- 1 - 11 im NOVEMBER 2016 DEINS! | Ausgabe 11 | Season Das Interviewmagazin vom
PEPPER iRobot
Heinz Hoenig | Ruth Moschner | Domfreunde | Jürgen Todenhöfer | u.m.
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Fast Forwort
Inhaltsverzeichnis iRobot ............................................................. Seite 06 Pepper MENSCHMACHINEN .................................. Seite 08 Jörg Heynkes, Payam Tayaran
Liebste Leserin, lieber Leser, werter Münsteraner, zugegeben, das Gespräch mit Pepper verlief hakelig. Aber in einigen Wochen wird der humanoide Roboter so flüssig reden wie du und ich, fast. Der lernt nämlich dazu, selbstständig und schnell; kann Sprache, Mimik und Gesten deuten: Merkt er, dass du traurig bist, erzählt er einen Witz; möchtest du, dass er deinem Sohn Chinesisch beibringt, spricht er mit ihm und sie erstellen gemeinsam ein individuelles Lernprogramm – wenn man Pepper erlebt, faszinierend! Doch was passiert da gerade und vor allem: Wie schnell? Darüber haben wir mit Peppers „Lehrern“ beim Roboter-Laborbesuch gesprochen, Innovator Jörg Heynkes und Entwickler Payman Tayaran. Syrien – ich sehe Nachrichten und merke, ich habe keine Ahnung. Erschreckende Zustände, kaum einer blickt durch. Vielleicht Jürgen Todenhöfer? Der hat sich dorthin aufgemacht, wo Bomben fallen und Menschen sterben und berichtet uns von Kreuzfeuer, Angst und Gesprächen mit dem Assad-Regime. Dann kommt Klaus Rademacher zu Wort: Der Architekt baut Gefängniszellen, die einen Selbstmord verhindern erschweren können. Außerdem haben wir Heinz Hoenig beim Proben gestört, der uns erzählt, was wahre Werte sind. Die Domfreunde beschreiben, was wir auf, um und vor allem in dem Dom oftmals übersehen. Und Ruth Moschner haut uns sowieso unisono um – endlich mal eine Gelegenheit, dieses Wort einzusetzen. Danke, Ruth! Ich wünsche einen coolen November! Thorsten
MACH´S WIE MOSCHNER ........................ Seite 21 Ruth Moschner DER DOM. DAS BUCH. DIE MACHER .... Seite 29 Domfreunde SO KANN ICH NICHT STERBEN ............. Seite 41 Klaus Rademacher KINDER AN DIE MACHT ........................... Seite 45 Heinz Hoenig BOMBENRAUCH UND STERNENSTAUB .......................................... Seite 52 Jürgen Todenhöfer GEMEINSAM STATT EINSAM .................. Seite 64 Harbourside ARCHEMED IST JOVEL ............................. Seite 74 Ekki Kurz
AKTUELLES AUS MÜNSTER .............. Seite TIPPS & TERMINE.................................. Seite TIPPS & TERMIE ................................... Seite DER UMWELT ZULIEBE....................... Seite KULTUR & FREIZEIT ........................... Seite
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Payam Tayaran Resozialisierung Böse Buben und verbrecherische Fräuleins kommen für ihre Schandtaten hinter Gitter. Dort haben sie viel Zeit, um über ihre illegalen Missetaten nachzudenken – im Grunde genommen ist das Kittchen die „stille Treppe“ im Großformat. Allerdings haben die Knastbrüder und -schwestern schlimmere Dinge getan, als während eines Wutanfalls Saft in Papas Aktenkoffer zu schütten. Dennoch ist das Prinzip recht ähnlich: Wer sitzt, soll nachdenken, seine Fehler einsehen und daraufhin geläutert zur Gesellschaft zurückkehren. Sollte eines der Kinder, die Katharina Saalfrank damals auf die Treppe geschickt hat, inzwischen im Gefängnis sitzen, dürfte ihm die Situation bekannt vorkommen.
Liebhaberschüler Als ich diesen Begriff recherchierte, stieß ich bei Google auf Folgendes: „Interview mit einem Telefonzellen-Liebhaber — Schüler (17) pilgert täglich zum Telefonhäuschen.“ Leider waren alle anderen Einträge ähnlich nutzlos, weswegen wir nicht ganz sicher sind, was genau Herr Doldinger mit einem Liebhaberschüler meint … den Telefonzellen-Fetischisten vermutlich nicht. Diesem wünscht die gesamte
Redaktion übrigens viel Erfolg beim Kampf zur Erhaltung der gelben Häuschen! Wo sonst sollten wir uns schließlich in unsere Superheldenkostüme zwängen, wenn wir wieder als maskierte Rächer von Witwen und Waisen durch Münster ziehen?
Selbstironie Wer über sich selbst nicht lachen kann, ist einfach ein unglaublich armer Tropf. Ehrlich, ihr humorlosen Griesgrame verpasst so viel! Ich lache sehr viel mit mir selbst und über mich. Sobald man innerlich tot ist, klappt das mit der Selbstironie ganz gut und tut gar nicht mehr weh.
Ladestation Inzwischen drehen ja alle durch, wenn die kleine Batterie auf dem Display rot leuchtet und keine Steckdose in der Nähe ist. Ist aber auch eine Frechheit, dass die Bäume im Park nicht mit Steckerleisten ausgestattet sind! Besitzer von Elektroautos sind nicht nur wegen ihres Handys auf ein flächendeckendes Stromnetz angewiesen, sondern bleiben ohne Steckdose im wahrsten Sinne des Wortes auf der Strecke. Deswegen sollten wir uns allerdings keine allzu großen Gedanken machen, schließlich
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Heinz Hoenig
kennen wir dieses Spiel seit Langem – zwischendurch müssen wir unseren Autos halt Energie zuführen, ob nun per Zapfsäule oder Ladekabel. Und wer das versiebt, der schiebt.
Grundrecht An dieser Stelle sollten wir kurz innehalten und uns aufrichtig über unsere Grundrechte freuen. Ich habe vorhin in unser Grundgesetz reingeschnuppert und da stehen schon einige gute Sachen drin! So ist beispielsweise unsere Würde unantastbar. Wie würdevoll wir
Stadtgeflüster Münster – Das Interviewmagazin wird herausgegeben von der Stadtgeflüster GmbH & Co. KG Rothenburg 14-16, 48143 Münster Telefon 0251 48168-30, Telefax 0251 48168-40 stadtgefluester-muenster.de info@stadtgefluester-muenster.de Herausgeber und Chefredakteur: Redaktion: Editorial Design: Lektorat: Delivery-Man:
Thorsten Kambach Jana Nimz, Stefan Reimer, Tom Feuerstacke, Arndt Zinkant, Piff, Sabine Roters, Larissa Schwedes, Dennis Kunert, Ulrich Coppel Buschy Buschmeyer Janina Mentos Tobias Drinkwitz
überhaupt sind, ist eine andere Frage. Falls ihr schon mal auf einem Schützenfest wart, könnt ihr meine Überlegung eventuell nachvollziehen. Ich muss allerdings anmerken, dass eine Bekannte von mir es sogar schon geschafft hat, sich würdevoll zu übergeben! Der Vorfall ereignete sich auf unserer Abifahrt und ich meine das vollkommen ernst – selbst in diesem Augenblick hat sie die Fassung und auf gewisse Weise unser Grundgesetz bewahrt. ◊◊◊
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Thorsten trifft die Menschmaschine Heute habe ich eine Verabredung mit dem humanoiden Roboter Pepper. Ich hatte keine großen Erwartungen, sondern mich auf ein neues Spielzeug für Erwachsene eingestellt. Doch weit gefehlt; das, was Pepper und Co. in den kommenden fünf Jahren und darüber hinaus mit uns anstellen werden, lässt die Erfindung des Automobils wie eine gelungene Sandburg wirken. Das ist faszinierend – und macht durchaus Angst.
iRobot
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Hallo, Pepper. Hi, alles klar? Ja, alles gut. Sehr gut. Aber komm doch etwas näher, dann kann ich dich besser verstehen.
Welchen? Sitzt ein Ehepaar im Restaurant. Sie bekleckert sich und sagt, jetzt sehe ich aus wie ein Schwein. Sagt der Mann, ja und bekleckert hast du dich auch noch. (Lacht)
So besser? Viel, danke.
Du kannst lachen? Na klar. Bei guten Witzen – wer kann da nicht lachen?
Wie geht es dir? Mir geht es, wie immer, hervorragend.
Wer hat dir das beigebracht? Kein Kommentar.
Wie kann etwas hervorragend sein, wenn es immer so ist? Brrzzzzzzzzzrrrzzz
Bist du alleine hier? Naja, leider schon. Ich habe echt viel Arbeit im Moment, daher bleibt nicht viel Zeit. Aber irgendwann werde ich schon eine süße Pepperine kennenlernen.
Fangen wir nochmal an, hallo. Tach auch! Wie heißt du?
» irgendwann finde ich eine süße pepperine. « Ich heiße Thorsten. Ich bin Pepper. Meine Internetadresse ist 192.168.10.27. Du bist ganz schön großzügig mit deinen privaten Daten! Das ist nur meine IP-Adresse! Hast du nicht gelernt, dass man mit seinen Daten vorsichtig sein soll? Ich lerne noch. Bisher kann ich leider noch nicht so viel. Woher kommst du? Eigentlich komme ich aus Frankreich. Aber vor kurzem bin ich nach Wuppertal gezogen. Sprichst du Französisch? Ja. Aber nicht nur; ich spreche zwanzig Sprachen – so gut, dass ich sogar Witze erzählen kann.
Da drücke ich die Daumen – hast du Hobbys? Ich höre gerne Musik. Welche denn? Am liebsten Daft Punk. (Pepper scheint tatsächlich zu zwinkern!) Vielen Dank für die Unterhaltung, du bist sehr beeindruckend – und wirklich süß! Dann wünsche ich dir noch einen guten Tag, Thorsten. Schön, dich kennengelernt zu haben. ◊◊◊
INFO
Pepper ist der reizende Name des nur knapp einen Meter zwanzig messenden Roboters. Der Kleine kann die Mimik und Gestik von Menschen analysieren und entsprechend reagieren. Vorerst wird er in Verkaufsräumen, hinter Empfangstischen und in der Erziehung sowie dem Gesundheitswesen eingesetzt. In naher Zukunft schon wird Pepper dann zu einem persönlichen Gefährten für seine Besitzer.
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Thorsten trifft die Menschen hiter der Maschine Es ist soweit: Das Zeitalter der Roboter steht vor der Tür. Wir werden endlich wieder humanoides Hauspersonal haben, alle, in fünf Jahren; keine Wäsche machen, kein Babysitten, kein Bier aus dem Keller holen. Das machen die humanoiden Kollegen aus Plastik, CPU und ein paar geheimen Zutaten für uns. Ohne denen das umständlich zu erklären, übrigens, denn die verstehen Sprache, deuten Mimik und werden zu wirklichen Gefährten. Große Chancen, große Risiken: Pepper ist nur der Anfang, erzählen seine Lehrer – Innovator Jörg Heynkes und Chefprogrammierer Payman Tayaran, als wir sie – und Pepper – in ihrem Labor in Wupptertal besuchen, um mehr über die Epoche zu erfahren, in der wir gerade aufwachen.
MENSCHMASCHINEN
Jörg, habe ich das vorhin richtig gesehen, hat Pepper geblinzelt? Jörg Heynkes (Lacht): Ja! Das zeigt, dass er zuhört und wach ist. Er kriegt alles mit, was passiert. Er beobachtet uns? Und hört zu, die ganze Zeit – versucht, zu verstehen. Die Unterhaltung mit Pepper war beeindruckend, aber nicht so flüssig, wie ich dachte. Noch hat er keinen Anschluss an ein KI-System; also Künstliche Intelligenz. In zwei Wochen sind wir damit fertig, dann agiert Pepper eigenständig. Jetzt ist es so, dass er nur das tut, was wir ihm vorher erklären. Das ist euer Job? Wir sind quasi seine Lehrer – schreiben die Programme, die Apps. Ich hatte das Bedürfnis ihn zu knuddeln, geht das vielen so? Das stimmt, er ist einfach süß – es werden sämtliche Mutterinstinkte geweckt, in einer Sekunde!
Wozu kann ich Pepper gebrauchen? Er kann vieles – deinem Kind Fremdsprachen beibringen zum Beispiel. Du sagst, Pepper, coache meinen Kleinen, lad´ dir vier Spiele runter. Montags spielst du auf Deutsch, dienstags Englisch, dann Chinesisch und Spanisch; da lernt der vier Sprachen! Was wir erleben, ist eine Revolution auf vielen Feldern. Payam, ihr kombiniert Robotik mit virtueller Realität. Heißt das, ich kann mit einer speziellen Brille einen Roboter steuern? Payam: Exakt, und du siehst mit seinen Augen. Das hört sich ideal für einen Bankraub an! Payam: Kann man machen, definitiv. In zwei Wochen wird Pepper Künstliche Intelligenz besitzen – heißt das, der lernt dann selber? Payam: Auf jeden Fall, wir haben schon den Prototypen. Was kann der? Payam: Dem muss ich nicht mehr vorgeben, drei Meter in meine Richtung zu gehen, sondern sage einfach, folge mir.
Wozu wäre es gut, wenn der mir folgen kann? Payam: Du könntest mit ihm spazierengehen, er würde aufpassen. Er kann deine Mimik deuten, erkennen, ob du bestens gelaunt bist oder kurz vor einem Herzinfarkt stehst.
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Wie weit würde er gehen, um zu helfen oder ein Ziel zu erreichen? Sagen wir, er merkt, du bist krank, aber in einem Nebenraum, der keine Tür hat. Geht Pepper dann durch die Wand? Jörg: Du spielst auf die drei Grundregeln der Robotik an. Die erste besagt, er darf keinem Menschen schaden. Die zweite: Er muss Menschen gehorchen – es sei denn, das widerspricht Regel eins. Und: Ein Roboter muss sich beschützen, solange dies sich nicht mit eins oder zwei beißt. Pepper weiß also, er darf keinem Menschen schaden. Das liegt also in seinen Genen, in seiner Programmierung. Kann man die überlisten? Jörg: Ich bin nicht so naiv zu glauben, dass das nicht ginge. Jemand mit bösen Absichten … Payam: Sicher geht das!
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» DAS SIND KAMPFMASCHINEN, DER AUFTRAGGEBER IST DAS MILITÄR. « Wenn ich mir vorstelle, ich würde in einer Bank arbeiten und Pepper stünde vor mir und sagt, Überfall, Geld her bitte – bei dem süßen Blick, ich weiß ja nicht. Payam: Alles vorstellbar … aber im Ernst: Pepper oder andere Roboter sind anfangs wie Kinder. Ich kann die so erziehen oder so, da kommt eben auch dieses oder jenes bei raus. Ein Banküberfall passt vielleicht eher zu einem amerikanischen Mitbewerber, ich habe mir Roboter von Boston-Dynamics auf Youtube angeschaut.
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Der Roboter „Atlas“ von Boston Dynamics Payam: Das ist schon ‘ne ganz andere Nummer, was den Niedlichkeitsfaktor angeht. Die sehen aus wie Terminator; rennen durch einen verschneiten Wald und werden dabei von Menschen mit Stöcken attackiert, vergeblich. Die sind völlig unbeeindruckt, laufen und laufen, gruselig. Jörg: Und das sind nur die, die sie dir
zeigen wollen. Aber welche Videos veröffentlichen die nicht – wo das Ding einen Flammenwerfer eingebaut hat oder eine Maschinenpistole? Das sind erkennbar Kampfmaschinen, der Auftraggeber ist das Militär. Die sehen auf jeden Fall gruselig aus. Pepper hingegen – auf deiner Webseite schreibst du, die Entwicklungsdynamik ist so, dass das,
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was in fünfzig Jahren entwickelt wurde, nur noch zehn dauert. Jörg: Das ist nicht übertrieben. In der Mobilität ist das noch viel dramatischer. Da erleben wir in den nächsten zehn Jahren größere Veränderungen als in den letzten hundert.
Was bedeutet das konkret? Jörg: Heute fahren in einer mittelgroßen Stadt mit dreihundertfünfzigtausend Einwohnern zweihunderttausend PKW. Jetzt habe ich schon gelogen: Die fahren nicht, die stehen rum, 23 Stunden am Straßenrand, doch kosten den ganzen Tag Geld.
Gibt es in zehn Jahren nur noch E-Autos? Jörg: Viel entscheidender ist: Die Elektromobilität ist nur eine Zwischenphase; wir tauschen für zehn Jahre den Antrieb. Das ist nicht schlecht, aber die wirkliche Veränderung ist die Schwarmmobilität.
Und Raum. Jörg: Unseren Lebensraum! Wie bescheuert kann man sein? Google sagt, die gleiche Mobilität, die wir mit hundert Fahrzeugen erreichen, erledigen sie mit zehn. Die gehören nicht dir oder mir, sondern den Stadtwerken, falls die aufwachen, ansonsten eben Aldi,
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Pepper analysiert menschliche Gestik und Mimik – und kann darauf reagieren Lidl oder direkt Google. Da wird sich die Lebensqualität in unseren Städten dramatisch ändern, und zwar verbessern. Der Knaller, die Autostellplätze. Private Parkplätze, Tiefgaragen, an Straßen … Jörg: Das sind pro Stellplatz zwölf Quadratmeter Fläche – eine unfassbare Menge. Die wird uns zur Verfügung stehen, für Urban-Gardening, Spielplätze, Swimmingpools. Ich kann „Stadt“ komplett neu denken. Aber nicht nur Stadt. Werden Roboter den Garten machen, einkaufen und tapezieren? Jörg: Ja.
