-1DEINS! | Ausgabe 12 | Season 11 im dezember 2016 Das Interviewmagazin vom
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Fast Forwort
Inhaltsverzeichnis FACHMANN FÜR WAHNSINN .................. Seite 04 Mark Benecke CHRISTO RUFT AN .................................... Seite 10 Christo DER CHEFSTYLER ....................................... Seite 22 Jan Delay 90 MINUTEN ECHTE GEFÜHLE .............. Seite 30 Ralf Richter
Liebste Leserin, lieber Leser, werter Münsteraner, endlich, die Geschenke werden gekauft, der Baum geschmückt und die Gans – bald – gebraten, es ist Weihnachtszeit. Wir machen es uns gemütlich – und was passt besser zur heißen Schokolade als das Schmökern in schönen Gesprächen? Wir haben in dieser Ausgabe einige unserer Lieblingsgespräche zusammengestellt – und diese kleine Sammlung schenken wir dir. Zu Weihnachten, aber auch zu Nikolaus, dem ganzen Advent und einfach dafür, dass du unser Leser bist. Wir freuen uns auf das nächste Jahr!
SANKT MARTIN .......................................... Seite 40 Martin Semmelrogge SIR VIVAL ...................................................... Seite 46 Rüdiger Nehberg MENSCHMASCHINEN ................................ Seite 54 Jörg Heynkes, Payam Tayaran IMMER SCHÖN PIANO .............................. Seite 66 Udo Jürgens GANZ OBEN .................................................. Seite 72 Prof. Dr. Ulrich Walter
Auf ein Wiederlesen im Januar, Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch
WAS, DAS IST AUCH VON DEM!? ........... Seite 78 Klaus Doldinger
Thorsten
BERLINER COWBOY ................................... Seite 86 The BossHoss
PS: Ho, ho, ho – ehe ich es vergesse: Ich möchte an dieser Stelle noch einigen danken; allen Autoren, für die tollen Ideen und wunderbaren Texte: Tom, Jana, Arndt, Piff, Sabine, Larissa, Dennis und Theresa. Für die vielen gefundenen Fehler danke ich Bernhard. Für die Grafik natürlich dem unglaublich beliebten Buschy Buschmeyer. Auch Ekki und Horst für die Partner, und nicht zuletzt Stefan, dem wir viele tolle Gesprächspartner zu verdanken haben. Ich habe sicher viele nicht genannt, vielleicht aus Versehen und unabsichtlich, aber das hole ich dann nach. ;-)
RÄTSELN IM ESCAPE ................................. Seite 94 Bernd Redecker, Gisa Barth, Christian Wasmuth, Kai-Kristian Barth ALLES GUTE KOMMT VON INNEN ........ Seite 98 Barbara Löderbusch Seit 84 WEIHNACHTLICHES AUS MÜNSTER Seite WEIHNACHTSSHOPPING ........................... 85 TIPPS & TERMIE .......................................... Seite 90 GESCHENKIDEEN ................................ Seite 91/93 GESCHENKIDEEN ....................................... Seite 96 TIPPS & TERMINE ....................................... Seite 97
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Dennis besucht Mark Benecke in seinem Labor 1.) Mache niemals Annahmen. 2.) Egal wie nebensächlich etwas ist, alles ist wichtig. Und 3.) Schließe aus, was nicht sein kann. Diese drei Prinzipien bilden die Grundlage seiner weltweiten Ermittlungen gegen das Verbrechen. Und die Rede ist nicht von Sherlock Holmes, der diese Regeln begründete, sondern von Mark Benecke – seines Zeichens Kriminalbiologe und Spezialist für forensische Entomologie. Ob Serienmörder, die Mumien von Palermo oder Hitlers Schädel: Mark geht unvoreingenommen an jede Untersuchung und ist damit noch längst nicht ausgelastet: Er ist auch Dudeist, Donaldist, Sherlockianer, Skeptiker, Politiker und ein …
FACHMANN FÜR WAHNSINN
Dein Raum hier ist schon sehr speziell: Da stehen eine Drachenlampe und eine Marienstatue auf dem Schreibtisch … Das ist die heilige Rita! Ich hab nicht so genau hingeschaut … Das kann man auch nicht wissen. Du kannst sie nur am Kreuz, dem Stirn-Stigma und der Rose erkennen. Sie ist die Schutzheilige bei aussichtslosen Anliegen … und Pocken. Jedenfalls, wenn deine Klienten den Raum betreten, schauen die dann verwundert? Wenn du dein verfaultes Kind aus einem Teich gezogen hast oder dein Onkel verspeist wurde, dann hast du echt andere Probleme, als ob hier eine komische Tischdecke liegt. Du sagtest mal, dass du zwölf Stunden am Tag arbeitest … Ja, oder wurschtel.
Was ist für dich Arbeit und was ist Wurschteln? Das ist alles dasselbe. Ich könnte dich auch „Dr. Doom, der dudeistische Donaldist“ nennen. Wenn du gerne alliterierst … Ich wollte damit eher betonen, was du so wurschtelst: Dudeismus, Donaldismus, Subkulturen … Kannst du das genauer erklären? Der Donaldismus ist die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem fiktiven Entenhausen und seinen Bewohnern; der Dudeismus beschäftigt sich weitgehend mit der Philosophie des Films „The Big Lebowski“. Für mich ist es gleich, ob ich mich mit einem Kriminalfall oder einer donaldistischen Fragestellung beschäftige – ich sehe da keinen Unterschied. Außer vielleicht in der Frage der Prioritäten. Von der Ernsthaftigkeit ist es aber gleich.
Fotos: Svenja Ennen
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Manche Dinge sind selbst Mark zu schräg Wie kann die Beschäftigung mit Entenhausen genauso ernsthaft sein wie ein Mord? Du kannst an allen schrägen Dingen üben, nicht in der Kiste zu denken. Die meisten Menschen – auch Sachverständige – haben nämlich genau dieses Problem. Für mich sind es Möglichkeiten, um wahrzunehmen, wie viel Wahnsinn in der Welt ist. Wahnsinn? Ein normaler Mensch würde vielleicht sagen: „Es passiert irgendwo mal etwas Verrücktes: Irgendwo herrscht ein Krieg und woanders geht mal ein Schiff unter – aber das macht nicht die Welt aus.“ Das stimmt so aber nicht. Es passieren die ganze Zeit über extrem schräge Sachen, die zwar nicht katastrophal sein müssen, aber die man auch nicht für möglich hält und deshalb gar nicht wahrnimmt. Kapiere ich immer noch nicht …
Es ist genau wie in dem Film „Matrix“: Es existieren eine Matrix und eine Nicht-Matrix. Die meisten von uns leben in der Matrix, doch kann man diese durch wissenschaftliche Methodik problemlos verlassen – und da herrscht besagter Wahnsinn. Und was erwartet mich, wenn ich meine geliebte Matrix verlasse? Dann weht dir ein irrsinniger Sturm um die Ohren, das Höllenfeuer oder wie immer du es nennen willst. Ach du je! Das Irre daran ist aber, dass es gar nicht schlimm ist! Die Menschen wollen es nur nicht sehen, weil es sie Energie kostet. Ich mache es und kann abends trotzdem gut schlafen. Es ist nur so, dass es vernünftig und normal ist, diese extrem räumlich, zeitlich, kulturell und sozial verbogenen Zusammenhänge nicht wahrzunehmen. Dennoch existieren sie.
Aber die Menschen entwickeln sich doch beständig weiter, werden sie nicht zwangsläufig irgendwann ihre Matrix verlassen? Nee, das wird nie passieren! Wie kannst du dir da sicher sein? Die Gesellschaft ist heute schließlich viel offener als früher? In reichen Gesellschaften wie Skandinavien oder der Schweiz kommt man sicherlich näher an ein humanistisches Weltbild – aber das war’s auch. Ein Beispiel: Ich bin häufiger in Kolumbien und Peru. Die Menschen sind dort total homophob, obwohl es ansonsten absolut tolerante und fröhliche Leute sind. Die Homophobie wird dort dennoch nie nachlassen … Aber woran liegt das? Das hängt sicherlich davon ab, wie viel positiven Kontakt du mit abweichenden Menschen hast. Vor fünfundzwanzig Jahren wärst du mit deinem Bart in Köln noch als „schwules Bärchen“ bezeichnet worden – auch wegen der Körperstatur.
» hitler ist tot, seine zähne waren schlecht und in seinem schädel ist ein loch. « (Lacht) Danke! Aufgrund der bärtigen Hipster würde man dich heute eher als „einen jungen Medienschaffenden“ bezeichnen. Dabei ist das eine nicht intoleranter als das andere. Apropos Toleranz. Du hörst doch sicherlich oft diese Frage: Wie hältst du deinen Job aus? Das musst du vorher können – das kann man nicht lernen. Wenn wir die Studenten fragen, warum sie den Beruf lernen möchten, kommt oft als Antwort: „Weil es mich interessiert.“
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Das ist falsch? Das ist gar keine Antwort, denn Gemüsehändler zu sein ist ja auch interessant. Wenn keine vernünftige Antwort kommt, fliegen sie raus – dadurch haben wir schon eine 90%ige Ausfallquote.
Auf deinen Vorträgen gibst du den Zuschauern eine Themenliste, aus der gewählt werden kann. Aber kaum jemand fragt nach dem Schädel. Woran liegt das? Ich denke, dass die Leute sich nicht „outen“ wollen.
Dann bleiben ja nicht mehr viel. Es geht noch weiter, denn es gibt noch die Studenten, die testen wollen, wieviel sie aushalten. Die können auch direkt gehen, denn was ist das bitte für eine Scheiße? Da haben wir keine Zeit für! Sollen die doch Geisterbahn fahren! Nur ein minimaler Teil versteht, dass die Spuren für einen Kriminalfall wie ein Fundament für ein Hochhaus sind. Ich untersuche den Mageninhalt der verwesten Leiche nicht, weil es cool ist oder ich mich erproben will, sondern ich will das für mich auseinanderpuzzeln: Was ist Bohne, was ist Fett, was ist Käse …
Aber wenn mich das interessiert, bin ich doch nicht direkt ein verkappter Nazi? Du glaubst gar nicht, wie sozial angepasst die Menschen sind. Die Zuschauer machen sich viel zu viele Gedanken, was ihre Sitznachbarn über sie denken könnten.
Du hast auch – als einer von nur wenigen Experten – Adolf Hitlers Schädel in Moskau untersucht. Was gibt es dazu zu sagen? Hitler ist tot, seine Zähne waren schlecht und in seinem Schädel ist ein Loch.
Bei einem sehr kleinen Zuschauerkreis würden also mehr Leute danach fragen? Klar, das merkst du auch an etwas anderem: Wenn ich die Themen auf der Liste nicht näher ausführe. Dann steht da „plötzliche Selbstverbrennung“, „Alien-Autopsie“ oder „Insekten auf Leichen“ und irgendwas wird gewählt. Sage ich aber, dass bei der „Alien-Autopsie“ sehr viel Blut fließt und bei „Insekten auf Leichen“ viel Fäulnis zu sehen ist, werden die Themen nicht genommen. Der Sitznachbar könnte ja denken, man stehe auf Blut und Fäulnis. Soziale
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Anpassung ist die stärkste Determinante auf dem Planeten Erde.
sen Facetten nicht kennen würde, könnte ich keine Kriminalfälle bearbeiten.
Definieren wir uns also durch andere? Ja, wir machen uns sehr stark von der Meinung anderer abhängig – allerdings im vorauseilenden Gehorsam. Dabei gäbe es keine Konsequenzen, den nicht einzuhalten. Ich werde nie verstehen, dass man Menschen nicht ermutigt, weniger angepasst zu sein – in einem Maße natürlich, in dem es niemandem schadet.
Zum Schluss darfst du dir noch etwas wünschen. Ich wünsche mir eine Stiftung! Ich würde gerne eine Infrastruktur zur Spurensicherung bei und zur Prävention von sexueller Gewalt errichten. In den USA gibt es schon so etwas – die„Forensic Nurses“. Das sind normal ausgebildete Krankenschwestern und –pfleger, die es ja überall gibt. Nur dass sie speziell unterwiesen werden, um rechtzeitig Spuren sichern zu können – so stecken sie beispielsweise schon in der Notaufnahme den Slip eines Opfers in die richtige Tüte. So etwas würde ich gerne umfassend aufbauen.
Daher hast du vermutlich so viele Fotos als Vampir von dir. Vampire sind ein super Thema, denn da fließt wirklich jeder Wissenschaftsbereich zusammen, den es gibt: Musik, Architektur … Bist du deshalb Präsident der deutschen Sektion der transsilvanischen Dracula-Gesellschaft? Ich bin Präsident, weil der alte gestorben ist. (Lacht)
» Wir arbeiten nicht für eine Seite, sondern nur für die Wahrheit. «
Bleibt es ein Wunsch oder könnte er wahr werden? Bis jetzt ist es noch ein ziemliches Hickhack, da die zuständigen Vereine Angst haben, dass ihnen dadurch Gelder gestrichen werden, weil das Thema zu Abstoßungsreaktionen führt. Wir werden sehen, wer den längeren Atem hat – bis jetzt war das sehr oft ich. ◊◊◊
Okay, ich frag anders: Was macht man in der Dracula-Gesellschaft? Wir reisen beispielsweise nach Rumänien und halten Vorträge. Ich bin jetzt von etwas Spannenderem ausgegangen. Das ist spannend! Dort wurde zum Beispiel in einem Vortrag die Theorie aufgestellt, dass Arthur Conan Doyle auch Bram Stoker war und es war wirklich nicht falsifizierbar. Das heißt natürlich nicht, dass es stimmt … Aber es ist wieder genau das Gleiche wie mit dem Donaldismus und anderen Ausprägungen: All diese schrägen Subkultur-Sachen sind ein Teil des erwähnten Wahnsinns – und wenn ich des-
INFO
Mark Benecke wurde 1970 geboren und ist in Köln aufgewachsen. Mark ist Kriminalbiologe und Spezialist für forensische Entomologie. Als Autor mehrerer populärwissenschaftlicher Bücher und Spezialist für forensische Entomologie ist er zudem ein gerngesehener Gast in den Medien, wo er spektakuläre Fälle präsentiert oder über Vegetarismus, Sherlock Holmes und Skeptizismus aufklärt. Viel, viel mehr Informationen über Mark gibt es unter: benecke.com
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Thorsten spricht mit Christo nicht über Gott und die Welt Der Künstler Christo ist eine Legende – mit seinen Projekten hat er Weltruhm erlangt, was ihm jedoch ziemlich schnuppe ist. Die Idee, etwas für die Nachwelt zu hinterlassen, findet er naiv und andere Künstler nicht mal erwähnenswert. Der Mann, der Mitte der Neunziger Jahre den Reichstag verpackt, in Japan ganze Dörfer aus Schirmen aufgebaut und in Amerika Flüsse verhüllt hat, schenkte uns ein weiteres Kunstwerk: Er legt einen gigantischen Steg aus Stoff über den Iseo-See in Norditalien. Das Projekt trägt den Namen „The floating piers“ und ist unser Anlass, das Gespräch zwischen ihm und Thorsten noch einmal abzudrucken – denn obwohl er keinen Weit darauf legt, etwas für die Nachwelt zu hinterlassen, sind seine Aussagen schlichtweg zeitlos.
christo ruft an Es ist mir eine Ehre, Sie persönlich zu sprechen. Ich bin ein wenig nervös, denn Sie sind ein Held meiner Kindheit. Wie rede ich Sie an? „Mr. Christo“ klingt etwas surreal für mich. (Lacht) Einfach Christo, das ist mein Vorname. Aber gerne können Sie „Mr. Christo“ sagen. Bevor wir anfangen: Sie wissen so gut wie ich, dass ich kein Amerikaner bin – mein Englisch ist also nicht sonderlich gut. Das macht überhaupt nichts, denn meins ist wohl kaum besser. Noch etwas, über drei Dinge rede ich nicht: Religion, Politik und andere Künstler. Ich spreche ausschließlich über mich. Das passt gut, denn worüber ich mit Ihnen reden möchte, ist Ihr Leben, Ihre Arbeit. Zunächst, viele Ihrer Werke sind nur von kurzer Dauer, existieren ein paar Wochen und dann sind sie wieder weg. Was ist, wenn Sie selber irgendwann nicht mehr sind, was lassen Sie zurück, was ist Ihr Vermächtnis? Es ist naiv darüber nachzudenken, was später ist. Alles, auch Kunst, ist nur vorübergehend, vergänglich, von Anfang an. Also, was
ist mein Vermächtnis? Ihre Frage hat doch eigentlich mit Archäologie zu tun. Archäologie im Sinne von Ausgrabungen? Ob es Ausgrabungen sind, ist schwer zu sagen, denn dazu müsste man wissen, wie Archäologie in fünfhundert oder tausend Jahren aussieht. Es wird wohl eine andere Form archäologischer Erinnerung geben als heute. Es ist daher schwierig zu mutmaßen, was die Menschen über unsere Arbeit wissen werden. Heute legen wir aber die Basis für eine neue Form der Archäologie, nämlich die elektronische – eine Sache, die so komplex ist, dass man kaum drüber nachdenken darf. Und so werden die Menschen in tausend Jahren vermutlich eine viel bessere Vorstellung davon haben, wie wir gelebt haben, als wir über das wirkliche Leben der alten Griechen. Meinen Sie nicht, dass die Arbeiten der Griechen länger überdauern als digitale Daten? Ich meine, die waren immerhin aus Stein! Es geht nicht mehr um Dinge; nicht mehr um Physisches. Die Frage betrifft aber, wie gesagt, die Archäologie der Zukunft – und darüber können wir nur schwer spekulieren.
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Da müssten wir wohl auf die erste Zeitmaschine warten ... Genau. Aber es ist naiv zu glauben, wir könnten durch die Archäologie viel über uns erfahren; es ist sogar irreführend. Keine der griechischen Statuen kann uns sagen, wie es damals in Wirklichkeit war. Deswegen ist es so wichtig für Kunst, dass sie uns hier und heute Freude macht. Jedenfalls denke ich nicht, dass Archäologie das gleiche sein wird wie heute, also in der Erde graben und „Dinge“ entdecken. Denken Sie an die Bücher, die in unseren Regalen stehen. Heute werden Bücher ganz anders gelesen. Allerdings! Ich habe meine Bücher allesamt verschenkt, während meines letzten Umzugs. Und nun lesen Sie gar nicht mehr?
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Doch. Aber auf einem E-Reader. Seit einiger Zeit besitze ich eines dieser Geräte – obwohl ich die Vorstellung zuvor schrecklich fand. Ich dachte, mir würden der Geruch und das Papier fehlen, das Blättern und Knicken von Seiten. Und jetzt lieben Sie es, oder? Nach drei Wochen dachte ich tatsächlich, ich will nur noch elektronische Bücher lesen! Sie lieben es also.
» ich bin niemandem rechenschaft schuldig, außer mir selbst. « Aber es geht ja um Sie. Ihre Kunst spielt sich in ungeheuren Maßen ab, Sie verhüllen riesige Gebäude, kilometerlange Flüsse – vor welchen Dimensionen machen Sie überhaupt noch Halt? Moment, Sie meinen: Warum sind die so groß? Sie sind nur „groß“, weil sie Kunstwerke sind. Dass die Leute verwundert sind, wenn sie sie sehen, liegt daran, dass sie FÜR KUNSTWERKE groß erscheinen. Aber die verpackte „Pont neuf“ ist ja nicht größer als die Pont
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Verhüllt: Reichstag selber – und die Pont neuf ist generell keine so große Brücke. Die Kunstwerke erscheinen so absurd, so irrational, so „groß“, verrückt und ungewöhnlich, weil sie absolut nutzlos sind. Die schiere Größe berührt die Menschen? Ja, aber ihr einziger Zweck ist es, Kunst zu sein. Es gibt sie nur, weil Jeanne-Claude und ich es so haben wollten. Wäre sie hier, sie würde Ihnen sagen: Wenn‘s jemand anderem gefällt, ist das nur ein Bonus. Das Wichtigste an unserem Projekt ist, dass es unser Baby ist, unser Denken – so haben wir in den letzten fünfzig Jahren 22 Projekte realisiert und bei 37 Projekten erfolglos um die Erlaubnis gekämpft. All diese Aspekte machen die Projekte so irrational, total nutzlos. Dazu muss ich sagen, ich floh vor dem Kommunismus, als ich einundzwanzig Jahre alt war, um meine Freiheit zu haben. Und ich werde nicht einen Millimeter meines Daseins hergeben, indem ich Kompromisse eingehe. Ein berühmter Kunsthistoriker hat mich übrigens einen „Künstlerchauvinisten“ genannt.
Und, sind Sie einer? Ja, das bin ich. Ich bin 78 (Anm. d. Red.: Am 13. Juni dieses Jahres wurde Herr Christo 81) und habe das gute Recht, alles zu tun, was ich tun möchte. Ich bin niemandem Rechenschaft schuldig, außer mir selbst. Steve Jobs schrieb einst über das erste Treffen mit seiner späteren Ehefrau: Er sah sie, aber ehe er sie ansprach, setzte er sich ins Auto und fuhr weg – vielleicht zum Flughafen. Doch als er gerade anfuhr, fragte er sich: Wenn das der letzte Tag deines Lebens wäre, was würdest du tun? Gute Frage! Was tat er? Er hielt an, fuhr zurück und lud sie zum Essen ein. Später heirateten sie. Sehen Sie! Aber in unserer Welt denken die meisten anders – dabei ist das Leben so kurz. Ich habe Jeanne-Claude 2009 verloren. Wir haben so viele Jahre zusammengearbeitet, ein halbes Jahrhundert. Als sie starb, waren wir mitten in den Vorbereitungen zu zwei Projekten, zum einen „Over the River“ – für den Fluss Arkansas, und das in Abu Dhabi.
