Samstag, 4. Juli 2020, 17.30 / 18 / 18.30 / 19 / 19.30 Uhr Sonntag, 5. Juli 2020, 17.30 / 18 / 18.30 / 19 / 19.30 Uhr Schloss Eggenberg (Park)
Mondnacht
Unsere Mondnacht in Eggenberg ist so angelegt, dass alle Besucher alle Programme verfolgen können. Das Publikum startet in fünf zeitlich gestaffelten Gruppen durch das Programm im Park von Eggenberg und wird von MitarbeiterInnen der styriarte durch die Programmpunkte geführt. Das Programm läuft ohne Pause durch. Wir bitten unser Publikum, sich bei seinen Wegen durch das Gelände ohne Lärm fortzubewegen, um die anderswo laufende Musik nicht zu stören. Bitte bleiben Sie unbedingt in Ihrer Gruppe. Am Ende Ihres Programmlaufs haben Sie noch die Möglichkeit, an der styriarte-Bar vor dem Schloss Eggenberg zu verweilen. Bei Regen spielt das Programm in der Helmut List Halle in der Reihenfolge wie hier im Heft angegeben.
Patronanz:
Veranstaltungsdauer: ca. 2,5 Stunden (bei Regen unter 2 Stunden)
Mondnacht
Herzlich willkommen zu einer Mondwanderung mit Musik zu der ersten Vollmondnacht dieses Sommers. Genau berechnet, wird der Mond erst morgen früh gegen 6:44 Uhr seine volle Stärke erreichen, doch so lange können wir nicht warten: Es gibt viel zu hören und zu sehen an diesem Abend, idealerweise im Park von Schloss Eggenberg, so das Wetter mitspielt. In fünf Gruppen eingeteilt, werden Sie von Station zu Station geleitet und am Ende hoffentlich die milde Wirkung des Mondlichts in sich spüren.
Ad notam
An den Mond Gieß’, lieber Mond, gieß’ deine Silberflimmer Durch dieses Buchengrün, Wo Phantasien und Traumgestalten Immer vor mir vorüberfliehn! Mit diesen Versen von Hölty in den Tönen von Franz Schubert wird Johannes Chum unseren heutigen Abend beschließen. Schuberts feierliche Anrufung des Mondes krönt einen Abend voller „Traumgestalten“ – zweieinhalb Stunden nächtlicher Musik, deren „Silberflimmer“ auf fünf Stationen verteilt ist. An der ersten Station singt eine Nachtigall ihr Liebeslied im silbrigen Flötenklang von Maria Beatrice Cantelli. Danach lassen die Männerstimmen des chor pro musica graz die Geister tanzen – in einigen der schönsten Nachtchöre von Franz Schubert. An der dritten Station beschwört der Grazer Komponist und Performer Denovaire mit seiner indischen Esraj die „Mondin“, die „herbe, unerbittliche Begleiterin unserer Nächte“. Im Gegensatz zu den romanischen Sprachen, die den Mond als weiblich und die Sonne als männlich empfinden, ist es im Deutschen ja genau umgekehrt. Es bleibt dem Publikum unbenommen, sich eher unter „Frau Luna“ heimisch zu fühlen als unter dem männlichen Mond. Piazzollas sehnsuchtsvolle Tangos werden vom Akkordeonisten Christian Bakanic und seinen Mitstreitern in den Abendhimmel gesendet. Zum Schluss singt Johannes Chum die schönsten Mondlieder von Schubert und Schumann. Zum silbrigen Klang der Kontragitarre von Daniel Fuchsberger stimmt er Schumanns „Mondnacht“ an, das Motto des heutigen Abends:
Es war, als hätt’ der Himmel Die Erde still geküsst, Dass sie im Blütenschimmer Von ihm nun träumen müsst’. Dass unser Programm deutlich vor dem Sonnenuntergang beginnt, erleichtert nicht nur das Lesen der Musik, sondern auch das Wandern durch den Park. Wer sich anschließend zu einem nächtlichen Spaziergang unter dem Vollmond entschließt, dem mögen die Töne noch lange in der Seele nachklingen.
