1DEINS! | Ausgabe 07 -| Season 13 im juli 2018 Das Interviewmagazin vom
SEBASTIAN SCHNEBERGER wild horses
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Fast Forwort Liebste Leserin, lieber Leser, ein weiterer Monat voller Tage liegt vor uns. Glücklicherweise sind das die sogenannten Julitage – also solche, an denen es heiß werden könnte. Gut, wenn man da was zu lesen hat. So wie du. Jetzt. Hier. In diesem Mag. Was gibt es diesmal? Auf jeden Fall einen kleinen Einblick in das Polopicknick, das wie jedes Jahr Ende Juli eine Sportart nach Münster bringt, die man ansonsten eher selten zu Gesicht bekommt. Darüber hinaus sprachen wir mit Jörg Scheller. Der hat nämlich eine Doktorarbeit geschrieben. Ach, wie uninteressant ... stimmt. Doch in Schellers Fall ist die super, denn er hat dafür Arnold Schwarzenegger über Jahrzehnte beobachtet und nennt ihn eine „lebende Skulptur“. Klingt ein bisschen nach Stalking, ist aber im Grunde nur Arbeit – aha. Dann: BÄM – ein Interview mit Musikproduzent, Remixer, DJ und Songschreiber Mousse T. Dem Mann, der inzwischen nicht mehr für ein Land oder eine Sprache steht, sondern für die gesamte Popkultur. So beschrieb mir das zumindest einer unserer grandiosen Autoren in der dazugehörigen Redaktionssitzung. Ich antwortete da nur, das sei Utopie. Doch der Autor sagte daraufhin lapidar, dass der Künstler diese Utopie auch auf seinem neuen Album „Where Is The Love?“ transportiert. „Anlässlich des Dockland Festivals kam es zum Phoner. Die Telefonie überbrückte in gewohnter Zuverlässigkeit jede Distanz, die Schallwellen durchquerten Zeit und Raum. Alles im Dienste der Liebe, die da Musik heißt.“, so unser Autor. Ohhhhh, no Platz mehr.
Inhaltsverzeichnis WELTMEISTER-POLO ................................. Seite 04 Sebastian Schneberger
ARNIE, DIE LEBENDE SKULPTUR ........... Seite 10 Jörg Scheller
TENNISHELDEN VON MORGEN ............. Seite 18 Natalie Leppen & Lutz Rethfeld
100 PROZENT MUSIKALISCHE LIEBE ............................... Seite 22 Mousse T.
DAS „ICH“ IN SPORTLICH ........................ Seite 30 Shanjanah Thamar Steidl
90 MINUTEN ECHTE GEFÜHLE .............. Seite 36 Ralf Richter
DAS KONGO-TRIBUNAL ........................... Seite 46 Milo Rau
SIMPLE JOBS – BIG MINDS ....................... Seite 54 Christian Hampe & André Bruckmann
JOBCHANCEN .............................................. Seite 60 TIPPS & TERMINE ....................................... Seite 64
Habt einen tollen Juli Thorsten
AKTUELLES AUS MÜNSTER ..................... Seite 65
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Arndt Zinkant spricht mit Sebastian Schneberger über Pferdestärken Sebastian Schneberger bringt das scheinbar Gegensätzliche auf einen Nenner – denn Polo in Münster klingt zunächst, als würde man Töttchen beim schicken Ascot-Rennen servieren. Beim jährlichen Polopicknick jedoch heißt es nicht Lachs, sondern Schnitzel; nicht Haute Couture, sondern Jeans – die hiesigen Fans lieben es. Sebastian und sein Team machen’s aus Spaß am Sport und außerdem für einen guten Zweck. Sebastian erzählt mir heute etwas über die Hintergründe des Events – denn bald heißt es wieder …
WELTMEISTER-POLO Gerade ist Deutschland aus der WM geflogen – aber du spielst dieses Jahr mit einem amtierenden Weltmeister… Genau, mit Valentin Novillo Astrada, einem Freund von mir. Der hat gerade mit der argentinischen Nationalmannschaft den Titel gegen Chile geholt. Valentin spielt mit mir seit fünf Jahren zusammen, und natürlich trainieren wir auch gemeinsam, wenn ich gerade in Argentinien bin. Wir haben gerade letztes Wochenende das Turnier in Paris gewonnen, das eines der wichtigsten in Frankreich ist. Kein Wunder, dass er unseren Titel ziert. Und der ist in Münster dabei, in deiner Mannschaft? Dann haben die anderen ja fast keine Chance. Nein, das kann man so nicht sagen, (Lacht) es ist ja ein Teamsport! Einer kann da nicht alles alleine reißen. In jedem Jahr haben wir beim Polopicknick extrem starke Teams, die immer wieder versuchen, neue Spielzüge und Taktiken zu entwickeln. In jedem Team ist mindestens ein Top-Spieler dabei. Insofern bin sehr gespannt, was in Münster diesmal als Ergebnis herauskommt. Also alles offen – trotz Weltmeister? Ja.
Ich dachte, so richtige Ligen bzw. Nationalmannschaften gäbe es im Polo nicht. Es ist so: Um eine Weltmeisterschaft auszurichten, wird das vom Handicap her begrenzt. Ich glaube, Deutschland käme vom Maximal-Handicap her auf 12. Und Argentinien käme auf 40! Dann hätte Deutschland ohnehin keine Chance… Nee, eher weniger. Es gab dann Vorausscheidungen in den jeweiligen Ländern, die vom Handicap etwa gleichauf waren. Am Ende hat dann – wenig überraschend – Argentinien gewonnen. Wie hart müssen die Tiere für diesen Sport sein? Sicherlich ist Polo ein sehr schneller Sport, aber es ist im Grunde viel pferdegerechter als Spring- oder Dressurreiten, denn sie müssen halt das tun, was sie sowieso können – laufen. Ansonsten steht der Schutz der Tiere an erster Stelle: Ihre Beine und Gelenke werden dick bandagiert, ihren Schweif flechten wir zusammen, damit sich unsere Schläger nicht darin verfangen können. Die Pferde sind Hochleistungssportler. So ein Polopferd ist leicht zu handhaben und gut trainiert. Schon
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Sieht rau aus, ist aber pferdegerechter als Dressur: Polo aus Gründen der eigenen Sicherheit! Denn wenn ein Pferd nicht hundertprozentig fit und verlässlich ist, und es fällt beim Sturz auf mich, dann sitze ich vielleicht im Rollstuhl. Damit die Besucher des Polopicknicks ebenfalls verstehen, was auf dem Feld passiert – kannst du die Spielregeln in zwei Sätzen zusammenfassen? Es gibt ein weitläufiges Spielfeld von 150 x 280 Metern. Außerdem zwei Mannschaften und zwei Tore. Okay, dann vielleicht doch etwas ausführlicher ... Als Grundregel gilt, dass die Fluglinie des geschlagenen Balls Vorfahrt hat. Diese Linie darfst du nicht kreuzen. Es ist also nicht wie beim Fußball! Was darf ich denn? Wenn jemand den Ball spielt und ich neben ihm reite, darf ich ihn abdrängen oder wegdrücken.
Das machen die Pferde mit? Viele Polopferde waren vor ihrer sportlichen Karriere Arbeitstiere von Gauchos in Argentinien – sie haben dort Kühe getrieben und Zäune gezogen. Dann kamen die Tiere vom Acker zur High Society? Jetzt kommt das schon wieder! Was meinst du? Dass Polo im gleichen Atemzug mit der High Society oder Luxus genannt wird. Ist es denn nicht so? Die meisten denken bei „Polo“ direkt an Ascot und die vornehme Gesellschaft, und sicherlich weht auch ein Hauch davon beim Polopicknick mit – aber nur im positiven Sinne: Wir heißen alle willkommen und möchten, dass jeder ein schönes Wochenende beim Polo verbringt. Die britischen Soldaten, die in Münster stationiert waren, hatten zum
Beispiel einen Poloplatz in Handorf und haben dort ein paar Mal im Jahr Turniere veranstaltet – keine Spur von „High Society“. Hast du da auch mitgespielt? Dort liegen meine Anfänge. Damals wurde übrigens der Gin von der britischen Army bezuschusst – sensationell! (Lacht) Das ist genau die Art von Polo, wo ich mit dem Polopicknick hinwollte – Spaß sollte immer im Vordergrund stehen! Wie kamst du überhaupt auf die Picknick-Idee? Wer eigenes Essen mitbringt, sorgt ja kaum für Umsatz. Wir sind in der glücklichen Lage, damit kein Geld verdienen zu müssen, sondern wollen das auf der Charity-Ebene machen, auch zum Nutzen der Region. Natürlich gibt es trotzdem jede Menge Getränke, Essen und andere Kleinigkeiten zu kaufen. Man kann, muss also nicht alles selber mitbringen.
» DAS HAT WAS VOM PONYEXPRESS. « Und dabei kommt was rum? Klar, wir spenden ja zusätzlich auch einen Großteil der obligatorischen Startgelder. Dadurch haben auch die Teams und Spieler das Gefühl, gemeinsam etwas richtig Gutes zu unterstützen und das Turnier behält seinen freundschaftlichen Charakter. „Freundschaftlicher Charakter“? Gibt es normalerweise Zoff auf dem Platz? (Lacht) Es kann durchaus sein, dass alle beim Spielen austicken und „lieber tot als Zweiter“ sein wollen. Am Ende sitzt man aber wieder zusammen und schießt sich auf den Schiedsrichter ein. Das Gefühl, dass alle an einem Strang ziehen, ist letztlich immer größer als die Konkurrenz untereinander. Was nicht heißt, dass sich alle lieben, klar.
Was mich auch gewundert hat, ist, dass es gemischte Teams gibt – also Männer und Frauen gegeneinander spielen. Ist das normal? Jein. Ab einer gewissen Schwierigkeitsstufe werden die Teams rein männlich. Seit einiger Zeit gibt es aber auch Frauen-Teams. Soviel zum Thema Eman(n)zipation. (Lacht) In Münster sind eigentlich immer zwei oder drei Mädels dabei. Beginengasse 12 | Tel.: 4840000 | ideal-muenster.de
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Auf welchem Niveau spielen die Teams? Das ist bereits ein Topniveau! Bei uns hat zum Beispiel schon Thomas Winter mitgespielt – mit einem Handicap von +4. Was bedeutet Handicap von „+4“? Ähnlich wie beim Golf wird jedem Polospieler ein Handicap zugeteilt, das auf seinen bisherigen Leistungen basiert. Die Skala beginnt mit den Anfängern bei -2 und reicht bis zur sehr seltenen +10. Jetzt haben wir etwas über die Spieler gehört, kommen wir nun zu den Pferden – wie groß sind die? Ungefähr so!
» Die Pferde sind Hochleistungssportler. « Ach, das ist ja fast ein Pony! Und mit dem einen reitest du ein ganzes Turnier? Nicht mit einem allein! Das Pferd ist ein entscheidender Faktor im Spiel – 80 Prozent der Leistung eines Spielers kommen vom Pferd. Das heißt, wenn ich sieben Minuten spiele und nach fünf Minuten mein Pferd austauschen kann, habe ich einen großen Vorteil. Sind das ganz normale Pferde oder eine spezielle Rasse? Es sind schon normale Pferde – also es gibt keine besondere Rasse für Polo, allerdings
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Von wegen, High Society: Polo verbindet, statt zu spalten nehmen wir meist argentinische Pferde, oft mit einem Einschlag von Rennpferden oder Vollblütern. Warum aus Argentinien? Hat das mit dem Ursprung des Polosports zu tun? Auch, aber es liegt hauptsächlich daran, dass diese Pferde kleiner und Vollblüter sind – also einen höheren Blutanteil haben. Dass Polo in Argentinien beheimatet ist, liegt unter anderem aber einfach an der Fläche: So ein Polofeld hat die Größe von sieben Fußballfeldern! Werden die Tiere auch dort gezüchtet? Ja, denn da laufen so viele in der Pampa rum, dass man eine größere Auswahl hat. Um in Deutschland ein gutes Polopferd zu züchten, müsste ich zu lange nach passenden Fohlen suchen. Wie viele Pferde nimmst du für ein Turnier mit? Bei einem Spiel mit vier Spielzeiten bringe ich sechs Pferde mit – so kann ich stets wechseln. Stört das nicht unheimlich den Spielablauf, wenn die Spieler ständig ihre Untersätze wechseln? Nein, da das Spiel dafür nicht angehalten wird. Man sollte sich also gut überlegen, ob
und wann man wechselt – eine günstige Gelegenheit ist zum Beispiel bei einem Foul. Der Wechsel an sich sollte natürlich dementsprechend zügig gehen. Springen die Spieler wie beim Western von einem Pferderücken zum anderen? Ich mache das wirklich. Wenn es klappt, hat das in der Tat was vom Ponyexpress – wenn man aber hängenbleibt … (Lacht) ◊◊◊
INFO
Polopicknick Wenn im Juli die Menschen in Münster vermehrt über „Chukker“ und „Hooken“ reden, liegt es daran, dass das Polo-Fieber wieder um sich greift: Am 28. und 29. Juli lassen sich zum bereits fünfzehnten Mal die Gäste auf Picknickdecken nieder, während Polospieler auf ihren Pferden über das Spielfeld donnern – erneut unter dem Motto: „Faster than Hockey, rougher than Rugby & sexier than Golf“. polopicknick.de
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JÖRG SCHELLER UND DOMINIK IRTENKAUF NÄHERN SICH ARNOLD SCHWARZENEGGER IN KRITISCHER DISTANZ Arnold Schwarzenegger bildet sich ständig um und bleibt sich im Kern doch stets treu: Hollywood-Schauspieler, Actionheld, Mister Olympia, Kennedy-Heirat, Republikaner, Gouverneur von Kalifornien, Umweltschutzaktivist und natürlich Bodybuilder. Jörg Scheller hat in seiner Doktorarbeit die Person Schwarzenegger über die Jahrzehnte beleuchtet und nennt Arnie eine „lebende Skulptur“. Was es damit auf sich hat, klärt sich im Stadtgeflüster-Interview.
ARNIE, DIE LEBENDE SKULPTUR Deine Dissertation zu Arnold Schwarzenegger, übrigens ein gut lesbares Buch, ist aus persönlicher Betroffenheit entstanden. Willst du dazu etwas erzählen? Ich kam erst spät zu Schwarzenegger. Ich habe nicht die übliche Schwarzenegger-Sozialisation durchlaufen, dass man Schwarzenegger in Kindheit und Pubertät entdeckt. Ich habe so zwischen 13 und 15 mit Kraftsport begonnen, bin darüber mit Bodybuilding in Kontakt gekommen. Erst relativ spät habe ich angefangen, mich mit Schwarzenegger zu beschäftigen. Seine Filme kannte ich nur kursorisch, habe mich auch sonst nicht mit seiner Biographie beschäftigt. Ich wollte mich aber, nachdem ich 2010 mein Buch „No Sports!“ publiziert habe, spezifischer mit einer etwas komplexeren Figur des Bodybuildings beschäftigen. Da lag Arnold nahe. So gesehen, bin ich erst mit Ende Zwanzig zu ihm gekommen. Das hat vielleicht auch dazu beigetragen, dass ich ihn aus einer gewissen Distanz analysiert habe, die man so vielleicht nicht hätte, wenn man mit ihm seit der Kindheit aufgewachsen wäre. Dennoch klingt in deinem Buch eine Art Faszination an der Person Schwarzenegger mit. Absolut. Ich nenne es immer „kritische Faszination“. Du hast auch richtig gesagt:
„Person“ Schwarzenegger. Person kommt von persona, aus dem Griechischen, was ja „Maske“ bedeutet. Mich hat nie die Privatperson Schwarzenegger interessiert. Mich hat nie interessiert, ob der einen Vaterkomplex hat, ob der einen Minderwertigkeitskomplex hat, ob der ein Sadist ist, oder was-weiß-ich. Da wurde immer viel über ihn geschrieben. Die psychologische Dimension schert mich nicht. Sondern? Mich reizt die Maske Schwarzenegger, die Diskurse, die Texte, die sich um ihn sedimentiert haben. Die er teils selbst gewählt hat, die ihm aber auch von anderen angetragen wurden. Er hat ja von Anfang an viele Förderer gehabt. Mich interessiert an Schwarzenegger die diskursive Oberfläche. Nicht das Seelenleben dahinter. Medienstars auf die Couch zu legen, finde ich methodisch unredlich. Das ist zu vage, weil das viel zu komplex ist, was da alles reinspielt. Die Stadtgeflüster-Leser interessiert, woher sie diesen Schwarzenegger kennen: von den Filmen und dem Bodybuilding. Einen gestählten Körper kann man ja schlecht verbergen. Eher umgekehrt. Bei Brad Pitt mussten sie, als er in „Troja“ mitgespielt hat, seine Waden
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Wenn aus einer Kunstfigur ein Kunstsammler wird, der wiederum zur Skulptur wird, nennt man das wohl „meta“: Arnie in Bronze digital ein bisschen aufbauen, weil sie zu schmal für einen echten Helden waren. Ich sage immer, es gibt eigentlich keine Filme mit, sondern über Schwarzenegger. Alle Filme, in denen er mitgespielt hat, handeln stets auch ein stückweit von ihm selbst. Die ersten Filme – „Stay Hungry“ und „Pumping Iron“ – handeln von Bodybuildern. Der „Terminator“ handelt insofern auch von Schwarzenegger, weil er zuvor schon mit diesem Maschinen-Image kokettiert hat. Er hat sich selbst in Analogien zu Maschinen beschrieben. Die Filme in den 90ern, die familientauglichen, bereiten schon seine politische Karriere vor. Da wird er mainstreamtauglich. Da handeln die Filme indirekt auch immer von Schwarzenegger, schmieden seine Pläne. Sind letztlich Instrumente für die Karrieresprünge, an denen er arbeitet. Das ist ja ein Programm der Selbstoptimierung, er sagt selbst, er sei ein sehr visueller Mensch und er setzt sich ein Ziel, das er sich auf dem Weg dorthin immer als erstrebenswert vorstellt.
