Stadtgeflüster Januar

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-1INTERVIEWS | VERANSTALTUNGEN | MONATSMARKT DEINS! | Ausgabe 01 | Season 11 im Januar 2016 | Das Interviewmagazin vom

ATZE SCHRÖDER Man stirbt nur einmal

FRANK HOPPMANN

Je suis Nussbaum

ANN-PAULIN SÖBBEKE Alles Käse


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Fast Forwort

Inhaltsverzeichnis MAN STIRBT NUR EINMAL ...................... Seite 04 Atze Schröder ALLES KÄSE .................................................. Seite 12 Ann-Paulin Söbbeke LEBENSRETTER IN GRÖSSTER NOT S���� Seite 16 Dr. Nardos Hölscher, Prof. Dr. Uta Dirksen, Dr. Thomas Dirksen und Dr. Daniela Kiski

Liebste Leserin, lieber Leser, werter Münsteraner, als unsere wunderbare Autorin Sonja den wunderlichen Atze Schröder kennenlernte, war sie nackt. Das ist einige Jahre her – seitdem sind unheimlich viele Klamotten an- und ausgezogen worden. Doch an diesen Abend kann sich Atze gut erinnern, das verbindet nämlich, wie er sagt. Aus den versprochenen fünfzehn Minuten Interviewzeit sind so mal eben achtzehn geworden. Wozu ein Laib so alles gut ist ... ... wissen wir nicht erst seit unserer unglaublichen Begegnung der Atzensart, sondern auch durch den Besuch bei Ann-Paulin Söbbeke. Sie hat nämlich bei der Hafenkäserei Söbbeke den Hut auf – und das aus gutem Grund: Ihre Gene können einfach nicht ohne den Käse.

MÜNSTER, EINE FAHRRADSTADT? ...... Seite 24 Rainer Hoveman DIE WÜRDE DES KINDES IST UNANTASTBAR ................................... Seite 30 Dieter Kaiser DIE SELTENEN ............................................. Seite 40 Dr. Tom Wahlig JE SUIS NUSSBAUM .................................... Seite 44 Frank Hoppmann DES ADLERS FLUGPROBLEME ................ Seite 52 Carsten Gockel

Ein ganz anderes Thema, aber mindestens genauso bedeutsam: die Arbeit von Dr. Tom Wahlig. Um seinen Beruf zu erklären, reicht es nicht zu sagen, er sei Arzt. Schon mal von Dr. House gehört? Genau. Das ist sein Job. Noch eins: Preußen Münster sorgt einmal mehr für Schlagzeilen – diesmal nicht mit dem Aufstieg, dem Stadion oder ähnlichen Wiederholungswünschen, sondern den Veränderungen, die ein Trainerwechsel mitten in der Saison bedeutet. Und darum hat Tom mal eben mit Carsten Gockel geschnackt. So viel und doch nicht alles: Einen tollen Januar wünsche ich! Thorsten

TOP-EVENTS .......................................... Seite UMWELT ................................................. Seite JOBCHANCEN ....................................... Seite START INS REISEJAHR ....................... Seite NEUES AUS MÜNSTER .......................... Seite KULTUR & FREIZEIT ........................... Seite GLOSSAR/IMPRESSUM ....................... Seite

60/60 61/61 62/63 64/64 65/65 66/67 68/69


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Atze Schröder Kömodiant, berühmter Lockenträger


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Tanja spricht mit Atze Schröder über Männer, Frauen und den Weltuntergang Atze kann tief reinhorchen und lustig rauslassen. Voll und ganz, mit Herz und Verstand. Er ist witzig und spontan und weiß, was er damit anstellen kann. Gerade in der heutigen, oft düsteren Social-Network-Zeit. Atze treibt die Dinge auf die Spitze, spricht Ungeliebtes an und versprüht dabei die berühmt-berüchtigte „Atzelustigkeit“. Sein Publikum darf lachen und dabei quasi aus Versehen was begreifen. Gleichmacherei duldet er auf seiner Timeline nicht, für ihn zählt jede Meinung. Ein ganzer Kerl, dem ich gerne zuhöre.

MAN STIRBT NUR EINMAL

Mahlzeit, Atze. Fünfzehn Minuten haben wir jetzt Zeit. Ja, toll, oder? Bist du jetzt zu hundert Prozent Atze – oder auch ein wenig dein privates Ich? Ach Sonja, weißte, die Übergänge sind da so fließend. (Lacht) Du hast auf jeden Fall den ganzen Kerl! Na, das ist ja perfekt. Weiß der ganze Kerl noch, dass er mich mal nackt gesehen hat? Wie? Echt? Wo?

verrückten Performance. Krass, ich erinnere mich. Das war ´ne lustige Zeit. Wenn uns das nicht verbindet, dann weiß ich auch nicht ... Zwanzig Jahre ist das her. In dieser Zeit ist richtig viel Scheiße passiert auf der Welt. Ja schon, aber oft ist so was nur ein Gefühl. Vor zweitausend Jahren hatten die Menschen schon dieselben Gedanken.

Vor zwanzig Jahren in Münster. Was hast du da gemacht? Warst du da ein Baby, oder was?

Was für Gedanken? Alle hatten Schiss, dass die Welt untergeht. So sollte man da lieber nicht dran gehen. Wenn du jammerst und sagst: „Ach Atze, eines Tages werden wir alle sterben!“ Dann sag ich zu dir: „Ja, Sonja, aber an allen anderen Tagen nicht!“

Vielen Dank für das Kompliment! Nee, wir waren im Jovel. Steffie Stephan hat Discojubiläum gefeiert und du warst mit deiner Band „The Proll“ da. Ich war Teil einer

Oh ja, das ist schön. Aber lass mich doch weiter schlechte Stimmung verbreiten! Na gut, aber nur weil ich dich schon so lange kenne. (Lacht)


Deal. Also, trotzdem hat sich leider vieles konkret zum Negativen verändert. Thema Fremdenfeindlichkeit. Das Internet bietet eine riesige Plattform für Wut- und Hasskommentare. Das kriegst auch du zu spüren, oder? Ja, das stimmt. Die Sozialen Netzwerke geben den Leuten schon viele Möglichkeiten, zu polarisieren. Aber das ist ja auch okay. Kommt nämlich immer drauf an, wie man damit umgeht. Wie gehst du damit um? Für mich ist es total wichtig, die Menschen nach wie vor zu erreichen. Auch die mit den krasseren Kommentaren. Ich bin seit zwanzig Jahren als Komiker in Deutschland dabei, sehe es auch ein bisschen als Verpflichtung, Dinge anzusprechen, die den Leuten Angst machen – um es mal freundlich auszudrücken.

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Wie machst du das? Indem ich weiterhin sehr, sehr lustig bin. (Lacht)

» im netz gibt es keine graustufen mehr – nur noch extreme. « Lustig und scharf? Ja, beides. Schärfer allemal, aber es steht im Vordergrund, dass weiter gelacht wird. Das ist ja auch die vornehmste Aufgabe eines Komikers. Witze zu machen, die vielleicht hart sind, aber über die man trotzdem lachen kann. Und darum geht es ja in erster Linie. Im Moment erleben viele Leute Angst vor der Zukunft. Lachen kann das lindern. Wenn es irgendjemandem nicht gefällt, was ich erzähle, ist das halt so. Trotzdem musst du mit Reaktionen im Netz klarkommen, musst das alles lesen. Das Traurige ist, dass es im Netz keine Graustufen mehr gibt, nur noch Extreme. Auf der Bühne ist das anders, da kann ich das ansprechen.


Fotos: Pressefotos

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Mag Polarisation nicht nur bei seiner Brille: Atze Hast du das schon mal gemacht? Ich habe das immer mal wieder gemacht, aber sehr dezent. Wie kommt das an? Echt gut. Es gab in den letzten Jahren viele verschiedene Stimmungslagen im Land, aber da ich ein recht treues Publikum habe, machen die das gut mit. Es gibt natürlich immer mal welche, die abspringen und neue, die dazukommen.

Könntest du dich überhaupt von „unangenehmen“ Fans trennen, außer auf Facebook? Haha, nee. Aber ein Publikum ist immer ein Abbild der ganzen Gesellschaft, da ist immer alles dabei. Siehst du das eher als Chance oder als Fluch? Ach, ich empfinde das sogar als Segen. Du musst doch auch mit allen Menschen klarkommen!


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Aber ich kann mit nervigen Leuten Schluss machen; einfach, weil sie näher an mir dran sind. Das kannst du bei tausenden von Fans nicht mal so eben ... Das stimmt, aber ich finde es eigentlich auch gut und spannend, Leute auf meiner Timeline zu lassen, deren Meinung ich nicht teile. Warum? Einfach um die anderen Meinungen zu hören. Wenn du alles eliminierst, was dir nicht passt, ist das auch ´ne Art Gleichmacherei. Wo ist deine Grenze? Das weiß ich ehrlich gesagt nicht genau. Ich halte eigentlich eine Menge aus. Gut, wenn so richtig extrem gehetzt wird … Aber auch da überlege ich so zehnmal, bevor ich mir sage: „So, jetzt ist es auch gut!“ Ich denke, dass es meine Grundeinstellung den Menschen gegenüber ist. Ich beobachte erstmal eine ganze Zeit. Vielleicht auch, um jedem eine Chance zu geben, sich zu entwickeln. Wenn sich dann aber herausstellt, dass auf Dauer nichts Konstruktives kommt, keine Argumente, nix, dann ist auch bei mir Schluss. Wenn Til Schweiger voll aus dem Bauch heraus über Flüchtlinge und andere politische Themen spricht, ist das sinnvoll? Ob das sinnvoll ist, weiß ich nicht, aber mutig ist es auf jeden Fall! Er hält das ja dann auch alles aus. Der muss echt viel aushalten. Ja. Aber seine Grundausrichtung ist schon stark. Dass er sich sagt, scheiß drauf, ich mach das jetzt, ich beziehe Stellung zu Dingen, die daneben laufen! Da hat er alle meine Sympathien und sogar mein Herz. Herz hat auch Angela Merkel in der sogenannten Flüchtlingskrise für sich entdeckt. Hättest du damit gerechnet? Nee, auf die hätte ich nicht getippt. Das hat ja viele überrascht und einige deiner Kabarettkollegen in arge Bedrängnis gebracht.

Ja, stimmt. Man konnte gar nicht mehr so richtig schimpfen. Aber man findet immer noch genug. Das Wichtigste ist, dass durch so etwas die Diskussion angeregt wird. Vorher wurde ja gar nicht genug über diese Dinge gesprochen. Sollte jeder Prominente immer wieder die Chance nutzen, über aktuelle politische Themen zu sprechen? Ja, unbedingt. Und vor allem konstruktiv! Man muss damit aufhören, die Leute immer sofort in die linke oder rechte Ecke zu stellen.

» ich halte einiges aus. « Das bemängeln die Menschen auch immer wieder in Interviews, zum Beispiel bei den Pegida-Märschen. Sie sagen, sie wären keine Nazis, aber … ! Eigentlich müsste man mit ihnen irgendwie ins Gespräch kommen. Aber wie? Genau, das wäre wirklich das Wichtigste. Ich habe bei Markus Lanz gesagt, dass ich derzeit so viele E-Mails bekomme, in denen die Leute das beklagen. Sie fühlen sich in Ecken gedrängt und nicht ernstgenommen. Hier müsste ein offener Dialog her. Bist du sicher, dass der gemeine Pegida-Mitläufer oder so mancher AfD Wähler wirklich dazu bereit wären? Die sagen zu ungeliebten Themen, die wären gelogen – Stichwort „Lügenpresse“. Eine politische Diskussion wird immer schwierig sein. Deshalb müssen Politiker Nerven wie Drahtseile haben. Ihnen wird ständig vorgeworfen, korrupt oder unfähig zu sein. Da kann ich nur sagen, dass die Politiker durchaus hart arbeiten. Man kann nicht im Hauruckverfahren, wie im Hollywoodfilm, die ganze Welt ändern. Syrien plattmachen und Flüchtlinge auf höchstem Niveau versorgen.


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Ja, nee, is klar ... So wird das nicht funktionieren. Das lässt sich letztendlich nur auf politischer Ebene lösen. Und durch Kommunikation in allen Bereichen. Comedians mit Schärfe und Politiker im Dialog? Genau. Und die Privatleute? Machst du im Privaten auch was? Ja, da bin ich hochinteressiert und engagiert.

Dann gucken wir mal, wie das in Zukunft so alles weitergeht. Die Leute sollten einfach nicht so viel Angst haben und sich das Fremde bekanntmachen? Genau. Sehr gut! Angst speist das alles. Da sind wir wieder am Anfang unseres Gespräches, als Komiker kann ich den Leuten durch das Lachen die Angst nehmen. Perfekt. Fall gelöst.


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Ich habe noch eine letzte Frage. Ich habe nämlich eine Wette laufen. Schieß los!

Oh ja. Super. Und dann ziehe ich mir auch was an. ◊◊◊

Kommen mehr Frauen oder mehr Männer in deine Programme? Ich tippe auf mehr Frauen. Die meisten glauben, dass mehr Männer kommen, aber es sind tatsächlich sechzig Prozent Frauen und vierzig Prozent Männer im Publikum – die Frauen kaufen die Karten und schleppen die Kerle mit. Die Frauen wollen, dass ihre Männer das mit dem Fremdgehen mal endlich auf die Reihe kriegen? Ja, scheint so. Bei diesem Programm sind die Frauen echt meistens in der Überzahl. Hat mir sehr gut gefallen, was du so erzählt hast. Ja, sehr gerne. Sonja, dann demnächst vielleicht mal Auge in Auge.

