Bildervortrag Carl Schumann

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ARZBERG UND UMGEBUNG

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Polizei klärt Überfall auf Apotheke auf Thierstein – Der Thiersteiner Apotheken-Überfall ist geklärt. Die Kriminalpolizei Hof hat am Montag einen jungen Mann aus dem Landkreis Wunsiedel festgenommen. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Hof wurde Haftbefehl gegen den 18-Jährigen erlassen. Der Festgenommene sitzt nun in Untersuchungshaft. Er ist nach Angaben der Polizei akut suchtkrank. Wie berichtet, hatte sich der junge Mann mit einer Sturmhaube maskiert, als er die Thiersteiner BurgApotheke am späten Nachmittag des 21. Oktober betrat. Er bedrohte die Apothekerin mit einer Pistole und verlangte von ihr die Herausgabe von Betäubungsmitteln. Um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, hielt er der Apothekerin die Waffe an den Kopf. Er soll nach Informationen unserer Zeitung ganz gezielt ein bestimmtes Produkt verlangt habe. Nach dem Überfall soll der junge Mann laut Augenzeugenberichten Richtung Höchstädt geflohen sein. Wie die Polizei gestern berichtet, waren der Festnahme umfangreiche Ermittlungen vorausgegangen. Die Beamten befragen zahlreiche Zeugen. Am Montag klickten dann die Handschellen.

„Schumann“-Porzellanfabrik: Eine Ausstellung und ein Buch widmen sich der Historie In Kürze Emotionen werden wach Arzberg – „Von heute auf morgen stand plötzlich nur noch die Kaffeetasse verlassen auf dem Tisch. Die Schließung der Porzellanfabriken ist ein Thema, das viele Leute in Arzberg über Jahre gar nicht hören wollten.“ Auch bei Bürgermeister Stefan Göcking werden Emotionen geweckt, als er das druckfrische Exemplar des Begleitbuchs zur Ausstellung „Ära Porzellan“ gestern in Händen hält. „Meine gesamte Kindheit habe ich in diesem Schumann-Areal verbracht. Und dort habe ich mir auch mein erstes Geld durch Ferienarbeit verdient.“ Der Bürgermeister will das Buch lieber zu Hause allein in Ruhe genießen, „denn da gibt es ein Stück weit Emotionen“.

Lektüre als Weihnachtsgeschenk

Übrig bleiben letztlich Schutt, Scherben und Erinnerungen: Die Porzellanmanufaktur Schumann war bekannt für ihre Durchbruchporzellane und Serien wie „Dresdener Rose“. Fotos: Bender und Hirsch

Ein Buch spricht Bände

Anschlagtafel Freitag, 23. Dezember ! Arzberg CVJM, 16.30 bis 17.30Uhr, Dreifachturnhalle, Handball-Training Mädchen (11 bis 13 Jahre). CVJM, 17.30 bis 19Uhr, Dreifachturnhalle, Handball-Training Herren. CVJM, 20 bis 21.45Uhr, Dreifachturnhalle, Volleyball-Training Herren. CVJM, 20 bis 21Uhr, Gemeindehaus, Posaunenchorprobe.

! Schirnding Schirndinger Adventsfenster, 18Uhr, in der Schäferei Frank.

! Thiersheim TSV, 17 bis 18Uhr, Schulturnhalle, Turnen mixed Kinder. TSV, 18 bis 19Uhr, Schulturnhalle, Schülerfaustball mixed. TSV, 18 bis 19.30Uhr, Tischtennis Jugend in der Vereinsturnhalle. TSV, 19 bis 20Uhr, Schulturnhalle, Jugendfaustball. TSV, 19.30 bis 22Uhr, Tischtennis Erwachsene mixed in der Vereinsturnhalle. TSV, 20 bis 22Uhr, Schulturnhalle, Herrenfaustball.

! Thierstein ZV, 19Uhr, Turnhalle, Kartenvorverkauf für „Opa wird 70“.

Samstag, 24. Dezember ! Thiersheim Fichtelgebirgsverein, Jahresrückblick am Dienstag, 27. Dezember, um 19Uhr mit Bildern in der TSV-Gaststätte.

! Hohenberg an der Eger Schützengesellschaft, 13 bis 17Uhr, allgemeines Schießtraining.

Jutta Bender und Peter Hirsch präsentieren einen Bilderband über die Fabrik Schumann. Aus einem Ausflug wird Leidenschaft. Ab 20. Januar entführen große Fotos im Porzellanikon in die Geschichte des Arzberger Unternehmens. Von Peggy Biczysko Arzberg – Ein Ausflug sollte es werden, mit dem Auto die Porzellanstraße entlang, vielleicht ein wenig stöbern in den Werksverkäufen der übrig gebliebenen Fabriken. Sieben Jahre ist es her, seit Jutta Bender und Peter Hirsch sich auf den Weg machen und rein zufällig zuerst in Arzberg landen. Noch nie zuvor dagewesen, streckt die Neugier ihre Fühler aus, als das aus Sinsheim stammende Paar im Regen an der Jugendstil-Villa vorbeifährt. Der Torbogen mit der Aufschrift „Porzellanfabrik“ zieht die beiden magisch an. Heute wissen Bender und Hirsch mehr als manch früherer Arbeiter der Carl Schumann AG über die Fabrik, ihre Menschen, ihre Produkte. In einem Buch – gestern druckfrisch im Arzberger Rathaus vorgestellt – lassen die Autoren Fotografien eindrucksvoll die Geschichte dieser Industrie-Brache erzählen.

