STÖCKLI SKI – Nur wenige Marken stehen so für die Schweiz wie Stöckli Ski. Der 54-jährige Marc Gläser ist seit 2014 CEO des Unternehmens.
Wir haben mit ihm über Swissness, Marco Odermatt und Nachhaltigkeit gesprochen.
STÖCKLI SKI – Nur wenige Marken stehen so für die Schweiz wie Stöckli Ski. Der 54-jährige Marc Gläser ist seit 2014 CEO des Unternehmens.
Wir haben mit ihm über Swissness, Marco Odermatt und Nachhaltigkeit gesprochen.
Standpunkt: Der beste Rennfahrer der Welt hat bei einem der kleinsten Ski-Ausrüster im Weltcup den Vertrag verlängert. Wie haben Sie es fertiggebracht, dass Marco Odermatt gleich für vier Jahre bei Stöckli unterschrieben hat?
Marc Gläser: Zugegeben, die Verhandlungen mit einem Athleten sind immer etwas einfacher, wenn es schon vorgängig gut gelaufen ist. Die Erfolge in der letzten Saison –Olympiasieg, Gesamtweltcupsieg und 18 Podestplätze, davon 8 Siege – haben gezeigt, dass das Material funktioniert und Marco Odermatt sowie Stöckli perfekt zusammen harmonieren. Die wohl wichtigste Voraussetzung für eine Verlängerung war also gegeben. Aber klar, das ist nicht der einzige ausschlaggebende Punkt. Bei einem kleinen Ausrüster unter Vertrag zu sein, kann durchaus auch seine Vorteile haben. Wir können individuell auf den jeweiligen Athleten eingehen, schnell reagieren und pflegen ein familiäres Umfeld. Ausserdem waren wir bei der Vertragsausarbeitung bestrebt, Marco Odermatt einen guten und fairen Vertrag zu bieten. Und ich würde sagen, das hat Marco auf jeden Fall erhalten.
«stoeckli.ch» erfolgreich zu einer umfassenden OMNI-Channel-Plattform für Skis ausgebaut und unsere Kundinnen und Kunden können ihre Ski nicht nur bei uns im Laden oder im Fachhandel, sondern auch online fahrbereit zu sich nach Hause bestellen. Und natürlich beweisen wir im Rennsport immer wieder, dass wir Skis für Champions bauen. Mit Marco Odermatt haben wir in der letzten Saison Olympia-Gold und den Gesamt-Weltcup gewonnen. Ebenfalls einige Jahre davor mit Tina Maze, welche zudem mit 2414 gewonnen Weltcuppunkten in einer Saison den Weltrekord hält.
Auf dem Schweizer Markt ist Stöckli eine feste Grösse und steht für Swissness, wie Ovomaltine, Rivella oder Zweifel Chips. Was bedeutet dieser «kultige» Aspekt für das Unternehmen und die Menschen bei Stöckli?
Stöckli ist in der Schweiz tief verankert und verkörpert die Schweizer Werte «Qualität», «Innovation» und «Präzision». Damit identifiziert sich jeder einzelne Mitarbeiter bei uns, das macht uns einzigartig und zu der Marke, die Stöckli heute ist.
Wie stark ist Stöckli auf den ausländischen Märkten?
Wie sind Sie mit dem bisherigen Saisonverlauf zufrieden?
Mit Marco Odermatts oder unserem?
Bei beiden würde ich sagen: hervorragend. Wir sind glücklich, läuft es für Marco Odermatt aktuell so gut, es ist immer wieder beeindruckend mit welcher Dominanz er in den Rennen fährt und wie dieser brillante Rennfahrer von Rennen zu Rennen immer wieder seine absolute Bestleistung abrufen kann. Einfach Weltklasse! Und eben, unsere Geschäfte laufen auch. Wir sind sehr erfreulich in die neue Saison gestartet und die Nachfrage nach Stöckli-Produkten ist sowohl in der Schweiz als auch im Ausland überdurchschnittlich hoch. Wir verzeichnen in diesem Jahr einen neuen Produktionsrekord mit rund 68 000 Paar produzierten Skis hier in Malters, und so wie es aktuell aussieht, übertreffen wir diese Produktionsmenge für die kommende Saison nochmals.
