Achtes Madrigalbuch

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Mittwoch, 4. Juli, 20 Uhr Helmut List Halle

Achtes Madrigalbuch

Claudio Monteverdi (1567–1643)

aus: MADRIGALI GUERRIERI, ET AMOROSI – LIBRO OTTAVO

Sinfonia A 5 Altri canti di Marte (Liebesmadrigal) Altri canti di Marte Due belli occhi

aus: „Il ritorno d’Ulisse in patria”

Sinfonia da Guerra: Segue la Lotta Gira il nemico insidioso (Kriegsmadrigal) Gira il nemico insidioso Nol lasciamo accostar Armi false non son Vuol degl’occhi Non è più tempo Cor mio, non val fuggir


Ballo: Volgendo il ciel – Movete al mio bel suon (Kriegsmadrigal) Introduzione al ballo: Volgendo il ciel Ballo: Movete al mio bel suon Antonio Falconiero (ca. 1585–1656)

Ciaccona Seconda parte del ballo: Ei l’armi cinse e su destrier alato

Altri canti d’Amor (Kriegsmadrigal) Sinfonia Altri canti d’Amor Tu cui tessuta han di Cesare alloro Che mentre guerre canta e guerre sona

Combattimento di Tancredi e Clorinda (Kriegsmadrigal)

aus: „L’Orfeo“, 3. Akt

Sinfonia A 5 Lamento della ninfa (Liebesmadrigal) Non havea Febo ancora Lamento della ninfa: Amor, dov’è la fe’ Si tra sdegnosi pianti


Sinfonia A 6 nach „Cantate Domino“

Hor che’l ciel e la terra (Kriegsmadrigal) Hor che’l ciel e la terra Così sol d’una chiara fonte viva

La Capella Reial de Catalunya: Monica Piccinini, Sopran Marianne Beate Kielland, Mezzosopran Raffaele Pe, Countertenor Cyril Auvity, Tenor I Lluís Vilamajó, Tenor II Furio Zanasi, Bariton Mauro Borgioni, Bass Le Concert des Nations: Manfredo Kraemer, Violine I Guadalupe del Moral, Violine II Jordi Savall, Altviola Lorenz Duftschmid, Bassviola Imke David, Bassviola & Lirone Xavier Puertas, Violone Andrew Lawrence-King, Doppelharfe Josep Maria Martí, Theorbe & Gitarre Luca Gugliemi, Cembalo Leitung: Jordi Savall

Einführungsgespräch vor dem Konzert um 19.15 im Glücksgarten Patronanz: Konzertdauer: Erster Teil: ca. 50 Minuten Pause: ca. 30 Minuten Zweiter Teil: ca. 50 Minuten


Achtes Madrigalbuch

An keinen anderen Ort passen die Gesänge aus Monteverdis Achtem Madrigalbuch besser als nach Graz. Kaiser Ferdinand II., dem sie eigentlich zugedacht waren, wurde hier geboren und liegt hier begraben. Sein Sohn Ferdinand III., dem sie letztendlich gewidmet wurden, war ebenfalls ein gebürtiger Grazer. Am Zeughaus hält der Kriegsgott Mars Wache, der Liebesgott Amor treibt sein Unwesen in den Barockpalais der Stadt. Die Arkadenhöfe und Barockportale von Graz entstammen genau jener Welt, die Jordi Savall und seine Musiker im heutigen Konzert besingen.


