Stadtgeflüster Dezember 2017

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- 1 - 12 im dezember 2017 DEINS! | Ausgabe 12 | Season Das Interviewmagazin vom

Joshua greene mensch marilyn


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November 2017 – Juni 2018

THEATERGESPRÄCHE

Aus Anlass des 100. Geburtstags 2017

HEINRICH BÖLL

Foto: Paul Swiridoff, Heinrich Böll, Ende der 60er Jahre, © Archiv Museum Würth, Künzelsau

30 Vorträge mit Lesungen 12 Verfilmungen

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Fast Forwort Liebste Leserin, lieber Leser, es gibt Babys, die werden mit dem goldenen Löffel im Munde geboren. Die haben einfach Glück… Noch viel mehr Glück hatte der kleine Joshua Greene: der hatte nicht nur eine tolle Geburt, sondern überdies die begehrteste Babysitterin, die jemals auf diesem Planeten gelebt hat, Marilyn Monroe. Das ist super, noch besser ist, dass Joshuas Patenonkel Sammy Davis Jr. war. SAMMY DAVIS JR.! Aber wir haben nicht nur Rhythmus und Schönheit im Mag, sondern auch Gott. Nein, nicht den… sondern den Gott der Avatare, Michael Müller Möhring. Der darf nämlich entscheiden, welche Fähigkeiten Computerronaldo oder Computermessi bei dem allseits beliebten Konsolenspiel FIFA haben. Das geht so weit, dass er bestimmt, wie die Socken sitzen oder wie gejubelt wird, ob ganz einfach oder gar mit Salto. Natürlich haben wir auch Peter Maffay im Gepäck. Über sieben Brücken kannst du gehen, doch musst du nicht, kannst ja auch stehen. WTF?! Lies selbst, was uns der kleine Haudegen Großes zu erzählen hat. Aber jetzt kommt’s: Wir sprachen mit einer Professorin der berühmten Oxford University über die Wahrscheinlichkeit, dass sich Wetterextreme extrem extremieren. Und das tun sie!

Inhaltsverzeichnis MENSCH MARILYN...................................... Seite 04 Joshua Greene

DER GOTT DER AVATARE ....................... Seite 10 Michael Müller-Möhring

MAFFAY: UNPLUGGED, ABER NICHT LEISE ..................................... Seite 16 Peter Maffay

KOPFSACHE ................................................. Seite 24 Prof. Dr. med. Walter Stummer

DIE WÜRDE DER HUREN IST UNANTASTBAR..................... Seite 32 Ilan Stephani

PELZIG HÄLT SICH .................................... Seite 40 Frank-Markus Barwasser

EXTREMWETTERWISSENSCHAFT .......... Seite 48 Dr. Frederike Otto

MAL SCHÖN ANSTÄNDIG! ....................... Seite 66 Axel Hacke

Ehe ich nun auf die nächsten Seiten verweise, möchte ich Stefan aka Khetama Reimer und seiner Klaudia gratulieren – herzlichen Glückwunsch zum wohlverdienten Nachwuchs. I just say hello to Ava! Merry Christmas and a happy good Rutsch Thorsten PS: wir verlosen auch wieder was: 2 x 2 Karten für Paul Panzer bzw. Bülent Ceylan in der Halle Münsterland. Einfach eine Mail an kambach@dachboden.de und du kannst gewinnen!!

TIPPS & TERMINE ................................ Seite WEIHNACHTLICHE IMPRESSIONEN ..................................... Seite GESCHENK-IDEEN ............................... Seite FITNESS UND GESUNDHEIT ............. Seite

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dominik irtenkauf spricht mit joshua greene, dem babysittingbaby von marilyn monroe Starfotograf Milton Greene war ein enger Vertrauter Marilyn Monroes. Monroe – Model, Schauspielerin, Sexsymbol und Babysitterin. Sein Sohn Joshua war damals anderthalb Jahre jung, die Monroe passte auf den Kleinen auf. Im Interview stellt sich die Beziehung zwischen Joshuas Vater und Marilyn als befreiend für beide dar. Schließlich kam es zum Bruch: Ein Superstar, der unter ständiger Beobachtung der Medien stand und dabei so gerne eine Familie gründen wollte. Was sie selbst nicht haben konnte, fand sie bei Milton und Joshua Greene.

mensch marilyn Wie war das Verhältnis zwischen Ihrem Vater und Marilyn Monroe? Sie hatte keine Familie. Marilyn trat also in das Leben meiner Eltern. Sie hatten eine glückliche Familie mit einem Kind, das war ich. Wir beschäftigten eine Haushaltshilfe, die uns beim Kochen, Putzen und generell im Haushalt aushalf. Marilyn konnte jederzeit kommen und gehen, wie sie wollte. Sie hatte einen eigenen Zugang. Sie musste also nicht durch unsere Wohnung. In diesem Apartment verbrachte sie anderthalb Jahre. Eine lange Zeit. Und in dieser Zeit hat Marilyn mehrmals auf Sie aufgepasst? Ja genau. Sie war ja eine Freundin der Familie. Sie liebte Kinder, hatte aber nicht das Glück, eigene zu haben. Gingen meine Eltern ins Kino, fragten sie Marilyn, ob sie nicht auf mich aufpassen könnte. Das tat sie gern. Ich wusste damals noch nicht, dass der Superstar Marilyn Monroe nach mir schaute. Ich wusste nur: Meine Eltern zählten diese nette Frau zu unserer Familie. Doch muss ich hinzufügen, dass ich die Zeit genossen habe. Damals entwickelte ich ein Spiel. Das hört sich spannend an! Zu Marilyns Zimmer verlief ein Korridor – es gab zwei Stufen, die in den Raum führten. Am Ende des Flurs lehnte ich mich an die

Wand, stieß mich ab und rutschte so die Treppe runter. Mit dem Anlauf rannte ich in ihr Zimmer und hüpfte aufs Bett. Da kitzelte mich Marilyn, warf mir Kissen ins Gesicht. Wie ein Hund rannte ich immer wieder zum Ausgangspunkt zurück. (Lacht) Als kleiner Junge scheinen Sie viel Spaß gehabt zu haben… Allerdings. Vaters Aufgabe in dieser professionellen Beziehung war es, für Marilyns Wohlergehen zu sorgen. Sie sollte finanziell unabhängig bleiben. Marilyns Part war, sich zu entspannen, Schauspiel- und Tanzunterricht zu nehmen. Das eine führte zum anderen und man muss schon sagen, dass ihr Leben mit uns angenehm, sicher und bequem für sie war. Das hatte sie damals bitter nötig. Das nahm zu guter Letzt ein tragisches Ende. Hätte Marilyn doch eine eigene Familie gewollt? Definitiv. Ich weiß das. Es hat nicht sollen sein, aber für sie wäre das toll gewesen. Sie hatte immer Kinder gewollt – doch zu ihrem Unglück wollte dieser Teil ihres Lebens einfach nicht funktionieren. Milton hatte einen besonderen Bezug zu Marilyn.


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Meinen Vater interessierte stets die Person hinter dem Mythos. Sein Zugang zu den Berühmtheiten – Frank Sinatra, Marlene Dietrich, Audrey Hepburn, Marilyn Monroe und viele andere – war immer, das Herz und die Seele des Menschen zu finden. Er ermunterte die Stars, sich zu entspannen, ihm Vertrauen zu schenken. Er sah eine Person vor sich. Sein Job war es, diese so abzulichten, dass wir auf den Fotos das Herz und die Seele dieses Menschen sehen können, sein Charisma und den Sinn für Humor. Wie hat er das erreicht? Vorspiel. Die meisten Menschen werden vor einer Kamera nervös, die Fotografen dahinter jedoch manchmal ebenso. Die Stars bringen ihre Entourage mit zu den Terminen, um diese Unsicherheit zu kontern oder zu überspielen. Der Fotograf nutzt Alkohol, Medikamente/Drogen oder Musik, um zu entspannen. Mein Vater indes wollte seine Verletzlichkeit nicht verlieren. Er setzte sich der anfänglichen Unbequemlichkeit aus – und das Fotomodell teilte die Befangenheit mit ihm. So entstand eine Verbindung zwischen den beiden.

» Marilyn war eine freundin der familie. « Wie geht es weiter? Die Fotografien wurden auf diese Weise persönlicher, verletzlicher und dadurch für den Star interessanter. Aus diesem Grund haben viele dieser Stars Milton Greene stets aufs Neue engagiert. Wollte ein Magazin zum Beispiel Fotos haben, schlugen die Berühmtheiten meinen Vater vor. Sie wussten, dass da diese Verbindung bestand, mit meinem Vater befanden sie sich auf der sicheren Seite. Ging das Verhältnis zwischen Milton und Marilyn weiter? Ich wollte mich in meinem aktuellen Buch bewusst nicht mit den Gerüchten über Milton und Marilyn beschäftigen. Wie ihre Beziehung ausgesehen habe und ähnliches Zeugs. Darüber habe in meinem Buch von 1994 geschrieben, das aktuelle behandelt hingegen ausschließlich ihre Zusammenarbeit. Wie bereits erwähnt, geht es hier darum, wie Marilyn entspannte und sich an Milton als Fotografen gewöhnte.

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Fotos: Milton H. Greene ©2017 Joshua Greene

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Marilyn Monroe war zu ihrer Zeit die meistfotografierte Frau der Welt Das führte bei Marilyn so weit, dass sie mit Ihrem Vater eine Produktionsfirma gründete… Ja, die „Marilyn Productions“. Sie wollten einige Filme drehen, mein Vater Hollywood-Produzent werden, was heute nicht mal mehr so untypisch ist, da viele Fotografen ins Filmgeschäft einsteigen. Doch bevor es losgehen konnte, tauchte Arthur Miller auf. Der bekannte Dramenschreiber. Was passiert dann? Er wollte die Verantwortlichkeiten meines Vaters in Bezug auf Marilyn übernehmen. Er setzte sie lange unter Druck, Miltons Anteil an der Produktionsfirma einzufordern. Er verlangte, dass sämtliche Einnahmen aus Marilyns Erfolgen nur Marilyn und ihm zu-

flössen. Ihr gehörten 51 Prozent der Firma, meinem Vater 49. Miller verstand nicht, dass mein Vater von Vorteil für Marilyns Karriere sein konnte. Er verfügte über ein ausgeprägtes visuelles Urteilsvermögen. Ihre Eltern halfen Marilyn auch professionell? Klar. Milton kümmerte sich um das Design der Kleidung, Schmuck, Make-up, Haardesign, die Beleuchtung, einfach um alles. Marilyn sollte so gut aussehen wie nur irgend möglich. Er war bei den Filmen der Kameramann, arbeitete mit den Regisseuren zusammen. Miltons Aufgabe war es, Marilyn im visuellen Sinne zu schützen, in dieser Hinsicht alles aus ihr herauszukitzeln. Wie fügte sich Marilyn in diese Kooperation?


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Greenes Bilder zeigen Marilyn im Privatleben und gelten als einzigartig Sie arbeitete hart, um Charakterdarstellerin zu werden, sich von dem Image des dummen Blondchens mit der Dididi-Stimme, das Hollywood von ihr verlangte, zu verabschieden. „Marilyn Productions“ wurde genau für dieses Ziel gegründet. Leider sollte die Firma nicht lange bestehen. Marilyn gab dem Druck Arthur Millers nach. Er verstand nicht diese intime Beziehung zwischen meinem Vater und Marilyn Monroe – auf ästhetische Weise waren sie miteinander verbunden. Wie wurde das Problem gelöst? Mein Vater trat seine Anteile ab – unter einer Bedingung: Er forderte das Geld, das er aus eigener Tasche für die Unterbringung Marilyns in New York ausgegeben hatte: ungefähr dreihunderttausend Dollar. Er wollte zudem sämtliche Rechte an den Negativen und Bildern, die sie gemeinsam geschossen hatten. So wollte er sicherstellen, dass er die Rechte an den Fotos behielt. Wie reagierte Miller darauf? Er war etwas erstaunt, dass mein Vater nicht mehr Geld verlangte. Aber Milton wollte nicht zur Reihe der Männer gehören, die Marilyn bis zuletzt immer ausgebeutet haben. Sie hatte in ihrem Leben viele dumme Sachen erlebt, das gute Verhältnis zwischen Milton

und ihr sollte unter einer solchen Angelegenheit nicht leiden. Lassen Sie uns über Ihr neues Buch reden. Gerne. Das Buch soll vor allem einige der unveröffentlichten Fotos meines Vaters von Marilyn der Öffentlichkeit zugänglich machen. Einige der Bilder wurden seinerzeit, 1953 oder 1954, im Look-Magazin veröffentlicht – aber seitdem nicht mehr. Ich wollte diese Aufnahmen in einem Buch gesammelt veröffentlichen, um Fans und Sammler zu befriedigen. Ich habe fünf Jahre an dem Band gearbeitet, zehn Jahre am Konzept gefeilt. Das wird das letzte Buch zu meinem Vater sein.

» milton greene hat stets die person hinter dem mythos interessiert. « Gibt es auch andere Fotos in dem Werk? Ja. Wir haben bereits veröffentlichte Bilder nochmals von Grund auf restauriert. Die technologischen Möglichkeiten waren in jenen Tagen beileibe nicht so ausgereift wie heute. Es handelt sich um teils sehr bekannte Fotos – ich


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denke, sie sollten nochmals in einer besseren Qualität zugänglich gemacht werden. Ich versuchte, mich hineinzudenken: Wie würde Milton heute arbeiten, mit den zeitgenössischen Technologien? Ich wusste, welche Art von Fotograf er war, was er in der Dunkelkammer anstellte, um den Originalfilm zu bearbeiten. Um die Fotos in optimaler Druckqualität abbilden zu können, wandte ich dieselben Methoden an. Ich bin sonst ein Purist, was den jeweiligen Originalfilm angeht. Aber hier dachte ich, wäre es an der Zeit, die alten Aufnahmen etwas aufzuhübschen. Der Betrachter lernt dadurch mehr von Miltons Vision kennen. Wie sehen Sie denn die Zeit rückblickend? Hätte Milton lange genug gelebt und die 80er, 90er oder 2000er erlebt, denke ich, dass er nicht viel Freude verspürt hätte. Er bevorzugte eine eher intime Atmosphäre bei der Arbeit. Cary Grant, Frank Sinatra und Sammy Davis, der mein Patenonkel war, brachten höchstens mal einen Freund ins Atelier mit. Heute fahren die

Stars gleich mit fünf Limousinen und dreißig Begleitern vor. Damals herrschten noch unschuldige Zeiten in der Welt der Fotografie. ◊◊◊

INFOS

JOSHUA GREENE Machte mit anderthalb Jahren die Bekanntschaft Marilyn Monroes. Sein Vater Milton Greene war Hausfotograf zahlreicher Showbiz-Größen. Bereits als Teenager fing Joshua bei seinem Vater zu arbeiten an und machte sich mit 18, 19 Jahren selbstständig. Jahrzehntelang arbeitete er in der Werbefotografie und Essenskultur. Mit Aufkommen der Digitalfotografie spezialisierte er sich auf die Nachbearbeitung von Fotos, u. a. aus dem reichhaltigen Fundus seines Vaters. Dieses Jahr erscheint „Marilyn Monroe 50 Sessions. Schätze aus dem Fotoarchiv von Milton Greene“ im Knesebeck Verlag. archiveimages.com

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Tom Feuerstacke, Michael Müller-Möhring und eine Runde „FIFA 18“ Mindestens so spannend wie ein echtes Fußballspiel sind für Zocker die Partien bei „FIFA 18“ – egal, ob online, in heimischen Wohnzimmern oder auf öffentlichen Turnieren. Aber wer bestimmt eigentlich, welche Fähigkeiten Computerpodolski oder -ronaldo haben? Dazu braucht es einen Mann, der eine riesige Datenbank pflegt, die dieses fast reale Spektakel möglich macht.