Schwarzenegger nutzt laut eigener Aussage Imaginationstechniken, um voranzukommen. Mich hat das stark an religiöse Imaginationstechniken erinnert, bei denen man sich etwa Jesus vergegenwärtigt und diesem Beispiel nacheifert, nachlebt. Generell geht es bei Schwarzenegger darum, ein Bild zu imaginieren, das so stark ist, dass es eine Sogwirkung entfaltet, der er dann entsprechend folgt. Das ist ein sehr gutes Beispiel dafür, dass Schwarzenegger primär mit Bildern arbeitet, sowohl innerlich als auch nach außen. Er ist ein Mann, der unablässig Bilder produziert. Warum das? Zum einen Teil, um ein Publikum anzulocken, und auf der anderen Seite, um sich selbst zu motivieren. Wie du sagtest, da geht es stark um Selbstoptimierung. Aber auch um eine Komplexitätssteigerung. Durch die Fülle an Bildern, die seine Aura bilden, ist er im Laufe seines Lebens immer komplexer geworden, vielschichtiger – postmoderner, könnte
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man sagen. In dieser Hinsicht ist seine Karriere speziell. Oft ist es ja so, dass Menschen mit zunehmendem Alter eindimensionaler, konservativer, reaktionärer werden, dass sich ihr Weltbild verengt.
» Mich interessiert die „Maske“ Schwarzenegger. « Das hört sich interessant an! Bei Schwarzenegger ist es genau umgekehrt: Er war früher viel engstirniger, als er es heute ist. Für amerikanische Verhältnisse könnte man beinahe so weit gehen, zu sagen, dass er ein Sozialliberaler ist. Das ist schon sehr beachtlich. Das Bild, das er heute von sich präsentiert, ist das einer mitfühlenden, umweltbewussten Menschmaschine. Er grenzt
sich scharf von Trump ab, kurz: Er ist überraschend weit nach links gerückt. Stichwort Bilder: Es gibt auch viele Stereotypen zu Bodybuilding als Sport. Da arbeiten die Bodybuilder stark an ihrem Image. Der Bodybuilder-Körper ist stark visuell geprägt. Man erkennt diesen Body. Es gibt einen Witz unter Bodybuildern, der eigentlich sehr ernst gemeint ist: Wenn ein Tischtennis-Profi in der Badehose am Strand entlanggeht und niemand erkennt ihn als solchen, dann ist das kein Problem für ihn. Er bleibt trotzdem ein Tischtennis-Profi. Geht ein Bodybuilder in der Badehose am Strand entlang und wird nicht als Bodybuilder erkannt, dann ist er eben keiner. Da geht es immer um das Body-Bild. Kannst du das ausführen? Die Mister-Olympia- und Mister-Universum-Bodybuilder, denen es einzig um Körperästhetik geht, sind immer auch Vorbilder für sie nacheifernde Amateur-Bodybuilder.
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Ein Bild aus Anfangstagen: Arnold Schwarzenegger Was mich dabei stets interessiert hat, ist, dass es dabei zu einer seltsamen Form von Pazifismus gekommen ist. Diese Bodybuilder setzen ihre Körper nicht wie im herkömmlichen Sport ein, weder schießen sie noch treten sie. Während andere Sportler in einem quasi kriegerischen Sinne gegeneinander antreten, treten Bodybuilder eigentlich nur als Bilder gegeneinander an. Da wird nicht gestochen, da wird nicht gefochten, da wird nicht gegrätscht, da
wird nicht geschossen, sondern die Körper bleiben in einer Distanz zueinander, es zählen ausschließlich die ästhetischen Merkmale. Da mündet der Narzissmus in den Pazifismus. Sparta würdest du jetzt nicht als eine Bodybuilder-Kultur bezeichnen? Bodybuilder-Körper sind eigentlich dysfunktional, weil es um die maximale Muskelmasse geht, bis hin zu dem Punkt, wo die
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Masse schon zu groß ist, um eine Funktion außerhalb des Bodybuildings zu erfüllen. Man braucht sicher keinen Bodybuilder-Körper, um ein guter Krieger zu sein. Ganz im Gegenteil: Diese Muskelmassen können da hinderlich sein. Insofern kann man sagen, dass Bodybuilderkörper zu wenig zu gebrauchen sind, außer zu ästhetischen Zwecken. Sie achten also auf ihre Körper ganz besonders? Ja. Sie sind nur funktional in Blick auf die ästhetische Kultur des Bodybuildings. Man kann sagen, dass diese Muskelmassen auch dahingehend pazifistisch sind, insofern die Bodybuilder ja bestrebt sind, ihre Körper zu schützen. Sie konservieren ihre Leiber, pflegen sie, sind bemüht, dass ihnen nichts passiert. Bis ins hohe Alter sollen sie prächtig und unversehrt bleiben. Ein Krieger stürzt sich in die Schlacht. Ein Bodybuilder tut das nicht.
» Bodybuilder sind Pazifisten. « Schwarzenegger hat ja mehrere Stationen in seinem Leben durchschritten. Hat ihn das Bodybuilding immer begleitet? Auf der einen Seite hat Schwarzenegger betont, dass er dem Bodybuilding eigentlich alles verdankt. Dass er immer Bodybuilder bleiben wird. Das hat er bis zu einem gewissen Grad eingelöst. Gleichzeitig sieht man, dass er in unterschiedlichen Phasen durchaus sein Körperbild variiert. Als er begonnen hat, Mainstreamrollen zu spielen, hat er die Muskelmasse ein bisschen nach unten angepasst. Als Gouverneur hatte er schlichtweg nicht mehr die Zeit und Energie, so zu trainieren, wie er es früher tat. Du hast in deinem Buch ja auch ein Strandfoto von ihm abgedruckt, einen Schnappschuss, auf dem er nicht ganz so gestählt und eingeölt ausschaut.
Es gab immer wieder Phasen, in denen er gesundheitliche Probleme hatte. Herzprobleme zum Beispiel, bei denen er ziemlich abgebaut hat. Als er nun wieder eine Herzoperation hatte, baute er erneut ab. Er ist jetzt aber dabei, sich wieder aufzutrainieren. Interessant ist der ruinenhafte Körper. Diese Paparazzi-Bilder, die da eine Zeitlang kursierten, wurden immer mit recht hämischen Kommentaren bedacht. Nach dem Motto: Da sieht man mal, wie verfallen dieser Mann ist. Das ist aber nicht präzise. Warum? Man sieht selbst jetzt noch die Reste der „alten Pracht“. Sein Bizeps ist immer noch sehr ausgeprägt. Insofern habe ich in meinem Buch geschrieben: Es ist eigentlich eine Ruinenästhetik. In der Ruine schlummert immer noch die Größe vergangener Tage. Man spürt und ahnt sie, gleichzeitig ist sie natürlich dem Verfall preisgegeben. Verbunden auch mit einem Helden-Begriff. Man kann da folgerichtig fragen, welche Rolle Helden in einer Post- oder Post-Postmoderne noch spielen (können)? Da hat sich einiges geändert. Früher hat Schwarzenegger viel auf den self-made man verwiesen. Er wollte stets herausstellen, was er erreicht hat, wie er sich hochgearbeitet hat. Wie er aus dem Nichts gekommen ist, alles gewonnen hat. Da treffen wir noch auf einen stark heroisch geprägten Diskurs: Ich kam, sah und siegte. Und heute? Mittlerweile betont er explizit: „Don’t call me a self-made man!“ Heute rückt er in den Vordergrund, wer ihm alles geholfen hat, wer ihm beigestanden ist, wer ein Interesse daran hatte, dass er eben zu dem wurde, was er heute ist. Da hat eine Verschiebung stattgefunden. Früher eher die Betonung auf die Autoren-Persönlichkeit, wenn man so will. Jetzt die Betonung der eigenen ‚Gemachtheit‘. Er schafft es, scheinbar Paradoxes in seiner Person zu vereinen. Sowohl Naturschutz wie
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Der Autor (r.) und sein „Forschungsgegenstand“, mal ganz ohne Distanz: Dr. Jörg Scheller und Arnie auch die Befürwortung der Todesstrafe. Wie funktioniert das? Das schließt sich ja nicht aus! Generell steht Schwarzenegger symptomatisch für die Zeit, in der wir heute leben: Die alten Gegensätze und Kategorien funktionieren nicht mehr. Wir finden bei den Alt Rights etwa auch Homosexuelle. Unsere Sprache hinkt der hybriden Realität hinterher. Wir gehen immer noch davon aus, dass zum Beispiel eine progressive Umweltpolitik und eine harte Law-and-Order-Politik nicht miteinander kompatibel wären. Diese Gegensätze sind ein stückweit bereits verschwunden. Was heißt das bezogen auf Schwarzenegger? Ihn begleitet dieses Konträre, Paradoxe und Hybride von Beginn an. Das zeigt sich schon in seiner Ehe mit einer Kennedy-Nichte. Er selbst ist Republikaner. Wenn man das positiv betrachtet, könnte man sagen, er sei ein Beispiel für gelingende Koexistenz. Negativ betrachtet kann man festhalten, das sei ein Anything goes. Eine Beliebigkeit, die letztlich immer im Autoritarismus endet, weil diese Widersprüche eben doch nicht so einfach kombinierbar sind, und irgendwann nach einer harten Hand gerufen wird, die die Dinge auflöst.
Das hält dann Schwarzenegger aus? Ja. Der späte Schwarzenegger legt eher die positive Lesart nahe. Beim frühen Schwarzenegger musste man schon etwas Angst haben. Dieses Lebensbejahende, Weltzugewandte, Demokratische auf der einen Seite und das Autoritäre, Aggressive, Bildfixierte auf der anderen Seite. Da gab es auch viele Beobachter, die gesagt haben: Ui, das sieht etwas faschistoid für uns aus. In deinem anderen Buch „No Sports!“ schreibst du, dass besonders zu Anfang des Körperkults viele Protagonisten auch ein starkes Interesse an Kunst und Kultur hatten. Meinst du, Schwarzenegger reiht sich da ein? Arnold Schwarzenegger ist sicher jemand, der viel durch Erfahrung lernt, der gesellschaftlich breit vernetzt ist, der großes Wissen hat, was die Lebensrealitäten in Amerika angeht. Jemand, der viel global unterwegs ist, der auch früh schon, anders als die anderen Hollywoodstars, in die Peripherie gereist ist, um seine Filme zu promoten. Der nicht nur die Hotspots, die wichtigsten Großstädte aufgesucht hat. Er hat stets auch mannigfaltige Kontakte zu Kunst und Kultur gepflegt: Eine Freundschaft mit Andy Warhol gehört dazu. Zudem hat er früh angefangen, Kunst zu sam-
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meln. Natürlich ist er auch selbst Künstler. In Amerika unterscheidet man nicht, so wie bei uns, zwischen High und Low, zwischen Kunst und Entertainment. Er ist ein Unterhaltungskünstler, der mal bessere und mal schlechtere Unterhaltung gemacht hat.
Kunstwerk, aber nur die Spitze des Eisbergs. Wir sind alle ein bisschen Schwarzenegger, nur nicht so radikal. Wir designen alle unser Leben, wir präsentieren uns in den sozialen Netzwerken, ändern unsere Haartracht, benutzen Beautynails. Also wir sind alle ein bisschen Kunstwerk, wir sind alle ein bisschen Skulptur.
» Die Schlüssel zu Schwarzeneggers Erfolg sind Imaginationstechniken. «
Er bezieht sich auch auf Bereiche außerhalb des Bodybuildings. Weil andere Bodybuilder dem Sport treu bleiben, er aber scheinbar weitergezogen ist. Bei ihm schlägt diese Logik des Bodybuildings auf das gesamte Leben um. So wie er seine Muskeln aufbaut, so baut er seine Karriere auf. Bei Schwarzenegger vollzieht sich der Übergang vom Body- zum Lifebuilding. „Pumping Life“ – ein Leben als Aufbauprogramm.
Eine tolle Bildbeobachtung ist dabei die von der „lebenden Skulptur“. Der Bildhauer des eigenen Körpers quasi. Es ist ein sehr alter Wunsch und Mythos, tote Artefakte zu verlebendigen. Davon handelt der Pygmalionmythos. Es geht darum, dass der Bildhauer, damals noch mit der Hilfe einer Göttin, seiner Skulptur Leben einhaucht. Heute ist es genau umgekehrt: Wir haben häufig das Bedürfnis, etwas Lebendiges, nämlich uns selbst, in Richtung einer Skulptur zu entwickeln, uns also selbst wie ein Artefakt zu behandeln, das man modellieren, umgestalten, perfektionieren kann. Das ist eine eigene Logik? Ja. Man beginnt an einem Punkt, man arbeitet, man transformiert, man redigiert, man transformiert abermals. Schwarzenegger ist das perfekte Beispiel für das lebendige
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INFO
JÖRG SCHELLER … ist Kunstwissenschaftler, leitet den Bereich Theorie im Bachelor Kunst & Medien der Zürcher Hochschule der Künste. Er ist Mitglied der sozialliberalen Organisation Operation Libero und interessiert sich neben Bodybuilding, Theorie und Bildender Kunst auch für Metal. Spielt selbst beim Heavy-Metal-Lieferservice Malmzeit, auch für Sie buchbar. joergscheller.de
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Tom Feuerstacke, Natalie Leppen und Lutz Rethfeld schmettern ein paar verbale Bälle übers Netz Boris Becker und Steffi Graf. Federer, Nadal und Djokovic. Die Größten ihrer Sportart. Tennis. Alle haben sie eines gemeinsam: Sie haben klein angefangen, um so groß zu werden. An Nachwuchs mangelt es nicht, wie Ranglistenturniere in aller Welt zeigen. Eines davon findet hier in Münster statt und bittet 128 U-12 Teilnehmer, die weltweit bereits auf allhöchstem Niveau spielen, zum Aufschlag.
Tennishelden von Morgen
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Natalie, „Bärchen-Cup“ klingt niedlich für ein internationales Turnier, bei dem die Stars von Morgen zum spielerischen Vergleich antreten und um Ranglistenpunkte kämpfen. Wie kommt man auf Bärchen? Natalie: Um ein solches Turnier von internationalem Format stemmen zu können, brauchst du neben allen Partnern, die dich unterstützen, einen großen Sponsor, der das Ganze mitträgt. Ohne den wäre ein solches Event gar nicht möglich. Ist dieser Sponsor auch noch ein totaler Tennisverrückter, macht das die Sache umso leichter. Hans-Ewald Reinert ist so einer. Der liebt und lebt das Tennis. Da erschließt sich mir nicht, warum das Ganze nicht Reinert, sondern „Bärchen“ heißt? Natalie: (Lacht) Okay. Du weißt nicht, wer der Herr Reinert ist. Dem gehört die Reinert Privat-Fleischerei. Und eines ihrer Produkte ist „Bärchen-Streich“. Eine Streichwurst aus der Dose, für Kinder. Daraus ergab sich eben der Bärchen-Cup. Ach nein. Ich dachte ernsthaft an den Bären, niemals an ein Produkt. Aber das ist ja mal geil. Und ihr habt euch seinerzeit überlegt, wir machen mal ein kleines Tennisturnier. Oder besser: ein großes, internationales Turnier für die Kleinen. Wie sieht das aus? Natalie: Dieses Turnier ist ein internationales Ranglistenturnierturnier für U-12-Spieler. Daran nehmen Mädchen und Jungen teil. Es teilt sich in zwei Hauptfelder auf mit jeweils 64 Mädchen und Jungs. Wichtig dabei ist, dass es ein europaweit ausgeschriebenes Turnier von Tennis Europe ist. Man muss sich darauf bewerben und bekommt den Zuschlag, wenn alle Skills stimmen. Wir haben das Turnier im vierten Jahr für Münster gewinnen können. Der Bärchen-Cup ist ein internationales Turnier. Aus wie vielen Nationen nehmen die Spieler teil – und wer hat die weiteste Anreise? Natalie: Es nehmen Spieler aus 21 Ländern teil, den weitesten Weg haben Spieler aus Neuseeland. Vereinfacht könnte man sagen, dass aus der ganzen Welt die besten Spieler ihrer Altersklasse zu Gast in Münster sind.