Dieser und alle folgenden Programmtexte von Josef Beheimb
Picknickwiese
Zurück zur Natur
François Couperin (1668–1733)
Le rossignol en amour (Die verliebte Nachtigall)
Antonio Vivaldi (1678–1741)
Le Printemps (Der Frühling) aus „Le quattro stagioni“ (Die vier Jahreszeiten), op. 8/1 (bearbeitet von Jean-Jacques Rousseau, 1712–1778) Allegro Largo Allegro
Arthur Honegger (1892–1955)
Dance de la chèvre (Ziegentanz)
Maria Beatrice Cantelli, Flöte
Erste Station: Die verliebte Nachtigall Wer jemals den langgezogenen Tönen und dem schnellen Schlagen einer Nachtigall in einer sternenklaren Mondnacht gelauscht hat, wird sofort wissen, wovon Maria Beatrice Cantelli in ihrem ersten Solostück erzählt: „Le rossignol en amour“, „Die verliebte Nachtigall“ nannte François Couperin das erste Stück seiner 14. Cembalo suite in D-Dur. Im Erstdruck von 1722 vermerkte er: „Diese Nachtigall gelingt am besten auf der Traversflöte, wenn sie gut gespielt wird.“ Seitdem erproben Flötisten ihre Kunst an diesem wundervollen Stück im langsam schwingenden 6/8-Takt. Die Triller, mit denen die Melodie verziert wird, verdichten sich am Ende zum Schlagen der Nachtigall. Anschließend kann man eine noch stärker verzierte Fassung spielen, eine so genannte „Double“. Dabei soll man sich nicht ans strenge Zeitmaß binden, so der Komponist. Auch im „Frühling“ aus den „Vier Jahreszeiten“ von Vivaldi stimmen die Vögel ihren Gesang an, und zwar gleich nach dem berühmten Eröffnungsthema. In Vivaldis E-Dur-Konzert sind es drei Violinen, die sich hier die Fiorituren dreier Amseln am Morgen zurufen. Als der Philosoph und Komponist Jean-Jacques Rousseau Vivaldis „Printemps“ 1775 für Soloflöte bearbeitete, versetzte er das Stück nach D-Dur und machte aus den drei Geigenvögeln einen Flötenvogel. Nach seinem Morgenruf hört man das Plätschern der Quellen und ein plötzliches Gewitter, das den Vogel aufschreckt. Zum Schluss beruhigt er sich wieder und lenkt mit seinen Trillern zum schönen Anfangsthema zurück. Im Largo malt die Flöte die Ruhe des schlafenden Hirten bei seiner Herde. Das Bellen des treuen Hundes, das Vivaldi in der Bratsche dargestellt hat, musste Rousseau notgedrungen weglassen, ebenso das sanfte Säuseln der Zweige im Wind, wie es die Geigen malen. Vielleicht geben ja die Bäume in Eggenberg diese Untermalung hinzu. Im Finale tanzt die Flöte einen munteren Hirtentanz. Auch hier muss man sich den Klang des Dudelsacks dazu denken, den Vivaldi im Streichorchester imitiert hat.
Den Tanz einer Ziege stellte der Schweizer Komponist Arthur Honegger in seinem Flötenstück „Danse de la chèvre“ dar. Es entstand 1921 als Bühnenmusik für eine Schauspieluraufführung im Pariser „Théâtre Nouveau“. Nach ruhigem Beginn vollführte die Tänzerin Lysana zum schnellen Mittelteil die kapriziösen Sprünge einer kleinen Ziege.
Maria Beatrice Cantelli, Flöte Maria Beatrice Cantelli aus Bologna ist in Brixen/Südtirol auf gewachsen und lebt seit 2011 in Graz. Die verheiratete Mutter von Paul und Emil ist europaweit als Soloflötistin tätig und die Gründerin und Managerin von klassikwunsch.at. Bereits mit 16 begann sie ihre musikalische Karriere im Studium am Mozarteum Salzburg, das sie 2009 mit Auszeichnung und dem Würdigungspreis des österreichischen Kulturministeriums abschloss. Ihre langjährige Konzerttätigkeit (Gustav Mahler Jugendorchester und Mahler Chamber Orchestra, Grazer Philharmoniker oder Camerata Salzburg) führte sie durch renommierte Häuser in Österreich und ganz Europa. Heute gibt sie etwa beim Orches tra of Europe, beim styriarte Festspiel-Orchester, bei recreation oder der Streicherakademie Bozen den (Flöten-)Ton an. Seit 2008 hat sich Maria Beatrice auch mit historischer Aufführungspraxis befasst und das Spiel auf der Traversflöte erlernt, die sie nun bei recreationBAROCK und Musica Coeli spielt.
Bio Qualität aus regionalen Rohstoffen.
Ein Genuss für alle Sinne. Wir wünschen Ihnen einen schönen Konzertabend.