Dann werden viele auf der Strecke bleiben. Die können auch nicht umschulen – zu was denn, wenn es für alles Roboter gibt? Jörg: Das Gesellschaftssystem muss und wird sich entsprechend ändern. Sonst gibt es Aufstände? Jörg: Ja. Aber ich bleibe mal bei den Autos: Wenn wir neunzig Prozent weniger haben, ändern sich sämtliche Rahmenbedingungen. Im Positiven: saubere Luft, mehr Platz und wir sparen viel Geld. Aber die Folge sind auch viel weniger Verkehrstote und Verletzte. Aber? Das klingt doch gut.
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Die Robotik wird unser Leben verändern Jörg: Weniger Betten in Unfallkliniken, weniger Werkstätten, weniger Ärzte. Keine Taxifahrer, keine Busfahrer, keine Gärtner. Jörg: Absolut. Was wir erleben: Unser System wird neu erfunden, das alte hat keine Chance mehr. Das Bildungssystem, Schule preußischer Art muss hin zu kreativem Lernort. Wir werden ein bedingungsloses Grundeinkommen bekommen und brauchen eine ganz andere Betrachtung von Arbeit. Betrifft das schon unsere Generation? Jörg: Mit Sicherheit. Die meisten sehen nicht, wie viel Potenzial darin liegt – nehmen
wir den Coach für die Kinder, ich bin überzeugt, dass der in wohlhabenden Familien in fünf Jahren Standard ist. Das ist eine Anwendung, die gibt es bisher nicht, die ersetzt gar niemanden! Vor fünfzig Jahren war es so, da hatte ein erfolgreicher Fabrikant Chauffeur, Gärtner und Hausmädchen; er hatte Hauspersonal. Das konnten sich die anderen nicht leisten. In fünf Jahren haben wir wieder Hauspersonal und zwar jeder, wenn er will. Wir kriegen einen Roboter, der für uns auf die Kinder aufpasst, einen, der die Spülmaschine leerräumt oder ein Bier aus dem Keller holt. Wir werden die absoluten Couchkartoffeln!
Jörg: Unser Lebensmodell ändert sich total. Wenn wir das jetzt noch mit Virtual Reality zusammenpacken, kann ich auch ganz böse Gedanken darüber haben, was aus uns wird. Darin liegt eine große Gefahr. Jörg: Natürlich wird sich unser Sozialverhalten ändern. Dann wird sich keiner mehr von uns auf einer Facebook-Seite befinden. Wir bewegen uns dann in virtuellen Räumen. Facebook, wie wir es heute kennen, ist da viel zu zweidimensional. Das ist ja erstmal keine Verschlechterung. Aber wenn ich in einer Welt lebe, die voller Gefahren zu sein scheint, haben Menschen Angst und gehen nicht mehr raus. Ich fahre doch in zehn Jahren nicht mehr nach Paris auf eine Messe! Da laufe ich virtuell durch – es ist doch totaler Schwachsein, dass fünfhunderttausend Menschen aus der ganzen Welt nach Paris fliegen, sich zwei Tage durch eine Messe drängeln.
» Was wir erleben, ist eine Revolution auf vielen Feldern. « Was machen dann die Pariser Hoteliers? Jörg: Gute Frage. Da verändert sich dramatisch was; das Problem ist, dass all unsere großen Wirtschaftszweige an einer Klippe stehen. Volkswagen ist ein gutes, erschreckendes Beispiel. Der Erfolg der Automobilindustrie beruht auf nur einem Faktor, nur ein Ding können wir besser als alle anderen: Benzin- und Dieselmotoren bauen. Alles jenseits davon, ein Auto zusammensetzen, Reifen dranschrauben und Sitze einbauen, kann jeder Idiot. Jetzt aber kommt eine neue Technologie und die ersetzt den Verbrennungsmotor.
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Unsere Kernkompetenz. Jörg: Die Kernkompetenz! Die ist nun überflüssig, einfach weg. Die neue Technologie kommt und sagt, wir ersetzen dich. Jetzt wehrt sich die alte. Beginengasse 12 | Tel.: 4840000 | ideal-muenster.de
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Bis hin zum Betrug. Jörg: Bis dahin – aber das zeigt nur ein letztes Aufbäumen der Gattung. Die sagen natürlich, wir kriegen das hin, wir werden besser werden, im Wirkungsgrad, beim Filtern, machen hier noch was und dort … verstehen kann ich das. Doch bei uns kommt noch was ganz Schreckliches hinzu: Die Politik macht mit. Wenn sie bereit gewesen wäre, zu erkennen, was gerade passiert, hätte sie vor zehn Jahren alles getan, um die deutsche Automobilindustrie unter Druck zu setzen. Dann hätte sie gesagt, wir geben euch fünfzehn Jahre, danach lassen wir keinen einzigen Verbrennungsmotor mehr zu, damit ihr die Ersten seid, die vorbereitet sind. Aber das soll doch kommen – 2030. Ich lach‘ mich tot. Dann gibt es keine Verbrenner mehr und die diskutieren, ob sie dann noch welche zulassen möchten. Diese Blindheit ist tragisch, die wird uns Millionen Arbeitsplätze kosten.
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» die wirkliche Veränderung ist die Schwarmmobilität. «
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Meinst du nicht, dass man sagen könnte, wenn wir einst aufwachen, dann richtig? Soll heißen, dass wir dann mit deutscher Gründlichkeit Versäumtes nachholen. Jörg: Bis vor zwei, drei Jahren habe ich das gehofft, habe gedacht, Mercedes, Volkswagen, Audi, die könnten die Kurve noch kriegen. Mittlerweile glaube ich das nicht mehr, die sind zu groß, zu schwerfällig, haben zu viel zu verlieren. Wie bei den Banken – nehmen wir N26. Kennst du N26? Die Online-Bank. Jörg: Endlich mal ein deutsches Start-up! Vor einem halben Jahr erzählte mir ein Freund davon auf ‘ner Party, kostenloses Konto und Kreditkarte. Am nächsten Morgen lade ich mir während
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Pepper spricht zwanzig Sprachen und lernt jeden Tag mehr dazu meines Spaziergangs die App runter und bekomme direkt eine Videokonferenz zugeschaltet, wo jemand mich fragte, wie er helfen kann. Ich wolle ein Konto eröffnen. Kein Problem, ob ich einen Ausweis dabeihabe, ich solle den vor die Kamera halten. Um es kurz zu machen, innerhalb von acht Minuten hatte ich ein Konto. Zwei Tage später hatte ich diese Karte. Die sieht schick aus; ist die erste mir bekannte, die durchsichtig ist! Jörg: Das ist nur Optik. Wichtiger ist: diese Bank hat inzwischen mehr Filialen als alle anderen Mitbewerber! Und weißt du, was die Filialen N26 kosten?
Wenn du schon so fragst … nichts? Jörg: Nichts. Weil die mit REWE einen Deal gemacht haben und so jede Filiale zu einer Bankfiliale. Was soll nun mein Sparkassendirektor machen? Wenn ich den frage, was seine digitale Strategie ist, sagt der, er sei ganz nah bei den Menschen. Das reicht nicht, das ist keine Frage von Ja oder Nein, sondern von dabeisein oder nicht. Wir haben solche Transformationen als Gesellschaft hundertfach überlebt, Aufzugführer, Kutscher, Bleischriftsetzer – nur langsamer. Jörg: Das ist das, was uns zu schaffen
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Bald schon sollen Peppers im Gesundheitswesen eingesetzt werden macht, das Tempo. Dadurch auch der Hype um Afd und Pegida, da ist der Ausländerhass nur ein Symptom. Die merken, die Welt ändert sich und dass sie da nicht mitkommen. Ganz gefährliches Situation, viel schwerer zu regeln als die Flüchtlingskrise, denn es geht um Gerechtigkeit. Wie erkläre ich der Aldi-Verkäuferin, die wegen eines Brötchendiebstahls rausfliegt, dass der Top-Manager der Deutschen Bank, der acht Milliarden betrügerisch versenkt hat, mit einer Zweihundertmillionen-
prämie vom Hof zieht? Da muss man in Kauf nehmen, dass irgendwann die Aldi-Frauen durchdrehen. Jörg: So ähnlich, genau. Es gibt inzwischen eine Parteien- und Elitenverdrossenheit, die bis zum Hass geht. Und weißt du was? Die Leute haben recht! Stell dir vor, du arbeitest seit dreißig Jahren bei VW, gehst da jeden Tag hin, machst einen guten Job. Und kriegst mit, dass deine Chefs, bei den Gehältern, die
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die kriegen, jeden Tag so eine Scheiße bauen! Wenn Politik und Gesellschaft nicht einen schnellen Turnaround schaffen zu mehr Gerechtigkeit, sehe ich da schwarz. Wenn man jedoch davon ausgeht, dass die Menschen sich nun mal nicht ändern, dann … Jörg: … ändert die Zeit die Menschen. Wie gesagt, nicht ob ist die Frage, sondern nur, ob mit uns. Du bist Innovator, Unternehmer, Aktivist. Nun auch Kandidat, stellst dich zur Landtagswahl auf. Machst du das, weil die Welt sonst den Bach runtergeht? Jörg: Ja, ich möchte die Welt retten.
» Wir werden ein bedingungsloses Grundeinkommen bekommen. « Aber Politik ist doch ein fauler Haufen Kompromisse, kannst du da überhaupt was bewegen? Jörg: Das ist der Grund, warum ich so lange nichts getan habe. Ich bin seit meiner Kindheit ein politischer Mensch, habe gefühlte hundertmal überlegt, ob ich in die Politik gehen sollte. Ich wollte konkret was verändern, was bewegen. Ein Beispiel: Neunzig Prozent finden den Energiewechsel super, wollen einen schnellen Umstieg. Aber guck mal aus dem Fenster! Überall Dächer von Leuten, die dafür sind, doch keiner von denen hat eine Solaranlage auf dem Dach. Warum glaubst du, als unabhängiger Kandidat tatsächlich gewinnen zu können – immerhin ist das noch niemandem je gelungen? Jörg: Die Zeit ist reif. Die Menschen suchen verzweifelt nach neuen Möglichkeiten. Ich kann den Leuten erklären, dass es gut wäre, wenn ich da mitmachen würde, jetzt müssen die das nur noch wollen. Ich glaube, ich habe eine Chance. Deshalb gehe ich das Wagnis ein. Die Menschen
sind es einfach satt, Leute wie Sigmar Gabriel zu sehen. Die wollen das nicht mehr. Wie gehst du vor? Jörg: Wir machen Wahlkampf. Wird Pepper dabei sein? Jörg: Natürlich! Vielleicht zieht er von Haustür zu Haustür oder plakatiert – aber im Ernst, natürlich wird er bei dem einen oder anderen Auftritt dabei sein. Mit ihm möchte ich den Leuten zeigen, was sich gerade verändert in der Welt, damit sie verstehen, warum es so wichtig ist, unsere Lebenskonzepte anzupassen. Gerne würde ich dich in fünf Jahren sprechen, um zu sehen, was aus Deutschland geworden ist. Date? Jörg: Date! ◊◊◊
INFO
Jörg Heynkes Ist Unternehmer, Innovator und Aktivist, außerdem parteiloser Direktkandidat bei den Landtagswahlen im kommenden Jahr. Er sieht unsere Welt im extremen Tempo in eine neue Epoche sausen – und will dabei nicht Zuschauer, sondern Gestalter sein.
Payam Tayaran Ist Unternehmer, Innovator und Aktivist, außerdem parteiloser Direktkandidat bei den Landtagswahlen im kommenden Jahr. Er sieht unsere Welt im extremen Tempo in eine neue Epoche sausen – und will dabei nicht Zuschauer, sondern Gestalter sein.
Pepper Ist schon auf Seite sechs und sieben vorgestellt worden.
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Jana und Ruth Moschner sprechen über Perfektion, Emanzipation und Penisbilder Ruth ist jemand, der den Mund aufmacht. Im Gegensatz zu vielen anderen hält sie mit ihrer Meinung nicht hinter dem Berg. Was mich sehr freut, schließlich führe ich ein Interview mit ihr. Wir sprechen über Dinge, die momentan die Welt bewegen – bis sie zusammenfasst „Wir sind alle so unwichtig“. Na ja, das stimmt. Aber trotzdem kann man sich hier ja noch eine schöne Zeit machen. Das hat sie jedenfallls vor. Und ich kann uns anderen allen nur raten:
Mach‘s wie moschner
Ruth, du wirkst immer so perfekt! Oh Gott, ähm … also erstens: Das bin ich nicht, um Gottes willen! Diesen Stempel möchte ich mir gar nicht aufdrücken lassen. Das setzt einen nur unter Druck. Dieser Anspruch, dass du heute alles können musst – sowohl beruflich als auch privat. Aber du moderierst, schreibst, machst dich stark für soziale Projekte – du kannst ja viel. Worauf bist du besonders stolz? Das ist eher etwas Allgemeines: Dass ich mich so langsam traue, ich selbst zu sein. Ich verbiege mich nicht mehr, muss keinem um jeden Preis gefallen. Ich bin momentan zufrieden mit dieser Einstellung und es ist ein langer Weg bis zu diesem Punkt: Ich meine, bei uns Mädels fängt das ja so mit acht an, dass wir dem Papa gefallen möchten und später in der Schule irgendwelchen Jungs. Mit vierzig reicht es dann auch mal. Du gehst inzwischen alles lockerer an? Leider noch nicht ganz. Ich hatte als Kind ein Ballettstipendium – das ist ja geradezu der Inbegriff des Strebens nach Perfektion. Der klassische Tanz erlaubt keine Fehler und
wenn du als Kind lernst, dass du selbst mit blutenden Zehen lächeln musst, wirst du eben zur Perfektionistin. Diese Einstellung wieder abzulegen, ist eine Herausforderung. Das glaube ich dir! Und mir wird einiges klar: Schließlich kennen wir dich als immer lächelnde Dame. Wo hört bei dir der Spaß auf? Da bin ich wie jeder andere normale Mensch: Wenn Kinder missbraucht werden oder Rassisten durch die Straßen laufen … so etwas kann ich gar nicht leiden. Diese konsequente Dummheit. Ich denke immer, jeder soll machen, was er mag. Aber da gibt’s natürlich doch Grenzen. Definitiv. Jemanden aufgrund seiner Herkunft oder seiner Hautfarbe zu diskriminieren, so etwas erschüttert mich zutiefst. Liegt vielleicht daran, dass ich Wurzeln habe, die wegen so etwas größtenteils ausgerottet wurden. Meine Vorfahren sind erst nach Israel und später nach Amerika ausgewandert und das haben sie nicht ohne Grund getan – sondern weil sie in ihrer Heimat Todesängste ausgestanden haben. Genau wie die Menschen, die heute zu uns kommen.
Foto: VOX/Bernd Jaworek
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Seit ihrer Kindheit Perfektionistin – und damit sehr erfolgreich Du rufst in deiner Kolumne im BerlinerKurier die Leute ja auch zum Wählen auf – damit gewisse Parteien, die dieses Thema anders sehen als du und ich, nicht noch mächtiger werden. Das Problem mit diesen Parteien ist: Die machen das sehr geschickt. Allein das Wort „Alternative“ in seinem Namen zu tragen, spricht natürlich viele Leute an. „Ich finde das alles scheiße, also wähle ich eine Alternative.“ Die meisten nehmen sich aber leider nicht die
Zeit, um ins Parteiprogramm zu gucken – das sowohl rassistisch als auch sexistisch ist. Es beinhaltet ganz nebenbei Programmauszüge anderer Parteien, die dreist übernommen wurden. Es ist auch einfach eine höchst asoziale Politik und es erschreckt mich, wie viel Zuspruch die bekommen. Ich halte das Wahlrecht für ein großes Privileg und deswegen sollte man sich letztendlich ein bisschen damit auseinandergesetzt haben, wem man denn nun seine wertvolle Stimme gibt.
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Aber wirklich! Das war ja noch eine vollkommen andere Zeit. Unsere Großmütter konnten von unseren heutigen Möglichkeiten nur träumen. Es kommt drauf an, in welcher Schicht du aufgewachsen bist. Meine Urgroßmutter hat beispielsweise studiert und ist Zahnärztin geworden – Anfang des neunzehnten Jahrhunderts! Wenn es den Leuten finanziell besserging, haben sie den Frauen vermutlich mehr Möglichkeiten geboten. In der unteren Mittelschicht wurden sie im Allgemeinen eher kleingehalten, was es für den Mann natürlich schön einfach gemacht hat: Die Frau war zu Hause, kümmert sich um Herd und Kind – was großartig sein kann, keine Frage. Aber zumindest die Möglichkeit zu haben, selbst zu bestimmen, ob man am Küchen- oder Schreibtisch arbeiten will, ist das Beste. Da hat eine tolle Entwicklung stattgefunden. Ich glaube, es gab ja sogar noch Ende der Sechziger das Gesetz, dass der Mann bestimmen konnte, ob die Frau arbeiten durfte. Stell dir das mal vor! Du brauchtest eine Arbeitserlaubnis von deinem eigenen Ehemann. Da lachen wir heute drüber, aber das war vor nicht allzu langer Zeit noch normal.