Auf welcher Clubanlage ist dieses Turnier beheimatet? Natalie: Beim THC Münster am Dingbängerweg. Untergebracht sind die Kinder im Parkhotel Schloss Hohenfeld. Ach schau an. Die feinen Herrschaften. Kann ich da auch mitspielen? Natalie: (Lacht) Wenn du noch als U-12 durchgehst, sicherlich. Du musst dich allerdings qualifizieren. Alle Teilnehmer haben bereits Ranglistenpunkte gesammelt und qualifizieren sich. Deinen Namen habe ich auf Ranglisten noch nirgends gelesen…
» Wir haben spieler aus 21 ländern: manche kommen sogar aus neuseeland. « Ich spiele für gewöhnlich unter meinem Pseudonym „Novak Djokovic“, bin erst kürzlich ziemlich unglücklich in Paris bei den French Open ausgeschieden. Was sich mir nicht erschließt, Lutz: Warum müssen Kinder um die ganze Welt reisen, um Ranglistenturniere zu spielen? Lutz: Bevor es hier zu einem Missverständnis kommt. Dieses Ranglistenturnier in Münster ist ein hochrangiges Turnier, an dem nur die Besten der Besten teilnehmen. Vergleichbar wäre das mit den French Open, Wimbledon und so weiter bei den Erwachsenen. Und zu diesen Grand-Slam-Turnieren fahren die Top-Spieler auch alle hin. Das ist im Junioren-Bereich nicht anders. Hier in Deutschland gibt es drei Ranglisten-Turniere in Folge. Das nehmen Spieler zum Anlass, diese drei Turniere nacheinander zu spielen, um Punkte zu sammeln. Dafür nehmen sie Kilometer in Kauf. Auch aus Neuseeland, wo es nur ein einziges Ranglistenturnier gäbe.
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Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich eines Tages einen Spieler bei den FrenchOpen sehen werde, der hier in Münster beim Bärchen-Cup gespielt hat? Lutz: Recht hoch. Mit zwölf Jahren ist im Tennis eine gute Talententwicklung zu erkennen. Dazu muss man sagen: Dass aus Australien wohl kein Spieler anreisen würde, der bloß freizeitmäßig Tennis spielt. Der ist mindestens schon im australischen Nationalteam, wenn nicht sogar Meister „down under“. Haben die auf solchen Turnieren Privatlehrer dabei, wie wird die Bildung geregelt? Lutz: Das ist unterschiedlich. Die meisten Länder bieten für junge Leistungssportler Erleichterungen, was die Schulpflicht betrifft. Viele Aufgaben und das Lernen werden am PC erledigt. Einige sind sogar gänzlich von der Schulpflicht befreit. In Deutschland tun wir uns damit eher schwer. Wir haben ein paar Schulen, wo die Schüler für ein paar Stunden in der Woche eine Anwesenheitspflicht haben. Die bekommen den übrigen Lernstoff und die damit verbundenen Aufgaben ansonsten zugeschickt und erarbeiten die Dinge selbstständig.
» es ist nun mal nicht jedermanns sache, 50 wochen im jahr zu reisen. « Wie siehst du das denn? Eher kritisch – oder bist du dem gegenüber positiv aufgeschlossen? Lutz: Das ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Als Beispiel könnte ich anführen, dass ein Mädchen, das vor zwei Jahren bei uns im Finale stand, jetzt mit 15 bereits ihr Abitur macht. Ich glaube, dass diese Kinder sehr strukturiert sind. Sonst würden sie sich im Leistungssport nicht so weit vorne bewegen können. Wir müssen etwas Wichtiges ansprechen. Erlebst du die Kinder in einer totalen Freiwil-
ligkeit bei dem, was sie täglich machen? Lutz: Doch. Kinder in dem Alter haben richtig Spaß an der Sache, genießen das. Bei unserem Turnier, welches auf einem weitläufigen Gelände stattfindet, gibt es jede Menge Spielangebote. Somit herrscht Abwechslung, damit sich Kinder in dem Alter auch wie Kinder verhalten und sich vom Tennis ablenken können. Der eventuelle Bruch mit dem Tennis kommt, wenn er kommt, später. Wann springen den die Kids ab? Lutz: So ein Bruch kommt eher so mit Sechzehn. Wo sich einige fragen, ob sie Profi werden wollen und diesen Sport in dieser Form weiter durchziehen. Einige merken für sich, dass sie eventuell was verpasst haben, lieber mit ihren Freunden abhängen. Da werden hier und da Entscheidungen gegen den Profisport getroffen. Es ist nun mal nicht jedermanns Sache, 50 Wochen im Jahr durch die Welt zu reisen. Was springt für die Gewinner bei eurem Turnier als Preisgeld raus? Lutz: Im gesamten Kinder- und Jugendbereich darf kein Preisgeld gezahlt werden. Die bekommen einen schönen Pokal sowie Ranglistenpunkte. Und damit es nicht immer eine Tennistasche dazu gibt, hat die Natalie schicke Armbänder von Oeding-Erdel besorgt, die etwas hochwertiger sind – und ein tolles Erinnerungsstück darstellen. Ihr habt einen ganzen Stapel an Sponsoren, ist es einfach, Firmen für dieses Turnier zu begeistern? Lutz: Erstmal sind es ja nicht nur Firmen. Uns unterstützen ja auch die Stadt Münster, der Allwetterzoo. Die, die dabei sind, machen das der Sache wegen, weniger aus marketingtechnischen Gründen. Das ist wirklich so? Natalie: Es gibt eine Vielzahl von Unterstützern, die wollen gar nicht erwähnt werden, weil sie im Sportbereich sonst nicht aktiv sind, aber voll und ganz hinter diesem Nachwuchsturnier stehen. Stellvertretend
Fotos: Presse
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Leistungssportler sein und dabei Kind bleiben dürfen? Der Bärchen-Cup hat sich dies auf die Fahnen geschrieben. für die vielen Sponsoren will ich hier mal erwähnen, was die Firma Beresa geäußert hat: Sie sind sich nicht sicher, ob sie auch nur ein Auto mehr verkaufen durch die Unterstützung dieses großartigen Events. Aber das ist ihnen egal, weil man voll und ganz hinter dem Turnier an sich steht. Das ist schwer zu glauben? Natalie: Naja. Es gibt wirklich selbstlose Menschen. Manchmal unterstützen Menschen und Firmen Ideen nicht nur zum Selbstzweck. Mitunter tun sie es, weil sie absolut an eine Sache glauben und mithelfen wollen, dass Ideen verwirklicht werden und gut gelingen. Ich muss nochmal kurz darauf zurückkommen, ihr redet von einem Topturnier, aber sorgt dafür, dass die Kinder Kinder bleiben können. Wie habe ich mir das vorzustellen? Natalie: Das ist gar nicht so schwer. Natürlich trainieren die Kinder jeden Tag, die leben bereits für ihren Sport. Aber am Ende des Tages wollen sie auch auf einer Hüpfburg toben, oder was auch immer. Diese Möglichkeit bieten wir, weil alles andere nicht möglich wäre. Die Kinder stehen bei dem Turnier im Mittelpunkt – auf dem Court und außerhalb davon.
Das klingt einfach. Natalie: Ist es auch, was die Idee betrifft. Was die Organisation angeht, ist es eine Menge Arbeit und die eine oder andere schlaflose Nacht. Aber am Ende sind leuchtende, zufriedene Kinderaugen das, was alles wiedergutmacht. Wir freuen uns wie jedes Jahr selbst wie kleine Kinder auf das Event, auf seine Teilnehmer und Gäste. Natalie und Lutz, danke für das Gespräch. Beide: Gerne, hat Spaß gemacht. ◊◊◊
INFO
Bärchen-Cup Beim „Bärchen-Cup“, dem internationalen U-12-Tennisturnier im THC Münster, spielen vom 1. bis zum 7. Juli 2018 die besten jugendlichen Tennistalente aus der ganzen Welt ein Turnier von Weltranglistenformat.
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MOUSSE T. UND DOMINIK IRTENKAUF REDEN ÜBER EIN THEMA, DAS SO SELBSTVERSTÄNDLICH KLINGT, ABER… Er ist längst so global in seiner Tätigkeit als Musikproduzent, Remixer, DJ und Songschreiber, dass sein Pseudonym Mousse T. nicht mehr für ein Land oder eine Sprache, sondern für Popkultur allgemein steht. Diese Utopie transportiert der vielseitige Künstler auch auf seinem neuen Album „Where Is The Love?“. Anlässlich des Dockland Festivals kam es zum Phoner. Die Telefonie überbrückte in gewohnter Zuverlässigkeit jede Distanz, die Schallwellen durchquerten Zeit und Raum. Alles im Dienste der Liebe, die da Musik heißt.
100 PROZENT MUSIKALISCHE LIEBE Ist so ein DJ-Auftritt Entspannung für dich? Im Vergleich zum Produzieren? Vielleicht in dem Sinne, dass man irgendwann ein wenig schwebt, wenn die Endorphine und das Adrenalin kommen. Man darf halt nicht vergessen, dass es Arbeit ist. Man ist angespannt – es ist eine gute Anspannung, aber es ist eben keine Entspannung, die man bekommt, wenn man zum Beispiel Wellness macht.
Songs schreibst und so weiter. In diesem Wust ist es schön, wenn man auch mal versucht, saisonal hin und wieder rauszugehen, Gigs zu spielen, Interviews zu geben. Das mache ich sehr gerne. Es gibt ja Kollegen, wie Tom Waits, der hat gesagt: Du, meine Platten könnt ihr kaufen, aber ein Interview gebe ich nicht. Ist okay, kann man so machen, aber ich sehe das anders. Ich rede gerne über meine Musik.
Wenn man produziert, ist man ja recht abgeschnitten von der Welt. Du bist da meistens alleine oder mit den Künstlern, mit denen du arbeitest, was ich recht gerne mag. Aber gerade diese Abwechslung macht es aus. Das hat schon eine gewisse Aufregung, sage ich mal. Im Studio bist du eben da und in der Musik ein Stückweit gefangen. Bei den Live-Auftritten sind natürlich mehr Leute anwesend. Meistens fällt mir das aber gar nicht auf, wenn da viel Publikum ist.
Du hast ein neues Album herausgebracht und wirst daher einige Gigs absolvieren? Genau. Also wer heute denkt, dass aufgrund der digitalen Zeiten alles so schnell ginge und jeder bekäme so etwas sofort mit … Pustekuchen! Dem kann ich nur entgegnen, es dauert viel länger als früher. Ich bin jetzt viel unterwegs, betreibe Promo, spiele Gigs, gucke, wo ich mein Album präsentieren kann. Das wird sicher bis Ende des Jahres, Anfang nächsten Jahres so gehen, aber das macht richtig Spaß. Das habe ich das letzte Mal vor 14 Jahren so intensiv gemacht.
Es gibt ja Musiker, die nur Studiocracks sind. Das ist bei dir nicht der Fall? Nee, gerade mir als Musikproduzent ist es schon wichtig, auch mal in der Öffentlichkeit zu stehen. Als Produzent bist da ja für viele Gewerke verantwortlich: Es ist nicht nur musikalisch, sondern du musst natürlich auch gucken, dass du vom Budget alles verwaltest, die richtigen Player aussuchst, die richtigen
Ich finde es spannend, dass du es dir leisten kannst, 14 Jahre kein Album zu veröffentlichen. Eine lange Zeit! Richtig. Andere Projekte machen das meist nur aus Gründen des Marketings, man muss im Gespräch bleiben, im Rhythmus, damit die Leute über einen sprechen. Die Freiheit dieser
Fotos: Presse
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14 Jahre Pause und noch längst nicht genug (von) Platten: Mousse T. Ausnahme nehme ich mir als Musikproduzent. Jeder Marketingexperte schlägt die Hände über dem Kopf zusammen, da muss man ganz neu anfangen, das Ding zu promoten. Ich habe gelesen, vor der Teilnahme an „Deutschland sucht den Superstar“ hast du dir das schon paar Mal durch den Kopf gehen lassen. Es ist zumindest etwas Neues für mich gewesen. Und ich will ehrlich sein, hättest du mich vor fünf Jahren gefragt, ob ich „DSDS“ mache, hätte ich geantwortet: „Nie im Leben! Das ist nicht mein Ding.“ Da sieht man mal, wie man sich über die Jahre ändert. Für mich aber ganz natürlich, ich suche immer die Herausforderung und will den Leuten die Gelegenheit geben, die Musik wahrzunehmen. Wie ging es weiter? Ich habe einen Nachmittag überlegt, mir die Pros und Kontras durch den Kopf gehen lassen. Dann habe ich mir gesagt: Das ist eine
Superchance, da kannst du neue Leute erreichen. Ich arbeite gerne hier als Musikexperte. Da gibt es noch schöne Musik zu entdecken. Jetzt am Ende denke ich, haben wir uns bravourös geschlagen, es hat mir echt Spaß gemacht. Eine der tiefsten und spannendsten Erfahrungen, die ich je machen durfte. Die DSDS-Arbeit ähnelt ja etwas deiner Tätigkeit als Musikproduzent? Zu entscheiden, welches Material für eine Produktion taugt? Ja, absolut. In meinem Job als Musikproduzent muss ich wirklich Ähnliches machen. Es fiel daher leicht, sich einzufinden. Deshalb war das auch glaubwürdig, dass ich da in der Jury saß. Da kommt die Frage nach Dieter Bohlen von ganz allein, weil der schon seine eigene Marke ist. Wie bist du mit ihm ausgekommen? Professionell auf jeden Fall, weil ich meine, Dieter macht das jetzt seit 15 Jahren und ich bin ihm in den letzten 20 Jahren sicher zwei-
bis dreimal über den Weg gelaufen. Ich habe ihm, glaube ich, mal einen Echo überreicht als „Bester Produzent“. Man kennt sich – und natürlich war es höchst professionell. Man kommt sich schon etwas näher, gerade bei solch einem Aufenthalt in Südafrika. Ich finde Dieter super, bin selbst Norddeutscher, komme aus Hannover, kann deshalb auch gut mit seinem Schnack umgehen. Denkst du, das ist eher eine regionale Angelegenheit, dass er manchmal so grob aus sich rausgeht? Kann sein … aber es ist natürlich komplett sein Ding. Ich schätze seine direkte Art und gepaart mit der Art, wie ein Hamburger spricht, versteht das nicht jeder sofort. Einige Leute nehmen’s härter auf, als es gemeint ist. Ich habe in der ersten Woche auch meine Ko-Jurorinnen so unterstützend dahin gebracht: Hey, passt mal auf, das ist jetzt nicht so gemeint, wie er es gesagt hat. Macht euch da mal keine Sorgen.
» Mir als Musikproduzent ist es wichtig, Gigs zu spielen. « Wenn du mit Megastars wie seinerzeit Michael Jackson zusammenarbeitest, nimmst du dir als Produzent auch die Freiheit heraus, sie zu kritisieren, wo du es für nötig erachtest? Checkst du vorher ihre Situation, um das einschätzen zu können? Wenn diese Künstler nicht kritikfähig sind, brauchen die mich als Produzenten auch nicht. Weil genau darum geht es ja: Meine Aufgabe ist es, aus Künstlern das Beste herausholen, gemeinsam ein richtig gutes Werk zu schaffen. Natürlich bist du als Produzent auch ein bisschen Therapeut. Du versuchst, den Künstlern eine gute Atmosphäre zu
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bieten, dass sie sich wirklich öffnen, das Beste performen können. Aber das fällt mir jetzt schlicht leichter, weil ich im Laufe der Jahre schon einen gewissen Status erreicht habe. Ich versuche, mich einfach auf die Künstler einzustellen. Dann klappt das auch.
Nö, überhaupt nicht. Im Prinzip ist es natürlich schon so, dass es eine Infrastruktur ist, in der ich mich wohlfühle. Dass man die Künstler backstage treffen kann, in Ruhe klönen. Die Musik als gemeinsame Liebe – und das ergibt Sinn.