INFO

Atze Schröder … ist irgendwann Mitte der Neunziger Jahre auf die deutsche Comedywelt gekommen. Davor kannte man ihn nur als Sänger der Kultband „The Proll“. Seine Bühnenprogramme heißen unter anderem: „Mutterschutz“ oder „Lecker“, „Schmerzfrei“ oder aktuell „Richtig Fremdgehen“ – und auch im Kino und Fernsehen ist er seit zig Jahren vorne dabei. Es bleibt also spannend – und alles Atze! atzeschroeder.de


Fotos: Sabine Roters

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Ann-Paulin Söbbeke Käsefrau von Münster

Sabine rückt Ann-Paulin Söbbeke auf den Laib Ende der Neunziger Jahre wurde die alte Molkereizentrale Münster in das Wolfgang Borchert Theater umgebaut. Somit verschwand die Milch aus Münster. Jetzt ist sie an den Hafen zurückgekehrt. Doch wer denkt, dahinter steckt ein gestandenes Mannsbild, liegt falsch. Vor mir sitzt Ann-Paulin Söbbeke, die Geschäftsführerin der Hafenkäserei. Eine zierliche junge Frau, die mit Leidenschaft und Können dem Käse eine Seele verleiht.

ALLES KÄSE


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Mit Ringelshirt und Wollmütze sehen Sie eher wie ein Leichtmatrose aus, als wie eine Molkereifachfrau, wenn ich das so sagen darf. Klar dürfen Sie. Wie viele Mützen haben Sie denn im Schrank? Mmh, ich glaube, es sind etwa 20 Stück. Aha, dann sind Mützen also Ihre große Leidenschaft, neben Käse, meine ich. Ja, auf jeden Fall. Ich trage selbst im Sommer Mützen. Die meisten halten mich zwar für verrückt, aber mein Kopf will einfach nicht mehr „oben ohne“ (Lacht) Wenn Sie mit so viel Leidenschaft Mützen tragen, vermute ich, dass Sie mit ebenso viel Leidenschaft Ihren Käse herstellen, oder? Definitiv. Gehen Sie so weit und behaupten, Ihr Käse hat eine Seele? Selbstverständlich! Schließlich wird mein Käse von Hand hergestellt. Jeder Laib schmeckt anders. Bei mir ist jeder Käse ein Individuum. Steht ja auch drauf: „100 % handgekäst“. Es kommt demnach keine einzige Maschine zum Einsatz? Doch, aber nur anfangs, wenn die Milch angeliefert wird und in den Kessel kommt. Sobald der Käse in seiner Laibform ist, arbeiten wir ausschließlich mit vollem Körpereinsatz. Wie viele Käselaibe hegen und pflegen Sie zurzeit? Im Moment sind das ca. 650 Laibe, die geschmiert und gewendet werden wollen. Und das machen Sie ganz allein? Nein, nein. Zurzeit sind es vier fleißige Hände, die sich darum kümmern. Meine sowie die von meinem Mitarbeiter. Und wie viele Laibe haben Sie schon insgesamt hergestellt?

Jeder Käse bekommt von uns eine Caseinnummer. So können wir immer sagen, wie viele Laibe wir hergestellt haben. Wir sind bei Nr. 1619 – und nach dem Motto „JUNGFERNFAHRT“ sind bereits die ersten Käse in See gestochen, sie haben die Hafenkäserei verlassen. Ein Gouda sowie ein Gouda mit Bockshornklee aus biologischem Anbau. Wie sieht es Weihnachten aus? Können Sie Ihren Käse ein paar Tage alleinlassen oder haben Sie einen Pflegeservice engagiert? Glücklicherweise übernimmt mein Mitarbeiter die Pflege. Ich habe dann endlich mal Zeit, in den Urlaub zu fahren. Lassen Sie mich raten. Snowboarden in den Bergen? Ja, richtig! Woher wissen Sie das? (Lacht)

» Wir arbeiten ausschließlich mit vollem Körpereinsatz. « Reines Bauchgefühl. Sehen Sie sich als Frau Antje aus Münster? Nee, weniger. Ich bin eher die Käsefrau aus Münster. So hat mich zumindest Oberbürgermeister Lewe genannt. Und ich finde, „Käsefrau“ passt auch gut zu mir. Wie alt sind Sie eigentlich? 29 Upps, das ist sehr jung. Sind Sie in Deutschland dann die jüngste Geschäftsführerin einer Schaukäserei? Ja, ich glaube schon. Woher kommt der Berufswunsch? Haben Sie als Kind zu oft Heidi gesehen? Ich habe früher wirklich gerne Heidi geschaut, aber damit hat das nichts zu tun. Ich komme aus einer Molkereifamilie und habe, so gesehen, die Liebe zum Käse mit der Mutter-


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Say cheeeeeeeese! milch aufgesogen. Ich habe es als Kind schon immer geliebt, wenn wir zur Oma in die Molkerei gefahren sind – und aus dem Kühlhaus Vanillemilch geholt haben. Aber es gab auch einen beruflichen Umweg, habe ich gehört. Stimmt, zwischen meiner Ausbildung zur Molkereifachfrau und meinem Molkereimeisterlehrgang habe ich noch eine Ausbildung als Fotografin absolviert. Die kreative Zwischenphase konnte ich zwar genießen, aber meine Gene können nicht ohne den Käse … (Lacht) Sie stellen Gouda mit Bockhornklee her. Welchen Wein empfehlen Sie dazu?

Rotwein. Aber um ehrlich zu sein, in das Thema muss ich mich noch reinfuchsen. Aber als Käsefrau können Sie unseren Lesern doch bestimmt einen Tipp geben, wie man Stinkekäse richtig lagert, damit er nicht sofort aus dem Kühlschrank fliegt, oder? Tja, da hilft nur eine Tupperdose. Ein anderes Rezept habe ich leider auch nicht. „Make cheese, not war“, steht auf Ihrer Käsetüte. Warum? Ich sehe da keinen Zusammenhang. Doch doch. Es ist doch viel friedfertiger, einen Käse mit den eigenen Händen herzustellen, als mit Gewehren auf Menschen zu


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schießen! Also: Make cheese, not war! Ganz einfach! Wo können wir Ihren Käse kaufen? Seit Dezember bieten wir unseren Werksverkauf an. Mittwochs von 15.00 bis 19.00 Uhr und samstags von 9.00 bis 13.00 Uhr. Weitere Anlegestellen gibt es zurzeit noch nicht. Wir fangen ja gerade erst an … Im Laufe des nächsten Jahres werden dann aber weitere Anlegestellen folgen. Auf Facebook spinnt ihre Hafenkäserei ziemlich viel Seemannsgarn. Das kann ich auch. Also, wahr oder falsch: Milch macht müde Männer munter. Wahr! Ganz klar! Nein, leider falsch. Echt?

» Meine Gene können nicht ohne den Käse. « Ja. Denn Milch an sich hat keinen anregenden oder gar leistungssteigernden Effekt. Im Gegenteil. Der hohe Gehalt an Tryptophan in der Milch scheint für eine schlaffördernde Wirkung verantwortlich zu sein. Weiter im Text: Ein Bundesbürger verzehrt statistisch rund 5,8 Kilogramm Hartkäse im Jahr. Wahr oder falsch? Falsch. Richtig! Was schätzen Sie denn? Ich schätze, so 1,6 Kilogramm. Nein, statistisch waren es 2014 sogar 2,8 Kilogramm. Was muss denn eine Käsefrau besonders gut können? Ich finde, das Wichtigste ist, die Arbeit zu lieben. Mit Leidenschaft Produkte aus Milch herstellen zu wollen. Lust am Herumexperimentieren zu haben. Im Moment stelle ich

zwar nur Gouda her, aber meine „Kreativen“ kommen spätestens im nächsten Jahr. Ich freue mich jetzt schon darauf, in der Versuchsküche im kleinen Käsekessel neue Sachen auszuprobieren. Und verraten Sie uns auch, was? Nein, tut mir leid. Das ist natürlich ein Betriebsgeheimnis. Womit starten Sie denn in den Tag? Mit Kaffee. Was? Kein Glas Milch? Nein, aus dem Alter bin ich raus. Mittlerweise brauche ich einfach einen Kaffee, schwarz und süß. Was hat die Bio-Molkerei Söbbeke mit der Hafenkäserei zu tun? Gut, dass Sie mich das fragen! In der Presse kommt das oft falsch rüber. Ich komme zwar aus der Familie, aber die Hafenkäserei hat geschäftlich gar nichts damit zu tun. Die ist ganz allein mein Baby. ◊◊◊

INFO

Ann-Paulin Söbbeke Die Dame ist Molkereimeisterin und die Geschäftsführerin der Hafenkäserei in Münster. Mit ihr ist am Kreativ-Kai eine Schaukäserei entstanden. Hier können Käseliebhaber Einblick in die Produktion nehmen, Käse probieren und kaufen. Daneben sind Ausstellungen, Vorträge und Käseseminare geplant. hafenkaserei.de


Dr. Nardos Hölscher, Prof. Dr. Uta Dirksen, Dr. Thomas Dirksen und Dr. Daniela Kiski Mitglieder von Archemed

Ulrich spricht mit Dr. Nardos Hölscher, Prof. Dr. Uta Dirksen, Dr. Thomas Dirksen und Dr. Daniela Kiski über ihre Arbeit in Eritrea Archemed heißt eine kleine Nicht-Regierungsorganisation (NGO), die ausschließlich in Eritrea humanitäre Hilfe leistet. Genau gesagt: medizinisch-humanitäre Hilfe für Kinder. Darüber hinaus gibt es eine Reihe einzelner kleiner sozialer Archemed-Projekte für Kinder und Mütter. Insgesamt leistet Archemed damit das mit Abstand größte humanitäre Hilfsprogramm in dem bitterarmen Land am Roten Meer. Viele der ausschließlich ehrenamtlichen Mitarbeiter kommen aus Münster.

Lebensretter in größter Not

Fotos: Pressefotos

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Entwicklungshilfeminister Müller ist gerade heute, genau wie eine Reihe von Archemed-Mitarbeitern, von seinem Staatsbesuch aus Eritrea zurückgekehrt. Es war der erste Staatsbesuch eines hohen deutschen Politikers seit 20 Jahren. Wird ein neues Kapitel in den Beziehungen mit Eritrea, dem so massive Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen werden, aufgeschlagen? Prof. Dr. Uta Dirksen: Ich bin jetzt gerade erst seit zwei Stunden zurück in Münster. Hinter mir liegen zwei Tage, prall gefüllt mit intensiven Gesprächen mit eritreischen und deutschen Politikern in der Hauptstadt Asmara. Präsident Isayas Afewerki hat die deutsche Delegation persönlich empfangen. In einem langen Dialog zwischen Dr. Müller, dem Präsidenten sowie Mitgliedern der Regierung ging es vor allem auch darum, auszuloten, wie man die Lage der Menschen in dem bitterarmen Land verbessern kann. Es sind von deutscher Seite erste positive Signale gesendet worden, und es gibt eine Vereinbarung für weitere Gespräche, in denen Fragen der Menschenrechte vertieft werden sollen. Insgesamt ein großer, erster Schritt zur Wiederaufnahme einer Zusammenarbeit.

Wie lässt sich die humanitäre Lage aus eurer Sicht in kurze Worte fassen? Prof. Dr. Uta Dirksen: Eritrea zählt zu den ärmsten Ländern der Welt. Sicherlich gibt es dort massive humanitäre Probleme, schließlich kommen ja viele der afrikanischen Flüchtlinge aus Eritrea zu uns. Zur Lage der Menschenrechte dort möchte ich als Ärztin auf einen sonst wenig beachteten Punkt hinweisen: Zu den Eckpfeilern der Menschenrechte zählt auch das Recht auf Gesundheit. Eritrea bietet seinen Bürgern kostenlosen Zugang zur medizinischen Versorgung der wichtigsten Krankheiten. Die Millenniumziele der Weltgesundheitsorganisation, Senkung der Kinderund Müttersterblichkeit um 2/3 seit 1990, hat Eritrea als einziges afrikanisches Land, vor allem durch konsequente Aufklärungs-, Impf-, sowie Hygienekampagnen, erreicht. Dann ist ja alles bestens, sodass man sich getrost neuen Aufgaben zuwenden kann … Prof. Dr. Uta Dirksen: Das wäre zu schön, um wahr zu sein … Mit Archemed feilen wir neben der Betreuung der jungen Patienten vor allem daran, vor Ort ärztlichen und pflegerischen Nachwuchs auszubilden. Das tun wir, damit diese jungen Menschen zukünftig kom-

Hoffnung für die Kinder Eritreas


petent und effektiv arbeiten, und so die humanitäre Lage in Eritrea mit ihren Möglichkeiten vielleicht selber verbessern können. Von dieser Hilfe zur Selbsthilfe hat sich Minister Müller jetzt ein Bild gemacht? Prof. Dr. Uta Dirksen: Minister Müller hat in der eritreischen Hauptstadt Asmara eine von uns und unseren dortigen Partnern organisierte Frühgeborenen-Intensivstation sowie das „IOCCA“ (internationales OP-Zentrum für Kinder in Asmaram Anm. d. Red.) besucht. Vor Ort operieren diverse Archemed-Chirurgieteams aus europäischen Kliniken. Sie teilen sich im Rotationsverfahren die beiden OP-Säle sowie die angeschlossene Kinder-Intensivstation für die frisch Operierten untereinander auf. Neben uns Archemed-Mitarbeitern hat


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Das Savannenidyll trügt ... Minister Müller dort in diesen Tagen vor allem vor Ort mit den jungen Patienten und ihren Angehörigen gesprochen. Ich hatte den Eindruck, dass er sich am liebsten noch länger mit ihnen unterhalten hätte.

» Zu den Eckpfeilern der Menschenrechte zählt das Recht auf Gesundheit. « Gibt es im IOCCA auch Münsteraner Mitarbeiter?

Dr. Daniela Kiski: Ein kinderkardiologisches Team mit verschiedenen Münsteraner Ärzten, Schwestern und Pflegern um die Oberärzte Dr. Stege und PD. Dr. Kehl und mir reist seit Jahren regelmäßig mit einem kinderherzchirurgischen Team um Dr. Urban (Ehem. Chefarzt des Deutschen Kinderherzzentrum St. Augustin, Anm. d. Red.) ins IOCCA. Wir überwachen und pflegen auf einer kleinen Kinderintensivstation gemeinsam mit unseren eritreischen Kollegen die frisch operierten Patienten. Ist der medizinische Alltag auf der Kinderintensivstation in Asmara denn mit der Situation, wie ihr sie in der Uniklinik in Münster erlebt, vergleichbar? Dr. Daniela Kiski: Einerseits: Ja, natürlich!


