Stadtgeflüster September 2017

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- 1 - 12 im September 2017 DEINS! | Ausgabe 09 | Season Das Interviewmagazin vom

SELIM & BÄRTY BANKSY & BURGER


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TheaTer E fesT 9. Sept 2017 Ab 11 Uhr

� theater-muenster.com Stelzentheater Öffentliche Proben Neues vom Spielplan Dirigierwettbewerb Öffentliches Tanztraining Kostüm- & Maskenshow Spielzeit-Trailer live Theater- und Tanzworkshops Theaterführungen Opernchor Lesungen Instrumentenkunde für Kinder Kostüm-, Schmink- und Fotoecke Improshow Triton Jazzband Walking Blues Prophets The Quarrymen Beatles Abschlussgala: Spielzeiterwachen DJ Johnny Roger


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Fast Forwort

Inhaltsverzeichnis BANKSY & BURGER .................................... Seite 04 Selim & Bärty PRIMUS INTER PARES ............................... Seite 12 Golo Berg ZWEI PUSSYS – EINE MEINUNG? ............ Seite 18 Carolin Kebekus

Liebste Leserin, werter Leser, zunächst etwas Privates: Heute kaufte ich ein Buch. Es war nicht so leicht, wie es hier klingt, denn als ich sagte, ich hätte gerne einen Roman von Richard Brautigam, konnten sie mir nur sagen, dass es diese nicht mehr gibt. War wohl kein Erfolg! Schade ist das, denn ich habe das wunderbare Buch „Tokio-Montana-Express“ schon mehrfach besessen. Aber nu ist es verschwunden. Hat einer von euch dieses Buch? Dann was anderes: Die Interviews dieser Ausgabe sind da, juhu! Ann-Paulin erzählt uns Käse, unsere Covermänner Selim und Bärti reden über Kunst, Banksy und Burger, Ansgar „Der Weiße Brasilianer“ Brinkmann quatscht über Fußball und andere Wichtigkeiten. Auch den Golo Berg sprachen wir – der Dirigent weiß einfach viel über ganz frische und verdammt tolle Inszenierungen an unserem wunderbaren Theater und Wesentliches mehr. Die Kebekus muss ich hier nicht vorstellen, und darüber hinaus haben wir natürlich noch weitere Interviewpartner. Ich wünsche einen grandiosen und sonnigen Restsommer und sende außerdem viele liebe Grüße an alle! Thorsten

ALLES KÄSE?! ............................................... Seite 26 Ann-Paulin Söbbeke … WENN ICH DU WÄRE, WÄRE ICH LIEBER ICH! ............................. Seite 30 Ansgar Brinkmann DER KRITISCHE VERSÖHNER ................. Seite 38 Michael Wolffsohn LIEBER VOM LEBEN GEZEICHNET ALS VON PICASSO GEMALT .................... Seite 46 Claus Steinrötter 200 JAHRE FAHRRAD, 100 JAHRE ZWEIRAD HÜRTER ..................................... Seite 62 Peter Hürter VOLLE PFLEGEKRAFT VORAUS! ............ Seite 66 Sybille Bullatschek

JETZT DEN HERBST & WINTER BUCHEN .................................. Seite MODE FÜR DEN HERBST ................... Seite TIPPS & TERMINE ................................ Seite GESUNDHEITSTIPPS ........................... Seite TIPPS & TERMINE ................................ Seite

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ARNDT ZINKANT PROBIERT EINEN HAMBURGER BEI SELIM VAROL Wer Unternehmerblut in den Adern hat, macht einen Laden nach dem anderen auf – Ehrensache. Selim Varol kommt aus einer waschechten Unternehmerfamilie: Sein Vater linderte einst das Heimweh der Türken in Deutschland mit türkischen Videofilmen. Der Sohn lindert nun das Fernweh der deutschen Burger-Liebhaber, die beim Essen die Atmosphäre eines US-Diners schnuppern wollen. Unter „What’s Beef?!“ firmieren seine Läden, von denen einer in der schmucken Königsstraße in Münster aufgemacht hat. Dort erzählt der Sammler Selim, welche Kunst an den langgezogenen Wänden hängt, worauf es ihm bei seinem Konzept kulinarisch ankommt und warum er zu mäßigem Fleischgenuss rät.

BANKSY & BURGER

Donnerwetter! Ein strammes Programm. Nö, wenn man sich große Konzerne ansieht, die expandieren, ist das auch meist richtig nachhaltig. Alle halbe Jahre ein neuer Laden (Lacht). Unser Konzept soll so nachhaltig sein wie unser Produkt, die Nahrung. Wir wollen nicht „den billigen Laden um die Ecke“. Und: Die Kunst spielt bei uns eine wichtige Rolle.

Wie sieht die Unterstützung konkret aus? Ich sammle schon seit langem die Künstler, die wir ausstellen. Insbesondere Shepard Fairey, dessen Bilder hier an der Wand aufgereiht hängen. Einer, der heute meine Unterstützung sicher nicht mehr nötig hat. Aber ich sammelte ihn bereits vor 20 Jahren. Damals war jeder Dollar willkommen, heute hat er eine enorme Bekanntheit erlangt, insbesondere im Bereich der Street Art. Die macht er heute auch noch, wenn auch nicht mehr illegal, sondern auftragsbezogen. Viele Künstler, die mit Street Art angefangen haben, sind dem Genre entwachsen. Fairey gehört heute zu den Top Ten der „Urban Contemporary“ – von diesen zehn kenne ich mittlerweile acht oder neun. ich sammle sie alle.

Man sieht‘s! Eine Zeitung hat über dich geschrieben: „Selim sucht nur einen Platz, wo er seine Kunst hinhängen kann!“ Die Frage, wo ich meine Kunst präsentieren kann, treibt mich tatsächlich an. Wahrscheinlich ist an mir ein Künstler verlorengegangen. In der Schule war es das einzige Fach, das ich mochte – heute unterstützte ich sehr gerne Künstler.

Wenn ich es richtig sehe, sitzen wir hier vor einem … … Banksy, richtig! Ganz klar ist Banksy, auch wenn er ein jüngeres Phänomen dieses Jahrtausend ist, Teil der Urban Contemporary Elite. Aber die Preise für seine Arbeiten verstehe ich nicht ganz, Editionen mit riesigen Auflagen erzielen in Auktionen mindes-

Selim, mit „What’s Beef?!“ hast du quasi authentisches Burger-Feeling nach Münster gebracht. Aber dein erster Laden war in Düsseldorf … Genau, dort gibt es jetzt fünf Gastronomien. Und wir eröffnen noch zwei in Köln und Duisburg. Nächstes Jahr soll es außerdem in Stuttgart und Hamburg weitergehen.


Foto: Stefan Reimer

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Selim inmitten seiner Kunstwerke tens 20.000 Euro. Hauptsache, das Werk ist signiert. Es mangelte in dieser Richtung noch etwas an Anerkennung – aber das war ja anfangs bei der Pop Art nicht anders, als alle noch sagten: „Was ist das denn für ein Schrott!?“ (Lacht) Die Drucke erinnern mich in der Tat an PopArt-Künstler. Ja, manche sehen ein bisschen wie Warhol aus. Fairey hat allerdings bislang schon mehr produziert als Warhol in seinem gesamten Leben. Ich habe auch ein Faible für Mark Jenkins – und besitze eine Skulptur von ihm, die heißt: „Bis dass der Tod uns scheidet“. Da hat eine Figur ein Handy in der Hand – hängt aber am Galgen! Diesen Galgen planen wir, hier direkt vors Haus zu hängen, als Aktion. Wahrscheinlich kommt sofort die Polizei, und der muss wieder runter. Aber einmal während der Zeit der Skulptur Projekte so eine Guerilla-Kunstaktion – das wäre doch nicht schlecht!

Du hattest eine eigene Galerie, oder? Ja, bevor ich in die Gastronomie gegangen bin. Das war eine Pop-Art-Gallery in Düsseldorf auf der „Kö“. Mit lauter Künstlern, die ich kenne – und die damals keinen Galeristen fanden. Da dachte ich: Hey, mache ich es halt selber! Daraus ergaben sich unheimlich viele Kontakte. Da mir der reine Galeriebetrieb schnell zu langweilig war, machte ich eine „Galerie plus Café“, als öffentliches Wohnzimmer. Mit „third wave coffee“ haben wir vor sieben Jahren in Düsseldorf angefangen. Das waren meine ersten gastronomischen Erfahrungen. Du bist ein Burger-Verkäufer, der sagt: Man soll wenig Fleisch essen. Und ein Tesla-Fahrer, der zudem noch ’nen Porsche hat. Klingt leicht widersprüchlich … Nö, gar nicht. Was den Porsche betrifft: Ich war auch mal jung, habe damals meinen Spaß gehabt. Aber auch den Porsche habe ich seitdem „nachhaltig“ gefahren – der wird jetzt 22


Jahre alt und langsam zum Oldtimer. Porsche ist überhaupt eine sehr nachhaltige Marke, da 90 Prozent aller produzierten Fahrzeuge immer noch fahrtüchtig und auf der Straße sind. Kommen wir zum Thema Beef! Ja! In Münster arbeiten wie hier mit dem Hof Keil in Reken zusammen. Die Tierhaltung ist dort sehr gut, kein Tier wird doppelt gebeutelt durch Milch- und Fleischzucht. Regionale Partner sind für uns wichtig, wir versuchen, den Höchstabstand von 50 Kilometern einzuhalten. Im Laden haben wir eine sehr junge Zielgruppe; Leute, die im Schnitt 26 sind und oft kleine Kinder haben. Da sehe ich mit meinen 45 Jahren auch eine Pflicht zur Aufklärung: „Leute – wenn Fleisch, dann weniger, dann nachhaltig und aus Quellen, die wir persönlich kennen. Keine Antibiotika, keine Gentechnik!“ Vegane Alternativen gibt es natürlich auch. Das ist, was ich an meine Kinder weitergebe und ebenfalls an meine Kunden – die könnten vom Alter her ja meine Kinder sein! (Lacht) Deswegen unser Konzept: Wir locken sie zunächst mit einem coolen, schönen Design. Man kommt hier rein und fühlt sich ein wenig wie in den Staaten.

» Bis dass der Tod uns scheidet. « „New York in Münster“ hat jemand im Internet geschrieben … Ja, das passt gut. Wozu das Flugticket kaufen, wenn man mit einem Bissen Burger ebenfalls in New York landen kann! (Lacht) Und wie kommunizierst du das? Mit unseren „Zehn Geboten“ – die stehen auf einem Flyer, der wie ein Dollarschein aussieht. Bärty (Geschäftsführer in Münster und Selims Partner): Ich spreche die Kunden auch mal direkt an. Nicht wenige, die das erste Mal


„Whats Beef?!“ besuchen, fragen direkt, was wir machen. Und viele sagen dann „Wow“ – und stellen am Ende fest, dass man das Konzept einfach schmeckt. Also gibt es keine Reibereien mit den Veggies? Selim: Nein, die darf man nicht ausschließen, sondern muss ihnen etwas Hochwertiges anbieten. Es gibt übrigens diese Start-Ups, die synthetisch Fleisch herstellen, aus Eiweiß-Enzymen. Dieses künstliche „Proteinfleisch“ würde ich irgendwann auch gerne anbieten. In Amerika machen sie das bereits. Ein solches Start-up hat Bill Gates finanziert, ich glaube, dass die Zukunft dorthin gehen wird. Ein paar Leute haben im Netz allerdings auch gemeckert: Denen war’s mal zu teuer, mal der Burger zu kalt. Allgemein gilt: Je mehr Menschen in der Produktion involviert sind, umso mehr Fehler schleichen sich ein. Wenn ein Kunde bei uns nicht zufrieden ist, soll er das sagen, dann bekommt er sofort Ersatz. Aber wenn man als Neuling in eine städtische „Szene“ hineinkommt, hat man nicht nur Freunde, das ist klar. (Lacht) Dass wir auch schrill und laut sind, polarisiert. Aber einen Burger in dieser Qualität und Frische für sieben Euro, das macht uns so schnell keiner nach.

» Dass wir auch schrill und laut sind, polarisiert. « Die „Rheinische Post“ nannte dich den Burger-King von Düsseldorf. Gab’s damals Ärger mit „Burger King“? Nein, überhaupt nicht. Wenn die dort angefangen hätten zu schießen, wäre das nur Werbung für uns gewesen. Aber wir waren im Ruhrgebiet mit die Einzigen, die das Burger-Thema angestoßen haben. Ich nahm mir eine Vorbereitungszeit von zwei oder


Foto: Arndt Zinkant

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Selim und Bärty haben Beef – und bringen es auf die Teller ihrer Gäste drei Jahren, wo ich durch die Welt gefahren bin, alle möglichen Burger probiert habe. Bis das Konzept stand. Aber gut Ding will Weile haben, und heute ist alles durchdacht. Wir werden auf jeden Fall unseren Fans erhalten bleiben – wie auch unseren Hatern. (Lacht) Du kommst ja aus einer echten Unternehmerfamilie. Ja, mein Vater ist als Gastarbeiter hierher gekommen. Er fing zunächst mit Filmhandel an und ist später in die Telekommunikation gegangen. Mein Bruder arbeitet in der Strombranche, irgendwie liegt uns das im Blut. Dein Vater wollte seinerzeit das Heimweh der Community mit türkischen Filmen lindern. Genau, er hat Lizenzen von türkischen Streifen erworben, diese dann hier als Videokassetten vervielfältigt und weiterverkauft. VHS, Betamax und dies ganze Zeug damals … Die gab es dann entweder in türkischen

Videotheken oder als Sortiment beim Gemüsehändler. Das war für sieben oder acht Jahre ein Riesenmarkt – dann kamen die Satellitenschüsseln. Aber auch dort hat sich mein Vater sofort drangehängt, kam so in Kontakt mit der Telekom und blieb in der Telekommunikationsbranche. Du bezeichnest dich als gemäßigten, traditionellen Moslem. Was heißt das genau? Ich bin traditionell erzogen worden, stand aber nicht unter dem Zwang, zur Koranschule zu gehen. Ich esse kein Schweinefleisch, das bieten wir hier auch nicht an – „What‘s Beef?!“ eben. Auch unser Bacon stammt nicht vom Schwein. Das hat aber nichts mit der Religion zu tun, sondern ich möchte einfach ein Produkt anbieten, das jeder essen kann. Aus Respekt vor meinem Vater gehe ich mit ihm einmal im Jahr in die Moschee, nach dem Ramadan. Ansonsten bin ich Erdenbürger mit wenig Religionsbezug.


