Joglland

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Trips Steiermark

Trail-Check Joglland

Das Joglland in der Steiermark war bis dato nur unter Locals als Mountainbike-Revier bekannt. Dabei umfasst das Wegenetz sanfte Mittelgebirgslandschaften genauso wie alpine Gipfel. Die BSN-Trail-Tester waren positiv überrascht. Ihr Urteil: »Echt cool!«

Kontrast programm

Fotos: Regina Stanger

Text: Markus Jährig

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Trips Steiermark

D

Abwechslungsreich: Sanfte Almlandschaften und steinige Trails machen richtig Laune.

»Mich hat die Landschaft teilweise an Harz oder Erzgebirge erinnert und dann doch mit alpinen Formen überrascht« Trail-Testerin Sylvia (28)

er Trail ist verblockt, richtig ver-

Danach wieder technisch, steil und

Fraktion. Der nächste Anstieg stellt sich

blockt! Die Augen suchen hek-

felsig. Am Ende des Trails vom Hoch-

dann als schwerer heraus als angenom-

tisch nach der Ideallinie. Schön

wechsel nach Mariensee sind sich die

men. Jetzt heißt es die Bikes schieben

hinterm Sattel bleiben und das Gleich-

BSN-Tester einig: hervorragend, wie

und schultern – eine Stunde lang. Den-

gewicht halten! Nach der Stufe gleich

geschaffen zum Biken!

noch, keiner in der Gruppe bereut die

eine scharfe Kehre. Geschafft – die

Trail-Testerin Sylvia beweist eindrucks-

Wegwahl. »Der Trail war es auf jeden

Stelle ist passiert! Verblockt und steil

voll, dass es für solche Wege kein

pen«, sagt Robert, der 32-jährige Endu-

geht es dennoch weiter. Der Weg im

Enduro-Bike braucht. Die 28-jährige

ro-Biker aus Bonn. Oben angekommen

dichten Laubwald erinnert ein wenig an

erfolgreiche

ändert

Touren am Gardasee. Zwischendurch

tigt den Weg eindrucksvoll mit ihrem

Szenerie plötzlich. Die Baumgrenze ist

immer wieder flowige Wurzelpassagen

Marathon-Hardtail und verdient sich so

überwunden. Nebel zieht auf. Der brei-

über angenehm weichen Waldboden.

großen Respekt bei der langhubigen

te, von weißen Schleiern umspielte

Hobby-Racerin

bewäl-

Fall wert, jetzt das Bike hochzuschlep-

sich

die

mittelgebirgsartige

Grat erinnert an alpines Gelände. Auch der Weg ähnelt jetzt einer Alpentour. Grobe Steine vermischen sich mit Almenwiesen. Das richtige Gelände zum Gasgeben für Andreas, den 36-jährigen Hobby-Racer aus Berlin. Kurz vor dem Wetterkoglerhaus auf dem Hochwechsel dann noch eine fahrtechnische Herausforderung: Eine Steilpassage bergauf, über 20 Grad, durchsetzt mit markigen Steinen. Eine fahrbare Linie zu finden, gerät zum Kunststück. Letztlich gelingt dieser Balanceakt aus Kraft und Koordination nur Andreas. Als Erster hält er fair das Gatter auf, so dass die ganze Gruppe zeitgleich am Wetterkoglerhaus ankommt. Das breite Gipfelplateau liegt jetzt völlig im Nebel. Es ist Sonntag, doch von Sonne keine Spur. Wie schön wäre es hier oben wohl bei guter Fernsicht wie am Morgen – mit Blick über die weite hügelige Landschaft mit Gipfelgiganten der Alpen im Hintergrund. Egal, Kaiserschmarrn und das Skiwasser schmecken auch so. »Schon erstaunlich, dass der Anstieg am Grat am Vormittag gar nicht fahrbar war; gestern der war ja super und ist genau so in der Karte eingezeichnet«, wundert sich Andreas. Die Tour am Vortag führte ebenfalls über einen Grat, auf dem es sich allerdings problemlos kur-

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Trips Steiermark Warum nicht mal eine Bank zum Freeriden zweckentfremden?

»Schöne, nahezu unberührte Natur – und gar nicht überlaufen.« Trail-Tester Robert (32)

beln ließ. Obwohl in der gleichen Region, hatte die Route am Vortag einen völlig anderen Charakter. Rückblende, 24 Stunden zuvor. Der 1 000 Höhenmeter lange Anstieg auf der Samstags­ tour erfolgt auf Forstwegen und Teerstraße. Mittelgebirgslandschaft prägt das Bild, Wälder und Wiesen wechseln sich ab. »Das ist ja genau wie in der Eifel«, kommentiert Marc. Der 25-jäh-

schnauft Marc und schmunzelt: »Doch

»2 000 Höhenmeter sind für mich eigentlich Minimum bei einer Tagestour«

nicht ganz wie in der Eifel!«.

