Schubertiade!

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Donnerstag, 23. Juli 2020 Helmut List Halle, 18 / 19.30 / 21 Uhr

Schubertiade!

Franz Schubert (1797–1828)

aus dem Streichquartett in G, D 887 1. Satz: Allegro molto moderato Drei Lieder aus Schuberts Privatkonzert

Die Sterne, D 939 Der Wanderer an den Mond, D 870 Fragment aus dem Aeschylus, D 450 aus dem Streichquartett in G, D 887 2. Satz: Andante con moto Drei Abendlieder für Mezzosopran und Klavier

Abendröte, D 690 Jägers Abendlied, D 368 Schlaflied, D 527 aus dem Streichquartett in G, D 887 3. Satz: Scherzo: Allegro vivace. Trio: Allegretto

Ständchen (Zögernd leise), D 920 für Mezzosopran, Frauenchor und Klavier


Stephanie Houtzeel, Mezzosopran Camerata Styria (Einstudierung: Sebastian Meixner) Florian Birsak, Hammerklavier Maria Bader-Kubizek, Violine Aki Saulière, Violine Axel Kircher, Viola Rudolf Leopold, Violoncello

Patronanz:

Dauer der Veranstaltung: ca. 60 Minuten Vorspiel: etwa 10 Minuten

Hörfunkübertragung: Freitag, 7. August 2020, 19.30 Uhr, Ö1


17.40 / 19.10 / 20.40 Uhr

Der Fußfall im Hallerschlössl

oder: Zwilchen’s mi nit so Musikalische Komödie in einem Bild (Eine Rekonstruktion von Thomas Höft)

Anselm Hüttenbrenner (1794–1868)

aus „Sprichwort-Vertonungen“ Aller Anfang ist schwer! Man muss sich strecken nach der Decken Besser ein Räuscherl als ein Fieber Im Dunkeln ist gut munkeln Ende gut, alles gut

Takanobu Kawazoe, Tenor Gyrðir Viktorsson, Tenor Marcell Krokovay, Bariton Stefan Dolinar, Bass

Im September des Jahres 1827 weilte Franz Schubert in Graz und amüsierte sich mit Freunden auf Ausflügen in die Umgebung. Unter anderem ging es hinaus ins Hallerschlössl am Ruckerlberg. Tatsächlich hat sich aus dieser Zeit ein Theaterzettel aus der Hand einer ominösen schönen Witwe erhalten, der auf ein Stück verweist, das dort gespielt wurde. Titel „Der Fußfall im Hallerschlössl, oder: Zwilchen’s mi nit so“, also übersetzt etwa: „Belästigen Sie mich nicht“. Außerdem erfahren wir, welche Rollen im Stück besetzt waren und wer sie spielte – was uns einen schönen Einblick in die Spitznamen des Schubertkreises verschafft: Pachleros und Harengos sind die Rechtsanwälte Pachler und Haring, Schilcherl ist der trinkfreudige Anselm Hüttenbrenner, und Schwammerl der kleine, füllige Franz Schubert. Mehr wissen wir nicht. Also hat sich Thomas Höft darangemacht, dieses Stück zu rekonstruieren, und dazu einige der lustigen Männerquartette benutzt, die Hüttenbrenner auf gängige österreichische Sprichwörter komponiert hat. Ob es so gewesen ist? Wer weiß …


Schubertiade!

„Schubertiade“ war für die Zeitgenossen Schuberts ein Zauberwort. Bei den Liedern des Wiener Meisters versammelten sie sich in Graz, Wien, Linz und anderen Orten zu geselligem Beisammensein in schwieriger Zeit. Wo Metternichs Spitzel jede freie Meinungsäußerung geflissentlich an die Obrigkeiten meldeten, entstanden Sehnsuchtsräume vor allem in der Musik: wortlos in der Instrumentalmusik, verschlüsselt in den Liedern. Die erste unserer beiden Schubertiaden lehnt sich an Schuberts eigenes „Privatkonzert“ von 1828 an.