Du hast viele Remixe gemacht, aber ein Treffen mit dem Künstler ist nicht immer drin. Warum? Das ist häufig natürlich auch eine Zeitgeschichte, wo die Künstler sagen: Hey, wir brauchen bald den Remix. Ob ich das so früh wie möglich machen könnte? Wenn man sich den Status erarbeitet hat, wollen einen die Künstler natürlich treffen und mal gucken, wie das abläuft. Mit dem Internet und dem Datei-Hin- und Hergeschicke ist das natürlich viel schneller geworden.
Zu zwei Skandalen wollte ich auch noch Fragen stellen: Der erste bezieht sich auf den Echo, bei dem du einige Male Gast gewesen bist. Den Musikpreis scheint es nicht mehr zu geben. Ja, was ich sehr schade finde. Es war ein etablierter Musikpreis. Anerkannt im Ausland. Ich finde es schade, dass solch ein Thema, das nicht schön ist, auf dem Rücken des armen Echos ausgetragen wird. Das hätte man eigentlich viel früher thematisieren können, das war ja bereits vor der Echo-Vergabe bekannt. Man konnte jederzeit zuvor Anstoß an solchen Texten nehmen. Dann hätte man das auch zeitnäher thematisieren können, statt solch eine Veranstaltung nutzen. So hatten die beiden Protagonisten auch noch solch eine Plattform! Wenn du mich fragst, ich hätte den Echo weiterleben lassen.
» Mein neues Album höre ich einmal täglich. « Michael Jackson hast du damals gar nicht getroffen. Er wollte dich einladen, aber du musstest arbeiten! Ja genau. Ich hatte die Ehre, einen seiner Titel, der hieß „Ghost“, remixen zu dürfen. Der Track kam aus Amerika von der Plattenfirma. Nachdem ich die Produktion abgeliefert hatte, hat sich nochmals das Label gemeldet, dann habe ich erneut mit dem Manager gesprochen und schließlich war tatsächlich Michael Jackson am Apparat: „Vielen Dank und komm doch zum Konzert nach London“, meinte er. Das war 1996. Das ist jetzt 22 Jahre her. Ich habe mich herzlich bedankt, aber gesagt: „Ich muss arbeiten.“ Vielleicht bin ich so einer gewesen, vielleicht immer noch, dem eigentlich die Studioarbeit vorgeht. Das ist das, wo ich aufgehe. Mit Showbiz hast du auch keine Probleme, wenn du da eingeladen bist?
Man müsste bei aller Kritik an diesen Lyrics bedenken, dass manche Genres, wie eben HipHop, von Provokation leben. Für Außenstehende ist das oft schwer nachvollziehbar. Sagt man ja so allgemein, dass die Kunst die Pflicht zur Provokation hat. Finde ich auch gut so. Ich finde sowieso, dass viele Künstler und die Kunst sehr brav geworden sind. Auf der anderen Seite schadet es trotzdem nicht, etwas Fingerspitzengefühl zu beweisen. Gerade im HipHop hast du viele junge Fans – die wissen im Prinzip mit so einem Thema wie Auschwitz noch gar nicht umzugehen. Das ist gefährlich, weil du da etwas verherrlichst, was dann anders wahrgenommen wird. Das kannst du mit Erwachsenen so besprechen, aber vielleicht nicht mit Kindern. Deshalb ist es ein zweischneidiges Schwert. Kunst darf nicht beschnitten werden. Das ist Konsens in der Gesellschaft. Auf der anderen Seite müssen Künstler ein bisschen Fingerspitzengefühl beweisen und gucken, ob man Dinge nicht anders ausdrü-
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Den illustren Herren mit dem weißen Handschuh dürften Sie kennen. Auch für ihn war Mousse T. schon tätig. cken kann. Man kann ja das Gleiche sagen, aber vielleicht anders formulieren. Da ist dann wieder die Frage: War das kalkulierte Provokation? Die andere Sache, die ich ansprechen möchte, hat nicht mit Text, sondern mit Bild zu tun. Und zwar das Foto, das Özil und Gündogan mit dem türkischen Autokraten Erdogan geschossen haben. Du hast ja türkische Wurzeln. Wie ist deine Meinung dazu? Ich denke, die beiden haben die Tragweite des Fotos nicht richtig einschätzen können. Ich meine, die beiden spielen für die deutsche Nationalmannschaft, sind deutsch, aber haben türkische Wurzeln, das darf man nicht verneinen. Deshalb ist es wahrscheinlich auch okay, mal so einen Erdogan zu treffen, aber da muss man auch schon vorher wissen oder – was ich zumindest gedacht hätte –, dass die beiden Spieler auch Berater haben. Manchmal bist du Künstler oder auch Sportler. Du bist gut in dem, was du tust, aber der Rest interessiert
dich einfach nicht. Was echt okay ist. Da muss ein Berater die Jungs ein bisschen vor sich selbst beschützen. Das ist in dem Fall nicht geschehen. Das ist eine dumme Sache, aber ich würde das jetzt auch nicht überbewerten, wenn ich ehrlich bin. Dein Pseudonym ist eine Abwandlung deines Spitznamens, der sich von deinem türkischen Vornamen ableitet, klar. Aber du hast deine türkischen Wurzeln nie so in den Vordergrund gerückt? Ich glaube schon, dass die Art, wie ich Musik mache, durchaus damit zu tun hat, dass ich zwei Herzen in meiner Brust trage: das deutsche und das türkische. Vielleicht auch die Experimentierfreudigkeit in meiner Musik. Wie gesagt, ich habe beide Kulturen in mir und versuche, die auch zu leben. Diese Reibung, die da entsteht, ist für die Kunst ganz interessant. Es gibt ja eine globale Popkultur, und ob man die jetzt in Deutschland, der Türkei
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oder Frankreich hört, man interessiert sich für Musik aus aller Welt und da gleicht sich das möglicherweise auch an. Da ist das ein Geben und Nehmen. Ja, auf jeden Fall. Kunst ist häufig der ideale Botschafter. Als ich meine ersten Erfolge vorweisen konnte, haben die Amerikaner gedacht, ich wäre Engländer und die Engländer haben gedacht, ich wäre ein Amerikaner. Da kam keiner auf die Idee, dass das aus Deutschland kommt. Es ist auch interessant, wenn man Musik in einem Land macht, das global mal ein wenig Wellen schlägt. Eine schönere Botschaftertätigkeit kann es gar nicht geben.
» Ich hätte den Echo-Preis weiterleben lassen. «
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Hat dir das geschmeichelt? Schon, weil ich Fan von englischsprachiger Musik im allgemeinen bin, aber es hat mir auch gezeigt, dass es eventuell auch mal wichtig ist, zu kommunizieren, wo man herkommt und was man macht. Um zu zeigen: Hey, ihr kennt mich vielleicht vom Namen, das ist jetzt aber das Gesicht dahinter. Als abschließende Frage vielleicht noch etwas Obligatorisches: Welche Musik hat dich denn in den letzten Jahren so am meisten geflasht? Das Schöne an der Zeit gerade ist, dass der Zeitgeist vorsieht, dass jeder und alle mit allen kooperieren können. Zum Beispiel ein Countrysänger macht was mit HipHoppern, das wäre vor zehn, fünfzehn Jahren undenkbar gewesen. Das ist im Prinzip so toll gerade, weil es dadurch Möglichkeiten gibt, neue Musik zu generieren, weil musikalisch und textlich eine Menge bereits gesagt worden ist in den letzten 50, 60, 70 Jahren. Das ist daher natürlich toll, wenn man diese ganzen
Foto: Jens Koch
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Sie kennen Mousse T. nur vom Namen? Nun nicht mehr: Dies ist das Gesicht dahinter! Projekte sieht, unvorstellbare Kollaborationen mitkriegt. Das finde ich spannend. Du hast die Sachen angesprochen, die viel in der Musik auftauchten, dazu gehört ja auch das Thema deiner neuen Platte: Liebe. Liebe ist zu 95 Prozent das Thema, das in der Musik auftaucht. Dazu etwas Neues auszudrücken oder in einer zeitgemäßen Sprache, das ist echt eine Aufgabe für Kunst. Für mich ist „Horny“ zum Beispiel ein modernes Liebeslied. Das macht halt Spaß. Ich habe irgendwann für mich entdeckt, dass alles, was ist, irgendwie mit einer Art von Empathie zu tun hat. Du musst ja irgendwas mögen, und ob das jetzt dein Lieblingseis ist oder deine Lieblingsturnschuhe oder eine Person, in die du dich irgendwann verguckst. Da geht es um Empathie und Liebe in den verschiedensten Facetten. Auf meinem neuen Album hat das alles mit einer Art Zuneigung zu tun. Das merkt man und ich glaube, das kommt auch rüber. Ich liebe auch meine eigenen Songs tatsächlich. Das ist ein Gesamtpaket, das für mich schlüssig ist. Kannst du deine eigene Musik oder eigene Produktionen gut hören? Ja, definitiv. Man hat natürlich schon Phasen gehabt, wo man Sachen gemacht und die so lange gehört hat, dass man sagt: Jetzt
brauche ich mal Pause! Beim neuen Album ist es für mich phänomenal. Ich höre es mir im Moment immer einmal am Tag an. Es ist jetzt auch nicht so, dass man sagt: Oh Mann, hätte ich da mal was Anderes gemacht! Im Gegenteil – ich entdecke da immer mal wieder etwas Neues, denke mir: Das ist ja witzig, das hast du so gemeint. Das ist für mich eine schöne Erfahrung gerade. ◊◊◊
INFO
MOUSSE T. Hat auch einen bürgerlichen Namen. Wurde mit den Hits „Horny“ und „Sexbomb“ sehr bekannt. Remixte Gott und die Welt. Spätestens seine Bearbeitung des Jackson-Songs „Ghost“ adelte ihn in der Popwelt. Gern gesehener Gast in Talkshows und auf Festivals. Im April ist nach 14 Jahren sein neues Album mit dem Titel „Where is the love?“ erschienen. mousse-t.com facebook.com/moussetofficial instagram.com/mousstigram
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Jana Nimz lernt von Shanjanah Thamar Steidl, inwiefern unser Körper Kopfsache ist Zugegeben: Sport steht auf der Hitliste meiner Lieblingsaktivitäten nicht unbedingt oben. Warum? Zum einen habe ich einen Netflix-Account (bzw. mein Vater) und zum anderen gibst du dir so viel Mühe: Du rennst, hüpfst, strampelst … und siehst trotzdem aus wie ein Troll. Zumindest war das lange meine Selbstwahrnehmung. Bei meinem Interview mit Personal Trainerin Shanjanah merke ich, dass Sport vielleicht gar nicht das Problem ist – sondern meine Einstellung. Was mich überzeugt: Anstatt des gewohnten Gesundheits-Gelabers führen wir ein Gespräch über Ehrlichkeit, Eifersucht und Erfolge.
DAS „ICH“ IN SPORTLICH Mit deiner Arbeit gibst du Frauen ein besseres Körpergefühl – anstatt übermenschliche Ziele zu setzen, die wir eh nicht erreichen können. Genau. Obwohl … also ich arbeite durchaus nach dem Credo: „Steck dir ein hohes Ziel, dann geh darauf zu.“ Aber es gibt einen Unterschied zwischen hohen Zielen und unrealistischen Zielen. Mit dem Blick auf die Schönheitsbranche sehen wir zu oft Letztere. Wenn wir versuchen, darauf zuzugehen, machen wir immer einen Schritt nach vorne und zwei zurück. Weil sie ohne Photoshop beinahe unerreichbar sind. Das erzeugt Frustration – und die wiederum verdirbt den Spaß an der Sache. Ich weiß, was du meinst. Selbst als ich noch relativ oft Sport getrieben habe, war ich den Frauen auf den Werbeplakaten nicht viel ähnlicher. Es kommt immer extrem auf den jeweiligen Körpertyp an – wir können nicht alle aussehen wie … keine Ahnung, Claudia Schiffer. Und das das wäre doch auch öde oder? Wir haben jetzt schon wie selbstverständlich darüber gesprochen, aber ich frage zur Sicherheit mal konkret: Arbeitest du ausschließlich mit Frauen? Nicht exklusiv. Natürlich ist jeder Mann, der mein Konzept mag, herzlich willkommen. Aber ich denke, ich kann grundsätzlich besser
mit Frauen arbeiten. Das sage ich ganz offen. Einfach, weil ich selbst eine bin. Ich kenne eure Probleme, weil es meine sind. Ich nehme zu, wenn ich gestresst bin – und denke mir beim nächsten Mal in der H&M-Umkleide: „Ach nö.“ (Lacht) Obwohl das Licht da doch immer so total schmeichelhaft ist… Geht gar nicht! Ich find’s auch übel. Dann kommst du aus der Kabine und da hängen auch wieder Plakate mit braun gebrannten Mädels in Bikinis … Inzwischen habe ich aber bei vielen Kundinnen und natürlich auch an mir selbst festgestellt: Sobald du aufhörst, krampfhaft einem Ideal hinterher zu rennen und einfach loslässt – wenn du anfängst, du selbst zu sein – kommst du viel weiter, als du vorher für möglich gehalten hättest. Weil wir gucken: „Wo liegt denn eigentlich deine eigene Schönheit?“ Denn wir sind eben nicht diese „Plakatfrauen“. Ich habe das Gefühl, die lösen sowieso bei fast allen Frauen das Gleiche aus. „Du musst so und so und so aussehen – wenn du das nicht schaffst, bist du nicht gut, bist nicht schön, also bist du nichts wert.“ Was weiß ich … so habe ich das zumindest lange empfunden und höre das auch oft in Gesprächen mit anderen. Es ist ja stets eine Frage: Was weißt du bewusst – und was beschäftigt dich unterbewusst?
Fotos: Presse
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Personal Trainerin (nicht) nur für Frauen: Shanjanah Thamar Steidl Klar, weiß ich: Ich werde niemals eine 36 sein – aber manchmal hätte ich schon echt Bock drauf. Einfach mal zierlich sein, am besten mit großen Brüsten. Genau dem gesellschaftlichen Idealbild entsprechen, vorm Spiegel nichts zu meckern haben, das wär’s doch. Aber dann würde ich mich wahrscheinlich über was anderes beschweren… Der Mensch meckert einfach gerne. (Lacht) Aber diese Gedanken hat jeder von uns, wage ich zu behaupten. Ich auf jeden Fall. Erst letztens war ich im Supermarkt und dachte: „Oh nee, ich fühle mich fett.“ Und dann siehst du diese ganzen Frauen: alle super gepflegt, tolle Fingernägel, in Topform. Und dann fange auch ich an, mich zu vergleichen … und das tut schon weh. Gerade, weil ich in gewisser Weise ein Vorbild sein möchte. Wie oft stehe ich da und sage: „Ey, nimm dich doch einfach an! Hör‘ auf, dich mit Frauen zu vergleichen, die deiner Meinung nach schöner, dünner, jünger sind!“ Und obwohl ich das alles ernst meine, geht mir sowas manchmal trotzdem nah.
Kann ich total gut verstehen. Davon kann sich wahrscheinlich echt niemand freisprechen. Nee, bestimmt nicht. Und es ist ja auch einfach menschlich, von Zeit zu Zeit mit sich unzufrieden zu sein – es darf nur nicht zum Dauerzustand werden. Was ich dabei auch immer total spannend finde: Wenn du kleine Kinder fragst, was sie an sich verändern würden, hörst du: „Uh, ich hätte gerne riesige Ohren, damit ich besser hören kann. Wie eine Fledermaus!“ Der nächste möchte fliegen können oder unter Wasser atmen – die wünschen sich alle total coole Special Effects. (Lacht) Aber kaum werden sie ein bisschen älter, geht’s los mit dem Vergleichen, gerade bei Mädchen: „Ja okay, die sieht so aus, die wird lieber gemocht. Die ist süßer, die hat eine Stupsnase.“ Wir hören viel zu früh auf, individuell sein zu wollen. Und es wird ja sogar noch schlimmer: Du siehst bei so vielen Frauen Neid anderen Frauen gegenüber – das finde ich krass. Wir machen uns damit gegenseitig zu unseren Feinden. Ohne uns zu kennen.
Echt schlimm. Doch ich habe die Hoffnung, dass sich die Konversation zwischen Frauen langsam ändert. Früher habe ich auch mit Freundinnen zusammengesessen und mich wie ein Arsch benommen: „Guck mal, wie stark die geschminkt ist und die Klamotten …“ Jetzt ist mir klar, dass mich das gar nichts angeht. Allgemein freue ich mich, dass Frauen anderen Frauen endlich mehr Empathie entgegenbringen. Genau. Also wir haben nun mal wirklich keine Ahnung, was vor oder nach diesem Leben passiert – klar ist nur: Wir können uns hier eine schöne Zeit machen. Und das funktioniert definitiv besser, wenn wir Freunde haben und nicht die halbe Welt als Feinde oder Bedrohung sehen. Das fühlt sich einfach nicht gut an.
