The Golden Age Show

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Samstag, 6. Juli 2019, 20 Uhr Helmut List Halle

The Golden Age Show

PROLOG Ovid (43 v. Chr.–ca. 17 n. Chr.)

Metamorphosen I, Proömium Metamorphosen I, 89-93

Antonio Vivaldi (1678–1741)

Ciaccona, RV 114 Antonio Vivaldi

La speranza verdeggiando Arie der Ersilla aus „Orlando finto pazzo“, RV 727 Johann Pachelbel (1653–1706)

Canone per tre Antonio Vivaldi

Gelido in ogni vena Arie des Farnace aus „Farnace“, RV 711 (Venedig, 1727) Johann Sebastian Bach (1685–1750)

Largo aus Cembalokonzert in f, BWV 1056


Georg Friedrich Händel (1685–1759)

Hush, ye pretty warbling choirs! Arie der Galatea aus „Acis and Galatea“, HWV 49 (London, 1718)

Marco Uccellini (1603–1680)

Aria Quinta: Sopra la Bergamasca aus „Sonate, Arie et Correnti“ (Venedig, 1642) Georg Friedrich Händel

Felicissima quest’ alma Arie der Dafne aus „Apollo e Dafne“, HWV 122 (Venedig, ca. 1710) Antonio Vivaldi

La folia in d, op. 1 Nr. 12, RV 63 aus „Suonate da camera a tre: Due Violini e Violone o Cembalo“ (Amsterdam, ca. 1715) Georg Friedrich Händel

Tu del ciel ministro eletto Arie der Bellezza aus „Il Trionfo del Tempo e del Disinganno“, HWV 71 Antonio Vivaldi

Concerto per Flautino in G, RV 443 (Allegro) Largo Allegro molto


Antonio Vivaldi

Destin avaro Arie des Morasto aus „La fida ninfa“, RV 714

Gemma Bertagnolli, Sopran Fetish Baroque: Mónica Waisman, Barockvioline 1 Raffaele Nicoletti, Barockvioline 2 Gunda Hagmüller, Barockviola & Barockvioline 3 Nicholas Verhoeven, Barockcello Georg Kroneis, Viola da gamba & Violone Igor Davidovics, Barockgitarre & Theorbe Michael Hell, Cembalo & Blockflöte Musikalische Leitung: Michael Hell Künstlerische Leitung: Georg Kroneis SHAD Performance, Tanz & Performance Andrea Mühlbacher, Performance Bodypainting, Kostüm und Bühnenbild: Birgit Mörtl Assistenz: Maria Koblhirt

Konzertdauer: Erster Teil: ca. 40 Minuten Pause: ca. 30 Minuten Zweiter Teil: ca. 45 Minuten


Nach der Show erliegen wir dem wilden Rausch dionysischer Klänge und suchen den sinnlichen Olymp in elektronischer Ekstase.

Dionysos Clubbing – Part 1 22:00–02:00 Uhr im Foyer

DJ Martin Freudentanz Wer ab 02:00 weiterfeiern möchte, kann das bei freiem Eintritt hier tun:

Dionysos-Clubbing – Part 2 02:00–06:00 Uhr im CAGE Graz, Rebengasse 1

Pete van Weed (Cloud Niné) Sensaton (Tanz der Moleküle) Martin Freudentanz (Freudentanz)


The Golden Age Show

Heute kommt so einiges zusammen: Ovids Metamorphosen waren eine wahre Fund­ grube für die Künstler des Barock. Immer neue Opern wurden über seine Geschich­ ten geschrieben, immer abenteuerlichere Ausstattungen begeisterten das Publikum. Das Ensemble Fetish Baroque um den Gam­ bisten Georg Kroneis holt alles das in die Gegenwart. Die traumhaften Märchenge­ schichten und die kunstvollen Dekoratio­ nen, allerdings ganz im Gewand der Gegen­ wart: gestaltet von der mehrfachen Welt­meisterin im Bodypainting Birgit Mörtl.