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„Sobald wir das Personal vor Die Erkrankungen sind ja die gleichen, mit denen wir es auch hier zu tun haben. Und die Erfolgsraten sind durchaus mit denen von europäischen Spitzenzentren vergleichbar. Es gibt in der gesamten afrikanischen Subsahara-Zone kein anderes Zentrum, in dem derart komplizierte Eingriffe durchgeführt werden können, wie dies teilweise im IOCCA geschieht. Andererseits erleben natürlich auch wir oftmals die schwierige Versorgungssituation im Land. Nicht selten fällt plötzlich der Strom aus, sodass es auch schon mal zu gefährlichen Situationen gekommen ist. Unsere Techniker arbeiten daran, dass wir die medizinischen Geräte zum unmittelbaren Schutz der Patienten mehr und mehr ohne Abhängigkeit vom eritreischen Stromnetz betreiben können. Das funktioniert inzwischen immer besser.

Wie seid ihr persönlich auf Eritrea und Archemed gekommen? Dr. Nardos Hölscher: Meine Familie stammt ja aus Eritrea. Als ich eines Tages in der Uniklinik einen Chemotherapiecocktail für einen krebskranken Jungen zusammenmischen sollte, fiel mir dessen vermutlich eritreischer Name auf: Sened. Da habe ich mal auf der Kinderkrebsstation angerufen, mich erkundigt. Auf diese Weise habe ich Uta, die ja dort als Ärztin für Kinder mit Blut- und Krebserkrankungen arbeitet, kennengelernt. Uta hat Sened das Leben gerettet, indem sie ihn zur chemotherapeutischen Behandlung seines bösartigen Lymphknotenkrebses nach Münster geholt hat. Eine Therapie in Eritrea wäre nämlich nicht möglich gewesen.


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halbes Jahr später, im Laufe meiner nächsten Eritrea-Reise im Frühjahr 2012, eine Biopsie durchgeführt. Unter improvisierten Bedingungen, nämlich in der Pathologie der Klinik, haben wir Sened ohne Betäubung mit einer langen Nadel eine Gewebeprobe entnommen, die in Münster untersucht wurde. Am Ende stand die Diagnose „Morbus Hodgkin“. Sicher hätte Sened damit ohne Chemotherapie keine Überlebenschance gehabt. Weil die jedoch in Eritrea nicht möglich war, haben wir ihn privat zu uns nach Deutschland geholt. Das war formal alles andere als einfach, es hat über ein Jahr gedauert, bis er am Ende, in einem erheblich fortgeschritteneren Stadium seiner Erkrankung, endlich hier war.

» Ohne Chemotherapie hätte der Junge keine Überlebenschance gehabt. «

Ort geschult haben, können wir loslegen.“ Prof. Uta Dirksen: Ja, das ist richtig – wenngleich das Ausfliegen von Patienten keine Maßnahme ist, die über Archemed organisiert wird, da unsere Organisation auf Hilfe vor Ort setzt. Es war somit eher eine private Initiative, bei der Archemed aber sehr hilfreich war. Wie ging das damals vor sich? Prof. Dr. Uta Dirksen: Sened war damals zwölf. Er klagte schon längere Zeit über Nachtschweiß, Gewichtsabnahme sowie geschwollene Lymphknoten im Brustbereich. Die Schwellungen waren tastbar und im Röntgenbild deutlich sichtbar. Eine vor Ort durchgeführte medikamentöse Behandlung der wahrscheinlichsten Krankheitsursache für dieses Symptom, Tuberkulose, schlug nicht an. Aus diesem Grund haben wir ein

Und jetzt wollt ihr Krebsmedizin in Eritrea möglich machen? Dr. Nardos Hölscher: Ach, was heißt denn „möglich machen“? Eigentlich braucht man gar nicht so viel, um Zytostatika (Medikamente für die Chemotherapie, Anm. d. Red.) einsetzen zu können! Wie bitte? Ich dachte immer, dass Onkologie mit extrem aufwändigen und teuren Therapieverfahren einhergeht. Prof. Dr. Uta Dirksen: Das ist ja auch richtig. Deshalb konzentrieren wir uns erstens auf einige der weitverbreitetsten und gleichzeitig am besten behandelbaren Krebsarten. Zweitens bleibt uns keine andere Wahl, als auf hochkomplizierte Verfahren zugunsten technisch einfacherer Möglichkeiten zu verzichten. So können wir vielleicht nicht ganz so hohe Heilungsaussichten für so viele Krebsarten wie in Deutschland erreichen – aber dennoch haben wir die Möglichkeit, sehr vielen Menschen das Leben retten zu können.


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Wie kann denn das funktionieren? Dr. Nardos Hölscher: Das eritreische Personal muss im Umgang mit Zytostatika geschult werden. Dazu benötigen wir als Erstes eine so genannte „Zytostatika-Schutzbank“, für die es dankenswerterweise bereits einen Spender gibt. Sobald wir über diese technische Voraussetzung vor Ort verfügen und darüber hinaus das Personal vor Ort im Umgang mit den Medikamenten geschult haben, können wir loslegen. Diese Sicherheitsschulungen sind unerlässlich und auch hier zwingend Vorschrift. Die eingesetzten Mittel, die wir ja individuell mischen müssen, zeigen ihrerseits auch gefährliche gen- und reproduktionstoxische sowie krebserzeugende Nebenwirkungen.

» Wir versuchen, die Lage der Menschen in diesem bitterarmen Land zu verbessern. « Wäre Seneds Hodgkin-Lymphom mit eurem Behandlungskonzept in Eritrea heilbar gewesen? Prof. Dr. Uta Dirksen: Möglicherweise ja! Thomas, wirst du zukünftig in Eritrea auch mit krebskranken Kindern zu tun haben? Dr. Thomas Dirksen: Das könnte schon sein. Als Sened das halbe Jahr bei uns in Roxel gelebt hat, ging es ihm besonders am Anfang auch wegen der Trennung von seinem familiären Umfeld psychisch oft nicht gut. Derzeit arbeite ich bei Archemed allerdings mit einer ganz anderen Gruppe von Menschen. Welche wäre das? Dr. Thomas Dirksen: Ich leite ein Projekt für Kinder mit intellektuellen Behinderungen. Ihre Angehörigen, die sich in Asmara in der Elternorganisation „NADSAE“ organisieren, wandten sich mit dem Bedürfnis nach Unterstützung und Zusammenarbeit an Archemed. Wir führen derzeit Workshops mit Eltern und professionellen

Betreuern der beeinträchtigten Kinder nach dem sogenannten „Community based“-Prinzip durch, d.h., wir vermitteln Basiswissen bzgl. Prävention, Ursachen und Hilfsmöglichkeiten bei diesen Problemen. Dieses wird von den Workshop-Teilnehmern an Eltern und Professionelle im Hinterland sowie den Provinzen weitervermittelt („Training of Trainers“). Die Workshops bestehen aus Teaching und Hands-on-Angeboten. So waren wir im November mit zwei Physiotherapeutinnen aus Münster und Mülheim in Asmara, wo wir mit basaler Physiotherapie bei schwerstbehinderten Kindern gearbeitet haben. ◊◊◊

INFO

Archemed – Ärzte für Kinder in Not e.V. Die Münsteraner Archemed-Gruppe trifft sich alle acht Wochen, das nächste Mal am 8. Februar 2016, um 19.30 Uhr in der Zukunftswerkstatt-Kreuzviertel, Schulstr. 45. Interessierte sind herzlich willkommen! Kontakt zur Münsteraner Projektgruppe unter archemed@zukunftswerkstatt-muenster.de Nähere Informationen: archemed.org

Wer Archemed finanziell unterstützen möchte, kann die folgende Bankverbindung nutzen: Empf. : ARCHEMED – Ärzte für Kinder in Not e. V Bank: Sparkasse Soest Konto Nr. 88203 BLZ 414 500 75 Swift/BIC: WELADED1SOS IBAN: DE63414500750000088203 Wer gezielt die im Artikel beschriebenen Projekte unter Münsteraner Beteiligung unterstützen möchte, sollte im Verwendungszweck „Für Archemed-Münster“ angeben.


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Zwischen Gestern und Morgen Sternstunden des Chansons mit Ute Lemper

60ater

Jahre

The Münster

1956–2016

Samstag 6. Februar 2016 20.00 Uhr Großes Haus

Foto: © Lucas Allen

Jetzt schon Karten sichern!

TICKETS (0251) 59 09-100 → theater-muenster.com

Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW


Rainer Hoveman Gesch채ftsf체hrer von Traix Cycles

Fotos: Sabine Roters

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Sabine und Rainer Hoveman sprechen über Lasse Während in anderen Ländern sogar Särge oder zig Säcke Reis mit Lastenrädern transportiert werden, sind diese Transportmittel im Stadtbild von Münster selten. Wenn überhaupt, sieht man Mütter, die per Anhänger oder Bakfiets ihre Sprösslinge zum Kindergarten kutschieren. Aber wer kommt schon auf die Idee und erledigt Großeinkäufe mit einem Lastenrad? Woran liegt das? Sind die Radwege zu schmal, regnet es zu oft oder sind die Anschaffungskosten zu hoch? Rainer vom Traix Cycles weiß mehr.

Münster, eine Fahrradstadt?

Das Wichtigste zuerst: Wie geht es Lasse? Oh, dem geht es sehr gut. Kann Lasse denn auch schon laufen? Ja, inzwischen schon. Obwohl „fahren“ die Sache besser trifft. Stimmt. Klär doch mal unsere Leser auf. Gern. Lasse ist ein Lastenrad, das man in Münster kostenlos über lastenrad-ms.de buchen kann. Steffen Schmidt hat das Projekt initiiert und zusammen mit dem ADFC umgesetzt. Wir unterstützen das Projekt, haben uns auch zeitlich sehr engagiert. Und hat Lasse auch Geschwister? Im Moment haben wir leider nur ein Lastenrad, aber wir wollen das ausbauen, sobald die Finanzierung geklärt ist. In anderen Städten wurde dieses Projekt bereits umgesetzt. Nur zum Verständnis: Wir haben das Projekt nicht erfunden, sondern fanden die Idee toll und haben es in Münster realisiert. Warum stehst du eigentlich so auf Räder? Gute Frage.

War dein Vater etwa Postbote? Nein. Sorry, mit einer tollen Geschichte kann ich jetzt nicht dienen. Die Leidenschaft für Fahrräder war einfach immer da. Während andere Kinder mit dem Bus zur Schule gefahren sind, bin ich aufs Rad gestiegen. Mit dem Bus fahren, das war für mich undenkbar. Ganz automatisch habe ich mich jeden Morgen auf den Drahtesel gesetzt, auch wenn es geregnet oder geschneit hat. Was bedeutet Radfahren für dich? Es vermittelt mir ein Lebensgefühl der absoluten Freiheit. Einfach draufsetzen, flexibel und unabhängig sein, sich an der frischen Luft bewegen. Ich liebe es, mir den Fahrtwind um die Ohren wehen zu lassen. Du bist auf dem Land großgeworden. „Ohne Auto geht da nichts“, sagen die meisten … Ich war da schon immer anders. Auch wenn die nächste Party zehn Kilometer weit weg war. Ich bin stets mit dem Rad gefahren. Dann hast du mit den Mädels auf dem Gepäckträger rumgeknutscht?


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Der Herr der Traix: Rainer Hovemann Mädels mit dem Rad am Kanal entlangzukutschieren und dabei zu knutschen, ist mit Lastenrad auf jeden Fall deutlich einfacher geworden als früher. (Grinst) Liege ich damit richtig, dass du keinen Führerschein hast? Doch. Ich fahre zwar äußerst selten, aber alles kann man natürlich nicht mit einem Rad transportieren. Wie viele Räder besitzt du für den Eigengebrauch? Kann ich so gar nicht genau sagen, das ist immer irgendwie im Fluss. Ich teste gern die neuen Modelle, die wir auch verkaufen, und wechsle so häufig die Räder. Der Laden

ist schon ein echtes Fahrrad-Eldorado für mich. Wann kamen die Liege- und Lastenräder ins Spiel? Das war so Mitte der 90er. Damals gab es in Münster noch die Firma Radius, der damalige Marktführer für Liegeräder. Für einen Kumpel habe ich in diesen Tagen ein Liegerad gebaut und mich natürlich auch selbst mal draufgesetzt. Und? Bist du noch nie mit einem Liegerad gefahren? Nein.


Du musst es echt mal ausprobieren. Es ist eine ganz tolle Art der Bewegung, total bequem, ergonomischer Sitz, hochkomfortabel und schnell. Schnell? Ja, ich glaube, der Weltrekord auf einer 200-Meter-Strecke liegt im Moment bei circa 130 Stundenkilometern. Wow. Ist es nicht gefährlich, mit einem Liegerad im Straßenverkehr unterwegs zu sein? Nein, ich finde nicht.

Hörsterstraße 51 | Tel.: 60908073

Aber man hat doch eine sehr niedrige Sitzposition, von der aus man keinen Überblick hat. Wer sagt denn das? Einen Ferrarifahrer würde man auch nie fragen, ob er genug Überblick hat. Stimmt. Es ist nicht gefährlicher, mit einem Liegerad durch die Stadt zu fahren, als beispielsweise mit einem Hollandrad. Man muss immer aufpassen, unabhängig von der Situation. Okay, wenn man hinter parkenden Autos herfährt, sollte man vorsichtiger sein, weil man in dem Moment nicht gut gesehen wird, aber auf die Sache kann man sich einstellen. Im übrigen weisen Liegeräder auch Sicherheitsvorteile auf – wie etwa eine sehr gute Bremsleistung.

» Einen Ferrarifahrer fragt man ja auch nicht, ob er genug Überblick hat. « Trotzdem. Ich möchte an der Ampel nicht belächelt werden. Oder ist dir das nie passiert? Na klar. Ist doch auch gut so. Oder? Naja, als Freak möchte ich nicht gelten.

