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Wer leitet an?

Ein Dschungel von Zertifikaten, jedes mit anderen Kriterien. Wie begegnet der Handel dem Informationsbedürfnis der Konsumenten? Text: Stefanie Buchacher. Fotos: Gesprächspartner

ES FEHLT DIE VERGLEICHBARKEIT Alexander Laskowski-Köninger, Inhaber Fairgissmeinnicht

„Wir haben unsere erste Filiale vor drei Jahren in Murnau und die zweite Filiale letztes Jahr in Garmisch-Partenkirchen eröffnet – weil es uns als Einzelhändler wichtig und unsere Verantwortung ist, dazu beizutragen, dass die Textilbranche nachhaltiger wird. Bei der Wahl unserer Marken und Produzenten legen wir extremen Wert auf Zertifikate. Die wichtigsten und umfangreichsten sind von der Fair Wear Foundation, Fair Trade und GOTS – wobei letzteres mittlerweile das Nonplusultra in der Branche ist. Die einzige Problematik: Jede Marke kann mit unter schiedlichen Zertifikaten arbeiten, die nicht immer die gleichen Standards abdecken, und so fehlt teilweise die Vergleichbarkeit. Deswegen sehe ich die Inhaber in der Ver antwortung, ihr Sortiment bewusst auszusuchen, um damit ein Zeichen für die Kunden und innerhalb der Branche zu setzen.“

WIR KLÄREN AUF Marc Ramelow, Geschäftsführer Ramelow

„Unsere Erfahrung zeigt, dass Zertifikate für unsere Kunden nicht so wichtig sind. Sie kennen oft nicht die Unterschiede und das macht diese Kennzeichnung eher irritierend. Es gibt halt kein Bio bei Fashion. Die Nach fragen unserer Kunden beziehen sich auf die Nachhaltigkeit der Produkte. Dies ist eher undifferenziert, es kommen Äußerungen wie: ,Soll nicht schädlich sein‘ oder: ,Fair produziert‘. Vor zwei Jahren kamen vermehrt Nach fragen von unseren Verkaufsberatern zum Thema Nachhaltigkeit, da sie immer öfter von Kunden darauf angesprochen wurden. Daher haben wir im vergangenen Jahr eine breite Umfrage bei unseren Mainstream-Lie feranten gestartet. Über 100 Lieferanten wurden mit einem Fragebogen gebeten, uns Detailinfos zu geben. Das Thema schlug ein wie eine Bombe – am Ende hatten wir von 80 Prozent der Partner sehr qualifizier te Feedbacks. Daraus entwickeln wir seit einigen Monaten eigene Trainingsvideos im E-Learning-Format. Wir nutzen unser Social Intranet, auf das alle Mitarbeiter per Smartphone zugreifen können. Es ist jedoch eine große Aufgabe, die komplexen CSR-Themen informativ und unterhaltsam in ein zweiminütiges Video zu bringen. Die geplanten nächsten Schritte sind weitere Videos in Kooperation mit ausgewählten Markenpartnern rund um Nachhaltigkeit und vor Weihnachten die ersten Kundengruppen anzusprechen, wobei wir mit interessierten Kunden live über Nachhaltigkeit sprechen wollen. Dies wird das Thema weiter konkreti sieren, da wir mit diesen Feedbacks konkret auf Marken zugehen können, was Kunden wirklich interessiert. Und 2020 soll dann ein Werkstudent in einer Weltreise Produktions stätten besuchen und per Live-Blog seine Erfahrungen mit unseren Kunden teilen. Damit wollen wir die Vorurteile zur Textilpro duktion durch authentische Berichte vor Ort relativieren.“

WIR HABEN UNSER EIGENES LABEL Florian Linder, Online Marketing & Events Sport Conrad

„Als Outdoor- und Skihändler, der von Bergen, Natur und Schnee abhängig ist, setzen wir uns aktiv mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinander und haben unser Label ‚Wir denken um‘ initiiert. Es ist unsere Maßgabe, interne wie externe Prozesse zu verbessern – beispielsweise unsere Foto- und Katalog produktionen, ökologischere Verpackungen, unser Sortiment bis hin zu Highlight-Flächen in unseren Filialen, um auch unsere Kun dinnen und Kunden zu informieren, dass es nachhaltige Alternativen gibt. Unser Einkauf achtet in erster Linie auf innovative Produk te, die auch unseren Nachhaltigkeitsaspekten entsprechen. Zertifikate sind bei der Einordnung und Orientierung sehr wichtig, wie Blue Sign oder das Siegel der Fair Wear Foundation. Hinzu kommen händlereigene Auszeichnungen, wie das Ortovox Wool promise oder Vaude Green Shape. Solche Firmen möchten wir unterstützen und stär ker integrieren. Das ist, was wir als Händler machen können.“

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