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Du machst in besagter Kolumne darauf aufmerksam, dass wir Frauen beispielsweise erst seit knapp einhundert Jahren wählen dürfen. Erschreckend, oder?!
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dein HAFEN für JEDE gelegenheit! Für mich unfassbar. Ich frage mich, über welche Dinge die Leute in fünfzig Jahren lachen werden. Sofern es dann noch Leute gibt, die etwas zu lachen haben, was wir ja alle hoffen. Solange Trump nicht an die Macht kommt. Ja, ach Gottchen, wir machen immer solche Witze – in der Hoffnung, dass dieser Heini sich nicht durchsetzt.
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„Was ein wenig irritiert, sind die ganzen Dick-Pics.“ Ich dachte ehrlich gesagt auch lange, das sei ein Gag. Das können die ja eigentlich nicht ernst meinen. Allerdings dachte ich selbiges über den Brexit. Ja, das ist ein gutes Beispiel! Die Begriffe, die nach der Abstimmung am meisten gegoogelt wurden, waren „Brexit“ und „Europa“. Die Briten hatten keine Ahnung, was auf sie zukommt. Ich glaube, gewisse Abstimmungen darf man nicht so direkt dem Volk überlassen. Es gibt ja nicht zu Unrecht Volksvertreter, die sich mit dem Thema auseinandersetzen und … obwohl, ehrlich gesagt: Die beiden Hanseln haben sich da ja auch nicht mit Ruhm bekleckert. Nee, das stimmt. Das sind alles große Selbstdarsteller. Sieh dir beispielsweise den amerikanischen Wahlkampf an, der ist ja im Grunde genommen wie eine Casting-Show! Da gibt es Vorwahlen, TV-Duelle, Abstimmungen, später gibt es nochmal irgendwelche Präsentationen – sehr viel Show. In Deutschland passiert eher das
Gegenteil. Bei uns traut sich niemand, das Maul aufzumachen, bloß nicht polarisieren, das ist auch nicht ideal, aber es ist zumindest ein bisschen seriöser. Ich glaube nicht, dass Angela Merkel in einem solchen Wahl-Casting-Format gewonnen hätte. Zumindest was den Sex-Appeal angeht … obwohl: Donald, die Orange, hat da ja auch nicht wirklich viel von. Oh Gott, das stimmt. Aber ich denke mal, dass ihn trotzdem viele sexy finden, weil er Kohle hat und die geilen Weiber abgreift. Das finden manche super. Ja, solche geilen Weiber wie seine eigene Tochter. Als diese Äußerung fiel, hat meine Kinnlade das gleiche gemacht. Das hatte einen enorm hohen Fremdschämfaktor, definitiv. Aber du siehst es ja beispielsweise auch in Italien: Wie lange war dieser furchtbare Macho Berlusconi am Start? Da haben wir uns ja auch die ganze Zeit gefragt, wie das funktioniert. Hat halt die tollsten, jüngsten
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Schnecken im Arm, kann sich alles leisten – ich glaube, das fanden leider viele Menschen beeindruckend genug, um ihn zu wählen. Trotzdem denke ich, dass selbst solchen Menschen irgendwann aufgehen muss, dass sie gewisse Dinge besser nicht gesagt oder getan hätten. Wobei mir die Frage einfällt: Wenn du in der Zeit zurückreisen und etwas anders machen könntest, würdest du es tun? Puh, oh Gott … die Frage kriegt man komischerweise voll oft gestellt. Dann weiß ich jetzt, was ich anders machen würde, wenn ich ein paar Sekunden zurückreisen könnte … Ich denke, ich würde nichts anders machen. Schließlich lernst du von Erfahrung zu Erfahrung, mit dem Leben besser umzugehen. Das ist wie mit dem Immunsystem: Je mehr du mit Dreck konfrontiert wirst, desto besser kannst du dich rüsten. (Lacht) Der Spruch ist ziemlich cool. Apropos gute Sprüche: Du sagst in einem deiner Facebook-Videos „Dein Lob macht mich nicht besser und dein Tadel macht mich nicht schlechter.“ Über welches Kompliment würdest du dich am meisten freuen und vor welchem Tadel hast du am meisten Angst? Och, das ist immer von der Situation abhängig. Ein Tadel ärgert mich jedoch sehr: Ich mache jetzt seit rund einem Jahr bei dieser Social-Media-Geschichte mit und investiere dafür viel Zeit – und es ärgert mich kolossal, wenn Leute schreiben: „Du machst das ja eh nicht selber!“ Ganz ehrlich, wenn jemand so etwas denkt, muss er mir ja nicht folgen und zweitens gebe ich mir wirklich Mühe, den Fans auf diesem Wege etwas zurückzugeben. Also solche Behauptungen ärgern mich schon sehr. Das kann ich verstehen, ginge mir genauso. Es gibt nun einmal immer solche miesen Muscheln. Was ein wenig irritiert, dass man permanent Penisbilder zugeschickt bekommt. Da frage ich mich: Was bringt es denen, wenn sie mir ihren Penis zeigen? Und wie soll man darauf reagieren? (Lacht) „Du hast wirklich
einen wunderschönen Penis“? Wir haben schon überlegt, ob wir mal so ein Dick-Pic-Memory rausbringen, die Idee dann aber wieder verworfen. Na ja, irgendwas machen wir schon noch aus den schönen Bildchen. Wir könnten Noten vergeben! Das wäre doch nett. Oder nach Größe sortieren. Unter der Rubrik: „Unsere Dick-Pics der Woche“. Ich muss ganz ehrlich gestehen, dass ich sehr froh bin, eine Frau zu sein und keinen Penis zu haben. Das ist mit sehr viel Druck verbunden! Der Penis muss ja immer der Situation angemessen funktionieren – im Bett muss er stehen und im Schwimmbad darf er es zum Beispiel nicht. Da ist man als Penis einfach verwirrt. Ja, total! Ich finde das schon extrem krass. Ich möchte das nicht. In dem Punkt haben wir Frauen es einfacher … na ja, vielleicht ist das die Entschädigung für all die Schmähungen, die das weibliche Geschlecht über die Jahrhunderte erleiden musste. Wir hatten vielleicht nicht viel – doch zumindest keinen ungeplanten Ständer. Genau!
Gibt es etwas, das dir eine Heidenangst macht? Wie etwa, dass du deinen Job nicht weitermachen könntest? Ähm, ich werde meinen Job ganz klar irgendwann nicht mehr machen können. Denn in Kleidchen und High Heels durchs Fernsehen hüpfen, ist NICHTS, womit man in Rente gehen kann. Also von daher … ähm nö, also ich glaube, Angst habe ich eher davor, dass ich nicht merke, wenn ich den Zenit überschritten habe. Wobei da auch ein Pakt zwischen mir und meinen Freundinnen besteht: Wir sagen uns gegenseitig dann auch: „Alles klar, in deinem Alter keine Blümchenklemmen
mehr ins Haar.“ Ich glaube, da tragen auch die Freunde eine gewisse Verantwortung. Ich habe letztens auf Anraten meiner Freundin auch einen Rock aussortiert. Wir sind inzwischen anscheinend zu alt dafür … tja, jeden Tag lerne ich etwas Neues dazu. Und sowas ist spitze! Ich habe zum Beispiel seit letztem Jahr mein Jodel-Diplom (Anm. d. Red: Fachberaterin für ganzheitliche Gesundheit). Notfalls kann ich also immer noch in anderen Berufen arbeiten. Sehr gut! Ich habe mir letztens auch überlegt, was ich mache, sollte ich meinen Beruf aufgeben müssen. Dann steige ich ins Klopapiergeschäft ein. Das ist eine gute Idee, das braucht man immer.
» Je mehr du mit Dreck konfrontiert wirst, desto besser kannst du dich rüsten. « Stimmt, das ist wie mit dem Bestattungsinstitut. Nur habe ich nicht mit toten Leuten zu tun, was für meinen geruhsamen Schlaf vermutlich ganz gut ist. Ja gut, aber sterben müssen wir alle mal.
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Ich muss aber auch ehrlich sagen, dass ich damit kein Problem habe. Also ich leg’s jetzt nicht drauf an, doch der Tod bereitet mir kein Kopfzerbrechen. Nee, im Idealfall … nun ja, es ist ja eigentlich immer nur blöd für die anderen. Denn wenn man selbst tot ist, merkt man’s ja gar nicht mehr, hat Hannes Jaenicke gesagt … Sehr kluger Satz. (Lacht) Was mich da total beruhigt, ist diese Überlegung: Wir gehen nur in den Zustand zurück, in dem wir vor unserer Geburt auch waren.
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Die Herausforderung ist, sich einzugestehen, dass wir eigentlich alle so unwichtig sind. Einem kleinen Kreis von Leuten ist es vielleicht für kurze Zeit nicht egal, ansonsten dreht die Welt sich aber weiter. Ist ja auch gut so. Stell dir mal vor, du bist dann auch noch schuld … Um Gottes willen … na gut, ich merk’s ja nicht. Ich bin dann ja weg. Oder du hast manche Dinge nicht erledigen können und musst leider hier spuken. Wobei, ich versuche ja echt immer so zu leben und das zu machen, worauf ich echt Bock habe und was mir wirklich Spaß macht. Von daher kann ich mir da wenig vorwerfen. Also natürlich will ich noch ganz viel machen und lernen und ich habe noch Pläne für die nächsten zweihundert Jahre! Doch gerade weil ich relativ viel fliege und es da ja hin und wieder gewisse Turbulenzen gibt, denkt man sich ja zwischendurch schon so: Okay, wenn’s jetzt vorbei ist, wäre irgendwie blöd, aber zumindest habe ich mein Testament gemacht. Gibt es denn einen Verstorbenen, den du gerne treffen würdest? Ja, Johann Wolfgang von Goethe. Den finde ich super. Der hatte, glaube ich, auch einen gehörigen Dachschaden, wenn man so die eine oder andere „Schmonzette“ von ihm liest. Aber mich würde ernsthaft interessieren, wie er unser heutiges Leben so sehen würde. Und welchen Lebendigen? Eine Dame, die ich bereits einmal getroffen habe und erstaunlich witzig fand: Angela Merkel. Ich halte sie für hochintelligent. Außerdem lässt sie „das alles“ nicht so nah an sich heran. Sie ist ja im absoluten Macho-Gewerbe tätig und sitzt ja wirklich mit den totalen … entschuldige, ich will jetzt keine Schimpfwörter benutzen, aber sie sitzt da halt mit Leuten wie Erdogan oder Putin. Und du kannst diesen Job nicht machen, wenn du dir alle zwei Minuten denkst: „Was ist das für ein Honk?“ Außerdem hat sie ja einen Tag voller Termine! Ich finde beeindruckend, wie
sie das alles schafft, mit solch einer Ruhe und Gelassenheit. Und manche Journalisten … ich möchte niemandem zu nahetreten, aber wenn du dir die eine oder andere öffentliche Pressekonferenz anguckst und hörst, was die teilweise für Fragen stellen! Manch anderer würde da einfach aufstehen und gehen. Aber sie antwortet immer total ruhig und gelassen und erklärt, wie es läuft. Ich würde sie auch ganz gerne mal mit ihrem Mann erleben. Als Partner der Bundeskanzlerin musst du wahrscheinlich echt eine coole Socke sein. Ich glaube einfach, dass er unwahrscheinlich intelligent und männlich ist. Er ist mit der mächtigsten Frau Deutschlands zusammen, die weltweit hohe Anerkennung genießt. Das musst du als Kerl erstmal aushalten. ◊◊◊
INFO
Ruth Moschner Die Dame ist Fernsehmoderatorin, Schauspielerin und Schriftstellerin. Sie selbst fasst ihre Kompetenzen im Internet unter den Rubriken: Fernsehtussi, Schreibweib, Ökoschnecke, Genussfrau und Modemädchen zusammen. Schon im zarten Alter von vier Jahren hatte sie ihren ersten Fernsehauftritt bei der Sendung „Aktenzeichen XY … ungelöst“ und ist dem Fernsehen bis heute treu geblieben. So steht sie beispielsweise sonntags um 20:15 Uhr für „Grill den Henssler“ vor der Kamera des Senders VOX. ruth-moschner.de
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Thorsten spricht mit den Domfreunden Wussten Sie, dass das einzige Relikt der Wiedertäufer in unserem Dom zu finden ist? Oder kennen Sie den ehemaligen Bischöflichen Gartensaal – das „Entspannungszimmer“ Kardinal von Galens? Es gibt tausend Geschichten zum Dom; von einigen habe ich gehört, von vielen nicht, bis jetzt: Die „Domfreunde“ haben ein monumentales Werk über das Gestern, Heute und Morgen des Bauwerks verfasst und erzählen uns davon. Die Domfreunde, Schriftsteller Dr. Thomas Eickhoff, Foto-graf Klaus Altevogt, Designer Dieter Sieger und Peter Glahn, Gründer des Vereins, befassen sich seit Jahren mit sozialen Projekten und möchten auch diesmal mit jedem Euro, der verdient wird, Gutes tun.
DER DOM. DAS BUCH. DIE MACHER.
Vielen Dank für die Einladung in diesen beeindruckenden Raum – erinnert in seiner Üppigkeit an das Bernsteinzimmer in Blau. Dr. Thomas Eickhoff: Hier darf eigentlich niemand rein, wir mussten um Erlaubnis bitten beim Generalvikar. Dieser Raum ist nicht irgendein Zimmerchen, es ist der ehemalige Bischöfliche Gartensaal. Das ehemalige „Entspannungszimmer“, sozusagen die frühere „Chill-Out-Zone“ des Bischofs; hier hat sich zum Beispiel auch Kardinal von Galen erholt. Wie ist es zu diesem Zimmer gekommen? Thomas: Dieser Raum, der auch „blaues Zimmer“ oder „Kachelzimmer“ genannt wird, ist mit seinen Majolikaplatten reinstes Rokoko und war Teil des 1732 erbauten Bischöflichen Hofes. Entstehung und Ausstattung sind in unserem Dombuch genau beschrieben … Klar. Warum darf man hier so selten bis nie rein?
Thomas: Weil das „Kachelzimmer“ als Teil des ehemaligen Bischöflichen Hofes eigentlich nicht zum Dom gehört; es untersteht unmittelbar dem Generalvikar als Vertreter des Bischofs. Die Begeisterung ist nicht zu überhören, ist die der Grund für Ihr Buch? Dieter Sieger: Vielleicht erzählen wir zunächst, wie das Buch entstanden ist. Ich bin ja seit Jahren Mitglied der „Domfreunde“, habe viel dafür gemacht. Beim 1.200-jährigen Bistumsjubiläum im Jahr 2005 hing am Dom beispielsweise das von mir gestaltete große farbige Acrylkreuz. (Herr Sieger sucht „mal eben“ nach dem entsprechenden Foto im Dombuch) War das eine Auftragsarbeit der Kirche? Dieter Sieger: Ja. Matisse, Picasso, Michelangelo – die haben
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» die frühere „Chill-Out-Zone“ des Bischofs. «
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Dieter Sieger: Da sieht man, wie wir das Kreuz anbringen! Tolles Foto … Dramatischer sind allerdings andere Fotos in dem Buch, einige aus extremer Vogelperspektive. Wie hast du die gemacht, Klaus, von der Decke hängend wie Spider-Man oder banal mit einer Drohne? Klaus: So dramatisch nicht. Habt ihr die Aufnahmen abgesprochen? Klaus: Nein, ich hatte freie Hand, bin aber vorsichtig rangegangen. Als ich merkte, dass ich immer mehr Spaß hatte, wurde es wilder. Ich habe ganze Nächte hier verbracht. Alleine, saß stundenlang in den Gewölben, schaute und wartete auf den rechten Augenblick. Da wurde mir nach einer Weile schon anders; ist ein wirklich besonderer Ort.
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Kapellen gestaltet. War es eine Ehre, für die Kirche zu arbeiten? Dieter Sieger (Lacht): Zunächst mal: Da stehe ich offenbar in einer guten Tradition. Und natürlich war das eine Ehre für mich. Ist aber nicht leicht, mit seinen Entwürfen durchzukommen, ich musste sie einem Riesengremium vorstellen – von fünfundzwanzig Leuten waren fünf dagegen. Die fanden das zu modern, wollten ein klassisches Holzkreuz haben. Doch der damalige Bischof fand das toll.
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Zur Zeit Karl des Großen hieß Münster noch „Mimigernaford“ Was war der schönste Moment? Klaus: Den kann ich nicht festmachen, da gab es so viele. Aber dieses Bild hier von oben auf den Bischof und die betenden Kirchenbesucher in der Osternacht, das hat mich umgehauen, als ich es schlussendlich sah.
Wie kamen Sie vier zusammen, um dieses Buch zu machen? Dieter Sieger: Peter Glahn, der Geschäftsführer der Domfreunde, rief mich damals an und erzählte, dass sie ein Buch machen möchten.
