Seaven Teares

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Freitag, 12. Juli 2019, 20 Uhr Helmut List Halle

Seaven Teares A Tribute to John Dowland

Christian Muthspiel (*1962)

Dancing Tears American Crocodile Tears Tears of Love Tears of a Clown, Part I Tears of a Clown, Part II Tears of Joy

Bitter Tears Frozen Tears Tears of Laughter Happy Tears


Christian Muthspiel Quartett: Christian Muthspiel, Posaune, Klavier, E-Piano, Blockflöten & Kompositionen Lorenz Raab, Trompete & Flügelhorn Franck Tortiller, Vibraphon Beate Wiesinger, E-Bass & Kontrabass

Programmdauer: Erster Teil: ca. 45 Minuten Pause: ca. 30 Minuten Zweiter Teil: ca. 45 Minuten

Hörfunkübertragung: Sonntag, 28. Juli 2019, 20.04 Uhr, Radio Steiermark


Seaven Teares

Er ist der Großmeister der Melancholie: John Dowland, Komponist und Lautenist am Hofe von Queen Elizabeth I. von England, widmete der Traurigkeit sogar einen ganzen

Zyklus

von

Pavanen.

Diese

„Lachrimæ or Seaven Teares“ nehmen sich die Musiker um Christian Muthspiel zum Vorbild für Verwandlungen ganz eigener Art:

vom

Renaissancetanz

zum

Jazz.


Ad notam

Die Welt ist vergänglich, und wir sind es auch. In der Renaissance und im frühen Barock hatte eine ganz bestimmt Deutung dieser Erkenntnis Konjunktur, und zwar die Akzeptanz des Todes, der alles durchwebt. Deshalb die vielen Vanitas-Stillleben in der Malerei und der Skulptur, die den Betrachter gnadenlos auf die Vergänglichkeit allen Seins stoßen. Und darauf, dass man dem ganzen Leid sogar höhere Erkenntnis und auch Trost abgewinnen kann. Der Melancholiker wurde zur Modefigur und zur bewunderten Haltung, im Bewusstsein, dass die Beschäftigung mit der Vergänglichkeit sowohl in Resignation und Verzweiflung münden, aber ebenso fast lustvoll genossen werden kann. Was für ein Thema für den Musenhof der Virgin Queen Elizabeth I. Sie führte nicht nur das Königreich zu neuer Stärke, sondern initiierte auch eine künstlerische Hochblüte, die unter anderem auf den Investitionen ihres Vaters Heinrich VIII. in die Musik aufbaute. So zählte das königliche Inventar von 1547 bereits 54 Violen und Lauten, darunter „XIX Vialles greate and small with III cases of woodde covered with blacke leather to the same“. König Heinrich sorgte auch dafür, dass eine ganze italienische Streichergeneration ab 1540 die Hofkapelle mitprägte: Heinrichs „newe vialles“ umfasste Musiker aus Venedig, Mailand und Cremona. Mit „Vialles greate and small“ waren unterschiedliche Größen der Viola da Gamba gemeint, die in sogenannten Consorts zusammengespielt wurden. Weitere Ensembles der Hofkapelle waren das Violinconsort, das Blockflötenconsort, die Schalmeien und Posaunen und die Trompeten und Pauken, die anfangs in getrennten Ensembles probten und auftraten.