Trail-Testerin Sylvia (28)

rige Bonner ist mit seinem Enduro zum größten Teil auf kniffligen HeimTrails unterwegs. Nach dem Anstieg

Die Gruppe ist auf dem Stuhleck, dem höchsten Gipfel der Region (1 783 m). Dementsprechend atemberaubend ist das Panorama. Der Blick schweift annähernd über das gesamte Joglland mit seinen vielen Hügeln. Dahinter die ers-

Pro & Contra

ten Alpenausläufer, am Horizont strahlen eindrucksvoll die großen schneebedeckten Gipfel. Weiter geht es auf dem breiten Grat. Man hat die Wahl, lieber etwas verblockt über die gröberen Steine oder flowig und schnell über etwas ausgewaschene, steinlose Stellen. Reizvoll ist die

Pro

Contra

• •

Schöne, abwechslungsreiche Landschaft, von Mittelgebirge bis alpin Gegend nicht überlaufen Bei den Trails ist für jeden etwas dabei, von verblockt bis flowig, von Anfänger bis Profi Es besteht meist die Möglichkeit mit dem Auto zu shuttlen. Viele Gipfel sind befahrbar

Nicht alle Wanderwege dürfen legal befahren werden Je nach Startort bei der Anreise etwas weite Anfahrt

Mischung aus den verschiedenen Fahrlinien. Ein Sprung abseits der flowigen Variante gefällig? Kein Problem. Auf halbem Weg bemerkt Sylvia, dass sie ihre Kamera verloren hat. Also alle Mann mit suchenden Blicken zurück! Auf halber Strecke taucht die Kamera zum Glück wieder auf. Und nicht nur Sylvia freut sich, denn es geht noch einmal den tollen Trail hinunter. Am Ende erreichen die Tester die Roseggerhütte. Hier soll es angeblich den besten Strudel der Region geben. Keine Frage, auch der muss natürlich getestet wer-

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Info Joglland

den und er hält letztendlich, was er verspricht. Frisch gestärkt folgt der nächste Trail. Ein Sturm hat hier oben vor

Das Joglland bietet einen eindrucksvol-

Edelseestraße 43, A – 8190 Birkfeld, Tel.:

einiger Zeit die Bäume weggefegt, so

len Wechsel von Mittelgebirge und alpi-

+43 (0) 3174 4562, www.birkfelderhof.at

ner Landschaft. Dementsprechend viel-

dass nur noch vereinzelt kleine Bäum-

fältig ist die Tourenauswahl. Von leicht

Bike-Verleih/Touren-Guide Bikeverleih Birkfelderhof, Tel.: +43 (0)

chen und Baumstümpfe stehen. Eine

flowig bis technisch verblockt ist alles möglich. Bikerherz, was willst du mehr!

3174 4562, www.birkfelderhof.at Markus Wandl, staatl. gepr. Mountain-

bizarr schöne Landschaft. Der Weg

Der Name

führt nun über lehmigen Boden mit

bikeguide, Tel.: +43 (0) 676 3344560

Einst soll die österreichische Kaiserin Maria

Wurzeln – Flow pur. Nach kurzer Zeit

Theresia durch die dünn besiedelte, recht

ESSEN AUF TOUR

einsame nordöstliche Steiermark gereist

Rosegger Schutzhaus auf der Pretul,

ist die Mondlandschaft durchquert, und

sein. Um ihre Volkstümlichkeit zu bewei-

Wetterkoglerhaus am Hochwechsel

die Gruppe erreicht den Windpark. Rie-

sen, ließ sie hin und wieder ihre Kutsche anhalten und fragte die meist männlichen

Karten/Literatur

sige, in den Himmel ragende Windräder

Passanten, wie denn deren Name sei. »I

Kompass Wanderführer und Wander-

bin da Jogl« kam es meist zurück. Nachdem

Rad- und Mountainbikekarte Joglland,

die Kaiserin zum wiederholten Male diese

Karte Maßstab 1:50 000.