Der Gott der Avatare

Michael, du bist Herr über die Fußballer der „FIFA“-Computerspiele. Wie genau darf ich dich bezeichnen? Head of Data Collection & Licensing. Da nenne ich dich doch lieber Michael. Dein Team unterstützt die Programmierer von „FIFA 18“, kann man das so sagen? Grob betrachtet ist das so. Wir pflegen die Datenbank, die „FIFA 18“ mit sämtlichen relevanten Daten versorgt. Die werden benötigt, um Groß-Podolski als Spiel-Podolski entstehen zu lassen. Vermutlich ist die Pflege einer Datenbank für so ein Spiel alles andere als einfach? Ich erklär das mal am Beispiel eines Trikots: Im schlimmsten Fall genießen der Verein, die Liga und der Hersteller ein Abnahmerecht. Sobald das Trikot also digital hergestellt ist, schicken wir es an den Verein, die DFL und eventuell noch an Adidas. Das kommt auf den jeweiligen Vertrag an. Alle müssen das Trikot freigeben, ansonsten können wir es im Spiel nicht verwenden. Kompliziert? Ziemlich, denn wie nicht anders zu erwarten, werden einige unserer Lizenznehmer

immer detailgenauer – an sich eine gute Sache. Die Folge ist jedoch, dass ein virtuelles Trikot drei Wochen hin- und hergeschickt wird, weil es Änderungswünsche gibt. Und die sind auch wichtig. Wie genau müsst ihr da sein? Es kommt vor, dass ein Logo auf einem Trikot um einen einzigen Pixel nach links verschoben werden soll. Ansonsten: keine Abnahme. So detailverliebt sind eure Partner? (Lacht) Naja. Es ist halt wichtig: Es müssen sämtliche optischen Features stimmen, was den Spieler betrifft. Doch das bildet nur einen Aspekt unserer Arbeit ab. Der andere, größere Faktor, ist der Spieler an sich… … und hier sind eure Aufgaben welche? Etwa, dass sich der Fußballstar möglichst so verhält und bewegt wie im echten Leben. Es geht dabei um Charakteristiken. Wie jubelt ein Spieler nach einem Tor? Welche Frisur hat der? Trägt er sein Trikot in der Hose oder nicht? Das sind nur ein paar Details rund um den Spieler, die es zu beachten gilt. Auf wie viele Dinge könnt ihr denn da achten?


Jeder Fußballer setzt sich aus 35 Attributen zusammen. Daraus wird dann die Spielstärke, die wir auf einer Skala von 1–99 bewerten.

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Was für Attribute sind das in etwa? Abschlussstärke, Weitschüsse, Verteidigen, Kopfballspiel, Freistöße. Ich bemühe jetzt nochmal den Lukas Podolski: Durch die Bewertung der 35 Punkte soll sich der digitale Lukas im Spiel so anfühlen und so gut sein wie der echte Podolski. Darum darf der wiederum nicht so gut sein wie der Ronaldo, aber lange nicht so durchschnittlich wie ein Drittligist. „FIFA“ ist Kult. Eigentlich sollte es doch eine Ehre sein, dass man als Verein in diesem Spiel vorkommt. Seit wann ist es so, dass die Clubs, Verbände und Hersteller Forderungen stellen? Je prominenter oder organsierter ein Lizenznehmer ist, desto höher sind die Ansprüche und Anforderungen. Das erstreckt sich von Finanzen über die Verträge bis hin zur Abnahme. Kleinere Vereine und Verbände fragen uns häufiger, ob sie nicht ins Spiel kommen können – am besten für lau. Für die Kleinen wäre das eine wichtige Werbung.

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Können sie? Bei den kleineren Verbänden haben wir das Problem, dass die Datenmenge begrenzt ist. Wir können diesen Bitten daher nicht nachkommen – im Moment. Bei den Prominenten und Organisierten wird während einer Saison peinlichst darauf geachtet, dass wir auf die minimalste Veränderung prompt reagieren. Wie kommt man zu einem solchen Job? Der Ursprung liegt in den Fußballbüchern, die ich geschrieben habe. Als An-

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Bis diese Bilder über die Leinwand flimmern können, bedarf es einer Menge Arbeit hänger von Fortuna Köln bin ich zu Auswärtsspielen immer zu spät gekommen, da es zu der Zeit keine Navigationsgeräte gab. Viermal habe ich den Anpfiff in Solingen verpasst, wo es eigentlich gar nicht so schwer ist, das Stadion zu finden. Da kam mir die Idee, dass es einen Reiseführer für Fußballfans geben müsste. Davon gab es dann vier Ausgaben bei einem Kleinverlag. Durch das Schreiben und die Recherche für die Bücher bin ich letztendlich in diesen Job reingerutscht. Da kommt doch noch was hinterher? Bereits bei der Recherche war es schon so: Schrieb man per Fragebogen und Fax die großen Vereine an, bekam man keine Antwort von Bayern, dem BVB oder Schalke. Während der TSV Havelse prompt zurückrief und sich stundenlang am Telefon Zeit für mich nahm. Ich wurde umgehend zum nächsten Spiel eingeladen – Kaffee und Kuchen inklusive. Damit gebe ich dir natürlich recht, dass man von einem kleinen Verein anders behandelt wird als von einem großen.

Klar ist, die ganzen Daten kannst du nicht im Alleingang erfassen. Wie groß ist dein Team? Wir sind 15 Leute. Ich habe hier Fußballfachwissen aus der ganzen Welt, aus den wichtigsten Ligen vereint. Hier sind Produzenten aus der Ukraine, England, Deutschland – und sogar ein Preußen-Münster-Fan. Ganz schön international! Das ist so, weil sich die Fachleute im jeweiligen Land mit der Historie des Fußballs auskennen müssen, die Philosophie verstehen und Entwicklungen voraussehen können. Aber vor allem kennen sie sämtliche Spieler aus dem Effeff. Wir sprechen hier von mittlerweile 18.000 Fußballern, die beobachtet werden – die müssen den Ansprüchen der Datenbank gerecht erfasst werden. Spiele ich „FIFA“, ist Bayern in der Summe stärker als Real Madrid. Wie kann das sein? Das gibt sich nicht viel.


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Fußball begeistert die Massen – ob echter Platz oder Pixel

Im Moment? Ja. Der Wert wird sich bei den Bayern in den nächsten Wochen nach unten entwickeln, weil sie gerade nicht ganz so erfolgreich unterwegs sind. Wir können natürlich nicht nach jedem Spiel Veränderungen vornehmen. Das gäbe einen nicht kontrollierbaren Jojo-Effekt. Wir achten mehr auf die Tendenz. Tritt also eine Mannschaft oder ein Spieler über einen längeren Zeitraum mäßig auf, gibt es Anpassungen.

das Spiel kaputt. Grob ausgedrückt hat der Computer für Abwehrspieler wohl eine Art künstliche Intelligenz, die sich dem Realspieler anpasst. Worauf ich hinauswill: Dadurch, dass es jetzt E-Profisportler gibt, stellt ihr in Köln für diese das dar, was der DFB für die Fußballprofis ist? Durch die E-Sports-Profis hat sich die Situation geändert. Solche Anmerkungen rücken mehr in den Fokus. Wir hören uns das Ganze selbstverständlich an, haben sehr gute Tester, die in diesen E-Sportvereinen mithalten könnten. Aber am Ende hat jeder seinen Spielstil – für die einen ist ein solches Update goldrichtig, für andere eben nicht. Das ist wie mit dem Videobeweis im echten Spiel, den manche verteufeln, andere aber über den Klee loben.

Neulich hab ich gelesen, dass sich ein EA-Sports-Profi, der für Wolfsburg spielt, beschwert hat: Das letzte Update mache

Ihr gebt die Rahmenbedingungen vor, was euch deutlich von Verbänden unterscheidet… Vermutlich sind wir in dieser Beziehung

Naja, aber immerhin noch so viel, dass ich dich darauf anspreche… Punkt für dich. (Lacht) Da muss ich doch eben nachgucken … Tja, das ist interessant. Im Moment haben beide gerade die gleiche Summe aller Werte.


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von daher auch schlimmer als die echte FIFA. Wir legen die Rahmenkonditionen fest. Im Gegensatz zur realen FIFA könnt ihr aber mit jedem Patch sofort reagieren – was dem Weltverband erst einmal nicht möglich ist. Beschweren sich bei uns viele Spieler über einen Zustand, werden wir mit Sicherheit reagieren. Zudem sind wir Kritik gewohnt. Dadurch, dass wir ein höchst populäres Spiel herausbringen, fühlt sich jeder veranlasst, seine Meinung zu äußern – insbesondere in den sozialen Medien. Man hat einfach mehr Spaß, zu meckern.

» Vermutlich sind wir schlimmer als die fifa. « … mehr Spaß, zu meckern, sehr geil… … man kann es nicht jedem recht machen, aber wir versuchen natürlich, genau herauszufinden, was allen am meisten Spaß macht. Wobei die Herausforderung darin besteht, die gesunde Mitte zwischen normalen Spaßspielern und den absoluten Hardcore-Gamern auszuloten – selbst wenn man unterschiedliche Schwierigkeitsgrade im Spiel hat. Wenn ich spiele, frage ich mich manchmal, wie es sein kann, dass ein solcher Move im Spiel durch meinen Gegner möglich ist. Wo wir doch beide die gleiche Steuerung haben…

Das frage ich mich auch jedes Mal. Bis hin zur Zerstörung des Controllers. Sag mal, bei euch wechselt ja jährlich das Cover. Was glaubst du, wie viele der heutigen Zocker kennen noch Erik Thorstvedt, der 1995 den allerersten „FIFA“-Packshot zierte? Den kenne ja noch nicht einmal ich. Ich helfe: Er ist ein norwegischer Torhüter, der bei Borussia Mönchengladbach spielte. Oh ja, oh Gott. Damals war das gänzlich anders. Es gab sieben Ligen und einer kümmerte sich um die Datenbank. Da wurde jemand aus dem Marketing beauftragt, einen Spieler für den Titel zu besorgen. Heute ist es eine ganze Marketingabteilung. Aber wer weiß, ob Kinder in 20 Jahren noch wissen, wer Andy Möller war… Eine letzte Frage: Kannst du dir ein Fußballspiel überhaupt noch entspannt anschauen? Das ist in der Tat schwer, weil ich mich dauernd dabei ertappe, Spieler und ihre Umgebung in Kategorien einzuteilen. ◊◊◊

INFO

Michael Müller-Möhring Ist der Kopf von 15 Spezialisten, die das Spiel „FIFA“ von EA Sports Jahr für Jahr durch ihre Datenbank authentischer machen.


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Peter Maffay geht mit Tom über mehr als sieben Brücken Er hat über 50 Millionen Alben verkauft, ist der erfolgreichste deutschsprachige Künstler. Mit satten 18 Alben hat er die Spitze der deutschen Charts erobert. Abseits des musikalischen Erfolgs ist er sozial höchst engagiert, übernimmt gesellschaftspolitische Verantwortung. Umso verblüffender, dass er stets neue Herausforderungen sucht. Diese werden mit der gleichen Akribie angegangen, als wäre es das erste Album.

Maffay: Unplugged, aber nicht leise Peter, als Kind der 60er Jahre bin ich unweigerlich mit dir aufgewachsen. Dir zu entkommen, war alles andere als leicht… … (Lacht) ich kenne einige, die es geschafft haben. Offen gesprochen: Erst dachte ich: „Noch so eine Unplugged-Nummer. Wer braucht das?“ Jetzt haben wir gerade gemeinsam den Konzert-Zusammenschnitt geschaut. Wow, was für ein Auftritt! Was ging dir durch den Kopf, als MTV mit der Idee für ein Unplugged-Album auf dich zukam? Dass es viel Arbeit bedeuten würde – und einen enormen Zeitaufwand. Das waren meine ersten Gedanken. Allerdings war mir auch sofort klar, dass es eine spannende Herausforderung sein würde, ein solches Album zu produzieren. Und es ist alles genau so eingetroffen, wie ich es im Vorfeld vermutet hatte. Kannst du das etwas genauer ausführen? Es war eine der aufwändigsten Produktionen, die wir bis jetzt hatten. Logistisch war es eine echte Herausforderung. Es handelte sich dabei um eine sehr intensive Situation. Du spielst drei Mal und das Ding muss im Kasten sein. That’s it. Das, was wir uns da unten angeschaut haben, ist allerdings kein

Zusammenschnitt aus drei Tagen, sondern ein Auszug aus dem dritten Tag. Du willst damit sagen: Das Album wurde live on tape an einem Abend produziert? Ja, du hörst auf zu spielen, gehst von der Bühne und denkst: Scheiße, was war das? Da hat zu 98 Prozent alles gestimmt. Sowas passiert selten. Das war super motivierend. Hast du damit gerechnet, dass es so gut werden könnte in nur einem Take? Dass es so aufgehen würde, war nicht absehbar, aber man wünscht es sich. Dass eine solche Arbeit interessant wird, war hingegen klar. Dass du Leute kennenlernst, mit denen du auf der Bühne zusammen spielst, als würdest du bereits seit Jahren mit ihnen spielen. Das hat definitiv eine hohe Qualität. Dass du und deine Band Qualität mitbringen, steht, denke ich, außer Frage. Es geht um die Qualität im Zusammenspiel mit den Gastmusikern, die bei diesem Projekt mitgewirkt haben. Natürlich weiß man im Vorfeld, was jede oder jeder Einzelne drauf hat. Steht man dann zusammen auf der Bühne, ist es dennoch etwas anderes, etwas Besonderes. Bekannte Lieder erlangen durch diese musikalische Symbiose eine neue Aktualität.


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Wie kam es zu der Idee, im Rund zu spielen und somit das Publikum zum Teil der Performance werden zu lassen? Regisseur Hans Pannecoucke hatte die Idee. Er fragte, wie wir im Studio spielen – ich erklärte ihm, dass wir uns im Kreis gegenübersitzen, von Angesicht zu Angesicht. Daraufhin schlug er vor, das beim Konzert so umzusetzen. Meinen Einwand, dass er dann keine Totale aufnehmen könnte, entkräftete er. Er sehe ja das Gesicht des Gegenübers und an diesem könne man ablesen, was der Andere gerade macht. Letztendlich war es ein gelungenes Experiment, auf das wir uns eingelassen haben. Anders ausgedrückt: Es war eine Bauchentscheidung, die aufgegangen ist. Vor der Vorführung hast du eine sechsmonatige Planung für das Projekt erwähnt. Was hat dabei die meiste Zeit beansprucht? Die Produktion. Die Frage stand im Raum, wie man mit Druck ein solches Theater wie das Steintor-Varieté in Halle/Saale beschallt. Der Raum, den es in ein musikalisches Gewand zu kleiden galt, war eng und hoch.

» Es ist wie im Trainingslager. das ist harte arbeit. « Das ist ein Problem? Wer sich mit Akustik beschäftigt, weiß: Mit Druck wandert alles in die Höhe und kommt zehnfach zurück, wenn der Raum so klein ist. Das klingt scheiße. Da kam also jemand, der meinte, dass er ein System hätte, mit dem es funktionieren könnte. Du fängst zu proben an, Bertram haut auf die Becken – und du fällst erst mal vom Hocker. Du bittest Bertram, leiser zu spielen – und er sagt, dass er bereits leise spielen würde. Das waren die Feinheiten. Als Nächstes wollte der Regisseur schönes Licht haben. Filmlicht sollte es sein.


Fotos: Wolfgang Köhler

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Bei einem solchen Auftritt muss alles durchdacht sein und perfekt sitzen Wie realisiert man einen solchen Wunsch? Wir fanden Filmleuchten, die schönes weiches Licht zeichnen. Dann kam die Frage, welchen Boden man nehmen würde, welche Optik? Wie würden die Leute sitzen? Als diese Punkte alle beantwortet schienen, war der Hauptteil geplant.

zu spielen, nicht übertrieben und künstlich. Spielten wir artifiziell, würde man uns ansehen, dass es uns keinen Spaß macht, dass wir uns gerade anstrengen. Und: Man würde das hören. Aber würde es sich so überhaupt lohnen zu spielen?

Wie vorhin erwähnt, stehe ich nicht auf Unplugged. Ich stehe auf Rockkonzerte. Jetzt habe ich mir deine Aufnahmen angesehen und muss sagen, dass es ein vollwertiges Rockkonzert ist. Diese Fülle und Reichhaltigkeit der Instrumente. Stets sind mindestens drei bis vier Gitarren zu hören, minimal fünf Stimmen, Chöre, Bläsersatz. Du hast etwas entstehen lassen, das es bisher nicht gab… ... in dieser Form nicht...