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Du meinst also, nur Freaks wie birkenstocktragende Berufsschullehrer fahren Liegeräder? Ja. Stimmt das nicht? Als die Räder aufkamen, war das sicherlich eine sehr freakige Geschichte. Heute gibt es nicht mehr DEN klassischen Liegeradfahrer. Das Einzige, was ich beobachten kann, ist, dass die meisten Käufer eher 30 bis 35 und älter sind. Käufer? Ja, ich muss zugeben, Liegeräder sind eher ein Männerthema. Guckst du dir die Tour de France an? Das habe ich jahrelang gemacht. Ich bin sogar mit einem Reiserad einzelne Passagen nachgefahren und saß stundenlang vor dem Fernseher. Aber nach den ganzen Dopinggeschichten ist das viel weniger geworden. Eigentlich schade, weil es ein toller Sport ist. Schraubst du selbst noch Räder zusammen? Nur noch selten, in der Regel machen das mein Mitarbeiter. Ich kümmere mich hauptsächlich um den Überbau: Vertrieb, Marketing und Buchhaltung. Du hast auch Lastenräder im Programm. Wie viele Kilogramm kann ich maximal zuladen? Je nach Modell können das bis zu 300 Kilo sein. Da braucht man aber kräftige Waden, wenn man von der Stelle möchte … In der Tat. Aber oft verfügen Lastenräder dieser Größenordnung über einen Elektromotor als Unterstützung. Und wie sieht es mit dem Lenken aus? Das stellt auch kein Problem dar. Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit ist alles wie gehabt. Weißt du, was mir gerade auffällt? Nein.

Bisher hast du nicht einmal erwähnt, dass es dir wichtig ist, durch das Radfahren CO2 einzusparen und die Umwelt zu schützen. Das ist schon ein sehr bedeutsamer Aspekt. Aber ich finde, dass das inzwischen doch selbstverständlich ist, nicht extra erwähnt werden muss. Lastenräder sind relativ breit. Nicht unbedingt. Die Zweiräder sind nicht breiter als ein Hollandrad. Aber bei Dreirädern ist das ein gewisses Problem. Nach wie vor wird der Verkehr in Münster zugunsten der Autos geplant. Breite Lastenräder oder auch Dreiräder für Menschen mit Handicap werden da kaum berücksichtigt. In Kopenhagen ist das zum Beispiel komplett anders. Nämlich? Kopenhagen ist das Königreich für Lastenräder. Dort fahren circa 30.000 bis 40.000 Stück. Es gibt sogar ein Bestattungsunternehmen, das mit Lastenrädern Särge transportiert. So gesehen ist Münster total unterentwickelt – und hat Nachholbedarf.

» Der Weltrekord liegt bei ca. 130 Stundenkilometern. « Warum ist die Hemmschwelle so groß, sich ein Lastenrad zuzulegen? Dabei stellt es doch eine gute Alternative zum Auto dar, auch für Familien. Ich kann mir vorstellen, dass es mit dem Preis zusammenhängt. Unsere Räder fangen bei etwa 2500 Euro aufwärts an, dafür ist der Wiederverkaufswert jedoch extrem gut. Verglichen mit dem Nutzwert sowie den Kosten für einen PKW ist das natürlich wenig. Vielen Leuten ist einfach noch nicht klar, welches Potential die Räder bieten.


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Sind schon Firmen wie „Brief und mehr“ oder die Post auf dich zugekommen, um einen Satz Lastenräder für die Mitarbeiter zu kaufen? Darüber würde ich mich natürlich sehr freuen, allein schon für die Mitarbeiter, die sich mit ihren schweren Rädern abmühen müssen. Aber leider nein.

INFO

TRAIX CYCLES Das Geschäft TRAIX CYCLES ist ein Eldorado für Liebhaber von Liege-, Lasten- und Dreirädern. Drahtesel mit einer stetig wachsenden Fangemeinde, die sich gerne an Ampeln belächeln lässt.

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Dieter Kaiser Gesch채ftsf체hrer des Kinderschutzbundes M체nster

Fotos: Pressefotos

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Tom und Dieter in der verbalen Schutzzone für Kinder Warum braucht es eine Lobby für Kinder? Damit das Recht auf gewaltfreies Aufwachsen für Kinder und Jugendliche gewährleistet ist. Materielle Lebensbedingungen für Minderjährige verbessert werden, eine kinderfreundliche und gesunde Umwelt, sowie gute Einrichtungen für sie geschaffen werden. Weil wir starke und selbstbewusste Kinder wollen. Weil Familien und Nachwuchs Unterstützung, Entlastung sowie Förderung brauchen, bevor sie in Krisen und Probleme geraten. Weil wir uns leider nach wie vor in unserer Gesellschaft nicht auf Augenhöhe mit den Kleinsten bewegen! Umso wichtiger ist es, dass das freiwillige Engagement vieler Menschen in den Projekten des Kinderschutzbundes dafür Sorge trägt, dass Kinder und Jugendliche Schutz finden und ihnen ein Sprachrohr geboten wird.

Die Würde des Kindes ist unantastbar

Wovor müssen Kinder geschützt werden? Kinder und Jugendliche müssen vor Gewalt jedweder Art geschützt werden. Kannst du das ein wenig eingrenzen? Gewalt gegen Kinder und Jugendliche ist vielfältig. Übergriffe finden in der Schule, bei Freizeitaktivitäten sowie im Elternhaus oder dem familiären Umfeld statt. Dabei handelt es sich um körperliche, seelische und sexuelle Gewalt in unterschiedlicher Intensität.

schutzbund, wenn die Gesetzeslage eindeutig ist? Wie in sämtlichen gesellschaftlichen Fragen beziehungsweise Konflikten sind Gesetze nicht ausreichend, um Schutz zu bieten. Wir sind dafür da, um alle Kinder und Jugendlichen in ihrem Anspruch auf Schutz und Hilfe zu unterstützen.

Genießen Schutzbefohlene nicht einen rechtlichen Schutz auf gewaltfreie Erziehung beziehungsweise Umgang? Doch, laut der UN Kinder-Konvention und dem Paragraphen 1631 des BGB haben alle Kinder und Jugendliche das Recht auf gewaltfreie Erziehung.

Was leistet der Kinderschutzbund? Das ist von Ort zu Ort unterschiedlich. Es hängt von den finanziellen Möglichkeiten sowie von der personellen Ausstattung des jeweiligen Ortsverbandes ab. Wir in Münster haben das Glück, dass wir einen städtischen Zuschuss erhalten. Der versetzt uns in die Lage, eine Fachberatungsstelle zum Thema Gewalt gegen Kinder unterhalten zu können. Das gibt es längst nicht in allen Kommunen.

Warum braucht es dann euch, den Kinder-

Es geht also vor allem um Kinder, die in


Gewaltsituationen geraten sind? Das ist einer der Schwerpunkte, die wir setzen. Wir bieten Kindern, Jugendlichen sowie Erwachsenen Hilfe und Unterstützung bei kleinen und großen Problemen. Natürlich beraten wir auch bei Sorgen bezüglich eines Kindes, Stress in der Familie oder bei der Befürchtung von Gewalt oder Missbrauch.

Hafenweg 31 | Tel.: 6090585 | heaven-muenster.de

Kannst du das ein bisschen näher ausführen? Die Betroffenen können sich mit allgemeinen Fragen zu Erziehung und Entwicklung von Kindern und Jugendlichen an uns wenden. Wir bieten Hilfe und Unterstützung bei familiären Konflikten, besonders bei Gewalt gegen Kinder und Jugendliche. Für Beratungen und Therapien nach Gewalterfahrungen von Minderjährigen, vor allen Dingen bei sexueller und körperlicher Gewalt, stehen wir zur Verfügung, wenn Hilfe gesucht wird.

Rothenburg 14-16 | Tel.: 4828591 | mocca-d-or.dee

» Kinder und Jugendliche müssen vor Gewalt jedweder Art geschätzt werden. « Rothenburg 14-16 | Tel.: 4840495 | mocca-d-or.dee

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Dann rufen Betroffene bei euch an und lassen sich beraten? Richtig. Das sind kurzfristige Beratungen, Kriseninterventionen oder mittel- bis langfristige Therapien. Wie melden sich Hilfesuchende bei euch? Es gibt die verschiedensten Möglichkeiten. Das sind Online-Beratungen, Telefonate oder persönliche Gespräche, die genutzt werden. Das Wesentliche dabei ist, dass alle Beratungen selbstverständlich vertraulich und kostenfrei sind. Wir bieten auch eine „offene Sprechstunde“ an.

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Damit das nicht missverständlich wird: Ihr arbeitet präventiv und bietet auch Beratun-


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Mit ihm können Kinder rechnen gen und Therapien an? Präventiv sollen Kinder (z. B. in Schulprojekten) gestärkt werden, sodass es gar nicht erst zu Gewalt kommt. Wir möchten Eltern sensibilisieren und mit pädagogischem Fachpersonal arbeiten. Bei der Beratung oder Therapie ist es so, dass wir Jugendliche oder deren Eltern unterstützen, durchaus auch präventiv beziehungsweise bei der Bewältigung traumatischer Erlebnisse. Zudem beraten wir natürlich pädagogisches Personal in Schulen und Kindertagesstätten in sämtlichen Fragen, sollte ihnen etwas auffällig vorkommen.

Weil dem Kind etwas zugestoßen ist, was zu Auffälligkeit in der jeweiligen Einrichtung führt? Das kann sein, ist aber nicht die Regel. Ein Beispiel ist das Thema „Doktorspiele“ in Kindertagesstätten. Hier kommt es bei Eltern sowie dem Fachpersonal zu Fragen wie: „Was ist normal, was ist nicht normal, was ist übergriffig?“ Da muss man sensibel hinschauen, zum Teil deeskalierend einwirken. Zusammengefasst könnte man sagen: Ihr vermittelt Möglichkeiten, Konflikte gewalt-


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frei zu lösen? Dies ist das Eine – das Andere sind konkrete Hilfen beispielsweise in Form von Beratung. Ich habe im Vorfeld gelesen, dass ihr auch politisch unterwegs seid? Ein weiterer Bereich, den wir abdecken, ist, politisch für Kinder tätig zu sein. Der Paragraph im Bürgerlichen Gesetzbuch, der das Recht auf gewaltfreie Erziehung regelt, ist nicht zuletzt auch durch die Lobbyarbeit unseres Verbandes aufgenommen worden. Diese soll am Ende dazu beitragen, dass die Lebensbedingungen von Kindern, Jugendlichen, Eltern und Familien verbessert werden.

Da gibt es noch Einiges zu tun? Neben den Beratungsangeboten in unserer Fachberatungsstelle sowie an unserem Elternbeziehungsweise Kinder- und Jugendtelefon, den Elternkursen, der Rechtsberatung für Kinder und Jugendliche sowie der „Arbeitsgemeinschaft Kind und Krankenhaus“ ist diese sogenannte Lobbyarbeit ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit. Wir müssen Bedingungen in der Gesellschaft schaffen, die den Minderjährigen optimalen Schutz bieten. Es klingt erst mal befremdlich, dass Kinder Politik machen sollen? Kinder sollen nicht Politik machen, Kinder


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Flagge zeigen! sollen an allen Entscheidungen, die sie betreffen, teilhaben und das in jedem Alter, je nach ihrem Entwicklungsstand. Zusätzlich wollen wir als Sprachrohr der Kinder und Jugendlichen dafür Sorge tragen, dass die relevanten Themen Berücksichtigung bei etwaigen politischen Entscheidungen finden. Ich muss noch mal zurückkommen auf den Schutz. Wo fängt in euren Augen Gewalt an – und wo hört sie auf? Das ist breit gefächert. Ein Kind muss nicht erst körperliche Gewalt erleiden. Es gibt oft bereits Anfänge von seelischer Gewalt, die erst mal völlig harmlos erscheinen.

Nenne mal bitte ein Beispiel! Wenn ein Kind gewisse Auffälligkeiten aufzeigt und ihm häufig gesagt wird: „Du bist dumm, du störst oder du bist lästig!“, ist das eine deutliche Form von seelischer Gewalt. Es ist ein handfester Angriff gegen das Selbstwertgefühl der betroffenen Persönlichkeit, wenn man ihr ständig zu verstehen gibt, dass sie unzulänglich ist, anstatt ein konkretes Verhalten von ihr zu kritisieren. Eine unerträgliche Situation. Das stimmt. Auch Bestrafungen können seelische Gewalt sein. Es gibt Eltern, die reden nach einem Fehlverhalten längere Zeit einfach nicht


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Mit Teamgeist für Kinderrechte mit ihren Kindern. Eine wirkliche seelische Grausamkeit. Eine Situation, die für kleine Menschen nur schwer zu ertragen ist. Du nennst ein paar Beispiele. Aber ist die körperliche Gewalt nicht das Schlimmste, was Kinder erfahren können? Das ist eine schlimme Form der Gewalt, die Kinder ertragen müssen. Und leider ist es so, dass manche Kinder auch immer noch geschlagen werden. Was wir jedoch erkennen: Es hat sich eine Menge geändert im Bewusstsein der Eltern, seit es für die Kinder im Gesetz ein Recht auf gewaltfreie Erziehung gibt. Und den Erziehungsberechtigten Hilfen wie zum Beispiel unser Elterntelefon oder unsere Elternkurse zur Verfügung stehen. Wenn ich da an früher denke, musste in der

Erziehung auch was passieren? Absolut. Noch in den 60er und 70er Jahren war es vielfach an der Tagesordnung, den Nachwuchs durch körperliche Züchtigung zu erziehen. Nicht zu vergessen der Leitspruch in der Erziehung, der Wille des Kindes müsse gebrochen werden. Nichtsdestotrotz werden manche Kinder auch heute noch körperlich gezüchtigt. Nicht selten aus Überforderung der Eltern. Gerade hier ist es entscheidend, dass Eltern sich an uns wenden, um Hilfe im Umgang mit ihren Sprösslingen zu erfahren. Damit hier aber keine Missverständnisse entstehen: Natürlich geschieht Gewalt gegen Kinder nicht nur aufgrund von Überforderung, zum Beispiel bei sexuellem Missbrauch. Hier muss der Schutz dieser Kinder im Vordergrund stehen, der gegebenenfalls


in Zusammenarbeit mit dem kommunalen Sozialdienst sichergestellt werden muss.

