E3: Bachelorentwerfen 2020/21 am Studio2wei

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der dritte pädagoge oder beyond old school

entwerfen 3 bachelor 20/21 studio2 - institut für gestaltung – studio2 - raumgestaltung

judith prosliner |eric sidoroff guests: susanne hofmann |baupiloten, berlin michael zinner |kunstuniversität, linz roland gruber |nonconform, wien et al.

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“It Is Now 7:06. You Have Exactly 8 Hours And 54 Minutes To Think About Why You Are Here – To Ponder The Error Of Your Ways.” – Richard Vernon, the teacher

The Breakfast Club, Universal Pictures, 1985 2


beyond old School

„Tür auf – Lehrer rein –Tür zu -50 Minuten passiert was will – Tür auf – Lehrer raus – Tür zu“ kann es so weitergehen?

Kaum ein Thema beschäftigte die Medien in Zeiten von COVID-19 mehr als unsere geschlossenen Schulen. Kein Präsenzunterricht, überforderte Eltern, fehlende digitale Kompetenz und Ausstattung der Bildungsinstitutionen, ein Unterrichtssystem, das mehr auf dem Vermitteln eines Wissenscanons basiert (Lernstoff orientiert) als auf Kompetenzen in allen Ebenen unseres Lebens (gesellschaftlich, sozial, technologisch, kulturell, …). Erfolg in der Bildung hat bislang vor allem mit Konformität zu tun. Gute Noten sind Ausdruck des Entsprechens, belohnt wird, wie gut man sich in bestehende Strukturen, Abläufe fügt und vorhandene Inhalte aufsaugt. Freiluftschule während der Grippe Pandemie Wisconsin, 1900

Die Pandemie hat die vielen Baustellen unseres Bildungssystems aufgezeigt. Wir wollen was tun!

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2 Thesen zum Lernraum der Zukunft

1. Das ICH kann nur im WIR funktionieren Bildung gibt uns nicht nur einen Wissenskanon mit auf den Weg, sondern etwas viel Entscheidenderes: ein Wertesystem, auf Basis des WIR, das in sich selbst ebenfalls ein dynamisches Gebilde darstellt.

„Der Lernraum der Zukunft ist nicht nur ein Ort, der dem individuellen Lernenden dient, sondern muss die Gemeinschaft in ihrer Vielschichtigkeit einbinden. Trotz mehr als berechtigtem Fokus auf die Förderung des Einzelnen liegt der Fokus also darauf, junge Menschen dabei zu unterstützen, ein neues Wir zu entdecken und gestalten zu wollen.“ 2. Der Lernraum ist hierarchielos, aber szenarioorientiert Die Methoden des Wissenserwerbs werden künftig weitgehend vom Lernenden bestimmt, und damit individuell auf die persönlichen Bedürfnisse zugeschnitten. Dabei geht es nicht nur um die Differenzierung der Lehrmittel. Ist der Lehrinhalt erst einmal ubiquitär verfügbar, können auch Lernumgebungen zur Verfügung gestellt werden, die die aktive Rolle des Lernenden als selbstgesteuerten Prozess fördern und fordern.

„Die Architektur des Lernraumes ist daher keine Einbahn, sondern eine gleichberechtigte Ebene. Die Schule wird ein Ort, an dem Lernende und Lehrer in sehr vielfältigen Settings voneinander und miteinander lernen“ 4


Sorry, noch 2 Thesen

3. Der Lernraum bietet ganzkörperliche Lernerfahrungen Wer Lernen sagt, meint zu allererst den Kopf: Lernen ist ein rationaler Vorgang, Lernende existieren (abgesehen vom isolierten Turnunterricht) eigentlich nur vom Kopf aufwärts. Dabei ist wissenschaftlich längst bewiesen, dass Konzentration und Lernbereitschaft durch Bewegung positiv beeinflusst werden.

„Der Lernraum der Zukunft ist ein Ort der Beweglichkeit, der den Lernenden durch Ausstattung und Einrichtung unterschiedliche Gelegenheiten bietet, in Bewegung zu lernen.“ 4. Der Lernraum ist kein Kinderzimmer Wir lernen unser Leben lang, und zwar nicht nur, um Beschäftigbarkeit zu erhalten, sondern um uns weiterzuentwickeln. Lernen ist fester Bestandteil des Lebens. Hinzu kommt die steigende Bedeutung intergenerationalen Austausches: Junge und Alte, Kinder und Erwachsene profitieren vom wechselseitigen Lernen.

„Der Lernraum der Zukunft eignet sich für Lernende aller Altersstufen. Es kann mühelos wechseln zwischen einem kindgerechten Lernort und einem Seminarraum für Erwachsene. Und es bietet Möglichkeiten, gemeinsam zu lernen, über Altersgrenzen hinweg.“ 5


und 2 letzte Thesen

5. Lernorte haben keine Öffnungszeiten Ein Charakteristikum des Bildungssystems ist seine klare zeitliche Einteilung, der Rhythmus des Lernens ist bestimmt vom Stundenplan. Das wird sich ändern. So wie der Ort des Lernens seine Bedeutung wandelt, so ändert sich auch die Zeit. Das Gehirn hat keinen Stundenplan, die Schule der Zukunft wird nicht um 8 Uhr beginnen und in 50-Minuten-Einheiten strukturiert sein – und sie wird auch nicht um 15 Uhr ihre Tore schließen.