Ad notam

Schuberts „Privatkonzert“ vom März 1828 Am 26. März 1828 gab Franz Schubert sein einziges „Privatkonzert“ mit ausschließlich eigenen Werken in seinem kurzen Leben. Es fand im Saal des niederösterreichischen Musikvereins Unter den Tuchlauben Nr. 558 statt und war gut besucht, denn der Termin war gut gewählt. Am Vortag hatten die Wiener bei schlechtestem Wetter Mariä Verkündigung gefeiert. Auch der 26. März war von Regen und rauem Wind gebeutelt – also ging man abends ins Theater oder ins Konzert. Da nur das Kärntnertortheater Rossinis „Donna del lago“ anbot und die Schauspiele an jenem Abend eher mittelmäßig waren, strömten viele Wienerinnen und Wiener in Schuberts Konzert. Der Reinertrag betrug 800 Gulden, bei 3 Gulden Eintrittspreis pro Ticket. Es lauschten also rund 300 Wiener den wundervollen Werken Schuberts. „Ungeheurer Beifall, gute Einnahme“ vermerkte Schuberts Freund Eduard von Bauernfeld in seinem Tagebuch. Franz von Hartmann schwärmte: „Mit Louis und Schwenke in Schuberts Konzert. Wie herrlich das war, werde ich nie vergessen.“ Einen Teil dieser Herrlichkeit wollen wir in unserer heutigen Schubertiade vermitteln. Sie enthält fünf wesentliche Programmpunkte des Schubert’schen Konzerts. Zum Ersten: „Ein neues Violinquartett, voll Geist und Originalität“, wie die „Allgemeine musikalische Zeitung“ in Leipzig bemerkte. Dabei handelte es sich um das 1826 vollendete G-Dur-Quartett D 887, ein Werk von riesenhaften Ausmaßen, von dem seinerzeit nur der erste Satz erklang. In unserer Schubertiade sind drei der vier Sätze zu hören. Waren anno 1828 alle Ausführenden im Streichquartett männlich, nämlich „die Herren Böhm, Holz, Weiß und Linke“, so spielen heute Abend die Geigerinnen Maria Bader-Kubizek und Aki Saulière mit Axel Kircher und Rudolf Leopold an Bratsche und Cello.


Zum Zweiten: „Drei Gesänge mit Begleitung des Pianoforte: Die Sterne von Leitner, Der Wanderer an den Mond von Seidl und ein Fragment aus Äschylus“. Vorgetragen wurden sie damals von dem „k. k. pensionierten Hof-Opernsänger, Herrn Vogl“. Heute Abend tritt die Wiener Mezzosopranistin Stephanie Houtzeel an seine Stelle, eine noch keineswegs pensionierte Opernsängerin der Wiener Staatsoper. Während 1828 der Komponist selbst am Pianoforte saß, übernimmt heute Florian Birsak seinen Part, und zwar an einem Hammerflügel, wie ihn auch Schubert hätte spielen können. Zum Dritten: „Ständchen von Grillparzer, Sopran-Solo und Chor“, damals vorgetragen von „Fräulein Josefine Fröhlich und den Schülerinnen des Konservatoriums“, heute Abend gesungen von Stephanie Houtzeel und den Frauenstimmen der Camerata Styria. Wieder ist Florian Birsak der Klavierbegleiter.

G-Dur-Quartett Das Frühjahr 1826 begann für Franz Schubert wenig verheißungsvoll. Mit seinem Freund Moritz von Schwind zog er hinaus in den Vorort Währing, wo Schwinds ständiger Liebeskummer und das Wetter keine Arbeitslaune aufkommen ließen: „Ich arbeite gar nichts. – Das Wetter ist hier wirklich fürchterlich, der Allerhöchste scheint uns gänzlich verlassen zu haben, es will gar keine Sonne scheinen. Man kann im Mai noch in keinem Garten sitzen. Schrecklich! Fürchterlich!! Entsetzlich!!! Für mich das Schrecklichste, was es geben kann!“ Erst als Schubert im Juni nach Wien zurückkehrte, als er dort seinen Freund Anton von Spaun begrüßen konnte und an einer Schubertiade teilnahm, kehrte die Inspiration zurück: Vom 20. bis 30. Juni 1826, in nur elf Tagen, schrieb er die Partitur des riesenhaften G-Dur-Quartetts nieder. Noch im regnerischen Mai hatte er mit der Skizze des Werkes begonnen, die aber verloren ist.