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nur eine Handvoll türkischer Freunde. Und die, die ich kenne, sind – wie meine Eltern – „fully integrated“. Total assimiliert. (Lacht) So wie du? So wie ich. (Grinst). Ich hab es nicht so mit dem Spalten und politischer Frontenbildung. Hochwertiges Essen und Kunst sind mehr mein Ding. Die verbinden – ein guter Burger zum Beispiel. ◊◊◊

hat‘s Beef?! Banksy im W

Man dachte, dass die meisten Türken hierzulande so drauf wären wie du. Bis zu diesen ganzen Erdogan-Geschichten. Was Erdogan angeht: Er hat mitten in die Wunde gestochen – bei genau jenen, die schlecht integriert waren und in einer türkischen Scheinwelt lebten (Da sind wir wieder bei den Satellitenschüsseln). Diese Leute hat er abgeholt. Wenn so jemand dann kommt und der Merkel die Meinung sagt, ist der Türke wieder stolz, Türke zu sein. Ich bin über diese Entwicklung nicht glücklich, aber so ist es nun mal. Ich selbst bin aber durch meine Mutter, die Kemalistin ist, mehr „in Richtung Atatürk“ erzogen worden; also sehr liberal. Als ich vor sieben Jahren in Antalya Urlaub machte, wirkte es dort ziemlich westlich – Girls liefen in Miniröcken über die Promenade. Das hat aber abgenommen und seitdem ist der Tourismus im stetigen Fall. Wir hat schon Lust, in ein terrorgebeuteltes Land zu fahren!? Und das ist für Erdogan ein großes Problem, weil der Fremdenverkehr für die Türkei eine Haupteinnahmequelle darstellt. Das merkt er natürlich, muss deshalb auch auf Kuschelkurs mit der EU gehen – andererseits muss er für seine Wähler aber auch polarisieren. Wie ist denn die Stimmung, die du hier spürst? Kann ich nicht sagen, denn ich habe hier

INFO

Selim Varol Selim Varol macht keine halben Sachen. Bei der Kunst nicht – und beim Essen schon gar nicht. Die Künstler, die ihm gefallen, sammelt er schon seit Jahrzehnten und stellte sie in Düsseldorf in einer eigenen Galerie aus. Beim Essen geht es dem 45-Jährigen darum, regionale Betriebe an seine „What’s Beef?!“-Lokale zu binden und hohe Qualität zu moderatem Preis zu bieten. „Alles frisch!“, betont er. Wie die Zitronenlimo nach Großmutters Rezept und auch das Beef in meinem Burger. Wichtig sei es, wie wohl man sich nach dem Essen fühle. Bei mir war das der Fall. Alles bestens, Selim! whatsbeef.de

Patrick „Bärty“ Bruns Dieser gut aussehende Herr wohnt bereits seit 24 Jahren in Münster und hat bei Titus seine Ausbildung zum Bürokaufmann gemacht. Anschließend war er Chefredakteur von Europas größtem Skateboardmagazin, Skateshop-Besitzer, Vertriebsleiter bei einer australischen Skate- & Surfcompany und selbstständiger Handelsvertreter. Und da „öfter mal was Neues“ sein Credo ist, grillt er nun die freshesten Burger der Stadt!


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ARNDT ZINKANT BITTET GOLO BERG ZUR TALK-OUVERTÜRE Sein offizieller Titel lautet „Generalmusikdirektor“ (GMD). Was bedeutet, dass Golo Berg der neue Chefdirigent des Sinfonieorchesters Münster ist; zunächst für fünf Jahre. Bergs Vorgänger Fabrizio Ventura hat während seiner zehnjährigen Stabführung Münsters Musikleben seinen Stempel aufgedrückt. Große Fußstapfen also – doch wer mit Golo Berg über seine Profession spricht, hat keine Zweifel, dass er sie ausfüllen kann. Berg ist ein erfahrener Musiker von 49 Jahren, der bereits mit 21 (!) Chefdirigent war und viel vorzuweisen hat. Was sich bewährt hat, will er in Münster fortführen – wo sich Staub angesetzt hat, will er durchlüften. Im Gespräch wirkt der Dirigent gesammelt und reflektiert: weniger Revoluzzer, vielmehr Diener an der Musik. Das passt zur Domstadt.

PRIMUS INTER PARES

Haben Sie eine Art Masterplan, was Sie in Münster erreichen wollen? Nicht in dem Sinne, dass ich sage: „In fünf Jahren will ich mit diesem Orchester in Wien gespielt haben“ oder dergleichen. Wenn schon, dann ist mein Ziel ein künstlerisches: Mit dem Publikum in eine Beziehung zu treten, die die Neugier begünstigt. Ein Hören, das gleichermaßen unterhält wie herausfordert, ein Konzert kann beides sein – Unterhaltung oder Katharsis. Das gilt übrigens auch für uns Musiker. Die Bräsigkeit der Abonnenten mit Adrenalinstößen wachzurütteln … Das haben Sie jetzt so formuliert! Aber wahrscheinlich meinen wir dasselbe. (Lacht) Wie war es, das erste Mal vor unserem Orchester zu stehen? Das war beim Probedirigat. Ich weiß noch, dass ich seinerzeit etwas auf dem Zahnfleisch ging, weil ich am nächsten Tag eine Premiere vor mir hatte. Aber der Funke sprang in Münster sofort über – nach einer halben Stunde war alles klar.

Hat unser Orchester ein hervorstechendes Merkmal? Ja. Selbst, wenn es nach einer Spruchweisheit klingt: Dieses Orchester liebt die Musik. Das ist nicht selbstverständlich, ein Profimusiker schwebt bei allem Ehrgeiz laufend in Gefahr, diese Liebe zu verlieren. Bei einer Stadt dieser Größe halten die Münsteraner ihr Orchester auch keineswegs für selbstverständlich. Ich schon! Eine Stadt mit einer kulturellen Ausprägung wie Münster muss ein solches Orchester haben, keine Frage. Demnach halten Sie viel von der Münster-Kultur … Für mich ist es eine Wohltat, in einer Stadt zu sein, die so bürgerlich denkt – einerseits im kulturellen Selbstverständnis, aber auch in einer großen Eigenverantwortung, die man hier wahrnimmt. Ich behaupte: „Bürgerlich sein“ heißt auch, neugierig zu sein. All das spüre ich hier, es ist eine perfekte Basis für meinen Beruf.


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PLATZ FÜR DEIN LOKAL

KONTAKT Rothenburg 14-16 Tel.: 4816842 stadtgefluester-muenster.de

Diesem schönen Bild widerspricht unser Skandal der gescheiterten Musikhalle. Der Intendant Dr. Peters hat mir erzählt, dass man ihn im Vorfeld fragte: „Münster? Das ist doch die Stadt, die keinen Konzertsaal haben will! Da willst du hin?!“ Dieser Makel klebt an uns – aber vielleicht fällt ja in Ihre Ära der momentan diskutierte „Musikcampus“. Zumindest ist das Thema in der Diskussion, und das ist mit Sicherheit nicht falsch. Natürlich muss der GMD einer Stadt einen Konzertsaal befürworten. Dass dieses Theater akustisch katastrophal ist, darf man auch laut sagen. Abgesehen davon, dass wir Musiker beinahe chancenlos gegen diese Akustik sind, bedeutet sie auch einen Standortnachteil.

» Für mich ist es eine Wohltat, in einer Stadt zu sein, die so bürgerlich denkt. « Haben Sie sich mit dem Intendanten klar auf eine Linie geeinigt? Die nächste Spielzeit ist ja komplett abgesprochen, die Planungen reichen bis ins Jahr 2019. Wir verfolgen da gemeinsame Linien: Es gibt zum Beispiel im nächsten Jahr eine Oper von Peter Eötvös, „Angels in America“ – in der Überzeugung, dass die Moderne ihren Platz haben soll und „Angels“ ein tolles Stück ist. Denn wir müssen genau hinschauen, was wir spielen, gab es doch noch nie in der Kunst eine solche Diversität wie heute. Schon lange existiert kein verbindlicher Universal-Stil mehr, sondern wir befinden uns in einer schillernden, vielschichtigen Welt. Die künstlerische Verantwortung liegt darin, die Spreu vom Weizen zu trennen. Ich habe nie einen Dirigenten sagen hören: „Moderne kann mir gestohlen bleiben!“ Inwieweit empfindet man das als Pflicht? Sie haben völlig recht, bis zu einem gewis-


Fotos: Arndt Zinkant

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Herr Berg plant musikalisch Großes für Münster sen Punkt fühlen wir uns verpflichtet. Aber man kann sich als Publikum nur über Stücke eine Meinung bilden, die man zu hören bekommt. Unsere Verantwortung als Profis liegt darin, die Werke zu beurteilen. Keine Angst vor der eigenen Meinung! Ich werde nur die Musik spielen, die ich für gut halte – und gewiss keinen Komponisten auf den Plan setzen, nur weil er z. B. aus dem Münsterland stammt. Trotzdem wird ja mit Musik von Andreas Romberg dieser lokale Aspekt zum Tragen kommen. Ich kann bereits Folgendes verraten: Wir sehen ja einem Dreifach-Jubiläum entgegen – Orchester, Musikschule und Musikhochschule werden 100. Ich werde daher im Jubiläumsjahr 2019 in jedem Sinfoniekonzert einen münsterschen Komponisten spielen. Ob lebend oder nicht, das sei noch dahingestellt. Es gibt abseits von Romberg noch einige spannende Tonschöpfer zu entdecken! Ich war

z. B. überrascht von der Qualität der Werke Fritz Vollbachs, des Orchestergründers. Ein Name, auf den heute nicht einmal Spezialisten anspringen … Herr Peters sagte im Interview, dass Wagner und Strauss in Münster kaum noch zu machen sind. Dabei haben wir seit dem berühmten „Ring“ vor 20 Jahren durchaus eine Wagner-Tradition. Wird es wie geplant einen Tristan von Ihnen geben? Herr Peters hat natürlich recht, dass Wagner und Strauss uns vor logistische Probleme stellen. Aber ich glaube, dass wir alle ehrgeizig genug sind, die gesetzten Grenzen zu erweitern und ich werde nicht nachlassen, beide Komponisten einzufordern. Wenn ein Theater wie Münster das nicht mehr schaffen könnte, wären wir in der Tat nicht mehr konkurrenzfähig. Ich möchte im Laufe der fünf Jahre, die ich hier unter Vertrag bin, Wagner spielen – keine Frage!


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Dieser Herr kam über Umwege zur Musik – und ist heute froh darüber Aber auch Verdi … Mit dem fangen wir ja an. Es ist fast schon eine Binsenweisheit, dass jeder ausübende Musiker Verdi und Mozart liebt. Ich merkte es beim „Don Carlo“, den wir jetzt machen – da ist eine Form von menschlicher Authentizität, die man ganz selten findet. Nicht eine überflüssige, dekorative Note! Alles ist Ausdruck des Menschlichen, das macht diese Musik zutiefst liebenswert und zeitlos. Sie wollen neue Spielorte ausprobieren – zum Beispiel das Jovel oder das Landesmuseum. Bei Letzterem würde ich in puncto Akustik die Stirn runzeln. Beim LWL-Museum schweben mir Crossover-Konzerte vor, die dort besser funktionieren könnten als pure Klassik – weil Sie grundsätzlich elektroakustisch verstärkt sind. Ich mag diesen Ort, weil er Münsters moderne, zukunftsorientierte Seite zeigt. Beim Stichwort Crossover denke ich sofort an Filmmusik. Da waren wir mit Herrn Ventura gut aufgestellt, weil er damit aufgewachsen ist. Sein Vater spielte in Rom in einem Filmorchester. Wie stehen Sie zu dem Genre?

Im Laufe der letzten 25 Jahre habe ich immer wieder Filmmusik aufgeführt, einige spannende Experimente inklusive. Es gibt in Greifswald das Festival „Der nordische Klang“. Da haben wir einen Stummfilm der 20er Jahre mit einer neuen, experimentellen Musik aufgeführt – „Das Eskimo-Baby“. Zu meinem Kerngeschäft gehört es musikalisch aber nicht. Aber wenn man etwa Chaplins „Lichter der Großstadt“ mit Orchester im Cineplex erlebt, ist das wahrlich grandios – der noch weit schlechteren Akustik zum Trotze … Die Kinokonzerte wird es in jedem Fall weiter geben. Und die „AaSeerenaden“? Es gibt vermutlich kein Orchester mehr in Deutschland, das nicht Open Air spielt. Dafür braucht es die richtige Location, und das ist der Aasee – wo ich übrigens wohnen werde (Lacht). Mit dem Orchester, mit dem ich jeweils zusammen bin, spiele ich auch immer auf dem Gendarmenmarkt in Berlin. Ebenfalls eine grandiose Kulisse mit etwa 8000 Zuschauern auf den Treppen des Konzerthauses, traumhaft schön.


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Erinnern Sie sich noch, ab wann sie Dirigent werden wollten? Ehrlich gesagt, überlege ich immer, ob ich diese spezielle Geschichte erzählen soll. Die Leidenschaft meiner Teenager-Jahre war nämlich eine andere: die Physik. Wie Sie wissen, bin ich in der DDR aufgewachsen, da war die Berufsentscheidung nicht frei. Für das Abitur musste man die sogenannte „Erweiterte Oberschule“ besuchen. In meinem Fall war die Bedingung dafür, eine Unteroffiziersausbildung in der Nationalen Volksarmee zu machen. Das kam für mich nicht in Frage. Musik konnte man hingegen ohne Abitur studieren. Der Dirigentenberuf war für mich also die zweite Wahl (Lacht). Ich bin froh, dass es so gekommen ist.

» ich bin immer auf der Suche nach Authentizität. «

spürbar und nehme die Stücke nicht nur zum Abstauben aus der Vitrine. Letzte Frage: Fabrizio Ventura lehnte die Bezeichnung „Maestro“ ausdrücklich ab. Sie auch? Dieser Begriff wird mittlerweile so inflationär benutzt, dass ich kaum noch darauf reagiere. Es gibt das schöne deutsche Wort „Kapellmeister“, in dem der Maestro ja auch noch drinsteckt. Bei den heutigen, emanzipierten Orchestern ist man ein „Primus inter pares“ – und das ist gut so. ◊◊◊

INFO

Golo Berg Welcher Antrieb leitet Sie als Künstler? Für mich stellt sich stets die Frage, was die Musik eigentlich ausdrücken „möchte“. Es mag ein bisschen wohlfeil klingen, aber ich bin immer auf der Suche nach Authentizität – und bemerke oft bei Interpreten das verzweifelte Bemühen, ihre eigenen kleinen Maßstäbe an die großen Werke anzulegen. Damit kann man nur scheitern. Ich glaube, es gibt in jedem Werk einen wahrhaftigen Kern, den es zu finden gilt. Große Worte, ich weiß (lacht). Da müssen wir einfach zurücktreten und sprichwörtlich dem Werk dienen. Natürlich bin ich andererseits zu jedem Zeitpunkt als Interpret

Dieser Herr studierte von 1985 bis 1991 bei Gunter Kahlert an der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar. Er besuchte Meisterkurse von Lorin Maazel, und anderen renommierten Dirigenten. 1990 war er Finalist des „Arturo Toscanini“-Dirigentenwettbewerbs in Parma. Mit 21 Jahren wurde Berg als einer der weltweit jüngsten Chefdirigenten am Landestheater Mecklenburg engagiert, 2001 bis 2009 Generalmusikdirektor am Anhaltischen Theater Dessau. Mit der Anhaltinischen Philharmonie spielte er etliche CDs ein. Ab 2012 war Berg Chefdirigent des Theaters Vorpommern und wechselt mit der kommenden Spielzeit ans Theater Münster.


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Claudia Maschner spricht mit Carolin Kebekus – MAN, ist die witzisch! „Die Süße mit der frechen Schnauze“? Ach du Schande, bitte nicht noch ein verzweifelter Versuch, das Phänomen in Worte zu fassen: Eine attraktive Frau steht ohne Verkleidung vor Publikum und ist lustig. Zum Abrollen lustig. Legendär ihre Theorie zur Verlängerung der „Fuckability-Spanne“ von 15 bis 75 Jahren – ausgerechnet in der ZDF-Sendung „Die Anstalt“. Danach gab es einen Proteststurm – neudeutsch „Shitstorm“ – sondergleichen. Aber das ist Carolin Kebekus gewöhnt. Sie hatte sie alle, sagt sie, nicht ohne Stolz: die Kirchenanhänger, die Veganer, die Helene-Fischer-Fans und viele mehr. Aber noch mehr zählen ihre eigenen Fans – und die lieben die freie Schnauze. Genau so.