Im Graben
Nachtgesänge Franz Schubert (1797–1828)
Nachtmusik, D 848 Der Geistertanz, D 494 Andenken, D 423 Erinnerungen, D 424 Die Nacht, D 983/4
Herren des chor pro musica graz Leitung: Gerd Kenda
Zweite Station: Nachtgesänge von Schubert Die Männerstimmen des chor pro musica graz unter Gerd Kenda begrüßen das Publikum in freundlichem C-Dur: „Wir stimmen dir mit Flötenklang, in süßem Ton und Harfenklang ein nächtlich’ Lied, zur Freude!“ Gerichtet ist diese „Nachtmusik“ an Frau Luna, denn „unter Lunens sich’rer Hut entweicht der Menschen Kummer“. Schubert komponierte dieses Quartett für Männerstimmen im Juli 1825 in Gmunden. Dort wurde es sicher in geselliger Runde zu nächtlicher Stunde dem Mond dargeboten. Mit der Ruhe der Menschen ist es bald vorbei, wenn die Geisterstunde anbricht: „Die bretterne Kammer der Toten erbebt, wenn zwölfmal den Hammer die Mitternacht hebt.“ So beginnt der „Geistertanz“ von Friedrich von Matthison, ein Schauergedicht, das Schubert gleich vier Mal vertont hat: drei Mal als Lied und
einmal als Quintett für Männerstimmen im November 1816. In düsterem c-Moll hämmern die Rhythmen, wenn die Geister aus dem Grab aufsteigen. Doch die Lebenden rufen ihnen am Ende ein ironisches „Ade!“ zu. Auf diesen Novemberchor antwortet ein Schubert’sches Maienlied aus demselben Jahr 1816, wieder auf ein Gedicht von Matthison: „Ich denke dein, wenn durch den Hain der Nachtigall Akkorde schallen“. Nahtlos folgt darauf das nächste Matthison-Gedicht, das Schubert gleich im Anschluss vertonte: „Am Seegestad, in lauen Vollmondnächten, denk’ ich nur dein!“ 1823 brachte er im Wiener Verlag Cappi & Diabelli seine „Vier Gesänge für 4 Männerstimmen ohne Begleitung“ Opus 17 heraus. Der kleine Zyklus schließt mit dem feierlichen Gesang „Die Nacht“: „Wie schön bist du, freundliche Stille, himmlische Ruh!“
Die Texte Nachtmusik, D 848 Wir stimmen dir mit Flötensang, In süßem Ton und Harfenklang, Ein nächtlich Lied, zur Freude! Aus deiner Hülle tritt hervor, Dass sich im stillen Abendflor Dein Herz und Auge weide. Komm, sieh! wie alles schläft und ruht, Und unter Lunens sichrer Hut Entweicht der Menschen Kummer. Sieh, wie die Gegend vor uns liegt, Als hättest du sie eingewiegt, In süßem Liebesschlummer! O säume nicht, erhebe dich! Schon wartet deiner wonniglich Das ganze Heer der Sterne:
Denn guten Seelen sind sie hold, Und streuen ihnen funkelnd Gold Aus der gewölbten Ferne. Schließ dich an uns! Auf stiller Bahn Weht dich kein falsches Lüftchen an. Lass dich im Dunkeln grüßen! Noch enger knüpft die Nacht das Band, Wenn Freunde traulich, Hand in Hand, Sich an einander schließen. Drum laden wir mit Flötensang, In süßem Ton und Harfenklang, Dich ein zu unsrer Freude; Vereine dich mit unserm Chor, Dass sich im nächtlich stillen Flor Dein Herz und Auge weide. (Karl Sigmund Freiherr von Seckendorff, 1744–1785)
Der Geistertanz, D 494 Die bretterne Kammer Der Toten erbebt, Wenn zwölfmal den Hammer Die Mitternacht hebt. Rasch tanzen um Gräber Und morsches Gebein Wir luftigen Schweber Den sausenden Reih’n. Was winseln die Hunde Beim schlafenden Herrn? Sie wittern die Runde Der Geister von fern.
Die Raben entflattern Der wüsten Abtei, Und flieh’n an den Gattern Des Kirchhofs vorbei. Wir gaukeln und scherzen Hinab und empor Gleich irrenden Kerzen Im dunstigen Moor. O Herz, dessen Zauber Zur Marter uns ward, Du ruhst nun in tauber Verdumpfung erstarrt; Tief bargst du im düstern Gemach unser Weh; Wir Glücklichen flüstern Dir fröhlich: Ade! (Friedrich von Matthisson, 1761–1831)
Andenken, D 423 Ich denke dein, Wenn durch den Hain Der Nachtigallen Akkorde schallen! Wann denkst du mein? Ich denke dein Im Dämmerschein Der Abendhelle Am Schattenquelle! Wo denkst du mein?