Was die Aufführung des neuen Quartetts betraf, setzte er seine Hoffnungen auf den „böhmischen Paganini“ Josef Slawjk, der damals in Wien für einiges Aufsehen sorgte. Anfang März 1827 schrieb Schubert an seinen bayerischen Komponistenfreund Franz Lachner: „Lieber Lachner, sey so gut, dem Überbringer dieses mein Quartett in G dur, Partitur sammt den ausgeschriebenen Stimmen zu übergeben, indem Slawjk mir versprach, Mittwochabend zu dir zu kommen.“ Lachners Wohnung beim Invalidenhaus auf der Wiener Landstraße wurde gelegentlich zum Konzertsaal für Kammermusikabende. Dort könnte der erst zwanzigjährige Josef Slawjk mit Wiener Streichern eine erste, private Aufführung des G-Dur-Quartetts gespielt haben, am 8. März 1827. Als der erste Satz ein Jahr später in Schuberts „Privatkonzert“ erklang, war er in der Tat für die meisten Wiener noch „neu“. Ausgeführt wurde er nun vom bewährten „Schuppanzigh-Quartett“, allerdings ohne seinen Primarius, der erkrankt war. Wie schon bei der Uraufführung des Quartetts Opus 127 von Beethoven sprang der Geiger Joseph Böhm ein. Die Verleger interessierten sich weder nach der einen, noch der andern Aufführung für dieses längste und schwierigste Schubertquartett. Vergeblich bot er es im Februar 1828 dem Schott-Verlag in Mainz an. Lieder und Klavier-Impromptus nahm man gerne vom Herrn Compositeur aus Wien, doch das Quartett blieb außen vor, mit eleganter Begründung: „Ihre Werke sind für einen Verleger alle so anziehend, dass die Wahl schwer ist.“ So kam es zur ersten öffentlichen Komplettaufführung des G-Dur-Quartetts erst am 8. Dezember 1850, ganze 22 Jahre nach Schuberts Tod. Das „Hellmesberger Quartett“ spielte im Kleinen Musikvereinssaal, und zwar drei Wochen, nachdem es das ähnlich großartige Streichquintett aus der Taufe gehoben hatte. Den meisten Musikfreunden in Wien oder auch in Graz wurden diese bedeutendste Streicherwerke Schuberts für eine ganze Generation vorenthalten. Gedruckt wurden sie beide erst 1853, das G-Dur-Quartett als Opus postumum 161.


Zur Musik Das Thema des G-Dur-Quartetts ist der Dur-Moll-Wechsel: der plötzliche Übergang von G-Dur nach g-Moll und umgekehrt. Das einleitende Allegro molto moderato (Lebhaft, sehr gemäßigt) beginnt mit einem G-Dur-Dreiklang, der in plötzlichem Crescendo in einen düsteren gMoll-Akkord umschlägt, gefolgt von martialischen punktierten Rhythmen. Das Ganze wiederholt sich in der Oberquint, bevor die Musik auf einer Fermate stehen bleibt. Der ruhig schwingende Dreivierteltakt des Satzes wird durch diesen Anfang rhythmisch so verunklart, dass man ihn kaum wahrnimmt. Erst mit dem plötzlich einsetzenden Tremolo und dem flehenden Gebet der ersten Geige nimmt man den Dreiertakt wahr. Die beiden Komponenten des Hauptthemas – der krasse Dur-MollWechsel des Anfangs und das leise, wehmütige Gebet – bilden die Pole des ganzen Satzes. Man kann ihnen Zeilen aus Schuberts Briefen und Gedichten zuordnen: „Denke dir einen Menschen, sage ich, dessen glänzendste Hoffnungen zunichte geworden sind, dem das Glück der Liebe und Freundschaft nichts bieten als höchstens Schmerz.“ Diese Briefzeile Schuberts passt zum Anfang des Quartetts: Die Hoffnungen des Dur-Dreiklangs werden vom Moll gnadenlos vernichtet. Immer wieder ereignet sich dieser symbolische Vorgang im Lauf des riesenhaften