ZWEI PUSSYS – EINE MEINUNG?

„Ihre Themen sind Kirchenkritik, Feminismus und Helene Fischer“ schrieb jemand über „Alpha Pussy“, dein aktuelles Solo-Programm. Trifft es das? Ich würde sagen, die werden nicht enttäuscht. Hast Du Helene Fischer je kennengelernt? Nein. Wir haben über das Management aber Kontakt gehabt, wie man das halt macht, so „Ey, was du da machst, ist lustig.“ Das gibt es. Und ich weiß, dass sie im wahren Leben eine normale Person ist, die darüber lachen kann. Über diese und andere Geschichten von dir lacht ein gewaltiges Publikum, war so was immer dein Traum? (Lacht) Nee! Das ist für mich rückblickend auch manchmal seltsam. Aber andererseits auch unvermeidbar. Wieso? Weil ich schon immer extrovertiert war. Früher, auf Partys, konnte man sicher sein, dass ich die Letzte in der Küche bin, die alle bespaßt, die noch stehen können. Trotzdem

war ich am Anfang unheimlich ängstlich, was die Bühne betrifft. Ich hatte da Riesenrespekt vor. Anders als viele Kollegen habe ich mich erst nicht getraut, ein Solo zu machen. Ich wollte erst genau wissen, was ich da sage. Ich wollte eigentlich auch nie in großen Hallen spielen, da musste ich wohl einfach mit den Aufgaben wachsen. Dann hat es sich so ergeben. Ja. Man verändert sich ja auch, weiß dann, was man gerne machen möchte. Man traut sich mehr zu und wird sicherer in dem, was man macht. Du hast ja nicht nur das Solo-Programm, sondern auch deine eigene Fernsehsendung, für die du regelmäßig abliefern musst. Wie arbeitest du deine Auftritte aus? Ich mache mir zwar ständig Notizen, aber manchmal blicke ich da auch nicht mehr durch. Dann lese ich das und denke: Hä!? Frau, Rock, Zigaretten, … was!? Oder, wenn Leute mir irgendwelche Geschichten erzählen. Da kommt auch immer schon so ein: „Aber nicht, dass du das benutzt!“


Foto: Axl Klein

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Wer Menschen erreicht, muss Stellung beziehen – so sieht es Carolin Kebekus Nein, nein sicher nicht! Ach, woher denn! Oder meine Eltern, die schön öfter Teil des Programms waren … Meine Mutter sagt dann gleich: „Aber nicht auf der Bühne, das möchte ich nicht!“ Dann verkaufe ich die Geschichte eben anonym … Es ist einfach so, die Sachen, die man erlebt, die arbeiten in einem. Hast du Angst, dass irgendwann alles auserzählt ist? Nein! Das Leben geht ja weiter. Auch wenn ich denke, dass so ein Hype sich ohnehin irgendwann auflösen wird. Ich glaube nicht, dass man in meinem Job jahrzehntelang Hallen füllen kann … Aber, ach, wer weiß. Es passieren stets Dinge, die Welt verändert sich und man kann über immer neue Sachen sprechen. Da ist ja das Leben an sich eine Quelle der Inspiration. Mhm …

DAS klingt aber sehr poetisch, wie sie das formuliert hat! Und wie! Hast du Vorbilder in Sachen Comedy – oder hattest du welche? Die erste lustige Frau, die ich auf der Bühne gesehen habe, war Gaby Köster. Für mich ein einschneidendes Erlebnis, sie war tatsächlich ein Vorbild. Als Kind habe ich sie über die Stunksitzung in Köln wahrgenommen. Irgendwann konnte ich ihre Nummern auswendig, musste auf Familienfeiern immer „nochmal Gaby Köster machen“. Seid ihr mal zusammen aufgetreten? Das nicht, aber wir sind befreundet. Einer der lustigsten Menschen, die ich kenne, sie hat zu jeder Situation einen wunderschönen Spruch auf Lager, der auch gern zitiert wird. An Adjektiven wird bei dir ja auch nicht


gespart – frech, fies, süß … regt dich das noch auf? Man wird gern „gebrandet“ auf bestimmte Sachen. „Die ist frech, die macht immer die Assis nach.“ Aber ich habe erlebt, wie sich das erledigt, solange man sich als Künstler stets aufs Neue erfindet, unverbrauchte Dinge hat, über die man sprechen will. Ich habe nicht diese Angst, auf irgendwas hängenzubleiben, weil ich ja den Anspruch habe, dauernd was Neues zu machen. Die Leute merken das. Deshalb mache ich mir da nicht so viele Gedanken. Gibt es noch dieses Erstaunen über eine lustige Frau auf der Bühne? Wenn man das zum tausendsten Mal liest, „Für eine Frau ist sie wirklich witzig!“, denkt man, ach Gott. Aber dann halte ich das eben noch ein paar Jahre aus, dass es immer noch seltsam ist, eine lustige Frau auf der Bühne zu sehen. Dann haben wir das aber hoffentlich hinter uns.

» In Zeiten wie diesen finde ich es wichtig, dass man als Künstler eindeutig Stellung bezieht. «

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Münster frischt auf Auch die Frage nach den Eltern ist immer wieder Thema, wie die denn diese ganzen Kraftausdrücke bei deinen Auftritten finden. Ja, erstaunlich, oder? Dabei ist man doch keine 16 mehr. Aber das ist typisch bei Mädchen. Ich glaube da wird kein Mann nach gefragt, was denn seine Eltern sagen, wenn er auf der Bühne Kraftausdrücke benutzt. Aber egal, wenn das die Leute interessiert, kann ich nur immer wieder betonen: Meine Eltern sind mittlerweile so hartgesotten, was meine Bühnenauftritte angeht. Sie sind oft dabei. Was ist dir lieber? Allein auf der Bühne vor tausenden oder vor der Fernsehkamera wie bei der „heute-Show“?

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Ich bin unheimlich gerne auf Tour und mit meiner Crew zusammen, das ist mittlerweile eine Ersatzfamilie. Ich mache aber auch gern Fernsehen. Manchmal muss ich mich schon aus Termingründen entscheiden. Die Bühne würde ich dabei nie drangeben. Die unmittelbare Begegnung mit den Menschen ist was Besonderes.

» Es gibt nur eine Schlumpfine – und ihre Eigenschaft ist … Frau, mehr nicht. « Was sollen die Leute nach dieser Begegnung mitnehmen? Ich mache ja kein politisches Kabarett, aber trotzdem habe ich eine Meinung. In Zeiten wie diesen finde ich es wichtig, dass man als Künstler eindeutig Stellung bezieht, vor allem wenn man so viele Menschen erreicht. Zum Beispiel gegen rechts? Das natürlich, aber bei mir sind zum Beispiel viele junge Mädchen im Publikum. Ich sehe, die sitzen da mit offenen Augen und offenem Herz – da habe ich schon fast eine Vorbildfunktion. Denen kann ich richtig was in den Rucksack packen. Und wenn ich sie nur für einen Abend ein bisschen selbstbewusster mache. Das ist ja auch immer mein Thema, dass Mädchen sich nicht so kleinmachen sollen, nach dem Motto mich soll jeder lieb-

haben, deshalb muss ich so und so aussehen und dies und jenes anziehen. Der Abend ist ja nicht nur lustig und leicht. Das Feminismus-Thema. Wo wir gerade dabei sind: Sollten Frauen untereinander solidarischer sein? Finde ich schon. Es ist doch ein komisches Phänomen, dass Frauen immer diesen Konkurrenzdruck haben – und die Männer? Schustern sich untereinander Jobs zu, sind oft viel besser vernetzt … und Frauen nicht. Die haben immer das Gefühl, es ist ja nicht genug Platz für alle. Woran liegt das? Ich habe das noch nicht ganz durchblickt, aber ich finde die Erklärung plausibel, dass Frauen grundsätzlich suggeriert wird, dass es nur Platz für eine gibt. Mich hat mal ein Journalist nach Kathrin Bauerfeind gefragt. Die hätte doch jetzt so ein Buch rausgebracht, da gehe es um Feminismus und das sei ja auch so lustig geschrieben. Aber das sei doch eigentlich mein Thema! So ist das Denken bei manchen. Es darf nur eine lustige Frau mit dem Thema geben. Also nur Platz für eine? Wie bei den Schlümpfen, da gibt es den Lustigen, den Schlauen, den Fleißigen und so weiter. Aber die Frau? Es gibt nur eine Schlumpfine – und ihre Eigenschaft ist … Frau, mehr nicht. Leuchtet ein. Was anderes, du bist bei der Organisation ONE engagiert, was kannst du da konkret tun?

SONNTAG 08.10.2017 19.00 UHR Fritz Eckenga Vittorio Alfieri Klaus Otto Nagorsnik Showband Markus Paßlick und seine Original Pumpernickel mit Shubangi

Konzerthalle CLOUD Factory Hotel An der Germania Brauerei 5

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Foto: Thomas Büdenbender, www.timeless-art.de

Gäste


Fotos: Frank Dicks/WDR

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Frau Kebekus bekämpft unter anderem mit Bono extreme Armut Erstmal kann ich die sichtbar machen, da bin ich simples Prominenten-Sprachrohr. Bono, Bob Geldorf und andere haben die Organisation gegründet, mittlerweile gibt es da sieben Millionen Freiwillige. Ziel ist die Bekämpfung extremer Armut und vermeidbarer Krankheiten. Und ich kann deren Projekte zeigen, wie einfach es für jeden ist, sich bei denen zu engagieren. Das ist keine Frage des Reichtums, sie sammeln ja selber kein Geld ein. Sondern? Du unterschreibst den Artikel ONE, der ist abgeleitet von dem Grundgesetzartikel „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Und ONE hat dann noch hinzugefügt, „… egal, wo dieser Mensch auf der Welt lebt.“ Die

Herkunft soll nicht darüber entscheiden, ob man überlebt. Wenn du unterschreibst, wirst du darauf festgenagelt. Ich finde den Grundgedanken gut, dass sie genau da ansetzen, wo Leute an den Hebeln der Macht sitzen, die wirklich was verändern können. Sie können großen Druck ausüben, weil sie den Politikern ein Begriff sind. Du machst besonders bei der Kampagne „Armut ist sexistisch“ mit, was bedeutet das? Frauen und Mädchen sind viel stärker von Armut betroffen. Im Juni war ich mit ONE in Sambia und da konnte ich viele Beispiele sehen, viele Projekte sowie Hilfsmaßnahmen kennenlernen. Es gab da sogar ein Treffen mit Frauen, die Comedy machen.


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Carolin zieht die Bühne der Kamera vor Wie war das? Unheimlich beeindruckend! Ich weiß ja, wie lustige Frauen hier auf der Bühne zu kämpfen haben. Das ist in Afrika nochmal eine ganz andere Nummer. Ihre Themen sind zum Beispiel: Ehe, Familie und unter dem Scheffel des Mannes stehen. Das hat da eine andere Dimension, das kann man sich hier gar nicht vorstellen. Das sind zum Teil Witze, bei denen man hier schon schlucken würde. Und es ist Wahnsinn, welchen Anfeindungen die sich da aussetzen, gerade in der eigenen Familie. Wie hart und intensiv sie an ihrem Material gearbeitet haben … Für sie ist das nicht nur ein Beruf, sondern totale Berufung, dafür zu kämpfen, dass sie auf der Bühne stehen und ihre Meinung sagen können. So viel Energie bringen sie auf – und zu Hause kommt das nicht gut an. Für dein Engagement hat Bono dir beim Deutschlandkonzert von U2 im Berliner Olympiastadion gedankt. Wie war das? Ich war da und es war unglaublich! Ich habe gedacht, der spinnt. Wir waren einen Tag vorher zusammen essen, wegen der neuen Kampagne von ONE.

Ein Arbeitsessen mit Bono! Jetzt muss ich fragen: Wie ist der so? Einer der beeindruckendsten Menschen, die ich kenne. Total bodenständig, total engagiert. Er weiß über alles Bescheid, kennt alle Zahlen. Der kann einen so inspirieren, das klingt jetzt doof. Aber der lebt dafür, sich so zu engagieren. Und mit mir hat er auf Augenhöhe gesprochen. So ein Treffen lässt er nicht ungenutzt, da ist kein Blabla, sondern es wird an konkreten Plänen gearbeitet. Danach kommt direkt der nächste Schritt, wie es weitergehen soll. Aber dass er auf der Bühne meinen Namen sagen würde, habe ich nicht gewusst. Ach, da muss man gar nicht drum herum reden, das ist einfach ’ne geile Scheiße, wenn Bono deinen Namen auf der Bühne sagt und 80.000 Leute im Olympiastadion sind. Sagen wir mal, da kriegt man dicke Eier, da will ich einen sehen, der die nicht bekäme. Und damit zurück zu dir! In diesem Jahr warst du in deiner ersten Hauptrolle im Kino zu sehen. Nach den ganzen Erfolgen und Auszeichnungen der letzten Jahre, hast du da eigentlich noch was Dringendes auf dem Wunschzettel?


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Das meiste lasse ich auf mich zukommen, aber was bei mir auf der Agenda steht, ist, auch mal Pause zu machen. Das ist eins der wichtigen Dinge, die ich echt lernen muss. Ab und zu ein paar Gänge zurückzuschalten. Das habe ich diesen Sommer tatsächlich schon gut geschafft.

komme ich von der Bühne und denke: Das gibt es doch nicht, das kann doch nicht wahr sein, was bin ich für ein Glückskeks! Ein Schlusssatz wie gemalt, vielen Dank für das Gespräch! ◊◊◊

» Sagen wir mal, da kriegt man dicke Eier, da will ich einen sehen, der die nicht bekäme. « Apropos Sommer, der ist ja nun fast vorbei: Bist du der Typ für einen melancholischen Herbst? Ach nee, für so einen Herbstblues habe ich überhaupt keine Zeit. Ich bin auf Tour, ich habe meine Sendung, da ist genug zu tun. Außerdem ziehe ich dermaßen viel Energie aus meiner Arbeit. Wenn ich doch im Stress bin, weiß ich aber auch, dass ich einen superguten Job habe und total glücklich bin, wenn ich auf die Bühne gehe. Es macht mir so einen Spaß, die Leute zu unterhalten und ich freue mich jedes Mal so sehr auf die Geschichten, die ich erzählen will. Manchmal

EINFACHTANZEN!

INFO

carolin kebekus Alles fing an mit einem Praktikum bei RTL: Redaktionsassistentin bei einer Comedy-Sendung. Haha. Hätte Mario Barth übrigens auch gern gemacht, er hatte sich damals, im Jahr 1999, auf dieselbe Stelle beworben. Denk mal drüber nach! Seitdem ist viel passiert im Leben von Carolin Kebekus. Sie ist eine der erfolgreichsten Comedy-Frauen des Landes, sammelt Preise und Auszeichnungen, füllt Veranstaltungshallen und TV-Bildschirme. In der Komödie „Schatz, nimm Du sie!“ war sie in diesem Jahr in ihrer ersten Kino-Hauptrolle zu sehen. Am 21. September kommt sie mit ihrer One-WomanShow „Alpha Pussy“ in die Halle Münsterland. Schon am 7. September läuft die nächste Folge ihrer WDR-Show „Pussy Terror TV“ in der ARD. carolinkebekus.de

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Jens Kotalla traf sich mit Ann-Paulin Söbbeke in der Hafenkäserei Vor drei Jahren gegründet, vor zwei Jahren gebaut, seit einem Jahr mit Bistro: die Hafenkäserei. Wer ist der Mensch hinter diesem Projekt, wofür steht er ein? Wie ist es auf der „schmutzigen“ Seite des Hafens als grauer Betonklotz neben einem grünen Riesen – und wieso ist das so? Ann-Paulin Söbbeke ist Molkereimeisterin und Gründerin der Hafenkäserei. Im Plausch auf der Terrasse gab sie Antworten auf diese – und andere – Fragen.