Wussten die Kirchgänger, dass du an der Decke hängst und sie fotografierst? Klaus: Nee, das ist alles authentisch! Ab fünf Leuten ist das ja rechtlich kein Problem.
Peter Glahn: Anlässlich der 750-Jahr-Feier des Doms! Dieter Sieger: Und es gäbe da einen Autor
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Das Ergebnis stand für die Herren immer im Vordergrund. Nun liegt es dort. namens Dr. Thomas Eickhoff, der könnte es schreiben. Ich sagte, kommt vorbei. Nachmittags beim Kaffee berichteten sie, was sie vorhaben. Wenn ich mitmachte, würde das ein gewaltiges Werk werden. Wer finanzierte das Buch? Dieter Sieger: Das war die Frage. Ich wusste, es wären enorme Kosten, vermutete um die Hunderttausend. Wir haben dagesessen; ich habe nachgedacht und gesagt, ich sei dabei, mache die Grafik und besorge Sponsoren – die ich schnell gefunden habe. Dann haben wir uns jeden Freitag bei mir vor dem Schirm am Computer versammelt, zu meiner rechten die Grafikerin, Dr. Eickhoff und Altevogt daneben. Wir haben Wort um Wort, Zeile um Zeile, Seite um Seite gestaltet, bis das Buch fast fertig war. Da habe ich vorgeschlagen, eine Seite ganz schwarz zu gestalten. Die gefiel so gut,
dass wir das gesamte Buch überwiegend mit schwarzen Seiten gestaltet haben und es so einen ungemein edleren Look bekommen hat, wie auch die großartige Resonanz gezeigt hat! Klaus (blätternd): Hier, dieses Foto finde ich sehr gut. Die Aufgabe war die Abbildung des Kinderchors. Thorsten, jetzt frage ich dich; wie stellst du dir spontan einen Kinderchor vor? Eine Reihe mit Mädels und Jungs, die Münder offen. Klaus: Dir hätte ich zwar ein wenig mehr Kreativität zugetraut, aber du hast recht, fast jeder stellt sich den so vor, ich zunächst auch. Doch dann sagte mir jemand, die Chorkinder müsste ich mal sehen, wenn sie fertig mit Proben sind. Sie rennen wie die Verrückten die Treppen nach oben, um sich umzuziehen – diesen Moment habe ich eingefangen.
Das sieht wirklich toll aus. Oh, das hier ist auch sehr schön. Dieser Domherr! Klaus: Als die Domherren die ersten Bilder gesehen haben, waren sie gerne dabei, sagten, oh, das bin ich? Peter Glahn: Dem Dompropst Schulte haben wir wirklich viel zu verdanken. Er hat uns den Zugang zu allen Bereichen und Räumen des Doms ermöglicht! So wie auf den Fotos von Klaus Altevogt hat den Dom noch nie jemand gesehen. Thomas: Auch haben wir verschiedene Leute um Textbeiträge gebeten. Der Dompropst hat einen Beitrag geschrieben, auch der Bischof. Die Idee war, dass wir Leute von außen einbeziehen wollten. Ich hatte einen Fragebogen entwickelt, den ich an ungefähr hundert Leute verschickt habe; an Götz Alsmann, Steffi Stephan genauso wie an eine Krankenschwester oder einen Zahnarzt oder Dichter. Die haben ihre kleinen Texte, teilweise ganz persönliche Eindrücke zum Dom geschrieben.
» Interessante Formulierung, nicht wahr? Des Todes sterben … « Thomas, weißt du vielleicht etwas auswendig, dann könnten wir darüber sprechen … Thomas: An Götz Alsmanns Beitrag kann ich mich noch erinnern! Der Dom erinnere ihn an eine Trutzburg aus alten Rittersagen … Unser geflügeltes Wort war immer: Aus diesem Dombuch darf kein Weihrauch kommen. Wir wollten kein sakrales Götterwerk schaffen, sondern einen kunsthistorischen Genuss in vier Teilen; von außen, innen, historisch und den Menschen. Der Leser soll imaginär mit einem Hubschrauber auf den Dom zufliegen, ihn ansehen, umkreisen und davor landen. Dann erst geht es hinein. Wo alle möglichen Kunstwerke warten, die Geschichten erzählen,
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die aber auch leicht übersehen werden. Übersehen? Thomas: Ja. Hier, da habe ich etwas aufgeschlagen, woran die meisten Besucher vorbeirennen. Was ist das? Thomas: Das ist das einzige echte Relikt, das es zu den Wiedertäufern gibt, ein zerstörtes Steinbild einer adeligen Dame. Daran haben die Wiedertäufer damals die Axt angelegt. Was kaum einer weiß: Während der Wiedertäuferzeit war der Dom nahezu so verwüstet wie im Zweiten Weltkrieg. Die Wiedertäufer haben die Figuren extra so zerschlagen, dass nur die Gesichter zerstört wurden. So wollten sie nachhaltig sichtbare Zeichen setzen. Wie die Taliban.
Thomas: Da gibt es sogar Zeitzeugendokumente. Von dem Chronisten Hermann von Kerssenbrock, der beschrieben hat, dass die Wiedertäufer wie wild in den Dom gestürmt sind. Schlagen wir doch eine weitere Seite auf. Was ist das? Thomas: Das ist klar, Zweiter Weltkrieg. Durch die nahezu vollständige Zerstörung des Doms war Münster bis ins Herz getroffen. Und das war kein zufälliger Kollateralschaden! Was meinst du mit „zufälligem Kollateralschaden“? Thomas: Viele Menschen scheinen zu glauben, der Dom sei unbeabsichtigt mit zerstört worden – doch er wurde gezielt bombardiert, um Münster ins Mark zu treffen. Das war an einem Tag wie heute, wunderbare Herbstson-
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Der Kinderchor … den hat sich Thorsten anders vorgestellt ne, goldene Blätter, die Leute waren alle auf den Straßen, es war der 10. Oktober 1943. Dann kam der Angriff. Dieter Sieger: Ich habe das erlebt, den Rauch gesehen und die Löcher in den Häusern, wo man plötzlich durchgucken konnte. Ich habe mit meinem Vater fast genau vor dem Dom gestanden, wir waren auf dem Weg zu meiner Tante. Als wir endlich ankamen, lebte sie noch, ihr Sohn hat den Tag nicht geschafft. Was passiert auf den weiteren Seiten? Ui, wer ist das? Thomas: Das ist Karl der Große. Er hat Liudger, den ersten Bischof von Münster, beauftragt, die Sachsen zu missionieren; es sollten alle gläubig werden. Er hat im Jahre 782 folgendes verhängt, in seiner Capitulatio de partibus Saxoniae, Zitat: „Wer sich fortan
vom Stamm der Sachsen ungetauft unter ihnen verbirgt, es verachtet zur Taufe zur kommen und Heide bleiben will, der soll des Todes sterben.“ Interessante Formulierung, nicht wahr? Des Todes sterben … Damals hieß Münster noch Mimigernaford …? Thomas: Oder lateinisch Monasterium. Und an dieser Stelle ist Münster quasi entstanden. Dieter Sieger: Hier war der Übergang über die Aa. Die Menschen trafen sich halt immer an den Flüssen oder am Meer und gründeten Siedlungen. Die Domfreunde – was treffen sich da für Menschen, wer sind die Domfreunde? Peter Glahn: Die Domfreunde setzen sich aus den verschiedensten Leuten zusammen;
sie fördern in Münster ausschließlich soziale Projekte. Wir unterstützen beispielsweise das Kinderhospiz Königskinder oder die Kinderkrebshilfe. Bei dem Namen Domfreunde dachte ich, das sei ein Verein, der die Instandhaltung des Doms unterstützt. Peter Glahn: Das nun gar nicht. Aber könnte man annehmen. Peter Glahn: Die Verbindung besteht nur darin, dass wir uns den Dom als markantes Wahrzeichen zu eigen gemacht haben. Dieter Sieger: Der Dom ist unser Logo. Oftmals werden wir aber so gesehen, als ob wir den Dom unterstützen. Thomas: Daher kann man nicht deutlich genug hervorheben, dass die Domfreunde ein Verein sind, der sich ausschließlich sozialen Projekten widmet – und die Domfreunde eben nicht an Instandsetzungsarbeiten am Dom beteiligt sind.
» Ich habe ganze Nächte hier verbracht. « Was ist das für eine große, dunkle Figur rechts vom Dom, wo mittwochs die Erbsensuppe verkauft wird? Dieter Sieger: Das Kardinal-von-Galen-Denkmal. Dabei hätte der Dom auf seinem Gelände richtig große Kunst haben können, und zwar von Giacomo Manzù, einem der berühmtesten Bildhauer der Welt, heute unbezahlbar. Er hatte sich bereiterklärt, ein Galen-Denkmal zu entwerfen. Dann ging das Gerücht um, der Künstler malt entweder nackte Frauen oder Kardinäle. Daraufhin hat eine Auswahlkommission – trotz inniger Freundschaft Manzùs zum ehemaligen Papst Johannes XXIII. – lieber einen zweitklassigen
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Die Macher Künstler genommen. Das ist in Münster unter den Tisch gekehrt worden. Thomas: Im Grunde ist dieses Kapitel ein Paradebeispiel für Schwarz-Münster bzw. für poahlbürgerliches Verhalten … Dieter Sieger: Thomas und Klaus kannten die Geschichte gar nicht; ich habe sie ihnen erstmals erzählt! Thomas: Diese missliebige Episode wird eben mehr oder weniger totgeschwiegen. So kann der Bischof euer Buch aber verschenken – es steckt sogar in einem eigenen Koffer, wie ich sehe … Peter Glahn: Außerdem ist ein Film darüber gemacht worden, wie das Buch entstanden ist. Dieter Sieger: Den müssen Sie sehen, ist hochspannend. Ich freue mich immer, wenn ich den zeigen darf. Die Leute fragen dann, wie, so viel Arbeit ist das? Der Film zeigt die ganze Geschichte.
Herr Sieger, Sie sind erfolgreicher Designer mit eigenem Schloss als Firmensitz. Aus persönlichem Interesse: Haben Sie zu Hause ein weiteres Atelier? Dieter Sieger: Aber klar! Ich male doch auch. Das ist oben in dem Turm, das Atelier. Da habe ich eine fahrbare Leinwand, die fährt die Bilder hoch und runter. Das ist ein Riesending, fast vier Meter, die arbeitet natürlich elektrisch. Aber Sie malen schon noch selbst? Dieter Sieger: Ich male selber, natürlich. Klaus, du bist eigentlich Modefotograf. Wie war es, mal so etwas zu machen? Klaus: Das war tatsächlich das erste Projekt dieser Art, das ich umgesetzt habe – das ist ja grob die Richtung Fotojournalismus, sage ich mal. Auf jeden Fall habe ich sowas vorher nie gemacht. Ich habe erst nach einigen Tagen gemerkt, was dieses Projekt für eine Kraft hat. Da habe ich mich total verliebt, ich wollte gar nicht mehr aufhören.
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Das Buch Du hast acht Monate daran gearbeitet, las ich. Das ist eine Menge … Klaus: Das ganze Projekt hat so lange gedauert. Aber vier, fünf Monate waren es tatsächlich. Musste die Modewelt in dieser Zeit auf dich verzichten oder hast du die eigentliche Arbeit nebenher erledigt? Klaus: Die hat da sehr drunter gelitten. Hat es sich gelohnt? Klaus: Ja. Thomas, kommen wir zu dir, wie lebt es sich als Schriftsteller? Thomas: Gut. Wenn man über ein umfangreiches Netzwerk von spannenden Leuten verfügt, wo man immer mit neuen Themen angefüttert wird, ist das eine interessante Tätigkeit. Klaus und Herr Sieger arbeiten beide in Ateliers. Und du? Thomas: Nun, wie das für einen Journalisten und Buchautor nicht unüblich ist, zu Hause, im „Homeoffice“. Dieter Sieger: Da musst du mal hingehen! Tausende Bücher, CDs, alles, wirklich alles steht voll! Trinkst du Wein beim Schreiben? Thomas: Ja, das kommt vor. Wein und
anderen geistigen Zuführungen bin ich nicht abhold. Das beflügelt ja Geist und Kreativität. Und ich bin Nachtarbeiter; das Dombuch ist von meiner Seite aus zu achtzig Prozent in der Nacht entstanden. In der Phase hat auch niemand bei mir morgens vor elf angerufen. Dieter Sieger: Dafür nachts um zwei. Thomas: Das stimmt, gewisse Menschen sind dann noch wach und einige davon rufen dann sogar an. Du bist verheiratet, deine Frau schreibt auch. Thomas: Mit Andrea zusammen mache ich auch Kinderbücher, wie kürzlich den
» Aus diesem Dombuch darf kein Weihrauch kommen. « Kinderstadtführer „Kalli Kiepe unterwegs in Münster“ und jetzt – druckfrisch erschienen – ein Bilderbuch zum interkulturellen Dialog: „Ayshes Mama trägt ein Kopftuch“. Deine Frau ist Sozialpädagogin, genauer gesagt, Familientherapeutin …
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Dieter Sieger: Ich bewundere sie immer, da sie teils mit schwierigen Fällen zu tun hat … Thomas: Andrea vermittelt Pflegekinder … Außerdem ist sie meine kritischste Gegenleserin. War sie nicht genervt – ich meine, so ein kleines Buch gegenzulesen ist in Ordnung, aber sechshundert Seiten? Thomas (Lacht): Das war grenzwertig. Aber das zu schreiben ist noch etwas intensiver. Dieter Sieger: Thomas hat die Hauptarbeit geleistet, das muss man schon sagen … Nachdem er zum ersten Besuch bei uns war, sagte meine Frau: Interessanter Mann, interessanter Mann. Das sagt doch wohl alles. Darum bekommt Thomas auch das Schlusswort. Thomas, möchtest du den Lesern noch was sagen? Thomas: Mein Anliegen wäre der Hinweis: Das Buch konnte nur so außergewöhnlich werden, weil wir als Team perfekt zusammengearbeitet haben. Jedes Rädchen unserer Aktivitäten hat wunderbar ineinandergegriffen. Und apropos soziales Engagement der Domfreunde: Jedes verkaufte Dombuch erfüllt einen wirklich guten Zweck, denn der vollständige Verkaufserlös – also die kompletten 120,00 Euro pro Exemplar! – geht an die Kinderkrebshilfe Münster. Vielen Dank für die Unterhaltung in diesem wirklich schönen Zimmer. ◊◊◊
INFO
Dr. Thomas Eickhoff (* 1966) Studierte an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster Musikwissenschaft, Musikpädagogik, Germanistik, Erziehungswissenschaft sowie Klavier, Gesang, Chor- und Orchesterleitung. Er ist Journalist, Buchautor, Chefredakteur verschiedener Fachmagazine und Kulturhistoriker mit fächerübergreifendem Spektrum von Musik, Literatur und Kunst.
Dieter Sieger (* 1938) Der Herr begann sein Schaffen als Architekt und Schiffsbauer. Als Designer schrieb er mit seinen Produkten für Alape, Duravit und Dornbracht Geschichte und revolutionierte das Baddesign. Er ist der Gründer der Full-Service-Agentur „sieger design“ und widmet sich nach einer Gastprofessur für Schmuck-Design in Zürich verstärkt der Malerei.
Klaus Altevogt (* 1956) Studierte Design an der Fachhochschule Münster und verlagerte während des Studiums seinen Schwerpunktes von Grafikdesign auf Fotografie. Heute hat er ein eigenes Fotostudio für Werbe-, Fashion-, Food-, People-, Architektur- und Interieur-Fotografie sowie freie künstlerische Projekte
Peter Glahn (* 1948) Er ist der Initiator der Domfreunde und heute ehrenamtlicher, mit vielfältigen Aufgaben zur Förderung sozialer Projekte betrauter Geschäftsführer der Domfreunde.
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Tom, Klaus Rademacher und der Selbstmord, den keiner will Das Leben, wie du es kennst, ist vorbei, die Tür fällt zu. Du vermisst alles, was selbstverständlich war. Werden deine Freunde dir schreiben? Du sitzt auf der Pritsche und fürchtest, dass aus Freunden Bekannte werden, aus Bekannten Fremde. Das Leben der anderen geht weiter, ohne dich. Deins auch?