„ Der Lernraum der Zukunft transzendiert nicht nur den Ort als limitierende Größe, sondern auch die Zeit. Er ist stundenplanlos rund um die Uhr geöffnet, im realen Raum als auch im virtuellen Raum.“ 6. AI verschiebt die Bedeutung von Lernen Wir werden künftig nicht mehr wissen können als Maschinen, und auch nicht schneller und besser lernen. Was vielfach als Bedrohung wahrgenommen wird, ist doch eine erlösende Botschaft: Die Digitalisierung treibt uns näher dorthin, wo unsere eigentlichen Stärken liegen. Der Mensch ist ein soziales und kreatives Wesen, und genau diese beiden Eigenschaften werden durch AI4.0 betont.

„Der Lernraum der Zukunft ist nicht nur ein realer und ein digitaler Ort. Es ist ein Ort des Humanismus, der uns – endlich – von der Ausbildung wieder zur Bildung bringt.“ 6


Ziele

Lernen neu denken Welche Anforderungen werden an die Menschen des 21.Jh. Gestellt und wie können sie sich am besten darauf vorbereiten? Raum neu denken Schule ist kein Gebäude, Schule, ist Lernraum, Begegnungsraum, Interaktionsraum, Rückzugsraum, Arbeitsraum, Erholungsraum, Belastungsraum, Bewegungsraum, physischer Raum, virtueller Raum, Ermöglichungsraum, Diskussionsraum, Kreativitätsraum, ist Lebensraum. visionäre Projekte entwickeln Wir wollen Lernräume entwickeln, die körperliche, geistige, emotionale gesellschaftliche, kulturelle, kreative soziale Bewegung ermöglichen.

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Reise

Wir fangen gleich an zu Entwerfen. Im Bildungs- und Kulturcampus in Innsbruck, zwischen Gymnasium Sillgasse, Ferdinandeum, AGI, Volkschule Innere Stadt, Treibhaus, Theologischer Fakultät der Uni Innsbruck, Haus der Musik, SoWi, MCI, Volkskunstmuseum, Hofkirche vegetiert eine Wiese seit langem vor sich hin. Hier wollen wir einen offenen Lernraum entwickeln, max 100 m2 groß, leicht zu errichten, flexibel zu nutzen und zu bespielen. Genutzt wird er in erster Linie von den Schulen im Quartier, steht aber auch für die übrigen Institutionen und Einrichtungen zur Verfügung. Mit den im ersten Projekt gewonnenen Erkenntnissen erweitern wir den Maßstab unserer Interventionen, definieren Orte, Ziele und Ansprüche und planen für die Zukunft. Während der beiden Semester nehmen wir an Onlinetagungen teil, veranstalten Diskussionen, präsentieren unsere Arbeiten virtuell und real, gestalten gemeinsam mit dem Studio Schmidbaur (Experimentelle Architektur Hochbau) eine Ausstellung, und stellen schließlich unsere Arbeiten in den Architekturtagen einem breiten Publikum vor.

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und dabei auch für uns… …Kombinationen for maler und nicht for maler Lehr- und Lernsettings

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mit mehr Abstand

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Burwell Deakins Architekten haben kollaborative Hörsääle für die Queen's University Belfast geschaffen 12


Ein Abusitz fĂźr Kinder im Kanton Wallis 13


WNF Jungfrau Aletsch

Foto | Eric Sidoroff

Film | Eric Sidoroff

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WNF Jungfrau Aletsch

Foto | Eric Sidoroff

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Timeline WS 20/21

Midterm Jury

Start

1. Treffen am Studio2 15.10. | 10.00 Uhr

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wöchentliche Korrekturtermine*

Korrekturen*

Vorlesungsfreie Zeit

Inputsessions Raum + Bildung*

Getting my point across

16.10. 26.10. 02.11. 08.12. 21.12.- 06.01. 03.02.- 27.02.

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3. Stadtsalon Bildung 19.10. | 17.15 – 18.45 Methodik der Wirkungsforschung

Tagung

final Jury 10.12. | ab 09.30 mit critical friends and guests

Midterm Jury 10.12. | ab 09.30 mit critical friends and guests

erste Aufgabe 12.10.

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Final Jury

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3. Stadtsalon Bildung 19.10. | 17.15 – 18.45 Kreative Raumaneignung

Tagung

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3. Stadtsalon Bildung 19.10. | 17.15 – 18.45 Lebensraum Schule

Rektorstag Nationalfeiertag Allerseelen Mariä Empfängnis X-Mas Semesterferien

Tagung

* Korrekturen und Inputs werden nach Möglichkeit am Institut stattfinden

Wichtiger Termin im Sommersemester: Wir werden gemeinsam mit den Studierenden des Bachelorprojektes am Institut für experimentelle Architektur (Studio Schmidbaur) unsere Projekte im Rahmen der Architekturtage (11. und 12.Juni 21) vor- und ausstellen 16


Eine letzte Bemerkung

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Wir wollen Menschen (aus)bilden,

für Alltägliches in einer Welt, die heute noch unvorstellbar scheint, für Technologien, die wir heute noch nicht entwickelt haben, für Berufe, die es heute noch nicht gibt, für ökologische, politische und soziale Herausforderungen, die wir hinterlassen haben, für eine Kommunikation, deren Dichte und Komplexität das Heute um ein Vielfaches übersteigt für einen verantwortungsvollen Umgang mit den Ressourcen, die ihnen zur Verfügung stehen

….und dazu brauchen wir die passenden Lernräume

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Have rules changed?

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