gfm-Preisträger 2023 Skiwunder aus dem Entlebuch management & branding
04 November 11 April 2023 2023
gfm-Preisträger 2023
Skiwunder aus dem Entlebuch Die Entlebucher Skifirma Stöckli ist im Hoch. Mit Tina Maze und Marco Odermatt hat sie die besten Skiläufer unter Vertrag, in Frankreich eröffnet sie in diesem November den ersten Stöckli-Store, und in Zürich wird sie mit dem diesjährigen gfm-Marketingpreis ausgezeichnet. CEO Marc Gläser und Kommunikationschef Christian Gut über das Erfolgsgeheimnis der bald neunzigjährigen Traditionsmarke. Interview: Matthias Ackeret Bilder: Marc Wetli
fand ich es wichtig, dass unsere Produktion Skimanufaktur heisst. Zum Thema Marke preis für eine Firma, die so erfolgsverwöhnt möchte ich noch hinzufügen, dass wir zur ist wie die Ihre? Marc Gläser: Dieser Preis ist für unsere Unter- Skimanufaktur und zum Skitesten auch weltnehmung eine grosse Auszeichnung. Der weit Markenführung betreiben, und das vom gfm-Marketingpreis ist aus meiner Sicht eine Schweizer Standort aus. Dies vor allem digider wichtigsten Auszeichnungen auf diesem tal. Wir haben umfangreiche CRM-Aktivitäten für ein KMU. Das ist das Grossartige Gebiet. heutzutage, man kann durch das Digitale auch eine kleinere Marke weltweit sichtbar Wie wichtig ist das Marketing für Ihr Untermachen und steuern. In der Schweiz sind wir nehmen, Herr Gut? Christian Gut: Es ist für uns elementar. Es sehr bekannt, aber global gesehen gehören fängt im Rennsport an, ist aber auch für die wir zu den kleineren Marken. Dort sind wir Nähe zur Kundschaft sehr wichtig. Wir haben eher eine Nischenmarke im Premiumsegeine Skimanufaktur und führen Skitests ment. Wir haben eine relativ grosse und produrch. Dies sind wichtige Marketingtools. fessionelle Digital-Marketing-Abteilung, die Wir wollen unsere Marke durch die Interak- wir mit der aktiven Unterstützung des Eigentümers aufgebaut haben. Er hat, wie wir, das tion mit Menschen erlebbar machen. Digitale immer gepusht. Genauso wie die Möglichkeit, dass sich das Management am Unternehmen beteiligen kann. Der Eigen tümer hält 85 Prozent des Unternehmens, Gläser: «In der Schweiz sind wir sehr das Management 15 Prozent. Herr Gläser, was bedeutet der gfm-Marketing-
bekannt, aber global gehören wir zu den kleineren Marken.»
Erfolgsduo Marcel Gläser und Christian Gut.
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Stöckli Ski Sports AG Die Stöckli Ski Sports AG ist der erfolgreichste Skihersteller der Schweiz, sowohl im Verkauf als auch im aktiven Rennsport. Das Unternehmen betreibt in der Schweiz zehn Sportfachgeschäfte, zwei Testcenter und beliefert den Schweizer Sporthandel. Über 60 Prozent der jährlichen Skiproduktion werden in mehr als dreissig Länder exportiert. Das Traditions unternehmen mit Sitz im luzernischen Malters besteht seit 1935 und ist in Familienbesitz. Im vergangenen Jahr wurden rund 72 000 Ski verkauft, künftig sollen es 90 000 sein. Marc Gläser, 55, ist seit 2014 CEO und Mitinhaber des Unternehmens. Der studierte Ökonom (HSG) war zuvor bei Unilever, Feldschlösschen und Wogg tätig. Zuletzt war er Marketingund Verkaufsleiter und später CEO von Maurice Lacroix S. A. Christian Gut, 48, ist bei Stöckli für den Verkauf inklusive Retail und E-Commerce verantwortlich. Zudem verantwortet er das gesamte Marketing sowie das Produktteam von Stöckli-Textil. Er verfügt über zwanzig Jahre Erfahrung in leitenden Positionen bei Marken wie Stöckli, Skins oder Odlo. Er hat einen Abschluss in Wirtschaftsinformatik der Hochschule
Ihr Anspruch ist es, die beste Skisportmarke
Luzern sowie einen MBA der University of South
der Welt zu sein.