Sonatensatzes, vor allem in den stürmischen Überleitungen mit ihrem dauernden Tremolo. Das leise, fromme Gebet dagegen erinnert an Schuberts gleichnamiges Gedicht von 1824: „Tiefer Sehnsucht heil’ges Bangen / Will in schön’re Welten langen.“ Gegenüber diesem symbolisch befrachteten, doppelten Hauptthema bleibt das Seitenthema Episode. Es ist ein schlichter Ländler in synkopischen Tanzrhythmen, über den sich allmählich zitternde Tremoli der ersten Geige legen. Auch die Durchführung wird von einem bebenden Tremolo-Abgang des Cellos eröffnet wie von bangem Zittern, bevor wieder das Gebet einsetzt. Noch zwei Mal erhebt der Mensch seine Stimme flehend zum Himmel, bis die Schicksalstöne des Hauptthemas gnadenlos über ihn hereinbrechen. In zwei erschütternden Steigerungen staut sich die Spannung des Hauptthemas auf, biegt dann aber auf einem dreigestrichenen A der ersten Violine plötzlich ins Pianissimo ab. Unvermittelt setzt die Reprise des Hauptthemas ein, das nun völlig verändert erscheint: Auf einen leisen g-Moll-Dreiklang folgt der sanft gezupfte G-Dur-Akkord. Die scharf punktierten Rhythmen sind in weiche Linien aufgelöst, das Gebet wirkt gleichsam beruhigt, fast erlöst. Auch der Ländler des Seitenthemas wird von einem neuen, selig singenden Cello-Kontrapunkt


untermalt. In den Überleitungen wie auch in der Coda tobt wieder der Kampf zwischen Dur und Moll. Am Ende behält die verzweifelte Hoffnung eines schwer erkämpften Dur die Oberhand. Das Andante con moto (Gehend, mit Bewegung) lässt auf die Klangballungen des Kopfsatzes eine Liedmelodie des Cellos folgen. Es singt seinen melancholischen e-Moll-Gesang zu einer trottenden Begleitung der übrigen Stimmen, eine Art Schubert’sches „Wanderlied“, das schon die später im Jahr 1826 begonnene „Winterreise“ vorwegnimmt. Im Juli 1826, kurz nach der Vollendung des G-Dur-Quartetts, vertonte Schubert in Währing „Hippolits Lied“ aus Gabriele Schopenhauers Roman „Gabriele“. Es ist im Duktus aus dem Andante des G-Dur-Quartetts entwickelt. Sein Text könnte als Motto für Letzteres dienen: „Lasst mich, ob ich auch still verglüh’, lasst mich nur

stille gehen. / Zürnt diesem armen Herzen nicht, / Es hat nur einen Fehl: / Treu muss es schlagen, / Bis es bricht.“ Drei Mal wird das Liedthema vorgetragen und dabei frei variiert. Dazwischen schieben sich zwei wilde Ausbrüche von Verzweiflung in punktierten Rhythmen und Tremolo-Passagen, die an den Kopfsatz erinnern. Auch der Dur-Moll-Wechsel klingt an, besonders deutlich am Ende des Satzes: Einige simple Kadenzfloskeln scheinen einen Schluss in e-Moll vorzubereiten, bevor endlich doch noch, in den letzten vier Takten, sanftes E-Dur einsetzt. Im Scherzo kehrt der Dur-Moll-Gegensatz umgekehrt wieder: Der Hauptteil ist ein gespenstisch flackerndes h-Moll-Stück aus lauter Tremoli. Im Trio kehrt die Grundtonart G-Dur zurück, als sanfter Ländler aus überirdisch schönen Klängen – ein Wiegenlied für eine kranke Seele.

Drei Nachtlieder „Wie blitzen die Sterne so hell durch die Nacht! Bin oft schon darüber vom Schlummer erwacht. Doch schelt’ ich die lichten Gebilde drum nicht, Sie üben im Stillen manch heilsame Pflicht.“ So heißt es in Schuberts Lied „Die Sterne“, D 939, komponiert im Januar 1828, wenige Monate nach seiner Rückkehr aus dem schö-


