JUERGEN STRASSSER I THE ART OF THE LANDSCAPE

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EINE IDEE VON LANDSCHAFT JÜRGEN STRASSER



EINE IDEE VON LANDSCHAFT

JÃœRGEN STRASSER PHOTOGRAPHY I WIESBADEN WORPSWEDE


Eine Idee von Landschaft Anmerkungen zur Landschaftsfotografie von Jürgen Strasser

»Landschaft ist Natur, die im Anblick für einen fühlenden und

ihr selbstbezügliche autonome Landschaften formt. Schon im

empfindenden Betrachter ästhetisch gegenwärtig ist.« Joachim

Titel seiner Werkreihe »Eine Idee von Landschaft« betont

Ritters Definition bringt den Diskurs zu einem der komplexesten

Strasser den konstruktiven Charakter des Sujets. Mit dem Begriff

bildnerischen Themen auf eine viel beachtete Formel. Danach

der Idee lässt sich sowohl das Ideal als auch die Vorstellung des

existiert Landschaft nicht an sich, sondern verdankt ihr Dasein

Landschaftsbildes assoziieren.

sinnlicher Wahrnehmung. Das Landschaftsbild entstand, als der Mensch einer ursprünglichen Einheit mit der Natur entwuchs. Zur

In den Bildgruppen rheinland:remixed und meerland:remixed

Kompensation des Naturverlusts schuf er die ästhetische Land-

fällt der Blick auf einen Naturausschnitt, der nicht scharf gestellt

schaft. Die mit der Befreiung von Naturzwängen entstandene

werden kann und so über das Motiv und den Rahmen hinaus-

Distanz benennt Rainer Maria Rilke in seiner Worpswede-

weist. Landschaft zeigt sich hier in einer gedehnten Momentane-

Monographie: »Die Landschaft ist ein Fremdes für uns.« Der

ität als augenblickhafte Erscheinung. Die Konturen lösen sich

Mensch der Moderne fühlt sich als Subjekt gegenüber der

auf, die fließenden Farben fügen sich zu einer Gestimmtheit, die

Natur entwurzelt. Zugleich charakterisiert Rilke die Künstler

das visuelle Ereignis in ein Erlebnis von Atmosphäre überführt.

als diejenigen, die sich für uns – und unseren Landschaftsblick

Der Horizont formuliert zugleich Begrenzung als auch Entgren-

verfeinernd – gestaltend auf die Suche nach der verlorenen Ein-

zung von Sicht und Einsicht. Im Pendeln zwischen Überblick und

bindung in die Natur begeben.

Einfühlung verstrickt sich der Betrachter in eine spannungsvolle Resonanz. Die Gruppe moorland:remixed führt den Zusam-

Der in Wiesbaden und Worpswede und lebende Jürgen Strasser

menschluss der Naturelemente als Bildbausteine noch weiter,

besichtigt seine Heimat nun neu. Er treibt die Auseinanderset-

indem sie dominierende Farbtöne in wolkiger Stofflichkeit gleich-

zung mit der Landschaft fotografisch in die Gegenwart wachsen-

sam über der Landschaft schweben lässt. Der Schleier wirkt wie

den ökologischen Krisenbewusstseins, höherer Wertschätzung

eine Membran, durch die Wirklichkeit und Wahrnehmung mitein-

der Natur und vorherrschender virtueller Bildwelten. Zugleich

ander korrespondieren. Das Licht zieht nicht nur die einzelnen

setzt er sich mit einer künstlerischen Auffassung auseinander,

Attribute der Naturformation zusammen, sondern agiert auch als

die sich von der Anschauung der Natur gelöst hat und parallel zu

Transportmittel der Augenreize.