Alles Käse?!


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Hier ein alter Speicher, in dem sich u. a. das neue Borchert-Theater befindet, dort ein grün schillernder Neubau, der Luxus-Büroräume bietet. Daneben ein Betonklotz, der einem ins Auge springt. Die Hafenkäserei erinnert an die Architektur der 60er und 70er Jahre. Gewollt? Überhaupt nicht. Die Fassade zum Hafen wurde schon mal von zwei befreundeten Künstlern mit Graffiti verschönert. Ein totaler Hingucker. Jetzt ist es nicht mehr da. Stattdessen starrt man erneut auf das erschlagende Grau. Hat‘s dir doch nicht mehr gefallen? Im Gegenteil. Was die beiden da gezaubert hatten, hat die Leute umgehauen. Aber was der Otto Normalverbraucher nicht weiß – und ich bis zu dem Zeitpunkt auch nicht wusste: Architekten genießen bis zu 70 Jahre ein Bestimmungsrecht für ihre Entwürfe: Das tritt in Kraft, wenn größere Veränderungen im oder am Gebäude vorgenommen werden sollen. Und der Architekt fand die gebotene Kunst nicht so prall? Sagen wir mal so: Er hat vor Gericht eine einstweilige Verfügung erwirkt, so dass wir es entfernen lassen mussten. Ansonsten hätten wir mit einer hohen Geld- oder Haftstrafe rechnen müssen … Mit den Nachbarn von der B-Side läuft es hoffentlich besser? Der Umbau der „dirty side“ sorgte in den vergangenen Jahren ja immer für viel Gesprächsstoff … Mit der B-Side kommen wir gut aus. Wir sind ein junges Unternehmen mit einer Philosophie, kein alteingesessener Großkonzern, der hier irgendwas kaputtmacht. Auch ich hätte mir was anderes als große Bürogebäude gewünscht. Ich saß früher gerne bei Bier und Grill auf der „schmutzigen“ Seite des Hafens. Und das verbindet … Absolut! Wie die B-Side wollen auch wir hier etwas mit Mehrwert erschaffen. Einen Begegnungsort, wo man hinkommen und sich wohlfühlen kann. Wir sind schon bei der Planung gemeinsamer Aktionen.

Worin besteht dieser Mehrwert? Unsere Philosophie lautet: biologische, ökologische und regionale Nachhaltigkeit – gepaart mit Transparenz. Deswegen ist die Hafenkäserei eine Schaukäserei. Das war mir von Anfang an wichtig. Und das heißt was genau? Man kann bei uns Führungen buchen. Bei denen erfährst du nicht nur, wie Käse produziert wird, sondern kannst uns dabei zusehen: Das fängt bei den verwendeten Zutaten an, geht über die einzelnen Arbeitsschritte bis hin zur richtigen Temperatur. Für Kinder sind die Führungen spielerischer gehalten. Aber genau diese Transparenz ist das, was vielerorts fehlt.

» Käse & Wein macht jeder. « Könnte ich mich danach nicht hinsetzen und daheim meinen eigenen Käse produzieren? So einfach ist das nicht. Selbst, wenn du alles so machen würdest – dein Käse würde ganz anders schmecken. Das liegt an den abweichenden klimatischen Bedingungen und da spielt noch viel mehr rein. Und das macht euren Käse also besonders. Nicht nur das. Auch unsere Liebe zum Käse, unsere Geduld und das ganze Herzblut. Wir sind hier schon ganz blass. (Lacht) Und eure Kreativität, oder nicht? Eben. Ich liebe Käse, weil er das Beste ist, was du aus Milch machen kannst. Neben den über 3.000 verschiedenen Käsesorten weltweit gibt es unzählige Eigenkreationen. Mit Kleinigkeiten in der Produktion kann man die Geschmacksnuancen komplett verändern. Das ist das, was ich mir vorgenommen habe:


Geschmackserlebnisse ins Leben rufen, die noch keiner kennt.

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Klingt abgefahren. Passt das zusammen? 14es ausprobiert und herausgerWir20haben a u r b Seit Fe kommen dort! Geschmack. ren Sisttaeinneinzigartiger e ß ö r g n e u e n am Welche9 hast du dir und der Hafenkä9die -Zukunft egfürZiele - Höltenwserei gesteckt?

Natürlich wollen wir uns in Münster etablieren. Schön wäre, wenn eines Tages nur noch unser Käse in den Münsteraner Kühlschränken liegen würde. Darüber hinaus wäre überregionale Bekanntheit was Feines. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg.

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Und in der näheren Zukunft? Ich möchte vor allem die Jüngeren und die Kleinsten erreichen. Sie sollen erfahren, wo Käse herkommt, wie er hergestellt wird. Das soll natürlich Erwachsene nicht von unseren Führungen ausschließen!

Die Alexianer Waschküche ist ein Inklusionsbetrieb. Bei uns arbeiten Mitarbeiter mit und ohne Behinderung gemeinsam im Team. Unser Motto:

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Neben dem Wäschewaschen in Wohlfühlatmosphäre bietet unser Bistrobereich auf zwei Ebenen Platz für ca. 100 Gäste. Genießen Sie unser Mittagsbuffet oder à la carte Speisen am Abend. Der Konferenzraum bietet ca. 40 Personen Platz. Erleben Sie Livemusik, Vorträge, Tanz und wechselnde Kunstausstellungen oder Sie mieten die Waschküche für Ihre geschlossene Veranstaltung. Besuchen Sie uns in der: Bahnhofstr. 6, 48143 Münster Tel. Bistro: 0251 - 97 310 275 00 Tel. Waschsalon: 0251 - 97 310 275 60 www.alexianer-waschkueche.de

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Hast du dafür ein Beispiel? Man kann einem Käse während der Reifung eine Schmiere auftragen. Das nennt sich „Affinieren“. Wir haben mit dieser Methode einen Rotschmierkäse mit Rosmarin, Whisky und Blaubeeren entworfen, der „Blaue Barbier“.

Wie wäre es denn mit so einer Art Pflichtbesuch für Touristen? Momentan haben wir genau das. Eine der Hauptattraktionen der Skulptur Projekte ist der Steg über das Hafenbecken. Optimalerweise führt der Übergang direkt vor unsere Haustür. So finden die Leute den Weg in eure Gefilde. Was halten die Touris von der Hafenkäserei? Gerade die englischsprachigen und asiatischen Touristen sind begeistert. In den USA zum Beispiel kennt man eigentlich nur Gouda oder Cheddar. Dass es Käse-Kreationen gibt, wissen die zum Teil gar nicht. Da nehmen die sich schon mal was Besonderes für die Heimat mit.

14 Seit Februar 20 tandort! ren S e ß ö r g n e u e n am 9 9 g e w n e t l ö H Wo kann ich als Nicht-Tourist euren Käse bekommen?


Foto: Stefan Reimer

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Stellt Käse her, erzählt aber keinen: Ann-Paulin Söbbeke Wir sind in den Bio-Supermärkten und bei zwei Ständen auf dem Markt zu finden. Außerdem arbeiten wir an einem Online-Versand. Aber auch Nicht-Touristen sind bei uns jederzeit herzlich willkommen. Warum sollte ich den Weg auf mich nehmen? Weil unser Bistro mit der schönen Terrasse keine Wünsche offenlässt. Zum einen hast du hier die Möglichkeit, den Käse vor dem Kauf zu verkosten. Zum anderen genießt du einen wunderbaren Blick auf die „Hauptseite“ des Hafens. Während man entspannt in der Sonne sitzt und abschaltet, kann man das geschäftige Treiben und den Trubel auf der anderen Seite beobachten. Am 3. Oktober veranstaltet ihr mit Braukunstwerk das „Käse- und Bierfest“. Ich dachte, zu Käse trinkt man für gewöhnlich Wein? Käse und Wein kennt jeder, Käse und Wein macht jeder. Kaum einer weiß, dass auch Bier und Käse wunderbar zusammenpassen. Käse und Wein, das hat so was leicht Spießiges. Wir möchten gerne die jungen Leute anlocken. Sorry, ich bin noch bei „Bier und Käse“ … Ich weiß ja nicht. Hey! Wir haben einen Käse, der mit Bier der Finne-Brauerei oder mit Honigmalz von Pinkus affiniert wird. Da passt das Bier im Glas natürlich super zu dem Stück Bierkäse.

Und was kann ich auf dem Fest noch erleben? Es wird eine Art Tag der offenen Tür werden. Normalerweise nehmen wir Eintritt für unsere Führungen und die Ausstellung – beim Fest wird man kostenlos über den Käseboulevard laufen können. Man kann also in gemütlicher Atmosphäre einen Münsteraner Käse essen, dazu ein Münsteraner Bier trinken und darüber hinaus noch etwas lernen. Außerdem: Obwohl es „Käse- und Bierfest“ heißt, kann man übrigens auch Wein bekommen. Wohl bekomm’s! ◊◊◊

INFO

Hafenkäserei Seit der Gründung 2014 wurden in der Hafenkäserei bereits über 9.000 Käselaibe produziert. Welche Sorten es gibt, wann das Bistro geöffnet hat und welche Aktionen in Zukunft anstehen, findet ihr unter: hafenkaeserei.de


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Tom, Ansgar und der Straßenfußball Fußball ist Leidenschaft. Über nichts wird mehr diskutiert und gestritten als über den Pfiff des vergangenen Wochenendes. Selbsternannte Fachleute sorgen mit ihren Analysen nicht selten für Verwunderung und Kopfschütteln, hat doch jeder seine eigene und einzig richtige Meinung zum Geschehen. Doch einen gibt’s, der eine spezielle Sicht auf die Dinge hat und der mit einfachen Worten die Situationen entschleunigt. Am Ende gibt er gerne zu bedenken …

… wenn ich du wäre, wäre ich lieber ich!

Ansgar, jeder kann sich an dich erinnern. Kannst du dich an alle Menschen erinnern, die dir begegnet sind? An Gesichter und an viele Geschichten, die mit diesen in Verbindung stehen. Ich habe im Laufe meiner Kariere bei 18 Vereinen gespielt, habe 40 Trainer kennengelernt. Somit war viel Tempo in meinem Leben. Da ist eine Begegnung nur ein Wimpernschlag. Vielleicht wäre alles anders, was die Erinnerung betrifft, wenn ich meine Karriere bei ein, zwei Vereinen verbracht hätte. Entschleunigt, sozusagen. Aber dem war nicht so. Du als Fußballbeamter, der 20 Jahre bei einem Verein kickt, das wäre undenkbar gewesen? Da bin ich bei dir. Keine Verbeamtung mit Ansgar. Der wahre Grund unseres Treffens: Du hast vor zehn Jahren ein Buch veröffentlicht: über dich, dein Leben und vieles mehr. Ein Werk, das es in die Spiegel-Bestsellerlisten geschafft hat. Etwas, das nicht einmal Reiner „Calli“ Calmund vollbracht hat. Und der hat

einiges zu erzählen. Jetzt folgt Buch Nummer Zwei. Was war der Anlass? Wie du weißt, habe ich eine Kolumne mit dem Titel „Der weiße Brasilianer“ beim Radiosender 1Live, in der ich über eine Geschichte erzähle. Die kann aktueller Natur sein, allgemein gehalten wirken oder über mich berichten. Diese Kolumne wurde vertextet und in Buchform gebracht. Klingt unüblich. Fand ich auch, als Peter Schultz, mit dem ich die Kolumne produziere, sowie 1Live mit ihrer Idee auf mich zukamen. Normalerweise, so dachte ich, schreibt man ein Buch und später wandert das als Hörbuch auf CD. In diesem Fall lief es umgekehrt. Mit einem tollen Ergebnis, wie ich finde. Das stimmt. Ich muss dazu sagen, dass ich nicht eine geschriebene Zeile zu dem Buch beigetragen habe. Daher gilt mein Respekt dem Peter Schultz als Autor, der die ganze Arbeit hatte. Gelesen hast du das Buch aber schon?


Fotos: Stefan Reimer

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Ansgar hat die Geschichten in seinem Buch noch nicht gelesen – dafür gelebt (Lacht) Bis jetzt noch nicht. Werde ich aber noch. Im Moment liegt so viel Arbeit an, dass ich noch nicht dazu gekommen bin. Also bist du überrascht, wenn dich Leute auf Passagen aus dem Werk ansprechen? Nicht wirklich. Wenn ich auf Lesung bin mit Peter Schultz und er aus dem Buch liest, weiß ich ziemlich schnell, wo wir sind oder welche Geschichte das ist. Schließlich kreiere ich ja die Kolumne, um die es in dem Buch geht. Okay, du hast es gar nicht gelesen, ich zum Teil – trotzdem wollen wir über das Buch reden. Bei dem Werk handelt es sich nicht

ausschließlich um Ansgar-Geschichten? (Lacht) Nein. Die Kapitel sind total unterschiedlich in ihrem Aufbau. Aktuelle Themen, allgemeingehaltene Sachen und Geschichten, die ich erlebt habe. Aber das Wesentliche ist, dass es nicht um Spieltagsstatistiken geht und auch nicht um das Besprechen von Spieltagen, davon haben wir ja genug – das braucht niemand in anderer Farbe. Halt eine Kolumne, die verschiedenste Themen mit sich führt und mal mit oder ohne Verbindungen zu dir erzählt wird. Aber es gibt Geschichten, die nur über dich handeln? Nun ist es so, dass die Vielfalt diese Ko-


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ist chillig. Im Zweifel kann der seinen Namen tanzen. Hatte der Mann aber seine Fußballschuhe geschnürt, war das wie „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“. Das meine ich aber positiv. Wenn du jemanden erlebt hast, der so intelligent gekämpft hat auf der „6“, verstehst du, warum der sich meistens auf der Siegerstraße befunden hat. Allerdings hat er mal auf Champions-League-Ebene jemanden Bekannten weggesenst an der Mittellinie, sich über ihn gebeugt und gesagt: „Vor der Mittellinie okay, über der Mittellinie Aua!“ Was für ein Typ, geiler Typ!

