Arzberg_Hohenberg_Porzellangeschichte

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Beilage der "Sechsämtcr Neuesten Nachrichten" Jahrgang 1

Arzberg, den 11. November 1950

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PORIIllLliLAN höchsten Kunstwerken hinführten. Welch geheimnisvoller Porzellan ist als Freudenspender auf die Welt gekommen. Dies ist seine unabdingbar~ Funktion. Im Porzellan lächelt Zauber strahlt von den Porzellan-Plastiken mit kostbarer Handmalerei aus, mögen sie das zarte Spiel des ·Rokoko uns die Heiterkeit des Lebens entgegen und streuen uns die widerspiegeln oder Schöpfungen des modernen Lebensstiles :rvfusen Blumen in den Alltag. Im Porz.e llan gewinnt die sein. Wo gediegener Geschmack herrscht, bilden sie ein Stück ,Ästhetik Herrschaft über uns und bildet unseren Geschmackshöchster Wohnkultur. Tausendfach sind die Beiträge, die sinn. Im Porzellan wird uns die Stilgeschichte unserer hierzu die Porzellanwerkstätten des Fichtelgebirges lieferten. Lebensformen offenbar und die Erkenntnis vermittelt, wie sehr wir unser Dasein durch deutsche. Wertarbeit verschönern Manche Kunsterzeugnisse haben klassischen Wert erlangt. Es kennzeichnet die Stellung des Porzellans in der Kunst, können. wenn man hört, daß einmal eine Nachdem das Porzellan den Weg Meißner Krinolinendame als Samin die Welt als Kulturträger angetre- ~--­ melobjekt höher bezahlt worden sein ten hatte, ist es zu einem Maßstab für die Zivilisation geworden. Im soll, als sie in Gold wog. Porzellan drückt sich die Erhöhung Im Zeitalter des Goldes und des der Lebenshaltung und Verfeinerung Silbers waren nur wenige in der. der Sitten aus. Porzellan gehört zum Lage, ihre W'ünsche und ihren Geguten Ton, zu diplomatischen Gespräschmack mit diesen Edelmetallen chen und zu Tischgesellschaften nicht zu befriedigen; das Porzellan ist minder als zum Ballgeflüster. Seine allen zugänglich Und sät Zufriedenedlen Formen und Dekors bauen geiheit und Glück. Es ist zu einem stige Brücken, über die sich die Wohltäter der Menschheit geworden. ~enschen einander näherkommen. Wir erfahren dies täglich auch durch Seine Zerbrechlichkeit wirkt erzieheseine Verwendung für technische risch. Das Wort vom "Elefanten im Zweck'e. Mannigfaltig sind die PorPorzellanladen" wäre nie geprägt worden, wenn sich das Porzellan zellangeräte für die Nahrungsmittel-, nicht als geeignetes Objekt für die chemische und Arzneimittelindustrie. Erprobung der höchsten Tugend, der Vor allem ist Porzellan ein großer Selbstbeherrschung, bewährt hätte. Helfer der Elektrizitäts- und WärmeFrauen fühlen sich mit Porzellan wirtscpaft. Porzellan-Iso-latoren aus seelenverwandt, beileibe nicht, weil dem Flehtelgebirge sind überall bees spröde ist, sondern weil es Wärme, kannt. In dem einzigartigen HochLiebe, Wohnlichkeit, Behaglichkeit volthaus in Selb werden sie geprüft. a usstrahlt. Porzellan verrät den GeEs gibt ferner neben feuerfestem schmack der Hausfrau, ihren Sinn Kochgeschirr Porzellan-Wärmegeräte, für Edles und ihre Freude am SChöwie Heizöfen, Fußwär)ner, Zigarrennen. Die Eitelkeit, die sie hierfür anzünder und Bügeleisen. In der aufwendet, ist zu einer stark fließenErzeugnis der Porzellanfabrik C. M. Hutsdien reuther weitverbreiteten Porzellantischlampe den Quelle für den menschlichen mit dem Steckkontakt aus Porzellan· Fortschritt und Wohlstand geworden. begegnen sich die technische und künstlerische Verwertung Der hohe zivilisatorische Wert des Porzellans ist nicht nur dieses Stoffes am sinnfälligsten. Und in den Zähnen aus durch seine vielseitigen Verwendungszwecke begründet, sonPorzellan offenbart sich sein hygienischer Wert für die dern vor allem auch der bildenden Kunst zu verdanken, die sich an ihm erprobt und herrliche Beweise ihres Könnens Menschheit. erbracht hat. Die Göttin der Phantasie wies Wege, die zu -53-


+fobenberg Die Entwicklung des Hauses Hutschenreuther Auf einem steilen Höhenrücken, der sich hoch über das Egertal erhebt, liegt das mächtige Schloß Hohenberg und das Städtchen gleichen Namens. Sicherlich handelt es sich um eine uralte Siedlung, die zu den wichtigsten im sogen annten Sechsämterlande gehört und die seit 1549 städtische Verfassung hat. Die Anhöhe, auf der die Siedlung liegt ~ 525 m über dem Meere - ist ein Ausläufer des Fichtelgebirges. Die tschechoslowakische Grenze geht dicht an dem Ort vorbei. Noch heute wird die Stadt nicht unmittelbar von einer Eisenbahnlinie berührt, wohl a'ber liegt sie nahe an einer alten Verkehrsstraße, die ins böhmische Land hinein• führt. Noch immer ist die Gegend sehr waldreich: zu Anfang des vorigen Jahrhunderts aber muß der Waldbestand noch viel größer gewesen sein. Durch diese Wälder hat in jener Zeit ein junger Thüringer seinen Weg genommen, um Verwandte ·zu besuchen, die in Hohenberg an · der Eger lebten . Der Oberförster Ernst Ludwig Reuß, der im Schlosse seine Dienstwohnung hatte, war vermählt mit Justina Maria Henriette Böhner vom Rosenhammer b. Weidenberg, ·nahe Bayreuth. Mit dieser Frau war der junge Mann durch eine Schwester seiner Mutter, Sophia Susanna Hammann, verwandt, denn diese Schwester hatte einen Forstmann aus der Familie Böhner geheiratet. Dieser verwandtschaftliche Besuch sollte nicht nur für das Lebensschicksal des jungen Mannes, der Carl Magnus Hutschenreuther hieß, sondern auch für Hohenberg selbst und die gesamte bayerische Ostmark von schicksalhafter Bedeutung werden. Er war am 9. April 1794 zu Wallendorf in Thüringen als das 15. Kind seiher Eltern geboren worden. Sein Vater, Johann Heinrich Hutschenreuther, war Besitzer einer P orzellanmalerei iri Wallendorf und starb im Jahre 1812; es ist anzun.ehmen , daß sein Sohn Carl Magnus sich von dieser Z eit ab selbständig machte in dem Sinne, daß er die Waren des väterlichen Betriebs und auch der in Wallendorf befindlichen Porzellanfabrik, mit deren Inhabern ihn ebenfalls enge verwandtschaftliche Beziehungen verbanden, auf dem Wege des Hausierhandels 1m östlichen Bayern und in Böhmen absetzte. Aber der damals Achtzehnjährige hatte die Porzellanmalerei gründlich erlernt, tiOviel von der eigentlichen Porzellanherstellung erfahren, daß er sich wohl getrauen durfte, selbst eine Porzellanfabrik zu gründen, fall s sich dazu einmal eine günstige Gelegenheit bieten sollte. C. !VI. Hutschenreuther wird kaum daran gedacht haben, daß eine solche Gelegenheit sich aus dem sicherlich nur kurz gedach'ten Besuch bei seinen HohenberP"er Anverwandten ergeben sollte. Es gehört nicht viel Phantasie dazu, um sich vorzustellen, · wie dieser .Besuch verlaufen ist. Der junge Mann wird dem Oberförster und seiner Frau erzählt · haben, wie es den Thüringer Verwandten ginge und wie ihre Geschäfte gediehen. Wie leicht kann bei diesen Erinnerungen und den sicher lebhaften Schilderungen des jungen Mannes über die Kunst des Porzellanmacheus der Oberförster, der se'in Revier natürlich genau kannte, eingeworfen haben : "Ja, solche Erde, wie du sie da schilderst, die gibt es hier vielleicht auch. - Und wenn diese Erde richtig ist, an Brennholz fehlt es ja, wie du auf deinem Wege gesehen haben wirst, keineswegs. Vielleicht könnte man auch hier Porzellan machen!" Der junge Mann wird eine solche Aeußeruug nicht ungehört haben vorübergehen lassen und alsbald werden die beiden sich auf den Weg nach dem nahegelegenen Steinberg gein,acht haben, wo der Oberförster an einer ihm gut bekannten Stelle die zutage tretende Erde vorweisen konnte. Carl Magnus sah sofort, welche · Bedeutung der Fund hatte und nahm sich einen hinreichenpen Vorrat mit, um ihn in Wallendorf in der Fabrik ausprobieren zu lassen. Das Ergebnis war so vielversprechend, daß in ihm fortan der Entschluß feststand, in Hohenberg eine Porzellanfabrik zu errichten. Wir dürfen deshalb annehmen, daß er nach kurzer Zeit wieder bei seinen Verwandten im Sechsämterland erschien, um ihnen Ergebnis und Absicht rhitzuteilen. Zweifellos hat er persönlich vom Zeitpunkt' dieses tweiten B~suchs ab · den Beginn seines Hohenherger Unternehmens gerechnet. Das aber ist das Jahr 1614 gewesen; iti der F;n:u i.l ientraditi!>n.· ist, nach einer Mitteilung der Urenkelin, · Frau- P-farrer --Heim.Hutschenreuther aus , Würzburg, folgendes überliefert: "Mit Genehmigung . der ersten staatlichen Behö'r de stellt · ihm (C. M. H.) sein Schwiegervater iin Jahre 1814 Räume in seiner Dienstwohnung im Schlosse zur Verfüg1mg, in denen · die ersten Anfänge der Porzellanfabrikation stattfanden". Es sollte allerdings noch geraume Zeit dauern, bis seine Pläne und Bemühungen dahin gediehen waren, tatsächlich

eine Fabrik einzurichten. Während der ersten beiden Jahre hat er seinen Wohnsitz in Wallendorf noch beibehalten, aber es spricht alles dafür, daß er immer häufiger und zu immer längerem Aufenthalt in Hohenberg war. lVfit diesem schöngelegenen Ort von alter Vergangenheit verband ihn, wie die obige Anmerkung aus der Familienchronik bereits erkennen läßt, noch mehr als sein großer geschäftlicher Plan. Johanna Maria Barbara Reuß, die älteste Tochter de·s Oberförsterpaares, wurde seine Verlobte. 1816 verehelichte er - sich mit ihr und das junge Paar nahm zunächst Wohnung im Schlosse. Bei den Anfängen der Porzellanfabrikation kann es sich aber kaum um mehr als die Errichtung einer Porzellanmalerei gehandelt haben. Nichtsdestoweniger hatten Carl Magnus seine Nachfahren durchaus recht, den Anfang des Hohenberger Unternehmens auf das Jahr 1814 zu datieren, denn seit diesem Jahre beginnen die unausgesetzten Bemühungen, zur Errichtung der Fabrik zu kommen. , Damit fangen in jenem Jahre auch die Aufwendungen für dieses Unternehmen an, wenn auch die Erfo lge und Erträge sich beträchtlich später erst einstellten. Wie mühselig die .Verwirklichung der Pläne gewesen ist und welche Widerstände dabei zu überwinden waren, das läßt sich kaum anschaulicher wiedergeben, als durch Auszüge aus dem im Staatsarchiv zu Bamberg befindlichen Akten (Reg. v. Oberfranken Rep. K 3/4 Nr. 3217 S. 1 ff.), Auszüge, die hier zusammenfassend wiedergegeben und durch einige Erläuterungen ergänzt werden sollen. Carl Magnus Hutscb.enreuther aus Wallendorf im Koburgi schen und Christian Paul Äcker aus Seußen, Landgericht Wunsiedel, beantragen durch das Landgericht Selb bei der Kgl. Generalkommission des IVIainkreises in Bayreuth unterm 10. September 1816 die Erteilung der erforderlichen Konzession (eines "allerhöchsten Privilegiums") zur Errichtung einer "Porcellain-Fabrique" in Hohenberg. . S.ie haJ:>en sich bereit erklärt, beiderseits ein Kapital von Je 5000 f~: (Gulden) für die Fabrikanlage als solche beizusteuern. Acker habe, wie allgemein bekannt, wohlhabende V~rwandte . Hutschenf euther, der zugleich um das Recht der N1ederlassung1 in Bayern nachsucht, legt einwandfreie Leumundszeugnisse bei. Die Antragsteller beabsichtigen, das "zum Verkauf b estimmte, unbewohr.te Schloß zu Hohenberg - genannt ,Freundschaft' zur Unterbringung ihrer -Fabrik zu acquirieren". (Dieses sogenannte "Schloß " hat mit der Burg, von welcher der Ort den Namen trägt, nichts zu tun. Ob die "Freundschaft", auf deren Areal die Fabrik heute noch steht, auch einmal ein Schloß, vielleicht eine Art Vorwerk der Burg gewesen ist, entzieht sich der Kenntnis des Verfassers. Jedenfalls war zuletzt in diesem Anwesen ein Alaunwerk betrieben worden). Sie weisen darauf hin, daß die Distrikte Hohenberg, Raithenbach, ... ? . . . Oschwitz und Göpfersgrün den erforderlichen "ausdauernden Thon- und Feldspath Erde liefern" können. · (Später wird als Hauptfundort für die Hohenherger Fabrik der sogenannte Steinberg bei Kotbigenbibersbach - erwähnt). Das Landgericht Selb bemerkt dazu: Eine Vermehrung der bürgerlichen Nahrung für das noch gewerbearme Hohenberg erscheine durch di:e zu errichtende Fabrik gewährleistet. Einziges Hindernis liege in der Holzbeschaffung, da die benachbarten vier Hammerwerke sowie die Märkte Thiersheim und Selb gegen "die Errichtung der fraglichen Fabrik kräftigst protestieren." Unter Beifügung der von jener Porzellanerde gefertigten Probe meint das Landgericht Selb abschließend, daß man die Sorge um die Holzbeschaffung den Antragstellern selbst überlassen .könne, daß deren Gesuch aber insofern Berück'sichtigung verdiene, als es sich dabei "nicht nur um ein wohltätiges, sondern auch um ein ausführbares Unternehmen" handele: Dieser erste Auszug zeigt, was Carl Magnus in den ersten zwei Jahren bereits alles getan hatte. Nicht nur, daß er selbst ein Kapital von 5000 Gulden flüssig ..gemacht hatte, er hatte auch einen Teilhaber 'mit den gleichen Mitteln gefunden, Er hatte offenb.ar weitere Nachforschungen in Bezug auf Ton- und Feldspatvorkommen angestellt und sich um die Holzbeschaffung sehr. bemüht. Dabei aber war er, trotz des Einflusses seines Schwiegervaters, auf einen unerwarteten Widerstand gestoßen, der ihm noch. viel zu schaffen maclien sollte. Die alten Eisenwerke der Gegend fürchteten, daß ihre Holzbelieferung beeinträchtigt werden könnte und das gleiche scheinen auch die Märkte Thiersheim und Selb erwartet zu haben. Trotzde_ll'\ setzt Hutschenreuther seine 54 -


Bemühungen fort und beantragt das Privilegium. Er kann seinem Antrag sogar eine aus der neueri Porzellanerde angefertigte Probe beifügen.

wottet unter Hervor hebung der Wir tschaft lichenVorteil einer solchen Gründung für die ganze Gegend. Das Staatsminis erium aber verlangt vor w eiterer Stellungnahme am 13. Aug des gleichen Jahres einen besonderen Qualifikat ion snachwei für C. M. Hutschenreuther. Daraufhin erklärt dieser durch das Landgericht Selb, seine Befähigung erst nachweisen zu können, wenn das allerhöchste Privilegium gewährt und de r zur Fabrikation unumgänglich notwendige Brennofen erbaut worden sei. Die F'a briken, in welchen er gelernt h ab e, vet·weigerten ihm das schon so oft erbetene At test "aus Besorgnis einer Nahrungsbeeinträchtigung."

Ein Erfolg war diesem ersten Gesuch von Hutschenreuther nicht beschieden. Die Generalkommission in Bayreuth verlangt unterm 19. September 1816 den Nachweis, daß die Antragsteller "rücksichtlich ihrer Ketmtnisse und Geschicklichkeiten auch die Qualifikation haben, einer Por cellain-Fabrique vorzustehen und solche zu leiten." Außerdem solle festgestellt werden, ob sie sich auf die Herstellung von Porzellan zu beschränken gedächten oder auch Steingut und Fayence · Bayreuth beantragte nun am 4. Dezember 1817 die bedingte fabrizieren wollten. Diese Einwände wurden durch das Landgericht Selb unterm 16. Oktober 1816 beantwortet. Ä~r Erlaubnis zur Errichtung einer Porzellanfaörik in Hohenber g. sollte sich nicht mit der Fabrikation, sondern nur mit der Das Innenministerium aber lehnte das Gesuch un term 20. Februar 1818 ab: "die Bitte des C. M. H. . . findet nicht Verwaltung abgeben, Hutschenreuther aber habe seine Gestatt." Diese Ablehnung wird in keiner Weise begründet. . schicklichkeit als Buntmaler durch drei Atteste nachgewiesen. Auch habe er sich Kenntnisse in der eigentlichen Fabrikation Damit ist die erste Phase der Bemühungen von Carl Magerworben, an der ihm ausschließlich gelegen · sei, weil die nus mit einem glatten Mißerfolg beendet. Die Haltung der Gebrüder Harnmahn in Wallendorf "ihr Arcanum nicht vor bayerischen Regierung kann uns heute ebenso seltsam wie ihm geheim gehalten hätten." Schließlich wird noch mitwunderlich vorkommen. Gerade waren die schweren Pri.iiungeteilt, daß Hutschenreuther sich erbiete, unter der Aufsicht gen, die das napoleonische Zeitalter mit sich gebracht hatten. verpflichteter Sachverständiger Proben seiner Fähigkeit, vorüber und Bayern war schließlich als vergrößerter und Porzellan zu fabrizieren, abzulegen. geschlMsener St::. ~ t. aus (ii Psen ~ rhwP rf>n Zeiten hervorgegangen. Aber o.ffen bar zeigte die Leitung Die Erwiderung aus Bayreuth erdieses Staates keinerlei Wunsch, folgt am 27 . März 1817 und hält den der n euen Zeit gerecht zu wer den. Antrag noch immer nicht für hinSie w a r noch soweit beh errsch t von reichend begründet. Diese nach fünf m erkantilistischen Vorstellungen , da ß Mionaten erfolgende Entgegnung Argumente der Bereicherung des ·führt aus, das Vermögen sei nicht Landes und der Erhöhun g desVolk snachgewiesen, die erforderliche wohlstandes durch Errichtung neuQualifikation sei noch nicht belegt, ar tiger Fabriken bei ihr wohl ver die Holzbeschaffung sei nicht sicherfingen, aber doch nicht jenen Ausgestellt und es fehle der Nachweis, schla g ga ben, der dem ech ten Mer daß der in der Umgegend vorkomkant ilismus entsprochen hätte. Dazu mende Ton und der Feldspat sich fi.ililte ma n sich noch zu sehr als wirklich zur Porzellanherstellung eigneten und außerdem sei nicht geObrigkeitsstaat, der es sogar als seine sichert, daß sie benutzt werden Aufgabe ansah, unter n eh m u ngsdürften. Der Vermögensnachweis sei lustige Unterta nen vor K apita lver luauch deshalb wesentlich, weil Hutsten zu bewahren . In di esem Sinne . sehenreuther sein Einwanderungsist a uch das fort wäh r ende Dräng<>n gesuch damit begründen müsse. Der zu verstehen , Hutschem eu th er w ll Bescheid kom"m t zu dem Schluß, man se ine Qua lifikat ion b eweisen. solle den Gesuchstellern nahelegen, Man muß sich in die L,:,ge de:-: ihren Antrag zurückzuziehen, weil jungen Hutschen reuth er v a ·se tZE'll die Wahrscheinlichkeit bestehe, daß können. Vier Jahre lang h atte ei· sich ihre Pläne mißlingen und nur Kapibemüht, den Nachweis zu fü hren , talverluste und Arbeitslosigkeit verdaß man aus einheimisc·h en Erden ursachen würden. Porzellan herstellen k 0nne und daß Map kann es verstehen, daß Huter die Mittel und Kenn tnisse besitze, schenreuther schon vor Eintreffen des um eine solche H erstellung 7. 1.1 un te r . abschlägigen Bescheides die Geduld nehmen. Es w ar ihm, w ie er gla uverloren hatte, denn schon am 12. 2. ben mochte, gelungen , a llen Wide r1817 hatte er sich mit der Bitte um ständen zu begegnen und sogar . auf rasche Erledigt..ng an das Generalprivatem Wege die Holzver sorgun g kommissariat gewandt. Der Teilsicherzustellen. Aber er glaubte so haber Acker scheint inzwischen befes t an die Mög'lichkeit seiner Pläne Büste von Carl Magnus H utschenreuther; reits die Lust verloren zu haben, und hatte sich an seinem neuen denn sein Name erscheint in den Akt en erst wieder im Jahre Wohnort so stark eingelebt, daß er auch jetzt den Mut nicht 1836, und zwar in einem ganz anderen Zusammenhang. verlor. Der Familienüberlieferung gemäß hat er, wie oben Fast drei Monate hat · Hutschenreuther nun gebraucht, ehe schon erwähnt, ursprünglich mit Genehmigung der ·Behörde eine Wohnung im Schloß gehabt. Von hier aus wird er den er auf die Ablehnung vom März 1817 weitere Schritte unterhergebrachten Porzellanhandel weiter betrieben haben, vielnahm. Er hat sich inzwischen das Vermögenszeugnis beleicht hat er auch in diesen Räumen schon eine eigene Porschafft, hat die Holzbezugsfrage erledigt und die besondere zellanmalerei unterhalten. Die in vieler Hinsicht sehr aufBrauchbarkeit der von ihm gefundenen Erden durch ein Atschlußreiche Eintragung im Hohenherger Kirchenbuch über test des Bergamtes Wunsiedel nachgewiesen. Durch Vermittdie Verheiratung von Carl Magnus könnte diese Annahme lung des Landgerichts Selb bietet er am 20. Juni 1817 diese stützen. Der Eintrag lautet: NaChweise an und erklärt gleichzeitig, ganz klein anfangen Anna 1816 zu wollen, damit im Falle des Mißlingens auch die Folgen geringfügig sein würden. Das Landgericht Selb setzt sich, "Herr Carl M'agnus Wilhelm Hutschenreuther, Porcellainwenn auch etwas weniger entschieden, noch einmal für den mahler und angehender Porcellain-Fabricant zu Hohenberg, jüngster Sohn des weiland Herrn Johann HeinriCh Gesuchsteller ein. · Hutschenreuther, gewesenen ansehnlichen Handlungsherrn Es könnte etwas in Erstaunen setzen, daß der erst Dreizu Wallendorf wurde nach dreimaliger ungehinderter Pround zwanzigjährige damals ein Vermöget).szeugnis über 5000 klamation und nach Beibringung des Ledigscheines vom bis 6000 Gulden beizubringen vermochte. Man darf aber n icht Pfarramte Wallendorf am 22. December ehelich eingesegnet vergessen, daß er von Mutterseite her über einiges Vermit Demoiselle .Tohanna Maria Barbara Reussin, des K gl. mögen verfügen konnte und daß s~in Vater .e in erfolgreicher Bayerischen Herrn Forst-Bereuter, H errn Ludwig Etnst Mann gewesen war, der außer der Porzellanmalerei, in der Reuß zu Hohenberg ältesten Fräulein Tochter. er vier Buntmaler beschäftigte, auch noch eine Gastwirtschaft Der Bräutigam wai· geboren den 9. 4. 1794. und die Porzellanfabrik Schleiz besessen hat. Auch wird seine Frau, die Tochter des Oberförsters, einiges Geld mit Das Fräulein Braut war geboren den 21. Novbr. 1796". in die Ehe gebracht haben. Als er 1819 entsprechende Gebäulichkeiten zum Preis von Die Angelegenheit des Gesuchs nimmt nun folgenden wei500 Gulden auf der "Freundschaft", in denen eine Ala unteren Verlauf: Die Regierung des Obermainkreises in Bayfabrik betrieben worden war, erworben hatte, ist er aber reuth richtet am 3. Juli 1817 an das Kgl. Geheime Staatsgan.z sicher zur Porzellanmalerei übergegangen. Dazu beministerium des Innern in München in Sachen Hutschen- durfte er nämlich keines Privilegs, weil man die P orzellan malerei als eine freie Kunst betrachtete. reuther ein Gesuch, in dem sie die Genehm.igng warm befür(Fortsetzung folgt). 55 -


( Rr3bergel liunpkeromikiin7.Jnhrhunbert J Lange vor :P:rfindung des Porzellans, dessen Herstellung heute unserer -Gegend das Gepräge gibt, herrschte in Arzberg und anderen Orten der näheren und weiteren Umgebung ein reger Töpferbetrieb, veranlaßt durch ergiebige und zu Zwecken plastischer Formung in hohem Grade geeignete Tonlager. Dez:_ folg'ende Hinweis möchte zur weiteren Nachforschung über die Verhältnisse der alten Hafnerkeramik in Arzberg aneiferri. Seit dem 17. Jahrhundert betätigten sich besonders Mit glieder der Familie St ö h r im Töpferhandwerk. Die Stöhr sind seit 1638 in Arzberg nachweisbar. Ein Hafnermeister Georg Stöhr wurde· 1668 erster Bürgermeister, was gewiß von seinem Ansehen Zeugnis ablegt. 1719 erscheint im Beerdigungsbuch ein Glied dieser Familie als "Kunsthafner". Die Arzberger Stöhr scheinen mit den Stöhr in Regnitzlosau (Landkreis Rehau) in verwandtschaftlicher Beziehung gestanden zu haben. Jedenfalls haben sich hier wie dort Träger dieses Namens als Hafnerkeramiker h ervorgetan (s. Zeh, Zur Hafnerkeramik Oberfrankens im Arch. v. Obfr. 1914, S. 33 f.). Es bestand wahrscheinlich ein innerhalb der Familie gehütetes Fabrikationsgeheimnis. Von einem ganz besonderen Arzberger Meister hören wir in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Leider kann noch nicht gesagt werden, · welcher von den verschiedenen Stöhr, die die Kirchenbücher nennen, dieser Künstler war. Sein Meisterstück, das er 1753 machte, waren "drei überaus künstliche O«;!fen mit ·vielen kleinen Figuren _ alles bossiert, die hernach auf Regensburg geführt" wurden. "Er arbeitete das meiste aus freier Hand, ohne Form und so zart daß es ein anderer nicht abdrucken kann. Seine Söhne wis;en aber diese künstlich.e Arbeit nicht fortzusetzen." Da war also jeder Ofen ein nur einmal existierendes or.i ginal. Mehr noch erfahren wir aus dem Reisebuch des Registrators Köppe! von 1794 1 nach dem gegen Ende des 18. Jahrhunde~ts in. der Amtshauptmannschaft _ Wunsiedel zu Arzberg, Thiersheim, We1ßenstadt Je 3, zu K1rchenlamitz 6, zu Selb

und W\msi:edel je 4, zu Marktleuthen 2 Töpfer arbeiteten, für die kleinen Orte ein unverhältnismäßig große Anzahl. Köppel erzählt: "(Stöhr) verfertigt nicht nur gute Haushaltungsgeschirre, sondern auch schöne Vasen, zierliche Blumentöpfe, antike Leuchter, Oefen, die bis nach Frankfurt versendet werden. Was diesen irdenen Arbeiten einen vorzüglichen Wert gibt, das ist ihre schöne, dauerhafte Go 1 d g 1 an z glasur, mit der sie überzogen sind. Da aber der Meister seine Kunst sehr geheim hält, sie keinem seiner Gesellen mitteilt, sonach sich ganz allein damit abgibt, so kommt es auch, daß er nicht genug fördern kann und bei aller seiner Geschicklichkeit mit seinem Geheimnis arm bleibt. Würde er seine Profession ins Große treiben und fremde Messen beziehen, so dürften seine goldirdenen Töpferarbeiten dem feinsten Porzellan vorgezogen werden und als Seltenheiten außer, ordentlichen Abgang finden . Er· formt auch ganz artige Figuren, unter denen mir die Böhmischen Bauern, welche die Stelle der Leuchter vertreten, vor allen übrigen am besten gefallen haben." Es wäre schön, wenn uns außer dieser Beschreibung auch nur ein Stück Alt-Arzberger Keramik im Original überliefert worden wäre. In mehr eren Arzberger Bürgerhäusern standen bis vor kurzem noch bemalte und mit geformten Aufsätzen versehene Fayence-Oefen aus der Zeit des Rokoko-. In dem 1770 erbauten "Heringhaus" fanden sich nach Aussagen des jetzigen Besitzers allein drei derartige Oefen. Bezeichnenderweise verraten die noch erhaltenen Bruchstücke auffällige Uebereinstimmungen mit den Oefen im Schloß Röthenbach, welche sich durch die Verwendung des Schlosses als Flüchtlingsquartier in großer Gefahr hefinden. Was liegt näher, als diese Oefen einer gemeinsamen Arzberger Töpferschule zuzuschreiben. Der Detailforschung darüber bleibt hier ein dankbares Arbeitsfeld vorbehalten. Insbesondere können dabei auch Zusammenhänge mit der Creußener' Töpferschule, deren Erzeugnisse längst gesuchte Museumsstücke sind, geklärt W~J.;den . -y.