Ad notam Die Oper als schrille Show Wir dürfen uns die echte Barockoper durchaus als schrille Show vorstellen. Es gab Szenenapplaus nach besonders gelungenen Kadenzen in die Arien hinein … und oft genug waren die Claqueure bezahlt – wie auch die Buh-Rufer, die unliebsame Konkurrenten unter den Komponisten, Sängerinnen oder Musikern schlecht machen sollten. Während der Vorstellung wurden Erfrischungen gereicht, die man besonders in unwichtigen Szenen genüsslich konsumierte, während in den Logen sogar anderen fleischlichen Genüssen leidenschaftlich gefrönt wurde. In den Foyers konnte man sein Geld beim Glücksspiel verlieren, und natürlich schaute man sich eine Oper öfter an, denn ständig improvisierten die Primadonnen und Kastraten überraschende Veränderungen. Man musste ja nicht die ganze Zeit zuhören, man konnte hinein- und hinausgehen, da im Parkett ohnehin keine Stühle standen, auf denen man saß. Dort stand man beieinander und tauschte sich über die Neuigkeiten des Tages oder die Qualität der Aufführung aus. Kein Wunder also, dass man in einer solchen Atmosphäre als Künstler einiges auffahren musste, um Aufmerksamkeit zu erlan­ gen. Die Kostüme waren abenteuerlich schön, und ständig zogen sich die Primadonnen um. Dazu kamen herrliche Kulissen, die Effekte der Bühnenmaschinerie und natürlich vor allem die Kraft der Musik. Alles war darauf gerichtet, Eindruck zu schinden. Die geläufigen Gurgeln der Stars ließen die faszinierendsten Kolora­ turen perlen oder die traurigsten Lamenti erklingen, und das Publikum liebte sie dafür. Da konnte ein Komponist noch so berühmt sein oder ein Orchester brillant, die Sänger standen im Mittelpunkt. Sie verdienten mit Abstand das meiste Honorar (ein Grund, warum Händel sein eigenes Theater eröffnete – denn nur als Veranstalter


konnte er hoffen, wirklich auf seine Kosten zu kommen), und sie füllten die Säle. Eine Primadonna oder ein Primo Uomo (das männliche Pendant) konnten ein Vermögen mit ihrer Kunst machen, und selbst ge­ krönte Häupter vergötterten die großen Stimmen geradezu. Man hat das damals noch nicht so genannt, aber die Mechanismen waren genau dieselben: Die großen Stars wurden zum Fetisch. Dieser Begriff ist für heute Abend durchaus zentral, das Ensemble Fetish Baroque trägt ihn sogar im Namen, und deshalb soll er hier in einem Exkurs einmal kurz erläutert werden.

Der Fetisch Stimmen können eine magische Anziehung ausüben. Es gibt Men­ schen, die so begeistert von Sängern sind, dass sie ihnen fast ihre ganze Freizeit widmen. Maria Callas wurde so umschwärmt und gefeiert, Enrico Caruso brachte die Herzen zum Schmelzen, und Stars wie Elvis oder die Beatles rissen junge Menschen sogar zu hysterischen Schreikrämpfen hin. Dass in all diesen Fällen Erotik eine Rolle spielt, ist mehr als augenfällig. Und hier kommt in der Psychologie der Begriff des Fetischs ins Spiel. Ursprünglich be­ zeichnete er in der frühen Anthropologie Objekte, die von Menschen angebetet werden, Statuen oder Masken, heilige Steine oder Schreine. Weil alle monotheistischen Religionen das Anbeten von Dingen ablehnen, schwingt im Fetischbegriff jedoch eine negative Konnotation mit. Ein abstrakter Gott scheint einem dinglichen deutlich überlegen, und in derselben Argumentation warfen später die Lutheraner den Katholiken das Anbeten von Reliquien als primitiv vor, während gläubige Muslime überhaupt die ganze christliche Darstellungstradition als primitiv abtun. Der Fetisch hat also keinen guten Stand in der theologischen Dis­ kussion, und auch in vielen anderen Zusammenhängen wird die menschliche Anhänglichkeit an Dinge verunglimpft: Marxisten und Konsumkritiker finden die Bedeutung, die dem Geld im Kapi­