nen Graz. Dort hatte er mit seinem Freund Jenger vom 3. bis 20. September 1827 drei knappe, unvergessliche Wochen voller Musik und herzlicher Begegnungen verlebt. Mehrere Schubertiaden im Hause Pachler auf der Herrengasse und seine Akademie am 8. September im steiermärkischen Musikverein hatten ihm die Schubert-Liebe der Grazer deutlich vor Augen geführt. Er bedankte sich mit Liedern über Gedichte eines weiteren Grazers: Karl Gottfried Ritter von Leitner, geboren 1800 in Graz und dort auch 1890 verstorben. Obwohl Schubert die Gedichte des steirischen Adeligen und Juristen mit Begeisterung vertonte, lernten sich die beiden nie kennen, da Leitner bei Schuberts Grazer Aufenthalt 1827 nicht in der Stadt war. In „Die Sterne“ besang der Wiener Schubert in den Worten des Grazers Leitner das Wachen der Sterne über das Geschick des Menschen. Der Wiener Johann Gabriel Seidl schrieb 1826 für seinen Freund Schubert die Zeilen: „O glücklich wer, wohin er geht, doch auf der Heimat Boden steht!“ So heißt es im Lied „Der Wanderer an den Mond“, D 870: „Der Himmel, endlos ausgespannt, ist dein geliebtes Heimatland.“ Der Wanderer dagegen ist heimatlos, vertrieben, „unbekannt“: „Doch bin ich nirgend, ach! zu Haus.“ Damit ist nicht nur die geographische Heimat gemeint, sondern auch die Heimatlosigkeit in einer politisch entmündigten Gesellschaft. Ganz ähnlich wie in den „Sternen“ hat Schubert dieses Bild aber nicht in die tiefsten, tragischen Töne gefasst, sondern in einen „etwas bewegten“ Wanderschritt des Klaviers in g-Moll und eine süße, schöne Melodie der Singstimme. Komponiert 1826, nimmt dieses Lied die Bedeutung der Tonart g-Moll im G-Dur-Quartett schon vorweg. Dennoch wurde es in Schuberts „Privatkonzert“ kurzfristig vom Programm genommen. Johann Michael Vogl, der große Opern- und Liedtenor, sang lieber Schuberts „Fischerweise“. Es war sicher auch Vogl, der Schubert animierte, sein Fragment aus den „Eumeniden“ des Aeschylus auf das Programm des Konzerts von 1828 zu setzen. Denn hier konnte der große Glucksänger Vogl, der noch mit den Größen der Opera seria in Wien aufgetreten war,


seine Qualitäten im Rezitativ und der pathetischen Opernszene ausspielen. Komponiert wurde dieses Lied schon 1816. Die Übersetzung des Textes stammt von August Lafontaine.

Ständchen nach Grillparzer Gemeinhin kennt man Schuberts Ständchen „Zögernd, leise“ als Solo für Mezzosopran mit Männerchor und Klavierbegleitung. So hatte es Schubert im August 1827 auch zuerst vertont, damit aber den Auftrag seiner Freundin Anna Fröhlich verfehlt. Sie wollte dieses Ständchen nämlich ihrer Schwester Josephine in den Mund legen, als Geburtstagsgabe für ihre Schülerin Louise Gosmar. Am 11. August 1827 feierte man deren Geburtstag bei einer „Gardenparty“ in Döbling. Dabei sollten ausschließlich die Schülerinnen von Anna Fröhlichs Gesangsklasse am Konservatorium mitwirken. Die Geschichte von Schuberts „Fehler“ erzählte sie folgendermaßen: Schon drei Tage, nachdem sie ihm den Auftrag erteilt hatte, brachte er den fertigen Satz, „und zwar für einen Mezzosopran (für die Schwester Pepi nämlich) und für vier Männerstimmen. Da sagte ich ihm. ‚Nein, Schubert, so kann ich es nicht brauchen, denn es soll eine Ovation lediglich für Freundinnen der Gosmar sein. Sie müssen mir den Chor für Frauenstimmen machen.‘ Bald aber brachte er es mir dann für die Stimme der Pepi und den Frauenchor, wie es jetzt ist.“ In dieser Fassung hat Schubert das „Ständchen“ auch in seinem Privatkonzert aufgeführt. Josef Beheimb


