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Es geht nicht um Kleidung, es geht um Kultur

Unterwegs auf der ganzen Welt, um seiner Vintage-Passion zu frönen und neue Schätze für Fortela zu bergen: Alessandro Squarzi, Markenmacher, Agent und Stilvorbild.

Fortela kümmert sich wenig um Saisons und Trends: Schon die Stoffe haben Charakter und werden nach alten Methoden gefertigt.

FORTELA „ES GEHT NICHT UM KLEIDUNG, ES GEHT UM KULTUR“ Die italienische Marke Fortela ist so etwas wie ein Bollwerk des guten, aber durchaus außergewöhnlichen Geschmacks. Markenmacher Alessandro Squarzi bringt jede Menge Stil und mehrere Jahrzehnte Erfahrung als einer der einflussreichsten

Agenten Italiens ein. Text: Martina Müllner-Seybold. Fotos: Fortela

Vor drei Jahren ist Fortela gestartet. Wo steht die Marke jetzt?

Fortela ist ständig in Entwicklung. Wir brechen mit vielem, was in der Mode als Standard gilt: Zum Beispiel werden Sie nie eine Fortela-Hose mit Stretch sehen. Stretch ist was für Frauen, ein Mann trägt doch keinen Stretch. Wir haben die Kollektion immer weiterentwickelt und ausgebaut. Wir verheiraten sozusagen klassische italienische Tugenden mit amerikanischer Workwear. Dazu kommt die japanische Passion für alles, was Heritage betrifft. Unsere Chinos und die neue Erweiterung von Fortela, nämlich Denim, produzieren wir auf Maschinen aus den 1930er- und 1940er-Jahren.

Fortela, das betonen Sie immer wieder, ist mehr als eine Marke. Darf man denn Lifestyle dazu sagen – das Wort muss Ihnen doch mindestens so zuwider sein wie Stretch.

Das stimmt! Fortela ist eine Haltung, eine Art, wie ein stilvoller Mann sich kleiden kann. Viel von dem, was heute in Mode ist, kann man doch als Mann nicht anziehen – zumindest, wenn man nicht aussehen will, als würde man gerade Gymnastik machen wollen. Wir eröffnen demnächst in Mailand ein Fortela-Haus mit sechs Fortela-Suites, alle individuell eingerichtet. Diese Suiten spiegeln mich als P erson wider, meine Art zu leben, den Gipsyclassic-Stil, wie ich ihn nenne. Gäste in dieser Welt willkommen zu heißen, ist etwas, auf das ich mich unglaublich freue, denn ich verstehe Fortela als eine Einladung an Gleichgesinnte.

Stimmt, Sie kooperieren ja auch gerne mit anderen Marken.

Ja, ich liebe es, Schätze zu bergen, Marken zu entdecken, die mich mit ihrer Geschichte und Expertise beeindrucken. Aktuell haben wir drei Co-Branding Capsules. Die erste mit der italienischen Cashmere-Marke Kangra, einem traditionsreichen Stricker, für mich einer der besten in Italien. Aber statt dass wir einfach einen dunkelblauen V-Pulli machen, haben wir gemeinsam das Sweatshirt in Cashmere umgesetzt. Die zweite Marke ist Ragno, ein italienisches Traditionsunternehmen, das seit 1879 Unterwäsche und Strick macht und teilweise an das italienische Militär liefert. Und die dritte Marke ist Maerz München, ein Unternehmen, das mich ebenfalls mit seiner Geschichte und Expertise beeindruckt. Man könnte sagen: Wir suchen uns immer die Klassenbesten, aber nicht immer die offensichtlichen. Das Offensichtliche interessiert mich nicht.

Sind Sie selbst das beste Role-Model?

Sehen Sie, ich habe so viel Zeit in dieser Branche verbracht, habe Marken wie AS 65 oder Dondup aufgebaut und bekannt gemacht. Ich habe ein sehr untrügliches Gespür für Stil – und ich habe Grundsätze. Ich finde zum Beispiel, dass ein Mann in einem schönen Mantel immer besser als in einer knallroten Daunenjacke aussehen wird, ich mag klassische Dinge – und trotzdem würde man meinen Stil nicht als klassisch bezeichnen. Dieser Haltung folgt auch Fortela und ich bin jedes Mal begeistert, wenn ich sehe, wie vor allem außerhalb Italiens Geschäfte entstehen, die Produkten huldigen, die die Kultur von Produkten verstehen. Wenn Sie im Fortela Store in Mailand oder Forte dei Marmi eine Hose kaufen, dann ist diese Hose in fünf Jahren noch immer aktuell. Das ist Nachhaltigkeit, wie ich sie verstehe.

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