Australia.
Marc Gläser: Als ich vor neun Jahren zu Stöckli-Ski gestossen bin, habe ich drei verschiedene Geschäftsbereiche angetroffen: Bike, ReSkimanufaktur klingt doch sehr edel, für tail und Ski. Nach zwei Jahren haben wir einen Skihersteller vielleicht zu edel … Marc Gläser: Das Wort Manufaktur ist in der festgestellt, dass dies zu viel ist und für Uhrenindustrie, von der ich komme, stark Stöckli nicht funktioniert. Als Hersteller haverbreitet. Und Stöckli macht eigentlich viel ben wir damals eine strategische Fehlüberlemehr von Hand als die meisten in der Uhren- gung gemacht. Man dachte, Stöckli könne im industrie. Vieles wird dort zusammengebaut, Winter Ski und im Sommer Bikes verkaufen. selbst hergestellt aber das wenigste. Deshalb Das sei komplementär. Aus Retail-Sicht er-
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gab das Sinn, aus Hersteller-Sicht aber nicht. Wir hatten Mühe, die Kunden davon zu überzeugen, dass wir nicht nur die beste Skimarke sind, sondern auch die beste Bikemarke. Und vor diesem Hintergrund entwickelten wir eine Vision, wie sich die Firma langfristig aufstellen sollte. Daraus und dank unserer DNA – wir sind 1935 als Skimarke gegründet worden – ist dann der Fokus auf die Skimarke entstanden. Wir sind aber nicht nur eine Skimarke, sondern auch eine, die in der Schweiz produziert, und wir wollen die Besten sein.
entschieden. Retail-Erfahrungen hatte ich praktisch keine. Das musste ich zuerst lernen. Mit meiner Anstellung hat der Eigentümer vorweggenommen, dass es in diese Richtung gehen soll.
zer Fahrer verpflichten. Bereits im ersten Jahr erzielten wir grosse Erfolge, als er einige Weltcuprennen gewann und in Sierra Nevada Vizeweltmeister im Riesenslalom wurde. Dadurch wurde der Brand Stöckli sichtbarer.
Sie betonten, dass Sie sich nun ausschliess-
Jetzt haben Sie mit Marco Odermatt den
lich auf die Skiherstellung fokussieren.
absoluten Superstar des Skizirkus im Haus.
Trotzdem stellen Sie auch Skibekleidung her,
Wie holt man so einen Überflieger, der auch
die Sie im europäischen Ausland produzieren.
von anderen Skifirmen umworben wird?
Was bezwecken Sie damit?
Marc Gläser: Es war ein glücklicher Zufall.
Aber bevor ich das ausführe, möchte ich sagen: Für Stöckli war es eine grosse Errungenschaft, dass Marco im Herbst 2022 seinen Vertrag mit uns um vier weitere Jahre verlängert hat. Aber zurück zum Zufall: Es war vor zwölf Jahren, als ein guter Trainingskollege von Marco mit Stöckli-Ski unterwegs war und ihn im Training schlug. Da lieh sich Marco kurzerhand die Stöckli-Ski vom Kollegen aus und war auf Anhieb zwei Sekunden schneller. Seither setzt er auf Stöckli. Vor sechs, sieben Jahren haben wir ihm einen eigenen Service-Mann zur Seite gestellt, da wir grosses Potenzial in Marco sahen. An der Junioren-WM gewann er daraufhin fünf Goldmedaillen. Er hatte seinen eigenen Service-Mann und konnte so sein ganzes Potenzial ausleben. Die grosse Kunst war es dann, ihn zu behalten. Für ihn sollte es keinen Grund geben, zu wechseln. Dabei ist Loyalität auf beiden Seiten wichtig.