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Die Alaunhütte Von 6eorg Schönauer, ~( Hohenberg a. d. Eger Auf dem nach Schirnding zu gelegenen Gelände wo sich heute die weltbekannte Porzellanfabrik C. M. Hutschenreuther befindet, wurde bis 1814 ein Alaunwerk m it Gruben und Siederei betrieben. Da es aber ein ziemlich unrentabler Betrieb war, wechselten die .. Besitzer öfter als üblich. Zuletzt hatte es ein Fabrikant namens Schneider erworben, der u. a . einen Hohenherger Ortsbürger namens Habermann beschäftigte. (Nachkommen von ihm befinden sich heute n och unter uns.) Dieser, ein poetisch ve·r anlagt er Mensch, dem auch. das Zeichnen und Malen inneres Bedürfnis w ar, v erstand es. ausgezeichnet, den Fabrikherrn durch seine Spässe und humorvollen Kapriolen immer wieder für sich einzunehmen. Eines Tages beschloß Fabrikant Schneider, eine Reise zu unternehmen. Der Abschied vom Alaunwerk mochte ihm nicht leicht fallen. Noch schien er geneigt zu sein, allen dunklen Prophezeiungen zum Trotz das Werk zu halten. Daher ließ er, bevor er abreiste, Habermann kommen und gab ihm den Auftrag, über dem Toreingang zum Alaunwerk einen geeigneten Spruch anzu bringen. Befriedigt r eiste der Fabrikant ab. _Habermann, der humorvolle Poet, aber schrieb über den Emgang zum Werk: "Alaunhütte, Clu garstiges Tier, . _ hast ja schon umgebracht, zwei, drei, vier, jetzt hast du einen Schneider im R.achen, mit dem wirst du es auch nicht lange machen." Als bald darauf der Alaunwerkbesitzer Schneider von seiner Reise zurückkehrte, blieb er vor dem Tore stehen und betrachtete mit sehr gemischten Gefühlen den angebrachten Spruch. Habermann, der Humorvolle, wurde gerufen. In Gegenwart des Fabrikanten mußte er den Spruch übertünchen und einen vom Fabrikanten gewählten anbringen. Aber - es kam, wie Habermanns Spruch es angedeutet hatte: Fabrikant Schneider gab bald darauf die Alaunhütte zu Hohenberg auf. Carl Magnus Hutschenreuther erwarb den Grund mitsamt den do-rt stehenden Gebäuden und gründete 1814 die berühmte Porzellanfabrik gleichen Namens. (Nach m ündlichem Bericht des Altbürgermeisters Lorenz Jäckel.)

Die Os.o hwitzer Bauern sche.n kten Porzellan Wir erinnerh ·uns aus der Geschichte des Gründungsjahres der erst en deutschen Porzellanmanufaktur in Meißen: 1710. Neun Jahre spätel.' folgte die Wiener Porzellanmanufaktur und im gleichen Jahr (1719) entstand die "Fayence- und Porzellan-F abrique" in der :Markgrafenstadt Bayreuh. Von vorneh erein stand also unser Gebiet als zum Bayreuther Land gehörig im Kulturkreis des Porzellans, während vergleichsweise die Porzellanmanufaktur Nymphenburg erst 1747 und die Po-rzellanmanufaktur Berlin erst 1760 gegründet wurden. Porzellan, das "weiße Gold", war scho-n wegen der wenigen Fabrikationsstätten ein begehrter Artikel und zu Präsenten und Verehrungen bestens geeignet. Im Jahre 1752 wollten die Oschwitzer Bauern als Egerer Untertanen ihren Egerer Herren eine besondere Aufmerksamkeit erweisen, indem sie Porzellan schenkten. In Anbetracht der Seltenheit dieser Ware konnten sie nicht eine ganze Kiste voll davori besorgen, es waren ein paar erlesene Stücke für den Gebrauch der Mitglieder des Rats bestimmt: zweieinhalb Dutzend Teller, 2 Teekännchen und eine Puder- (oder Butter-?) Dose . Die Ausgaben dafür sind auf einem heute noch im Dorfarchiv Oschwitz erhaltenen Zettel säuberlich vermerkt. Da heißt es: ·. "Anno 1752 den 13. März haben wir 2 Bothen äufEger geschickt mit der Bor z a l in Sachen: 2 Dutzen thäler die kosten 3 fl. (Gulden), 1/ 2 Dutzen thäler 30 Xr, (Kreuzer) , 2 Thä Kännel 30 Xr., 1 Buder Büchßen 12 Xr. - Summa 4 fl. 12 Xr." Was kostete Porzellan im Jahre 1752 demnach im Vergleich zu unserem heutigen Geld? Zwei Dutzend Teller (gro-ße Eßteller) kamen auf 3 Gulden. 1 Gulden fränkisch galt nach 1750 etwas über 2 Mark. Allerdings war der Wert des Geldes damals höher a ls heute. Die Frage nach der Herkunft des Oschwitzer Porzellans ist wohl einfach zu beantworten . Bayreuth war . die nächste und außer Meißen, Wien und Nymphenburg die emzige iManufaktur. Von dort her brachten es die Oschwitzet- anläßlich eines Besuches in der Landeshauptstadt mit. · -x. Druck: Handelsdruckerei Arzberg

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Verantwortlich: Karl Reiß


Bestände soil durch Einbrlngung von Laubhölzern wie Berg,.. ahom, Buche, Roteiche und vennehrten Anbau von Lärche und WeymouthSkiefer in borst- u. gruppenweiser MisChung, wie schon früher im Distrikt Ludelberg begonnen, der Wiedergesundung des Waldbodens, der Erhöhung der Widerstandsfähigkeit der Bestoclrung gegen die. verschiedenen Gefährdungen durch Wind und. Sclmee, Hüttenrauch und Insekten, sowie der Waldschönheitspflege upd Landschaftsgestaltung Rechnung getragen werden. Diese Grundlagen der künftigen Bewirtschaftung und Nutzung des Stadtwaldes wurden mit den maßgebenden He_rren des Stadtrates, Bürger-

meister Reiß, Stadtbawri.eister Stöhr und Stadtrat Tröger an Ort und Stelle besprochen und vereinbart. Die letzten Generationen haben dem Stadtwald zu seiner heutigen Ausdehnung verholfen. Ein weiteres flächenmäßiges Anwachsen dürfte in nennenswertem Maß in abs;ehbarer Zeit kaum mehr in Frage kommen. Dagegen steht hinsichtlich der qualitativen Besserung der Bestockung der heutigen und der kommenden Generation ein weites Betätigungsfeld offen :· Darum "pflegt den Wald! Er ist de's Wohlstands sicherste Quelle!" H. A.

'Wiege deJ bayePiJcb~n PonellanJ (1.

Fortsetzung)

Die Entwicklung des Hauses Hutschenreuther

Wir haben uns also vorzustellen, daß Hutschenreuther von 1816, sicher aber von 1819 ab, nur noch weiß.e Ware aus den ihm nahestehenden Fabriken bezogen ha t, uin sie selbst zu dekorieren und dann zumal die benachbarten böhmischen Bäder und deren Gebiete, möglicherweise auch nach Regensburg, zur Ausfuhr in den nahen Osten, weiterzuverkaufen. Es k ann auch kein Zweifel bestehen, daß diese Art d es Geschäftsbetriebs ihren Mann ernährt 1md ihn infolgedessen auch in seiner Unternehmungslust gestärkt hat. Schon im Jahr 1819 b ' ttet er von neuem um eine Konzessionierung. Diesmal bietet er an, einen kleinen Probeofen zu err ichten, den er ohne Entschädigungsanspruch wieder abreißen wollte, falls die in ihm hergestellten Proben als unzureichend befunden · werden sollten. Aber auch dieses Gesuch wird vom Ministerium abgelehnt, weil die vorhergehende Abweisung des Gesuches unbedingt a usgesprochen wo1·den sei. Nun. mag Hutschenreut her zunächst keinen weiter en Weg gesehen haben . Erst am 26. Febr. 1822 li chtet er ein Schrei.. ben unmittelbar an die Regierung zu Bayreuth. Möglicherweise hatte das Landgericht Selb diesmal eine Vermittlung abgelehnt, weil es die Angelegenheit für aussichtslos ansah. Das Gesuch! ist gu t a ufgeba ut und zeugt in seiner Gedankenführung und in seiner Stilisierung für die Sachverständigkeit, das Zielbewußtsein und auch die Bildung des Mannes, der es verfaßt hat. Er gibt an , daß seine geschäftlichen Verbindungen mit dem Ausland es ihm er mögli chtem, Holz von dorther in ausreichender Menge zu beziehen. Seine Qualifik ation in theoretiscHer sowie praktischer Hinsicht begründet er damit, daß er der "Sohn eines Porzellanfabrikanten zu Schleiz in Sachsen" und bei diesem in allen zum Fach gehörigen Fertigkeiten gründliehst unterwiesen worden sei. Seine _Eignung gehe weiter aus den beigelegten Proben hervor; von denen er schreibt, daß. sie aus einer Masse bestünden, "deren einzelne Bestandteile ich erst aufsuchen, ihre natürlichen Eigenscliaften, ihr Verhalten und ihre gegenseitigen Einwirkungen aufeinander in dem höchsten Grade des Schmelzfeuers, und die Anwendung der verschiedenen Qualitäten derselben, behufs der. Bildung einer zweckmäßigen Komposition zu einer guten Masse, ich erst erforschen mußte; und dieser Masse keineswegs die erforderliche Reife durch Kunst und Zeit gegeben werden konnte, weil es, ·wie bereits oben . bemerkt wurde, mir an den erforderlichen· technischen Einrichtungen fehlt. In der Eingabe verspricllt er sich "den vollkomm.e nsten Beyfall, sowohl von Seiten der Kenner, als von Seiten der Käufer ... , . .. . indem sie innere Güte mit äußerer Schönheit und Dauerhaftigkeit verbinden" werden. Diese Zuversichlt gründet er auf eine neue Entdeckung, die er ganz kürzlich gemacht habe. Es handele sich um die· im Revier des Bergamts Wunsiedel (laut beigeschlossenem Attest) gemutete und eröffnete Grube ·.für Porzellanerde. Des weiteren führt Hutschenreuther aus, er werde nicht so unklug sein, mit den anderen Porzellanfabriken des Obermainkreises in Wettbewerb hinsichtlich des Absatzes treten zu wollen. Er habe sich ganz neue Absatzwege ins Ausland eröffnet, wohin keine der Inlandsfabliken liefere, und wolle hier nur die böhmischen Bäder erwähnen, "in denen mir der Debit gesichert ist." · • Er versäumt auch! nicht, die Vorteile hervorzuheben, die seiner ~sieht nach die Gewährung der Konzession für . den Staat bringen w ürde und- erwähnt als solche .die Verwertung eines ölslang völlig ungenutzten Produktes des Mineralreiches,. die Eröffnung einer ·neuen Nahrungsquelle in einer sehr dürftigen und ,;nahrungslosen" Gegend und schließlich eine "wirklich bedeutende Verm.ehruni' des Nationalreichtums", weil der Absatz ins Ausland bares Geld zurückfließen lasse. - 58

Zum Schluß weist er noch auf die seit dem Jahre 1816 betriebenen, sehr kostspieligen Vorbereitungen hin und auf die Vermögenseinbuße, die ihm erwachsen müßte, falls die Konzession verweigert würde. Diese Eingabe zeigt am Schluß die eigenhändige und früheste bekannte Unterschrift von Carl Magnus Hutschenreuther. Das Landgericht Selb befürwortete auf Nachfrage hin das Gesuch, indem es d ie Vortrefflichkeit der Proben, die vorteilhafte Lö.sung des Holzbezugs aus den Liebensteiner Waldungen in Böhmen und die volkswirtschaftlichen Vorteile des Unternehmens hervorhob. Eine Bestätigung vom Wirtschaftsamt des Kronlehensgutes Liebenstein im Königreich Böhmen über vereinbarten Holzbezug von beiläufig 150 bis 170 Klaftern je Jahr war dem Gesuch angeschlossen. Bei den Proben handelte es sich um einen ungarischen eingesetzten Tabakskopf und einen bauchigen Pfeifenstummel mit Goldverzierung. · · Die Regierung zu Bayreuth forderte am 12. März 1822 das Bergamt Wunsiedel zur gutaclrtlichen Aeußerung auf. Das Gutachten sollte sich betiehen auf die Beschaffenheit des Tonmaterials, die Güte der mitübersandten Proben, sowie auf die von den Eisenfabrikanten geäußerten Besorgnisse wegen einer Beeinträchtigung der verfügbaren Holzvorräte. Das ausführliche Gutachten des Bergamts wurde am 18. 4. 1822 erstattet und zählt zunächst die Gründe auf, weshalb die Konzession bisher verweigert wurde. An erster Stelle erscheinen hier Einwendungen von vier Eisenhütten, dann folgen die Bedenken des KgL Forstamts wegen Holzr:dangels und schließlich tauehrt die Besorgnis der Kgl. Porzeijanmanufaktur wegen drohender Absatzverringerung auf. Das Bergamt bemerkte dann, daß die Domänenforsten auch Holz ins Ausland, zum Beispiel nach Asch und Eger, lieferten, was beweise, daß der Einschlag m ehr abwerfe, als ·man im . Inland verbrauchen könne. Immerhin könne man sich zur Beruhigung der Hammerwerksbesitzer von Hutschenreuther die schriftliche . Zusicherung geben lassen, daß die von ihm zu errichtende Porzellanfabrik ihren Holzbedarf auch in Zukunft niemals aus den benachbarten Waldungen decken werde. Außerdem ·s chlägt das Bergamt vor Hutschenreuther zuzumuten, seinen "Brennofen weder zu 'vergrößern noch zu vervielfältigen." Hinsichtlich der vorgelegten Porzellanproben ist das Bergamt der Meinung, daß sie noch nicht einwandfrei seien, "die künftigen können es jedoch werden, wo nicht, so würde dies nur d~m Fabrikanten schaden." Die Ministerialentschließung vom 7. November 1822 erteilt die nachgesuchte Konzession und zwar ohne ausdrückliche Eins~änkung.

Mit der Erlangung der Konzession, der Errichtung des Brennofens und allem, was dazu gehört, hatte. Carl Magnus die Schwierigkeiten keineswegs überwunden. Am 6. Dezbr. 1826 richtete er ein Gesuch an das Innenministerium um Un'terstützung aus dem für solche Zweclre vorhandenen Fonds "zwecks besserem Betrieb seiner Fabrique". Er gibt an, daß er seinen Betrieb auf 50 Arbeiter erweitern müsse, weil die wachsende Nachfrage Betriebsvergrößerung verlange. Er bittet um einen "einstweiligen unverzinslichen Vorschuß von 3 bis 40.00 fl.", der ratenweise zurückbezahlt werden solle. Zur näheren Begründung fügte er an, daß die Vorbereitungen große Summen ·verschlungen hätten und daß Verluste entstanden seien infolge "Verunglückens mehrerer Porzellanbrände". Wiederum wird eine Fabrikationsprobe beigefügt und wiederum wird in Aussiebt gestellt, daß' die Fabrikation künftig besser ausfallen werde. ·-


aber gab es natürlleh nicht, und w ährend heut zutage die Das Landgericht Selb fügt ein Attest bei, in dem der derzeitige Schätzungswert des Hauses auf der Freundschaft mit Stärke der oberfränkischen und oberpfälzischen Porzellan industrie gerade auf dem seit Generationen geschulten Arfl. 2953 ·angegeben .wird. (Hutschenreuther hatte es bekanntlich für fL 500 erstanden.) Weiterhin wird erwähnt, daß beiterstamm beruht, mußte einer mit. der Schulung dieser Hutschenreuther außer Pfeifenköpfen und -stummeln auch Spezialisten beginnen. Und der Mann, de,m diese Aufgabe Türkenbecher, Milchtöpfe und -kannen herstellte: Daneben vom Schick!sal bestimmt war, war eben Carl M'agnus, der ist auch die Rede von Kaffee- und Teegeschirr, doch ohne auch in dieser Hinsicht einen sehr schweren Weg zu gehen nähere Angaben. Der Wert der. Vorräte wird auf fl. 1400, der hatte. Ein bezeichnendes Licht fällt auf diese seine Aufgabe durch eine Stelle in den Akten aus dem Jahr 1838). Damals Betrai der Außenstände auf fl. 100 geschätzt. Hutschenberichtet nämlich das Landgeliebt Selb von einem Porzellanreuther bietet auch seine Tongrube als Sicherheitspfand an. Auch in dieser Eingabe beruft er sich darauf, daß er eine maler Christian Reuß, der für seinen Schwager, C. M. Hutbesonders geeignete Porzellanerde in hiesiger ~gend erstmals persönlich .,ausgemittelt" habe. Die Uebelstände, an denen sein Unternehmen leide, seien der zu kleine Brennofen und das zu wepig geschulte Hilfspersonal. Beidem ließe sich nur durch neues Betriebskapital abhelfen. Das Ministerium des Innern lehnt das Unterstützungsgesuch am 8. 3. 1827 vorläufig ab; zu gelegener Zeit könnte es wiederholt werden. Vorläufig habe man durch die Gestaltung des Zolltarifs den Interessen der Porzellanfabrikanten hinreichend Rechnung getragen. (Es handelte sich darum, daß man den Ausfuhrzoll auf Porzellan stark abgebaut hatte). Der hier nach den Akten geschilderte Vorgang zeigt, mit welchen Schwierigkeiten Hutschenreuther im ersten Jahrzehnt der selbständigen Porzellanfabrikation zu kämpfen hatte. Aus der oben schon erwähnten Erhebung über den Stand der Gewerbe geht hervor, daß er damals mit neun Arbeitern eine Jahresproduktion von achtzig Zentnern Ware fabrizierte und damit bei weitem die kleinste der sechs Porzellanfabriken des Obermalnkreises betrieb. Er unterschied sich von den meisten anderen vorteilhaft nur dadurch, daß er das Rohmaterial ausschließlich Tella csicht der Stadt Hohenber g an der Eger aus dem eigenen Lande bezog. Diese Produktion war natürlich viel zu klein, wenn er seine schenreuther, tätig sei, in neuerer Zeit aber auch auf · eigne Kundschaft zufriedenstellen und einen Verdienst erübrigen Rechnung arbeite. Diese Notiz ist aber nicht nur in dem wollte. Aber er ging in dieser Zeit der offenbaren Not, in der Sinne beaChtlich, in dem sie hier angeführt worden ist, soner sich sogar auf dieNotwendigkeit der Ernährung einer zahl- dern sie vermag wohl unmittelbar zu zeigen, daß im Jahre reichen Familie berufen mußte, nicht den Weg, sich einen 1838 Hutschenreuther über die größten Schwierigkeiten hinprivaten Geldgeber zu suchen, sondern war vor allem be- weg war. Er wird nicht nur seinen eigenen Sehwager angestrebt, seine wirtschaftliche Unabhängigkeit zu erhalten. lernt haben, s<;>ndern manchen Brenner und Maler. Daß aber Im Jahre 1830 war Hutschenreuther der Sorgen und nun der eigene Schwager seinerseits bereits eine eigene PorSchwierigkeiten noch nicht Herr geworden, und wieder zellanmalerei betreiben konnte, weist darauf hin, daß die wandte er sich mit einem Gesuch an den König von Bayern. Fabrik ihm genug Weißware zu liefern vermochte. Die FaWegen Mangels an Betriebskapital könne sich die wohltätige brikation war also so gestaltet worden, daß man weder den Wirkung seines Unternehmens für die arme Grenzgegend Wettbewerb dieses Schwagers zu fürchten, noch mit der Lienicht voll entfalten. Wohl habe er große Bestellungen aus ferung von Weißware zu knausern brauchte. Zwischen 1830 Böhmen und Sachsen, aber er könne nicht genug Porzellan und 1838 ist zum mindesten der neue größere Ofen gebaut erzeugen, um diese Bestellungen auszuführen. Er bittet dies- worden und in dieser Zeit mag die Fabrik die Entwicklung mal jedoch nicht um ein Darlehen, sondern um die Zuweisung zum Zwei-Oefen-System genommen haben. von jährlich 130 Klaftern SCheitholz und 50 Klaftern Stöcke Diese letzte Periode der Tätigkeit des unermüdlichen und mit "jedesmaliger jährlicher Zahlungsnachsicht gleich den durch nichts zu entmutigenden Mannes war endlich die des Eis&nfabrlken". Dieses Gesuch wird bereits von der Regierung des Obermainkreises, Kammer der Finanzen, unterm Vollen Erfolges. Aber er k:onnte sieh ihrer nur sieben Jahre 20. März 1830 ablehnend beschieden, da die nachgesuchte iäng erfreuen, während die Jahre des Kampfes und der Un.,Vergünstigung nur den alten Eisenfabriken zugestanden gewißheit, die Jahre der Sorge und vielleicht auch der Entwurde und eine dergleichen Avancierung den Verwaltungs- behrung vierundzwanzig zählten! grundsätzen durchaus entgegen ist." Es gibt zwei Daten, d·i e nach außen hin deutlich vom Der Sinn dieses Gesuehes kann nicht zweifelhaft sein: Der schließliehen Erfolg in der zweiten Hälfte der drefßiger Jahre absterbenden Industrie der Eisenhämmer war in bezug auf zeugen: das Wiederhervortreten des Kaufmanns Christfan die Holzlieferungen eine Vergünstigung zugestanden worden, Aecker, der nun in Hohenberg wohnhaft ist, im Jahre 1836, die Carl Magnus als für sein .neuentstehendes Unternehmen und die Gründung einer K rankenkasse zum Wohle der Arals recht und billig ansehen mußte. Es schien ihm deshalb beiter durch: Carl Magnus im Jahre 1837. Das erstgenannte aussichtsreicher, um verbilligten Holzbezug einzugeben, an- Ereignis bedarf, da es für den Charakter des Hohenherger statt neuerlich um Darlehen zu bitten. Daß er jetzt um insUnternehmens als Stammfabrik und f ür die Geschichte der gesamt 200 Klafter, einschl. der Wurzelstöck<e, bittet, mag Porzellanfabrikation in Arzberg wichtig ist, einer etwas breidafür zeugen, daß es ihm inzwisChen gelungen war, die Zahl teren Darlegung. Aecker macht im genannten Jahr ein Geder Brände zu erhöhen, vielleicht weil er seine Mitarbeiter such um die Genehmigung einer Porzellan- und Steingut in der Zwischenzeit entsprechend gesehult hatte. Es . ist hier fabrik. Carl Magnus sprieht sich, wie nicht anders zu erwaram Platz, noch nachdrückliehst darauf hinzuweisen, daß Carl ten, gegen die Genehmigung dieses Gesuches aus. Er wandte Magnus ja au~ in den ersten Jahren seine Arbeiter heran- ein, daß für eine weitere Fabrik kein Holz vorhanden sein bilden mußte. Die Einwohner von Hohenberg hatten sich seit könne, denn bei einem schwunghaften Betrieb einer ausalters mit Ackerbau, Holzwirtschaft und Weberei beschäftigt; reichend großen F'a brik brauch;e man mindestens 800 b is einige mochten auch in den benaChbarten Eisenwerken tätig 1000 Klafter. (Fortsetzung folgt.) sein. Irgendwie geschulte Kräft~ für die Porzellanfabrtkation 59 -


. S~i~ngewehr von der W.and. herume1: und haut und sticht iJ!ll sich he11,1m, daß es Scherben und Spreißel gab. Ruhe gab Paul nicht, bis er ·ihn zum Zimmer hinaus auf den Estrich · getrieben hatte, in den dortstehenden Kamin hinein. Ungläubig, aber gar nicht zum Lachen, härte ich mir die Geschichte an. Der Ernst, mit dem Paul sein Abenteuer vortrug und der zu jener Zeit noch grassierende AbergLaube, gingen auch an mir nicht spurlos vorbei. Als mich aber Paul dann in sein Zimmer führte und ich mir vormachen ließ, wie er dem Bösen zu Leibe gegangen sein wollte, ging mir nicht reC!ht ein, wie dabei die Bettstatt so zerhackt wurde, das Federbett aber unbesch.ä digt geblieben war. Ebenso wie es möglich war, daß die ganze weibliche Herrlichkeit in Scherben und Fetzen gegangen und nur sein Bild in de1· Mitte heil geblieben war. Genauso wunderlich wa:r es, daß die Reste auf der Zudecke liegen geblieben waren, während er wieder reingeschlüpft sein wollte. Dann fragte ich ihn, ob er

ffobenberg 3. Fortsetzung

denn nächteris wiedei· it~ . ~eine Kq11m1er re inging. Du mat:he er sich gar nichts dl'aus, dafür habe er ja sein Seitengewehr, gab er mir zu verstehen. Nun bekam ich aber doch wieder Respekt vor Faul und ich nahm mh· vor, wenn ich im Frühjahr bei der Musterung gezogen würde, auch so ein tap ferer Soldat zu werden. Um die F-aschingszeit erzählt e er mir aber dahn im Vertrauen, daß er seit der Erscheinungsnacht nur noch am Tage sein Zimmer betreten habe. Nachts war er bei der Maria, der Köchin vom Schloß. Dieses Verhältnis kam der Herrschaft um die Zeit der ·Heuernte zu Ohren. Da mußten Faul und Mlaria das Schloß Knall und Fall verlassen. Der Abschied der beiden war aber gJa•r nicht traurig. Jetzt erst bekannte sich Faul stolz zu seiner Liebe. Sie gingen in die Oberpfalz, der Heimat Mariens, verheirateten sich, um danach nach Sachsen überzusiedeln. · e. k .

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Die Entwicklung des Hauses Hutschenreuther

Zugleich kann ich dem p. Burkhardt bezeugen, daß er Man wird diese ablehnende Haltung gut verstehen könvermöge seines Verdienstes eine Familie ernähren kann. nen, denn, wenn jetzt auch andere sich in der Lage glaubten, Porzellanfabriken errichten zu können, dann konnte das Selbst in Kr!ankheitsfälle1i ist derselbe durch die unter nur darauf beruhen, daß sie von Carl Magnus gelernt hatten meinen Fabriksarbeitern bestehende Kranken-Unterstütund sich auch die Dienste von Arbeitern sichern wollten, die zungs- und Beerdigungs-Kasse vor Mangel u . Verarmung er herangebildet hatte. · Vielleicht war der nach Hohenberg geschützt. übergesiedelte Kaufmann Äck!er inzwischen auch. Händler Hohenberg, den 18. Januar 1840. und Großabnehmer für Porzellan geworden. Er ließ sich durch die Ablehnung seines Gesuches nicht entmutigen, sonppa. C M Hutschenreuther dern machte am 11. August 1837 eine neue E ingabe, um die (Fabriksiegel) L Hutschenreuther Erlaubnis zu erhalten, in Schdrnding ei ne Fabrik zU: errich.Der vierte Zeitabschnitt, 1838-1845, wird eingeleitet durch ten. Er gelobte dabei, bestehenden Fabriken keine Konkurden Bau einer größerEn Massemühle, zu deren Betrieb die renz zu machen, sondern ausschließlich Gegenstände für die Wasserkraft der Eger benutzt werden mußte. W:egen dieses Ausfuhr nach Amerika, Itia;}!En, in die Türkei und in die Plans geri-et C. M. in einen hartnäckigen Streit mit Moritz Schweiz herzustellen. - Diese Länder dürften also Märkte Hartung, dem Besitzer der flußaufwärts gelegenen Königsgewesen sein, mit denen er bereits zu tun hatte. - Äcker mühle. Hartung hatte in dieser Mühle eine Stahlfabrik einwurde schließlich mit RegierungsEntschließung vom 22. Mai gerichtet und machte geltend, dlaß der Plan Hutschenreuthers, 1838 aufgefordert, Brennversuche mit Torf und Kohle zu der den Einbau eines Stauwerks in den Egerfluß vorsah, sein machen. ·werk bei Auftre ten von Hochwasser oder · Eisfahrt durch Aus einer Beschwerde Hutschenreuthers ist zu ersehen, Rückstauung gefährden müsse. Er erhebt dabei auch den daß Äcker ohne Konzession im Jahre 1838 zwei Werkführer, Vorwurf: "Hutschenreuther hat ein Nivellement des Eger" drei Porzellandreher - darunter einen a us Küps -, sechs flusses veranstaltet, bei welchem seine Herrn Söhne mitwirkPorzellanmaler und sechs Lehrlinge beschäftigte. Mit diesen Angaben wird der Charakter der Betätigung Ackers ziemlich ten, dlas augenscheinlich falsch ist" . Damit finden zum erstenmal die erwachsenen Söhne (Friedklar; et· wird seit längerer Zeit eine Porzellanmalerei betrierich Lorenz und Christian) in einem Aktenstück' Erwähnung. ben haben und Wlar nun dabei, diese stillschweigend zu 'einer Fabrik auszubauen. Jedenfalls wurde am 16. März 1838 ein Der Streit fand Niederschlag in einem recht umfassenden Probebrand veranstaltet, bei dem zirka 3600 Stücke aus PorAktenband , aber schließlich erteilte die Kreisregierung doch · zeUan und Steingut gebrannt wurden, unter Aufwendung von die nachgesuchte Bauerlaubnis. Gegen diesen Entscheid 20 Zentnern und 30 Pfund Braunkohle und 17,5 Ztrn. Torf. w1andte sich Hartung besch,werdeführend an den König. Hut2 Die Kosten dieses Brandes werden mit 15 n. 51 /Jkr. angegesclienreuther verlangte Einsicht in diese Eingabe, um dann ben. Die Kosten der Holzfeuerung betrugen für das gleiche am 31. Januar 1841 ebenfalls ein Gesuch. an den König zu Quantum beim Vergleichsbrand 24. fl. 411 /~ kr. richten. De r Inhalt dieses Gesuches ist so beachtlich, daß Das ist offenbar der erste Brand mit Kohlenfeuerung, einiges wesentliche aus ihm hier wiedergegeben werden wenn nicht in .Deutschland überhaupt, dann sicherlich im muß. In ihm heißt es unter 'anderem: Die ihm. in Hohenberg Obermainkreis gewesen. Äcker machte nun ein Gesuch, in bisher zur Verfügung gestellte und auf kündbaren.' Pacht~ Arzberg eine Fabrik errichten zu dürfen. Die Konzession davertrag überlassene Wasserkraft sei unzureichend und es bezu wurde ihm am 16. Juli 1839 erteilt unter der ausdrücklstehe keine Möglichkeit, sie zu ve1·stärken. Inzwischen habe lichen Bedingung und Voraussetzung, daß diese Fabrik ledigsich aber die Zahl der von ihm beschäftigten Arbeiter auf 50 lich mit Torf-, Stein- und Bra unkohlenfeuerung betrieben bis 60 erhöht, die wegen eingetretenen Wassermlangels "scl)on werde. Diese F'a brik hat im Jahre 1884 Carl Au ver a, ein seit drei Monaten größtenteils feyern müssen ". Deshalb sei Enkel von Carl Magnus, übernommen. Im Jahre 1918 ging die nachgesuchte Massemühle an der Eger eine Lebensfrage sie in den Besitz der Aktiengesellschaft C. M. Hutschenfür die Fabrik, ihn selbst, seine große Familie und die vielen . l'euther über. Wie Carl Auvera, so haben auch seine VorArbeiter. - "Ich liefere", so fährt er fort- "aus inländischen gänger in Arzberg Pfeifen hergestellt. Auch heute noch widrohen Produkten ein Porzellan, das keinem mideren in met sich die Fabrik u. a. dieser Spezialerzeugung. Die MoDeutschland an Güte und Feinheit nachsteht, beziehe den Erlös dafür beinah ganz vom Auslande, es w erden zugleich. viele delle sind seinerzeit von Hohenberg übernommen worden, fleißige Arbeiter mit ihren Familien ernährt, und ich produdas selbst seitdem diesen althergebrachten Artikel nicht mehr ziere in nationalwirtschaftlicher Hinsicht ein nicht unbedeu-· erzeugte. tendes Rein einkommen." - Die Hartung'sche Stahlfabrik sei In bezug auf die "Kranken-Unterstützungs- und Beerdidagegen "ein schon in seinem Entstehen nicht begründetes gungskasse" ist ein interes~antes Dokument erhalten, das und bald darauf wieder gesch.e itertes Projekt von an sich sich im Besitz von Herrn H. Matthes in Hohenberg befindet sehr geringem Belang". Hartung, ein ehemaliger Geistlicher, und das von Lorenz Hutschenreuther im Jahre 1840 als Probesitze auch nicht die Qualifikation zum Stahlfablikanten. kurist der Firma gezeichnet ist. Das SChriftstück lautet: Die schließliehe Entscheidung ging dahin, daß die geneh"Inhaber dieses, Otto Burkhardt, Porzellan- Maler aus migte Stellungnahme der Kreisregierung "als vollkommen Ebersdorf bei Ludwigstadt, ist seit dem Jahre 1831 in meibegründet zu erachten" sei, nur solle die Frage der Kostenner Fabrik als M.aler besclläftigt. Derselbe hat während verteilung noch einmal gewürdigt werden. dieser Zeit, einen sehr fleißigen, treuen und besonders moralischen Lebenswandel an den Tag gelegt. Seine dabey · Dieser Streit um die W:asserkraft der Eger stellt die letzte Tätigkeit Hutschenreuthers dar, die aktenmäßigen Niederverbundene Brauchbarkeit veranlaßt mich, ihm hiemit die Versicherung zu ertheilen, daß er Zeit seines Lebens Beschlag gefunden hat. Leider sind die inter})ten' Fabrikak ten schäftigung bey mir finden soll. · aus seiner Zeit nicht erhalten geblieben und ohne die Akt en 63-