Ad notam

Das Ehrwürdigste Haus Österreich Im September 1638 traf in der Hofburg zu Wien ein 482 Seiten starkes Notenpaket ein, das der berühmteste Komponist Italiens keinem Geringeren als dem Kaiser selbst zugedacht hatte. Claudio Monteverdi dedizierte sein Achtes Madrigalbuch Kaiser Ferdinand III. mit folgender kluger Widmung: „Heilige kaiserlich königliche Majestät, ich lege Eurer Majestät wie einem Schutzgott der Tugend diese meine musikalischen Kompositionen zu Füßen. FERDINAND, Ihrer Majestät großer Vater, ließ sich in seiner angeborenen Güte herab, sie entgegenzunehmen und zu honorieren und gab mir quasi einen autorisierten Pass für ihre Drucklegung. Und also gebe ich sie kühn heraus und weihe sie dem allerverehrtesten Namen Eurer Majestät, dem Erben nicht nur des Reichs und der Macht, sondern auch des Wertes und der Güte des Vaters. Diese neuen, aber schwachen Triebe meiner Feder wären nicht würdig in jene Hände gelegt zu werden, in denen die Last der Ruhe des Menschengeschlechts liegt, um die Geschäfte eines Kaisers zu unterbrechen, wenn die Musik nicht durch Gott im Himmel selbst dazu privilegiert wäre, da sie sich doch vor Seinen Ohren ohne Unterlass hören lässt, ohne Seine Sorge über den Lauf der Welt zu stören. In dieser Hinsicht sollen auch die höchsten Fürsten Nachahmer Gottes sein, der die Gesänge der Engel und die Bitten der Sterblichen zugleich anhört und erwägt. Diese kleine Gabe meines durchgearbeiteten Affekts vergrößert noch meine alleruntertänigste Verehrung, in welcher ich mich vor dem Himmel verneige, um für Eure Majestät und das Ehrwürdigste Haus Österreich die Beständigkeit jenes Ruhmes zu erflehen, der es über jede weltliche Größe erhebt. Zu Venedig, den 1. September 1638, Eurer Majestät bescheidenster und alleruntertänigster Diener Claudio Monteverde.“


Ferdinand III. Als der junge Kaiser im Herbst 1638 diese Sammlung entgegennahm, regierte er bereits eineinhalb Jahre und stand doch noch im Schatten seines großen Vaters, der schon im Grazer Mausoleum ruhte. Als Ferdinand II. noch in der Grazer Burg über Innerösterreich geherrscht hatte, war dort 1608 sein ältester Sohn zur Welt gekommen. Mit 17 Jahren betrat der junge Ferdinand die Bühne der Weltpolitik, als ihn sein Vater zum König von Ungarn krönen ließ. Zwei Jahre später, 1627, folgte die böhmische Königskrönung und weitere neun Jahre später der wichtigste Akt für eine ungestörte Sukzession: „Vivente Imperatore“, also noch zu Lebzeiten des Vaters, wurde er von den Kurfürsten in Regensburg zum „Römischen König“ gewählt. Damit wurde er beim Tod des Vaters im Februar 1637 automatisch Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Mitten im damals erst zwanzigjährigen Krieg war diese Stabilität von höchster Bedeutung, was auch Monteverdi wusste. Die Hinweise auf den großen Vater in der Widmung spielten auf diese besonders heikle Weltlage an, riefen aber auch den Wunsch des Komponisten ins Gedächtnis, für seine Musik auch vom Sohn angemessen honoriert zu werden. Denn einem Habsburger konnte man nicht einfach 500 Notenseiten mit einer Widmung aufs Geratewohl nach Wien schicken. Eine solche Dedikation musste diplomatisch vorbereitet werden, und zwar von langer Hand. Der GRAN FERNANDO, der im Widmungsmadrigal des Opus genannt wird, sollte ursprünglich Ferdinand II. sein, der dem Komponisten sein Placet zur geplanten Sammlung schon gegeben hatte. Dessen Tod im Februar 1637 zwang Monteverdi zur Umwidmung, was die Drucklegung wohl bis September 1638 verzögerte.

Madrigali guerrieri, et amorosi Der Inhalt des Achten Madrigalbuchs wird gerne mit seinem Haupttitel beschrieben: „Kriegs- und Liebesmadrigale“. Dem folgt