talismus zugewiesen wird, verdammenswert, Umweltschützer kritisieren den Fetisch der Mobilität in unserer Gesellschaft, und fast die gesamte Bildungsbürgerschicht findet die Feier der Äußerlichkeit, der auf Instagram oder anderen Social Media Por­ talen scheinbar gehuldigt wird, grundfalsch. Psychologen und Kulturwissenschaftler hingegen versuchen, den Begriff des Fetischs zu rehabilitieren. Denn tatsächlich haben in allen Kulturen Menschen ihr Herz an Dinge und Eigenschaften gehängt. Die Triebkraft, die zum Beispiel Leder oder bestimmte andere Stoffe bei einigen Menschen auslösen, ist geradezu unbän­ dig. Und wer einmal begonnen hat, mit Leidenschaft etwas zu sammeln, wird von den Gefühlen berichten können, welche Lust es freisetzt, der fehlenden Münze, Briefmarke, Skulptur oder was auch immer nachzujagen. Stimmen können uns um den Verstand bringen – die Sirenen in der Sage von Odysseus sind ein wunder­ schönes Bild dafür – auch Körperformen, Beine, Füße, Haare kön­ nen Begehren entfachen. Der Kulturwissenschaftler Hartmut Böhme plädiert dafür, dass wir uns nicht länger zum Gefangenen der Religionen und des kolonialen 19. Jahrhunderts machen, indem wir Objektliebe und Fetisch ausgrenzen und verächtlich machen. Ganz im Gegenteil, wir sollten die Macht der Dinge anerkennen: „Dinge tun etwas mit den Menschen. Und je dichter das Netz der Dinge ist, das die Menschen umgibt, umso eher stellt sich eine unheimliche Erfahrung ein: nämlich im Zentrum eines ungeheu­ ren Energiefeldes zu stehen, das die Subjektform determiniert.“ Besser kann man wahrscheinlich nicht auf den Punkt bringen, was die Zeit des Barock ausmachte. Sicher war keine Periode der Kunst­ geschichte dermaßen mit Dingen vollgestellt wie das Barock. Und sicher ist keine Kunstgattung dem Fetisch näher als die Barockoper. Wo aber liegt der Bezug des Fetischs zu den Metamorphosen des Ovid? Ganz einfach: Die Verwandlungen, die der antike Poet erzählt, sind geradezu der Inbegriff des Prozesses der Fetischisierung. Wenn Daphne sich vor Apollons Begehren nur retten kann, indem


sie sich in einen Lorbeerbaum verwandelt, dann wird sie als Baum zum Objekt seiner Begierde. Deshalb schneidet sich der Gott einen Zweig herunter und trägt ihn seitdem als Lorbeerkranz um den Kopf.

Das goldene Zeitalter – Die Handlung Die Show beginnt mit dem berühmten Proömium aus Ovids Metamorphosen, die dem Abend auch den Namen schenken. Ursprünglich, so erzählt uns der Poet, war die Welt nämlich völlig in Ordnung. Im sogenannten „Goldenen Zeitalter“ waren die Menschen glücklich und zufrieden, es gab keine Kriege, niemand musste Hunger leiden und alles schien perfekt. Seitdem allerdings geht alles bergab. Gewalt, Not und Elend schleichen sich in die Geschichte, aber immer noch sehnen wir uns alle danach, dass irgendwann das paradiesische Zeitalter wiederkehrt. Ovid selbst meinte, es in der Herrschaft des Kaisers Augustus wiedergefunden zu haben. Aber der belehrte ihn eines Besseren und verbannte den Dichter ins Exil. Vivaldis Ciacona führt uns darauf in die Welt der glücklich machen­ den Bassfigur. Eine Ciacona ist eine tänzerische Variation über einen gleichbleibenden Bass, die auf der barocken Bühne überaus beliebt war. Meist schließt sie einen Akt oder gar eine ganze Oper ab, denn sie verkörpert den Gedanken des Happy Ends wie kaum etwas anderes. Mag sich die Musik noch so dramatisch entwickeln, mögen sich die Themen noch so traurig eintrüben, am Ende gewinnt immer die Zuversicht darüber, dass sich die Welt weiterdreht und irgendwie alles wieder ins Lot kommen kann. Das gilt allerdings nicht für die Zauberin Ersilla, der wir in der Arie La speranza verdeggiando aus der Oper „Orlando finto pazzo“ begegnen. Ersilla will den Helden Orlando verzaubern und ruft dazu die Geister der Unterwelt zur Hilfe. Noch ist sie sich sicher, dass sie mit seinen heimlich abgeschnittenen Haaren Gewalt über den Mann hat, was sie in lockenden Koloraturen tückisch schmei-


