Programmheft Auf Kur

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Sonntag, 17. Juli, 11 Uhr Schloss Eggenberg

Auf Kur

1. TEIL IM PLANETENSAAL

Georg Philipp Telemann (1681–1767) PYRMONTER CURWOCHE Scherzi melodichi, per divertimento di coloro, che prendono le Acque minerali in Pirmonte. Con Ariette semplici e facili, a Violino, Viola e Fondamento („Melodische Scherze zur Unterhaltung all derer, die in Bad Pyrmont die Mineralwasser zu sich nehmen, mit simplen und leichten Arietten für Geige, Bratsche und ­Generalbass“), Hamburg 1734

Lunedì (Montag, Scherzo in A), TWV 42:A4 Introduzzione prima: Vivace No. 1 Moderato No. 2 Allegro No. 3 Tempo giusto No. 4 Allegro No. 5 Largo No. 6 Presto


Fantasia pour le clavessin in a, TWV 33:10 Allegro – Largo – Allegro

Sonata a Flauto traverso, Viola da gamba e Cembalo in a, TWV 42:a7 Andante – Allegro – Adagio – Allegro

Giovedì (Donnerstag, Scherzo in Es), TWV 42:Es2 Introduzzione quarta: Allegro No. 1 Spirituoso No. 2 Presto No. 3 Vivace No. 4 Gratioso No. 5 Allegro No. 6 Vivace

Fantasia pour le violon Nr. 1 in B, TWV 40:14 Largo – Allegro – Grave – Allegro

Mercordì (Mittwoch, Scherzo in G), TWV 42:G5 Introduzzione terza: Vivace No. 1 Vivace No. 2 Presto No. 3 Moderato No. 4 Presto No. 5 Vivace No. 6 Allegro


Fantasia pour la flûte traverse Nr. 8 in e, TWV 40:9 Largo – Spirituoso – Allegro

Sixième Quatuor in e, TWV 43:e4 aus: Nouveaux Quatuors (Paris 1738) Modéré (Chaconne)

2. TEIL IM PARK (MIT PICKNICK)

Fantasia pour le viol in C (TWV deest, neu entdeckt)

Sixième Quatuor in e, TWV 43:e4 aus: Nouveaux Quatuors (Paris 1738) Prélude: À discretion – Très vite – À discretion Un peu Gay Gracieusement Distrait Modéré (Chaconne)


Domenica (Sonntag, Scherzo in D), TWV 42:D7 Introduzzione settima: Largo – Presto No. 1 Andante No. 2 Moderato No. 3 Vivace No. 4 Dolce No. 5 Vivace No. 6 Allegro

Rüdiger Lotter, Violine Marcello Gatti, Traversflöte Isabella Bison, Viola Pavel Serbin, Violoncello Eva Maria Pollerus, Cembalo Lesung: Thomas Höft

Konzertdauer: Erster Konzertteil: ca. 50 Minuten Übersiedelung in der Park Musik zum Picknick: ca. 15 Minuten

Die Picknick-Box befüllte „eckstein“-Catering. Wenn es regnet, erklingt auch der zweite Konzertteil nach einer Pause im Planetensaal. Ihre Picknick-Box packen wir Ihnen dann zum Genuss für zu Hause ein. Die Picknick-Boxen erhalten Sie dann nach dem Konzert direkt beim Schloss-Ausgang von unseren Service-Mitarbeiterinnen.


Auf Kur

Das Wort „Kurkonzert“ beschwört heut­ zutage keineswegs angenehme Assoziati­ onen herauf. Wir denken an eine Kurkapelle, die in der Konzertmuschel am ­Nachmittag mehr oder weniger lustlos ihre Operetten-Arrangements zum Besten gibt. Im 18. Jahrhundert, als man die heilsame Wirkung von Trinkkuren und Badeaufent­ halten gerade erst entdeckte, waren Kurorte die Treffpunkte der mondänen Welt – Orte, an denen Komponisten ihren adligen Gönnern besonders unterhaltsame und ­ geistreiche Musik zu Gehör brachten wie Telemann seine „Pyrmonter Kurwoche“.