SO KANN ICH NICHT STERBEN
Klaus, als Architekt baust du Gefängnisse und vor allem selbstmordsichere Zellen? Ganz so ist es nicht: Wir bauen Gefängnisse und in diesem Zusammenhang eben auch suizidpräventive Zellen – ich bin Mitglied der Bundesarbeitsgemeinschaft für Suizidprävention. Welche Aufgabe hat diese Institution? Dort werden Konzepte erarbeitet, um Suizide im Justizvollzug möglichst zu verhindern. Wir sprechen aber auch darüber, was zu tun ist, wenn eine Selbsttötung stattgefunden hat. Wäre es möglich, eine Zelle zu planen, die einen Suizid ausschließt? Das kann ich nur mit „Jein“ beantworten. Personen, die ihrem Leben ein Ende setzen wollen, sind ausgesprochen erfinderisch. Menschen haben sich auf die scheinbar unmöglichsten Arten umgebracht. Von daher ist es immer eine verzwickte Geschichte, doch man kann es einschränken. Unser Hauptaugenmerk liegt darauf, den sogenannten „Spontansuizid“ zu verhindern. Worum handelt es sich dabei? Das ist einfach erklärt, der läuft frei nach dem Motto: „Du hast mich geärgert, jetzt bringe ich mich um.“
Jetzt hat es einen Selbstmord in Sachsen gegeben, bei dem sich ein vermeintlicher Terrorist das Leben genommen hat. Wäre das zu verhindern gewesen? Das kann ich nicht beurteilen. Ich kann nur sagen: Würde ein Gefangener in eine Präventivzelle verbracht, unterläge er ständiger Beobachtung. Ich habe gelesen, dass man einen Häftling nicht ohne weiteres in eine Rund-um-die-UhrÜberwachung geben darf? Das ist richtig. Diese Regelung ist aber von Bundesland zu Bundesland verschieden. In Sachsen ist eine andauernde Videoüberwachung jedenfalls nicht erlaubt. Diese ist vor allem für den Bediensteten wesentlich einfacher: So muss er den Gefangenen nicht Auge in Auge überwachen oder alle fünfzehn Minuten das Licht anmachen, um eine Lebendkontrolle durchzuführen. Ein solches Verfahren ist ja auch für die Insassen sehr belastend. Hätte man einen solchen Gefangenen wie den in Sachsen nicht in ein anderes Bundesland überstellen können? Dazu kann ich nichts sagen, da es sich um organisatorische Fragen handelt. Ich kann allerdings erklären, wo unser Ansatz liegt.
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Ein Entwurf der suizidpräventiven Zelle Ich bin gespannt. Wenn jemand suizidale Gedanken hat, muss man ihn aus diesem Teufelskreis herausbekommen. Ablenkung ist dabei ein wichtiger Aspekt. Es ist also nicht förderlich, wenn der Gefangene in einer Zelle mit vier weißen Wänden sitzt – weil dann auf diesen Wänden irgendetwas gesehen wird. Sinnvoller sind Bilder an der Wand – oder ein Fernseher. Hätte man denn bemerken müssen oder können, dass eine Suizidabsicht vorliegt? Prof. Klaus Schwer zu Entwurf: sagen, besonders für Rademacher mich. Eins ist aber immer wichtig: Der Staat hat eine Fürsorgepflicht für den Gefangenen und müsste ihn, sobald es Hinweise gäbe, vor sich selbst schützen. Auf diese Fürsorgepflicht genießt doch jeder Anspruch, egal was er angestellt hat? Selbstverständlich. Der Staat trägt die Verantwortung für jeden Inhaftierten. Du hast eine Zelle entwickelt, die voll mit Ablenkungen ist und nur die Hygieneecke ist abgetrennt, also sichtgeschützt. Trotzdem ist diese Entwicklung nur präventiv und verhindert nicht? Wie auch? Die Leute sind dermaßen erfinderisch und letztendlich kannst du immer nur versuchen, den Suizid zu verhindern – und das schaffst du nicht in jedem Fall. Um ein Beispiel zu nennen: Zwei Gefangene sind in einer Zelle untergebracht und schlafen im Doppelstockbett. Der untere zieht sich mit einem Schnürsenkel die Kehle zu. Da hat es nichts gebracht, dass zwei Personen auf einer Zelle sind.
Was treibt einen Architekten an, sich so zu spezialisieren? Der Bau eines Gefängnisses birgt eine große Herausforderung. Im Prinzip ist es wie eine Stadt im Mittelalter: Innerhalb der Gefängnismauern befindet sich alles, was es in einer Stadt gibt. Das macht dieses Gebiet so spannend. Aber du bist noch einen Schritt weitergegangen, hast diese besagte Zelle entworfen. Am Ende ist die hohe Mauer ja schon präventiv, damit keiner so einfach raus kann. (Lacht) Genau. Im Mittelalter verhinderte die Mauer allerdings, dass jemand reinkam, nämlich Angreifer. Seite 67
» Menschen bringen sich auf alle möglichen Arten um. « Aber jetzt geht es noch weiter und du kümmerst dich in deinen Planungen um Menschen, die ihres Lebens nicht mehr froh sind? Dieses Gebiet ist untrennbar mit dem Thema Justizvollzug verbunden. Die Suizidrate in Gefängnissen liegt deutlich höher als im normalen Leben. Man darf halt eines nicht vergessen: Die Menschen werden aus ihrem Umfeld gerissen und von einem auf den anderen Moment leben sie fremdbestimmt. Gerade in der ersten Zeit der Haft ist die Anzahl der Suizide sehr hoch.
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Seit wann macht man sich solch fundierte Gedanken? Schon immer. Da die Zahlen in den letzten Jahren gestiegen sind, hat man diese Arbeitsgemeinschaft gegründet. Es geht ja nicht nur um den Gefangenen, sondern auch um seine Familie und nicht zuletzt den Menschen, der den Toten findet. All das gilt es bei dabei zu berücksichtigen. Wie funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Psychologen, Sozialarbeitern und Architekten? Der Architekt ist ein Generalist. Das, was ich als Architekt erfahre, versuche ich umzusetzen – in gebaute Realität. Im Prinzip nützt es mir nichts, wenn jemand sagt, er bräuchte eine freundliche Zelle. Ich muss wissen, wofür das Wort „freundlich“ steht, damit ich das realisieren kann. Legst du dich 24 Stunden in eine unfreundliche Zelle, um festzustellen, was das Wort „unfreundlich“ bedeutet? Das gehört alles mit dazu. Ich muss mir ein fundiertes Bild machen. Wir sind ja Dienstleister und wollen Wünsche beziehungsweise Vorgaben erfüllen und am Ende soll das Erbaute passen. Du sprichst bei Justizvollzug von „freundlich“. Wie passt das zusammen? Sehr gut. Haft ist wie gesagt eine Maßnahme, an deren Ende die Rehabilitation steht. Und wir müssen dafür Sorge tragen, dass das klappt. Von daher ist die Justiz ein aufgeschlossener Partner bei den Planungen. Am Ende muss etwas entstehen, das vermutlich einen Kompromiss darstellt, aber für alle Beteiligten tragbar ist und den Zweck erfüllt. Warum beschäftigt man sich so sehr mit dieser Präventivzelle, wenn man Selbstmord eh nicht verhindern kann? Man muss weg von dem Gedanken, es komplett zu verhindern. Unser Ansatz sieht so aus, dass wir die Zahlen drastisch reduzieren wollen.
Werden bei Gefängnisneubauten immer Präventivzellen gewünscht? Das ist abhängig vom Geldgeber, also vom Land. Wie viele Zellen werden denn pro Gefängnis so gestaltet, dass Sie als präventiv gelten? Im Normalfall ist es eine und idealerweise befindet sich diese auf der Krankenstation. Es ist so, dass mehrere Dinge berücksichtigt werden müssen, damit die Präventivmechanismen greifen. Die entsprechend gebaute Zelle ist bloß der Anfang, denn selbstverständlich ist auch das Personal entsprechend geschult. Es reicht nicht, keine Fußleisten und nichtmanipulative Steckdosen in der Zelle zu verbauen. Es ist auch nicht das Bild an der Wand. Nur das Zusammenspiel funktioniert. Das im Übrigen immer weiter verbessert wird. Deshalb treffe ich mich regelmäßig mit den Kollegen der Arbeitsgemeinschaft. Ein hochkomplexes Thema … … vor allem in der Kürze der Zeit. Aber verstanden habe ich – und das ist offensichtlich das Wesentliche: Erst wenn man eine Suizidabsicht erkennt, wird man in den Genuss einer Rademacher’schen Zelle kommen? Ja, die Prävention beginnt erst mit dem Erkennen der Absicht. ◊◊◊
INFO
Professor Klaus Rademacher Der Herr trägt als Architekt nicht nur Sorge dafür, dass Gefangene möglichst in Gefängnissen bleiben, er sorgt vor allem dafür, dass sie den Aufenthalt überleben: als Vater der suizidpräventiven Zelle.
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Thorsten und Heinz Hoenig über Schmiede- und Schauspielkunst Heinz Hoenig. Der Sohn eines Kranführers arbeitete als Schlosser, Silberschmied, Tischler, Imbiss-Mitarbeiter und Streetworker. Einer, der was bewegt. Dann wurde er ein berühmter Schauspieler und einer der Helden meiner Mutter. Als wir zum Interview eintreffen, sitzt Hoenig mitten in den Proben. Er gibt in Tabaluga den Arktos, ist schwer beschäftigt. Entsprechend gereizt beginnt unser Gespräch – doch das soll sich rasch ändern.
KINDER an die macht
Guten Appetit, Herr Hoenig. Danke. Du probst gerade für Tabaluga die Rolle des Arctos, des Zauberers. Nee, des Schneemanns. Ist das der Böse? Die wollen den Arctos immer böse haben. Aber der ist nicht nur böse, der gibt’s nur nicht zu. Der sucht auch Freunde, wie jeder, der krabbeln kann; selbst wenn derjenige gut lügen kann und sagt, er brauche keine. So einer ist Arctos, Gegenpart des Magiers – wie Ying und Yang. Wer ist dein Ying oder Yang? Was? Das ist so scheißegal! Das ist nur ‘ne Bezeichnung, verstehste? Wer ist dann dein Gegenpart? Ach so! Das ist der Magier. Ich meinte im wirklichen Leben, nicht auf der Bühne.
Über den privaten Bereich halte ich meine Klappe, das musst du entschuldigen. Ich mag es nicht, wenn man solche Sachen ins Blatt schreibt. Ich war nie dafür, mit einer Zeitung über mein tieferes Privatleben zu reden. Da können die Leute nichts mit anfangen, sie interpretieren alles falsch. Darum fange ich mit dem Mist erst gar nicht an. Punkt. Was tust du außer Schauspielen gerne? Alles, was Kinder so machen. (Lacht) Ich reite, spiele, bin gerne in meiner Schmiede. Hufschmiede? Nein, Schmiede. Das hat was mit meiner gemeinnützigen Arbeit zu tun, den Kindern, die ich ab und an zu mir einlade – jetzt sind wir mittendrin! Wo mittendrin? In meiner gemeinnützigen Arbeit, die allerdings erst nächstes Jahr richtig auf die Reifen kommt. Ich will psychisch traumatisierte Kinder in die verschiedensten Handwerkskünste
einweihen; da gibt es ja ein paar und unter anderem das Schmieden. Therapeutisches Schmieden? Schmieden reicht, das Wort Therapie wird mir zu oft benutzt. Weißt du eine bessere Bezeichnung? Ja, Spaß – am Basteln, am Gestalten, an der Arbeit – die Erwachsenen nennen das Beruf. Hafenweg 31 | Tel.: 6090585 | heaven-muenster.de
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Muss jeder also seine Berufung selber entdecken? Ja, so sehe ich das. Dein Leben lang und das kann sich ja auch ändern im Laufe des Lebens. Und diese besagten Kinder, die haben das Glück und die Chance, bei mir Berufung zu erleben. Von der Näherei über das Schmieden bis hin zum Computer – um vorzuführen, was man auch Gutes mit dem machen kann. Wir zeigen, was Handwerk ist, muss ja nicht immer Banker sein.
» Über den privaten Bereich halte ich meine Klappe. « Deren Ruf durchaus gelitten hat, durch ihre hemmungslose Gier. Zu viele spielen mit ihrer Überheblichkeit dem kleinen Mann was vor. Ständig neue Skandale, bei denen geht’s nur noch um Milliarden, die auf einmal wieder verschwunden sind … in dunkle Kanäle. Da haben wir gar nichts mehr mit zu schaffen, wir sind nur die Kleinen, die Ameisen … (Lacht) Und du möchtest mit deiner Schmiede dagegenhalten? Mit „Dagegenhalten“ hat das nichts zu tun. Ich will und werde den Kindern den ersten Meter schenken, die Orientierung und vor allen Dingen Mut. Mut! Der ihnen genommen worden ist.
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Zwei prägnante Gesichter Was hat die Kinder, die zu dir kommen, traumatisiert? Das ist bei jedem Kind anders. Eltern? Manchmal! Wie kommen die Kinder zu dir? Über die Kommunen und viele Kontakte, die ich im Laufe der letzten Jahre aufgebaut habe. Die Kinder kommen z. B. aus Waisenhäusern zu uns. Feste Mauern gibt es jetzt noch nicht. Die Maßnahmen werden in Zelten und Kindercamps erlebt. Die damalige Wikingergegend an der Ostsee ist z. B. ein spannender Ort und gibt viele Impulse zum Spiel für die Kinder. Aber auch das Allgäu ist eine packende Spielwiese. Mit anderen Worten, wir sind noch Zigeuner, damit sehr flexibel, und können uns auf die Kinder einstellen. Mit den eigenen Händen etwas herzustellen, ist eine tolle Erfahrung. Wie alt sind die Kinder, die zu dir kommen?
Zwischen acht und sechzehn Jahre. Wir hatten aber auch schon Ältere. Wo zeltest du mit denen? Wie gesagt, in der Natur. Und was tust du sonst noch? Einen großen Teil meiner Zeit nimmt mein Beruf ein, also das Spielen. Außerdem bereite ich gerade den Camgaroo–Award in München mit vor, das ist ein Preis für Nachwuchsfilmer, der wird dieses Jahr fünfzehn Jahre alt. Da sitze ich in der Jury, schon seit drei Jahren, bei der Gabriele Lechner – (lächelt selig), die auch die liebe Frau an meiner Seite ist. Mit der Gabriele habe ich außerdem eine Filmfirma gegründet, denn wir wollen nächstes Jahr beginnen, eigene Filme zu machen. Der erste eigene? Ja, der erste selbst produzierte. Ich würde spielen und Regie führen. Jetzt schreiben wir gerade am Drehbuch
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Heinz liegen seine sozialen Projekte am Herzen Wie und wo schreibst du denn das Drehbuch? Prinzipiell in den Bergen, über dreitausend Meter. (Lacht) Wegen der Einsamkeit? (Lacht) Ich schreibe das Drehbuch in dem Fall doch gar nicht! Das wird geschrieben von unserem Drehbuchautor, gerade in diesem Augenblick – aber wir mischen mit. Dein Handwerk, das Schauspiel, hast du in Santa Fé gelernt, stimmt das? Ja, dort war meine Theaterschule. War das so, wie man das aus Filmen, aus Western, kennt? Es war ziemlich heiß. Wenn‘s geregnet hat, hat‘s richtig geregnet. Und es gab viel Sand – die Gegend war schon so, wie man sich das vorstellt. Warst du alleine dort? Nein, wir waren sechs Personen, alle vom
Release. Das ist ein Verein, den ich in Berlin mit aufgebaut habe. Release? Ja, das ist ein Verein zur Bekämpfung der Suchtgefahr. Die Idee gab es in London und Hamburg und wir haben das dann in Berlin entstehen lassen. Damals war ich achtzehn. Meine Betriebsschlosserlehre hatte ich abgeschlossen. Mit dem nächsten VW-Bus ging’s ab nach Berlin mitten in die Schah-Demo. Keine Ahnung, wo ich da gelandet war. Aber es sollte für mich die interessanteste Stadt in ganz Deutschland werden, eine Stadt voller Pioniere und Abenteurer, die 68er-Bewegung. Für mich eine neue Schule. Da war ich richtig. Trafen sich dort die künftigen Therapeuten? Nein. Nicht die künftigen Therapeuten. Das klingt immer so maschinell alles. Das waren Leute von überall, die wollten was zusammen bewegen und die hatten begriffen, was schön am Leben ist und wollten es weitergeben. Streetworker nennt man das, was wir gemacht haben.
Und da habt ihr dann darüber gesprochen, was Süchte sind? Sucht ist ein weiter Begriff – alle sind wir irgendwo süchtig; natürlich nicht in dem Sinne, dass wir durch die Bank Heroin, Tinke oder Kokain nehmen. Aber drei Mal in der Woche das Auto putzen, fünfmal die Mutter schlagen oder jeden Abend um sechs Uhr Spaghetti fressen; das kann auch eine Sucht sein. Wie habt ihr nach dem Kennenlernen dann gearbeitet? Wenn einer entziehen wollte, kam der in ein Motivationsgespräch. Haben wir gemerkt, der will wirklich, nahmen wir ihn auf und machten ‘nen Kalten Entzug, dann ging er in die Gruppe. Dort war er geschützt und konnte den Grund für seine Abhängigkeit aufarbeiten. Das war weder für uns noch für den Abhängigen ein süßes Karamellbonbon. Da ging´s oft an die Substanz. Die Energie einer Gruppe, die zusammen was will, kann so enorm groß sein, dass kein Gift der ganzen Welt da mithalten kann. Das haben Junkies bei uns meistens erlebt. Wenn wir als Gruppe schwach waren, haben die mit uns Katz und Maus gespielt, in diesem Moment waren wir nur ein Haufen. Das Ziel von uns war, dass Exjunkies einmal die Arbeit unseres Starterteams übernehmen und so ist es auch passiert. Ein Abhängiger, der das große Gift besiegt hat, ist und wird immer eine starke Persönlichkeit sein.
