Jagdmusik. Ein Fest

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Samstag, 20. Juli 2019, 7 & 8 Uhr Schloss Stainz

Jagdmusik. Ein Fest

Unsere Gruppen in Schloss Stainz Alle Gruppen starten im Schlosshof. Dann geht das Programm wie folgt weiter:

Artemis Rosengarten – Blauer Salon – Salettl – Diana-Saal – Refektorium ca. 10.10 Uhr: Jause im Schlosshof Orion Blauer Salon - Rosengarten – Diana-Saal – Salettl – Refektorium ca. 10.10 Uhr: Jause im Schlosshof Diana Rosengarten – Blauer Salon – Salettl – Diana-Saal – Refektorium ca. 11.10 Uhr: Jause im Schlosshof Actaeon Blauer Salon – Rosengarten – Diana-Saal – Salettl – Refektorium ca. 11.10 Uhr: Jause im Schlosshof

Im Anschluss empfiehlt sich ein Besuch im Jagdmuseum Schloss Stainz (geöffnet von 10 bis 17 Uhr).


Plan

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1 Schlosshof, 7 & 8 Uhr

Aufbruch

Die Jagdhornbläsergruppe spielt Stücke aus dem folgenden Repertoire:

Jagdsignal Auf, auf zum fröhlichen Jagen Pöschlmarsch Starhemberg-Fanfare Nordrheinwestfälischer Jagdruf Ehrenfanfare Der Jäger aus Kurpfalz Parforcehorn-Marsch Holsteiner Reitermarsch Tiroler Jägermarsch Kärntner Jägermarsch Jagdhornbläsergruppe Erzherzog Johann Stainz: Ernst Treffler, Alfred Fernitz, Gerhard Gutschi, Willi Hösele, Franz Koch, Leo Maierhofer, Josef Treffler, Jagdhorn

Ein Schnapserl zum Aufbruch (Birnenschnaps von Edelbrand Peer aus Leibnitz)

Anschließend bricht das Publikum in seinen jeweiligen Gruppen („Artemis“ und „Orion“ um 7 Uhr sowie „Diana“ und „Actaeon“ um 8 Uhr) auf zum Weg durch das Schloss.


2 Rosengarten (bei Regen: Weinkeller)

Jagasbuam

Zwoadreivier singt eine Auswahl aus diesen Liedern:

A Dirndl geht in Wåld um Holz A jagarischs Gwandl Håb di scho dasehgn Holla radi jodl i, drobn auf da rotn Wånd Jaga, hiatz kånnst wieder kemman Jagasbua, såg ma, wo bist so lång gwesn Mei Schåtz is a Jaga Mei Våter, der schickt mi in Wåld hinaus Wås braucht denn a Jaga Dås Gamserlschiaßn is mei Freid

Dreigesang „Zwoadreivier“: Eva Maria Hois, Rosemarie Krainz & Elisabeth Glavic


3 Blauer Salon

Wunderhorn

Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791)

Aus: 12 Duette für zwei Hörner, KV 487 Nr. 1 Allegro Nr. 2 Menuetto: Allegretto. Trio Nr. 4 Polonaise Nr. 11 Menuetto. Trio Nr. 12 Allegro Nr. 8 Allegro

Zwei Märchen:

„Die zwölf Jäger“ (Brüder Grimm, 1857) „Die Jagd des Lebens“ (Ludwig Bechstein, 1847)

Christoph Steiner, Lesung Matthias Predota & Michael Hofbauer, Horn


4 Salettl

Jägerchor

Wir grüßen Weidmannsheil Der Brandhof Steirisches Volkslied

Jägers Lust (Weise: C. A. Astholz, Satz: Peter Amon)

Wann i geh auf die Pirsch Volkslied

Im Wald und auf der Heide (Volksweise, Satz: Karl Etti)

Mit dem Pfeil, dem Bogen (Volksweise, Satz: Karl Etti) Carl Maria von Weber (1786–1826)

Jägerchor aus „Der Freischütz“ (Satz: Josef Drexler)

Steirischer Jägerchor Leitung: Margit Weiss


5 Dianasaal

Actaeon

Marc-Antoine Charpentier (1643–1704)