chelnd ausplaudert. Doch das wird sich später als Täuschung he­ rausstellen und Ersilla muss mitsamt ihrem Zauberhain untergehen. Zu einem Barockabend mit Showcharakter gehören unbedingt auch einige der „Greatest Hits“ der Zeit. Und Pachelbels Kanon ist unbestritten einer der größten davon. Das einfache Trio des Nürn­ berger Komponisten, das eine geradezu magische Sogwirkung entfaltet, entstand vermutlich für die Hochzeit von Johann Chris­ toph Bach, dem älteren Bruder von Johann Sebastian Bach, im Oktober des Jahres 1694. Nicht immer schlagen die großen Barockarien mit virtuoser Schnel­ ligkeit in den Bann. Antonio Vivaldi, obschon ein Meister des Prestos, kann auch ganz anders, wie er in der Arie „Gelido in ogni vena“ aus der Oper „Farnace“ beweist. Hier glaubt der Titelheld, dem Geist seines vermeintlich toten Sohnes zu begegnen. Er hat­ te nämlich seiner Frau nach einer Niederlage in der Schlacht be­ fohlen, sich selbst und das Kind zu töten. Der König spürt, wie die Kälte in seinen Körper kriecht und ihn selbst in eine erstarrte, machtlose Hülle verwandelt. Vivaldi zeichnet diesen emotionalen Ausnahmezustand mit stockenden, zitternden, absteigenden Streicherfiguren und immer wieder fatalistisch zuschlagenden Bassnoten. Eine ganz und gar erschütternde Szene. Von den sieben erhaltenen Cembalokonzerten Johann Sebastian Bachs ist das Konzert in f-Moll BWV 1056 das kürzeste. Bach spielte sie in den wöchentlichen Auftritten im Café Zimmermann, zusammen mit seinem Collegium musicum, einem Ensemble, in dem seine besten Studenten zusammen mit Profis musizierten. Wahr­ scheinlich hat er ein Violinkonzert als Vorlage für die beiden schnellen Ecksätze benutzt. Das herrliche Largo, das Michael Hell heute spielt, muss aber eine andere, heute unbekannte Vorlage ge­ habt haben. Auf jeden Fall hat Bach diesen besonders ausdrucks­ vollen Satz sehr geliebt, denn später benutzte er ihn als Sinfo­nia in seiner Kantate „Ich steh mit einem Fuß im Grabe“. Auch daraus wird deutlich, dass Melancholie der Grundgestus des Stückes ist.


Ganz anders geht es im letzten Stück vor der Pause zu. In Georg Friedrich Händels „Hush, ye pretty warbling choirs!“ aus der Oper „Acis and Galatea“ liefert sich die Nymphe Galathea ein veritables Koloraturgefecht mit der Blockflöte. Die Flöte verkörpert hier einen Schwarm geschwätziger Vögel, von denen Galathea mehr und mehr genervt ist. Schließlich will sie ihren Geliebten Acis wiedersehen – was leider später tragisch endet, wie uns Ovid verrät. Aber noch ist alles nur Necken und Spaß. Händel zeichnet in überwältigender Virtuosität, wie sich Sängerin und Instrument gegenseitig zu Höchstleistung anstacheln, dass es eine wahre Freude ist. In Marco Uccellinis „Aria Sopra la Bergamasca“ geht es nach der Pause beschwingt weiter. Die Bergamasca ist ein volkstümlicher Tanz aus der Gegend um die norditalienische Stadt Bergamo, und Uccellini lässt die entzückende Melodie mit Ohrwurmqualität von den Oberstimmen zu einem ganz einfachen Bass in zahllosen Wiederholungen variieren. Nicht nur Johann Joseph Fux hat die tragische Geschichte von Ovids Daphne vertont, sondern auch Georg Friedrich Händel. In dessen Oper „Apollo e Dafne“ ist die Nymphe eine freiheitsliebende, sehr selbstständige junge Frau, wie sich in der Arie „Felicissima quest’ alma“ zeigt. Sie berichtet freimütig, dass sie es rundheraus ablehnt, ihr Herz an jemanden zu verschenken, weil es sich ungebunden so viel besser lebt. Händel verleiht diesen Worten die ganze Über­ zeugungskraft seiner Kunst. Hier ist nichts Ironie – umso härter wird später das Schicksal zuschlagen. Das Wort „Folia“ kommt aus dem Portugiesischen und meint eine lärmende Lustbarkeit, einen Rummel. Im Italienischen wurde das später mit Wahnsinn gleichgesetzt, und auch das Französische kennt „la follie“ als Torheit. Der Tanz mit demselben Namen wird zum ersten Mal von Sebastián de Covarrubias im Jahre 1611 in seinem Lexikon beschrieben, als laut und mit dem Tamburin und anderen Instrumenten aufzuführen. Er berichtet: „Einige verklei­


