arbeit am Staatstheater Darmstadt�

ÜBER DAS THEATER Das Staatstheater Darmstadt unter Leitung des Intendanten Karsten Wiegand ist ein Vierspartenhaus mit drei verschiedenen Spielstätten und mehr als 500 Mitarbeiter*innen� Als Schauspieldirektor ist dort Oliver Brunner tätig�

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»Mottl kann in solchen Momenten wunderschön und klug und zwanglos zeigen, wie sich die Dinge hier überlagern und wie das zwar verrückt ist, aber machbar. Und gar nicht so unrealistisch. Umso leichter fällt es ihm, die komödiantischen Teile in Fahrt zu bringen […] « FRANKFURTER RUNDSCHAU


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HESSISCHES STAATSTHEATER WIESBADEN DIENSTAG, 14. MA I • 20.00 UHR

SCHADE, DASS SIE EINE HURE WAR VON JOHN FORD

Die Liebe von Annabella und Giovanni darf nicht sein, denn sie sind Bruder und Schwester. Aber sie findet dennoch statt – Giovannis zögerliches Werben um die Schwester wird schnell erhört, und beide lassen der Leidenschaft freien Lauf. Doch was der Welt verborgen bleiben soll, droht dennoch ans Licht zu kommen: Annabella wird schwanger. In ihrer Verzweiflung heiratet sie Soranzo, einen ihrer Freier. Dieser entdeckt das schreckliche Geheimnis seiner Braut und will das Geschwisterpaar töten. Doch Giovanni kommt ihm zuvor … Der englische Dramatiker und Shakespeare-Zeitgenosse John Ford (1586  – 1640) bricht in seinem opulent-grausamen und überaus sinnlichen Drama das Schweigen über ein damals wie heute sittlich verpöntes Tabu: die Geschwisterliebe – und stellt sie in ihrer Zartheit in drastischen Gegensatz zu der Doppelmoral einer verkommenen Gesellschaft.

REGIE ........................................................... Bernd Mottl BÜHNE UND KOSTÜME ................................... Friedrich Eggert MUSIK ­................................................. Christoph Kalkowski DRAMATURGIE ......................................... Susanne Birkefeld BESETZUNG Mönch Bonaventura .............................................. Uwe Kraus Giovanni........................................................ Linus Schütz Vasques .......................................................... Atef Vogel Grimaldi ........................................................ Tobias Lutze Florio .............................................................. Dirk Ossig Donado ......................................................... Martin Plass Soranzo ........................................................ Matze Vogel Annabella .............................................. Llewellyn Reichman Putana ...................................................... Karoline Reinke Bergetto ....................................................... Felix Strüven Hippolita ................................................ Christina Tzatzaraki Richardetto ................................................. Thomas Jansen Philotis........................................................ Denia Gilberg Kardinal ..................................................... Gottfried Herbe Tänzerin .......................................... Andrea Britt-Dillenberger DAUER ................................. 2 Stunden 50 Minuten, mit Pause

ÜBER DEN REGISSEUR Bernd Mottl ist Regisseur für Schauspiel, Oper, Musical und Operette. Regelmäßig arbeitet Bernd Mottl am Staatstheater Cottbus, am Maxim Gorki Theater Berlin, an den Opernhäusern Hannover und Köln. Für das Hessische Staatstheater Wiesbaden erarbeitet er gleichermaßen Opern- und Schauspielinszenierungen.

ÜBER DAS THEATER Das Staatstheater Wiesbaden unter Leitung des Intendanten Uwe Eric Laufenberg ist ein Fünfspartenhaus mit vier verschiedenen Spielstätten und ca. 600 Mitarbeiter*innen. Carsten Kochan zeigt sich für die künstlerische Produktionsleitung des Schauspiels verantwortlich.

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»Solcherlei Witz durchzieht das gesamte Stück der Choreografin, […]. Doch dann zieht Henrietta Horn das Tempo noch einmal richtig an. Zum Höhepunkt des Stücks setzt Brassmusik der rumänischen Kapelle Fanfare Ciucarlia [sic!] ein. Eine Musik voller Tempo, Kraft und schierem Irrwitz, die den Tänzern die Möglichkeit zu einem furiosen Finale liefert.«

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TANZCOMPAGNIE DES STADTTHEATERS G IESSEN MITTWOCH, 15. MA I • 20.00 UHR

AUFTAUCHER TANZABEND VON HENRIETTA HORN MUS IK VON BERNARD POIRIER, LALO SCHIFRIN UND ADRIAN SICAL

Der Tanzabend AUFTAUCHER kann schon fast als Klassiker des zeitgenössischen Tanzes gelten. Ein leerer Bühnenraum, fünf Tänzerinnen und fünf Tänzer, acht Stühle und zwanzig Rasseln. Innerhalb weniger Minuten entsteht im Zusammenspiel von Bewegung, Licht und Rhythmus ein atmosphärischer Sog, der alle in seinen Bann zieht – ein Feuerwerk an Bewegungen und Ausdrucksstärke. Emotionale Vorgänge und Spielarten des menschlichen Miteinanders werden in physische Bilder umgesetzt: das Umwerben der Geschlechter, Konkurrenz, Ablehnung, Eifersucht, aber auch Humor, Scham, Sinnlichkeit und Lebenslust. Dynamik und Rhythmus sind wesentliche Elemente von Henrietta Horns Bewegungserforschung. Ihre Choreografien sind durch formale Strenge, klare Strukturen und den virtuosen Umgang mit dem Raum gekennzeichnet. Die Bewegungen, die dem Alltag entnommen scheinen, sind gefiltert und auf das Wesentliche reduziert. 2001 vom Folkwang Tanzstudio in Jakarta uraufgeführt, wurde das Stück anschließend international gezeigt. Es folgten Neueinstudierungen in Essen (2013) und Braunschweig (2016). Bei ihrer Inszenierung mit der Tanzcompagnie Gießen greift Henrietta Horn auf einen tanztheatralen Ansatz zurück, der im weitesten Sinne aus der Tradition der FolkwangSchule entstanden ist.

CHOREOGRAFIE ............................................ Henrietta Horn BÜHNE UND KOSTÜME................................... Katharina Andes DRAMATURGIE ....................................... Johannes Bergmann TÄNZERINNEN Laura Ávila • Caitlin Rae Crook • Maria Adriana Dornio • Julie de Meulemeester • Magdalena Stoyanova • Chiara Zincone TÄNZER Patrick Cabrera Touman • Michael D’Ambrosio • Yusuke ­I noue • Sven Krautwurst • Leo Vendelli • Gleidson Vigne ES TANZEN...................... jeweils fünf Tänzerinnen und fünf Tänzer DAUER................................................ 1 Stunde, ohne Pause

ÜBER DIE CHOREOGRAFIN Henrietta Horn studierte Elementaren Tanz an der Deutschen Sporthochschule Köln. Anschließend absolvierte sie ein Bühnen­tanz­studium an der Folkwang Hochschule in Essen. Nach ihrem Abschluss begann sie mit ihrer Arbeit als freischaffende Choreografin und Tänzerin, 1999 bis 2008 übernahm Henrietta Horn gemeinsam mit Pina Bausch die künstlerische Leitung des Folkwang Tanzstudios. Sie wird regelmäßig als Gastchoreografin eingeladen, unter anderem für die Rambert Dance Company London, das Tanztheater Bremen und das Tanztheater Bielefeld. 2015 wurde sie als Professorin für zeitgenössischen Tanz an die TNUA Taipei  /   Taiwan berufen.

ÜBER DAS THEATER Das Stadttheater Gießen bespielt als Dreispartenhaus zwei Bühnen. Seit der Spielzeit 2002  / 03 ist Cathérine Miville Intendantin des Stadttheaters Gießen mit seinen mehr als 250 Mitarbeiter*innen. Tarek Assam leitet seit 2002 als Ballettdirektor und Choreograf die Tanzcompagnie.

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»Marburg startet mit Friedrich Schiller fulminant in die neue Saison« / »Eva Lange wird gleich mit der ersten Regiearbeit in Marburg ihrem eigenen hohen Anspruch gerecht.« FRANKFURTER NEUE PRESSE


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HESSISCHES LANDESTHEATER MARBURG DONNERSTAG, 16. MA I • 20.00 UHR

MARIA STUART / ULRIKE MARIA STUART VON FRIEDRICH SCHILLER / ELFRIEDE JELINEK

1586: Maria Stuart, Königin von Schottland, wird verdächtigt, Beihilfe bei der Ermordung ihres Gatten geleistet zu haben und des Landes verwiesen. Sie flieht schutzsuchend nach England, doch ihre Verwandte, Elisabeth I., lässt sie aus Angst um ihre Krone einsperren. Die letzten Tage der Maria Stuart brechen an: Verzweifelte Befreiungsversuche, um das schon beschlossene Todesurteil abzuwenden, misslingen, Liebe und politisches Kalkül sind nicht mehr klar voneinander zu trennen. Gibt es Wege, mit politischen und gesellschaftlichen Umbruchssituationen konstruktiv umzugehen? 1968: Die Studentenbewegung brachte auf der Suche nach gesellschaftlicher Veränderung nicht nur den bundesrepublikanischen Alltag ins Wanken. Die 68er-Bewegung wollte andere Modelle von politischer Mitbestimmung, andere Menschenbilder, eine andere Demokratie. Deutschland war im Umbruch. Das Jahr 1968 wurde zu einem Jahr des Transits. In »Ulrike Maria Stuart« befasst sich die Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek mit den beiden führenden weiblichen Köpfen der RAF : ­Ulrike Meinhof und Gudrun Ensslin. Die Lebensläufe dieser »Königinnen« werden mit denen von Maria Stuart und Elisabeth I. parallelisiert und positive Visionen für eine andere Gesellschaft mit zunehmend zerstörerischen Machtprozessen konfrontiert.