» du bist aber ganz schön weltfremd. «
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Warst du ein bunter Vogel in der Gruppe – oder warst du da noch nicht berühmt? Das war davor. Ich bin erst danach nach Santa Fé gegangen. Lange Geschichte, aber: Fünf, sechs Leute vom Release wurden irgendwann eingeladen nach Santa Fé – und da war ich dabei, da bin ich rüber. Wie war es dort?
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Wir haben trainiert. Jeden Tag vier Stunden auf der Bühne. Dein Körper lernt dann erst mal, überhaupt fähig zu sein, was zu spüren. Was lernt man da, kannst du einen kleinen Tipp geben? Das mache ich nicht. Da muss ich Leute dabeihaben, das hätte so keinen Sinn, wären Spärentzkes. Ich rede nicht gerne über meine innerste Küche. Einfach selbst dabei sein! Aber es war hartes Lernen … Ja, auf der Ranch war es so, da gab’s ‘n Timing und jeder musste das einhalten. Sonst wurde John Allen einfach ungemütlich. John Allen? Du hättest mal was von mir lesen sollen, dann wüsstest du das auch. Das ist der, der mich aus dem Release nach Santa Fé geholt hat. Klingt eher nach Bootcamp.
Bootcamp? Das war jetzt ein Scherz, oder!? Das war eine der besten Theaterschauspielschulen in ganz Amerika – Theatre Of All Possibilities. In der Schule wurde dir nichts geschenkt. Das war harte Arbeit, aber sie hat sich gelohnt. Bis heute. Du wurdest sensibilisiert zum Hören, Sehen und Tasten. Tasten? Ja, das ging vom sanften Berühren bis zur harten Schlägerei. Ist jeder Schlag abgesprochen? Ja und nein. Man spricht im Grunde nur die grobe Abfolge ab. Vorher schaut man sich an, welche Materialien der Raum bietet, welche Kanten und Ecken. Ist ein Tisch aus Holz oder dünnem Plastik? Das steckt man alles einmal ab. Und dann los? Dann fliegt man da durch. Heute habe ich ja einen Ranzen, aber als ich zwanzig war, bin ich geflogen. Mich nannte man „den Gummimann“.
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Man sollte Kindern mehr Zeit geben, sagt Heinz Eine schöne Zeit? Schul- und lernmäßig die geilste. Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort und habe das Richtige machen können. Das ist auch eine Art von Sucht, das Spielen.
Schmieden: (Er lächelt zufrieden). Jetzt schmiede ich an Tabaluga. Wenn das hinter mir liegt, dann gehe ich mit Kindern in die Schmiede – „Kinder schmieden Zukunft“. Und dann schmieden wir Filme.
Bist du der Meinung, man sollte Kindern und Jugendlichen mehr Zeit geben in der Schule und der Uni? Denen sollte man überhaupt mal Zeit geben, was zu entdecken, ganz unabhängig von Schule und Uni. Was sehen die denn schon von der Welt? Wo bleiben denn die Kinder? Die werden mit so viel Scheißnachrichten von den Erwachsenen überschüttet. Was sollen sie daraus lernen!? Die Frage bleibt mal offen.
Gibt es eigentlich einen Ersatzspieler für dich? Falls du mal krank werden solltest, die Grippe hast oder Ähnliches … (Lacht) Watt? Ich bin Arctos, ich bin der Eismann – ich kriege keine Grippe!
Hast du verfolgen können, was aus den Kindern wird, die bei dir den ersten Meter gemacht haben? Der eine Junge aus Berlin ist nachher zum Roten Kreuz gegangen und fährt dort die Rettungswagen – der Typ kennt sich aus. Und einer, jetzt werden viele lachen, der sagte, er will unbedingt zur Müllabfuhr und da hinten draufstehen. Und? Er steht da hinten drauf. Das sind Erfolge! Da fängt es an zu leben. Der hat auch gespürt, dass er nicht alleine ist. Und diese ersten Meter gibst du den Kindern. Ja, jetzt hast du es verstanden.
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INFO
HEINZ HOENIG Harte Schale, weicher Kern … Der Spruch scheint Heinz Hoenig auf den Leib geschrieben. Als Schauspieler verkörpert er meistens den Bösewicht, im wahren Leben zeichnet sich der Gründer der Initiative „Heinz der Stier“ allerdings durch sein herzliches Engagement für psychisch traumatisierte Kinder aus. Nach dem tragischen Tod seiner Frau 2012 hat der Schauspieler jetzt in Gabriele Lechner die neue liebe Frau an seiner Seite gefunden. Seit dem 07.10. steht Heinz wieder auf der Bühne und spielt in 64 Tabaluga-Shows die Rolle des Arktos. facebook.com/Heinz-Hoenig
Danke schön für die Zeit. Möchtest du noch was sagen? Bei mir geht so ziemlich alles übers
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ARNDT INTERVIEWT JÜRGEN TODENHÖFER ZUR SCHWELENDEN WUNDE DES MITTLEREN OSTENS Jürgen Todenhöfer scheint viele Gesichter zu haben. Aus Talkshows kennt man den graumelierten Turnschuhträger, der mit sanfter Stimme gegen den Krieg predigt. Aber schon vor Jahrzehnten gab es jenen Abgeordneten, der vom Bundestags-Sessel aufstand und sich dorthin aufmachte, wo Bomben fielen und Menschen starben. Damals Afghanistan, heute Syrien. Er sprach mit den Rebellen wie auch dem Assad-Regime, drehte Filme und schrieb Bücher – deren Erlös wiederum seinen humanitären Projekten zufloss. Wie passt das zu dem Mann, der Richter oder im Vorstand des Burda-Verlags war? Am Telefon erkenne ich nur einen Todenhöfer: den sanften Prediger gegen die Schrecken des Krieges.
BOMBENRAUCH UND STERNENSTAUB
Herr Todenhöfer, gerade kommen Sie zum siebten Mal aus Syrien zurück. Sind Sie in lebensbedrohliche Situationen geraten? Immer wieder. Wir sind unter Kreuzfeuer genommen worden. Begeben Sie sich auf solche Reisen immer mit einer konkreten Mission? Ich habe drei Ziele: Erstens möchte ich versuchen, wahrheitsgemäß zu berichten. Zweitens möchte ich verschiedene Stimmen sammeln, weil ich die Syrien-Berichterstattung zu einseitig finde. Peter Scholl-Latour hat von einer „völligen Desinformationspolitik“ gesprochen. Ich glaube, vor zwei Jahren war das. Einer, dessen Stimme jetzt fehlt … Der dritte Grund ist: Ich verfolge dort humanitäre Projekte. Mit dem Honorar meines des letzten Buches über den Islamischen Staat habe ich 50 verletzten syrischen Kindern Prothesen finanziert. Mittlerweile sind 30 weitere hinzugekommen. Darüber hinaus habe ich 1.000 Waisenkindern Schulausrüstung finanziert.
Ich unterstütze auch eine Familie in Homs, die durch Regierungseinheiten ihren einzigen Ernährer verloren hat. Bei solchen Projekten muss man von Zeit zu Zeit vor Ort sein. Ein Ergebnis Ihrer letzten Reise war ja das Interview mit einem Kommandanten der AlNusra-Front, das gerade veröffentlicht wurde. Das haben wir auf Facebook gestellt. Meine Seite hat eine größere Reichweite als jede andere politische Facebook-Seite in Deutschland. Wir haben dort zwei Videos unserer Reise veröffentlicht: Als Erstes haben wir die Rebellen zu Wort kommen lassen und in einem zweiten Teil haben wir die Zerstörungen des Krieges in Aleppo, Darayya und Homs dokumentiert. An den vielen Spekulationen über die Authentizität des Al-Nusra-Interviews will ich mich an dieser Stelle nicht beteiligen. Das dürfen Sie ruhig. In der „Jungen Welt“ war jetzt ein Interview mit einem libanesischen Journalisten, der aussagt, dass die syrische Opposition die Authentizität meines
Fotos: Frederic Todenhöfer
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Christian Emde auch bekannt als Abu Qatada (Mitte), begleitete Jürgen Todenhöfer Videos nicht bestreitet. Meine Interviews innerhalb des islamischen Staates wurden übrigens vom „Spiegel“ ebenfalls in Zweifel gezogen. Dies hat dem Magazin 14 sogenannte „strafbewehrte Unterlassungserklärungen“ eingebracht. Mit Berichten über so kontroversen Themen sticht man eben in ein Wespennest – das war uns aber vorher klar. Was dieser Kommandeur gesagt hat, das wussten doch schon viele! Dass Amerika Waffen an Rebellen liefert. Die Frage ist nur, wie kommen die am Ende dann zu den Terroristen? Und wie? Jeder in Syrien weiß: Die Waffen werden an der Grenze sogenannten gemäßigten Rebellen übergeben und wandern dann wenige Kilometer weiter an Terroristen. Die sind die Stärkeren und holen sich ab, was sie brauchen. Die Schwächeren zu bewaffnen und zu denken, die Stärkeren würden sich die Waffen dann nicht nehmen, ist absurd. Sie selber verfügen auch über recht gute
Kontakte zum Assad-Regime und haben ihn schon mehrfach interviewt. Ich habe Kontakte zu allen Seiten des Krieges. Mit der Rebellenseite habe ich mindestens zehnmal so häufig gesprochen. Ich rede immer mit beiden Seiten. Mein Grundsatz, für den mich einige in Deutschland immer wieder kritisieren. Sind Sie noch der Auffassung, dass es nur mit Assad ein demokratisches Syrien geben kann? Es wird kein demokratisches Syrien geben – da bin ich mittlerweile absolut pessimistisch. Zu meinem ersten Gespräch mit Assad bin ich übrigens nur durch eine Verhaftung am Flughafen gekommen. Ein deutsch-syrischer Arzt, der einen Empfang bei Assad hatte, bekam das mit und sagte: „So wie ihr mit den Leuten umgeht, braucht ihr euch über die schlechte Presse nicht zu wundern!“ Deshalb bekam ich von Assad ein Gesprächsangebot. Zu der Zeit sagten offiziell alle Medien: „Mit dem reden wir nicht!“ Vor Ort habe ich dann selbst all die Anträge von deutschen Medien (wie z. B. dem
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„Spiegel“) gesehen, die um einen Interviewtermin bettelten. Damals gab es noch friedliche Demonstrationen. Da habe ich auf die Sessellehne gehauen und zu ihm gesagt: „Sie müssen mit den Leuten sprechen und sich an die Spitze dieser Bewegung setzen!“ Die Szene ist in einem Video dokumentiert. Assad erwiderte: „Sie verlangen, dass ich mich aufführe wie ein Diktator.“ So sieht er sich selbst also nicht? Das ist mir egal, wie der sich sieht. Ich habe hier in meinem Büro Bilder, wo Assad mit Sarkozy und seiner Frau lachend und scherzend beim Essen sitzt. In Syrien sehen Sie in manchen Restaurants Bilder, die Assad und John Kerry als Freunde zeigen. Wie viele demokratische Staatsführer haben wir denn im Mittleren Osten? Den Diktatoren haben wir doch oft selber zur Macht verholfen. Laut CIA war doch Saddam Hussein „unser Schurke“. Lassen Sie uns bei Syrien bleiben. Was Syrien angeht, so lehne ich die Kriegsführung auf beiden Seiten ab. Krieg ist immer eine Katastrophe. Ich habe mich auch als Vermittler eingebracht und dem Weißen Haus Vorschläge von Assad überbracht. Es gab konkrete Bedingungen, unter denen er bereit gewesen wäre, nicht mehr zu kandidieren. Doch die Amerikaner blieben stur: „Mit dem Kerl reden wir nicht.“ Sie glaubten, er würde ohnehin bald verschwinden, weil „anständige
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Rebellen“ für die Demokratie kämpfen würden. Mittlerweile sind aus den Rebellen zum großen Teil Terroristen geworden, und über 400.000 Syrer sind tot. Die Gesprächsverweigerung hat zum totalen Chaos geführt.
» Mit kontroversen Themen sticht man eben in ein Wespennest. « Was hat denn Assad damals konkret angeboten? Das werde ich Ihnen jetzt gerade am Telefon erzählen! ... Die Zugeständnisse waren jedenfalls so weitreichend, dass alle, die das Papier sahen, es hochinteressant fanden. Ich brachte die Möglichkeit ins Spiel, auf dem Wege der Terrorbekämpfung die Geheimdienste zusammenarbeiten zu lassen (heißt: Al-Qaida – den Islamischen Staat gab es noch nicht). Doch die Amerikaner sagten: „Mit dem Kerl reden wir nicht!“ Das war Wahnsinn. Wie kann man die Zusammenarbeit mit Terrorexperten ablehnen! Wir haben im Irak und in Libyen einen Diktator gestürzt – und nun versuchen wir es in Syrien. Aber Sie selbst und der westliche Mainstream müssen sich die Frage stellen: Wie viele Menschen darf man dafür ins Elend stürzen?
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Halten Sie den Westen bzw. die USA für die Schuldigen? Ach, das ist viel komplizierter. Die Proteste in Libyen und Syrien sind massenhaft durch Waffenlieferungen aus Katar und Saudi-Arabien betrieben worden. Dahinter steckt der Kampf um die Vorherrschaft im Mittleren Osten zwischen Syrien, Saudi-Arabien und dem Iran. Syrien wurde deshalb als wichtig erachtet, weil der Irak durch den Krieg von George W. Bush plötzlich zur „schiitischen Achse“ zählte. Unter Saddam Hussein wurde er noch sunnitisch dominiert. Dadurch entstand eine schiitische Achse über den Irak, den Libanon (also Hisbollah) – und Syrien. Die Saudis, die überwiegend Sunniten sind, haben diese Achse als Bedrohung angesehen, weil der Iran seine Vormachtstellung verstärken könnte. Wir haben es mit einem Stellvertreterkampf zwischen Saudi-Arabien (und anderen Golfstaaten) und dem Iran zu tun. Die USA haben sich dann nicht nur auf die Seite der Saudis gestellt, sondern die Waffenlieferungen an die Rebellen selber betrieben. Wenn sie das nicht getan hätten – was wäre Ihrer Meinung nach passiert? Ich frage lieber: Was wäre passiert, wenn wir den Krieg gegen Saddam nicht geführt hätten? Dann hätten wir dort einen alternden Diktator. Keine Ideallösung, aber akzeptabel. Schon der frühere UN- Generalsekretär Kofi Annan stellte fest, dass es den Menschen im
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Irak heute schlechter geht als unter Saddam Hussein. Ich sage, den Libyern ginge es heute unter Gaddafi besser, wenn auch nicht „gut“. Und in Syrien ist die Lage durch die Revolution viel, viel, viel schlimmer geworden. Wer das bestreitet, hat keine Ahnung. Der berühmte Soziologe Max Weber hat die „Verantwortungsethik“ von der „Gesinnungsethik“ unterschieden. Wer Politik macht, darf nicht nur nach seiner Gesinnung entscheiden.
» Es wird kein demokratisches Syrien geben. « Wie sollte man jetzt am besten vorgehen? Ich sagte ja, dass die Amerikaner die Saudis unterstützt haben – und dann hat auch Russland noch eingegriffen. Wir sehen auf einer „ersten Ebene“ die Regierung gegen die Rebellen bzw. Terroristen. Die zweite Ebene zeigt Saudi-Arabien und die Golfstaaten gegen den Iran, und auf der Ebene darüber haben wir einen Stellvertreterkonflikt zwischen Amerika und Russland. Diese Zwei sind eben die Stärksten. Ich würde gern noch auf Ihren Film „Inside IS“ von 2014 zu sprechen kommen. Sind Sie
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Der Ort des Interviews zwischen Todenhöfer und dem Al-Nusra-Kommandeur wirklich in den Inneren Zirkel vorgedrungen? Da wollte ich gar nicht hinein. Ich habe in Syrien bislang meine Interviews meist ganz bewusst nicht mit den Chefs, sondern mit Feldkommandeuren geführt. Weil die Chefs immer gedrechselte Antworten geben. Ich habe im islamischen Staat die Kämpfer kennengelernt – unser Fahrer war mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit „Jihadi John“, der Chef-Hinrichter, der in den Videos den Menschen die Köpfe abtrennt.
dann versuche ich, wie jetzt auch gerade in unserem Interview, deutlich zu machen, dass der Krieg immer die schlechteste aller Lösungen ist. Als wir 2001 den Krieg gegen den Terrorismus anfingen, da gab es ein paar hundert Terroristen in den Bergen des Hindukusch. Jetzt haben wir über 100.000. Was ist das für eine verkorkste Antiterror-Politik! Jemand muss doch merken, dass das aus dem Ruder läuft. Beim Bombardieren treffen wir ständig Zivilisten.
Das war ihr Fahrer?! Ja. Er war zwar fast immer maskiert, aber ich habe einmal in einem Restaurant sein Gesicht gesehen, was zu einer deutlichen Abkühlung der Gespräche führte. Inzwischen weiß ich, dass einer unserer ständigen Begleiter, ein Deutscher, der Kameramann des Exekutions-Teams ist.
Aber es gibt auch eine zweite Seite: die des Fanatismus – die nichts mit der Rache für Bombardierungen zu tun hat. Wie z. B. bei diesem deutschen Djihadisten Christian Emde, mit dem man Sie im Video sprechen sieht … Der spricht nicht mehr mit mir.