des Staatsarchivs urtd ohne F'!i.millettforschungoo tmd -erin- Geauch ergibt ill.ch, daß s~fu.. Geschäftstmteil; den e1~ . auß ~ nerungen '\vürde man für diea& PeriOde der GtiL11dung und · Hohenherger Unternehm&n herauszuziehen ~bsithtigte, von des ersten Erfolges überha.upt ka um Anhalte haben gewinibm. mit 80 000 Gulde11 bewertet wtu·de ui].ii . daß er dieSE;!!! nen können. · · Aber jene Streitakten sind aufschhtßreich Vermögen schuldenfrei besaß. Die Fabrik, · die zur. Zeit 200 gen:ug, zeigen sie doch, daß Hutschenreuther inzwischen die · Arbeiter besChäftige, gehöre zu zwei D1ittel seit dem Ab::Gefolgscha:ft .'vori 50 . Leuten, die er für die Rentabilität des leben seines Vaters der noch lebenden Mutter und -den- (}$- . Unternehmens· a ls notwendig gehalten hatte, wirklich erreicl}t schwistern . ObgleiCh er als, alleiniger Betriebsführer fungiere, ·. I:Jatte. Es k.anQ, auch.· kein 'Zweifel darüber bestehen, daß er werde ihm doch von den Miteigentümem zuviel hineingeredet, :: sein Pr.odukt ib berechtigtem Stolz richtig .schildert, wenn er weshalb er den Wunsch liabe, ·sich selbständig zu maChen. • v:ori ihm ~ . ·sag:j:, ·®.ß es keinem anderen in Deutschland nachAngesichts des ständig steigenden Bedarfs an Luxusware· sei stehe~ Äuch ~:was ~r·· über das Abs:;~tzgebiet vorl;Jringt, wir.d eine Beeinträchtigung der -alten Fabrik durch das neuzugriln- . den :T atsaclleh'/ entspi·eCh:en, C:w eun :man auch~· nicht vergessen dende Unternehmen in k~iner Weise zu befiirehten. darl,;~daß fü.r die därrv.iH.ge Ze.it .·nu~: das K.ö_riigreich· Bayern · Wir erinnern uns, daß 1841 die Zahl fünfzig . de~: Gefolg- . Inland; . alles:- ß'll:de~:e aber, e insc:l4ießlich der and.~ren deut-: sdwn' S,taatea; •:Ausland \Viin·, In · Qberschläglicher Berechnung seha~t erreicht und überschr itten war; sechiehn 'Jahre später wird ' rrian ~· annehmen köm1en, daß Hutschenreuther damals zählt das Unternehmen schon rund 200 Mit-arbeiter. · Wahr- · lieh eine erstaunliche Entwicklung , die eindringlich zeigt, rund 4-30 Zentner oder 22 1/ 2 Tonnen Ware im Jahr produwie weitsichtig C. M. HutsChenreuther bei seinen Plänen und zierte. -ner Fortschritt gegenüber dem Jahr 1827 ist groß, Unternehmungen gewesen ist und wie sehr ihm gerade der zumal wenn man bedenkt, wie mannigfaltig die Schwierigkeiten ·gewesen sind, die er zu überwinden gehabt hatte. Erfolg naCh seinem TOd noch recht gegeben hat. Ueber die Art der Produktion verlautet nichts, aber es ist Noch erstaunlicher ist die Angabe, die ·Lorenz Hutschenanzunehmen, daß sie im wesentlichen noch aus Pfeifenreuther über die Höhe seines Drittelanteils an der HohengesChirr, Türkenbechern und erst in zweiter Linie aus Kaffeeberger Fabrik maCht. NaCh diesen Anl?)Rben beziffert sieh und Teeservicen bestand. Der Wert dieser Produktion muß der Wert des ganzen Hohen·berger Unternehmens im Jahre verhältnismäßig hoch gewesen 1857 auf 240 000 fl. Das sind sein, wie sich später ergeben nach heutigem Gelde nlllP wird. Der damals Siebenund404 000 DM, wobei allerdings vierzigjährige war auf der zu berücksiChtigen ist, daß die , Höhe seiner geistigen LeiKaufkraft der · 240 000 fl. eine stungsfähigkeit, wenn er vielunvergleichlich . höhere war. leicht auCh i n den Jahren seiDieses Vermögen : ist in der :nes Ringens seiner Gesundheit. vierten und fünften Periode . :zuviel zugetraut hatte, wie der des Unternehmens, also seit ' verhältnismäßig frühe Tod. als 1838, in . einem Zeitraum von Einundfünfzigjähriger am 10. noch riicht 20 ·Jahren erworben November 1845 vermuten läßt. w orden. . . ··<··· Der Sohn Lorenz HutsChenAn Hand eines· Preis-Cou;; rants. (jedenfalls vom Jahre ' reuther hatte schon zu Lebzei:tl_{ ' ten "'des' Vaters das Bestreben 1850) sind folgende Fabrikagezeigt, sieh . wirtschaftlich tionsgegenstände festzustellen. : · möglich~t unabhängig zu maKaffee- und Teeservice, De• · Chen. So machte er im Frühjeuners, Tassen aller .· Art, jahr 1843 ein GesuCh, in dem Töpfe und Kannen, 1\lfineraler um die Genehmigung von wasserbecher, Punsehbecher, :H_ai\delsp.ssoziaHonen sowohl alle Bestandteile eines Tafelnüt seinem Vater, wie auch services einschl. von Buttermit s~iner Schwiegermutter, ~ . büehsen und Senfterrlnen, ' · MOstrichlöffel und · ,Eierbecher. · ·der . . Schnittwarenhändlerin ' wilh~lmine Heßner in AltenFerner: . Kuchen- ·oder Brott>;gr.g · bi_ttet. Nur diese letzte " Ji;.örbe, FruChtkÖrbe, FruchtAssoziation · ist genehmigungssChalen, Tafelaufsätze, ·. Caba- . \ . pflichtig gewesen, weil sie im retts, Plateaux und- alle Be<~.•. ,' 'Auslande ausgeübt wurde; die . standteile von Wasch:garnitu. ..... ·Er){!Ubnis · wurde . aber ohne SChreibzeuge; r en. Weiter: weiteres erteilt. Beim Tode des .Leuchter, Aschenbecher, Weih~. ,. Vaters wurde aber nicht diekessel, Schmuckhalter, Bier.se!-:: ser"' Sohn, der, _die Unternehdel mit Goldrändern und Beschlag, Blumenvasen, Flacons, mungslust un.d ·den SchaffensPorträt von Christfan Hutschenreuther drang des Vaters geerbt hatte, .. Badepuppen deko:riert;, Pup~ Leiter des Unternehmens, sondern das Testament übertrug penköpfe dekoriert, Kinderköpfe, Kr!abenköpfe, Beine und Arme. SChießlieh noch Eiermenagen, VisitenkartEmkörbe und diese Funktion der überlebenden Gattin Johanna Hutschenrtmtlier, geborenen Reuß. Der Verstorbene soll von ihr in sei- Visitenkartenhalt.er, Zigarrenkörbehen, Löffelkörbchen, Nanem Testament in großer Verehrung und voll Anerkennung delhalter, Kindertassen und- .Kiilderservice. . ·. . über ihre Tatkraft, Klui,theit und Umsieht gesprochen haben. Man sieht also, daß die Fabrik damals .alles, was überSie muß die gleiChe Tatkraft und die gleiche Ausdauer beseshaupt aus Porzellan liergestellt würde, fabrizierte · und sen haben wie ihr Mann selbst und so wird man einen beSpezialisierung auf Geschirr noch in keiaer Weise s-t attträchtlichen Teil des Erfolges der Hohenherger Gründung gefunden hatte. Lediglich der Artikel, der beim Beginn des auch Johanna Reuß zuzuschieiben haben. Unternehmens e!n~ . :'sO;. große Bedeutung gehabt l}at, das Sich,er .ist, daß · sie siCh. bei dem großen Unglück, welches Pfeifengeschirr, find.e t si~ picht mehr im Preis-Courant. die Fabrik im Jahre 1848 traf, ebenso gefaßt wie tatkräftig Die meisten diesei Gegenstände waren mehr oder minder · gezeigt hat. Ein beträchtliCher Teil der Fabrik wurde nämreichJ reliefierl oder sonstwie plastisch gestaltet, viele auch lich dur$ Feuersbrunst eingeäsChert, ohne daß eine VersiChedurehbroehen. Farpige Dekoration ist im Rreis-Courant nur rung mögliCh gewesen wäre. Trotzdem wurde sofort zum in Form von Goldrändern · dort angegeben, wo sie in der Wdederau:fQau geschritten, der zw~ifellos auCh eine Verbesseobenstehenden Aufstellui\E erwähnt ist. rung der Produktionsanlage bedeutete. Es existiert eine AbEs ist vieileicht"damal:s. in der Fabrik nur w~nig Ware l>ilqUI\g der Fabrikanlage aus dem Jahr 1849, die deutlich dekoriert worden, weil man die Eigenart der Ware vorwie~ ~rk~nnen läßt, daß es sich um einen reCht ansehnlichen Gegend in der ·Form lind vor allen Dingen in der Rellefierung päudeko;nplex handelt und daß die Fabrik mindestens und der plastischen · Gestaltung suchte, · eine Gestaltung, dfe · zwei, wenn nicht bereits drei Oefen aufwies. D~se Oefen einer naChträgliehen farbigen Ausstattung ebenso viel Anreiz \Verden · allerdings wesentlich kleiner gewesen sein, als sie später in de~ PorzellangesChirrindustrie üblich geworden. wie Spielraum bot. · ·Wahrscheinlich widerstrebte es dem Zeitgeschmack, diese Schn:iückung allzu unifonn zu gestiilt"en, _ sind. wie man ja · auCh mechanisChe Umdruckverfahren ·damals -· Der fünfte .ZeitabsChnitt in. der GeschiChte der Fabrik ist noch . nicht anwendete. - Weil der Verbrauchel; haiidgen1a:lte .. am. zwecltmäßigs~en so abzuteilen, dtaß er mit dem Tode von Stücke individueller Prägung .zu schätzen wußte und vor;zog, Ct:~rl ~gnus beginnt Wld mit dem Ausscheiden von Lorenz mag es die Fabrik für j~ünstig angesehen haben, die weiße endet . .Die Entwick\lung·; die das Unternepmen in dieser fünfWare im wesenVichen . zuir Dekorierun,g ..der : ~u!lst unci der ·· ten Perl~e geriommen hat, tritt .e indeutig vor Augen, wenn Erfindtmgsgabe selbständiger oder . dochi har:bselbständiger .. män ·das Gesuch: durchliest, das Lorenz .. am 11. Jrebruar 1857 ~. (Fortsetzung folgt). : · Mlalereien zu überlassen:.-· umVerleihung der·Koiizession zur Errichtung einer "Porcellaii!.fabrik" in der Stadt Selb eingereicht hat. Aus diesem Druck : Handelsdruckerei Arzberg - Verantwortlich , Karl Reiß

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1-{)iege derJ /1ayei4JciJ;en 'Pcn~i!ella~tJ :

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Fortsetzung.)

Die Entwicklung des Hauses Hutschenreuther

Von diesen Ueberlegt Ulgen he1· fäll t ein besonderes Licht auf die Tatsache, daß der Schwager Christian Reuß sich so frühzeitig als Maler selbständig machen konnte und daß offenbar auch Christian Äcker lange vor 1339 eine Porzellanmalerei in Hohenberg betrieben hat. Damit in Einklang würde stehen, daß auch der Verbraucher ein ganz besonderes Verhältnis zu der edlen Wm·e gehabt hat und de1· Auffassung war, daß jede individuelle Gestalt ung des Dekors d en Wert der Ware wesentlich erhöhte. Von diesen Erwägungen aus ist auch zu verstehen, warum eine Umfra ge der Regierung von· Oberfranken im Jahre 1838 bezüglich der Behandlung der Porzellanmalerei gemäß Gev.rerbegesetz vom 11. September 1825, Artikel 8, Ziffer 1, die von den zuständigen Landgelichten erteilte Antwort ergibt: "Die allgemeine Uebung geht dahin, daß die Porzellamr.alerei als fr-eie Kunst oder freie En•terbsart betrach:tet werde, für die bisher höchs tens ein Lizenzschein erteilt worden sei, die man aber n icht als konzessionspf~ichti g ansehe." Man wird den Jahreswert der Erzeugung auf 125 000 fl. schätzen dürfen. Die Multiplizierung mit einer noch höheren Zahl dürfte sich wegen des gelingeren Preises der zweiten Wahl jedenfalls nicht empfehlen. . Angesichts dieses Umsatzwertes, der sich natürlich seit 1838 erst ganz allmählich entwick-elt hatte, ist es nicht mehr so erstaunlich, daß · der Wert der Fabrik mit 240 000 fl. angegeben wird. Er ist damit nur doppelt so hoch· als der Jahresumsatz oder, anders ausgedrückt, da·s Kapital wurde in zwei Jahren einmal umgesetzt. Das aber ist angesichts der Tatsache, daß sich auch heute noch das Kapital viele1· Porzellanfabriken hänfiig im Jahr nur einmal umsetzt, durchaus glaubhaft. Man könnte leicht vermuten, daß die Porzellanmanufaktur von C. M. Hutschenreuther seit dem Brande von 1848 von keinem schw ereren Rlick'schla;,;e hätte betroffen werden kön!H~n . als ihn das Ausscheiden von Lorenz Hutscl1enreuther und die Gründung einer neuen Fabrik in dem benachbarten Selb bedeutete. Der selbstwillige und vorwärtsstrebende 1\:funn nahm mit sich den Namen und die Erfahrung, nahm mit sich ein Drittel des Kapitals und sicherlich sehr gute Beziehungen zu der Kundschaft, nicht zuletzt auch geschulte Arbeiter . Aber allem Anschein nach h:!t diese Trennung; welche die Stammfabrik in schwere Besorgnisse bringen m1,.1ßte, sich kaum störend ausgewirkt. Zwar ist nach seinem Ausscheiden die Entwicklung von · C. M. Hutschenreuther nicht mehr in dem 'I'emno vorangeschlitten, wie das in dem Zeitraum 1838 bis 1857 der Fall war. Aber das war keine Folge der Trennung, sondern eine ganz bewußte geschäftliche Haltung. Ein recht unverfängliches Urteil über die Fabrik Ist aus dem Jahre 1872 vorhanden und befindet sich ebenfalls im Staatsarchiv zu Bamberg. Am · 18. Juli 1872 berichtet nämlich der Regierungspräsident Freiherr von LerchenfeLd e über eine Inspektionsr eise, die er in seinem Kreis unternommen hat. In diesem Bericht heißt es: "In Hohenberg besichtigten wir zunächst die großartige Hutschenreuthersehe Porzellanfabrik, ln welcher zur Zeit 280 Arbeiter beschäftigt sind. Es werden 12 000 verschiedene Nummern großenteils gemalt und verziert gefertigt, bis zu walu·en Kunstprodukten. Die Fabrik wird gegenwärtig erweitert. - Eine Krankenkasse besteht seit längerer Zelt, heuer kam auch eine Pensionskasse zu Stand, zu welcher die Fabrik ein Dr ittel der Arbeiterbeiträge zuschießt." Seitdem ·im. .Jahre 1860 Johanna Hutschenreuther sich von der Leitung der Fabrik völlig zurück.g ezogen hatte, war diese an ihren Sohn Christian und ihre Schwiegersöhne Philipp Auvera: aus Würzburg und H einrich Wolf aus Bischofsgrün übergegangen. . Trotzdem die neue Leitung die Fabrik und ihren Absatzkreis zu erweitern verstand und sich mit großem Geschick den neuen nach 1871 gegebenen Verhältnissen anzupassen wußte, ohne dabei dem Rausch der Gründerjahre zu verfallen, wird man die sechste Periode der Fabrikgeschirhte nicht schon im Jahre 1860 als beendet ansehen, sondern bis zum Jahre 1877 zu rechnen haben. Denn es ist ganz augenscheinlich das Sig-num eines in seiner Art hervorl"agenden Mannes, das sich diesem ganzen zwanzigjährigen 2:ettr•um aufgeprägt hat. Dieser Mann war Phitipp Auvera. Er, w.ar ein· Abkömmling der ursprünglich aus den Niederlanden stammenden Bildhauerfamilie van der Auvera, die in so bedeutendem :W..aße bei der künstlerischen Gestaltung der fürstblsch;öfllch€n Residenz Würzburg mitgewirkt hat. Phi· llpp Auvera hat eine der Töchter von Carl Magnus geheiratet. W,as ihri aber, der gelemtel' Kaufmann war, für das Un ternehmen · besonders wertvoll gemacht hat, war der Einfluß,

den er, aus natürlicher Begabung und ·s einer eigenen F amilientradition heraus, auf die Gestaltung der Ware auszuüben VE·rmochte. In irgendeiner Art wirkte die Begabung seiner Vorfahren in ihm. weiter und machte es ihm möglich, mi einem offenbar sehr begabten Modelleur Hand in Hand zu arbeiten. Das nachbiedermeierlich€ Barock und Rokoko, das natürlich mit d en historischen Stilarten gleichen · Namen nur entfernt verwandt ist, ähnlich so ·wie die geschwungenen Mahagonimöbel dieser Zeit, zeigt in der Porzellanerzeugung der Firma C. M. Hutsch.e nreuthor durchaus persönlich€s Gepräge in den sehr glücklich abgewogenen und ausgeglichenen Formen, in der temperamentvollen Linienführung des R eliefs und zumal der Schnaupen und der Henkel. So scheint die P eriode von 1557 bis 1877 vor allem durch das Schaffen oder den Einfluß dieses Mannes ·f(ekennzeichnet. In dieser Periode l!E'gt die Hauptleistung der Fab1ik auf dem Gebiet der Formgebung, der reichen Reliefierung und nicht zulet zt der virtuosen Behandlung des Durchbruchs . Philipp Auvera muß auch ein vorzüglicher Lehrmeister gewesen sein. denn was die Hände von Arbeitel'lnnen damafs in der Formung von kleinen Blüten, Blumen und Girlanden geleistet h 'lb en, ist. um so erstaunlicher, als wir heute nicht nur diese Kunst der Verzierung. sonderr1 auch die Kunstfertigkeit ihrer Herstellung verloren haben. Form und Ornament waren dle G€biete, auf denen die Fabrik damals aus einem unversieglichen Born schöpfen konnte, während in der figürlichen Geflt altun_g, wie sie in Puppenköpfen, stilisierten Figuren bei Tafelaufsätzen und w ohl auch in der Büste von C. Nt. Rut schenreuther selbst zum Ausdt·uck kommt, eine let:~te Voll endung und Lebensnähe versagt bleibt. . Philipp Auver a ha.t auch das A E>tzen d es Porzellans mit Flußsäure. das an die Kunst der Radierung erinnert, zu einem sicher beherrschten Verfahren tmd einer wirkungsvollen K•mst ausriearbeitet. Es werden ihm auch Verdienste um die Mi'llerei Zltgescht"if'ben, ohne daß sich f reilich in dieser Hinsicht viel ermitteln ließe. Die beiden Mitleiter Chdstian Hutsche1l.reuther und Heinrich Wolf haben allem Anschein nach das Gewicht ihrer Tätigkeit meh r auf dle Seite der k aufmännischen Leitung un d des Absflt zes der Ware gelegt und zweifellos den Erfolg gehabt, den Mark t fl\r die Hohenherger Erzeugnisse stetig zu · erweitern. Nach dem Tode von Christian Hutschem-euther trat im .Jahr e 1877 sein Sohn Albert Hutschenreuther. der Enkel von Carl Magnus, in dle Leitu11g der Fabrik ein. Sein Wirken, das bis zum Jahre 1904 dauerte, bezeichnet die siebente Perlode in der Fablik!teschichte. Bei lhm handelt es sich um eine Junge, aber ebenso weitsichtige wie unternehmungslustige Kraft. Die im Jahre 1914 geschriebene, aber nicht veröffentlichte Festschrift zum hundertjährigen Bestehen des Hohenberger Unternehme11s sa gt von ihm: .,Er hatte . in Limoges, wo damals das feinste G€brauchsporzellan hergestellt wurde, in verschiedenen Fabriken gearbeitet, und auch in der Königlichen Pot~.rell anmanufaktur zu Kopenhagen hatte er durch längere Tätigkeit seine Fac-hkenntnisse erweitert. Dazu kamen theoretische Studien und weite Reisen, um seine ausgezeichnete Ausbildung zu vollenden." - Die erste Aufgabe, die sich ihm stellte, war technischer Natur. Die umliegenden Wälder konnten dem stetig wac."lsenden Unternehmen nicht me!)r genügend Hoiz liefern und vor allen Dingen stiegen die Holzpr eise ständig. Wenn, wie berichtet, ·anderswo bereits der Uebergang zur Kohlenfeuerung vollzogen war, so ha.tte man in Hohenberg sich an diese Neuerung n icht heran getraut, weil man eine Beeinträchtigung der Qualität des Er zeugnisses befürch:tete. Aue.!-). war es natüdich schwieriger, eine auf Holzfeuerung eingerichtete Fabrik nachträglich auf Kohle umzustellen, als etwa eine neue Fabrik gleich für diese Feuerung zu bauen. Albert Hutschenreuther gelang es, ohne Störungen der Fabrikation die Oefen für das neue Brennmaterial einzurichten und ein ebenso schönes Porzellan wie bei der Holzfeuerung zu erzielen. Er benutzte böhmische Braunkohle der langflammigen Art und die Kohlen wurden anfangs auf der Achse von Schwarzenbach an der Saale, der damaligen nächsten Bahnstation, später von Selb, herangeholt. Trotzdem wird sich die Kohlenfeuerung nicht unwesentlich billiger gestellt haben als die alte Holzfeuerung. Seitdem die Bahnstrecke Marktredwitz - Eger ausgebaut ist, also seit 1880, werden die Kohlen, wie die anderen Rohmaterialien, von der Bahnstation Schirnding angefahren. Hand in Hand mit der Einrichtung der Kohlenfeuerung ging die Einführung des Antriebs der Massemühle und anderer Teile der Fabrik durch Dampfkraft. Dadurch wurde man 6'l'-


von det> imMer unsicher bietbenden Wasserkraft det Eg~r er in jener Zeit des große..11 Aufschwungs $ich Vielleicht doch •mabh!lnclg. Beide Neuerungen zusammen ermöglichten es, dazu verführen lassen können, wie so v~ele andere Fabriken die erzeugte Menge je Zeiteinheit wesentlich zu steigern und zur Massenfabrikation überzugehen. Dann wäre allerdinga brachten es m it sich, daß man sich von nun ab auf die Her~ immer noch ein Umstand wirksam geblieben, der ihn in dieatellung von Gebrauchsgeschirren spezialisierte, eine Beson- ser Hinsicht hätte bewahren können, nämlich die verkehrsderung, die Tafel-, Kaffee- und Teeservice, sowie Hotel- m äßig ungünstige Lage von Hohenberg. Als C. M.. Hutschenporzellan zum ausschließlichen Erzeugnis der Fabrik gemacht reuther das Unternehmen gründete, bestand natürlich kein Anlaß, an Eisenbahnverbindungen zu denken, aber je mehr haben. Mit diesen grundlegenden Neueru.'lgen war aber der Auf- Eisenbahnen gebaut wurden und je mehr andere Fabriken gabenbereich, vor den sich Albert Hutschenreuther gestellt Gleisanschlüsse erhielten, desto ungü.n stiger konnte die Lage sah, noch keineswegs erledigt. Er legte mehr Wert als seine der Hohenberger Fabrik erscheinen. Es gab nur ein Mittel, Vorgänger auf die Kunst der malerischen Dekorierung des um diese Ungunst aufzuwiegen: eine Ware herzustellen von Porzellans und dabei kommen die Anregungen, die ihm solchem Wert, daß ihm gegenüber die frachtliehen Mehrseine Limoger Zeit gegeben hatte, stark zur Auswirkung. kosten ohne Bedeutu!lg blieben. Aber er ieht auch neue Wege. Die oben.e;enannte Festschrift Die geschilderte siebente P etiode der Fabrikgeschichte sagt in dieser Beziehung: "Seit jeher ist das schöne Blau, das würde nur sehr unvollkommen dargestellt sein, wenn man auf Porzellan in der hohen Temperatur des Glattbrandes nicht auch des Wirkens von Hugo Auvera sen. gedenken durch Kobalt hervorgebracht wird, die Porzellanfarbe ge- wollte. Sein verwandtsc..'l.aftliches Verhältnis zu Albert Hutwesen. Schon für das chinesische Porzellan war die Qualität schenreuther, dessen Vetter er war, geht ja aus be·r eits früher dieses von arabischen H ändlern ins Land gebrachten Metalls Gesagtem hervor. Diese beiden Vettern, Enkel von Carl Magvon der grBßten Wichtigkeit für die Schönheit dieser un- aus, haben bis zum Jahre 1904 eint r ächtig zusammengewirkt, übertrefflichen Porzellane; der Ruhm der Porzellanmanufak- seitdem im Jahre 1886, nach dem Ausscheiden von Philipp tur von Sevres Ist zum großen Teil an das wundervolle Blau, Auvera, der Sohn Hugo in die Leitung der Fabrik eintrat. das mit Recht als "bleu royal" (Königsblau) bezeichnet wird, Sie haben sich in vorzüglicher Weise ergänzt, denn in Hugo Auvera hatte sich die künstlerische Begabung seiner Vorgebunden. Dieses Blau in hervon·agender Ausführung zu liefern, fahren weiter vererbt und !li.m ist zu danken, daß die Malerei machte sich Hohenberg zur Hauptaufgabe. Lange Jahre in vorbildlicher W-eise gefördert wurde. Während Albert Hutdauerten die Versuche, große Summen mußten geopfert wer- schenreuther in er ster Linie eine technische Begabung war, der die verschiedenen und seltensten den, bis es der zähen Ausdauer AlMethoden der Porzellanveredlung bert Hutschenreuthers gelang, das vorzüglich beherrschte, war Hugo Kobaltblau herzustellen. Durch fortAuvera derjenige, der diesem techwährende Vervollkommnung der niscllen Können künstletischen AusFabrikation und durch die langen druck zu verleihen vermochte. War Erfahrungen steht das Hohenherger schon diese Ergänzung eine für das Kobaltblau in seinem gleichmäßigen Geschick der Fabrik sehr günstige, Ton, seiner Wärme, Tiefe u. Leucht· so war es darüber hinaus besonders kraft heute unerreicht da. glücklich, daß ~ide Leiter und InIm Jahre 1891 zählte die Fabrik haber des Un ternehmens tüchtige 425 Arbeiter. Es wurden 298 DoppelKaufleute von fes ten n. unverbrüchWaggonladungen an Rohprodukten lichen Grundsätzen waren. Diese Eiverarbeitet und 528 Waggonladungen genschaften ha ben es ihnen ermögBrennmaterial verbraucht. Der Verlicht, im In- und Ausland einen Absand an verpackten fertil'(en Waren nehmerkrels zu · gewinnen, der sich betrug 590 000 kg. Im Vergleich zu nicht nur geschäftlich mit Ihnen verden früher angegebenen, meist gebunden fü hlte. Von Jahr zu Jahr schätzten Produktionszahlen zeigen steigerte sich der Ruf der Firma, diese neuen Zahlen in eindeutiger und wenn irgendwo, dann war bei W€ise den erzielten Fortschritt. Hohenberg dieser Ruf auf Leisttmg Wenn es sich bei dem Versand auch begründet. Die ganz unv ~::rkennbare um Bruttogewichte handelt, die die Achtung, die man den Erzeugnissen Verpackung mitenthalten, so hat sich sowohl wie der geschäftlichen Haldoch' die Leistung je Kopf des Artung des Unternehmens entgegenbeiters auf über eine Tonne, also brachte und bis zum heutigen Tage mehr als zwanzig Zentner. erhöht noch schenkt, ist damals errungen und damit ist eine starke Verdopp· worden und das Erstaunliche ist, lung der Leistung noch des Jahres daß sie durch allen Wandel der Zeit 1856 zu verzeichnen. In dieser Weise hindurch als ungeschmälertes, ja hatten sich die Kohlenfeuerung, vermehrtes Kapital auch in das hundie Mechanisierung des Bet riebs und dertfünfundzwanzigste Jahr des Bedie Spezialisierung auf Geschirrstehens der Unternehmung hinüberporzellan ausgewirkt. Die Qualität getragen werden konnte. Porträt von Phllipp Auvera aber hatte sich nicht verschlechtert, sondern im Gegenteil, wie schon das Angesichts dieser Erfolge ist es Beispiel der Kobaltverwendung zeigt, gehoben. Es ist sicherzunächst ein wenig erstaunlich•, daß im Jahre 1904, als Albert lich der Einfluß von Limoges gewesen, der Albert HutschenHutschenreuther den Entschluß fassen mußte, sich zu entreuther davor bewahrt hat, die Verwilderung der Formen lasten, der Gedanke, das Upt.emehmen in eine Aktiengesellund Dekore mitzumachen, wie sie ln den beiden letzten schaft umzuwandeln, auftauchen und schließlich verwirkJahrzehnten des vergangeneu Jahrhunderts mehr oder minlicht werden sollte. Der sicherlich nicht leichte Entschluß, der allgemein wurde. Die Ware der Porzellanmanufaktur C. den die beiden Vettern und Inhaber in jener Zelt zu fassen ~- Hutschenreuther, wie sie sich damals noch nannte, blieb hatten, läßt sich unmöglich aus der Fabrikgeschichte allein emer ruhigen Formgebung, der sogar vieles, was Philipp Auheraus ·erklären. Es war zunächst nicht so, als ob man aus vera geschaffen hatte, fremd wurde, getreu und die gleiche dem Stamme des Gründers in der jüngeren Generation kein Vornehmheit des Stils pflegte sie auch im Dekor. Im Ver- .Nachfolger vorhanden gewesen wäre. Schon war einige gleich zum Durchschnitt der gleichzeitigen PorzellanfabrikaJahre hindurch ein Neffe von Hugo Auvera, nämlich Hugo tion konnte deshalb diese Ware in geschmacklicher Hinsicht als Auvera jun., im technischen Betrieb der Fabrik tätig geetwas weltfremd und kühl traditional erscheinen, aber gerade ·wesen. Er besaß alle Eigenschaften, um an Albert Hutschendiese Eigenschaften, die in Wirklichkelt von einem gepflegten reuthers Stelle treten zu können und hätte die Fähigkeiten seines Onkels nicht minder gut ergänzen können als Albert Gesclimack zeugten, sicherten dieser Ware den Absatz und stellten die Fabrik, die sie erzeugte, in eine Linie mit den Hutschenreuther es selbst getan hatt.te. Allerdings ein weiberühmtesten Manufakturen Europas. Das alte Programm terer Träger des alten Namens, der in die Leitung der Favon Carl Magnus, ein Porzellan zu erzeugen, das · keinem brik h ätte eintr eten können, war nicht mehr vorhanden. anderen an Güte und Feinheit nachstehe, war beibehalten Vielleicht war das einer der Gründe, die Albert Hutschenworden bis zu der von ihm ungeahnten Erfüllung hin, daß reuther bei seinem Ausscheiden den Entschluß der Umwandes zu den kostbarsten Porzellanen gehörte und - wie gleich lung erleichtert haben. Aber m an darf nicht vergessen, daß hier gesagt werden kann - auch: heute noch gehört, die sich auch die Zeiten wiederum gewandelt hatten. Die Epoche überhaupt erzeugt wurden und erzeugt werden. des Frühkapitalismus in P€utschland war endgültig vorbei. (Fortsetzung folgt.) Hätte Albert Hutschenreuther nicht die gründliche Ausbildung gehabt, die ihm zuteil geworden ist, und wären bei ihm Druck : Handelsdru~kerel A rzbe ra- Verantwortlich • Karl Re!.!l nimt Beiabuni und Neiguni entsprechend iewesen, so hätte -68-