Die Interpreten Stephanie Houtzeel, Messosopran Die in Kassel geborene und in den USA aufgewachsene Stephanie Houtzeel ist seit 2010 Ensemblemitglied an der Wiener Staatsoper, wo sie bisher in Rollen wie Octavian, Komponist, Miranda, Dorabella, Varvara, Orlofsky oder Jenny Hill zu erleben war. In der Spielzeit 2019/20 sang sie dort in Händels „Ariodante“, in „Hänsel und Gretel“ von Humperdinck, in Dvořáks „Rusalka“ sowie in den Wagner-Opern „Das Rheingold“, „Die Walküre“ und „Götterdämmerung“. Sie war zuletzt aber auch an der Opéra Bastille, der Komischen Oper Berlin, am Opernhaus Zürich oder bei den Bayreuther Festspielen zu erleben. Weitere Gastauftritte führten sie u. a. an die Opernhäuser in Dresden, Washington, New York City, Lyon, nach Israel, ans Theater an der Wien, an die Royal Danish Opera oder an die Oper Graz sowie zu den Salzburger Festspielen. Seitdem sie nach dem Studium in New York die erste Gewinnerin des „Juilliard Vocal Arts Recital Debut Awards“ und Laureatin beim Königin-Elisabeth-Wettbewerb war, ist Stephanie Houtzeel auch im Lied- und Konzertbereich international tätig und trat in den berühmten Konzertsälen auf. Und ihre Stimme ist auf mehrere Soloalben gepresst: „Nostalgia“ (Capriccio), in „Armide“ von Lully (Naxos) und in Suppés „Fatinitza“ (CPO), die Alt-Solos in Mozarts Requiem mit Teodor Currentzis (Alpha) sowie Solo-Kantaten von Händel (Raumklang).


Camerata Styria Die „Camerata Styria“ wurde im Jahr 2020 gegründet und setzt sich zu großen Teilen aus ehemaligen Sängerinnen und Sängern des steirischen Landesjugendchores Cantanima zusammen. Ziel des Ensembles ist es, auf projektorientierter Basis qualitativ hochwertige Chormusik zu erarbeiten und den Chorsängerinnen und -sängern die Möglichkeit zu bieten, nach dem Abschied aus dem Landesjugendchor weiterhin auf hohem Niveau musizieren zu können.

Sebastian Meixner, Einstudierung Sebastian Meixner begann seine musikalische Ausbildung mit sechs Jahren an der Blockflöte und wechselte mit acht ans Grazer J.-J.-Fux-Konservatorium zum Klavier. 2013 schloss er sein Lehramtsstudium für Musikerziehung/Informatik (Kunstuniversität bzw. TU Graz) mit Auszeichnung ab. Ab 2010 studierte er außerdem Dirigieren (Schwerpunkt Chor) an der KUG bei Johannes Prinz; weitere Erfahrungen sammelte er bei Meisterkursen bei Alois Glaßner und Robert Sund sowie in Workshops mit Gunnar Eriksson und Ragnar Rasmussen. Als Chorleiter ist er in dem von ihm 2006 mitgegründeten Jugendchor „nota bene“ tätig. 2014 übernahm er die Leitung von Cantanima, mit dem er Preise auf nationaler und internationaler Ebene errang. Als Sänger in renommierten Ensembles und Chören absolvierte Sebastian Meixner zahlreiche Auftritte in Österreich, Deutschland, Schweiz, Italien, Spanien sowie auf den Philippinen und China. Er ist bei Workshops, Singwochen, Lehrer- und Chorleiterfortbildungen im Bereich der Chormusik tätig.


Florian Birsak, Hammerklavier Florian Birsak verschrieb sich von Kindheit an der Alten Musik. Seine musikalische Ausbildung genoss er zuerst in seiner Geburtsstadt Salzburg, später auch in der Musikhochschule München. Prägende Persönlichkeiten seiner künstlerischen Reifung sind Lars Ulrik Mortensen, Liselotte Brändle, Kenneth Gilbert, Nikolaus Harnoncourt und Anthony Spiri. International preisgekrönt, erhielt er 2003 zusammen mit der Cellistin Isolde Hayer den August-Everding Preis der Konzertgesellschaft München. Er ist in der Funktion des Continuospielers gern gesehener Gast in Klangkörpern wie der Camerata Salzburg, der Münchener Hofkapelle, dem Chamber Orchestra of Europe, dem Mahler Chamber Orchestra, dem L’Orfeo Barockorchester, Armonico Tributo, dem Oman Consort, dem Balthasar Neumann Ensemble oder dem Concentus Musicus Wien und vielen anderen. 2013 wurde Florian Birsak als Cembaloprofessor an das Mozarteum Salzburg berufen, darüber hinaus leitet und initiierte er die Akademie „Innsbruck Barock“, die seit 2014 Meisterkurse und Workshops für historische Aufführungspraxis anbietet.