REGIE ............................................................. Eva Lange BÜHNE UND KOSTÜME ..................................... Carolin Mittler DRAMATURGIE ................................................ Christin Ihle BESETZUNG Elisabeth, Königin von England / Gudrun Ensslin ........................................... Mechthild Grabner Maria Stuart, Königin von Schottland / Ulrike Meinhof .................................................. Zenzi Huber Robert Dudley, Graf von Leicester / Andreas Bader .................................................. Metin Turan Georg Talbot, Graf von Shrewsbury / Revolutionärer Aktivist ....................................... Camil Morariu Wilhelm Cecil, Baron von Burleigh / Revolutionärer Aktivist ............................. Jürgen Helmut Keuchel Amias Paulet, Ritter, Hüter der Maria / Revolutionärer Aktivist ..................................... Sven Brormann Mortimer, sein Neffe / Andreas Bader...................... Christian Simon Graf Aubespine, französischer Gesandter / Elfriede Jelinek ........................................... Simon Olubowale Hanna Kennedy, ihre Amme / Revolutionäre Aktivistin ............................... Saskia Boden-Dilling DAUER ................................... 3 Stunden 10 Minuten, mit Pause

ÜBER DIE REGISSEURIN Eva Lange studierte Evangelische Theologie und Germanistik sowie Pädagogische Psychologie und Pädagogik in Göttingen. Nach ihrem Einstieg am Theater Oberhausen folgten Engagements an den Städtischen Bühnen Münster und am Staatstheater Kassel, wo sie zuletzt KONSENS inszenierte. Als freischaffende Regisseurin wirkte sie u. a. auch in Wilhelmshaven und Ingolstadt. Von 2013 bis 2017 war sie Oberspielleiterin der Landesbühne Niedersachsen Nord.

ÜBER DAS THEATER Seit der Spielzeit 2018 / 19 wird das Hessische Landestheater Marburg von der ersten weib­lichen Doppelspitze in der deutschen Theaterlandschaft, von Eva Lange und Carola Unser, geleitet. Das HLTM bespielt mit ca. 50 Mit­ar­bei­ ter*innen vier Spielstätten in Marburg sowie zahlreiche Gastspielorte in ganz Hessen.

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»Und so zeigen Regisseurin Miville und ihr ausgezeichnet aufgelegtes Ensemble tatsächlich kein Stück, das sich tiefergehend mit der Flüchtlingsfrage beschäftigt. Vielmehr gelingt es dem Ensemble mit ­W ILLKOMMEN , Menschen zu zeigen, die hinter ihre Fassaden blicken lassen.« GIESSENER ANZEIGER


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STADTTHEATER G IESSEN FREITAG, 17. MA I • 20.00 UHR

WILLKOMMEN VON LUTZ HÜBNER UND SARAH NEMITZ

Ein zunächst harmloses WG -Abendessen entwickelt sich zu einem emotional aufgeladenen Wertedisput und zum Spiegel unserer Gesellschaft. Der Dozent Benny verkündet seinen vier Mit­be­ wohner*innen, dass er für ein Jahr nach New York geht. Sein freies Zimmer will er für diese Zeit Flücht­ lingen zur Verfügung stellen. Doch seine Mit­be­woh­ ner*innen reagieren auf diesen Vorschlag mit gemischten Gefühlen. Während die Fotografin S ­ ophie begeistert von der Idee ist, sind der Banker Jonas und die Angestellte Doro strikt dagegen. Die Studentin Anna will wiederum, dass ein türkischstämmiger Sozialarbeiter das freie Zimmer übernimmt. Mit Figuren, die sich zwischen Betroffenheitsattitüden und Vorurteilen, politischer Korrektheit und schlagfertigem Zynismus bewegen, hinterfragen Hübner und Nemitz unsere Toleranzgrenze: Wie ehrlich ist unsere Willkommenskultur? Wie fließend ist die Grenze zwischen moralischem Anspruch und pragmatischem Egoismus?

REGIE ...................................................... Cathérine Miville BÜHNE ............................................................ Lukas Noll KOSTÜME ....................................................... Teresa Pešl DRAMATURGIE ............................................... Monika Kosik BESETZUNG Sophie ....................................................... Paula Schrötter Doro ........................................................... Carolin Weber Anna ......................................................... Lotta Hackbeil Benny ........................................................ Christian Fries Jonas ..................................................... Karsten Morschett Achmed ............................................ Stephan Hirschpointner ­DAUER ................................... 1 Stunde 50 Minuten, ohne Pause

ÜBER DIE REGISSEURIN Cathérine Miville studierte an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität Theaterwissenschaft, Betriebswirtschaftslehre und Neuere Deutsche Literatur. Sie arbeitete zunächst am Basler Theater, danach war sie im Bereich Schauspiel für die Regie zahlreicher Kabarettproduktionen sowie für weit über 100 satirische Fernsehsendungen verantwortlich. Für verschiedene Theater inszenierte sie Schauspiel, für die Ruhrfestspiele Recklinghausen satirische Revuen. Seit der Spielzeit 2002 / 03 ist Cathérine Miville Intendantin des Stadttheaters Gießen und Regisseurin an diesem Haus. Darüber hinaus ist sie Geschäftsführerin und Vorstandsmitglied der Intendantengruppe sowie beratendes Mitglied im Tarifausschuss des Deutschen Bühnenvereins, Gründungsmitglied im Vorstand der Hessischen Theaterakademie und Mitglied im Kuratorium zum Bundeswettbewerb deutschsprachiger Schauspielschulen.

ÜBER DAS THEATER Das Stadttheater Gießen bespielt als Dreispartenhaus zwei Bühnen. Die Schauspielsparte wird seit der Spielzeit 2018 / 19 geleitet von Cathérine M ­ iville und den Dramaturg*innen Björn ­Mehlig, Carola Schiefke und Harald Wolff.

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»In einer Weis ist es ein Krieg, indem dass gebrandschatzt, gestochen und geplündert wird, bissel schänden nicht vergessen, aber unterschieden von alle andern Kriege dadurch, dass es ein Glaubenskrieg ist, das ist klar. Aber er macht auch Durst.« BERTOLT BRECHT

ÜBER DIE REGISSEURIN Laura Linnenbaum studierte Regie an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main. Für ihre Inszenierung SILENT NOISE, ein Projekt über Sylvia Plath, wurde sie 2015 in der Fachzeitschrift »Theater heute« als beste Nachwuchskünstlerin nominiert. Für die Uraufführung von HOMO­H ALAL am Staatsschauspiel Dresden wurde sie 2017 in »Theater heute« als Regisseurin des Jahres nominiert und zu den Mülheimer Theatertagen eingeladen. Sie inszeniert u.  a. in Düsseldorf, Dresden, Bonn, Kassel, Münster, Göttingen und Berlin.

ÜBER DAS THEATER Das Staatstheater Kassel ist ein Dreispartenhaus mit Musiktheater, Schauspiel, Tanz, Kinder- und Jugendtheater sowie einem umfangreichen Konzertprogramm. Mit ca. 500 Mitarbeiter*innen entstehen unter Leitung des Intendanten und Schauspieldirektors Thomas Bockelmann pro Jahr rund 30 Neuproduktionen.

AUSSER KONKURRENZ Diese Inszenierung nimmt nicht am Wettbewerb um die Preise der Hessischen Theatertage 2019 teil.


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STAATSTHEATER KASSEL SAMSTAG, 18. MAI • 19.30 UHR ANSCHLIESSEND PREISVERLEIHUNG

MUTTER COURAGE UND IHRE KINDER VON BERTOLT BRECHT MIT MUSIK VON PAUL DESSAU, IN EINER BEARBEITUNG VON CHRISTOPH IACONO

Unter dem von pestschwarzem Rauch verfinsterten Himmel ist ein jeder nackt, denn wie alles ringsum beweist: Leben hat keinen Wert mehr, den ein Recht schützen oder ein Stärkerer achten würde. Dieser Krieg ist anders. Er begann nicht durch einen Feind von außen, sondern dadurch, dass Nachbarn, Freunde, Familie zu Feinden wurden, unsichtbaren Feinden, willens, dich für einen anderen Glauben plündern, vergewaltigen, abschlachten zu lassen. Der Dreißigjährige Krieg, Urkatastrophe Europas, war der erste ideologische Bürgerkrieg. Und wenn Bertolt Brecht eine zähe Marketenderin durch die Überreste der Welt schickt, so ist eine bittere Pointe der Anna Fierling (wegen eines waghalsigen Brotgeschäfts in Riga Courage genannt), dass die Politiker des Barocks aus dem Dreißigjährigen Krieg Folgendes lernten: Nicht Glaube garantiert Zivilisation, nein, der zerstört sie, sondern vielmehr der Markt – die neutrale, notwendige Kraft von Angebot und Nachfrage, der gesunde Egoismus des Einzelnen, der dem Gemeinwesen zugute kommt. Gerade die englische Händlerphilosophie, deren Dominanz die Welt bis heute in den Neoliberalismus prägte, glaubt fest an den Zusammenhang von Notwendigkeit, Markt, city und civility. Aber ist der Kapitalismus die Lösung, die Befreiung vom Krieg? Oder ein Frankenstein, der den

Krieg schlimmer macht? Trägt er den Krieg nicht in sich? Stachelt er heute die Autokraten nicht an, an Börsen mit Wasser ebenso wie mit Waffen zu dealen? Hat er nicht den Typus des Warlords geboren, der für Dollar und Diamanten Kindersoldaten bewaffnet? Ist der Frieden in Europa eine dekadente Illusion? Sind unsere Grenzen nicht umso blutiger, je weniger wir hinsehen wollen? Ist Europa nicht eine schizophrene Marketenderin, die glaubt, sie könne mit klingendem Euro durchkommen? Und die am Ende alle ihre Kinder … verloren haben wird? INSZENIERUNG......................................... Laura Linnenbaum KOMPOSITION, MUSIKALISCHE EIN­S TUDIERUNG UND MUSIKALISCHE LEITUNG.......................... Christoph Iacono BÜHNE...................................................... ­Daniel ­Roskamp KOSTÜME................................................. Ulrike Obermüller DRAMATURGIE ...................................... Thomaspeter Goergen BESETZUNG Mutter Courage ........................................... Eva-Maria Keller, ............................................................... Anke Stedingk Kattrin, ihre stumme Tochter.............................. Alexandra Lukas Eilif, der älteste Sohn....................................... Philipp Basener Schweizerkas, der jüngere Sohn ........................... Marius Bistritzky Der Feldjäger................................................... Jürgen Wink Der Koch ................................................ Konstantin Marsch Yvette Pottier............................................. Meret Engelhardt Ulen ........................................................ Aljoscha Langel, Spiegel ......................................................... Enrique Keil, Trompete, Flügelhorn, Akkordeon, E-Bass, Euphonium ..... Peer Baierlein Schlagzeug...................................................... Maik Ollhoff

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PROGRAMM IM TIF UND AN WEITEREN SPIELORTEN AKT IONSTHEATERKASSEL

ZUG DER NAMENLOSEN � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 34 LIGNA

RAUSCH UND ZORN. STUDIEN ZUM AUTORITÄREN CHARAKTER � � 36 HICKS & BÜHLER

DER KLUMPEN � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 38 HESSISCHE THEATERAKADEMIE

WERKSCHAU � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 40 FLINN WORKS

GLOBAL BELLY � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 42 PAULA ROSOLEN / HAPT IC HIDE

PUNK ‽ � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 44 RAHEL BARRA, IDA DANIEL, ANA DUBLJEVIĆ, FRIDA LAUX UND ZRINKA UŽBINEC

STILL TO COME, a feminist pornscape � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 46 THEATERPERIPHERIE

ALLAH LIEBT MAN(N) � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 48 STAATSTHEATER KASSEL

THE ALIENS � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 50


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Die Produktion wurde gefördert durch das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst, das Kulturamt der Stadt Kassel, die cdw Stiftung und die ­Gerhard-Fieseler-Stiftung.


