DER TOD UND DAS MÄDCHEN
Ariel Dorfmans Thriller, uraufgeführt 1991, von Roman Polanski verfilmt und vielfach preisgekrönt, spielt in einem nicht näher bezeichneten lateinamerikanischen Staat (mit Parallelen zur Militärdiktatur Pinochets in Chile), der nach Jahren mörderischer Diktatur bemüht ist, die Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu verfolgen und die Opfer zu rehabilitieren. Inszenieren wird die 1992 im slowenischen Teil Kärntens geborene Regisseurin Mira Stadler, die mit ihren Arbeiten u. a. am Münchner Residenztheater, Burgtheater oder bei CarinthiJA2020 aufhorchen ließ.
Paulina Salas lebt mit ihrem Mann, dem Rechtsanwalt Gerardo, abgeschieden in einem Haus am Meer. Als politische Aktivistin wurde sie einst Opfer von Verschleppung, Folter und Vergewaltigung. Als ihr Mann 15 Jahre später nach einer Reifenpanne von einem Fremden nach Hause gefahren wird, machen sich post-traumatische Angststörungen und angestaute Wut bemerkbar – denn in dem Fremden, der sich als Arzt Roberto Miranda vorstellt, glaubt sie, ihren früheren Peiniger wiederzukennen: Seine Stimme, sein Lachen, sein Geruch und seine Vorliebe für Schuberts Streichquartett Nr. 14 in d-Moll, »Der Tod und das Mädchen«, das während der Torturen gespielt wurde, lassen scheinbar nicht den geringsten Zweifel offen. Angetrieben von ihrem Wunsch nach Vergeltung versucht Paulina, dem Arzt unter Androhung von Gewalt ein Geständnis abzutrotzen. Und zum Richter in diesem Tribunal setzt sie ihren Mann ein …
Ariel Dorfman, Jahrgang 1942, lebte bis zum Militärputsch 1973 in Chile und unterstützte die Politik Allendes. Danach emigrierte er in die USA und sieht sich bis heute in der Pflicht, Sprachrohr derjenigen zu sein, denen es nicht oder nicht mehr möglich ist, zu sprechen.
Die Frage nach der Wahrheit
Der Tod und das Mädchen hat Regisseurin Mira Stadler schon lange interessiert. Nun widmet sich die gebürtige Klagenfurterin diesem »Juwel mit großer Aktualität« in ihrer Inszenierung mit Musik von Nico Mohammadi. Auf der Bühne stehen Anne Müller, Dominik Warta und Thomas Gräßle.
Welche Schwerpunkte setzen Sie in Ihrer Inszenierung?
Für mich sind die zwischenmenschlichen Beziehungen der Figuren sehr wichtig. Es gibt drei Protagonist*innen, die in einer Extremsituation aufeinandertreffen. Außerdem interessiert mich die grundsätzliche Frage nach der Wahrheit, die im Stück eine wesentliche Rolle spielt. Ist die Wahrheit das Gegenteil der Lüge oder der Illusion? Gibt es überhaupt die eine, richtige, objektive Wahrheit? Oder können mehrere koexistieren.
Gewalt mit Gewalt vergelten oder ein fairer Prozess – welcher Konflikt entsteht im Stück und was bedeutet er für die beiden Eheleute?
Auf der einen Seite gibt es den persönlichen, emotionalen Umgang mit einem Menschen, der ein Verbrechen begangen hat: Wünscht man ihm den Tod? Je nach Härte des Verbrechens wahrscheinlich ja. Aber was passiert andererseits, wenn dieser vermeintliche Verbrecher plötzlich im eigenen Wohnzimmer steht? Rächt man sich? Oder wartet auf einen rechtgemäßen Prozess. Was unser Rechtsstaat vorgibt ist klar: natürlich darf Gewalt mit Gewalt nicht vergolten werden. Das ist das Prinzip unserer modernen Zivilisation. Aber steckt vielleicht der Wunsch nach Selbstjustiz in uns drin? Wie die beiden Eheleute im Stück damit umgehen, wird das Publikum in den Vorstellungen erfahren.