Ich denke dein Mit süßer Pein, Mit bangem Sehnen Und heißen Thränen! Wie denkst du mein? O denke mein, Bis zum Verein Auf besserm Sterne! In jeder Ferne Denk’ ich nur dein! (Friedrich von Matthisson, 1761–1831)
Erinnerungen, D 424 Am Seegestad’, in lauen Vollmondnächten, Denk’ ich nur dich! Zu deines Namens gold’nem Zug verflechten Die Sterne sich. Die Wildnis glänzt in ungewohnter Helle, Von dir erfüllt; Auf jedes Blatt, in jede Schattenquelle Malt sich dein Bild. Gern weil’ ich, Grazie, wo du den Hügel Hinabgeschwebt, Leicht wie ein Rosenblatt auf Zephyrs Flügel Vorüberbebt. Am Hüttchen dort bekränzt ich dir umflossen Von Abendglut, Mit Immergrün und jungen Blütensprossen Den Halmenhut.
Bei jedem Lichtwurm, in den Felsenstücken, Als ob die Feen Da Tänze webten, riefst du voll Entzücken: Wie schön! wie schön! Wohin ich blick’ und geh’, erblick’ ich immer Den Wiesenplan, Wo wir der Berge Schnee mit Purpurschimmer Beleuchtet sahn. Ihr schmelzend Mailied weinte Philomele Im Uferhain; Da fleht’ ich dir, im Blick die ganze Seele: Gedenke mein. (Friedrich von Matthisson, 1761–1831)
Die Nacht, D 983/4 Wie schön bist du, Freundliche Stille, himmlische Ruh! Sehet, wie die klaren Sterne Wandeln in des Himmels Au’n, Und auf uns herniederschaun, Schweigend aus der blauen Ferne. Wie schön bist du, Freundliche Stille, himmlische Ruh! Schweigend naht des Lenzes Milde Sich der Erde weichem Schoß, Kränzt den Silberquell mit Moos, Und mit Blumen die Gefilde. Wie schön bist du, Freundliche Stille, himmlische Ruh! Wenn nicht mehr des Wetters Wogen
Um den Himmel tobend zieh’n, Donner krachen, Blitze sprüh’n, Blüht des Friedens stiller Bogen. Wie schön bist du, Freundliche Stille, himmlische Ruh! Wo der Wellen rau Getümmel Schweigt, des Meeres Brausen ruht, In der unbewegten Flut Glänzt der klare, blaue Himmel. Wie schön bist du, Freundliche Stille, himmlische Ruh! Nicht zu Salems hohen Toren, Zu der Königsstädte Pracht Stieg die heil’ge Wundernacht, Aus des Urlichts Quell geboren. Wie schön bist du, Freundliche Stille, himmlische Ruh! Engelchöre sangen Lieder In des Nachthauchs leisem Weh’n, Und auf Bethlehms stille Höh’n Schwebten Seraphim hernieder. Wie schön bist du, Freundliche Stille, himmlische Ruh! In des Kindes zarter Hülle, In der heil’gen Mutter Schoß, Auf der Krippe weichem Moos Lag des ew’gen Lichtes Fülle! (Friedrich Adolf Krummacher, 1768–1845)
chor pro musica graz Der chor pro musica graz wurde 1979 gegründet, 1985 übernahm Gerd Kenda die musikalische Leitung. Bedingt durch die Ensemblegröße liegt der Schwerpunkt der musikalischen Arbeit auf Vokal literatur des 19. und 20. Jahrhunderts. In Eigenregie oder auf Einladung anderer Veranstalter werden aber auch Chor-Orchester-Werke anderer Epochen erarbeitet (Bachpassionen & Weihnachtsoratorium, Mozart-Requiem, Fauré-Requiem, Händels Messiah u. v. a.). Im Rahmen von Graz 2003 hat der Chor mit großem Erfolg Arvo Pärts „In Principio“ uraufgeführt. Seit 2004 war er dann häufig bei der sty riarte oder dem Festival PSALM zu Gast. Zwischen 1989 und 1999 fungierte der chor pro musica graz auch als Veranstalter des internat ional renommierten Abonnementzyklus „ORFEO – Eine Reihe vokaler Ereignisse“. Konzertreisen quer durch Europa und erfolgreiche Teilnahmen an Wettbewerben (Alghero, Asti, Grafenegg, Spittal, Zadar) ergänzen die regionale Konzerttätigkeit.