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Und ich denke, wir werden endlich auch ein bisschen netter zu uns selbst. Stichwort Selbstliebe, das auch immer mehr öffentlich thematisiert wird. Absolut! Ich finde, Selbstliebe ist sowieso enorm wichtig. Auch um andere lieben zu können … obwohl, vielleicht funktioniert es auch anders herum … ja, doch. Es kann dir auch leichter fallen, mit dir selbst auszukommen, indem du lernst, Liebe von der Welt um dich herum anzunehmen. So sehe ich das auch. Und ich finde, der Spruch „Du musst dich selbst lieben, damit andere dich lieben“ hat eine große Schwachstelle. Weil du durch ihn im schlimmsten Fall verinnerlichst: „Du bist es nicht wert, Liebe zu empfangen, wenn du sie dir selbst nicht geben kannst.“ Ich stimme dir aber zu: Selbstliebe ist ungeheuer wichtig und ich würde auch sagen, dass ich mich selbst echt gerne mag –
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und trotzdem gucke ich mir manchmal meine Arme oder meinen Bauch an – und sehe mich nicht als absolute Sexbombe. (Lacht) Damit bist du nicht alleine. Wie gesagt, ich kenne das nur zu gut – wie Millionen andere Menschen auch. Diese Gedanken: „Vielleicht bin ich wirklich schon zu alt … und mein Bäuchlein …“ Das alles schließt Selbstliebe aber nicht aus: Du kannst dich selbst lieben und anzuerkennen, aber trotzdem ehrlich sein und sagen: „Okay, so fühle ich mich nicht hundertprozentig wohl, ich möchte etwas ändern.“ Und wenn ich anfange, meine eigene Schönheit zu sehen, auszugraben, zu entwickeln, dann kann ich die Anmut von anderen Frauen plötzlich nicht nur wieder ERTRAGEN, sondern auch wertschätzen und ihnen gönnen. So ist es kein Neid mehr, sondern du freust dich, wenn du andere schöne Frauen siehst – das ist toll.
» Als Kind will man noch individuell sein. « Eine Win-win-Situation: Dir geht’s besser mit dir selbst und anderen. So ging mir das zumindest. Dass sowas nicht von heute auf morgen geht, ist logisch. Gerade, weil viele von uns noch „Altlasten“ mit sich herumtragen – ich zum Beispiel. Wie meinst du das? In meiner Jugend haben wir leider echt viel Schrott zu essen bekommen. (Lacht) Unsere Eltern können nichts dafür, so möchte ich das gar nicht sagen! Da war und ist noch immer so viel Unwissenheit im Spiel. Davon kann ich ein Lied singen, ich kenne mich in Sachen Ernährung leider viel zu schlecht aus. Und sogar wenn man sich relativ gut auskennt, ist man öfter verwirrt! Ich bin unter
anderem gelernte Gesundheitsberaterin – und auch mir schwirrt bei diesen ganzen Diäten der Kopf, die angeblich DIE Lösung für all unsere Probleme sind. (Lacht) Und selbst wenn eine solche Diät theoretisch Sinn ergibt, muss sie natürlich richtig angegangen werden. Nehmen wir die Low-Carb-Ernährung: Viele essen dann bis zum Abwinken Fisch, Eier und Fleisch. Ich bin kein Gesundheitsapostel oder veganer Fanatiker. Aber für mich steht trotzdem fest, dass unsere Lebensweise so nachhaltig wie möglich sein sollte. Auch für dich selbst. Es tut deinem Körper auf lange Sicht nicht unbedingt gut, wenn du jeden Tag zehn Eier isst. Das ist ja auch vor allem einfach total eklig. Also könnte ich nicht. Nee, oder? Und dieses „Schönheit um jeden Preis“ vertrete ich auch einfach nicht, dafür bin ich die Falsche. Manchmal hörst du ja diese Aussagen im Sinne von: „Ich will in drei Wochen heiraten, bis dahin sollen noch zehn Kilo runter …“ – theoretisch kannst du das natürlich machen. Mit speziellen Diäten kannst du wahnsinnig schnell sehr viel Gewicht verlieren – aber da sollte jedem klar sein, dass sowas nicht gesund ist. Da denkt sich der Körper doch auch: „Stopp, du bringst uns beide hier gerade fast um.“ Ja, definitiv. Dabei sieht man aber wieder, was unser Körper alles mitmacht, um uns zu gefallen. Irgendwie rührend. Also es gibt eigentlich keinen anhänglicheren Freund als den Körper – deswegen sollten wir ihn auch entsprechend freundschaftlich behandeln. Da hast du Recht, wir sind mit unserem Körper schließlich auch unser ganzes Leben lang zusammen. Deswegen finde ich es auch so wichtig, seinen Körper nicht als „Baustelle“ zu sehen. Denn allein der Begriff suggeriert ja, dass es irgendwann ein fertiges Ergebnis gibt – aber wir befinden uns ja durchgehend im Wandel. Du kannst dein Leben lang etwas für deinen Körper tun, anstatt ihn jedes Jahr aufs Neue wie ein Projekt anzugehen. Nach dem Motto: „So, ich fange im Januar an und
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Von wegen, Schönheit um jeden Preis. Das Stichwort lautet: Balance
verliere bis zum Sommer 20 kg und ab dem Herbst fresse ich wieder.“ Richtig, genau so muss man das sehen. Es ist nicht immer nur diese Momentaufnahme „Bis zur Hochzeit“ beispielsweise. Es ist eher dieses: Nimm deinen Körper als Freund an und arbeitet zusammen. Ihr hängt da beide drin, also könnt ihr genauso gut gleich anfangen, ein gutes Verhältnis zueinander aufzubauen. (Lacht) Und es ist der Einzige, den du hast. Letztens habe ich eine Kundin gelobt, weil sie sich beim Training echt immer total reinhängt. Da meinte sie zu mir: „Danke, aber ist ja klar, dass ich aus dem Körper noch ein bisschen was rausholen möchte. Schließlich soll ich den noch ein paar Jahre behalten.“ Das fand ich echt süß. ◊◊◊
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Shanjanah Thamar Steidl In diesem Fall führte ich ein Interview mit einer Tänzerin, Feuerartistin, Yoga- und Pilateslehrerin, Gesundheitsberaterin und Personal Trainerin – kurz gesagt: Shanjanah. Mit ihrer Expertise auf diesen unterschiedlichen Feldern macht die gebürtige Berlinerin seit 2006 (insbesondere) Münsteranerinnen schön und stark. Wer Lust hat, sich genauer zu informieren, kann das unter folgender Adresse tun – oder schreibt eine Mail oder ruft einfach an: schoen-und-stark.de kontakt@schoen-und-stark.de 0157-30437785
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Classic – Thorsten trifft Ralf Richter Bei Ralf Richter denkt jeder an Kalle Grabowski, Bang-Boom-Bang und die Frage, was hat der Typ meine Alte zu ficken? Darüber sprachen wir mit ihm aber gar nicht, zum Glück. Denn so dauerte die Unterhaltung nicht zehn, sondern über neunzig Minuten – wir sprachen über Omas, die sich freiwillig in den Tod stürzen, wenn es draußen zu kalt wird, über coole Typen wie Joschka Fischer, die ganz plötzlich zu Arschlöchern werden und über die selbsterteilte Gehaltserhöhung bei den Dreharbeiten zum Boot. Also:
90 MINUTEN ECHTE GEFÜHLE
Ralf, was hast du heute noch vor? Ich gehe ins Krankenhaus, besuche meinen Sohn. Der wird morgen operiert, hat die Achillessehne gerissen. Und da ich selber Angst vor Operationen habe, bin ich losmarschiert und habe extra einen Film für ihn besorgt; obwohl, es geht meistens gut, nicht wahr? Wovor hast du dabei Angst? Vor dem Einschlafen, dem kleinen Tod. Und da habe ich mir einen Trick ausgedacht: Immer wenn ich dalag, habe ich an was gedacht, das mich fesseln konnte, an eine Kinoszene etwa. Bei meinem Sohn ist das ähnlich, deswegen der Film. Vielleicht wäre aus dir ein guter Arzt geworden … Wäre ich ehrgeiziger gewesen, schon. Kinderarzt ist ein schöner Beruf. Ich habe oft gedacht, wie blöd, dass ich so faul war in der Schule. Ich kann mich an nichts erinnern aus der Zeit! Manchmal denke ich, ich habe die mir nur eingebildet; das liegt so weit zurück, darüber bin ich selbst ein bisschen erschrocken.
Tja, Kinderarzt wird man nicht, wenn man ständig mit Claude Oliver Rudolph abhängt. (Lacht) Stimmt. Da muss man diszipliniert sein, da muss man kämpfen, ohne geht´s nicht. Gut, letztendlich ist es so, wie es ist und … Hattest du einen anderen Berufswunsch? Darüber habe ich mir nie Gedanken gemacht, habe immer gedacht, das wird schon, alles wunderbar. Das ist typisch für Jungs, die sagen sich, es wird schon, die Mädchen sind da anders. Meine Tochter, wenn die eine Idee hat, ist „direkt alles hergerichtet“, wie sie es nennt. So ist das. Deshalb habe ich mir früher keine Gedanken gemacht, was ich werden will. Glaubst du an Gott? Oder an ein Leben nach dem Tod? Ich denke schon, dass es das gibt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Seele einfach wegstirbt, die schwebt ja so um dich rum, ummantelt dich. Nee, die stirbt nicht. Was macht die Seele nach dem Tod?
Fotos: Stefan Reimer
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„Schön wäre, wenn man in Erinnerung bliebe“ – Ralf Richter Ich weiß nicht, wird man noch mal geboren? Immer wieder passiert es, dass man denkt, hey, das habe ich schon erlebt! Das sind vielleicht so Punkte, die du noch nicht erledigt hast. Und solange musst du halt wiederkommen. Das ist eine beruhigende Vorstellung. Aber auch, falls da nichts mehr käme, sinnlos wäre das Leben nicht. Wenn man überlegt, dass Kinder der Mittelpunkt der Welt sind! Naja, trotzdem will ich halt nicht glauben, dass man einfach verfault und zack: alles weg. Schön wäre, wenn man in Erinnerung bliebe … Ich fände es schön, wenn da noch was kommt, ein weiteres Leben. Oder sieben! Wie bei einer Katze! Eh, genau. Dann könnte man ´ne Menge von der Zukunft sehen. Wie es wohl in hundert Jahren ist? Hm, weiß nicht, kann mir nicht vorstellen, dass das gut ausgeht, ist doch alles kaputt. Wo du auch hinguckst; gestern sah ich ein Magazin im Fernsehen, Thema war, dass jeder seinen Müll auf der Autobahn rausschmeißt – worüber sich die Müllmänner beschweren, die das wegmachen müssen. Aber was machen die? Auch nur Müll! Alles, was die einpacken,
wird wieder in Plastiktüten gepackt. Ich habe auch schon zwei, dreimal etwas aus dem Auto geworfen. Ich habe das auch gemacht, noch häufiger! Aber irgendwann wird´s einem klarer und heute ist es so, dass ich so ´n Ding hier nehme. (Ralf zeigt seine Jutetasche, die neben ihm auf der Bank liegt.) Hübsche Tasche! Ja, zuhause habe ich noch drei richtige Plastiktüten, aus alten Zeiten, zur Mahnung. Fällt es dir schwer, etwas wegzuwerfen? Pass auf, letztens habe ich irgendwas bestellt, dann haben sie mir das gebracht … Was bestellt? Was zu Essen. Da war die Salatsauce in einem Plastikding drin, mit einem Deckel drauf. Da habe ich überlegt, was ist effektiver? Den Mist einfach in den Müll zu schmeißen oder das Zeug ins Spülbecken zu kippen? Dann hätte ich den Dreck im Wasser, da muss der auch wieder raus. Also, was ist effektiver? Bin ich bisher nicht draufgekommen; steht noch bei mir rum, die Sause.
Das klingt pathologisch. Das bedrängt mich alles in zunehmendem Maße. Ich habe einen Kumpel; wir fahren auf der Landstraße, da macht der sein Fenster auf, schmeißt was raus. Ich frag, hast du ´se noch alle? Du kannst doch nicht, geht doch nicht! Wieso, sagt der, machen doch alle – das ist natürlich ein guter Grund … Wir hausen in einem Dreck, der nicht mehr zu bereinigen ist. Sogar in Grönland. Das wusste ich nicht. Ich dachte, da sei die Welt noch in Ordnung. Nix. Ich war dort zum Arbeiten für einen Film. Als wir so zwischen den Eisbergen durchfahren, denke ich begeistert, so sah´s hier vor hunderttausend Jahren schon aus! Aber dann merke ich, irgendwas stimmt nicht. Die Eisberge sind ja gar nicht weiß …
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Sondern abgetaut? Nein, das nicht, aber grau und schmutzig.
» ICH WILL NICHT GLAUBEN, DASS MAN EINFACH VERFAULT. « Wovon? Von dem Ozonloch. Das ist inzwischen so gewaltig, da kommt der ganze Dreck aus Europa und Asien runter. Und das hat Folgen. Du musst dir vorstellen, die Mütter dort sind gehalten, ihre Kinder nicht zu stillen – wegen der Drecksbelastung! Das war früher besser? So gesehen schon, aber dafür hatten die andere Probleme: Als wir da durch die Gegend gewandert sind, hatten wir einen Führer dabei. Wir liefen in großer Höhe über eine Schlucht, auf schmalen Holzstegen mit einem Geländer – nix für Leute mit Höhenangst. An einer Stelle, so ziemlich über dem höchsten Punkt, fiel mir auf, dass das Geländer noch neu schien. Ich fragte den Führer: „Sach´ ma,
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ist das kaputt gewesen?“ Meint der: „Ne, das ist schon siebzig Jahre so, der Rest ist einfach noch älter.“ Aber an dieser neuen Stelle war früher absichtlich kein Geländer. Warum? Damals war es so, dass es in der Gegend im Winter kaum was zu essen gab, es wurde eng. Alte, gebrechliche und kranke Leute waren gehalten, da runterzuspringen. Die sind da freiwillig runtergesprungen!? Ganz genau, um der Gemeinschaft nicht zur Last zu fallen; die mussten das nicht machen, wären dann aber geächtet, sind also runtergesprungen. Als sie diese „Tradition“ abgeschafft haben, wurde daraus eine alljährliche Festivität. Da wird gefeiert, bis selbst die Omas im Straßengraben liegen, lustig besoffen – ich habe selber fünf gesehen, die waren zum Schreien. Ich meine, dieses Ursprüngliche ist beeindruckend, aber selbst da ist alles kaputt. Das ist nicht mehr zu begradigen.