» Vor der Mittellinie okay, über der Mittellinie Aua! «

lumne ausmacht. Manchmal muss auch eine Geschichte erzählt werden, die nur mit mir zu tun hat. Das hat aber keinen bestimmten Grund. Wir machen das, worauf wir Bock haben. Das, was die Hörer hören und die Leser schwarz auf weiß haben wollen. In einem Kapitel deines Buches sprichst du über Neale Marmon und Jens Jeremies. Der Engländer ist bekannt als knallharter Verteidiger und Jens als netter Junge, aber nicht auf dem Platz, wo du beide in einem Atemzug nennst. Wenn du Jens begegnest, denkst du erst mal, der ist Lehrer an der Waldorfschule. Der

Was mir bei dir auffällt: Wie viele andere deiner Zunft führst du niemanden vor. Du bist immer locker mit deinem Mundwerk, schaffst es, ernste Themen in ein leichtes Gewand zu packen. Aber du verletzt niemanden. Ich bin mit einer Sache, die den Sport ausmacht und letztendlich dein Leben prägt, groß geworden: Es geht um Respekt für den Gegner. Freunde und manchmal auch den Gegner muss man schützen. Analysieren kann jeder, aber auch wirklich jeder, der ein Spiel gesehen hat. Warum aber Dinge passiert sind, dazu gehört ein bisschen mehr. Aber meines Erachtens keineswegs Besserwisserei. Empathie ist ein wesentlicher Bestandteil, um Dinge richtig zu erkennen und erklären zu können. Ich glaube, man kann die vorherige Frage mit einem Satz beantworten. Ich fange ihn an und du beendest ihn: Der Ansgar … … liebt den Fußball. Mehmet Scholl und die ARD gehen getrennte Wege. Ich habe heute auf Facebook an dei-


ner Pinnwand gelesen: Der Weg ist frei. Hat man dich bereits angerufen? Gesprochen hat mit mir niemand, zutrauen würde ich mir das auf alle Fälle. Aber die Fußstapfen, die Mehmet hinterlassen hat, sind groß. Er hat es verstanden, alle Leute anzusprechen, ohne dabei herablassend oder oberlehrerhaft zu sein. Ich werde ihn mal anrufen und fragen, was da passiert ist.

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Du tauchst ja eh hier und da im Fernsehen auf, gibst in der Presse dein Wissen zum Besten. Bist immer sichtbar, selbst als Fan bei Stadionbesuchen. Hast du deine „Karriere nach der Karriere“ geplant? Ich habe mich nie hingesetzt und gesagt, ich schreibe ein Buch. Letztendlich bezahlt mein Talent mein Leben. Leute kamen auf mich zu, wollten mit mir arbeiten. Bei meinem ersten Buch hat mich der Verlag sechs Jahre gefragt, ob ich nicht eins schreiben möchte. Erst Reiner Calmund gab den entscheidenden Wink, indem er von „guter Aufarbeitung“ sprach, dass diese ein spitzen Erfahrungswert sei.

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» Fußball ist Straße. eine Weltmeisterschaft muss nach Rumänien oder Tschechien. « Also keine Planung deiner Zukunft? Absolut nicht. Ich bin als Freigeist unterwegs. So wie ich es als Spieler war, geht es jetzt weiter. Ich war zehn Jahre nicht krankenversichert. Warum sollte ich mir Gedanken darüber machen, ob jemand ein Buch mit mir schreiben will? Planlos wirkst du nicht … Auch ich will wohin. Dann bin ich zielstrebig. Neben allem Spaß gibt es auch den streitbaren Ansgar. Du hast dich kürzlich mit dem Deutschen Fußballbund angelegt. Wie kam es dazu?


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Ansgar fordert mehr Authentizität an der Spitze von Verbänden Ich habe dem Verbandsvorsitzenden ins Gesicht gesagt, dass ich mir an der Spitze wen wünschen würde, der Empathie für den Fußball besitzt. Ihm würde diese Eigenschaft eindeutig fehlen.

einen Topjob gegen den Korruptionssumpf erledigt haben, abgewählt werden. Er sprach davon, dass die beiden gute Arbeit geleistet hätten im Sinne der Aufklärung, jetzt aber nicht mehr benötigt würden.

Starker Tobak … Es kann doch aber nicht sein, dass jemand kommt und sagt, dass er den Fußball transparent machen möchte, alte Zöpfe abschneiden und so weiter – um dann seine Leute in Position zu bringen. Ein total scheinheiliger Vorgang, gerade, wenn man von Transparenz spricht.

Klare Kante gegen eine Führung, die du da äußerst. Doch was forderst du letztendlich? Wir brauchen authentische Leute an der Spitze von Verbänden. Nimm das Beispiel Katar. Ein Land, das so viel Geld hat, dass es sich jedes Event kaufen kann. Fußball ist das letzte große Theater, wo sich alles trifft, Fußball ist Straße. Solch eine Weltmeisterschaft muss nach Rumänien oder Tschechien. Da ist so viel Geld unterwegs, da kannst du eine neue Infrastruktur aufbauen: Krankenhäuser, Schulen und vieles mehr, was die Menschen brauchen, darum geht es. Und dafür müssen Verbandsbosse stehen.

Was ist daran scheinheilig? Es ist doch ein normaler Ablauf, der in der Politik ständig passiert? Sicherlich. Aber dieser Mann fährt zwei Wochen später zur FIFA und sorgt mit seiner Abstimmung dafür, dass zwei Anwälte, die


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Schluss mit scheinheilig – Ansgar findet klare Worte Das ist eine immerwährende Forderung? Muss sie auch bleiben. Katar baut jetzt fünf Stadien im Umkreis von zehn Kilometern für hunderte Millionen. Da muss ich mich doch fragen, ob man uns verarschen will. Das braucht kein Mensch! Wie hat der Grindel reagiert? Wie zu erwarten. Man hat mir entgegnet, dass ich auf einen Zug aufspringen würde, dass der Mann sowieso in der Kritik stünde, da sei es ja leicht, seine Bedenken anzubringen.

Ein Totschlagargument. Aber das hast du nicht auf sich beruhen lassen? Nein, ich habe das Thema Ultras vorgebracht. Was glauben die Herren vom DFB, was sie erreichen, wenn sie immer nur diktieren?! Ihr tretet allen vors Schienbein. Nur auf Konfrontation mit den Fangruppen. Eure Kollektivstrafen haben bis heute keinen Erfolg gebracht. Ich habe dem Grindel gesagt, dass sie doch mal das Pokalfinale ohne Fans einen Tag später nochmal anpfeifen sollen. Vielleicht begreifen sie dann, wer den Fußball groß gemacht hat.


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Noch so ein Thema, über das gern gesprochen wird …. Es muss darüber gesprochen werden. Es werden sämtliche Stoppschilder überfahren und dann wundert man sich, dass „Scheiß DFB!“ skandiert wird!? Da kommt gerne das Argument, dass am Wochenende in einem Stadion eine Pommesbude samt Ordner überrannt wurde. Ja, das finden 99,9 Prozent aller Fans scheiße. Was ist eure Reaktion!? Ihr sperrt einen ganzen Block. Weil eine Handvoll Idioten Scheiße baut. Der DFB fragt mich darauf, was er sonst machen soll. Das ist doch nicht deren Ernst! Wir sind 1969 zum Mond geflogen – doch ihr seid nicht in der Lage, eine Handvoll Chaoten in den Griff zu bekommen!? Die im Zweifel aus den Stadien zu bekommen? Alle wollen ins Stadion. Also packt euch die, die es offensichtlich nicht wollen. Beendet diese Scheinheiligkeit.

im Blut hat. Da braucht es keinen Dreckspolitiker, der nur Machterhalt im Sinn hat. Sicherlich gibt es jetzt nicht viele beim DFB, die Bock haben, mit mir zu reden. Das ist legitim. Mich darf auch jeder kritisieren. Nur Scheinheiligkeit bringt unseren Sport nicht weiter. ◊◊◊

INFO

Ansgar Brinkmann Der Weiße Brasilianer zählt zu den letzten Straßenfußballern seiner Zunft. Der kantige Junge aus Vechta sorgt auch heute noch mit seinen Ansichten für Furore. Steht er doch für das, was er sagt.

Letztendlich wird das mit dieser Führung beim DFB nicht machbar sein, oder? Diese Arroganz muss weg. Da braucht es jemanden, der Fußball kennt, der den Sport

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ARNDT ZINKANT UND PROF. MICHAEL WOLFFSOHN AUF DEN DUNKLEN PFADEN DES ANTISEMITISMUS Der Anlass seines Münster-Besuches war ein positiver, stellenweise gar heiterer: Michael Wolffsohn stellte im Stadttheater sein Buch „Deutschjüdische Glückskinder“ vor. Es ist die Geschichte seiner Familie, insbesondere die seiner Großeltern Karl und Recha Wolffsohn, die nach Israel auswanderten – und nach dem Krieg nach Deutschland zurückkehrten. Auch Enkel Michael kehrte zurück, wurde Historiker und Professor, lehrte über 30 Jahre an der Bundeswehr-Universität in München. Der mittlerweile 70-Jährige ist ein streitbarer Gelehrter und bekennender Patriot, der sich regelmäßig in der Öffentlichkeit zu Wort meldet. Als er sich nach seinem Vortrag gerne zum Interview bereitfand, kam das Gespräch auf die Migrationsfrage und die diversen Spielarten des heutigen Antisemitismus’.

DER KRITISCHE VERSÖHNER

Kurz vor unserem Gespräch habe ich Sie beim „Maischberger“-Talk gesehen – direkt nach der Doku über Antisemitismus, die der WDR zunächst nicht zeigen wollte. … und dann nach öffentlichem Druck doch ausgestrahlt hat – mit ständigen Bild-Einblendungen, in denen sich der Sender von der jeweiligen Filmszene distanzierte. (Anm.: „Auserwählt und ausgegrenzt – Der Hass auf Juden in Europa“, so der Name der Dokumentation) Anschließend saß man bei „Maischberger“ in Abwesenheit der Filmautoren quasi zu Gericht. Sie waren als mehr oder weniger einziger Verteidiger des Films eingeladen. Wie erklären Sie sich das? Eine Erklärung habe ich nicht, ich bin kein Psychologe. Jedenfalls wurde immer so getan, als sei dieser Film die Endfassung gewesen – es war in Wahrheit eine Rohfassung, die der WDR bekommen und abgelehnt hat. Die Informationen, die ich habe und für zuverlässig halte, betreffen aber weniger den WDR als vielmehr den französischen Teil von Arte. Dort lautet das Stichwort „Stockholm-Syn-

drom“, sprich: Identifizierung mit dem Aggressor. Die haben die Befürchtung, dass es ihnen ähnlich an den Kragen gehen könnte wie „Charlie Hebdo“. Eine sinnvolle Strategie? Ich halte dies Verhalten für falsch. Nicht im Sinne einer ideologischen Reinheit, sondern als analytische Dummheit. Denn Terror zeichnet sich dadurch aus, dass er sich gegen alle Mitglieder des verhassten Kollektivs gerichtet. Man kann sich als Individuum nicht aussuchen, ob man dazugehört, oder nicht. Will ich also Terror verhindern, kann ich das keinesfalls durch Identifizierung mit dem Aggressor. Wie entsteht diese Identifizierung? Es ist politisch eben nicht korrekt, quer durch alle Parteien und weite Teile der Gesellschaft, den modernen Antisemitismus durch islamistische (oder auch nur islamische) Kräfte zu erklären. Denn man fürchtet, dass dies die Integration erschwert. Die liegt mir sehr am Herzen, ich bin mit meinen Berliner Projekten in puncto Integration aktiv. Man muss immer auf beiden Seiten ehrlich sein:


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Christentum und Judentum haben sich mit ihrem Gewaltproblem in der Vergangenheit auseinandergesetzt, doch Vergleichbares finden Sie in der islamischen Welt nicht. Deren ideologische Verflechtungen sind aber durch den demographischen Faktor zu uns geschwappt. Darüber hinwegzusehen, richtet sich nicht unbedingt gegen die Juden, sondern dient einer falsch verstandenen Integration. Insofern ist es nicht erstaunlich, dass es mit der Doku so gelaufen ist.

» Menschen in Not muss man helfen. « Haben Sie Ähnliches schon früher erlebt? Ja – ich gebe Ihnen ein Beispiel: Der heutige Leiter der politischen Abteilung eins im Auswärtigen Amt, Andreas Michaelis, war vorher Botschafter in Israel. Ihn habe ich auf einem internationalen Kongress in Tel Aviv erlebt, und zwar kurz nach dem Überfall auf einen Rabbiner in Berlin-Friedenau im Februar 2013. Dieser Überfall ging eindeutig von muslimischen Tätern aus. Bei seinem Grußwort – in Tel Aviv wohlgemerkt! – sprach der Botschafter Michaelis von der „Kontinuität des Antisemitismus’“ in Deutschland. Da ich als nächster Redner den Festvortrag halten sollte, sprach ich ihn kritisch an: „Sie stellen eine Kontinuität des alten, rechten Antisemitismus’ her – die es auch tatsächlich gibt. Aber Sie übersehen den neuen, muslimischen und auch den linken Antisemitismus. Dadurch verfälschen Sie die Tatsachen und vertreten darüber hinaus Ihren Staat nicht gut.“ Was sind das für Integrationsprojekte, die Sie ansprachen? Ich bin durch Erbfall Eigentümer einer großen Wohnanlage in Berlin, die mein Großvater 1937 gekauft hat. Die Mieterschaft


Fotos: Arndt Zinkant

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Integration oder Islamisierung – ist das die Prognose für Europa? ist gemischt, mit großem muslimischem Anteil. Meine Familie dagegen ist deutsch-jüdisch geprägt. Weil momentan die Frage der Integration die entscheidende ist, haben wir daraus ein deutsch-jüdisch-muslimisches Bildungsprojekt gemacht. Durch „erschnorrte“ Drittmittel bieten wir für Kinder und Jugendliche Werkstätten für Musik, bildende Kunst, Theater, Literatur und auch Kochen an. Ist die Zusammensetzung dort zufällig? Ja, das ist absolut offen und ohne Quote. Aber in Berlin-Wedding liegt der muslimische Ausländeranteil bei über 30 Prozent. Im Bereich Kinder und Jugendliche bewegt er sich noch höher, weil die „Bio-Deutschen“, wie man heute sagt, weniger Kinder haben. Als meine Frau und ich das Ganze übernommen hatten, gab es viele ethnische religiöse Spannungen. Die haben wir heute nicht mehr, und das ist

das Sensationelle! Die Schüler von einst sind dort die Lehrer von heute. Zum Beispiel ist der Leiter der Literatur- und Theaterwerkstatt ein Deutsch-Türke, der in der Lage ist, mit beiden Gruppen sprachlich sensibel zu kommunizieren. Auf diese Weise werden Spannungen abgebaut. Weil ich sehe, dass es funktioniert, bin ich auch so kritisch gegenüber den WDR-Leuten etc. Diese verfolgen einen Integrationsansatz, der kontraproduktiv ist – sowohl für die Mehrheitsgesellschaft wie auch für die Minderheiten. Können Sie innerhalb der jüdischen Gemeinschaft eine Stimmung ausmachen, was ihre Ängste und Heimatgefühle angeht? Ich beginne mal mit mir selber: Als ich mich vor 30 Jahren als deutsch-jüdischer Patriot geoutet habe, bin ich ja beinahe gesteinigt worden – sowohl von meinen jüdischen


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Herr Wolffsohn fordert, Probleme an ihrer Wurzel anzugehen „Brüdern und Schwestern“ als auch von der nichtjüdischen Bevölkerung. Das galt als fast so schlimm wie Nazi-Denke. Mittlerweile hat sich das geändert. Es gibt eine starke Verbundenheit mit der Bundesrepublik, und das Land ist bei Juden weltweit sehr populär. Überhaupt sind wir weltumfassend das beliebteste Land, wie Umfragen belegen. Bezogen auf die starke Immigration von Muslimen ist die jüdische Gemeinschaft ebenso gespalten wie die nicht-jüdische. Das eine Argument lautet: „Menschen in Not muss man helfen“, also die Position, die die Bundeskanzlerin vertritt, die Sie auch bei etwa 50 Prozent der jüdischen Gemeinschaft finden. Die andere Hälfte sagt: „Einerseits stimmt das, aber wir lassen damit auch unsere potentiellen Mörder ins Land.“ Es ist ein wenig wie bei „Biedermann und die Brandstifter“ von Max Frisch.