Die "fliebburgenn 1m oftmärhifcben 15renzlanb.: Frühgeschichtßche Befestigungsanlagen als älteste Denkmäler des Grenzkampfes lm ba.yetlscben Nordgau. Die verwitterten .Rulnen der alten Ostmarkburgen, die von den Höhen der Grenze entlang ins Land schauen, sind Mahnmale der tausendjährigen W:acht gegen Osten. Noch älter aber sind die oft von Wald und Strauchwerk überwachsenen F' 1i eh b u r g e n, die immer ·wieder im Grenzland anzutreffen sind. Sie sind die ältesten von Mensche nhand geschaffenen Bauwerke auf dem Heimatboden, die ältesten Zeugen dafür, daß dieses Stück Erde als Grenzland seit den fernsten Tagen wehrhaft war. Die meisten dieser uralten Fliehburgen liegen abseits der Wanderwege, werden kaum beacht et, weil sie, oft halb zerstört und vom Wiald bedeck't, nur dem. Kundigen auffallen. Und doch sind .es die bedeutsamsten historischen Stätten der Gemarkung. Hier wurde in den ältesten T'a gen der Heimatgeschichte das Land verteidigt. Hier entschied sich. einst das Schicksal des Grenzlandes. Bevor nochi die ersten ungefügen Steirunauern, die ersten Trutzbm·gen, auf den nahen Höhen wuchsen, haben diese alten Schanzen das Land gesichert. Eine knappe Wegstunde von der Grenze entfernt, kaum zehn Kilometer südlich der Grenzstadt Selb, finden wir da bei dem Weiler Dürrlatß, unweit Thierstein, eine dieser uralten Fliehburgen, das älteste Baudenkmal des Umlandes. Dieser Ringwall ist der Bevölkerung der nächsten Dörfer als "Schwedenschanze" bekannt. Im Dreißigjährigen Krieg hatten die Schi\veden dort ihr L ager und verheerten von diesem Schlupfwinkel aus das Land. Das burggräfliche Amt Thierstein, das damals etwa zehn Märkte und Dörfer umfaßte, zählte im Jahre 1635 noch a,ch!t Einwohner. Alles Wissen und alle Ueberlieferung aus den ältesten Tagen ging in diesen Notjahren verloren. Darum wußten auch die späteren Geschlechter nichts von diesem uralten Ringwall, als daß dort einmal die Schweden lagen. So blieb es die "Schwedenschanze". Heute ist uns dieser Ringwall wieder zu einem Mahnmal ältester Grenzlandgescr,,i chte geworden. Zunächst einmal liefert er uns den Beweis einer fr ühen Besiedlung des Fich:telgebirges. Er widerlegt die alte Ansicht, daß das Fichtelgebirge, als ein von undurchdringlichem Urwald und weiten Sümpfen bedecktes u nwirtliches Land, nur vereinzelt -<,

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Hobenberg (Schluß).

von Jagdstreifen durchzogen wurde, als bereits ringsum die Siedlungen aufblühten. Der alte Ringwall an der Grenze bezeugt uns, daß zumindest. zu einer Zeit, als man sich noch nicht in festen Steinburgen zu schüt zen wußte, hier ein Stamm siedelte, der dieses L and der Verteidigung wert' hielt. Diese Anlage war auch nicht in wenigen Tagen geschaffen. Es bedeutete vielmehr ein gewaltiges Stück! Arbeit, bis diese Befestigung mit den einfachen Werkzeugen geschaffen war. Sie war Gemeinschaftswerk, war Mittelpunkt der Gemarkung. Die kreisrunde innere Erhebung der Fliehburg weist immerhin einen Dur chmesser von 60 bis 70 Meter auf. Der Graben ist drei bis vier Meter tief und acht bis zehn Meter breit. Der WJall, der gegen das offene Gelände zu die Befestigung umschließt, ist am Fuße ebenfalls acht bis zehn Meter breit. Das, was sich heute noch von der ursprünglichen Fliehburg feststellen läßt, kann nur ein geringer Ueberrest des einstigen Bauwerkes sein. Ein Zeitraum von weit mehr als tausend Jahren mag viel an dieser Stätte geändert haben. Gegen Süden und W,esten geht die Anlage in einen Abhang über, den ein sumpfiges Gelände umschließt. Heute noch' sind es sumpfige Wiesen. Es mag einst ein ·unüberwindbarer Sumpf zwischen zwei Hängen gewesen sein, der eine sichere natürliche RückendeCkung schuf. Jenseits des Ringwalles bietet das Gelände wenig Deckungsmöglichkeit, so daß die Verteidiger in der Fliehburg, ·. die sich jedenfalls nodl. hinter Palisaden von Flemtwerk verschanzen konnten, den nahenden Feinden jenseits des Walles ihre Pfeil e und Wurfspeere entgegensenden konnten. VerschWiegen rauscht .heute der Wald über dieser einsamen, wenig beachteten Stät te, die in uralter Zeit der wichtige P latz und die Burg der Heimat war. Auch die Forscllung hat sic...'1 noch wenig mit die;,;em det· Grenze .a m nächsten gelegenen Ringwall im Fichrt;elgebirge beschäftigt. Viellei-cht geben diese Zeilen einen Anlaß dazu. J edenfalls handelt es sichJ hier um die Reste des ältesten Bauwerks im Selber Grenzgebiet, um die erste erkennbare. Befestigung dieser Gegend, um ein lV'mhnmal an die ültesten Tage des Grenzkampfes. Georg ·Meisel t.

!JVlege

deJ baye~iJc/;en 'Por-<Zella~W

Die Entwicklung des Hauses Hutschenreuther

Die Wirtschaftsgeschichte schickte sich an , unser Land in die Phase des Hochkapitalismus hinüberzutragen. Es entsprach deshalb dem neuen Geist der Zeit, private Unternehmungen, zumal wenn keine unmittelbaren Erben vorhanden waren, in Kapitalgesellschaften umzuwandeln und dadurch dem Vermögen l:lüssigere Form zu geben. Der Gedanke, daß man dann selbst ja im Aufsichtsrat des Unternehmens verbleiben könne, wie es Albert Hutschenreuther t atsächlich getan hat, wird .a uch etwas Verlockendes gehabt haben, wenn dabei vielleicht auch vielfach die Stärke des Einflusses; der noch bleiben konnte, überschätzt werden mochte. Es wäre aber einseitig, die Aenderung der Anschauung nur auf Seite der Leittmg der Unternehmung suchen zu wollen. Auch in der Arbeiterschaft hatte sich vieles gewandelt. Wenn vrir die frühen Zeiten de1· bayerischen Porzellan industrie durchforschen, dann wird man auch auf besondere Eigentümlichl{eiten im Verhältnis der Gefolgschaft zur Leitung und im Verhältnis der Gefolgschaftsmitgliedel.· untereinander stoßen. Schon das früher gebrachte, von Lorenz Hutschenreuther unterzeichnete Attest zeugt in mannigfach'er Hinsicht von der Verbundenheit der F.a brikbesitzer und der Mitarbeiterschaft. Es war tatsä chlich ein ganz tmbestrittenes Ziel, den Mitarbeitern, die sich damals selbst noch "Fabrikanten" nannten, sobald sie ihre Lehre aus hatten, eine gesicherte Lebensstellung zu bieten. Da diese Sicherung aber vom Gedeihen des Unternehmens abhing, waren sie· auch selbst mit ganzer Seele dabei, die Leistung des Unternehmens zu steigern. W:eniger im Sinne der mengenmäßigen Leistung, umso mehr aber im Sinne der Güte des Erzeugnisses. So bestand zwischen Besitzern und Leitern einerseits und den Mitarbeitern aller Kategorien andererseits in der Regel eine sehr weitgehende, enge Solidarität und ein gegenseitiges Vertrauensverhä ltnis. Die persönlichen Beziehungen überwogen die sachll:chen bei weitein. Die ausgelernten Arbeiter betrachteten sich mit Recht als eine Schlicht besonderen Vorzugs und Rechts und ·wahrten diesen Abstand gegenüber den Lernenden auf das nach-

drücklichste. Die durchschnittliche Lehrzei t .füt· die verschiedenen Sparten der Tätigkeit betrug vier Jahre. Von d iesen vier Jahren konnte das letzte Vierteljahr nachgelassen werden, wenn die Führung des Lehrlings ebenso tadellos gewesen war wie seine Leistung. Aber es genügte, deri Lehrling_ um den Vorzug dieser Kürzung zu bringen, wenn er von einem Ausgelernten in einer Wlirtschaft odP.r beim Rauchen oder sonst irgendeiner Erholung betroffen wurde, die sich fü r ihn nicht ziemte. In einem. solchen Falle lag es im Belieben des Entdeckers eiHes solchen Fehlgriffs, entsprechende Meldung zu machen und damit unweigerlich die oben .angegebene Fo.Jge herbeizuführen. Es war deshalb ausgesch{ossen, daß die Lehrlinge in Hohenberg selbst eine Wirtschaft besucht hätten. Aber auch wenn sie draußen auf den Dörfern einmal betroffen wurden, dann mußten sie weh- und demütig die Nachsicht desjenigen anrufen, der sie überrascht hatte. Die wurde vielleicht gewährt, die Erlaubnis dagegen, weiter ·i n der betreffenden Wirt schaft zu bleiben, nie. Aehnliche strenge Gliederung und Abgrenzung gab es zwischen den verschiedenen Graden der Ausgelernten. Auch sie mußten im unverbrüchlicher Weise beobachtet werden. M\an würde aber fehl gehen, wenn m an die "Fabrikanten " und die "Schmelzmaler" als allzu ernste und wenig lebensfreudige Leute ansehen w ollte. E~ gibt i m Gegenteil genügend Beweise, daß sie für Frohsinn und Spaß aufgeschlossen waren. Am 27. Dezember 1904 geschah die Umwandlung in die Aktiengesellschaft; die Eintragung in das Handelsregister Hof erfolgte am 9. Februar 1905. Die Höhe des Aktienkapitals betrug 750 000 DM. Die Zahl der Beschäftigten wird für damals mit 375 angegeben. In dieser Hinsicht war also gegenüber dem Jahre 1891 ein Rückgang zu verzeichnen, der aber nicht als Rückgang der Produktion aufgefaßt werden kann , weil sich! in der Zw ischenzeit die Fabrikationsmethoden noch erheblich verbessert hatten und die .Einrichtung der Fabrik immer zweckmäßiger gestaltet worden war. Der Jahresversand nach Gewicht ist für das · bedeutsame Jahr 70 -


Weltkriege eingetretene enge Verbindung miL der Porzeilau_ 1004 ·leider' mcht. -feslsteilbai·, wohl aber der_ Wert tlie_:>es Ver· · san.d es: war genau so hoch, wie das Aktienkapital, .das ·fabrik C. Tielsch & Co: in Altwasse~· (Schlesien) ist aus der gleichen Einstellung zum 1\:t'arkt heraus z1.1 erklären. Die also damals · einmal im Jahr umgesetzt v.zurde. Dieser Umstand läßt gegenüber früheren Verhältnissen ohrie weiteres durch diese Erwerbungen und Beteiligungen gekennzeichneic auf eine Steigerung · der technischen Leistungsfähigkeit marktorientierte Ausweitung fand ihre Vollendurig durch die Errichtung einer besonderen- Malerei in Dresden, wo seit · schiießen, · alters eine hohe Kunst der Porzellansch.mückung zu Hause Direktoren der Gesellschaft wurden Hugo Auvera sen. und ist, und durch die Errichtung der Zahnfab1ilc in Radeberg. Hugo Auvera jun., die beide sowohl aus d er Geschiichte des Insgesarnt beschäftigte de1· Konzern, um dessen Aufbau sich Unternehmens wie aus ihrer persönlichen Befähigung und Hugo Auvera jun. und Louis Schilling besonders verdient Begabung heraus für diese Stellung eindeutig vorbestimmt gemacht haben, 1939 1·und 2300 Gefolgschaftsmitglieder. erscheinen. Hugo Auvera jun. _bemühte sich mit Erfolg um Diese vol'letzte neunte Periode ist gekennzeichn et durch die weitere technische Ausgestaltung der Fabrik und baute eine neue Miassemühle, die die Leistungsfähigkeit des gan- die Persönlichkeit von Louis Schilling, seit dem Ausscheiden zen Betriebes erhöhte und den Fertigungsgang wesentlich von Hugo Auvera jun. Vorsitzer des Vorstandes der Unterabkürzte. Beide verstanden es auch in hervorragendem nehmung. Die Zahl der Beschäftigten stieg in Hohenberg auf Maße, die alten Beziehungen zu der Kundschaft weiter zu 450. Im ,Jahre 1938 hatte die Fabrik einen Jahresversand pflegen. Auch unterlagen sie nicht der Versuchung, zur Mas- von 665 000 K ilogramm, also von 665 Tonnen und der Wert dieses Versandes betrug 1 330 000 M. Das bedeutet gegenüber senfabrikation überzugehen; das Unternehmen blieb auch als Aktiengesellschaft ein streng in sich geschlossener Betrieb, 1904 eine wertmäßige Steigerung von 77 Prozent. Angesichts dieser Zahlen wendet sich unser Interesse zuder von seinen Leitern bis ins kleinste übersehen werden näch:st der Erzeugungssteigerung zu, berechnet auf das Gekonnte und in dem die persönlichen Beziehungen bei weitem folgschaftsmitglied. B€i der letzten Erörterung dieser Kopfnicht so stark durch die "Versachlichung" verdrängt wurden, wie das bei Betrieben, die mehr Organisationen als organisch leistung hatte sich - für das Jahr 1891 - etwas mehr als eine Tonne ergeben. Im Jahre 1938 ist diese Leistung auf fast aewachsene Gebilde sind, allzu leicht der F.all ist . . Daß die Fabi-ik diesen Charakter bewahrt hat, ist ihren Erzeugnissen 1,48 Tonnen oder beinahe dreißig Zentner gestiegen. Dieser Vergleich ist deswegen so besonders zugute gekommen, bei denen es zwar interessant, weil er zeigt, in welcher auf Vielerlei, zuletzt aber doch auf den Weise die bessere Organisation des LeiGeist der Zusammenarbeit ankommt. stungsvollzuges und die Verbesserung Es können eine Reihe von -äußeren d er Produktionsmittel und des ErzeuZeichen für das Fortleben dieses Geigungsapparates eine Erhöhung der erstes aufgezeigt werden. Die Betriebszeugten Menge ermöglicht haben, selbst k rankenkasse blieb erhalten und besondort, wo man die Güte des Erzeugnisses dere Unterstützungskassen wurden einnicht nur bewahrt, sondern noch erhöht gerichtet, die Erwerbung von Eigenheihat. men und Gärten wurde erleichtert und Die oben genannten Zahlen ermögauch in anderer Hinsicht wurde getan, lichen noch einen anderen Vergleich, der was möglich war, um der Gefolgschaft au2schlußreiche Einsichten zu bringen die Last der Lebenssorgen nach Kräften vermag. De1· Durchschnittspreis pro abzunehmen. Man kann sagen, daß in Tonne hat für den Versand der Hohenjeder Beziehung der WiPe des Grünberger Fabrik im Jahre 1938 rund 2000 . ders lebendig blieb, sowohl in bezug auf RM betragen. Demgegenüber steht zum - die Sicherung der Existenz aller 1\lritVergleich die Zahl, die den Durcharbeiter •..vie in bezug auf das Fabrikaschnittspreis des Porzellanversandes tionsprogramm. Auch weiter blieb das aller deutschen Geschirrfabriken mit: Bestreben, eine Ware herzustellen, die 1160 RM angibt. Man sieht, wie hoch, an Güte keiner anderen nachstand. Eine auch am Preise gemessen, das Hohenüber alle Erwartungen hinausgehende berger Produkt über dem Durchschnitt Erfüllung fand dieses Programm dann steht. Wenn damit die Erzeugung der in der folgenden 9. Periode der FaHohenherger Fabrik qualitativ so brikgesch~chte, seitdem Louis Schilling, stark über dem Durchschnitt liegt, der am 1. Juli 1909 in die Firma einge·ctann ist für die Spitzenleistungen der treten war, Vorstandsmitglied und LeiFabrik anzunehmen, daß sie zu den ter des Unternehmens wurde. allerwertvollsten Porzellanen gehören , Wenn also in Hohenberg und auch die überhaupt in der Welt hergestellt in Arzberg der alte Charakter der soliwerden. darisdlen Zusammenarbeit auf ein Es ist das Verdienst von Louis Sdlildurch die Ueberlieferung gegebenes Kommerzienrat~Albert:Hutschenreuther ling, die Güte der Leistung in jeder Ziel hin so weit gewahrt w urde, als die W'e ise gesteigert und das Ansehen der neue Zeit es nur erlaubte, so zwangen die Verhältnisse doch zu einer Erweitetung des Unterneh- alten Firma vermehrt zu haben. Seine r uhige, kaufmännisch mens. Wenn man auch nicht sagen kann, daß die Hohenber- vornehme und zuverlässige Art haben ihn auch· die alten ger F'a brik n ur Ware für den Verbraucher mit höherem Ein- Traditionen in den Beziehungen zur · Kundschaft weiterpflekom111en herstelle - sie tut das so wenig und so viel wie gen lassen. jede .andere Fabrik ihres Ranges -, so konnte sie natürlich Die kriegerischen Ereignisse in all den Jahrzehnten seit mit der im neuen .Jahrhundert imme1· breiter werdenden Gründung der Hutschenreuther Porzellanfabrik ltanriten Massenfabrikation von Porzellangeschir r nicht inWettbewerb deren Entwicklung ni cht wesentlich beeinträch,t igen. Wohl treten und hat, wie wir gesehen haben, zu ihrem eignen Heil waren dem Export mehr oder weni ge1· Schranken gesetzt, auch nie Versuche in dieser Hinsicht unternommen. Aber indie Produktion selbst aber blieb intakt . zwischen hatte sich doch auf dem Gebiet der Absatzwege Die zehnie und bishe1· letzte Periode - deren Beginn wir manch,es geändert. Im Inland m1d draußen hatten sich die Wä.renhäuser durchgesetzt und damit das Spezialsgeschäft in das Jahr 1945 legen dürfen - sollte hier eine tiefe VerMit dem Städtchen Hohenberg wurde von Rang gezwungen, zur Festhaltung der Kundschaft auch änderung bringen. die billigere Gebrauchsware zu führen, die preiswert genug durch: mehrtägigen Artillereibeschuß im April 1945 auch, das w :erk stark in lVlitleidenschaft gezogen ; nach dem Wiedernur in einer zweckdienlich aufgebauten Massenfabrikation aufbau vernichtete im Jahre 1946 ein Brand erneut großenhergestellt werden kann . teils die Fabrikgebäude. Bei dieser Lage der Dinge war der einzige Ausweg, dem Der unglückliche Kriegsausgang mit der folgenden AbtrenUnternehmen auch: eine Fabrik anzugliedern, die stärker auf nung der Ostgebiete brachte weiter den Verlust der angeMassenfabrikation eingestellt war. Die Form der Aktienschllossenen großen Werke bei Karlsbad (Altrohla uer Porzelgesellschaft erleichterte die Durchführung einer solchen Ablanfabriken), in Schlesien (C. Tielsch! & Co.) und der säch sisich,t und C. M. Hutschenreuther folgte dem Zug der Zeit schen Kunst- und Zahnabteilung. und schloß sich damit einem Geschehen an, das in der PorIn dieser turbulenten Zeit war es für die Porzellanfabrik zellanindustrie seit dreißig Jahren allenthalben zu beobachC. M. Hutschenreuther ein besonderer Glücksfall, an der ten ist. Mit besonderer Berücksichtigung der für die Firma seit alters so wichtigen Exportinteressen erwarb man im Spitze eine starke Persönlichekit gefunden zu haben, die mit seltener Tatkraft zielbewußt die Aufbauarbeit leitete. DirekJahre 1909 die große Porzellanfabrik NI. Zdekauer in Alttor Werner Heck:mann war seit 1922 in der Zentralverwaltung rohlau bei Karlsbad. Damit hatte man sich einen Betrieb des Gesamtunternehmens in Dresden tätig, die er 1937 überangegliedert, der, obwohl im Ausland gelegen, doch -die zunahm. Außer der Leitung der Zentralverwaltung und det sätzliche Versorgung des Kundenkreises mit Ware in billisächsischen Betriebe · war dem bewährten Wirtschaftler im geren Preislagen ermöglichte. Auch die nach dem ersten

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Feuertea tt~ Kochigeschirre in gefälligen, vori dem Ueblfclien Jahre 1941 auel'L die perSönl1ch:e Uitung der bayerischen un ~ ternehmunsen übertragen w orden, da in diesen größere Am- abweichenden Zweckformen nach Entwürfen von Prof. W&• b auten vorgesehen waren. Trotz großer Schwierigkelten gegen!eld elii:nen sich sowohl für den Gebrauch auf dem Herd als auch unrnittelba'r auf dem Tisch jedet guten Haushalt.. lang der Wiedeiaufbau in verhältnismäßg kmzer Zeit, ;o daß die Firma in Hohenberg in bezug auf Transportmittel und Dentalporzellane, wie sie vom Zahnarzt als hitzebestänArbeitsplätze eine modernst eingerichtete Fabrik mit Sanidige und ohne BruchgefallT sterilisierbare Mundbecher, Abtätsraum und Bestrahlungsmitteln usw. ist. In Arzberg lagescha~en, Mörser, Sterilisierungsbehälter u. a. m. benötlit wurde ein bedeutender Tunnelofenbetrieb (zwei Tunnelöfen werden, wurden nach dem Kriege aufgenommen. mit Generatorenanlage), der zum Teil mit Fließband arbeitet, Das Programm von Carl Magnus Hutschenreuther, eln errichtet. Porzellan herzustellen, das keinem anderen an Güte und Die Zerstörung der Dresdner Zahnfabriksanlagen und die Feinheit nachstehe, ist mehr als erfüllt worden. C. M. HutEnteignung des Restes dieser Werke in Sachsen führte beschenreuther-Porzellan bedeutet seit langem eine Weltmarke reits 1945 dazu, in Arzberg eine Fabrik zur Herstellung und gehört zu jenen deutschen Markenwaren, die organisch künstlicher Zähne zu errichten. Damit ist a uch in Bayern die zu ihrem Rang herangewachsen sind. Diese Marke ist ein erste Porzellanzahnfabrik von Vv1eltgeltung geschaffen. Aktivum für die deutsche Wirtschaft und wird auch in ZuEin von Hutschenreuther in Deutschland zuerst entwickel- kunft ihre volkswirtschlaftlieh wichtige Aufgabe erfüllen. Daß diese Erfolge möglich waren, beruht auf der alten Trates, inzwischen unter de1• Markenbezeichnung Neo-Novophan dition und in dem Willen des Grtinders, der durch alle Nachweltbekannt gewordenes Zahnsystem aus hochtransparenten folger hindurch weitergewirkt hat. Und wenn die Leiter des Sch:melzmassen in Verbindung mit einem besonders harten, untransparenten Spezialporzellank ern hat sich in allen KreiUnternehmens hohe Anerkennungen gefunden haben, so soll sen der Praktiker und Patienten größte Beliebtheit erworben. dabei nichit vergessen werden, daß der Wieg und die Erfolge Hierbei werden dieselben Farbtönungen und Variationen, w ie das menschliche Gebiß sie zeigt, mit kleinen Schm.elztissen, geringfügigen Verkalkungsflecken und asymnwtrischen Formen in absolutet· Natürlichkeit nacngeahmt, so daß der NeoNovophan-Zahn neben menschlichen Zähnen im Munde nicht mehr unterschieden werden kann. Diese Ziihne werden sowohl mit S tii:t<>n aus Gold als auch mit echten Platinstiften und als Stiftkronen geliefert. · Als erste fablikmäßige Herstelletin von Zähnen aus Kunststoffmassen auf Acrylbasis in Europa hat die Firma eine weiter e epochemachende Erfindung inzwischen in die Praxis umsetzen können. Es ist bekannt, daß alle Liehtauellen mehr oder weniger ult raviolette Strahlen aussenden, und daß menschliche Zähne im ultravioletten Lic:.i}t weiß fluor eszieren. Diese Eigenschaft der Weißfluoreszenz hatte bisher k ein Kcmstzahn. Er war daher im ultravioletten Licht oder bei starker Quarzlampenbeleuchtung sofort für den Fachmann als Zahnersatz zu erkennen. Der Luftaufnahme der Porzellanfabrik C. M. Hutschenreuther A.-G., Hohenberg an der Eger Firma gelanp; es, auch ihren unter der Marke Neo-Palodens bekannten von C.IV!. Hutschenreuther nur möglich/ waren , weil e in Geist Ktmststoffzähnen eine absolut natürlich'e Weißfluoreszenz, wie sie der menschliche Zahn besitzt, zu geben, womit ein die Arbeitsgemeinschaft beseelt hat und weil sich die Fähigumwälzender Fortsch1itt auf d em Gebiet der Zahnprothetik keit aUer Mitarbeiter von Generation zu Generation steigern konnte. Ein solches Wachsen der Kräfte im Ganzen und erzielt wurde, da sich nunmehr der Neo-Palodens-Zahn bei in jedem Einzelnen aber ist nur dort möglich!, wo ein star.i eder Beleuchtung im Mlunde ebenso verhält wie der Naturker Wille ein großes Ziel gesetzt hat, wo die Tat des GrUnzahn. Das ist z. B. für alle Personen, welche unter besondcrs als dauerndes Vorbild lebendig ist. derer Allstrahlung oder im Quarzlampenlicht arbeiten müssen (wie Filmschauspieler, Künstler und Redner) von außerSo hat die Porzellanfablik C. M. Hutschenreuther AG Hogewöhnlicher Wichtigkeit, da es nunmehr unmöglich ist, auf henberg a. d. Eger mit einem breiten Arbeitsgebiet die Hoffdiese Weise künstlich ausgefüllte Gebißlücken zu entdecken. nung, auch über die kommenden, sicher n icht leichten ZeiAuch an der Errichtung einer kleinen Wäscheknopffabrik ten durch den Fleiß ihrer Belegschaft tmd das reictm Ideen(Alca-Knopffabrik, Arzberg) hat sich die Firma nach Kriegs- gut ihrer Techniker weiter fortzuschreiten und den von ihr · ende zwecks Beseitigung dieses besonderen Engpasses be- besonders gepflegten Export mit Erfolg durchzuführen. t eiligt.