Wie zieht man das so durch? Man muss dafür gut trainieren. Damit die Muskeln funktionieren – und natürlich der Kopf. Hast du eine starke Band, so wie wir es sind, wird der bekannte Song „Room with a View“ etwas Besonderes. Ich möchte mit keinen anderen Musikern zusammenarbeiten. Aber wie gesagt: Es ist wie im Trainingslager. Es gilt solange zu arbeiten, bis das Endprodukt sich auf einem ganz hohen Niveau bewegt.

… schließt man die Augen und hört nur zu, kommt man nicht auf die Idee, dass es unplugged ist. Wie schafft ihr das? Das ist nicht schwer. Es ist unsere Art

Solche Planungen und Proben führen unweigerlich zu Diskussionen. Du wirkst eher gelassen. Knallt es auch schon mal bei euch? Grundsätzlich führen nur sachliche Diskus-


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Die Band harmoniert perfekt – mit Disziplin und Spaß sionen zum Ziel. Aber ab und zu rappelt das auch bei uns. Dabei geht es gar nicht darum, ob einer etwas falsch macht. Manchmal passen zwei Positionen einfach nicht zusammen. Carl Carlton spielt beispielsweise so gut und so präzise in seiner Oldschool-Gitarrenversion, wie Keller in seiner moderneren Auffassung Gitarre spielt. Der eine spielt links, der andere rechts – das gilt es zu verbinden. Das bereitet uns aber enormen Spaß. Wie löst ihr das, wie verbindet ihr solche holprigen Momente? Das ist schlichtweg Analyse. Man überlegt gemeinsam, was dem Autor des Songs wichtig war. Ist das geklärt, weiß man, welche Gitarre am lautesten sein soll und in dem jeweiligen Stück führt. Erfahrene Musiker lassen eine solche Analyse zu, die ziehen daraus die richtigen Schlüsse. Hast du viele Leute auf der Bühne, musst du analysieren, was das Zeug hält. Transparenz schaffen.

Das ist dir gelungen. Und vor allem ist es dir gelungen, ein Album zu produzieren, das seinesgleichen sucht. Ich kann nur jedem empfehlen, eines deiner kommenden Konzerte zu besuchen. Ich weiß: Es wird Überraschungen geben. Das ist auf dem neuen Album zu hören – und im dazugehörigen Konzertfilm zu sehen… Etwas anderes: Du bist politisch engagiert, hast bei der letzten Wahl zum Bundespräsidenten für die SPD/Saarland in der Bundesversammlung gesessen. Du hast vor einiger Zeit den Gedanken geäußert, dass Menschen, die nach Deutschland kommen, die Bereitschaft zeigen müssen, sich integrieren zu wollen, unsere Werte anzuerkennen. Du hast selber einen Migrationshintergrund – und solche Worte werden rasch missverstanden. Ist Deutschland tatsächlich offen für Fremdes, und sind wir bereit, Flüchtlinge zu integrieren?


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Aber natürlich. Es haben zwar relativ viele Leute die AfD gewählt, bei denen dieser Wille anscheinend nicht vorhanden ist. Aber Gott sei Dank gibt es immer noch immer noch weitaus mehr, die liberal genug sind und die keine Probleme mit der „Andersartigkeit“ von Menschen haben. Denen ziemlich egal ist, welche Herkunft jemand hat oder aus welcher gesellschaftlichen Ecke jemand kommt. Trotzdem haben wir in unserer Demokratie bestimmte Kriterien, die die Qualität unseres Lebens ausmachen. Wir können nicht zulassen, dass diese Kriterien verletzt und ignoriert werden. Das war der Inhalt meiner Aussage, und das lässt sich nicht falsch verstehen. … da hast du sicherlich recht… … niemand möchte dorthin zurück, wo wir noch vor einigen Jahrzehnten standen. Das war und ist damit gemeint. Es ist aber auch nicht sinnvoll, den Bürgern die Illusion zu lassen, die Flüchtlinge würden in diesem Land klarkommen, ohne dass man ihnen Hilfestellungen gibt oder Ansätze aufzeigt, wie Integration gelingen kann. Ein Punkt war dir immer schon wichtig: die Sprache. Soll Integration funktionieren, wird man nicht drum herum kommen, die Sprache des Landes, in dem man fortan leben möchte, zu sprechen und zu verstehen. Viele dieser Aspekte sind in den letzten Jahren überdacht worden, man hat neue Ansätze entwickelt, um andere Wege zu gehen.

Sicherlich, und das ist auch gut so. Ich denke aber – und das gilt für alle demokratischen Länder – es ist eine Illusion, dass eine Gesellschaft unbegrenzt belastbar sei. Die Behauptung, dass das möglich sei, führt in die verkehrte Richtung und nicht zur Beantwortung sozial relevanter Fragen. Damit mogelt man sich um sieben Ecken und schafft Diffusion. Und diese führt dazu, dass Wähler sich nicht abgeholt fühlen und ihre Stimme einer Partei wie der AfD geben. Was mir nicht gefällt. Was wäre denn eine naheliegende Lösung? Dass man auf den Punkt kommt und sagt, welche Lösungen man tatsächlich parat hat, um Menschen konkret zu integrieren. Ihnen eine Perspektive anzubieten, die gültig und belastbar ist. Nur so zu tun, als ob, das reicht nicht – und das wissen wir inzwischen.

» Das lässt sich nicht falsch verstehen. « Diese Perspektiven benötigen ein stabiles Fundament. Wie sieht das aus? Den Grundstein bilden klare Konzepte der Integration, die da lauten: Bildung und Arbeitsplätze. Das muss eine Gesellschaft aber auch anbieten können. Kann sie das nicht, erzeugt sie einen Trugschluss.

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Was ich nicht verstehe: Wir leben in einem freizügigen Europa, in dem wir fast alles tun und lassen können, was wir wollen. Wir finden für jedes Problem eine Lösung. Nur beim Thema Flüchtlinge/Zuwanderung scheinen viele Länder gerne den Blick nach rechts zu wenden. Warum scheinen wir, nach Ansicht vieler Bürger, bei diesem einen Thema zu scheitern? Das ist schwierig. Wir müssen es hinbekommen, dass unsere gesellschaftlichen Werte anerkannt werden. Die Gleichberechtigung von Mann und Frau darf nicht zur Disposition stehen. Religionen müssen gleich behandelt werden, denn es gibt nicht den einen richtigen Gott. Das sind nur zwei Punkte, die man akzeptieren muss. Wer das nicht kann, akzeptiert unser System nicht. Das gilt gleichermaßen für alle Menschen, die in unserer Gesellschaft leben möchten.

» niemand möchte dorthin zurück, wo wir noch vor einigen Jahrzehnten standen. «

Trotzdem noch einmal die Frage: Warum scheinen wir beim Thema Flüchtlinge – vielen Bürgern zufolge – zu scheitern? Ich glaube nicht, dass wir scheitern. Wir sind nur nicht erfolgreich genug. Vom Scheitern kann man doch nur sprechen, wenn ein Prozess abgeschlossen ist – und das ist er noch lange nicht. Wir stecken noch mittendrin. Wir erleben jetzt leider in Europa Situationen, die alles erschweren: Kleinstaatlichkeit und Isolation. Kleine Landesteile streben nach Unabhängigkeit, die Ost-EU-Staaten isolieren sich immer mehr. Der europäische Gedanke scheint in weiter Ferne. Aber all das erschwert den Prozess nur, aufgegeben haben wir ihn


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Peter arbeitet nicht nur für gute Musik, sondern auch für eine gute Gesellschaft

noch nicht. Ergo sind wir noch nicht erfolgreich genug. Aber gescheitert, das sind wir Gott sei Dank noch nicht. Vielleicht ein Gedanke zum Schluss?

INFO

Peter Maffay Gerne! Nichts ist verloren. Man muss die Dinge nur wieder in den Griff bekommen. Man muss aber auch den Willen haben, das zu tun. Solange es mehr Menschen gibt, die diesen Willen mitbringen, als solche, die sich dem verweigern, ist die Chance groß, dass wir das erreichen. Hätten wir bereits verloren, würden wir ja aufgeben. Doch das steht nicht zur Debatte. ◊◊◊

Der 1949 als Angehöriger einer deutschen Minderheit in Rumänien geborene Musiker ist ein Multitalent. Er hat über 50 Alben veröffentlicht. Zuletzt das Akustik-Album „MTV Unplugged“, auf dem Peter Maffay, zusammen mit Gästen wie Katie Melua und Johannes Oerding, Songs von 1970 bis heute in neuem Gewand präsentiert. Das Album ist das 18. mit dem er die Spitze der deutschen Charts erobert. Ab sofort führt Peter Maffay damit das weltweite Album-Ranking an. Kein Künstler hat in irgendeinem Land der Welt mehr Nummer-Eins-Alben veröffentlicht als Peter Maffay in Deutschland. Im Frühjahr 2018 geht Maffay mit seiner Band auf große MTV-Unplugged-Tour durch Deutschland.


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Jana Nimz, Prof. Dr. Walter Stummer und was zu tun ist, wenn die Nerven blank liegen… „Du schaust den Leuten immer nur vor den Kopf.“ Dieses Sprichwort trifft im Falle von Prof. Dr. Walter Stummer nicht ganz zu. Er schaut rein – und wenn er schon mal da ist, rettet er Patienten das Leben – oder macht es bei Betroffenen von Trigeminusneuralgie deutlich schöner. Was sich hinter dem Begriff verbirgt, mit dem ihr künftig jedes Scrabble-Spiel für euch entscheidet, und warum man Nerven nicht einfach durchschneiden sollte, erfahre ich im Gespräch.

KOPFSACHE Trigeminusneuralgie. Zungenbrecher und seltene Krankheit. Ich habe gelesen, im Jahr werden durchschnittlich zwölf Fälle aus 10.000 diagnostiziert. Trotzdem scheint sie relativ gut erforscht zu sein. Gut, so selten ist die Trigeminusneuralgie nun auch nicht – zumindest in Relation gesehen. Da gibt es seltenere Erkrankungen. Aber sie ist glücklicherweise auch nicht sonderlich komplex. Na ja, „simpel“ wäre jetzt natürlich das falsche Wort, aber sagen wir mal so: Wir verstehen Ursache und Wirkung. Es hat etwas mit dem fünften Gesichtsnerv zu tun, soweit ich das richtig verstanden habe. Ganz genau. Dort wo dieser Nerv in den Hirnstamm eintritt, lagert sich ein Gefäß an. In und auf unserem Gehirn sind überall Gefäße, ohne die wir ziemlich aufgeschmissen wären, die sind prinzipiell unproblematisch. Im Laufe des Lebens kann es passieren, dass sich dieses Gefäß am Nerv immer weiter ausdehnt – das steht ja ständig unter Druck, pocht und pocht und pocht an den Nerv, immer an dieselbe Stelle. Sechzig bis hundert Mal die Minute. Über Jahre. Dadurch kann der Nerv seine Isolierung verlieren. Wie ein Kabel.

Richtig. Und wenn wir bei dem Bild bleiben, können wir uns die Folgen des freiliegenden Nervs wie Kurzschlüsse vorstellen: Signale springen von einem Nerv auf den anderen über – beispielsweise von einer Nervenfaser, die für die Berührung zuständig ist, auf eine Nervenfaser, die für die Schmerzleitung verantwortlich ist. Das verursacht die Pein. Unfassbare Schmerzen, so habe ich zumindest gelesen. Ja, das stimmt. Ich habe erlebt, dass Leute sich das Leben nehmen wollen, weil sie die Schmerzen nicht mehr aushalten. Und all die Einschränkungen, die damit einhergehen. Alles, was einen Berührungsreiz auslöst, kann zu Schmerzattacken führen – Zähneputzen, essen oder der Wind auf der Straße. Leute, die besonders schwer betroffen sind, bei denen auch Medikamente nicht mehr helfen, verhungern beinahe, weil sie nicht mehr essen. Natürlich wollen sie alles vermeiden, was Schmerzen auslösen kann. Wir hatten unlängst eine Patientin, die nur zusammengekauert im Bett lag, total abgemagert, ganz schrecklich. Die Krankheit tritt eher bei älteren Menschen auf? Definitiv. Ganz, ganz selten bei Kindern,


Fotos: Stefan Reimer

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Ohne Dr. Stummer wäre es in mancher grauen Masse vorbei mit dem bunten Treiben die wir hier allerdings auch schon gehabt haben. Bei ihnen ist eine besondere anatomische Konstellation vorhanden. Aber das ist eine absolute Rarität. Woran erkennen Sie die Trigeminusneuralgie? Das ist nicht einfach. Wir können Schmerzen nicht messen. Bei einer solchen Erkrankung können wir den Patienten nicht röntgen wie bei einem gebrochenen Bein – und wir haben auch keinen magischen Apparat, der erkennt, ob jemand Schmerzen leidet oder nicht. Verstehe. Angesichts dessen: Wie lange kann es dauern, bis ein Betroffener die richtige Diagnose erhält? Das kann schon eine Zeit dauern. Da kommt es auch auf die Ärzte an, die der Betroffene konsultiert – ob diese gleich in die richtige Richtung denken. Der klassische Verlauf ist, dass die Leute erstmal zum Zahnarzt gehen, denn die Schmerzen treten oftmals

im Unterkiefer auf. Sie müssen wissen, drei Nerven teilen sich das Gesicht: Der erste ist für die Stirn zuständig, der zweite und dritte für den Ober- beziehungsweise Unterkiefer. Letztere sind am häufigsten betroffen und dementsprechend gibt es etliche, die sich sogar Zähne ziehen lassen, bis jemand auf die Idee kommt: Wahrscheinlich waren die es gar nicht. Alles schon passiert. Unangenehm. Trägt die Krankenkasse in einem solchen Fall die Kosten für den Zahnersatz? (Lacht) Da weiß ich leider nicht genau Bescheid. Wie ich schon sagte, es handelt sich dabei um den klassischen, weil logischen Verlauf: Bei Schmerzen im Unterkiefer ist es naheliegend, erst zum Zahnarzt zu gehen, anstatt zum Neurologen. Da ist kein Böswillen im Spiel. Zudem gibt es auf der anderen Seite Erkrankungen, die eine Trigeminusneuralgie imitieren können. Zum Beispiel eine Kiefer-


gelenks-Arthrose. Das Gelenk tut beim Kauen jedes Mal weh. Wenn der Betroffene diese Schmerzen schildert, kommt man eventuell auf die Idee: „Aha, das klingt nach Trigeminusneuralgie.“ Wer sagt so etwas? Mein erster Gedanke wäre das nicht. (Lacht) Ärzte. Also sehen Sie? Man muss bei sowas immer aufpassen. Ist ja nicht alles eine Trigeminusneuralgie. Okay, gehen wir davon aus, ich sitze vor Ihnen – mit einem strahlenden Lächeln aus drei Zähnen – und es ist sehr wahrscheinlich, dass es sich um Trigeminusneuralgie handelt. Wie lange muss ich auf eine OP warten? Oder gibt es andere Wege? Es gibt auf jeden Fall eine medikamentöse Therapie. Medikamente, die die Erregbarkeit des Nervensystems unterdrücken: Beispielsweise solche, die bei Epilepsie eingesetzt werden. Das ist ja der gleiche Mechanismus, auch da wird die Erregbarkeit von Nervenzellen unterdrückt, das kann vielen Leuten Linderung verschaffen. Beschwerdearmut bis hin zu Beschwerde … Beschwerde…

» wir werden das Gehirn niemals vollständig verstehen. « … -freiheit? Ja, genau, danke. Ich bin ja bloß Chirurg, ich muss ja nur operieren können, nicht sprechen. (Lacht) Das ist bei mir andersherum. Das hilft auf jeden Fall vielen, wenn wir erst einmal diesen Weg gehen. Aber diese Medikamente sind leider nicht ohne Nebenwirkungen. Die gehen auf die Leber, können Allergien hervorrufen, zu Blutbildveränderungen führen und manchmal reichen sie nicht aus und müssen immer höher und höher dosiert


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werden. Dadurch werden die Patienten müde, ihnen wird schwindelig – sie können ihren täglichen Aktivitäten nicht mehr nachgehen. Darauf hätte ich auch nicht so viel Lust. Geht mir ähnlich. Dann ist spätestens der Zeitpunkt gekommen, an dem eine andere Möglichkeit immer weiter in den Fokus rückt: die Chirurgie. Gerade in den seltenen Fällen, in denen jemand jung erkrankt. Mit der Operation haben wir immerhin eine Ursachentherapie – und das ist ja normalerweise zu bevorzugen. Schmerzmittel oder diese Antiepileptika sind eine Symptomtherapie. Aber bei einem älteren Menschen ist man eher ein wenig zurückhaltend, gleich zum Messer zu greifen. Denn jede Operation geht mit einem Risiko einher. Der Trick ist, dieses möglichst klein zu halten. Deswegen sollte das auch nicht unbedingt jeder machen. (Lacht)

» Der selbsterhaltungstrieb ist mächtig. « Ich denke mal, dass sehr darauf geachtet wird, dass jemand, der an Köpfen operiert, auch die Fähigkeiten dazu besitzt. Durchaus. Die Sache ist: Diese Krankheit ist nichts, woran man stirbt. Zumindest so vereinfacht gesagt. Bei der Operation jedoch besteht die Gefahr, dass der Patient nicht mehr aufwacht. Gott sei Dank ist mir das bei einer solchen Operation noch nie passiert, aber die Möglichkeit besteht nun einmal. Hat jemand einen bösartigen Hirntumor, operieren wir selbstverständlich. Dort steht ein kalkulierbares Risiko gegen jenes, sicher an dieser Krankheit zu versterben. An der Trigeminusneuralgie stirbt man nicht, doch was bei einem Patienten im Zuge einer Operation „kaputtgehen“ kann, übersteigt die Schäden, die durch die Krankheit entstehen.

