S i n t N n e k E B Das z U Je Sus E SITUATIONEN 3 TIPPS FÜR KNIFFLIG
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Es war in der neunten oder zehnten Klasse … Wir haben gerade Frage-Antwort-Stunde mit unserer Geschichtslehrerin, als das Gespräch vom Dreißigjährigen Krieg auf die Kreuzzüge kommt. Ich bin nur so halb bei der Sache und erschrecke, als die Lehrerin auf einmal etwas sagt wie: „Markus, du bist doch Christ. Erzähl du uns doch mal, warum die Bibel befiehlt, dass man Ungläubige töten muss.“ Mein Herz pocht ziemlich, und auf einmal merke ich, warum: Ein kleiner Blick nach links und ich sehe, dass praktisch alle anderen – an die 30 Leute – mich anstarren. Ich bin der einzige Christ hier und das hat sich rumgesprochen. Im Gesicht der Lehrerin sehe ich ein leichtes, einseitiges Grinsen. Sie hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass sie jeden Glauben an Übernatürliches (Religionen sowieso und das Christentum erst recht) für etwas hält, das nahe an eine krankhafte Wahnvorstellung für geistig Minderbemittelte grenzt. Ist das jetzt eine Falle? Will sie mich zur Schau stellen? Ich weiß es nicht, aber es fühlt sich echt danach an. Zu spät, jetzt bin ich in der Situation und muss etwas cooles sagen, zumindest etwas klug-reflektiertes. Auch das Mädchen, das ich sehr mag, sitzt keine sechs Meter von mir entfernt. Auch sie schaut mich an. Immerhin, denke ich noch :) „Äääääh“, beginne ich wortgewandt. „Also, ääh, zunächst mal ...“ Ich versuche, Zeit zu gewinnen, ich muss mich an die Frage erinnern. Hätte ich nur vorhin besser zugehört! Und zusammen mit der Frage fällt mir ein, dass ich eigentlich noch nie die ganze Bibel gelesen habe. Ehrlich gesagt: Auch das Neue Testament nicht komplett – ich erkunde ja gerade selbst noch die Evangelien. Nicht so gut.
„Also, äh, was in der gesamten Bibel steht, weiß ich nicht. Ich frag gern ein paar schlauere Menschen und gebe Ihnen nächste Woche dazu eine bessere Antwort. Aber was ich bis jetzt gelesen habe, ist die Lebensgeschichte und die Aussprüche von Jesus, und um den geht es ja und wie wir zu ihm stehen. Und da fallen mir zwei Sachen ein: Bei seiner eigenen Verhaftung, kurz bevor er grausam hingerichtet wird, sagt Jesus zu seinem engsten Vertrauten: ‚Steck dein Schwert zurück! Denn alle, die zum Schwert greifen, werden durchs Schwert umkommen.‘ (Matthäus 26,52) Und bei seiner wichtigsten Rede, der sogenannten Bergpredigt sagt er: ‚Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch hassen.‘ (aus Lukas 6,27)“ Die Lehrerin schaut sichtlich überrascht. „Wie gesagt, ich kenne nicht alle Zusammenhänge. Aber das klingt jetzt nicht so, als müsste man losgehen und Kreuzzüge starten. Sondern Jesus‘ vorerst letzte Worte sind: ‚Geht in die ganze Welt und verkündet die Gute Nachricht allen Menschen!‘ (Markus 16,15) Das sollen sie tun, damit alle zu Jüngern, also zu seinen Nachfolgern, werden (vgl. Matthäus 28,19). Und man kann Jesus schlecht nachfolgen, wenn man vorher getötet wird. Von daher tippe ich drauf, dass die Kreuzfahrer da etwas Entscheidendes falsch verstanden haben oder andere Motive hatten.“ So ungefähr lautete meine Antwort. Ich weiß nicht mehr den genauen Wortlaut, aber ich erinnere mich noch die Reaktion der Lehrerin und einiger anderer in der Klasse: Sie waren überrascht und interessiert.
Das ist jetzt einige Zeit her. Dieses eine Gespräch mit der Lehrerin damals hat mir eine sehr wichtige Sache gezeigt: Häufig wissen Leute, die das Christentum angreifen, gar nicht genau, worum es im Christentum tatsächlich geht. Es gibt eine Menge Leute, die eine Menge negativer Dinge über das Christentum zu sagen haben. Nur häufig treffen atheistischen Behauptungen über das Christentum gar nicht zu. Wenn sie zutreffen, sind es in vielen Fällen Dinge, die vollkommen unerheblich sind. Deshalb: Bring es zurück auf das Bekenntnis zu Jesus. Eine zweite Einsicht habe ich aus hunderten Gesprächen mit Atheisten und Suchenden gewonnen: Auch wenn Leute häufig (nachvollziehbare) Probleme mit den Kirchen, der Institutionalisierung, der Geschichte des Christentums und mehr haben – interessanterweise ist die Wertschätzung für Jesus selbst in den meisten Fällen sehr hoch.
Ein Beispiel: Jemand sagt: „Weil die Christen so viel Leid verursacht haben“ (wahrscheinlich denkt derjenige an Kreuzzüge, Inquisition, Pakte mit diktatorischen Mächten etc.) „und die Botschaft von Jesus pervertiert haben, ist das Christentum falsch.“ Hier kannst du sehr häufig antworten mit einem „selbst wenn“. Selbst wenn alle Nachfolger von Jesus seine Botschaft falsch verstanden und für ihre Zwecke missbraucht hätten, macht das ja Jesus‘ Aussagen nicht unwahr. Und Jesus selbst war und ist weder Inquisitor noch Hexenverbrenner noch KZ-Aufseher, und um ihn geht es mir, nicht um andere Menschen tausende Kilometer und Jahre weiter und später. Deshalb: Bring es zurück auf das Bekenntnis zu Jesus. Dritte Einsicht: Grade weil viele eine positive Einstellung zu Jesus haben, ist das ein fantastischer Gesprächsöffner. Vor kurzem saßen ein paar neue Kollegen und ich beim Mittagessen in einem Restaurant. Ich bete kurz leise vor dem Essen, und als ich wieder die Augen öffne, sehe ich, dass drei um mich herum mich anschauen. Der rechts von mir lachend: „Und, hat er geantwortet?“ Die ihm gegenüber: „Was? Ist doch gut, wenn man gläubig ist, das gibt einem bestimmt Halt. Welche Religion das ist, ist doch egal.“ Ich, gut gelaunt: „Ja, das ist egal. Außer es ist wahr. Wenn das biblische Christentum wahr ist, dann ist es extrem wichtig, wem du nachfolgst.“ Sie, interessiert: „Oh, stimmt, so habe ich das noch nie betrachtet.“ Ich: „Wo du’s schon ansprichst: Was denkst du über Jesus?“ Und schon waren wir in einem guten Gespräch. Deshalb: Bring es zurück auf das Bekenntnis zu Jesus.
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