Suite aus „Actéon“ (Pastorale), H. 481 Musik arrangiert von Lorenz Duftschmid Lesetext von Karl Böhmer Ouverture Bruit de Chasse (Jagdlärm) Actéon: Déesse par qui je respire (Loblied auf Diana und die Jagd) (Bourrée) Menuet Daphné et Hyale: Loin de ces lieux (Weit von diesen Orten) Actéon: Agréable vallon (Schönes Tal) Plainte (Klage) Chœur des Chasseurs: Jamais troupe de chasseurs (Chor der Jäger) Chœur des Chasseurs: Hélas, est-il possible? (Chor der Jäger – Klagelied auf den Tod Actaeons)

Chris Pichler, Lesung Armonico Tributo: Brigitte Täubl, Barockvioline Laura Jörres, Barockvioline Ewald Donhoffer, Cembalo Lorenz Duftschmid, Viola da gamba


6 Refektorium

Konzert Ludwig van Beethoven (1770–1827)

Sonate in F für Klavier und Horn, op. 17 Allegro moderato Poco Adagio, quasi Andante Rondo: Allegro moderato Franz Schubert (1797–1828)

Jägers Abendlied, D 368 Jägers Liebeslied, D 909 Trost, D 671 Vier Lieder aus der Schönen Müllerin, D 795:

Nr. 14 Der Jäger Nr. 15 Eifersucht und Stolz Nr. 16 Die liebe Farbe Nr. 17 Die böse Farbe Auf dem Strom, D 943 für Tenor, Horn und Klavier

Daniel Johannsen, Tenor Christian Binde, Naturhorn Florian Birsak, Hammerflügel

Florian Birsak spielt auf einem Hammerflügel nach Michael Rosen­ berger (Wien um 1805) von Robert Brown (Salzburg). Die Texte der Schubertlieder finden Sie zum Nachlesen auf unserer Homepage direkt bei der Veranstaltung „Jagdmusik. Ein Fest“.


1 Schlosshof

Kleine Jause

Steirisches Herzweckerl von Sorger Brot Hirschwürstel von der Fa. Krainer aus Leibnitz Gösser Märzen

Patronanz:

Die styriarte bedankt sich bei der Forstverwaltung Meran und beim Schloss Stainz: Jagmuseum und Landwirtschaftsmuseum für die freundliche Kooperation und Unterstützung bei diesem Projekt.


Jagdmusik. Ein Fest

Eine styriarte, die mit Jagdfanfaren von Johann Joseph Fux begonnen hat, darf auch mit Waidmanns-Tönen ihrem Ende ent­ gegengehen. In vier Gruppen erleben die geneigten Zuhörerinnen und Zuhörer ein Jagdfest mit Hörnerschall und Jägerchor, mit Jagdgeschichten und -gesängen, mit Brauchtum rund ums Jagen. Das Wild der steirischen Toskana darf sich freilich sicher fühlen: Gejagt wird heute nur in Tönen und Worten. In diesem friedlichen Sinne wünschen wir allen Teilnehmern „Waidmannsheil!“


Ad notam Jagdlust in Schloss Stainz „Jagen ist die Lust der Götter!“ So heißt es in Bachs „Jagdkantate“, die er 1713 für den Herzog von Sachsen-Weißenfels komponierte. „Nach gehaltenem Kampff-Jagen“ wurde sie im „herzoglichen Jäger­­hoffe“ zur Tafel aufgeführt, und sie hat auch unserem Jagdfest den Weg gewiesen: Unser Fest enthält mythologische Szenen rund um die Jagdgöttin Diana, schallende Hörner von Mozart bis Beet­ hoven, Gesang in vielen Ausprägungen von Jagdg’stanzerln bis zu Schubertliedern und Lesungen mit Märchen und Mythen rund um die Jagd. Dabei geht es um die Jagd als lustvollen „Sport“ der feinen Gesellschaft, aber auch um die Abgründe des Jagens, um romantische Nachtseiten und tragische Verstrickungen. Für das leibliche Wohl ist gesorgt, denn in Schloss Stainz, einstmalig in Besitz des Erzherzogs Johann, darf ein Schnapserl zum Auftakt nicht fehlen. Nach erfolgreicher „Jagd“ durch allerhand musikalische Waidmanns-Reviere, zu welcher das geneigte Publikum in vier Gruppen eingeteilt wird, kommen am Ende alle wieder zusammen bei Wildwurst, Weckerl und Bier. Wir wissen nicht, was anno 1713 zum Festmahl in Weißenfels den Jägern kredenzt wurde, aber es dürfte ähnlich rustikal gewesen sein. Als Motto des Tages könnte eine Arie von Bach dienen, die er im Dezember 1720 für einen anderen jagdbegeisterten Fürsten in Köthen komponiert hat, deren Musik aber leider nicht erhalten ist: Jagen ist ein groß Ergetzen Und des Edlen Fürsten Lust; Wenn die flüchtgen Rehe springen, Wenn von manchem frohen Ton, Wald und Felder wieder klingen: Denn so lachet unsre Brust.