Elizabeth I. wusste um die gesellschaftsprägende Macht der Kunst. Und ganz bewusst inszenierte sie sich als Königin der Musen, wozu die Musik einen wichtigen Teil beitrug. Einer jedoch profitiere lange nicht von ihrer Gnade: John Dowland, heute sicher der bekannteste englische Komponist der Wende zum 17. Jahrhundert. Ja, dem Lautenisten und Komponisten flogen die Ehren auf dem Kontinent nur so zu. Er wurde hoch geehrt und an viele Höfe eingeladen, nach Frankreich und Italien und schließlich an den Hof des Königs von Dänemark. Aber die begehrte Anstellung als Hoflautenist in London erhielt er nicht. Hartnäckig halten sich Gerüchte, er habe auf seinen Reisen die fremden Höfe im Auftrag der Königin ausspioniert. Sicher ist, dass Dowland durchaus diplomatische Dienste verrichtete. Dowlands künstlerische Haltung war von tiefer Melancholie geprägt. Und sein bekanntestes Lied ist sicherlich „Flow my tears“. Dessen erste Fassung war ein Stück für Laute solo, schlicht überschrieben mit „Lachrimæ“ (was auf Deutsch einfach „Tränen“ heißt). Dowland hat dieses Stück ganz offensichtlich geliebt, und so erweiterte er es um weitere Tränenvarianten, bis schließlich sieben beieinander waren, die Dowland als „Lachrimæ or Seaven Teares, set forth for the Lute, Viols, or Violins, in five parts“ (was meint: „gesetzt für die Laute, Gamben, Violinen, zu fünf Stimmen“) herausgab. Er selbst nennt sie „leidenschaftliche Pavanen“, also „passionate Pavans“. Die Pavane war ein Modetanz der Zeit, der nicht als Paar, sondern in Reihen getanzt wurde. Dowlands Enttäuschung resultiert klar aus der fehlenden Anerkennung in seiner Heimat. Auf dem Titelblatt der Sammlung schreibt er: „Aut Furit, aut Lachrimat, quem non Fortuna beavit“, was übersetzt heißt: „Es tobt oder weint, wem das Schicksal nicht hold ist“. Tatsächlich erhielt er erst nach dem Tode der Königin die ersehnte Anstellung am Hofe, das war im Jahr 1612. Was lässt die Musik Dowlands so abgrundtief traurig wirken? Die englische Kontrapunkttradition erlaubt eine starke Unabhängig-


keit jeder einzelnen Stimme. Dadurch kommt es oft zu sehr starken Dissonanzen, harmonischen Querständen, die isoliert betrachtet falsch bzw. schrecklich gespannt klingen. Nur durch die erlösenden Konsonanzen am Ende der Phrasen tritt Erleichterung ein. Dowland bringt diese Tradition zur Vollendung. Und nutzt dazu sein Lachrimæ-Motiv, eine ausgefüllte, fallende Quarte, die geradezu bildhaft „für ein mentales Einknicken aber auch ganz programmatisch für das Kullern der Tränen aus dem Auge steht“, so der Grazer Musiker Michael Hell. Christian Muthspiel und seine Mitmusiker lassen sich von all dem intensiv inspirieren und finden Wege, Dowlands Pavanen in unsere Gegenwart zu transferieren. Thomas Höft


Mein Dowland Seit jeher übt die Musik der Renaissance mit ihren wie endlos wirkenden, von Taktstrichen unbehelligten, schwerelos schwebenden Linien und polyphonen Stimmengeflechten größte Faszination auf mich aus. Mehr als 450 Jahre nach John Dowlands Geburt begeben sich nun meine Mitmusiker und ich auf eine suchende Reise nach Möglichkeiten der Übersetzung dieser skizzenund rätselhaft notierten Klangwelt des elisabethanischen England in unsere gemeinsame Sprache des Jazz. Die dabei zu Tage geförderten Parallelen beider Stilistiken und Epochen lassen den Stellenwert der Improvisation in Dowlands Musik und der seiner Zeitgenossen erahnen. Alle Kompositionen dieses Programms sind aus dem Instrumentalzyklus „Lachrimæ, or Seaven Teares“ extrahiert. Sieben verschiedene Arten von Tränen werden dort von fünf Gamben und einer Laute vielstimmig besungen. Meine Metamorphosen bleiben stets nahe am thematischen Material des Originals, um dessen sehr spezifische Linienführung und daraus resultierende Harmonik als die grundlegenden gestalterischen Elemente zu modifizieren, umzudeuten, in andere Kontexte zu stellen. Somit sind aus Keimzellen dieses Meisterwerks der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert neue Stücke im Spannungsfeld von Kammermusik und Jazz entstanden, die zugleich als Sprungbretter für unsere improvisierten Quartett-Interaktionen dienen.