Schuberts Streichquartett Nr. 14 in d-Moll »Der Tod und das Mädchen« ist titelgebend. Welche Rolle spielt Musik in Ihrer Inszenierung? Das Streichquartett an sich spielt natürlich eine wichtige Rolle im Verlauf des Stücks. Jedoch ist das Musikstück für die Protagonistin negativ behaftet. Deswegen arbeiten Nico Mohammadi und ich an elektronischen Rekompositionen, die das Orginal verfremden und das Mindset der Protagonistin widerspiegeln. Ansonsten kann man sich musikalisch über viel tolle elektronische Kompositionen von Nico freuen.
HIOB Uraufführung
Oper in zwei Akten von Bernhard Lang Libretto von Michael Sturminger nach dem gleichnamigen Roman von Joseph Roth in der Bühnenfassung von Koen Tachelet
Auftragswerk des Stadttheaters Klagenfurt In deutscher Sprache mit Übertiteln
Die Jahrtausende alte Geschichte des gottesfürchtigen Hiob, der trotz vernichtender Schicksalsschläge seinen Glauben nicht verliert und am Ende für seine Standfestigkeit belohnt wird, berührt die Grundfragen unserer Existenz. Wie wechselhaft ist unser Lebensglück? Was braucht der Mensch, um sich wieder aufzurichten? Und wie viel Kraft gibt Religion?
In ihrer für das Stadttheater Klagenfurt komponierten Oper überführen Bernhard Lang und Michael Sturminger die von Stefan Zweig konstatierte »Musikalität der Sprache« Joseph Roths in eindrucksvolle musiktheatrale Bilder und Klangwelten. Die kontrastreiche Atmosphäre wird von meditativ-religiöser Musik ebenso geprägt wie von schmissigem Klezmer und Swing-Klang der Neuen Welt.
In Joseph Roths 1930 erschienenem Roman, der den biblischen Stoff ins 20. Jahrhundert übersetzt, heißt Hiob Mendel Singer und ist ein streng religiöser Jude, der mit seiner Frau und vier Kindern im fiktiven Schtetl Zuchnow in Russland lebt. Als sein Erstgeborener Schemarjah nach Amerika auswandert und zu Geld kommt, holt dieser seine Eltern und die Schwester Mirjam nach, doch der Ausbruch des Ersten Weltkriegs verhindert für die Familie die Erfüllung des »American Dream«. Schemarjah fällt als amerikanischer Soldat, der für die russische Armee kämpfende Jonas wird vermisst, Mendels Frau Deborah stirbt darüber an Verzweiflung, Mirjam erkrankt an einer Psychose. Mendels Liebe und Hoffnung ruhen auf seinem jüngsten Sohn Menuchim, den er aufgrund seiner geistigen Behinderung in der alten Heimat zurückgelassen hat.
CHOREINSTUDIERUNG Günter Wallner | DRAMATURGIE Markus Hänsel
MIT Ava Dodd, Katerina Hebelkova | Benjamin Kelly Chamandy, Alexander Kaimbacher, Thomas Lichtenecker, Viktor Rydén, Steven Scheschareg Chor des Stadttheaters Klagenfurt, Kärntner Sinfonieorchester
Kompositionsauftrag des Stadttheaters Klagenfurt gefördert durch die mit freundlicher Unterstützung von Prof. Georg Nemetschek
MUSIKALISCHE LEITUNG Tim Anderson | REGIE Michael Sturminger | BÜHNE UND KOSTÜME Renate Martin, Andreas Donhauser (DonMartin Supersets)Die dramatische Wucht als lebendiges Wunder
Michael Sturminger im Interview über seine Zusammenarbeit mit Bernhard Lang, die Herausforderungen beim Dramatisieren eines Stoffes und den Stellenwert von Religion in der heutigen Zeit.
Flucht in ein besseres Leben, Fesseln der Tradition und Verlockungen neuer Welten: Wie entstehen aus diesen großen Themen musikalische Bilder?