Jagd-Stationen Wenn die Jagdhornbläsergrupppe Erzherzog Johann im Schlosshof zum Aufbruch bläst, hat die Stunde kaum Siebene bzw. Achte geschlagen. Früh ist der Waidmann auf den Beinen, und das müssen auch alle sein, die an den diversen Spielstätten für das klingende Wohl des Publikums sorgen.

Dreigesang im Rosengarten Im Rosengarten wartet das Trio „Zwoadreivier“ mit Liedern zum Thema Jagd auf. Eva Maria Hois, Rosemarie Krainz und Elisabeth Glavic verstehen sich auf den steirischen Dreigesang und können dabei wunderbare G’schichten erzählen. Sie besingen „A jagarischs Gwandl“, lauschen einem Jodler in der „roten Wand“ und lassen immer wieder durchblicken, wie fesch die Jägersburschen daherkommen. Tatsächlich – und das wird auch bei Schubert eine Rolle spielen – galt der Jäger im Alpenländischen als Schürzenjäger. Schon die Feder am Hut verhieß besondere Potenz, wie das Gewehr und andere Attribute. Seine Freiheit in der Natur, die Sportlichkeit seines Berufs und die immer auch herausfordernde Attitüde – gute Voraussetzungen, um den Madln zu imponieren: „Jaga, hiatz kånnst wieder kemman“.

Mozart und Märchen im Blauen Salon Am 27. Juli 1786 komponierte Wolfgang Amadeus Mozart „untern Kegelscheiben“ drei Duos für zwei Hörner, die er wenig später zu einer Zwölferserie erweiterte. Ob der Ort der Entstehung dieselbe „Kegelstatt“ war, auf der er am 5. August das so genannte „Kegelstatt-Trio“ KV 498 vollendete, weiß man nicht, ist aber höchst wahrscheinlich. Mozart hatte damals in der Nachbarschaft der Familie von Jacquin auf der Wiener Landstraße einen kleinen Garten gemietet, den er durchaus zum Kegeln nutzte, wenn man Letzteres nicht im größeren Garten der Jacquins absolvierte. Da


er stets am liebsten mitten im größten Trubel unter Freunden komponierte, ist die Entstehung der Hornduos beim Kegeln nicht unwahrscheinlich. Adressaten könnten die kaiserlichen „Waldhornisten“ Martin Rupp und Jakob Elsen gewesen sein, die zu­ sammen mit ihrem Klarinettenkollegen Anton Stadler gerne bei Mozart weilten. In der alten Mozartausgabe wurden diese Stücke übrigens als Duos für zwei Violinen herausgegeben, während man zwischenzeitlich vermutete, sie seien für zwei Bassetthörner, also tiefe Klarinetten in F, geschrieben worden. Es handelt sich jedoch eindeutig um Hornduos, kurze, meisterlich gearbeitete Stücke, die es in sich haben. „In sich“ haben es auch die beiden Jagdmärchen, die wir für dieses Programm ausgewählt haben. Christoph Steiner liest „Die zwölf Jäger“ aus den Hausmärchen der Brüder Grimm und „Die Jagd des Lebens“ aus dem „Deutschen Märchenbuch“ von Ludwig Bech­ stein (1847).