Telemann in Bad Pyrmont Heutzutage preist sich das Niedersächsische Staatsbad ­Pyrmont als „AktivOase unter Palmen“ an. Das Kurbad im Weserbergland setzt eher auf lautes Musikvergnügen denn auf geistreiche Musikscherze, wie sie Georg Philipp Telemann anno 1734 den Kurgästen offerierte. Als der Hamburger Musikdirektor seine „Pyrmonter Kurwoche“ verfasste, genügten ihm ganze drei Stimmen: Violine, Viola und Generalbass. Sie konnten beliebig vermehrt werden, etwa zum Streichorchester oder zum gemischten Ensemble mit Bläsern. Dem Widmungsträger, Fürst Anton Ulrich von Waldeck-­ Pyrmont, gestattete Telemann sogar ausdrücklich die Verwendung für Militärmusik. Der Fantasie der Ausführenden sind also keine Grenzen gesetzt, zumal die Musik von einer entwaffnenden Leichtigkeit und Einfachheit ist: „Melodie pur“, verteilt auf sieben Suiten, deren jede aus einer Einleitung und sechs Tänzen besteht. Geschickt hat Telemann jede Suite einem Wochentag zugeordnet und so den Ablauf einer Kurwoche suggeriert. Da er das ganze „Settimana prima“ nannte, „Erste Woche“, rechnete er offenbar mit einer Fortsetzung, zu der es aber nicht gekommen ist. Denn der Widmungsträger war gerade in Kriegsdingen mit dem Prinzen Eugen unterwegs und hatte wenig Sinn für einen vergnüglichen Kursommer: Im Polnischen Thronfolgekrieg stritt Fürst Anton Ulrich mit den Kaiserlichen gegen die Franzosen. Ob er seinen „Hautboisten“ im Feldlager tatsächlich Telemanns „Kurwoche“ zum Musizieren vorlegte, wissen wir nicht. Von kriegerischer Zurüstung ist diese Musik jedenfalls denkbar weit entfernt: Sie setzt dem Heilsamen der Trinkkuren ein liebreizendes Denkmal.


Der Kurort Die wundersamen Wirkungen der Pyrmonter Heilwasser hatten schon im Jahre 1556 Tausende von Menschen ins Weserbergland gezogen – das sogenannte „Wundergeläuf“ von Pyrmont. Im Barock wurde das Kurbad so populär, dass es 1681 zu einem ersten „Fürstensommer“ kam: 34 regierende Fürsten verbrachten ihren Sommer gemeinsam in Pyrmont. Zu ihrer Unterhaltung mussten sich die Waldecker Gast­geber einiges einfallen lassen, denn die Konkurrenz schlief nicht. Als Fürst Anton Ulrich 1720 den Brunnenplatz mit dem Ort Oesdorf verband und so „Neustadt Pyrmont“ gründete, schickten sich die Kurbäder in Böhmen gerade an, den Hochadel mit Sensationen anzulocken, sogar mit italienischen Opern, wie man sie in Kuks hören konnte. Auch Karls­ bad und die Bäder am Rhein wie Schwalbach, Schlangenbad oder Wiesbaden wurden zunehmend populär. Deshalb ersann Anton Ulrich für seine Gäste alle möglichen Unterhaltungen, die auch Telemann genoss, als er dort drei Sommer hintereinander zum Kuren weilte. Er beobachtete alles genau – die Gebräuche der Trinkkur, das Gesellschaftsleben, die Musik – und goss seine Beobachtungen in jenen vergnüglichen Zyklus aus sieben musikalischen Wochentagen. Modern gesprochen war dies nichts anderes als eine „Marketing-Maßnahme“ für Bad Pyrmont.

Die Widmung Wie es zu dem Zyklus kam, hat Telemann in seiner Widmungsvorrede an den Fürsten verraten – original in italienischer Sprache, die der weitgereiste Militär mit seinem Hang zur italienischen Musik fließend beherrschte: „Ich brenne darauf, dem hohen Namen Eurer Fürstlichen Hoheit diese kleinen musikalischen Produktionen zu widmen; doch ich fürchte, sie werden, da sie in einem scherzenden Stil sind,