Wenn ich mir jedoch überlege, dass die Medikamente nicht mehr wirken oder so starke Nebenwirkungen haben, dass ich kaum noch etwas machen kann – das ist doch kein Leben mehr. Viele Patienten wünschen sich doch eher die OP, oder? Ja. Wenn es richtig schlimm ist, ist das tatsächlich so. Man muss bei vielen von diesen Sachen auch einfach Betroffener sein, um das überhaupt nachvollziehen zu können. Ein gesunder Mensch kann sich oftmals gar nicht vorstellen, dass sich jemand am Kopf herumschneiden lässt. Wenn bei einem selbst dann plötzlich ein Hirntumor entdeckt wird – da macht man viele Dinge, die man sich nicht hätte vorstellen können. Was dann zutage tritt, ist der Selbsterhaltungstrieb. Und der ist mächtig. Unwahrscheinlich mächtig. Das Bedürfnis, das Verlangen, am Leben zu bleiben, ist immens. An unseren Patienten sehen wir das immer wieder: Die möchten jede Möglichkeit ausschöpfen, alles ausprobieren – trotz Patientenverfügungen, in denen etwas Anderes steht. Das ist nur menschlich. Hypochondrisch darf man als Arzt wirklich nicht veranlagt sein, oder? Im Laufe seines Studiums macht man viele schwere Erkrankungen durch, die man dann doch nicht hat. (Lacht) Man achtet mit einem Mal doch sehr auf sich selbst, schaut sich seine „Symptome“ genau an. Besonders eingeprägt hat sich bei mir der Ausbildungsteil in der Psychiatrie: Teilweise handelt es sich bei diesen Krankheiten um Überspitzungen von Wesenszügen, die jeder von uns an den Tag legt. Wir sind halt manchmal etwas manisch oder traurig, aber bei diesen Menschen geht das noch viel weiter. Dann diese ganzen bösartigen Erkrankungen – wenn es da mal irgendwo zwickt, überlege ich schon, was dahinterstecken könnte. Na gut, mit der Zeit lernt man, damit zu leben, weil man ja nun doch nicht jede Woche todkrank wird. Ich wäre auch definitiv die Falsche. Der Freund meiner ehemaligen Mitbewohnerin hat Medizin studiert – dass ich nicht ständig in die Notaufnahme gerannt bin, ist auch schon alles.


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Unser Gehirn ist zu komplex für uns – zumindest denkt das unser Gehirn Es schlägt schon etwas durch, da haben Sie recht. Wenn meine nahen Angehörigen irgendwas haben, befürchte ich automatisch das Allerschlimmste. (Lacht) Für meine Familie wäre ich ein schlechter Arzt, aber das ist nur normal, denke ich. Es ist auch allgemein ethisch akzeptiert, dass ein Chirurg zum Beispiel nie seine Angehörigen operieren sollte. Das hängt damit zusammen, dass ich Ihnen die zehn Fälle in meinem Leben, bei denen die Komplikationen schlimm wurden und Leute verstorben sind, alle nennen kann. Doch all die tausend Patienten, denen ich geholfen habe … – von denen weiß ich gar nicht mehr so viel. Insofern wäre ich immer vorbelastet, müsste ich meine Familie behandeln. Das ergibt Sinn… Dabei haben alle Chirurgen mal Komplikationen. Derjenige, der keine hat, obwohl er immer versucht, das Beste zu geben, den gibt es schlicht nicht. Wenn das einer sagt, dann

lügt er. Das liegt auch daran, dass wir uns auf einem diffizilen, schwer verständlichen Gebiet befinden. Wir Neurochirurgen hauen im Grunde mit einem Hammer auf einem Computer herum und versuchen, ihn damit zu reparieren. Jetzt schauen Sie nicht so erschrocken. (Lacht) Natürlich wissen wir schon viel, aber unser Gehirn ist nun einmal so komplex, dass wir es nie in seiner Gänze verstehen werden. Dabei nimmt es ja meist ein gutes Ende, richtig? Wie stehen bei der Trigeminusneuralgie die Heilungschancen im Fall einer OP? Zu 95 Prozent über fünf Jahre – das sagen zumindest die Studien, was ich mit meiner Erfahrung auch absolut bestätigen kann. Sollten die Schmerzen abermals auftreten, kann es auch sein, dass die falsche Diagnose gestellt wurde. Ist diese Krankheit schon lange belegt? Ja. Ich meine, die ersten Operationen


wegen der Trigeminusneuralgie wurden in den 50ern durchgeführt. Allerdings etwas anders als heute: Die Ärzte haben den Nerv schlichtweg durchgeschnitten.

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Oh. Ja, das hat nicht so richtig gut funktioniert. Dabei ergibt der Grundgedanke Sinn: Wenn der Nerv nicht funktioniert, kann er keine Schmerzsignale senden. Dadurch haben die Betroffenen allerdings eine Art Phantomschmerz entwickelt – das war nicht unbedingt besser. Anders auf seine Weise, aber auch schlimm. Dann ist einem Neurochirurgen aufgefallen, dass sich stets ein Gefäß in der Nähe befand, wenn er einen Nerv durchschneiden wollte. Da hat er geschaltet und gesagt: „Vielleicht ist ja das Gefäß das Problem!“ Und das ist die Historie. Ich bin sehr dankbar für den Punkt, an dem die Medizin inzwischen ist – sicher können und wissen wir noch lange nicht alles, aber man wird inzwischen wahrscheinlich seltener zum Sterben nach Hause geschickt. Man geht anders aus der Therapie raus. Die Erwartungshaltung ist ja, dass nichts schlechter ist. Und das schaffen wir in der Neurochirurgie auch. Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts, als man mit den größeren Eingriffen am Kopf begann, sind 80 Prozent der Menschen gestorben – heutzutage liegt die Mortalität in der Neurochirurgie im Promillebereich, zumindest bei Wahloperationen. Ist die Neurochirurgie so etwas wie die Königsdisziplin? Da bin ich jetzt natürlich ein bisschen voreingenommen, ein paar Zimmer weiter sitzt der Herzchirurg, der würde Ihnen etwas Anderes erzählen. (Lacht) Aber ich kann Ihnen sagen: Ein Herz können Sie rausnehmen, den Patienten an eine Maschine anschließen, ein anderes Herz einbauen – und wenn es runterfällt, können Sie es abwaschen. Ein Gehirn nicht. Alles, was wir machen, ist ziemlich irreversibel. Es gibt gewisse Reparaturmöglichkeiten, aber viele nicht. Wenn da wirklich was kaputtgeht, ist es das und bleibt es auch. Unsere


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Verantwortung ist also schon groß. Verlieren Sie ein Bein, so ist das sicherlich nicht schön – aber: Wenn Sie nicht mehr denken, fühlen, reden können. Was bleibt da noch? Wie gehen Sie mit diesem Druck um? Ich empfinde es schon als intensive Verantwortung, an der ich durchaus zu knabbern habe. Mit meiner Erfahrung und Stellung als Klinikdirektor fallen mir Operationen zu, vor denen ich schon manchmal abends zuhause sitze: „Mensch, was hast du da morgen wieder für eine Aufgabe?“ Gerade, wenn’s um Kinder geht. Und sich dann vorzustellen, dass etwas schiefgeht … Also mir geht’s nahe. Mir geht es unwahrscheinlich nahe. Deswegen ist es wichtig, dass sehr, sehr wenig passiert. Gott sei Dank haben wir inzwischen aber auch tolle Möglichkeiten, um Risiken zu minimieren. Im Hirn ist alles sehr klein und fein. Abgesehen davon also, dass wir wissen müssen, was wir tun, überwachen wir enorm viel: Beispielsweise den Hörnerv und sämtliche anderen Funktionen des Gehirns. Immer, wenn wir Gefahr laufen „zu viel zu machen“, in Bereiche vordringen, an die wir gar nicht dran sollen, bekommen wir ein Warnsignal. Das ist gut. Auf jeden Fall. Dennoch ist Neurochirurgie einfach gefährlich – das liegt auch daran, dass man Probleme nie hundertprozentig ausschalten kann. Leute sterben zum Beispiel an Lungenembolien, da kann man auch nichts machen.

Da kann man nichts machen. Also klar, wir machen natürlich etwas, wir geben Thrombose-Prophylaxespritzen und so weiter, aber manchmal passiert es leider trotzdem. Klar, das heißt ja auch nicht, dass hier irgendwer einen schlechten Job verrichten würde – Menschen sind halt sterblich. Ja. Aber warum machen wir das? Weil es ja auch so unglaublich viele schöne Augenblicke gibt. Wenn Sie jemandem geholfen haben und die sind dankbar und froh, dann fühlt man sich riesig. Geht jedoch etwas schief, liegt man am Boden. Aber so ist das. So haben wir uns das ja ausgesucht. ◊◊◊

INFO

Prof. Dr. med. Walter Stummer Bei diesem Mann ist jedes Gehirn in guten Händen. Geboren wurde er 1964, ist verheiratet, hat drei Kinder und ist nebenbei Spezialist für Hirntumore (Focusliste seit 2007, zuletzt 2017) und für funktionelle Neurochirurgie – dazu gehört die Behandlung der Trigeminusneuralgie. Seit 2009 ist er Direktor der Neurochirurgie der Uniklinik Münster und hat für seine Arbeit zahlreiche Preise erhalten.



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Jana Nimz und Ilan Stephani hinter den Kulissen der Gesellschaft Es geht nicht um Spitzenunterwäsche, Netzstrumpfhosen und den Stundenlohn einer Hure. Nicht um dunkle Gassen, schwere Jungs oder leichte Mädchen. Stattdessen um den Puff als Spiegel unserer Gesellschaft, Ehrlichkeit und den Weg aus der Scham. Ein wundervolles Gespräch mit Ilan Stephani, die mich an ihren Erkenntnissen teilhaben lässt, die sie in der Prostitution gewonnen hat. Verständnisvoll und erfrischend.

DIE WÜRDE DER HUREN IST UNANTASTBAR

Im Gegensatz zur allgemeinen Annahme schreibst du in deinem Buch von einem selbstbestimmten Dasein als Prostituierte. Was du ansprichst, hat meiner Meinung nach mehrere Ebenen: Zum einen wurde ich nie ausgebeutet, verdiente für niemanden Geld außer mich selbst – das ist die menschenrechtliche Ebene. Darüber hinaus herrschte keine Täter-Opfer-Beziehung zwischen Freiern und Huren, die man sich von außen schnell vorstellt. Wir denken: Die Tür geht zu und plötzlich verwandeln sich Frauen in diese ominösen Wesen, die wir „Nutten“ nennen – und Männer in böse Monster. Aber so ist das nicht. Der Mann kommt nicht wie der Pascha in den Puff und alle Frauen machen, was er will. Stattdessen ist er auf die Huren angewiesen: Er begegnet nur Frauen, deren echten Namen er nicht kennt, wird durch Gänge geführt, in denen er sich allein nicht zurechtfinden würde. Es besteht eine gewisse Abhängigkeit, durch die der Mann sich genauso verhalten muss wie in anderen sozialen Interaktionen: Er muss lächeln, sich in Maßen auf die Frau einstellen – das sind alles Aspekte, die wir uns nicht klarmachen, wenn wir uns diesen kollektiven Sexfantasien hingeben. (Lacht)

Ein krasses Gegenbeispiel zu den vielen Fällen von Zwangsprostitution, von denen immer wieder berichtet wird. Mir ist enorm wichtig, dass Leute nicht denken, ich würde Zwangsprostitution verharmlosen. Ich finde, das Gegenteil ist der Fall. Um das Verbrechen von Zwangsprostitution gut angehen zu können, müssen wir es von dem Phänomen „Sex gegen Geld“ trennen. Zwangsprostitution ist moderne Sklaverei! Auch mir ist es ein großes Anliegen, dass es keine Zwangsprostituierten gibt. Gleichzeitig finde ich es naiv und fahrlässig, mit einem globalen Problem wie moderner Sklaverei so umzugehen, als käme sie ausschließlich in der Prostitution vor. Wir können durch kaum ein Hochhaus, Pflegeheim oder eine Großküche gehen, ohne mit der Arbeit moderner Sklaven in Kontakt zu kommen. Du beschäftigst dich in deinem Buch auch mit dem Standpunkt, dass selbst Frauen, die freiwillig in der Prostitution arbeiten, schlussendlich ein System unterstützen, das auf Ausbeutung beruht. Ja, genau. Da gibt es mehrere Kurzschlüsse. Zum einen: Sex unter Zwang – keine Frage, beruht auf Ausbeutung. Ganz einfach, dagegen


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habe ich überhaupt nichts zu sagen. Doch Prostitution als Oberbegriff ist erstmal Sex gegen Geld. Und Sex und Geld sind zwei der neutralsten Dinge auf der Welt. Sex bringt riesige Arschlöcher und die größten Engel auf die Erde. Geld kauft Menschen, tötet Menschen, rettet Kinder vor dem Verhungern – Geld kann alles! Geld und Sex sind die amoralischsten Kräfte, die wir kennen – und ausgerechnet die sind keinesfalls darauf festgelegt, per se ein Problem zu sein.