WEITERE SPIELORTE

AKT IONSTHEATERKASSEL SAMSTAG, 11. MA I • 16.00 UHR • STADTROUTE SONNTAG, 12. MA I • 16.00 UHR • PARKROUTE STARTPUNKT: BUSPARKPLATZ STAATSTHEATER, PAPINPLATZ

ZUG DER NAMENLOSEN Für den documenta-Sommer 2017 entwickelte das AktionsTheaterKassel mit dem ZUG DER NAMENLOSEN ein Projekt für den urbanen Raum. Ein theatraler Zug bewegt sich langsam durch Stadt und Landschaft. Es sind Namenlose, die da zusammengetroffen sind. Sie bewegen sich mit kleinen Wagen, mit aufgetürmten Eigentümern, hohen eisernen Kinderwagen, Kreuzen, Gebetshäuschen. Sie verlieren sich in der Menge, um sich neu zu finden und zu ordnen – und tragen das Erlebte wie einen Hut und lachen das Lachen vergangener Tage …

KONZEPT UND REALISATION ................................ Helga Zülch ................................................................. Werner Zülch OBJEKT- UND KOSTÜMUMSETZUNG ........................ Helga Zülch BEWEGUNGSENTWICKLUNG............................... Martha Isabel ................................................................ León Castano

»Die Nomaden ziehen durch die Stadt. […] Wie Seismografen bewegen sie sich durch die Stadt und spüren dabei kreative Vibrationen auf. […] Bewegende Lebensgeschichten […] tänzerisch er­ klimmen sie ihre Wagen. Schmiegen sich an die wenigen Dinge, die ihnen geblieben sind. […] ein hebräisches Lied erklingt.«

ÜBER DIE GRUPPE Das AktionsTheaterKassel gehört zur freien Theaterszene in Hessen und ist viel in Bewegung. Denn das AktionsTheater hat keinen festen Raum, sondern sucht sich für jedes Theaterstück die passende Umgebung. Das kann eine Bühne sein, aber auch mal ein Waschsalon, ein Container, ein marodes Haus, ein Ballsaal, die Fußgängerpassage, ein Gewächshaus oder ein Klassenzimmer. Das AktionsTheaterKassel arbeitet bei jeder Produktion mit ganz unterschiedlichen Schauspieler*innen oder auch Musiker*­innen zusammen. »Theater« ist für das Aktionstheater viel mehr als »Dialog auf der Bühne«. Performances, gesprochene Text-Collagen, Aktionen und Experimente kommen dazu. So unterschiedlich die Produktionen des AktionTheaters auch sind, sie bewegen sich immer an der Schnittstelle zwischen darstellender und bildender Kunst. In veränderlichen Gewichtsanteilen tauchen Poesie, Absurdität, Melancholie und Komik in ihren Inszenierungen auf. Das AktionsTheaterKassel hat keinen großen Apparat, sondern eine »wendige Größe«, die vielfältige Kooperationen ermöglicht, Improvisation erfordert und einen kreativen Horizont eröffnet. Die Theatermacher sind: Helga Zülch und Werner Zülch.

HNA, HESSISCH-NIEDERSÄCHSISCHE ALLGEMEINE

PERFORMANCE ................................................ Janna ­H ollo ................................................................... Kate Köhler ............................................................ Marie J. Schröder ............................................................. Svetlana Smertin .......................................................... Viktoria Trow-Poole ................................................................ Markus Schön .............................................................. Michael Werner ................................................................ Werner Zülch DAUER ...................................................... 60 –  70 Minuten

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Eine Produktion von Performancekollektiv LIGNA , Stephan ­A. Shtereff, Informbüro  /   Sofia und Künstlerhaus Mousonturm  /   Frankfurt am Main. Gefördert durch das Nationale Performance Netzwerk (NPN); Koproduktionsförderung Tanz aus den Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien; Szenenwechsel, einem Programm der Robert Bosch Stiftung und des internationalen Theater­instituts; Kulturamt der Stadt Frankfurt am Main; Hessisches ­Ministerium für Wissenschaft und Kunst.


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LIGNA SAMSTAG, 11. MA I • 18.00 UHR

RAUSCH UND ZORN. STUDIEN ZUM AUTORITÄREN CHARAKTER Nationale Wiedergeburt statt Dekadenz! Heldentaten statt faulem Pack! Raus zur autoritären Rebellion! In Europa sind Parteien, die faschistische Herrschaftsformen propagieren, auf dem Vormarsch oder, wie in Ungarn, bereits an der Macht. Für den Islamischen Staat (IS) ist organisierter Massenmord ein legitimes politisches Mittel. Das Medien- und Performancekollektiv LIGNA und die bulgarischen Künstler Stephan A. Shtereff und Emilian Gatsov folgen der Frage, woher die Attraktivität autoritärer Fundamentalpolitik und radikaler Vergemeinschaftung rührt. In RAUSCH UND ZORN bringen sie historische Konstellationen, Theorien und Analysen zur Sprache und vergegenwärtigen aktuelle Entwicklungen, indem sie das Publikum selbst zum zentralen Akteur eines Ereignisses werden lassen. Warum greift das Versprechen demokratischer Gesellschaften nicht mehr? Warum kann autoritäre Herrschaft in Momenten der Krise als Lösung gesellschaftlicher Probleme erscheinen? Welches Begehren verbindet sich mit dem Faschismus? »Eine aufregende und spannende Mischung aus Theorie, Historie und körperlicher Erfahrung.« DEUTSCHLANDFUNK KULTUR

VON UND MIT LIGNA (Produktion, Text, Regie) ................................. Ole Frahm

.............................................................. Michael Hüners .......................................................... Torsten Michaelsen UND ..................................................... Stephan A. Shtereff KONZEPT � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Stephan A. Shtereff BÜHNE � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Sabine Born ­M USIK � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Emilian Gatsov DRAMATURGISCHE BERATUNG � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Anne Kersting PRODUKTIONSLEITUNG � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Mariya ­B arashka DAUER � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 1 Stunde 15 Minuten, ohne Pause

ÜBER DIE GRUPPE Die Gruppe LIGNA existiert seit 1997 und besteht aus den Medien- und Performancekünstlern Ole Frahm, Michael Hüners und Torsten Michaelsen. Unter anderem arbeiten sie im Freien Sender Kombinat (FSK), einem nichtkommerziellen Hamburger Radiosender. Allen Arbeiten von LIGNA ist gemein, dass sie ihr Publikum als zerstreutes Kollektiv von Produzent*innen begreifen. In temporären Assoziationen kann es unvorhersehbare, unkontrollierbare Effekte hervorbringen, die die Ordnung eines Raumes herausfordern.

ÜBER STEPHAN A. SHTEREFF Stephan A. Shtereff ist ein bulgarischer Künstler, Kurator des Theater-Festivals Antistatic, Schauspieler und Produzent der Nacht des Theaters  /   Sofia, Mitbegründer der Tanzplattform Bulgarien und von Nomad Dance Academy Network. Seit 2014 mit Secret Radio in ständiger Kollaboration mit LIGNA .

ÜBER EMILIAN GATSOV Emilian Gatsov ist Komponist mit Lebensbasis in Sofia. Seine Kompositionen beziehen sich auf unterschiedliche Stile und Traditionen und sind durch seine Tätigkeit in unterschiedlichen Feldern wie Theater, Film und Tanz geprägt. Mit der Gruppe LIGNA arbeitete er erstmals 2014 im Rahmen der Produktion Secret Radio.

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Diese Produktion wurde ermöglicht dank: Kulturamt der Stadt Frankfurt am Main, ID_Frankfurt und Z Zentrum für Proben und Forschung, Tanzplattform Rhein-Main, Hessische Theaterakademie, Mousonturm und Frankfurt LAB.


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HICKS & BÜHLER SONNTAG, 12. MA I • 18.00 UHR

DER KLUMPEN Anhäufende, stapelnde, nistende, gruppierende, verknüpfte Körper: Der Klumpen ist die Entstehung des Individuums aus der Masse. Eine Performance über die Freude der Desorientierung, die Herausforderung von Kollaboration und über ein – buchstäbliches – Fußfassen. Mit dem Produktionstitel DER KLUMPEN haben Hicks & Bühler zum ersten Mal mit weiteren fünf Künstlerinnen zusammengearbeitet. Fünf Tänzerinnen, eine Musikerin und eine Licht-Designerin formen eine Vernetzung von Körpern, die sich mit der Aufgabe des »körperlichen Zusammenbleibens« als Einheit auseinandersetzt. In der Organisation der verbundenen Körper, durch die ständig sich verändernde Form und den sich ständig verändernden Rhythmus wird die Suche nach individueller Entscheidung in der Aktion zum Teil bedrohlich, zum Teil auch ironisch erlebt. Veränderungsmechanismen werden hinterfragt, bis durch das Ausschöpfen unterschiedlicher Zustände diese Veränderungen ermöglicht werden. Eine Vielfalt, die auch ein Einzelnes formt, das Individuum zeigt kein Gesicht, hat weder Anfang noch Ende. In den Falten, Wölbungen und Schlitzen sind jedoch auch Gesichter zu erkennen, das Innen wie eine Höhle zeigt weitere Facetten dieser Kollaboration, dieser Teamarbeit.