Maria Bader-Kubizek, Violine Maria studierte Violine in Wien, Salzburg und London und wurde musikalisch besonders geprägt von Sándor Végh und Nikolaus Harnoncourt. Mit Letzterem verbanden sie fast drei Jahrzehnte Zusammenarbeit, sowohl in seinem Concentus Musicus als auch mit dem Chamber Orchestra of Europe. Als Konzertmeisterin und Solistin war und ist Maria seit vielen Jahren mit den unterschiedlichsten Orchestern und Formationen tätig (Haydn Akademie


Eisenstadt, Capella Czestochoviensis für Alte Musik in Polen, Kammerorchester Basel, Kölner Akademie, Ensemble recreationBAROCK in Graz, Il Concerto Viennese u. v. a.), in jüngerer Zeit auch vermehrt als Ensembleleiterin. Die Geigerin liebt Projekte, die über den normalen, manchmal allzu verstaubten Konzertbetrieb hinausgehen, beispielsweise gemeinsam mit dem argentinischen Straßenkünstler, Regisseur und Clown Adrian Schvarzstein oder dem Dramaturgen Thomas Höft. In den letzten Jahren hat sie sich mehr und mehr für die Schnittstelle von Kunst und Heilkunst interessiert und ein neues Prinzip der Klangkommunikation ins Leben gerufen, mit dem sie dazu beiträgt, über Musik einen verständnisvollen Zugang zu Kindern zu schaffen, die verbal nicht erreichbar sind.

Aki Saulière, Violine Die Leidenschaft für Kammermusik hat die französisch-japanische Geigerin Aki Saulière in ein Leben geführt mit häufigen Auftritten in großen Sälen und Festivals in ganz Europa und Asien. Nach ihrem Studium in London, Salzburg und Berlin (zu ihren wichtigsten Lehrern zählen David Takeno, Yuko Mori, Ferenc Rados und György Kurtág) kehrte sie 2000 nach Frankreich zurück, um mit Renaud und Gautier Capuçon das Capuçon-Quartett zu gründen, mit dem sie weltweit auftritt. Als künstlerische Leiterin von La Loingtaine organisiert Aki Konzerte und Meisterkurse, und sie tritt in verschiedenen Formationen auf. Als engagierte Lehrerin unterrichtet sie gemeinsam mit Jean-Pierre Wallez an der Schola Cantorum in Paris, reist für Meisterkurse nach Japan und leitet gemeinsam mit ihrer Tante, der Geigerin Yuko Mori, die La Loingtaine Summer Academy.


Als Mitglied des Chamber Orchestra of Europe tritt und trat sie unter den Batons von Harnoncourt, Abbado, Haitink, Berglund und Blomstedt auf und die Arbeit an historischen Instrumenten führte zu Projekten mit The English Baroque Soloists, L’Orchestre des Champs Elysées und Le Concert Astrée unter Gardiner, Herreweghe und Haïm.

Axel Kircher, Viola Geboren in Klagenfurt, studierte Axel Kircher bei Siegfried Führlinger in Wien, Gunter Teuffel in Stuttgart und Gerard Caussé in Paris sowie Kammermusik beim Melos Quartett und bei Erich Höbarth. Als Solist und Kammermusiker trat er in den meisten großen Konzerthäusern Österreichs auf. Auch bei den Wiener Festwochen, der Mozartwoche Salzburg, der styriarte Graz, dem Brucknerfest Linz, dem Carinthischer Sommer, dem Verbier-Festival, den Schwetzinger Festspielen, dem Festival d’Automne Paris, dem Printemps des Arts Monte Carlo war er vertreten. Tourneen führten ihn durch Europa und nach Übersee. Axel Kircher ist Gastmusiker der Berliner Philharmoniker, im Orchester der Wiener Staatsoper, der Wiener Symphoniker, des RSO Wien, des Klangforum Wien, der Camerata Salzburg … Umfangreiche Erfahrung hat er im Bereich der historischen Auffüh-


rungspraxis mit barock bzw. klassisch eingerichtetem Instrumentarium. Er ist seit 2007 Bra­t­schist im Kreisler Trio Wien und spielt auf einer Viola von Albrecht Löbner, 2017.