Was muss in der Politik geschehen, damit Kinder noch mehr geschützt werden? Das Recht auf gewaltfreie Erziehung zu verankern, war schon ein sehr großer Schritt. Was ich mir wünschen würde, ist, dass dieses iebe Kundinnen und Kunden, Recht sowie andere Kinderrechte gesetzlich in der Verfassung verankert werden würden. emeinsamWenn findenich wirrecht heraus, wie Sie informiert bin, ist dort der ch sehen, aussehen möchten und Tierschutz verankert, dersich Kinderschutz allerwohlfühlen. dings nicht. Es gehört beides hinein.

Also der Kinderschutz, die Kinderrechte Mit einer präzisen Beratung unterstützen sollen in der Verfassung explizit genannt wir Sie durch unsere Erfahrung in Ihrem werden? uthentischen Das Erscheinungsbild und wanwäre ein wichtiges Signal. Und zum eln die Ideen und Bilder, die Sie von dann sich beispielsweise anderen genössen Kinder eindass individuelles Klagerecht. aben um, so sie auch nach außen chtbar werden. eigentlich eure Arbeit erleichtern abei achtenWas wirwürde auf Wiedererkennungsund den Umgang mit Kindern weit nach iebeNatürlichkeit Kundinnen und Kunden, wert, oder Wagemut, damit vorne bringen? ie sich gezielt Ein undzentrales bewusstThema in Szene hierbei ist die FiGemeinsam finden wir heraus, wie Sie iebe Kundinnen und Kunden, etzen können. nanzierung. Die gestaltet sich zunehmend ich aussehen iebesehen, Kundinnen und möchten Kunden, schwieriger. Es ist ehund so, sich dass wir Jahr für Jahr wohlfühlen. neu schauen müssen, dass unsere Tätigkeit Gemeinsam heraus, wie Sie chön, wennfinden wir unswir kennenlernen und finanziert ist. Gemeinsam findensprechen. wirmöchten heraus, wie ich aussehen undSie sich bersehen, Ihre Wünsche Mit präzisen Beratung unterstützen icheiner sehen, aussehen möchten und sich wohlfühlen. wir durch unsere Erfahrung in Ihrem wohlfühlen. njaSie Plechinger und Team » Erscheinungsbild Da muss man sensibel uthentischen und wanMit einer präzisen Beratung unterstützen elnSie diedurch Ideen und Bilder, die Sie von sich Mit einer präzisen Beratung unterstützen wir unsere Erfahrung in Ihrem hinschauen und zum aben sounsere dass sie auch nach außen wir Sie um, durch Erfahrung inund Ihrem uthentischen Erscheinungsbild wanTeil deeskalierend ichtbar werden. uthentischen Erscheinungsbild eln die Ideen und Bilder, die Sie und von wansich Dabei achten auf einwirken. eln die Ideen und Bilder, dienach Sie von sich « aben um, so wir dass sieWiedererkennungsauch außen wert, Natürlichkeit oder Wagemut, damit aben um, so dass sie auch nach außen ichtbar werden. ie sichachten gezielt und in Szene ichtbar werden. Dabei wir aufbewusst WiedererkennungsetzenNatürlichkeit können. Ein das eure Arbeit Dabei achten wirProblem, auf Wiedererkennungswert, oder Wagemut, damit deutlich erschwert? wert, Natürlichkeit Wagemut, damit ie sich gezielt undoder bewusst in Szene Ja,uns Finanzierung steht auf drei chön, wenn kennenlernen und ie sichkönnen. gezieltwir undunsere bewusst in Szene etzen Säulen, die nicht konstant bzw. unsicher sind. ber Ihre Wünsche sprechen. etzen können. Zum einen ist hier der städtische Zuschuss

chön, wennzuwir uns kennenlernen nennen, ohne den wirund insbesondere die nja Plechinger Team chön, wenn wirund uns kennenlernen undBeratungsstelle ber Ihre Wünsche sprechen. Kinderschutzarbeit unserer nicht leisten könnten. Wir haben aber jährliber Ihre Wünsche sprechen. che Lohnkostensteigerungen, und wenn wie nja Plechinger und Team nja Plechinger und Team

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Heilige Hallen bei uns zuletzt fünf Jahre lang der Zuschuss gleich bleibt oder gekürzt wird, geht eine Schere auf. Glücklicherweise ist soeben unsere Unterstützung für das nächste Jahr erhöht worden. Aber um in 2016 unseren MitarbeiterInnen eine Tariferhöhung zu zahlen, reicht der Zuschuss immer noch nicht aus. Des Weiteren erhalten wir Bußgelder, die uns von Gerichten zugesprochen wurden; hier ist ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen. Im Jahr 2015 haben wir so wenig Bußgelder bekommen wie zuletzt in 2006. Und nicht zuletzt wären da noch die Spenden, die in vielen Jahren nur sehr spärlich fließen. Also steht die wichtige Arbeit des Kinderschutzbundes jährlich auf der Kippe? Es stimmt, dass es Jahr für Jahr eine Herausforderung ist, die Finanzierung unserer Kinderschutzarbeit insgesamt sicherzustellen.

Zuletzt war es im Jahr 2012 wirklich knapp. Aber auch für 2016 planen wir mit einem deutlichen Defizit. Ansonsten war und ist immer mal wieder die Finanzierung eines konkreten Arbeitsfeldes nicht gesichert. Ohne die bereits erwähnte Erhöhung des städtischen Zuschusses hätten wir in 2016 in unserer Beratungsstelle zehn Prozent der Stunden der Hauptamtlichen kürzen müssen und so einen Teil unserer Aufgaben nicht mehr leisten können. Ohnehin mussten unsere wenigen Hauptamtlichen schon häufiger auf Lohnerhöhungen oder die Bezahlung von Überstunden verzichten. Ab 2017 wird die Finanzsituation bei einigen unserer ehrenamtlichen Angebote schwierig sein. Man darf eins nicht vergessen: Wir beschäftigen über 100 ehrenamtliche Mitarbeiter, die uns unterstützen. Ohne diese Ehrenamtlichen könnten wir in vielen Aufgabenfeldern nicht arbeiten. Aber auch für


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deren Arbeit bedarf es finanzieller Mittel, um beispielsweise Ausbildungen und Supervisionen zahlen zu können. Und trotzdem ist jeder Einzelne bereit, im Namen der Kinder aktiv zu sein.

» Wir müssen Bedingungen in der Gesellschaft schaffen, die Minderjährigen optimalen Schutz bieten. «

in finanzieller Form! Alles andere wäre eine Kapitulation unserer Gesellschaft. Ich danke dir für das Gespräch. Ich danke euch, dass ihr uns ein Forum geboten habt, und hoffe, dass wir die notwendige finanzielle Unterstützung erhalten werden. Dafür musst du nicht danken, eure Arbeit verdient ein Forum und die nötige Unterstützung. ◊◊◊

INFO

Dieter Kaiser Es ist schade, dass dieses wichtige Thema einen so geringen Stellenwert hat. Ja, wir benötigen mehr Unterstützer, seien es Privatpersonen oder Unternehmen. Wichtig ist, dass es auch Menschen oder Unternehmen gibt, die bereit sind, die Personalkosten in unserer Verwaltung mitzufinanzieren. Denn ohne Verwaltung ist unsere Kinderschutzarbeit nicht leistbar. Manchmal ist die Sorge groß, dass die ständig wachsenden Ansprüche an unsere Arbeit nicht mehr erfüllt werden können. Das wäre eine Katastrophe. Nicht für unsere Ehrenamtlichen und MitarbeiterInnen. Sondern insbesondere für Kinder und Jugendliche, die unseren Schutz und unsere Hilfe brauchen. Es ist für mich nur schwer verständlich, dass eine so wichtige Arbeit am Ende am Geld scheitern könnte. Ich hoffe, nein, ich bin mir sicher, dass eure Arbeit weiterhin die Wertschätzung findet, die sie verdient hat. Auch

Der 1959 geborene Bankkaufmann und Diplom-Pädagoge, ist verheiratet, Vater einer erwachsenen Tochter und seit 1991 Geschäftsführer des DKSB Münster.

Der Deutsche Kinderschutzbund Ortsverband Münster e.V. Der Bund wurde 1977 gegründet. Die Kinderschutzarbeit des Vereins beinhaltet insbesondere konkrete Hilfen für Kinder und Jugendliche, für Eltern, Verwandte und sonstige Bezugspersonen von Kindern sowie für pädagogische und medizinische Fachkräfte. kinderschutzbund-muenster.de Spendenkonto 902233 bei der Sparda Bank Münster BLZ 40060560


Dr. Tom Wahlig Gründer der Tom-Wahlig-Stiftung

Sabine im Gespräch mit Dr. Tom Wahlig Bricht man sich das Bein, ist alles einfach. Man geht zum Arzt, bekommt einen Gips verpasst und nach ein paar Wochen ist alles vergessen. Doch was ist, wenn der Arzt nicht weiß, was man hat und keine Diagnose stellen kann? Dann sieht die Welt ganz anders aus – viele erleben eine endlose Odyssee von Arzt zu Arzt. So erging es lange Zeit auch den Menschen, die von der Krankheit Hereditäre Spastische Spinalparalyse (HSP) betroffen sind. Doch dank Dr. Tom Wahlig, der Forschung sowie einer Vielzahl weiterer Mitstreiter, hat sich viel verändert …

Die Seltenen

Fotos: Pressefotos

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Am 29. Februar ist der Tag der seltenen Erkrankungen. Wer hat den Tag ins Leben gerufen? Die Idee hatte die Achse. Die Achse ist ein Zusammenschluss von Selbsthilfegruppen und ähnlichen Institutionen, die sich seit etwa zwölf Jahren für seltene chronische Erkrankungen einsetzen. Wie viele seltene Erkrankungen gibt es denn in Deutschland? Im Moment sind es ca. Viertausend! Upps, so viele? Wann wird denn überhaupt eine Erkrankung zu einer seltenen Erkrankung erklärt? Ganz genau kann ich Ihnen das nicht sagen. Ich meine aber, eine Krankheit wird dann als seltene Erkrankung eingestuft, wenn weniger als ein Prozent der Bevölkerung von dem Krankheitsbild betroffen sind. Und wofür genau kämpft die Achse? Die Achse wurde gegründet, um seltene chronische Erkrankungen verstärkt in das Bewusstsein der Bevölkerung zu rücken. Neben vielen anderen Maßnahmen wurde der „Tag der seltenen chronischen Erkrankungen“ ins Leben gerufen, der anfangs alle vier Jahre stattgefunden hat. Später hat man jedoch erkannt, dass das zu selten ist. Jetzt gibt es in jedem Jahr diesen Aktionstag. Hat sich der Kampf der Achse denn schon gelohnt? Ja, definitiv. Besonders durch die Schirmherrin Eva-Maria Köhler konnte viel erreicht werden. Als Frau des Bundespräsidenten Horst Köhler a. D. öffnet sie Türen und Herzen für die Seltenen, die sonst verschlossen blieben. Und die Tom-Wahlig-Stiftung ist Mitglied der Achse? Ja. Die Zusammenarbeit mit der Achse hat uns immens geholfen, denn dadurch wurden wir endlich von der Presse wahrgenommen.

Für – oder besser: gegen – welche Erkrankung kämpfen Sie? Gegen die Hereditäre Spastische Spinalparalyse. Bitte was? Ja, ja, ich weiß – ein Zungenbrecher. Sie können einfach HSP sagen. Ah, okay. Können Sie kurz und knapp die Begriffe erklären? Klar. Hereditär bedeutet erblich. Die Ursache ist ein Gendefekt. Spastik ist ein krampfartiges Zusammenziehen der Muskulatur und ein Symptom der Krankheit. Spinal ist der Ort, von dem die Krankheit ausgeht, also das Rückenmark. Paralyse bedeutet Lähmung, die mögliche Folge der Krankheit, die, im schlimmsten Fall, ein Leben im Rollstuhl bedeutet.

» Hereditäre Spastische Spinalparalyse – ein Zungenbrecher. « Ich bin kein Fachmann, aber ich kann mir vorstellen, dass es früher häufig Fehldiagnosen gab? Ja, leider. Da HSP sehr selten ist, wird das Krankheitsbild oft mit der Multiplen Sklerose oder der Amyotrophen Lateralsklerose (ALS) verwechselt. HSP ist eine seltene Erkrankung. Wie viele Menschen im Münsterland sind davon betroffen? Wir kennen etwa zwanzig Betroffene im Münsterland. Aber es können auch mehr sein, da sich natürlich nicht alle bei uns melden. Wie viele sind es bundesweit? Uns bekannt sind vielleicht dreihundertfünfzig, echt erkrankt wahrscheinlich ungefähr Zweitausend.


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Den Kopf trotz Bürde obenauf: Dr. Tom Wahlig Und die Tom-Wahlig-Stiftung kümmert sich um die erkrankten Menschen? Nur indirekt. Wir sind keine Selbsthilfegruppe, sondern eine Stiftung. Wir stehen natürlich im ständigen Austausch mit der Selbsthilfegruppe, aber wir verfolgen andere Ziele. Und welche? Die Tom-Wahlig-Stiftung fördert die medizinische Forschung: Wir finanzieren Wissenschaftsprojekte, unterstützen den internationalen Austausch zwischen Forschern und vergeben einen Förderpreis. So machen wir HSP auf diese Weise auch bekannter. Warum setzen Sie sich für HSP ein? Auslöser war und ist die Erkrankung unseres Sohnes und inzwischen auch meiner Frau. Als die Krankheit damals bei unserem Sohn ausgebrochen ist, war die Situation desolat.