» Sex und geld sind völlig amoralisch. « Absolut. Ich hockte neun Monate lang bei einem Discounter an der Kasse, da fühlte ich mich auch nicht besonders frei. Ganz genau. Wenn wir all diese Arten von Unfreiwilligkeit anprangern – dann bin ich die erste, die auch die Hure anprangert. Aber nicht so. Nicht, wenn wir die Sündenböcke sind für etwas, das überall passiert. Wie stehst du zu dem Wort „Hure“? Du hast es im Buch und auch jetzt in unserem Gespräch öfter verwendet. Also ich bin sehr fein mit dem Wort, ich fühle mich damit wohler als mit dem Wort „Prostituierte“. Das erstens etymologisch problematischer ist als das Wort „Hure“ und

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Studenten, Familien, Huren, Freier – Sexarbeit ist ein Teil unserer Gesellschaft zweitens haftet dem Wort „Prostituierte“ etwas höchst technisches, politisches an. Inwiefern ist es problematischer? Mir war das nicht bewusst, ich hatte eher das gegenteilige Gefühl und es tut mir leid, dass ich es so oft benutzt habe. Kein Problem, du wusstest es ja nicht. „Prostituere“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie „nach vorne stellen“ – es trägt dieses exponierte, ausgesetzte in sich. Das, was aus der Gesellschaft herausgeschoben wird und ungeschützt auf der Straße steht. Wohingegen das Wort „Hure“ einfach von „Heuern“ kommt. Bei dem Wort habe ich mir immer gedacht: „Alles klar, ich bin eine Matrosin.“ (Lacht) An das Wort „Nutte“ habe ich mich nicht herangetraut, weil ich das zu aufmerksamkeitsheischend finde. Dabei hätte ich das Gefühl, ich halte den Leuten unter die Nase, dass ich das Wort „Ficken“ aussprechen kann. Aber bei „Hure“ passt für mich mehreres zusammen. Deswegen auch das Wort „Puff“ statt Bordell. Das sind knackige Begriffe, durch die ich eher zu dem komme, was ich sagen möchte. Und ich mag das Wort „Hure“, weil es in sich trägt, wie man sich

gerne fühlen würde: Das heißt, es hat diesen Aspekt, der sexy und verboten ist – aber auch den, dass es angestaubt und bürgerlich ist: der Ehemann, die Ehefrau, die Hure. Der Puff als bürgerliche Institution. (Lacht) Ja, und genau das ist er ja auch! Ein Teil meiner Aussage in dem Buch ist nicht umsonst: „Leute, hier ist nicht viel zu holen! Das Dasein als Hure ist denkbar unspektakulär!“ Schlafzimmer sind Schlafzimmer, so sieht das nun einmal aus. Was glaubst du, treibt den Mann in den Puff? Geht es einigen um den Aspekt des Verbotenen oder sehen sie das eher als Triebbefriedigung? Wie hast du das erlebt? Das ist eine komplexe Frage, ich versuche mal, das kurz zu machen. Es war in meiner Wahrnehmung weder noch. Ich glaube, zwei Dinge bringen den Mann dazu, in den Puff zu gehen. Das eine ist: Er bekommt in der Gesellschaft auf direktem Wege nie die Bestätigung, dass er gut ist, wie er ist. Nicht mal als kleiner Junge. Der männliche Körper ist gut, die männliche Kraft ist gut, die männliche Energie ist gut, die männliche Liebe ist gut – all das


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Von 3.250 Berliner Stundenten gaben 3,7 % an, in der Prostitution zu arbeiten* kriegt er nicht. Im Gegenteil: Er ist ein wandelndes Problem, weil er ein sexuelles Wesen ist. Im Puff können Männer, und sei es gegen Geld, einfach erleben wie es ist, sexuell richtig zu sein. Das Zweite ist, dass die Gesellschaft ihnen durch beispielsweise Pornografie einredet, dass sexuell verfügbare Frauen – sozusagen die Frauen, mit denen man ficken kann – diejenigen sind, die diese Sehnsucht am ehesten befriedigen können. Das zusammen treibt den Mann meiner Ansicht nach in den Puff. In dem Sinne sind Männer auch nicht die Patriarchen, die dort ihren Triumph erleben. Ich muss sagen, Männer sind im Puff die Verlierer. Patriarchat hin oder her, Schwanz hin oder her. Das ist mir einfach ein wichtiger Punkt. Es ist hier keine Täter-Opfer-Rhetorik, wie man sie im Feminismus kennt. Das halte ich für falsch. Für kurzsichtig. Die armen Jungs. (Lacht) Aber wirklich! Wo wir schon beim Thema Patriarchat sind: Letztens hatte ich eine bemerkenswerte Situation mit einem Freund. Wir liefen hinter zirka 15-jährigen Mädels her und er sagte:

*Studie: Nebenjob-Prostitution

„Wenn die sich so anziehen, brauchen sie sich nicht wundern, dass Männer sie ansprechen.“ Da bin ich so wütend geworden! Diese Mädels möchten sich einfach anpassen und aussehen wie die weiblichen Gestalten auf den Werbeplakaten, die in der Gesellschaft akzeptiert werden – bloß keine Zahnspange, Fettrollen oder fusseligen Haare. Wenn sie das endlich geschafft haben, ist es auch wieder falsch. Erwachsene Männer nehmen ihre Kleidung dann noch als Ausrede, um sich an Minderjährige ranzumachen. Ja, ganz genau. Damit habe ich mich in dem Buch auch beschäftigt – mit dem Phänomen von Taubheit. Das beschreibt sowohl die körperliche Taubheit, beispielsweise in den Genitalien, als auch die gesellschaftliche Taubheit, wie in dem von dir beschriebenen Fall. Wir sind teilweise so abgestumpft, ohne es zu wissen, dass der Trugschluss naheliegt: „Ich erlebe, was ich erlebe und was ich nicht erlebe, existiert gar nicht.“ Gefühlt ist das so. Wenn wir das nun auf den Feminismus übertragen, ist es extrem wichtig, dass Männer den Frauen in dieser Gesellschaft zuhören und für möglich halten, dass Frauen Problemen und Herausforderungen gegenüberstehen, die


Männer gar nicht auf dem Schirm haben. Da gebe ich dir so recht. Frauen denken sich so etwas nicht aus oder sind zickig, weil sie „einfach mal wieder durchgefickt werden müssen“ – auch wenn Männer sich das gerne einreden, weil es bequemer ist. Guter Punkt. Immer schön, mit Frauen über das Thema zu reden. Wir müssen individuell und liebevoll miteinander kommunizieren. Hey, ich weiß auch nicht alles über die Traumata, die Männer in dieser Gesellschaft abkriegen und ich bin gerne bereit, zu lernen – doch Männer müssen dazu ebenfalls bereit sein. Wir müssen Menschen abholen, dürfen aber auch klar sagen: Ich diskutiere mit Männern nicht darüber, ob Frauen diese Probleme haben, denn ich bin die Frau. Männer sperren sich oft, wenn es um das Thema Feminismus geht. Wo ich mir auch immer denke: „Wie? Wir wollen in eine bessere Welt, aber selbst nicht den Arsch hochkriegen.“ Das ist typisch für männlich, weiß, hetero. Die Gesellschaft der Privilegierten.

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» Männer, seid liebevoller zu euch selbst. « Eine Frage, auf die ich schon oft die Antwort gesucht, aber nie gefunden habe: Woher glaubst du, stammt diese enorme Scham in der Sexualität? Warum tun wir uns so schwer damit, Sex offen in der Gesellschaft zu kommunizieren und als etwas normales dazustellen, für das sich niemand schämen muss? Das ist eine spannende Frage. Und ich bin sicher, ich beantworte sie unvollständig, so sehr ich mir auch Mühe gebe, alle Gründe aufzuzählen. (Lacht) Ich kann es gerne probieren, denn es ist glaube ich eine meiner Lieblingsfragen – da geht es um etwas, das wirklich mein Forschungsgebiet ist. Ich denke, letzten Endes müssen wir uns von schockie-

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Jeder dritte Student (m/w) kann sich vorstellen in der Sexbranche zu arbeiten* rend vielen Schichten aus Naivität, Desinformation und falschen Konzepten erholen, wenn wir dem auf den Grund gehen möchten. Das ganz Klassische ist erstmal: Der sexuelle Trieb wurde verteufelt, mehr oder weniger im Rahmen der Kirche und eher bei den Frauen. Simone de Beauvoir beschreibt es in ihrem Buch „Das andere Geschlecht“: Das Patriarchat als die männliche Welt hat immer das, was es an sich nicht haben wollte, zu den „anderen“ geschoben – und die „anderen“, daraus wurde kurzerhand die Hälfte der Menschheit: die Frauen. Das klingt logisch. Ja, oder? (Lacht) Das heißt, die erste Schicht der Scham ist, dass es Sex historisch als dieser „böse Trieb“ gilt, den die Männer nicht in sich haben wollten und deswegen die Frauen verantwortlich gemacht haben. Des Weiteren erhält Scham Tabus aufrecht, die dafür sorgen, dass sich das Kollektiv soweit wie möglich in dieselbe Richtung bewegt – und nicht in knapp 80 Millionen verschiedene Richtungen, allein in Deutschland. Das bedeutet: Scham ist grundinstalliert, Scham ist grundwichtig und Scham ist deshalb auch nichts, womit wir mal

*Studie: Nebenjob-Prostitution

eben aufhören könnten. Wir würden auf allen Ebenen in ein solches Chaos stürzen, dass wir das sozusagen schon als Selbstschutz nur in kleinen Portionen machen. Das ergibt Sinn. Was mich an der Geschichte am meisten irritiert: Sex ist mit so viel Scham behaftet, unsere Gesellschaft zeitgleich so unfassbar sexualisiert. Wir können kaum auf die Straße geschweige denn ins Internet gehen, ohne irgendwo auf Brüste oder Werbung für Viagra zu starren. Ja! Überall werden wir mit sexuellen Botschaften bombardiert – zeitgleich sollen wir die höflichen, eloquenten, angezogenen Menschen sein, die sich für Bildung interessieren, anstatt miteinander zu ficken. Wo man sich denkt: „Na was jetzt? Soll ich ficken, oder nicht?“ (Lacht) Und diese Art von „Hä? Ich kriege die Welt mit mir nicht überein“, bedeutet gefühlt: „Ich bin falsch.“ Und damit kommen wir zur nächsten Ebene der Scham, nämlich diese Grundscham für mich selbst. Das Gefühl, falsch zu sein. Ich glaube, ein großes Tabu, das durch Scham aufrechterhalten wird, ist, mal nicht über Sex zu reden. Sex ist gar nicht so wichtig.


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Interessant! Das höre ich selten. Der einzig lebensnotwendige Sex ist der Sex unserer Eltern, bei dem wir entstanden sind. Das ist der einzige Sex, den wir wirklich brauchen. Das heißt, wenn wir die ganze Zeit sagen: „Sex ist einfach ein Grundbedürfnis. Und wir müssen aufhören, darüber zu schweigen!“ Denke ich mir: „Wisst ihr, worüber wir auch noch aufhören sollten, zu schweigen? Dass es auch um ganz andere Dinge geht als um Sex.“ Ich fand es unglaublich erfrischend, als jemand sagte: „Sex? Ich glaube nicht, dass er zu den zwanzig wichtigsten Dingen im Leben gehört.“ Wow! Das entspricht nicht unbedingt meiner Hitliste, aber ich finde es unglaublich wichtig, die Bedeutung von Sex grundsätzlich infrage zu stellen. Ich mag diesen Ansatz sehr gerne – natürlich habe auch ich Spaß an Sex, aber du hast recht: Seine Stellung als „Grundbedürfnis“ neben Atmen, Wärme, Trinken, Essen und Schlaf hat er nicht unbedingt verdient. Wir sehen so viele Dinge als selbstverständlich an – etwa auch das „Grundbedürfnis Sex“. Damit wird alles gerechtfertigt. Es gibt genügend Männer, die sagen: „Der Puff ist schon wichtig, damit Frauen und Kindern nichts passiert.“ Die sagen damit allen Ernstes, dass sie es für möglich halten, dass Männer zu den schrecklichsten Taten fähig wären, wenn sie nicht regelmäßig abspritzen könnten. Sich selbst meinen sie damit natürlich nie – es sind immer nur die anderen Männer. Wenn wir jetzt wieder auf den Puff schauen, denke ich auch nicht, dass sich im Freier die männliche Biologie ausspricht, sondern die männliche Konditionierung. Wenn mir ein Mann sagt: „Das ist einfach die Urkraft in mir“, würde ich sagen: „Ich höre, was du sagst, du glaubst, es sei die Urkraft – ich wette, es ist Kultur.“ Dem Mann wird eingeredet, er muss immer Bock auf Sex und einen großen Penis haben, sonst ist er kein richtiger Mann. Von diesen Konzepten müssen wir uns befreien und können da gerne noch weitergehen. Ich glaube zum Beispiel, dass es in zwanzig Jahren ein bisschen old fashioned sein wird, von Männern und Frauen zu reden.

Wow, Ilan. Herzlichen Dank für dieses wundervolle Gespräch. Eine Frage noch zum Schluss: Was für ein Fazit ziehst du aus deiner Zeit im Puff? Ich habe Bereiche meines Körpers durch die Prostitution traumatisiert – und würde dennoch immer sagen, das war es mir wert. Die Klarheit, die ich gewonnen habe, ist es mir einfach wert. Ich würde dennoch jeder Frau davon abraten, im Puff zu arbeiten, denn für eine gelungene Prostitution braucht es wirklich gute Umstände – aber das liegt nicht an „Sex gegen Geld“, sondern es liegt an den Gesichtern, die wir diesem Tauschhandel gegeben haben. Und den Männern würde ich sagen: Habt kein schlechtes Gewissen, wenn ihr in den Puff geht. Würde das etwas bringen, gäbe es den Puff gar nicht mehr. Seid eher liebevoll zu euch selbst. Denn es geht nicht allein darum, zu sagen „Mann, verhalte dich der Frau gegenüber anders“, – sondern: „Verhalte dich dir selbst gegenüber anders und du wirst dich der Frau gegenüber anders verhalten.“ Tschakka, so nämlich. Jetzt ist mir besser. (Lacht) ◊◊◊

INFO

Ilan Stephani Diese wundervolle Dame wurde 1986 in Berlin geboren und wuchs in Niedersachsen auf. Während ihrer Ausbildung entdeckte sie durch die Prostituiertenorganisation Hydra die Möglichkeit, Erfahrungen jenseits ihrer gutbürgerlichen Herkunft zu sammeln. Über diese schreibt sie in ihrem Buch „Lieb und teuer – was ich im Puff über das Leben gelernt habe“. Heute ist Ilan als Körpertherapeutin und Autorin tätig, leitet Seminare für Frauen und bloggt über Sexualität und Freiheit.



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„PELZIG UNTERHÄLT SICH MIT ARNDT ZINKANT“ – EIN GESPRÄCH MIT FRANK-MARKUS BARWASSER Wenn ein Interview-Partner von Haus aus Journalist ist und mit kultigen Interviews reüssierte, wird es interessant. Oder witzig. Denn Erwin Pelzig, die fränkische Frohnatur des Kabaretts, hatte im Bayerischen Fernsehen auch eine Talksendung: „Aufgemerkt! Pelzig unterhält sich“. Außerdem spöttelte er jahrelang höchst erfolgreich als „Wärter“ der ZDF-Anstalt neben dem Kollegen Urban Priol. Aber Frank-Markus Barwasser, der Mann unter Pelzigs „Cord-Hütle“, hat den Bildschirm wieder gegen die Bühne getauscht und ist zurzeit mit einem Soloprogramm unterwegs; im Februar gastiert er in Münster. Anfangs wollte Barwasser Journalist werden und hat ordentlich volontiert. Wie er den heutigen Journalismus beurteilt, erzählt er im Interview – ebenso wie seine Haltung zur Religion oder die zur späten Vaterschaft. Seit Kurzem lebt im Hause des 57-Jährigen nämlich auch „Pelzig junior“.

PELZIG HÄLT SICH Herr Barwasser, Herr Pelzig – haben Sie Sehnsucht nach der „Anstalt“? Nein, Sehnsucht habe ich keine. Als wir kürzlich aus Anlass des zehnten Jubiläums der Sendung wieder mal alle mit von der Partie gewesen sind, war das wunderbar, aber ich habe auch gemerkt: Die Zeit dort ist vorbei und es ist gut, dass das nun andere machen. Es ist selten, dass erfolgreiche Fernsehleute die Ochsentour auf der Bühne vorziehen (die ja der Fernsehkarriere meist vorausging). Warum sind Sie dem Bildschirm untreu geworden – nur wegen Ihrer Vaterschaft? Die Geburt unseres Sohnes war sicherlich ein Aspekt, aber gewiss nicht der einzige. Ich habe über so viele Jahre zwei TV-Sendungen gestaltet, teilweise parallel. Das ist auch eine Ochsentour und da bleibt manches auf der Strecke, gerade das Privatleben. Wichtig war mir immer, zu einem Zeitpunkt abzutreten, wenn der Gaul noch nicht totgeritten ist. Ich glaube, das ist gelungen. Aufhören ist ja auch eine Kunst, nur wann ist der richtige Zeitpunkt? Am Ende entscheidet stets die Intuition. Wie ist die Figur Pelzig entstanden? Gab es für ihn – oder seine zwei Bühnen-Kumpanen – reale Vorbilder?