Sie haben in einem Interview erzählt, dass man 2015 die Vision entwickelt habe, dass Stöckli die beste Skisportmarke der Welt sein will. Wie weit sind Sie seither gekommen?
Der Weg ist das Ziel. Es ist wichtig zu verstehen, dass wir nicht sagen, dass wir dies sind oder vollumfänglich sein werden. Es ist aber unser täglicher Antrieb, immer besser zu werden und wir wollen mit Weltklasse-Leistungen überzeugen. Ich denke, wir haben schon einige strategische Meilensteine erreicht und sind stetig dabei, weitere Meilensteine zu erreichen und neue zu setzen, um der Vision «die beste Skisportmarke der Welt sein» einen Schritt näher zu kommen. Um nur zwei Beispiele zu nennen: Wir haben die Website
Wir exportieren mehr als 60 Prozent in den ausländischen Markt. Unsere wichtigsten Märkte sind Österreich, Deutschland, Italien und Frankreich sowie Nordamerika mit USA und Kanada, wo wir 2016 unter anderem auch eine Tochtergesellschaft gegründet haben. Anders als in der Schweiz sind wir im Ausland klar als Premiummarke im High-EndBereich positioniert – sprich: hoher Preis, hohe Qualität, handproduziert in der Schweiz. Dennoch verzeichnen wir jährlich ein Wachstum in unseren Nachbarländern und auch in Nordamerika.
Welche Rolle spielt dabei der Swissness-Faktor?
Swissness spielt sicherlich eine wichtige Rolle, denn sie steht für exklusive Produkte, beste Qualität, feinstes Handwerk, Perfektion und Nachhaltigkeit. Alles Faktoren, die nicht nur den Schweizerinnen und Schweizern beim Kauf wichtig sind, sondern auch im Ausland immer mehr an Bedeutung gewinnen.
Was macht einen Stöckli-Ski zu einem typisch schweizerischen Produkt?
Unsere Ski werden in Malters im Kanton Luzern von Hand gefertigt und von da in die gesamte Welt exportiert. Wir garantierten höchste Qualität, Präzision, Perfektion und Langlebigkeit, alles typische Schweizer Werte. Nicht nur der Produktionsstandort ist aber durch und durch schweizerisch, auch unsere DNA, unser Ursprung, unser Kern liegt in der Schweiz.
Seit den Eschenholz-Brettern von Josef Stöckli aus den 1930erJahren ist viel Zeit vergangen. Wie kann man einen Ski immer noch besser machen?
Die Frage bei der Skientwicklung lautet immer: was möchten unsere Kundinnen und Kunden? Welche Nachfragen gibt es, was sind die Trends? Anhand dessen entwickeln wir unsere Ski weiter. Es ist also mehr die Frage, was die Bedürfnisse sind, als die Frage, wie man ein Skimodell verbessern kann. Ein
Beispiel: All-Mountain-Skis sind aktuell sehr im Trend. Skifahrerinnen und -fahrer wünschen sich Ski, mit welchen sie bei allen Pistenverhältnissen zurechtkommen, sei es auf einer frisch präparierten Piste oder im weichen Frühlingsschnee. Anhand dessen versuchen wir unsere Modelle weiterzuentwickeln oder wenn es der Markt verlangt, neue Modelle zu konstruieren.
Grösse und unserer Struktur gut aufgestellt, so dass wir sehr schnell auf kurzfristige Änderungen reagieren können. Es sieht aktuell ausserdem auch so aus, als ob sich die Lieferfristen verbessern und etwas Ruhe in die ganze Lieferproblematik einkehren wird.
Nachhaltigkeit wird immer grösser geschrieben. Wie wichtig ist diese Nachhaltigkeit für Stöckli Ski? Nachhaltigkeit ist sehr wichtig für uns, findet der Skisport ja draussen in der Natur statt. Wir müssen der Natur beziehungsweise der Umwelt Sorge tragen, aber nicht nur für uns, sondern auch für die noch kommenden Generationen. In den letzten Jahren haben wir deshalb auch immer in die Nachhaltigkeit investiert und wir tun einiges. So verwenden wir beispielsweise dank unserer Wasseraufbereitungsanlage ein Jahr lang dasselbe Wasser für unsere Schleifmaschinen, ausserdem werden wir bis im Sommer 2023 ein innovatives Wärmespeicherprojekt umgesetzt haben. Hier haben wir einen Kreislauf entwickelt, bei welchem wir für das Pressen unserer Skis Hitze aus heissem Wasser gewinnen und somit 30 Prozent Energie sparen können. Im Jahr 2022 deckten wir zudem 99 Prozent unseres Stromverbrauchs in der Manufaktur mit erneuerbaren Energien.