Mit der Musik von Bernhard Lang wird aus Josef Roths Meisterwerk eine zeitlose Oper, wie sie nicht aktueller sein könnte. Lang legt die Geschichte auf eine abstrakte, zeitlose Ebene. Aus einem in der heutigen Ukraine gelegenen jiddischen Städtchen, wo Armut und Angst vor Progromen, sowie die Rekrutierung der jungen Männer in die Armee des Zaren den orthodoxen Juden das Leben unmöglich macht, flieht Mendel Singer bis nach Amerika, ein Land, dessen Fortschritt er nicht versteht und das ihm niemals Heimat werden kann. Unser Hiob ist von der Gegenwart inspiriert – von tausendfach erlebten Biografien.
Welche Herausforderungen gab es bei der Komposition?
Bei der Dramatisierung eines Romans geht es um die Verwandlung eines großen, epischen Bogens in eine verknappte, dramatische Form. Im Musiktheater führt das auch noch zu einer Abstraktion, denn die Sprache wird verknappt und die Handlung auf ihre zentralen Wendepunkte konzentriert.
Gibt es in Hiob Aspekte, die sich musikalisch feiner herausarbeiten lassen, als Sprache alleine es schafft? Die Bearbeitung eines Stoffes für das Musiktheater zielt im Kern auf die energetische und emotionale Aufladung der Geschichte, wie sie keine andere Kunstform schaffen kann. Die dramatische Wucht, die Musik in Kombination mit Text und theatralischer Handlung erzielen kann, ist ja ein lebendiges Wunder, das man durch die Kulturgeschichte von der Renaissance bis in die Gegenwart bestaunen kann.
Welchen Stellenwert hat für Sie der Glaube im Heute? Meine Beschäftigung mit dem Glauben ist aktuell mit meiner Neuinszenierung des Jedermann wieder in den Vordergrund getreten. Sie hat mich im Laufe meines Lebens immer überzeugter zu einem Glauben an die Menschlichkeit und an den Respekt vor allem Leben, aber auch immer weiter von festgeschriebenen Heilslehren und Religion gebracht. Ich habe großen Respekt vor den Leistungen an Mitmenschen, die viele Vertreter von Religionsgemeinschaften zustande bringen, doch Religion darf nicht der Unterdrückung von Freiheit und Selbstbestimmung dienen.
Von Klagenfurt nach Hollywood und weit darüber hinaus entführen Nicholas Milton und das Kärntner Sinfonieorchester das Publikum in der Nacht der Filmmusik, die den diesjährigen Abschluss der neuen Galakonzert-Reihe bildet. Präsentiert werden die schönsten Melodien aus den größten Blockbustern der vergangenen Jahrzehnte. Reiten Sie mit Yul Brynner und Steve McQueen durch den Wilden Westen der Glorreichen Sieben, ziehen Sie mit Harrison Ford und Carrie Fisher in den Krieg der Sterne und setzen Sie mit Johnny Depp und Keira Knightley die Segel, um dem Fluch der Karibik zu entkommen!
Werke u. a. von Elmer Bernstein, John Williams, James Horner aus u. a. Superman, Forrest Gump, Die glorreichen Sieben, Spiderman, Robin Hood, Gladiator, Der Da Vinci Code
KARTEN Euro 25,50 bis Euro 47,50 SCHÜLER*INNEN/STUDENT*INNEN Euro 7,– (Kategorie III, beschränktes Kontingent) Abendkasse
Stadttheater Klagenfurt 29.01.2023 | 19.30 Uhr
HADER ON ICE
Josef Hader
»Immer is irgendwas. Entweder die Fiaß schlafen mir ein. Oder sie jucken. Dann krieg i wieder ka Luft, wenn i schneller geh. Oder i hab an Schweißausbruch. Dann friert mich wieder. Das Essen schmeckt mir nimmer, der Sex ist fad, die Hosen sind z’eng. Was is das bitte? – Des muss alles dieser Klimawandel sein, oder? Und die Pflanzen! Die werd’n jetzt auch schon deppert. Die wachsen jetzt alles zua! Meine Theorie is, die Pflanzen woll’n die Herrschaft über den Planeten zurück. Die sind alle miteinander unterirdisch verbunden über ihre Wurzeln. Weltweit! Die Pflanzen hab’n einen geheimen Plan. Sie wollen die totale Zerstörung der abendländischen Kultur und des österreichischen Volks–Rock’n’ Roll. Das soll alles ersetzt werden durch äh Photosynthese.«
»Poetische Bilder, markerschütternde Wendungen, brutal komische Gags« Sebastian Hofer, PROFIL
Meisterstück
Stadttheater Klagenfurt 19.02.2023 | 19.30 Uhr mit Klaus Trabitsch an der Gitarre
PLUHAR SINGT
Leporello DIGITAL
Unser Spielplanleporello erscheint 5x pro Spielzeit und informiert über unsere Produktionen und Services. Das soll auch so bleiben. Im Sinne der Nachhaltigkeit wollen aber auch wir den Ressourcenverbrauch reduzieren und bieten den Spielplanleporello ab sofort digital an: als PDF und als E-Paper auf unserer Website.