Dass die Landschaft keine statische Einheit bildet, visualisieren

in Farbfeldern oder Linienbündeln Zeichen einer äußeren und

eindrücklich die Bildgruppen bäume:remixed und moorwald:

inneren Natur und ihrer Wirkkräfte zu erkennen.

remixed. Strasser setzt hier eine Natur in Szene, deren Physiognomie durch Wind, Wetter und Licht in steter Veränderung

Verweist Strasser mit statt:landschaft auf Oberflächen als Na-

begriffen ist. Aber nicht nur ihre sichtbare Oberfläche bildet in

turabstraktionen, rückt er mit moorland:farbcode in den Kern

der Betonung von Übergängen ein fließendes Kontinuum aus,

des Landschaftsbildes und seiner Medialität vor. In den Strich-

insbesondere ihre Struktur als unaufhörlicher Wechsel von Wer-

formationen scheint die DNA der Landschaft dargestellt zu sein.

den und Vergehen und damit Leben kennt nur den Prozess.

Damit ist zur Anschauung gebracht, dass sich unser Bewusst-

Strassers Foto-Grafik rückt mit der Unschärfe das Bewegungs-

sein über die Konstruktivität des Naturbildes weiter aufgefächert

moment vielschichtig in den Blick. Der permanente und durch-

hat. Wir blicken auf die äußere Natur mit einem fortschreitenden

aus prekäre Dialog zwischen Natur und Betrachter, der auch in

Wissen um ihre innere Beschaffenheit und unsere eigene Natur

Bildstörungen münden kann, ist hier modelliert. Nicht zuletzt ist

als verloren gegangene und gesuchte. Wir wissen um die heikle

damit der Modus bewusst gemacht, in dem der mobile Mensch

Komplizenschaft zwischen Kunst und Natur und haben uns

vorzugsweise der Landschaft begegnet.

bewusst gemacht, dass nichts, was beide betrifft, mehr selbstverständlich ist. Nicht zuletzt kennen wir die Skepsis gegenüber

Die »Idee von Landschaft« materialisiert sich bildlich, auch wenn

bildgebenden Medien, denen wir zugleich immer mehr unseren

der Blick nicht auf »reale« Landschaften fällt. Das zeigt Strasser

Blick auf die Welt anvertrauen. Da das rational-technische Kalkül

in den Werkgruppen metamorphosis und statt:landschaft.

unsere Kenntnis von der Lebenswelt weiter in Spezialwissen

Parallelen zu fundamentalen Elementen der Landschaft genü-

aufspaltet, bedürfen wir mehr denn je der ästhetischen Verge-

gen, ja schon eine horizontale Linie selbst in einem porträtnahen

genwärtigung der Landschaft. Das Landschaftsbild bewahrt uns

Hochformat reicht aus, damit der Betrachter seine aus der Natur

die Gesamtschau und damit ein menschliches Augenmaß im

oder aus deren bildlicher Darstellung gewonnenen Erfahrungen

Austausch mit der Natur.

zu einem Landschaftsbild synthetisiert. Auch abstrakte Kunst füllt diesen inneren Bildspeicher, insofern wir es gelernt haben,

Dr. Rainer Beßling, Kunst- und Kulturkritker


metamorphosis I photographic archival pigment print

50 x 50 cm



metamorphosis II photographic archival pigment print

50 x 50 cm



bäume:remixed I photographic archival pigment print 70 x 70 cm


bäume:remixed VI photographic archival pigment print 70 x 70 cm


bäume:remixed II photographic archival pigment print

70 x 70 cm



bäume:remixed V photographic archival pigment print

70 x 70 cm



bäume:remixed III

photographic archival pigment print 70 x 70 cm


bäume:remixed IV photographic archival pigment print 70 x 70 cm


moorwald:remixed I photographic archival pigment print 70 x 140 cm


moorwald:remixed II

photographic archival pigment print 70 x 140 cm


moorwald:remixed V photographic archival pigment print 70 x 140 cm



moorwald:remixed III

photographic archival pigment print

70 x 140 cm


moorwald:remixed IV

photographic archival pigment print

70 x 140 cm


rheinland:remixed I

photographic archival pigment print 50 x 50 cm


rheinland:remixed II

photographic archival pigment print 50 x 50 cm


rheinland:remixed V

photographic archival pigment print 70 x 70 cm



rheinland:remixed III

photographic archival pigment print

50 x 50 cm


rheinland:remixed IV

photographic archival pigment print

50 x 50 cm


moorland:remixed I photographic archival pigment print 50 x 100 cm



moorland:remixed II photographic archival pigment print 50 x 100 cm



moorland:farbcode III

photographic archival pigment print 60 x 80 cm


moorland:farbcode IV photographic archival pigment print

60 x 80 cm


moorland:farbcode II photographic archival pigment print (ausschnitt)



