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„Das Match des Jahrhunderts“

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Liebes Publikum!

Liebes Publikum!

Das Musical ‚Chess‘ erzählt von den Schach- und Winkelzügen der Weltpolitik.

bucht. Doch dann einigte man sich auf einen separaten Raum ohne Zuschauende, in dem die unerlässlichen Kameras geräuschlos im Verborgenen installiert wurden. Prompt siegte Fischer über Spasski. In den insgesamt 21 der ursprünglich angesetzten 24 Partien siegte Fischer siebenmal, elf Runden endeten im „Remis“, also bequemen Sessels für Spasski wie ihn Fischer von Anfang an genoss – pikanter Weise importiert aus den USA. Vor allem aber war es Fischers aggressive Spielweise, die Spasski irritierte. „Er ist mir wie ein Fisch aus den Händen geglitten“, beschrieb er die Situation später und gehörte nach der letzten Partie zu jenen, die dem ameri- sie nolens volens gekämpft hatten: Der einst so gefeierte Hoffnungsträger Spasski wurde von den enttäuschten sowjetischen Funktionären derart drangsaliert, dass er für lange Zeit nach Frankreich auswanderte, ehe er 2012 wagte, wieder nach Moskau zurückzukehren, wo er – mittlerweile 86jährig –noch heute lebt. Bobby Fischer unentschieden, drei Runden nur gewann der amtierende Weltmeister. Er scheiterte letztlich an seinen Nerven, die der unberechenbare Amerikaner gehörig strapazierte. Zu den zermürbenden Nebenschauplätzen gehörte auch eine Diskussion über die Beschaffenheit der beiden Ledersessel, in denen die Spieler saßen: Sie endete nach der sechsten Runde mit der Anschaffung einen ebenso kanischen Sieger beeindruckt applaudierten.

Gründen fragwürdige Turnier zog für ihn schwerwiegende Konsequenzen nach sich: Mit seiner Teilnahme an diesem Schachturnier hatte der Amerikaner gegen das Jugoslawien-Embargo der USA verstoßen, sodass umgehend ein Haftbefehl gegen ihn ausgesprochen wurde. Zuvor hatte er noch auf einer Pressekonferenz mit einem polemischen Rundumschlag gegen Amerika und die Sowjetunion, gegen Kommunisten, Presse und Israel auch die letzten Sympathien verspielt. Er hielt sich acht Jahre lang versteckt in Budapest, fristete anschließend ein ruheloses Dasein zwischen Japan und den Philippinen und fand 2005 politisches Asyl in Island, wo er wenige Jahre später an einem Nierenleiden starb.

Bobby Fischer hatte es geschafft, die seit 1946 ungebrochene russische Schach-Vorherrschaft zu beenden und strich das bis dato höchste Siegergeld aller Zeiten ein.

Doch mit der Meisterschaft war das politische Spiel noch lange nicht am Ende und beide Kontrahenten wurden letztlich Opfer des Kalten Krieges, in dessen Dienst

Aus Asche zu Asche

Der Feuervogel flattert derzeit durch Ballett und Familienkonzert.

Ein fantastisches Wesen ist er, dieser Vogel, dessen ewiger Kreislauf ihn immer wieder in Flammen aufgehen lässt. Je nach Kulturkreis wird das Wesen u. a. als Phönix, Fenghuang (China), Benu (Ägypten), Simurgh (Persien), Garuda (Hinduismus) oder auch Feuervogel (Slawien) bezeichnet. Dabei variieren die Beschreibungen z. B. bezüglich des Federkleids oder des Lebenszyklus’; doch die Idee eines friedfertigen Wesens, das aufgrund seiner Fähigkeit zur Wiedergeburt quasi unsterblich ist, zieht sich durch die verschiedenen Kulturen.

Heutzutage bezieht sich der Begriff ‚Phönix‘ meist auf einen adler- oder pfauähnlichen Vogel mit flammendem Federkleid, doch das war nicht immer so: Schon im alten Ägypten existierte die Vorstellung, dass der Totengott Benu in Gestalt eines Reihers (anfänglich einer Bachstelze) bei der Schöpfung der Welt auf dem Urhügel erschienen war. Während des Tages war er ein Reiher, in der Nacht wandelte er sich im Jenseits – der Duat – zum Falken, um bei Sonnenaufgang als Reiher neu geboren zu werden. Später wurde Benu entweder als Verkörperung des Sonnengottes Re angesehen oder als Seele des Osiris’. Der Aspekt der Wiedergeburt ist die be- kannteste und bedeutendste Eigenschaft des Phönix’. Viele Religionen griffen sie auf, um sie in ihrer Weise zu deuten: So galt der Phönix in der Spätantike als Symbol der Unsterblichkeit, während die Christen ihn als Sinnbild der Auferstehung betrachteten. wiederum verkraftete Ruhm und Rummel so wenig, dass er sich aus der Öffentlichkeit zurückzog. Nachdem der Eiserne Vorhang gefallen war, trafen sich Spasski und Fischer 1992 – mitten im Jugoslawienkrieg – noch einmal auf der kleinen montenegrinischen Insel Sveti Stefan zu einer aus der freien Wirtschaft großzügig finanzierten Revanche. Wieder gewann Fischer, doch das aus mehreren