Gerd Kenda, Leitung Der Kärntner Gerd Kenda studierte an der Kunstuniversität Graz Musikpädagogik, Sologesang, Lied und Oratorium. Diese Studien schloss er 1986 mit dem Konzertdiplom mit Auszeichnung und der Sponsion zum Magister artium ab. Seit 1987 unterrichtet er an seiner Alma Mater in den Fachbereichen Stimmbildung, Gesang-Lehrpraxis und vokale Kammermusik, an der Karl-FranzensUniversität Graz war er Lektor für Sprecherziehung. Daneben
arbeitet er als Referent für Stimmbildung und Ensembleleitung bei Chorseminaren in Österreich, Slowenien, Italien und Dänemark. Er war sieben Jahre künstlerischer Leiter der Chorakademie Kärnten und übernahm immer wieder Masterclasses für Barockgesang (Barockakademie Gmunden, Tage der Alten Musik in Pöllau).
Ans Schloss gelehnt
Die Mondin The Moon is a Harsh Mistress, UA
Irina Karamarković, Stimme Denovaire, indische Esraj
Dritte Station: The Moon is a Harsh Mistress Seit er in Delhi und Benares indische Musik studierte, ist der Grazer Komponist und Live-Musiker Denovaire ein Vermittler zwischen den Welten des Fernen Ostens und der europäischen Musik. In seinem heutigen Programm zollt er zugleich der großen Epoche der amerikanischen Science-Fiction seinen Tribut. Den Titel entlehnte er dem gleichnamigen Science-Fiction-Roman von Robert A. Heinlein, auf Deutsch besser bekannt als „Revolte auf Luna“. 1966 wurde die Erzählung vom Aufstand der „Loonies“, der Mondkolonisten, zum Kultbuch. Auch ein junger Mann aus Oklahoma verschlang den Roman und erinnerte sich daran, als er zum erfolgreichen Songwriter geworden war: Jimmy Webb. 1974 fragte er bei Heinlein an, ob er den Titel des geliebten Romans für einen Song verwenden dürfe. Der Autor willigte ein, Webb komponierte und Joe Cocker sang am Ende einen seiner erfolgreichsten Songs. Auf all dies spielt Denovaire mit seinem Programm an: „Heinleins Roman gleichermaßen umkreisend wie Jimmy Webbs gleichnamige Komposition, umranken sich das indische Soloinstrument Esraj und eine weibliche Stimme, tastend nach Bedeutungsebenen, zitierend, paraphrasierend, virtuos im eigenen und gemeinsamen
Klangfeld. Die Mondin als herbe, unbittsame Begleiterin unserer Nächte, Symbol für Einsamkeit und psychische Umnachtung, leuchtet uns in den sich öffnenden Sommer, mögen wir sie freudvoll stimmen.“
Der Text The Moon Is a Harsh Mistress Schau sie an, wie sie fliegt. Goldene Segel über dem Himmel. Nahe genug, um sie zu berühren. Aber Vorsicht, wenn du’s versuchst, obwohl sie so warm aussieht wie Gold, ist die Mondin eine raue Geliebte. Die Mondin kann so kalt sein. Einmal schien die Sonne, Herrgott, es fühlte sich so gut an. Die Mondin, eine Erscheinung, stieg auf, zwischen den Bergen und den Kiefern, und dann brach die Dunkelheit herein. Die Mondin ist eine raue Geliebte. Es ist schwer, sie gut zu lieben. Ich fiel aus ihren Augen, ich fiel aus ihrem Herzen, ich fiel auf mein Gesicht, ja, das tat ich. Und ich, ich stolperte und verpasste meinen Stern. Gott, und ich fiel und fiel allein. Ich fiel allein. Und die Mondin ist eine raue Geliebte. Und der Himmel ist aus Stein gemacht. Und die Mondin ist eine raue Geliebte, ja, das ist sie. Es ist schwer, sie dir zu eigen zu machen.
Irina Karamarković, Stimme Irina Karamarković ist Sängerin, Komponistin, Arrangeurin, Ensembleleiterin und Autorin. Ihr Studium absolvierte sie in Jazzgesang an der Kunstuniversität in Graz. Live zeigt sie sich in unterschiedlichen Auftrittsformaten – von a cappella bis zur Zusammenarbeit mit Big Bands oder im Electronicsbereich. Sie promovierte an der KUG über die Präsenz der Musik aus Südosteuropa in der Jazzszene Österreichs. Bei einem Engagement im Musical „The Black Rider“ traf sie mit Sandy Lopicic zusammen, mit dessen Orkestar sie ab 1998 auftrat und mit dem sie zwei CDs einspielte. Als Reaktion auf den Kosovokrieg nahm sie mit ihrem Quartett das Album „Songs from Kosovo“ auf, das 2009 erschien. Irina Karamarković ist aber auch als preisgekrönte Literatin sehr erfolgreich.