! Geschwindigkeitskontrollen auf den hochfränkischen Autobahnen ! Handy-, Gurt-, Alkohol- und Drogenkontrollen im Großraum Selb Achtung: Als Kraftfahrzeugführer ein Mobiltelefon benutzt, indem es aufgenommen oder gehalten wurde: 40 Euro Bußgeld, ein Punkt im Flensburger Verkehrszentralregister Britischen Studien zufolge muss die Fahrbeeinträchtigung durch das Telefonieren mit derjenigen gleichgesetzt werden, die unter Alkoholeinfluss erfolgt.

Krönung dieses Buches, das die Autoren begleitend in einer Auflage von 1000 Stück herausgeben, ist eine Ausstellung vom 20. Januar bis 22. April kommenden Jahres im Porzellanikon Selb. Auf 300 Quadratmetern, finanziell unterstützt von der Oberfrankenstiftung, präsentieren Groß-Fotografien von Jutta Bender und Peter Hirsch den Aufstieg und Niedergang der Schumann-Fabrik, in der Ende der 1950er-Jahre rund 1100 Menschen arbeiten. Das ist lange her. Heute liegt – abgesehen von den abgebrochenen Gebäuden – alles in einem Dornrös-

chenschlaf. So, als hätte jeder seinen Arbeitsplatz fluchtartig verlassen müssen. „Die Ästhetik der Gebäude und die Ästhetik des Verfalls haben uns fasziniert“, gestehen Bender und Hirsch, deren Leben vor 2004 so rein gar nichts mit Porzellan zu tun hat. Dass man vor dem Kaffeetrinken einmal das Porzellan auf den Kopf dreht, um zu sehen, welcher Stempel auf dem Boden prangt – all das wissen sie damals nicht. „Heute machen das viele unserer Freunde und Bekannten in der Gegend um Heidelberg und überall dort, wohin wir kommen“, schmunzeln sie über die

Begeistert präsentieren Peter Hirsch und Jutta Bender ihr neues Buch, und Porzellanikon-Direktor Wilhelm Siemen, sein Stellvertreter Wolfgang Schilling sowie Bürgermeister Stefan Göcking (von links) sind schon sehr Foto: zys gespannt auf die Ausstellung.

vor sieben Jahren aufgeflammte Leidenschaft für das weiße Gold. Speziell allerdings für Schumann. „Ausgerechnet, als wir vor dem Gebäude standen, kam ein ehemaliger Mitarbeiter daher und schimpfte furchtbar über die Fabrik“, erzählt Bender. Neugierig geworden, stöbern sie und ihr Partner in der Historie, klettern treppauf, treppab in der alten Fabrik, halten die verwaisten, verfallenen Ecken mit der Kamera fest. Immer wieder fahren sie seither nach Arzberg und begleiten die Fabrik noch fünf Jahre, ehe sie 2009 zum Großteil abgerissen wird. „Mit der Ausstellung und dem Buch wollen wir den Menschen in der Region ein bisschen helfen, selbstbewusster und stolz darauf zu sein, was sie hier geschaffen haben“, erklären Bender und Hirsch ihre Motivation. Made in Germany und das Know how am Beispiel eines inhabergeführten Unternehmens sind ihnen dabei wichtig. „Und wir werden auch vorstellen, was mit einer Industrie-Brache passieren kann“, verrät Peter Hirsch. Gespannt auf die Ausstellung sind Porzellanikon-Direktor Wilhelm Siemen und sein Stellvertreter Wolfgang Schilling, der an der Entstehung des Buchs mitgewirkt hat. Ehe die Ausstellung öffnet, werden Jutta Bender und ihr Partner sicherlich noch öfter in der Region zu sehen sein – einer Region, deren Menschen, Geschichte und Porzellan sie richtig gefesselt haben.

Von der Blüte zum Untergang Die Autoren sammeln wichtige Daten rund um das Unternehmen. Ab 1901 gibt es in der Fabrik elektrisches Licht. Die Hochzeit erlebt die Carl Schumann AG Mitte der 50er-Jahre.

KONTROLLEN HEUTE:

Freitag, 23. Dezember 2011

Arzberg – „Hört man den Namen Arzberg, denkt man gleich an Porzellan.“ So geht es nicht nur Jutta Bender und Peter Hirsch. „Beim Namen Selb muss man immer noch das Wort Rosenthal hinzufügen, ehe die Menschen begreifen, dass es sich um das berühmte Porzellan dreht.“ Arzberg – mit diesem Namen verbinden die Autoren des Buches „Ära Porzellan – Wertschätzung der Vergangenheit“ eine „Einzigartigkeit von Know how und Fertigkeiten“. Ganz wichtig ist Bender und Hirsch bei der Präsentation ihrer Ausstellung im kommenden Jahr, „dass wir die Wertschätzung für dieses Schumann-Porzellan aus Arzberg auch den Jüngeren rüberbringen können“.