Die Ärzte wussten nichts darüber, konnten uns kaum helfen. Sie vermochten zwar das Krankheitsbild zu beschreiben, mehr aber nicht. Inzwischen sind siebzehn Jahre vergangen, was hat sich getan? Als wir die Tom-Wahlig-Stiftung 1998 gegründet haben, war noch keines der Gene bekannt, welches durch eine Mutation HSP verursachen kann. Mittlerweile konnten wir jedoch dreißig Genorte und zwölf Gene identifizieren. Das ist doch ein Riesenerfolg, oder? Doch, aber der große Durchbruch fehlt dennoch. Wie würde denn der große Durchbruch aussehen? Für uns alle würde ein Traum in Erfüllung


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gehen, wenn wir endlich eine Heilbehandlung finden würden. Obwohl wir viele wissenschaftliche Fortschritte erzielt haben, können nach wie vor nur die Symptome behandelt werden. Das ist frustrierend. Woran liegt es denn, dass es nicht zum Durchbruch kommt? Die Abläufe in der Zelle, die letztlich zur gefürchteten Degeneration der Nervenbahn zu den Beinen führen, sind hochkomplex. Eine Einflussnahme auf die Mechanismen ist sehr gefährlich, da sie rasch zu Kollateralschäden führen kann. Schämen sich die Menschen für ihre HSP-Erkrankung? Das war früher mal so. Besonders in der Nazizeit. Damals wurde darüber nie gesprochen, das Thema verschwiegen. Heute ist das zum Glück anders. Menschen mit Behinderungen haben ein viel größeres Selbstvertrauen und sagen: Ich sitze im Rollstuhl, ja und? Und das ist auch gut so, finde ich.

» Wir konnten bereits dreißig Genorte und zwölf Gene identifizieren. «

Und Roland Kaiser hat sofort ja gesagt? Ja, dass ging sehr schnell. Wir haben ihn angeschrieben, er rief prompt zurück – und kam zu Besuch. Damals litt Herr Kaiser akut unter der Lungenerkrankung COPD. Inzwischen ist er aber zum Glück wieder topfit. Wer unterstützt Sie noch? Oh, da gibt es einige! Beispielsweise die Schauspielerin Eleonore Weissgerber, Steffi Stephan oder Gaby Hauptmann. Ganz neu dabei ist SPD-Politiker Christoph Strässer, unser Schirmherr. Was planen Sie am 29. Februar – den Tag der seltenen Erkrankungen? Im Moment ist geplant, zusammen mit Funky e.V. und unseren „Schrittmachern“ einen Aktionsstand in den Arkaden zu machen. Leider gestalten sich die Verhandlungen jedoch schwierig. Mal gucken, was noch passiert. Wie finanziert sich die Stiftung? In erster Linie aus den Zinsen des Stiftungskapitals, aus Betteleien und ein Großteil des Geldes kommt aus der Familie. Und die Pharmaindustrie? Nein, die können Sie nur schwer aus der Ecke locken, weil sich das für die finanziell einfach nicht lohnt. Traurig, aber wahr. ◊◊◊

Wie geht Ihre Familie mit der Erkrankung um? Sicherlich ist es nicht immer leicht. Aber wir sind Optimisten. Schließlich ist der Kopf trotzdem obenauf und man ist kein Mensch zweiter Klasse. Ich habe auf Ihrer Website gesehen, dass sich u.a. Roland Kaiser für die Tom-Wahlig-Stiftung einsetzt. Ja, das ist richtig. Mein Sohn Henry ist damals auf die Idee gekommen, Prominente zu suchen, die sich für uns starkmachen, uns durch ihre Bekanntheit mehr Gehör verschaffen.

INFO

Dr. Tom Wahlig Der Münsteraner Pharmazeut und Unternehmer Dr. Tom Wahlig hat 1998 die nach ihm benannte Stiftung gegründet und die Krankheit HSP aus ihrem Schattendasein geholt. hsp-info.de achse-online.de


Frank Hoppmann Karikaturist, Zeichner des Kinderbuches „Pit und Peggs“

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ARNDT FACHSIMPELT MIT DEM KARIKATURISTEN FRANK HOPPMANN Wunder dauern bekanntlich meist länger – besonders, wenn man als Künstler in den Schuhen eines großen Kollegen laufen soll. Frank Hoppmann hat die Herausforderung nicht gescheut, ein Kinderbuch zu zeichnen, das auf Vorlagen des berühmten Osnabrücker Malers Felix Nussbaum beruht, der in Auschwitz starb. Die Geschichte von „Pit und Peggs“ sollte damals als Trickfilm realisiert werden und stammt von 1936. Knapp acht Jahrzehnte später konnten der Münsteraner Hoppmann und seine Mitstreiter das Kinderbuch nun in Osnabrück vorstellen. Ein respektvolles Werk – ganz im Gegensatz zu Franks sonstiger Arbeit: Als Porträt-Karikaturist langt er höchst deftig und satirisch hin, wenn er be-rühmte Konterfeis zu Papier bringt. Da ich selber auch als Zeichner arbeite, fachsimpelten wir uns von Kunst zu Kommerz, von Didi Hallervorden bis zu Charlie Hebdo.

JE SUIS NUSSBAUM

Frank, du hast ein Kinderbuch gezeichnet, das auf dem Projekt eines berühmten Künstlerkollegen beruht. Wie fühlt man sich dabei? Es gab einige Hürden zu meistern, aber man ist am Ende sehr froh, wenn es geschafft ist. „Anspannung – Entspannung“, das kennst du sicher auch. Klar. Wie viele Kinderbücher hast du bislang gemacht? Das ist mein Erstes. Aber ich wollte mich dagegen nie sperren. Ich habe ja auch schon Tomi Ungerer (Anm.: weltberühmter Cartoonist) kennengelernt und auch aus seinen Büchern viel für mich mitgenommen. Der hat sogar Kinderbücher mit KZ-Thematiken gemacht. Ich freue mich immer auch über Kinder in meinen Ausstellungen, denn die stellen oft interessantere Fragen als die Erwachsenen. Wie kam es nun zu „Pit und Peggs“? Im letzten Jahr ist der Verleger Andreas

Illmann vom Schaltzeit-Verlag in Berlin bei einer Veranstaltung auf mich zugekommen. Ein noch junger Verlag, der viele Karikatur-Geschichten macht, auch mit den französischen Zeichnern. Wie heißt nochmal der von „Le Monde“? Plantu. Genau. Auch von Klaus Stuttmann, dem Tagesspiegel-Zeichner, bringen die Jahrbücher raus. Und dann wollen sie eben auch Kinderbücher mit einem gewissen Anspruch machen – also nicht so gefällig. Der Verleger hatte erfahren, dass es von Nussbaum ein Konzept von 1936 für einen Trickfilm gibt – zusammen mit dem Autor Michael Loewen, von dem man aber nicht viel weiß. Nussbaum hatte die Bilder für dessen Geschichte geliefert. In Spielfilmlänge? Man weiß es nicht genau. Es sollte schon ein längerer Film werden, möglicherweise


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auch für die Werbeindustrie. Und wie für das Jahr 1936 nicht verwunderlich, auch so etwas am Walt-Disney-Stil orientiert. Das Konzept blieb lange verschollen. Die Witwe von Loewen hatte 1990 eine Mappe mit Zeichnungen an das Nussbaum-Haus in Osnabrück gegeben. Da waren die natürlich happy. Die Bilder wirken schön farbig. Ja, aber die Originale sind verschollen. Als ich die Anfrage erhielt, fühlte ich mich natürlich geehrt – und als ich diese Bilder dann sah: Unglaublich! Aber mit Kolorierung, sagte ich, ist es hier nicht getan. Zunächst gab es Versuche, das Ganze mittels Photoshop zu kolorieren – sah richtig scheiße aus! (Lacht) Damit war klar, dass erheblich mehr Arbeit nötig sein würde.

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Du hast also die alten Bilder nochmal so neu gezeichnet, dass du vom Ausdruck überzeugt warst. Es galt, möglichst viele Originale zu verwenden und so in die Story einzubauen, dass ein überzeugendes Kinderbuch dabei herauskommt. Man versucht eben, sich dem Künstler zu nähern. Nussbaum war mir zwar bekannt, aber jetzt ist er mir natürlich noch viel näher.

» Es ist auch eine Flucht, dieses Träumen und Wegwollen. « Ich kannte, vor allem aus dem Kunstunterricht, das berühmte „Selbstbildnis mit Judenpass“. Zu den bekannteren gehört auch das Bild mit diesen Sargträgern. In seinem Stil war auch viel Graphisches dabei – in der Experimentierfreude sah ich auch einige Parallelen zu meiner eigenen Arbeit. Nussbaum hat übrigens auch etliche Titel entworfen für eine Satirezeitschrift, die einen sehr guten Witz

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„Jetzt ist mir Nussbaum noch viel näher.“ Frank Hoppmann haben. Interessant ist immer der historische Kontext – in dem Fall das Dritte Reich. Hier mein Lieblingsbild: „Die Gedankensünder“, da spielt er schön mit Symbolen. Welche Technik hat Nussbaum genommen? Es ist sicher eine Mischtechnik – malerisch, aber doch mit zeichnerischen Elementen. Hier siehst du das Disney-hafte gut; an den weißen Händen. Wir wollten nichts komplett Neues entwerfen, sondern den Charakter beibehalten. Man will ja nicht als Fälscher auftreten! Funktioniert nur, wenn man langsam vorgeht und experimentiert. Die haben das damals angefangen, und wir wollten das Schiff endlich in den Hafen bringen. Sind alle Bilder nach Vorlagen entstanden? Nein, von der Texterin Doerthe Grimm mussten einige neue Elemente eingearbeitet

werden. Es geht ja um die Geschwister Pit und Peggs – und wenn der Pit „hickst“, passiert was Außergewöhnliches. Das war nötig, um die Geschichte zusammenzuhalten. Dadurch mussten einige Zeichnungen leicht verändert werden. Man muss sich dann manchmal zügeln, aber der Respekt war immer da. Gutes Stichwort: In Karikaturen musst du ja immer respektlos vorgehen! Hier musste ich mich in der Tat zurückhalten und sehr diszipliniert arbeiten, während ich mich sonst gern austobe. Irgendwie bringt man sich selbst aber immer ein, das kennst du ja auch. Sonnenblumen tauchen oft auf, weil die beiden Geschwister zur „Blumenparade“ nach Nizza fahren. Das Ganze hat auch sehr viel mit Träumen zu tun. Es ist auch eine Flucht, dieses Träumen und Wegwollen. Im Gegensatz dazu taucht


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viele Male die Roboter- oder „Kolbenparade“ auf. Das ist ein symbolischer Bezug zum Dritten Reich. Eine Interpretation von euch? Ja, aber sehr schlüssig. Nussbaum war ja als Jude ständig verfolgt und lebte im Exil. Schau dir dieses Skurrile an, diese schiefen Häuser! Das ist konträr zu dieser Zeit. Man darf die Kinder eben nicht unterfordern, sondern muss es erklären; die wollen das wissen. Es gibt ja genug Kinderbücher, die sie nur schlafen schicken sollen. „Pit und Peggs“ spielt auch mit dem Thema, dass jeder Mensch etwas Besonderes ist. Da kommen dann skurrile Figuren vor wie „Herr Cactus und Frau Palme“. Teilweise haben die Bilder auch etwas Roadmovie-haftes. Natürlich hört und fühlt es sich gut an, dass dieses Projekt nach fast 80 Jahren nun zu Ende gebracht

wurde. Soll ich dir meine Originale noch zeigen? (Eine große Porträt-Karikatur von Didi Hallervorden kommt plötzlich zum Vorschein) Ah, die ist für den „Eulenspiegel“, habe ich heute Nacht gemacht. Es war ganz spannend, den Didi nach vielen Jahren nochmal zu zeichnen. Er hatte mich früher mal beauftragt, ihn für sein Bühnenprogramm zu karikieren. Damals wollte er die Augen noch größer haben, weil er so schöne blaue Augen hat. (Grinst) Aber danach hat er, obwohl zufrieden, tatsächlich ums Honorar gefeilscht. Genscher war dafür ebenfalls bekannt, habe ich mal gehört. Er hat auf Ausstellungen Karikaturen gekauft, wollte aber immer am Preis drehen.


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„Hier siehst du das Disney-hafte: an den weißen Händen.“ Echt? Aber Politiker wollen in jedem Fall wahrgenommen werden, auch von den Karikaturisten. Beleidigt sind eigentlich nur die, die nicht gezeichnet werden.

» beispielsweise damals in Aalen, als man diesem Typen den Kopf abgesägt hatte … « Einige melden sich ja sogar bei dir, wie ich auf Facebook gesehen habe. Ja, Rainer Brüderle und jetzt aktuell Peer Steinbrück. Aber ich verrate nicht, was die mir schreiben. (Grinst) Diese ganze Wichtigtuerei

bei Facebook! Ich glaube, Brüderle hat durchaus Humor und kann auch über sich selber lachen. Leider werden ja bei Karikatur-Ausstellungen kaum Originale verkauft. Ja klar, wer hängt sich schon so ’ne Merkel ins Wohnzimmer? Es sind in der Regel Sammler, die so etwas kaufen. Trotzdem freut man sich bei Ausstellungen, dass die Leute ihren Spaß haben. Einige glauben, dass sie meine politische Richtung erkannt haben, aber da hülle ich mich natürlich in Schweigen. Manche zählen sogar mit, wie viele Männer und wie viele Frauen dabei sind. Hast du dich schon am Schnellzeichnen versucht? Nein – ich bekomme da durchaus Anfragen, aber die gebe ich weiter. Mein Ding ist


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Fliehen, Träumen, Wegwollen das nicht. Es gibt aber durchaus Leute, die da mit einem sehr guten Stundenlohn nach Hause gehen. Im Studium habe ich viel Gerichtszeichnen gemacht, aber das ist wieder was ganz anderes. Teilweise kommen in der Pause die Anwälte – die wollen entweder etwas kaufen oder dich verklagen. (Lacht) Wenn es wirklich spannende Fälle waren, bin ich durchaus noch einmal zur Urteilsverkündung hingefahren. Gerichtszeichnen habe ich immer gescheut – geht das nicht immer an die Nieren? Teilweise waren diese Mordfälle für Münster wirklich krass. Aber natürlich wirst du auch nur zu den spektakulären Prozessen (Mord, Vergewaltigung usw.) geholt, sonst würden die Medien gar keine Zeichner einsetzen! Beispielsweise damals in Aalen, als man diesem Typen den Kopf abgesägt hatte. Solche Dinge nehmen einen natürlich mit.