aber ein nicht unwichtiger, klein gedruckter Nachsatz: „Mit einigen kleinen Werken im theatralischen Stil, die als kurze Episoden zwischen den Gesängen ohne Gesten dienen“. Mit anderen Worten: Den eigentlichen Madrigalen, die konzertant ohne Gestik aufgeführt werden, stehen Stücke „in genere rappresentativo“ gegenüber, kleine Opernszenen, bei denen agiert wird. In diese zwei Genres ist auch Jordi Savalls Auswahl gegliedert: Im ersten Teil des Konzerts erklingen reine Madrigale und ein „Ballo“, also ein Ballett mit Gesang. Der zweite Teil steht im Zeichen des „genere rappresentativo“. Die Grenzen sind allerdings fließend, weil schon einige der Madrigale nichts anderes als verkappte Opernszenen sind. Monteverdi gliederte seinen Zyklus in zwei Hälften, die dem Titel gemäß zuerst vom Krieg singen und dann von der Liebe. Die „Canti guerrieri“ bilden den ersten Teil, die „Canti amorosi“ den zweiten Teil der Sammlung. In Jordi Savalls Auswahl werden Kriegs- und Liebesgesänge bunt gemischt, wobei auch hier der Übergang fließend ist. Denn „der Krieger“ bei Monteverdi ist immer auch der Liebeskrieger, „la guerra“ ist „la guerra amorosa“, und der Feind ist Amor, der Liebesgott, der seine Pfeile abschießt – ein gefährlicherer Gegner als der Kriegsgott Mars.

Altri canti di Marte „Andere mögen von Mars singen und von den Angriffen seiner wutschnaubenden Truppen, von blutigen Siegen und vom Triumph des Todes.“ So beginnt der zweite Teil des Achten Madrigalbuchs. Jordi Savall stellt diesen Gesang an den Anfang seines Konzerts. Sechs Singstimmen, zwei Violinen und Basso continuo schildern zu Beginn die Szenerie des Krieges, wie sie 1638 allenthalben in Europa regierte. Doch der hermetische Sprechgesang des Anfangs wird im weiteren Verlauf zunehmend aufgelockert und mit madrigalesken Bildern angereichert, denn der Krieg der Waffen geht nahtlos in den Krieg der Liebe über: Der Held dieses Madrigals wird von zwei schönen Augen besiegt!


Gira il nemico insidioso Amors Pfeile können sich in wahre Belagerungsgeschosse verwandeln. Im Madrigal „Gira il nemico insidioso“ hat Monteverdi auf wahrhaft köstliche Weise alle Phasen einer barocken Belagerung geschildert. Drei Männerstimmen singen, als wären sie in der belagerten Herzensfestung eingeschlossen. Die Verteidiger wappnen sich gegen den Angriff Amors, der schon hinterlistig um die Mauern herumschleicht und nach einer Bresche sucht. Panisch wagen die Eingeschlossenen einen Ausfall, sie eilen von Kampfplatz zu Kampfplatz, doch umsonst: Amor steht schon mitten in der Festung und hat das Herz in Brand gesteckt. Man merkt, dass Monteverdi im Dienst der kriegerischen Gonzaga die Taktiken einer Belagerung genau studiert hatte.

Volgendo il ciel Ein Ballett mit Gesang ist heutzutage eher die Ausnahme. Im Frühbarock war die Verbindung aus beidem der Inbegriff sublimer höfischer Unterhaltung: Antikisch gekleidete Tänzerinnen schwebten elegant durch den Raum, während ihre Kollegen in tänzerischen Rhythmen das Lob des Herrschers sangen und auf Instrumenten ausdrückten. Im Ballo „Volgendo il ciel“ dienen die tänzerischen Dreiertakte einem dreifachen Sinn: Sie beschreiben den Lauf der Gestirne auf den Himmelsbahnen, sie untermalen die eleganten Bewegungen der schönen Nymphen und sie drücken die Harmonie im vollendeten Friedensreich aus, das der neue Kaiser regieren wird. Tatsächlich war die Hoffnung auf Frieden in den Jahren 1637 und 1638 groß, und sie entzündete sich an der Gestalt des jungen Kaisers Ferdinands III. Dass der Kriegseintritt der Franzosen diesen Frieden für weitere zehn Jahre aufschieben würde, konnte noch keiner ahnen. Also besingt der Tenor zu Beginn das Wirken des Friedenskaisers, nimmt die Leier zur Hand und krönt mit Girlanden die schlanken Tänzerinnen, die sich anschließend im Dreiertakt wiegen. Nun treten auch die übrigen


Sänger als kleiner Chor hinzu und preisen „l’opre di Ferdinando eccelse e belle“, „die hohen und schönen Werke Ferdinands“.