moorland:farbcode I photographic archival pigment print (ausschnitt)



moorland:farbcode V photographic archival pigment print

60 x 80 cm


moorland:farbcode VI

photographic archival pigment print 60 x 80 cm


statt.landschaft V

photographic archival pigment print

20 x 15 cm


statt.landschaft VI

photographic archival pigment print

20 x 15 cm


statt.landschaft II

photographic archival pigment print (ausschnitt)



statt.landschaft III

photographic archival pigment print 20 x 15 cm


statt.landschaft IV

photographic archival pigment print 20 x 15 cm


meerland:remixed I

photographic archival pigment print 70 x 70 cm




Ausstellungen (Auswahl) 2018 2018 2017 Zur Person Geboren und aufgewachsen im Berchtesgadener Land. Studium der Politikwissenschaft und Soziologie an der PhilippsUniversität Marburg. Langjährige Tätigkeit als Etatdirektor in einer Frankfurter Werbeagentur. Seit 1999 verschiedene Ausstellungen im Rhein-Main-Gebiet. Gründung eines Kalenderverlages im Jahr 2007. Mehrere Auszeichnungen auf der Internationalen Kalenderschau in Stuttgart. Jürgen Strasser lebt seit 2013 als künstlerischer Fotograf in Wiesbaden und Worpswede und findet seine Motive überall auf der Welt. Er ist Mitglied im Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler (BBK) und berufenes Mitglied in der Deutschen Gesellschaft für Photographie e.V. (DGPh). Er ist Gründungsmitglied und Leiter des RAW PHOTOFESTIVAL WORPSWEDE. Mobil: +49(0)177-5 61 33 65 E-Mail: juergenstrasser@web.de Online: www.juergenstrasser.com © 2017 Jürgen Strasser und VG Bild-Kunst

2017 2017 2017 2016 2016 2016 2015 2015 2015 2014 2014

Einzelausstellung »schöne neue welt : remixed« Gut Sandbeck, Kunstverein Osterholz Gruppenausstellung »Plakativ V« Galerie Interzone, Rom Einzelausstellung »Schöne, neue Welt« Große Kunstschau, Worpswede Doppelausstellung »The Way We See it !« Schloss Landestrost, Kunstverein Neustadt a. Rbge. Einzelausstellung »Urban unlimited. Zukunft findet Stadt« Fotogalerie Weißer Turm, Darmstadt Einzelausstellung »Eine Idee von Landschaft« Galerie im Nassauer Hof, Kulturforum Hattersheim Gruppenausstellung »Jahresgaben 2016« Schloss Landestrost, Kunstverein Neustadt a. Rbge. Doppelausstellung »PHOTO.KUNST2« Temporary Art Gallery, Wiesbaden Gruppenausstellung »Worpsweder Landschaften« Worpsweder Kunsthalle Gruppenausstellung »Wandel & Wandlung« Galerie Altes Rathaus, Worpswede Einzelausstellung »Urban unlimited. Zukunft findet Stadt« Galerie Altes Rathaus, Worpswede Gruppenausstellung, »Plakativ IV« Galerie Altes Rathaus, Worpswede Gruppenausstellung »Mehr Kunst als Welt« Museum an der Weichsel, Kazimierz Dolny Gruppenausstellung „»Land.schafft.Fotografie« Galerie Altes Rathaus, Worpswede


www.juergenstrasser.com


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