KONZEPT UND CHOREOGRAFIE ................... Hannah Shakti Bühler UND ............................................................. Laura Hicks

SOUND ......................................................... Baly Nguyen LICHT ....................................................... Camilla Vetters TANZ.................................................. Hannah Shakti Bühler .............................................................. Veronica Garzon .............................................................. Patricia Gimeno ................................................................... Laura Hicks ............................................................... Ilana Reynolds DAUER ............................................. 50 Minuten, ohne Pause

ÜBER DIE GRUPPE Hicks & Bühler ist eine choreografische Zusammenarbeit zwischen Laura Hicks und Hannah Shakti Bühler. Seit Ende ihres gemeinsamen Masterstudiums an der Frankfurter Universität für Musik und Performance 2015 entwickeln sie gemeinsam eine spezifische choreogra­fische Sprache, die philosophische aber auch soziale und politische Fragen auf einer körperlichen Ebene hinterfragt. Auf körperliche Art wollen sie so neue Wege der Zusammenarbeit reflektieren, Genderbeurteilungen hinterfragen und das Publikum so anregen, sich selbst in Frage zu stellen. Das Performancekollektiv lädt unterschiedliche Künstler*innen zur Zusammenarbeit ein. Für DER KLUMPEN stellten sie ein rein weibliches, internationales Team zusammen mit Veronica Garzon, Ilana Reynolds, Patricia Gimeno als Tänzerinnen, Baly Nguyen als Sounddesignerin und Camilla Vetters als Lichtdesignerin.

»Wahnsinnige körperliche Leistung: Fünf Spiele­ rinnen zeigen sich durchgängig als Klumpen auf der Bühne und bewegen sich dabei in verschiedenen Formationen durch den Raum. Das Publikum soll die Schuhe ausziehen und darf sich dann ebenfalls frei im Raum bewegen und die Performance aus verschiedenen Richtungen anschauen. Teilweise wird das Publikum durch den »Klumpen« durch den Raum getrieben; Sprache spielt nur eine kleine Rolle. Das ständige Rätseln, welcher Körperteil zu welcher Schauspielerin gehört, lässt den Zuschauer nicht ruhen.« FLUX-JURY

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HESSISCHE THEATERAKADEMIE MONTAG, 13. MA I • 18.00 UHR

WERKSCHAU Die Hessische Theaterakademie umfasst alle an der Theaterausbildung in Hessen beteiligten Hochschulen und die Hessischen Staatstheater, alle Stadt­theater sowie auch Theater aus BadenWürttemberg und Rheinland-Pfalz. Erhalten Sie einen Einblick in diese Arbeit und sehen Sie in einer dreiteiligen Werkschau die P ­ erformances AUTO­ BIO­GRAPHY OF BLUE und SECHS SKIZZEN ­EINES SELBSTPORTRÄTS sowie das Musikvideo ­LOVELY LOVELY . GESAMTDAUER ......................... 2 Stunden 45 Minuten, mit Pause

AUTOBIOGRAPHY OF BLUE Eine Abschlussarbeit aus dem Masterstudiengang »Choreographie und Performance«, Institut für Angewandte Theaterwissenschaft, Justus-LiebigUniversität Gießen. SECHS SKIZZEN EINES SELBSTPORTRÄTS Ein Projekt aus dem Masterstudiengang »Dramaturgie«, Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft, Goethe-Universität Frankfurt am Main. Die Arbeit wurde aus Mitteln der HTA, des Instituts für TFM und des Förderfonds Lehre der Goethe-Universität gefördert. Die Studierenden danken B ­ oris Nikitin für die Unterstützung bei der Umsetzung ihrer Skizzen und seine wertvolle Kritik und Björn Auftrag für die dramaturgische Betreuung des letzten Feinschliffs. LOVELY LOVELY Ein Film aus dem Studienbereich »Bühnenbild / Szenischer Raum«, Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main. Diese Produktion wurde unterstützt und gefördert durch: Dr. Marschner Stiftung, Theaterhaus Berlin Mitte, Festival der Jungen Talente Frankfurt, Hessische Theaterakademie.

AUTOBIOGRAPHY OF BLUE Farben existieren nicht als fixiertes Element. Warm und kalt, hell und dunkel, sie kennzeichnen Ferne und Nähe, Liebe, Hoffnung, Unschuld und Tod, sie können eine Tiefe haben, Erinnerungen auslösen, sich mit Gerüchen und Klängen verbinden und dennoch: Ihr Wesen ist das Oberflächenphänomen. Zwischen Absorption und Reflexion sind sie niemals an und für sich und je nach Blickwinkel immer verschieden. Wesentlich ist ihre spezifische Erscheinung in Abhängigkeit vom jeweiligen wahrnehmenden Subjekt. Aber was wäre, wenn die Frage danach, wie wir eine Farbe wahrnehmen, umgekehrt werden könnte in eine Imagination darüber, wie eine Farbe uns wahrnimmt? Was sind die Konsequenzen einer solchen imaginativen Übung, in welcher die Farbe die Position des Subjekts und daraus folgend die Position einer Autor*innenschaft einnimmt? In seiner choreografischen Forschungsarbeit AUTOBIOGRAPHY OF BLUE begibt sich Fabrício Belzoff auf die Suche nach dem Wesen der Ober­flächen­­ erschei­­n­ung Blau: Worin es sich zeigt, wie es sich verhält, wie es sich anfühlt, wie es manipuliert, welche Bedingungen es zum Existieren braucht, wie es riecht, wo es zum ersten Mal gesehen wurde. Die Solo-Performance AUTOBIOGRAPHY OF BLUE ist eine mannigfaltige Spekulation dessen, was Blau ist oder sein könnte, eine Untersuchung der unterschiedlichen Strategien, Methoden und Werkzeuge, die notwendig sind, um Blau, oder das, was als solches bezeichnet, empfunden, deklariert und missverstanden wird, endlich für sich sprechen zu lassen.

KONZEPT, CHOREOGRAFIE UND PERFORMANCE ...................................... Fabrício Belzoff DRAMATURGIE ........................................ Florence Ruckstuhl .......................................................... Leander Ripchinsky KOSTÜM UND OBJEKTE ................................. Johanne Schröder TON ......................................................... Antonia Alessia ............................................................. Virginia Beeskow LICHT.................................................... Jost von Harleßem


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SECHS SKIZZEN EINES SELBSTPORTRÄTS

LOVELY LOVELY

Ich. Ist das der Anfang jedes Sprechens? Die Hauptrolle meiner Biographie? Und wie gelingt ein Sprechen über mich selbst, wenn nicht sagbar ist, worin mein Selbst besteht? Ist mein Selbstporträt immer Fiktion, welche Geschichten konstruieren meine Identität, und was bleibt überhaupt zu sagen? Konfrontiert mit Fragen nach der eigenen Biografie und deren Darstellbarkeit erarbeiteten Studierende des Instituts für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Goethe Universität im Rahmen des szenischen Projekts BIOGRAFIE IN REVOLTE unter Anleitung des Schweizer Theaterregisseurs Boris Nikitin Entwürfe ihrer Selbstporträts. Auf der Suche nach Möglichkeiten der Selbstdarstellung entwickelten sich individuelle Wege, das eigene Ich in seiner Verwundbarkeit auszustellen und die Bühne hierfür als Schutzraum zu begreifen. Niktin, der in seinen Arbeiten immer auch die Biografien der Performer*innen mitverhandelt, zielt mit seiner performativen Theaterarbeit auf die Lücke im Ablauf, »in der die eigene Identität, das ›selbst‹, nicht mehr eine unabdingbare Zwangsläufigkeit ist, sondern eine Möglichkeit«. Im Zentrum steht hierbei die Frage nach den Momenten, in denen jemand sich sein Selbstbild aneignet, sich gegen die herrschenden Werte und Normen wendet, sie als veränderbare Fiktionen benennt und damit an die Öffentlichkeit tritt, um in diese einzuwirken und an der vermeintlich fixierten sozialen Wirklichkeit zu rütteln. Oszillierend zwischen Verwundbarkeit und Selbstbehauptung präsentieren sechs Studierende der Studiengänge Dramaturgie und Comparative Dramaturgy and Performance Research ihre Skizzen. Denn wo genau verlaufen die Grenzen eines Selbstporträts und was passiert, wenn jedes »Etwas von sich Preisgeben« uns immer zugleich auch ausstellend in Frage stellt?

Zwischen halbtransparenten Folienbahnen – nicht durchsichtig und noch weniger greifbar – inszeniert NOISE AGAIN ein bewegtes Zerfließen in camouflierenden Oberflächen, das sich auf unsere wiederzugewinnende Kontrolle über die von uns im Netz zirkulierenden Bilder bezieht. Das Zerstückeln und Zusammenstückeln von Körpern und Gesichtern rückt dabei als Methode digitaler Technologien zur Speicherung und Wiedererkennung von Daten über Individuen in den Fokus. Permanent produzieren Technologien und Programme digitale »Schatten« von uns, wenn wir uns durch halböffentliche Räume und Netzwerke bewegen. Doch was, wenn wir uns mit diesen Schatten verbünden? Wenn wir sie nutzen, um bewusst Verschattungen und Verschwommenheiten unseres Selbst zu kreieren und die Sichtbarkeit unseres Ichs aktiv modulieren zu lernen? NOISE AGAIN wagt den Testlauf. Während der Probenphase der Gemeinschaftsarbeit NOISE AGAIN, eines Theaterstücks und Installation, welches Anfang 2018 beim Festival der jungen Talente im Kunstverein Frankfurt gezeigt wurde, entstand der Song LOVELY LOVELY , der später auch Teil der Performance wurde. Gesondert dazu entwickelten die Studierenden ein Musikvideo, das im Rahmen der Hessischen Theatertage als Werkbeitrag der Hessischen Theaterakademie gezeigt wird.