Wie lautet Ihre Prognose für Deutschland und Europa – Integration oder Islamisierung? Ein beträchtlicher Teil der Muslime scheint sich zu verweigern. Ja, das ist ein empirisch belegter Fakt. Gleichzeitig erkennen wir innerhalb der muslimischen Gemeinschaft eine kritische Minderheit, die integrationsfähig und -willig ist. Politisch wird es vermutlich – wie in den Niederlanden – eine muslimische Minderheitspartei geben. Diese wird zunächst auf kommunaler Ebene erfolgreich und auch koalitionswillig sein. Der Erfolg könnte sich dann auf Landes- und Bundesebene fortsetzen. Dies wäre nur die logische Konsequenz aus dem, was die Parteien-Geschichte lehrt: In dem Moment, als es ein Industrieproletariat gab, gründeten sich sozialistische oder kommunistische Parteien. In dem Moment, als die religiöse Frage aufkam, kam der politische


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Katholizismus auf (Köln kann davon ein Lied singen). Als die Umweltfrage virulent wurde, führte dies zur einer grünen Partei. Eine organische Entwicklung also … Der muslimischen Frage steht momentan noch keine politische Partei gegenüber. Diese wird aber eher früher als später kommen, für diese Prognose stehe ich ein. Sie wird zunächst geschlossen auftreten, sich später aber vermutlich in Reformer und Hardliner spalten (bei den Grünen sah man dies als Phänomen der „Realos und Fundis“). In fiktionaler Form findet sich dies alles auch in dem Roman „Unterwerfung“ von Michel Houellebecq. Also Islamisierung? Nicht im Sinne einer Mehrheit, aber der Islam wird ein bedeutsamer Teil der deutschen und europäischen Gesellschaften werden. Aufgrund meiner jüdischen Herkunft war mir dies früh klar, ohne dass ich schon Geschichte studiert hatte. 1970 wurde ja der millionste Gastarbeiter (wie man damals sagte) mit großem Tamtam empfangen. Walter Scheel war damals Außenminister, dem Ankömmling wurde ein neues Moped geschenkt. Damals dachte ich: „Das ist ja wie in der jüdischen Geschichte!“ Juden wurden stets dann importiert, wenn man sie brauchte. Sobald die nationale Bourgeoisie deren Funktionen übernehmen konnte, hat man sie diskriminiert oder liquidiert oder vertrieben. Ich war damals 23 und mir wurde angst und bange: „Das kann nicht gutgehen!“ Was befürchteten Sie genau? Ich sah, dass die Gesellschaft ein Problem schafft: für sich selber und auch für die Migranten. Nehmen Sie als Beispiel etwa die Rassenproblematik in den USA: Begonnen hat das ja alles in Lateinamerika. Die Indios wurden in den Gold- und Silberminen eingesetzt, sie starben weg wie die Fliegen. Der idealistische Dominikanermönch Bartolomé de Las Casas schrieb 1523 eine Beschwerde an Karl V.: „Das kann man als Christenmensch nicht hinnehmen!“ Also versuchte man, aus den Indianern ebenfalls Christen zu machen

und importierte wiederum Schwarzafrikaner – der Beginn der Sklaverei. Der Schriftsteller Jorge Luis Borges hat dazu den kurzen Aufsatz „Universalgeschichte der Niedertracht“ geschrieben. Es geht darum, wie etwas im Prinzip gut gemeintes pervertiert wird. Auf die Gastarbeiter der 60er Jahre bezogen: So niedrig deren Lohnniveau war, es lag doch deutlich höher als in der Türkei. Also tat man doch etwas Gutes! Aber die komplette Entwicklung war vorhersehbar.

» Es geht darum, wie etwas im Prinzip gut gemeintes pervertiert wird. « Angela Merkel hat neulich zu Protokoll gegeben, sie wolle sich nun verstärkt mit Historikern beraten. Das mag sein, aber Historiker und Politikwissenschaftler sind nicht die besseren Politiker. Nehmen Sie Woodrow Wilson, ein hochgebildeter Mann, Jurist und Politikwissenschaftler: Seine Politik war nicht besonders erfolgreich. Diese Selbstkritik Merkels ist mir nicht bekannt, aber es ist völlig klar, dass sie die deutsch-jüdische Geschichte kennt und auf ihre Flüchtlingspolitik bezieht. Sie hat ein enges Verhältnis zur jüdischen Gemeinschaft und zum Staat Israel. Dass die jüdischen Flüchtlinge, die während der Nazizeit aus Deutschland, Österreich, Ungarn usw. flohen, nirgends aufgenommen wurden – das weiß sie. Der WELT-Journalist Robin Alexander hat in seinem Buch „Die Getriebenen“ behauptet, dass Merkels humanitärer Akt auch ein Akt der Hilflosigkeit gewesen sei. Eigentlich sei die Grenzschließung im Herbst 2015 bereits beschlossen gewesen. Das kann ich weder verifizieren noch falsi-


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fizieren, Politik ist immer auch ein Durcheinander. Unbestreitbar aber ist ihr „Humanitärer Imperativ“, den ich für einen Höhepunkt bundesdeutscher Ethik halte. Deswegen ist meine Position klar: Wirkliche Flüchtlinge muss man aufnehmen. Dass auch falsche dabei sind, ist bei aller Menschlichkeit ein Risiko. Aber wenn wir dieses Risiko nicht mehr eingehen, ist das Leben nicht mehr lebenswert. Leider führte das alles zu einem naiven, teils verantwortungslosen Durchwursteln. In der Folge sinkt dann auch leider die Bereitschaft der Leute, zu helfen. Verfassungsrechtler haben kritisiert, dass Merkels humanitärer Imperativ nicht vom Grundgesetz gedeckt sei. Ach, Verfassungsrechtler sagen vieles. Nehmen Sie die Kopftuch-Frage: Vor ein paar Jahren galt das Kopftuch nicht als verfassungsgemäß – heute ist es verfassungskonform. Man kann, selbst bei den obersten Richtern, das Recht liberal oder rigide auslegen. An die Unumstößlichkeit des Rechts glaube ich so wenig wie an den Weihnachtsmann. Wie wird es in der Migrationsfrage weitergehen? Die Konflikte werden sich zuspitzen. Etwa die Hälfte der muslimischen Bevölkerung wird gut integriert sein, während die andere sich weiter radikalisiert. Was zur Folge hat, dass sich ein Teil der altdeutschen Einheimischen ebenfalls radikalisiert. Auch wenn die AfD in Umfragen momentan bei etwa fünf Prozent krebst, wissen wir doch, dass ihr Wähler-Potential weitaus größer ist. Auch die Gewaltbereitschaft könnte auf beiden Seiten zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen führen, was ich aber momentan noch nicht glaube. Was Hoffnung gibt, ist, dass ein großer Teil der Deutschen bereit ist, auf Migranten zuzugehen – weitaus mehr als in anderen Ländern. Bemerkenswert ist auch, dass die Attentäter bislang keine in Deutschland aufgewachsenen Männer waren. Anis Amri war Tunesier, die Täter von Würzburg und Ansbach waren Afghanen, soweit ich weiß. Man begegnet allgemein den religiösen Empfindlichkeiten mit Appeasement. Der soge-


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„Wer willkommen geheißen wird, ist nicht automatisch zu Hause.“ nannte Karikaturen-Streit liegt nun über zehn Jahre zurück. Hätte man damals nicht klar sagen müssen: „Liebe Leute, religiöse Satire ist erlaubt! Darüber diskutieren wir nicht.“ Absolut, da haben Sie recht. Und da kommen wir zurück zu WDR und Arte, das ist ebenfalls Appeasement: „Es gibt den islamischen Antisemitismus nicht – Punkt!“ Angeblich gibt es ja auch keinen linken Antisemitismus, doch es gibt ihn. Kritisiert wird aber nur der rechte und neurechte Antisemitismus. Für mich ist das wirklich keine theoretische Feststellung – ich bekomme aus dem gesamten Spektrum „Liebesbriefe“. Ihre eigene deutsch-jüdische Biographie sehen Sie ja positiv, was auch Ihr Buch vermittelt. Würden Sie jungen Israelis empfehlen, nach Deutschland zu ziehen? Nein, das würde ich nicht. Sie können einen Baum nicht verpflanzen. Auch wenn man willkommen geheißen wird, ist man nicht zu Hause. Die Auswanderung von Israelis nach Deutschland liegt nur bei 20.000, das ist medial interessant, fällt aber kaum ins Gewicht. Natürlich wird da gefragt: „Wie kann man nur?“ Deutschland ist aber im Vergleich ein sehr tolerantes, weltoffenes Land, wo es sich gut lebt. Und Berlin ist immer noch recht preisgünstig – deutlich günstiger als Tel Aviv. Die jungen Israelis, die hierher kommen, stammen eher aus dem linken Spektrum und wollen sozusagen den Nahostkonflikt in Berlin

„lösen“ – natürlich eine Fiktion! Wenn man wo immer auf der Welt zuhause ist, dann ist man woanders fremd. Nichts kann einem die Muttersprache ersetzen – denn nicht jeder ist Nabokov oder Joseph Conrad. Auch ich nicht (Lacht). ◊◊◊

INFO

Prof. Michael Wolffsohn Dieser Herr ist Historiker und Publizist. Er lehrte von 1981 bis 2012 an der Universität der Bundeswehr München Neuere Geschichte. Wolffsohn entstammt einer 1939 nach Palästina geflüchteten jüdischen Kaufmannsfamilie. Nach der Einschulung in Israel 1953 übersiedelte er ein Jahr später mit seinen Eltern nach West-Berlin. Von seinem Großvater Karl Wolffsohn erbte er die Gartenstadt Atlantic im Berliner Stadtteil Gesundbrunnen. Die Komplettsanierung von 2001 bis 2005 erfolgte laut Eigendarstellung durch Verzicht auf den Großteil seines eigenen Vermögens. Die denkmalgeschützte Wohnanlage wurde mehrfach ausgezeichnet und stellt ein gemeinnütziges, deutsch-jüdisch-türkisch-interkulturelles Kultur- und Integrationsprojekt dar. Die erwähnte umstrittene Doku („Auserwählt und ausgegrenzt – Der Hass auf Juden in Europa“) ist mittlerweile aus dem Netz verschwunden – was aber nicht so bleiben muss. Den „Maischberger“-Talk darüber findet man bei Youtube.


Gemälde: Johannes Grützke


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Thorsten Kambach lässt mit Claus Steinrötter 50 Jahre revue passieren Ein Bild sagt angeblich mehr als tausend Worte – in diesem Interview spricht jedoch der Galerist anstelle seiner Bilder. Von einbeinigen Künstlern, Drogen und Besessenen. Von den Giganten, dem Geldadel und Picassos für 300 Mark. Von dem Ende und dem, was danach kommt. Eingewebt in die Historie der Galerie Steinrötter, die 2017 ihr fünfzigstes Jubiläum feiert. Claus fasziniert uns seit einem halben Jahrhundert. Mit Geschichten, die daherkommen wie gemalt.

LIEBER VOM LEBEN GEZEICHNET ALS VON PICASSO GEMALT

Vervollständige den Satz: Ende der Sechziger Jahre war Münster … … sehr spießig.

welches dafür. Also habe ich die Sache in die Hand genommen und seine Kunst ambulant verkauft.

Und du? Mitte Zwanzig.

Ambulant? Ich habe seine Bilder auf Partys mitgebracht und den Leuten gezeigt. Das ging ganz gut … war aber etwas unseriös. Dann erfuhr ich, dass ein kleiner Schusterladen auf der Bergstraße einen Nachmieter suchte – so kam ich zur ersten Galerie.

Warst du schon Claus, der Galerist? Eher Claus, der Kellner – neben meinem Studium habe ich im Schwarzen Schaf gearbeitet. Das war damals an der Königsstraße und die Hochburg der Revolte! Und alle, wirklich alle, die damals auch nur ansatzweise kreativ waren, trafen sich dort. Und du hast sie mit Bier versorgt? Auch. Aber viel interessanter: Nebenan im Hinterhof hatte der Troschke sein kleines Atelier. Ich habe ihm häufig geholfen, war vollkommen fasziniert. Wobei geholfen? Siebdrucke zu machen und zu verkaufen. Denn die verschenkte er regelmäßig – Geld verlangen war einfach nicht seine Art. Außer, wenn er wirklich Geld brauchte, dann nahm er

Galerie Steinrötter? Bist du verrückt? Die hieß Galerie 67. Ergibt Sinn. Ja, denn eröffnet haben wir im Jahr ’67 und die Adresse lautete Bergstraße 67. Doch schon bei der ersten Ausstellung sagte mir Ali Schindehütte, dass die Galerie besser meinen Namen tragen sollte – das weckt Vertrauen. Na ja, jedenfalls haben wir dann diesen Schusterladen umgemodelt und die Bilder von Troschke ausgestellt. Die Kunstszene stelle ich mir in den 60ern


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Ein besinnlicher Abend in wilden Zeiten ziemlich drogenaffin vor, liege ich richtig? „Affin“ ist untertrieben; Münster war eine Drogenhochburg! Am Lambertibrunnen war die Hölle los, da standen alle Dealer. Du musst wissen, zu der Zeit wusste man über Rauschgift noch nicht so viel. In dieser Szene passierten die schlimmsten, manche würden sagen, aufregendsten Dinge. Wir hatten im Grunde eine hochkriminelle Situation. Das kann man sich heute gar nicht vorstellen. Meinst du die gesamte Stadt oder nur deine Galerie? Die ganze Stadt. Die Partyszene war ganz anders als die heutige. Die haben irrsinnig gefeiert. Kanntest du zu dem Zeitpunkt eigentlich schon Antje, deine heutige Ehefrau und Inspiration? Wir liefen uns dann und wann über den Weg. Eines Tages musste ich nach Wien, als sie zufällig in die Galerie kam. Da habe ich

gefragt: „Haben Sie Lust, mit nach Wien zu fahren?“ (Lacht) Warum wolltest du sie mitnehmen? Allein wäre so anstrengend gewesen. Nach Wien fährst du immerhin acht Stunden und das gleiche auch nochmal zurück. Also fuhren wir zu zweit. Romantisch. Und natürlich praktisch, so konnten wir uns beim Fahren abwechseln. Aber dann kam ein ziemlicher Hammer … Na los, mach’s nicht so spannend! Ich wollte den Künstler Eric Harter besuchen und Bilder mitnehmen – der hatte nur ein Bein und hüpfte da in seinem Atelier herum. Na ja, jedenfalls sagte er, Hundertwasser sei am Abend vorher dagewesen und habe ihm gesagt, er solle bloß nichts weggeben, alle Bilder müssten in Österreich bleiben. „Um Him-


ktforschung GmbH ktforschung GmbH e 69 | kraemer-germany.com mels willen“, sagte ich, „Eric, jetzt komme ich e 69 | kraemer-germany.com die weite Fahrt hierher und alles umsonst?“

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Tja, dann sind wir halt so ein bisschen durch Wien gegondelt und dann wieder zurück. Hast du dich dabei in Antje verliebt? Nein, aber wir fanden einander schon sympathisch. Nach der Wienreise habe ich sie zur Geburtstagsfeier eines Freundes eingeladen und da ist es dann passiert. Ihr habt euch geküsst? Genau.