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Werden Sie die beiden Projekte, die Sie gemeinsam mit Jeanne-Claude begonnen haben, dennoch vollenden? Ja, die setze ich nun allein um, ich muss erstmals so arbeiten. Ich wage es gar nicht, an andere Dinge zu denken, bevor ich die beiden Projekte durchgezogen habe; es ist eine sehr hektische Zeit für mich, aber ich habe Spaß daran. Arbeiten Sie häufiger an mehreren Kunstwerken gleichzeitig? Sie müssen wissen, es dauert eine ganze Weile, bis unsere Werke umgesetzt sind. Und darum arbeiten wir mindestens an zweien oder dreien zur gleichen Zeit. Es würde sehr frustrierend sein, nur an einem Projekt zu arbeiten, weil es jederzeit unterbrochen oder verworfen werden könnte. Es kostet unglaublich viel Zeit, das alles voranzubringen. Arbeiten Sie mit Assistenten? Ich gehöre wohl zu den wenigen Künstlern in meinem Alter, die alleine arbeiten. Und das mag ich auch. Jeanne-Claude hat zwanzig Jahre mit zwei Assistenten gearbeitet – junge Männer, ihr Neffe Jonathan und mein Neffe Vladimir. Als sie starb, erbte ich die beiden,
sozusagen. Sie verwalten das Büro, wie zuvor Jeanne-Claude, zahlen Rechnungen, sprechen mit den Ingenieuren und solche Sachen. Deswegen nehme ich einen von ihnen mit, wenn ich zu den Bauplätzen reise, meistens Vladimir. Das Schwierige ist, dass uns Jeanne-Claude fehlt. Wenn eine wichtige Entscheidung ansteht, sitzen wir drei manchmal hier und überlegen, was Jeanne-Claude jetzt sagen würde. Es ist nicht zu ersetzen, was sie denken oder sagen würde: Wir überlegen einfach, wie sie reagieren würde, um Klarheit zu kriegen.
» Wir überlegen oft, was Jeanne-Claude jetzt sagen würde. « Klarheit über die Projekte? Ja, denn jedes hat seine eigene Struktur, seine eigenen Projektleiter, Chefingenieure, eine Menge Mitarbeiter. Aber die arbeiten nicht hier und oft auch nicht vor Ort, also auf den Baustellen. Unser Chefingenieur für „Over
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Christo und Kambach: Momentaufnahmen the River“ lebt in Seattle, wir haben Anwälte in Colorado, Anwälte in Chicago und Leute in Washington. So bringen wir die Projekte zum Laufen, all diese Gruppen sind eingebunden. Und gesteuert wird das alles von New York aus? Ja und manchmal treffen wir uns; mal hier, mal in Washington oder Abu Dhabi, Berlin oder London. Das klingt ja beinahe nach einem Konzern! Sie müssen wissen, ich kenne anderes aus den kommunistischen Ländern: Ich wurde marxistisch gebildet. Ich flüchtete, als ich 21 Jahre alt war; völlig im Unklaren, wie das kapitalistische System funktioniert und ob ich darin funktioniere. Und heute? Wenn unsere Projekte realisiert werden, macht das nicht „irgendein Künstler“ – es steht ein Unternehmen dahinter: „CVJ Corporation“. Die haben wir vor vierzig Jahren gegründet, um unsere Projekte zu finanzieren. Damit verkaufen wir meine Kunstwerke und irgendwann kaufen wir sie zurück – und veräußern sie erneut. Sie ist eigentlich eine ganz normale Gesellschaft,
so wie etwa Pepsi Cola oder Microsoft; eine Holding mit Sitz in New York. CVJ bedeutet? CVJ sind die Initialen meines Namens – Christo Vladimirow Jawaschew. Das Geld kommt also durch den Verkauf von Collagen, Entwürfen und Zeichnungen. Haben Sie einen exklusiven Galeristen oder mehrere? Ich weiß nicht, wie sehr Sie sich damit auskennen, aber in der Kunstwelt ist es so, dass Kunstsammler notorische Spätzahler sind. Es gibt nur wenige, die direkt Schecks ausstellen. Weil Jeanne-Claude und ich in den letzten fünfzig Jahren aber keiner Einrichtung das alleinige Recht zugesichert haben, unsere Arbeit exklusiv auszustellen, konnten wir selber die größten Sammler unserer Arbeit werden. Das heißt, wir besitzen einen Großteil der Werke von 1958 bis heute – wovon gerade die früheren sehr wertvoll sind. Stehen einzelne Werke einfach so bei Ihnen im Haus herum? (Lacht) Die Sammlungen sind nicht hier. Viele lagern außerhalb von Manhattan, der größte Teil in Basel.
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Merry
Christmas We would like to wish all our colleagues and their families happy holidays and a good start into 2017. Thank you all for a successful year! Would you like to be a member of our team and assist customers worldwide? We are looking for new colleagues to support our international teams starting in 2017, especially those with skills in German, Dutch and French. For any questions in advance, please call: +49 251 5004 47040 Arvato Direct Services Münster GmbH Höltenweg 33 | 48155 Münster crm.arvato.com/muenster Please apply online: bewerben-arvato-ms@bertelsmann.de
Dauerhaft? Seit vielen Jahren schon, etwa vierzig. Das Lager wird von unserem eigenen Chefkonservator verwaltet. Daraus zahlen wir unsere Kredite mit den Banken ab. Wie andere Unternehmen brauchen wir einen Cashflow; vor Beginn eines Projekts handeln wir mit Banken Kredite aus, so können wir jederzeit garantieren, dass die Arbeiter am nächsten Freitag auch ihr Gehalt bekommen. Gehört das zur Kunst dazu? Geld machen? In jeder Hinsicht! In gleicher Weise kann man sagen: Wenn Künstler, die mit Farben ein Bild malen, die chemische Struktur der Farbe verstehen wollen, ist dies Chemie und keine Kunst. Aber es ist dennoch Teil der Kunst! Das Kunstwerk ist ja nicht nur das Objekt, das Werk, viele Dinge gehören dazu. Haben Sie das Organisatorische bereits in der Kindheit gelernt? Ihr Vater führte immerhin einen großen Betrieb. Zunächst mal dazu, warum ich Künstler geworden bin.
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Christo und Jeanne Claude Bitte! Meine Mutter sorgte dafür, seit ich klein war. An Stelle von Klavierstunden hatte ich Unterricht bei Malern und Architekten! Im kommunistischen Bulgarien habe ich dann an einer sehr konservativen Kunstakademie Malerei, Bildhauerei und Architektur studiert. Was meinen Sie mit konservativer Akademie? Da studiert man die ersten vier Jahre einfach alles: Malen, Bildhauerei, Architektur, Anatomie. Ich musste sogar zwei Semester lang menschliche Körper sezieren, wie in den klassischen Kunstschulen des 19. Jahrhunderts, wo man so die Muskeln studiert hat. Danach musste man sich in weiteren vier Jahren spezialisieren; um Bildhauer zu werden, Maler oder Architekt und so weiter. Aber in meinem vierten Studienjahr flüchtete ich vor dem Kommunismus. Dann konnten Sie sich also nicht mehr spezialisieren?
Genau, ich habe bis heute nicht entschieden, was ich bin. Mir ist klar, dass einige meiner Werke keine Verbindung zu Malerei oder Bildhauerei aufweisen. Ich weiß noch, dass die New York Times bei der Reichstagsverhüllung einen Artikel veröffentlichte, der eher eine architektonische Kritik als eine Kunstkritik war (Anm.: Der Artikel war vom Architekturkritiker der NYT geschrieben worden). Auch beim „Umbrellas“-Projekt: Die aufzustellen, war wie Häuser zu bauen, ein ganzes Dorf – nur ohne Wände. Viele von diesen Dingen haben auf mehreren Ebenen Verbindungen mit etwas, das nicht Malerei oder Bildhauerei genannt werden kann. Was ist es dann? Unsere Projekte teilen sich in zwei Abschnitte, die „Software“- und die „Hardware“-Phase. In der ersten existiert das Projekt nur als Idee, als Modell – da gibt es tausende von Leuten, die uns am Weitermachen hindern
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wollen und die treffen auf Tausende, die uns zur Verwirklichung verhelfen wollen. Ist dieser Abschnitt bereits Teil des Kunstwerkes? Ja, denn in dieser Phase – und das verstehen die wenigsten – entwickelt das Kunstwerk seine Identität! Dieser Abschnitt kann sich aber ziemlich hinziehen. Die Reichstagsverhüllung mussten Sie sehr ausgiebig vorbereiten ... Die wenigsten wissen, dass wir die schon seit 1971 planten! Was ich sagen will: Jahrelang haben etliche Menschen große Erschwernisse auf sich genommen für so ein Entstehen. Für Planung, Organisation; und jahrelang schreiben dann viele, viele Journalisten über das Werk – das noch gar nicht existiert! Unsere Kunst nimmt die Gedanken also schon ein, bevor sie überhaupt existiert! Das ist die Software-Phase. Und die Hardware-Phase ist dann die Umsetzung? Genau, und die beginnt, wenn wir endlich zum Bauplatz selbst gelangen. Da geht es dann um Höhe, Breite, Länge des Objekts, um Sonne, Wind und Regen. Woher nehmen Sie den Mut zu all dem? Da geht’s nicht um Mut. Sie sagten in einem anderen Interview, Pessimismus sei arrogant. (Lacht) Ich bin vermutlich ein ganz schrecklicher Optimist. Ich bin sehr fokussiert, auch wenn „stur“ wohl das richtigere Wort wäre. Ich mag die Dinge, die ich
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mache, ich bin sehr eingenommen davon. Ich mag es, sie „zu liefern“. Ich finde immer helle Streifen am Horizont zwischen den vielen dunklen Absagen und Problemen, mit denen wir es zu tun bekommen.
» Ich bin ein Optimist … Obwohl „Stur“ das richtigere Wort wäre. « Manchmal scheitern Projekte. Welches war Ihr größter Fehlschlag? Wenn ein Projekt wieder und wieder abgelehnt wird und der Ansporn – die Sehnsucht – nicht mehr da ist, warum dranbleiben? Wir brauchen das Verlangen, es zu tun. Manchmal bleibt das Verlangen, auch wenn es Absagen hagelt – vielleicht sorgen Absagen sogar dafür, dass wir noch energischer versuchen, Hindernisse zu überwinden. Aber manchmal werden Projekte eben abgelehnt und wir gehen sie nicht nochmal an. Warum wir bei anderen Projekten hartnäckig bleiben, wie bei der Pont neuf, dem Reichstag oder „The Gates“ ist eine andere Sache, da hatten unsere Entscheidungen private Hintergründe. Kennen Sie den Film „Alexis Sorbas“? Ich kenne „Sorbas, den Griechen“, und ich weiß, dass Anthony Quinn den gespielt hat. Aber ich habe den nicht gesehen. An den Film fühle ich mich gerade erinnert. Wirklich? Warum? Dort geht es darum, dass ein großes Bauvorhaben fehlschlägt. Die Moral von der Geschichte ist, dass es am Ende nicht wichtig ist, ob es hinhaut – wichtig ist der ganze Prozess. Wenn das Projekt am Ende nicht physisch existiert – zum Beispiel, weil wir keine Erlaubnis bekommen haben – ist das kein Fehlschlag. Wir haben nur, ganz einfach gesagt, die Erlaubnis nicht bekommen.
Aber Sie haben dann eventuell bereits viel Zeit investiert! Ja, aber es existiert nun mal nicht physisch. Aber Sie sagten vorhin, schon die erste Phase, die Software-Phase, sei Kunst ... Nein, die ist nur ein Schritt. Der gesamte Prozess ist das Kunstwerk. Natürlich sind die Zeichnungen, Skizzen, Vorarbeiten für sich schon Kunstwerke. Aber diese Arbeiten haben eine eigene Identität, eben wie Gemälde oder Zeichnungen, die du an die Wand hängen kannst. Sie haben mal gesagt, Sie gäben Künstlern neue Freiheiten und dass mit jeder Generation die Künstler freier werden. Vielleicht ist das so. Aber es gab auch im sechzehnten Jahrhundert verrückte Künstler! Michelangelo war ziemlich schräg drauf – aber das gehört jetzt nicht hierher. Sie aber haben die Kunst aus dem Atelier geholt. (Lacht) Nicht, dass Sie sich täuschen, ich verbringe sehr viel Zeit in meinem Atelier – ich muss ja diese ganzen Zeichnungen machen, um meine Rechnungen zu bezahlen! Ich würde wirklich gern wissen, wie Ihr Studio aussieht. Ist es groß? Nein, relativ klein sogar! 25 Meter lang, 8 Meter breit. So richtig klein ist das aber nicht. Gehört das gesamte Gebäude Ihnen? Ja, das gehört uns. Das ist ein altes Industriegebäude, das irgendwann über Nacht in Soho hochgezogen wurde. Es hat fünf Stockwerke und wir nutzen es vom Keller bis zur Spitze. Morgen lebe ich seit neunundvierzig Jahren hier, fünfzig werden es im nächsten Jahr sein. Hier arbeite ich, rund um die Uhr, bringe aufs Papier, wie die Projekte einmal aussehen sollen. Da, wo ich jetzt sitze, war übrigens Jeanne-Claudes Büro. Sammeln Sie auch Erinnerungsstücke Ihrer Arbeiten, zum Beispiel ein paar der Original-Regenschirme vom „Umbrellas“-Projekt?
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Ich lege schon einige Sachen an die Seite und bewahre sie auf – mal ein Stück eines Stahlpfostens oder eines Stoffrahmen, vielleicht ein Detail der Regenschirme, aber auch rechtliche Dokumente und technische Zeichnungen. Das können zwischen dreihundert und fünfhundert einzelne Objekte sein – Modelle, Filme, Fotografien. Und diese Sammlung wird komplett ausgestellt? Auf jeden Fall, denn uns ist es wichtig, dass die Ausstellungen vollständig bleiben und nicht wahllos Einzelstücke verkauft werden. Jeanne-Claude hat viel Arbeit dafür aufgewandt. Kurz bevor sie von uns ging, hat sie noch die komplette Ausstellung zum „Running Fence“ an das Smithsonian Art Museum in Washington verkauft, über 300 Objekte.
» Ich achte darauf, wofür ich meine Zeit verwende, und Genieße sie undendlich. « Ich lebe in Münster. 25 Kilometer von hier liegt eine Stadt, die Emsdetten heißt. Da ... … hat unser Stoffzulieferer, Stephan Schilgen, seinen Sitz. Er hat die Stoffe für den Reichstag, für die „Gates“ und die „Wrapped Trees“ hergestellt. Warum ein deutscher Hersteller?
Wir arbeiten mit deutschen Firmen seit 1980 zusammen. Als wir damals für das „Surrounded Islands Project“ unsere bis dahin größte Menge an Industriestoff brauchten, sind wir zunächst auf amerikanische Hersteller zugegangen. Aber die haben uns direkt gesagt: Für diese geringe Menge machen wir nicht mal die Maschinen an. In unserer Verzweiflung versuchten wir dann eine andere Firma zu finden, die uns 650.000 Quadratmeter schwimmenden, pinkfarbenen Stoff liefern konnte. Seitdem kommen all unsere Stoffe aus Deutschland. Aus unserer Umgebung – was mich schon immer fasziniert hat. Warum? So sind wir Teil eines Christo-Kunstwerks, auf eine gewisse Weise. Stimmt! Ich werde übrigens Ihre aktuelle Ausstellung in Oberhausen besuchen. Sie waren noch nicht da? Nein. Hm. Aber wir fahren hin! Sie sollten bald hingehen. Sie schließt Ende Dezember. Tickets haben wir schon. Wie sind Sie denn ausgerechnet auf Oberhausen gekommen? Per Telefon. 1999 erhielt ich einen Anruf aus Oberhausen. Es ging darum, dass man dort diesen Riesen-Raum hatte, und damit sollte ich was machen. Damals haben wir
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Christo und Kambach: Momentaufnahmen No. 2 dann aus dreizehntausend alten Ölfässern eine gigantische Wand gebaut. Kurz nach Jeanne-Claudes Tod erhielt ich erneut einen Anruf aus Oberhausen: Ob ich was im Gasometer machen wolle. Und da kannte ich nun das Gasometer bereits, auch wann und wie es gebaut wurde, wusste ich. Das Projekt im Gasometer ist ganz anders, als man es von Ihnen gewohnt ist, Sie verhüllen nichts, sondern füllen einen Raum. So ungewohnt ist das eigentlich nicht. Ich mache viele Installationen dieser Art – in Innenräumen. 1966, als wir unsere allererste Museumsausstellung in Polen hatten, habe ich große Skulpturen „aus Luft“ gemacht. Also wie Luftballons? Ja, im Prinzip waren sie wie enorme Ballons, eben Luft, die in Verpackung eingehüllt ist. Ein Jahr später habe ich weitere, größere gemacht, für die Minneapolis Art School. Dabei sah man nur die Außenseite und konnte um sie herumgehen. Als man mich fragte, ob ich nun etwas im Gasometer machen würde, wollte ich wieder so ein „Air-Package“ umsetzen. Der größte Unterschied zu damals ist, dass man es jetzt auch von innen betrachten kann, es ist so gestaltet, dass es auf zwei Weisen erlebbar wird. Mr. Christo, Sie sind, wahrscheinlich nicht nur für mich eine Ikone, eine Legende. Hat
man da noch echte Freundschaften – haben Sie wirklich enge Freunde? Alle Menschen, mit denen ich zusammen bin täglich, mit denen ich auch zusammenarbeite; das sind meine Freunde! Ich habe allerdings keine Interessen außer der Arbeit, ich mache keine Ferien, gehe nirgendwo hin – auch wenn ich gerne Filme schaue. Ich achte sehr darauf, wofür ich meine Zeit verwende, ich genieße sie unendlich. Und zwar seitdem ich damals aus Bulgarien geflohen bin! Dann bedanke ich mich besonders dafür, dass Sie mir heute so viel davon geschenkt haben. ◊◊◊
INFO
Christo Christo ist Sternzeichen Zwilling, hat also zwei Gesichter. In seinem Fall sogar eher vier, denn seine Frau Jeanne-Claude wurde am selben Tag geboren, nämlich dem 13. Juni 1935. Die Symbiose der beiden brachte ihnen Unsterblichkeit in vielen Museen dieser Welt. Bekannt wurde Christo in Deutschland durch die Verhüllung des Reichstags. In diesem Jahr zog Christo mit seinem neuestem Projekt „The Floating Piers“ fast 1,3 Millionen Besucher an den See Iseo in Italien. Mehr auf: christojeanneclaude.net
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Dennis spricht mit Jan Delay über Musik und Spacken-Sprache Als ich zuhause ans Telefon gehe, meldet sich eine mir bekannte Stimme. Eine Stimme, die so einzigartig ist, dass sie zu einem Markenzeichen wurde – was natürlich hilft, wenn man Musiker ist. Ich spreche mit Jan Delay über seine Auseinandersetzung mit dem Feind, den Pepsi-Test, seine kleine Tochter und darüber, Musik zu machen, wenn man keine Ahnung von Notation hat. Aber ganz egal, ob Jan Reggae, Funk oder Rock macht, er ist …
DER CHEFSTYLER
Hast du heute schon viele Interviews gegeben? Ja, das kann man wohl sagen. Welches war die dümmste Frage, die dir dabei gestellt wurde? Ah, okay. Die dümmste Frage … Ehrlich gesagt war es heute gar nicht so dumm. Da muss ich echt kurz überlegen. Ansonsten versuche ich mein Glück. Gib dir Mühe. Erkläre mir doch bitte den Unterschied zwischen „Penis-“ und „Dicke-Titten-Sound“. (Lacht) Sehr gerne. Dazu muss ich allerdings etwas weiter ausholen: Als ich das Album „Hammer & Michel“ mit Kaspar „Tropf“ Wiens produziert habe, war die Gitarrenwelt des Rock für uns noch etwas völlig Neues. Eure Wurzeln liegen doch beim Hip-Hop? Genau. Da wir aber neugierig sind, wollten wir unbedingt alles selbst machen. Also haben wir beide uns ganz lange und intensiv mit
Gitarren auseinandergesetzt: Wir begannen, unsere liebsten Rocksongs zu analysieren: Was sind das für Gitarren? Was sind das für Boxen? Was sind das für Amps – also Verstärker? Wie spielt man das? Wir mussten das alles erst von Grund auf lernen. Wie habt ihr das gemacht? Kennst du noch den Pepsi-Test? Du meinst die Werbung, in der Pepsi und Cola blind am Geschmack auseinandergehalten werden? Genau. Wir haben uns ganz viele Amps geholt und mit unseren Gitarristen und der immer gleichen Gitarre dasselbe Riff mit allen Verstärkern nacheinander eingespielt. Anschließend haben wir uns sämtliche Aufnahmen am Rechner angehört – ohne zu wissen, welches Amp darin verwendet wurde. Das hat funktioniert? Auf jeden Fall! Für mich hat sich dabei herauskristallisiert, dass ich die Verstärker
von „Marshall“ – also den typischen „Marshall-Sound“ – gar nicht mag. Ich stehe mehr auf „Orange“ – das ist eine andere Amp-Firma. Als ich mit meinem Gitarristen da-rüber geredet habe, meinte ich, dass „Marshall“ so nach „Penis“ klingt. Wie kann ein Verstärker nach Penis klingen? (Lacht) Na ja, so „Penis-Sound“ halt: „Yeah, ich bin hier der geile Mann!“ Dagegen klingen die Verstärker von „Orange“ warm und dick – wie Titten. Deshalb sagte ich, dass ich den „Titten-Sound“ will. Gib mir mal bitte Beispiele! Ich glaube, die Mucke von Lenny Kravitz ist eher „Orange“ – ich weiß es nicht, aber ich würde es mal vermuten. Hör dir mal die ersten zwei, drei Platten von ihm an, die sind so retromäßig.
» „Penis-Sound“ halt: „Yeah, ich bin hier der geile Mann!“. « Und wer hat den „Penis-Sound“? Metallica würden wohl eher den Marshall-Sound favorisieren. So würde ich es zumindest kategorisieren. Das konntest du auch nur so sagen, weil du von Rock keine Ahnung hattest. Richtig. Zu meinen Musikern sagte ich: „Mach das mal so und so!“ Und die antworten: „Meinst du fisdur?“ Hä? Ich wusste gar nicht, was die wollen? (Lacht) Hätte ich auch nicht gewusst. Siehste! Ich kann wohl Noten lesen, aber dann dauert das eine halbe Stunde. Da ich mich mit Notation nicht auskenne, muss ich meinen Musikern alles in meiner Spacken-Sprache klarmachen. Zum Glück wissen die meist recht schnell, was ich will. Jedenfalls entstehen dadurch Ausdrücke wie „Dicke-Titten-Sound“.