Für den ‚Chess‘-Librettisten Tim Rice war die Weltmeisterschaft 1972 die Inspiration zur Stückfindung – doch betonte er immer wieder, dass es ihm nicht um die Nacherzählung eines historischen Ereignisses ging, sondern um das grundsätzliche Miteinander vom Strategiespiel der Weltpolitik und dessen Kollision mit individuellen Interessen, bzw. Leidenschaften. Nicht ohne Zynismus führt er dabei die Mechanismen von Presse, Seilschaften, Merchandising oder Bürokratie vor – und wurde zweifellos durch reale Gegebenheiten beeinflusst : Vor allem der unkalkulierbare Charakter von Bobby Fischer war für den Musical-Amerikaner Freddy geradezu eine Steilvorlage … ST

Der chinesische Fenghuang wiederum ist der Herrscher über die Vogelwelt und symbolisiert Yin und Yang. In Verbindung mit dem chinesischen Drachen Long, der gemeinhin als das männliche Element des „kaiserlichen Paares“ dargestellt wird, übernimmt er den weiblichen Teil. Die Federn des Riesenvogels Simurgh enthalten magische Kräfte, die verlorene Zauberkräfte zurückgeben und heilend wirken können. Als vernunftbegabtes

Wesen soll der Simurgh sogar mit Menschen sprechen können. Halb Mensch, halb Adler und zugleich Reittier des indischen Gottes Vishnu ist der Garuda. Er ist ein Feind der Schlangen und wird als Schlangentöter bezeichnet.

Der Feuervogel, der Vogel also, den Strawinsky in seinem Ballett vertonte, war häufiger Gegenstand in Märchen: Helden wurde aufgetragen, entweder eine Feder des Feuervogels oder direkt das ganze Tier nach Hause zurückzubringen. Fawkes, der Phönix des HogwartsSchulleiters Albus Dumbledore vereint einige der Eigenschaften, die die verschiedenen Kulturen ihren fantastischen Vögeln zusprachen: Er hat ein feuerfarbenes Gefieder und übernatürliche Stärke, die es ihm erlaubt, Menschen in seinen Krallen tragend zu transportieren. In der ‚Kammer des Schreckens‘ unterhalb von Hogwarts legt er sich mit einem Basilisken, einer riesigen Schlange, an und hilft, diesen zu besiegen. Seine magischen Tränen sind das einzige Heilmittel gegen das Gift des Basilisken.

Ob Phönix oder Feuervogel: Magisch und schillernd inspiriert er nun im Staatstheater Tanz und Konzert. MT

Das queer-feministische Straßentheaterspektakel

,Sheroes‘ ist zurück. Einen der ersten warmen Tage des Jahres durfte das Team der Theaterproduktion in Jever verbringen, wo das Mariengymnasium dieses Jahr sein 450jähriges Jubiläum feierte und dafür unter anderem die Produktion ,Sheroes‘ einlud. Zwei Jahrgänge der Oberstufe konnten so das Theaterspektakel auf dem Innenhof der Schule erleben und sich spielerisch mit den Heldinnen der Vergangenheit und Gegenwart, feministischen Themen, der Gleichberechtigung und biologischen Themen auseinandersetzen. Dieser Termin stellte den Auftakt für die Proben von der neuen Episode des Straßentheaters dar.

Den gesamten Mai über bereitet e das Team aus neun Personen aus den verschiedensten Arbeitsfeldern des Staatstheaters die zweite Ausgabe des queer-feministischen Straßentheaterspektakels vor. Aufbauend auf den vielen Acts und Spielen der ersten Episode entwickelte das Team von Sheroes #2 in gemeinsamen Proben neue Konzepte und bearbeitet neue Themenfelder. Dafür versucht das Team eine offene neue Form des Probens zu realisieren, die so hierarchiearm wie möglich das Erarbeiten von eigenen Ideen und Themen voraussieht. Niemand

Mehr Heldinnen*

Das queer-feministische Straßentheaterspektakel ,Sheroes‘ kehrt mit einer zweiten Ausgabe zurück.

wurde für die Produktion besetzt, sondern alle Beteiligten haben sich mit Interesse, Ideen und Konzepten für die Beteiligung an Sheroes #2 gemeldet. Alle Beteiligten erarbeiten unabhängig von den Jobs, die sie am Theater haben, die eigenen Inhalte, suchen sich Partner:innen unter den Sheroes je nach Interessensschwerpunkt. Veronique Coubard, die Teil des Teams ist, beschreibt die Vorteile des gemeinsamen Arbeitens wie folgt:

Ich mag es, mich mit Themen zu beschäftigen, die abseits der Norm sind und für die man sonst im Theateralltag wenig bis keine Zeit hat. Es macht Spaß, eigene Ideen zu realisieren und zu den Themen zu recherchieren, auf die ich Lust habe. Ich finde es spannend, Menschen Themen näher zu bringen, von denen ich annehme, dass sie vielleicht noch keine Berührungspunkte damit hatten, oder dass sie ihnen einfach im Alltag weniger begegnet sind.

So entstehen viele verschiedene kleine Szenen, Spiele und Informationsmöglichkeiten rund um die Themen des Stückes, die für die Vorstellungen, je nach Abkömmlichkeit der Sheroes am Theater, variiert werden können. So finden sich für jede Vorstellung – einem kleinen queer-feministi-

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