Es gab keine konkreten Vorbilder, jedoch habe ich in meiner Zeit als Zeitungsvolontär und Wald- und Wiesenreporter in Würzburg viele Menschen kennengelernt, die mich inspirierten. Das gilt auch für die beiden anderen Figuren. Am Anfang war Pelzig noch eine Figur ohne Namen, nur ein Typus und viel holzschnittartiger, als er heute ist, und dies in einem Soloprogramm, wo er nur einer von vielen Charakteren war. Das Klischee seiner äußeren Erscheinung zu brechen, überraschend anders zu sein als man auf den ersten Blick bei einer solchen Figur vermuten würde, das war ab einem gewissen Zeitpunkt überlebenswichtig. Sonst hätte ich es mit Pelzig nicht so lange ausgehalten. Ihr neues Programm „Weg von hier“ haben Sie nach Kafka benannt. Ist die moderne Welt kafkaesk? Mit den digitalen Techniken haben die Möglichkeiten, Menschen zu beeinflussen, zu steuern und zu kontrollieren, in unfassbarer Weise zugenommen. Das ist kafkaesk, und um das so zu sehen, brauchst du gar keine Paranoia zu haben. Nach meiner Einschätzung wird dies von der Mehrheit aber nicht als Bedrohung empfunden. Die Gegenrevolution wird also wohl nicht stattfinden.


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Das Flüchtlingsthema kommt natürlich darin vor. Andererseits: Wo soll hier überhaupt der Humor ansetzen? Ist das Thema nicht so komplex und moralisch aufgeladen, dass es sich gegen Kabarett-Pointen „sperrt“? Natürlich ist das Thema komplex. Aber es bietet viel komisches Potenzial für mein Genre. Denn mit dem globalen Migrationsdruck fällt uns, die zufällig in den besseren Teil der Welt hineingeboren worden sind, nur etwas vor die Füße, was wir verdrängt hatten oder nicht wahrhaben wollten. Und wenn der Mensch die Realität leugnet und sich in diesen Widersprüchen verheddert, wird es komisch. Wenn die Schwampel-Sondierer jetzt nicht mehr von Obergrenze sprechen wollen, sondern von „Richtwerten“ oder „atmenden Deckeln“, ist das gleichermaßen idiotisch wie amüsant – wenn’s nicht so traurig wäre, weil das Grundgesetz wieder mal im Wege steht. Davon abgesehen: Kabarett darf Pointen auch mal auslassen. Es darf alles: Zum Lachen bringen, zum Weinen, zum Widerspruch reizen, provozieren. Es darf nur nicht langweilen.

» zu einem Zeitpunkt abzutreten, wenn der Gaul noch nicht totgeritten ist. «

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Andere „Fluchten“ sprechen Sie auf der Bühne ebenfalls an. Wovor würden Sie persönlich am liebsten fliehen? Ich meide die Autobahn inzwischen und nehme, wann immer es geht, den Zug. Das ist zwar oft umständlich, aber was auf den Straßen mittlerweile los ist, finde ich unerträglich und dem versuche ich mich zu entziehen. Hat sich das Weltbild von Pelzig bzw. Barwasser über die Bühnen-Jahre verschoben, oder sind Sie noch derselbe? Je tiefer ich in bestimmte Themen eindringe,


Fotos: ZDF

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Vom Bildschirm zurück auf die Bühne; ein Schritt, den sich nicht jeder traut umso mehr halte ich es mit Heiner Müller, der mal gesagt hat, Optimismus ist nichts anderes als ein Mangel an Information. Da hatte ich früher mehr Zuversicht. Mag sein, dass man dies inzwischen auch Pelzig anmerkt, denn er ist ja abhängig von mir. Haben Sie manchmal das Gefühl, dass die Kabarettisten einander zu ähnlich sind – dass sie z. B. alle irgendwie dieselben Trump-Frisuren-Witze machen und so wenig Aufklärerisches leisten? Ach Gott, Frisurenwitze! Wer traut sich das denn noch? Nein, den Eindruck habe ich nicht, im Gegenteil. Bei vielen Kolleginnen und Kollegen beobachte ich eher ein immer größeres Bedürfnis, aufzuklären, zu erklären

und das geht – auch bei mir – manchmal auf Kosten der Pointendichte. Nehmen Sie mal die „heute-show“. Die hat früher keinen Gag ausgelassen. Das ist heute anders – immer wieder große Erklär-Stücke, hinter denen eine Haltung erkennbar ist. Für die „Anstalt“ gilt das erst recht. Beide ZDF-Sendungen sind erfolgreich, zu Recht. Ich habe zu Beginn der Flüchtlingskrise einen Abend mit Kollege Priol gesehen, dem man einen Zwiespalt anmerkte: Er war zuvor immer mit der schärfste Merkel-Kritiker gewesen und „musste“ sie nun irgendwie loben. Hat sich Pelzigs Blick auf die Kanzlerin ebenfalls geändert? Nicht wesentlich. Ich fand sie in ihrem


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Hat die Politik ihre Hausaufgaben gemacht? Ein beliebtes Thema im Kabarett Taktieren und Nicht-festlegen-Wollen schon immer schwer zu durchschauen, schwer greifbar und rätselhaft. Das ist bis heute so. Ich habe den Eindruck, das hoch umstrittene „Netzwerkdurchsetzungsgesetz“ von Heiko Maas wurde sowohl im Kabarett wie in den Medien zu wenig aufgegriffen. Stimmt’s? Es wurde ja aufgegriffen, vorübergehend jedenfalls. Meine Informationen dazu habe ich ja überwiegend aus den Printmedien. Aber vermutlich ist es ein Thema, das nicht „zieht“, weil vielen das Problem zu abstrakt erscheint. Das generiert weder Klicks noch Auflage, also fallen solche Themen tendenziell unter den Tisch.

Ursprünglich arbeiteten Sie ja als Journalist. Der Berufsstand ist in den letzten Jahren keineswegs nur durch die berüchtigten „Lügenpresse“-Vorwürfe unter Druck geraten, sondern hat sich sogar selber als zu regierungsfromm und parteiisch gegeißelt (sowohl in der Russland- wie auch in der Flüchtlingsfrage). Wie beurteilen Sie den Journalismus aktuell? Als verunsichert. Mit den digitalen Medien ist eine Konkurrenz entstanden – in wirtschaftlicher Hinsicht, aber auch, was die Deutungshoheit betrifft. Die „vierte Macht“ steht als solche plötzlich genauso in Frage wie politische Akteure. Die klassischen Medienhäuser sind aber Wirtschaftsunternehmen und wollen Geld verdienen. Sie geben aus Kostengründen


nicht die Antwort, die nötig wäre: mehr und glaubwürdigen, also vertrauenswürdigen Journalismus. Gleichzeitig verschlechtern sich die Arbeitsbedingungen, für gute Recherchen bleibt immer weniger Zeit und das Feld wird zunehmend denen im Netz überlassen, die irgendwelchen Quatsch verbreiten und damit viel Geld verdienen. Das ist bedenklich, wenn man berücksichtigt, dass sich ein nicht unmaßgeblicher Teil der Menschen mittlerweile nur noch im Netz informiert. Das ist die große Herausforderung für den Journalismus, weil es sonst darauf hinausläuft, dass ich in dieser Informationsflut alles glaube oder hilflos gar nichts mehr. Sie haben gesagt, dass Sie gern mit einem journalistischen Format ins Fernsehen zurückkehren würden. Als Pelzig oder Barwasser – und was genau würden Sie anders machen als die Journalisten-Kollegen? Soweit sind meine Pläne längst nicht gediehen, als dass ich diese Frage jetzt schon beantworten könnte.

» Die Gegenrevolution wird also wohl nicht stattfinden. «

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Als ich vor 18 Jahren Nürnberg besuchte, wurde mir in der Kneipe herrisch beschieden, dass ich hier keinesfalls bei Bayern, sondern bei Franken zu Gast sei. Ist dieser Gegensatz auch für den fränkischen Pelzig identitätsstiftend? Für mich persönlich ist er das nicht. Ich bin zwar in Franken geboren, entstamme aber

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Ist Pelzig Journalist, wenn er Talk-Gastgeber ist? Oder Witzbold? Oder beides? Sein Vorteil war immer, dass er beides sein dürfte, was ihm viel Freiheit verschafft hat.


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Laut Herrn Barwasser erklärt Kabarett immer mehr die Welt nicht einer urfränkischen Familie. Es war nie mein erstes Anliegen, das Frankentum zu verbreiten. Meine Themen gingen zumeist über den fränkischen Tellerrand hinaus. Ich habe nichts dagegen, wenn sich jemand den fränkischen Rechen oder die bayerische Raute in den Garten hängt. Im Gegenteil, man muss ja heute fast dankbar sein, wenn es nicht die Reichskriegsflagge ist.

herumgeschwurbelt, sicherlich eine Reaktion auf Globalisierungsängste. Und wenn die Geburt eines Kindes etwas völlig anderes aus dir macht, dann ist vorher wohl etwas schiefgelaufen im Leben. Aber sagen wir mal so: Begriffe wie Liebe und Verantwortung haben eine neue Dimension erhalten und bescheren mir bislang ungekannte Gefühle.

Apropos Identität: Hat sich Ihre verändert, seit Sie Vater geworden sind? Ich kann mit dem Begriff Identität ohnehin wenig anfangen. Das ist so ein Wort wie „Heimat“ – jeder weiß, was gemeint ist, aber keiner kann’s wirklich erklären. Zu Worten wie Heimat und Identität wird gerade viel

Späte Väter müssen sich oft rechtfertigen – Sie auch? Nein, noch nie. Ich finde auch nicht, dass sich jemand dafür rechtfertigen muss, nicht mal, wenn er über 80 ist. Dann sollte man ihm einfach nur die Daumen drücken, dass er die Einschulung noch miterleben darf.


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zu beidem nicht entscheiden kann, werde ich einen anderen Weg suchen“. Dem schließe ich mich an. Ist Religion ein gutes Kabarett-Thema? Alles, was eine Gesellschaft prägt, beeinflusst oder durcheinanderbringt, ist ein gutes Thema fürs Kabarett. Natürlich auch Religion, egal welche, denn alle Religionen agieren ja in einem öffentlichen Raum, betreffen uns also alle, selbst wenn wir keiner Kirche oder Religion angehören. Letzte Frage: Was tun Sie, falls Sie einmal Ihren Optimismus verlieren? Verliert Pelzig dann seinen, oder ist seine Bühnenexistenz dann zu Ende? Pelzigs Bühnenexistenz ist dann zu Ende, wenn Pelzig auf der Bühne jünger wirkt als Barwasser privat. Noch ist es hoffentlich umgekehrt und ich mache alles dafür, dass es noch ein paar Jahre so bleibt. ◊◊◊

Was für ein Land, meinen Sie, wird Ihr Sohn erleben, wenn er groß ist: Tolerant oder autoritär? Arm oder reich? Christlich, muslimisch oder atheistisch? Keine Ahnung, alles ist möglich. Ich habe vor ein paar Jahren das Buch des amerikanischen Historikers Gwynne Dyer gelesen: „Schlachtfeld Erde: Klimakriege im 21. Jahrhundert“. Danach dachte ich, wie gut, dass ich kein Kind habe. Mehr denn je hoffe ich, dass sich Herr Dyer irrt. Spielt Religion für Sie persönlich eine Rolle – persönlich oder auf der Bühne? Pelzig hat mal gesagt: „Wir leben in einer Zeit, in der du nur noch die Wahl hast, verrückt zu werden oder religiös. Da ich mich

INFO

Frank-Markus Barwasser Der Herr gehört zu jenen, deren Kunstfigur so berühmt ist, dass sie seinen echten Namen überstrahlt. „Erwin Pelzig“ ist der fröhlich-fränkische Spießer mit dem Hütle und dem Täschchen, den der gelernte Journalist Barwasser als Kabarettfigur erfunden hat. Und der – wenn er erst mal losschwadroniert – offenbart, dass er gar kein Spießer ist, sondern hochintellektuell. Pelzig hat auf seine ironisch leutselige Art vielen Talkgästen Feuer unterm Hintern gemacht. Danach bewachte er neben Urban Priol die „Anstalt“ im ZDF. Momentan ist er wieder auf Bühnentour, so auch im November in der Aasee-Aula. pelzig.de


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DR. FRIEDERIKE OTTO ERKLÄRT DOMINIK IRTENKAUF DIE ZUSAMMENHÄNGE ZWISCHEN KLIMAWANDEL UND EXTREMWETTEREREIGNISSEN Wir haben uns daran gewöhnt, in monatlicher Folge von Unwettern zu hören. Der Klimawandel erhöht in vielen Fällen die Wahrscheinlichkeit, dass sich solche Extremwettersituationen ereignen. Sagt Friederike Otto, eine deutsche Physikerin an der Oxford-Universität, die in der Attributionswissenschaft forscht. Was das genau ist und welche Konsequenzen diese Forschung für das Verständnis des Klimawandels hat, ist Inhalt des folgenden Gesprächs.

EXTREMWETTERWISSENSCHAFT

Attributionswissenschaft. Hört sich kompliziert an. Um was geht es da genau? Inhaltlich geht es um die Attribution, die Zuordnung von Extremwetterereignissen. Man bringt Wetter und Klima zusammen, indem man die Frage stellt, und nach Möglichkeit auch beantwortet, ob und wenn ja, wie sehr der Klimawandel – in dem Fall: der menschengemachte Klimawandel – die Auftretenswahrscheinlichkeit von Extremwetterereignissen verändert. Wie geht man dabei vor? Die Methode, mit der wir das machen, ist im Prinzip so ähnlich wie beim Würfeln. Wenn Sie mit einem normalen Würfel sechsmal hintereinander eine Sechs würfeln, denken Sie vielleicht: Oh, ich habe heute aber viel Glück! Wenn alles mit rechten Dingen zugeht. Ja, vielleicht fragen Sie sich auch: Ist mit dem Würfel etwas nicht in Ordnung? Ist der gezinkt? Zu den sechs Würfen, die Sie gemacht haben, eine Aussage zu treffen, das geht nicht wirklich. Sie müssen viel öfter würfeln, um allein beim Ablesen der Augenzahl festzustellen, ob die Wahrscheinlichkeit,

eine Sechs zu würfeln, wirklich ein Sechstel beträgt, wie es bei einem normalen Würfel der Fall sein sollte. Oder ob sich die Probabilität verändert hat. Und das lässt sich auf das Wetter übertragen? Genau. Das gleiche machen wir für Wetterereignisse. Was ist die Auftretenswahrscheinlichkeit eines Extremwetterereignisses in der Welt, in der wir jetzt leben? Mit den beobachteten Treibhausgasen in der Atmosphäre und mit der beobachteten Sonneneinstrahlung im Moment bekommen wir für ein bestimmtes Extremwetterereignis dann eine Wahrscheinlichkeit von – sagen wir mal – „alle zehn Jahre“ heraus. Zuvor lag die Wahrscheinlichkeit bei „alle 70 Jahre“. Kann mir aber schon vorstellen, dass das Wetter etwas komplexer ist… Bei einem normalen Würfel genießt man natürlich den Vorteil, dass er eine Auftretenswahrscheinlichkeit von einem Sechstel für alle Augenzahlen hat. Beim Wetter wissen wir nicht, wie die Auftretenswahrscheinlichkeit eines Extremwetters ohne Klimawandel wäre.


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Teilweise verdoppelt der Klimawandel die Wahrscheinlichkeit von Überschwemmungen Was heißt das? Das heißt, wir müssen mithilfe von verschiedenen Klimamodellen simulieren, was mögliches Wetter in einer Welt ohne menschengemachten Klimawandel wäre. Genau das tun wir und wiederholen dieselben Experimente. Nur dass man Treibhausgase und andere vom Menschen verursachte Faktoren aus der Atmosphäre entfernt und simuliert: Was ist mögliches Wetter? Durch die Differenz bekommt man heraus, dass der Klimawandel Extremregenfälle in Südengland im Winter zum Beispiel 40 Prozent wahrscheinlicher gemacht hat. Kann man rückführen, ob das Wetter durch Menschen verursachte Gründe hat oder ob es zu einer „Zirkulation“ von Extremwettersituationen gehört? Alle Extremwettersituationen haben verschiedene Ursachen. Kein Wetterereignis ist ausschließlich vom Klimawandel verursacht

worden. Sondern es ist immer ein Zusammenspiel des chaotischen Wettersystems und verschiedener interner und externer Ursachen. Aber es kann sehr gut sein, dass der Klimawandel ein Ereignis signifikant wahrscheinlicher gemacht hat – oder eben nicht. Es kann auch sein, dass ein Ereignis aufgrund des Klimawandels weniger wahrscheinlich ist. Welches Extremwetterbeispiel war jetzt durch den Klimawandel mitverursacht? Wir haben relativ viele verschiedene Ereignisse betrachtet und gerade die extremen Hitzewellen, die wir in Südeuropa hatten, waren Ereignisse, bei denen man am stärksten den Effekt des Klimawandels gesehen hat. Er hat diese Ereignisse mindestens zehnmal wahrscheinlicher gemacht. Der Klimawandel verändert die gesamte Größenordnung der Wahrscheinlichkeit eines solchen Events. Gibt es weitere Beispiele?