Jägerchor im Salettl „Haben Sie noch nicht Maria von Weber’s ‚Freischütz‘ gehört? Nein? Unglücklicher Mann! Aber haben Sie nicht wenigstens aus dieser Oper ‚das Lied der Brautjungfern‘ oder ‚den Jungfernkranz‘ gehört? Nein? Glücklicher Mann!“ Mit diesen ironischen Worten kommentierte Heinrich Heine den nervtötenden Effekt der erfolgreichsten Nummer aus Carl Maria von Webers „Freischütz“. Der Frauenchor „Wir winden dir den Jungfernkranz“ lief dem „Jägerchor“ zunächst einmal den Rang ab. Nach der Uraufführung der Oper im Juli 1821 in Berlin war der „Jungfernkranz“ in jedem Salon zu hören, der „Jägerchor“ aber nur in einigen ausgewählten Lokalen. Dies sollte sich bald ändern: Die Männerchorbewegung, die dem öster­ reichischen Außenminister Metternich als „patriotische Brut“ ein solcher Dorn im Auge war, erhöhte den „Jägerchor“ aus dem „Freischütz“ zu einer Art patriotischer Hymne der Deutschen, obwohl die Handlung der Oper ja strenggenommen in Böhmen


spielt. Im Programm des Steirischen Jägerchors krönt dieser Satz aus dem dritten Akt der Oper eine Auswahl der schönsten volkstümlichen Weisen von der Jägerei. Die „Jägerslust“ von Astholz (nomen est omen) stand schon in den 1840er-Jahren auf allen Programmen der Männerchöre. Im Internet kann man gar ein Festprogramm des „Little Rock Turn-Vereins“ in den Vereinigten Staaten finden, wobei zum „Anniversary“ der „Little Rock Maennerchor“ die „Jägerslust“ von Astholz sang. Steirische Volksweisen dürfen dabei natürlich nicht fehlen, obwohl man dem Waidwerk mit Pfeil und Bogen hierzulande schon lange nicht mehr nahetritt.

Barockes Drama im Dianasaal Lorenz Duftschmid und Chris Pichler präsentieren im Dianasaal eine barocke Musiktragödie, die als gelesener Text mit instrumentalen Zwischenspielen aufgeführt wird. Im Original handelt es sich dabei um einen Operneinakter – mit allem, was dazugehört: Chor, Solisten und Orchester. 1684 komponierte Marc-Antoine Charpentier für seine Herrin, die Herzogin von Guise, die Pastorale „Actéon“. Dabei geht es um die grausame Geschichte des thebanischen Helden Actaeon, der sich auf der Jagd in die Nähe von Dianas Weiher verirrt und dort die Jagdgöttin mit ihren nackten Nymphen beim Baden erspäht. Natürlich kann er sich nicht zurückhalten, wird entdeckt und von Diana in einen Hirschen verwandelt, den seine eigenen Jagdhunde in Stücke reißen. Charpentier, der Meister der Eurovisionsfanfare und der erlesenen Kirchenmusik, hat hier seine Tauglichkeit zum Opernkomponisten nachdrücklich unter Beweis gestellt. Erst nach dem Tod seines ewigen Konkurrenten Lully konnte er diese dramatische Kunst in die Formen einer atemberaubenden Operntragödie gießen: „Médée“. Schon im viel kleineren „Actéon“ hat er den grausamen antiken Mythos mit allen Kontrasten und zu Tränen rührenden Affekten erzählt. Im Hôtel de Guise im Pariser Viertel Marais erlebte dieser Einakter mehrere Auffüh-


rungen, mit dem Komponisten in der Tenorrolle des Actéon und der Sopranistin Geneviève Brion. Lorenz Duftschmid hat ihre Arien in instrumentalen Fassungen zwischen die Ouvertüre und die Tänze aus „Actéon“ gestellt.

Beethovens Hornsonate im Refektorium Von einer Aufführung der Beethoven’schen Hornsonate am 30. Januar 1801 in Wien berichtete Joseph Carl Rosenbaum, der Sekretär des Grafen Esterházy, Folgendes: „Ich fand den Saal schon angefüllt, und nachher wurden Saal und Galerie zum Drücken voll. Es war eine schöne Gesellschaft. Dass ein Lichterputzer vom Orchester herabfiel, Pulte und die Barriere mit sich riss, machte Unterhaltung zum Vorspiel. Frank, geborene Gerardi, Willmann und Simoni sangen aus den Opern ‚Merope‘ von Nasolini, und ‚Horatier‘ von Cimarosa. Beethoven spielte eine Sonate, Punto akkompagnierte auf dem Waldhorn. Haydn dirigierte 2 seiner eigenen Symphonien. Frank sang mit vieler Kunst und Ausdruck, ganz nach Crescentini; etwas lang dauerte es.“ Beethovens hochvirtuose Sonate war also nur ein Programmpunkt unter vielen in einem typischen Wiener Konzertprogramm der Epoche, und natürlich wurde sie mit Gesang kombiniert wie in unserem kleinen Konzert. Direkt neben den wunderbaren Arien aus Cimarosas „Gli Orazi e i Curazi“ nahm sich Beethovens Kammermusikwerk nicht weniger stolz und majestätisch aus, denn es war ganz auf Beethovens virtuose Klavierkunst und den größten Hornisten seiner Zeit zugeschnitten: den Böhmen Wenzel Stich alias Punto. Als leibeigener Diener des Grafen Thun in Prag musste er seine strahlenden Horntöne anfangs ausschließlich seinem Herrn zur Verfügung stellen. Als er mit 20 Jahren zu fliehen beschloss, stand ihm zwar die Welt offen, doch die Rückkehr in die Heimat war ihm lange Jahre verwehrt. Darum mussten die Wiener so lange auf sein Konzertdebüt warten, während ihn ganz Europa schon gehört hatte: Mainz und Würzburg, Berlin und London, besonders Paris,