dete Träger tragen einige als Jungfrauen angezogene Jungen auf den Schultern. Der Lärm ist so groß und die Musik so schnell, dass es den Anschein hat, als wären sowohl die Männer als auch die Jungen verrückt.“ Die unverkennbare Grundfigur der Follia erobert daraufhin Europa wie im Rausch. Ekstase und Entgrenzung verleiht auch Antonio Vivaldi diesem Tanz, indem er die Grundmelodie in hochemotionale Variationen kleidet, bei denen sich die Geigen geradezu Gefechte liefern. Aus diesem Toben führt Georg Friedrich Händels „Tu del ciel mi­ nistro eletto“, die herrliche Arie der Schönheit aus dem Oratorium „Il Trionfo del Tempo e del Disinganno“, in himmlische Regionen. Hier sieht die gefallsüchtige Bellezza ein, dass ihr Streben nach Äußerlichkeit doch nur vergänglich ist und bittet um Vergebung. Antonio Vivaldis Concerto per Flautino in G-Dur ist eines der wunderbar virtuosen Prunkstücke aus der Konzertfabrik des Venezianers, der aus der kleinen Flöte alles herausholt, vom Seesturm über ein sehnsüchtiges Siciliano bis zum funkelnden Kehraus. Und Antonio Vivaldi setzt auch der Show ein Ende, und zwar mit der Arie des Morasto „Destin avaro“ aus „La fida ninfa“. Diese Oper gehört zu Vivaldis Meisterwerken, obwohl das Libretto selbst für barocke Verhältnisse extrem verworren und bizarr ist. Aber der Komponist schlägt virtuose Funken mit ironischen Brechungen aus der kruden Story, die auf der Insel Naxos mit Piraten und Nymphen spielt, die sich ständig begehren, verraten und verwech­ seln. Göttermutter Juno veranstaltet dort ein Experiment, indem sie ein lange getrenntes Paar wieder vereint. Und der glückliche Morasto, der eigentlich ganz anders heißt, kann es gar nicht glau­ ben. So würzt Vivaldi dessen Bravourarie mit einigen dramatisch eingefärbten Harmonien, bis das Glück wirklich nicht mehr von der Hand zu weisen ist. Thomas Höft


Die Interpreten

Gemma Bertagnolli, Sopran Geboren in Bozen, begann Gemma Bertagnolli ihre Karriere schon sehr jung am Konservatorium ihrer Heimatstadt. Die Absolventin zahlreicher Meisterkurse ist vielfache Preis­ trägerin nationaler und internationaler Wettbewerbe, darunter des Fran­ cesco Viñas Sonderpreis für die beste Mozart-Interpretation. Ihre Laufbahn führte sie auf die großen Bühnen und zu den be­ deutenden Festivals weltweit, von den Salzburger Festspielen bis zum Théâtre des Champs Elysées in Paris oder dem Amsterdamer Concertgebouw. Freilich arbeitete sie auf diesen Stationen mit den berühmtesten Dirigenten zusamman: Giovanni Antonini, Alfredo Bernardini, Fabio Biondi, René Jacobs, Ton Koopman, Trevor Pinnock u. v. a. Neben einem sehr großen Konzertrepertoire, das von Bach, Hän­ del, Pergolesi über Mozarts geistliche Musik bis zu Beethovens Neunter Symphonie sowie der zweiten und vierten Symphonie von Mahler reicht, umfasst ihr Opernrepertoire die Rollen von Sophie (Rosenkavalier), Pamina (Zauberflöte) oder Susanna (Le Nozze die Figaro), und sie bringt als wichtige Interpretin speziell der italienischen Barockmusik das Blut der Zuhörerinnen und Zuhörer von der Mailänder Scala bis in die Konzertsäle Tokios mit ihrem italienischen Temperament und Verve in Wallung. Auch in ihren CD-Einspielungen nimmt die barocke Musik den wichtigs­ ten Platz ein.