AUS|SAGE|KRÄFTIG........................................ Antigone Akgün � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � (Videoarbeit: Christian Schuller) MEMORISEMENT ........................................ Elena Backhausen HEUTE WIRD EINE SEELE VERKAUFT! ...................... Ia Tanskanen BEHAUPTUNGEN ................................................ Lilly Busch GEMEINSAM GETRENNT .................................... Andreas Fleck ZEITREISEMASCHINE ...................................... Deborah Raulin

REGIE UND PRODUKTION � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Stella Schimmele RAUMINSTALLATION ..................................... Viviane Niebling ............................................................... Michaela Kraft MUSIK UND SOUNDDESIGN.................................... Miró Rabier .................................................................. Mason Rent ............................................................... Peer Neumann SKULPTUR................................................... Yuske Taninaka KÜNSTLERISCHE ASSISTENZ, REGIE UND KOSTÜM ........................................... Lena Appel KOSTÜME............................................................ Ksti Hu CHOREOGRAFIE.......................................... Verena Kutschera PERFORMANCE � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Sophia Bobic � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Anne Gleich � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Maj-Britt Klenke � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Pierre Störig � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Yuske Taninaka

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Eine Produktion von Flinn Works in Kooperation mit den Sophiensælen Berlin und der Tuchlaube Aarau� Gefördert durch die Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa, den Fonds Darstellende Künste, das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst, das Kulturamt der Stadt Kassel, die Gerhard-Fieseler Stiftung und das Goethe-Institut Mumbai


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FLINN WORKS DIENSTAG, 14. MA I • 18.00 UHR UND 20.15 UHR

GLOBAL BELLY THEATERPERFORMANCE ÜBER TRANSNATIONALE LEIHMUTTERSCHAFT

Der unerfüllte Kinderwunsch treibt Paare aus Deutschland und der Schweiz ins Ausland� In Indien, den USA und der Ukraine beauftragen sie Leihmütter, ein Kind für sie auszutragen� Die Wunscheltern umgehen dabei rechtliche Grenzen und betreten moralisches Neuland� Flinn Works hat in allen fünf Ländern recherchiert, um der transnationalen Leihmutterschaft auf den Grund zu gehen: Ist sie ein Segen der Medizin oder Kolonialisierung der Körper? In einem multiperspektivischen Parcours treffen windige Agenturchefinnen auf zufriedene Leihmütter und streitendende Feminist*innen auf liebevolle Wunschväter� GLOBAL BELLY portraitiert Menschen im Leihmutterschaftsgeschäft zwischen grenzenloser Sehnsucht, fein justierter Intimität, heißen Debatten und der kühlen Logik des Marktes�

»Flinn Works haben mit GLOBAL BELLY eine auf­ sehenerregende, kluge und komplexe Arbeit kreiert, die nicht nur ein Thema behandelt, das emotional und existentiell aufgeladen ist wie kaum ein anderes – und deshalb fürs Theater wie gemacht scheint. Aber sie verweist eben auch noch in viel größere Zusammenhänge: Subtil wird am Beispiel des Kin­ derwunsch­Business die Privilegien­Verteilung der Welt ebenso beleuchtet, wie die rasante gesell­ schaftliche Verschiebung ethischer Grenzen.« THEATER HEUTE

REGIE � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Sophia Stepf DRAMATURGIE � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Lisa Stepf RECHERCHE UND TEXT � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Team Global Belly AUSSTATTUNG � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Philine Rinnert MUSIK � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Jörg-Martin Wagner REGIEASSISTENZ � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Elisabeth Lindig TECHNIK � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Susana Alonso ASSISTENZ BÜHNE � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Alice Harrison KOMPANIEMANAGEMENT � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Helena Tsiflidis PERFORMANCE � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Anne Hoffmann � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Matthias Renger � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Sonata � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Lea Whitcher SPECIAL GUEST ON VIDEO � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Crystal Travis DAUER � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 1 Stunde 20 Minuten, ohne Pause BITTE BEACHTEN � � � � � � � � � � � � � � � � � Maximal 30 Zuschauer pro Vorstellung

ÜBER DIE GRUPPE Flinn Works (Berlin / Kassel), ehemals Flinntheater, wird von Sophia Stepf künstlerisch geleitet, in enger Zusammenarbeit mit Lisa Stepf (Konzeption und Netzwerk), Konradin Kunze (Konzeption und Recherche) und Helena Tsiflidis (Kompaniemanagement)� Seit 2009 arbeitet die Kompanie an aktuellen Themen der globalisierten Welt mit feministischen und postkolonialen Fragestellungen� Die Stücke basieren auf intensiver Recherche und nutzen die politischen und ästhetischen Haltungen der internationalen Performer*innen für eine multiperspektivische Dramaturgie� An der Schnittstelle zu Ethnologie, Musik- und Dokumentartheater entstehen Produktionen, die ihre Form als Konsequenz aus dem Inhalt und den spezifischen Talenten des Teams entwickeln� 2009 erhielt Flinn Works den Kasseler Kulturpreis der Wolfgang-Zippel-Stiftung, 2010 war die Produktion INDIA SIMULATOR™ Preisträger der freien Heidelberger Theatertage, wurde zu 100 % Made in Hessen eingeladen und gewann 2011 den Publikumspreis der Freien Szene bei den Hessischen Theatertagen� Nach zahlreichen weiteren preisgekrönten Produktionen war Flinn Works 2017 für den George-Tabori-Preis (Hauptpreis) nominiert� 2018 ist GLOBAL BELLY zum internationalen Impulse Theater Festival eingeladen�

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Eine Produktion von Paula Rosolen / Haptic Hide in Koproduktion mit dem Künstlerhaus Mousonturm im Rahmen der Tanzplattform Rhein-Main. Mit freundlicher Unterstützung des Kulturamts der Stadt Frankfurt am Main. Unterstützt von der FAZIT-Foundation und dem Derida Dance Center Sofia. Mit Dank an Apparat Athens.


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PAULA ROSOLEN / HAPTIC HIDE MITTWOCH, 15. MAI • 18.00 UHR

PUNK ‽ »I wanna be anarchy« – vor 40 Jahren markierte dieses Statement von Johnny Rotten, Sänger der legendären Sex Pistols, den Höhepunkt einer neuen Ära. Der Punkrock war geboren. Und Punk war nicht nur Musik, sondern eine Lebenseinstellung. Er lehnte den status quo aus einem nihilistischen Glauben heraus ab – bekämpfte die Konsumgesellschaft mit ihren Werten und ihrer Ästhetik – und hob stattdessen das Unperfekte und Raue hervor. Was bleibt nun vom Punk, einer Subkultur, deren visuelle Sprache zunehmend den Weg in die Modebranche und die Mainstream-Kultur fand? In ihrem Stück sucht Paula Rosolen – mit Hilfe von angrenzenden Themen in Form von Tanz – nach den Spuren des Punks. Sie geht zurück zu den Wurzeln und filtert seine spezielle Körperlichkeit, seine Bewegungsmöglichkeiten heraus. Ebenso wie in ihren früheren Produktionen findet sie unerwartete Verbindungen und mischt die Punk-Bewegung mit zeitgleichen Entwicklungen des postmodernen Tanzes.

»Punk!? ist als themenzentriertes Stück vor allem gut, weil es sich nicht auf eine Lesart oder einen Assoziationsstrang festlegt. Punk wird hier ebenso als massenkompatibles Pophäppchen dargestellt wie auch als Wunsch nach Selbstzerstörung. […] Punk!? ist sich des Romantisierungsrisikos stets be­ wusst und weiß damit umzugehen. Es entgeht der Eindimensionalität mit einer Mischung aus West Side Story, Drogenrausch und Diskurs.« FRANKFURTER RUNDSCHAU

KONZEPT UND REGIE ....................................... Paula Rosolen MUSIK .......................................................... Nicolas Fehr ............................................................... Nico ­Stallmann KOSTÜME ...................................................... Takako Senda TECHNISCHE LEITUNG ................................ Sebastian Schackert REGIE- / C HOREOGRAFIEASSISTENZ........................ Omar Gordon PRODUKTIONSLEITUNG ........................... Ingrida Gerbutavičiūtė SPECIAL THANKS TO ...................................... J. M. Fiebelkorn TÄNZER*INNEN ............................................ Cindy Hammer ................................................................ Paula Rosolen ............................................................ Douglas ­B ateman ............................................................... Stephan Quinci DAUER ................................................ 1 Stunde, ohne Pause

ÜBER DIE CHOREOGRAFIN Paula Rosolen studierte Tanz an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main und erhielt ihren Master in Choreografie und Performance an der Justus-Liebig-Universität in Gießen. In ihren Choreografien arbeitet sie im Grenzbereich von Tanz, Performance, Musik und Theater. Rosolen verfolgt das Ziel, den Tanz, der der populären Kultur und den weltlichen Aktivitäten innewohnt, sichtbar zu machen, indem sie diese Sujets unter einem bestimmten Gesichtspunkt betrachtet und dann in einen fremden setzt. Sie erhielt den ersten Preis des Wettbewerbs Danse Élargie, der vom Théâtre de la Ville in Paris und dem Musée de la Danse ausgerichtet wurde. Rosolens Arbeiten wurden auf der Deutschen Tanzplattform, dem Künstlerhaus Mousonturm in Frankfurt, dem Frankfurt LAB, dem deSingel Arts Campus in Antwerpen, dem Theaterfestival Basel, dem Théâtre de la Ville Paris, dem Centro Cultural de la Cooperación in Buenos Aires, den Sophiensælen in Berlin, dem ZKM Karlsruhe, dem Museum Wiesbaden, dem Kampnagel in Hamburg, dem DPAC in Kuala Lumpur und dem Dance New Air Festival in Tokio gezeigt. Rosolen hatte Residenzen in Institutionen wie dem K3 Zentrum für Choreographie in Hamburg, Workspace Brüssel, dem Hessischen Staatsballett sowie in der Villa Kamogava des Goethe-Instituts in Kyoto und der Saison Foundation in Tokio.

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Eine Kooperation des Künstlerhaus Mousonturm mit dem Masterstudiengang Choreographie und Performance der Justus-Liebig-Universität Gießen, im Rahmen der Hessischen Theaterakademie. Koproduziert mit dem Programm Departues and Arrivals des Station – Service for contemporary dance, mit Unterstützung des Creative Europe Programms, dem Internationalen Koproduktionsfond des Goethe-Instituts, des ACT – Festival of Independent Theatre, Sofia, dem GoetheInstitut Bulgarien und dem Goethe-Institut Belgrad.