wo man ihm während der Revolution sogar die Leitung eines Theaterorchesters anbot. Selbst der sonst so kritische Mozart meinte: „Punto bläst magnifique.“ Am 18. April 1800 war es endlich soweit: Puntos Debüt im Wiener Burgtheater stand bevor. Ganze zwei Tage vorher begann Beethoven mit der Komposition der Sonate, die er dem Hornisten versprochen hatte. Die Uraufführung war ein rauschender Erfolg, was zu mehreren Wiederholungen Anlass gab. Dank seiner jugendlichen Hornstudien am Bonner Hof konnte Beethoven das ventillose Naturhorn aufs Effektvollste einsetzen, wie etwa gleich zu Beginn mit dem fanfarenhaften Einstieg, auf den das Klavier mit galanter Figuration antwortet. Beide Motive zusammen bilden das lapidare Hauptthema des Kopfsatzes, der sich auf bravouröse Weise entfaltet. Im f-Moll-Adagio antwortet das Horn mit geheimnisvollen dunklen Echos auf die düsteren Klavierakkorde. Der Satz ist nur ein langsames Intermezzo vor dem Finale, das einmal nicht dem Klischee eines „Jagdfinales“ entspricht, sondern mit einer eleganten Gavotte anhebt, deren Charme sich Horn und Klavier brüderlich teilen. Man kann sich leicht vorstellen, wie der 30-jähri­ ge Beethoven mit dem 53-jährigen Hornvirtuosen Punto ein Feuer­ werk an virtuosen Effekten abbrannte. Nur drei Jahre später starb Punto. Beethovens Sonate blieb sein hornistisches Vermächtnis.

Lieder von Schubert im Refektorium Jagdlieder von Schubert sind eine zweischneidige Angelegenheit: In der „Schönen Müllerin“ wird Grün zur „bösen Farbe“, weil dem armen Müllersburschen im feschen Jägersmann ein Konkurrent erwächst, gegen den er machtlos ist. Die Präpotenz des Jägers hat Schubert mit der ganzen Ironie der Romantik besungen. Davon erzählen die vier Ausschnitte aus seinem Zyklus. Ihnen gehen drei Jägerlieder aus unterschiedlichen Jahren voran: „Jägers Abendlied“ nach Goethe stammt aus dem ersten Liederheft, das Schubert 1816 dem Dichterfürsten nach Weimar schickte, ein idyllisches Stro-