Klar. Letztes Jahr haben wir die große Überschwemmung in Louisiana angeschaut. Da hat der Klimawandel die Wahrscheinlichkeit ungefähr verdoppelt. Es gibt auch Beispiele, bei denen der Klimawandel keine Rolle spielt? Ein Beispiel für ein Extremwetter, bei dem der Klimawandel keine Rolle spielt, ist die Dürre 2014 in Brasilien. Wir haben uns auch die Regenfälle, die 2013 die Überschwemmung an der Elbe und Donau verursacht haben, angeschaut. Das ist wieder eines der Ereignisse, bei denen man keine Veränderung der Wahrscheinlichkeit durch den Klimawandel sieht. Wie sieht es mit Kälteeinbrüchen aus? Kollegen hier am Institut haben die Kältewelle in England 2009/2010 unter die Lupe genommen – für englische Verhältnisse ein extrem kalter Winter. Das ist ein Ereignis, das deutlich seltener geworden ist, als es ohne Klimawandel war. Das sind ein paar Beispiele. Wir haben eine Menge verschiedener Szenarien analysiert.

» Kein Wetterereignis wird ausschließlich vom Klimawandel verursacht. «

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Bei der Wahrnehmung der Schwere von Wettern spielt sicher Subjektivität der Betroffenen auch eine große Rolle? Mit den Methoden, die wir entwickelt haben, kann man diese Frage objektiv beantworten. Es ist nicht so, dass alle Extremereignisse aufgrund des Klimawandels wahrscheinlicher werden. Andererseits kann man auch nicht sagen, sie hätten sich nicht verändert. Extremwetter gab es zwar immer, aber teilweise sieht man heute, dass es doch extremere Ereignisse gibt, die früher extrem unwahrscheinlich gewesen wären.

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Könnte man dann sagen, dass eine bestimmte Art von Naturkatastrophen vom Klimawandel eher beeinflusst wird? Im Prinzip gibt es zwei wesentliche Ausprägungen, wie der Klimawandel das Wetter beeinflusst. Die eine ist der sogenannte thermodynamische Effekt – das bedeutet, dass aufgrund der erhöhten Treibhausgasemission die Temperatur der Atmosphäre steigt. Im globalen Mittel hat man eine höhere Wahrscheinlichkeit für Hitzewellen und eine wärmere Atmosphäre enthält mehr Wasserdampf, d. h. im Schnitt herrscht auch eine höhere Wahrscheinlichkeit für Starkregenfälle. Und der zweite Effekt? Das ist der so genannte dynamische Effekt. Das bedeutet, dass der Klimawandel einerseits eine Temperaturerhöhung bewirkt, andererseits durch diese die Atmosphäre eine andere wird. Dies hat einen Einfluss auf die atmosphärische Zirkulation, also wo und wann sich Wettersysteme entwickeln, wohin und wie sie sich fortbewegen. Das bedeutet: Obwohl man wegen des thermodynamischen Effekts annimmt, dass Starkregenfälle zunehmen, kann der dynamische Effekt dazu führen, dass Wettersysteme in andere Regionen ziehen, als sie es vorher getan haben.

» Die Hitzewellen werden zehnmal wahrscheinlicher. « Mit welchen Folgen? Es regnet vielleicht weniger in einer Region, in der es früher Starkregenfälle gegeben hat. Da kommen die Wettersysteme nicht mehr hin. In dem Fall würde also der dynamische Effekt gegen einen thermodynamischen Effekt wirken und dafür sorgen, dass sich die Auftretenswahrscheinlichkeit von Starkregen überhaupt nicht ändert – oder dass sie sogar abnimmt.

Was heißt das global gesehen? Insofern kann man schon sagen, dass man im globalen Mittel mehr Hitzewellen und Starkregen sieht, aber auf eine bestimmte Region und eine bestimmte Jahreszeit kann man das eben nicht übertragen. Dafür muss man dann erstmal gucken, was die Dynamik macht. Es gibt Szenarien der Zukunft, in denen sich in Europa die Klimazone(n) verschieben. Sie haben bereits von den Hitzewellen in Südeuropa gesprochen; die Desertifikation schreitet ja auch voran. Es sind zwei verschiedene Fragen, die man stellt: Welche Rolle hat der Klimawandel bis jetzt gespielt? Man kann dann auch mit den exakt gleichen Methoden in die Zukunft schauen. Mit Klimamodellsimulationen kann man absehen, wie sich das Risiko in den kommenden Jahren verändert. Konkret heißt das? Es ist tatsächlich der Fall, dass Hitzewellen in Südeuropa stark zunehmen. Selbst wenn sich die Wahrscheinlichkeit für Regenfälle nicht ändert, bedeuten ja höhere Temperaturen, dass man eine stärkere Verdunstung hat, der Boden rascher austrocknet, als dies bei kühleren Temperaturen der Fall ist. Dadurch ändert sich das Dürrerisiko. Die Wüsten dort werden zunehmen. Das verbindet sich auch mit landläufigen Wahrnehmungen, dass es in Europa in den Wintern nicht mehr so viel Schnee gibt. Ja, das stimmt auch. 2003/2004 gab es ziemlich viel Schnee, zumindest in NRW, sodass Züge nicht mehr fahren konnten. Wie kann man solche „Ausbrüche“ in die Prognosen einordnen? Das sind nur probabilistische Aussagen darüber, dass sich Wahrscheinlichkeiten ändern. Das bedeutet aber nicht, dass unwahrscheinliche Ereignisse gar nicht mehr auftreten, sondern lediglich, dass die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Kältewellen zum Beispiel abnimmt. Es ist ein extremeres Ereignis, als es ohne Klimawandel gewesen wäre. Das heißt nicht, dass es unmöglich ist, dass es das gibt.


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Durch den menschengemachten Klimawandel wird’s auf der Welt nicht gemütlicher

Die Attributionswissenschaft ist sicher auch sehr wichtig in Bezug auf die politische Agenda. Der Klimawandel findet statt, wird aber von nicht wenigen politischen Kräften abgestritten… Ich denke, Politiker, die den Klimawandel leugnen, die haben eine Agenda, die haben ein Wertesystem, da passt ihnen der Klimawandel nicht in den Kram. Ich glaube, da kann man mit Wissenschaft wenig ausrichten. Für die Wähler, die keine solche Agenda verfolgen, ist der Klimawandel etwas, das sich weit weg abspielt, in der Zukunft oder in anderen Teilen der Welt. Hier kann man mithilfe der Attributionswissenschaft deutlich machen, was die Auswirkungen des Klimawandels heutzutage sind. Und eben zeigen, dass das keineswegs etwas ist, das nur in armen Ländern passiert oder erst in 30 Jahren, sondern bereits jetzt konkrete Auswirkungen hat!

Dann wäre vielleicht eine Lösung, sich anders zu verhalten? Zum einen: Ich glaube nicht, dass wir den Klimawandel lösen können, indem wir alle verzichten und die ganze Welt sich nicht mehr weiterentwickeln darf. Ich bin jedoch absolut überzeugt, dass man das nur schafft, wenn wir Alternativen zu den fossilen Energien finden und nutzen. Nicht dadurch, dass wir sagen: Wir dürfen jetzt alle nicht mehr fliegen! Das ist meine persönliche Meinung. Und Leute, die den Klimawandel leugnen? Was man mit Menschen macht, die diese Tatsache komplett abstreiten, die die Evidenz nicht wahrhaben wollen, weiß ich auch nicht. Ich denke, man erreicht wesentlich mehr Leute, indem man es an konkreten Beispielen festmacht, statt relativ theoretische Argumentationen über globale Mitteltemperaturen zu führen.


Telefonieren in der Marktforschung Telefonieren in der Marktforschung

Oft ist es eine Frage der Lobby-Arbeit. Klar, die verhindert häufig, dass wissenschaftliche Erkenntnisse da hingelangen, wo sie hinkommen müssen. Andererseits arbeitet Ihr Institut auch mit Versicherungen zusammen, um die Schäden der Klimakatastrophen „messbar“ zu machen. Wir haben Projekte, bei denen Leute aus der Branche mit uns kooperieren. Das ist eher ein relativ geringer Anteil, wobei die Versicherungswirtschaft die Methoden aufgreift, die wir entwickeln, ohne konkret mit uns in vielen Fällen zusammenzuarbeiten.

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» Die Physik hinter dem Klimawandel ist seit 200 Jahren bekannt. « Es geht darum, Schäden auf Extremwettersituationen zurückführen zu können? Die Versicherungswirtschaft ist natürlich daran interessiert, ihre Prämien richtig zu berechnen. Bevor es die Attributionswissenschaft gab, haben die Versicherungen quasi Beobachtungsdaten genutzt. Diese funktionieren eben nur, wenn man ein stationäres Klima als Grundlage nimmt. Wenn sich die Statistik verändert, muss man Klimamodellsimulationen hinzunehmen, um das tagtägliche Risiko unter Bezugnahme des Klimawandels auszurechnen. Das fängt die Versicherungswirtschaft jetzt auch an. In einem Bericht stand, dass Küstengemeinden in Kalifornien den Ölkonzern Exxon verklagen wollen, weil sie der Firma einen Einfluss auf die Wetterveränderungen nachweisen wollen. Es hat einige Fälle gegeben, die Juristen vor Gericht gebracht haben. In Deutschland hat


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ein bolivianischer Bauer mithilfe einer NGO gegen RWE geklagt – aufgrund von Gletscherschmelze sei die Wasserversorgung seiner Farm nicht mehr sichergestellt gewesen. Kamen die Kläger damit durch? Nein. Die meisten Fälle, die ich kenne, werden gar nicht erst zugelassen. Weil es noch keine konkreten Beispiele und Protokolle gibt, wie Gerichte mit solcher wissenschaftlichen Evidenz umgehen. Aber das ist nur noch eine Frage der Zeit. Was entgegnen Sie kritischen Stimmen, die „den“ Beweis für den Klimawandel verlangen oder ihn gar leugnen? Kein Klimawissenschaftler würde ernsthaft abstreiten, dass er von Menschen gemacht ist oder gar existiert.

Natürlich gibt es nie nur eine Zahl. In der Wissenschaft gibt es nie nur eine Zahl. Es gibt immer Messungenauigkeiten und Diskrepanzen in der Berechnung, aber diese können relativ gering sein. Es gibt Extremwetterereignisse, bei denen man die Ungenauigkeiten ziemlich gut abschätzen kann. Wo man wie bei den Hitzewellen sagen kann: Die werden zehnmal wahrscheinlicher. Extremwetterereignisse haben stets verschiedene Ursachen. Es ist genauso, wie wenn Sie sagen, dass Rauchen die Wahrscheinlichkeit erhöht, an Krebs zu erkranken. ◊◊◊

INFO

DR. FRIEDERIKE OTTO Sondern? Es gibt Wissenschaftler, die etwas anderes gelernt haben und meinen, den Klimawandel aus irgendwelchen Gründen leugnen zu müssen. Die Physik hinter dem Wandel ist seit 200 Jahren bekannt: Mehr Treibhausgase in der Atmosphäre sorgen dafür, dass diese sich zunehmend erwärmt. Wenn ich jetzt von Wahrscheinlichkeit rede, heißt das nicht, dass unsere Ergebnisse auch bedeuten könnten, dass der Klimawandel keine Rolle spielt.

Ist stellvertretende Direktorin am Environmental Change Institute der Oxford-Universität. Forscht zu Extremwetterereignissen und zum Einfluss externer Klimafaktoren auf die Wahrscheinlichkeit von Extremwetter. In der Redaktionssitzung gab es einen kleinen Rütteleffekt, Frau Dr. Otto hätte den unschlagbaren Beweis für den Klimawandel. Im Gespräch relativierte sich dies auf wissenschaftlich vertretbare Positionen. Die Nachricht ist jedoch klar: Vom Menschen verursachter Klimawandel erhöht das Risiko von Extremwetterkatastrophen.

Könnten Sie das ausführen?

Stadtgeflüster Münster – Das Interviewmagazin wird herausgegeben von der Stadtgeflüster GmbH & Co. KG Rothenburg 14-16, 48143 Münster Telefon 0251 48168-30, Telefax 0251 48168-40 stadtgefluester-muenster.de info@stadtgefluester-muenster.de Herausgeber, Chef- und Schlussredakteur: Redaktion: Editorial Design:

Thorsten Kambach Jana Nimz, Stefan Reimer, Tom Feuerstacke, Arndt Zinkant, Piff, Claudia Maschner, Larissa Schwedes, Jens Kotalla, Dominik Irtenkauf Buschy Buschmeyer

Lektorat: Bernhard Trecksel Verteilung: Flyerwehr UG (haftungsbeschränkt) flyerwehr.net Fotografie: Thomas Schmitz – FXcommunication.com, Buschy Buschmeyer, www.shutterstock.com, Pressefotos Anzeigenvertrieb: Ekki Kurz, Horst Stronk Veranstaltungen und Kleinanzeigen: Jana Nimz Büro: Irene Kötter Druck: Lensing Druck Ahaus Webseite: Mark Grotegerd Stadtgeflüster liegt zur kostenlosen Mitnahme an über 300 Stellen in Münster aus. Sie haben Interesse an unseren Mediamöglichkeiten? Dann rufen Sie uns an oder schreiben Sie eine Mail, wir freuen uns!


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Tipps & Termine

STUDENTS ON

CATWALK - 2018 -

Messe und Congress Centrum Halle Münsterland

26.01.2018 20:00 Uhr

Einlass: 19:00 Uhr

Das ist Weihnachten: „DER NUSSKNACKER“ Auf der Jubiläums-Tournee präsentiert das berühmte Russische Klassische Staatsballett unter der Leitung von Konstantin Iwanow seine aktuelle Interpretation vom bezaubernden Märchen Hoffmanns. Die Handlung spielt am Heiligabend in einem reichen und gastfreundlichen Haus, wohin zur Weihnachtsfeier eine Menge Gäste kommen. Die Musik von Peter Tschaikowsky aus dem Jahr 1892 hat bis in unsere Tage ihren Zauber bewahrt, seine berühmteste Ballettpartitur. Der Zuschauer taucht ein in eine wunderbare Welt, in der lebendig gewordene Puppen tanzen, die bewaffneten Mäusescharen unter dem Druck der Spielzeug-Armee zurückweichen, und am Ende das Gute und die Liebe triumphieren. Die Schönheit der

Students on Catwalk 2018

Musik und das tänzerische Können des Ensembles überzeugen erfahrene Liebhaber des klassischen Balletts und auch die kleinen Zuschauer.

Werde zum Allrounder in der Modewelt! An der Schule für Modemacher in Münster.

Halle Münsterland, 24.01.18, Infos und Karten auf: klassisches-ballett.com

Mit dem bundesweit einzigartigen Ausbildungsgang „Produktmanagement für Modedesign und Bekleidung“. Das Ausbildungskonzept ist eng am Bedarf des Arbeitsmarktes ausgerichtet und wird mit Vertretern führender Modefirmen ständig weiterentwickelt. Dabei setzen wir auf eine Kombination von Design und Management. Aktuelle Themen aus der Branche wie das Modeblogging, die Nachhaltigkeit oder die Digitalisierung spielen eine große Rolle. Am 26. Januar 2018 präsentieren die SchülerInnen aus vier Semestern im Messe und Congress Centrum Halle Münsterland die Fashion-Highlights für die kommende Saison: jedes Modell ein Unikat, von Street-Styles über Abendmode bis hin zu Lounge- & Bodywear. Karten ab 11.12.17 im WN Ticket-Shop. Eintritt: 25 €. Kinder unter 10 Jahren: 10 €. Mehr Infos auf: modemacher-muenster.de


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Tipps & Termine

PFIFFIGE KOMÖDIEN GUTE UNTERHALTUNG boulevard-muenster.de

WIR UNS FREUEN AU BESUF IHREN CH!

europas grösste weihnachtsshow

tom beck

julia kautz

Gil ofarim

Carl Ellis

Isabel Edvardsson

Royal christmas Orchestra und viele weitere Künstler

SO. 17.12.2017 18 Uhr

Halle Münsterland

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Weihnachtliche Impressionen

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Statt Socken! Lieber einen BiOTONi schenken und schöner Bioabfall sammeln. Erhältlich an allen Recycling­ höfen und der Münster Information!