» JOSCHKA FISCHER? DAS IST so EIN WICHSER GEWORDEN. « Klingt trotzdem nach einer glücklichen Gemeinschaft. Hier hingegen … Ist´s noch schlimmer: In Köln gab´s früher zwei, drei neue Obdachlose pro Monat. Heute sind es dreißig, jeden Tag ein neuer! Ich meine, wenn du oder ich obdachlos würden, könnten wir immer noch zu ´nem Kumpel. Ich könnte sogar, obwohl ich dich kaum kenne, dich anhauen – wenn´s hart auf hart kommt, könnt´ ich mal ´ne Nacht bei dir schlafen, oder? Sehr gerne sogar … Aber: Wenn ich eine Familie mit Kindern dabeihätte, ginge das nicht, die wirst du nicht alle unterbringen. Die müssen sich also als Einzige sofort bei der Stadt melden. Dadurch kennt man die und so sind von diesen ganzen
neuen Obdachlosen achtzig, neunzig Prozent Familien. Das ist keine gute Entwicklung. So ist es, überall Endzeitstimmung. Ob das ein Flüchtling ist, der hier keine Grüne Karte ziehen kann oder ein Deutscher, der vom Sozialamt ausgelacht wird, scheißegal. Die Gefahr wächst, weil wir mit den Leuten umgehen wie mit einem Stück Scheiße. Die sind nicht nur unzufrieden, sondern verzweifelt. Das ist halt eine Welt für Etablierte, für reiche Menschen. Klingt gefährlich. Das ist gefährlich. Dadurch rasten Menschen aus. Hinzu kommt, sie sehen das überall. Das ist nicht mehr nur Columbine, die Einschläge kommen näher. Irgendwann sagt sich jemand, das kann ich auch – wenigstens einmal berühmt sein. Was hältst du von der Idee, in den Zeitungen keine Fotos von Attentätern mehr abzudrucken, damit die nicht zu „Helden“ werden? Das ist Quatsch. Ich meine, jemand, der sich sagt, ich will mit so etwas berühmt werden, der stellt sich doch was Anderes vor als eine Tageszeitung. So richtige Mörder sehen das aus ihrem eigenen verdrehten Blickwinkel. Keiner von denen tut das, damit in einer Tageszeitung ein Foto abgebildet wird. Die wollen in die Geschichtsbücher eingehen. Das passiert aber nicht. Das kann aber dazu führen, dass so einer wie Donald Trump gewählt wird, weil er sagt, er sei die Lösung. Wenn so ein bizarrer Vollidiot wie Trump wirklich Präsident werden sollte, würden auf jeden Fall die Grenzen geschlossen und eine Mauer gebaut. Auch die Angst vor der Atombombe käme zurück. Trump sagt, Moslems seien per se verdächtig. Das ist hier nicht anders. Wenn es ständig heißt, unter den Flüchtenden seien Terroristen, wenn man davon dauernd berieselt wird, ist der Gedanke nicht richtig, aber vielleicht
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„Da wird gefeiert, bis die Omas im Straßengraben liegen.“ – Ralf Richter nachvollziehbar, dass es besser sei, wenn die gar nicht erst hier wären. Die waren früher schließlich auch nicht hier, und früher gab´s nicht so viele Attentäter – das muss also zusammenhängen in den Augen der Leute. Wenn du jetzt mal, ohne eitel zu sein, davon ausgehst, dass die meisten der Menschen nicht so intelligent sind wie du oder ich, ist die Gefahr groß, dass die sagen, jau, wir wählen Trump, oder hierzulande eben die Afd. Hass oder Wut sind schlechte Ratgeber. Wenn wochenlang ein Kindermörder sein Unwesen triebe, und die Medien ständig darüber berichten würden – was würde passieren, wenn man kurze Zeit später eine Volksabstimmung zur Wiedereinführung der Todesstraße abhalten würde? Die würde eingeführt, ganz bestimmt. Die Leute wollen, dass sich irgendjemand kümmert – und das mit harter Hand. Schrecklich. Am Ende kommt hier der Stoiber nochmals zurück. Aus der bayrischen Reserve … Buah!
Ich bin sehr skeptisch und äußerst gespannt. Du siehst doch, wie die alle zu Arschlöchern werden. Hier, wie heißt der noch mal, der mit den Turnschuhen? Joschka Fischer? Genau. Was hat der sich um hundertachtzig Grad gedreht! Das ist solch´ ein Wichser geworden. Wo man vorher noch dachte, jetzt kommt mal ´n richtiger Typ! Und das war der auch, ´ne Zeitlang, doch kaum hatte der die Macht gespürt, hat er sich in einen arroganten Machtmenschen verwandelt. Den Eindruck macht Angela Merkel nicht. Liegt das vielleicht daran, dass sie eine Frau ist? Eher daran, dass sie aus der DDR ist, die waren da ein bisschen anders. Ich glaube, die DDR-Leute haben mehr Verantwortungsgefühl. Für die Gemeinschaft? Das habe ich oft gemerkt. Als wir einst in Babelsberg gedreht haben, war ein Maskenbildner dabei, der sollte mir einen Bart kleben. Der kam aus der DDR, die gerade aufgelöst
worden war. Da hat er mir nicht einfach grob einen beschissenen Plastikbart drangeklatscht – der hatte echte Haare dabei, geschnittene Barthaare! Die hat er einzeln auf dein Gesicht geklebt? Quasi! Der hat da einen Hauch Klebstoff drangemacht und mir die Dinger einzeln ins Gesicht geworfen. Geguckt, wieder ein bisschen Kleber dran und geworfen. Und? Das sah mal so richtig aus wie ´n Bart. Der Mann war anders, der war gut, hatte die Verantwortung für meinen Bart – und dem war scheißegal, wie lange das dauert. Obwohl der das mit kleinsten Mitteln gemacht hat! Das sind die Leute drüben immer gewohnt gewesen. Ist das im Ruhrpott ähnlich? Ja, ´n bisschen. Innerhalb Deutschlands ist das wohl die Region, wo die Menschen am ehrlichsten sind. Weil die nicht reich sind, haben die nicht viel zu verstecken. Die sagen, was sie denken, das ist so.
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Du stammst aus Bochum. Wann bist du da weg, als junger Mann schon? Hm, ja, das war schon … da haben wir gerade „Das Boot“ gedreht, da bin ich da weg, nach Hamburg. Danach München, wo mein Sohn geboren wurde. Also schon lange her. Bist du in Bochum ähnlich beliebt wie Herbert Grönemeyer? Ich glaube, inzwischen bin ich der bekannteste Darsteller aus Bochum. So viele Darsteller aus Bochum kenne ich nicht …
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Die Rohde-Brüder zum Beispiel. Armin Rohde kennen zwar nicht ganz so viele, er hat nicht so viele Mainstreamsachen gemacht, aber der ist richtig gut, ein besonders guter Darsteller. Aber ich habe eben, das ist mir aufgefallen, in den meisten Kultfilmen aus dieser Zeit mitgemacht. Ob das jetzt „Das Boot“ war oder „Rote Erde“ oder so; da war mal der eine dabei, mal der andere, aber ich, ich war da immer drin. So bin ich dann selber zum Kultdarsteller geworden – eigentlich nur deswegen. Beim Boot warst du noch ganz jung, ist ewig her. Was hast du damals für eine Gage bekommen? Gar nichts – tausend Mark habe wir gekriegt! Insgesamt? Am Tag. Nicht so schlecht. Naja. Ich hatte vierzig Drehtage über neun Monate. Wenn ich davon hätte leben sollen … und das, wo du sowieso viel mehr ausgeben
musst als sonst, denn du bist ja unterwegs in einer fremden Stadt, musst häufiger Essen gehen. Dann brauchst du da ´ne extra Wohnung. Die wird mit Sicherheit teurer sein als deine Wohnung, wo du richtig wohnst. Also war das ein Verlustgeschäft. Das kann man wohl so sagen. Aber immerhin ist der Film ein Meisterwerk geworden, was für die Ewigkeit. Aber es war es trotzdem so, dass die uns ums Geld beschissen haben. Ja? Ja klar. Die hatten zwanzig oder dreißig Millionen für das Ding zur Verfügung. Doch davon haben die nichts gesagt. Irgendwann sind wir sind einfach rein, zur Kasse und haben uns ein Akonto auf die Gage geholt. Das ging so: Ich habe die Frau mit irgendwelchen Fragen bombardiert, bis die völlig abgelenkt war. So lange, bis sie nur noch an meine Sachen denken konnte. Hier was ausfüllen und da was ankreuzen. In dem Moment kam
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alten Filme? Kann ich nicht sagen, aber Antworten hat ja auch was mit Höflichkeit zu tun. In der Tat interessiert´s mich überhaupt nicht, wenn mich jemand Wildfremdes anspricht und erzählt, welchen meiner Filme er am besten fand. Aber es ist so, du musst höflich bleiben; also fragste: Echt? Dann erzählen die davon, aber ich? Ich habe keine Lust, darüber zu reden. Das habe ich zu oft getan und bei meinen Filmen interessiert´s mich von vorneherein nicht. Was sind denn Themen, die dich interessieren, vielleicht Astronomie, Chemie oder Physik? Ich beobachte gerne Menschen. Wie die so sind, warum sie jenes oder dieses tun. Fragst du dich dann, was derjenige beruflich macht? Da kann ich mich drüber amüsieren. Manche Dinge merke ich mir und denke, die kann ich schön nachmachen. So geht die Zeit dahin. Stundenlang könnte ich so sitzen und mir die Leute angucken.
Thorsten und Ralf, so long Claude ganz hektisch rein und wollte fünftausend Mark haben. Das ergab so ein Durcheinander, dass die Dame dem Claude schnell „sein“ Geld gab. So habt ihr euch also eigenständig eine Gehaltserhöhung gegeben. Eine? Mehrere! Hinterher hatten wir alle dann zehn– zwölftausend Mark Schulden. Aber da hat kein Mensch jemals nachgefragt – die wussten ja, sie haben uns eh beschissen. Das wäre heute nicht mehr möglich. Doch zu den Zeiten war alles lockerer. Sprichst du eigentlich gerne über deine
Weitere Hobbys? Videospiele! Weil früher, wenn ich irgendwo gearbeitet habe, war das im Grunde genauso, als sei ich auf Montage – mit einem besseren Hotel. Aber wo ich hinkomme, kenne ich Menschen. Dann heißt es, gut, dass du kommst, da machen wir noch einen drauf! Das hat dich zum Videospieler werden lassen? Ich musste mir was überlegen. Denn die anderen können am nächsten Tag ausschlafen, ich nicht, ich bin der Idiot, der arbeiten muss. Da habe ich mir gedacht, das bringt nichts. Und habe mit Videospielen angefangen. So richtig Ballerspiele? (Lacht) Nein, ich spiele eher Adventures. Da kann ich jederzeit Pause machen, abspeichern, mir so viel Zeit lassen, wie ich will; kann aufhören und an der gleichen Stelle weitermachen.
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Als Schauspieler bist du viel unterwegs, hast du deine Playstation dabei? Ich bitte sogar meine Agentin, vorher im Hotel anzurufen, so dass die den AV-Kanal oder wie das heißt, freischalten, sodass ich die anschließen kann. Ich bleibe im Hotel und lass mich da bedienen. Übst du im Hotelzimmer deine Rollen, spielst du die so richtig durch, mit Heulen, Schreien, Schlagen? Damit ich mir die Emotionen merken kann? Nein. Ich halte das für Gequatsche. Schauspielen ist leicht. Ein Beispiel: Denk mal an eine Zitrone – so richtig! (Beide verziehen wir unsere Gesichter – fast wie beim Schweppes-Gesicht, nur etwas zitroniger.) Merkste?
» DAS LEBEN ENDET UNGESUND. «
gewesen. Stimmt das? Stimmt nicht, war ein Trick. Eine ganze Zigarette kriegt kein Mensch in seine Lunge rein, das würde nicht gehen. Aber so hat‘s funktioniert: Wir haben einen Draht genommen, nicht zu dick, damit der Tabak nicht direkt runterfällt und die Zigarette eine gewisse Stabilität bekommt. Der hat die Asche gerade so gehalten und erst am Ende fiel die runter. Um den Draht hatten wir ein bisschen Tabak gelegt, ganz vorsichtig und dann ein Blättchen drum. Das war so wenig Knaster, dass du nur zweimal ziehen musstest: zum Anzünden und zum Runterrauchen – war zwar nicht gerade wenig Rauch, aber es ging. Nach ´n paarmal probieren, hat´s geklappt. Ungesunde Proben also… Das ganze Leben endet eh ungesund. Da fällt mir ein, du musst doch los … … ins Krankenhaus, meinen Sohn besuchen. Welchen Film hast du eigentlich besorgt? Den „Revenant“ mit DiCaprio. Der hat große Bilder, die kann man für eine Narkose gut nehmen, die vergisst man nicht. Gute Besserung von hier aus. Danke sehr!
Ja, ich bin nun Schauspieler! Genau. Aber jeden Schritt und jeden Furz planen und üben? Das ist doch Blödsinn. Die meisten Dinge erledigen sich doch von allein, wenn man‘n bisschen was erlebt hat – oder nicht erlebt hat, oder so. Darstellerei ist keine Mathematik!
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INFO
Ralf Richter
Bei dir macht viel deine Stimme aus, findest du die selber schön? Schön würde ich die jetzt nicht nennen. Aber sie ist auffindbar. Ich werde häufiger gefragt, ob die vom Trinken kommt – offensichtlich assoziiert man solche rauen Stimmen gleich mit rauen Getränken.
Obwohl der Mann schauspielert, indem er sich vorstellt, in Zitronen zu beißen, studierte er tatsächlich zwei Jahre lang an der Schauspielschule in Bochum. In eben dieser Stadt wuchs er übrigens mit sieben Geschwistern auf – richtig gelesen, sieben – und spielte dort am Theater, bevor er Anfang der 80er nach München ging. Inzwischen betreibt er neben der Schauspielerei zwei Restaurants in Köln. Und trifft sich zum Klönen mit uns vom Stadttgeflüster.
Wo wir schon bei Drogen sind: Es hält sich das Gerücht, du hättest den Joint in „Bang Boom Bang“ wirklich in nur einem Zug geraucht, das sei keine Trickaufnahme
Mehr zu Ralf findet ihr auf hb-management.info
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MILO RAU UND DOMINIK IRTENKAUF STELLEN DIE FRAGE NACH GERECHTIGKEIT IM KONGO Die Demokratische Republik Kongo ist riesig. Das Gebiet ist 6,6 Mal größer als Deutschland. Es ist reich an Rohstoffen, doch gerade diese Überfülle führt für die Bevölkerung, vor allem im Osten des Landes, zu Leid und Elend. Milo Rau verfolgt eine besondere Art des Dramas: immer politisch, immer im Zentrum eines Konflikts. Im Kongo brachte er verschiedene Parteien des Krieges in einen Saal und veranstaltete eine Gerichtsverhandlung. Ohne direkte juristische Folgen hat dieser Prozess dennoch manches angestoßen. Wie es dazu kam – und welche Folgen dieses Tribunal für den andauernden Konflikt hat –, war Thema des Telefonats.
DAS KONGO-TRIBUNAL Die Lage im Kongo-Konflikt ist unübersichtlich. Wie nähert man sich solch einem Projekt? Indem man Aktenberge wälzt? Wir haben viel vor Ort recherchiert. Ab 2013 habe ich konkret das Tribunal für 2015 vorbereitet. Wir haben uns ein paar Akten angeguckt, klar, aber das ist ein Tribunal mit richtigen Richtern und richtigen Anwälten. Drei Massenverbrechen, mit einem Zeugenschutzprogramm, mit hundert Beteiligten, aufgenommen mit sieben Kameras, mit vielen Zuschauern – und das in einem Land, in dem Bürgerkrieg herrscht und in dem es keine Glühbirnen gibt. Das war ein Aufwand, den man eigentlich nur vor Ort leisten kann. Eine meiner nächsten Fragen wäre gewesen: Welche rechtliche Verbindlichkeit hat das Kongotribunal? Es hat bereits ein Urteil gegeben: Wir haben den Staat angeklagt, aber das hat natürlich keine Rechtsfolge in dem Sinne, dass jemand ins Gefängnis kommt. Weil es diese Gefängnisse nicht gibt. Das ist auch ein bisschen der Grund, warum wir jetzt auf eine Institutionalisierung hinarbeiten. Wenn es eine Weltwirtschaft gibt, brauchst du ein Tribunal. Inwiefern? Im Falle einer Vertreibung vom eigenen Land durch eine große Firma oder wenn
Bodenrechte verletzt werden usw., muss die Möglichkeit bestehen, dass ein Gericht angerufen und Recht gesprochen werden kann. Wenn man jetzt zum Beispiel entdeckte, dass unter dem Gebäude deiner Redaktion Braunkohle läge, ist es in Deutschland ziemlich gewiss, dass ein langer Prozess beginnt. Vielleicht in 20 Jahren werden die Leute umgesiedelt, dann beginnt man, die Braunkohle abzubauen. Das ist ja in jedem Land so, irgendwie müssen die Rohstoffe aus dem Boden raus. Normalerweise gibt es da rechtliche Möglichkeiten für alle Betroffenen. Im Kongo ist das sicher anders? Ja, diese Rechte gibt es im Kongo nicht. Davon profitieren westliche Firmen. Das muss sich ändern. Wir haben das anhand dreier Fälle beim Kongotribunal durchgespielt. Wir wollen das noch mal in einem Folgetribunal institutionalisieren. Da gibt es momentan über tausend Fälle, allein im Gebiet des Ostkongos. Das ist ja ein unglaublich großes Land, was die Arbeit sicher nochmals erschwert. Genau. Es gibt dort überhaupt keine Infrastruktur: Es gibt keine Straßen, es gibt in ganz Ostkongo nur einen einzigen Flughafen, der aus einer Start- und Landebahn besteht. Kurzum: Es gibt die Möglichkeiten, das alles zu erschließen, aktuell gar nicht. Deshalb werden die
Fotos: Presse
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Gewaltige Rohstoffmengen und doch Bürgerkrieg – auch eine Folge aberwitziger Ausbeutung durch den Westen Tribunale in den Dörfern und in den Städten stattfinden. Parallel zur Regierung. Teilweise in Zusammenarbeit, so weit es geht, aber da die Regierung in manche Fälle selbst verwickelt ist, natürlich in diesen Fällen ohne Beteiligung der Zentralregierung. Das spricht ja ein weiteres Problem an: Wie holt man die Minister für das Kongotribunal ins Boot, die stellenweise eine Mitschuld an den schlechten Umständen tragen? Indem man insistiert. Indem man ein bisschen top-down arbeitet: Wenn du jemanden aus der Firma haben möchtest, musst du den Manager überzeugen. Wenn du jemanden von der Provinzregierung im Ostkongo haben möchtest, musst du erstmal sehr lange mit den zuständigen Personen in Kinshasa bei der Zentralregierung sprechen. Das Gleiche beim Militär: Wenn der General Nein sagt oder gar der Militärminister, wird doch kein Offizier zum Massaker aussagen. Also, es geht vor allem ums Insistieren. Das ist die einzige Möglichkeit.