Denovaire, indische Esraj Der Komponist und Livemusiker Denovaire studierte Komposition bei Gerd Kühr, Georg Friedrich Haas, Pierluigi Billone und Beat Furrer in Graz. Nach Studien der indischen Musik in Delhi und Benares verschrieb er sich außereuropäischen Klängen genauso wie der europäischen Avantgarde-Tradition. Neben dem Komponieren performt er live mit Keyboards und dem indischen Streichinstrument Esraj zwischen den Stilen von Instant Composing, Noise, bis hin zu World und Ambient.
Er dirigiert das Styrian Improvisers Orchestra, tritt mit Musikern der Improszene auf und produziert Tonträger für Musikverlage. Seine Kompositionen werden von vielen renommierten Ensembles gespielt. Er erhielt 2006 den Musikförderpreis der Stadt Graz und 2012 ein Staatsstipendium für Komposition sowie den Ersten Preis beim Gustav Mahler Kompositionspreis. Er lebt und arbeitet in Graz.
Lapidarium
Erlkönig trifft Astor Piazzolla Astor Piazzolla (1921–1992)
Fuga y misterio Christian Bakanic (*1980)
Vienne sous la neige Astor Piazzolla
Oblivion Franz Schubert (1797–1828)
Erlkönig, D 328 (Arr. Christian Bakanic)
Folksmilch: Christian Bakanic, Akkordeon Klemens Bittmann, Violine & Mandola Eddie Luis, Kontrabass
Vierte Station: Misterio und Erlkönig Wie viele Mondnächte der junge Astor Piazzolla in den Nachtclubs von Buenos Aires und Paris zubrachte, um dort mit Tangospielen auf dem Bandoneon seinen Lebensunterhalt zu verdienen, ist nicht bekannt. Wohl aber weiß man, dass es seine Pariser Lehrerin Nadia Boulanger war, die ihm die Scham vor seiner Musik und
seinem Instrument nahm. Als selbstbewusster Tangokomponist kehrte er 1955 in seine Heimat zurück und gründete das „Octeto de Buenos Aires“ – die Geburtsstunde des „Tango Nuevo“. Für seine Synthese aus traditionellem Tango, Bach, amerikanischer und europäischer Moderne wurde er von seinen Landsleuten gegeißelt. Den Siegeszug seiner Musik konnten sie nicht verhindern. Als 2002 die heutige niederländische Königin Máxima bei ihrer Trauung mit Willem Alexander zu den Klängen eines Piazzolla-Tangos in Tränen ausbrach, wurde es vor der ganzen Welt sichtbar: dass die Tangos des Argentiniers zum Rührendsten gehören, was die Musik des 20. Jahrhunderts hervorgebracht hat. Dies konnte man schon 1984 auf der Leinwand sehen, als Piazzolla seinen Tango „Oblivion“ zu den gebrochenen Blicken von Marcello Mastroianni spielte, in Bellocchios Film „Enrico IV“, der die geistige Umnachtung eines Schauspielers darstellt. Seine Liebe zu Bachs Fugen hat Piazzolla immer wieder in Tango-Fugen ausgelebt wie in „Fuga y Misterio“ mit dem extrem komplizierten Fugenthema am Anfang und dem sehnsüchtigen Adagio zum Schluss. Christian Bakanic kann auf seinem Akkordeon die ma gische Aura solcher Piazzolla-Klassiker mühelos einfangen, er kann aber auch selbst melancholische Nachtgesänge komponieren: „Wien unter dem Schnee“ heißt eine seiner schönsten Elegien. Die Geschichte einer schauerlichen Mondnacht mit tödlichem Ausgang erzählt Schubert in seinem berühmtesten und kommerziell erfolgreichsten Lied, seinem Opus 1 „Der Erlkönig“. Ganz ohne den Text von Goethes Ballade verwandeln Christian Bakanic, Klemens Bittmann und Eddie Luis dieses Schauerstück in akus tischen Horror – zum schaurigen Vergnügen des Publikums.
Folksmilch Folksmilch gibt es seit dem Jahr 2000, gegründet in Graz anlässlich einer Werbeveranstaltung zum Bau des Semmering-Basistunnels. Der zweite Auftritt fand in einer Molkerei statt, drum der Name „Folksmilch“ – klingt besser als „Volkstunnel“. Die gemeinsame
Leidenschaft der Musiker ist die akustische Musik. Mit der Erstbesetzung (als Quartett mit Klarinette) ging es vorerst weiter: von der Kleinkunstbühne zur klassischen Bühne, vom Jazzclub zum Straßenfest. Seit 2010 spielt Folksmilch in der Trio-Besetzung, als folksmilch – austrian acoustic trio. In Laufe der Zeit entstanden sieben CDs und die gleichnamigen Konzertprogramme: Schlag (mit dem Klarinettisten Stefan Traussnigg), 3xRot, Q (mit dem Klarinettisten Gerald Preinfalk), Lichtgestalten, Wellentanz (mit Mercedes Echerer) und Melange Palermo. 2017 kam die Produktion der Tango-Operita „Maria de Buenos Aires“ von Astor Piazzolla mit Sopran Christiane Boesiger hinzu. Diese wurde auch bei den Bregenzer Festspielen, im Opernhaus Chemnitz und beim Festival Osorske glazbene večeri in Osor in Kroatien aufgeführt.