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Dem Po·r zellankenner schweben bei Erwähnung der "älteMit der nun abgeschlossenen "Entwicklung des Hauses s ten Hutschenreuther Porzellanfabrik" in Hohenberg die in Hutschenreuther" sollte mehr als nur die Geschichte einer ihrer Eigenart einzigartigen Tafel-, Kaffee- und Teeservice, Familie aufgezeigt werden. Schon die Ueberschrift unserer Vasen, Schalen und Dosen in hervorragenden Kobaltdekora- Artikelfolge "Hohenberg - Wiege des bayerischen Porzeltionen mit Goldät?,kanten und vollendeter Handrp.alerei vor, lans" erklärt, welche Bedeutung der Pionierarbeit Carl Magwelche im vergangenen Jahrhundert und auch heute noch nus Hutschenreuthers und seiner Nachfolger beizumessen ist. zu den Prunkstücken m ancher fürstlichen Tafel und vieler· Eine Parallele zu dieser Abhandlung bildet die Carl Schuzehntausender bürgerlicher Haushalte gehören. Die Kobaltmann Porzellanfabrik und die aus ihr weiter entstandenen erzeugnisse dieser Firma sind auf diesem Gebiet in der gan- Werke. In den verflossenen Jahrzehnten erwuchs ·a us k leinzen W.elt wohl unübertroffen. sten Anfängen heraus eine Industrie, deren Erzeugnisse Auch moderne Formen werden seit vielen Jahren ge- weltbekannt. wurden. Sie allein schuf auch! die Voraussetpflegt und besonders in Servicen und Geschenkartikeln neu- zungen für die Entwicklung früher unbedeutender Marktzeitliche Dekorationsarten, die dem modernsten Geschmack gemeinden, ermöglichte den Auf- und Ausbau anderer Ge:Rechnung tragen, hervorgebracht. Auffallend sind hier glatt- werbezweige und legte den Grundstock zu kulturellem Leben. Wenn man heute von Arzberg als der zweitgrößten linige Vasen, Dosen und Tisch.schalen, auf welche von KünstPorzellanstadt Deutschlands spricht, so w ollen wir der sorlerhand seidenartig wirkende Glasuren , Fonds und Blütengenvollen Arbeit und des Mutes der Begründer dankbar zweige h auchartig in reiner Handmalerei gelegt werden. Auf dem Gebiet der Unterglasur-Kobaltdekoration bringt gedenken. Möge ein gütiges Geschick das "weiße Gold" die Firma nach eigenen Entwürfen seit vielen Jahrzehnten weiterhin in alle Welt strömen und in J!'rieden von deutscher Wertarbeit künden lassen. Servicedekor.ationen, die an die holländische Manier erinnern und in den nordischen Staaten besonders gefragt sind, Druck: Handelsdruckerei Arzberg- Verantwortlich' Karl !tetß hervor. -'72-


lltJo fanb (. Lftl LFjutfcbenreutber feine errte J[Jorzellanerbel Im Rahmen der 550-Jahrfeier der Stadt Arzberg ist auch die Enthüllung eines Gedenksteins für C. M. Hutschenreuther bei der Ton- und Kaolingrube a.rn Wege zum Steinhaus gepllant. Damit saUte am Vorabend des Porzellinerfestes (5. Juli) de r Gründer unserer h auptsächlich brotgebenden Industrie in stehltbarer und dankbarer Weise geehrt werden . Nach den uns zur Verfügung stehenden ar·c hivalischen Unterlagen und nach mündlichen Ueberliefe-rlUn,g'en fand C. M . Hutschenr UJther um das Jahr 1814 a.rn basaltischen Großen Steinberg nahe der Waldabteilung "Tongrube" die erste Porzellanerde in unserer Gegend. Diese· Entdeckung und ihre Auswertung führte zur Gründung einer ersten Porzellanfabrik in Hohenberg a. d . Eger und in den folg enden Jahren auch zur Ansässigmachung von Porzellanfabriken in Arzberg (1838) , SeBb (1856) und Schirnding. In letzterem Orte scheint bereits 1838 d1urch einen eh emaligen Gesellschafter Hutschenreuthers (Äcker) ein Probebrand "zur Erzeugung von Porzellain und Steingut unter Anwendung von Steinkohlen als Brennmaterial" stattgefunden zu haben. (s. "Sechsämterland", S. 273). Die Tongrube am Großen Steinberg ist vorläufig erstmals 1616 .in einer Grenzbeschreibung als "Dahegrube" archivalisch be~egt. Das• Material ihres fast weißen, glimmerhältige n , kaolinähnliche n T öpfe rtons ist je doch schon weit früher in der Burgenkeramik der Umgebung nachzuwe ise n. Im 18. Jahrhundert W:ird diese Tongrube in der h eima tkundlichen Literatur wiede rholt erwähnt. So schreibt 1787 J. M. Füssel in "Unser Tagebuch etc.", Erlangen 1787, 1788 und 1791 u. a.: "In dieser Gegend (bei dem Dorfe Kotbigenbibersbach .an der Egerstraße ) wird rothe und w eiße Töpfe rerde gefunden, die so fe in und rein ist, daß sie zu Farben , zu Fettkugeln und als Kreide gebraucht wird . . .. " 1799/ 1800 find et sich b ei H elfrecht "Das Fichtelgebirge", 1. Band S. 233, der folgende darauf bezügliche Hinweis: "Den vorzüg lich guten Thon der Gegend bei Kothigenbib er sbach am Steinberg, aus welchem man a uch Schmelztiegel verfertigen kann, nirrun.t man zu den dicht.en SaJuerbunnenkrügen, die .sonst in Arzberg, jetzt in Wunsiede ~ verfertigt werden, zu anderen festen Geschirren, besonders aber zu den schönen farbigen Arzberger Oefen . . . . " In einem Gesuch vom 10. 9. 1816 an d.ie Regierung des Mainkreises in Bayreuth weisen die Gesellschafter C. M. Hutschenreuther und Christian P. Aecker darauf hin, daß die Dist rikt e Hohenbe·Pg, Raithenbach, Oschw.itz und. Göpfersgrün die er forderliche "ausdauernde Thon- und F eldspath- Erde liefern" können. Später wird als Hauptfundort für den Bedarf der H oh enbe!'ger Fabrik der sog. Steinberg bei Kothigenbibersbach erwähnt (nach der F estsch r ift der Fa. C. M. Hiutschenreuth er, Hohenberg, "Tat und Vorbild", Bamberg 1939, S. 11). Dekan Bohrer äußert sich in dem Buch "Selb- eine Kir chen- und Heimatkunde", Selb 1930, S. 229 wie fol gt : "C. M. Hutschenreuther fand am Steinberg, zwischen Wunsie del und Hohenberg (bei Kothigenbib ersbach) gelegen, weiße Erde; d avon nahm er ein Stück mit in seine H eimat, wo er fe ststellte, daß es sich· um sehr brauchbare Porzellanerde handle . . . " Auch der Arzberger Chronist D. theoJ;. M. Sirnon erwäh nt in seinem "Arzberger Heimatbuch ", 2. Aufl. 1954, S. 264, den Fundort am Steinberg an er ster Stelle neben einem weiter e n F\undort am Ostrand von Bergnersreuth.

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bi~~~s:::n6tef:rs~~~~r~~~e~o~~~~~~ie;c~~~J~c~ ~~!~:~~~ 3 ziemlich einheitlich den Platz im Staatswald, wo Hutschenreuth er seine Erde gewann. Es erscheint daher so gut wie erwiesen, daß C. M. Hutschenreuther, aufmerksam geworden du r ch hoch!Wertige in der Gegend hergestel'lte hafnerkeramische Arbeiten, sich des k a olinhältigen Tonvorkommens am Großen Steinberg in erster Linie zur Porzellanherstellung während der Frühzeit seines Betriebes bediente. Daneben mag er sich sehr wohl auch r echtzeitig die Ausbeutungsrechte b ei and er en Vorkorrunen brauchbarer Porzellanerde, etw a b ei Göpfer sgrün, gesichert haben, wie er ja auch (nach S.imon, a. a. 0.) die Feldspat- unq Quarz vorkommen bei Grafenreuth in seine Hand brachte. Als weitdenkender Industrieller wird er von jeder sich bietenden Ge!:: lf2 legenhe it zur Deckung des Bedarfs an Rohmaterial: Gebrauch• 112 g.e macht haben. Die Aufstellung eines Gedenksteins am ersten Fundort beim Groß en Steinberg ist daher historisch wohl gerechtfertigt. Dort erhielt der Gründer unserer Porzellanindustrie den entsch·e idenden Anstoß dJUrch das vorher bereits von den Töpfern der ~ummo Umgebung verwendete Material; in Hohenberg errichtete er dann seine Fabrik. Dr. S. - 643 -

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(Original im Stadtarchiv Arzberg) ·


Unsere Heimat in Vergangenheit und Gegenwart- Beilage der ,.Sechsämter Neueste Nachrichten", Arzberg/Oberfranken 33. Jahr~an~

Samstag, den 25. Februar 1989

175 Jahre Porzellanfabrik in Hohenberg

Nummer3•

150 Jahre Porzellanherstellung in Arzberg

Die Gründungsdaten der Hohenberg-Arzberger Porzellanfabriken 1989 treffen 175 Jahre der Porzellanfabrik Carl Magnus Hut- nach . (Der damals 30 Jahre alte Christian Paul Aecker war durch sehenreuther in Hohenberg und 150 Jahre Porzellanindustrie in Heirat mit einer Tochter des in den erblichen Adelsstand erhoArzberg zusammen. ' Die für dieses "historische Stelldichein" benen Försters v. Reiz zum reichbegüterten Gutsbesitzer in Seußen geworden.) Die Regierung verlangt am 19. September 1816 maßgeblichen Vorgänge verdienen es, an Hand von archivalischen Belegen (vor allem aus den Nachweise über die QualiAkten K 3- F VIa Nr. 3810 fikation beider Antragstel-3812 im Staatsarchiv Bam!er und fragt auch an, ob nur Porzellan oder auch berg) zusammengeiaßt zu werden. Ist doch die damit Steingut und Fayence faverbundene Entwicklung briziert werden soll. Ein zu einem entscheidenden halbes Jahr später (am 27. Umstand für unsere ganze März 1817) legt die RegieGegend geworden. rung in Bayreuth den GeMit einer Romanze fing es suchsteHern nahe, ihren an: Am 22. Dezember 1816 Antrag zurückzuziehen, heiratete der 22jährige Carl weil wenig Aussicht auf ErMagnus Hutschenreuther, folg ihres Unternehmens "Porcellainmahler und anbestehe. gehender Porcellain-FaAm 20. Juni 1817 richtet C. bricant zu Hohenberg" (so M. Hutschenreuther über die Bezeichnung im Trau- . das Landgericht Selb ein buch der Pfarrei Hohenneues Gesuch an die Regieberg) die älteste Tochter rung. Er ist entschlossen, des Hohenherger Försters die vorhandene kleine Be~udwig Ernst Reuß. Die triebsanJage (im Schloß Uberlieferung des Hauses Hohenberg) "ohne einen Hutschenreuther hält fest: I k Compagnon, nur mit Hilfe "Mit Genehmigung der l{wf"4- /ß . einiger Taglöhner" weiterobersten staatlichen BetVA.c zuführen. Die Regierung hörde stellt ihm (C .M.H.) leitet das Gesuch am 3. Juli sein Schwiegervater im 1817 befürwortend an das Jahre 1814 Räume in seiner /,...,J'h<-<>4~ Innenministerium in MünDienstwohnungimSchlosse chen weiter. Bevor das Mizur Verfügung, in denen a.J nisterium Stellung nimmt, 'm J I /? ß.J/ die ersten Anfänge der .t:.:.v~.~·- :;[.1-Jil.,__ _...:.... . -7J "/ ~ verlangt es am 13. A ugust Pfordzellanfa( brikhatiown lhsta ttt1 L'/. d~/L/,./1:.~/)1!-·· f1817 einde BeAnfähigungsp rüan en" nac i e 1m aJ3 /... ~ !_:~ •• C7'. #~ ..'l. / .. V 1f.: /! 4,. ung es tragste11ers. Vershofen, Tat und Voro· e, /' ·1·-·7 ~' NochvorJahresende(am4. bild, 125 Jahre C. M. Hut'J.'?.fr··./.· .:.. /.?____,: /A.~f--'-1... Dezember 1817) beantragt sehenreuther Hohenberg ;~-4 r#'n//fJ~-~-./ die Regierung in Bayreuth 1814-1939, Bamberg 1939, S. / ä , beim Innenministerium 9). Max Joseph, König von Bayern, unterzeichnete am 7. November wenigstens die "bedingte In einer gemeinsamen 1822 die Konzessionsurkunde für die Porzellanfabrik C. M. HutErlaubnis" zur Errichtung Eingabe vom 10. Septemsehenreuther in Hohenberg. (Original34:21,5 cm im Staatsarchiv einer Porzellanfabrik in ber 1816 suchen "die PorBamberg) Hohenberg. Das Ministerium reagiert am 20. Fecellanfabricanten Carl Magnus Hutschenreuther von _ bruar 1818 mit einer "unWallendorf im Coburgischen und Christian PaulAecker zu Seubedingt ausgesprochenen Abweisung". ßen, Landgerichts Wunsiedel" über das für Hohenberg zustän- Im folgenden Jahr (1819) kann Hutschenreuther Terrain und dige Landgericht Selb beim General-Commissariat des Main- Gebäude des bis dahin bestandenen Alaunwerks "Auf der kreises, d.h. beim Vorläufer der Regierung von Oberfranken, um Freundschaft" an der südwestlichen Peripherie von Hohenberg Erlaubnis zur Errichtung einer Porzellanfabrik in Hohenberg erwerben. Die Tätigkeit seines kleinen Teams beschränkte sich 1365

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auf die Bemalung und den Vertrieb von auswärts bezogenen Weißporzellans. Am 14. August 1819 unternimmt das Landgericht Selb einen neuen Vorstoß bei der Regierung und weist darauf hin, daß "von dem Gelingen oder Nichtgelingen desselben die ganze Existenz des Porzellanmahlers C. M. Hutschenreuther und seiner Familie abhienge". Um über ein bereits vorgelegtes Attest des Magistrats zu Schleiz, wo eine Porzellanfabrik bestand, vom 10. Mai 1819 und über ein eidesstattliches Zeugnis des Porzellanmalers Stolz, bei dem Hutschenreuther gearbeitet hatte, vom 3. Juni 1819 hinaus persönliche Befähigungsnachweise erbringen zu können, ersucht das Landgericht Selb, Hutschenreuther die Erbauung eines kleinen "Probierofens"zu genehmigen, der wieder abgerissen werden könnte, "im Fall die Proben nicht genügend ausfallen sollten". Auch diese Eingabe wird am 26. September 1819 abgewiesen, weil der vorausgehende abschlägige Bescheid von keiner weiteren Bedingung abhängig gemacht war. Zu Anfang des Jahres 1822 richtet Hutschenreuther ein neues Konzessionsgesuch an das Landgericht Seih und gleichzeitig an die Regierung in Bayreuth. Er weist auf die von ihm seit 1816 betriebenen kostspieligen Investitionen hin und verbürgt sich, daß er mit den anderen privaten Porzellanfabriken des Obermainkreises (gemeint sind die 1782 gegründete Manufaktur in Schney und fünf weitere Betriebe in der Gegend·von Lichtenfels) in keinen Wettbewerb hinsichtlich des Absatzes treten wolle. Als Produktionsproben fügt er zwei Pfeifenköpfe bei, die aus einer von ihm selbst zusammengesetzten Masse bestehen, aber noch keineswegs vollwertig sind, "weil es mir an den erforderlichen technischen Einriebrungen fehlt", wie er schreibt. Am 12. März 1822 fordert die Regierung ein Gutachten des Bergamtes Wunsiedel an. In der am 1. April abgegebenen Stellungnahme des Bergamtes kommt zum Ausdruck, daß Hutschenreuther bei seinen bisherigen Unternehmungen "sein Vermögen von 5000 6000 Gulden zusetzte, indem er sechs Jahre lang ohne Verdienst davon leben mußte", nachdem er "seit 1816 um die Concession zur Erbauung einer Porzellan-Fabrik bei Hohenberg supplicirt (nachgesucht) und jetzt sich bei Hohenberg angekauft, einen Brennofen nach verjüngtem (verkleinertem) Maasstabe gebaut, mit einer Feldspath-Erden-Grube am Steinberg beliehen (wurde), sich verheurathet und Familie hat". Am 2. Mai 1822 reicht das Bergamt "eine Probe von der bei Arzberg vorkommenden Porzellan-Erde" nach, wo Hutschenreuther bereits ein Abbaurecht eingeräumt ist. "Diese Erden-Grube befindet sich am Steinberg. Die Erde selbst kommt daselbst gegenwärtig 3 Fuß (ca. 0,9 m) mächtig vor. Neben solcher folgt Quarzsand von 8 Fuß (ca. 2,4 m) Mächtigkeit. Beide werden bergmännisch mitteist Schacht und Strecken gewonnen. Der gegenwärtige Betrieb findet in 7.Lachter (ca. 14m) Teufe statt. Dieselbe Erde hat sich in früheren Eisensteingruben dieser Gegend gefunden, ohne daß je Gebrauch davon gemacht worden." Am 22. August 1822 befürwortet die Regierung das Gesuch beim Innenministerium mit dem Hinweis, daß "Hutschenreuther mit seiner Familie, nachdem er bereits den größeren Theil seines Vermögens in das Unternehmen gesteckt hat, in der hülflosesten Lage sich befinden würde", wenn ihm die Konzession wieder verweigert würde. "Auf königlich allerhöchsten Befehl" kam am 7. November 1822 die folgende, an die Regierung des Obermainkreises gerichtete Ministerialentschließung zustande : "Maximilian Joseph von Gottes Gnaden König von Baiern. Wir finden Uns in Folge eures gutachtlichen Berichtes vom 24ten August d.J. bewogen, die Errichtung und Betreibung einer Porzellainfabrike für Carl Magnus Hutschenreutner (so!) zu Hohenberg allergnädigst zu genehmigen, UJld weisen euch an, hienach das Weitere zu verfügen. Die Acten folgen zurück." Mit diesem vom König selbst unterzeichneten Beschluß erlangt die C.M. Hutschenreuther-Fabrik ihre jahrelang erstrebte Konzession. Die weitere Entwicklung verläuft nicht gleich stürmisch. Am 6. Dezember 1826 ersucht Hutschenreuther beim Innenministerium um Unterstützung "zwecks besserem Betrieb seiner Fabrique" aus einem für solche Zwecke vorhandenen Fonds. Das Gesuch wird am 8. März 1827 "vorläufig" abgelehnt. Im März 1830 ergeht ein abschlägiger Bescheid auf ein Ansuchen um verbilligten Holzbezug, wie er den in der Gegend betriebenen Eisenwerken gewährt wird. Die Aufwärtsbewegung des Unternehmens ist an der steigenden Zahl der Beschäftigten abzulesen. Am 27. Oktober 1821 hatte der Magistrat Hohenberg bescheinigt, daß Rutschenreuther "zwei Massenarbeiter oder Dreher und drey Mahler in Arbeit habe". In einer Erhebung aus dem Jahre 1827 über den Stand der Gewerbe im Obermainkreis wird angegeben, daß die Hohenherger Fabrik 9 Arbeiter beschäftigt; ihre Produkte (jährlich ca. 80 Zentner Porzellan waren) würden nur im Inland abgesetzt. Am 16. Januar 1837 werden bei Hutschenreuther 40 !ffitarbeiter gezählt, 1846 sind es 88 (s. Sechsämterland, S. 510). . Seit Ende 1836 muß Hutschenreuther mit Konkurrenz rechnen. Der in Hohenberg ansässige Kaufmann Johann Christoph Lorenz Aecker, einzige_r Sohn ?~ Gutsbesitzers Christian Paul fecker zu Seußen, seit 1828 rmt emer Hohenherger Kaufm~-

tochterverheiratet, ersucht am 16. November 1836 die Regierung des Obermainkreises um Genehmigung ztir "Errichtung einer Porzellain- und Steingutfabrik in Hohenberg". Obwohl er in.Aussicht stellt, daß er kein Holz zum Brennen brauche, weil er mit Torf und mit Kohle aus dem böhmischen Becken heizen werde, hält das Bergamt Wunsiedel den Betrieb einer zweiten Fabrik im gleichen Ort vor allem wegen Holzmangel für nicht tragbar. Schon am 6. Dezember 1836 bescheinigt das Bergamt Wunsiedel dem Fabrikbesitzer Hutschenreuther, "daß derselpe seit dem Jahre 1820 in diesseitigem Bergamtsrevier, namentlich am Steinbergbey Kothigen Biebersbach, bey Schirndding, gegen Arzberg und bey Seußen etc. vielfältige und kostenspielige Bergbau versuche auf Porzellanerde, dichten Feldspath und feinen Sand zum Betrieb seiner auf dem eingegangenen ehemaligen ·Alaunwerk ,Freundschaft'· nahe bey Hohenberg neu etablirten Porzellanfabrik unternommen und ausgeführt" habe. Am 16. Januar 1837 ersucht Hutschenreuther die Regierung in Bayreuth, ihn gegen den unerwünschten Rivalen in Schutz zu nehmen. Er weist darauf hin, daß er sich "mit außerordentlichen Aufopferungen seit 15 Jahren dem gewagten Unternehmen der Porcellain-Fabrication widmete". Dem KaufmannAecker fehle die persönliche Befähigung zur Erlangung der erbetenen Konzession, denn "derselbe hat nicht die mindeste Kentniß von der Porcellainfabrikation und dieselbe niemals erlernt, niemals betrieben". Der wendige Kaufmann Johann Christoph Lorenz Aecker, zugleich auch "Ziegel- und Kalkbrenner zu Markt Hohenberg", legt sich indessen ins Zeug bei der Regierung in Bayreuth, um die Konzession zur Errichtung einer Porzellan- und Steingutfabrik in dem Dorf Schirnding zu erhalten. Am 16. Januar 1838 geht das zuständige Landgericht Wunsiedel auf ein diesbezügliches Reskri_ptderRegierungvom21.Juni 1837 n aller Ausführlichkeit ein. Der Landrichter v. Waechter verhehlt nicht, daß er "bei dem dermaligen.Kam-pfe der Hutschenreutherischen Porcellainfabrication mit der des x . Aecker" das Dorf Schirnding gerne pegünstigt sehen würde. "Der Ort Schirnding, welcher eine gute Zahl von Taglöhnern und kleinen Handwerkerfamilien hat, sieht in der Aeckerischen Porcellain- und Steingut-Fabrik sein Heil. In ganz Bayern liegt kein Ort bequemer als Schirnding, um an den unermeßlichen Steinkohlenvorräten im Nachbarlande Böhmen Theil zu nehmen, welche Steinkohlen in der Gegend von Zwoda, Altsattel etc. einen Reichthum verbreiten, der ungeheuer genannt werden kann." Der betriebsame Aecker habe bei Schirnding eine Braunkohlengrube eröffnet und wolle verbesserte Brennöfen nach böhmischer Art bauen. v. Waechter meint, daß Hutschenreuther qualitätsvoller produzieren könnte. "Vor mehreren Jahren, als man von diesseits der Mangelhaftigkeit der Glasur an dem Hutschenreutherischen Porcellain abzuhelfen strebte und den H. zu bewegen suchte, in der aerarialischen · (staatlichen) Porcellain-Fabrik zu Nymphenburg sich instruiren zu laßen, war deßen Feuerungsbau noch in der Kindheit und überhaupt diese Fabrik weit zurückgeblieben hinter denen des benachbarten Böhmerlandes; inzwischen hat der ehrerbietigst Unterzeichnete (v. Waechter) nicht mehr Gelegenheit gehabt, die Hutschenreuiherische Porcellainfabrication näher zu beobc achten." Um nachzuweisen, daß sich keramische Brennöfen auch ohne das rar gewordene Holz schüren ließen, kann Aecker am 16. März 1838 unter Verwendung von 20 Zentnern Braun. kohle und 17 Zentnern Torf einen Brennversuch mit ca. 3600 Stück Porzellan und Steingut vorführen. AnfangsJuni 1838 geht der Gemeindeverwaltung Schirnding das folgende Schreiben des Landgerichts Wunsiedel vom 30. Mai 1838 zu: "Dem Kaufmann Christoph Aecker zu Markt Hohenberg wurde in Folge des hohen Regierungsrescripts de dato Bayreuth den 23. Mai 1838 gestattet, einen Probeofen zur Erzeugung von Porcellain und Steingut unter Anwendung von Steinkohlen als Brennmateriale im Orte Schirnding zu ePrichten nach Anleitung der an den x. Aecker zurückgefolgten Baupläne und an dem schon ermittelten feuersichern Platze, worauf respective wenn der Ofen fertig ist, königliches Landgericht eine Commission unter Zuziehung von Sachverständigen abordnen wird, um die zu machende Probe der Porcellain- resp. Steingut-Erzeugung mit Steinkohlenheizung zu beaufsichtigen. Die Gemeindeverwaltung Schirnding erhaelt hievon Nachricht." Der Probebrand "unter Augen des Gerichts" fand am 13. Juli 1838 statt. Spätestens seit Anfang 1838 entfaltete J ohann Christoph Lorenz Aecker Aktivitäten in Arzberg, dessen "Magistrat III. Klasse" dem Unternehmer nicht etwa gleich volle Unterstützung anbot. In einer Sitzung am 14. Februar 1838 protestierten die 14 Gemeindebevollmächtigten geschlossen gegen die Errichtung einer Porzellanfabrik (s. Arzberger Bilderbuch, S. 248). Binnen eines halben Jahres änderte sich diese Grundeinstellung. "Am 6. Oktober 1~ bezeugte der Magistrat, daß das Anässigmachungsund EtabliSSementgesuch des Kaufmanns Christoph Aecker laut Beschlusses genehmigtsei und Aecker zugleich als hiesiger (Arzberger) Bürger aufgenommen werde. Am 3. Oktober 1839 erhielt Aecker, unter der Bedingung, in Arzberg lediglich Braunkohle, Steinkohle und Torf zur Feuerung zu verwenden, die amtliche

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Konzession erteilt. Das war der Geburtstag des Arzberger Porzel- 1861), der Erfahrungen aus den thüringischen Fabriken in Plößlans" (Georg Krauß, Die oberfränkische Geschichte, Hof, 1981, S. berg und Eisenberg mitbrachte. Sein Sohn Karl Otto Strebe! 135 ). Es ist kein Zufall, daß Arzberg als zweiter Gründungsort im verkaufte 1864, bevor er als "Buchhalter" nach Wien übersie.östlichen Oberfranken gewählt wurde, blühte hier doch schon im delte, an den jungen Johann Friedrich Bauer (geb. 1843 als Sohn 18. Jahrhundert das keramische Gewerbe. Arzberger Kunsthaf- eines Büttnermeisters in Arzberg). Es ist fürwahr als Ironie des ner lieferten reich verzierte Tonöfen bis nach Frankfurt und Schicksals zu bezeichnen, daß aus der Konkurrenzgründung ein Regensburg. Der einschlägige Akt F VIa Nr. 3867 im Staat:sarchiv Schwesterbetrieb wurde, als nämlich am 1. Januar 1884 der Bamberg enthält auch eine Zeichnung der Gesamtansteht des nachmalige Kommerzienrat Carl Auvera (1856-1914), ein Enkel Aecker'schen Betriebs und harrt weiterer Ausbeute von Einzel- von Carl Magnus, das Werk erwarb, das dann 1919.in die C. M. Hutschenreuther AG eingebracht wurde. Die Aecker-, Strebe!-, heiten. · Die folgende Entwicklung der Fabrik C. M. Hutschenreuther in . Bauer-Fabrik stellte bevorzugt Luxusartikel und Puppenköpfe Hohenberg ist in eingehenden Festschriften von 1939 und 1964 aus Porzellan her. Unter Carl Auvera wurden Pfeifenköpfe zur festgehalten. Als Carl Magnus 1845 im Alter von 51 Ja-hren starb, weltbekannten Spezialität; dann rückte Tafelgeschirr in den führten seine Witwe, dann deren zweiter Sohn Christian und Vordergrund. zwei Schwiegersöhne den Betrieb weiter, während der ältere 1881 und 1887 sind als Gründungsjahre der beiden anderen ArzSohn Lorenz 1857 eirfe Porzellanfabrik in Selb einrichtete. Das berger Porzellanfabriken in die Geschichte eingegangen. 1839 in · Arzberg gegründete Konkurrenzunternehmen ent- "Schumann" und "Arzberg" haben ihre 100. Geburtstage in anwickelte sich nur langsam. Zu J ohann Christoph Lorenz Aecker gemessener Weise gefeiert. Die in diesemJahranstehenden J ugesellte sich seit 1844 in einem "Societäts"- bzw. Pachtverhältnis biläen in Hohenberg und Arzberg werden vorbereitet. Karl Friedrich Gottlob Strebe! (geb. Pößneck 1792, gest. Arzberg