Christian Gut: Stöckli-Textil ist visionskonform und ergibt viel Sinn für die Skisportmarke Stöckli. Nicht quantifizierbar ist, dass Seit der Aussage des ehemaligen VerteidiTextil die Marke Stöckli und das Produkt Ski gungsministers Ueli Maurer, dass wir die beste Armee der Welt hätten, tönt dies immer in Bezug auf Emotionalität der Marke, Markenvisibilität und Skikompetenz gegenüber ein bisschen vorlaut. Marc Gläser: Das Wort «beste» provoziert, das den Konsumenten und dem Handel stärkt. wissen wir. Deshalb sagen wir immer wieder: Es schafft eine intime Nähe, denn man trägt das Beste aus Sicht der Kundinnen und Kun- die Marke auf sich. Aber auch kommerziell den. Das ist eine Vision. Wir sagen nicht, wir ist die hochwertige Skibekleidung für uns seien die Besten, aber wir wollen die Besten sinnvoll und generiert inzwischen zusätzlisein. Wir haben mit Tina Maze immerhin die chen und nachhaltigen Mehrwert für das Unbeste Frau im Skirennsport gross gemacht ternehmen. und auch den Punkteweltrekord geholt. Dass wir das auch einmal bei den Herren schaffen würden, haben wir damals schlichtweg für unmöglich gehalten. Unsere Ziele waren, einmal beim Lauberhorn-Rennen oder in Gläser: «Wir sagen nicht, wir Adelboden zu gewinnen. Diese konnten seien die Besten, aber wir wollen wir dank Marco Odermatt bekanntlich über- die Besten sein.» treffen. Christian Gut: Es ist eine Haltung, die uns je-
den Morgen antreibt, und alle Mitarbeitenden wissen, wofür sie arbeiten. Das, was der CEO zusammen mit dem Eigentümer initiiert hat, war die Transformation einer sehr Retail-orientierten Sicht in ein global denkendes Unternehmen. Wir sind eine Marke und haben einen internationalen Anspruch. Heute gehen fast zwei Drittel der Ski in den Export. Das Internationale wird für uns immer wichtiger und dementsprechend auch die digitale Markenführung.
Die Marke wurde vor bald neunzig Jahren von
Gut: «Marco Odermatt und Stöckli-Ski sind eine Einheit.»
Josef Stöckli im Entlebuch gegründet. Lange fristete Ihr Unternehmen ein Schattendasein, da die grossen Marken Stöckli bekämpften.
Marc Gläser: Die anderen grossen Skimarken wollten vor allem eins: unseren Einstieg in den Rennsport verhindern. 1991 hatten wir geplant, in den Swiss-Ski-Pool einzusteigen. Dieser verweigerte uns, der einzigen Schweizer Marke, jedoch den Zutritt. Verhindert wurde dies damals durch die grossen ausländischen Marken. Für uns bedeutete das, dass Wie haben Sie die Firma «umgebaut»? Marc Gläser: Es war eine unglaubliche Trans- wir mit unserer Marke keine Schweizerinnen formation. In den ersten Jahren hatten wir und Schweizer im Skisport ausrüsten konneiniges aufzuräumen und richteten uns neu ten. Deshalb rüsteten wir damals den Liechaus. Aber wir bekannten uns immer klar zur tensteiner Rennfahrer Marco Büchel aus, bis Marke Stöckli. Als mich der Eigentümer da- wir nach drei weiteren Jahren, dank des unmals einstellte, hatte er sich klar für einen ermüdlichen Einsatzes von Beni Stöckli seniMarketing-, Verkaufs- und Designexperten or, beim Swiss-Ski-Pool zugelassen wurden. mit Produktionserfahrung in der Schweiz Mit Urs Kälin konnten wir den ersten Schwei-
Sie sagten: Marco Odermatt war mit Ihrem Ski zwei Sekunden schneller. Kann ein Ski tatsächlich zwei Sekunden ausmachen, oder war es Zufall? Christian Gut: Auf dem Profiniveau im Renn-
sport ist das Material sehr wichtig, und es muss immer auch für den Athleten stimmen. Marco und Stöckli-Ski sind eine perfekte Einheit. Er könnte den Gesamtweltcup auch mit einer anderen Marke gewinnen, aber ob er das von einem Tag auf den anderen schaffen würde, ist eine andere Frage. Stöckli bietet ihm eine familiäre Atmosphäre, Mitarbeitende, die sich um ihn kümmern, und Erfahrungen aus der Uhrenindustrie: Stöckli-CEO Marc Gläser.