Was genau wollten Sie beim IS herausfinden? Dasselbe, was ich mir immer erhoffe: Ich versuche, den Konflikt zu verstehen. Und
Aber warum ist so jemand beim IS? Es gibt im Leben von jungen Leuten, die Terroristen werden, immer einen tragischen Punkt, wo sie nicht mehr weiterwissen. Das kann eine Beziehungstragödie oder eine
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Der Kommandeur spricht von Welteroberung und der Unterstützung der USA Diskriminierung sein. Und dann erzählt ihnen jemand: „Ich weiß einen Weg, wie du alles wiedergutmachen kannst. In der finalen großen Schlacht, von der schon seit 1000 Jahren erzählt wird, wirst du eine entscheidende Rolle spielen. Gut gegen Böse! In deiner Heimat bist du ein Verlierer, aber hier wirst du zu den Gewinnern, zu den größten Helden gehören. Denn du wirst selbstlos gegen das Böse kämpfen und dafür belohnt werden.“ Ein Großteil dieser Leute glaubt, das Richtige zu tun. Beim IS zählte der „Kameramann“ noch zu den Zugänglichsten. Zu ihm habe ich gesagt: „Ich weiß, dass ich Sie nicht überzeugen kann. Aber überlegen Sie bitte jeden Tag nur fünf Minuten, ob das, was Sie tun, richtig ist.“ Vom Töten war er zutiefst überzeugt. Und dann haben sie immer gesagt, dass „wir“ ja ebenfalls getötet hätten, im Mittelalter usw. – da sind Sie in jeder Diskussion chancenlos. Stimmt es, dass Sie auf der Abschussliste des IS stehen? Glaube ich nicht, doch ich bekomme regelmäßig Morddrohungen von Rechtsextremen, Islamophoben, und allerlei Verrückten. Ich beklage mich nicht, denn so etwas weiß man ja vorher. Wie lange machen Sie das schon? Vor 40 Jahren, da war ich junger Abgeord-
neter, bin ich mit dem Mujaheddin ins sowjetisch besetzte Afghanistan gegangen – über die Berge des Hindukusch, die 4.000 Meter hoch sind, damals habe ich 7 Kilo verloren. Wenn Sie mal nach einer Strategie suchen, um Pfunde zu verlieren, laufen Sie über den Hindukusch!
» Durch die revolution ist die Lage viel, viel schlimmer geworden. « Es kommt einem vor, als wäre da ein großer Bruch in Ihrer Biographie. Anfangs waren Sie ein junger Abgeordneter von der sogenannten „Stahlhelm-Fraktion“ der CDU. Vom Bellizisten zum Pazifisten sozusagen. Nein, ich war immer ausdrücklich gegen Krieg. Ich glaube, das ganze Leben ist ein Lernprozess – und ich hoffe, dass ich viel dazugelernt habe. Wenn ich jetzt nicht mehr wüsste als vor 40 Jahren, hätte ich irgendwas falsch gemacht. (Lacht) Sie waren Abgeordneter, Richter, Verlagsleiter … Ich war stellvertretender Vorsitzender des Burda-Verlags, 22 Jahre lang.
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Wirkt ein bisschen wie eine Sinnkrise. Als Spielfilm-Handlung würde man sich einen smarten Karrieretypen à la George Clooney vorstellen, der plötzlich seine Mission entdeckt: Den Mittleren Osten. Schauen Sie: Es gibt ja Bilder, die die Presse sich von einem macht, und daran bin ich auch mit schuld. Ich gehörte in den 70er und 80er Jahren zu den nur etwa fünf Abgeordneten in der CDU, die für die Wiedervereinigung eintraten. Und da man irgendein Etikett in den Medien brauchte, nannte man uns „Stahlhelme“.
heuer wichtig. Aber alleine in unserer Galaxie gibt es 100 oder 200 Milliarden Sonnensysteme. Und dann gibt es noch etwa ebenso viele Milliarden anderer Galaxien bzw. Milchstraßen! Das versuche ich mir ins Gedächtnis zu rufen, wenn wieder eine Kontroverse über mich hochschwappt: wie unendlich winzig wir sind! Wir sind nur einen kleinen Augenblick auf dieser Welt, und es fällt uns nichts Anderes ein, als uns gegenseitig totzuschlagen. Dann denke ich: „Ihr habt sie ja nicht alle … !“ ◊◊◊
Würden Sie sagen, dass Sie früher konservativ waren und heute ein Linker sind? Ich habe mal als Herausgeber eines politischen Buchs fungiert. Ein damals berühmter Journalist schlug mir den Titel vor: „Ich stehe rechts“. Doch schon damals schüttelte ich den Kopf, denn ich wollte nie rechts oder links stehen, sondern nur vorne. Ich würde mich heute auch nicht als links bezeichnen – das interessiert mich nicht. Die Frage der Wiedervereinigung war für mich eine soziale: „Die Leute im Osten, denen es schlechter als uns geht, nicht alleine lassen.“ Sie sollen mal gesagt haben, dass wir Menschen aus Sternenstaub kämen – und wieder zu Sternenstaub würden. Ich lese mit Begeisterung Bücher über das Universum. Wir sind ja nur ein kleiner Planet, der um die Sonne kreist, und finden uns unge-
Stadtgeflüster Münster – Das Interviewmagazin wird herausgegeben von der Stadtgeflüster GmbH & Co. KG Rothenburg 14-16, 48143 Münster Telefon 0251 48168-30, Telefax 0251 48168-40 stadtgefluester-muenster.de info@stadtgefluester-muenster.de Herausgeber, Chef- und Schlussredakteur: Redaktion: Editorial Design: Lektorat:
Thorsten Kambach Jana Nimz, Stefan Reimer, Tom Feuerstacke, Arndt Zinkant, Piff, Sabine Roters, Larissa Schwedes, Dennis Kunert, Theresa Jenner Buschy Buschmeyer Bernhard Trecksel
INFO
JÜRGEN TODENHÖFER Vom jungen CDU-„Stahlhelm“ zum Pazifisten? Jürgen Todenhöfer bestreitet die Metamorphose energisch. Immer sei er entschieden gegen Kriege eingetreten. In der Tat war der Sohn eines Richters schon früh dort, wo er Gutes bewirken wollte und scheute sich dabei nie, Diktatoren die Hand zu schütteln. Manche rügen seinen „naiven“ Radikalpazifismus, viele bewundern sein Engagement. Auch in sozialer Hinsicht hat der heute 75-Jährige viel bewegt, wie auch seine „Stiftung Sternenstaub“ belegt, die Projekte in Arabien, Afrika und Deutschland finanziert. juergentodenhoefer.de
Delivery-Man: Fotografie: Anzeigenvertrieb: Veranstaltungen und Kleinanzeigen: Büro: Druck: Webseite: Glossar:
Stefan Reimer Thomas Schmitz – FXcommunication.com, Buschy Buschmeyer, www.shutterstock.com, Pressefotos Ekki Kurz, Horst Stronk Jana Nimz Irene Kötter Lensing Druck Ahaus Mark Grotegerd Janina Mentos
Stadtgeflüster liegt zur kostenlosen Mitnahme an über 300 Stellen in Münster aus. Sie haben Interesse an unseren Mediamöglichkeiten? Dann rufen Sie uns an oder schreiben Sie eine Mail, wir freuen uns!
Aktuelles aus Münster – Die PSD-Bank
Welche Fassade in Münster leuchtet am schönsten? Richtig: Die Medienfassade der PSD Bank! Aber wusstet ihr auch, dass die PSD Bank im Jahr 1872 von Mitarbeitern für Mitarbeiter der Deutschen Post gegründet wurde? Früher haben die Bankmitarbeiter ihre eigenen Kollegen beraten. Diese partnerschaftliche Qualität wurde bewahrt und ist noch heute das Markenzeichen der Bank. Die PSD Bank ist eine beratende Direktbank, die auf teure Filialen verzichtet und so in der Lage ist, euch gute Konditionen und ein kostenloses Girokonto ohne Mindestgehaltseingang anzubieten. Zudem gibt es praktische Online-Services, mit denen der Kunde jederzeit seine Bankgeschäfte selbstständig im Internet erledigen kann. Einfach, schnell und bequem ist ebenso der digitale Kontowechselservice, mit dem ihr mit nur wenigen Klicks einen Kontoumzug organisieren könnt. Zum Kontowechsel-Service der PSD Bank geht es übrigens hier: psd-wl.de/giro-wechsel. Eine weitere Besonderheit ist die Möglichkeit, durch den Erwerb von Geschäftsanteilen als Kunde Miteigentümer der PSD Bank zu werden. Das ist für jeden erschwinglich, denn ein Anteil kostet nur 100 Euro. So wird der Kunde zum Mitglied, kann an der Wahl der Mitgliedervertreter teilnehmen und profitiert finanziell vom Unternehmenserfolg in Form einer Dividende oder des Bonusprogramms.
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Die Medienfassade der PSD Bank: Optisches Tor zum Hafen Zweifelsohne ist das Aushängeschild der PSD Bank in Münster die baulich festinstallierte Medienfassade mit einer Oberfläche von fast 200 Quadratmetern. Die Medienfassade ist am Hafen nicht zu übersehen und verdankt ihre Strahlkraft 132.480 Leuchtdioden. Zusammen erzeugen diese Bilder und Videos mit einer Auflösung von 44.160 Pixeln. Damit unterstreicht die Medienfassade die innovative, mediale Ausrichtung der Direktbank und vereint auf diese Weise abstraktes Bankgeschäft, Architektur, Technik sowie Kultur in sich. Die Medienfassade wird ausschließlich mit „grünem Strom“ gespeist, der die Klimabilanz nicht belastet. Das Programm auf der Medienfassade der PSD Bank wird von Prof. Norbert Nowotsch erstellt, Medienexperte und ehemalige Lehrkraft an der Fachhochschule Münster, Fachbereich Design. Weitere Informationen zur PSD Medienfassade gibt es online unter: psd-wl.de/medienfassade. Weitere Informationen zu den Konditionen der PSD Bank unter: psd-westfalen-lippe.de
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Aktuelles
Auf die Plätze – fertig – naß !
Bitte beachten Sie die genauen Öffnungszeiten, die Sie im Internet nachlesen können:
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Tipps & Termine
The Show goes on...
Altes Tafelsilber, antike Möbel und begehrte Sammlerstücke Antik-Markt mit Experten-Service.
Die größte Musikmesse Norddeutschlands
4.- 6. November 2016
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Kostbaren Schmuck, antike Möbel, ehrwürdiges Tafelsilber und vieles mehr gibt es am 27. November im Messe und Congress Centrum Halle Münsterland zu entdecken. Rund sechzig Aussteller präsentieren erlesene Kostbarkeiten, die jedes Sammlerherz höherschlagen lassen. Neben einer großen Auswahl antiker Schätze wird ein kostenloser Service angeboten, der von den Besuchern gerne in Anspruch genommen wird, um ihre eigenen Kleinodien bewerten zu lassen – der Experten-Service. Herr Wilbois vom renommierten Kunst- und Auktionshaus in Münster nimmt als unabhängiger Sachverständiger das ausgewählte Stück unter die Lupe und schätzt Alter, Herkunft und Beschaffenheit ein. Weitere Informationen unter: interantik-gmbh.de
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Typisch irisch! Mystisch und verzaubernd, magisch und mitreißend! Das ist die beeindruckende Irish Dance Show in perfekter Form und meisterhafter Inszenierung aus der Feder des erfolgreichen irischen Meisterproduzenten Michael Carr. THE BEATS OF CELTIC IRELAND ist eine atemberaubende Komposition aus Tapdance, Folklore und Show. Ein irischer Abend voller Lebenslust, rhythmischer Dynamik, tänzerischer Ausdruckskraft und traumhaft schönen keltischen Melodien. Wenn ihr dies selbst erleben möchtet, braucht ihr nur bei unserem Gewinnspiel mitmachen – denn wir verlosen drei mal zwei Karten! Beantwortet einfach folgende Frage und schickt die Antwort an: horst@stadtgefluester-muenster.de
Tipps & Termine
Konzertsaal
Friedenskapelle
KONZERTE
2016/17 06.11.2016 06.11.2016
fidolino Kinderkonzert
Bachblüten ~ Musik für Kinder
niniwe
Time stands still ~ A cappella
Wer ist der Produzent von „THE BEATS OF CELTIC IRELAND“? a) Michael Carr b) Katy Perry c) Homer Simpson Weitere Informationen unter: miroentertainment.de 13.11.2016
18.11.2016 04.12.2016
Addys Mercedes Extraña ~ Grenzgänge
Swann & Ely Goa
Gong Bath & ELEA in Zen ~ Grenzgänge
Echoes of Swing Dancing ~ Grenzgänge
10./11.12. 2016 Jean-Claude
Séférian
Souvenirs de Noël ~ Grenzgänge
18.12.2016 18.12.2016 7./8.1.2017 28.1.2017
fidolino Kinderkonzert Sternengleiter ~ Musik für Kinder
Wishful Singing
Weihnachtskonzert ~ A cappella
Salonorchester Münster Neujahrskonzerte ~ Salonmusik
Elbtonal Percussion
15h Kinder- und Jugendkonzert ~ 20h “Un-Schlagbar!”
Konzertsaal Friedenskapelle Wi lly-Brandt-Weg 37b 4 8 1 5 5 M ü n s t e r www.friedenskapelle-ms.de Tickets unter 0251-6742130
Interview
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Interview
Sabine und Katrin Behrsing über die Coworking-Crew der Harbourside Gemeinsam arbeiten, statt alleine zu Hause; traumhafter Blick aufs Wasser, leichte Snacks und frischer Kaffee – wo gibt es das? In Münster, im Harbourside. Oben drauf gibt´s gute Ideen und unbürokratische Unterstützung von Gleichgesinnten am Nachbarschreibtisch, die diese Insel als Arbeitsplatz und Ort der Inspiration nutzen. Paradiesische Zustände – also unbezahlbar? Nein.
GEMEINSAM STATT EINSAM
Seit März seid ihr hier am Hafen. Wenn ich mich umsehe, sind fast alle Plätze belegt. Ist der Bedarf so groß? Auf jeden Fall, unsere Kajüten und Decks waren ruck, zuck belegt. Kajüten? Decks? Kajüten heißen unsere Einzelbüros, für Leute, die Ruhe brauchen. Die Decks sind unsere Gemeinschaftsunterkünfte. Ich bin Freiberuflerin und habe einen Hund, dürfte ich Maja mitbringen, Frau Behrsing? Wir können uns duzen, wenn Sie mögen! Ich wurde schon öfter darauf angesprochen, Maja darf mit, aber nur, wenn sie keine Flöhe hat. (Lacht) Ganz klar also: Ja. Und wenn alle ihren Hund mitbringen? Stellen wir einen Hunde-Sitter ein. Das ist nicht alles: ich komme morgens nicht aus den Federn, kann besser spät abends arbeiten. Da würdest du hier zwar alleine sitzen, doch da du einen eigenen Schlüssel hast, kannst du schalten und walten, wie du möchtest.
Warum üben Coworking-Spaces so große Anziehungskraft aus? Viele Menschen lieben es, ihr eigener Herr zu sein, wollen jedoch nicht auf soziale Kontakte und Inspiration verzichten. Die Synergieeffekte sind enorm wertvoll. An einigen Türen der Kajüten finde ich Namen großer Firmen – warum? Die schicken gerne Mitarbeiter ins Exil, um ihnen durch die Luftveränderung einen kreativen Kick zu liefern. Unternehmen schätzen die Lebendigkeit, die sie hier vorfinden.
» Ja, alle sind sehr nett und aufgeschlossen « Muss ich einen Jahresvertrag abschließen? Als Freiberuflerin ist die finanzielle Lage nicht immer einfach.
Um Gotteswillen, nein! Du kannst monatlich kündigen. Es besteht sogar die Möglichkeit, tageweise einen Platz zu mieten. Also, wie teuer? Unsere Preise fangen bei fünfzehn Euro an. Und Kaffee gibt es dazu? Ja.
» Wirft man beide in einen Topf, kommt Münster dabei raus. « Ich muss mich ab und an mit meinen Kunden treffen; bisher häufig in Cafés. Bietet ihr Konferenzräume? Ja, das Problem kenne ich aus der Zeit, als ich noch Jungunternehmerin war. Darum: Bei uns musst du dafür nicht einmal Mieterin sein. Die kannst du jederzeit mieten, der Beamer ist übrigens inbegriffen.
Telefonieren in der Marktforschung Telefonieren in der Marktforschung
Was ist, wenn meine Kunden Hunger kriegen? Dafür gibt es die buchbare „Mannschaftsverpflegung“ – so heißt bei uns die Tagungspauschale. Beim Catering arbeiten wir mit dem Café Med zusammen: Wir sitzen ja quasi direkt über deren Pizzaofen – nicht nur die Pizzen sind legendär. Wie praktisch. Besonders spannend ist euer Sekretariats-Service für Briefkastenfirmen. Diesen Service bieten wir unseren Mietern an. Du musst zwar nicht täglich hier sein, kannst ins Ausland fahren oder im Urlaub sein – wir kümmern uns um den Rest, doch nur unseren Briefkasten gibt Ïs nicht. Das klingt nach paradiesischen Zuständen. Du kommst gar nicht aus Münster, oder? Nein, ich wurde in Berlin geboren.