Haltungsübung Nr. 16
Blickwinkel ändern. Haltungsübung für Fortgeschrittene: Legen Sie jeden Tag ein paar Mal den Kopf zur Seite und betrachten Sie die Welt aus einem anderen Blickwinkel. Das ist gut für den Nacken. Und noch besser für Ihren Kopf. derStandard.at
Der Haltung gewidmet.
Hinterm Steintisch
Mondnacht Robert Schumann (1810–1856)
Mondnacht, op. 39/5 Die Lotosblume, op. 25/7 Franz Schubert (1797–1828)
Nacht und Träume, D 827 Ständchen, D 957/4 An den Mond, D 193
Johannes Chum, Tenor Daniel Fuchsberger, Kontragitarre
Fünfte Station: Mondnacht und Ständchen Das Schlusswort gehört Johannes Chum in den schönsten Mondliedern von Schubert und Schumann. Dass sie von Daniel Fuchsberger auf einer historischen Gitarre begleitet werden, entspricht der historischen Aufführungspraxis „im Mondlicht“. Denn mit einem Hammerflügel konnte man nicht hinausziehen in die Natur. Dies war ein Grund für die Popularität der „Guitarre“, die sich von Wien aus ab 1800 schlagartig verbreitete. Es bleibt freilich eine anspruchsvolle Aufgabe, das Herabfallen des Mondlichts, wie es Schumann in seiner „Mondnacht“ geschildert hat, auf Gitarrensaiten nachzuahmen. Dagegen passen die feierlichen Akkordflächen von Schumanns „Lotosblume“ und Schuberts „Nacht und Träume“ ideal zur Gitarre, noch mehr die berühmte Begleitung zu Schuberts
Ständchen „Leise flehen meine Lieder durch die Nacht zu dir!“ Schubert dachte hier von vornherein an einen Sänger, der in einer Mondnacht unter dem Fenster der Geliebten steht und sich selber auf der Gitarre begleitet.
Die Texte Robert Schumann Mondnacht, op. 39/5 Es war, als hätt’ der Himmel, Die Erde still geküsst, Dass sie im Blütenschimmer Von ihm nur träumen müsst. Die Luft ging durch die Felder, Die Ähren wogten sacht, Es rauschten leis die Wälder, So sternklar war die Nacht. Und meine Seele spannte Weit ihre Flügel aus, Flog durch die stillen Lande, Als flöge sie nach Haus. (Joseph Freiherr von Eichendorff, 1788–1857)
Die Lotosblume, op. 25/7 Die Lotosblume ängstigt Sich vor der Sonne Pracht, Und mit gesenktem Haupte Erwartet sie träumend die Nacht.
Der Mond, der ist ihr Buhle, Er weckt sie mit seinem Licht, Und ihm entschleiert sie freundlich Ihr frommes Blumengesicht. Sie blüht und glüht und leuchtet, Und starret stumm in die Höh’; Sie duftet und weinet und zittert Vor Liebe und Liebesweh. (Heinrich Heine, 1797–1856)
Franz Schubert Nacht und Träume, D 827 Heil’ge Nacht, du sinkest nieder; Nieder wallen auch die Träume, Wie dein Mondlicht durch die Räume, Durch der Menschen stille Brust; Die belauschen sie mit Lust, Rufen, wenn der Tag erwacht: Kehre wieder holde Nacht, Holde Träume kehret wieder. (Matthäus von Collin, 1779–1824)
Ständchen, D 957/4 Leise flehen meine Lieder Durch die Nacht zu dir; In den stillen Hain hernieder, Liebchen, komm zu mir! Flüsternd schlanke Wipfel rauschen In des Mondes Licht; Des Verräters feindlich Lauschen Fürchte, Holde, nicht.