nicht nach Eurem Geschmack sein, umso mehr, als die Süßig­ keit der italienischen Musik denselben mit weit erhabeneren Ideen angefüllt hat. Ingleichen gestehe ich Eurer Fürstlichen Hoheit, dass ich beim Komponieren dieser kleinen Stücke nichts anderes vor Augen hatte als jenen Ort, der so ruhmreich von Euch beherrscht wird und der eine halbe Welt wert ist: Es ist Pyrmont, wo der Herrgott den Mineralwassern solchen Segen einflößte, dass die Wunder, die sie jährlich zur Wiederherstellung der Gesundheit leisten, jede Glaubwürdigkeit übersteigen. Ich selbst war drei Jahre lang ein erstaunter Zeuge all dessen, was sie an anderen und an mir selbst bewirkten. Da nun die Musik zu den unschuldigen Vergnügungen gehört, glaubte ich, dass die vorliegenden Kompositionen vielleicht aufgrund ihrer Einfachheit und ihres Geschmacks die Fremden, die hier versammelt sind, mehr erfreuen können als andere, höchst kunstvolle Musik. Und da außerdem die Fama schon verkündet, dass Eure Fürstliche Hoheit im Begriff steht, auf dem Pfade des Ruhms dem Prinzen Eugen zu folgen, für dessen Namen die höchsten Lobeshymnen der Panegyrik nicht ausreichen, um mit ihm gemeinsam den Lorbeer des Siegers zu erringen, wird diese Musik, wie ich annehme, auch für die Orchester des Mars nicht ungeeignet sein, da sie die Freude und die Einfachheit zur Grundlage hat. Hamburg, 19. Juni 1734“

Kuren anno 1734 Telemanns Zyklus enthält einige Hinweise auf die Gebräuche des Kurens zur Barockzeit. Neben dem Originaltitel „Melodische Scherze zur Unterhaltung all jener, die in Bad Pyrmont die Mineralwasser zu sich nehmen“ findet sich an anderer Stelle auch der Titel: „Melodische Früh-Stunden beym Pirmonter Wasser“. Man begann mit den Anwendungen demnach zeitig in der Früh, „lebhaft“, wie es Telemann


auch von seiner Musik schreibt. Zwischen beidem – der Heilquelle und der heilsamen Musik – bestand insofern ein Zusammenhang, als beide auf ein „Entschlacken“ abzielten: Nach eigenem Bekenntnis ging es Telemann in diesen „kleinen und lebhaften Productionen“ vorrangig um „Freude und Leichtigkeit“. Es ging also um eine „Wassermusik“ zur Verstärkung etwai­ ger homöopathischer Wirkungen beim Einnehmen der Heilwasser, aber auch um eine geistreiche Unterhaltung zur Morgen- oder Abendstunde. Denn zwischen all den Trink­ kuren wollten die adligen Patienten unterhalten werden und sich vor allem am aristokratischen Vergnügen einer Suite oder eines Concerto delektieren. Dafür richtete der Adelsherr des betreffenden Kurorts eigene Säle ein, natürlich auch zum Glücksspiel, zum Tanz und vielen anderen Gelegen­ heiten, um sich einen „Kurschatten“ zuzulegen. Höchste Qualität wurde bei diesen barocken „Kurkonzerten“ durch die fürstlichen „Cammermusici“ garantiert, die jeder fürstliche Kurgast mit sich zu führen pflegte. Auch Johann ­Sebastian Bach gehörte 1718 und 1720 zur musikalischen Entourage seines Fürsten bei der Kur in Karlsbad. Für die Ausführung seiner Suiten durfte Telemann also mit vorzüglichen Musikern rechnen, die alle Qualitäten seiner Suiten herauszukitzeln verstanden: den sanften melodischen Schwung, die rhythmische Verve, die pikanten Anspielungen auf polnische, niedersächsische oder sonstige Volksmusik. Alles kommt hier auf die Ausführung an. Als Einleitung jeder Suite dient ein munterer Allegrosatz von kaum mehr als 50 Takten. Die Tänze beschränken sich auf simpelste Formen von vier plus zehn Takten mit Wiederholungen. An Melodien aber hat Telemann in diese „Scherzi melodichi“ alles hineingelegt, was er an Einfallsreichtum zu bieten hatte, übrigens fast durchwegs in Dur. Nur der Freitag und Samstag stehen in einer Molltonart.