Fotos: Paul Ripke
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Jan Delay, „Krawattenmann des Jahres 2012“. Wenn du keine Ahnung von Rockmusik hast, warum machst du dann so ein Album? Naja, wenn man alles perfekt beherrscht, weiß oder kann, dann muss man das ja nicht machen. Es geht darum, dass ich neugierig bin und dass ich Bock habe, Sachen zu machen, mit denen ich mich nicht auskenne. Weißt du, eine Funk-Platte machen – das kenne ich. Das kann ich aus dem Effeff und ich brauche auch nicht mit Penis- und Titten-Erklärungen zu kommen. Aber wieder Funk wäre zu langweilig gewesen?
Auf jeden Fall! Ich will halt was Neues lernen und genau das passiert beim Machen. Jetzt kenne ich mich auch beim Rock besser aus, muss nicht mehr von „Penis“ und „Titten“ reden. Jetzt weiß ich, was da geht und genau dieser Prozess macht Spaß – das ist toll und daran wächst man. Hast du eigentlich ein neues Rockgenre begründet – ich habe von „Ham-Rock“ gelesen? Nö, das hat sich der PR-Texter ausgedacht. (Lacht) Ich habe einfach eine Jan-Delay-Platte mit vielen Gitarren gemacht.
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Aber für eine Rock-CD gibt es darauf schon eine bunte Mischung an Stilen. Als jemand, der nicht aus dem Genre kommt, habe ich die Freiheit, ganz unbedarft und naiv darin rumzuspielen. Für mich gibt es da keine Gesetze: Ich kann auf der Platte einen Punkrock-Song bringen und auch eine Heavy-Metal-Ballade. Obwohl sich diese zwei Lager früher auf den Tod gehasst haben! Ich habe da keine Berührungsängste. Diese Freiheit feier‘ ich ab!
» udo hat mich mitgeformt. « Als ich im Vorfeld besagte PR-Texte las, wurde Udo Lindenberg häufig erwähnt … Nicht nur in den PR-Texten!
Okay, aber inwieweit war Udo für dich ein Einfluss? Als jemand, der auf Deutsch textet und singt, ist Udo in allen Songs drin. Als ich fünf oder sechs war, war er einer der Ersten, der in meiner Sprache zu mir gesungen hat. Das hat mich fasziniert. Er hat mir Geschichten vorgesungen, hat dabei Wörter wie „Arsch“ oder „Scheiße“ benutzt – genau so, wie man auf der Straße gesprochen hat. Das hat mich geflasht – mich umgehauen! Wenn du dir in dem zarten Alter diese ganzen Songs reinziehst und dann später irgendwann selber textest, dann ist es einfach so, dass er unterbewusst immer mitspielt. Udo hat mich mitgeformt. Dann bist du viel mehr als nur sein Fan? Ja genau. Udo ist in jeder meiner Platten. Stellenweise sogar wirklich, denn er hat teils aktiv daran mitgearbeitet. Eine Zeitlang war es um Udo sehr ruhig – bis
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Der findet es geil – er hört es beim Joggen! Wir beide haben gleichaltrige Töchter und meine hört total gerne Musik. Spielst du deiner Tochter deine Musik vor? Ich bin jetzt nicht der Typ, der sich dauernd seine eigene Musik anhört oder anderen vorspielt. Während der Schwangerschaft habe ich mit unserer Kleinen im Bauch immer gesprochen. Irgendwann hat meine Freundin ihr dann meine Musik vorgespielt – als Test, ob bei der Musik eine ähnliche Reaktion kommt. Da konnten wir aber nichts wahrnehmen. Was hört sie jetzt gern? Momentan mag sie sehr entspannte Musik – sie ist ja auch erst ein halbes Jahr alt. Aber so alten Roots Reggae mag sie. Der ist ganz entspannend und langsam – das ist genau ihr Ding. Wenn ich also anfangen würde, ihr meine Musik vorzuspielen, würde ich vermutlich mit meiner Reggae-Platte anfangen.
du mit ihm Musik gemacht hast. Meinst du, dass du ihn rehabilitiert hast? Weiß ich nicht. Ich bin auch der Letzte, der das behaupten würde. Aber wenn es so war, habe ich es gern getan. Was sagt er zu deinem neuen Album?
EINFACHTANZEN!
Seit ich Vater bin, bekomme ich organisatorisch kaum noch was geregelt, wie schaffst du es da, ein ganzes Album auf den Markt zu schmeißen? Wir wussten ja, worauf wir uns einlassen, daher war das Album vorher fertig. (Lacht) Du bist vom Reggae über Funk beim Rock gelandet. Veränderst du deine Stile, um dir eine neue Fanbase zu erschließen?
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Nee! (Lacht) Dann würde ich es nicht machen! Ich frage, da ich mit den „Beginnern“ nie viel anfangen konnte. Deinen Funk mochte ich lieber. Ach so, das freut mich! Hört sich vielleicht blöd an, aber ich mache die Musik wirklich für mich. Wenn ich mich vor jedem Song vorher fragen würde: „Wer will das jetzt hören und wer nicht?“ Das wäre ja schrecklich! Ich bin ja kein Dienstleister! Ich muss das machen können, was in mir drinnen ist – das muss raus – und wenn ich das nach einigen Wochen immer noch geil finde, und es abfeiere, dann ist es richtig. Dann gehe ich damit raus. Was machst du als nächstes? Also was hast du noch nicht beackert und was interessiert dich? Was Genres angeht, wird die Luft jetzt auf jeden Fall extrem dünn. Ich hoffe, es wird dich nicht komplett in eine Depression stürzen, wenn ich dir sage, dass ich eine neue „Beginner“-Platte mache! (Lacht)
Oh Gott! Ich hatte voll Bock auf Hip-Hop und wir haben auch schon während „Hammer & Michel“ parallel daran gestylt. Das Rockalbum war halt als Erstes fertig. Morgen kommt Dennis (Anm. d. Red: Dennis Lisk aka Denyo) und wir machen weiter. Was danach kommt, hat immer sehr viel damit zu tun, was ich in der Freizeit intensiv höre. Da ich wegen meiner Tochter momentan sehr viel Roots Reggae höre …
» Public Enemy ist sowas von Pop! « Könnte sich der Kreis schließen und du wieder beim ersten Album anknüpfen. Ja, das könnte gut passieren. Du wurdest mal als „wichtigste Pop-Stimme“ bezeichnet. Bekommst du da nicht das kalte Grausen?
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„Zum Glück weiß meine Band recht schnell, was ich will.“ Vor zwanzig Jahren hätte ich mich bei so einer Bezeichnung vermutlich vom Dach gestürzt. Über die Jahre habe ich aber gelernt, dass „Pop“ ein sehr relativer Begriff ist. Rap und Hardcore-Rap, wie ich ihn früher, als ich klein war, immer gehört habe, ist auch Pop – Public Enemy ist sowas von Pop! Jetzt bin ich auf deine Definition gespannt. Na, „Pop“ steht für „populär“ – und wenn man bedenkt, dass wir populäre Musik machen, dann mache ich auch Pop – egal ob es Reggae, Funk, Rock oder sonst was ist. Ich mache Popmusik, das ist einfach so. Popper waren früher das Schlimmste und Popmusik war der Feind, aber am Ende ist es doch alles Pop- oder vielleicht noch besser: „Menschmusik“. (Lacht) Insofern bin ich gerne eine „wichtige Stimme der Popmusik“. Ist das Altersweisheit? Ich mag den Begriff nicht, aber es ist auf jeden Fall etwas, das vom Alter kommt. Du brauchst halt Zeit, um gewisse Dinge zu lernen, zu erkennen und zu reflektieren. Dazu
gehört sicherlich auch, zu begreifen, dass Pop nicht der Feind ist. Manche Leute haben vielleicht das Glück, das zu verstehen, wenn sie zwölf sind – ich nicht. ◊◊◊
INFO
Jan Delay heißt eigentlich Jan Philip Eißfeldt und wurde 1976 in Hamburg geboren. Obwohl seine Wurzeln im Hip-Hop liegen, setzte er sich auf kreativste Weise mit Reggae, Funk und nun Rock auseinander – und der Erfolg gibt ihm Recht: 2x ECHO, 1x Comet, 2x 1LIVE-Krone und nicht zu vergessen „Krawattenmann des Jahres 2012“. Wie sich Jan Delay mit ordentlich Gitarrenwumms anhört, erfährt man auf dem Album „Hammer & Michel“.
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Thorsten trifft Ralf Richter Bei Ralf Richter denkt jeder an Kalle Grabowski, Bang Boom Bang und die Frage, „Was hat der Typ meine Alte zu ficken!?“ Darüber sprachen wir mit ihm aber gar nicht, zum Glück. Denn so dauerte die Unterhaltung nicht zehn, sondern über neunzig Minuten – wir sprachen über Omas, die sich freiwillig in den Tod stürzen, wenn es draußen zu kalt wird, über coole Typen wie Joschka Fischer, die ganz plötzlich zu Arschlöchern werden und über die selbsterteilte Gehaltserhöhung bei den Dreharbeiten zum Boot. Also:
90 MINUTEN ECHTE GEFÜHLE
Ralf, was hast du heute noch vor? Ich gehe ins Krankenhaus, besuche meinen Sohn. Der wird morgen operiert, hat die Achillessehne gerissen. Und da ich selber Angst vor Operationen habe, bin ich losmarschiert und habe extra einen Film für ihn besorgt; obwohl, es geht meistens gut, nicht wahr? Wovor hast du dabei Angst? Vor dem Einschlafen, dem kleinen Tod. Und da habe ich mir einen Trick ausgedacht: Immer wenn ich dalag, habe ich an was gedacht, das mich fesseln konnte, an eine Kinoszene etwa. Bei meinem Sohn ist das ähnlich, deswegen der Film. Vielleicht wäre aus dir ein guter Arzt geworden … Wäre ich ehrgeiziger gewesen, schon. Kinderarzt ist ein schöner Beruf. Ich habe oft gedacht, wie blöd, dass ich so faul war in der Schule. Ich kann mich an nichts erinnern aus der Zeit! Manchmal denke ich, ich habe die mir nur eingebildet; das liegt so weit zurück, darüber bin ich selbst ein bisschen erschrocken.
Tja, Kinderarzt wird man nicht, wenn man ständig mit Claude Oliver Rudolph abhängt. (Lacht) Stimmt. Da muss man diszipliniert sein, da muss man kämpfen, ohne geht´s nicht. Gut, letztendlich ist es so, wie es ist und … Hattest du einen anderen Berufswunsch? Darüber habe ich mir nie Gedanken gemacht, habe immer gedacht, das wird schon, alles wunderbar. Das ist typisch für Jungs, die sagen sich, es wird schon, die Mädchen sind da anders. Meine Tochter, wenn die eine Idee hat, ist „direkt alles hergerichtet“, wie sie es nennt. So ist das. Deshalb habe ich mir früher keine Gedanken gemacht, was ich werden will. Glaubst du an Gott? Oder an ein Leben nach dem Tod? Ich denke schon, dass es das gibt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Seele einfach wegstirbt, die schwebt ja so um dich rum, ummantelt dich. Nee, die stirbt nicht. Was macht die Seele nach dem Tod?
Fotos: Stefan Reimer
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„Schön wäre, wenn man in Erinnerung bliebe“ – Ralf Richter Ich weiß nicht, wird man noch mal geboren? Immer wieder passiert es, dass man denkt, hey, das habe ich schon erlebt! Das sind vielleicht so Punkte, die du noch nicht erledigt hast. Und solange musst du halt wiederkommen. Das ist eine beruhigende Vorstellung. Aber auch, falls da nichts mehr käme, sinnlos wäre das Leben nicht. Wenn man überlegt, dass Kinder der Mittelpunkt der Welt sind! Naja, trotzdem will ich halt nicht glauben, dass man einfach verfault und zack: alles weg. Schön wäre, wenn man in Erinnerung bliebe … Ich fände es schön, wenn da noch was kommt, ein weiteres Leben. Oder sieben! Wie bei einer Katze! Eh, genau. Dann könnte man ne Menge von der Zukunft sehen. Wie es wohl in hundert Jahren ist? Hm, weiß nicht, kann mir nicht vorstellen, dass das gut ausgeht, ist doch alles kaputt. Wo du auch hinguckst; gestern sah ich ein Magazin im Fernsehen, Thema war, dass jeder seinen Müll auf der Autobahn rausschmeißt – worüber sich die Müllmänner beschweren, die das wegmachen müssen. Aber was machen die? Auch nur Müll! Alles, was die mitnehmen,
wird wieder in Plastiktüten gepackt. Ich habe auch schon zwei, dreimal etwas aus dem Auto geworfen. Ich habe das auch gemacht, noch häufiger! Aber irgendwann wird´s einem klarer und heute ist es so, dass ich so ´n Ding hier nehme. (Ralf zeigt seine Jutetasche, die neben ihm auf der Bank liegt.) Hübsche Tasche! Ja, zuhause habe ich noch drei richtige Plastiktüten, aus alten Zeiten, zur Mahnung. Fällt es dir schwer, etwas wegzuwerfen? Pass auf, letztens habe ich irgendwas bestellt, dann haben sie mir das gebracht … Was bestellt? Was zu Essen. Da war die Salatsauce in einem Plastikding drin, mit einem Deckel drauf. Da habe ich überlegt, was ist effektiver? Den Mist einfach in den Müll zu schmeißen oder das Zeug ins Spülbecken zu kippen? Dann hätte ich den Dreck im Wasser, da muss der auch wieder raus. Also, was ist effektiver? Bin ich bisher nicht draufgekommen; steht noch bei mir rum, die Sause.
Wovon? Von dem Ozonloch. Das ist inzwischen so gewaltig, da kommt der ganze Dreck aus Europa und Asien runter. Und das hat Folgen. Du musst dir vorstellen, die Mütter dort sind gehalten, ihre Kinder nicht zu stillen – wegen der Drecksbelastung! Das war früher besser? So gesehen schon, aber dafür hatten die andere Probleme: Als wir da durch die Gegend gewandert sind, hatten wir einen Führer dabei. Wir liefen in großer Höhe über eine Schlucht, auf schmalen Holzstegen mit einem Geländer – nix für Leute mit Höhenangst. An einer Stelle, so ziemlich über dem höchsten Punkt, fiel mir auf, dass das Geländer noch neu schien. Ich fragte den Führer: „Sach´ ma,
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Sondern abgetaut? Nein, das nicht, aber grau und schmutzig.
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Das wusste ich nicht. Ich dachte, da sei die Welt noch in Ordnung. Nix. Ich war dort zum Arbeiten für einen Film. Als wir so zwischen den Eisbergen durchfahren, denke ich begeistert, so sah´s hier vor hunderttausend Jahren schon aus! Aber dann merke ich, irgendwas stimmt nicht. Die Eisberge sind ja gar nicht weiß …
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Das klingt pathologisch. Das bedrängt mich alles in zunehmendem Maße. Ich habe einen Kumpel; wir fahren auf der Landstraße, da macht der sein Fenster auf, schmeißt was raus. Ich frag, hast du se noch alle? Du kannst doch nicht, geht doch nicht! Wieso, sagt der, machen doch alle – das ist natürlich ein guter Grund … Wir hausen in einem Dreck, der nicht mehr zu bereinigen ist. Sogar in Grönland.
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ist das kaputt gewesen?“ Meint der: „Nee, das ist schon siebzig Jahre so, der Rest ist einfach noch älter.“ Aber an dieser neuen Stelle war früher absichtlich kein Geländer. Warum? Damals war es so, dass es in der Gegend im Winter kaum was zu essen gab, es wurde eng. Alte, gebrechliche und kranke Leute waren gehalten, da runterzuspringen. Die sind da freiwillig runtergesprungen!? Ganz genau, um der Gemeinschaft nicht zur Last zu fallen; die mussten das nicht machen, wären dann aber geächtet, sind also runtergesprungen. Als sie diese „Tradition“ abgeschafft haben, wurde daraus eine alljährliche Festivität. Da wird gefeiert, bis selbst die Omas im Straßengraben liegen, lustig besoffen – ich habe selber fünf gesehen, die waren zum Schreien. Ich meine, dieses Ursprüngliche ist beeindruckend, aber selbst da ist alles kaputt. Das ist nicht mehr zu begradigen.
» JOSCHKA FISCHER? DAS IST so EIN WICHSER GEWORDEN. « Klingt trotzdem nach einer glücklichen Gemeinschaft. Hier hingegen … Ist´s noch schlimmer: In Köln gab´s früher zwei, drei neue Obdachlose pro Monat. Heute sind es dreißig, jeden Tag ein neuer! Ich meine, wenn du oder ich obdachlos würden, könnten wir immer noch zu´nem Kumpel. Ich könnte sogar, obwohl ich dich kaum kenne, dich anhauen – wenn´s hart auf hart kommt, könnt´ ich mal ´ne Nacht bei dir schlafen, oder? Sehr gerne sogar … Aber: Wenn ich eine Familie mit Kindern dabeihätte, ginge das nicht, die wirst du nicht alle unterbringen. Die müssen sich also als Einzige sofort bei der Stadt melden. Dadurch kennt man die und so sind von diesen ganzen
neuen Obdachlosen achtzig, neunzig Prozent Familien. Das ist keine gute Entwicklung. So ist es, überall Endzeitstimmung. Ob das ein Flüchtling ist, der hier keine Grüne Karte ziehen kann oder ein Deutscher, der vom Sozialamt ausgelacht wird, scheißegal. Die Gefahr wächst, weil wir mit den Leuten umgehen wie mit einem Stück Scheiße. Die sind nicht nur unzufrieden, sondern verzweifelt. Das ist halt eine Welt für Etablierte, für reiche Menschen. Klingt gefährlich. Das ist gefährlich. Dadurch rasten Menschen aus. Hinzu kommt, sie sehen das überall. Das ist nicht mehr nur Columbine, die Einschläge kommen näher. Irgendwann sagt sich jemand, das kann ich auch – wenigstens einmal berühmt sein. Was hältst du von der Idee, in den Zeitungen keine Fotos von Attentätern mehr abzudrucken, damit die nicht zu „Helden“ werden? Das ist Quatsch. Ich meine, jemand, der sich sagt, ich will mit so etwas berühmt werden, der stellt sich doch was Anderes vor als eine Tageszeitung. So richtige Mörder betrachten das aus ihrem eigenen verdrehten Blickwinkel. Keiner von denen tut das, damit in einer Tageszeitung ein Foto abgebildet wird. Die wollen in die Geschichtsbücher eingehen. Das passiert aber nicht. Das kann aber dazu führen, dass so einer wie Donald Trump gewählt wird, weil er sagt, er sei die Lösung. Wenn so ein bizarrer Vollidiot wie Trump wirklich Präsident werden sollte, würden auf jeden Fall die Grenzen geschlossen und eine Mauer gebaut. Auch die Angst vor der Atombombe käme zurück. Trump sagt, Moslems seien per se verdächtig. Das ist hier nicht anders. Wenn es ständig heißt, unter den Flüchtenden seien Terroristen, wenn man davon dauernd berieselt wird, ist der Gedanke nicht richtig, aber vielleicht
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„Da wird gefeiert, bis die Omas im Straßengraben liegen.“ – Ralf Richter nachvollziehbar, dass es besser sei, wenn die gar nicht erst hier wären. Die waren früher schließlich auch nicht hier, und früher gab´s nicht so viele Attentäter – das muss also zusammenhängen in den Augen der Leute. Wenn du jetzt mal, ohne eitel zu sein, davon ausgehst, dass die meisten der Menschen nicht so intelligent sind wie du oder ich, ist die Gefahr groß, dass die sagen, jau, wir wählen Trump, oder hierzulande eben die Afd. Hass oder Wut sind schlechte Ratgeber. Wenn wochenlang ein Kindermörder sein Unwesen triebe, und die Medien ständig darüber berichten würden – was würde passieren, wenn man kurze Zeit später eine Volksabstimmung zur Wiedereinführung der Todesstraße abhalten würde? Die würde eingeführt, ganz bestimmt. Die Leute wollen, dass sich irgendjemand kümmert – und das mit harter Hand. Schrecklich. Am Ende kommt hier der Stoiber nochmals zurück. Aus der bayrischen Reserve … Buah!
Ich bin sehr skeptisch und äußerst gespannt. Du siehst doch, wie die alle zu Arschlöchern werden. Hier, wie heißt der nochmal, der mit den Turnschuhen? Joschka Fischer? Genau. Was hat der sich um hundertachtzig Grad gedreht! Das ist solch´ ein Wichser geworden. Wo man vorher noch dachte, jetzt kommt mal n richtiger Typ! Und das war der auch, ne Zeitlang, doch kaum hatte der die Macht gespürt, hat er sich in einen arroganten Machtmenschen verwandelt. Den Eindruck macht Angela Merkel nicht. Liegt das vielleicht daran, dass sie eine Frau ist? Eher daran, dass sie aus der DDR ist, die waren da ein bisschen anders. Ich glaube, die DDR-Leute haben mehr Verantwortungsgefühl. Für die Gemeinschaft? Das habe ich oft gemerkt. Als wir einst in Babelsberg gedreht haben, war ein Maskenbildner dabei, der sollte mir einen Bart kleben. Der kam aus der DDR, die gerade aufgelöst
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worden war. Da hat er mir nicht einfach grob einen beschissenen Plastikbart drangeklatscht – der hatte echte Haare dabei, geschnittene Barthaare! Die hat er einzeln auf dein Gesicht geklebt? Quasi! Der hat da einen Hauch Klebstoff drangemacht und mir die Dinger einzeln ins Gesicht geworfen. Geguckt, wieder ein bisschen Kleber dran und geworfen. Und? Das sah mal so richtig aus wie n Bart. Der Mann war anders, der war gut, hatte die Verantwortung für meinen Bart – und dem war scheißegal, wie lange das dauert. Obwohl der das mit kleinsten Mitteln gemacht hat! Das sind die Leute drüben immer gewohnt gewesen.
14 Seit Februar 20 tandort! eren S am neuen größ - Höltenweg 99
Ist das im Ruhrpott ähnlich? Ja, n bisschen. Innerhalb Deutschlands ist das wohl die Region, wo die Menschen am ehrlichsten sind. Weil die nicht reich sind, haben die nicht viel zu verstecken. Die sagen, was sie denken, das ist so.