Christian Muthspiel


Die Interpreten

Christian Muthspiel, Posaune, Klavier, E-Piano, Blockflöten & Kompositionen Als Sohn eines Komponisten wurde Christian Muthspiel die Liebe zur Musik bereits in die Wiege gelegt. Sein Vater beschäftigte sich intensiv mit der Musik der Renaissance, was den Jazzmusiker bis heute prägt. Sein Studium an der Musikhoch­ schule Graz brach er frühzeitig ab. Stattdessen wurde er 1987/88 Stipendiat an der „School of Fine Arts“ in Banff/Canada in den Fächern Klavier, Posaune und Komposition. Es folgten unzählige Auftritte auf Jazzfestivals in Europa und Amerika. In den letzten Jahren ist Muthspiel zunehmend als Komponist und Dirigent aktiv und gestaltet sehr spezielle, oftmals Genregrenzen überschreitende Konzertprogramme und Serien. Der vielfach ausgezeichnete Musiker ist aber auch als bildender Künstler umtriebig und präsentiert seine jahrelang „geheim” gemalten „Fenster.Bilder“ und Teile seiner zyklischen Fotoarbeiten seit 2006 öffentlich.

Lorenz Raab, Trompete & Flügelhorn Der gebürtige Linzer studierte klassische Trompete in Wien, in Bremen und am Mozarteum Salzburg. Im Jazzbereich erhielt er Unterricht bei Kenny Wheeler, Ingrid Jensen u. a.


Als Erster Trompeter des Gustav Mahler Jugendorchesters und Mitglied des Mahler Chamber Orchestra spielte er unter vielen bekannten Dirigenten. Nach Engagements im Philharmonischen Staatsorchester Bremen und in der EBU Big Band ist Raab seit 2003 Solotrompeter an der Volksoper Wien, daneben Mitglied des Ensembles „Pro Brass“. Der Gründer und Leiter der Big Band der Volksoper Wien und mehrfacher Gewinner des „Hans Koller Preises“ ist national wie international einer der aktivsten Repräsentanten der österreichischen Jazzszene.

Franck Tortiller, Vibraphon Franck Tortiller wurde 1963 in Burgund in einer Wein- und Musikerfamilie geboren. Er studierte in Dijon und Paris und schloss bereits mit 21 Jahren mit Auszeichnung ab. Dann begann rasch seine internationale Karriere. Er spielte in vielen persönlichen Projekten und mit internationalen Mitstreitern wie Mike Mainieri, Dave Samuels und Steve Swallow. In den Neunzigerjahren wird er Mitglied im Vienna Art Orchestra und spielt dort zehn Jahre lang als Solist. 2005 wurde Franck Tortiller musikalischer Leiter des französischen nationalen Jazz­orchesters. Mit diesem Orchester trat er mehr als 200 Mal auf und erhielt für die beste Musikshow den Django d’Or.



Beate Wiesinger, E-Bass & Kontrabass Die Grieskirchenerin Beate Wiesinger studierte in Wien, dann in Göteborg bei Anders Jormin und an der Anton Bruckner Privat­ universität Linz bei Peter Herbert. In ihrer künstlerischen und pädagogischen Tätigkeit zieht es sie immer wieder in neue Felder und Inspirations­ ecken. Beate Wiesinger ist ein führendes Mitglied der Bands Luchs, Intone und Duo 4675 und arbeitet auch als Sidewoman mit der Band DAS Kammerer Orköster, und sie war Mitbegründerin des interdisziplinären Duos peterlefttheroom mit der Tänzerin Christina Huber. Nach mehr als zehnjähriger Arbeit im Kollektiv widmet sie sich derzeit ihrem eigenen Projekt „e c h o boomer 7“. Beate Wiesinger wurde 2017mit dem Startstipendium für Musik und darstellende Kunst und 2016 mit dem European Young Artists Jazz Award Burghausen ausgezeichnet. Sie war Teil der Young Nordic Jazz Comets 2014 in Helsinki.