phenlied, „sehr langsam und leise“. Schuberts Freund Franz von Schober dichtete den Text zu „Jägers Abendlied“ vom Februar 1827. Die Nähe zur „Winterreise“ ist schon im harmonisch kühnen Klaviervorspiel unüberhörbar. Der Rhythmus ist der einer typischen „Chasse“: „Ich schieß den Hirsch im grünen Forst“. In „Trost“ vom Oktober 1819 ist dieser galoppierende Jadgrhythmus in ein weiches Schwingen zurückgenommen, wie ein fernes Echo von Jagd: „Hörnerklänge rufen klagend aus des Forstes grüner Nacht“. Der Text stammt von Schuberts zeitweisem Mitbewohner Johann Mayr­ hofer. Während in diesen Liedern das Horn nur aus dem Klaviersatz hervorklingt, hat Schubert im März 1828 einen Hornisten leibhaftig neben den Flügel und den Sänger gestellt: Für den Tenor Ludwig Tietze und den Hornisten Josef Rudolf Lewy komponierte er „Auf dem Strom“, beinahe eine Konzertarie für Tenor mit obligatem Horn. Sie trug nicht unwesentlich zum Erfolg seines Konzerts im Wiener Musikverein am 26. März 1828 bei. Dieses einzige reine Schubertprogramm zu Lebzeiten des Komponisten enthielt acht Lieder, das Es-Dur-Klaviertrio und den Kopfsatz des großen G-Dur-Quartetts, also Kammermusik und Lied einträchtig nebeneinander, ganz so wie in unserem Programm. „Auf dem Strom“ muss den gewünschten Erfolg erzielt haben, denn die Interpreten wiederholten es schon im April. „Des Stromes Wogen“ im Klavier tragen den Dialog zwischen Tenor und Horn: Ein Liebender wird vom Strom des Lebens immer weiter fortgetragen von jenen Ufern, an denen er seine Liebe fand. Das Horn symbolisiert den Widerhall seiner Klage, die von jenen Ufern zurückschallt, aber auch den Glanz der Sterne, in dem sich die Liebenden wiederfinden werden.

Josef Beheimb


Die Interpreten Armonico Tributo Das Ensemble Armonico Tributo Austria wurde von Lorenz Duftschmid 1989 gegründet. Die internationale Kritik bedachte das Ensemble mit zahlreichen Auszeichnungen und Kulturpreisen, und berühmte Kunststätten und Agenturen engagierten das Ensemble. Die Beschäftigung mit einem außergewöhnlich breitgefächerten Repertoire beschert der künstlerischen Arbeit von Armonico Tributo unglaublichen Farbenreichtum: vom Jazz über Opern, von ungarischer Zigeunermusik bis zu Charakterstücken vom Hof von Kaiser Leopold I. reicht das Spektrum. Lorenz Duftschmid, der Spiritus Rector des Ensembles, genießt weltweiten Ruf als Meistergambist aus der Schule Jordi Savalls, spielt ca. 40 Solokonzerte pro Jahr und ist Professor für Viola da gamba an der Staatlichen Hochschule für Musik in Trossingen/Deutschland.

Christian Binde, Horn Im Ruhrgebiet aufgewachsen, wurde Christian Binde vom Kontrast aus Industrie und Kultur seiner Heimatregion geprägt. Nach vier Jahren als fest angestellter Musiker zog es ihn musikalisch hin zur Alten Musik und geographisch für zehn Jahre nach Wien. Als Künstler war für Christian Binde der Kontrast zwischen Neuer und Alter Musik, zwischen freischaffender Arbeit in Orchestern


und eigenen Ensembles sowie seine Lehrtätigkeit prägend. So spielte er mit Ensembles aller Richtungen in Europa, Asien und Amerika. Zudem unterrichtete er an den Universitäten in Linz und Trossingen. Seit 2007 lebt Christian Binde wieder in Köln. Aus dem Wunsch heraus, den eigenen musikalischen Ideen Ausdruck zu verleihen, gründete er 2010 die Compagnia di Punto.

Florian Birsak, Hammerklavier Florian Birsak verschrieb sich von Kindheit an der Alten Musik am historischen Kiel- und Hammerflügel sowie am Clavichord. Seine Ausbildung genoss er zuerst in seiner Geburtsstadt Salzburg, später auch in München. Prägende Persönlichkeiten seiner Laufbahn sind Lars Ulrik Mortensen, Liselotte Brändle, Kenneth Gilbert, Nikolaus Harnoncourt und Anthony Spiri. Preise bei internationalen Wettbewerben folgten und 2003 erhielt er zusammen mit der Cellistin Isolde Hayer den August-Everding Preis der Konzertgesellschaft München. In jüngerer Zeit konzentrierte sich Florian Birsak zunehmend auf solistische Aufgaben sowie eigene Kammermusikprojekte. 2013 wurde er als Cembaloprofessor an das Mozarteum Salzburg berufen, darüber hinaus leitet und initiierte er die Akademie „Innsbruck Barock“, die Meisterkurse und Workshops anbietet.