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Marc Gläser: Ich glaube, wir werden den Marco-Odermatt-Effekt erst noch spüren, da niemand morgen einen Ski kauft, nur weil der Sportler gestern Olympiasieger geworden ist. Ich höre jedoch viele sagen, dass ihr nächster Ski ein Stöckli-Ski sein werde. Natürlich spüren wir seit etwa zwei Jahren diesen Hype um Marco Odermatt, der Medienhype ist ja enorm. In der Schweiz hat uns dies viel geholfen und hat sicherlich auch einiges zu unserem Wachstum beigetragen. Aber das meiste kommt noch. Trotzdem dürfen wir nicht vergessen: Unser grösstes Wachstum findet im Ausland statt, gerade auch in Nordamerika, wo der Rennsport nicht enorm wichtig ist. Das Phänomen Skirennsport ist vor allem in Zentraleuropa ein riesiges Thema. Und auch intern ist er wichtig für die Motivation, da unsere Mitarbeitenden, sei es in der Entwicklung, der Produktion oder im Marketing, wissen, dass sie ihn mit ihrer Arbeit noch besser machen, damit er weiter gewinnen kann. Die intrinsische Wirkung, die durch ihn ausgelöst wird, ist sehr wichtig.
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Topmaterial, vom Riesenslalom bis zur Abfahrt, sodass er jederzeit sein Potenzial ausschöpfen kann. Das war es auch, was Marco einmal auf die Frage, was Stöckli für ihn sei, auf einen Steckbrief geschrieben hat: Stöckli erlaube es ihm, sein Potenzial abzurufen.
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Gibt es noch Steigerungspotenzial? Sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen haben Sie den Gesamtweltcup gewonnen. Marc Gläser: Die Leistungen von Marco in Ehren, aber Marcel Hirscher ist mit seinen acht Gesamtweltcup-Siegen in Folge bis heute unerreicht. Einzigartig bei Marco Odermatt ist, dass er in drei Disziplinen gewinnt, Marcel Hirscher gewann «nur» in zwei Disziplinen. Und jetzt noch der Punkterekord: 2042 Punkte ist eine Marke. Wenn Marco gesund bleibt, kann er aber alle Rekorde im Alpinski-Bereich brechen.
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Wie muss ich mir einen CEO als Rennbegleiter vorstellen? Marc Gläser: An den Rennen bin ich mehr Zu-
schauer als Akteur. Für unsere Leute vor Ort ist es wichtig, zu sehen, dass sich der CEO für ihre Arbeit interessiert. Natürlich baue ich mir so auch mein Wissen auf. Ich kenne heuChristian Gut und Marc Gläser im hauseigenen Shop in Malters.
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© 2023 The Coca-Cola Company.
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auch kostentechnisch nicht machen. Trotz- die nicht von hier sind. Aber die Herstellung dem wollen wir Ski für Kinder anbieten, aber findet zu 100 Prozent in der Schweiz statt. bei diesen steht dann auch nicht Swiss Made drauf. Swiss Made heisst für uns, dass die Ski Welches sind Ihre Visionen für die nächsten zu 100 Prozent in unserer Manufaktur hier in fünf Jahre? der Schweiz hergestellt werden. Das ist eine Marc Gläser: Wir wollen weiterhin wachsen. Haltung, die wir stark vertreten, und es ist Unser Wachstumsziel ist der Verkauf von auch ein wichtiger USP. Swiss Made ist hoch- 90 000 Paar Ski weltweit. Heute sind wir bei Sind Sie die Kitzbühel-Strecke auch schon qualitativ, langlebig, inno vativ, präzis und 72 000. In der Produktion haben wir das Vohinuntergefahren? Marc Gläser: Da bin ich eher gerutscht, was zuverlässig. Das sind wichtige Faktoren, die lumen auf 80 000 Paar Ski erhöht, weil wir für diese Strecke schon anspruchsvoll ist. damit in Verbindung gebracht werden. Die bereits für das nächste Jahr (2024/2025) vorDenn bereits die Besichtigung ist schwierig, Leute verstehen das, kennen dieses Konzept, produzieren müssen. Gleichzeitig wollen wir die Marke stärken und internationalisieren da die Strecke glatt ist wie eine Eisbahn. Für und wir setzen stark darauf. sowie im Rennsport weiterhin erfolgreich Marco ist es auch sehr interessant, zu sehen, bleiben. Zudem möchten wir die Skimanudass der CEO von Stöckli dabei ist, sich für faktur modernisieren. Wir haben in den verRennsport interessiert und ihn so unterstützt. gangenen Jahren grosse Anstrengungen unEr spürt die Faszination und die Leiden«Wir wollen weiterhin wachsen. ternommen, um die Produktion in kurzer schaft von Stöckli, und das schätzt er. Unser Ziel ist der Verkauf von Zeit verdoppeln zu können.
te alle Strecken, weil ich morgens mit an die Besichtigungen gehe. Zudem ist mir der Rennsport-Chef direkt unterstellt, und die Budgets, die wir in den Rennsport investieren, sind beträchtlich. Da ist es wichtig, dass der Chef sich gut auskennt.