» DIE HABEN UNS UM GELD BESCHISSEN. « Du stammst aus Bochum. Wann bist du da weg, als junger Mann schon? Hm, ja, das war schon … da haben wir gerade „Das Boot“ gedreht, da bin ich da weg, nach Hamburg. Danach nach München, wo mein Sohn geboren wurde. Also schon lange her. Bist du in Bochum ähnlich beliebt wie Herbert Grönemeyer? Ich glaube, inzwischen bin ich der bekannteste Darsteller aus Bochum.
14 Seit Februar 20 tandort! nS e r e ß ö r g n e u e am n - Höltenweg 99 So viele Darsteller aus Bochum kenne ich nicht …
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Die Rohde-Brüder zum Beispiel. Armin Rohde kennen zwar nicht ganz so viele, er hat nicht so viele Mainstreamsachen gemacht, aber der ist richtig gut, ein besonders guter Darsteller. Aber ich habe eben, das ist mir aufgefallen, in den meisten Kultfilmen aus dieser Zeit mitgemacht. Ob das jetzt „Das Boot“ war oder „Rote Erde“ oder so; da war mal der eine dabei, mal der andere, aber ich, ich war da immer drin. So bin ich dann selber zum Kultdarsteller geworden – eigentlich nur deswegen. Beim Boot warst du noch ganz jung, ist ewig her. Was hast du damals für eine Gage bekommen? Gar nichts – tausend Mark haben wir gekriegt! Insgesamt? Am Tag. Nicht so schlecht. Naja. Ich hatte vierzig Drehtage über neun Monate. Wenn ich davon hätte leben sollen … und das, wo du sowieso viel mehr ausgeben
musst als sonst, denn du bist ja unterwegs in einer fremden Stadt, musst häufiger Essen gehen. Dann brauchst du da ne extra Wohnung. Die wird mit Sicherheit teurer sein als deine Wohnung, wo du richtig wohnst. Also war das ein Verlustgeschäft. Das kann man wohl so sagen. Aber immerhin ist der Film ein Meisterwerk geworden, was für die Ewigkeit. Aber es war es trotzdem so, dass die uns ums Geld beschissen haben. Ja? Ja klar. Die hatten zwanzig oder dreißig Millionen für das Ding zur Verfügung. Doch davon haben die nichts gesagt. Irgendwann sind wir sind einfach rein, zur Kasse und haben uns ein Akonto auf die Gage geholt. Das ging so: Ich habe die Frau mit irgendwelchen Fragen bombardiert, bis die völlig abgelenkt war. So lange, bis sie nur noch an meine Sachen denken konnte. Hier was ausfüllen und da was ankreuzen. In dem Moment kam
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alten Filme? Kann ich nicht sagen, aber Antworten hat ja auch was mit Höflichkeit zu tun. In der Tat interessiert´s mich überhaupt nicht, wenn mich jemand Wildfremdes anspricht und erzählt, welchen meiner Filme er am besten fand. Aber es ist so, du musst höflich bleiben; also fragste: Echt? Dann erzählen die davon, aber ich? Ich habe keine Lust, darüber zu reden. Das habe ich zu oft getan und bei meinen Filmen interessiert´s mich von vorneherein nicht. Was sind denn Themen, die dich interessieren, vielleicht Astronomie, Chemie oder Physik? Ich beobachte gerne Menschen. Wie die so sind, warum sie jenes oder dieses tun. Fragst du dich dann, was derjenige beruflich macht? Da kann ich mich drüber amüsieren. Manche Dinge merke ich mir und denke, die kann ich schön nachmachen. So geht die Zeit dahin. Stundenlang könnte ich so sitzen und mir die Leute angucken.
Thorsten und Ralf, so long Claude ganz hektisch rein und wollte fünftausend Mark haben. Das ergab so ein Durcheinander, dass die Dame dem Claude schnell „sein“ Geld gab. So habt ihr euch also eigenständig eine Gehaltserhöhung gegeben. Eine? Mehrere! Hinterher hatten wir alle dann zehn–zwölftausend Mark Schulden. Aber da hat kein Mensch jemals nachgefragt – die wussten ja, sie haben uns eh beschissen. Das wäre heute nicht mehr möglich. Doch zu den Zeiten war alles lockerer. Sprichst du eigentlich gerne über deine
Weitere Hobbys? Videospiele! Weil früher, wenn ich irgendwo gearbeitet habe, war das im Grunde genau so, als sei ich auf Montage – mit einem besseren Hotel. Aber wo ich hinkomme, kenne ich Menschen. Dann heißt es, gut, dass du kommst, da machen wir noch einen drauf! Das hat dich zum Videospieler werden lassen? Ich musste mir was überlegen. Denn die anderen können am nächsten Tag ausschlafen, ich nicht, ich bin der Idiot, der arbeiten muss. Da habe ich mir gedacht, das bringt nichts. Und habe mit Videospielen angefangen. So richtig Ballerspiele? (Lacht) Nein, ich spiele eher Adventures. Da kann ich jederzeit Pause machen, abspeichern, mir so viel Zeit lassen, wie ich will; kann aufhören und an der gleichen Stelle weitermachen.
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Als Schauspieler bist du viel unterwegs, hast du deine Playstation dabei? Ich bitte sogar meine Agentin, vorher im Hotel anzurufen, so dass die den AV-Kanal oder wie das heißt, freischalten, so, dass ich die anschließen kann. Ich bleibe im Hotel und lass mich da bedienen. Übst du im Hotelzimmer deine Rollen, spielst du die so richtig durch, mit Heulen, Schreien, Schlagen? Damit ich mir die Emotionen merken kann? Nein. Ich halte das für Gequatsche. Schauspielen ist leicht. Ein Beispiel: Denk mal an eine Zitrone – so richtig! (Beide verziehen wir unsere Gesichter – fast wie beim Schweppes-Gesicht, nur etwas zitroniger.) Merkste?
» DAS LEBEN ENDET UNGESUND. «
gewesen. Stimmt das? Stimmt nicht, war ein Trick. Eine ganze Zigarette kriegt kein Mensch in seine Lunge rein, das würde nicht gehen. Aber so hat‘s funktioniert: Wir haben einen Draht genommen, nicht zu dick, damit der Tabak nicht direkt runterfällt und die Zigarette eine gewisse Stabilität bekommt. Der hat die Asche gerade so gehalten und erst am Ende fiel die runter. Um den Draht hatten wir ein bisschen Tabak gelegt, ganz vorsichtig und dann ein Blättchen drum. Das war so wenig Knaster, dass du nur zweimal ziehen musstest: zum Anzünden und zum Runterrauchen – war zwar nicht gerade wenig Rauch, aber es ging. Nach n paarmal probieren, hat´s geklappt. Ungesunde Proben also … Das ganze Leben endet eh ungesund. Da fällt mir ein, du musst doch los … … ins Krankenhaus, meinen Sohn besuchen. Welchen Film hast du eigentlich besorgt? Den „Revenant“ mit DiCaprio. Der hat große Bilder, die kann man für eine Narkose gut nehmen, die vergisst man nicht. Gute Besserung von hier aus. Danke sehr!
Ja, ich bin nun Schauspieler! Genau. Aber jeden Schritt und jeden Furz planen und üben? Das ist doch Blödsinn. Die meisten Dinge erledigen sich doch von allein, wenn man ‘n bisschen was erlebt hat – oder nicht erlebt hat, oder so. Darstellerei ist keine Mathematik!
◊◊◊
INFO
Ralf Richter
Bei dir macht viel deine Stimme aus, findest du die selber schön? Schön würde ich die jetzt nicht nennen. Aber sie ist auffindbar. Ich werde häufiger gefragt, ob die vom Trinken kommt – offensichtlich assoziiert man solche rauen Stimmen gleich mit rauen Getränken.
Obwohl der Mann schauspielert, indem er sich vorstellt, in Zitronen zu beißen, studierte er tatsächlich zwei Jahre lang an der Schauspielschule in Bochum. In ebendieser Stadt wuchs er übrigens mit sieben Geschwistern auf – richtig gelesen, sieben – und spielte dort am Theater, bevor er Anfang der Achtziger nach München ging. Inzwischen betreibt er neben der Schauspielerei zwei Restaurants in Köln. Und trifft sich zum Klönen mit uns vom Stadtgeflüster.
Wo wir schon bei Drogen sind: Es hält sich das Gerücht, du hättest den Joint in „Bang Boom Bang“ wirklich in nur einem Zug geraucht, das sei keine Trickaufnahme
Mehr zu Ralf findet ihr auf hb-management.info
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Stadtgeflüster Classics – Hendrik trifft das Ehepaar Semmelrogge (2006). Das ist er. Eine getönte Brille, eine schwarze Adidas-Trainingsjacke, eine Baseballkappe und unter dem Arm einen 5-Liter-Apfelsaft-Kanister mit eingebautem Zapfhahn – und die Frau Gemahlin hat er auch dabei. Herr und Frau Semmelrogge on Tour sehen ganz schön durchgeknallt aus. Nett sind Sie beide, aber wenn sie sich auf die Parkbank legen würden, um eine Runde zu schlafen, würde man es zumindest heute schlicht als stilecht bezeichnen. Martin Semmelrogge scheint von dem Termin mit uns weder etwas zu wissen, noch etwas dagegen zu haben. Der Portier des kleinen Hotels Feldmann an der Clemenskirche weiß augenscheinlich nicht, wen er da vor sich hat. Frau Semmelrogge fährt zusammen mit den zwei Hunden mit dem Aufzug, Martin und ich nehmen die Treppe. Mit den Semmelrogges, zwei Hunden und einem 5-Liter-Kanister auf einem Hotelzimmer, wie soll das enden?
sankt martin
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Das Zimmer ist im ersten Stock. Über dem Ehebett prangt ein fetter Schriftzug „Feldmann“, ansonsten ist es ein recht schmuckes Zimmer mit Ausnahme des grauen Holzfurniers, das Schränke und Teile der Decke ziert. Martin S. checkt das Zimmer und schreitet prüfend umher. Martin: Hey, das ist doch wohl schwer in Ordnung hier, nee ehrlich gefällt mir. Guckt mal, geiles Badezimmer, aber wo macht man denn hier die Tür zu? Ich muss da eben mal hin. Sonja versucht einen Vorhang vor die Tür zu ziehen, dabei fällt ein Weinglas runter, die Hunde machen Krach, beide beginnen genervt zu fluchen. Sonja: So ein Scheiß, das hier an die Ecke zu stellen, wer macht denn so was? Bonny, Crazy haut ab sonst tretet ihr da rein! Martin: Was ist denn los? Was ist das denn da draußen für ein Chaos? Sonja: Das Glas ist runtergefallen!!! Ich hol den Typen von unten, wo ist das Telefon? So ein Mist, ehrlich, das da hin zu stellen. Eine Minute später kommt der Portier rein und beginnt, die Scherben zusammenzufegen, hinter ihm steht Sonja Semmelrogge und murmelt … Sonja: Also so wie das da stand, das war nicht so ideal … Sollen wir uns mal hinsetzen zum Interview? Martin: Ja, klar, setzen wir uns hin. Sonja, komm her! Wir machen das zusammen! Sonja kommt nicht, Martin steht wieder auf und setzt sich auf die andere Seite. Dann entscheidet er sich nochmals um und setzt sich wieder links von mir hin. Warum seid ihr beiden eigentlich so genervt? Martin: Die haben mir meinen Computer kaputtgemacht und ewig in unseren privaten Sachen rumgewühlt – was soll denn das? Müssen die so eine Jagd auf kleine Kiffer machen? Wer denn? Martin: Die Leute vom Zoll. Macht denen
das Spaß oder was soll das? Man hat doch auch Rechte und nicht nur Pflichten, oder hab ich da was falsch verstanden? Das ist doch eine Verletzung der Persönlichkeitsrechte, so was einfach so zu machen? Ich hab die gefragt: Tickt ihr noch ganz normal da oben oder was ist los? Sonja: Das hast du nicht gesagt Martin, dass die nicht richtig ticken … Martin: Ja nicht wörtlich, aber ist doch wahr … das ist doch nicht mehr normal. Ich glaub das war so ein richtiger Familienpolizist, der mir zeigen wollte, dass er richtig toll ist.
» was soll denn das? Müssen die so eine Jagd auf kleine Kiffer machen? « Warum haben die das denn überhaupt gemacht? Sonja: Ach die haben uns rausgefischt, weil wir eben wir sind. Und der Computer der Polizei war noch nicht auf dem neuesten Stand, die wussten nicht, dass Martin nicht mehr auf Bewährung ist. Das geht uns andauernd so, die sehen uns in einem Mercedes und denken sich: Super, die nerven wir jetzt erstmal ein bisschen, die Semmelrogges. Und dann? Martin: Dann sind die Spürhunde völlig ausgeflippt, kein Wunder wir hatten eine läufige Hündin dabei! Der blöde Hund vom Zoll hat uns die ganzen Sachen durchgewühlt, meine Unterwäsche lag da rum, alles durcheinander! Und am Ende, ganz unten, lag dann auch noch ’ne Packung Frolic. Den Computer haben die erstmal mitgenommen und kurz darauf wieder ausgehändigt – jetzt ist das Display kaputt. Jetzt müssen wir die erstmal anzeigen, das ist auch wieder Ärger und Arbeit. Martin Semmelrogge macht es sich auf dem
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Stuhl bequem. Dann steht er auf, läuft zwei Mal durch den Raum, spielt kurz mit den beiden Hunden und setzt sich wieder hin und wirkt so, als würde er gerne ins Bett gehen. Ihr wollt pennen, richtig? Martin: Na klar, wir sind völlig alle und müde. Diese Autobahnen in Deutschland, die machen mich fertig. Wir wohnen ja sonst auf Mallorca, schön grün und ganz anders als hier. Da drehen wir hier sozusagen durch, wenn wir dem Chaos hier ausgesetzt sind. Wie voll ist denn euer Terminkalender? Martin: Zehn Lesungen im Monat, Auftritt bei Stefan Raab, Drehtermine für Pastewka oder für Filme, und immer an anderen Orten – wir sind nur auf Achse. Und das macht mich echt müde. Das Handy klingelt zum wiederholten Mal. Martin: Verdammt noch mal! Jetzt drück doch mal auf den roten Knopf, Mensch, das geht mir echt auf den Zeiger jetzt langsam. Wir machen das jetzt hier fertig und dann
schlafe ich ’ne Runde – ich hab heute noch ’ne Lesung! Ok, Tschuldigung, weiter (grinst)! Schon mal in Münster gewesen? Martin: Nee, erstes Mal.
» Die wussten nicht, dass martin nicht mehr auf Bewährung ist. « Aber du kennst doch die H-Blockx, die den Soundtrack zu Bang Boom Bang gemacht haben … Martin: Ja klar! Die H-Blockx, die kommen hier her? Ich hab die immer mit Unna in Verbindung gebracht. Wusste ich gar nicht, dass die hier kommen, ehrlich nicht. Ihr habt aber viele Studenten und Fahrräder hier, mehr weiß ich eigentlich nicht über Münster. Mit den H-Blockx war ich mal in San Francisco zum Foto-Shooting für das WOM Magazin. Geil war
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das, aber total blödsinnig eigentlich … Warum? Martin: Wir haben so megacoole Fotos gemacht, sind damals extra rüber geflogen und haben einen riesigen Alarm veranstaltet. Am Ende hatten wir dann zwar ein paar nette Fotos, aber das Motiv waren wir unter einer Brücke – das Foto hätten wir auch in Münster oder sonst wo machen können. Ein anderes zeigte mich und die H-Blockx in einem Cablecar, und das sah aus wie die totale Fotomontage. Total bescheuert, das Ganze, ehrlich, aber hat mir und den Jungs großen Spaß gemacht. Gut, dass ich das nicht bezahlen musste. Während der letzten zwei Antworten hat Martin Semmelrogge dauernd den Ball für die Hunde durch das Zimmer geworfen … Sonja: Martin!!! Jetzt hör damit auf sonst musst du glaub ich mal Gassi gehen oder ich! Martin: Ja, ja … ist ja gut … Natürlich macht er weiter … Sonja: So jetzt reicht’s – raus!!! Alle raus!!! Sie bugsiert die Hunde auf den Hotelflur … Martin latscht hinterher und schießt den Ball den Flur entlang, die Hunde rasen bellend durch das Hotel, Sonja knallt die Tür zu. Sonja: So, Ruhe jetzt! Martin bedient sich an der Apfelsafttanke. In zwei Stunden ist es soweit, dann gibt es eine Lesung mit dir in der Thalia Buchhandlung, wie sind denn bisher die Reaktionen der Leute gewesen?
Martin: Die finden das super, die freuen sich, ehrlich. Von der Oma bis zum 20-Jährigen kommt da so ziemlich alles angewackelt, was noch laufen kann… Das Buch heißt „Das Leben ist eine Achterbahn“, du weißt ja, worüber du redest. Mach mal Werbung in drei Zeilen für dein Werk. Martin: Na, das ist erstens ’ne Zeitreise durch die Geschichte. Alles ist dabei, die Beatles, die Stones, ’68, Konrad Adenauer, DDR – in meinem Buch findet sich jeder wieder. Außerdem bin ich auch noch dabei – das ist doch schon ’ne Menge, finde ich. Was steht morgen an? Martin: Morgen drehe ich. Mit Ralf Richter und Heinz Hoenig. ◊◊◊
INFO
Martin Semmelrogge Der Mann ist Schauspieler durch und durch – und das von Anfang an. In seiner ersten TV-Rolle spielte er einen jugendlichen Vatermörder und auch später nahm er oft fiese oder zumindest zwielichtige Rollen an. Unter anderem hat er in Wolfgang Petersens „Das Boot“ mitgewirkt. Die jüngeren Fans hat er vor allem seit seiner Verkörperung des Oberlosers „Schlucke“ in „Bang Boom Bang“ für sich gewonnen. Martin Semmelrogge geht der Rummel in Deutschland auf den Zeiger – er wohnt auf Malle und ab und an ganz gerne auch schwedisch.
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Copyrights RĂźdiger Nehberg / Illustration: Thorsten Kambach
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Tom, Rüdiger Nehberg und der Drang zu Überleben Na klar, schon seit ich ein Junge war, wollte ich ein Abenteurer sein. Doch daraus ist nichts geworden; weder habe ich meinen wunderschönen Körper aus der Stratosphäre zu Boden gestürzt, noch in einer zwei Meter langen Zigarre die Salzwüste in Schallgeschwindigkeit durchquert. Berge habe ich wenige bestiegen. Ich bin also zu Hause geblieben. Denn letztendlich muss sich jeder entscheiden, auf welches Abenteuer er sich einlässt. Bei einigen wird aus jugendlichen Träumereien mehr als Neugier und Begeisterung, sie werden zu einer Passion. So wie bei meinem heutigen Gesprächspartner, der einiges hat, mit dem sich nicht nur Berge versetzen lassen.
sir vival
Ich bin ein Kind der Generation Yps, war experimentierfreudig und hatte das Abenteurer-Gen in mir. Aber du! Was braucht es, um ein Nehberg zu sein? Veranlagung, Eigeninitiative, Kreativität bis zum Abwinken und Spaß am Risiko. Das ist alles? Okay, noch `ne Portion Neugier auf die Welt. So wie bei mir: Ich bin meiner Mutter schon mit vier das erste Mal davongelaufen. Ich wollte meine Oma besuchen. Warum? Wegen ihrer tollen Trockenäpfel Klar. Natürlich habe ich mich verlaufen. Hat man dich lange gesucht? Na ja, schon am nächsten Tag fand mich die Polizei. Mit vier Jahren; neugierig, eine Nacht unterwegs ... ein typischer Nehberg? Nein, meine Mutter war da anders, sie passte dann höllisch auf mich auf. Hat´s funktioniert?
Das klappte dreizehn Jahre ganz gut. Zack – dreizehn Jahre waren rum und was machst du als Erstes? Du radelst nach Marokko. Hast du deinen Eltern davon erzählt? Nein. Die wähnten mich bei einem Freund in Paris. Der hat jede Woche eine vorgefertigte Ansichtskarte an meine Eltern geschickt. Währenddessen war ich auf dem Weg nach Marrakesch, um dort die Kunst der Schlangenbeschwörung zu erlernen. Ich war schon immer ein Schlangenfan. Das ist ja abenteuerlich, deine armen Eltern. Tja, das war in mir veranlagt. Irgendwann kam das Survival dazu, die Kunst, unter extremen Bedingungen zu überleben. Survival – in welcher Form kommt so was dazu? Ich wollte weg von der Straße, weg von der Zivilisation. In den USA hörte ich von diesem Trend und das war das, was ich unterbewusst vermisst hatte. Damals, zu deinen YPS-Zeiten, war das nicht einmal ein Thema bei der Bundeswehr. Also habe ich dieses Survival, dieses Überleben, nach Deutschland importiert. Ich
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habe es mit Eigenversuchen immer weiter ausgeweitet; um mich bestmöglich unabhängig zu machen von allem Luxus. Um im Notfall wie ein Tier klarzukommen, reduziert auf Instinkte und Urfertigkeiten.