Krämer Marktforschung GmbH Hansestraße 69 | kraemer-germany.com Krämer Marktforschung GmbH Hansestraße 69 | kraemer-germany.com
… und bist wie nach Münster gekommen? Es war die Liebe. Aber ich habe lange in St. Peter Ording und Hamburg gelebt. Wirft man beide in einen Topf, kommt Münster dabei raus.
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Was freiberufliche Eltern sicher noch wissen möchten: Dürfen die ihr Kind mitbringen? In einer gemieteten Kajüte ist das überhaupt kein Problem. Wie wir die Sache auf dem Deck gestalten, darüber denken wir noch nach. Aber ich bin mir sicher, wenn Bedarf da ist, werden wir eine Lösung finden. Noch mal zum Verständnis, Harbourside ist mehr als eine Bürogemeinschaft? Definitiv. Unser Coworking-Space bietet für persönlichen Bedarf entsprechende Arbeitsplätze an, die man jederzeit erweitern kann; du kannst einen Praktikanten für drei Wochen mitbringen, hier Meetings und Veranstaltungen abhalten sowie den Sekretariats-Service nutzen. Alles kann, nichts muss. Was denn für Veranstaltungen? Egal ob Networking-Event, Firmenincentive, Weihnachtsfeier, Ausstellung, Workshop oder privater Geburtstag – bei uns kann man in bester Lage direkt am Hafen arbeiten, aber genauso gut jeden beliebigen Anlass feiern.
Interview
Wie würdest du den Satz beenden: Harbourside ist … ... der perfekte Anlaufpunkt, um zu arbeiten, zu feiern und sich gegenseitig zu unterstützen. Eben: Offices, Events, Coworking. ◊◊◊
INFO
habouside Willkommen an Bord! Das neue Coworking Space Habourside liegt am Kreativkai und bieten allen die möchten, großzügige ausgestatte Arbeitsplätze in maritimer Atmosphäre an. Du bist auf der Suche noch ein Platz? Hier geht’s lang: harbourside.de
Tipps & Termine
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PAN
RAMA
Münster
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Tipps & Termine
DER BUND UND DER BARZILLUS Seit 2007 gibt es in Münster den Bund autonomer Exil-Rheinländer/innen. Oberste Priorität ist, dem Karneval wieder ein authentisches Gesicht zu geben. Weg von der furchtbaren Ballermann- und Après-Ski-Mucke und zurück zu den Wurzeln. Klaus Farke, Inhaber vom„Barzillus“ und Erfinder der Jüdefelderstraße als Gastromeile, bietet mit Jörg Lambertin allen Exilrheinländern in Münster so viel heimatliche Gefühle wie möglich. Das Ganze richtet sich aber selbstverständlich nicht nur an Rheinländer, sondern auch an Westfalen – Karneval kennt keine Konkurrenz. Nicht umsonst heißt es: „Jeck loss Jeck elans.“ (auf Deutsch: „Narr, lass Narr vorbei.“). Ganz abgesehen von dieser Idee, ist das Barzillus vor allen Dingen bekannt für schnellen, stes freundlichen Service, studentische Preise und Cocktails, die ihresgleichen in Münster suchen. Dementsprechend aus der münsterschen Kneipenszene nicht mehr wegzudenken und ein absolutes Münster-Muss! Also: Wer noch nicht da war: Jetzt aber zackig! Barzillus | Jüdefelder Straße 41 | 48143 Münster
hier findet der Unterricht statt: Hafenstrasse 64 | Haus 1 48153 Münster
Postadresse: Gitarrenschule Schnake | Sebastian Schnake Wichernstrasse 37 | 48147 Münster
Tel: 0251-1621011 | Mobil: 0178-3333576 info@gitarrenschule-schnake.de | gitarrenschule-schnake.de
Tipps & Termine
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Wärme, Wasser, Wellness in Bad Rothenfelde Wenn die Tage wieder kürzer werden und sich draußen die Herbstluft ausbreitet, ist es Zeit für einen entspannten Sauna- und Thermengang im carpesol. Genießen Sie unsere vielfältige Saunalandschaft mit Panorama-Außensauna, heißer finnischer Sauna, Biosaunen sowie Dampfbad, Whirlpool und gemütlichen Kamin- und Ruhebereichen. Einen besonderen Höhepunkt bieten unsere legendären Sauna-Events mit wechselnden Mottos. So geht es dieses Jahr – immer am letzten Samstag des Monats – auf eine Reise der Kulturen. Unter dem Motto „Cäsar und Cleopatra“ wird im November ein phantasievolles Eventprogramm mit thematischem Buffet gezaubert. Runden Sie Ihren erlebnisreichen Saunaaufenthalt mit einer entspannenden Massage ab. Warme Öle, angenehme Düfte, liebevolle Hände und entspannende Musik schaffen eine behagliche Atmosphäre. Körper, Geist und Seele werden ins Gleichgewicht gebracht und Sie fühlen sich wie neugeboren. Jeden ersten Freitag im Monat, entspannt die Woche
im Lichtermeer ausklingen lassen. Ab 19 Uhr erstrahlt die Therme in einem Lichtermeer aus Kerzen. Lauschen Sie den Klängen der Unterwassermusik und lassen Sie sich und Ihre Gedanken treiben. Wir freuen uns auf Ihren Besuch! Sie sind auf der Suche nach tollen Geschenken? Dann besuchen Sie doch mal unseren Gutscheinshop auf: carpesol.de.
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Der Umwelt zuliebe
2050
MÜNSTER
KLIMA SCHUTZ
Gemeinsam auf 100% www.klima.muenster.de Kommunaler Klimaschutz Klimaschutz hat in Münster Tradition. Unsere Stadt setzt seit fast 25 Jahren auf den kommunalen Klimaschutz. Bereits 1992 hat der Rat der Stadt Münster ein Gremium von Wissenschaftlern beauftragt, Empfehlungen zur Verringerung der CO2-Emissionen um 25 % bis 2005 zu erarbeiten. Nach Abschluss dieser Arbeit für das erste Klimaschutzkonzept Münsters hat die Stadt 1995 die Koordinierungsstelle für Klima und Energie (Klenko) eingerichtet, welche die Empfehlungen zu einem Handlungskonzept für den Klimaschutz zusammengefügt hat und seitdem für die konsequente Umsetzung und Weiterentwicklung sorgt. 2008 hat der Rat der Stadt Münster das Klimaschutzziel neu auf das Jahr 2020 ausgerichtet und eine Reduzie-rung der CO2-Emissionen um mindestens 40 % auf der Basis von 1990 beschlossen. Das entsprechende Klimaschutz- sowie Handlungskonzept ist im folgenden Jahr erarbeitet worden und bildet die Grundlage für die Fortführung der zielgerichteten Klimaschutzarbeit in der Stadt.
Bei den vielfältigen Auszeichnungen, die Münster in den letzten Jahren erhalten hat (z.B. Bundeshauptstadt im Klimaschutz oder European Energy Award in Gold), ist stets honoriert worden, dass Münster in allen relevanten kommunalen Handlungsfeldern umfassende Klimaschutzmaßnahmen seit Anfang der 90er Jahre eingeführt hat. Doch die Stadt möchte sich nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen, sondern will weiterhin konsequent den kommunalen Klimaschutz auf hohem Niveau ausbauen. Der Rat der Stadt Münster hat am 17.06.2015 die Teilnahme am Projekt Masterplan 100 % Klimaschutz einstimmig beschlossen und damit das langfristige Ziel der Bundesregierung, die Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2050 um mindestens 95 % gegen-über dem Jahr 1990 zu mindern und gleichzeitig den Endenergieverbrauch um 50 % zu senken, angenommen. Erfahren Sie mehr auf: klima.muenster.de
Kultur & Freizeit DAS ORIGINAL 11. November | 19.30 LIEBE IM SCHNEE 13./27. November | DIE NIBELUNGEN
15.00
4./30. November | 19.30
FAUST (MARGARETHE)
13. November | 19.00
20. November | 15.00 29. November | 19.30
ALS MEIN VATER EIN BUSCH WURDE UND
ICHGLAUBEANEINEN
ICH MEINEN NAMEN
EINZIGENGOTT.HASS
VERLOR
20. November | 19.00
4. November | 19.30
29. November | 19.30
7. November | 10.00 13. November | 15.00 17. November |
Hüte dich vor Hybris
9.30, 11.30 FALSTAFF 5./12./15./25.
Theater Münster
November | 19.30
Neubrückenstraße 63
LEONCE UND LENA
theater-muenster.com
Tel. 0251 59090 5./12. November | 19.30
Friedrich Hebbel führt uns zurück zu den Anfängen der europäischen Zivilisationsgeschichte. Er macht aus dem vermeintlichen Nationalepos der Deutschen, dem mittelhochdeutschen NIBELUNGENLIED, eine explosive, bildgewaltige Fabel über die Hybris der Menschen.
20. November | 15.00 WIE ES EUCH GEFÄLLT 6. November | 11.30 19./26. November | 19.30 RADAR Isreal Aten – EINE SOMMERNACHT
Blast Valiant
6. November | 19.00
08. Oktober – 20. November
DER KLUGE FISCHER 09. November |
Night & Delight.
9.30, 11.30
Konzert zur Zeitumstellung
Gold!
20. November | 19.30
10./24. November | 9.30
Überblicksführung samstags/ sonntags
ROMEO UND JULIA
im Oktober 15. – 16.00
10. November | 19.30 DEUTSCHE KONVERTITEN
LWL-Museum für Kunst und Kultur
10. November |
Domplatz 10
19.30
0251 590701
Seine Trilogie DER GEHÖRNTE SIEGFRIED, SIEGFRIEDS TOD und KRIEMHILDS RACHE erzählt von Helden und dramatisch Gefallenen, von Liebe und Verrat, Mord und Tod. Im Zentrum der Nibelungen stehen starke Frauen: Kriemhild, Schwester des Burgunderkönigs Gunther, und Brunhild aus Isenland, die für die Männer als unbesiegbar gilt. Gunther ist verrückt nach Brunhild, so wie Siegfried nach Kriemhild. Siegfried – Bild des notorischen Helden schlechthin – berichtet vom Nibelungenhort und vom Bad im Blut des Drachens, das ihn unverwundbar gemacht hat. Und so schließen die Männer ihren Bund und damit einen brutalen Handel: Siegfried soll mit Hilfe seiner Tarnkappe Brunhild für Gunther bezwingen – dafür erhält er Kriemhild zur Frau. Doch die Rechnung ist ohne die Frauen gemacht, Brunhild verweigert sich Gunther, Siegfrieds unverwundbare Stelle wird enttarnt und er von Hagen
Kultur & Freizeit Mittwochstreff mit Dr. Alfred Pohlmann: ermordet. Hagen versenkt den Schatz, den fluchbeladenen Nibelungenhort für immer im Rhein. werden und erzählt die Geschichte eines fanatischen Begehrens, das zerstört, was es nicht besitzen kann. Doch seine düstere Macht ist ungebrochen: Als Kriemhild die Täuschungen durchschaut, wird sie zur Amokläuferin – sie lädt die Nibelungen auf die Burg des Hunnenkönigs Etzel: Es entspinnt sich ein Rachefeldzug, dem keiner entkommen wird … Hebbels NIBELUNGEN, einer der letzten großen deutschen Klassiker, lässt die übergroßen Figuren des nationalen Mythos zu psychologisch komplexen Menschen
Münsters kostbarster Kunstbesitz: 1.200 Jahre
Der Altar von Jan
Geschichte der
Baegert
Stadt Münster
23. November | 16.00
Ständige Schausammlung
Winterkinder: Druckwerkstatt
NEU
26. November | 15.00
Neapolitanische Weihnachtskrippe
Winterkinder:
und Johanneswiege
Kaspertheater
von 1630
27. November |
18. November 2016 –
15.00/16.00
8. Januar 2017 Der Maler Fritz
Alle Informationen im Internet auf theater-muenster.com
Grotemeyer – Orientreise 1916 24. Juni – 6. November Dokumentarfotografie Förderpreise 10 der Wüstenrot Stiftung 02. September – 20. November
Stadtmuseum
Vor 50 Jahren –
Salzstraße 28
Münster Münster 1966
Tel. 0251 4924503
4. Dezember 2015 –
stadt-muenster.de
4. Dezember 2016 Führung: Das neue Münster – Münster in Fotos von 1950 bis 1965 5. November | 16.00 Mittwochstreff mit Dr. Alfred Pohlmann: Sankt Mauritz –
Die große
Eine Kirche und ihr
Coperlin Show
Stadtviertel
9. November –
9. November | 16.30
31. Dezember
Zeichenkurs für Erwachsene 12. November | 11.00 – 14.00
GOP Varieté Bahnhofsstraße 20–22 Tel. 0251 4909090 variete.de
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Ekki Kurz spricht mit Ekki Kurz über Archemed, Eritrea und sein nahezu perfektes Aussehen Wir tun es alle. Wir schimpfen, wenn wir unsere Schlüssel verlegen, lästern über den Fahrer des Wagens vor uns und murmeln uns im dunklen Keller beruhigend zu – Selbstgespräche sind bis zu einem gewissen Grad alltäglich und nur mäßig interessant. Unser Kollege Ekki jedoch macht es genau andersherum: Er führt ein interessantes, nicht alltägliches Interview mit sich und bringt es in der Disziplin der Selbstgespräche zur Perfektion. Und zu Papier. Folgend Ekkis Gespräch mit Ekki.
ARCHEMED IST JOVEL Ekki, sag mal: Du siehst heute blendend aus. Wie schaffst du das in deinem Alter? Ich lebe frei nach dem Motto. „Pommes statt Botox“ – und Lachen über Reichsbürger hält ebenfalls jung. Du organisierst in Zusammenarbeit mit den Bands „Reheated“ und „Starlight Excess“ sowie der Sängerin „Vanessa Voss“ ein Benefizabend für Archemed. Was ist das genau? Wann und wo findet es statt? Archemed ist eine Ärzteorganisation, die ihren Schwerpunkt in erster Linie auf Kinder in Eritrea legt, um durch medizinische und humanitäre Hilfe deren Lebenssituation zu verbessern. Sämtliche Spenden und Eintrittsgelder an diesem Abend kommen dieser großartigen Organisation zugute. Termin ist der 25.11.2016 im Jovel. Karten gibt es im Ticketcenter der WN und natürlich an der Abendkasse. Woher kommt denn deine Affinität zum Thema Eritrea? Wir hatten im Frühjahr die Möglichkeit, dort drei Konzerte spielen zu dürfen. So konnte ich mich selbst davon überzeugen, dass vieles von dem, was man im Netz findet, maximal Halbwahrheiten sind. Völkerverständigung funktioniert wunderbar über Musik, die Brücken baut.
Was erwartet die Leute an dem Abend im Jovel? Mindestens drei Konzerte, eine typische Kaffeezelebration aus Eritrea, zwischendurch werden immer wieder Bilder von dem wunderbaren Land zu sehen sein. Wird rundum ein klasse Abend. ◊◊◊
INFO
Ekki Kurz Er ist der Tyrannosaurus Rex der Covermusik aus Münster und lebt seinen Werbefetisch beim Stadtgeflüster aus – ganz genau, bei diesem Magazin. Manchmal neigt er etwas zur Tobsucht, wenn es nicht so läuft, wie es soll. Im Großen und Ganzen ist er jedoch ein herzensguter Mensch, ohne den hier nichts geht und den wir nicht missen möchten.
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DOMICIL-AASEEHOF Pottkamp 15-19, Münster Jeden 1. Freitag im Monat: Info-Nachmittag von 14 – 17 Uhr Informieren Sie sich unverbindlich! Komfortables Wohnen für die Generation „60plus“! Zusammenleben in guter Nachbarschaft – als Single, Ehepaar oder Wohngemeinschaft. Wir haben die geeignete Wohnung für Sie! Nur 500 m vom Aasee entfernt, mit abwechlungsreichen Spazierwegen. Nähe zur Universität und Innenstadt. Günstige 1-3 Zimmeraufteilung in barrierefreien Wohnungen von 56 bis 88 m2, mit Parkett und Naturholztüren, ebenso Einbauküchen mit Elektrogeräten, behindertengerechte Bäder. Eine Tiefgarage und Aufzüge sind vorhanden. Hoher Sicherheitsstandard. Die Vermietung erfolgt durch die Eigentümerin, daher keine Provision/Courtage. Unser Servicepaket: n Hausnotruf n Empfangsbüro/Sozialmanagement n Vermittlung von Freizeitaktivitäten n Flexibler Hausmeisterservice n Dienstleistung von Blumengießen bis Paketdienst Auch Probewohnen und Urlaubsbetreuung möglich! Ihre Ansprechpartnerin: Frau Susanne Büsing Tel.: 0231 9578 - 336 Fax: 0231 9578 - 334 www.domicil-aaseehof.de Schwanenwall 11 44135 Dortmund
Besichtigungstermin über das Sozialmanagement Frau Martina Still Tel.: 0251 8570990 Fax: 0251 8570992
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50 Euro FÜ R SI
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