Dreigesang Zwoadreivier Der Dreigesang Zwoadreivier aus Graz widmet sich seit Jahren der heimischen Volksmusik. Die weststeirische Volksmusikforscherin Eva Maria Hois, die aus Wien gebürtige ehemalige Lehrerin Rosemarie Krainz und Elisabeth Glavic, eine Lehrerin aus Graz, singen mit großer Begeisterung vor allem fröhliche, freche und oft auch eindeutig zweideutige Lieder. Zwoadreivier übernimmt sein Liedgut nicht nur von älteren Sän­gerinnen und Sängern, sondern spürt es auch in Archiven sowie vergessenen Publikationen auf und macht es dem Publikum wieder zugänglich.

Michael Hofbauer, Horn Michael Hofbauer, geboren in Bruck an der Mur und heute in Krieglach wohnhaft, absolvierte sein Hornstudium in Oberschützen und Graz bei Günter Högner und Hector McDonald. Er ist Hornist bei recreation – Großes Orchester Graz sowie Mitglied von Graz Chamber Brass und betreut als Hornlehrer an den Musikschulen Krieglach und Kindberg junge Nachwuchshornisten.


Jagdhornbläsergruppe Erzherzog Johann Stainz Die Jagdhornbläsergruppe Erzherzog Johann Stainz wurde 1974 vom Vater des heutigen Leiters Ernst Treffler auf Ersuchen eines Mitglieds des Steirischen Jagdschutzvereins gegründet. Die Gruppe nahm mehrfach teil an Landesund Bundeswettbewerben und spielt natürlich hauptsächlich bei Veranstaltungen der Jägerei sowie bei sonstigen Veranstaltungen in und um Stainz. Als Auszeichnungen nahm man ein Landesabzeichen in Gold und ein Bundesabzeichen in Silber mit nach Hause.

Daniel Johannsen, Tenor Daniel Johannsen, geboren 1978 in Wien, studierte Kirchenmusik in Graz und Wien sowie Gesang bei Margit Klaushofer und Lied bei Robert Holl; er war Meisterschüler von Nicolai Gedda sowie Dietrich Fischer-Dieskau und ist Preisträger zahlreicher Wettbewerbe. Der gefragte Evangelist und Bach­ interpret nimmt vielfältige Konzertverpflichtungen in ganz Europa, Nordamerika und Japan mit Musik aus allen Gattungen und Epochen wahr. Die Zusammenarbeit mit renommierten Orchestern und Dirigenten wie Nikolaus Harnoncourt illustrieren den Rang des lyrischen Tenors. Szenische Produktionen bereicherte er u. a. an der


Oper Leipzig, am Münchner Gärtnerplatztheater und an der Volksoper Wien. 2019/20 debütiert der Sänger in den Konzertsälen von Stockholm und Brüssel, im Pariser Théâtre des Champs-Élysées sowie beim BBC Scottish Symphony Orchestra. Konzerte führen ihn in den Wiener Musikverein und ins Leipziger Gewandhaus.

Chris Pichler, Lesung Die österreichische Schauspielerin spielt an vielen renommierten deutschen Bühnen wie dem Berliner Ensemble, in Frankfurt, Dortmund, Weimar, Berlin Potsdam u. a. In Österreich war sie am Volkstheater und am Theater in der Josefstadt engagiert. Bekannt ist sie auch aus zahlreichen Kino- und Fernsehproduktionen – u. a. Kommissar Rex, Salzbaron, Winzerkönig. Sie entwickelt erfolgreich ihre eigenen Soloprogramme, in denen sie sich mit historischen Frauen­ figuren wie Jackie Kennedy oder Marie Antoinette auseinandersetzt. Mit ihrem Soloabend „Romy Schneider – zwei Gesichter einer Frau“ gastierte sie am Hamburger Schauspielhaus und am Berliner Ensemble und wurde außerdem 2009 zur Schauspielerin des Jahres des ORF Ö1 ausgezeichnet. Chris Pichler arbeitet auch als Regisseurin.


Matthias Predota, Horn Matthias Predota stammt aus Sinabelkirchen in der Oststeiermark. Er schloss sein Studium an der KUG bei Hector McDonald 2010 mit ausgezeichnetem Erfolg ab, am Johann-Joseph-Fux-Konservatorium belegte er Wiener Horn bei Willi Kalcher. Er spielte als Substitut u. a. bei den Wiener Symphonikern oder beim RSOWien. Der engagierte Kammermusiker ist seit Dezember 2011 im Grazer Philharmonischen Orchester als Solohornist verpflichtet.