Neben ihrer Gesangskarriere engagiert sich Gemma Bertagnolli als UNICEF-Botschafterin.

Fetish Baroque Fetish Baroque holt die Alte Musik ins neue Jahrtausend und ver­ wendet alles, was das 21. Jahrhundert an Möglichkeiten bietet: Lichttechnik, Tontechnik, Nebelmaschinen, Pole-Stangen, Kostü­ me, Bodypainting, Diskokugeln und Darmsaiten, Barockbögen, Triller und Theorben. Die Musikerinnen und Musiker aus den europäischen Metropolen Barcelona, Palermo, Paris, Köln, Wien und Graz haben Lust auf eine historisch informierte Herangehensweise an die Inhalte der Mu­ sik: Sie weinen mit Galatea um ihren Acis, verwandeln Dafne in einen Lorbeerbaum und steigen mit Ersilla in den Himmel – den Antigravitationsstrahler hat das Ensemble allerdings noch nicht gefunden. Der ersten Produk­ tion „The Greatest Hits“ wurde auf der Volksbühne in Köln unter den Augen und Ohren von WDRTonart, RTL-Fernsehen, Kölner Rundschau, Frankfurter Allgemeine u. v. m. mit tosenden Standing Ovations begegnet. Der Star der zweiten Produktion „The Golden Age“ ist Koloratursopran Gemma Bertagnolli. Fetish Baroque präsentieren ihre Kunst endlich auch einer neuen Generation, die mehr will als das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker über ORF 2, Alla-Turca-Klingeltöne am Handy und Youtube-Mönche, die Händels Halleluja-Text in die Luft halten.


Michael Hell, Cembalo, Blockflöte & musikalische Leitung Michael Hell übt seit Abschluss seiner Studien eine rege Konzert­ tätigkeit als Solist, Kammer- und Orchestermusiker aus. Konzert­ reisen führten ihn in viele Länder Europas, nach Japan, Israel, Kolumbien und in die USA. Regelmäßig gastiert er mit dem Ensemble La Fenice unter Leitung von Jean Tubéry. Sein besonderes Interesse gilt der Kam­ mer- und Vokalmusik. Neben der Arbeit mit seinen Ensembles Aus­ trian Baroque Connection und Musicke’s Pleasure Garden wid­ met er sich vermehrt auch der barocken Oper, die er als Conti­ nuist, musikalischer Leiter oder Blockflötist aus verschiedenen Per­ spektiven kennt. Seit 2010 leitet er zu­ sammen mit der Barockgeigerin Lucia Froihofer in künstlerischer Doppeldirektion das Barockorchester Neue Hofkapelle Graz. Seit Oktober 2005 unterrichtet Michael Hell an der KUG in Graz Blockflöte, Cembalo, Generalbass und Lehrpraxis, seit 2011 ist er dort Universitätsprofessor für Cembalo. Er ist regelmäßig Dozent auf Sommerakademien und Meisterkursen.

Georg Kroneis, Viola da gamba, Violone & künstlerische Leitung Nach seiner Ausbildung zum Diplomingenieur für Elektrotechnik und Biomedizinische Technik hat Georg Kroneis 2011 das künst­ lerische und 2012 das pädagogische Bachelor-Studium in Viola da gamba an der Bruckner-Privatuniversität Linz bei Claire Pottinger mit Auszeichnung abgeschlossen. Er hat sich hauptsächlich in


historische Quellen zur Aufführungspraxis vertieft und erhielt Unterricht in Barockcello bei Herwig Tachezi. Darüber hinaus besuchte er Meisterkurse bei führenden europäischen Koryphä­ en wie Gerhart Darmstadt, Michi Gaigg, Vittorio Ghielmi, Susanne Scholz, Lars Ulrik Mor­ tensen, Maria Vahervuo und Anne Smith. 2012 hat er zudem seine Ausbildung zum Feldenkrais-Pä­ dagogen abgeschlossen. Georg hat die Austrian Baroque Connection gegründet. Als Or­ chester- und Kammermusiker trat er bisher bei der styriarte, im Carin­ thischen Sommer, den Innsbrucker Fest­ wochen und den Echi Lontani in Sardinien auf. Er ist festes Ensemble­ mitglied der Neuen Hofkapelle Graz. Georg ist Steirer, liebt Mathematik und Schokolade, geht gerne auf hohe Berge, schnorrt Zigaretten, hat noch nie Kaffee getrunken und wollte einmal Zugführer oder Wunderkind werden.