Altri canti d’Amor Was Monteverdi an den Anfang seiner Sammlung stellte, beschließt bei Jordi Savall den ersten Teil des Konzerts: „Andere mögen von Amor singen, dem zarten Bogenschützen, ich singe von Mars, dem wütenden Kriegsgott.“ Auf eindringliche Weise hat Monteverdi im Eröffnungsmadrigal seines Zyklus’ den Affektgegensatz zwischen Liebe und Krieg geschildert – als bildlichen Gegensatz zwischen dem zarten Knäblein Amor und dem wilden Kriegsgott Mars in seiner scheppernden Rüstung. Die kurze Sinfonia der Streicher malt ganz die weichen Züge des „tenero Amor“, was die Sänger aufgreifen. Erst nach 90 trügerisch schönen Takten erklingt der Ruf des Basses, in den alle sofort einstimmen: „di Marte, di Marte, di Marte io canto“. Nun entbrennt eine wilde Schlacht, deren Raserei durch alle Stimmen läuft. Danach meldet sich der Solobass wieder zu Wort und stimmt den Lobpreis des „Gran Fernando“ an, der mit Lorbeer gekrönt die Kriegsgöttin Bellona im Zaum hält. Das Madrigal schließt mit einer Apotheose Kaiser Ferdinands III. im vollen Klang von sechs Singstimmen, zwei Geigen, vier Bratschen und den Continuo-Instrumenten. Einen so üppigen Klang zu italienischen Texten hatte man bis dato in Wien noch nicht gehört.

Combattimento di Tancredi e Clorinda Überaus stolz war Monteverdi auf die Erfindung des „kriegerischen Genus“ in der Musik, des „stile concitato“. Ausführlich beschrieb er in der Vorrede zum Achten Madrigalbuch diese völlig neue Art, durch hemmungslose Tonwiederholungen die Wildheit des kriegerischen Affekts zu beschreiben, aber auch den Waffenlärm und das Kampfgetümmel tonmalerisch nachzuahmen, besonders


auf den Streichinstrumenten. Als Prototyp dieses neuen Genres führte er 1624 im Palazzo Mocenigo zu Venedig eine der berühmtesten Szenen aus dem „Befreiten Jerusalem“ von Torquato Tasso auf: den nächtlichen Zweikampf zwischen dem normannischen Christenhelden Tankred und seiner muslimischen Geliebten Clorinda. Der berittene Krieger stellt die junge Frau vor den Toren Jerusalems und hält sie für einen Krieger Allahs, da ihre Rüstung ihre Identität verbirgt. Erst verfolgt Tankred den Gegner zu Pferd, dann steigt er ab, und ein mörderischer Zweikampf entbrennt. Dem Erzähler und den Streichern fällt die Aufgabe zu, alle Phasen der Wut und der Erschöpfung zu beschreiben, aber auch den schrecklichen Augenblick, in dem Tankred dem sterbenden Feind den Helm abnimmt und seine Geliebte erkennt. Er besiegt seine Verzweiflung, tauft die junge Frau, und ihre Seele entschwebt erlöst ins Himmelreich. So kurz auch die Einwürfe für Tankred und Clorinda sind, ihre Dialoge sind mit Affekt aufgeladen, bis hin zum seligen Sterbegesang der jungen Frau. Dabei ist Monteverdi der berühmten literarischen Vorlage Wort für Wort gefolgt mit einigen wenigen Umstellungen. Um sein Experiment mit dem „stile concitato“ zu verewigen, hätte es keinen passenderen Rahmen gegeben als die „Madrigali guerrieri“.

Lamento della Ninfa Die rührendste „Opernszene“ im Achten Madrigalbuch ist das Lamento della Ninfa, die Klage einer verlassenen Nymphe, die in ihrem tiefen Leid von drei Hirten belauscht wird wie von einem bewegten Opernpublikum. Zu Beginn umreißen die drei Männer die Szene: Noch bevor Phoebus Apollo den Sonnenwagen zum Himmel geführt hat, tönt der Klagegesang der verlassenen Nymphe durch die Auen. Sie tritt auf – über dem majestätischen absteigenden Bass einer Passacaglia. Den Liebesgott ruft sie an, Amor, der ihren Liebsten bewog, sie zu verlassen. Die drei Hirten treten zurück und sehen bedauernd zu. Immer tiefer werden sie ins Leid der Frau hineingezogen, bevor sie abtritt und ein versöhnliches Terzett


der Männer den Vorhang über der kleinen Szene schließt. Im „Tempo della mano“, also im gleichmäßigen Taktschlag, sollen die Eckteile gesungen werden, so Monteverdi, den Hauptteil aber, die Klage, muss die Sängerin im „Tempo dell’affetto“ ausführen, im freien Zeitmaß des erregten Gefühls.