Antwort erhalten hatte, soll sie ausgerufen

Kostenloser Radtourenfolder mit Karten-

haben: »Diese herrliche Landschaft ist

ausschnitten, interaktive Karte mit allen

ja das reinste Joglland!« Der Name ist

Touren auch unter www.joglland.at

säumen den Weg. Erstaunlich, wie gut sie sich in die Landschaft einfügen, als stünden sie schon immer da. Der Trail nimmt immer noch kein Ende. Doch die

geblieben. Aus der Kaiserin wurden Biker

Kulisse wechselt.

und Wanderer, welche die Einsamkeit der

TOUREN

Gegend immer noch zu schätzen wissen.

1. Der breite Grat

Es geht weiter nach unten. Der Wald

St. Jakob im Walde (913); Rettenegg (1 101); ALLGEMEINE INFORMATIONEN

Pfaffensattel (1 372); Alois-Günther-Haus

Tourismusverband Joglland – Waldheimat,

(1 782); Grazer Stuhleck (1635); Rosegger-

den Rand. Dann hat der Trail-Rausch

Kirchenviertel 24, A – 8255 St. Jakob

haus (1 586); Windmühlenpark bei Rattner

doch ein sanftes Ende. Allmählich wird

im Walde, Tel.: +43 (0) 3336 20255,

Alm; Rattem (766); St. Jakob im Walde (913)

www.joglland.at

Länge: 58 Kilometer; Fahrzeit: ca.

wird dichter, saftige Wiesen säumen

er breiter, geht in einen Feldweg über.

6 Stunden; Höhenmeter: 2 034 Schwierigkeit: mittel bis schwer

ANREISE

So sanft, dass der Wechsel erst an der

Von Deutschland über die Westautobahn

nächsten Kreuzung auffällt. Hügelig geht

A1 bis zum Voralpenkreuz. Dort weiter

2. Trail-Riding

es zum Landgasthof Berger-Krutzler zu-

über die Pyhrnautobahn A9 in Richtung

Hochwechsel (1 743); Marienseer Schwaig

Graz bis St. Michael. Hier weiter über

(1 478); Mariensee (815); Stickelberger

rück. Der letzten 400-Höhenmeter-An-

die Semmering Schnellstraße S6 in

(955); Steinerne Stiege (1 505); Nider-

stieg wartet am Ende der Tour, perfekt

Richtung Wien bis zur Abfahrt Krieg-

wechsel (1 669); Hochwechsel (1 743)

lach und von dort über den Alplpass in

Alternative: Start in St. Jakob im Wald;

zum Auspowern. Selbstgebrautes Bier

die Region Joglland – Waldheimat.

Breitenbrunn (1 035); Rabl-Kreut-Hütte

im Landgasthof Berger-Krutzler löscht

ÜBERNACHTUNG

Länge: 27 Kilometer; Fahrzeit: ca. 3

Landgasthof Berger-Krutzler,

Stunden; Höhenmeter: ca 900

A – 8255 St. Jakob im Walde,

Für Alternative: plus 10 Kilome-

www.berger-krutzler.at,

ter und 830 Höhenmeter;

Tel.: +43 (0) 3336 8259

Schwierigkeit: schwer mit Alterna-

Alpentourwirt Birkfelderhof mit Bikeverleih,

tive schwer bis sehr schwer

der ersten Durst der Biker-Crew. Am Ende des Tages zeigt der BikeComputer am Lenker immerhin 2 000 Höhenmeter und fast 60 Kilometer an. Während Robert und Marc mit der Tour zufrieden sind, könnte es für Sylvia und Andreas ruhig noch etwas mehr sein.

(1 394); Hochwechsel (1 743)

»Den Blaubeerstrudel auf der Roseggerhütte und den Kaiserschmarrn in der Wetterkogelhütte unbedingt probieren!«

Stuhleck

Trail-Tester Andreas (36)

Grazer Stuhleck

»2 000 Höhenmeter sind für mich eigentlich das Minimum bei einer Tagestour«, sagt Sylvia. Dennoch sind sich

Rettenegg

Hauereckhütte

Tour 1

alle einig: Es war ein cooles Wochenende mit tollen Trails für jeden Geschmack

Jogllandes aus. Da spielt die Zahl der

»Besonders toll: Die Mischung aus Alpen und Mittelgebirge auf so engem Raum«

Höhenmeter nicht mehr die entschei-

Trail-Tester Andreas (36)

und einer eindrucksvollen Mischung aus Mittelgebirgs- und alpiner Landschaft. Und genau das macht ja den Reiz des

dende Rolle.

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Marienseer Schwaig

Roseggerhaus Hochwechsel

Mariensee

Tour 2

Niederwechsel

Steinerne Stiege

Rátten St. Jakob

Österreich

Joglland

Steiermark

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