SHAD Performance, Tanz & Performance Josef Schützenhofer und Esther Schneider sind ein eingespieltes Team. Die beiden Künstler sind die Köpfe von SHAD Performance, was für die Elemente Stunt, Horses, Acro­ batic und Dance steht. Dank der jah­ relangen Erfahrung in diesen vier Bereichen sind akrobatische Meis­ terleistungen und spektakuläre Stunts garantiert. SHAD Perfor­ mance inszeniert zu beliebigen Themen eine per­fekte Show und punktet dabei mit Flexibilität, Phan­ tasie und Vielseitigkeit.


Dank ihrer Liebe zum Tanz und der Freude an der Bewegung lern­ te Esther Schneider viele Bühnen Europas kennen und tanzte sogar einige Zeit in den USA, wo sie ihre Tanzausbildung in drei renommierten Tanzschulen perfektionierte. 2012 konnte sie ihr Debüt als Regisseurin mit der Mittel­alterShow „Das magische Amulett" auf der Burg Sommeregg feiern. Der gebürtige Niederösterreicher Josef Schützenhofer war im Laufe der letzten fünfzehn Jahre in un­ zähligen Shows zu sehen. So ge­ hörte er zum Team des in ganz Europa bekannten französischen Stuntreiters Mario Luraschi. An dessen Seite ritt er sogar im französischen Schloss Chambord. 2010 wirkte er auch in der Produktion von „Ben Hur Live“ mit.

Andrea Mühlbacher, Performance Die Lungauerin Andrea Mühlbacher lebt in Kärnten und ist neben ihrem Beruf im Gemeindeamt St. Michael als PerformanceKünstlerin aktiv, etwa beim Wiener Life Ball oder den Bodypaint-Welt­ meisterschaften, wo sie immer wie­ der mit Birgit Mörtl zusammenarbeitet.

Birgit Mörtl, Bodypainting, Kostüm und Bühnenbild Die Veldenerin Birgit Mörtl ist eine international ausgezeichnete und anerkannte Künstlerin, Bodypainterin und Modedesignerin.


Sie ist Trägerin zahlreicher internationaler Auszeichnungen (2 x Weltmeisterin und 3 x Vizeweltmeisterin in Bodypainting Special Effects) und ihre Arbeiten werden seit 1996 weltweit ausgestellt. Viele nationale und internationale Firmen zählen zu ihren Kunden: die New York Fashion Week sowie die Alternati­ ve Hair Show in der Royal Albert Hall London sind nur ein kleiner Auszug aus ihrem Portfolio. Sie gibt ihr vielseitiges Wissen in Workshops national sowie inter­ national weiter und wurde als Jurorin für Bodypainting Festivals in Atlanta, Südkorea, Deutschland, der Schweiz und im Rahmen des World Bodypainting Festivals eingeladen. Seit 1997 engagierte sie sich für den Life Ball in Wien, wo sie für sämtliche Bodypaintings der Eröffnungsshow (inklusive Haare und Makeup) sowie teilweise auch für Kostüme verantwortlich ist und dafür ein Team von bis zu 100 Künstlern leitet. Im Rahmen dieses Events arbeitete sie schon für Versace, Gaultier, Missoni, Diesel, Vivienne Westwood, Roberto Cavalli und Pierre et Gilles. Die Absolvierung der HBLA für Mode und Bekleidungstechnik in Villach, die Meisterklasse für Damenschneiderei mit Schwerpunkt Bühnenkostüm in Wien und ein Speziallehrgang für Bühnen­ kostüme gaben ihr das nötige Knowhow.