Neues entsteht mit Kommunikation.

Kommunikation seit 1993 www.conclusio.at


Aviso

Dienstag, 16. Juli – Schlossbergbühne Graz, 20 Uhr

Förtrollad – Vertrollt Alte schwedische Balladen über die Zaubermacht der Liebe

Miriam Andersén, Harfe & Gesang Göran Hallmarken, Tenordrehleier Jonas Åkerlund, Gitarre, Geige, Cister, Hardangerfidel, Flöte, Gesang u. a.

Die Liebe ist eine gefährliche Macht. Sie bezaubert, verwirrt und verhext. Kein Wunder, dass im hohen Norden Europas Fabelwesen für sie zuständig sind: Elfen, Meerjungfauen und Trolle. In Schweden ist man „förtrollad“, „vertrollt“, wenn man von der Liebe verzaubert ist. Wehe dem, der mit den Elfen getanzt hat oder der in die Halle des Bergkönigs verführt wurde! In ihrem neuen Programm geht Miriam Andersén diesen magischen Spuren nach und hat sich dazu die schönsten uralten Balladen Schwedens im alten Stil, und doch ganz neu in Töne gefasst.


HaltungsĂźbung Nr. 20

Neugierig bleiben. Eine leichte, beinahe kinderleichte HaltungsĂźbung ist gleichzeitig eine der wichtigsten: neugierig bleiben. Wenn Sie das jeden Tag Ăźben, machen Sie es irgendwann automatisch. Wir sprechen da aus Erfahrung. derStandard.at

Der Haltung gewidmet.


Aviso

Dienstag, 16. Juli – Helmut List Halle, 20 Uhr Mittwoch, 17. Juli – Helmut List Halle, 20 Uhr

Summertime in Graz Evergreens von Bach/Gounods „Ave Maria“ über Offenbachs „Barcarole“, Saint-Saens’ „Schwan“ bis zu Gershwins „Summertime“ und vielen anderen mehr

Eddie Luis und Die Gnadenlosen

Wie einst Robert Stolz in seinen legendären Programmen „A Night in Vienna“ inszeniert Eddie Luis eine Nacht der schönen Melodien im Showband-Sound der „Gnadenlosen“. Alles, was in Klassik und Jazz schon einmal bearbeitet wurde, wird noch einmal verwandelt – in den Sound der Goldenen Zwanziger, wo alles „hot“ war, was glänzte. Zwischen Russland, Paris und Amerika bewegt sich das Programm. Was ein russischer Anstreicher beim Arbeiten vor sich hinpfiff, wurde dank Tschaikowski zum rührenden „Andante cantabile“ für Streicher und 1940 zum Song „On the Isle of May“. Auch Gershwins „Summertime“ darf im Reigen der Evergreens nicht fehlen – übrigens die Bearbeitung eines Volkslieds aus Weißrussland.


HAUS

DER

KUNST

Galerie · Andreas Lendl A-8010 GRAZ · JOANNEUMRING 12

Tel +43 /(0)316 / 82 56 96 Fax 82 56 96 - 26 www.kunst-alendl.at office@kunst-alendl.at

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Langeweile gehört sich nicht.

Die wahren Abenteuer sind im Club. Der Ö1 Club bietet mehr als 20.000 Kultur­ veranstaltungen jährlich zum ermäßigten Preis. Mehr zu Ihren Ö1 Club­Vorteilen: oe1.ORF.at



Zwischen Tanz und Tod

Episoden der Frühen Neuzeit

Universalmuseum Joanneum

Alte Galerie Schloss Eggenberg Neu ab 26.04.2019 Eggenberger Allee 90, 8020 Graz Di – So 10 – 17 Uhr www.altegalerie.at

Jan Brueghel d.Ä. (1568-1625), Triumph des Todes, 1597 (Detail) Alte Galerie, Schloss Eggenberg/UMJ


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