Gibt es noch andere Wege? Der andere Punkt bei uns war, dass, sobald sich der Oppositionsführer dem Tribunal angeschlossen hat, die Regierung für sich beschlossen hat, da auch hinzugehen, um nicht ins Hintertreffen zu geraten. Manchmal ist es ein Spiel mit den vorhandenen Antagonismen. Wenn Betroffene äußern, dass sie vertrieben worden seien, wird natürlich der vorhandene Minister aussagen, dass das nicht stimmt. Das ist ein antagonistisches Spiel eigentlich. Natürlich ist es auch ein Dialog. Habt ihr ein Zeugenschutzprogramm laufen, das neben der „Inszenierung“ noch ganz andere Anstrengungen fordert? Es ist sehr aufwändig. Wir haben mit der Anwaltsvereinigung, die bereits Massenprozesse geführt hat, zusammengearbeitet. Die UNO hat uns Schutz zugesichert. Das Problem war nur, dass sich die UNO zehn Tage vor Prozessbeginn aus dem Tribunal zurückgezogen hat, weil wir bei Mutarule (Einer Stadt in der Region Süd-Kivu.) geblieben sind. Dann haben
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wir alles verloren: die Generatoren, die Helikopter, das gesamte Zeugenschutzprogramm. Wir haben das also mit der Anwaltsvereinigung fortgeführt und tatsächlich mit einem lokalen Polizeichef sprechen können. Dieser hat uns 100 Soldaten gestellt. Kannst du uns noch was zu dem Zeugenschutzprogramm erzählen? Es gibt eigentlich nur diese Burka, um die Zeugen zu verhüllen. Doch dies war der erste Prozess für uns, bei dem auch die Stimmen verändert wurden. Das wird normalerweise nicht gemacht. Weiß gar nicht, warum das nicht immer so gehandhabt wurde. Der Film zeigt selbstverständlich nur Ausschnitte. Es gab viel mehr Leute, die komplett anonym geblieben sind. Wir hatten ja im Film nur den einen gezeigt. Wir haben darauf bestanden, die Gesichter zu anonymisieren, bei denen eine tatsächliche Gefahr bestand. So ein Zeugenschutzprogramm ist aufwändig, aber gleichzeitig ist es durchaus machbar. Man muss Zeit investieren, dann geht es schon. Unseres war im Vergleich zu dem der UNO nicht schlechter, was den Schutz der Personen in Bezug auf ihre Anonymität anging. Eben auch durch die Stimmenveränderung, was eine Neuentwicklung von uns war. Man sieht den Gouverneur im Film, wie er geduldig zuhört, immer wieder lächelt. Am Ende sprichst du ein Plädoyer, dass das Tribunal letztlich fiktional sei. Das gefällt dem Gouverneur sicherlich? Kritische Stimmen könnten meinen, dass dieses Tribunal auch ästhetisch sei. Es gab auch vereinzelte kritische Stimmen dazu. Na klar. Wenn man etwas tut, ist die logische Konsequenz daraus, dass man vorgeworfen bekommt, schlicht nichts zu tun. Wer nichts tut, kann auch nichts falschmachen. Ich finde, es ist eine Absurdität, dass ein Künstler wie ich ein Weltwirtschaftstribunal abhalten muss. Dass wir zwar eine Weltwirtschaft haben, aber es überhaupt keine Regelungen gibt, wie die abzulaufen hat. Ich telefoniere gerade von einem extrem unterteuerten Handy, weil die Hersteller die Region, die den Rohstoff lie-
fert – in diesem Fall Coltan, brutalst ausbeuten. Da gibt es keine Regelung. Es herrschen Arbeitsbedingungen wie im Europa Mitte des 19. Jahrhunderts vor, Kinderarbeit etc. – das muss man ändern! Die Kritik zielt vielleicht auch auf die gewählte Sprache ab? Natürlich ist es hoch gegriffen, zu sagen, die Weltwirtschaft muss gerechter werden. Man darf Leute nicht einfach vertreiben. Aber die Alternativen wäre, einfach nichts zu tun und nochmals viele Millionen Tote. Tja, was soll ich dazu sagen? Ich dachte mir, besser etwas zu tun, als die Hände in den Schoß zu legen. Das ist ein Begriff, der in den letzten Jahren vielleicht etwas in Vergessenheit geraten ist: die Solidarität. Wenn ich vom Kongo profitiere, warum sollte ich nicht mit den Kongolesen solidarisch sein? Warum sollten wir nicht zusammen, europäische und kongolesische Anwälte, ein Tribunal abhalten?
» Unser Reichtum fußt auf der Ausbeutung der Dritten Welt. « Das Problem ist vielleicht auch die Afrikapolitik der EU, die zynisch wirkt. Wenn das dann ästhetisch aufbereitet wird, finden das manche möglicherweise unangemessen. Vor allem, wenn ein ausländischer Künstler kommen muss, um das zu thematisieren. Ja, vielleicht. Aber für mich gibt es kein In- und kein Ausland. Ich nenne es Innenraum. In meiner Arbeit habe ich mich mit Russland beschäftigt, aber auch mit Deutschland, mit Frankreich ganz oft, mit Belgien, mit Ruanda, mit dem Kongo, mit Rumänien, bin aber Schweizer. Ich habe mich auch ganz häufig mit meiner Heimat befasst. Ich habe da kein Problem. Für mich ist das ein bisschen eine ähnliche Situation wie im 19. Jahrhundert, als die Schriftsteller gesagt haben: Ich gehöre eigentlich zum globalen
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Welchen Bezug hat das auf das Kongo-Tribunal? Wir müssen erkennen, dass wir in den Kongo verwickelt sind, schon lange bevor wir uns damit beschäftigen. Wir können doch nicht davon profitieren und so tun, als wüssten wir nichts davon. Wir können diese Realität, in der wir tagtäglich leben, reflektieren und was daraus machen. Es in die Hand nehmen. Es ist ja nicht so, dass, wenn man sich nicht damit beschäftigte, die Realität eine andere würde. Sie ist ja sowieso da. Das ist der Trugschluss.
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dritten Stand, warum kommen nur Könige und Adlige vor? Sind Arbeiter und Bauern keine richtigen Menschen? Können wir uns nicht damit befassen? Da haben sie zu sich gesagt: Du kennst doch das Arbeiter- und Bauernleben selbst gar nicht. Das sind aber auch Menschen. Sie begannen daraufhin, das Personal ihrer Literatur zu erweitern.
Wie organisiert man ein solches Tribunal in einem Land, in dem noch Krieg herrscht? Man muss sich zunächst mit den richtigen Menschen umgeben. Was Ostafrika angeht, bin ich jetzt schon recht lange in der Region. Man reist da ja nicht einfach so hin. Das sind Arbeitsbeziehungen, die ziehen sich über ein Jahrzehnt. Irgendwann macht man dann dieses Kongo-Tribunal. Das ist eher ein organischer Vorgang. Natürlich gibt es spezielle Drehs und selbstverständlich das Tribunal an sich. Da besteht eine enorme Gefährdung für die Beteiligten. Es ist aber eigentlich alles gutgegangen, bis auf kleine Ausnahmen.
14 Seit Februar 20 tandort! ren S e ß ö r g n e u e n am 9 9 g e w n e t l ö H Das war dann auch die drei Tage abgesichert? Wie gesagt, nachdem die UNO ausgestiegen ist, hatten wir diesen Deal mit dem Polizei-
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„Wir müssen erkennen, dass wir in den Kongo verwickelt sind.“ offizier, der uns eine Kompanie Soldaten zur Verfügung stellte. Das macht schon Eindruck. Aber im Ernstfall können die dir auch nicht helfen. Dennoch ist es gut, die dazuhaben. Dass es so aussieht, als wären wir geschützt. Bei einem richtigen Gefecht sieht das sicher noch mal anders aus. Das Buch zu „Hate Radio“ habe ich auch vorliegen. Ruanda grenzt ja an den Kongo. Es gibt sicher einige Verknüpfungen zwischen diesen beiden Konflikten? Ja, viele. Es gibt natürlich die geschichtliche Verknüpfung, dass der Konflikt im Ostkongo ein Folgekonflikt des Genozids in Ruanda ist. Es gab aus Ruanda eine große Fluchtbewegung, was den Ostkongo destabilisierte, dann stürzt Kabila, im Anschluss marschiert die ruandische Armee im Ostkongo ein und so weiter. Heute gehen viele Rohstoffe, die den Kongo illegal verlassen, nach Ruanda. Dort werden sie gewaschen und von Tarn-Bergwerken aus in den Weltmarkt eingeschleust. Das sind eigentlich hauptsächlich unerfreuliche Beziehungen zwischen beiden Ländern.
Dadurch wird auch lokale Wirtschaft zerstört. Die traditionellen Schürfrechte werden von den internationalen Firmen nicht anerkannt, die Bewohner entrechtet. Ja genau. Das hat auch mit der Gesetzgebung zu tun. Als Beispiel nehmen wir da den Dodd Frank Act, wo der amerikanische Kongress beschloss, alle Produzenten, die nicht amerikanisch, kanadisch oder europäisch sind, zu Vertreibern illegaler „Blutmineralien“ zu erklären. Total absurd. Auf einen Schlag werden hunderttausend Produzenten als kriminell bezeichnet, aus dem Markt gedrängt. Es gibt zudem ein Gesetz gegen die Chinesen. Das führt am Schluss dazu, dass es ein Monopol für zwei, drei Firmen gibt, die aus dem Westen kommen. Die bekommen den grünen Stempel und dürfen die Rohstoffe abbauen. Das ist vollkommen aberwitzig, dass für den Ostkongo die Gesetze im amerikanischen Kongress und im EU-Parlament erlassen werden. In Berlin gab es einen zweiten Teil des Tribunals. Der ging eher auf die wirtschaftlichen Verbindungen ein?
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Anwalt der Entrechteten inmitten des Elends: Milo Rau Ja, auf den Gesamtplan, der hinter diesen Absurditäten steckt. Es gibt Gründe, dass man gesagt hat, die dürfen keine Sekundärindustrie haben. Denn eigentlich wäre es ja viel sinnvoller. Die Wertsteigerung von Mineralien findet dann statt, wenn man sie raffiniert. Warum wird das nicht im Ostkongo gemacht, sondern in Malaysia? Und dann stehen 80 Prozent aller Goldraffinerien in Genf, also in der Schweiz. Ich bin ja Schweizer und sehe, dass die Verarbeitung in den reichen Nationen geschieht und die Ursprungsländer der Ressourcen an der Wertsteigerung gar keinen Anteil haben.
» Im Ostkongo fehlt es an Infrastruktur. Der Hauptflughafen hat eine Start- und Landebahn. « Mit der Institutionalisierung des Tribunals im Kongo kann man nun Verbrechen des Konflikts melden und die Tribunale sorgen sich um eine rechtliche Aufarbeitung? Wir haben jetzt 1000 DVDs in Swahili und
anderen Sprachen betitelt, die nun in Zusammenarbeit mit den verschiedenen Anwälten in die Dörfer geschickt werden. Dort werden jeweils fünf neue Tribunale etabliert, das sind vielleicht drei bis vier Fälle pro Kadi, durchgeführt, gefilmt, archiviert. Das soll den Anstoß bilden, um danach zehn zu machen und so weiter. Ähnlich wie vielleicht die Wahrheitskommission, dass man außerhalb des normalen Justizsystems arbeitet. Warum? Es sind zu viele Fälle und andererseits gibt es auch keine offiziellen Akteure, die ein Interesse daran hätten, dass diese Fälle aufgelöst werden. Drittens ist dies natürlich auch ein Instrument, erst mal eine zivilgesellschaftliche Institution zu schaffen, durch die Maßnahmen dieser Tribunale. Wir hatten jetzt am 9. März die offizielle Eröffnung der Kampagne und ab Herbst soll es vor Ort losgehen. Wir haben bereits hunderttausend Euro für den Start der Aktion zusammen. Wir brauchen noch eine Million, um das 2018 und 2019 zu institutionalisieren. Bei den Recherchen zum Interview wurde mir auch klar, dass der Konflikt ja eine lange Geschichte hat. Die Wurzeln liegen im Kolonialismus und der extremen Gewalt in der Kautschuk-
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gewinnung. Ebenso im Sklavenhandel, der davor war. Die Region und diese wirtschaftliche Art der Ausbeutung, die wir heute im Kongotribunal zeigen, die läuft seit fast fünfhundert Jahren, ist nahezu immer von extremster Gewalt gekennzeichnet gewesen. Das Ziel dieses Projekts und auch von „Hate Radio“ und von anderen Stücken ist, dass man endlich versteht, dass es nicht den Kongo und die Schweiz und Deutschland und Belgien gibt. Sondern, dass das ein Innenraum ist, in dem Menschen leben, die sich in Austauschverhältnissen befinden, die extremste Macht- und Gewaltverhältnisse sind. Dass jedem klar wird, dass sich das ändern muss! Schlussworte? Unser Gleichheitsempfinden basiert im Grunde auf dem Wohlstand, den wir uns von anderen aneignen. Unser Reichtum kommt von der Ausbeutung der Dritten Welt. Wir verschieben die wahren Machtverhältnisse immer
weiter weg. Das ist ein echtes Grundproblem unserer jetzigen Zeit, dass wir in der Wahrnehmung einer total globalisierten Wirklichkeit leben, die extrem lokal ist. ◊◊◊
INFO
MILO RAU Aktuell Künstlerischer Direktor am Nationaltheater Gent (Belgien). Gebürtig aus der Schweiz, lebt meist in Berlin, wenn er nicht für ein neues Projekt irgendwo auf der Welt recherchiert, spricht und inszeniert. Mit mehreren Preisen ausgezeichnet, darunter mit dem 3sat-Preis. international-institute.de
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CHRISTIAN HAMPE, ANDRÉ BRUCKMANN UND DOMINIK IRTENKAUF SPRECHEN ÜBER MYCRO, DIE PLATTFORM FÜR SIMPLE JOBS DER ZUKUNFT Christian Hampe und André Bruckmann entwickeln mit der neuen Blockchain-Technologie eine Art Jobbörse für einfache Tätigkeiten, Mycro genannt. Eine Nachbarschaftshilfe mit Verdienstmöglichkeit. Ziel ist es, lokal wie global Menschen mit viel Geld, aber wenig Zeit mit Menschen mit viel Zeit, aber wenig Geld zusammenzuführen, um beide Seiten zur vollsten Zufriedenheit zu unterstützen. Die Entwicklung der Börse schreitet rasch voran, sodass die beiden Start-Up-Ökonomen zu sich ins Hauptquartier geladen haben.
SIMPLE JOBS – BIG MINDS Erzählt mal von eurem geplanten Projekt. Christian: Anfang letztes Jahr hat André mir die Idee vorgestellt, und da hat es sich noch nicht gerechnet. Einige Monate später meinte er zu mir: Jetzt habe ich die Lösung, wir machen es mit der Blockchain. Diese Technologie eignet sich für diese Art Verfahren sehr gut. Im Endeffekt ist es ein Mensch-zuMensch-Deal, den du da hast. Es ist wie eine Nachbarschaftshilfe. André: Bei unserem Projekt kannst du dein Profil erstellen, ein Algorithmus sucht dann nach passenden Matches. Der Algorithmus sagt: Dieser Job passt perfekt auf diese Person. Eine Userin schreibt zum Beispiel über sich: Ich kann gut abends arbeiten, mache gerne Gartenarbeit, für mindestens zehn Euro die Stunde, und bin eine Frau. Sie öffnet jetzt dieses Jobangebot: Zwölf Euro die Stunde, vier Stunden soll es dauern, am Freitagabend sollst du mit dem Hund rausgehen. Wie geht es weiter? André: Jetzt können sich die Jobber auf diesen Job bewerben, aber nicht, indem sie einander unterbieten: „Ich mache das auch für zehn Euro die Stunde.“ Sie nutzen stattdessen den sogenannten „Mycro-Token“ in unserem
System. Den nutzen sie, um sich auf dieses Jobangebot zu bewerben, indem sie sagen: „Wenn ich den Job bekomme, bin ich bereit, zehn Prozent an Provision zu bezahlen.“ Ein anderer sagt: „Der Job ist mir nicht ganz so wichtig. Ich bin bereit, zwei Prozent Provision zu bezahlen, wenn ich ihn bekomme.“ Einem User liegt der Job also mehr am Herzen als dem anderen. Wird das dann übersichtlich dargestellt? Genau das passiert. Jetzt ordnet der Algorithmus die Job-Angebote in der entsprechenden Reihenfolge auf dem Dashboard des Jobanbieters. Der sieht eine Liste von Bewerbungen, die einer Liste bei WhatsApp ähnelt. Er sieht ein Foto des Users; die Reputation, sprich: Wie ist der Kandidat bewertet worden? Der Jobanbieter kann sich das Profil anschauen. Er sucht sich jetzt aus den eingegangenen Bewerbungen den heraus, von dem er überzeugt ist: Genau der soll auf meinen Hund aufpassen! Er ist also nicht gezwungen, den zu nehmen, der kommt, sondern er kann sich den bestmöglichen Bewerber herauspicken. So kommt der Job zustande. Kurze Zwischenfrage: Was ist der Vorteil dabei?