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RAHEL BARRA, IDA DANIEL, ANA DUBLJEVIĆ, FRIDA LAUX UND ZRINKA UŽBINEC DONNERSTAG, 16. MA I • 18.00 UHR

STILL TO COME, a feminist pornscape Während die Kombination der Begriffe für viele immer noch widersprüchlich klingt, hat der feministische Porno in den letzten Jahrzehnten eine immer größere Aufmerksamkeit erreicht. Ziel des feministischen Pornos ist es, anstelle der gleichen alten Stereotype und Vorstellungen eine Diversität von Menschen und Vorlieben aufzuzeigen. Da es von feministischen Pornomacher*innen vorausgesetzt wird, beinhaltet das Arbeiten an femi­ nistischen Pornos faire Arbeitspraktiken- und bedingungen, Respekt gegenüber den Beteiligten und das Streben danach zu zeigen, dass die Per­ former*­innen die Macht über ihre Lust haben – keine feministische Darstellung ohne feministische Produktionsbedingungen. STILL TO COME, a feminist porn­scape, ist ein Experiment, das diese Umformulierungen verkörpert und einbettet, ein Angebot eines kollektiven LiveChoreografieerlebnisses an das Publikum. Dieses Stück durchbricht den antrainierten Blick und öffnet neue Möglichkeiten des Sehens ohne eine gelenkte Blickrichtung. Diese Lücke zielt darauf ab, einen Blick zu erlauben, der anders begehrt. Bewegungen, Texte und Objekte arbeiten mit einem nicht-frontalen Zuschauer*innenraum und einer Zuwendung zu den kleinen Gesten. Die tantrische Dramaturgie erzeugt eine vielschichtige Choreografie der Aufmerksamkeit und schafft dabei Raum für Wendungen und Durchlässigkeit.

KONZEPT UND CHOREOGRAFIE .............................. Rahel Barra .................................................................... Ida Daniel ................................................................ Ana Dubljević ­................................................................... Frida Laux ............................................................... Zrinka Užbinec LICHT UND BÜHNE ......................................... Carina Premer KOSTÜME ...................................................... Silvio Vujičić PRODUKTIONSLEITUNG .............................. Marijana Cvetković PERFORMANCE ................................................ Rahel Barra .................................................................... Ida Daniel ................................................................ Ana Dubljević ............................................................... Zrinka Užbinec DAUER ................................... 1 Stunde 15 Minuten, ohne Pause

ÜBER DIE GRUPPE STILL TO COME, a feminist pornscape ist eine Zusammenarbeit von Rahel

­ arra, Ida Daniel, Ana Dubljević, Frida Laux and Zrinka Užbinec, fünf B Künstler*innen unterschiedlicher Annäherungen an und Hintergründe der Performing Arts. Sie haben sich im Institut für Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen kennengelernt und setzen ihre Arbeit gemeinsam fort.

»Es scheint mir, dass alles im Konzept von Barra, Daniel, Dubljević, Laux und Užbinec nach der Logik des Fetisches funktioniert. Durch die Übertragung von Verlangen bis hin zu dem Punkt, dass es aus­ dieser Logik herausfällt, so dass alles, was in der Pornscape weggelassen wurde, ziemlich bedeu­ tend wird. Eine feministische Pornscape, die noch kommen wird, ist nicht, wie der Titel suggeriert, ein utopischer Ort, sondern der Ort eines Spiels und eines Befragens, in dem verschiedene Elemente pornografischer Vorstellungen koexistieren.«

HANA SIROVICA, KULTURPUNKT ZAGREB


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Die Produktion wurde gefördert vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst und vom Kulturamt der Stadt Frankfurt am Main.


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THEATERPERIPHERIE FREITAG, 17. MA I • 18.00 UHR

ALLAH LIEBT MAN(N) EIN POETISCHER TANZ VON HADI KHANJANPOUR

Eine Musik. Zwei treffen sich. Der eine glaubt. Der andere weiß nicht, was er glauben soll. Doch in der offenen Weisheit des einen erkennt der andere die Ruhe, die er sucht. Er beginnt zu lieben. Nicht nur den Glauben, sondern auch seinen Lehrer. Sprach denn nicht schon Rumi von seinem Geliebten? Eine Geschichte über eine Liebe, die nicht sein darf und doch alles ist. Sehr zart und leise, in Bildern und ohne viel gesprochenes Geständnis, gestehen sich in ALLAH LIEBT MAN(N) zwei Männer ihre Liebe: ihre Liebe zunächst zu Gott und dann irgendwann auch ihre Liebe zueinander. Wer warum den Weg zu Gott sucht, wird bald klar: der eine aus Verlorenheit, der andere aus Überzeugung. So wird der eine zum Meister des anderen, ohne dass es jemals um Hierarchien geht. Es geht ums Voneinanderlernenwollen. Und irgendwann eben um Liebe. Die Bühne ist vollkommen leer, die beiden Männer sind alleine gelassen mit ihrem Glauben, ihrer Religion, ihrem Gott und ihrer Liebe zueinander, von der sie das Gefühl haben, sie dürfe vielleicht nicht sein. Doch nie wird es ausgesprochen, das Verbot. Es ist nur so ein Gefühl. Ja, vielleicht sind sie ganz alleine auf der Welt. Nur ein Musiker ist noch bei ihnen, der ihre Geschichte teils kommentiert, teils mit seinen klagenden, freudigen, melancholischen, fröhlichen und dann wieder traurigen Klängen vorantreibt.

REGIE UND TEXT ....................................... Hadi Khanjanpour CHOREOGRAFIE ................................... Katharina Wiedenhofer MUSIK ........................................................ Ashkan Hasiri PERFORMANCE ....................................... Amin Biemnet Haile ................................................................ Ashkan Hasiri ............................................................. Oliver Konietzny DAUER ............................................. 55 ­M inuten, ohne Pause

ÜBER DIE GRUPPE theaterperipherie ist ein freies Ensemble aus Frankfurt am Main. Knapp 40 Vorstellungen im Jahr zeigt das Theater in seiner Spielstätte, dem Titania in Bocken­heim. 2008 von Alexander Brill zur Aufführung von Lutz Hübners EHREN­S ACHE gegründet, arbeitet theaterperipherie seit elf Jahren an Inszenierungen zu gesellschaftlichen Themen »der Peripherie« und hat sich dabei vor allem auf die professionelle Theater­arbeit mit Laien­dar­steller*­innen spezialisiert. Neben inzwischen fünf Premieren pro Spielzeit hat das Ensemble auch ein festes Standbein in der ästhetischen Bildungsarbeit und führt unter den verschiedensten Themenbereichen großangelegte Theaterprojekte mit Schulen und anderen Bildungsinitiativen durch. 2019 erhielt theaterperipherie den Frankfurter Kinder- und Jugendtheaterpreis Karfunkel »für seine herausragende Theaterarbeit«.

ÜBER DEN REGISSEUR Hadi Khanjanpour ist seit Gründung bei theaterperipherie dabei, war dort zunächst Darsteller und erarbeitet inzwischen nahezu in jeder Spielzeit eine Inszenierung als Regisseur. Seine erste Inszenierung KAMELIONS wurde mit dem Jurypreis der Hessischen Theatertage 2015 ausgezeichnet.

Eine Inszenierung »der leisen Töne und wenigen Worte« / »atemberaubend intensive […] Körper­ lichkeit« / »große emotionale Wucht« / »mit viel Fingerspitzengefühl« / »angenehm unaufdring­ liche(n) Musik« / »starke Wirkung« / »wunderbar aus­differenzierte(s) Bewegungsrepertoire« FRANKFURTER RUNDSCHAU

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»THE ALIENS ist ein einfühlsames und außergewöhnlich schönes neues Stück […] Durch die kleinen ­Details und Randnotizen lernen wir die Grundfesten dieser Freundschaft kennen, die sich auf einem ge­ meinsamen Gefühl allgemeiner Entfremdung gründet.« CHARLES ISHERWOOD, THE NEW YORK TIMES


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STAATSTHEATER KASSEL SAMSTAG, 18. MAI • 20.15 UHR

THE ALIENS VON ANNIE BAKER DEUTSCHSPRACHIGE ERSTAUFFÜHRUNG

Der Hinterhof eines Cafés in Vermont, Anfang Juli. Es ist der Treffpunkt zweier Männer in den Dreißigern, die hier über Poesie und Musik diskutieren. KJ hat das College geschmissen, Jasper die High School nie beendet. Ihre einstige Band, deren Name The Aliens (einer unter fünfzig anderen) nach dem Gedicht von Charles Bukowski lautete, hat sich aufgelöst. Nun schreibt Jasper an einem Buch. Als der 17-jährige Evan seinen neuen Nebenjob im Café antritt, beschließen die beiden, ihm alles beizubringen, was sie wissen. Und das ist nichts weniger als alles über Liebe, Tod und wie diese beiden Gegenpole untrennbar und unvorhersehbar mit dem Leben verbunden sind. Annie Baker, von der bereits in der Spielzeit 2017 /  18 das Pulitzer-Preis gekrönte Stück IM KINO (THE FLICK) im tif zu sehen war, zeichnet in ihrem »zarten und außerordentlich feinen« Stück (Charles Isherwood, The New York Times), drei unangepasste Charaktere und ihre Sehnsüchte. Ist man denn nun ein verkanntes Genie oder nicht? Und wenn nein, gesteht man es sich ein oder hält man an seinen Träumen fest? In aller Stille erfährt der Zuschauer durch kleinste Details und Nebensätze die grundsätzlichsten Dinge über die Freundschaft der Figuren, die auf dem gegenseitigen Sinn für ihre Andersartigkeit und Entfremdung beruht. Man wird in die Welt der drei gesogen. Und die ist poetischer und aufregender als man sie in einem Hinterhof vermuten würde.

INSZENIERUNG ........................................... Sebastian Schug BÜHNE UND KOSTÜME ...................................... Christian Kiehl MUSIK .................................................... Thorsten Drücker DRAMATURGIE ............................................... Petra Schiller BESETZUNG Jasper...................................................... Stephan Schäfer KJ .......................................................... Artur Spannagel Evan........................................................ Tim Czerwonatis

ÜBER DEN REGISSEUR Sebastian Schug arbeitete bereits während seines Regiestudiums an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch an den Berliner Sophiensælen, am Tron Theatre in Glasgow und zeigte BUNDESREPUBLIK NASH­­V ILLE von Jan Friedhoff im 3. Stock der Volksbühne, Berlin. In den Spielzeiten 2007  /   08 und 2008  /   09 war er fester Hausregisseur am Theater der Stadt Heidelberg, und inszenierte am Theater Bremen und am Schauspielhaus Wien. Seit 2004  /  05 inszeniert Sebastian Schug regelmäßig am Staatstheater Kassel, zuletzt die deutschsprachige Erstaufführung von Annie Bakers IM KINO (THE FLICK).

ÜBER DAS THEATER Das Staatstheater Kassel ist ein Drei­spartenhaus mit Musiktheater, Schauspiel, Tanz, Kinder- und Jugendtheater sowie einem umfangreichen Konzertprogramm. Mit ca. 500 Mitarbeiter*innen entstehen unter Leitung des Intendanten und Schauspieldirektors Thomas Bockelmann pro Jahr rund 30 Neuproduktionen.