Wenn Sie den Spielplanleporello in Zukunft nicht mehr in gedruckter Form, sondern digital erhalten möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail mit dem Betreff »Leporello digital« und Ihrer Adresse an: leporello@stadttheater-klagenfurt.at
Wenn Sie lieber weiterhin den gedruckten Leporello in Händen halten möchten, wird er Ihnen natürlich wie gewohnt zugesandt. Sollten Sie keine Zusendung mehr wünschen, geben Sie uns bitte auch das unter oben genannter E-Mail Adresse bekannt.
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Last Minute-Tickets
30 Minuten vor Vorstellungsbeginn werden ermäßigte Karten für die Galerie Seite, 2. Reihe ausgegeben. (Schauspiel Euro 7,–, Musiktheater Euro 9,–). Kinder, Schüler*innen, Studierende, Lehrlinge (bis 26 Jahre), Präsenz- und Zivildiener, Empfänger*innen von Mindestpensionen mit Ausgleichszulage und Sozialhilfeempfänger*innen erhalten Last-Minute-Tickets für Euro 7,– in allen noch verfügbaren Kategorien.
Vorverkauf
Stadttheater Klagenfurt, Theaterkasse Theaterplatz 4, 9020 Klagenfurt a. W. +43 (0) 463 54064 | kartenkasse@stadttheater-klagenfurt.at www.stadttheater-klagenfurt.at Mo-Sa, 09.00-18.00 Uhr | An Spieltagen: 18.00-19.30 Uhr
IMPRESSUM Stadttheater Klagenfurt OG, Theaterplatz 4, 9020 Klagenfurt a.W. | +43 (0) 463 55 2 66 | www.stadttheater-klagenfurt.at | INTENDANT Aron Stiehl | GESCHÄFTSF. KAUFM. DIREKTOR Mag. Matthias Walter |REDAKTION Dramaturgie/ Kommunikation & Marketing | DESIGN EN GARDE Interdisciplinary GmbH Graz FOTOS Mira Stadler © Matthias Horn, Michael Sturminger © Ingo Pertramer, Josef Hader © Lukas Beck
SAMSTAG-ABO 5. Vorstellung SO 15 15.00 Der Vetter aus Dingsda SONNTAG-ABO 3. Vorstellung
DI 17 10.30 Klettermaus und die anderen Tiere im Hackebackewald JUGEND
DI 17 19.30 Der Tod und das Mädchen
DIENSTAG-ABO 5. Vorstellung
MI 18 10.30 Klettermaus und die anderen Tiere im Hackebackewald JUGEND
MI 18 19.30 Der Vetter aus Dingsda
MITTWOCH-B-ABO 4. Vorstellung
DO 19 10.30 Klettermaus und die anderen Tiere im Hackebackewald JUGEND
DO 19 19.30 Der Tod und das Mädchen
DONNERSTAG-ABO 5. Vorstellung
FR 20 10.30 Klettermaus und die anderen Tiere im Hackebackewald JUGEND
FR 20 19.30 Der Vetter aus Dingsda
FREITAG-B-ABO 4. Vorstellung SA 21 10.30 Klettermaus und die anderen Tiere im Hackebackewald JUGEND DERNIERE SA 21 19.30 Der Tod und das Mädchen Besuchergruppe Weitensfeld, Feldkirchen, Straßburg MI 25 19.30 Der Vetter aus Dingsda Besuchergruppe Villach