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Ganz ohne Worte: So funktioniert Mycro
André: Wir helfen den Jobbern, ihre Motivation zu unterstreichen, indem sie ihre Token einsetzen. Zum Zweiten lösen wir das Preisdumping-Problem. Der Jobanbieter zahlt immer dasselbe, der Jobber kann über das Gebot das ein wenig variieren. Wir wollten keinen Spielplatz machen, wo Leute, die viel Geld zur Verfügung haben, andere, die das Geld unbedingt brauchen, für einen Hungerlohn beschäftigen. Wir wollten stattdessen ein faires System bauen, das einen Mehrwert für die Gesellschaft bietet. Das ist ja der Anspruch, den Blockchain hat. Du baust etwas für die Gesellschaft, nicht, um eine maximale Profitorganisation aufzubauen. Ihr habt Blockchain schon ein paar Male jetzt erwähnt. Was hat es damit auf sich, kurz gefasst? Christian: Die Blockchain-Technologie ist noch relativ frisch und das Finanzierungsmittel ICO ebenso. Das ist gerade unsere größte Baustelle. Es geht da rasend schnell voran. Wir sind in Münster die Ersten, die dieses Finanzierungsmittel gewählt haben. Wir gehen nicht klassisch zu einer Bank. Ein bisschen eigenes Geld fließt da auch mit rein, aber dieses Modell, das wir hier bauen, diese Plattform braucht viele User, da brauchen wir viel Geld. Da stellt
dieses ICO in der Blockchain ein ideales Mittel dar, um diese Summen zusammenzubringen. André: Ich würde das noch gerne etwas ausführen. Ja, gerne. Schieß los! André: Also, in fast jedem Geschäftsmodell haben Menschen miteinander zu tun. Egal, ob du eine Autovermietung oder eine Softwarefirma betreibst, da spielen Menschen immer eine Rolle – und somit das Vertrauen. Du vertraust möglicherweise einem Fremden nicht so sehr wie einer Firma, die vor Ort ihren Sitz hat und einem Chef, dessen Namen du kennst. Die Blockchain ist im Grunde eine Technologie, die durch die Bitcoin im Mainstream bekanntgeworden ist. Die zugrundeliegende Technik existiert weitaus länger, aber durch diesen Bitcoin-Hype letztes Jahr ist die Blockchain jetzt ziemlich bekannt. Im Prinzip ist sie ein manipulationsfreies Register. Das heißt? Jede Aktivität, die in irgendeinem Netzwerk stattfindet, wird da registriert, wird fest in einem Block abgeschlossen. Der ist nicht änderoder manipulierbar, weil das ganze Netzwerk nicht auf einer einzigen Person basiert, son-
dern auf tausenden von so genannten Notes. Wenn einer etwas verändert, wird das automatisch von den anderen Notes überschrieben. Das ist nicht manipulierbar. Theoretisch müssten alle Menschen, alle Notes, die in der Blockchain tätig sind, zum selben Zeitpunkt diese Note ändern. Das ist unmöglich! Diese Dezentralisierung, weg von einem zentralen Servermodul oder einer zentralen Datenbank, ermöglicht es, unfassbar viele und interessante Geschäftsmodelle für existierende Probleme zu finden. Vor allem an Gebühren kann kräftig gespart werden. Weil die Intermediäre ausgeschaltet werden.
» Wir können die Kosten für eine Jobsuche auf ein Minimum reduzieren. « Was versteht ihr unter „Intermediär“? André: Der bekannteste Intermediär der Welt ist die Bank. Du vertraust, dass die Bank das Geld gut verwahrt, von deinem Geld bezahlt die Bank wieder ein anderes Geschäft. Du kannst eine Transaktion von A nach B vornehmen, ohne den Intermediär, auf der gleichen Vertrauensbasis. Das spart extrem viel Geld ein, weil dieser überflüssig ist. Ohne diese Blockchain-Technologie hätten wir diese Projektidee gar nicht realisieren können. Das wäre mit einem intermediären Unternehmen nur unter hohen Kosten möglich gewesen. Christian: Auch das Backoffice wäre nicht finanzierbar, die ganzen Leute im Büro, die du dafür anstellen müsstest. Letztlich musst du für einen Mikro-Job genau so viel Aufwand betreiben wie für einen Makro-Job. Diese Art von Projekt hat es bis dato nicht gegeben, weil es sich einfach nicht gerechnet hat. Blockchain verfügt ja über eigene Zahlungsmittel. Die setzt ihr auch ein?
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Foto: Presse
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Gründen für eine bessere Gesellschaft: Christian Hampe (l.) und André Bruckmann. Christian: Das ist ein wichtiger Punkt für Menschen, die sich gar nicht mit dieser Technologie auseinandersetzen. Wir haben ja einen Markt, der für jeden ist, der ist genauso für Lieschen Müller wie für den Blockchain-Enthusiasten. Das ist ein Use-Case, wo auch jeder mit der Blockchain in Berührung kommt. Die Bezahlung geht über unsere Token. Wir bieten zu Anfang natürlich auch Hybride, du kannst dann auch noch mit Bargeld bezahlen, aber das Ziel soll natürlich sein, über unsere Token zu bezahlen. Wir sind überzeugt, dass diese Technologie viel verändern wird – und ich finde: Das größte soziale Übel ist die Zentralisierung. Inwiefern? Wir wissen ja alle, Banken werden immer dicker und an der Seite fallen die Kunden runter. Das könnte sich wirklich über die Blockchain über kurz oder lang lösen. Ob es sich durchsetzen wird, ist eine andere Frage. Wir glauben halt daran. Man muss echt sagen, dass das eine kleine Ersatzreligion ist. (Lacht) So ist auch die Community: Die ist davon überzeugt, steht dahinter. Auch das Geld der Community bleibt da drin, weil sie die Technologie vorantreiben möchte. André: Das erfordert für die klassischen Unternehmer ein großes Umdenken. Auch für uns. Man muss verstehen, dass bei solchen Projekten, wenn dezentrale Systeme gebaut
werden, diese irgendwann autonom funktionieren. Unabhängig von einer zentralen Instanz, nicht ausgelegt dafür, maximalen Profit zu erwirtschaften. Da geht es nicht darum: Wie kann ich höchstmöglich an einem solchen System verdienen? Es wird natürlich verdient, aber die Kostenstruktur ist so niedrig, dass man vor allem für die User die Kostenstruktur maximal minimieren kann, dies auch ein erklärtes Ziel ist.
» Mycro soll so selbstverständlich wie der Pizza-Service werden. « Wie niedrig denn konkret, habt ihr da Zahlen? André: Wenn wir dieses System wirklich so aufbauen, dann werden die User in der dezentralen Form maximal zwei Prozent Nutzungsgebühren bezahlen. Wenn ein Job 100 Prozent Umsatz erbringt, würden 98 Prozent bei dir als User ankommen. Keine andere Unternehmung würde es je hinbekommen, so kostendeckend zu arbeiten, weil sie einen zentralen Apparat unterhalten, der bezahlt werden muss: Sie haben Mitarbeiter und so weiter. Das wäre in solch einem Netzwerk
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später gar nicht mehr notwendig. Dezentrale Government-Prozesse führen dazu, dass sich das System irgendwann selbst organisiert. Würdet ihr euch dann aus diesem Projekt zurückziehen, um in einem neuen Projekt euren Lebensunterhalt zu finanzieren? André: Wir haben eine klare Roadmap und die besagt natürlich, dass wir die nächsten drei Jahre eine ziemliche Menge zu tun haben werden. In der ersten Phase werden wir die Company erstmal aufbauen. Das ist wie bei einem Kind, das Fahrradfahren lernt: Das hat erstmal Stützräder dran. Bevor wir so etwas dezentralisieren, benötigen wir eine kritische Masse. Du brauchst eine gewisse Menge an Nutzern, damit sich das System von selbst weiterempfiehlt. Es soll ja schließlich so sein, dass jeder das kennt, jeder das auf seinem Smartphone hat. Sodass das jeder täglich benutzt, so wie jemand sich eine Pizza zum Beispiel ganz selbstverständlich über Lieferando oder Foodora bestellt. Genau so normal soll es auch werden, MYCRO zu nutzen, wenn du bei irgendetwas mal Hilfe brauchst. Wenn einer was für dich erledigen soll. Ihr gestaltet das entsprechend benutzerfreundlich? André: Klar. Es wird eine Anwendung geben. Es gibt eine Art Note, die man dann auf dem Mobiltelefon hat. Man erhält einen Link
Stadtgeflüster Münster – Das Interviewmagazin wird herausgegeben von der Stadtgeflüster GmbH & Co. KG Rothenburg 14-16, 48143 Münster Telefon 0251 48168-30, Telefax 0251 48168-40 stadtgefluester-muenster.de info@stadtgefluester-muenster.de Herausgeber, Chef- und Schlussredakteur: Thorsten Kambach Redaktion: Jana Nimz, Stefan Reimer, Tom Feuerstacke, Arndt Zinkant, Piff, Claudia Maschner, Larissa Schwedes, Jens Kotalla, Dominik Irtenkauf Editorial Design: Buschy
in das Netzwerk. Wir nutzen nur die Information, saugen sie da raus und stellen sie optisch aufbereitet dar, dass man eine schöne Usability hat. Diese Bewertungsmöglichkeit wird zentral an die Wallets der beiden User, den Jobanbieter und den Jobber, gesandt. Jedes Mal wird bei einem neuen Jobangebot diese Beurteilung erneut in der App angezeigt. Das heißt, du kannst zu hundert Prozent sicher sein, dass diese Bewertung von einer Person stammt, die mit dieser anderen Person bereits einen Job hatte. ◊◊◊
INFO
MYCRO.JOBS GmbH Start-Up-Unternehmen, das die Jobsuche für sogenannte „simple Jobs“ erleichtern möchte. Setzt dafür die Blockchain-Technologie ein und die beiden Gründer sind enthusiastisch an der Weiterentwicklung interessiert. Sie wären auch nicht abgeneigt, auf dem [WHYIT]-Campus in Münster ein BlockchainLabor einzurichten. mycrojobs.io
Lektorat: Bernhard Trecksel Verteilung: Flyerwehr UG (haftungsbeschränkt) flyerwehr.net Fotografie: Thomas Schmitz – FXcommunication.com, Buschy Buschmeyer, www.shutterstock.com, Pressefotos Anzeigenvertrieb: Ekki Kurz, Horst Stronk Veranstaltungen und Kleinanzeigen: Jana Nimz Büro: Irene Kötter Druck: Lensing Druck Ahaus Webseite: Mark Grotegerd Stadtgeflüster liegt zur kostenlosen Mitnahme an über 300 Stellen in Münster aus. Sie haben Interesse an unseren Mediamöglichkeiten? Dann rufen Sie uns an oder schreiben Sie eine Mail, wir freuen uns!
Jobchancen
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Jobchancen
Muttersprachler in der Marktforschung: Die Krämer Marktforschung sucht für die Durchführung von telefonischen Befragungen freiberufliche Interviewer/innen. Sie sollten eine der aufgeführten Sprachen als Muttersprache beherrschen: Deutsch, Englisch (UK), Französisch (EU), Italienisch, Spanisch (EU), Niederländisch, Flämisch, Ungarisch, Rumänisch, Türkisch, Arabisch, Russisch, Slowakisch oder Tschechisch. Die Studie wird in der Zeit von 09:00 bis 16:00 Uhr in unserem Phone Studio in Münster/ Hiltrup durchgeführt. Sie sollten uns von Montag bis Freitag, bei freier Zeiteinteilung, mindestens 15-20 Stunden pro Woche unterstützen. Gerne steht Ihnen Markus Holtz für weitere Informationen als Ansprechpartner zur Verfügung: m.holtz@kraemer-germany.com oder 02501-802-140 Krämer Marktforschung * Hansestrasse 69 * 48165 Münster * www.kraemer-germany.com
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Tipps & Termine
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MISSISSIPPI-FEELING an der Ems Meppen lädt zur 26. Internationalen Blues- und Jazznacht: Dieses Jahr am Freitag, den 3. August – ab 19 Uhr heißt es: „Bühne frei“ für 15 Live-Acts. Harmonisch arrangierter und improvisierter Jazz, Swing und Gitarrenblues werden nicht nur für ein musikalisch vielfältiges Festival, sondern auch für einen gewissen New-Orleans-Lifestyle zwischen Ems und Hase sorgen. Mit der Musik, die sowohl die Wurzeln jeglicher moderner Popmusik bildet als auch wie keine andere den Aufbruch ins 19. und 20. Jahrhundert mitgeprägt hat, wird das Publikum wieder ein wunderbares Festival erleben. Im Vordergrund stehen die Musiker, die allesamt live und ohne technische Schnörkel spielen. Allein die Beherrschung ihrer Instrumente oder der starke Ausdruck der vielen begabten Stimmen machen dieses Festival aus. Livemusik, kein Playback, stets wird das Original zu Gehör und Gesicht gebracht. Weitere Infos finden Sie unter: bluesundjazznacht.de 250618_MS_Mittendrin_Anzeige_Kalkbrenner_143x100mm.pdf
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Aktuelles aus Münster
06.10.2018 MÜNSTER JOVEL MUSIC HALL
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Papierpiraten und Füllerfreibeuter Wir suchen nach talentierten Autoren, die mit Können und Begeisterung für das Stadtgeflüster-Magazin schreiben möchten. Du liebst Interviews abseits des Mainstreams und fühlst dich in einer dieser Kategorien wohl: Kultur, Sport, Politik, Wissenschaft, Kurioses, Lokales oder Wirtschaft? Dann würden wir uns über einen Anruf unter 0251-4816857 und ein Kennenlernen mit dir sehr freuen; oder schreib eine Mail an: stefan@stadtgefluester-muenster.de
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Münsters Solarkampagne 2018 Bei den erneuerbaren Energien birgt die Solarenergie in Münster das größte Potenzial. Die Kraft der Sonne bringt sauberen Strom über eine Photovoltaikanlage. Und sie liefert Wärme über eine Solarthermieanlage – für warmes Wasser oder zum Heizen der Wohnung. Allein auf den bestehenden Dächern lassen sich Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von 638 MWp installieren und wirtschaftlich betreiben, ohne dass zusätzliche Flächen versiegelt werden. Bis Ende 2017 wurden in Münster schon etwa 2.500 Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von rund 48 MWp installiert. Ein Vergleich unter den 20 größten Städten in Deutschland zeigt: Pro Kopf wurde in Münster am meisten Photovoltaik verbaut. Aber trotzdem sind über 90 Prozent der geeigneten Dachflächen bislang ungenutzt. Mit der
Installation einer Solaranlage leisten Hauseigentümer einen Beitrag für die Umwelt und sparen zugleich Energiekosten. In Kombination mit einem Energiespeicher können sie sich außerdem unabhängiger von Energielieferungen und Schwankungen der Energiepreise machen. Um die Münsteraner bei der Energiewende auf dem eigenen Dach zu unterstützen, startet die Stadt Münster im Mai die Solarkampagne 2018. Gemeinsam mit ihren Partnern, der Verbraucherzentrale NRW, dem NRW-Landesverband der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie e.V. (DGS), dem Umweltforum e.V., der Innung Sanitär – Heizung – Klima und den Stadtwerken Münster GmbH werden von Mai bis September viele Veranstaltungen und Angebote zum Thema Solarenergie in Münster stattfinden. Mehr Informationen dazu unter: klima.muenster.de.
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