» Der Reiz lag darin, dem Tod ein Schnippchen zu schlagen. « Das ist Survival! Warum willst du in der Natur überleben können wie ein Tier? Weil ich oft überfallen worden bin, ausgeraubt bis aufs Hemd und heimkommen wollte. Am Blauen Nil wurde mein Freund vor meinen Augen erschossen. Nach solch prägenden Erlebnissen lernt man, vor jeder Reise Gefahren
bestmöglich zu analysieren und sich auf sie vorzubereiten, um sie zu minimieren. Wie kommt man abseits der Straße und ohne Zivilisation zurecht? Tiere können das auch. Vieles kann man sich bei ihnen abschauen. Hast du keine Angst? Ich muss wissen, ob die Angst begründet ist, wie man unbekannte Pflanzen auf Genießbarkeit testet, wie man Ekel überwindet und mit Insekten als Nahrung vorliebnimmt. Das Wissen erhöht das Selbstbewusstsein, es minimiert die Angst. Ganz abtrainiert habe ich die Angst aber nie, sie ist ein wichtiges Alarmsignal. Genau wie Ekel? Genau wie Ekel! Ich habe gelernt, begründeten Ekel von unbegründetem zu unterscheiden. Eine Abneigung gegen Verwesendes ist durchaus begründet. Insekten
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Rüdiger Nehberg – auch bekannt als „Sir Vival“ hingegen kann man essen. 40 Jahre lang wurde ich als „Würmerfresser der Nation“ ausgelacht. Vor zwei Jahren hat die Weltgesundheitsorganisation Insekten zur empfehlenswerten Nahrung der Zukunft erklärt. Somit war ich rehabilitiert – ein Vorreiter. Muss ich ja noch viel lernen. Kommen wir zu den wilden Weiten des Meeres. Also zu meinen drei Atlantiküberquerungen. Die waren mit dem Tretboot, einem Bambusfloß und einem massiven Baumstamm. Heute anzuschauen im Technik-Museum zu Speyer. Die waren spektakulär. Immer allein? Nein, beim Bambusfloß wurde ich von Christina Haverkamp begleitet, einer Ozean-Survivalistin. Aber das erste Mal, mit dem Tretboot, das stellte mich vor fast unüberwindbare Probleme. Ich hatte fürchterliche Angst vor Wasser! Außerdem wurde ich immer seekrank. Was am schwersten wog, war meine Null-Ahnung von Navigation. Der Reiz
lag darin, dem vorzeitigen Tod ein Schnippchen zu schlagen. Wie verlief das? Zunächst habe ich einen alten Kapitän gesucht und gefunden, der mich mit Navigation vertraut machte; ich lernte den Umgang mit Karte, Kompass und Sextant. Die Angst vor dem Wasser habe ich mir bei den Kampfschwimmern in Eckernförde abtrainieren lassen. Was die Seekrankheit betraf, halfen nur Tabletten. Warum fährt man mit dem Tretboot über den Atlantik? Um einen Brief von Greenpeace an den Staatspräsidenten Brasiliens ins Gespräch zu bringen. Er betraf die Yanomami-Indianer. Sie wurden durch eine Armee von Goldsuchern fast ausgerottet. Das war ein Drama. Wenn ich von einer Armee spreche, meine ich 65.000 bewaffnete Männer, vierhundert Flugzeuge und hundert illegale Landebahnen. Die haben jeden Indianer umgelegt, der sich ihnen in den Weg stellte. Ich war Augenzeuge. Es war eine Pflicht für mich, zu reagieren.
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Seine Reisen führten Rüdiger Nehberg durch die Wüste … Was hast du getan? 20 Jahre lang mit verschiedenen Aktionen dieses Anliegen bekanntgemacht. Undercover als Goldsucher und Malariahelfer gearbeitet, die Weltbank konsultiert und über Filme, Bücher und Vorträge eine ausreichend große Lobby geschaffen. Beeindruckend! Du hast also versucht, Politiker und Würdenträger unter Druck zu setzen. Selbst der Papst bekam deinen Willen zu spüren. Ihn wollte ich einbinden, weil fast alle Brasilianer Katholiken sind. Der Papst wollte mir keine Audienz gewähren. Ich sei ja nicht einmal Katholik, hieß es von seiner Nuntiatur in Bonn. Ich bin zu Fuß über die Alpen nach Rom. Das Medieninteresse sorgte dafür, dass ich doch Gehör fand. Er versprach zu helfen. Aber das war‘s.
Frustrierend. Na ja, es gab viele solcher Rückschläge. Sie dürfen einen niemals aufhalten und zweifeln lassen. Es hat zwanzig Jahre gedauert, bis die Yanomami ihren Frieden erhalten haben. Das war im Jahre 2000. Hast du deinen Frieden gefunden? Nein. Es gibt immer neue Aufgaben, die bewältigt werden wollen; bei mir ist es seit über sechzehn Jahren das Thema weibliche Genitalverstümmelung. Eine titanische Aufgabe. Wo nimmst du die Energie her – in deinem Alter? Aus der Kraft und Verpflichtung des Augenzeugen. Das motiviert total. Es bleibt einem nicht einmal Zeit, zu altern. Man muss vielseitig, ausdauernd und couragiert sein, um den Problememachern zu trotzen. Gerade
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… und aufs Eis beim Kampf gegen die weibliche Genitalverstümmelung. Das ist eine fünftausend Jahre alte Tradition, die in fünfunddreißig Ländern praktiziert wird; mit über achttausend Opfern täglich. Davon sind die meisten Muslimas.
» Am Blauen Nil wurde mein Freund vor meinen Augen erschossen. « Um der Genitalverstümmelung ein Ende zu setzen, hast du die Organisation „Target“ gegründet. Was möchtest du erreichen? Dass Menschen diesen Brauch beenden.
Es gibt aber auch Christen in Ägypten und Äthiopien, die diese Tradition bei ihren Töchtern anwenden. Das stimmt. Aber Christen und Moslems bekommt man nur schwerlich in ein Boot. Also haben meine Frau Annette und ich uns entschieden, die Kraft und Ethik des Islam zu nutzen, um das Drama zu beenden. Warum gerade Islam? Weil ich damit gute Erfahrungen gemacht habe und ihm diese Kraft zutraue. Vor vierzig Jahren habe ich mit zwei Freunden auf Kamelen eine Wüste in Äthiopien durchquert, was vier lange Monate gedauert hat. Dort herrschte Krieg zwischen Eritrea und Äthiopien. Wir wurden ausgeraubt, sollten zweimal erschossen werden. Aber unsere Stammesbegleiter haben uns davor bewahrt. Mit ihren Körpern als lebende Schilde. Das
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Nehberg kämpft für bedrohte Völker und erhielt dafür das Bundesverdienstkreuz prägt, das schafft Vertrauen. Zu dieser Zeit begegnete ich einer Frau, die pharaonisch verstümmelt war. Das ist die übelste Form der Verstümmelung. Zudem wollte man sie zwangsverheiraten mit einem Ekel von Mann. Sie floh und fand Schutz bei den eritreischen Freiheitskämpfern. Sie erzählte uns von den vollkommen tabuisierten Misshandlungen. Damals war ich zu jung und kam nicht auf die Idee, dass man sich in eine so alte Tradition einmischen könnte. Wann kam der Sinneswandel? Durch die Erfolge bei den Yanomami. Da habe ich gemerkt, dass niemand zu gering ist, um etwas zu verändern. Es braucht nur Fantasie und Unternehmungsgeist. Dann ist vieles machbar. Durch das Buch „Wüstenblume“ wurde ich an diese grässliche Problematik erinnert. Ich informierte mich durch Recherche. Am Ende stand die Frage, wie eine Weltreligion wie der Islam neben all dem Terror außerdem noch so etwas zulassen kann.
Hattest du eine konkrete Idee, wie du dagegen angehen wolltest? Ganz einfach: Ich musste die höchsten Geistlichen davon überzeugen, den Brauch zur Sünde zu erklären! Und das geht so einfach? Ich suchte zunächst Partner bei deutschen Organisationen. Die fand ich nicht. Ich wurde verhöhnt. Man sagte mir, der Islam sei nicht dialogfähig und man würde mir die Kehle durchschneiden. Um meine restliche Lebenszeit nicht mit solchen Angsthasen und Sesselpupsern zu vergeuden, habe ich den Rat von Amnesty International angenommen und mit Annette und Freunden meine eigene Organisation gegründet. Verzeichnet ihr Erfolge? Wir haben es bereits nach sechs Jahren geschafft, die allerhöchsten Geistlichen der Welt zu einer Konferenz in die Azhar Universität von Kairo zu laden. Sie ist vergleichbar
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mit dem Vatikan. Der höchste Rechtsgelehrte, Großmufti Ali Goma‘a, hatte dafür sogar die Schirmherrschaft übernommen. Da geschehen Wunder, wenn man seinen Gesprächspartnern auf Augenhöhe begegnet.
Kaaba. Das bedarf der Zustimmung des saudischen Königs. Alles Gute dabei und halte uns bitte auf dem Laufenden. Das werde ich. Danke für euer Interesse.
Wurde der Bitte entsprochen? Ja. Einstimmig wurde die Tradition zur Sünde erklärt, zu einem strafbaren Verbrechen, das höchste Werte des Islam verletzt. Das war ein historisches Novum. Dennoch ist der Brauch noch lange nicht beendet. Der Beschluss, die Fatwa, geht nicht in die Köpfe der Leute.
◊◊◊
INFO
Rüdiger Nehberg Das wirst du aber so nicht hinnehmen? Nein. Uns kommen ständig Ideen. Beispielsweise haben wir die Konferenz im sogenannten „Goldenen Buch“ dokumentiert. Es ist eine Predigtvorlage für die Imame. Ali Goma‘a hat das Buch sogar mit einem Prolog geehrt. Aber meine größte Vision ist, dass diese Botschaft von Mekka aus verkündet wird. Unübersehbar, unüberhörbar. Auf dem Heiligen Platz an der
Der 81-jährige Deutsche ist der Inbegriff eines Survivors – und noch weit mehr. Er ist Nativist für Menschenrechte: Er rettete das Volk der Yanomami und kämpft gegen weibliche Genitalverstümmelung. ruediger-nehberg.de
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Thorsten trifft die Menschen hinter der Maschine Es ist soweit: Das Zeitalter der Roboter steht vor der Tür. Wir werden endlich wieder humanoides Hauspersonal haben, alle, in fünf Jahren; keine Wäsche machen, kein Babysitten, kein Bier aus dem Keller holen. Das machen die humanoiden Kollegen aus Plastik, CPU und ein paar geheimen Zutaten für uns. Ohne denen das umständlich zu erklären, übrigens, denn die verstehen Sprache, deuten Mimik und werden zu wirklichen Gefährten. Große Chancen, große Risiken: Pepper ist nur der Anfang, erzählen seine Lehrer – Innovator Jörg Heynkes und Chefprogrammierer Payman Tayaran, als wir sie – und Pepper – in ihrem Labor in Wupptertal besuchen, um mehr über die Epoche zu erfahren, in der wir gerade aufwachen.
MENSCHMASCHINEN
Jörg, habe ich das vorhin richtig gesehen, hat Pepper geblinzelt? Jörg Heynkes (Lacht): Ja! Das zeigt, dass er zuhört und wach ist. Er kriegt alles mit, was passiert. Er beobachtet uns? Und hört zu, die ganze Zeit – versucht, zu verstehen. Die Unterhaltung mit Pepper war beeindruckend, aber nicht so flüssig, wie ich dachte. Noch hat er keinen Anschluss an ein KI-System; also Künstliche Intelligenz. In zwei Wochen sind wir damit fertig, dann agiert Pepper eigenständig. Jetzt ist es so, dass er nur das tut, was wir ihm vorher erklären. Das ist euer Job? Wir sind quasi seine Lehrer – schreiben die Programme, die Apps. Ich hatte das Bedürfnis ihn zu knuddeln, geht das vielen so? Das stimmt, er ist einfach süß – es werden sämtliche Mutterinstinkte geweckt, in einer Sekunde!
Wozu kann ich Pepper gebrauchen? Er kann vieles – deinem Kind Fremdsprachen beibringen zum Beispiel. Du sagst, Pepper, coache meinen Kleinen, lad´ dir vier Spiele runter. Montags spielst du auf Deutsch, dienstags auf Englisch, dann auf Chinesisch und auf Spanisch; da lernt der vier Sprachen! Was wir erleben, ist eine Revolution auf vielen Feldern. Payam, ihr kombiniert Robotik mit virtueller Realität. Heißt das, ich kann mit einer speziellen Brille einen Roboter steuern? Payam: Exakt, und du siehst mit seinen Augen. Das hört sich ideal für einen Bankraub an! Payam: Kann man machen, definitiv. In zwei Wochen wird Pepper Künstliche Intelligenz besitzen – heißt das, der lernt dann selber? Payam: Auf jeden Fall, wir haben schon den Prototypen. Was kann der? Payam: Dem muss ich nicht mehr vorgeben, drei Meter in meine Richtung zu gehen, sondern sage einfach, folge mir.
Wozu wäre es gut, wenn der mir folgen kann? Payam: Du könntest mit ihm spazieren gehen, er würde aufpassen. Er kann deine Mimik deuten, erkennen, ob du bestens gelaunt bist oder kurz vor einem Herzinfarkt stehst.
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Wie weit würde er gehen, um zu helfen oder ein Ziel zu erreichen? Sagen wir, er merkt, du bist krank, aber in einem Nebenraum, der keine Tür hat. Geht Pepper dann durch die Wand? Jörg: Du spielst auf die drei Grundregeln der Robotik an. Die erste besagt, er darf keinem Menschen schaden. Die zweite: Er muss Menschen gehorchen – es sei denn, das widerspricht Regel eins. Und: Ein Roboter muss sich beschützen, solange dies sich nicht mit eins oder zwei beißt. Pepper weiß also, er darf keinem Menschen schaden. Das liegt also in seinen Genen, in seiner Programmierung. Kann man die überlisten? Jörg: Ich bin nicht so naiv zu glauben, dass das nicht ginge. Jemand mit bösen Absichten … Payam: Sicher geht das!
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Wenn ich mir vorstelle, ich würde in einer Bank arbeiten und Pepper stünde vor mir und sagt, Überfall, Geld her, bitte – bei dem süßen Blick, ich weiß ja nicht. Payam: Alles vorstellbar … aber im Ernst: Pepper oder andere Roboter sind anfangs wie Kinder. Ich kann die so erziehen oder so, da kommt eben auch dieses oder jenes bei raus. Ein Banküberfall passt vielleicht eher zu einem amerikanischen Mitbewerber, ich habe mir Roboter von Boston-Dynamics auf YouTube angeschaut.
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Der Roboter „Atlas“ von Boston Dynamics Payam: Das ist schon ‘ne ganz andere Nummer, was den Niedlichkeitsfaktor angeht. Die sehen aus wie Terminator; rennen durch einen verschneiten Wald und werden dabei von Menschen mit Stöcken attackiert, vergeblich. Die sind völlig unbeeindruckt, laufen und laufen, gruselig. Jörg: Und das sind nur die, die sie dir
zeigen wollen. Aber welche Videos veröffentlichen die nicht – wo das Ding einen Flammenwerfer eingebaut hat oder eine Maschinenpistole? Das sind erkennbar Kampfmaschinen, der Auftraggeber ist das Militär. Die sehen auf jeden Fall gruselig aus. Pepper hingegen – auf deiner Webseite schreibst du, die Entwicklungsdynamik ist so, dass das,
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was in fünfzig Jahren entwickelt wurde, nur noch zehn dauert. Jörg: Das ist nicht übertrieben. In der Mobilität ist das noch viel dramatischer. Da erleben wir in den nächsten zehn Jahren größere Veränderungen als in den letzten hundert.
Was bedeutet das konkret? Jörg: Heute fahren in einer mittelgroßen Stadt mit dreihundertfünfzigtausend Einwohnern zweihunderttausend PKW. Jetzt habe ich schon gelogen: Die fahren nicht, die stehen rum, 23 Stunden am Straßenrand, doch kosten den ganzen Tag Geld.
Gibt es in zehn Jahren nur noch E-Autos? Jörg: Viel entscheidender ist: Die Elektromobilität ist nur eine Zwischenphase; wir tauschen für zehn Jahre den Antrieb. Das ist nicht schlecht, aber die wirkliche Veränderung ist die Schwarmmobilität.
Und Raum. Jörg: Unseren Lebensraum! Wie bescheuert kann man sein? Google sagt, die gleiche Mobilität, die wir mit hundert Fahrzeugen erreichen, erledigen sie mit zehn. Die gehören nicht dir oder mir, sondern den Stadtwerken, falls die aufwachen, ansonsten eben Aldi,
Fotos: Stefan Reimer
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Pepper analysiert menschliche Gestik und Mimik – und kann darauf reagieren Lidl oder direkt Google. Da wird sich die Lebensqualität in unseren Städten dramatisch ändern, und zwar verbessern. Der Knaller, die Autostellplätze … Private Parkplätze, Tiefgaragen, an Straßen … Jörg: Das sind pro Stellplatz zwölf Quadratmeter Fläche – eine unfassbare Menge. Die wird uns zur Verfügung stehen, für Urban-Gardening, Spielplätze, Swimmingpools. Ich kann „Stadt“ komplett neu denken. Aber nicht nur Stadt. Werden Roboter den Garten machen, einkaufen und tapezieren? Jörg: Ja.
Dann werden viele auf der Strecke bleiben. Die können auch nicht umschulen – zu was denn, wenn es für alles Roboter gibt? Jörg: Das Gesellschaftssystem muss und wird sich entsprechend ändern. Sonst gibt es Aufstände? Jörg: Ja. Aber ich bleibe mal bei den Autos: Wenn wir neunzig Prozent weniger haben, ändern sich sämtliche Rahmenbedingungen. Im Positiven: saubere Luft, mehr Platz und wir sparen viel Geld. Aber die Folge sind auch viel weniger Verkehrstote und Verletzte. Aber? Das klingt doch gut.
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Die Robotik wird unser Leben verändern Jörg: Weniger Betten in Unfallkliniken, weniger Werkstätten, weniger Ärzte. Keine Taxifahrer, keine Busfahrer, keine Gärtner. Jörg: Absolut. Was wir erleben: Unser System wird neu erfunden, das alte hat keine Chance mehr. Das Bildungssystem, Schule preußischer Art muss sich wandeln, hin zum kreativem Lernort. Wir werden ein bedingungsloses Grundeinkommen bekommen und brauchen eine ganz andere Betrachtung von Arbeit. Betrifft das schon unsere Generation? Jörg: Mit Sicherheit. Die meisten sehen nicht, wie viel Potenzial darin liegt – nehmen
wir den Coach für die Kinder, ich bin überzeugt, dass der in wohlhabenden Familien in fünf Jahren Standard ist. Das ist eine Anwendung, die gibt es bisher nicht, die ersetzt gar niemanden! Vor fünfzig Jahren war es so, da hatte ein erfolgreicher Fabrikant Chauffeur, Gärtner und Hausmädchen; er hatte Hauspersonal. Das konnten sich die anderen nicht leisten. In fünf Jahren haben wir wieder Hauspersonal und zwar jeder, wenn er will. Wir kriegen einen Roboter, der für uns auf die Kinder aufpasst, einen, der die Spülmaschine leerräumt oder ein Bier aus dem Keller holt. Wir werden die absoluten Couchkartoffeln!
Jörg: Unser Lebensmodell ändert sich total. Wenn wir das jetzt noch mit Virtual Reality zusammenpacken, kann ich auch ganz böse Gedanken darüber haben, was aus uns wird. Darin liegt eine große Gefahr. Jörg: Natürlich wird sich unser Sozialverhalten ändern. Dann wird sich keiner mehr von uns auf einer Facebook-Seite befinden. Wir bewegen uns dann in virtuellen Räumen. Facebook, wie wir es heute kennen, ist da viel zu zweidimensional. Das ist ja erstmal keine Verschlechterung. Aber wenn ich in einer Welt lebe, die voller Gefahren zu sein scheint, haben Menschen Angst und gehen nicht mehr raus. Ich fahre doch in zehn Jahren nicht mehr nach Paris auf eine Messe! Da laufe ich virtuell durch – es ist doch totaler Schwachsinn, dass fünfhunderttausend Menschen aus der ganzen Welt nach Paris fliegen, sich zwei Tage durch eine Messe drängeln.
» Was wir erleben, ist eine Revolution auf vielen Feldern. « Was machen dann die Pariser Hoteliers? Jörg: Gute Frage. Da verändert sich dramatisch was; das Problem ist, dass all unsere großen Wirtschaftszweige an einer Klippe stehen. Volkswagen ist ein gutes, erschreckendes Beispiel. Der Erfolg der Automobilindustrie beruht auf nur einem Faktor, nur ein Ding können wir besser als alle anderen: Benzin- und Dieselmotoren bauen. Alles jenseits davon, ein Auto zusammensetzen, Reifen dranschrauben und Sitze einbauen, kann jeder Idiot. Jetzt aber kommt eine neue Technologie und die ersetzt den Verbrennungsmotor. Unsere Kernkompetenz. Jörg: Die Kernkompetenz! Die ist nun überflüssig, fällt einfach weg. Die neue Technologie kommt und sagt, wir ersetzen dich. Jetzt wehrt sich die alte.
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Bis hin zum Betrug. Jörg: Bis dahin – aber das zeigt nur ein letztes Aufbäumen der Gattung. Die sagen natürlich, wir kriegen das hin, wir werden besser werden, im Wirkungsgrad, beim Filtern, machen hier noch was und dort … verstehen kann ich das. Doch bei uns kommt noch was ganz Schreckliches hinzu: Die Politik macht mit. Wenn sie bereit gewesen wäre, zu erkennen, was gerade passiert, hätte sie vor zehn Jahren alles getan, um die deutsche Automobilindustrie unter Druck zu setzen. Dann hätte sie gesagt, wir geben euch fünfzehn Jahre, danach lassen wir keinen einzigen Verbrennungsmotor mehr zu, damit ihr die Ersten seid, die vorbereitet sind. Aber das soll doch kommen – 2030. Ich lach‘ mich tot. Dann gibt es keine Verbrenner mehr und die diskutieren, ob sie dann noch welche zulassen möchten. Diese Blindheit ist tragisch, die wird uns Millionen Arbeitsplätze kosten.
» die wirkliche Veränderung ist die Schwarmmobilität. «
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Meinst du nicht, dass man sagen könnte, wenn wir einst aufwachen, dann richtig? Soll heißen, dass wir dann mit deutscher Gründlichkeit Versäumtes nachholen. Jörg: Bis vor zwei, drei Jahren habe ich das gehofft, habe gedacht, Mercedes, Volkswagen, Audi, die könnten die Kurve noch kriegen. Mittlerweile glaube ich das nicht mehr, die sind zu groß, zu schwerfällig, haben zu viel zu verlieren. Wie bei den Banken – nehmen wir N26. Kennst du N26? Die Online-Bank. Jörg: Endlich mal ein deutsches Start-up! Vor einem halben Jahr erzählte mir ein Freund davon auf ‘ner Party, kostenloses Konto und Kreditkarte. Am nächsten Morgen lade ich mir während
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Pepper spricht zwanzig Sprachen und lernt jeden Tag mehr dazu meines Spaziergangs die App runter und bekomme direkt eine Videokonferenz zugeschaltet, wo jemand mich fragt, wie er helfen kann. Ich wolle ein Konto eröffnen. Kein Problem, ob ich einen Ausweis dabeihabe, ich solle den vor die Kamera halten. Um es kurz zu machen: Innerhalb von acht Minuten hatte ich ein Konto. Zwei Tage später hatte ich diese Karte. Die sieht schick aus; ist die erste mir bekannte, die durchsichtig ist! Jörg: Das ist nur Optik. Wichtiger ist: diese Bank hat inzwischen mehr Filialen als alle anderen Mitbewerber! Und weißt du, was die Filialen N26 kosten?