Sie produzieren die Ski in der Schweiz. Das
90 000 Paar Ski weltweit.»
ist nicht selbstverständlich.
Welches war diesbezüglich die grösste
Marc Gläser: Stimmt, vor allem war es nicht zu
Schwierigkeit?
100 Prozent so, als ich gekommen bin. Aus verschiedenen Gründen haben wir vor eini- Aber 100 Prozent sind eher selten. gen Jahren entschieden, voll auf Swiss Made Marc Gläser: Selbstverständlich ist nicht das zu setzen. Ausser bei wenigen Kinder-Ski, gesamte Material aus der Schweiz, wir haben diese können wir sowohl produktions- als Rohmaterialien wie Gummi und Aluminium,
Marc Gläser: Es gibt nicht die eine grosse Schwierigkeit, sondern zwei, drei Themen, wie die Frage nach genügend Fachkräften, um die anspruchsvolle Arbeit auch umzusetzen. Ein anderes Thema ist, ob die Investiti-
Swissness pur.
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onsplanung auch die richtige ist, da wir diese immer vier bis fünf Jahre im Voraus machen und sie sehr anspruchsvoll ist. Etwas revolutionär Neues wird es aber nicht geben, vielmehr wollen wir den eingeschlagenen Weg, der sehr erfolgreich ist, weitergehen. Momentan stehen enorm viele Projekte an, jedoch nicht mehr so grosse wie der Bike-Exit, die Verdoppelung der Produktion oder die einschneidende Verkleinerung und Neuausrichtung im eigenen Retail-Geschäft, sondern mehr kleine. Wir möchten neue Märkte erschliessen, hier und dort den Vertrieb vorwärtsintegrieren. Derzeit sind wir daran, ein neues ERP-System einzuführen. Dieses Softwaresystem erlaubt es uns, das ganze Unternehmen zu führen. Das hat uns die letzten eineinhalb Jahre stark beschäftigt.
Gut: «Bei Stöckli werden die Ski in der Manufaktur in Malters zu 100 Prozent mit erneuerbarer Energie produziert.»
Sich nirgends wohler fühlen.
Christian Gut: Auf Betriebsseite ist eine unserer aktuellen Herausforderungen, den Verkauf weiter zu professionalisieren. Als Unternehmen tragen wir eine Verantwortung gegenüber unseren Mitarbeitenden. Wir haben eine Manufaktur, in der Familienväter und -mütter arbeiten. Wir müssen zwölf Monate im Jahr konstant produzieren, dafür brauchen wir einen professionellen Vertrieb. Je mehr Fachhändler durch die Internationalisierung im Ausland zu betreuen sind, desto grösser sind die Komplexität und der Anspruch an unser Team und die Prozesse. Was uns in den vergangenen Jahren gut gelungen ist, ist das Vorantreiben der Nachhaltigkeit. Wir wollen nachhaltig sein und gleichzeitig das Geschäftsergebnis verbessern.
Reisen ist, was du draus machst.
Als «nachhaltig» bezeichnet sich mittlerweile jedes Unternehmen. Marc Gläser: (Lacht.) Ich nenne es wirtschaftliche Nachhaltigkeit. Wir haben Wärmespeicher eingeführt, die einerseits die Presszeit verkürzen und andererseits den Energieverbrauch reduzieren und dadurch auch den Strom und folglich die Kosten. Dabei reden wir von fast 30 Prozent weniger Strom, was Wachstumsziele für Nordamerika und die Alpenländer.
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bei 1,5 Gigabyte rund 0,5 GB Einsparungen sind. Das ist erheblich. Weitere wichtige Fragen sind, ob wir rezyklierte Materialien einsetzen oder eines Tages einen Ski komplett rezyklieren können. Die Nachhaltigkeit ist bei uns in allen Abteilungen ein wichtiges Thema. Wir wollen auch im Bereich «second use» neue Ideen lancieren. Es sind einige Projekte in der Pipeline. Christian Gut: Bei Stöckli werden die Ski in der
Manufaktur in Malters zu 100 Prozent mit erneuerbarer Energie produziert. Wir fokussieren auch beim Produkt auf Qualität und Langlebigkeit. Denn langlebige Schweizer Qualität ist per se nachhaltig, und das passt auch zu unserer Strategie von Swissness.