Die ersten Arzberger Porzelliner In der 1886 erschienenen "Geschichte über Arzberg" des altge- 1890 Wilh. Kaspar Seitmann (Schlottenhof 53), 1891 Joh. Heinr. dienten Bürgermeisters Johann Buchka (1814-1901) steht ein all- Gustav Haumann, Röthenbach, 1892 Karl Christian Halenke, gemeines Urteil über Bedeutung und Größe der 1839 gegründe- Maler in Selb, wohnh. in Arzberg, 1892 J oh. Christof Klau, 1892 ten ersten Porzellanfabrik in Arzberg. Der authentische Zeuge Lorenz Georg Künzel (174), 1893 Joh. Friedmann (Schlottenhof lokaler Geschichte im 19. Jahrhundert schreibt offensichtlich aus 7), 1894 J oh. Matthäus Fischer (66), 1894 ·Georg Adam · Keiner persönlicher Erinnerung : "In den 40er Jahren wurde von dem (Schlottenhof 19), 1894 Joh. Christof Weid (22), 1894 Kar! Otto Kaufmann Aecker von Hohenberg eine Porzellanfabrik errich- Christian Wunderlich. tet, welche aber unterdemselben nicht recht aufkommen wollte. Porzellandreher: 1840 Gottfried Wehrdorfer, "in der AeckeriDie Fabrik wurde von dem Porzellanfabrikanten Strebe! aus schen Fabrik", 1849 Joh. Nicolaus Feulner, Sohn d. ZimmerEisenberg übernommen und in beschränkter Weise betrieben. manns Johann Feulner in Küps (Kothigenbibersbach 16), 1849 Im Jahre 1864 wurde diese Fabrik von Friedrich Bauer über- Joh. Georg Martin Jena, Schneiderssohn v. Hohenberg (Grafennommen und vor mehreren Jahren vergrößert. Im Januar 1884 reuth), 1852 Wolfgang Christian Künzel, Schneiderssohn (geb. kaufte sie der Fabrikbesitzer Carl Auvera. Derselbe hat vor allem 1828), 1852 Joh. Peter Wunderlich, Oberdreher, geb. 1824 in die Massemühle neu gebaut." Schirnding (Arzberg 207), 1854 Joh. Matthäus Barth, SchuhmaWarum waren die Anfänge der Porzellanherstellung in Arzberg cherssohn (58), Johann Fürbringer, Bäckermeisterssohn v. Hoetwas dürftig und "beschränkt"? Wie war überhaupt die Arzber- henberg, geb. 1821 (Arzberg 82), 1854 Adam Ernst Hippmann, ger Situation um 1H50? Nach dem 1853 in München erschienenen Metzgermeisterssohn, 1854 Joh. Andreas Leutner, Weberssohn "Geographisch-statistisch-historischen Handbuch des Königrei- (95), 1855 PeterBauer v. Schirnding, 1855 Michael Bayer (46), 1855 ches Bayern" hatte der an der Mündung des Flitterbaches in die Balthasar Walther, 1855 Joh. Adam Thoma, 1857 Joh. Matthäus Röslau liegende Markt einen "Magistrat III. Classe, 569 Familien, Thoma in Rosenbühl, 1857 Joh. Erhard Walther, geb. 1829 in 2110 Einwohner, 395 Häuser, mehrere Mühlen, Kalköfen, Kobalt- Arzberg, 1858 Joh. Karl Künzel, Schreinermeisterssohn (176), ' Steinkohlen-, Braun- und Eisensteingruben, Alaun- und Pech- 1861 Joh. Christian Fürbringer, Weber- und Schullehrerssohn, siederei, Leder- und Hornarbeiten, Spinnereien, Webereien etc." geb. 1831 1865 Joh. Andreas Jena, 1867 Georg Haumann Auf etwa 20 Zechen in einem östlichen und einem westlichen (Röthenbach 1869 Franz amin May, geb. 1842 in GroßRevier arbeiteten noch ca. 270 Mann im Bergbau.1851 gründeten breiten (Arzberg 80), 1870 Gedie finanzstarken Ebenauer aus Schweinfurt-in Elisenfels eine orgChristof Holzhauer aus Baumwollweberei, die 1859 in eine Spinnerei umgewandelt . wurde und-bald 200 Arbeiter beschäftigte. Um 1870 lauten die Einträge in den örtlichen Personenregistern häufig "Bergmann, jetzt Fabrikarbeiter", oft auch "Fabrikspinner". · Der Bedarf an Porzellanarbeitern, die immer als Porzellandreher, Porzellanmaler usw., also nach ihrer speziellen Tätigkeit registriert wurden, konnte in der ersten Entwicklungsstufe nur von auswärts gedeckt werden. Das nächstgelegene Reservoir bot die Hutschenreuther-Fabrik in Hohenberg. Es ist noch in guter Erinnerung, wie bis zum Erstarken der örtlichen Betriebe "Porzelliner" aus dem Arzberger Umkreis nach Hohenberg zur Arbeit gingen und von ihren Frauen oder Müttern ein Mittagessen zugetragen bekamen. (Das Wort "Porzelliner" steht in Anfü~­ rungszeichen, weil es die Dudenredaktion noch nicht kennt. S1e sollte es kennenlernen !) Nach vorliegenden Statistiken beschäftigte die Firma C. M. Hutschenreuther 1856/57 ca. 200 Arb~iter! 1872 bereits 280. In Arzberg waren es 1876 erst 56 Personen, d1e be1 dem heute völlig vergessenen Unternehmer Friedrich Bauer eingestellt waren. Eine vollständige namentliche Erfassung dieser Gruppe ist z.Z. nicht möglich, weil das Stadtarchiv Arzberg seit Herbst 1987 geschlossen ist. Die nachfolgend aufgezeichneten Namen mit dem Jahr der Erstnennung sind Zufallsangaben in den Kirchenbüchern der ev.-luth. Pfarrei Arzberg. (In Klam- Hölzernes des Arzberger PorzE~IIatnd!relheJrs mern steht die Hausnummer in Arzberg.) J . F. Dietz (1858-1904) zum Ebnen und Glätten der gedrehten oder Modelleure : 1881 Eduard Schumann (174), 1894 Christian Holle- gegossenen rohen Stücke. Für diese Vollendungsarbeiten wurrung (125). den auch besondere Messerehen zum Abschaben der Nähte von. Porzellanmaler: · 1858 Joh. Christian Mainer, Maurerssohn Gußware benutzt. · (Schlottenhof 12), 1866 Sirnon Werner, verheir. mit Sophie Char- Schmiedefeld Amt Schleusingen, 1870 Joh. Wolfgang Müller, lotte Rosina v. Schirnding, Forstwartstochter v. Silberbach (Arz- Weberssohn v. Bergnersreuth, 1871 J ulius Andreas Elbel, 1871 berg 41), 1878 Wolfgang Müller (Sandmühle 74), 1881 Karl August Wolfg. Christian Wunderlich, 1872J oh. Friedrich Rahn (181), 1873 Seltmann, Schlottenhof, 1882 Christof Blechschmidt, 1882 Joh. Joh . Adam Fürbringer (180), 1873 Joh. August Fürbringer (36), Adam Fürbringer (Schlottenhof 9), 1883 J oh. Christian Friedrich 1873 J oh. Martin Stöhr (180), 1874 J ohann Rieß (196), 1874 J onas Bauer (142), 1884 Ludwig Heinrich Bauer (5), 1886 Paul Frömder, Hollerung (169), 1877 Georg Geiger aus Hohenberg, 1877 Joh. 1884 J ohann Gack (129), 1886 Georg Christof Gebhardt, Kothi- Matthäus Hoereth (Schlottenhof31), 1877 Adam Ernst Sommerer genbibersbach, 1882 Joh. Erhard Köllner (140), 1889 Fr~nz Rollin- (Schlottenhof36), 1878August Schönauer (Schacht 46), 1879 Chriger (175), 1890 Joh. Chnstlan Jena (91), 1890 Lorenz ReJCh~l (222), stian Adam Haas (109), 1879 Joh. Christof Scharrer (29), 1879 J oh. 1367


Christof Stöhr (175), 1880 Joh. August Fürbringer (Raithenbach 9), 1881 Joh. Christian Weydt(17),1882Joh. Kar! Lederer(63), 1882 Christof Scharrer (160), 1883 Andreas Hippmann, 1883 Joh. Richard Neuherger (104), 1884 Joh. Kar! Fürbringer, 1884 Loh. Lorenz Fürbringer, 1885 Friedrich Emil AdolfHerold (8), 1886 Franz Frömder (50), 1886 Joh. Bernhard Räder, Röthenbach, 1886 Joh. Adam Schöffe! (178), 1887 Christof Bauernfeind (206), 1887 Joh. Adam Meyer, 1887 Josef Ferdinand Nabicht (31), 1887 Johann Räder, Rötbenbach 26, 1887 Christof Stöhr (217), 1888 Wilhelm Paul Stadermann, 1889 Konrad Christof Bauernfeind (11), 1889 Christian Haas (200), 1889 J ohann Männe! (38), 1890 J oh. Friedrich Dietz (120), 1890 Johann Bernhard Räder, Rosenbühl, 1890 Adolf Schöffe! (160), 1890 Joh. Christof Seidel, Schlottenhof 54, 1890 Christof Seitz (137), 1890 Johann Steine!, Rötbenbach 17, 1891 Georg Geiger (50), 1891 Johann Gläßel, Heiligenfurt, 1891 Christof Schönauer, Schacht, 1891 Joh. Richard Wolfram aus Fraunreuth, 1892 Konrad Grätsch, 1892 Joh. Friedrich Küspert, 1892 Johann Meier, 1892 Joh. Friedrich Schmidt (78), 1893 Joh. Nikol Kropf, Porzellandreher in Nymphenburg, 1893 Georg Mader (54), · 1893 Johann Rieß (210), 1893 Christof Schönauer, Rötherrbach 33, 1893 J oh. Christof Seidel (219), 1893 Nikolaus Taumann aus Annaberg, 1893 Johann Wunderlich (100), 1894 Johann Purucker, Schlottenhof 27. 1894 Joh. Martin Reul, Sandmühle, 1894 Chri-

stian Wilhelm Seltmann, Schlottenhof, 1894 Johann Weidmann (76). Porzellanbrenner: 1861 Joh. Erhard Achtziger, "Brenner in der Porzellanfabrik Selb, wohnhaft in Schlottenhof", 1884 Lorenz Scheitler, Oberbrenner, 1891 Nikol Martin Frank, Oschwitz 14, 1891 Andreas Lederer, 1892 Ernst August Groh (16), 1892 Johann Wunderlich, Schlottenhof, 1894 Joh. Christian März (80). Kapseldreher: 1877 J ohann Höreth, Schlottenhof 15, 1883 J ohann Neidhart (40), 1890 Johann Narr (192), 1890 Paulus Träger (72), 1893 J oh. Matthäus Höreth, Schlöttenhof, 1894 Kar! Ludwig Rauh (193). Sonstige: 1892 Andreas Träger, Porzellanschleifer (84), 1893 Friedrich Hofmann, Maurer in Schlottenhof, z.Zt. Massemüller", 1893 J oh. Paulus Prell, Porzellanschmelzer in Waldsassen, wohnhaft in Arzberg (96). Mit J oh. Heinrich Thoma, geb. 1829 als Sohn eines Taglöhners in Rosenbühl, findet sich von 1859 bis 1875 ein Porzellanhändler genannt. In wieviele Abteilungen gegliedert auch schon die ältere Technik der Porzellanherstellung war, ist einem "Tabellarischen Verzeichnis für die Porzellanfabrik Hohenberg" von 1846 (abgedruckt in: Sechsämterland, S. 510) zu entnehmen.

C. M. Hutschenreuther und die Hohenberger Es ist bekannt, daß der Unternehmer C. M. Hutschenreuther im Umgang mit den Behörden viele Hürden zu nehmen hatte, bis er sich durchsetzen konnte. Daß der Schwung dieses Mannes auch durch lokalpatriotische Intrigen gebremst wurde, sollte man nicht für möglich halten. Ohne an ökonomischen und prestigemäßige Nutzen für den Ort zu denken, sahen die Nachkommen mittelalterlicher Spießbürger ihre überschaubare Ordnung und die .Stabilität des Lebens bedroht. Auf den "Zugereisten" schaute man überheblich und ängstlich herab, seinen Arbeitern mißtraute man als "Ausländern". So wurde das Privatleben von "Hutschenreuther und Consorten" fortwährend beobachtet. Es grenzte schon an Bosheit, fast an Haß, daß man noch 1843 dem seit 27 Jahren Ansässigen, der sich dä"rauf berief, daß er im Jahre 1815 von dem damaligen Bürgermeister Träger "hieher beschieden" wurde, das Bürgerrecht verwehrte und erst auf Drängen der Aufsichtsbehörde ein Leumundszeugnis ausstellte. Dabei stellte man sich so, als ob der Ortsteil "Freundschaft", wo der Fabrikant gebaut hatte, nicht direkt zu Hohenberg gehörte. Bei allen amtlichen Enttäuschungen und privaten Demütigungen, die Hutschenreuther hinnehmen mußte ist es erstaunlich, daß dieser Mann mit eiserner Energie dur~hhielt bis zum Tode'. Als der Nimmermüde 1845 (an "Brustentzündung") starb, verharrte seine Umgebung noch in biedermeierlicher Behäbigkeit. Die Erziehung der Menschen zur Industriegesellschaft hatte noch kaum begonnen. Nachrichten über Auseinandersetzungen H utschenreuthers mit der unmittelbaren Umwelt finden sich in Akten des alten Magistrats Hohenberg, wo der Marktschreiber Krauseneck, ein Ränkeschmied und Ql!ertreiber, die Feder führte. Aus den mit vielen Einzelheiten angereicherten Protokollen und Eingaben seien hier nur kurze Zusammenfassungen gebracht. 20. Februar 1822: Der ,.Kunstmaler" Ludwig Gerlach erstattet Anzeige beim Magistrat Hohenberg wegen einer ,.von dem Porzelrainmaler Kar! Hutschenreuther und seinen Gesellen gemachten gefährlichen Drohung" gegen ihn. Ger lach.•. der H. beschimpft hatte, war tags zu vor beim Zeug! wirt AdamOchslern ur durch das Dazwischentreten des Bürgermeisters Keck und des Forstverwesers Fuchs einem tätlichen Angriff von vier Begleitern Hutschenreuthers entgangen, die (ein Maler, zwei "ausländische Porzellaindreher" und ein Töpfergeselle) mit Knittelstöcken bewaffnet, kämpferische Lieder singend, auf ihn eindrangen. Unter den Zuschauern des Krawalls befand sich auch Hutschenreuthers Schwiegermutter. 21. Februar 1822: Der Magistrat leitet die Anzeige des Kunstmalers Gerlach gegen den "Porzellainmaler Karl Hutschenreuther und seine Gesellen" wegen "absichtlicher thätlicher Mißhandlung" an das Landgericht Selb weiter. Der Magistrat betrachtet das "tumultuarische Betragen" der Angezeigten als Ruhestörung und Sicherheitsgefährdung. 18. April 1822: Das Lartdgericht Selb verweist die Sache in die Zuständigkeit des Magistrats, da sie nach Entschließung des Berufungsgerichts vom 26. März der Polizeigerichtsbarkeit unterliegt. 24. April 1822 : Hutschenreuther wird gegen Unterschrift zur Vernehmung beim Magistrat geladen. 19. Juni 1822: Der Magistrat meldet dem Landgericht, daß die polizeiliche Untersl!chung geg~~ die Porzellanmaler H. ~egen dessen Abwesenheit auf Geschaftsre1se erst zu emem spateren Termin stattfinden kann.

13. September 1822: Der Magistrat Hohenberg teilt dem Landgericht Selb mit, daß der Porzellanmaler Gerlach auf eine weitere Untersuchung verzichtet, weil die zwei beteiligten ausländischen Gesellen des H. nicht mehr da sind und Gerlach Privatgenugtuung verlangen will. 18. Februar 1824: Hutschenreuther und 9 ihm freundschaftlich verbundene Mitarbeiter ersuchen das Landgericht Selb um Schutz ihrer bürgerlichen Rechte. Nachdem sie zum Regie~ rungsjubiläum des Königs auf einem von der Bürgerschaft veranstalteten Ball "wegen unartigen Betragens der hiesigen Bürger" nur kurz anwesend sein konnten, veranstalteten sie im "Fürstenhaus des Schlosses" ein privates Tanzvergnügen, das durch das Erscheinen des Magistrats und eines Aufgebots der Bürgerwehr jäh beendet wurde. 15. Mai 1824 : Der Magistrat rechtfertigt beim Landgericht Selb sein Vorgehen bei der nicht genehmigten Tanzveranstaltung, das sich gegen "höchst arrogante Ausländer" richtete. Vorausgehend wären der Fabrikant H. und seine Frau zum bürgerlichen Ball eingeladen gewesen, hätten aber wegen Geldmangel abgesagt. Als sie dann doch mit ihren sämtlichen Arbeitern erschienen, hätten sie beim Essen erste Plätze eingenommen, den Tanz eröffnet, aber die Musik nicht gezahlt. Schließlich habe man sie wegen unanständiger Reden verweisen müssen. 18. Oktober 1824: Das Landgericht Selb verwirft die Beschwerde des Fabrikanten H. und Consorten als unbegründet. Wegen eines Verstoßes gegen polizeiliche Vorschriften sind weitere Maßregeln zu gewärtigen . 4. November 1824 : Der Magistratstellt "Hutschenreuther et Consorten" die mit der Einstellung des nicht genehmigten Tanzes verbundenen Kosten in Höhe von 3 Gulden 27 Kr. in Rechnung. In Anlagen erscheinen die gegliederten Beträge für den eingreifenden Bürgermeister Keck, den Magistratsrat Schletz, den Magistratsdiener Heischmann und für die Berichte an das Landgericht sowie für den Einsatz des Landwehr-Kommandos (Kapitän, · Korporal und 4 Landwehrmänner). 10. Juni 1843: Hutschenreuther moniert wegen des ihm bisher verweigerten Heimatrechts in Hohenberg. 16. Juni 1843: In einer unter der Leitung des Bürgermeisters Tagsold stattfindenden Bürgerversammlung im Rathaus zu Hohenberg entscheiden sich 9 namentlich unterschriebene Bürger dafür, 33 Bürger dagegen, daß der "Porzlain-Fabrik-Besitzer" H. im Ortsteil Freundschaft in die "Klasse der hiesigen Bürger" aufgenommen wird. 21. Juni 1843 : C.M.H. mahnt noch einmal wegen Zuerkennung des Heimatrechts in Hohenberg. 10. Juli 1843 : Nachdem beim Landgericht Selb eine Beschwerde des C. M .. Hutschenreuther eingegangen ist, daß ihm die Gemeindeverwaltung und "die einzelnen Gemeindemitglieder" zu Hohenberg allgemeine Rechte streitig machen, erinnert das Landgericht die Gemeindeverwaltung an die Einhaltung des§ 11 des Gemeindeedikts und verfügt unter Strafandrohung, daß H. im Genuß gemeindlicher Rechte n icht beein trächtigt werden darf. 20. Juni 1843: Die Marktsverwaltung Hohenberg stellt dem Fabrikbesitzer Hutschenreuther ein Leumundszeugnis aus, in dem seine Unternehmerischen und charakterlichen Eigenschaften überschwenglich herausgestellt werden. Alle Beiträge von F. W. Singer/ Arzberg


Röthenbacher Dorftheater um 1900

Es ist unbestreitbar, daß die spielfreudigen Röthenbacher Theaterblut in den Adern haben. Schon um dieJahrhundertwende gab es in Röthenbach ein bodenständiges Theaterleben und noch heute wird dort das engagierte Laienspiel gepflegt. Der alte Spielbetrieb ist bisher noch kaum dokumentiert. Als Schauobjekt mit komischen Effekten bezeugt ein Foto vom 15. März 1903 die Existenz eines örtlichen Amateurtheaters. Nach der Uraufführung oder Hauptprobe des Stücks "Der Protzenbauer" postierten sich die 15 Darsteller vor der Bretterwand eines Stadels im Freien. Zwei rechts und links stehende Herren in gepflegter Kleidung hatten sicherlich die schwierige Organisation und Regie der Ba~rnkomödie übernommen. Von den neun mitspielenden Männern sind fünf hemdsärmelig, mit den Wadln in handgestrickten Strümpfen als Salontiroler gekleidet. Nurkrachlederne Hosen fehlen. Woher hätten sie die auch nehmen sollen? Dafür waren breite Hosenträger vorhanden. Im Jägerkostüm steht rechts ein Förster mit der Büchse, die unvermeidliche Tabakspfeife im Mund, einen breiten Gürtel um den Bauch. Damit der Titelheld umso glaubhafter wirkt, ist ihm eine Glatze über den Kopf gestülpt. Inmitten der frischrasierten jungen Männer steht auch ein "Hochwürden" mit dunklem Pfarrerhut und Römerkragen. Ein nobler Student mit Pfeife und Maßkrug streckt seine Beine am strohbelegten Boden. Zu den strammen Burschen gesellen sich feste Mädchen in flotter Gebirgstracht mit Schnürmiedern und kecken Hütchen. Mitten unter diesen falschen Oberbayern sitzt eine heimisch kostümierte Großmutter mit dem Gebetbuch im Schoß. Schon vom Titel des Stücks her läßt sich sagen, daß es sich um eine oberbayerische Dialektkomödie handelte, bei der es um einen dickschädeligen Bauernprotz ging, der dem Knecht (Seppl ?) die begehrenswerte Tochter verweigerte. Die Rötbenbacher Laienspieler brachten das Stück sicher in ihrer Sprache auf die Bühne und schon weil es im überfüllten Wirtshaussaal gespielt wurde, wirkte es echt. Dieses "lustige Theater" half dem einheimischen Publikum sicherlich zur zweistündigen Flucht aus dem harten Alltag vor 87 Jahren. Der Erfolg des Stücks hing vom Talent der Darsteller ab. Es wäre an der Zeit, zu·forschen, wer die abgebildeten Akteure dem Namen nach waren. Dem Beruf nach · waren es Kleinbauern und Arbeiter, die sich ohne.kommerzielle Absichten dem Laienspiel widmeten. ·

1839 - 1989 : 150 Jahre Porzellanindustrie in Arzberg Erstveröffentlichung einer Zeichnung von 185-2 im Staatsarchiv Bamberg (F VIa Nr. 3867)

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7. Jahrgang

Nununer 4

Donnerstag, den 7. Juni 1956

Die erslen Porzelliner Als Carl Magnus Hutschenreuther in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts seine Hohenherger Porzellanfabrik auf-

baute; brauchte er Mita11beiter. Woher, d. h. aus welcher Gegend und aus welch en Bevölkerungsschichten kamen diese er sten Porzelliner? Da hierüber, wie überhaupt über die so-.liologische StruktJUr unseres derzeitigen hauptsächlichsten Bevölkerungsanteils noch keine Untersuchungen vorliegen , wurde versucht, diese Frage an Hand der Kirchenbücher der einschlägigen Orte Hohenberg, Scrnrnding und Arzberg bis gegen 1870 zu beieuchlten. Natürl.i ch konnte hierbei nur ein Teil der Belegschaft, hauptsächlich des ältesten Hutschenreuther Stammbetriebes in Hohenberg, erfaßt werden 1und auch h äufig erst um Jahre nach dem erstmaligen Auftreten des einzelnen Beschäftigten. Für den Zweck dieser Ermittlung war dies jedoch ausreichiend. (Es sei bemerkt, daß d er Zeitabschnitt von etwa 1870 bis zum ersten Weltkrieg ein anderes Strukturbild aufweist als die hier b ehandelte ältere Epoche.) Der Gründer C. M. W. Hutschenreuther war bekanntlich ursprünglich ein Porzellanmaler aus Wallendorf in Thüringen (Sachsen-Meiningen). Aus dem Gebiete des Tlhüringer Waldes und benachbarter mittel- und norddeutscher Gebiete folgte ihm dn seinen Betrieb ein ni-cht unbedeutender T'e il guter Fachkräfte. Im einzelnen ergibt eine Aufgliederung nach der regionalen Herkunft der Maler und Dreher bis etwa 1870 folgendes Bild: aus Norddeutschland ca. 20 Proz., aus Süddeutschland ca. 8 Proz., aus Böhmen ca. 6 Proz., aus der hiesigen Gegend (Hohenberg, Schirnding, Arzberg) ca. 66 Proz. Brenner und Tag'löhner wurden fast durchwegs von Einheimischen gestellt. · Nach der sozialen Abstammung kamen die Dreher und Ta.g löhner zu etwa 75 Proz.e nt aus dem Handwerkerstand (außer Weber), 7 Prozent der Eltern der Arbeiter waren Taglöhner, je 5 Prozent waren Bauern, Weber und Por.z.elliner, 2 Prozent Bergleute, 1 Prozent hatten andere Berufe. Die Maler rangierten weitgehend als Klasse für sich, waren anfänglich freiberuflich und sind nicht selten in den Kirchenbüchern mit "Herr" betitelt. Erschreckend ist das erreichte geringe Durchschnittsalter aus dem Berichtsabschnitt: 40 Jahre. Die Dreher ,s tarben manchmal noch um etliche Jahre früher. Als häufigste TodesIU'l'sache finden wir Abzehrung, Brustentzündung, Lungensucht, Lungenverhärtung, Luftröhrenschwindsucht. Während der Berichtszeit wurden die Manufakturarbeiter zu Industriearbeitern, das ursprüngliche Etablissement wandelte sich z-ur Fabrik. Die nachfolgend aufgeführten Männer (und vereinzelten Frauen) waren die ersten, weiche das gesellschaftliche Gefüge unserer Gegenj'i von Grund auf umgestalteten. (Die dem Namen vorgesetzte Jahreszahl ist die erste Kirchenbuchnennung). Unternehmer und Werkführer 1816 Carl Magnus Wilh. Hutsehen r eJU t her , Porzellanmaler und angehender Porzellanfabrikant zu ;Hohenberg (t 1845 an Brustentzündl!ng). 1843 Lorenz H u tsehe n r e u t her , ältester Sohn (!es vorigen (.heiratet). 1844 Job. Christoph Lorenz Äcker , Porzellanfabrikant in Arzber,g·. - 1845 Christian Ä ck er, Kaufmann und P'orzel-

lanfabrikbesitzer in H ohenberg. - 1846 Christian Wilheim Bernhard Hut s eh, e n r e u t h e. r, zweiter Sohn des Gründers, Werkführer. - 1848 Kar I Friedrich Gottlob S t r e b e 1, Pä•c hter der Arzberger Porzellanfabrik - 1854 Philipp Ambros Au ver a (ge.b. 1823), Großhändler zu Würzburg (heiratet Anton~a Carol. Hutschenreu ther) . - 1860 Sophian Heinrich Wo 1 f, Porzellanfabrikbesitzer zu Bischofsgrün (heiratet Caroline Wilhelmine Hutschenreuther). Buchhalter 1851 F'e rdinand E. i <::h e 1, Kaufmann von Steinbach i. Sa.-

Meiningen (heiratet Caroline Ernestine Henriette Hutschenreuther) . Modelleure 1856 Balduin Haag (gest. 1907), Porzellanmalerssohn von Lichte bei Wallendorf i. Schwarzburg-Riudolstadt. 1870 Hermann Hugo Lor e n t•z, Kammerdienersohn von Berlin, z. Zt. Modelleur zu Hohenberg. 'Maler 1821 F:riedr. Heinr. Gotth. M ü 11 er, Aktuarssohn von Gefell (heir. Caroline Ernestine Philippine Reiß, Forstbereiterstoch,t er v. Hohenberg). 1826 Gg . .Tob. B •u eh man n v. Volkstad, F stt. Schwarzburg/Rudolstadt, Hausbesitzer und Porzellanmaler in Schirnding. - Christian Ludw. Ger 1 a eh, gegenwärtig in Ludwigsburg. - 1834 Christi an Ernst Re u ß , Forstbereiterssohn v. Hohenberg, Porzellanmaler und Handelsma nn (1810-1841). - 1836 Christoph Keck v. Hohenberg. - Christoph S t i eh t v. Selb. - 1837 Joh. Ad. S t i eh t. - 1838 Friedr. B re•n d e 1 , Handelsmannsohn v. Wunsiedel, Maler und Lithogmph, Schirnding, vorher in Weiden . ...:..._ 1839 Carl R o th e, geb. 1800, von Werne,r sdorf i. Sa. - 1841 Otto B u r ck h a r d t , Lehrerssohn v. Ebersdorf b. Ludwigstadt (1809-1879). - Carl Friedr. M ü 11 er v. Gera Untermhaus. - 1845 Job. Conr. Bau e:r, Schirnding, Porzellandreherssohn v. Bruckberg. - 1848 Job. Habermann, Maurerssohn v . Hohenberg (1813-1902). - 1851 Herrn. Jul. Vict. Fass o 1 d, Arztsohn, Malereibesitzer zu Lauscha i. Herzogt. SachsenMeiningen (heiratet Elisabetha Hutschenreuther). Job. Fürbringer , Bäckerssohn v . Hohenberg, Schirnding. Joh. Sim. Christ. W er n er v. Angelroda, Herzgt. Schwarzburg-Rudolstadt (t 1883). - 1858 Job. Christian Mai n er, Maurerssohn v . Schlottenhof, geb. 1825, Arzberg. - 1864 Gg. Löwe 1 aus Mühlgrün i. Böhm. (1835-1864). - 1865 Gg, Christ. Hednr. Kai s e r, Wagnerssohn v. Schirnding. German S t e i g er v. Schramberg i. Württ. - 1867 August Ernst Fel·d. Raimund Die t ZJ, Porzellanmalerssohn aus Wallendorf i. Sa.-Meiningen, Schirnding. - Job. Peter P ö h 1m an n , lediger PorzeUanmaler und vorm . Totengräber ZIU Hohenberg (1816-1867). - 1870 Franz Lang v. Poschitzau. - 1872 Joh. Adam Mähne r, Weberssohn v. Eichelberg in Böhmen, Schirnding. - 1876 Christian G r a f, Bauernsohn V . Röthenbach, Schirnding. 1881 Sirnon wer n er, Webersso hn v . Angelroda/Schwarzburg, Schirnding. Dreher (und Kapseldreher): 1821 Adam P e 11 er t aus Bayreuth (t 1821). - 1832 Jacob P ö h 1m an n , Bauernsohn 'v. Hohenberg. (1798-1838) .