Martin Freudentanz, DJ Martin Freudentanz hatte schon immer Musik im Blut. Aus einem musikalischen Haushalt stammend, spielt er seit seiner Kindheit Klavier und Geige. Seine Liebe zur elektronischen Musik pflegte er in seinen nächtlichen Streifzügen durch Clubs auf der ganzen Welt. Vor fünf Jahren wurde sein kreativer Drang so groß, dass er


anfing, selbst zu spielen. Wenn Martin Freudentanz nun die Platten dreht, kennt sein Stil keine Grenzen: „Viel­ falt ist die Würze meines musika­ lischen Lebens.“ Um die Nächte in seiner Heimat­ stadt Graz ganz nach seinem Ge­ schmack abzustimmen, hat er den berühmten Partyreigen „Plemplem“ und „Ein Freudentanz mit …“ ins Leben gerufen. Martin heizt seinen Stammsitz in der Postgarage auf und hat sich in der österreichischen Szene für elektronische Musik als Fixstar etabliert.


Langeweile gehört sich nicht.

Die wahren Abenteuer sind im Club. Der Ö1 Club bietet mehr als 20.000 Kultur­ veranstaltungen jährlich zum ermäßigten Preis. Mehr zu Ihren Ö1 Club­Vorteilen: oe1.ORF.at


Aviso Mo, 8. und Di, 9. Juli – Schloss Eggenberg, 18 Uhr

Schule der Liebe Ein Fest in Eggenberg John Blow: Venus and Adonis (Masque)

Daneman, Kristjansson, Lesiak, Stimmel HIB.art.chor & Neue Hofkapelle Graz Jacob van Eyck: Doen Daphne d’over schoone Maeght

Andreas Böhlen, Blockflöte & Saxophon Ariadne’s Rope

Linn Brodén, Slackline u. a. Inszenierung: Thomas Höft Sie sind schon ganz aufgeregt, die kleinen Amoretten, denn heute sollen sie der Göttin Venus erklären, was sie in der Schule der Liebe so alles gelernt haben. Diese köstliche Szene steht im Mit­ telpunkt von John Blows bezaubernder Oper „Venus & Adonis“, deren Protagonisten auch auf so manchem Gemälde durch Schloss Eggenberg flanieren. Thomas Höft und die Neue Hofkapelle Graz unternehmen eine gefühlvolle Liebes­ reise durch das Gra­ zer Weltkulturerbe, begleitet von sehn­ suchtsvoller Barock­ musik, gewürzt mit Akrobatik und Im­ provisation.


HaltungsĂźbung Nr. 20

Neugierig bleiben. Eine leichte, beinahe kinderleichte HaltungsĂźbung ist gleichzeitig eine der wichtigsten: neugierig bleiben. Wenn Sie das jeden Tag Ăźben, machen Sie es irgendwann automatisch. Wir sprechen da aus Erfahrung. derStandard.at

Der Haltung gewidmet.


Aviso Freitag, 19. Juli – Helmut List Halle, 19 Uhr Samstag, 20. Juli – Helmut List Halle, 19 Uhr

Brandenburgische Konzerte Johann Sebastian Bach: Sechs Brandenburgische Konzerte, BWV 1046-1051

Concentus Musicus Wien Leitung: Stefan Gottfried, Cembalo Wenn Johann Sebastian Bach im Berliner Stadtschloss den Mark­ grafen Christian Ludwig von Brandenburg besuchte, leuchteten ihm von den bemalten Decken all jene antiken Gottheiten ent­gegen, die sich auch hinter dem geheimen Programm seiner „Bran­ denburgischen Konzerte“ verbergen. Dass Bach in diesem Zyklus die Tugenden barocker Fürsten im Gewand der Mythologie ver­ herrlicht haben könnte, ist keine neue, aber eine ausgesprochen reizende Idee. Die Jagdhörner der Diana, die Flöten des Pan, die Geige des Apollo und die neun Musen mit ihren Streichinstrumenten sind ja offensichtliche Anspielun­ gen. Stefan Gottfried schöpft aus diesem Schatz antiker Symbolik, wenn er die „Bran­ denburgischen“ im Prachtklang des Con­ centus Musicus neu interpretiert.


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Populäre Musik in der Steiermark

POP 1900 – 2000 Franz Fauth, Mann mit Grammophon, St. Peter im Sulmtal, undatiert (Multimediale Sammlungen /UMJ)

Universalmuseum Joanneum

Museum für Geschichte 15.03.2019— 26.01.2020 Sackstraße 16, 8010 Graz Mi–So 10–17 Uhr www.museumfürgeschichte.at


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