Hor ch’el ciel e la terra Während Monteverdi im „Combattimento“ dem großen Renaissance-Dichter Torquato Tasso seine Reverenz erwies, verneigte er sich im zweiten Stück des Achten Buchs vor dem Dichter Francesco Petrarca: „Hor che’l ciel e la terra“ ist ein klassisches Sonett des berühmten Poeten aus dem Spätmittelalter. Im ersten Quartett (den ersten vier Zeilen) wird eindringlich die Totenstille der Nacht beschrieben, was Monteverdi in geradezu magischen Klangflächen beschworen hat: „Nun, da Himmel und Erde und Wind schweigen, und wilde Tiere und Vögel vom Schlaf übermannt liegen, da die Nacht den Sternenwagen heraufführt und selbst das Meer wellenlos in seinem Bette ruht“. Die verzweifelten Ausrufe des Liebenden zerreißen die Stille im zweiten Quartett: „Veggio, penso, ardo, piango“. Er findet keine Ruhe, sondern „wacht, denkt, brennt und weint“ unaufhörlich. Der Krieg ist sein Zustand („guerra è il mio stato“). Und nur wenn er an seine Geliebte denkt, findet er etwas Frieden. Die beiden Terzette ziehen den paradoxen Schluss aus diesem Zustand: Aus der gleichen lebendigen Quelle trinkt der Liebhaber Süßes und Bitteres. Und weil sein Leiden kein Ende findet, stirbt er tausend Mal am Tag und wird tausend Mal wiedergeboren. „So weit bin ich von meinem Heil entfernt.“ „Tanto dalla salute mia son lunge.“ Monteverdi hat keinen schöneren Schluss geschrieben als diesen, wenn sich das „lunge“, das „weit“ in einen weiten Klang für das gesamte Ensemble ausdehnt.

Josef Beheimb


Die Interpreten Jordi Savall, Altviola & Leitung Jordi Savall ist eine der vielseitigsten Persönlichkeiten unter den Musikern seiner Generation. Seit mehr als fünfzig Jahren macht er die Welt mit musikalischen Wunderwerken bekannt, die er dem Dunkel der Gleichgültigkeit und des Vergessens entreißt. Er widmet sich der Erforschung der Alten Musik, weiß sie zu lesen und interpretiert sie mit seiner Gambe oder als Dirigent. Seine Konzerte, aber auch sein Wirken als Pädagoge, Forscher und Initiator neuer musikalischer oder kultureller Projekte haben wesentlich zu einer neuen Sichtweise der Alten Musik beigetragen. Zusammen mit Montserrat Figueras gründete er die Ensembles Hespèrion XXI (1974), La Capella Reial de Catalunya (1987) und Le Concert des Nations (1989). Mit ihnen erforscht und erschafft er seit Jahrzehnten ein Universum voller Emotion und Schönheit für Millionen von Liebhabern Alter Musik in der ganzen Welt. In seiner Musikerlaufbahn hat Savall mehr als 230 Platten aufgenommen. Das Repertoire reicht von Musik des Mittelalters über Renaissance-Musik bis hin zu Kompositionen des Barock und des Klassizismus, wobei er einen besonderen Schwerpunkt auf die iberische und mediterrane Tradition legt. Die CDs erhielten zahlreiche Auszeichnungen, darunter mehrere Midem Classical Awards, International Classical Music Awards und einen Grammy. Seine Konzertprogramme haben die Musik zu einem Mittel der Verständigung und des Friedens zwischen unterschiedlichen und manchmal auch verfeindeten Völkern und Kulturen gemacht. Nicht