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1838 Joh. Karl Aug. Rot h e, aus Wernersdorf i. Sa., DrelJer·, dann Oberdreher (1800- 1854), - - Gcorg Wa gner, Gewehrfabrikantensohn v. Amberg, Dreher, dann Oberdreher (1814 bis 1835}. - 1840 J oh. Matth. R i e ß, geb. 1811, Bauernsohn v. Ottenlohe. 1841 Michael H a a s, Silberbach , geb. zu Bruckberg (1797- 1843}. - Johann R o .g l er (1801-1862). 1843 Georg Hahn, Drechslergesell.e und Porzellandreher v. Schirn8ing. - Christoph Jäck e l , Bauernsohn v. H ohenberg. - 1844 J ch. Mart. Per t s ch1, geb. 1818 zu Hohenberg. 1945 Joh. Erb. Li p p o I d, Maurerssohn v . Hohenberg, geb. 1821. - Joh. Adam ö r t e 1 , Schneiderssohn v. Schirnding (1824-1845). __: 1846 Job. K ä r n er, Töpferssohn v. HohEnberg, geb. 1821. 1847 Nicol. K ö h 1 er aus Schney (1805-1847}. - Joh. Mart. Meier, Taglöhner ssohn v. Hohenberg. (1820-1942}. - Mich. S eh 1 e t n, Schusterssohn von Hohenberg (1822-1890}. 1849 .Joh. G g. Mart. Jena, Schneiderssohn v. Hohenberg, wohnh. in Grafenreut.h. - 1850 Jac. S ch1l e t z,, Schneiderssohn v. Hohenberg (1815-1879}. - 1852 Wolfgang Christ. K ü n z e l, Schneiderssohn v. Arzberg. - Adam P ö ß n e ck er von Küps. - Christian Heinrich S eh u h man n, Schneidermeisterssohn v. Angelr oda {182.8-1884}. - Wolfg. Adam Krad er aus Trogau in Böhmen (1826-1854}. - 1853 Joh. Konr. R öder, Töpferssohn 1854 Job. Matth. Bart h , v. Hohenberg (1826-1874}. Schusterssohn v. Arzberg. - Joh. Nik. Ha a s, Dreherlehrling (1836- 1854), Sohn des t Po rzellandrehers Mich. Haas. Adam ErnstHip pm a n n, Metzgerssohn v. Arzberg.- Andreas Leu t n er, Weberssohn v . Arzbeng. - 1855 Job. Pet. W u n d e r l i eh v. Arzberg. - 1857 Peter B a u er, Maurerssohn v. Hohenberg. - Heinr. Wilh. Friedr. Ei eh, e l rot h, Verwalterssohn zu Watzdod (1825-1862}. - J oh. F ü r b r i n g er , Bäckerssohn v. Hohenberg. geb. 1821. - 1858 Joh. Karl K ü n z e I. Schreinerssohn v. A rzberg. - 1859 Joh. Christ. Friedr. Traugott M a r t in aus Rotbendorf b. Blankenhain in Sa.-Weimar (1838-1859}. - 1860 Joseph Geißle 1· aus Klö sterle, Kr. Saaz (!'837- 1860}. - Job. Friedr. Ha a s, Porzellandreherssohn (1820-1872}. - Carl August K. a r l v. Ranis i. Pr. Adam Li p p o I d , Tag1öhnerssohn v. H ohenberg. (182.1-1872} . Georg Ro t h e, Porzellandreherssohn. 1861 J oh. Pet. Salom. Bauer, HaiUsbesitzer und Porzelland reher in Schirnding ~1831 -1 861}. - Peter Jena , Schneiderssohn v. Hohenberg. - Joh. Gg. Karl Weiß. - 1862 .Jac. S eh 1 e t z v. H oh enberg. - 1863 Franz K o r b , Porzellanbrennerssohn v. Schlaggenwald i. Böhm. - Christ. Leonhard ö eh s l er, Schneiderssohn v. Hohenberg. - 1864 Joh.Friedr. Wa ·g ner, z. Zt. jn Selb. - 1865 Joh. Müller.- Joh. Gg. Mül ler , Rottmeisterssohn v. Neubaus, S:chlirnding. - Job. Gg. Neuberge r, Maurersohn v . H ohenberg. - 1866 Carl Ferd. Aug. S ch a a l e, geh. 1833 zu Charlottenburg. - Joh. Erh. Wal t her , geb. 1829 zu Arzberg. - 1867 Joh. Ra z e 1, S:::hnei<derssohn v. Tucap in Böhm. - Joh. Gg. Kammer er, Hufschmiedsohn v.Hohenber,g. - 1868 Andr. F' ü r bringe r , Weber - und' SchuJJehrerssohn v . ArZiber:g. - Joh. Ad. Hahn, Schneiderssohn v. Schirnding. - Carl ö f t i g er cuus Sudenburg b. Magdeburg. - Christ. Mart. P ö h Im a n n , Metzgerssohn v. Hohenberg. (1847-1868}. - Anton Sehe i beI. - 1869 Franz Benj. M a y, geb. 1842 in Großbreitenbach, Fstt. Schlwarzb g.-Sondershausen. 1870 Carl Ed:uard Eid a m v. Koldlitz i. Sa. Jonas Jäck e l, Töpferssohn v. Hohenberg, Kapseldreher. - Ant. Korb , Oberbrennerssohn von

Hohenberg. - Joh. Ludw. Kr i p p n er, Schneiderssohn von IIohcnbcrg. - J o h. Wolfg. M ü Jl c r, Weberssohn v. Bergn ersre uth. - Christoph Per t s eh , Porzellandreherssohn v. Hohenberg. - Joh. Peter Wund er lieh , Oberbrenner in Arzberg, Taglöhnerssohn v. Schirnding (geb. 1823}. 1871 Adam Riede I v.Schirnding (1842-1871}. - Joh .Chr. Z ö f e 1, Ma1u.r erssohn v. H ohenber g. - 1872 J oh. Bernh. K ä .r n er, Porzellandreherssohn von Hohcnberg. - Christian T'r augott Emil S eh m i d t , Tischlerssohn von Schmiedefeld bei Suhl. Brenner (nie Mehrzahl dieser Gruppe ist sicherli·ch• in der folgenden mit enthalten .} 1857 Joh. Ohristoph Jena, Schneiderssohn v. Hohenberg, geb. 18-24. - 1858 Johann Korb. - 1874 Joh. Gg. Riede I , Oberbrenner (1826-1874), wohnh. in Schirnding. Fabrikarbeiter, Taglöhner 1851 Joh. Jac. Li p p o I d, Müller a. d. Massemühle bei Sommerhau 1797-1851}. - 1857 Georg Geig e r. Joh. Friedr. Müller, Zoogmacherssohn v. Hohenberg (1823 bis 1887}. 1860 Erhard Li p p o I d , Taglöhner a. d. Massemühle (1829-1869). - Kaspar Weiß v. Hohenberg. - 1861 J oh . Gg. Lieb , Wegmacherssohn von Schdrnding. Job. Gg. Riede 1 , Bergsteigerssohn v. S chirnding. - Joh. Nie. Röde-r, Müllerssohn v. Schirnding. (1825-1865).- 1862 Gg. F'r iedr. H einr. Sam. K a i se r, Wagnerssohn v . Schirnding. - J oh. R o g l er. - 1863 J oh. PauL Li e b v. Schirnding (1837- 1863}. - 1864 Gg. Z aus, Bergmannssohn von Schirnding. - Anna Maria Zürne r (1842-1864). - 1867 Ludwig Kaiser, Wagnerssohn v. Schirnding. - 1868 Margarete Habermann.- Joh. Mich . Ed. K -aiser, Wagnerssohn von S chirnding. - J oh. Aug. M e i eh n er v .Schirnd ing. - Andreas R i e ß b e ck v. Hohenberg. Michael Sehe I t er, Weberssohn von Röthenbach. Joh. Chr . S eh i e n e r , Büttnerssohn von Schirnding. - J oh. Nik. S e i d e 1 , Bauernsohn v. Hohe nberg. - 1869 Susanna K ü s p er t von Hohenberg. - J oh . Wolfg. M e i eh n er, Taglöhnerssohn von Scbirnding (183 1-1870} . - Joh. Christ. M ö- t s eh. Joh. Christoph R i e d e l , B rgmannssohn v. Schirnding. - 1870 Georg Den z n er (1819-1870). Joh . Ad. M e i eh n er, Taglöhnerssohn v. Schirnding. Andreas Neid h a r d t, Weberssohn von Hohenberg. Johanna Christiana Henr. Riede l (1830-1870}.

Ein "Tabellarisches Verzle ichnis der Arbeiter für die Porzellanfabrik Hohen berg" v. J . 1846 (im Stadtarchiv Hohenberg) nennt insgesamt 88 Beschäftigte. Wegen seiner Bedeutung für die Geschichte der ältesten Hutschenreuther-Fabrik und aus a llgemeinem wirtschaftsgeschichtlichen Interesse veröffentlichen w ir diese Liste in der Reihenfolge des Originals. (Die eingeklammerten Zahlen bedeuten das Lebens alter.) 1. Ferdinand Eichel (24) Buchhalter, 2. Christian Rutschenreuther (28), Modelleur, 3. Friedmann Hutschenreuther (23) Sortierer, 4. Wolfg. Kammerer (28) , Packergehilfe, 5. Joh. Fürbringer (26) Maler, 6. Johann Haber;nann (31) Maler), 7. Lorenz Eckhold (19) Maler, 8. Johann Fürbringer (25) Dreher, 9. Andr. Seidel (22) Dreher, 10. Jac. Schletz. (32) Dreher, 11. Joh. Meyer (26) Dreher, 12. Nie. Kochler (42) D1·eher, 13. Adam Biesnecker (22) Dreher, 14. Heinr. Eichelroth (22) Dreher, 15. Traugott Frank (28), Dreher, 16. Mich, Schletz (24) • Dreher, 17. Themas Thürstein (34) Dreher, 18. Georg Ochs (32) Dreher, 19. Christoph Greiner (26) Dreher, 20. Pet. Joach. Gelpy (30} Dreher, 21. Georg Jena (27} Dreher, 22. Lang (16) Stellungnahme des Arzberger Magistrats Ansetzer, 23. Peter Bauer (16} Dreherlehrling·, 24. Friedr. zur Errichtuug einer Porzellanfabrik im Jahre 1838 Haas (20}, Dreherlehrling, 25. Joh. Haas (17} Dreherlehrling, 26. Wilh. Gulder (17} Dreherlehrling, 27. Joh. Gulder Im vm·hinein kann man nicht immer wissen, wie es nach(15} Dreherlehrling, 28. Adam Krater (18} Dreherlehrling, 29. er kommt. Am 14. Februar 1838 protestierten die 14 GeH einrich Kaiser (17} Dreherlehrling, 30. Lenke! (15} Ansetzer, 31. Lippold (15} Ansetzer}, 32. Männer (16} Ansetzer, 33. Neumeindebevollmächtigten des damaligen Markts ArZ!berg ge-ehlassen gegen d ie Errichtung einer Porzellanfabrik im Orte. pert (16), Ansetzer, 34. Gg. Rothe (15} Dreherlehrling, 35 . .. In der heutigen Sitzung wurde beschlossen, daß der Bau Pfei.ffer (19} Anset zer, 36. Ad. OswaLd (15} Ansetzer, 37. Joh. der Porzellanfabrik des Kaufmanns Acker zu Hohenberg in Oswald (14} Ansetzer, 38. J oh . Gebhardt (17} Dreherlehrling, unserem hiesigen Orte nicht genehmigt wird und im F'a ll, 39 . . Georg Sommerer (21) Brennergehilfe, 40 . Joh. Müller (24), solches in Güte nicht zurückzubringen ist, weitere ProtestaBrennergehilfe, 41. Matth . Landgraf (25) GlaSIUrer, 42. Chri·on dagegen stehet" - so heißt es im Sitzungsbericht dieses stof J ena (22} Brenner, 43. Carl Schletz (19} Brennergehilfe, denkwürdigen Tages. Als abe·r am 11. Dezember 1838 das 44. Ad. Männer (25} Massestreicher, 45. Christian Männer (27} :..andgericht Wunsiedel "den Plan zum Bau der Porz;ellanMassemüller, 46. Andr. Korndörfer (39}, Schlemmer, 47. Gg. und Steingutfabrik des Kaufmanns Christoph Acker, welche Denzner (2.7) , Glasur·er, 48. Robert Mülzer (34} Brenner, 49 . ?abrik derselbe zu Markt Arzberg anlegen will", wr BeurJoh. Räder (19) Kapseldreher 50. Bauernfeind (50} Berg-eilung wegen Feuersgefahr übersandte, meldete der Magigehilfe, 51. Erh. Lippold (18} Massemüllergehilfe, 52. Johann s at .,ehrerbietigst gehorsamst", "daß bei Errichtung dieser Müller (12}, Blätterformer, 53. Männer (13) ·spatreiniger, 54. ?abr'k nicht die geringste Gefahr zu befürchten ist , da dieLenke! (13) Spatreiniger, 55. Otto Burkhardt (37} Magacinier, :;es F a brikgebäude und insbesondere der Brennofen, ohne in 56. Christ. Keck (55) Packer, 57. Gg. Wagner (33} Dreher, 3erührung mit einem Nachbarn z u k ommen, ganz isoHert zu 58. Matth. Rieß (30} Dreher, 59. Joh. Mart. Pertsch (29} Dre-:ehen kommt, somit gegen diese Fabrik- Einrichtung 'd iesher, 60. Job. Kärner (25} Dreher, 61. Gg. Hagen (28} Dreher, sei~ kein Hindernis im Wege steht." So kurzfristig änderten 62. Joh. Kämpfe (32} D~·eher, 63. Carl Rothe (46} Dreher, 64. 5fdl schon d amals die Meinungen und, von damals b is heute Jac. Lippold (48} Massemüller, 65. Joh. Männer (50} Masse:resehen - d'e Zeiten. (Alus dem Stadtarchiv Arzberg} müller, 66. Ad. H e utsehrnano (33} Taglöhner, 67. Casp. Weiß . -510-


(43) Taglöh ne!", 68. Joh. F.ürbringer (47) Spreißelhauer, 69. Friedr. J ena (n) SpreifJelhauer, 70. Joh. Lenke! (47) Schlemmer, 71. Ad. Mennel (46) Taglöhner, 72. Balthasar Räder (48) , KapseLdreher, 73. Erh. Lippoid (25) Dreher, 74. Joh. Korb (31) Oberbrenner, 75. Matth. .Scha·ick er (36) Steiger, 76. Fürbringer (35) Bergmann, 77. Paul. Bruckner (40) Steiger, 78. H e inr. Frank (42) Bergmann, 79. Katharin a Sommerer (21) Ansetzerin, 80. Marga rete Sommere r (19) ~nsetz.erin, 81. Elisabeth Fürbringer (18) Ansetzerin, 82. K a th. Meyer (17) Ansetzerin, 83. Christiaue Riedel (17) Ansetzerin, 84. Ursula Männer (18) Ansebe rin, 85. Cathar. Schaller (22), Ansetzerin, 86. Cath. Heyer (22) Blättchenformerin, 87. Haas (14) Ansetzerin, 88. Christ. Wunderlich (37) Ansetzerin. In diesem

Verze ichnis fällt vor allem das jugendliche Durchschnittsalter -der Belegschaft auf. Dem 1845 verstorbenen Gründer runseret Porzellanindustrie C. M. W. Hutschenreuther war es gelungen, die Jugend für sein Unternehmen zu gewinnen. Dr. S.

Arbeitsvertrag mit einem Modelleur i. J. 1855 In einem Hohenherger Privathause hat sich in Familienbesitz das nachfolgend wiedergegebene aufschlußreiche Schriftstück gefunden, welches zeigt, wie man früher als Modelleur angestellt wurde. Der Arbeitnehmer Balduin Haag fertigte als geschickter Künstler {lie früher sehr beliebten Lithophanien (Lichtbilder) aus Porzellan . Er war übrigens der erste Photograph unserer Gegend. Seine photogr . Utensilien pflegte er wegen ihrer damaligen Schwere a.uf einem mit zwei Ziegenböcken bespannten Wa gen zu transp ortieren. "Contract. Zwischen der Porzellanfabrik C. M. Hutschenreuther hier und dem Modelleur und Maler Herrn Baldu~n Haag aus

,;$~&~let&qe~& ll4eAet~ ü~tb ke•~,..i~Jte

Lichte in Schwarzburg- Rudolstadt kam h eu te nachstehende!' Contrakt zu Stand e. 1. die benannte Porzellanfabrik engagiert genannten Herr!'l Haag als Modelleu1· für Lichtbilder zu dem monatlichen .Sal aire von Vier zig Gulden, 2. die stipulierte Summe von f 40.soll, wenn sich di e Anstalt mit seinem Fleiß und Leistungen zufrieden gestellt sieht, erh öht werden, darüber behält sich jedoch die Fabri k ihre e igenen Bestimmung en ausdrücklich vor, 3. die Zeit, in welcher sich Herr Haag für die Fabrik zu beschäftigen hat, ist in den Wintermonaten von Morgens bis Abends, so lange m a n seh en kann ; in jenen Monaten aber, wo die Tage sich verlängern, von Morgen s sechs Uhr bis Abends sieben Uhr, mit einer Mittagszeit von einer Stunde festgesetzt, 4. Herr Haag verpflichtet s ich auf sein Gewissen und Ehrenwort, k einen Mißbrauch von den angefertigten Modellen, sei es mit wem es wolle, ob es der Fabrik zum Nachteil gereiche oder nicht, treib en oder verüben zu wollen und begiebt sich genannter H err- Haag für einen jeden s olchen Fall, wenn er ihm nachgewiesen werden kann, nicht nur in eine Con- ventionalstrafe von Fünfzig Gulden, son dern es soll der Fabrik noch außerdem fr eis tehen, ger-i chtliche Verfolgungen gegen ihn anzustellen, 5. die Kündigung dieses Contrakts soll zwei volle Monate verher geschehen und hört nach Verlauf dieser Frist erst die Ver bindlichkeit gegenseitig auf. Damit soll aber nicht gesagt sein, d aß, sollten später sich noch Ve r-untreuungen des H errn H aag herausstellen, solche nidlt noch eben erwähnte Strafe und Verfolgungen nach sich ziehen könn en. - Vorstehender Ve·rtrag wurde wohl überlegt und ohne Zwang und Ueberr ed ung ausgefertigt und beiden Th eilen je ein Exemplar zum Gebrauch üb erlassen und dasselbe laut Unterschrift bestätigt. · • Hohenberg, den 5 Janruar 1855. ppa. C. M. Hutschenreuther I Eichel Balduin Haag".

Oleat

uo~n '84t&o.ek ~""' '8iebete~tteiett

(7. Fortsetzung)

Von Belang ist ferner eine Notiz im ä ltesten Arzberger Gerichtsprotokollbuch (pag. 65 a). Danach machte Bürgermeister Georg Stöhr im Jahre 1674 eine Aussage vor Gericht und gab .a n, 71 Jahre alt zu sein. Er verkaufte am 10. 1. 1655 die erheiratete Holl- oder Hafnermühle und heiratete nach Rathausstraße 13. Die Arzberger Töpfer S t ö h r

Michael 1619 Hafner zu Arzberg t vor 1633

Georg Bürgermeister rund Hafner 1603-1675

Lorenz 1651-1695

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3

.... ..."'

I

Johann d. A. Kunsthafner 1682-1755

I

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Georg . Andreas Kunsthafner

.....

1719-1771

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I

Georg Eberhard Kunsthafner 1743-1801

I

Christ. Joh. Pet. Siegmd. 1777- 1834

-----

Eberhard 1657-1708

I

Johann d. J. 1686-1750

I

Johann Georg 1717-177ö

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Johann Christian 1745-1829

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Johann Andreas 1784-1820

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führte , so erschien es im Vergleich zu modernen Industr-ieerzeugnissen aus Porzellan oder Metall als plump und wertlos. Da m an gewissermaßen tagtäglich mit "Scherben" (aus Porzdlan) hantierte un{l deren materiellen Wert wohl zu schätzen w;ußte, konnte man scheinbaT hausbackenen Tonprodu.lden keinen richtigen Sinn mehr beimessen. Die zunehmende Abwendung vom Kachelofen überhaupt spielte eine weitere Rolle. So erscheint es verständlich , daß kein Mensch im Städtchen mehr von einer no ch früheren k eramischen Tätigkeit am 0Tte wußte, als es die ersten Porzellanmanufakturen waren. Beim bewußt geführten Gespräch mit alten einheimischen Bürgern kam vor etwa fünf Jahren erstmals ·die Rede darauf, daß im ehemaligen Arzber ger Amtsrichterhaus (Rathausstraße• 27) n och ein alter Ofe n mit figürlichem S chmuck stünde oder bis vor einiger Zeit gestanden hätte. Tatsächlich fand sich in einer K a mmer dieses 1770 vom damaJ,igen Richter Joh. Gg. Fraas gründlich umgebauten Hauses noch ein zerlegter, doch gut erhaltener Rokoko-Ofen m it .großen figürlichen Reliefkacheln in grünlicher Glasur und bunten Farben, w ie auch Glanzgoldglasur. Er hatte ursprünglich seinen Platz in einem etwa 6 mal 6 Meter großen Zimmer des Ober.g eschoses, das noch he1ute eine Stuckdecke aufweist. Dem Entgegenkommen des Besitzers, Herrn Baptist Bauer, ist es zu danken, daß Verfasser dieses erste Belegstück erwerben k onnte. .A.uf dem Dachboden des gleichen Hauses w urden ein:z,e lne T'e ile von mindestens drei weiteren Oefen der nämlichen Kategorie, sowie einzelne Tonfiguren und - vasen gefun den, welche an das Fichtelgebirgsmuseum in Wunsiedel ·weitergeleitet wurden. Damit war es b ereits möglich, den Typus des Arzberger Kachelofens im 18. Jahrhundert zu erk ennen, denn es bestand kein Zweifel, daß sich der alte Herr Amtsrichter in seinem "schönen französischen Gebäude, versehen mit jeder Art Bequemlichkeit"' (Füssel 1787) bei der Ejnrichtung seines Hau ses ortsansässiger Hand werker bedient hatte. Wenn also m1 jener Zeit Kun sttöpfer hier waren, die Oefen bis nach Frankfurt und Regensburg exportierten, so ist kein Grund zu der Annahme, daß der Richter seine Oefe n von auswärts bezogen hätte. Ein Vergleich mit vier noch stehenden Kachelöfen in dem nur zwei Kilometer entfernten Schloß Röthenbach, dessen Räume damals durchgehend von Flüchtlingen belegt waren, ergab die überraschende Feststellung, daß diese mit jenen des Amtsrichterha;uses im Aufbau, im Material und in der technischen und dekorativen Behandlung bis ins Detail über einstimmten. Auf dem Dachboden des Schlosses lagern eine

111. Die Standorte der Öfen und die Kachelfundorte Nicht wenige Schöpfungen der bilden den Kunst der älteren Zeit sind als Werke unbekannter Meister erhalten. Bezüglich der Arzberger Kunsttöpferei bestand ein umgekehrter Sach.verhalt. Seit dem Erscheinen des "Arzberger Heimatbuches" im Jahre 1926 wußte man zwar wieder von der einstigen Ex·istenz hiesiger Kunsthafner, ihre Erzeugnisse galten jedoch als verschollen. Im Bewußtsein der leichten Zerbrechlichkeit ]{eramischer Produkte, auch weil in Arzberg 1867 ein umfangreicher Brand gewütet hatte, begnügte man sich mit der lapidaren Feststellung, es sei "alles v·erloren" gegangen. Wenn da oder dort in einem Winkel oder auf einem Da•c hboden noch ein Gebilde aus Ton sein verborgenes Dasein - 511-


Anzahl anderer Kachelfragmente ,<iie ~ll der g1eiehen Werkru ppe geh ören. Im Schlosse Schlottenhof bei Arzberg konnte darauf ein weciterer Rokoko-Ofen mit gußeisernem Feuerkasten (mit der Jahreszahl 1752) und sehr kunstvoll getöpfertem Aufsatz ermittelt werden, der noch seinen ursprünglichen Patz. in einer ru ndlichen Nische mit stilvollem Stuckdekor bewahrt hatte. Da das benachbarte Gr afenreuth bis etwa 1820 ebenfalls ein adel•i ges Schloß beherbergte, wurden auch dort Recherchen nach alten Ofenteilen angestellt und tatsächlich eine Anzahl typischer Al:zberger Kacheln der Rokoko.zeit gesichert. N\1nmehr bestanden genügend VergleichsmögHchkeiten, um a uch den Ofen in der unteren Mühle ZJU Marktredwibzl, sowie einen bis vor längerer Zeit im Germanischen .NationaJmuseum zu Nürnberg vorhandenen Ofen als Stücke Arzberger Herkunft anzusprechen. Aus einem Briefwechsel mit Herrn Dr. h. c. K. Sitzmann (Bayreuth) ergab sich der mutmaßliche Standort zweier gleichartiger Oefen im Schlosse Wemstein bei Kulmbach (Besitzer Freiherr von Künßberg). Eine Besichtig-ung dieser Objekte bestätigte die Vermutung vollauf. Ein Ofen mit der Jahresz;ah.l 1771 auf dem kuppelförmigen Aufs a tz und einem sitzenden Ti.iJrken als Bekrönung, d er im übrigen den Kacheldekor mit dem Ofen aus

dem A mt~r.ichte r hau s gemein sam ha1:, befindet s!ch des weiteren auf Schloß Feilit.zsch: bei Hof (Besitzer Freih err von Feilit.zsch) . · In Arzberg und der näheren Umgebung ergab eine systematische Fahndung eine stattliche Reihe weiterer alter einschlägiger K eramiköfen und Kacheln. So lieferten vor allem die Dachböden und Kammern der Mühlen (Hafner-, Wiesenund F litterrnühle) sehr schone Belegstücke. Von d er Wiesenmühle wurde ein stattlicher Empireofen, aus großen Stücken getöpfert, erworben. Der Hof "beim Wastlbauern" (Trompetenberg) ve rwahrt eine Serie manganglasierter Barockkacheln. Vom ehemahgen Hirtenhaus in Ko·thigenb.Lbers.baCh kamen die Renaissancekacheln mit der Darstellung des Evangelisten Matthäus, vom ehemaligen "Pr-ellnweberhaus" in Arzberg (Egerstraße 9) eine Barockkachel mit dem Bild des Kurfürsten von Bayern. Verschiedene Lagerplätze anderer Ofenteile sind ermittelt und es wäre z;u wünschen, daß auch diese Stücke einer gemeinsamen Sammlung zugeführt würden, um sie Z<U erhalten und W1issenschaftlich. bearbeiten zu können. Es möge gerade diese Veröffentlichung dazu beitragen, noch mehr Oefen und Kacheln Arzberger Pro·v enienz, welche bisher vielleicht als anderweitige Erzeugnisse galteri, da IUnd dort im Lande zu finden .

i>•~ .,fa~~el.e~ be~& elteKt4litje~ ttoltl4~ti{dte" liita~e

iK {tl,iraetbi~tq

Dr. F. W. Singer, Auberg (1. Fortsetzung). Der bis 1837 als Fri ed hof benützte Platz um die Kirche war von einer unverputzten, mit Steinplatten abgedeckten Ringmauer umgeben. Diese Mauer w urd e in ihrem westlichen Teil, sowie bei den Aufgängen zur heutigen Kirche im Jahre 1879 beseitigt und teilweise neu an gelegt. Im Osten und Süden ist die alte Mauer ganz, im Norden teilweise erhalten ,g eblieben. Hier ist die räumliche Ausdehnung des Kirchhofs die gleiche wie früher , nur mit dem Unterschied, daß die jetzigen Standorte von Chorapsis und Sakristei frü:her nicht überbaut waren. Der Friedhof hatte im Nordwesten einen Treppenaufgang. Eine· Reparatur · der Gottesackermauer fand 1785 statt. Nach der P farrbesch r eibun g von 1834 war der um die Kirche herum gelegene Friedhof viel z.u klein. "Die Todten, welche vor 6 Jahren begraben wurden und welche oft noch unzerstört im Sarge liegen , müssen den jetzt Sterbenden Platz machen." Der Kirchhof erhielt erst 1859 ein Tor: "Der hiesige Gott esacker um die Kirche war bisher ohne Verschluß und als die Schweine erst kür zlich ein Grab tief ausgewühlt haben, so wurde beschlossen, den Eingang mit einem Lattentor zu verschließen." Das La n g h a u ·S der Kirche sp·r ang südseits um etwa Mauerbreite üb er die Fluchtlinie des T'urms vor. Seine lichte Länge und. Breite wurden bereits mitgeteilt. In dem von Georg Dehio herausgegebenen Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Band I, Bedin 1905, S. 273, 2. Auf!. 1914, S. 364, ist die Kirche wie folgt beschrieben: "Einschiffig, mit zwei spätromanischen Kreuzgewölben und schmalen rundbogigen Fenstern". Heinrich Otte, Handbuch der kirchlichen Kunst-Archäologie des deutschen Mittelalters, 5. Auflage, 2. Band, Leipzig 1884, S. 163, nannte unter "einschiffigen kl eineren Bauten 1.!11d Kapellen" romanischen Stils in Franke n lll. a. auch "Schirnding bei Wunsiedel (enge Rundbogenfenster, der Gurtbogen der beiden Gewölbejoche ruht auf Wandpfeilern)''. Bei Zugrundelegung der genannten Maße u nd des Kirchengrundrisses auf dem alten Ortsplan gelangt ma n zur Annahme zweier Kreuzgewölbe von je etwa 4,70 m Län ge und Breite und zwei Fensterachsen. WeJche ,;Bögen zum Gewölb" nach der Rechnung von 1669 der Schmied verfe rtigte, ist nicht näher angegeben. Der Maurermeister Chritoph ArZJberger von Thiersheim bekam im gleichen Jahre 5 fl. "vor das Gewölb zu bewerffen." Ueber Instandsetzungen am Oberbau 'Und Dach des Langhauses berichtete Pfarrer Oheim .i m Jahre 1686 folgendermaßen: "Nachdeme das hie_ige Kir chiein (von 1670---,1681) innenwendig, als welches einer pelunca ähnlicher als einer Kirchen ausgesehen, durch Gotes Gnade nothdurfftig und fein zierlich (an Altar, Emporen, Kanzel) gerichtet, habe ich mir auch angelegen sein lassen, ·on außen d enselben nothwendig h elffen ZJU lassen, maßen dann solches a m Tachwerck, Ziegeln, Gesperr, Palcken und - Iauerwerck sehr laediret, außgefaulet und löchericht word en. daß die Frembten es vor keine Kirchen, sondern. als ein alt Ploch- Hauß gehalten, deßwegen auch sehr zu förchten, es . ögte durch manchen Sturm das gantze Obergebäw herunter den Menschen, Häusern lllnd Viehe zu Schaden geworffen w erden; haben also sothanen befürchteten Schaden und Un!leil be)C gedachten Löbl. Inspect.ion und Ober-Amt, nebst d.em damaligen Hochfürstl. Brandenbut,g. verordn eten Amts-