Rudolf Leopold, Violoncello Rudolf Leopold gilt als einer der vielseitigsten Musiker Österreichs. Geboren und aufgewachsen in Wien, studierte er an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst Cello, daneben Klavier und Komposition. Bald nach seinem Studienabschluss begann er dort Kammermusik zu unterrichten, seit 1990 ist er Professor für Violoncello an der Kunstuniversität Graz. Bekannt wurde Rudolf Leopold als Mitglied des Franz Schubert Quartetts, 1979 gründete er das Wiener Streichsextett. Mit diesem Ensemble nahm er zahlreiche CDs für EMI und Pan Classics auf und schrieb auch eine Menge Arrangements, die zum Teil eingespielt und verlegt wurden. Mit der Aufführungspraxis barocker Musik hat sich Rudolf Leopold seit seiner Jugend beschäftigt; er wirkt bis heute in dem von Nikolaus Harnoncourt gegründeten Concentus Musicus Wien als Solocellist mit. Ihm verdankt er wichtige Anregungen. 2006 gründete er sein eigenes Ensemble „Il Concerto Viennese“. Rudolf Leopold spielt auf einem italienischen Cello aus dem Jahre 1679, dessen Boden von Andrea Guarneri stammt.

Takanobu Kawazoe, Tenor Den Beginn seiner internationalen Gesangskarriere machte der in Kagawa, Japan, geborene Tenor an der Kunstuniversität in Tokyo. Danach verlegte er seinen Lebensmittelpunkt nach Wien und


studierte an der Universität für Musik und darstellende Kunst bei Marjana Lipovšek Lied und Oratorium. Seit 2013/14 ist er aktives Mitglied bei mehreren renommierten Chören wie zum Beispiel der Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor bei den Salzburger Festspielen oder dem Arnold Schoenberg Chor, mit dem er unter anderem mit Niko­laus Harnoncourt, Daniel Harding und Cornelius Meister arbeitete. Unter der Leitung von Philippe Jordan sang er den falschen Zeugen aus Bachs Matthäuspassion mit den Wiener Symphonikern im Wiener Konzert­haus.

Gyrðir Viktorsson, Tenor Der isländische Tenor Gyrðir Viktorsson wurde in Reykjavík geboren und erhielt dort seine erste Musikausbildung. Die erste Stimmausbildung bekam er an der Gesangsschule in Reykjavík. Seit 2015 lebt er in Wien und absolviert an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien sein Gesangstudium in der Klasse von Karlheinz Hanser. Und er ist Sänger in Erwin Ortners Arnold Schoenberg Chor.

Marcell Krokovay, Bariton Der Ungar studierte zuerst Architektur in Budapest, fand währenddessen aber zum Gesang und machte 2013 seinen Abschluss an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Das Mitglied des Arnold Schoenberg Chores


stand bereits bei mehrfachen Opern-Produktionen (Rossini, Haydn, Mozart, Strauss, von Einem) als Solist auf der Bühne. Im Konzertbereich war er in Budapest in zahlreichen Bach-Kantaten zu hören, in Bachs Johannespassion, und er singt regelmäßig bei fest­lichen Hochämtern in Wien und Niederösterreich, trat aber auch im Carinthischen Sommer und bei den Harnoncourt-Tagen in St. Georgen im Attergau auf. Im Mai 2018 gab er das Baritonsolo bei der Uraufführung von Wolfram Wagners Te Deum.

Stefan Dolinar, Bass Stefan Dolinar wurde in Graz geboren und studierte am dortigen J.-J.-Fux-Konservatorium, an der Bruckner Privatuniversität Linz und am Diözesankonservatorium für Kirchenmusik Wien im Studienzweig Lied-Messe-Oratorium. Er ist Mitglied des Arnold Schoenberg Chores, des Extrachores der Wiener Staatsoper, der Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor und der Wiener Dommusik und sang schon in vielen renommierten Opern- und Konzerthäusern. Ab September 2020 ist er festes Mitglied im Chor der Oper Graz.


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