Alt und neu für groß und klein Karthäuser Winterzauber vom 7.–10. Dezember zum Genießen und Entdecken! Handwerker und Hobbykünstler bieten Glas-, Holz-, Metall- und Textilprodukte. Bekanntes und Beliebtes, aber auch neue Ideen sind dabei. Der Winterzauber ist ein Treffpunkt für Menschen mit und ohne Behinderung, die die vorweihnachtliche Atmosphäre genießen wollen. Für die Anreise am besten den Park-andRide-Platz am Merodenweg nutzen. Von dort fahren

Die

awm w froh ünsche n e Fe iert age !

Gemeinsam für das große Ziel

Münster, wir haben ein Problem! Das könnt ihr aber besser! Plastiktüten, Schuhe, Glas oder Metalldosen in der Biotonne? In fast 80 Prozent der Tonnen! Das ist ein Problem. Denn das Verwertungsverfahren für Bio- und Grünab-

Shuttle-Busse. Genaue Fahrtzeiten und weitere Haltestellen gibt es auf: karthaeuser-winterzauber.de

15. Traditioneller münsterländer Weihnachtsmarkt

7. bis 10. Dezember 2017 Eröffnung am Donnerstag um 18 bis 21 Uhr Freitag – Samstag – Sonntag von 11 bis 20 Uhr

ist ein wertvoller Dünger. Sind aber Störstoffe in der

Kunsthandwerkliche Arbeiten in Holz · Metall · Glas · Textil · Papier · Spielzeug · Krippen und Krippenfiguren · Weihnachtsdeko · Schmuck

Biotonne, müssen sie mit enormem Aufwand aussor-

Täglich verschiedenes Bühnenprogramm

tiert werden. Die Mehrkosten tragen wir alle über die

Kinderaktion · Kerzen ziehen Genießen Sie mit Ihrer Familie und Ihren Freunden für einige Stunden die zauberhafte Vorweihnachtszeit rund um die Werkstätten Karthaus

fälle ist aufwändig. Der Kompost, der daraus entsteht,

Abfallgebühren mit. Deshalb ist es wichtig, dass nur organische Abfälle in die Biotonne kommen. Das größte Problem: Plastiktüten. Oft werden Bioabfälle richtig vom Restmüll getrennt, dann aber in einer Plastiktüte entsorgt. Oder in kompostierbaren Folienbeuteln. Aber: Auch diese Beutel (etwa aus Maisstärke), zersetzen sich nicht. Sie sorgen für die gleichen Probleme wie normale Plastiktüten. Bioabfälle also besser in Zeitungspapier oder Papiertüten packen. Papier zersetzt sich rasch

Shuttle-Bus-Service: die genauen Abfahrt-Zeiten erfahren Sie unter www.karthaeuser-winterzauber.de oder Tel. 02594-8932126 und auf ausgelegten Fahrplänen Haltestellen Shuttle-Bus:

Donnerstag, 7.12. u. Freitag, 8.12.: Dülmen-Bahnhof Charleville-Mézières-Platz Königsplatz, Viktorstraße Coesfelder Straße, Schmitz DÜB Preis je Fahrt: 1,50 €

und stört die Anlagentechnik nicht. Mehr Infos auf: awm.muenster.de

Unser Café bleibt vom 7.–11.12. geschlossen.

www.karthaeuser-winterzauber.de Weddern 14a · 48249 Dülmen

Samstag 11.12. u. Sonntag, 10.12.: Dülmen- Bahnhof Charleville-Méziéres-Platz Königsplatz, Viktorstraße Coesfelder Straße, Schmitz DÜB Hiddingsel, Kirche Buldern, Spieker Hausdülmen, Kleine Brückstraße Merfeld, Kirche Rorup, Letter-Straße


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Geschenk-Ideen aus Münster

ÖKOLOGISCHE MODE FAIR PRODUZIERT SCHÖNE GESCHENKIDEEN

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Geschenk-Idee – Eintrittskarten

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Jetzt schon reservieren: FreilichtSpiele Tecklenburg 2018 Drei Musicals – ein Grundthema: Menschen auf der Suche nach Glück, Frieden oder Erlösung. Allen voran: LES MISÉRABLES – endlich wieder in Deutschland zu sehen. Die Geschichte eines entlassenen Sträflings, der seinen Weg zurück ins Leben sucht. Jean Valjean und sein Kampf für das Gute – ein Meisterwerk im Bereich Musical, eine dramatische Geschichte der großen Gefühle und der gewaltigen Bilder. Allein, dass es gelungen ist, die Rechte zu bekommen, zeigt die hohe Qualität der Freilichtspiele Tecklenburg. Seit Monaten werden Topdarsteller gecastet, Bühnenbild- und Kostümentwürfe erstellt und Konzepte erarbeitet. 26 Aufführungen gibt es im kommenden Jahr. Mit einer Spitzenbesetzung sowie dem großen Chor und Orchester der Freilichtspiele. Die Premieren 2018: LES MISÉRABLES am 22.6., SPAMALOT am 20.7., PETER PAN am 20.5. Alle Termine auf: freilichtspiele-tecklenburg.de

MILLENIUM TOUR ´17/18 Die größten

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des letzten JAHRTAUSENDS

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Karten bei allen bekannten Vorverkaufsstellen Tel.: 0221 2801


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Geschenk-Ideen

15 Jahre APASSIONATA: Die Erfolgsshow feiert Geburtstag! Informationen und Tickets hier: apassionata.com. Termine in der Halle Münsterland: Samstag, 31.03.2018 (15 + 20 Uhr) Sonntag, 01.04.2018 und Montag, 02.04.2018 (jeweils 14 + 18.30 Uhr)

31.03. - 02.04.18 MÜNSTER MCC Halle Münsterland

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Geschenk-Ideen

GESCHENK-GEWINNSPIEL Bald ist Bescherung und auch wir möchten etwas zur Festtagsfreude beitragen. Deswegen verlosen wir jeweils 2 x 2 Karten für die Shows von Bülent Ceylan und Paul Panzer – schließlich gibt es kein

03.03.18

19.03.18

besseres Geschenk als gute Laune, nicht wahr? Karten für Bülent Ceylan „LASSMALACHE“ Um das wievielte Bühnenprogramm von Bülent handelt es sich? A) Um das fünfte B) Um das zweite C) Um das zehnte Karten für Paul Panzer „GLÜCKSRITTER... vom Pech

18.05.18

29.04.18

verfolgt!“ Welchem der folgenden Themen hat sich Paul bei seinen vorherigen Bühnenprogrammen bereits gewidmet? A) Evolution B) Pferdezucht C) Gleichgewichtssinn Die Mail mit der richtigen Antwort an kambach@dachboden.de.

24.02.18

06.12.18

TICKETS UNTER WWW.P-PROMOTION.INFO sowie an allen bekannten Vorverkaufs stellen TICKETHOTLINE 06073-722 740

Einsendeschluss ist der 15. Dezember 2017, der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Wir wünschen allen Teilnehmern viel Glück!

Viel glück, paul

Lachen ist nicht gleich lachen

Was ist Glück? Wie findet man es und was muss

In seinem mittlerweile zehnten Programm kümmert

man anstellen, damit es bleibt!?

sich Bülent um die zahlreichen Opfer seiner erfolgreichen Bühnenarbeit.

Nach Freizeitwahn, Weltrettung und Evolution ist Ausnahmekünstler Paul Panzer nun in der philo-

Die Menschen mit chronischen Zwerchfellkrämpfen,

sophischen Königsklasse angekommen. Warum die

Bauchschmerzen und Lachfalten. Er hilft allen, die

innere Mitte finden, wenn der Platz rechts auf dem

aus dem Lachen nicht mehr herausgekommen sind.

Sofa noch frei ist? Warum „loslassen“, wenn man eh

Und freut sich über jeden, der sofort lächelt, wenn er

am seidenen Faden hängt? Warum ist weniger mehr,

an ihn denkt. Bülent interessiert sich ausführlich und

aber viel nicht Nichts? Ist die Abwesenheit von Pech

intensiv für die Schadenfreude, den wie auch immer

schon Glück? Paul kennt die vermeintlichen Antwor-

provozierten Lachzwang sowie die unterschiedlichs-

ten und bricht sie virtuos herunter, auf den ganz

ten Arten des Lachens. Dazu gibt es jede Menge neue

normalen Wahnsinn seiner Familie, seines Alltags

Geschichten über das Lachen als Waffe, als Reflex

und überhaupt den Mikrokosmos seiner Welt. Eine

oder als Ablenkung, über Lachtränen, Lachgas und

geniale Live-Show vom Sinn und Zweck des Seins,

Humor im Allgemeinen. Endorphin-Explosionen

eine Show voller Motivation und Hoffnung und –

führen zur traditionellen BÜLENT-Euphorie.

fast nebenbei – die wohl

Und: Humor ist immer

lustigste Reise ans Ufer

noch eine Gabe des Her-

der Unvernunft, die je ein

zens, genau wie Bülents

Mensch unternommen hat.

Gabe, Menschen zum Lachen zu bringen.

Paul Panzer in Höchstform! Am 24.02.18 in der

Bei LASSMALACHE haben

Halle Münsterland.

alle gut lachen!


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Geschenk-Ideen

Winter-Trends für Outdoor-Fans! Zum Weihnachts-Shopping mit ständigen

TOFFTE OUTDOOR KLAMOTTEN FÜR NEN KLEINEN TOTO!

Öffnungszeiten! Treu geblieben sind das Team und der Shop dem wunderbaren Preis-Leistungs-Verhältnis, der Qualität und dem Ort des Geschehens im Kreuzviertel. „Plinte & Joppe/Markenoutlet ist nun das ganze Jahr über für euch da. Die Öffnungszeiten von montags bis freitags von 10.00 bis 18.00 Uhr und samtags von 10.00–16.00 Uhr laden zum täglichen Shopping-Erlebnis ein. Hier gibt es große Marken für einen kleinen Toto. Im Mittelpunkt stehen bei Plinte und Joppe Outdoor- und

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Funktionsbekleidung, wobei das Angebot um zahlreiche Marken erweitert wurde. Ebenso finden sich Hemden und Strickwaren in allen Größen sowie Rucksäcke und Taschen in tollem Design in den Auslagen. Das Schöne daran: Die Preise sind bis zu 50 Prozent reduziert! Und das keineswegs für Modelle aus der Vorsaison. Bei Plinte und Joppe wird jetzt Bekleidung aus der aktuellen

Rudolf-von-Langen Str. 2 – 48147 Münster – Im Kreuzviertel an der Promenade Mo-Fr 10-18 Uhr, Sa 10-16 Uhr – Tel: 0251 265320

Herbst/Winter-Kollektion 2017 angeboten. Das Sortiment für Kalinen, Seegers und Koten in großer Vielfalt und auch in großen Größen bis 8XL bietet die Plinte und Joppe Verkaufsmannschaft. Das Verkaufsteam rund um Raphaela Geserick freut sich auf euren Besuch zu den aktuellen Öffnungszeiten.


Geschenk-Ideen – Eintrittskarte

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Unser Tipp zu Weihnachten: Ein unvergessliches Erlebnis – der Besuch im GOP Varieté-Theater Münster Faszinierende Shows, abwechslungsreiche Gastronomie, stilvolles Ambiente und herzliche Gastgeber! Mitten im Herzen der Stadt gelegen, gilt das GOP Varieté Münster als eines der erfolgreichsten Varieté-Theater Deutschlands. Internationale Artisten und Entertainer zeigen die Facetten des zeitgemäßen Varietés: mal sinnlich, mal skurril, schräg und schrill, dann wieder rockig, bildgewaltig und dynamisch. Alle zwei Monate wechseln die Shows. Und dann erst die GOP Gastronomie! Ob Zwei- oder Drei-Gänge-Menü im Varieté-Saal oder individuell à la carte im GOP Restaurant – mit dem Gespür für kulinarische Finesse kreieren die GOP Köche exquisite Gerichte. Ein Besuch im GOP begeistert die Familie, Freunde, Kollegen oder Mitarbeiter. Der GOP Gutschein zu Weihnachten: Ein Geschenk für alle Sinne. Infos unter (02 51) 490 90 90 oder auf: variete.de. GOP_MS_Gk2017_Anz_130x180_Stadtgeflüster.indd 1

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Zentrum für Transfus ionsmedizin Münster Sperlichstr. 15, 48151 Münster Mo. / Di. / Do.: 12:00 – 19:00 Uhr Mi.: 08:00 – 15:00 Uhr Fr.: 13:00 – 20:00 Uhr

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Fitness und Gesundheit


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Axel Hacke, Claudia Maschner … – und was ist überhaupt mit dem Kühlschrank? Er ist Deutschlands bekanntester Kolumnist. Über 1000 Kolumnen sind im Magazin der Süddeutschen Zeitung erschienen und da ist wohl noch lange nicht Schluss. Sein erstes Buch handelte von einem Freund: Bosch, dem schwermütigen Kühlschrank – und was sie einander zu sagen hatten. Seitdem kamen noch viele Bestseller, auch für Kinder (und über Kinder). Aber jetzt war wieder ein Werk für Erwachsene dran. Der Titel: „Über den Anstand in schwierigen Zeiten und die Frage, wie wir miteinander umgehen“. Ja, so lang.

MAL SCHÖN ANSTÄNDIG! Warum sollte Anstand wieder cool sein? Weil er, wenn man ihn genau anschaut, nicht altmodisch ist. Ich fand ihn ja auch erst verstaubt und habe von meinen Eltern zu oft gehört, ich solle mich „anständig hinsetzen“ und solche Dinge. Mir geht es nicht um gute Manieren und Benimm, obwohl dagegen nichts zu sagen ist. Aber hinter solchen Begriffen steht ja immer die Frage nach dem Respekt vor anderen Menschen, nach Wohlwollen, Freundlichkeit, Neugier auf sie, nach Fairness und Gerechtigkeit. Und das ist hochaktuell. Gab es einen Auslöser für dieses Buch? Ganz konkret: Die Wahl von Donald Trump. Wie ist es möglich, dass man mit solchen Lügen, solcher Niedertracht US-Präsident werden kann? Aber es geht um viel mehr: Den rüden Ton, der oft in den sozialen Medien herrscht und auf den Alltag übergreift. Um die Frage, wieso ein Mensch ungestraft einen Galgen für Angela Merkel und Sigmar Gabriel durch Dresden tragen konnte. Um die Verrohung von Gaffern, die lieber Videos von einem Autounfall drehen, als den Platz für die Retter zu räumen. Nur ein paar Beispiele… „Der kleine Erziehungsberater“ ist immer noch der Renner (Auch wenn die Kinder daraus längst erwachsen sind). Wie kommt das? Ach, so ein paar grundsätzliche Dinge ändern sich doch nie, oder? Und es geht ja in dem Buch um Überforderung der Eltern und wie man damit umgeht. Diese Überforderung ist bei Jüngeren eher noch größer geworden, finde ich.

Sie lesen aus dem aktuellen Buch, aber spontan auch immer aus den vorherigen. Schon eine Idee, welches wohl zu Münster passen wird? Ich versuche stets, so eine Mischung zwischen dem Amüsanten und dem Ernsteren hinzukriegen, das wird hoffentlich auch in Münster klappen. Immer, wenn ich da war, habe ich das Publikum gern gemocht – das ist ja enorm wichtig. Ach ja, und: Wie geht es Bosch? Dem geht es gut, altersgemäß. Er ist ja nicht mehr der Jüngste, hat ein paar Gebrechen, aber wer hat die mit 70 nicht? Er mag es, dass ich nicht mehr über ihn schreibe, im Grunde hatte er das nie gewollt. ◊◊◊

INFO

Axel Hacke Allein die Info-Texte auf axelhacke.de sind witziger als so mancher Comedian-Monolog. Wer seine Hörbücher noch nicht hat oder mal live lauschen möchte: Am 6.12.17 ab 20 Uhr liest Axel Hacke im Kap.8 in Münster.


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Mausi meldet kurz den Umzug ...

... Schatzi holt eben Popcorn.


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