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Staatstheater Mainz: »Mensch Meier«

Reichlich Heute im Gestern

u17 mainz: »mensch meier« von Franz Xaver Kroetz beeindruckt grau in grau

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Wenn man sich die ganz, ganz rosa Brille aufsetzt, dann endet dieses Stück sogar irgendwie happy. Jedenfalls für Ludwig, den Sohn, und seine Mutter Martha, die nach ihrer Flucht aus der Familie allen Versuchen widerstehen, zu dem sich reuig gebenden Vater und Haustyrann Otto zurückzukehren. Dass die beiden sogar zusammenziehen, muss nicht überinterpretiert werden, aber ein schräges Idyll ist diese Zweigenügsamkeit des jungen angehenden Maurers, der wohl mal Polier werden wird, und der einfachen Schuhverkäuferin mit Aufstiegshoffnung an die Kasse der Abteilung, dann doch. Man könnte es ein Glücksal nennen, in das sie sich schicken. Es geht um den arbeitenden Menschen im kapitalistischen Systemzusammenhang in Franz Xaver Kroetz‘ Volksstück »Mensch, Meier« – wie in den meisten seiner Arbeiten der Zeit. Geschrieben wurde es 1978 als Kroetz noch für die bayerische Landesliste der DKP kandidierte. Der Realismus des Münchners schließt indes, wie man jetzt auf der U17-Bühne des Staatstheaters Mainz unter der Regie von Hausautor K.D. Schmidt sehen kann, jede Glorifizierung der Arbeiterklasse aus. Viel eher fallen einem die von Didier Eribon (Rückkehr nach Reims) und Édouard Louis (Wer hat meinen Vater umgebracht?) beschriebenen Deformationen der einst so klassenbewussten französischen Arbeiterschaft dazu ein. Otto war das schon viel früher, als er statt von der Revolution noch davon träumte, Flugzeugmodellbauer zu werden. Die Bühne führt uns in die aus grauen Einzelteilen pyramidal gestapelte Wohnung der Meiers, es ist eher eng als gemütlich auf dem Sofa auf halber Höhe, von der herab das Trio beinebaumelnd im Fernsehen © Andreas Etter Pulli und eine Jeansjacke mit Leckmich-Stones-Zunge trägt. Er wird denn auch zum großen Problem im Haus, weil er keine Lehrstelle findet, die seine Eltern akzeptieren, damit er es mal besser haben wird als sie. Der als Kfz-Mechaniker ans Fließband einer Autofabrik geratene Vater hält ihn für dumm und faul, die Mutter vermag ihn nicht zu schützen und mäkelt obendrein mit. Nachdem sich der trotzige Ludwig das Geld für ein Rockfestival aus dem Geldbeutel der Eltern stibitzt, kommt es zu einem Eklat, bei dem mit dem Hausstand die ganze Familie in Einzelteile zerfällt. Das im bayerischen Idiom gehaltene Stück verliert auch im schriftsprachlichen Vortrag nichts von der urigen und voll Humor steckenden Kraft und ist mit Anne Steffens als einer verhärmten Mutter in Kittelschürze, mit Holger Kraft als völlig überfordertem Vater und David T. Meyer als dem ohne jedes Selbstwertgefühl agierenden Ludwig blendend besetzt. Selbst von der Patina, die den Stücken von Kroetz heute oft nachgesagt wird, ist nichts zu entdecken. Richtig baff geht man raus: Welchen Rat hätten wir den Dreien selbst mit einem Abstand von 44 Jahren auch zu die Live-Übertragung der Hochzeit geben? Es is‘ halt schad, ums Provon Sylvia Sommerlatt verfolgt, die letariat reimte man dazu hessisch fortan (und bis heute) schwedische in Sponti-Tagen. Aber auch die sind Königin ist: die hingerissene Mut- gelaufen. ter, der stänkernde Vater und der Winnie Geipert gelangweilte, pubertierende Sohn. Termine: Das war 1976 und wird vom Regis- 9., 12., 23. April, jeweils 19.30 Uhr seur wie auch von der Kostümbild- www.staatstheater-mainz.com nerin (L. Stein) dort belassen. Was sich nachgerade klasse im Outfit des langhaarigen Ludwig ausnimmt, der Schlaghosen, Bauchfrei-

für Frankfurt und Rhein-Main

D A S K U L T U R M A G A Z I N verlosungen

Zweimal zu zweit zu Bodo Wartke und David canisius

Es braucht halt 2 für den perfekten Abend. Weshalb es den hier zur Verlosung stehenden Superabend »Swingende Notwendigkeit« am 12. Mai in der Jahrhunderthalle Höchst für 2 auch zweimal gibt. Auch auf der Bühne haben sich 2 in ihrer Liebe zum Swing gefunden. Der preisgekrönte Klavierkabarettist Bodo Wartke, der sich mit «Swingende Notwendigkeit« einen Traum erfüllt, und David Canisius, Dirigent und Geiger, für den Swing ein Lebensgefühl ist, das er mit dem »Capital Dance Orchestra« in die Welt trägt. »Swingende Notwendigkeit« verspricht ein musikalisches Feuerwerk mit Evergreens aus Bodo Wartkes Klavierkabarettprogrammen und ganz neuen Kompositionen, das auch die Jahrhunderthalle zum Beben bringt. Und das Beste: Mit etwas Glück sind Siemit Ihrer Lieblingsbegleitung ganz umsonst dabei. Zwingend notwendig ist dafür, dass Sie bis zum 29. April eine E-Mail an verlosungen@ strandgut.de oder eine Postkarte an: Kulturmagazin Strandgut, Ederstraße 10, 60486 Frankfurt schicken, jeweils mit dem Kennwort »Swingende Notwendigkeit« und bitte einer Telefonnummer, unter der wir Ihnen umgehend Bescheid geben können.

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