ohne Grund wurde Jordi Savall 2008 zum „Botschafter der Europäischen Union für den kulturellen Dialog“ und gemeinsam mit Montserrat Figueras im Rahmen des UNESCO-Programms „Botschafter des guten Willens“ zum „Künstler für den Frieden“ ernannt. Jordi Savalls ertragreiches Musikschaffen wurde mit den höchsten nationalen und internationalen Auszeichnungen gewürdigt, darunter der Titel des Doctor Honoris Causa der Universitäten von Évora (Portugal), Barcelona (Katalonien), Löwen (Belgien) und Basel (Schweiz). Die französische Republik verlieh Jordi Savall den Titel eines „Chevalier dans l’Ordre national de la Légion d’Honneur” und vom niedersächsischen Kultusministerium erhielt er den „Praetorius Musikpreis Niedersachsen 2010“ in der Kategorie „Internationaler Friedensmusikpreis“; die katalanische Landesregierung zeichnete ihn mit der Goldmedaille für besondere Verdienste aus, und im Jahr 2012 wurde sein Lebenswerk mit dem angesehenen, einem Nobelpreis für Musik gleichkommenden, dänischen Musikpreis Léonie Sonning prämiert. „Jordi Savall steht ein für die unendliche Vielfalt eines gemeinsamen kulturellen Erbes. Er ist ein Mann unserer Zeit.“ (The Guardian, 2011).

La Capella Reial de Catalunya Nach dem Modell der berühmten Capelles Reials, der höfischen Musikensembles im Mittelalter, für die auf der Iberischen Halbinsel große Meisterwerke sakraler und profaner Musik komponiert wurden, haben Montserrat Figueras und Jordi Savall im Jahr 1987 La Capella Reial gegründet, eines der ersten Vokalensembles, das sich, basierend auf historischen Kriterien, der Interpretation der Musik des spanischen Barocks, des sogenannten Goldenen Zeitalters, widmet und dem ausschließlich Sänger und Sängerinnen Iberiens und Lateinamerikas angehören. Seit die katalanische Landesregierung (Generalitat de Catalunya) im Jahr 1990 die Schirmherrschaft übernommen hat, nennt sich das Ensemble La Capella Reial de Catalunya.


Die Gruppe widmet sich der Wiederentdeckung und Aufführung der polyphonen Vokalmusik des Mittelalters und des spanischen Goldenen Zeitalters sowie der vor dem 19. Jahrhundert entstandenen europäischen Musik, wobei die Erforschung der historischen Aufführungspraxis die Grundlage ihrer Interpretation ist. Auf der gleichen künstlerischen Linie wie das Instrumentalensemble Hespèrion XXI, kombiniert La Capella Reial de Catalunya meisterhaft, immer mit Achtung vor der tiefen spirituellen und künstlerischen Dimension der Werke, die Qualität der Ausführung und Anpassung an den Stil der jeweiligen Epochen mit dem ausdrucksvollen Vortrag der poetischen Texte. Das umfassende Repertoire des Ensembles reicht von der mittelalterlichen Musik der mediterranen Kulturen bis hin zu den großen Meistern der katalanischen, iberischen und europäischen Renaissance und des Barock. Zu seinen Erfolgen gehören aber auch die Aufführung einiger Opern des Barock und des Klassizismus und ein Abstecher in die zeitgenössische Musik mit Kompositionen von Arvo Pärt. Hervorzuheben ist ebenfalls die Mitgestaltung der Filmmusik zu „Jeanne La Pucelle“ (1993) von Jacques Rivette über das Leben der Jeanne d’Arc. Im Jahr 1992 debütierte La Capella Reial de Catalunya im Operngenre und begleitete als Chor alle Aufführungen des Orchesters Le Concert des Nations. Die mehr als 40 CDs umfassende Diskografie des Ensembles hat zahlreiche Auszeichnungen und Preise erhalten. Unter der Leitung von Jordi Savall gibt La Capella Reial de Catalunya zahlreiche Konzerte in der ganzen Welt, nimmt Platten auf und hat als Teil der Stiftung Centre Internacional de Música Antiga einen festen Platz bei den wichtigsten internationalen Festivals Alter Musik.