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Klingt nicht sonderlich romantisch. Doch. Nur anders. Ich bin sicherlich nicht unromantisch, aber eben auch Pragmatiker. So gehört sich das für meinen Beruf. Liebe und Verständnis allein bringen dich bei der Arbeit mit Künstlern nicht weit. Die wollen berühmt werden – und wohlhabend natürlich. Wie du das als Galerist erreichst, ist deine Sache. Deswegen: Romantisches Schwärmen reicht nicht aus. Und selbst als guter Galerist wirst du dabei nicht reich. Außer an Kunstwerken …

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Was ist mit Galeristen wie Henry Kahnweiler? Der war ein Besessener. Hatte eine Riesenahnung, aber eben auch den notwendigen Pragmatismus. Im Grunde war er ein kunstkennender Banker. Kahnweiler war der wichtigste Picasso-Händler … da verdient sich das Geld doch beinahe von selbst oder? Tel: 0251-1621011 | Mobil: 0178-3333576 info@gitarrenschule-schnake.de | gitarrenschule-schnake.de

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Das musste ja in einer Ehe enden … Für die hat sozusagen unser Sohn gesorgt. Als Antje mit ihm schwanger war, habe ich gesagt, alles muss seine Ordnung haben – lass uns heiraten.


Heute ist es einfacher, aber damals … In den 50er gab es hier in Münster eine Ausstellung der Galerie Clasing, da kostete ein Picasso tatsächlich nur 300 Mark; selbst da hat bloß eine Hand voll Leute gekauft. Picasso war nicht unterzubringen. Wenn einer sagte, er habe sich am Wochenende moderne Kunst von Picasso angesehen, haben alle herzlich gelacht. Der war der Innbegriff von schräg. Damals gab es den Satz: Lieber vom Leben gezeichnet, als von Picasso gemalt.

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Der war in den 50ern doch schon weltberühmt! In Münster aber nicht. Wenn hier der normale Geldadel von guter Kunst sprach, meinte man Ölbilder aus Holland. Hast du wenigstens zugeschlagen, und ein, zwei Picassos gekauft für diese überaus günstigen 300 Mark? Damals war ich froh, über die Runden zu kommen.

» Ich bin sicherlich nicht unromantisch, aber eben auch Pragmatiker «

„Bleiben“ die Werke wie die von Picasso – so wie die Mona Lisa vom alten Da Vinci? Hoffentlich. Denn wie sollten nachfolgende Generationen sonst unsere Zeit beurteilen? Es ist wichtig, dass wir Spuren hinterlassen. Wenn du beispielsweise in Rom bist und durch die Ruinen spazierst, denkst du: Wie geil ist das denn bitte? Du stellst dir vor, wie es wohl war – im alten Rom vor zweitausend Jahren. Doch bleibt von uns ein Reihenhaus, das in fünfhundert Jahren Schaulustige anzieht? Nein. Genau. Die werden nicht mehr da sein. Gemälde und anderweitige Kunst aber vielleicht schon.


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Ustinov: „Darauf soll stehen: Betreten verboten!“ Wenn man sich in die Geschichte anschaut, fallen einem pro Jahrhundert nur wenige Künstler ein, wenn überhaupt. Und dabei gab es Tausende! Wie bei den Beatles – obwohl sicher hunderte Bands genauso gut waren wie sie, sind sie es, die bleiben. Das ist in der Kunst ähnlich. Ich vermute also, dass Picasso uns erhalten bleibt. Er steht für ein ganzes Jahrhundert. Wie Da Vinci oder Michelangelo. Aber ansonsten bleiben nicht viele, oder? Eher nicht, nein. Aus dem 20. Jahrhundert bleiben meiner Meinung nach Picasso, Warhol, aber auch Matisse … Danach wird es schon dünn. Salvador Dali wahrscheinlich auch noch. Aber sonst? Damit hätten wir vier – und natürlich Otmar Alt. (Lacht) Ja, genau! Deine Galerie feiert ihr fünfzigstes Jubiläum – bist du traurig, dass so viele Jahre bereits rum sind? Nein. Meine Arbeit ist noch genauso

faszinierend wie zu Beginn. Kunst ist immer in Bewegung, verändert sich in der Zeit. Das habe ich an den Jahren besonders genossen. Es ist so: Wenn du ein Glas Wein getrunken hast, kennst du Wein – bist aber noch lange kein Weinkenner. Und wenn du ein Bild gesehen hat, kennst du Kunst, bist aber kein Kunstkenner. Manchmal fühle ich mich selbst nach fünfzig Jahren noch so. Was ist dein wichtigster Ratschlag, wenn es um Kunst geht? Ich hatte mal einen Freund, der inzwischen leider verstorben ist, was in meinem Freundeskreis immer häufiger vorkommt. Jedes Mal, wenn er ein Bild kaufte, nahm er das seiner Meinung nach stärkste Bild aus seiner Sammlung von der Wand und stellte es neben das neue Objekt der Begierde – das ist ein wichtiger Punkt in der Kunst, um Qualität zu erkennen: der Vergleich. Gibt es auch unvergleichliche Bilder? Du meinst die Giganten. Die gibt es. Und wenn du davorstehst, möchtest du auf die Knie fallen.


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50 Jahre Galerie Steinrötter, 50 Jahre Faszination Nenn mal einen Giganten. Die Nachtwache. Die Nachtwache ist die Nachtwache und selbst wenn ich die tausend Mal gesehen habe, ist sie großartig. Eine der Besonderheiten der Nachtwache ist, dass Rembrandt so frech war und die Figuren unterschiedlich groß gemalt hat – Skandal! Warum war das so schockierend? Es war damals so, dass „Kunden“, die Bilder in Auftrag gaben, sich oftmals bei einem Bild mit mehreren Figuren die Kosten teilten. Dafür erwarteten sie aber auch, dass alle gleich wertig, gleich groß auf dem Bild zu sehen sind. Und? Der, der nur klein in der linken Ecke abgebildet wurde, sagte direkt: „Das bezahle ich nicht!“ So ist das Bild auf einem Dachboden gelandet und erst nach Jahrhunderten wieder aufgetaucht. Man muss Kunst auch immer im zeitlichen Kontext sehen.

bewahre Ruhe, egal in welcher Situation. Ich muss nicht mehr alles gleichzeitig tun. Hast du schon über einem Nachfolger nachgedacht? Der witzige Timm Ulrichs, weißt du was der gemacht hat?

» Es ist wichtig, dass wir Spuren hinterlassen. « Nein. Der hat auf seine beiden Augendeckel das Wort „Ende“ tätowieren lassen – wenn er die also zumacht, ist Ende. Und weißt du was auf seinem Grabstein steht? „Denkt immer daran, mich zu vergessen.“

Wer sind die heutigen Giganten? Ich glaube, solche Kaliber haben wir nicht mehr. Es herrscht zu viel Beliebigkeit.

Besser als „ungebraucht zurück“. Ustinov wollte ein Stückchen Rasen vor seinem Grab haben mit einem Hinweisschild, auf dem stehen sollte: „Rasen betreten verboten“.

Was unterscheidet den heutigen Claus Steinrötter von dem vor fünfzig Jahren? Ich bin inzwischen gelassener, jammere nicht und belle den Mond nicht mehr an. Ich

Hast du Angst vorm Tod? Ich habe Grützke im Hospiz besucht, wir haben so viel gelacht in den letzten Monaten. Ich sage dir, wenn du sowas erlebst, wie er das ge-


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meistert hat … unglaublich. Er sagte, er habe noch nie eine bessere Zeit gehabt als jetzt.

der mit seinen Freunden am Kreuz hängt und dieses ganz wunderbare Liedchen pfeift.

Im Hospiz? Das kam natürlich durch das Morphium. Aber auch ohne ist möglich, deine Angst zu steuern. Andererseits ist das vielleicht auch nicht so wichtig, denn Sterben kann so schwer nicht sein, weil es bisher doch alle geschafft haben.

Brian. Genau! Brian.

Glaubst du, danach kommt noch was? Da sind wir beim Sinn und Unsinn. Ich kann mir alles Mögliche vorstellen, aber ob ich wirklich mal im Paradies auftauche? Andererseits kann ich auch nicht glauben, dass alles ohne Sinn ist – doch im Grunde ist mir das auch egal. Mir gefällt allerdings so manche Theorie dazu, weil sie so witzig ist. Welche? Besonders die der Wiedergeburt. Ich finde diese Idee recht verwunderlich – um nicht zu sagen: absolut daneben. Ich verstehe auch nicht, warum sich die so lange hält. Also, du glaubst nicht an Gott, meinst aber, dass es trotzdem einen Sinn gibt? Für mich sind solche Vorstellungen, dass da einer mit ’nem langen Bart sitzt, zu einfach. Das sind eher Märchen, die Leute zum Nachdenken anregen sollen – und mit diesem Hintergrund akzeptiere ich sie auch. Ansonsten … ich sehe das eher so wie dieser bärtige Mann,

Stadtgeflüster Münster – Das Interviewmagazin wird herausgegeben von der Stadtgeflüster GmbH & Co. KG Rothenburg 14-16, 48143 Münster Telefon 0251 48168-30, Telefax 0251 48168-40 stadtgefluester-muenster.de info@stadtgefluester-muenster.de Herausgeber, Chef- und Schlussredakteur: Redaktion: Editorial Design:

Thorsten Kambach Jana Nimz, Stefan Reimer, Tom Feuerstacke, Arndt Zinkant, Piff, Claudia Maschner, Larissa Schwedes, Jens Kotalla, Dominik Irtenkauf Buschy Buschmeyer

(Lacht) Jeder nur ein Kreuz. And always look on the bright sight of life. Wunderbar, oder? ◊◊◊

INFO

Claus steinrötter Claus Steinrötter kommt eigentlich aus dem allseits bekannten Gelsenkirchen-Horst. Doch schon zu Schulzeiten zog es ihn nach Münster und hier begann er auch 1963 sein Studium der Soziologie und Volkswirtschaft. Aber dann entdeckte er seine wahre Liebe, die Kunst. Und so eröffnete er 1967 seine erste Galerie.

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einsparen. Einen zusätzlichen finanziel-

winnung. Seit 2016 werden zusätzliche

es nach Kümmern, Lärm und Dreck.

len Anreiz bietet die Stadt Münster mit

Zuschüsse gewährt bei Verwendung

Doch diese Zeit ist schnell vorbei und

dem bewährtem Förderprogramm „Ener-

ökologischer/umweltfreundlicher

es bleibt ein lebenslang gut gedämmtes

gieeinsparung und Altbausanierung“.

Dämmstoffe. Nach dem Förderpro-

Haus, in dem die Heizung weniger

Für das Jahr 2017 stehen noch 146.000 €

gramm kann ein Zuschuss von bis zu

hoch angestellt wird, es nicht mehr

aus dem Fördertopf zur Verfügung.

16.250 € für ein Mehrfamilienhaus und

durch die Fenster zieht und das Klima

Gefördert werden qualitativ hochwertige,

bis zu 9.750 € für ein Ein-/ Zweifami-

insgesamt viel behaglicher ist.

bauliche Sanierungsmaßnahmen an

lienhaus abgerufen werden. Mit den

Darüber hinaus lassen sich die Maß-

Wohngebäuden im gesamten Stadt-

Sanierungsarbeiten, die gefördert

nahmen zur energetischen Sanierung

gebiet, die den Wärmeschutz deutlich

werden sollen, darf noch nicht begon-

gut mit anderen Anliegen verbinden

verbessern und nachhaltige Einsparun-

nen worden sein und Eigenleistungen

– die einbruchsicheren Fenster bringen

gen von Heizenergie mit sich bringen.

werden nicht gefördert.

auch eine gute Wärmedämmung mit

Schwerpunktmäßig werden effiziente

sich und der altersgerechte Umbau

Einzelmaßnahmen gefördert, wie die

Interessierte Eigentümerinnen und

im Erdgeschoss fühlt sich mit einer

Dämmung des Daches, der Einbau

Eigentümer sollten möglichst schnell

gedämmten Kellerdecke noch

von neuen Fenstern, eine Dämmung

einen Antrag stellen. Grundsätzlich ist

gemütlicher an.

für die Kellerdecke und die Dämmung

es möglich, verschiedene Förderpro-

Dabei lassen sich dann ganz nebenbei

der Außenwände sowie der Einbau von

gramme miteinander zu kombinieren.

Umfangreiche Informationen zu den Fördervoraussetzungen und zur Antragstellung erhalten Interessierte bei der Umweltberatung Telefon 0251/492 67 67 (montags 14 bis 19 Uhr, dienstags bis donnerstags 10 bis 13 Uhr) und im Internet unter www.klima.muenster.de.

Neues Neues Leben Leben für für alte alte Häuser! Häuser! Münster fördert Münster fördert Ihre Altbausanierung. Ihre Altbausanierung.

www.klima.muenster.de www.klima.muenster.de


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MAGERSUCHT

Gesundheitstipps

LEBEN BRAUCHT GEWICHT Unser spezifisches Magersuchtkonzept ermöglicht: eine Aufnahme ab einem BMI von 12 kg/m² eine Therapie ohne Sondenernährung ein Mehrphasenkonzept, das mit einer intensiven Einzeltherapiephase (bis zu 10 Einheiten à 50 Minuten Einzeltherapie pro Woche zzgl. Gruppentherapie) abschließt Unser Leistungsangebot richtet sich an: Patienten, insbesondere mit Essstörungen (Anorexie und Bulimie), Angst- und Zwangsstörungen, Depressionen sowie Traumafolgestörungen) Erwachsene und Jugendliche ab 14 Jahren privat, gesetzlich (im Rahmen der Einzelfallentscheidung) versicherte und beihilfeberechtigte Patienten

Weitere Informationen entnehmen Sie bitte unserer umfangreichen Webseite www.christoph-dornier-klinik.de

Christoph Dornier Klinik für Psychotherapie 17-cdk-4_AZ-Anorexie_stadtgefluester.indd 1

oder rufen Sie uns unter +49 (0) 251 48 10 -140 an. Christoph-Dornier-Klinik GmbH Tibusstr. 7 – 11, 48143 Münster (NRW)

21.08.17 10:55


Tipps & Termine

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Kommet alle! Zum 7. Leineweber-Markt nach Bad Laer! Am 24. September ab 11 Uhr werden zur Eröffnung des Marktes wieder die Burwinne-Trommler aus allen Ortsteilen im Sternmarsch zum Thieplatz ziehen. Auf dem Flohmarkt darf gehandelt und gefeilscht werden. Früher wurde hier in jedem Haus und Kotten das ganze Jahr über gewoben. Deshalb darf natürlich auch Leinen auf dem Markt nicht fehlen. Außerdem gibt es die „Tiermeile“ auf der Bielefelder Straße: Informationen rund um Tier, Landwirtschaft und Technik. Dazu Bioprodukte aus der Region und Fleisch aus artgerechter Haltung und noch viele andere leckere Sachen. Die Geschäfte in Bad Laer haben verkaufsoffenen Sonntag bis zum Marktende. Weitere Infos: Bad Laer (05424) 29800

inge teubner Für deine Stärke, Authentizität und Gewissenhaftigkeit, sprechen wir dir unseren Respekt aus. Deine ruhige Art hallt noch immer nach. Inge Teubner war eine Frau der Taten, nicht der Worte – also verzichten auch wir bei ihrem Nachruf auf viel Gequassel.

Foto: Anke Schneider

Unsere Gedanken sind bei ihrem Mann Frank.