Mir persönlich geht auf den Zeiger: Wenn über Anschläge wie bei „Charlie Hebdo“ berichtet wird, tun alle so, als wären Karikaturen was ganz Normales. Aber viele Zeitungen bringen gar keine mehr! Stimmt, die eigentliche politische Karikatur ist auf dem Rückzug. So viele politische Zeichner gibt es in Deutschland ja nicht. Der Plantu bei „Le Monde“ darf noch machen, was er will. Warum auch nicht? Es geht doch bloß um eine einzelne Meinung! Bei Charlie Hebdo muss man sagen: Wer kannte dies Blatt vorher? Auf einmal waren alle „Charlie“ – und viele haben dann auch mit zeichnerischen Schnellschüssen reagiert. Zu schnell für meinen Geschmack. Man sollte das lieber etwas sacken lassen und reflektieren, bevor man mit einer neuen Karikatur draufhaut. Als die Dänen damals die Mohammed-Karikaturen druckten, habe ich für die „Welt“


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gearbeitet. Die fragten mich gleich, ob ich etwas dazu zeichnen würde. Ich sagte: „Zu dem Thema allgemein ja, aber keine Mohammed-Karikatur.“

INFO

Frank Hoppmann

» Wer hängt sich schon so ’ne Merkel ins Wohnzimmer? « Der Wind der Meinung kann sich durchaus drehen. Anfangs haben alle auf den dänischen Zeichnern herumgehackt, vom Papst bis hin zu Bill Clinton. Aber nachdem Kurt Westergaard in seinem Haus nur knapp einem Anschlag entkommen war, bekam er plötzlich einen Preis für Zivilcourage von Angela Merkel verliehen. Natürlich waren sie nach solchen Anschlägen alle solidarisch und haben entsprechende Zeichnungen rausgehauen. Aber das Thema ist nach kurzer Zeit durch – danach sitzt du wieder allein in deinem Zimmer und musst dich fragen, ob du eine Provokation riskieren willst. Da braucht’s ja auch keine ganze Gruppe von Radikalen – es reicht schon ein Einziger von denen, der bei dir vor der Haustür steht. ◊◊◊

Er ist Absolvent der hiesigen Fachhochschule, wo er Zeichnen, Illustration und Druckgrafik studierte. Er ist Münster treu geblieben und hat ein Atelier am Hawerkamp, wo ich ihn getroffen habe. Geboren wurde er 1975 in Lingen. Bereits mit Anfang Zwanzig wurde er ständiger Mitarbeiter der Satirezeitschrift „Eulenspiegel“, die ihm bis heute eine Seite reserviert. Lange Jahre erschienen seine wild-genialen Porträt-Karikaturen auch in der „Welt“. Die sollte man sich keinesfalls entgehen lassen. Frankhoppmann.de

Felix Nussbaum (geboren am 11. Dezember 1904 in Osnabrück; gestorben nach dem 20. September 1944 im KZ Auschwitz-Birkenau) war ein deutscher Maler der Neuen Sachlichkeit. 1932 verlor er durch Brandstiftung einen Großteil seiner Werke. 1933 verließ er Deutschland wegen der beginnenden Judenverfolgung in der Zeit des Nationalsozialismus. Ab 1940 versteckte er sich in Brüssel. Dort wurde er nach einer Denunziation mit 562 weiteren Juden mit einem der letzten Transporte in das KZ Auschwitz deportiert.


Fotos: Buschy Buschmeyer

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Tom, Carsten Gockel und der Blick aufs Ganze Was passiert nicht alles, wenn man seinen Verein liebt. Man geht durch Höhen und Tiefen. Verzeiht, rauft sich zusammen und liebt einander. Im Fußball aber liegen diese Momente so eng beieinander, dass es mit einem Wimpernschlag eskalieren kann. Schließlich geht es um die schönste Sache der Welt. Im Blickpunkt von Kritik und Anfeindungen stehen dabei aber immer die handelnden Personen. Und trotz des Gegenwindes müssen sie den Blick stets nach vorne richten.

Des Adlers Flugprobleme

Stürmische Zeiten bei den Preußen? Findest du?

liefert wurde, haben wir nicht wieder zurück in die Spur gefunden.

Naja, die Jahreshauptversammlung war zumindest keine Harmoniedemonstration für den Verein. Es kam zu deutlichen Aussprachen. Aber in den Jahren, die ich auch als Spieler hier miterlebt habe, gab es schon deutlich emotionalere Vollversammlungen.

In den Spitzenspielen gegen Aue und Großaspach ging man leer aus. Die Begegnungen hätten wir natürlich gerne gewonnen.

Auf der JHV stand deine Rede für Zufriedenheit? Mit der Entwicklung der Mannschaft bin ich sehr zufrieden. Wenn man überlegt, dass wir am Anfang der Saison zwölf neue Spieler verpflichtet haben. Die Mannschaft wurde kräftig durchgemischt für einen nötigen Neuanfang. Das Team hat ja dann bis Ende Oktober eine ordentliche Performance hingelegt. Ab dem Magdeburgspiel, das wir drei zu null verloren hatten, obwohl ein überzeugendes Match abge-

Beschäftigt dich das sehr? Natürlich beschäftigt es dich, wenn du aus beiden Spielen als Verlierer gehst. Da ist die Stimmung nicht so gut. Man ist enttäuscht. Das muss man verarbeiten und da sind wir mitten dabei. Aber dennoch habe ich auch immer eine Makro-Perspektive auf die Dinge, die geschehen sind. Ich kann ja nicht nur die letzten zwei drei Spiele nehmen. Ich muss analysieren, was in der Hinrunde gesamt passiert ist. Da stehen Stand heute 30 Punkte und ein vierter Tabellenplatz. Und das ist alles andere als „schlecht“.


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Das scheinen aber einige deutlich anders zu sehen? Man kann natürlich alles schlecht reden. Vorher stand das Team auf Platz drei und lange auf Platz zwei der Tabelle. Sicherlich kann man es dann so sehen, dass der vierte Platz im Verhältnis dazu schlechter ist – und dann kann man das schlechtreden. Aber Fakt ist: Wer hätte vor der Saison gedacht, dass wir mit diesem neuen Team dort stehen würden, wo wir jetzt sind. Ein wenig klingt das schon nach Zweckoptimismus … Bei aller Kritik, die man vorbringen kann, bringt es doch keinem etwas, sich immer nur kleinzureden. Man muss doch die positiven Dinge sehen, aus denen man sich weiterentwickelt. Das ist meine absolute Überzeugung. Ich habe selten erlebt, dass es einem im Leben und schon gar nicht im Sport nützt, wenn man alles negativ betrachtet. Das bringt nichts. Im Leistungssport bringt das erst recht nichts. Gerade da sollte – bei aller Reflektion über das Geschehene – das eigene Handeln auch stets von einer Überzeugung getragen sein, die immer auch eine gewisse Form des Optimismus ausstrahlt. Sonst kann ich niemanden begeistern. Insbesondere die Spieler müssen sich aneinander begeistern.

» Ab dem Magdeburgspiel haben wir nicht wieder zurück in die Spur gefunden. « Aus der Perspektive eines Sportvorstands sind deine Ausführungen nachvollziehbar. Als Fußballer, der du warst, siehst du das Ganze vermutlich anders? Nein. Absolut nicht. Wenn du als Fußballer mehrere Spiele nicht triffst, ist es das Gleiche: Du musst „positiv“ zu bleiben. Glaub daran, glaube weiter an dich. Arbeite weiter. Der Erfolg kommt dann von ganz alleine. Das

heißt nicht, dass wir nicht an Fehler rangehen. Das machen wir mehr, als je zuvor. Das eine schließt das andere dabei nicht nur nicht aus, sondern es bedingt sich dadurch erst. Aber trotzdem sind die Zeiten unruhiger als in den letzten Jahren? Ich sage immer: Guckt auf das Tagesgeschäft und lasst uns darüber sprechen. Gerne auch kritisch. Ich bin aber nicht dafür zu haben, das dann überzubewerten. Dafür bin ich zu lange dabei. Echt? Ich kenne die Stimmungslage da draußen. Ich bekomme viel mit. Davon muss ich mich


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Da haben sie allesamt gut lachen. Doch plötzlich ... freimachen. Das gilt für positive wie negative Trends gleichermaßen. Das kann ich mir nicht vorstellen. Niemand ist so dickhäutig, dass ihn das alles kaltlässt, er sich nicht ärgert und nachdenklich wird? Es ist ja nicht so, dass ich mich nicht ärgere über das ein oder andere. Ich störe mich zum Beispiel sehr an diesem respektlosen Verhalten, das unseren Führungskräften hier und da entgegengebracht wird. Aber ich warne davor, etwas daraus ableiten zu wollen. Was würde denn daraus abgeleitet? Man könnte es als „Fluch der guten Tat“

bezeichnen. Den „Fluch der guten Tat“ beschreibe mal näher. Es ist doch so, dass wir mit unserer Seifenkiste im großen Rennen mitfahren. Mit den durchgetunten Boliden um die Wette fahren. Aber wir sind eine Seifenkiste. Das darf man einfach nicht vergessen. Während die anderen im Windkanal ihre Fahrzeuge weiterentwickeln, haben wir unsere Seifenkiste aus Holz zusammengehämmert. So sind wir unterwegs. Seifenkiste. Was ist denn nun die Seifenkiste? Das ist das, was wir da draußen haben. Das ist unser Stadion. Trotzdem fahren wir im gro-


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Den Adler nicht nur auf der Brust, sondern im Herzen. ßen Rennen mit, wollen mithalten. Das tun wir. Wir strampeln, wir machen und versuchen jede Schraube nochmal anzuziehen. Wir strecken uns. Aber wenn das am Ende des Tages nicht für ganz oben reicht, dann sollte man sich auch das immer wieder bewusstmachen. Was muss denn ins Bewusstsein gerufen werden? Wir werden in diesen Tagen sehenden Auges von unseren Mitbewerbern abgehängt. Wir haben keinen „Return On Invest“ an der Eintrittskasse, wie es in andern Vereinen ist. Wir gehen immer nach vorne. Wenn wir „Risiko“ gehen, dann gehen wir volle Kanne. Aber wir können nicht sagen: Wenn wir mal gut spielen, kommen 3000 Besucher mehr. Nein, die kommen unter diesen Umständen hier nicht her.

Warum sollten die nicht kommen? Besucher des Preußenstadions werden hier seit Jahren im Regen stehengelassen. Hinzu kommt, dass wir mittlerweile eine Vermarktung in der Dritten Liga haben, über die ich mich sehr freue, und jedes zweite Spiel von uns gestreamt oder direkt übertragen wird. Das zieht uns auch nochmal Zuschauer weg. Du beklagst dich gerade aber nicht? Nein, ich stelle fest. Die, die zuhause bleiben, sich das Spiel im Fernseher anschauen, die laufen hier nicht durch die Tür. Die laufen vorne nicht durch die Kasse. Nicht falsch verstehen: Das ist einzig und alleine eine Erklärung der Situation. Und wenn ich dann in Magdeburg spiele, die Achter oder


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Neunter sind, kommen da 16.000 Besucher hin. Die haben eine Top-Infrastruktur. Da kann ich meine Kinder an die Hand nehmen und mal ins Stadion gehen. Da kommen die aber nicht durchgewalkt von Wind und Regen nach Hause, wie bei uns. Das ist de facto so – davor sollte man nicht weiter die Augen verschließen. Und wenn ich dann höre, dass man sich doch in der dritten Liga etabliert habe … Etabliert, in dieser Liga? Das schaue man sich mal am Beispiel der Stuttgarter Kickers an. Zwei Jahre im Aufstiegsrennen – und jetzt sind die im Keller und stecken mitten im Abstiegskampf. Das ist Dritte Liga. Du kannst oben dabei sein und mit einem Wimpernschlag durchgereicht werden. Wenn wir jetzt anfangen, das Große und Ganze nicht mehr zu sehen, wir uns über Kleinigkeiten nicht mehr freuen können, dann kann man sich schon die Frage stellen, ob wir das alles noch richtig beurteilen. Wird es richtig beurteilt? Nein, es wird oftmals nicht richtig beurteilt. Wenn ich null zu null in Dresden spiele, dann ist das erst mal ein Erfolg, dass ich da einen Punkt mitnehme. Dass wir achtzehn zu zwei Ecken hatten, habe ich auch gesehen. Auch, dass das glücklich war, ist mir nicht entgangen. Aber ich darf nach Hause fahren, mich freuen, einen Punkt geholt zu haben, bei einem Verein, der eigentlich in die Bundesliga gehört. Darüber darf man sich freuen. Aber trotzdem müssen wir über die Jahreshauptversammlung sprechen. (Lacht) Das können wir. … das müssen wir. Es wurde ein Minus bilanziert. Ohne es jetzt kaufmännisch aufzudröseln, womit plant ihr? Thomas Bäumer ist sauer und der ist nun mal Hauptsponsor. Der Hauptsponsor Tuja steht zu unserem Verein seit Jahren. Er wird auch weiter zu uns stehen. Gott sei Dank ist das so. Wie Thomas Bäumer jedoch angegangen worden ist, war beschämend. Und das als Person, die den Verein seit Jahren unterstützt, und zwar in einer Art und Weise, die unglaublich ist für die dritte Liga.

Trotzdem, wie plant ihr? Die Situation ist angespannt, aber erklärbar. Wir haben im Laufe der letzten Saison Investitionen getätigt. Wenn wir am Ende des Tages aufgestiegen wären, hätte jeder gesagt, dass wir das genau richtig gemacht haben. Jetzt haben wir es nicht geschafft und müssen sehen, wie wir damit umgehen. Das haben wir dargelegt. Wir werden weniger ausgeben, haben ein Darlehen aufgenommen. Das werden wir Stück für Stück zurückzahlen. Wir werden weiterhin so solide wirtschaften, wie es die Leute von uns gewohnt sind.