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Verwalthern und Richtern zu HohenbeDg, Titl. Herrn Johann Adam Christen etc. schriftlich. a ngebracht, von dar an das Hoch:Lürstl. Consistori um und Regierung gelangen lassen, woselbsten ein Hochfürstl. Decret, sowohln wegen des benöthigten Bau Holtz:es, als einer Collectur in dem gantzerr Land und Fürstenthum gnädigst erhalten, worauf also noch diß obgedachte Jahr allerhand Vorrath an Bau Holtz, Brettern, Stein, Kalch, Nägel und anderen Baumitteln appariret und angeschaffet, daß also Ao Christi 1687 im Narnen Gottes .g leich nach der Osterwochen den schweren und kostbaren Paw angefangen, wobey denn das Abtragen der alten Mauer samt den Rüstungen zum neuen Kirch-Thunn viel Mühe, Zeit, Sorg und Arbeit gebraJUcb.et . . . ." - In der Turmknopfurkunde von 1687 ·wurde die Kirche vor der · Instandsetzung "als ein a m T'ach, Pinden- und Ober-Mauerwerck gantz, schadhaft und paufällig altes Hauß" bezeichnet. Nach dieser Beschreibung vermutet Röttger (Kunstdenkmäler, 8. 256) wohl mit Recht, "daß die ehemalige Schloßkapelle ein wehrhaftes Obergeschoß mit s chweren A1ufzimmerungen besessen habe." Der Bind- oder Fachwe:vluahmenbau des Kirchenober geschos·ses, de·S·s en Fächer mit Lehm und Steinen ausgefüllt waren, wurde also 1687 e ntfernt. Vop. dem "außgeschnittenen alten und vom Kirch-Baw überbliebeneu neuen GehültZJ und Brettern"' konnte man 1688 den Schulstadel errichten. Bezüglich desAussehens der Wände me1dete Pfr. Linhardt 1867: "Die Außenwände des Th:urms und der Kirche sind im Laufe der Zeit ganz verwittert, namentlich die· Westseite. Sie bedürfen notwendig eines Mauerputzes, wenn nicht die · Mauer selbst Schaden leiden soll. Gewölbe und Seitenwände in der K irche sind schmutzig und bedürfen des .Acusweißens." Das Port a 1 befand sich exzentrisch nach Westen angeordnet in der Nordwand des Langhauses. Davor war eine einläufige Freitreppe von 5 oder 6 Stufen . 1681 !heißt es in der Rechnung: "22 Kr. dem Drucken-Müller (= oberen Müller) das Geländer Z:um Kirchstaffeln zu machen." 1695 wurden "ne ue Kirchstaffeln" besorgt. Die "Stiege beim Eingang in d ie Kirche" wird 1846 als besonders gefährlich bezeichnet. 1671 hat man 4 Kr. ausgegeben, "vor das Schaoß an die Kirchthür zu mach.e n , 1674 wiederum 2 KT., "den Schlüssel zu·r Kirchen zu repariren" und 1698 quittierte der Arzberger Schlosser Georg F:riedrich Kloß 2 fl. "vor ein Blattschloß an die Euserne· Kir,c hthür und diese selbst zu repariren." 1681 ist vermerkt :· "24 Kr. das Vorge baw an die Kirchthür zu machen." Dem Preis nach handelte es sich um ein hölzeTnes Vorhäuslein. - Nahe bei der Kirchentüre stand ein steinerner 0 p f erst o ck, der in der Rechnung von 1686 . erwähnt wird: "6 Kr. vor ein Vorlegschlößlein zum steinernen Kasten". Das Inventar von 1771 führt ·z.wei Vorle gschlösser zum Opferstock in der Kirche auf, sowie außerdem ein weißblechernes Opferstock-Schüsselchen. 1834 kostete ein n€'1.les Schlüsselein zum Schloß an den vor der K.irchthür befindlich~ n Opferstock 8 Krw<Zer. Die Kollekte aus dem "steinernen Kasten" ist immer wieder in der Rechnungseinnahme gesondert verbucht. Wahrscheinlich ähnelte dii.eses uralte Einrichtungsstück <dem in der Wunsiedler Katharinenkirche erhaltenen Opferstock . (Fortsetzung folgt.) Druck und Verlag: Handelsdruckerei Arzberg. Ve1·antwortllch K. Reiß

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das in einer Laterne auslief. Man möchte da üt• halten, daß df!>l' Thurm bi:o zum Obergascho.ß, das 1587 erneuert wu:rde, awl' der älteren Zeit stammte: Vielleicht war die oben erwähnte "V·i erung" aber 1687 auch schon :{n Kanzelhöhe aufgesetzt worden, denn im Inventar von. 1771 ist a n der 'I1wrmseit-e im K±rcheninnern "ein Mauer-- Gesimß bey der Cantziel oben" erwähnt. - Das Material des Turms war, wie· das der übrigen Kirche, unverputztes Bruchsteinmauerwerk Das Turmdach war mit Schiefer gedeckt. - Nach der Pfarrbeschreibung von 1874 sah man noch bis nach .dem Brand an der Turmostseite "eine jetzt vermauerte Thüre und die unter ihr hervorspringenden Steine". Pfarrer Beutner hatte sich 1834 bereits ähnlich ausgedrückt: "Im hiesigen Orte selbst geht die Sage, das untere Wirtshaus sey ehemals das gutsherrliche Schloß gewesen, von welchem ein bedeckter Gang zur Kirche führte, was durch eiine noch zu erkennende Thür, auf dieser (Ost-)Seite des Thurmes durCh das vorstehende steinerne Gestell sichtbar ist." Diese Ueberliefer.ung ist glan.Lbwürdig: Der Zugang freilich dÜTfte aus einem viel näher liegenden Gebäude erfolgt sein al s aus dem heutigen unteren Wirtshaus, wenn es nicht überhaupt der d urch eine Leiter erreichbare Eingang eines einstigen Bergfrits war, welcher durch die Kragsteine und die vermauerte Tür in Stockwerkhöhe markiert wurde. Die Burgkapelle wäre demnach in keiner :unmittelbaren -r äumlichen Verbindung mit den übrJgen Bauten der Wasserburg gestanden, sondern war als• selbständiger Baukörpe!r gestaltet, zu dem wahrscheinlich vom Burghof oder vom Palas aus ein ebenerdiger Eingang führte, · (Fortsetzung folgt.)

Trachtenvereine -

ein Kraftfeld

In Leupoldshammer feierte am 3. 6. 1956 der Trachtenverein "D' Röslataler" sein 30jähriges Bestehen roJt großem Festzug, Bierzelt und Musik; aber auch mit Vorführung von vo1ksti.imlichen TärrZleD. und Gesängen. Im Jahre 1926, kun naCh der ersten Geldentwertung, gründete ein Steinbrucharbeiter rdiesen Verein, zu einer Zeit also, in der man die Go1dma:rk und mit ihr alle Realitäten hoch über das Gemüthafte oder (um das Maul: voll zu nehmen) Irrationale stellte. Der Mann ist so bescheiden, daß er gewiß errötet, wenn er hier seinen Namen liest: Herr Adolf Küspert aus Leupoldsdorferhammer. Vor mehr als 30 Jahren arbeitete er als Bergmann im Ruhrgebiet, so ziemlich dem Gegenpol unseres Fichtelgebirges. Das Leben zwis·c hen den gewichsten und schnellzüngigen Einwohnern dieses Industriezentrums schien ihm im wesenUichen aJU.S dem Wahrnehmen der Rechte des E-i nzelnen seinen Sinn zu holen. Vielleicht hielt ' er es für Heimweh, als er fühlte, daß 1hm etwas fehle in diesem Nebeneinanderherleben. I{eimweh war es aber nicht; denn er blieb jahrelang dort, als er eines Abends auf Leute gestoßen war mit kurzen schwarzen Lederhosen und runden Hüten, geschmückt mit sog. Adlerflaum. Es war ein Gebirgstrachtenverein mitten im dicksten RQ.lihr- ;und Rußgebiet Bei diesen Leuten fand er das alltägige Nebeneinander abgelöst von einem festtäg igen Miteinander. Das heimelte ihn an und er wurde Mitglied. Als er vor 30 Jahren ins Fichtelgebirge ourückkehrte, hatte dies Erlebuds so tief Wurzel in ihm geschlagen, daß er es fertig brachte, den Trachtenverein "D' Röslataler" zu gründen. Seitdem wächst, blüht und gedeiht dieser Verein, w.ie man an diesem 3. Juni mit Freude bemerken konnte. Viele Vereine waren gekommen. Man sah Volkstänze und hörte Musik daZJUJ mit Klarinette, C-Trompete, Althorn und Bombardone. Ich meine damit Musik ohne Saxophon i.md andere "musikalische Geschirre". Beides konnte den aufgeschlossenen Gästen das Herz erquicken. Besonder s interessiert zeigte siCh das :Aublikum für die rekonstruierte Tracht, welche künftig eingeführt werden soll. Für Männer: eine halblange, enge, sChwarze Hose, weißes Hemd, bran.Lnrote Weste, braune Joppe, niederer schwarz.e r Hut, schlwarze Halbschuhe. Für Frauen und Mädchen: brauner

Die Mundart

lugendliche Arbeiter in Arzberger Porzellanfabriken Die Gewerbeol1dlllwng vom 17. 7. 1878 bestimmte, daß Kinder unter 14 Jahren täglich nur 6 Stunden, 14- bis 16jährige täglich nur 10 Stunden arbeiten durften. Porzellanfabrikbesitzer F'riedrich Bauer teilte dem Stadtmagistrat am 9. 1. 1879 mit, daß er in seiner Fabrik 8 jugendliche Arbeiter im Alter von 12-16 Jahren beschä ftige. Die Arbeitszeit dauere montags bis sanntags vom 1. Oktober -bis Ende März von früh 7 bis abends 7 Uhr, vom 1. April bis Ende September von früh 6 bis abends 6 Uhr. Arbeitspausen seien täglich vormittags von 8-1/29, mittags von 12---.1, nachmittags. von 3-1h4 Uhr. Der 13jährige Former Andreas .Leuthner sei, nachdem er seiner Schulpflicht vollständig Genüge geleistet hat, täglich 3 Stunden von 3 bis 6 Uh:r beschäftigt, die 12jähr.ige Ansetzerin S'usanna Künzel von mittags 1 bis abds. 6 Uhr. Der Nachfolgebesitzer Carl Auvera beschäftigte 1889 d r ei Dreherlehrlinge :und 2 Ansetzerinnen im Alter von 13 Jahren, welche vormittags 9-12 und nachmittags 1-1 /25 Uhr arbeiteten. Die in der .g leichen Fi:rma 1890 angenommenen 5 Dreherlehrlinge unter 14 Jahren hatten während ihrer von 6--,12 und 1-6 Uhr -dauernden Arbeitszeit eine je halbstündige Pause. Das Fabriketablissement der Firma Schiumann & Rieß hatte 1890 drei Malerlehrlinge, 7 Dreherlehrl~nge und eine jugendliche Einpackerirr beschäftigt, welche· ämtlich unter 16 Jahren von 6-18 Uhr mit einstündig;er Mittagspause und zweimaliger halbstündiger Brotzeitpause arbeiteten. (Aus dem Stadtarchiv Arzberg).

Rock, lindengrüner Spenzer über weißer Bluse, ein ·s ehr nettes gesticktes Häubchen, weiße Strümpfe und schwarze Halbschuhe. Die Tracht ist es wert, daß sie sich die heimischen Bauern zulegen. - Reicher Beifall belohnte die Darbietungen. Vielleicht wurde sich mancher auch bewußt, weshalb er so lebhaft in die Hände klatschte. In die festen, fast s·t arren Formen des Ueberkommenen, welches hier gep·f legt wurde, scheinen Kräfte gegossen zu sein, von denen sich auch mo derne Menschen angesprochen fühlen. Das Brauchtum (und weDde es auch nur spielerisch geübt) richtet jeden mit sanfter Gewalt in eine Geisteshaltung hinein, welche zentripetale Kräfte weckt und damit ein Kraftfeld, welchies anzäeht und ZlUJSammenhält, was sonst zerflattern wür:de. Ge·w iß, es war nicht alles g;ut und vor allem nicht alles echt, was geboten wurde. Aber es war köstlich und wohltuend zu bemerken, wie diese Vereine ernstlich suchen nach einem Gesetz, das ihnen Richtschnur sein und Halt geben soll. Sie haben es noch nichJt ,g efunden, aber sie sind ihm auf der Spur. Das fühlen die Vereine und es gibt ihnen Auftrieb. Das bemerken aber auch wir Zuschauer und deshalb schenken wir den Trachtenvereinenn unser Wohlwollen. Phi 1. Hagen.

zwei alte Nachrichten über den Hohenbarger Sau_erbrunnen In der heißen Sommerszeit erfreut sich der Hohenherger Säuerling wieder eines regen Zuspruchs. Die heilbringende Quelle muß schon um das Jahr 1600 im weiteren Umkre,is bekannt gewesen sein, wenn wir davon absehen, daß der viel ältere Fl!urnamen "Kocherrangen" gerade auf die kohlensäurehältige Beschaffenheit des Wassers hinweist. Im August 1626 ma:chite der Kanzler des Markgrafen Christian von Bayreuth an Ort und Stelle eine Hohenherger Sauerbrunnenkur. Die Rechnung der Hohenherger Amtshaushaltung vermerkt darüber in diesem .. Jahr aJUf pag. 9 h unter Einnahmen "2 fl. 1 Ort für ein Satigka~b, allß Herr Cantzil.el' den Sauer prunnen gebraucht im August" und auf pag. 51 a: "1 Saugkalb im Aug!UJSt für Herrn Cantzier in Gebrauchung des Sauerp-r unnens." Der hohe Herr speiste also zur FördeI1ung des Klurerfolges offenbar in erster Linie zartes Kalbfleisch. Er war der erste prominente Hohenherger Kurgast, der bisher bekannt wurde. E·in anderer, der füistl. brandenb. Rat und Haup-tmann der Sechsämter, Müffling-Weiß, schrieb am 8. Mai 1637 an seinen Hohenherger Untergebenen, den Amtswalter Andreas Blechschmidt: "Ich bin auch mit Verleyhung gött1i-chrer Gnaden den Sauerbrunnen bald zu gebrauchen entschlossen und eines vertrauten Botens bey Euch, der allemal abends zum Brunnen ginge, nach Mitternacht umb 1 Uhr schöpfet, bedürftig ... " Es war während der unruhigen Zeit des Dreißigjährigen Krieges, wo kaiserliche Soldaten auf der Burg ihre Wachtfeuer brannten, als der kurbedürftige W1u.nsiedler Amtshauptmann das Hohenherger Sauerbrunnenwasser nicht missen wollte. - Geht man von dem ersten Beleg im Jahre 1626 aus, so .ist die Quelle heuer 330 Jahre in Gebrauci:t.

Von allen Erscheinungen des Volkslebens ist die Volkssprache, die Mundart, eine der augenfälligsten. Sie ist allgegenwärtig, sie erfüllt den ganzen T'ag, erstreckt sich lückenlos über weite Landschaften; sie geht mit dem Menschen in die Stadt und in seinem persönlichen Entwicklungsgang verläßt sie ihn sehr spät. Prediger, Parlamentsredner, Univeristätsprofessoren haben doch die Schriftsprache gewissennaßen gepachtet. Aber sie brauchen meist nur ein paar Sätze zu sprechen und der Kenner weiß, welche Landschaft ihre Heimat ist. Wenn nicht mehr Wortschatz und Wortform, dann sind es doch die feineren Merkmale der Akzentuierung, der Tonfärbung und Satzmelodie, welche heimatl.i che Mundart verraten. (R. Bei t l, Deutsche Volkskunde, Be'rlin 1933). Pruek und Verlag: HandelsdruckereiArzberg. Verantwortlich K . Reill - 516 -


DIE HEIMAT l." .•

. 4. · Jahrgang

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Arzberg, Samstag\, den 23. Mai 1953

Nummer 4

.. Gäste aus aller Welt im Grenzstädtchen ein. Das Jahr 1951 Malerisch aüf einem 525 m hohen Bergrücken hingelagert _-liegt das idyllische Berg- und Grenzstädtchen Hohenberg, zu sah anläßlich des hier abgehaltenen Internationalen Grenzdessen Füßen der Grenzfluß Eger gen Böhmen fließt und landjugendtre.ffens Gäste aus Europa und Uebersee. rauschend manch alte Mär verkündet. Und älter noch als das In landschaftlich reizvoller Gegend gelegen, ausgezeichn et Bergstädtchen und die Burg dürfte die auf der "Kuppelwiese" durch eine reiche, historische Vergangenheit, bevölkert von befindliche Mineralquelle sein, deren Wasser als "C?rolinenfleißigep. Menschen, dürfte Hohenberg immer mehr an ZugGeorg Schönauer,. Hohenberg ·sprudel" heute in alle Welt gehen. Die Carolinenquelle wird kraft für Gäste gewinnen. 1663 erstmals erwähnt und erhielt 1824 ihren Namen von der bayerischen Königin Caroline. , ,Burg und Mineralquelle zogen schon in alter Zeit zahl:reiche, oft recht prominente Gäste an. Vom Jahre 1618 an suchte Markgraf Christian von Bla>yreuth (1603-1655) immer In einem alten Akt der Gemeinde Schirnding ,;Ansässigmachung und Verehelichung betreffend" find~t sich folgendes ·Wieqer den Grenzort Hohenberg auf und nahm im alten Fürbemerkenswerte Schriftstück: .stenschloß Wohnung. DJe Ausschuß-Leute von Arzberg und .Hoh,enberg mi-j; den hiesigen "Garnisonern" übernahmen sei"J . N . 117 . praes. den 3. .J un1· 1838 . nen Schutz. 1663 folgte die K;utfürstin von Sachsen. Das Jahr Dem Kaufmann Christoph A. e ck er zu lVlkt. Hohenberg 1726 brachte den Besuch der Prinzessin Christirana Sophie wurde in folge des hohen Regierungsrescripts dd. Bayreuth Wilhelmina, der einzigen Tochter des Markgrafen Georg Wil· ·helm (1712-1726) mit ihrem Hofstaat. Es mag ein aufregendes den 23. Mai 1838 gestattet, einen Probeofen zur E.r zeugung von Porzellain und Steingut unter Anwendung von S t e i n ·k 0 h 1 e n als Brennmateriale im Orte &;hirndin~ . Erlebnis der Mi:j.dchen und ·F rauen des Grenzortes gewesen ·sein, als die erla,uchte Gesellschaft mit der Prinzessin .an der zu errichten nach Anleitung der lan den x Aecker zurückSpitze vqn der Burg aus Ausflüge zum nahen Steinberg und gefolgten Baupläne und an dem schon ermittelten feuerzur Mineralquelle unternahm. Von geschichtlicher Bedeutung sichern Platze, worauf resp., wenn der Ofen fe-rtig ist, (das) -für das Städtchen wurde das Jahr 1805, als. Königin Luise von Preußen und ihr Gemahl,. König Friedrich Wilhelm III., königl. Landgericht, eine Commission unter Zuziehung von begleitet vom Prinzen Wilhelm (dem späteren K)aiser WilSachverständigen abordnen wird, um die zu machende Probe heim I.) hier zur Kur weilten. Ueber das Unglück Deutschder Porzellain- resp. Steingut-Erzeugung mit Stein1ands nachsinn·e nd, mag die Königin des öfteren von der Höhe k 0 h 1 e n h e i z u n g zu beaufsichtigen. der alten Burg ins Land geschaut haben. Anno 1835 gab es in Die Gemeindeverwaltung Schirnding erhaelt 4ievon NachHohenberg neu~'! Aufregung und vie~ Sehenswürdiges. Der richt. Wunsiedel, am 30. Mai 1838. . damalige König von Schweden stattete dem Grenzstädtchen in. Beglei~ung des Königs von Sachsen und einer bayerischen Königliches Landgericht: v. Waechter." Prinzessin vom benachbarten Weltbad Franzensbad aus einen Wir haben hier jenen Kaufmann Christian (im obigen kurzen Besuch ab. Neben weiteren prominenten Persönlich- Schr eiben irrtümlich: Christoph) Aecker vor uns, der in der keiten kam im Sommer 1844 der bayerische Kronprinz, sowie Geschichte unserer heimischen Porzellanindustrie 1816 als Bayerns .l{önig Max nach Hohenberg. Ihnen folgten 1847 Gesellschafter c. M. Hutschenreuthers in Hohenberg auftrat Königin Therese mit einer Prinzessin, sowie dem ungaTischen und schließlich im Jahre 1839 die erste Arzberger Porzellan: Prinzen Stephan nebst vornehmem Gefolge, die von Fran- fabrik gründete. Ein Jahr vorher versuchte er sein Glück zensbad aus hierherkamen und einige ergötzliche Stunden in Schirnding und tatsächlich wurde, wie bereits auf Seite 63 ·. der ·E.r holimg im Schlosse und der näheren Umgebung ver-· des ersten Jahrgangs dieser Beilage auseinandergesetzt, in · brachten. · ' Schirnding ein Probebrand von 3600 Stück Porzellan und Jahrhunderte kamen und· rollten dahin. Hohenberg sah Steingut durchgeführt. Aecker hatte sich ausdrücklich verGäste kommen und ·gehen. Seit 1900 kehrten Jahr für Jahr pflichtet, zur Schonung der einheimischen Holzvorräte mit viele Erholungsbedürftige hi.e r ein. Vor dem zweiten Welt- Kohlen zu feuern und zwar waren es nach dem obigen krieg waren es vor allem Sachsen und Norddeutsche, die Schreiben Steinkohlen, die verwendet wurden. Es war dies fernab · des großen Verkehrs Erholung suchten und fanoffenbar der erste Brand mit Kohlenfeuerung, wenn nicht in · den. D!ie Gasthpfe "Weißes Lamm", Gasthof "Zur Post", Deutschland überhaupt, dann sicherlich im Obermainkreis. · "Egertal", K. H;nbauer usw. begründeten in jener Zeit ihren Insofern ist das Jahr 1838 wichtig in den Annalen der Por·heute noeh zu Recht bestehenden guten Ruf. Das Jahr 1938 zellanindustrie, auch wenn die Anwesenheit. Aeckers in 'brach an, lllit ihm jener schicksalhafte "Sturm an der Grenze". Schirnding gewissermaßen nur ein Gastspiel bedeutete. Bis Das s~detendeutsche Freikorps b~zog nahebei Stellung und zur endgültigen Ansässigmachung der Porzellanerzeugung in auch mancher Prominente des "Dritten Reiches" (z. B. Rudolf Schirnding verging noch verhältnismäßig lange Zeit. ImmerHeB) warf von den Mauern der Burg Hohenberg aus . einen hin wäre es interessant, · festzustellen, an welcher OertlidlBlick ·ins .nahe Su.detenland. Seit 1948 kehren immer wieder keit der ersw Schirndinaer Brennofen awtanden ha~. -XYll. - 173 -


lEin echter lfiutfcbenreutber JOfeifenhopf Pfeifenköpfe, Figürchen, Puppenköpfe, Badepüppchen u. ä. waren gemäß der Thüringer Tradition unserer durch C. M. Hutschenreuther begründeten Porzellanindustrie die ersten Erzeugnisse in der ältesten Hohenherger Fabrik. G€brauchsporzellan stellte man anfangs noch nicht her. Wo findet man heute noch, gewissermaßen als Belegstück dieser ersten Produktion, einen solchen Pfeifenkopf in der ursprünglichen, ältesten Form, handbemalt und mit Filigransilber beschlagen? Man sollte meinen, vielleicht in der Vitrine eines Sammlers oder in einem "Porzellanmuseum" unserer Porzellanstädte Selb und Arzberg, Leider besteht, so naheliegend der G€danke daran ist, noch keine Sammlung, die den Entwicklungsgang unserer heimischen Großindustrie aufzeigen würde. Da wären die ältesten und modernsten Geschirrformen gegenüberzustellen, V~rsager und Haupttreffer in der Produktion, · da gäbe es Lichtbild- und Durchbruchporzellan zusammenzutragen, sowie erlesene Einzelstücke alter urid neuer Meister in Form und Dekor. Vielleicht können diese Zeilen berufene Stellen zu einer solchen E.i nrichtung mit veranlassen. Ihr Anschauungs- und Erziehungswert läge auf der Hand. Manche wertvollen Stücke alten Porzellans befinden sich da und dort verstreut in Privatbesitz .und z. T. sind es längst wieder in Vergessenheit geratene Techniken, die daraus offenkundig werden.

dern geschmückt waren und unte/ vorantritt der Musik dreimal um den Marktsbrunnen geführt wurden. Hierauf wtirden dem Otilsen die Kränze und Bänder abgenommen und dem angehenden Meister derselbe vorgeführt, damit er ihn im Beisein sämtlicher Meister schätze. Hierauf wurde, die Musik voraus, ZUlll Schlachthaus gezogen und dort der Meisterschlag ausgeführt. Während 'die Viehstücke ausgearbeitet wurden, spielte immer die Musik . . . " Auf unserem Pfeifenkopf ist jener Teil dieser Feierlichkeit dargestellt, wie sich der junge Meister anschickt, den ziemlich niederständigen, rotbraunen Sechsämterochsen zu schätzen. Während ein Meister in dreispitzigem schwarzen Hut und rotem Schoßrock, weißbestrum,pft und mit Schnallenschuhen, das zwischen den Hörnern und um den Hals bekränzte Tier würdevoll hält, bückt sich der Meisteranwärter zu dem Bug des Ochsen, um ihn durch Betasten zu schätzen. Herumstehen die Meister des Handwerks, davon einer in weißer Napoleonhose., mit schwarzem Frack, gelber Weste und hellblauer Seidenkappe, viel Volk, Kinder und ganz rechts (auf der Abbildung hier nicht zu sehen) ein bayrischblauer G€ndarm mit rot ausgebiester Hose, Raupenhelm und messingnem Stockdegen. Ein großer stattlicher Meister steht zu Häupten des spitzgehörnten Ochsen und ·schwingt den bunt bebänderten Stock (auf der Abbildung ebenfalls nicht zu sehen). Er trägt einen schwarzen Zylinderhut, rote Weste, braunen Ueberrock, gelbe Bockslederhose in schwarzen Schaftstiefeln. Das Urbild eines alten Sechsämterers! Aus einem Haus rechts im Hintergrund, das durch ein vorstehendes Schild als Wirtshaus gekennz.e idmet ist, schauen geputzte Herren und Damen aus den Fenstern herunter. Ein Hund kläfft in die Szene, die vor einer Holzbude (Fleischbank?) mit aufgeschlagenem Laden spielt. Hier hat ein Zeitgenosse Ludwig Richrters, ein Hohenberger Porzellanmaler, freikompositorisch fast in dessen Stil gemalt und wahrscheinlich eine wirklichkeitsgetreue Abbildung auch des Arzberger Marktplatzes mit dabei geliefert, denn die Hohenherger Metzger (zu denen unser neuangehender Meister gehörte), waren der Arzberger Zunft eingegliedert. Als Trachtenbeispiel ist dieses Bild in seiner Buntheit einzigartig für unsere G€gend und wird auch entsp·r echend ausgewertet werden. Die Farben haben den Porzellanbrand sehr gut bestanden. Das Bild trägt in brauner Farbe die Unterschrift J.(ohann) Ch.(ristoph) SingeJ.·. . Dies war der Name des jungen aus Hohenberg stammenden Meisters (geb. 1800, verheiratet 1827, gestorben 1876), der um 1825 sein Meisterstück . machte. .E r ließ sich zum Andenken an diesen Festtag den Pfeifenk()pf malen und silbern beschlagen. Die Einfassung unter dem Deckel trägf auf der rechten und linken Seite die gepunzten Initialen A S und in der Mitte vorne die Ziffer 12. (Wahrscheinlich die Anfangsbuchstaben des Arzberger Goldschmieds Andreas Schmidt (1785-1866), der das Beschläge anfertigte und seit 1812 auf Lager hielt). Der Pfeifenkopf ist ohne Deckel 9 cm hoch, im äußeren Durchmesser 3,2 cm breit. Das Bild mißt 7,1/6,2 cm. Welcher , alte Freund des blauen Dunstes möchte nicht gerne einmal eirien . Zug daraus machen, wenn böhmischer Landtabak darin glimmt? Dr. S.

iDie [eineroeber

Der hier abgebildete. Pfeifenkopf befindet sich im Besitz ·des Herrn Christian Singer in Hohenberg (Gasthof "Egertal"). Er· zeigt in besonderer Weise die damals enge Verbundenheit der Porzellanindustrie mit heimatlichen Bi!dmotiven. Darge.stellt. ist nämlich ein Ausschnitt aus dem alten Handwerkslehen und zwar eine Szene aus der Meistersprechung im heimischen Metzger.handwerk, wie es von dem Arzbe·r ger Bürgermeister _Johann Buchka in seiner Chronik anschaulich folgendermaßen geschildert wurde: ,;Wer das Metzgergewerbe betreib.en wollte, mußte vor allem eine Fleischbank haben, worauf. ein Realrecht ruhte, welches 6000~7000 Gulden kostete. Darnach mußte er sid1 VOl' versammeltem Handwerk anmelden. D~.ese Einmutung war mit einer Ma·hlzeit verbunden. Hierauf kaufte das Handwerk einen Ochsen an, welcher beiLdem Ladenmeister eingestellt wurde, ohne daß der junge Meister denselben zu sehen bekam. Am nächstfolgenden Dienstag oder -:Freltag gingen sämtliche Meister mit hellbraunen Röcken, dreispitzigem Hut und mit spanischem Rohr, welches in .der Regel mit Silber beschlagen war, in die .Nirche. Nach dem Gottesdienst begaben sich dieselben auf den Marktplatz; -weselbst' der Meisterochse, ein Kalb und ein Schwein vorgeführt wurden;- welche mit Blumen, Kränzen und Bän-

Die älteste Zunft in den Städten war gewöhnlich die der Weber, denn die Leinwand wurde in früherer Zeit nicht bloß zu Leib-, Tisch- und Bettwäsche, sondern aucli indigoblau oder braun gefärbt zu Arbeitskleidung für Männer, als Blaudruck zu Weibergewand verwen_pet_ Dies sagt schon das Wort Leinwand, mundartlich Leimet, d. i. Leingewand vom Mittelhochdeutschen wat = Kleid und' lin = Lein, Flachs. Da waren viele Aecker mit Lein bebaut und leuchteten zur. Blütezeit im lieblichen Biau des Himmels. In deri Bürgerhäusern wie auf dem Dorfe gab man .sich der mühevollen und langwierigen Arbeit der Flachsbereitung hin · rrii.t Raufen, Rösten, Riffeln, Brechen und Hecheln. Aucli in· der Stadt surrten die Rädchen emsiger Spinnerinnen. Hatte der Weber die Leinwandstücke zu je 30 Ellen (a · 83 m) abgeliefert, so wurden sie auf der Bleiche an der Röslau auf dem R·a sen ausgespannt, angepflockt und mit Wasser überspiitit, bis sie von der Sonne blühweiß g.e bleicht war~n. Mit Stolz und Freude hüteten da die Bürgersfrauen ihren LeinWandschatz in der Truhe. Heute ist das Handwerk der Weber ganz erloschen, die Maschine hat· dem Hanäwebstuhl die 'A rbeit genommen. - Arzberg und ,Hohenberg . Hatten eine starke . Weberzunft, zu der auch die anderen uniliegenden Ortschaften gehörten. In früher ersch:iei).enen Nummern des ersten Jahrgangs unserer BeHa,ge, "Seclisämterland" brachten wir einen Abdruck des Himdwerksbuches der Weber und eine Abbildung ihrer Zunftkanne, ein~s .. s<;Jgem1nriten ,"Bierspr~n­ gers". Wer diese Beilagen · gesairimelt' ha:t; ·kanh dorf leiclit nachsehen. · 2Q2-


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