«Frisch gemahlen, nicht gekapselt.»
Wie ist der Skimarkt international aufgeteilt? Christian Gut: Der grösste Markt weltweit
bezüglich Skivolumen ist Nordamerika, danach kommen Alpenländer wie Österreich, Frankreich, die Schweiz, Italien und Deutschland. Man unterscheidet zwischen Skier Days, also dem Total der kumulierten Skitage in einem Skigebiet, und abgesetzten Ski. In Deutschland gibt es beispielsweise nicht so viele Skigebiete, dafür aber jede Menge Skibegeisterte. Der Markt Chi- Die Ski werden zu 100 Prozent mit erneuerbarer Energie produziert. na wächst, momentan aber noch auf kleiner Flamme. Trotzdem beobachten wir genau, wo die Chinesen künftig hingehen, um Ski Das ist nicht selbstverständlich. lanciert. Mehr Schweiz geht fast nicht. Und zu fahren. Unser Ziel ist es aber, vor allem Christian Gut: Zweifellos hat das mit der Pro- auch der Spagat ins Luxussegment gelingt in Nordamerika und den Alpenländern zu fessionalisierung im Verkauf zu tun. Wir uns gut, nicht umsonst werden wir von wachsen. müssen jedes relevante Skigebiet kennen, Brands wie Moncler, dem Produzenten von um auf die Kundenwünsche eingehen zu Daunenjacken, wahrgenommen. Für diesen können. In Frankreich eröffnen wir im No- entwickeln wir seit zwei Jahren erfolgreich Wie sieht es prozentual aus? Christian Gut: Wir haben rund 12 bis 15 Pro- vember den ersten Stöckli-Store als Fran- den Moncler x Stöckli Ski. zent Marktanteil in der Schweiz, weltweit chise. Zudem haben wir gelernt, dass der gesehen sind wir etwa bei 2 Prozent. Da gibt Fachhandel direkt mit der Marke arbeiten Marc Gläser: Das ist ja die grosse Herausfores Märkte, bei denen sind wir mit 1 Prozent, derung. In den verschiedenen Märkten gibt und andere, bei denen sind wir mit 3 Prozent es unterschiedliche Gegebenheiten und entvertreten. Auf dem heimischen Markt haben sprechend unterschiedliche Erwartungen. In Gläser: «Für uns ist es eine grosse wir eine deutlich höhere MarktdurchdrinZermatt erzielen wir schweizweit den grössErrungenschaft, dass Marco seinen gung als anderswo. ten Absatz, was dort dementsprechend hohe Vertrag um vier Jahre verlängert hat.» Erwartungen weckt. Dasselbe gilt in den anderen Ländern. Jedes Skigebiet hat eine anMarc Gläser: Für uns ist natürlich auch wichtig, dere Zielgruppe und wird unterschiedlich zu wissen, was ein Markt hergibt. Kosten in bewertet. Danach müssen wir uns ausrichten. einem grossen Markt 99 Prozent der Ski unter 1000 Franken, ist er für uns weniger inte- will, und wir integrieren unseren Vertrieb Es gibt einen existierenden Markt und einen, ressant, da wir vor allem Ski anbieten, die laufend vorwärts. Stark sind wir auch bei den wir kreieren. Und hier kommen wir dann über 1000 Franken kosten. Aber in diesem Kollaborationen. Wir haben als Marke bei- wieder zum Marketing. Wir müssen den LeuSegment kauft momentan jeder Zweite, der spielsweise Produkte mit der Schweizer Ar- ten kontinuierlich aufzeigen, dass es sich sich einen Ski über 1000 Franken leisten mee, dem Eidgenössischen Schwingverband lohnt, einen Stöckli-Ski zu kaufen. Und «top oder dem Schweizer Skiverband zusammen of mind» bleiben. kann, einen Stöckli-Ski.
Geniessen wie Roger Federer: zum Beispiel mit der Z10 für heisse und Cold-Brew-Kaffeespezialitäten. Roger Federer, Schweizer Tennis-Ikone und JURA-Markenbotschafter seit 2006.
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