Le Concert des Nations Das Orchester Le Concert des Nations wurde 1989 von Jordi Savall und Montserrat Figueras bei der Vorbereitung des Projekts Canticum Beatae Virgine von Charpentier gegründet; denn dazu war eine Musikgruppe nötig, die mit historischen Instrumenten ein Repertoire interpretieren konnte, das die Zeit vom Barock bis zur Romantik umspannte (1600 bis 1850). Der Name geht auf das Werk „Les Nations“ von François Couperin zurück und auf dessen Konzept der goûts-réunis, das die Vereinigung der Musikstile anstrebt und schon eine Vorahnung davon enthält, dass die Kunst in Europa immer eine eigene Prägung haben würde, nämlich die des Zeitalters der Aufklärung. Die von Jordi Savall geleitete Formation Le Concert des Nations war das erste Orchester, dessen Mitglieder mehrheitlich aus romanischen (Spanien, Frankreich, Italien, Portugal) oder lateinamerikanischen Ländern kamen. Alle sind international anerkannte Spezialisten in der historisch fundierten Interpretation Alter Musik mit Originalinstrumenten. Von Anfang an stellte das Orchester seine Absicht unter Beweis, ein historisches Repertoire von großer Qualität durch Interpretationen bekannt zu machen, die zwar rigoros den ursprünglichen Geist der Werke respektieren, sie aber beim Spielen neu beleben. Beispielhaft stehen dafür die Einspielungen der Musik von Charpentier, J. S. Bach, Haydn, Mozart, Händel, Marais, Arriaga, Beethoven, Purcell, Dumanoir, Lully, Biber, Boccherini, Rameau und Vivaldi. Im Jahr 1992 debütierte Le Concert des Nations in der Operngattung mit dem Werk „Una Cosa Rara“ von Martín i Soler, aufgeführt am Théâtre des Champs-Élysées in Paris, am Gran Teatre del Liceu in Barcelona und am Auditorio Nacional in Madrid. Eine Fortsetzung fand die Arbeit im Bereich der Oper mit dem mehrfach aufgeführten „L’Orfeo“ von Claudio Monteverdi. Von dieser Aufführung existiert eine DVD (BBC-Opus Arte). 1995 interpretiert das Orchester in Montpellier eine andere Oper von Martín i Soler,


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„Il Burbero di Buon Cuore“, und im Jahr 2000 „Celos aun del Ayre matan“ von Juan Hidalgo und Calderón de la Barca, konzertant in Barcelona und Wien aufgeführt. Die letzten Produktionen waren „Farnace“ von Vivaldi, uraufgeführt im Teatro de la Zarzuela in Madrid und „Il Teuzzone“ von Vivaldi, halb-konzertant aufgeführt an der Opéra Royal von Versailles. Die umfangreiche Diskografie wurde vielfach prämiert. Besonders zu erwähnen sind der Midem Classical Award und der International Classical Music Award. Die Werke, die Platteneinspielungen und Auftritte in den wichtigsten Städten und bei den bedeutendsten Musikfestspielen der Welt haben dem Orchester den Ruf eingebracht, eine der besten Formationen für die Interpretation mit historischen Instrumenten zu sein, auch weil sie über ein weit gespanntes Repertoire unterschiedlichster Stilrichtungen verfügt, beginnend mit den ersten Kompositionen für Orchester bis hin zu Meisterwerken der Klassik und Romantik.

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Johanna Winkel, Johannes Chum, Adrian Eröd, Jochen Kupfer, Tetiana Miyus, Jan Petryka, Fidelio-Chor (Franz Herzog) styriarte Festspiel-Orchester Andrés Orozco-Estrada Kostüme: Lilli Hartmann Was für eine Geschichte! Ein Bürgerrechtler, der um die Korruption eines Amtsträgers weiß, verschwindet im Gefängnis. Und nur weil sich die Frau des Eingekerkerten unter falscher Identität ins System einschmuggelt, kann sie ihren Mann in letzter Sekunde vor einem Mordkomplott retten. Kein Wunder, dass Ludwig van Beethovens einzige Oper „Fidelio“ schon vor der Uraufführung 1805 im Theater an der Wien zunächst verboten wurde. Bis heute reißt sie durch ihre ungeheure Kraft zum Protest gegen Unrecht hin. Denn Beethoven verdichtet in ihr den menschlichen Wunsch nach Freiheit zur Hymne … Und Andrés Orozco-Estrada hat sich für diesen besonderen „Fidelio“ ein wahres Traumensemble zusammengestellt!


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