AUSSER KONKURRENZ Diese Inszenierung nimmt nicht am Wettbewerb um die Preise der Hessischen Thea­tertage 2019 teil.

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DAS FESTIVALZELT DAS FESTIVALZELT � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 54 FACHKLASSE »VIRTUELLE REALITÄTEN« DER KUNSTHOCHSCHULE KASSEL

I WOULD PREFER NOT TO – WIDERSTÄNDIGE KÖRPER � � � � � � � � � � � � � � 58


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DAS FESTIVALZELT Das Festivalzelt auf dem Friedrichsplatz hat während der Hessischen Theatertage täglich für Sie geöffnet. Am 11. Mai wird das kostenlose Programm – noch vor den offiziellen Reden am Abend – bereits ab 11.00 Uhr beginnen. Neben einem Veranstaltungsort soll das Festivalzelt eine Begegnungsstätte zwischen dem Publikum und den Theatermacher*­innen aus ganz Hessen bieten. Eine BAR lädt zum Verweilen und zu Gesprächen ein. In einer FOTOECKE können ausgefallene Masken und Perücken anprobiert und auf Selfies festgehalten werden. Im Anschluss an die Vorstellungen im Schauspielhaus gibt es moderierte PUBLIKUMSGESPRÄCHE mit den Beteiligten und der Möglichkeit für Nachfragen. Musikalische Intermezzi und Partys runden das Programm am Abend ab. Auch das junge und junggebliebene Publikum soll nicht zu kurz kommen: Das JUST (Junges Staatstheater) belebt das Festivalzelt mit vielen Aktionen zum Mitmachen und Zuschauen, zu erkennen an der kleinen Rampensau neben dem Titel.

PROGRAMMAUSWAHL Das Programm wird kontinuierlich bis zum Beginn der Hessischen Theatertage ergänzt. Eine aktuelle Übersicht finden Sie unter www.hessischetheatertage2019.de. SAMSTAG, 11. MAI • 11.00 UHR

M ÄRCHENSTUNDE: SCHEHERAZADE UND DIE GROSSEN TRÄUME Eine kurze Reise musikalischer Art zu den fantasievollen Geschichten Scheherazades aus dem Orient. Zu hören gibt es vertonte Geschichten vom Meer, von waschechten Seefahrern, exotischen Händlern, Königen und klugen Prinzessinnen. Also für einen Moment Augen zu und Ohren auf zum Träumen – die Reise beginnt! MIT Laura Wikert • Thomas Hof

SAMSTAG, 11. MAI • 19.00 UHR

REVIEW HESSISCHE THEATERTAGE. P ALLE STÜCKE IN 45 MINUTEN. Erhalten Sie vorab Einblick in alle Stücke, die bei den Hessischen Theatertagen auf dem Programm stehen. Etwas improvisiert und leicht gekürzt. MIT dem ImproSpielClub des JUST • LEITUNG Thomas Hof

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SAMSTAG, 11. MAI • 20.30 UHR

I WOULD PREFER NOT TO – WIDERSTÄNDIGE KÖRPER Videopräsentation und Gespräch mit der Fachklasse »Virtuelle Realitäten« der Kunsthochschule Kassel. Es werden in Anwesenheit der Studierenden und des Künstlers und Professors, Bjørn Melhus, 13 Kurzfilme zu sehen sein.  Weiterlesen auf S. 58 SAMSTAG, 11. MAI • 22.30 UHR

10 FRAUEN. EIN MUSIKALISCHER ABEND 10 Frauen möcht ich sein, 10 mal zur selben Zeit; 10 Frauen möcht ich sein und immer noch wärs nicht genug … Alte und neue Chansons über die Liebe, von Hollaender bis Depenbusch. MIT Anna Kubin, Schauspiel Frankfurt • Klaus-Lothar Peters, Klavier


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SAMSTAG, 11. MAI • 23.30 UHR

SONNTAG, 12. MAI • 22.30 UHR

ERÖFFNUNGSPARTY Feiern mit DJane Isa Rude aus Berlin.

PREMIERENFEIER LIVE-MUSIK Es wird fetzig: Feiern Sie mit der Schauspielband »Premieren­feier« bei einer bunten M ­ ischung aus Rock und Pop, darunter Evergreens von Bruce Spring­steen, AC / DC, The Clash und Vielen mehr.

SONNTAG, 12. MAI • 11.00 UHR

THEATERFRÜHSTÜCK Wir laden dazu ein, sich bei einer Tasse Kaffee oder Tee (für beides ist gesorgt!) auszutauschen und zu diskutieren. Alles, was gemeinsam verzehrt wird, müssen Sie – genau wie wir – bitte selbst mitbringen. SONNTAG, 12. MAI • 12.00 UHR

LESUNG: »OH, WIE SCHÖN IST PANAMA« Reisen Sie mit dem kleinen Tiger, dem kleinen Bären und der Tigerente nach Panama, ins Land der Träume. Denn »Wenn man einen Freund hat, … braucht man sich vor nichts zu fürchten.« MIT Thomas Bockelmann, Intendant des Staatstheaters Kassel

SONNTAG, 12. MAI • 15.00 UHR

LESEN FÜR BIER MEETS THEATER Bringen Sie Ihre Lieblingstexte mit: Liebesbriefe, Tagebucheinträge, Gedichte oder Monologe, Ihrer Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Das Applausometer entscheidet, wer ein (alkoholfreies) Bier gewinnt: Text oder Lesender. »Lesen für Bier« wird verstärkt durch Schau­spieler*­innen des Ensembles.

MIT Hagen Bähr • Marius Bistritzky • Janis Knorr • Konstantin Marsch • Lukas Umlauft

MONTAG, 13. MAI • 21.30 UHR

RUM & WODKA VON CONOR MCPHERSON Überfordert mit der Familienvaterrolle, in die er mit 20 hineingeschlittert ist, selbst noch ein halbes Kind, flüchtet sich der Mann in den Alkohol. Seinen langweiligen Job wirft er hin und betrinkt sich erstmal. Das schöne Wochenende endet im Bett einer anderen Frau. Sonntagnachts kriecht er wie ein kranker Hund nach Hause, steht am Bett seiner beiden schlafenden Kinder – und kann seine Existenz nicht mehr ertragen. MONOLOG MIT Lukas Umlauft

DIENSTAG, 14. MAI • 17.00 UHR

O FFENE PROBE Seien Sie dabei, wenn der TheaterMusikSpielClub für sein neues Stück BOXES probt und erleben Sie erste exklusive Einblicke. MIT dem TheaterMusikSpielClub des JUST • LEITUNG Sabine Koller

MIT Nils Früchtenicht, Lesen für Bier • Meret Engelhardt • Hagen Bähr

MITTWOCH, 15. MAI • 11.00 UHR

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I M TRAUM SCHWEBEN THEATERERLEBNIS für Kinder ab 3 Jahre Eine kleine, feine, zauberhafte Reise ins Land der Träume und die Frage, wie man im Dunkeln funkeln kann. MIT Enrique Keil • Janek Vogler • Georgy Vysotsky


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MITTWOCH, 15. MAI • 15.00 UHR O FFENER WORKSHOP: THEATER FÜR ALLE – »JEDER KANN SPIELEN« Theaterspiele, Stimmübungen und andere Gimmicks aus dem theaterpädagogischen Koffer sollen Lust aufs Theaterspielen machen. Offen für jedes Alter und jede Vorerfahrung. LEITUNG Sabine Koller • Thomas Hof

MITTWOCH, 15. MAI • 21.30 UHR

TANZIMPROVISATIONEN Lassen Sie sich überraschen von mehreren fünfbis achtmi­nü­tigen Tanzimprovisationen von Tänzer*­ innen der Tanzcompagnie des Stadttheaters Gießen. Gelegenheit zum Selbsttanzen bekommen Sie im Anschluss auf der Tanzfläche. MIT der Tanzcompagnie des Stadttheaters Gießen

DONNERSTAG, 16. MAI • 17.00 UHR

OFFENE PROBE ZUM MITMACHEN Geschichten aus dem Nichts: Probieren Sie mit uns gemeinsam einen Zeh ins kalte Wasser der (Schauspiel-) Improvisation zu halten – oder springen Sie voll rein! Sie brauchen nur eine Voraussetzung zu erfüllen: Sagen Sie JA zum Spiel. MIT dem ImproSpielClub des JUST • LEITUNG Thomas Hof

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DONNERSTAG, 16. MAI • 21.00 UHR

ROBIN DAMM & BAND LIVE-MUSIK Gerade zurück aus Irland, mit zwölf Songs im Gepäck, traf Robin den Drummer Lukas im Institut für Musik, Kassel. Seitdem ist viel passiert … Bass, Keys und eine weitere Gitarre kamen hinzu. Neben mehreren Konzerten in Kassel und Umgebung sind die Fünf dieses Jahr auch beim »Weltmusikfestival in Rudolstadt« zu hören. »B O D Y« ist sowohl Titel, als auch Thema ihrer ersten EP . Sie handelt von der Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper, von Sinnlichkeit und Weiblichkeit. Robins Musik reicht dabei von frischen, energetischen Soul-Songs bis hin zu fragilen Singer-Songwriter-Konstruktionen. MIT Robin Damm • Lukas Prelle • Annika Rink • Tim Koglin • Tillmann Bross

FREITAG, 17. MAI • 9.30 UND 14.00 UHR

INTER DIE KULISSEN – H THEATERFÜHRUNG Kommen Sie mit uns an unbekannte Orte im Staatstheater Kassel, an denen unter fachkundiger Begleitung Einblicke und kleine Geheimnisse preisgegeben werden. Vielleicht erhaschen Sie einen Blick auf noch unveröffentlichte Bühnenbilder und Kostüme – und erfahren, dass im Theater Fliegen ganz einfach möglich ist. FREITAG, 17. MAI • 19.00 UHR

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… UND DER REGEN RINNT« » M USIKALISCH-LITERARISCHE EINDRÜCKE ÜBER THERESIENSTADT Mit Liedern von Ilse Weber und Hans Krása, gesungen vom Jugendchor CANTAMUS des Staatstheaters Kassel. LEITUNG Maria Radzikhovskiy


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FREITAG, 17. MAI • 22.30 UHR

SAMSTAG, 18. MAI • 18.00 UHR

CAROLIN WEBER UND DIE FLUGBEGLEITER LIVE-MUSIK Wo ist der Himmel? Diese Frage lässt sich leicht beantworten. Doch was ist der Himmel überhaupt? Ein abwechslungsreicher und humorvoller Abend mit Gedichten und Liedern, mit Live-Musik über die Liebe, das Sterben, die Luftfahrt, Engel, Gott und die Versuchung.

