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Die Schmiere – Zwei Ausstellungen
Es geht wieder zum Lachen in den Keller
Die Schmiere exponiert sich mit Exponaten der Kunst und ihrer Geschichte
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Es wird wieder gelacht in den Räumen der Kabarettbühne Die Schmiere. Nicht so breit und laut, nicht so vielstimmig und atonal, wie man das hier eigentlich gewohnt ist. Oder bis vor kurzem war. Aber endlich mal wieder, nach monatelanger Corona-Stille, befreit und auch aus vollem Herzen. Regelrecht gerührt hat es die Schmiere-Leiterin Effi B. Rolfs, als ihr nach der Eröffnung der Ausstellung »70 71 Jahre Schmiere – vom Wirtschaftswunder in die Pandemie« diese so vertraute Reaktion ihrer Besucher wieder zu Ohren kam. Genau danach habe sie sich gesehnt, all die Monate. Alles richtig gemacht also dort, wo man seit jeher zum Lachen in den Keller geht – des Karmeliterklosters nämlich. Alles richtig gemacht auch, weil die Freude hier ganz den vielen, alten Fotos aus der Gründerzeit, den Zeichnungen, Karikaturen und den auf vier Screens gezeigten kostbaren und köstlichen Filmausschnitten von Bühnenshows geschuldet ist. Und alles richtig gemacht schließlich, weil das mit öffentlichen Mitteln fifreier Sicht auf den Dom!) drapierte Bühnenwagen, der – quasi zweckentfremdet – immer nur Wohnwagen blieb. Die ersten Auftritte in der Braubachstraße und zudem Auszüge und Sketche des Gründers und seines kongenialen Partners Regnauld Nonsens. Es gibt sogar eine Live-Hörprobe aus dieser Zeit, auf die Effi B. Rolfs während ihrer Recherche stieß. Stimmt der biologische Horizont, dann wird man sich auch noch an die Shows dieses bis in die 80er aktiven legendären Duos erinnern. Später Geborene werden Persönliches mit den nun schon gefilmten, besser mitgeschnittenen Sketches der Neunziger, Nuller oder auch
nanzierte Projekt für viele beteiligte Künstler ein wichtiger Beitrag zum Überleben war. Ein einziges Mal nur in den vergangenen anderthalb Jahren, Ende Oktober 2020, gab hier der legendäre Lappen die Bühne frei, um schon vom nächsten Tag an bis heute wieder unten zu bleiben. In einem der-
PREMIERE: Fr 3. Dezember 20:30 Uhr Sa 4. Dezember 15:00 Uhr und 20:30 Uhr So 12. Dezember 15:00 Uhr · So 19. Dezember 11:00 Uhr Bernhardttheater und Kellertheater Ko-Produktion: Momo von Michael Ende · Regie: Vera Bernhardt So 5. Dezember 11:00 Uhr Tanzprojekt: Keep in touch Leitung: Jasmin Hörning So 5. Dezember 18:00 Uhr Klassik: Lyrik und Jazz mit Tamara Labas, Lyrik und der Jazz-Gruppe INTERPLAY Fr 10. Dezember 20:30 Uhr · Sa 11. Dezember 20:30 Uhr So 19. Dezember 15:00 Uhr Gastspiel: noctenytor A Christmas Carol von Charles Dickens Fr 17. Dezember 20:30 Uhr · Sa 18. Dezember 20:30 Uhr So 19. Dezember 18:00 Uhr Kellertheater-Produktion: 39 Stufen von John Buchan und Alfred Hitchcock Bühnenbearbeitung von Patrick Barlow Regie: Doris Enders Fr 24. Dezember 18:00 Uhr
Weihnachten im Kellertheater
Kellertheater Frankfurt
Mainstraße 2 · 60311 Frankfurt / Main Kartenvorbestellung: Telefon 0 69 / 28 80 23 oder online unter www.kellertheater-frankfurt.de art engen, limitierten Kellerraum vor bis zu fünf oder sechs erlaubten Zuschauern zu spielen, macht wahrlich keinen Sinn. Ein halbes Dutzend Auftritte fand im Freien, etwa beim Grüne-Soße-Festival statt. Mehr war da nicht und wird, dreimal schwarzer Kater, erst von Februar/März an wieder sein. Der von einer periodischen KunstAusstellung ergänzte Parcours ist denn auch weit mehr als nur ein Lebenszeichen für all die Freunde und Fans der einmaligen Bühne. Es lohnt sich, die Zeitreise in der mit schwarzem Molton verkleideten Box um den Zuschauerraum und die Bühne herum anzutreten und den im ersten Screen abzurufenden Rules von Gabriele Meiers Hasen zu folgen, zumal die Kultfigur der »aktuellen« Schmiere-Shows hier die Maus gibt. Wie gehabt: Blöder geht es nicht. Oder doch? Auf alten Fotografien werden die Anfänge der von Effis Vater, Rudolf Rolfs, gegründeten Schmiere dokumentiert, der auf dem brachen Römerberg von 1950 (mit wunderbar Zehner verbinden, in denen das Schmiere-Zepter auf die Tochter übergegangen war. Aber auch hier ist manches schon unwiederbringbar, kostbar wie die Programmausschnitte mit Klaus Tessnow. Nach einer knappen Dreiviertelstunde etwa trifft man auf der SchmiereBühne ein und erblickt hinter dem durchgesessenen Ledersofa in der ersten Reihe das auf einer raumgreifenden Wandtapete abgelichtete Publikum aus lauter guten Bekannten. Wenn’s gut geht und uns auch, dann sehen wir diese im Februar live wieder. Zuvor aber, wo wir schon da sind, sollte man sich die Bilder von Uschi Heusel anschauen. Die Dietzenbacherin hat mit »Museum of Modern Rat« ein Format geschaffen, das wachsende Beachtung findet. Sie setzt die zuletzt mit eigenen künstlerischen Arbeiten von Effi B. Briest fortgesetzte Reihe der kleinen Werkschau im Hinterzimmer und auf den Fluren des Kabarettkellers fort. Und zum Lachen im Keller sind sie auch.
www.die-schmiere.de Winnie Geipert