Wenn du schon so fragst … nichts? Jörg: Nichts. Weil die mit REWE einen Deal gemacht haben und so jede Filiale zu einer Bankfiliale. Was soll nun mein Sparkassendirektor machen? Wenn ich den frage, was seine digitale Strategie ist, sagt der, er sei ganz nah bei den Menschen. Das reicht nicht, das ist keine Frage von Ja oder Nein, sondern von Dabeisein oder nicht. Wir haben solche Transformationen als Gesellschaft hundertfach überlebt, Aufzugführer, Kutscher, Bleischriftsetzer – nur langsamer. Jörg: Das ist das, was uns zu schaffen
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Bald schon sollen Peppers im Gesundheitswesen eingesetzt werden macht, das Tempo. Dadurch auch der Hype um Afd und Pegida, da ist der Ausländerhass nur ein Symptom. Die merken, die Welt ändert sich und dass sie da nicht mitkommen. Ganz gefährliches Situation, viel schwerer zu regeln als die Flüchtlingskrise, denn es geht um Gerechtigkeit. Wie erkläre ich der Aldi-Verkäuferin, die wegen eines Brötchendiebstahls rausfliegt, dass der Top-Manager der Deutschen Bank, der acht Milliarden betrügerisch versenkt hat, mit einer Zweihundert-Millionen-
Prämie vom Hof zieht? Da muss man in Kauf nehmen, dass irgendwann die Aldi-Frauen durchdrehen. Jörg: So ähnlich, genau. Es gibt inzwischen eine Parteien- und Elitenverdrossenheit, die bis zum Hass geht. Und weißt du was? Die Leute haben recht! Stell dir vor, du arbeitest seit dreißig Jahren bei VW, gehst da jeden Tag hin, machst einen guten Job. Und kriegst mit, dass deine Chefs, bei den Gehältern, die die
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bekommen, jeden Tag so eine Scheiße bauen! Wenn Politik und Gesellschaft nicht einen schnellen Turnaround zu mehr Gerechtigkeit schaffen, sehe ich da schwarz. Wenn man jedoch davon ausgeht, dass die Menschen sich nun mal nicht ändern, dann … Jörg: … ändert die Zeit die Menschen. Wie gesagt, nicht ob ist die Frage, sondern nur, ob mit uns. Du bist Innovator, Unternehmer, Aktivist. Nun auch Kandidat, stellst dich zur Landtagswahl auf. Machst du das, weil die Welt sonst den Bach runtergeht? Jörg: Ja, ich möchte die Welt retten.
» Wir werden ein bedingungsloses Grundeinkommen bekommen. « Aber Politik ist doch ein fauler Haufen Kompromisse, kannst du da überhaupt was bewegen? Jörg: Das ist der Grund, warum ich so lange nichts getan habe. Ich bin seit meiner Kindheit ein politischer Mensch, habe gefühlte hundertmal überlegt, ob ich in die Politik gehen sollte. Ich wollte konkret was verändern, was bewegen. Ein Beispiel: Neunzig Prozent finden den Energiewechsel super, wollen einen schnellen Umstieg. Aber guck mal aus dem Fenster! Überall Dächer von Leuten, die dafür sind, doch keiner von denen hat eine Solaranlage auf dem Dach. Warum glaubst du, als unabhängiger Kandidat tatsächlich gewinnen zu können – immerhin ist das noch niemandem je gelungen? Jörg: Die Zeit ist reif. Die Menschen suchen verzweifelt nach neuen Möglichkeiten. Ich kann den Leuten erklären, dass es gut wäre, wenn ich da mitmachen würde, jetzt müssen die das nur noch wollen. Ich glaube, ich habe eine Chance. Deshalb gehe ich das Wagnis ein. Die Menschen
haben es einfach satt, Leute wie Sigmar Gabriel zu sehen. Die wollen das nicht mehr. Wie gehst du vor? Jörg: Wir machen Wahlkampf. Wird Pepper dabei sein? Jörg: Natürlich! Vielleicht zieht er von Haustür zu Haustür oder plakatiert – aber im Ernst, natürlich wird er bei dem einen oder anderen Auftritt dabei sein. Mit ihm möchte ich den Leuten zeigen, was sich gerade verändert in der Welt, damit sie verstehen, warum es so wichtig ist, unsere Lebenskonzepte anzupassen. Gerne würde ich dich in fünf Jahren sprechen, um zu sehen, was aus Deutschland geworden ist. Date? Jörg: Date! ◊◊◊
INFO
Jörg Heynkes Ist Unternehmer, Innovator und Aktivist, außerdem parteiloser Direktkandidat bei den Landtagswahlen im kommenden Jahr. Er sieht unsere Welt im extremen Tempo in eine neue Epoche sausen – und will dabei nicht Zuschauer, sondern Gestalter sein.
Payam Tayaran Ist Unternehmer, Innovator und Aktivist, außerdem parteiloser Direktkandidat bei den Landtagswahlen im kommenden Jahr. Er sieht unsere Welt im extremen Tempo in eine neue Epoche sausen – und will dabei nicht Zuschauer, sondern Gestalter sein.
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Hendrik Schulte spricht mit Udo Jürgens Die Haushälterin ist wirklich freundlich. Gleich wird sie uns in das Züricher Wohnzimmer von Udo Jürgens durchstellen. Bei einem Künstler seines Ranges erwartet man kein besonders persönliches Gespräch, obendrein sind wir Zeitung Nummer vier an diesem Tag. Unsere Erwartungen werden nicht erfüllt. Wir sind begeistert.
IMMER SCHÖN PIANO
Millionen Weiber würden es gerne wissen, ich kann jetzt einfach nachfragen: Ich erwische Sie zuhause in Zürich – wie sieht es denn in Udo Jürgens’ Wohnzimmer aus? Na, ich würde sagen, ganz gemütlich. Schöne warme Farben, so Gelbtöne, die ich sehr mag. Weiß und viele helle Farben. Sagen wir das Augenmerk liegt auf eleganter Gemütlichkeit – das ist so mein Stil. Bücher an den Wänden, Blick in den Garten raus. Im Moment setzt die Dämmerung ein und es fällt etwas Schnee … Und? Bademantel an? Nein! Zuhause laufe ich nie im Bademantel rum. Nur morgens, wenn ich direkt nach dem Aufstehen in meine Schwimmhalle gehe, um meine Bahnen zu ziehen, habe ich einen an, aber sonst eigentlich nicht. Sie sind 71 Jahre alt, und haben einen Terminkalender wie ein 28-jähriger Popstar – wie hält man das aus? Ja, mein Gott, ich fühle mich einfach gut, sicher nicht viel anders als vor zwanzig Jahren. Ich bin fit und Gott sei Dank sehr gesund. Die Konzerte zu machen, strengt mich übrigens nicht mehr an als früher. Ich bereite
mich nur noch solider vor, als ich das früher gemacht habe – ich versuche eigentlich, nix mehr dem Zufall zu überlassen. Je älter man wird, desto klarer wird einem, dass nichts so nachhaltig und wichtig ist wie eine gute Vorbereitung. Viele wissen nicht, dass Sie Musik studiert haben … Das stimmt, ich habe mich lange und intensiv mit klassischer Musik beschäftigt, war auch Arrangeur und alles Mögliche. Ich habe aber gemerkt, dass ich in der klassischen Musik, damals in der Ausbildung gab es keine Jazzausbildung wie heute, nicht die wahnsinnige Begeisterung entwickelt habe. Ich hab’ mich rumgequält mit den Beethoven-Sonaten, das war nicht so das reine Vergnügen für mich. Ich hab’ viel lieber frei gespielt. Ich habe Jazz gespielt und meine eigenen Sachen zu entwickeln versucht, das hat mich viel mehr interessiert. Wie das meistens bei Komponisten so ist: Wir sind nicht so die idealen Nachspieler. Mit wenigen Ausnahmen – Brahms beispielsweise war ein großartiger Pianist, obwohl er auch ein begnadeter Komponist war. Sie haben sogar eine eigene Symphonie ge-
schrieben: die „Krone der Schöpfung“. Eine symphonische Dichtung nenne ich das. Sie besteht aus drei Sätzen mit Symphonieorchester; Rockgruppe, Klavier und Gesang … Ist die für die Tonne komponiert oder kann man die auch kaufen? Ich habe die drei Sätze getrennt voneinander aufgenommen, zweimal mit den Berliner Philharmonikern, mitKurz den FrankfDr. Andrea & Dr.einmal Helmut urtern, also es ist alles auf verschiedenen Windthorststr. 16 Platten. Ich warteMünster darauf, dass ich das Ge48143 samtwerk mal einem großen Anlass spielen Tel.zu 44739 kann. Das ist einer meiner Zukunftsträume. www.kurz-zahnmedizin.de Bei den Salzburger Festspielen, und wenn es Zertifizierte Praxis nach der außerplanmäßig Open mit einem großen internationalen ISO EN DIN Air 9001 für Qualitätsmanagement Orchester in Salzburg wäre oder woanders – das wäre mein Traum.
» Zuhause laufe ich nie im Bademantel rum. «
Dr. Andrea & Dr. Helmut Kurz Windthorststr. 16 48143 Münster Dr. AndreaTel. & Dr. Helmut Kurz 44739 Windthorststr. 16 www.kurz-zahnmedizin.de 48143 Münster Zertifizierte Praxis nach der Tel. ISO 44739 internationalen EN DIN 9001 für Qualitätsmanagement www.kurz-zahnmedizin.de Zertifizierte Praxis nach der internationalen ISO EN DIN 9001 für Qualitätsmanagement
Die haben sich schon des Öfteren kritisch zu neuen Musikern und gecasteten Bands geäußert. Das kommt natürlich manchmal rüber wie der meckernde Alte – gibt es für Sie auch positive Überraschungen? Natürlich gibt es die. Es wäre ja vermessen, etwas anderes zu sagen. Die Gesamtentwicklung zu immer mehr Techno und Technik, immer weiter weg vom lebenden Musiker und vom Orchester hin zu technischen Geräten, die verfolgen natürlich alle „Leib-und-Seele-Musiker“ kritisch und mit wenig Begeisterung. Obwohl wir heute rückblickend sagen müssen, dass eine Gruppe wie Kraftwerk einen großen Beitrag zur Musikkultur geleistet hat. Nur haben sie dann billige Nachahmer gefunden – wie das immer so ist. Heute gibt es ja zu unserer Freude wieder eine große Umkehr hin zu lebenden Musikern, zu Liveauftritten, zu all diesen Geschichten. Deshalb bin ich eigentlich sehr versöhnt. Es muss alle Formen der Musik und alle Formen des Experiments geben, das gehört dazu. So
Foto: Dominik Beckmann
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Am 21.12.2014 verstarb Udo Jürgens überraschend im Alter von 80 Jahren sehe ich auch die ganze Technik und Techno-Entwicklung als einen wichtigen Beitrag. Obwohl ich sagen muss: abends vor dem Schlafengehen würde ich mir jetzt keine Technoplatte oder keinen Thrash Metal reinziehen. Mmmh … Bitte?
Notizen, die ich mir anschaue, dann versuche ich, viel Klavier zu spielen. Dann fliegt mir etwas zu – oder auch nicht. Die Ausarbeitung ist aber entscheidend: dass man nicht lockerlässt, bis das wirklich eine runde Sache ist. Jeder Song.
Nichts. Ich habe mir die Szene nur kurz vorgestellt. Das sind Versuche, mit einer Zeit fertig zu werden. Mit Aggression eine Ausdrucksform zu finden, die in eine gewaltbereite Zeit passt. Ich persönlich glaube, dass Gewalt auf der Bühne nicht die richtige Ausdrucksform ist. Aber dennoch: Versuche müssen gemacht werden, in alle Richtungen, das ist lebendiges Musikleben und deswegen sehe ich das alles durchaus nicht nur negativ.
Wenn man sich mit Ihrer Karriere beschäftigt, findet man auffällig wenige Streits in der Öffentlichkeit. Kaum Feinde, Hetze oder irgendwelche Boulevardschlachten. Mit mir kann man schwierig streiten. Einer meiner größten Fehler ist meine Harmoniesucht. Die führt zwar dazu, dass ich wenig streite, aber vielleicht wäre es manchmal besser, ich würde in manchen Situationen eine Klärung durch eine harte Auseinandersetzung herbeiführen. Ich neige dazu, alles auf die sehr lange Bank zu schieben. Und irgendwann explodiert dann alles um mich herum.
Wie komponiert Udo Jürgens – unter der Dusche? Am Klavier? Am Klavier schon eher. Also unter der Dusche wird nicht gesungen. Bei mir zuhause jedenfalls. Da lasse ich höchstens ein paar Urschreie ab unter eiskaltem Wasser. Ich fahre am liebsten weg, zum Beispiel nach Portugal in mein Haus, um mich zu sammeln. Ich habe
Wenn sich diese vielleicht unterdrückten Emotionen in gute Kompositionen entladen, dann ist es auf die eine oder andere Art doch wieder fruchtbar …? Meine Fehler haben sich tatsächlich auch als sehr positiv für mich herausgestellt. Daher denke ich mir, jeder Mensch muss lernen, mit seinen Fehlern umzugehen. Trotzdem, meine
Foto: Dominik Beckmann für ZDF
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Udo Jürgens war einer der erfolgreichsten Musiker im deutschen Sprachraum Harmoniesucht und fast Streitunfähigkeit … manchmal bin ich dadurch auch fürchterlich ausgenutzt worden und alles Mögliche. Aber gut. Das ist eben so. Waren Sie schon mal in Münster? Aber natürlich. Eine der schönsten Städte Deutschlands. Wunderbar. Eine ganz herrliche Stadt. Da ist ja so viel Natur um euch herum. Ihr habt ein bezaubernd grünes Land mit tollen Menschen, die Geschichte der Stadt und die alten Bausubstanzen, die zum Teil noch erhalten und zu sehen sind. Also das ist schon ein Traum von einer Stadt, euer Münster … allerdings müssen Sie mir da jetzt mal was erklären! Was denn? Wie kann es passieren, dass durch dreißig Zentimeter Schnee und einen verstärkten Sturm, dass da im Münsterland gleich die Masten versagen und 50.000 Menschen tagelang ohne Strom sind? Also in Nordkorea von mir aus, da ist ja alles Schrott. Aber wir sind doch in Deutschland!
Wir fassen es selbst nicht. Keiner eigentlich. Und unsere Landeier in Ochtrup und Coesfeld frieren sich … na ja, eben was ab. Damit muss doch ein Land umgehen können! Ich wollte gerade schon fragen: „Habt ihr einen Tornado gehabt, oder was?“
» Unter der Dusche lasse ich höchstens Urschreie ab. « … es muss wohl die ungünstigste Kombination von Schnee … Ja, aber das fällt doch wieder runter! Ja! Ist aber eben nicht! (Lacht) Also da ist mir einiges nicht klar, das muss ich Ihnen sagen. Ich habe gehofft, dass Sie mir jetzt die große Aufklärung über die Schneekatastrophe im Münsterland geben könnten.
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Nee, da muss ich Sie enttäuschen. Ich glaube, es war so, dass die Kombination von Schneefall und eisigem Wind dazu geführt hat, dass sich mehr und mehr Schnee auf den Leitungen gesammelt hat, der ist sozusagen direkt festgefroren. Über die entsprechende Länge ist das natürlich ein enormes Gewicht. In Ordnung, das hört sich ja schon mal logisch an. Dann hab’ ich schon mal was gelernt. Trotzdem kann ich nicht glauben, dass da Masten umknicken. Ich habe gedacht, ich sehe nicht richtig. Wenn am Golf von Mexiko irgendwelche Tornados gewesen wären, dann vielleicht. Aber doch nicht so. Wie oft sind Sie auf den Satz „Frauen über vierzig haben keinen Sex“ angesprochen worden, den Sie angeblich gesagt haben? Viertausend Mal und immer wieder falsch zitiert! Daran werde ich nicht so gerne erinnert. Ich habe mich sicher in Eile etwas ungeschickt ausgedrückt, das gebe ich gerne zu. Aber ich habe natürlich nicht gesagt, dass Frauen über vierzig keinen Sex haben. So dumm bin ich nun wirklich nicht, dass ich so einen Blödsinn reden würde. Man kann mir alles Mögliche nachsagen – penetrante Dummheit allerdings nicht. Was haben Sie denn nun tatsächlich gesagt? Ich habe gesagt, dass ein jeder Mensch mit vierzig an so eine Schwelle des Lebens kommt, wo er sich etwas mehr Gedanken um seine Partnerschaften macht als mit zwanzig oder fünfundzwanzig Jahren. Eben auch um seine sexuellen Partnerschaften. Da wird Ihnen kaum jemand widersprechen. Ich war damals in Eile auf dem Weg zur Bühne, habe das vielleicht nicht geschickt ausgedrückt und dann wurde da eine Schlagzeile draus. Aus einem ganz harmlosen Interview übrigens, das auch vollkommen abgedruckt und gar keine Sensation war. Erst durch das Umdrehen einer Zeile wurde ein Skandal draus. War das der einzige Fall, in dem man sich richtig auf Sie gestürzt hat? Um nicht zu sagen:
einen verbalen Panzer auf Sie gerichtet hat? In der Tat. Dadurch konnten sich deutsche Psychologen im Fernsehen über mich auslassen und mich als „senilen und impotenten alten Sack“ bezeichnen. Ich musste eine schwere Ehrenbeleidigung über mich ergehen lassen. Da habe ich mich auch gefragt, in was für einer Gesellschaft wir eigentlich inzwischen leben. Also, dass man ungestraft einen Menschen extrem beleidigen kann, und zwar im Fernsehen, ohne dass man zur Rechenschaft gezogen wird. Da überlegt man sich schon manchmal, ob die noch alle Tassen im Schrank haben, die in unserer modernen Medienwelt. Aber gut. Das ist zweifellos aus dem Ruder geraten diese Sache, aber da muss man den Stahlhelm aufsetzen, die Schultern hochziehen und da einfach durch. Es geht vorbei wie ein Unwetter, aber ich frage mich, warum es so etwas geben muss. Wegen nichts und wieder nichts. (Lacht) ◊◊◊
INFO
Udo Jürgens Udo Jürgen Bockelmann wurde 1934 in Klagenfurt geboren, wuchs auf dem elterlichen Schloss Ottmanach in Kärnten auf und studierte unter anderem am Mozarteum in Salzburg Musik. Auf Bachsonaten und so ein Zeug hatte Udo Jürgens aber nicht wirklich Bock – wer’s kann, komponiert halt lieber selbst. Udo Jürgens hat beispielsweise für Shirley Bassey und Quincy Jones Lieder geschrieben und gilt als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Musiker. Am 21. Dezember 2014 verstarb er im Alter von 80 Jahren. Mit ihm verlor die deutschsprachige Musik einen ihrer begnadetsten Entertainer.
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Sabine trifft Prof. Dr. Ulrich walter – einen von 548 Bisher waren 548 Menschen im Weltall. Der deutsche Prof. Dr. Ulrich Walter ist einer von ihnen, war als wissenschaftlicher Space Cowboy zehn Tage im All. Er hat die Erde aus dem Weltall gesehen, den Overview-Effekt erlebt, ein Phänomen, das die veränderte Perspektive auf den Planeten Erde und die auf ihm lebende Menschheit beschreibt. Er leitet den Lehrstuhl für Raumfahrttechnik in München und hat den Raumanzug von Felix Baumgartner mitentwickelt.
Ganz oben
Herr Prof. Dr. Ulrich Walter, Neil Armstrong war der erste Mann auf dem Mond, Sie der erste Iserlohner im Weltall. Ja, stimmt. Das war 1993. Lang ist’s her. Iserlohn war damals doch bestimmt stolz auf Sie, oder? Gibt es eine Straße, die nach Ihnen benannt wurde? Nein, nicht, dass ich wüsste. Aber ich bin Ehrenbürger der Stadt Iserlohn. Vielleicht der erste Schritt Richtung Straßennamen? Könnte sein. Aber um ehrlich zu sein, möchte ich damit gerne warten. Denn schließlich wird einem oft erst dann die Ehre zuteil, wenn man tot ist. Und ich möchte lieber noch ein bisschen leben und forschen, das macht mir mehr Spaß. Woran forschen Sie im Moment? Zusammen mit den Doktoranden an meinem Lehrstuhl hier in München entwickeln wir Technologien für Robotik im Weltraum sowie Lebenserhaltungssysteme. Wir erforschen, wie man damit das Leben von Astronauten im Weltraum erleichtern kann.
Sie waren zehn Tage im All und müssen es wissen: Sind wir allein im Universum? Man muss erstmal für die Antwort festlegen, was man mit „Universum“ meint. Wenn wir damit das gesamte Universum meinen – und wir wissen inzwischen, dass es unendlich groß ist –, dann muss es andere Zivilisationen dort draußen geben. Denn die Logik des Konzepts „Unendlich“ erzwingt: Wenn es eine Zivilisation gibt, nämlich unsere, muss es viele weitere geben. Um genau zu sein: Unendlich viele andere. Aber dieses Wissen nützt uns nichts. Die nächste Frage müsste demnach lauten: Wo befinden sich die nächsten Zivilisationen? Und da lautet die Antwort: Sie können beliebig weit entfernt sein. „Beliebig weit“ heißt, Millionen von Lichtjahren. Derzeitiger Wissenschaftsstand ist, dass wir keine Signale jenseits von Tausenden von Lichtjahren empfangen können, weil die viel zu schwach sind. Wie muss ich dann „Universum“ definieren, damit Sie die Frage beantworten können? Dann ist das Universum der Bereich, der für uns zugänglich ist. Und das ist unsere Milchstraße. Wenn Sie dann die Frage auf die
Milchstraße reduzieren, mich fragen, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass es innerhalb unserer Milchstraße, in der wir mit Funkwellen kommunizieren können, andere Zivilisationen gibt –, dann lautet die Antwort, dass wir sehr, sehr wahrscheinlich die Einzigen sind.