Hörst die Nachtigallen schlagen? Ach! sie flehen dich, Mit der Töne süßen Klagen Flehen sie für mich. Sie verstehn des Busens Sehnen, Kennen Liebesschmerz, Rühren mit den Silbertönen Jedes weiche Herz. Lass auch dir die Brust bewegen, Liebchen, höre mich! Bebend harr’ ich dir entgegen! Komm, beglücke mich! (Ludwig Rellstab, 1799–1860)
An den Mond, D 193 Geuß, lieber Mond, geuß deine Silberflimmer Durch dieses Buchengrün, Wo Phantasien und Traumgestalten Immer vor mir vorüberfliehn! Enthülle dich, dass ich die Stätte finde, Wo oft mein Mädchen saß, Und oft, im Wehn des Buchbaums und der Linde, Der goldnen Stadt vergaß! Enthülle dich, dass ich des Strauchs mich freue, Der Kühlung ihr gerauscht, Und einen Kranz auf jeden Anger streue, Wo sie den Bach belauscht!
Dann, lieber Mond, dann nimm den Schleier wieder, Und traur’ um deinen Freund, Und weine durch den Wolkenflor Hernieder wie dein Verlass’ner weint! (Ludwig Christoph Heinrich Hölty, 1748–1776)
Johannes Chum, Tenor Der in Vorau in der Steiermark geborene Tenor erhielt seine erste musikalische Ausbildung als Solist der Wiener Sägerknaben und studierte später Lied und Oratorium bei Kurt Equiluz in Wien. Nach der Mitwirkung an Oratorienaufführungen wurde der Sänger von renommierten Dirigenten wie Nikolaus Harnoncourt und René Jacobs entdeckt und verpflichtet. Nach den ersten Erfolgen auf österreichischen Bühnen in den frühen 90-er Jahren fasste Johannes Chum auch im Opernfach schnell Fuß. Inzwischen zählt er zu den führenden Vertretern seines Faches auf den Bühnen Europas, fühlt sich aber am Konzertpodium gleichermaßen zu Hause. Er liebt auch das Alte-Musik-Fach und sang etwa das Weihnachtsoratorium im Musikverein in Wien sowie bei den Tiroler Festspielen in Erl. Mit dem Orchester B’rock Ghent unter Réne Jacobs gastierte Chum in einer halbszenischen Produktion von Monteverdis „Il ritorno d’Ulisse in patria“ in Brüssel, Amsterdam, Köln und Wien.
Daniel Fuchsberger, Kontragitarre Der aus einer Salzburger Musikerdynastie stammende Daniel Fuchsberger kam zum Schlagzeug-, Jazzkomposition- und Marim-
bastudium nach Graz. Sein Interesse an angewandter Volksmusik führte ihn aber unweigerlich zur Kontra gitarre. Er spielt aber auch Kontrabass, Ventilposaune und Perkussion. Und er widmet sich mit Verve dem Studium der mexikanischen Marimba. Daniel lehrt am Institut für Ethnomusikologie in Graz, an der Universidad de Ciencias y Artes de Chiapas (Mexiko) und als Referent der Musikwoche „Klassik trifft Volksmusik“. Er forscht über „Spieltechniken und Repertoire indigener Marimbistas im Grenzgebiet zwischen Mexiko und Guatemala“ und arbeitet an wissenschaftlichen Publikationen mit. Der freischaffende Musiker (Spafudla, Crossfiedler) ist Begleitgitarrist von Agnes Palmisano und spielt mit mexikanischen Marimbasolisten sowie mit vielen anderen Welt- und Provinzmusikanten. ... bald wieder zu hören bei „In Finstan möcht’ i sein“ am 13. Juli mit Agnes Palmisano auf der Schlossbergbühne.
Aviso Donnerstag, 23. Juli - Helmut List Halle, 18 / 19.30 / 21 Uhr
Schubertiade! Freitag, 24. Juli – Helmut List Halle, 18 / 19.30 / 21 Uhr
Schubertiade!! Stephanie Houtzeel, Mezzosopran & Camerata Styria (23. Juli) Daniel Johannsen, Tenor (24. Juli) Florian Birsak, Hammerklavier Maria Bader-Kubizek , Violine Aki Saulière, Violine Axel Kircher, Viola Rudolf Leopold, Violoncello Vorspiel im Foyer
Zwei Abende voller Schubert – wie könnte man die styriarte der Nacht schöner ins Finale geleiten? Wenn Daniel Johannsen „Nacht und Träume“ singt, wenn Stephanie Houtzeel „zögernd leise“ ihr Ständchen anstimmt, wenn Florian Birsak die zartesten Saiten des Hammer flügels anschlägt, bleibt kein Auge trocken. Dazu Auszüge aus dem G-Dur-Quartett und dem d-MollQuartett mit Maria Bader-Kubizek und ihren KollegInnen – ergibt zwei Schubertiaden mit hinreißend schöner Musik.
Langeweile gehört sich nicht.
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