I
Die Geschichte Paderborns
st eng verknüpft mit der Überführung der Gebeine des Hl. Liborius im Jahr 863. In Erinnerung daran feiern die Paderborner einmal im Jahr, Ende Juli, das Libori Fest. In diesem kleinen Buch ist die Geschichte der Gaukler und Straßenkünstler aufgeschrieben. Es zeigt wie sich ihre Kunst im Laufe der Jahrhunderte verändert hat. Während des Libori-Festes treten heute wieder Straßenkünstler auf dem Franz-Stock-Platz auf. Und dies ist ihre Tradition…
„Jörn Kölling spielt die Geschichter der Gaukler zu Libori“ (Videolink)
KAPITEL
1
D
Die Gebeine des heiligen Liborius
ie Reliquien (die Gebeine/das Skelett) des heiligen Liborius werden im Jahr 836 von Le Mans in Frankreich nach Paderborn 체berf체hrt. Dabei fliegt ein Pfau der Pilgerschaft (reisende Gl채ubige) voran. Am Ziel angelangt f채llt er tot von der Turmspitze des Paderborner Domes.
KAPITEL
2
S
Libori als weltliches Fest
eit dem 9. Jahrhundert wird der Jahrestag der Kirchweihe auch als weltliches Fest mit Markt und volkstĂźmlichem VergnĂźgen begangen. Und wo gefeiert wird, da kommen auch Bettler, Spielleute und Gaukler.
KAPITEL
3
S
Spielleute und Gaukler
pielleute und Gaukler sind im Mittelalter oft nicht gern gesehene Gesellen. Es sind ungelernte Knechte, Habenichtse, Wanderprediger und Huren, die mit ungewĂśhnlichen KunststĂźcken, wilden Tieren oder Geschichten versuchen, ihre Zuschauer zu unterhalten.
KAPITEL
4
D
Wer sind diese Spielleute und Gaukler?
a die Spielleute und Gaukler fast keine Chance haben, gesellschaftlich aufzusteigen, d.h. z.B. Handwerker oder Händler zu werden, schließen sie sich zu Gruppen zusammen. Wenn sie Kinder bekommen, ziehen diese mit ihnen umher. Auch die Jungs und Mädchen zeigen kleine Vorführungen, dressieren Hunde oder balancieren auf einem Seil.
KAPITEL
5
D
Gab es auch beruehmte Spielleute und Gaukler?
ie bekanntesten Spielleute Deutschlands im Mittelalter: Der Minnesänger Walther von der Vogelweide, der Liebeslieder sang, der Rattenfänger von Hameln, ein Schalmei-Pfeifer (eine Art Flöte), und Till Eulenspiegel mit seinen Späßen.
„Hörprobe einer Schalmei“ (Videolink)
KAPITEL
6
F
Unterstuetzer der Spielleute und Gaukler
ranz von Assisi (1181-1226), Thomas von Aquin (1225-1274) und der Jesuit Friedrich Spee (von 1623–1626 in Paderborn) setzen sich dafür ein, dass auch umherziehende Gaukler Rechte haben. Sowohl der Rat der Stadt Paderborn als auch die katholische Kirche beschäftigten Spielleute, zumeist Musiker, die dauerhaft in der Stadt wohnen.
KAPITEL
7
M
Magdalenenmarkt 1521
it Beginn des Magdalenenmarktes im Jahre 1521 entwickelt sich Libori immer mehr zu einem weltlichen Fest. Künstler kommen von weit gereist, um hier ihre Künste zu zeigen. Spätestens seit 1705 findet man dazu Berichterstattungen in Paderborner Zeitungen: Darmstädterische Gesellschaft Deutscher Schauspieler „mit vielen curieusen Stücke auf der schlappe Corde“.
KAPITEL
8
D
Der Tolle Christian 1622
er Tolle Christian raubt 1622 den Paderborner Domschatz und den Schrein mit den Gebeinen des hl. Liborius. Das führt nun in den evangelischen Nachbarstädten zu bösen Karrikaturen in den Zeitungen. Theatergruppen stellen den Raub als Possenspiel in Gasthäusern und auf der Straße nach.
KAPITEL
9
Z
900-Jahr-Feier 1736
ur 900-Jahr-Feier 1736 findet das bislang größte höfische Fest Europas im Barock-Garten von Schloß Neuhaus statt. Dazu kommen Spielleute, Musiker und Tänzer aus ganz Europa. Das Fest endet mit einem riesigen Feuerwerk, bei dem 3000 Raketen abgeschossen werden.
KAPITEL
10
z
1000-Jahr-Feier 1836
ur 1000-Jahr-Feier 1836 wird der Liboritusch so gespielt, wie wir ihn heute kennen. Er stammt aus dem Oratorium „Paulus“ von Felix Mendelssohn Bartholdy. Auch zur Barock-Feier 1736 gab es einen Tusch und Feuerwerksmusik - leider sind die Noten nicht mehr vorhanden.
„Der Liboritusch zum Hören“ (Videolink)
KAPITEL
11
I
Die Kirmes wird auf den Liboriberg verlegt 1857
n diesem Jahr zieht die Kirmes auf den Liboriberg und neue Attraktionen kommen nach Paderborn. Der »Pottmarkt« findet weiterhin rund um den Dom statt. Es gibt „Mechanische Theater“ und „Velozipedenzirkusse“, die durch technische Erneuerungen die Zuschauer begeistern, und es gibt Schaubuden und Wanderzirkusse, in denen sich Artisten, Spielleute, Gaukler und Außenseiter (z.B. Kleinwüchsige) gemeinsam präsentieren.
KAPITEL
12
D
Elektrizitaet veraendert die Libori-Kirmes 1920
urch Elektrizität entstehen neue Möglichkeiten für Fahrgeschäfte und Betreiber von ersten Kinematographen. Spielleute und Gaukler werden immer mehr an den Rand gedrängt. Boxbuden und größere Tierdressuren, z.B. von Carl Hagenbeck, sind nun beliebte Anziehungspunkte.
KAPITEL
13
N
Nach den Kriegen 1949
ach den Weltkriegen liegen die weltlichen Schwerpunkte der Unterhaltung bei den Fahrgeschäften auf dem Libori-Berg und bei den Tanzvergnßgen in den Festzelten.
KAPITEL
14
S
rueckkehr der Gaukler 2016
eit 2016 gibt es in Paderborn während Libori den „Platz der kleinen Künste“ mit einem dreistündigen Straßentheaterprogramm. Das Konzept schließt den Bogen zur Jahrhunderte alten Tradition der Spielleute, Gaukler und Straßenkünstler.
„Rückblick Platz der kleinen Künste 2019“ (Videolink)