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Warum ist das so? Das liegt daran, dass der Evolutionsprozess der Erde, also der Prozess von unbelebter Materie hin zu belebter Materie, sich extrem selten abspielt. Und weil er so immens unwahrscheinlich ist, ist unsere Existenz sehr, sehr unwahrscheinlich. Doch immerhin ist dieser Zufall einmal eingetreten. Deshalb können wir uns glücklich schätzen, dass es uns gibt. Spätestens mit dieser Erkenntnis sollten die Menschen doch endlich kapiert haben, dass wir behutsamer mit dem Planeten Erde umgehen müssen. Wissen Sie, das ist ein gutes Argument. Ein Philosoph hat mal gesagt: Zu wissen, dass man allein im Universum ist oder aber zu wissen, dass es andere gibt, ist gleichermaßen faszinierend. Und im Moment sieht es so aus, als wären wir wirklich die Einzigen. Wir wissen es sogar faktisch – und dabei läuft es mir kalt den Rücken herunter. Also, man sitzt hier und sagt sich: Was immer ich auch tue, wir werden nie mit anderen kommunizieren oder in Kontakt treten können. Unserer Menschheit wird das nie passieren. Und das zu wissen, ist schon sehr beeindruckend.
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» Ist es eine Mrd. EUR wert, das Higgs-Teilchen gefunden zu haben? Ja. « Die NASA plant die Mission: „NASA’s Journey to Mars“. In gut 20 Jahren möchten sie hoch auf den roten Planeten. Würden Sie bei den Amerikanern einsteigen?
Fotos: NASA/U. Walter
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Die Wolkendecke als Wolkenteppich In dem Augenblick, wenn die NASA sagt, wir fliegen, würde ich es machen. Aber ich kann Ihnen sagen: Es passiert nicht in den nächsten 30 Jahren. Die NASA hat eine Regel: Wir fliegen erst, wenn die Überlebenschance größer als neunzig Prozent ist. Und dann, wenn die NASA sagt, wir haben das nachgewiesen, ist das Risiko klein genug, dass ich es eingehen würde. Sie sind davon überzeugt, dass die Menschheit im Weltall eine Zukunft hat. Auch Stephen Hawking sieht das so. Sie rechnen also fest damit, dass die Welt irgendwann nicht mehr bewohnbar ist? Nein, das eine kann mit dem anderen einhergehen, muss es aber nicht. Im Moment würde ich nie ein Leben im Weltall anstreben. Ich habe keinen Drang danach, weil es mir hier gut gefällt. Aber durch eine neue Eiszeit oder einen Meteoriteneinschlag kann dieser Fall eintreten. Und dann wird es nötig sein. Dann sprechen Sie also nicht von den nächsten 500 Jahren? Nein ... von Tausenden von Jahren. Man spricht vom Overview-Effekt, wenn man
Dinge anders sieht, sobald man einen großen Abstand zu ihnen hatte. Wie kamen Sie mental mit der Rückkehr aus dem All zurecht? Das war eigentlich kein Problem. Es gibt die Vereinigung aller Astronauten, die oben waren, und wir unterhalten uns manchmal über diese Dinge. Nehmen Sie Nancy Gunter. Eine Dame, die bei der NASA schon Ende der 60er Jahre die Quarantänestation geleitet hat. Man muss wissen, dass man als Astronaut, vor und nach einer Mission, für sieben Tage in Quarantäne muss. Nancy Gunter war damals bereits bei den Mondmissionen dabei. Ich habe Sie mal gefragt, ob Sie nach der Rückkehr der Mond-Astronauten einen Unterschied vor sowie direkt nach der Mission feststellen konnte. Und sie sagte, nee, eigentlich nicht. Bis auf die Ausnahme, dass alle reden wie ein Wasserfall. Aber vom Charakter her, meinte sie, hätten sie sich nicht geändert. Die Aussage überrascht mich. Ja, das kann ich verstehen. Inzwischen wissen wir jedoch, dass es nicht ganz so ist und sich die Astronauten durchaus verändern. Und zwar nicht durch den Aufenthalt auf dem Mond oder im Weltall.
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April 1993, fernab der Erde Sondern? Sondern durch die Zeit danach. Ein Astronaut hat das mal schön beschrieben, und zwar Buzz Aldrin, der zweite Mann auf dem Mond. Wenn man nach der Mission zum Mond durch die Straßen New Yorks fährt, die Menschen dich wie Gott behandeln, dann kann es schon passieren, dass man psychisch kippt – besonders, wenn man nicht so ganz stabil ist. Wurden Sie auch schon einmal wie Gott behandelt? Indirekt. Es kommen Menschen zu mir und fragen ganz offen: Herr Walter, darf ich Ihnen die Hand geben? Und ich merke dann sehr deutlich, die wollen Körperkontakt mit einem Astronauten haben. In diesem Zusammenhang wird auch häufig die Frage gestellt, besonders von Frauen: Sind Sie Gott nähergekommen? Und? Die Frage impliziert eine religiöse Vorstellung, nämlich die, dass ein Gott irgendwo dort oben sein muss. Und dass derjenige, der oben war, demnach auch Gott nähergekommen sein muss. Und deshalb, weil er Gott näher war, behandele ich ihn auch ähnlich wie einen Gott.
Und warum Frauen? Was schätzen Sie? Das liegt wohl im unterschiedlichen Naturell von Männern und Frauen. Männer wollen wissen, wie das Erlebnis beim Start ist, wie man da in den Sitz gedrückt wird, während Frauen mehr an den menschlichen Aspekten eines Raumfluges interessiert sind. Beides ist absolut interessant! Hat der Papst schon einmal an die Tür beispielsweise der NASA geklopft und gefragt, ob man im All religiöse Untersuchungen vornehmen könnte? Nein. Und selbst wenn ein Papst es tun würde, wäre es uns verboten, so etwas zu tun. Warum? Ganz einfach: Weil die Raumfahrt eine staatlich finanzierte Angelegenheit ist, da verlangt der geltende Laizismus in der westlichen Welt, so etwas strikt von kirchlichen Interessen zu trennen. Es gab mal die Situation bei Apollo 8, dass ein Astronaut am Weihnachtstag beim Flug um den Mond aus der Bibel vorgelesen hat. Da gab es einen Aufschrei in der amerikanischen Öffentlichkeit, weil man meinte, er habe die Aufmerksamkeit der Mission für eine religiöse Angelegenheit missbraucht. Seitdem ist es strikt verboten, eine Bibel mit auf eine
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Raumfahrtmission der USA mitzunehmen. Hat der Aufenthalt im Weltall Sie religiöser werden lassen? Nein. Gläubiger nicht im religiösen Sinne. Aber nachdenklicher. Ich denke mehr über Religion nach. Ein japanischer Freund von mir, ein Shintoist, hat mir mal gesagt: Ihr fliegt eigentlich in den Weltraum, weil ihr eurem Gott näherkommen wollt, denn euer Gott ist da oben. Im Shintoismus ist unser Gott in der Natur, auf der Erde. So gesehen ist Raumfahrt ein mentaler Akt, um Gott näher zu kommen. Wir Europäer betreiben die Raumfahrt nicht allein der Wissenschaft wegen, sondern auch, um Gott näherzukommen. Unser Urantrieb ist das Bedürfnis nach tieferer Erleuchtung.
» DIe Antwort lautet, dass wir sehr, sehr wahrscheinlich die einzigen sind. «
Summe wert, das Higgs-Teilchen gefunden zu haben? Ich persönlich habe ja nichts davon. Aber dennoch sagen die Menschen: Ja, es ist eine wissenschaftliche Erkenntnis, die uns die Natur besser verstehen lässt. Und diese Erkenntnis ist es uns wert. Der Mensch ist neugierig. Ja, und nicht nur die Neugier wird durch die Raumfahrt befriedigt, sondern wir erlangen dadurch auch technologischen Fortschritt. CERN verdanken wir etwa die Erfindung des Internets sowie der Raumfahrt das Satellitenfernsehen oder die Navi-Satelliten. Aber wir betreiben nicht Raumfahrt, um das Fernsehen zu verbessern, sondern wir entwickeln Satelliten, mit denen man alles Mögliche machen kann – eben auch Fernsehen übertragen. Ein sogenanntes Spin-off. Was bedeutet für Sie Wissenschaft? Wissenschaftler zu sein, ist für mich die Möglichkeit, tiefere Einsichten zu erlangen, wie die Natur funktioniert. Und es gibt nichts Schöneres für mich. Es macht mich glücklich, dafür lebe ich. Aber es gibt so viele andere bedeutsame und interessante Dinge auf der Welt, die ebenso wichtig sind.
Der Weltraumtourismus ist auf dem Vormarsch. Ich frage Sie: Was soll das bringen? Das Geld könnte man doch sicher besser ausgeben? Nein, Weltraumtourismus ist doch schön. Ich bin der Meinung, jeder kann mit seinem Geld machen, was er will. Egal, was es ist. Und wenn die Person in den Weltraum fliegen will, soll sie das tun, auch wenn es 250.000,00 Dollar kostet. Außerdem werden dadurch nach und nach die Preise fallen. So können es sich immer mehr Menschen leisten, ins All zu fliegen.
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Brauchen wir die Raumfahrt überhaupt? Aus wissenschaftlicher Sicht, ja. Wir zahlen beispielsweise CERN, der Europäischen Organisation für Kernforschung in Genf, eine Milliarde Euro pro Jahr für Forschungszwecke. CERN hat unter anderem das Higgs-Teilchen entdeckt. Ich frage Sie: Ist es eine solche
Prof. Ulrich Walter wurde 1954 in Iserlohn geboren, studierte Physik und ist ehemaliger D-2-Astronaut. Für zehn Tage war er vom 26. April bis zum 06. Mai 1993 im Weltall. Seit 2003 leitet er den Lehrstuhl für Raumfahrttechnik an der Technischen Universität München.
INFO
Prof. Ulrich Walter
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Tom, Klaus Doldinger und Musik „Tatort“, „Das Boot“, „Die unendliche Geschichte“ – diese drei Werke wären ohne die Musik von Klaus Doldinger nicht zu dem geworden, was sie sind: Klassiker. Heute mit ihm sprechen zu dürfen, ist aufregend, schließlich begleitet seine Musik mich schon mein Leben lang.
Was, das ist auch von dem?!
Klaus, freust du dich, wenn du sonntags die Tatort-Melodie hörst? Ich nehme das nicht mehr so bewusst wahr. Sicherlich freut man sich, wenn man seine eigenen Stücke hört. Jeder Titel ist ja ein Teil von einem selbst. Dein Leben ist ein bewegtes; du hast schon als Kind Berlin verlassen, warst in Köln, der Ukraine, Düsseldorf und … Wien. Die Umzüge waren meinem Vater geschuldet, der Fernmeldeingenieur war. Er war bei der Reichspost und wurde oft versetzt. In der Ukraine baute er ein Fernmeldenetz auf; in Düsseldorf, wo wir Ende 1945 lebten, errichtete er das Fernmeldebauamt. Du bist allerdings nicht direkt mit nach Düsseldorf gegangen? Ich lebte bis Kriegsende mit meiner Mutter in Wien. Über Bayern zogen wir nach Düsseldorf, in die Stadt, die ich als meine Heimat bezeichne. Stimmt es, dass dein Wegzug aus Wien eher eine Flucht war?
Zu der Zeit konnten wir die heranrückenden Geschütze der Russen hören – unsere Nachbarn und Freunde waren der Meinung, dass man als Reichsdeutsche bei den Russen nicht so wirklich willkommen sei. Meine Mutter überlegte nicht lange und entschied, Wien in Richtung Deutschland zu verlassen. Es gab damals jede Menge Flüchtlingsströme, die meisten vom Balkan, fast wie heute. Einem solchen Treck haben wir uns angeschlossen und sind nach München, Schrobenhausen, für ein halbes Jahr. Dann ging es zu meinem Vater nach Düsseldorf. Dort begann mit dem Studium deine Karriere als Musiker? Ich besuchte zunächst das Jacobi-Gymnasium. Nach dem Abitur wurde ich am Robert-Schumann-Konservatorium angenommen, wo ich mit einem Stipendium … obwohl, ich weiß gar nicht, ob ich mit einem Stipendium studiert habe … Aber studiert hast du? (Lacht) Aber sicherlich. Zunächst war ich jahrelang Liebhaberschüler am Klavier. Dazu
kam die Klarinette – und fertig war das musikalische Studium. Darüber hinaus studierte ich Musikwissenschaften und Tontechnik, schloss das Ganze als Tonmeister ab. Entscheidend war, dass ich Anfang der Fünfziger in der Band „The Feetwarmers“ mitwirkte, einer Dixieband. Mit der haben wir die erste Platte aufgenommen. Die Branche gefiel mir so gut, dass ich zeitgleich meine erste eigene Band gründete. Die nannte ich Oscar´s Trio, nach meinem Vorbild Oscar Peterson. Beim Jazzfestival in Brüssel belegten wir den ersten Platz und erhielten den Coup Sidney Bechet.
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Das war nur der Anfang einer langen Liste von Preisen! Einer davon führte dich in die USA, das Mutterland des Jazz, wo dir eine besondere Auszeichnung zuteilwurde. Ja, ich bin Ehrenbürger von New Orleans! Wir spielten zuvor viele Jahre auf dem Düsseldorfer Amateurfestival, gewannen viele Preise. Einem Preis folgte eine Einladung zu einer Tournee durch die USA, mit meinem Trio und den „Feetwarmers“. Wir spielten in New York, Chicago, Atlanta und New Orleans. Dort erhielt ich diese Auszeichnung!
» Wo ich die Zeit hergenommen habe? Ich weiß es nicht. « Bekannter als dein damaliges Trio ist deine Band „Passport“ – die erste Jazzformation, die bei einem US-Plattenlabel unter Vertrag genommen wurde. Das war Anfang der Siebziger, eine unglaubliche Zeit. Wir kreuzten auf zwei Tourneen quer durch die Staaten. Meine Musik lief in den Radios und ich entdeckte mich in den Charts! Die Musiker zu der Zeit kannten mein Schaffen, alle hatten früher oder später Passport wahrgenommen. Manche wussten nicht einmal, dass wir eine deutsche Band sind! Du erzählst entspannt, so als wäre es das
Fotos: Pressefotos
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Pssst, genau hinhören! Die meisten Melodien erkennen Sie garantiert normalste der Welt. Aber da muss doch eine Menge Arbeit hinterstecken. Ach Gott, ich möchte jetzt nicht übertreiben. Ich wundere mich selber, wenn ich mich in Gesprächen erinnere, so wie mit dir. Dabei haben wir nur über einen kleinen Teil meiner Arbeit gesprochen, noch nicht über Filmmusiken und Theaterarbeiten, dieses und jenes. Wo ich die Zeit hergenommen habe? Ich weiß es nicht. Mir wird mulmig, wenn ich sehe, wie viel ich gemacht habe. Deine Diskografie ist nahezu endlos, die Filmmusiken kaum zählbar. Du hast so viele Auszeichnungen, da kann einem russischen General am 9. Mai schwindlig werden! Was treibt dich an? Haben die Leute Interesse an Passport
und an mir, geht es weiter. Solange ich die Kraft habe und vor allem die Freude, wird die Nachfrage gestillt. Natürlich, wenn ich dann und wann in meiner Diskografie von Rainer Thieme blättere, sämtliche Platten abgebildet sehe, die Filmmusiken lese. Das ist immer was Besonderes. Es hilft mir, mich zurechtzufinden, ich erkenne jede Melodie von mir. Nur manchmal, da weiß ich den Titel nicht mehr, den ich einem Stück gegeben habe – da fällt mir ein, dass ich mich an eine Biografie setzen wollte, um das Erlebte endlich zu Papier zu bringen. Aber ein paar Minuten haben wir schon noch, oder? Ja, kommt jetzt auf einen Tag mehr oder weniger auch nicht mehr an.
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Auch mit 80 Jahren steht Klaus Doldinger noch auf den Bühnen dieser Welt Immer wenn ich von dir höre oder lese, stehst du auf einer Bühne. Wann bleibt Zeit zum Schreiben einer Biografie? Eben, bisher sieht es im Moment nicht danach aus. Ich hoffe, dass ich dies in der näheren Zukunft angehen kann. Du bist verheiratet, hast drei Kinder. Wie hast du das alles unter einen Hut gebracht? Ich bin seit 1960 mit meiner Frau Inge verheiratet. Ich weiß nicht, wie wir es geschafft haben. Aber wir leben unser Leben und es ist ein Glücksfall, wenn man sich auch noch so versteht. Das ist etwas Wunderbares. Dieser ständige Lernprozess, sich aufeinander einzustellen. Damit muss man umgehen können. Es handelt sich ja nicht um einen „Status quo“, den man einfangen kann. Klingt vernünftig, wo bleibt da die Liebe? Die ist letztendlich der entscheidende Punkt! Hinzu kommen die gemeinsamen Interessen an Musik und Kunst, meine Frau malt mittlerweile viel. Früher waren es die Kinder, die ihre Zuwendung genießen konnten. Klaus, du bist ein Kosmopolit der Musik. Hast in fast allen Ländern auf der Bühne gestanden und mit internationalen Hochkarätern musiziert. Was denkst du, wenn
du heute die Zeitungen aufschlägst und die menschlichen Tragödien siehst? Wenn ich lese und sehe, was in Aleppo und Damaskus so vor sich geht, Städte, in denen ich gespielt habe, macht mich das sehr traurig, bisweilen ratlos. Ich sehe da Probleme, die ich früher nicht erahnt hätte, als ich in diesen Ländern war. Das waren friedliche Gegenden, in denen ich mich immer wohlgefühlt habe.
» Jeder Titel ist ein Teil von einem selbst. « Heute sind Millionen von Menschen auf der Flucht vor Krieg, Tod und Zerstörung. … und das Schlimmste ist, dass man keine vernünftigen Ratschläge hat. Das ist ein Schicksal, ein Problem, das sich nach und nach aufgebaut hat, eine Situation, die es schwer macht, entsprechend darauf zu reagieren. Es freut mich aber, wenn ich sehe, wie viele unserer Mitbürger hier hilfreich sind, die Menschen, die zu uns kommen, unterstützen. Es sind großartige Gesten, die sich da zeigen. Aber wie das Problem gelöst werden kann, davon habe ich keine Vorstellung – man
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stelle sich nur vor, wie viele traurige Zustände in Afrika schlummern! Wenn die explodieren, bin ich noch ratloser, wie man dem begegnen soll. Mir tun die Politiker leid, die sich ständig damit beschäftigen müssen und ich bewundere Angela Merkel, die das großartig auf ihre Art und Weise handhabt. Niemand kann garantieren, dass das der richtige Weg ist. Aber meine Vermutung ist, dass es momentan keine vernünftige Alternative gibt. Wenn ein junger Mensch auf dich zukommt und von dir einen Ratschlag möchte, weil er Berufsmusiker werden will, was sagst du ihm? Das ist eine knifflige Frage. In der heutigen Zeit ist das Musikerwerden schwieriger geworden, als es ohnehin immer schon war.
men, darüber könnte ich Stunden referieren. Die Antworten darauf sind einfach zu mannigfaltig. Hast du einen Kniff für unsere Leser? Der Liebe zur Musik zu folgen und versuchen, dem Ganzen physisch gewachsen zu sein; sein Instrument zu beherrschen und natürlich das Publikum ein wenig zu unterhalten. Denn ohne Publikum geht nichts. Das sagt sich jetzt alles sehr leicht. Ich glaube zwar, es ist schwierig, aber jeder, der es wirklich will, wird seinen Weg letztendlich gehen. Klaus, ich freue mich, dass du uns die Möglichkeit gegeben hast, mit dir zu sprechen. Die Freude war auf meiner Seite. ◊◊◊
Inwiefern? Als freischaffender Künstler ohne Festanstellung unterwegs zu sein, ist für viele ein echtes Problem, vor allem, wenn sie älter werden. Wenn jemand vorhat, Musiker zu werden, kann ich nur raten, dass er eine gute Ausbildung macht, vor allem im klassischen Sinne. Diese vielen Jazzseminare in Ehren, aber man muss sich auf breiter Basis bilden und professionell unterwegs sein. Professionell unterwegs? Man sollte eine eigene Band gründen. Auf irgendeine Weise gemanagt zu werden, wäre auch nicht schlecht. Das sind schwierige The-
Stadtgeflüster Münster – Das Interviewmagazin wird herausgegeben von der Stadtgeflüster GmbH & Co. KG Rothenburg 14-16, 48143 Münster Telefon 0251 48168-30, Telefax 0251 48168-40 stadtgefluester-muenster.de info@stadtgefluester-muenster.de Herausgeber, Chef- und Schlussredakteur: Redaktion: Editorial Design: Lektorat:
Thorsten Kambach Jana Nimz, Stefan Reimer, Tom Feuerstacke, Arndt Zinkant, Piff, Lucie Dreger, Larissa Schwedes, Dennis Kunert Buschy Buschmeyer Bernhard Trecksel
INFO
Klaus Doldinger Der 80-Jährige ist Jazzmusiker und Schöpfer unzähliger Filmmusiken. Wir möchten hier auf Wikipedia oder die Homepage von Herrn Doldinger verweisen, denn die Anzahl der Werke hier zu drucken, wäre, auch wenn wir es in diesem Fall gerne täten, dann doch zu viel. Viel zu viel. Noch viel zu vieler. Bei einigen von ihnen denkt man (und damit kommen wir zum Anfang zurück): Was, das ist auch von dem?!
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Stadtgeflüster liegt zur kostenlosen Mitnahme an über 300 Stellen in Münster aus. Sie haben Interesse an unseren Mediamöglichkeiten? Dann rufen Sie uns an oder schreiben Sie eine Mail, wir freuen uns!
