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H c i m h C I L l WiE So ? N E d i e h c s t en Das ist sicher eine von den Fragen, die du dir immer wieder neu stellen musst. Und insbesondere wenn es an die großen Entscheidungen geht, wirst du mehr oder weniger verzweifelt denken: „Wenn ich nur wüsste, was Gott für mein Leben will!“ Doch halt – bevor du in der Erwartung des ultimativen Tipps zur richtigen Entscheidung weiterliest – eine Frage: Willst du das überhaupt wissen?

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„Wie? Na klar will ich das!“, wirst du wahrscheinlich antworten. Einen Moment – geht es dir darum, Gottes Plan in allen Einzelheiten zu kennen? Damit du in jedem Fall Fehler vermeiden kannst und keine negativen Folgen befürchten musst? Sorry, aber dann kann ich dir leider nicht helfen. Gott hat nämlich in seiner Weisheit beschlossen, uns nicht in jedes Detail seiner Pläne und unserer Zukunft einzuweihen. Ich nenne diese Art von Gottes Willen seinen „souveränen“ Willen. Und der steht unumstößlich fest und ist uns nur in begrenztem Maße bekannt (lies z. B. Epheser 1,11). Und das ist auch gut so. Oder geht es dir darum, den „moralischen“ Willen Gottes kennenzulernen (lies z. B. Hebräer 13,21)? Herauszubekommen, welche Entscheidungen Gott gut findet und welche ihn freuen? Dazu gibt es eine Menge Orientierung in der Bibel. Aber sei mal ehrlich: Willst du wirklich das tun, was Gott gut findet? Das könnte für dich manchmal unbequem werden! Wenn du eigentlich immer nur die für dich angenehmste Entscheidung suchst, brauchst du nicht weiterzulesen … Du bist noch dabei? Dann nenne ich dir jetzt einige Prinzipien, die allgemein den Rahmen des moralischen Willen Gottes abstecken: Gut ist vor Gott das, was ein „gutes Werk“ genannt werden kann (Jakobus 4,17), was den Herrn ehrt (Kolosser 1,9–10), was nicht aus einem gottfeindlichen Zeitgeist kommt (Römer 12,2), was aus Dankbarkeit Gott gegenüber geschieht (1. Thessalonicher 5,18), was sauberen Gedanken und Motiven entspricht (1. Thessalonicher 4,3).

Was gibt es sonst für Hilfen, um richtig zu entscheiden? Eine ganze Menge! Doch Vorsicht, keine dieser Hilfen hat eine 100 %ige Garantie – jede hat ein „Aber“. Doch je mehr von ihnen in einer konkreten Entscheidung in dieselbe Richtung weisen, desto mehr lohnt es sich, sie zu beachten.

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MIT GESUNDEM MENSCHEN­ VERSTAND ALLE A ­ SPEKTE DER ENTSCHEIDUNG ­DURCHDENKEN

Gott hat uns mit Verstand ausgestattet. So können wir im Voraus mögliche Konsequenzen unserer Entscheidungen überdenken (Lukas 14, 28) und sogar mit dem Verstand prüfen, ob etwas vom Heiligen Geist gewirkt wurde oder nicht (1. Korinther 14,14 und 20).

UND HIER NUN EINE CHECKLISTE FÜR DEINE ENTSCHEIDUNGEN

ABER Die Grenzen sind offensichtlich: Du bedenkst nicht alles, weißt nicht alles, täuscht dich vielleicht selbst (z. B. Sprüche 3,5–7).

Ehre ich Gott mit meiner Entscheidung? (Kolosser 3,17) Entscheide ich mich für das Gute? (1. Petrus 2,15) Setze ich mit meiner Entscheidung die richtige Priorität (denn das Bessere ist bekanntlich der Feind des Guten)? Steht Gottes Sache an erster Stelle? (Matthäus 6,33) Denke ich zuerst an andere und dann erst an mich? ­ (1. Korinther 9,19) Stehen bei meiner Ent­ scheidung Menschen im Vordergrund oder Dinge? (Römer 14,17) Ist mein Motiv richtig? Bin ich durch die Liebe zu Gott und zu meinen Mitmenschen motiviert? ­ (1. Korinther 13,2–3) Habe ich im Vorfeld aus­ reichend für meine Entscheidung gebetet? (Jakobus 1,5)

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RAT EINHOLEN

Bei jemandem Rat zu suchen, kann eine gute Hilfestellung sein, um eine Entscheidung zu treffen (z. B. Sprüche 12,15; 13,10; 15,2; 19,20; 24,6). ABER Jeder Ratgeber kann sich irren und Ratschläge können einander widersprechen. Wo du dir Rat holst, sagt manchmal mehr über dich aus als über die anstehende Entscheidung (z. B. Sprüche 8,14; 19,21; 21,30; 1. Könige 22,8–18; 2. Timotheus 4,3).