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Tipps & Termine

WWW.MUSEUM-FUER-LACKKUNST.DE

BONBONNIERE Die Bonbonniere gehört zu einer Gruppe von Objekten aus den Werkstätten der Brüder Martin: die so genannten Vernis Martin, die mit flächendeckendem, in Ölfarben aufgebrachtem farbdeckenden Dekor die französische Malerei des Rokoko im Miniaturformat wiedergeben. Sie zeigt eine mythologische Szene nach einer unbekannten Gemäldevorlage. Papiermaché mit Schwarzlackbeschichtung und Dekor in Ölfarben, abschließend mit Klarlack überfangen; Montierung aus zweifarbigem Gold; Futter aus Schildpatt; Frankreich (Paris), Mitte 18. Jahrhundert

MUSEUM FÜR LACKKUNST

ÖFFNUNGSZEITEN

Windthorststraße 26 48143 Münster | Deutschland Telefon: + 49.251.41851-0

Dienstags (freier Eintritt) 12–20 Uhr, mittwochs bis sonntags und an gesetzlichen Feiertagen 12–18 Uhr

www.facebook.com/Museum.fuer.Lackkunst


Interview

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Claudia Maschner radelt zu Peter Hürter – mit Fragen auf dem Gepäckträger 100 Jahre Familienbetrieb. Wird Zeit, dass wir vorbeikommen. Bei Zweirad Hürter in Münster. Der Laden an der Hammer Straße ist riesig. 2000 Quadratmeter mit allem, was Fahrradfahrer wünschen. Fast, denn Tandems oder Liegeräder wird man hier nicht finden. „Wenn wir was machen, dann richtig und das würde sich bei diesen speziellen Rädern nicht rechnen“, erklärt mir Peter Hürter vorab am Telefon. Zusammen mit seinem Bruder Karsten hat er das Geschäft Ende der 80er vom Vater übernommen. Der hat es wiederum von seinen Eltern. „Riesig“ kann Peter aber nicht ganz stehen lassen. Zu wenig Platz, findet er. Der Trend geht zur größeren Fläche. Das Lager musste schon verlegt werden, damit mehr Platz für noch mehr Auswahl da war – und für Testfahrten mitten durch den Laden. Ach, da kommt ja der Chef. Was denn? Zu Fuß!?

200 JAHRE FAHRRAD, 100 JAHRE ZWEIRAD HÜRTER


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Was ist mit „Jo, mir san mim Radl do…“ ? Äh, nein, ich wohne nur 50 Meter vom Laden, da lohnt es sich nicht, das Rad rauszuholen. Ok, ich versuche es anders: Wie viele Räder hast du denn in der Garage stehen? (Grinst) Eins. Jetzt bin ich enttäuscht. Nein, ich habe nur eins zu Hause. Aber wir haben immer viele Testräder und ich muss ja wissen, was ich meinen Kunden empfehlen kann. Da will ich nicht nur Prospekte lesen. Übers Jahr mache ich zudem eine Menge mehrtägige Fahrradtouren mit Freunden. Aha, jetzt kommen wir der Sache näher. Und das Fahrradverkaufen ward dir in die Wiege gelegt? Das stimmt. Wir haben als Kinder im Laden gesessen, damals noch in der Innenstadt, und haben versucht, was zu verkaufen. Wir haben die Hausaufgaben im Büro geschrieben, so konnte die Mutter drübergucken. Mit 14 Jahren habe ich da mein erstes Geld verdient, Lager einräumen und so. Mit 17 habe ich die Ausbildung gemacht, im kaufmännischen Bereich, mein Bruder im handwerklichen Zweig. Habt ihr nie an Revolution gedacht, sowas wie … Banker in Telgte … oder Schafzüchter in Australien werden? Nö. Komischerweise gab es das bei mir nicht – und bei meinem Bruder auch nicht. Ohne, dass unsere Eltern je Druck ausgeübt hätten. Wir sind im Betrieb großgeworden, da war der Rest für uns selbstverständlich. Und die nächste, die vierte Generation Hürter? Mein Sohn und mein Neffe machen es genau so. Was für ein Glücksfall! Das stimmt, vor allem weil wir hier ja halbe Tage arbeiten, von acht bis acht. Das ist keine 40-Stunden-Woche, aber das ist normal. Manchmal schon stressig, aber uns macht es Spaß. Ein Fahrradladen in Münster…

Interview

Ja, Bingo! Mein Großvater hatte die Idee, es ist leider nicht überliefert, wieso gerade Fahrräder. Wahrscheinlich hat er die Perspektive gesehen. Von den 60er Jahren bis zur Jahrtausendwende hatten wir zum Beispiel auch Mokicks und Motorroller bis hin zum Motorrad. Aber ab 2001 dann nur noch Fahrräder. Ursprünglich in der Innenstadt, Nähe Josefskirche. Bis 1980. Dann brauchten wir mehr Platz. Wir haben das Grundstück hier bekommen, damals auf der grünen Wiese. Der Stadtteil Berg Fidel war erst im Entstehen.

» Ich habe nur ein Rad zu Hause. « War das ein Risiko, so weit draussen? Wir dachten, dass nicht – viele andere schon. Aber am alten Standort hatten wir alles ausgereizt, noch zwei Wohnungen zu Verkaufsflächen umgebaut und den Keller. Bei den Überlegungen haben wir damals einen Stadtplan genommen und für alle Kundenadressen bunte Stecknadeln reingesteckt. Um zu gucken, wo kommen die Leute her. Dabei stellte sich heraus: Die Kunden kamen aus dem ganzen Stadtgebiet. Da überwogen die Vorteile? Auf jeden Fall. Angefangen bei den Parkplätzen, dann die Verkaufsfläche. Das war eine ganz andere Präsentation. Die haben gedacht, wir sind verrückt, wir waren eine Zeit lang der größte Fahrradladen in Deutschland. Es war ein ungewöhnliches Konzept für den Fachhandel. Inwiefern? Früher stand der Verkäufer hinter der Theke, bediente einen Kunden nach dem anderen. „Bitte schön, was möchten Sie? Danke schön, auf Wiedersehen.“ Bei uns kam man einfach,


Interview

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Peter Hürter weiß, wie das Rad rollt

konnte plötzlich in Selbstbedienung durch die Gänge gehen wie im Supermarkt. Es gab ganz viele Skeptiker, auch außerhalb der Branche, die sagten, das kann nicht funktionieren, das wird sich nicht rechnen. Was hat man befürchtet? Der Kunde ist hilflos und es wird zu viel geklaut. Aber dann kam es erstens anders und zweitens als man denkt? Genau. Der Kunde hatte nicht mehr den Verkäufer im Nacken, kaufte letztendlich viel entspannter. Na ja und auch mehr als nur das eine Teil, für das er vielleicht gekommen war. Zurück in die Zukunft, sind E-Bikes eigentlich immer noch der „heiße Scheiß“? Absolut! Wir verkaufen die seit 1995, aber ein Boom ist es erst seit ein paar Jahren – das

Ende der Fahnenstange ist da noch nicht erreicht. Die Dinger sind einfach zu bequem? Das ist so. Wer da einmal mit gefahren ist, steigt in der Regel glücklich lächelnd ab und will es haben. Das sind nicht mehr nur die Älteren, die nicht mehr so können, wie sie wollen. Stimmt, jetzt gibt es ja auch E-Mountainbikes. Die sind absolut klasse. Ich bin im Urlaub eine Tour damit in Tirol gefahren. Hätte ich sonst vielleicht nicht geschafft, weil ich mir nicht so einen Stress machen will. Aber so hat man ganz andere Möglichkeiten. Und die ganze Umweltproblematik spielt da auch eine Rolle. Der Straßenverkehr, Diesel, Luftverschmutzung, Parkplätze, Stau – Argumente ohne Ende fürs E-Bike. Das wird also noch mehr?


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Ganz bestimmt. Die Jüngeren entdecken das Pedelec – dass man locker 15 bis 20 Kilometer damit zur Arbeit fahren kann. Man hat meistens keine Parkplatzprobleme, ist schnell und unabhängig unterwegs. Das Angebot an Produkten wird immer vielfältiger und individueller. Deshalb auch die Info-Abende im Laden? Sonst würden wir das gar nicht schaffen. Jede Fernsehzeitschrift hat schon was über E-Bikes geschrieben, aber wenn man das Grundwissen vermitteln will, braucht man schon bis zu zwei Stunden. Das geht nicht an einem Samstagvormittag im vollen Laden. Außerdem verleihen wir E-Bikes und bieten geführte Testfahrten mit Tourguide und verschiedenen Modellen an. Da können zehn Kunden mit ebenso vielen unterschiedlichen Varianten fahren, unterwegs tauschen.

» Wir waren eine Zeit lang der größte Fahrradladen in Deutschland. «

Interview

zu verkaufen. Wir stellen das Firmengelände zur Verfügung, die kostenlose Bewertung der Räder und die Beratung zum technischen Zustand, zu notwendigen Reparaturen und so weiter. Ist das eigentlich ein Problem: Sich hier schön beraten lassen und dann im Internet kaufen? Das ist nicht erfreulich, schließlich sind wir ja mittlerweile für fast 60 Mitarbeiter verantwortlich. Beim Fahrrad ist aber weniger der Preis als vielmehr die Lieferzeit von immer neuen Modellen in der passenden Größe ausschlaggebend. Die hat dann möglicherweise ein anderer Händler vorrätig. Aber wenn es um Ersatzteile geht, ist so ein Internetverkäufer ein Problem für den Fachhandel. Das kann man nicht verhindern, aber wir setzen einfach auf unsere Top-Beratung. Wir nehmen uns Zeit, beraten individuell, das merkt der Kunde im Ergebnis. ◊◊◊

INFO

Peter Hürter Und kaufen die alle am Ende ein Rad? Nein, aber einerseits gibt es positives Feedback und andererseits ist es eine Arbeitserleichterung für uns, weil wir nicht alles einzeln erklären müssen. Mittlerweile haben sogar Händlerkollegen schon Kunden zu uns geschickt. Nach dem Motto: Geht mal da hin und lasst euch das erklären … (Lacht) Ich hoffe, die Kunden sind dann auch hiergeblieben. Und es gibt noch andere Fahrrad Events? Unser XXL-Fahrrad-Flohmarkt einmal im Monat ist sehr beliebt. Von März bis September. Da kann jeder hinkommen, um gebrauchte Räder gebührenfrei zu kaufen und

Von der Blumengirlande bis zum E-Mountainbike: Bei Peter Hürter gibt es alles rund ums Rad. Ein sogenannter Vollsortimenter. Teststrecken und Testgeräte, Werkstattservice und ausführliche Beratung. 6000 Fahrräder und E-Bikes zum drauf sitzen und Probe fahren. Seit vielen Jahren im Verbund der Fahrrad-XXL-Gruppe. Kein Franchise, darauf wird Wert gelegt, alle sind traditionsreiche Familienbetriebe. So wie Zweirad Hürter an der Hammer Straße 420. Dort findet der nächste Fahrrad-Flohmarkt am 2. September statt, der nächste E-Bike-Infoabend am 5. September.

fahrrad-xxl.de


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Tom und Sybille telefonieren – während der Arbeitszeit! Eins kann man festhalten. Noch nie habe ich in Pfleidelsheim angerufen. Schon gar nicht im Seniorenheim „Sonnenuntergang“, um mit einer „Pflägerin“ zu sprechen. Hätte ich mal. Da wär ich der charmanten Sybille Bullatschek eher begegnet.

Volle Pflegekraft voraus! Sybille, könntest du außerhalb des „Sonnenuntergangs“ arbeiten? Wenn ich ein Knaller-Angebot bekäme … Hmm, vielleicht. Andererseits müsste ich mich da von meinen Lieblingssenioren und Kollegen trennen, das würde mir das Herz brechen. An ’nen neuen Chef könnte ich mich wohl gewöhnen … Sybille bekommt Jobangebote? Regelmäßig nach meinen Auftritten versuchen Pflägekräfte oder Einrichtungsleiter, mich abzuwerben. Weil ich gute Laune verbreite. Ich kann ja leider nicht überall sein. Dafür steh ich in regem Kontakt per Mail mit denen. Oft bitten mich angehende Pflägeschüler um Hilfe … Also sind du und dein Haus bundesweit bekannt? Dermaßen, dass mir letztens eine Bewerbung ins Haus geflattert ist von einer Pflägerin, die gerne bei uns arbeiten möchte – weil die Stimmung so geil ist. Ist das ein Fluch oder ein Segen? Ein Segen. Ich bin Altenpflägerin mit Leib und Seele, liebe meinen Job! Durch meine Bekanntheit kann ich ein bisschen Werbung machen für den Beruf, zeigen, dass man hier auch ’ne Menge Spaß haben kann. Pfläge braucht ein positiveres Image, uns fehlt der Nachwuchs. Ich hörte, du hast letztens einen richtigen Bock geschossen? Ähem, ja. Hab neulich mittags unseren Herrn Kämmerer auf den Balkon geschoben. Wie ich so abends im Bett lieg und ein Gewitter aufzieht,

fällt mir ein: „Der Herr Kämmerer!“ Ich also zurück zum „Haus Sonnenuntergang“, er liegt immer noch auf dem Balkon. Ich frag vorsichtig, wie es geht. Er so: „Gut, Frau Bullatschek, hab gerade eine Sternschnuppe gesehen!“ Da hab ich ihn gefragt, ob er sich was gewünscht hat. Er meint „Ja, dass Sie heut nochmal wiederkommen!“ Warum sagst du immer „Pfläge“ statt Pflege? Ich komme aus Baden-Württemberg, da sagt man das so. Mittlerweile haben sich alle dran gewöhnt. Sybille, du kommst nach Münster, worauf können wir uns freuen? Ich berichte vom Besuch der JVA-Buben bei uns im Heim, wecke Senioren per Flugzeug-Durchsage und werde auf jeden Fall meinen Smash-Hit „Komm in die Pfläge“ performen. ◊◊◊

INFO

Sybille Bullatschek

Die Dame gastiert mit ihrem Programm „Volle Pflägekraft voraus“ am 10. September 2017, im Kap 8 im Bürgerhaus. Mehr Infos: planb-tickets.de


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DOMICIL-AASEEHOF Pottkamp 15-19 in Münster Jeden 1. Freitag im Monat: Info-Nachmittag von 14 – 17 Uhr Informieren Sie sich unverbindlich! Komfortables Wohnen ...und da s für die Generation schon se it 20 Jahre „60plus“! n! Zusammenleben in guter Nachbarschaft – als Single, Ehepaar oder Wohngemeinschaft. Wir haben die geeignete Wohnung für Sie! Nur 500 m vom Aasee entfernt, mit abwechslungsreichen Spazierwegen. Nähe zur Universität und Innenstadt. Günstige 1-3 Zimmeraufteilung in barrierefreien Wohnungen von 56 bis 88 m2, mit Parkett und Naturholztüren, ebenso Einbauküchen mit Elektrogeräten, behindertengerechte Bäder. Eine Tiefgarage und Aufzüge sind vorhanden. Hoher Sicherheitsstandard. Die Vermietung erfolgt durch die Eigentümerin. Unser Servicepaket: n Hausnotruf n Empfangsbüro/Sozialmanagement n Vermittlung von Freizeitaktivitäten n Flexibler Hausmeisterservice n Dienstleistung von Blumengießen bis Paketdienst

Ihre Ansprechpartnerin: Frau Susanne Büsing Tel.: 0231 9578 - 336 Fax: 0231 9578 - 334 www.domicil-aaseehof.de Schwanenwall 11 44135 Dortmund

Besichtigungstermin über das Sozialmanagement Frau Martina Still Tel.: 0251 8570990 Fax: 0251 8570992


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