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→ 25. Dezember 2016 19.00 Uhr: FALSTAFF (Oper von Giuseppe Verdi) → 26. Dezember 2016 11.30 Uhr: RONJA RÄUBERTOCHTER (Familienstück von Astrid Lindgren) 19.00 Uhr: ROMEO UND JULIA (Tanzabend von Hans Henning Paar) → 29. Dezember 2016 19.30 Uhr: DIE ZAUBERFLÖTE (Oper von Wolfgang Amadeus Mozart) 19.30 Uhr: Premiere TOM AUF DEM LANDE (von Michel Marc Bouchard) → 30. Dezember 2016 19.30 Uhr: Premiere DIE HEILIGE JOHANNA DER SCHLACHTHÖFE (von Bertolt Brecht) → 31. Dezember 2016 19.00 Uhr: ROMEO UND JULIA (Tanzabend von Hans Henning Paar) 19.30 Uhr: DAS ORIGINAL (Schauspiel von Stephen Sachs) 21.00 Uhr: THEATER. DINNER. PARTYNACHT. (Silvester im Theater Münster) → 1. Januar 2017 16.00 & 19.30 Uhr: NEUJAHRSKONZERT (mit Götz Alsmann) 17.00 Uhr: ACHT FRAULÜÜ (Produktion der Niederdeutschen Bühne)
Foto: Oliver Berg
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Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW
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Interview
Dennis sitzt mit Boss Burns am Lagerfeuer Was haben jede Menge Brüste, viele Waffen und ein abgeschnittener Finger im Wüstensand mit einer südafrikanischen Kommune aus deutschen Popmusikern gemein? The BossHoss! Erstere finden sich im aktuellen Musikvideo „Dos Bros“ wieder, die Kommune könnte eine Umschreibung des „Sing meinen Song“-Konzepts sein, dessen kommende Gastgeber „Hoss Power“ und „Boss Burns“ sind. Mit dem Boss aka Alec Völkel sprach ich über den Weggang von Xavier Naidoo und das mögliche Kunstprodukt „The BossHoss“.
BERLINER COWBOY
Für mich seid ihr Truck Stop 2.0. (Lacht) Ach herrje. Naja, viele deutsche und bekannte Country-Bands gibt es ja nicht. Ja gar nicht, eigentlich. Genau, und bei Country denke ich an Truck Stop. Ja, haste recht! Vor zehn Jahren dachte man in Deutschland an Truck Stop, wenn das Wort Country fiel. Heute ist es eher BossHoss. Wobei ich immer sage, dass wir keine Countryband sind. Sondern? Country ist nur eine Farbe von vielen. Unseren Sound machen sehr viel mehr Bausteine aus. Aber klar, wir sind die Band mit den Cowboyhüten! Aber wieso Country? Das war mehr oder weniger eine spontane Idee. Wir hatten einfach mal Bock, uns des Countrys anzunehmen. Und wir dachten: Hey, vielleicht ist es eine ganz abgefahrene Idee, Songs entfernter Genres ordentlich durch den Country-Fleischwolf zu drehen. Scheinbar hatten wir einen Nerv getroffen, bei dem richtig was abging!
The BossHoss ist aber schon ein durchdesigntes Produkt. Wenn „designt“ bedeutet, dass wir uns Gedanken dazu gemacht haben, kann man das sagen. Aber es ist kein Reißbrettkonzept. Du musst es dir eher so vorstellen, dass wir in einer Kneipe zusammengesessen und beschlossen haben: „Country wäre doch mal geil!“ Das haben wir ausprobiert, fanden es super und hatten voll Bock weiterzumachen – so war es ein fortlaufender Prozess. Ein Prozess, der heute noch weiterläuft? Ja, wir arbeiten stets und ständig an BossHoss. Ich fände es öde, wenn wir zehn Jahre lang denselben musikalischen Schuh anhätten. Aber wir mögen den Sound und früher haben wir auch eigene Songs geschrieben, also machen wir es auch bei BossHoss. So wurde aus dieser Country-Cover-Idee ein eigenes Baby. Eigentlich kommst du aus der Heavy-Metal-Ecke … Ich habe damit angefangen, als ich Teen war, das stimmt. Metal war mein Ding – dann kam noch Punk Rock dazu! Das waren musikalisch immer meine Wurzeln, aber auch das entwickelt sich natürlich über die Jahrzehnte weiter.
Interview
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Ist das eine kreative oder monetäre Entwicklung? Ich kann nicht sagen, wie das so kam. Dass BossHoss zwischen mir und Sascha entstanden ist, war im wahrsten Sinne des Wortes eine Schnapsidee. Wir hatten jeder eine Band: Alles, was gitarrenlastig war, war meins und Sascha spielte damals mehr Rockabilly und 60‘s Garage. Wenige Jahre später geht das aktuelle Album durch die Decke … „Dos Bros“ hat zwar schon ein Jahr auf dem Buckel, aber es ist natürlich mega, dass das Album noch so erfolgreich ist – schon geil!
» BossHoss war im wahrsten Sinne des Wortes eine Schnapsidee. « Ist das der Karrierehöhepunkt? Ein Höhepunkt ist schwer zu definieren. Ich sag mal so: Wir freuen uns, dass wir in den zwölf Jahren, die wir Musik machen, einen kontinuierlichen Anstieg hatten. So hatten wir immer das Gefühl, dass sich mehr aufbaut – das ist schon cool! Als ich das „Dos Bros“-Video gesehen habe, kamen mir sofort Russ Meyer und Robert Rodriguez in den Sinn. Sind dies Inspirationsquellen für euch? Ja klar, das sind Sachen, die man selbst geil findet. Das ist sicher alles etwas überzogen, aber es passt zu uns und wir finden uns darin wieder. Vor einiger Zeit wart ihr in Nashville, in einem Songwriting-Camp … Camp klingt immer so, als ob man jeden Tag mit zehn Leuten zusammensitzt und abends geht jeder in sein Zelt. Vielmehr haben wir uns über mehrere Wochen jeden Tag mit anderen Leuten getroffen. Warum habt ihr das gemacht? Wolltet ihr euch amerikanisieren? Es war eher ein Tapetenwechsel, um einen kreativen Startschuss abzufeuern. Schließlich ist es
gut, wenn man die gewohnte Umgebung verlässt und den Kopf freibekommt. Mit wem habt ihr euch getroffen? Mit kreativen Köpfen, die geile Songs schreiben. Und die verstanden haben, was wir musikalisch machen wollen. Das ist also ein amerikanisches „Sing meinen Song“ … Nee, bei der Sendung weißt du im Vorfeld, was passiert. An Nashville sind wir völlig offen rangegangen. Wir haben geschaut, was an Ideen entsteht und was dein Gegenüber für Vorstellungen von deiner Musik hat. Apropos „Sing meinen Song“: Ihr werdet die Gastgeber der kommenden Staffel. Ja. Das bedeutet? Da sitzen doch eh alle nur in einer Runde beisammen. Na ja, es ist schon eine größere Sache, eine Sendung über mehrere Folgen zu führen, als lediglich einer Einladung zu folgen, sich hinzusetzen und Musik zu machen. Du hast die Aufgabe, alle an einen Tisch zu bringen, dort zu halten und die Sendung spannend zu gestalten. Das macht ihr? Da sitzen keine Redakteure hinter? Ja klar gibt es Redakteure – ohne geht es nicht. Doch wir haben vor der Kamera die Aufgabe, das Ding durchzubringen. Das ist schon schwieriger, als zu Hause auf dem Balkon mit ein paar Leutchen ein Bier zu trinken – da steckt eine Menge Arbeit drin. Du gehst ja nicht hin und sagst „Ich singe den Song von XY“, vielmehr bereitest du dich wochenlang vor, etwas Kreatives auf die Beine zu stellen. Dies parallel mit der Gastgeberrolle zu verbinden ist nicht ohne. Hinzu kommt, dass Xavier (Naidoo) für diese Sendung stand – die Fußstapfen muss man erst mal füllen! Habt ihr ihn rausgeschmissen? (Lacht) Nein, der wollte nicht mehr dabei sein. Eigentlich wollte er nach dem zweiten Mal schon aufhören, hat sich aber noch ein drittes Mal bereiterklärt. Da war schon klar, dass er keinen Bock mehr hat. Er ist einer, der selten Sachen mehr als zweimal macht. Das kann ich nachvollziehen, dass man nach drei Runden geht, bevor es langweilig wird.
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Foto: Olaf Heine
Interview
Was wollt ihr anders machen? Auf jeden Fall nicht Xavier ersetzen! Eine Gastgeberrolle ist immer so schwer zu definieren … Zuvor bist du zu Xavier gegangen und nun geht es zu den Jungs von BossHoss nach Hause. Da sieht es logischerweise anders aus, da wird es ein bisschen anders zugehen und das versuchen wir so organisch wie möglich in die Sendung einzubringen. Knallt es auch mal hinter den Kulissen? Nö, eigentlich nicht. Es ist clever, dass die Sendung in Südafrika gedreht wird, denn das ist ein toller Ort, auf den jeder Bock hat. Es macht Spaß, dort Musik zu machen. Natürlich hat jeder auch mit sich selbst zu tun und ist witzigerweise extrem aufgeregt. Da geht allen schon gut die Muffe! Wieso? Es sind doch alles Profis. Ich glaube, die Angst zu verkacken und der Druck, etwas Geiles vor den anderen abzuliefern, liegen nah beieinander. Aber das sorgt gleichzeitig für gute Musik, da jeder konzentriert arbeitet. Aber es herrscht eine entspannte Atmosphäre: Nach der Aufzeichnung setzt man sich noch auf ein Bierchen zusammen, es wird auch mal länger und man lernt sich gut kennen. Das ist echt cool!
Tolle an der Sendung: Du sitzt mit Leuten am Tisch, bei denen du nie auf die Idee gekommen wärst, dass du mit deren Musik etwas anfangen kannst – es wird eine Genrebeschränkung abgebaut. Als ehemalige Coverband spielt euch das ja direkt in die Hände. Ja genau, wir bringen schon einige Erfahrung darin mit, anderen Songs unseren Stil aufzudrücken. ◊◊◊
INFO
Alec Völkel ist den meisten vermutlich eher als Boss Burns bekannt. Der Grafikdesigner gründete 2004 mit Sascha Vollmer aka Hoss Power die Band The BossHoss. An den mittlerweile sieben Alben der Kapelle lässt sich ein steter Erfolgszuwachs ablesen, nebenher machen sie immer wieder das TV unsicher wie bei „The Voice“ oder nun „Sing meinen Song“. thebosshoss.com
Sicherlich auch für andere Projekte! Xavier hat bei eurem Album auch mitgemischt … Er hatte auch einen Gastauftritt. Das ist ja das
Tipps & Termine
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Geschenkideen
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Geschenkideen
Die große Coperlin Show Prächtige Unterhaltung für die ganze Familie. „Die große Coperlin Show“ im GOP Varieté-Theater Münster erweckt das Las Vegas der großen Revuen, der Showballette und Orchestermusik und großen Sensationen zum Leben. Waren damals Prunk und Übertreibung im Showbiz noch alles, wird das Spektakel aus Weltklasseartistik und Glamour im GOP Varieté mit einem gehörigen Schuss Ironie und einem frechen Augenzwinkern präsentiert.
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Durch den Abend führt Dustin Nicolodi, alias der Große Coperlin. In seiner Paraderolle bedient Nicolodi jedes Klischee und ist mit Rüschen, viel Glitzer und Leopardenprint der „rote Faden“ der Show, der Glanz und Gloria ins GOP bringt. Aber was wäre ein Mann ohne eine starke Frau an seiner Seite? Nichts! Darum wird auch der Große Coperlin von einer ebenso starken wie reizenden Assistentin begleitet – der Tänzerin Alexandra Kovalyova. Außerdem steht ihm mit Olivia Grainge eine schillernde, weltgewandte und überaus erotische Tänzerin zur Seite. Natürlich darf es in keiner erstklassigen Varieté-Revue jemals an einem geschmeidigen und unglaublich charmanten Stepptänzer fehlen und so hat der Große Coperlin mit Marcel Peneux einen der besten engagiert. Auch Sheila Nicolodi, die Schwester von Dustin Nicolodi, tanzt – allerdings am Dance Pole. Zu begeistern weiß überdies das Duo Liazeed mit seiner spektakulären Kraftakrobatik. Craig Christian und seine zauberhafte Begleiterin Liz Best bilden ebenfalls ein starkes Team. Das smarte Duo hat die hohe Kunst der Magie von ihrer Staubschicht befreit und seine Zauber-Performance zu einem überraschenden Erlebnis aus vielen „Ahhhs!“ und noch mehr „Ohhhs“ gemacht. Auch Matthew Richardson ist vielfältig talentiert, kombiniert Cyr und Strapaten und lässt so Neues und vor allen Dingen atemberaubende Effekte entstehen. Komplettiert wird das Ensemble durch Guy Waerenburgh, der wie kaum ein anderer die Kunst des Tellerdrehens beherrscht. Kurzum: „Die große Coperlin Show“ lässt auf höchst humorvolle Art und Weise die goldene Zeit des Varietés wiederaufleben und sorgt mit erstklassigen Künstlern für erstklassiges Entertainment.
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Nussknacker – Russisches Klassisches Staatsballett Schon seit Generationen gehört Tschaikowskys Meisterwerk „Der Nussknacker“ für große und kleine Ballettliebhaber zu einer gelungenen Weihnachtszeit dazu. Die berauschende Schönheit der Musik und die tänzerische Brillanz des Ensembles versetzten die Zuschauer in eine wunderbare Märchenwelt und lassen den Abend zu einem großem Erlebnis werden. Mit den Tänzern gelangt der Zuschauer in eine wunderbare Welt, in der am Ende das Gute und die Liebe triumphieren. Das Russische Klassische Staatsballett zeigt eine prunkvolle Umsetzung der romantischen Geschichte vom braven Nussknacker, dem bösen Mäusekönig und dem schönen Mädchen. Happy End garantiert! Weitere Informationen und selbstverständlich auch Tickets unter: klassisches-ballett.com oder telefonisch unter der Nummer: 0699399510
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Interview
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Tom, Gisa, Kai-Kristian, Bernd, Christian und der „Fluchtraum“ Faszination Rätsel. Wer ist nicht schon an ihnen verzweifelt? Sei es an „Nächtlicher Greifvogel mit drei Buchstaben, waagerecht“, „Ich sehe was, was du nicht siehst“ oder an den Fragen der Abiklausur. Der Mensch liebt seine Rätsel und Geheimnisse. Was aber passiert, wenn man in einem Raum eingeschlossen wird, der sich nur dem öffnet, der die richtigen Lösungen findet? Diese einmalige Erfahrung machen alle, die gerne Kopfnüsse knacken, beim „Team Escape“.
Rätseln im Escape Room
- 95 Ihr sperrt mich ein!? K-K: Zu deinem Vergnügen! Du hast ab dann ein Zeitlimit, um zu entkommen. Der Weg raus ist gepflastert mit Rätsel. Klar ist: Die Tür öffnet sich nach spätestens 60 Minuten. Niemand wird lebenslang weggesperrt. Spannende Geschichte. K-K: Es gibt verschiedene Themenzimmer, in denen Hinweise versteckt sind. Die führen dich zum Ausgang und versorgen dich mit den nötigen Informationen. Den ersten Hinweis gibt‘s frei Haus. Was sind die Grundvoraussetzungen, um das Ziel zu erreichen? B: Drei Punkte sind entscheidend: Eine rasche Auffassungsgabe, logisches Denken und Kommunikation. Ohne wird es schwer. Dabei hat sich gezeigt: Umso größer das Team, umso schneller ist man wieder frei. Das hängt damit zusammen, dass derart viele Hinweise vorhanden sind, die am Ende den allesentscheidenden Tipp geben. Wie lange lassen sich Rätselgeile schon in Räumen einsperren? B: Das Ganze gibt es in Deutschland seit etwa drei Jahren. Christian ist auf dieses Event aufmerksam geworden. Wir sind gemeinsam nach Düsseldorf, haben „Escape Rooms“ gespielt – und waren sofort Feuer und Flamme. Also sicherten wir uns die Franchiserechte für Münster. Seit Dezember letzten Jahres schließen wir selbst Besucher ein. Wenn ich das richtig sehe, gibt es hier drei Räume mit zwei Themen. Wenn ich also zweimal hier war, ist der Spaß vorbei? B: Die Themen wechseln. Hinzu kommt, dass es 14 Standorte in Deutschland gibt und jeder andere Räume bietet. Fans dieser Spielform reisen quer durch die Bundesrepublik, um „Escape Rooms“ zu spielen. Es handelt sich um ein nie enden wollendes Rätsel. Wie alt sind eure „Sherlocks“, „Marples“ oder „Drei ???“? G: Wir finden, dass eine Teilnahme ab 16 Jahren richtig Sinn ergibt, da du schon ein fundiertes Allgemeinwissen brauchst. Wobei wir bei der
Interview
Festlegung aufs Alter alle weit auseinander lagen. Letztendlich ging es bei 14 los und endete bei 88 Jahren. Gerade die generationenübergreifenden Teams kommen zum Erfolg. Jede Altersklasse hat ihre eigene Sichtweise auf Dinge. Ihr kommt aus verschiedenen beruflichen Richtungen und seid jetzt „Team Escape Münster“. Wie findet man sich? B: Wir sind schon länger ein Team und firmieren als „Hafenarena GmbH“. Soll heißen, wir betreiben verschiedenste Projekte zusammen. C: Und das ist das Spannende an diesem Spiel. Egal, wer du bist, wo du herkommst und was du machst: Am Ende kannst du nur im Team funktionieren. Ein Punkt interessiert mich brennend: die Immobiliensuche. Du sagst einem Vermieter, dass du Räumlichkeiten brauchst, um Besucher eine Stunde wegzusperren – bevor sie erleichtert das Weite suchen … G: (Lacht) Ich weiß, worauf du hinauswillst – und das Ganze suchten wir noch in Bahnhofsnähe … Das klingt schon ziemlich dubios. (Grinst) Am Ende war ausschlaggebend, an welcher Seite du den Bahnhof verlässt. Wir haben fast ein halbes Jahr nach dem passenden Standort gesucht. Es war alles andere als einfach, Vermieter zu überzeugen, da die sich nichts darunter vorstellen konnten. Heute ist die Situation einfacher, nachdem mehrfach in den Medien darüber berichtet wurde. ◊◊◊
INFO
Team Escape Stellt euch vor, ihr befindet euch in einem mysteriösen „Escape Room“ in Münster. Plötzlich schließt sich die Tür und eine Uhr fängt zu ticken an … Sucht den Weg hinaus! Infos unter: teamescape.com
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Geschenkideen
DAS GLÜCK DER ERDE … liegt auf dem Rücken der Pferde. Die neue Apassionata-Show führt durch die Welt des Kinos im 20. Jahrhundert. In einer Kleinstadt öffnet das erste Kino, für die Bewohner eine Sensation. Tom und Eve wollen den Kinosaal am liebsten gar nicht mehr verlassen. Von der Heimat räuberischer Piraten mit wilden Pferden geht es für die Freunde ins vereiste Land einer Schneekönigin, die mit ihren Friesenhengsten den kalten Winter zelebriert.
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Doch die Zeit bleibt nicht stehen: das Fernsehen wird immer beliebter, doch Eve und Tom aber bleiben ihrem geliebten Kino bis zur letzten Vorstellung treu. Sogar dann noch, als die Freunde nach vielen Jahren wieder in ihren Heimatort zurückkehren. Bei der kommenden Show, die von Oktober 2016 bis Juni 2017 durch 32 Städte Europas tourt, erwartet die Besucher Reitkunst auf höchstem Niveau und mitreißenden Tanzchoreographien! Weitere Details zur neuen Tournee gibt es unter: www.apassionata.com
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Tel: 0251-1621011 | Mobil: 0178-3333576 info@gitarrenschule-schnake.de | gitarrenschule-schnake.de
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Larissa fragt Barbara Löderbusch nach ihrem Glücksrezept Du bist, was du isst. Barbara Löderbusch ist überzeugt: Richtige Ernährung inspiriert. Sie macht nicht nur gesund, sondern auch glücklich. Ihr Geheimrezept behält Frau Löderbusch nicht für sich. Babavita heißt ihre neue Seminarreihe, mit der sie Münster kerngesund und lebensfroh machen will.
ALLES GUTE KOMMT VON INNEN
Bei Ihren Seminaren geht es um Gesundheit, Lebensfreude und Inspiration. Haben wir zu wenig davon? Der Bedarf steigt, weil die Menschen ernährungsbedingt an Unverträglichkeiten leiden. Die Schulmedizin liefert leider nur Symptombehandlung. Der Mensch trägt also selbst die Verantwortung für seine Gesundheit. Gehen Ihre Teilnehmer voller Lebensfreude aus Ihren Seminaren? Oft rufen mich Leute an oder kommen zu mir und erzählen: Mir geht es wesentlich besser. Ich bin immer dankbar und froh, dass es funktioniert. Was war der Auslöser dafür, dass Sie Ihr Wissen mit Menschen teilen wollten? Das war vor rund dreißig Jahren, ich litt an schwerer Neurodermitis. Ich begriff, dass die Ernährung eine entscheidende Rolle spielt, habe angefangen, mich mit Lebensmitteln zu beschäftigen. So erfuhr ich, dass wir gesunden „Treibstoff“ brauchen, um an Lebensqualität zu gewinnen. Ich habe Dinge erfahren, die Menschen oft in dieser Tiefe nicht wissen wollen – das, was unsere Ernährung, unser Denken und unsere Gefühle beeinflusst! Das wollten Sie ändern? Körper, Seele und Geist bilden eine Ein-
heit! Heilung kann durch natürliche Ernährung in Verbindung mit einer sinnvollen Zellversorgung funktionieren. Ich habe viele Seminare besucht und letztendlich die Grundausbildung in der Energiemedizin gemacht. Jetzt bin ich hier und gebe mein Wissen weiter. ◊◊◊
INFO
barbara löderbusch Baba steht für Barbara und Vita für Vitalität. Über 25 Jahre Erfahrung hat „Baba“ im Gepäck. In Ahlen und Burgsteinfurt hat sich das Konzept der ausgebildeten Energiemedizinerin schon bewährt. Jetzt ist Münster dran. Am 1. Februar kann sich jeder im Kiesekampweg 8 über die Seminare informieren, die als wöchentliche Kurse und als Wochenend-Workshops stattfinden werden. Weitere Informationen gibt es unter: www.babavita.de
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