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AUF UMSTÄNDE ACHTEN, DIE EINE ENTSCHEIDUNG BEEINFLUSSEN

Umstände spielen bei fast jeder Entscheidung eine Rolle. Durch Umstände spitzen sich Situationen oft zu, sodass die Dringlichkeit einer Entscheidung unausweichlich wird. Umstände können dir helfen, besser zwischen Wichtigem und Unwichtigem zu unterscheiden (z. B. Apostelgeschichte 9,23–25; 16,35–40; 20,1–3; 21,11–14; 2. Korinther 2,12–13). ABER Wenn du Umstände „interpretierst“, kann das wie „Kaffeesatzlesen“ sein. Umstände offenbaren dir nicht wirklich den verborgenen (souveränen) Willen Gottes. Sie sind nicht zwangsläufig ein Zeichen für Gottes Führung und nehmen dir nicht die Verantwortung einer Entscheidung ab.

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INNEREN FRIEDEN BEI DER ENTSCHEIDUNG HABEN

Entscheide niemals gegen dein Gewissen. Allerdings ist dein Gewissen kein absoluter Maßstab, sondern muss sich an Gottes moralischem Willen orientieren (z. B. Römer 14,23; 1. Korinther 8,7; Apostelgeschichte 24,16; 1. Petrus 2,19; 1. Timotheus 1,5.19; 4,2; Apostelgeschichte 11,12; Römer 8,14–16). ABER Jona schlief nach einer ­großen Fehlentscheidung ­seelenruhig (Jona 1,5–6).

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HOROSKOP-ÄHNLICHES BIBELLESEN Wenn es so viele Hilfen gibt, dann gibt es sicher auch ­Stolpersteine auf dem Weg zur richtigen Entscheidung.

STARKE STIMMUNGEN

Stimmungsschwankungen sind Teil des Lebens, aber sie sind keine gesunde Basis für gute Entscheidungen. Versuche, soweit es dir möglich ist, Entscheidungen aus einer extremen Stimmungssituation (Panik, Verliebtsein, …) heraus zu vermeiden.

HINAUSZÖGERN SELBSTÜBERSCHÄTZUNG Hol dir eine ehrliche Einschätzung eines guten Freundes ein. Damit kannst du vermeiden, dich selbst zu über­ schätzen.

Manche Entscheidungen sind sehr unangenehm. Geh sie trotzdem an, denn: Nicht entscheiden ist oft auch schon eine (schlechte) Entscheidung. Viele Menschen möchten nicht wirklich eine gute Entscheidung treffen, sondern eine möglichst schmerzlose.

Du schlägst die Bibel an einer beliebigen Stelle auf. Das Bibelwort, auf das dein Blick fällt, soll die von Gott vorgeschlagene Entscheidung für dich sein. Das jedoch widerspricht dem Grundsatz jedes Bibelstudiums: Du musst Bibelworte in ihrem Zusammenhang lesen und verstehen! Die Bibel ist nämlich kein Orakelbuch. Du als Leser interpretierst den aufgeschlagenen Textfetzen, gibst es aber als Gottesurteil aus. Gott möchte, dass du immer reifer wirst, eigenständig Entscheidungen zu treffen. Er entlässt dich nicht aus der Verantwortung.

IST DAS NICHT EIN ZEICHEN GOTTES?

GOTT VERHINDERT ES NICHT, ALSO MUSS ES GOTTES WILLE SEIN

Wahr ist: Gegen Gottes souveränen Willen kann kein Mensch handeln. Gott erlaubt es dem freien Willen des Menschen aber immer wieder, gegen seinen moralischen Willen zu handeln.

Ein Zeichen Gottes ist immer ein übernatürliches Eingreifen von Gott und nicht interpretierte „Zufälligkeit“. In besonderen Fällen kann dich Gott so direkt zu einer Entscheidung leiten. Doch solltest du nicht in jedes „zufällige“ Geschehen mehr hineininterpretieren, als es wirklich ist. Frage dich, ob tatsächlich ein Wunder Gottes vorliegt, das dir unmissverständlich und auf übernatürliche Weise eine Entscheidung aufdrängt. [JE]


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