Christoph Steiner, Lesung Christoph Steiner, 1991 in Graz geboren, begann im Herbst 2012 das Schauspielstudium an der Akademie für Darstellende Kunst in Ludwigsburg. 2014 wechselte er an die KUG und gewann 2015 den Ensemblepreis des deutschsprachigen Schauspielschultreffens. Er präsentierte 2016 seine Diplomarbeit „WOLF – Ein Stück für Erwachsene in Kinderschuhen“, die im Next Liberty zu sehen war und ist. Neben seinem Engagement im Next Liberty singt er in einer Band, ist als Autor tätig und wurde österreichischer Poetry-Slam-Meister 2016. Er bringt mit Yannick Steinkellner das Poetry Slam-Format „Dead or Alive“ in einer Kooperation mit „Performte Literatur und Slam Steiermark“ (Plus) an das Next Liberty.


Jagdkultur erleben im größten Jagdmuseum Österreichs

Universalmuseum Joanneum

Jagdmuseum Schloss Stainz Schlossplatz 1, 8510 Stainz Di–So 10–17 Uhr, April bis Ende November T +43-3463/2772-16 info-stainz@museum-joanneum.at www.jagdmuseum-stainz.at

Abbildung: Trinkhorn, Becher in einer Steinbocksichel, 1870 Foto: Universalmuseum Joanneum, Nicolas Lackner


Steirischer Jägerchor Der Steirische Jägerchor ist seit 1972 in besonderer Weise der alpenländischen Musik verpflichtet. Der Männerchor gibt den Volksliedern, typischen Jodlern und speziell den Jagdliedern einen unvergesslichen Glanz. Der besondere musikalische Stil hat den Chor in Österreich und im Kulturaustausch auch weltweit bekannt gemacht. Das reichhaltige Konzertprogramm beinhaltet neben den Standards populäre Ohrwürmer sowie klassische und sakrale Musik großer Meister. Anspruchsvolle Musikliebhaber genießen den herrlichen Männerchorklang, Unterhaltung und Humor kommen auch nie zu kurz. Begleitet werden die Sänger von einer eigenen Spielmusik. Die Mitglieder des Steirischen Jägerchores sind reine Idealisten und in den verschiedensten Berufen tätig.

Margit Weiss, Chorleitung Margit Weiss leitet den Steirischen Jägerchor seit 2007. Sie ist schon von klein auf in der Familie mit Musik konfrontiert gewesen. Der Vater war Gründungsmitglied und ist immer noch aktiver Sänger im Jägerchor. Und sie lernte schon als Kind Klavier. Heute leitet Margit Weiss nicht nur den Steirischen Jägerchor, sondern auch den Chor „Vocal Stiefingtal“ aus Heiligenkreuz am Waasen.


Langeweile gehört sich nicht.

Die wahren Abenteuer sind im Club. Der Ö1 Club bietet mehr als 20.000 Kultur­ veranstaltungen jährlich zum ermäßigten Preis. Mehr zu Ihren Ö1 Club­Vorteilen: oe1.ORF.at


HaltungsĂźbung Nr. 20

Neugierig bleiben. Eine leichte, beinahe kinderleichte HaltungsĂźbung ist gleichzeitig eine der wichtigsten: neugierig bleiben. Wenn Sie das jeden Tag Ăźben, machen Sie es irgendwann automatisch. Wir sprechen da aus Erfahrung. derStandard.at

Der Haltung gewidmet.



Populäre Musik in der Steiermark

POP 1900 – 2000 Franz Fauth, Mann mit Grammophon, St. Peter im Sulmtal, undatiert (Multimediale Sammlungen /UMJ)

Universalmuseum Joanneum

Museum für Geschichte 15.03.2019— 26.01.2020 Sackstraße 16, 8010 Graz Mi–So 10–17 Uhr www.museumfürgeschichte.at


Neues entsteht mit Kommunikation.

Kommunikation seit 1993 www.conclusio.at



HAUS

DER

KUNST

Galerie · Andreas Lendl A-8010 GRAZ · JOANNEUMRING 12

Tel +43 /(0)316 / 82 56 96 Fax 82 56 96 - 26 www.kunst-alendl.at office@kunst-alendl.at

Ölgemälde · Aquarelle · Zeichnungen Druckgraphik · Skulpturen Reproduktionen · Kunstpostkarten · Künstlerkataloge Exklusive Rahmungen


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