» Ich kenne die Stimmungslage draußen. Ich bekomme viel mit. « Darauf gab es ja auch wenig Kritik. Aber es fielen deutliche Worte zwischen dem Aufsichtsratsboss und den Mitgliedern? Der Aufsichtsrat ist ein hohes Gremium im Verein, der diesen im Übrigen auch nach außen vertritt. Und wer, wenn nicht der Vorsitzende dieses Gremiums, sollte, wenn es mal erforderlich ist, „Tacheles reden“? Die Fronten sind verhärtet – ich habe nicht den Eindruck, dass sich das, wenn überhaupt, rasch entspannt. Da muss doch ein Konsens gefunden werden? Wir haben doch nie das Gespräch verweigert. Ganz im Gegenteil. Wir haben immer Signale gesetzt. Man tut bei dem Thema gut daran, nicht ständig Ursache und Wirkung umzukehren. Wenn die Ursache aufhört, werden wir diese Wirkungen im Stadion nicht mehr sehen. Ursache, Wirkung, Sippenhaft. Dinge, die am Ende des Tages alle im Stadion treffen. Nehmen wir dieses Alkoholverbot, das nur für die Stehplätze galt.


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Georg Krimphove hat da deutlich was zu gesagt und ich habe da nichts zu relativieren. Was soll man dazu noch weiter anmerken? Aber es gibt doch eine Vorgehensweise für die Zukunft? Man muss zunächst einmal wissen, dass der Alkoholausschank während des Spiels in der dritten Liga generell nicht erlaubt ist. Es gibt eine Übereinkunft der handelnden Sicherheitspartner, dass ausgeschenkt wird. Schaut jemand zu tief ins Glas, wird auffällig, greift die Hausordnung. Wenn der Polizeieinsatzleiter jedoch sagt, ich hätte gerne zu diesem Spiel, weil eine besondere Sicherheitslage vorliegt, dass kein Alkohol ausgeschenkt wird, dann haben wir das ernstzunehmen – und setzen das am Ende gemeinsam um.

» Es ist doch so, dass wir mit unserer Seifenkiste im großen Rennen mitfahren. « Komische Regelung. Überhaupt nicht komisch, sondern Gesetz. Aber wie sind wir denn dazu gekommen, dass diese Vorgabe umgesetzt werden musste? Dass sich da jemand in Sippenhaft genommen fühlt, verstehe ich. Der normale Stadiongänger, der seine Wurst essen will und ein Bierchen dazu trinken möchte, ja der fühlt sich in Sippenhaft genommen. Gegängelt. Das ist leider so. Es ist allenfalls an der Zeit, denen zu sagen, dass wir das nicht wollen.

Zum Schluss: Carsten, werden wir die Saison mit dem Trainer zu Ende spielen? Vor der Saison wollten alle, dass der Trainer geht. Ich habe mich deutlich dagegen ausgesprochen. Vielmehr habe ich deutlich gesagt, dass ich zum Trainer stehe. Wir haben einen Umbruch gestartet. Der auch gelungen ist. Dass wir nun Ralf Loose nicht mehr im Team haben, ist der schlechten Entwicklung der letzten Wochen geschuldet und der Tatsache, dass wir gemeinsam keine Zukunftsperspektive gesehen haben. Was ist die Lösung? Wir werden weiter versuchen, in der Dritten Liga „ambitioniert“ Fußball zu spielen, den Kopf und den Blick nach oben zu halten. Nun ja, die Leute wollen attraktiven Fußball. Auch wir möchten attraktiven und vor allem erfolgreichen Fußball spielen lassen. Nicht immer kann beides gelingen. Tja, im Zweifel ist es die Argumentation der Fans, die den Zauber mitfinanzieren? Sicherlich. Wie am Anfang schon gesagt, es ist die perspektivische Betrachtung der Dinge, auf die es ankommt – und ein bisschen positives Denken würde dabei nicht schaden. Carsten, wie immer ein herzliches Dankeschön für dieses durchaus emotionale Gespräch. Ich habe zu danken. Frohe Weihnachten. ◊◊◊

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Carsten Gockel Also sollen sich die restlichen Fans zu Wort melden? Genau. Hier muss keiner das gleiche Liedchen singen. Wir müssen uns nicht wie im Knabenchor verhalten. Aber wir müssen uns an normale Regeln eines friedfertigen Miteinanders halten. Wenn das gelingen könnte, wäre schon viel erreicht.

Ist im zehnten Jahr Geschäftsführer und „Vorstand Sport“ und mit dem Verein bereits seit Jahren vertraut. Sieben Jahre schnürte er als Spieler die Stiefel für das Team des Clubs.


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Kultur & Freizeit Eine Sommernacht 11. Januar | 19.30

Bock auf Boygroupspass?

DIE VERSCHWÖRUNG DES FIESCO ZU GENUA 13./16./22. Januar | 19.30

Vom 6. Januar bis 13. März 2016 heißt es im GOP Varieté-Theater Münster: Vorhang auf für „Die Spaßmacher“!

COSÌ FAN TUTTE 06./14./16. Januar |

Party-Time

19.30

13. Januar | 22.00

Das Original

Das unsichtbare

06./19. Januar | 19.30

Haus 15. Januar | 9.30, 11.30

Floh im Ohr

24. Januar | 15.00

07./09./15. Januar | 19.30

West-Östliche Begegnungen

Literatur-

15. Januar | 19.30

begegnungen 07. Januar | 20.00

HOMO SACER / SACRE 17. Januar | 11.30

Pünktchen und

23. Januar | 19.30

Anton 08./20./25. Januar | 11.00 26. Januar | 9.30, 11.30

Echte Spaßmacher, das sind Stevie Mazoschek und Ulrich Beckers, die gemeinsam „Die lonely husBand“ bilden. Diese versprüht auch nach ihrem 20. Bühnenjubiläum noch den Charme einer Boygroup, die einen Clown gefrühstückt hat, und steckt dabei die Zeichen der Zeit locker weg. Denn: Lachen ist gesund! Auf der Welle des Humors hat sich das Duo längst in die Oberliga der besonders spaßhaften Abendunterhaltung gespielt.

Theater Münster

27. Januar | 11.00

Neubrückenstraße 63

Hoffmanns

theater-muenster.com

Während „Die lonely husBand“ in Selbstironie badet, lässt sie die anderen Künstler, die ebenfalls zum Ensemble der Show „Die Spaßmacher“ gehören, glänzen. Jeder der Künstler macht Spaß, im besten Sinne. Sei es ein kleines Augenzwinkern, seien es clowneske oder wahrhaft komödiantische Momente oder einfach nur die pure Lebensfreude: Die Show „Die Spaßmacher“ macht einfach Spaß!

Tel. 0251 59090 Erzählungen 08. Januar | 19.30 24. Januar | 19.00 Die Blechtrommel 08./21. Januar | 19.30 Viel gut essen 08./27. Januar | 19.30 Die Spassmacher Dagmar

ab 06. Januar

Manzel

Mi. & Do. | 20.00

09. Januar | 20.00

Fr. & Sa. | 18.00, 21.00 So. | 14.30, 19.00

Othello 10. Januar | 15.00 20./27. Januar | 19.30 GOP Varieté Gefangen

Bahnhofsstraße 20-22

10. Januar | 19.00

Tel. 0251 4909090

26. Januar | 19.30

variete.de

Tickets und weitere Informationen gibt es telefonisch unter 4909090, weitere Informationen unter: variete.de


Kultur & Freizeit

Er ist wieder da

VORTRAG:

07./09./16.

Der Iran - Blicke

Januar | 20.00

hinter den Schleiern

10./17. Januar | 18.00

15. Januar | 16.00

Die Verwandlung

VORTRAG:

08. Januar | 20.00

Kinder wollen Eltern auch

Tschick

15. Januar | 20.00

12./13. Januar | 20.00 VORTRAG: Das Rote Sofa

Ziele in Sicht!

13. Januar | 22.30

25. Januar | 19.00

Frau Müller muss weg

Volkshochschule

14./15. Januar | 20.00

Aegidiimarkt 3 Tel. 0251 4 92 43 21

Kabale und die Liebe

vhs.muenster.de

19./20. Januar | 20.00

als wäre nichts gewesen

Gut gegen Nordwind

Eine junge F-16-Pilotin der US Airforce, unerschrockene und erfolgreiche Kämpferin, wird ungewollt schwanger. Ihre Vorgesetzten halten es für besser, sie nicht mehr in Kriegsgebieten einzusetzen, sondern Zuhause, am Boden: als Pilotin einer Kampfdrohne. Am Boden (Grounded) ist ihre Geschichte.

22. Januar | 20.00

Weit weg vom Kampfgebiet, im 8.000 Meilen entfernten Las Vegas, sitzt sie fortan in 12-Stunden-Schichten am Computersystem, das die Drohne fernsteuert. Selbst ferngesteuert von den „Leuten im Kopfhörer“, die ein Urteil sprechen, ehe sie die tödlichen Bomben abwirft.

Männerhort

Am Boden 23. Januar | 20.00 Der Vorname

Ein Lächeln mach

24. Januar | 18.00

ich Ihnen 08./09. Januar | 20.00

26. Januar | 20.00

On the loose I hired a

Im Wolfgang Borchert Theater Münster: Am Mittelhafen 10 | wolfgang-borchert-theater.de | Tel. 40019

14./15. Januar | 20.00

contract killer 28. Januar | 20.00

America’s Next President

Gift. Eine Sie ist im Krieg und fährt doch Abend für Abend nach Hause zu Mann und Kind, als wäre nichts gewesen. Bis die Grenzen verwischen und die scheinbar heile Welt zerreißen muss.

Johan Wellton //

19./20. Januar | 20.00

Ehegeschichte 29./30. Januar | 20.00

Triple Bill (Europa-Premiere) 29. Januar | 20.00

WOLFGANG BORCHERT THEATER

Theater im

Am Mittelhafen 10

Pumpenhaus

wolfgang-borchert-

Gartenstraße 123

theater.de

pumpenhaus.de


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Metzgerlehre

Weihnachten

Ihr werdet lernen, was in eine gute Leberwurst reingehört. Dafür könntet ihr sie aber auch in der Badewanne auseinander pulen und selbst nachgucken, aber gut. Ihr werdet aber auch – falls vorhanden – die Hemmungen verlieren, beziehungsweise um die 80 „Schweinchen namens Babe“ pro Woche mit dem Bolzenschussgerät ins Nirvana knallen. Ob das psychisch so gesund ist, sei mal dahingestellt.

Fressen, streiten, singen, und Geschenke verteilen. Das IST zwar nicht Weihnachten, aber das passiert vielen AN Weihnachten. Bleibt ruhig, ihr Theologiestudenten, guckt euch doch mal um. Leute sind sauer, weil sie das falsche iPhone bekommen oder weil das Essen nicht schmeckt. Aber Weihnachten kann auch schön sein, wenn man es mit den richtigen Leuten feiert. Auf unseren Weihnachtsfeiern gibt’s jedes Jahr ein Lebkuchenherz. Eins aus dem letzten Jahr für alle zusammen. Und wir schaffen es jedes Jahr zusammen zu weinen, im Kreis um dieses Herz versammelt. Und zwar aus Freude. DAS ist Weihnachten.

Aida Ein Kreuzfahrtschiff und eine singende Perle aus Münster heißen so, unter anderem. Auf dem Schiff waren wir schon mal drauf, auf dem Weib nicht. Die war sehr nett bei unserem ersten Interview, hat mal bei DSDS den siebten Platz belegt – aber nur die ersten sechs kamen weiter. Danach wurde die vom neidischen Deutschland so ein bisschen als Null abgetan, musste Fragen beantwortet, wie: Und wo singst du jetzt? Auf der Aida? Hahaha! Schon schofel, so einen Spott ertragen zu müssen, obwohl man doch ganz respektabel abgeliefert hat. Immerhin kann die durchaus singen, die neidischen Bratzen nicht.

Marilyn Monroe Monica Lewinski hat einst mit US-Präsident Bill Clinton ziemlich wild herumgepornt. Heute ist sie fett und vergessen, die arme Monica. Marilyn Monroe hat mit US-Präsident John F. Kennedy ebenfalls wild herumgepornt. Sie wurde zur Legende, ist aber heute tot. Das ist eine wunderbare Vorlage für eine ganze Diskussionsnacht in der WG. Warum lief es bei der einen so, und bei der anderen so, und wie


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würdet ihr es selber machen? Lag es daran, dass die eine blond und die andere brünett war? Ergebnisse zu diesem Thema bitte per Mail an die Redaktion.

Wein Ob als edler Trunk auf feinen Veranstaltungen oder billiges Gesöff aus dem Tetrapack – Wein geht immer. Ich bin jedenfalls großer Fan des gegorenen Traubensaftes und habe mich des-

Stadtgeflüster Münster – Das Interviewmagazin wird herausgegeben von der Stadtgeflüster GmbH & Co. KG Rothenburg 14-16, 48143 Münster Telefon 0251 48168-30, Telefax 0251 48168-40 stadtgefluester-muenster.de info@stadtgefluester-muenster.de Herausgeber und Chefredakteur: Redaktion: Editorial Design: Lektorat: Delivery-Man:

Thorsten Kambach Jana Nimz, Dennis Kunert, Lucas Kreling, Larissa Schwedes, Sabine Roters, Tom Feuerstacke, Piff, Arndt Zinkant Buschy Buschmeyer Bernhard Trecksel Tobias Drinkwitz

wegen in letzter Konsequenz vom christlichen Glauben abgewandt, um von nun an Dionysos zu huldigen. Wer sich anschließen möchte, kann das gerne machen. Dazu müsst ihr nur nachmittags in die Fußgängerzone kommen und nach der betrunkenen Frau in verrutschter Toga Ausschau halten. Ich predige in der Regel von 14.00 – 14.15 Uhr, danach habe ich Fahrstunde. ◊◊◊

Fotografie: Thomas Schmitz – FXcommunication.com, Finn Danker Wencke Lieber, Maren Kuiter, Buschy Buschmeyer, Jana Nimz, Uwe Clephas, Pressefotos Anzeigenvertrieb: Ekki Kurz, Horst Stronk Veranstaltungen und Kleinanzeigen: Jana Nimz Büro: Irene Kötter Druck: Lensing Druck Ahaus Webseite: Mark Grotegerd Glossar: Janina Mentos Stadtgeflüster liegt zur kostenlosen Mitnahme an über 300 Stellen in Münster aus. Sie haben Interesse an unseren Mediamöglichkeiten? Dann rufen Sie uns an oder schreiben Sie eine Mail, wir freuen uns!


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