In dem Buch, in dem zahlreiche Bilder den Untergang einer Epoche dokumentieren, schwenken die Autoren auch mit Worten zurück in die Geschichte. Die wichtigen Eckdaten vom Aufbau über die Hochzeit bis zum Niedergang der Fabrik in Arzberg werden begleitet von einem interessanten Sammelsurium von Begebenheiten weltweit. In den Jah-

ren, als Christina Schumann 1884 die Firmenleitung übernimmt – Frauen sind in solch einer Position eine absolute Seltenheit zu jener Zeit –, erlässt Großbritannien 1887 ein Dekret, das vorschreibt, deutsche Produkte mit „Made in Germany“ zu kennzeichnen, weil diese den britischen Waren immer mehr Konkurrenz machten. Wovor die Käufer ge-

Die Villa, erbaut 1905, repräsentiert das Selbstbewusstsein eines erfolgreichen Porzellanunternehmers. Schumann identifizierte sich mit seinem Betrieb, daher ist die Villa auch auf dem Werksgelände gebaut.

warnt werden sollten, nämlich deutsche Waren zu kaufen, entpuppt sich jedoch als Qualitätssiegel schlechthin – bis heute. 1897, in dem Jahr, in dem Carl Schumann heiratet, werden die Vorbereitungen für die neue Porzellanfabrik getroffen. Nach und nach entsteht in Arzberg ein 60 000 Quadratmeter großes Areal, das sich über eine Gesamtlänge von 1,5 Kilometern erstreckt. Ab 1901 gibt es elektrisches Licht in den Porzellanfabriken. Zuvor müssen Maler und Dreher selbst für die ausreichende Beleuchtung ihres Arbeitsplatzes sorgen. 1910 stehen neun Rundöfen und es gibt 500 Beschäftigte. 1923 wandelt Carl Schumann die Porzellanfabrik in eine Aktiengesellschaft um. Der Ehrenbürger der Stadt Arzberg stirbt mit nur 55 Jahren 1926. Nach dem Zweiten Weltkrieg erreicht die Fabrik 1957/58 unter Sohn Carl Schumann II ihre höchste Blüte. Der Firmenchef stirbt 1975. Das Unternehmen wird 1990 an Dr. Schuppli verkauft, der 1994 die Produktion einstellt. Am 3. März 1995 schließt die Schumann-Fabrik ihre Pforten – für immer. Peggy Biczysko

Arzberg – Das Buch „Ära Porzellan“ gibt es ab sofort in den MuseumsShops und bei der Stadt Arzberg zum Preis von 19,90 Euro. Nicht nur für Freunde von Porzellan sicherlich ein schönes Weihnachtsgeschenk.

Hier gibt es mehr als Porzellan

Dieses Wappen, von der Stadt Arzberg gesichert, befand sich über der Haupteingangstür der Villa. Arzberg – „Es ist nicht nur das Porzellan, das uns nach Arzberg lockt. Es macht auch richtig Spaß hier.“ Das versichert Peter Hirsch gestern gegenüber der Frankenpost im Arzberger Rathaus. „Anders als bei uns im Heidelberger Raum haben wir hier nie Stress, selten einen Stau, können ausspannen. Bei schlechtem Wetter kann man zum Beispiel die schönen Museen in der Region besuchen.“ Hirsch meint, die Menschen hier müssten sich der Qualitäten ihrer Landschaft noch mehr besinnen und miteinander dafür werben. Und was ihm noch auffällt: „So schöne Christbäume mit Porzellan behängt findet man nirgends.“

35000 Kilometer aus Entdeckerlust Arzberg – Jutta Bender und Peter Hirsch fahren seit 2004 35 000 Kilometer zwischen Arzberg und Sinsheim. 350 Kilometer einfache Strecke sind zu bewältigen, um Näheres über Carl Schumanns Fabrik zu erfahren.

Wirtschaft und Schmuck im normalen Leben Arzberg – Weder mit Porzellan noch mit Fotografie oder dem Schreiben von Büchern haben Jutta Bender und Peter Hirsch in ihrem normalen Leben zu tun. Sie ist Diplom-Designerin für Schmuck und Uhren, er ist Betriebswirt und Wirtschaftsberater. Und Porzellan ist mittlerweile kein Hobby mehr, sondern absolute Leidenschaft. Längst ist das Paar aus Sinsheim ausgerüstet mit jeder Menge Porzellan von Schumann, „aber auch von anderen Herstellern“, bekennt Jutta Bender. Peggy Biczysko

In den Räumen der Fabrik ist das meiste so geblieben, wie zu dem Zeitpunkt, als die Menschen Arbeitsplätze und Fabrik verließen.


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