Wird man Ski irgendwann recyceln können? Das ist eine spannende Frage, die auch uns beschäftigt. Wir sind mit der EPFL und der ETH im Austausch und versuchen gemeinsam mit ihnen Lösungen zu finden. Schlussendlich müssen wir unser Leimverfahren so anpassen, dass wir die verschiedenen Schichten wieder voneinander lösen können. Man kann sie zum heutigen Zeitpunkt voneinander trennen, aber nur mit einem ungemein grossen Energieaufwand.
Zum Schluss eine persönliche Frage: Welches ist Ihr LieblingsStöckli-Ski?
Woher kommen die Ideen und Anregungen für die Innovationen?
Unser R&D-Team entnimmt seine Inspirationen und Ideen den unterschiedlichsten Bereichen. Einerseits arbeiten wir mit renommierten Forschungszentren wie der ETH Zürich
oder der EPFL in Lausanne zusammen, mit welchen wir immer wieder neue Technologien und Materialien entwickeln. Andererseits liegt der Ursprung einer Idee oder einer Innovation aber oftmals auch in der Tier- und Pflanzenwelt. Von der Natur können wir viel lernen und dies immer wieder. So waren beispielsweise die wasserabweisenden Blätter der Lotusblume eine Inspiration für die Beschichtung des Deckblatts unseres Tourenskis, damit weniger Schnee am Ski haften bleibt, was bei einem Tourenski wichtig ist, so dass weniger «Ballast» beim Hochgehen mitgeschleppt wird.
Welche Auswirkungen haben die Energiekrise und die Lieferprobleme auf ihr Unternehmen?
Die Energiekrise sowie Lieferprobleme stellen auch uns vor diverse Herausforderungen. Einerseits mussten wir aufgrund der massiven Verteuerung der Materialien die Preise unserer Ski je nach Modell um 5 bis 10 Prozent erhöhen, andererseits war unsere Manufaktur tagtäglich mit den Lieferschwierigkeiten konfrontiert. Hier gilt es stets flexibel zu bleiben und gegebenenfalls den Produktionsplan anzupassen. Glücklicherweise sind wir aufgrund unserer
Mein Lieblingsski ist der Laser WRT Pro. Ich bin gerne zügig unterwegs, liebe sportliches, dynamisches Skifahren und ich habe es gerne, wenn ich eine Rückmeldung des Skis spüre. Zudem gefällt mir das sportliche, hochwertige Design. Das erfüllt der Laser WRT Pro zu 100 Prozent. Interview: Patrick Herr
ZUR PERSON
Marc Gläser ist seit Oktober 2014 CEO der Stöckli Swiss Sports AG, der einzigen Ski-Manufaktur der Schweiz, die noch im Weltcup vertreten ist. Nach seinem Betriebswirtschaftsstudium in St. Gallen, das er als lic. oec. HSG abschloss, arbeitete Gläser für Unilever im BrandManagement, dann als Marketingmanager bei Feldschlösschen. Anschliessend stiess er als Geschäftsführer, Mitinhaber und Verwaltungsrat zur Schweizer Design-Möbelmarke Wogg. 2004 wechselte Gläser in die Uhrenindustrie zur Maurice Lacroix S.A., wo er acht Jahre als Marketing- und Verkaufsleiter und ab 2012 als CEO tätig war. ph
«WIR VERZEICHNEN IN DIESEM JAHR EINEN NEUEN PRODUKTIONSREKORD MIT RUND 68 , 000 PAAR PRODUZIERTEN SKIS.»
«SO WAREN BEISPIELSWEISE DIE WASSERABWEISENDEN BLÄTTER DER LOTUSBLUME EINE INSPIRATION FÜR DIE BESCHICHTUNG DES DECKBLATTS UNSERES TOURENSKIS.»