MA FLEUR LIVE-MUSIK Mit einer Stimme, die mehr nach großer Bühne als Provinz klingt, entwirrt er lyrisch die Irrwege zwischen Romantik und alltäglichem Struggle. Oft geht es nicht um das große Ganze. Aber eben auch nicht nur um persönliche Befindlichkeiten. Vielmehr um Zwischentöne und kleine Beobachtungen; Dinge, die gern unberechtigt unter den Tisch fallen.

MIT Carolin Weber, Stadttheater Gießen • Philipp Lampert • Florian Neuber • Karl-Heinz Weber • Volker Seidler

MIT Tobias Kolle

SAMSTAG, 18. MAI • 23.00 UHR SAMSTAG, 18. MAI • 14.30 UHR

SNEAKPEAK VON »BOXES« Bekommen Sie Einen Einblick in die neue Produktion des TheaterMusikSpielClubs. Komplizierte Algorithmen übernehmen für uns im täglichen Leben und im weltweiten Netz oft die Sortiervorgänge und Entscheidungen. Bei jedem Klick werden wir sortiert und neu gruppiert. Aber in welche Kategorie? Eine Versuchsanordnung mit Publikum.

ABSCHLUSSPARTY Zur Feier der Preisträger spielt die Schauspielband »Premierenfeier« Kulthits von poppig bis rockig und im Anschluss steht DJane Tarot aus Kassel an den Turntables. MIT DJane Tarot • Hagen Bähr • Marius Bistritzky • Janis Knorr • Konstantin Marsch • Lukas Umlauft

MIT dem TheaterMusikSpielClub des JUST • LEITUNG Sabine Koller

SAMSTAG, 18. MAI • 16.00 UHR

PODIUMSDISKUSSION »Freie Szene und institutionelles Theater: was sie voneinander lernen können« Es diskutieren für Sie: Ute Bansemir, Leiterin der freien Gruppe theaterperipherie aus Frankfurt, Lina Zehelein, Leiterin der Abteilung Mitmachen und Vermittlung am Staatstheater Darmstadt und Teil des Theaterbeirats Frankfurt, Jan-Sebastian Kittel, Theaterreferent Hessens, Thomas Bockelmann, Intendant Staatstheater Kassel. Moderiert von der Kulturjournalistin und Jurorin der Hessischen Theatertage 2019, Ruth Fühner.

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FACHKLASSE »VIRTUELLE REALITÄTEN« DER KUNSTHOCHSCHULE KASSEL SAMSTAG, 11. MAI • 20.30 UHR • FESTIVALZELT 12. MAI BIS 18. MAI • GANZTÄGIG • TIF-FOYER

I WOULD PREFER NOT TO – WIDERSTÄNDIGE KÖRPER FILMPROGRAMM KURATIERT VON BJØRN MELHUS UND KERSTIN HONEIT

»Ich möchte lieber nicht«, mit dieser schlichten Bemerkung beginnt der Melville’sche Schreiber Bartleby bekanntermaßen seinen minimalinvasiven Protestzug der Verweigerung gegen eine sich zunehmend durch den Kapitalmarkt formende Leistungsgesellschaft Mitte des 19. Jahrhunderts. Bemerkenswert an Hermann Melvilles Roman ist nicht nur die ungebrochene Aktualität der hier formulierten Kapitalismuskritik, sondern auch die ungewöhnlich zeitgemäße Form mit der Romanheld Bartleby protestiert – durch kleinste Gesten. Man denke nur an den »Standing Man«, den Künstler Erdem Gündüz, der 2013 auf dem Taksim-Platz in Istanbul nur durch sein stundenlanges Stillstehen gegen die Beschneidung der Meinungsfreiheit in der Türkei protestiert und so eine riesige Öffentlichkeit erzielt hat. Kleine und größere Gesten des Protests zeigen auch die Studierenden der Fachklasse »Virtuelle Realitäten« der Kunsthochschule Kassel in ihrem Filmprogramm. In Szenarien spätkapitalistischer Absurdität intervenieren die Student*innen mit wider­ständigen Körpern. Diese nicht nur mensch­ lichen Körper formulieren Forderungen gegen Selbst­­optimierungswahn, Geschlechternormierung,

humane Dominanzkultur, digitale Überwachung und für das Recht auf richtig dreckige Jeans. Nach der Präsentation des kompletten Programms im Festivalzelt am 11. Mai um 20.30 Uhr werden einzelne Arbeiten während der Hessischen Theatertage im tif-Foyer zu sehen sein.

DEAR SYSTEM.......................................... Alejandra Montoya SLOW DOWN................................................. Paula Godínez STASTRIPTEASE........................................ Beryl Kappelmann GRENZEN, MAUERN, ZÄUNE *............................ Adina Schinauer MEN IN JEANS *.............................................. Sophie Hilbert WIE ERKENNE ICH EINEN MANN / EINE FRAU AUF DEN ERSTEN BLICK? RIKES TUTORIAL ................... Rike Suhr YOU SAY I’M A TOY 1 *.................................. Kerstin Rupprecht STILL UNTITLED – WAY OF LISTENING............... Yuyen Lin-Woywod I SEE YOU SEE ME *......................................... Thea Drechsler GO WITH THE FLOW *..................................... Elpiniki Gelagoti ZU SCHWEIGEN IN UNRUHIGEN ZEITEN *.......... David von der Stein SOFA *.............................................. Charles-Arthur Feuvrier EVENTUALLY BEYOND MY CAPABILITIES .......... Johanna Brummack * im tif-Foyer ausgestellt

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WEITERE SPIELORTE


WEITERE SPIELORTE

INFORMAT IONEN KARTEN UND ABOS � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 62 ERÖFFNUNG � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 63 PUBLIKUMSGESPRÄCHE � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 63

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K   ARTEN UND ABOS EINTRITTSKARTEN Schauspielhaus � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 8 bis 28,50 Euro tif � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 13 Euro Festivalzelt � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � Eintritt frei HNA-Abonnent*innen erhalten nach Vorlage ihrer Abocard zwei Eintrittskarten zum Preis von einer.

ABONNEMENTS Die Dauerkarten für die Hessischen Theatertage 2019 Abo Schauspiel und Tanz im Schauspielhaus � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 42 Euro Abo Freie Szene im tif � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 36 Euro Kombi-Abo (14 Vorstellungen) � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 56 Euro

Kartentelefon � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 0561.1094-222 Abotelefon � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 0561.1094-333 Online-Tickets � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � www.staatstheater-kassel.de

ÖFFNUNGSZEITEN DER THEATERKASSE Montag bis Freitag � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 10.00 bis 18.00 Uhr Samstag � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 10.00 bis 15.00 Uhr

ÖFFNUNGSZEITEN DES ABOBÜROS Dienstag bis Samstag � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 10.00 bis 13.00 Uhr Dienstag bis Freitag � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � � 16.30 bis 18.00 Uhr


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E   RÖFFNUNG B   EGRÜSSUNG 11. MAI • 20.00 UHR • SCHAUSPIELHAUS

Thomas Bockelmann INTENDANT DES STAATSTHEATERS KASSEL Ayse Asar STAATSSEKRETÄRIN IM HESSISCHEN MINISTERIUM FÜR WISSENSCHAFT UND KUNST Christian Geselle OBERBÜRGERMEISTER DER STADT KASSEL Noch vor den offiziellen Reden am Abend hat das Festivalzelt auf dem Friedrichsplatz bereits ab 11.00 Uhr für Sie geöffnet.

P   UBLIKUMSGESPRÄCHE Im Anschluss an diese Vorstellungen finden Publikumsgespräche mit Beteiligten der Produktionen statt:

IM FESTIVALZELT 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17.

MAI • 22.00 UHR MAI • 22.10 UHR MAI • 20.55 UHR MAI • 23.00 UHR MAI • 21.05 UHR MAI • 23.20 UHR MAI • 22.00 UHR

RÄUBER. SCHULDENREICH 2666 WERKSCHAU SCHADE, DASS SIE EINE HURE WAR AUFTAUCHER MARIA STUART / ULRIKE MARIA STUART WILLKOMMEN

IM TIF-FOYER 11. MA I • 19.20 UHR 12. MAI • 19.00 UHR 14. MAI • 19.20 UHR 21.35 UHR 15. MAI • 19.10 UHR 16. MAI • 19.25 UHR 17. MAI • 19.10 UHR

RAUSCH UND ZORN. STUDIEN ZUM AUTORITÄREN CHARAKTER DER KLUMPEN GLOBAL BELLY GLOBAL BELLY PUNK ‽ STILL TO COME, a feminist pornscape ALLAH LIEBT MAN(N)

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B   ILDNACHWEIS S. 2 Uwe Köhler · S. 3 Harry Soremski · S. 4 Nils Klinger · S. 5 Caroline Brandão · S. 8 Birgit Hupfeld · S. 9 Michael Hudler · S. 10 Lena Obst · S. 11 Andreas Eikenroth · S. 12 Neven Allgeier · S. 13 Nils Klinger · S. 14 Gina Tiotitsa · S. 18 Robert Schittko · S. 21 Nils Heck · S. 22 Karl Monika Forster · S. 24 Rolf K. Wegst · S. 26 Katrin Schander · S. 28 Rolf K. Wegst · S. 30 Edward Wadsworth · S. 34 Gerd Hausmann · S. 36 Jörg Baumann · S. 38 Mili November · S. 40 Johanna Malm · S. 41 l. Christian Schuller · S. 41 r. Robert Schittko · S. 42 Alexander Barta · S. 44 Jörg Baumann · S. 46 Marija Piroshki · S. 48 Anne Bolick · S. 50 Christian Kiehl (Bühnenbildmodell und Foto) · S. 56 Klasse »Virtuelle Realitäten« der Kunsthochschule Kassel

IMPRESSUM HERAUSGEBER Staatstheater Kassel · Friedrichsplatz 15 · 34117 Kassel INTENDANT Thomas Bockelmann GESCHÄFTSFÜHRENDER ­DIREKTOR Dr. Frank Depenheuer REDAKTION Patrizia Schuster GESTALTUNG Daniel Pfeifer DRUCK Druckerei Hesse, Fuldabrück

April 2019 · Änderungen vorbehalten



WWW.HESS ISCHETHEATERTAGE 2019.DE


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