Telemann in Paris Die längste Reise seines Lebens unternahm Telemann drei Jahre nach der Veröffentlichung der „Pyrmonter Kurwoche“. In seiner Autobiographie von 1740 nannte er sie seine „längst-abgezielte Reise nach Paris, wohin ich durch einige der dortigen Virtuosen, die an etlichen meiner gedruckten Werke Geschmack gefunden hatten, war eingeladen worden. Sie erfolgte um Michaelis 1737 und wurde in 8 Monathen zurück geleget. Daselbst ließ ich neue Quatuors stechen. Die Bewunderungs-würdige Art, mit welcher die Quatuors von den Herren Blavet, Traversisten; Guignon, Violinisten; Forqueray dem Sohn, Gambisten; und Edouard, Violoncellisten gespielet wurden, verdiente, wenn Worte zulänglich wären, hier eine Beschreibung. Genug, sie machten die Ohren des Hofes und der Stadt ungewöhnlich aufmercksam, und erwarben mir, in kurzer Zeit, eine fast allgemeine Ehre.“ Die sogenannten „Pariser Quartette“, deren erste Aufführungen den Meister so sehr entzückten, bildeten das Hauptwerk seiner Pariser Reise. Gemeinhin werden heute unter diesem Beinamen zwei Zyklen zu je sechs Quartetten Telemanns zusammengefasst: die echten Pariser Quartette, von denen der obige Bericht erzählt, original „Nouveaux Quatuors“ genannt, 1737 in Paris komponiert und zum Druck befördert. Nicht an der Seine, sondern an der Elbe erschienen bereits 1730 die Hamburger „Quadri“, die nur deshalb zum sogenannten „ersten Teil“ der Pariser Quartette ernannt wurden, weil sie in Paris in einem Nachdruck erschienen und von den berühmten Pariser Musikern um den Flötisten Michel Blavet und den Gambisten Antoine Forqueray ebenfalls dort aufgeführt wurden. Unsere Musiker haben sich aber für das sechste Quartett der „Nouveaux Quatuor“ entschieden, das teils im Saal, teils draußen musiziert wird. Es beginnt mit einer französischen Ouvertüre und endet mit einer pathetischen Chaconne.


Eine Triosonate von Telemann für Traversflöte, Gambe und Continuo in a-Moll ist in Darmstadt überliefert. Sie ist im Stil deutlich italienischer als das Pariser Quartett, eine ­Corelli-Sonate in vier Sätzen, mit Telemann’scher Gefälligkeit garniert.

Telemann-Fantasien Als Zwischenspiele zwischen den Wochentagen der Kur­woche fungieren Telemann’sche Solo-Fantasien für ­Cem­balo, Violine, Flöte und Gambe. Die 36 Cembalofantasien sind gefällige zweistimmige Stücke, die sich nicht mit Bachs hochvirtuosen Fantasien vergleichen lassen. Die Fantasien für Solovioline und selbst die für Flöte enthalten dagegen Fugensätze und einige sehr ausdrucksstarke Adagios. Die Fantasien für Gambe solo waren lange Zeit verschollen und sind erst vor kurzem wieder aufgetaucht.

Zur Musik Montag: Der erste Tag der Kurwoche steht in der heiteren Tonart A-Dur: Alle freuen sich auf die Sommerfrische. Freilich entsteht bei der

Ankunft der prominenten Gäste ein Tohuwabohu, wie die chaotischen Rhythmen der Einleitung andeuten. Bis alle prominenten Gäste mit ihrer


Dienerschaft auf die Quartiere verteilt waren, glich jeder Kurort des Barock einem Ameisenhaufen. Die ersten drei Tänze der Suite sind gleichsam ein Aufatmen in frischer Landluft, ein Spaziergang unter Bäumen. Eine Bauernkapelle tönt dazwischen (Nr. 4 Allegro), eine pompöse Dame tritt im Rhythmus einer Sarabande auf (Nr. 5 Largo). Die Diener rasen umher, um allerlei Besorgungen zu machen (Nr. 6 Presto). Donnerstag: Man bekommt Besuch vom Militär. Die Tonart EsDur, die vielen Dreiklangsthemen und Fanfaren, vor allem aber die Polonaise an zweiter Stelle lassen darauf schließen, dass Neuigkeiten von den polnischen Schlachtfeldern eingetroffen sind, überbracht von einigen Militärmusikern. Mittwoch: Der dritte Tag der Kurwoche ist ganz der Pastorale gewidmet, dem Landleben. Deshalb die Pastoraltonart G-Dur. Man schwärmt in die Landschaft aus, ruht unter Bäumen und schaut den Bauern bei der Ernte zu, vor allem aber den Bauernmädels bei ihren

Liedern, die sie in den Pausen singen. So manche galante Wendung verrät, dass die Adelsherren nach einem „Kurschatten“ Ausschau halten. Sonntag: Der Sonntag ist bei Telemann nicht der erste, sondern der letzte Tag der Woche. Die Suite steht in der prachtvollen Tonart D-Dur und beginnt mit einer pathetischen Einleitung, gefolgt von einer Fuge. Offenbar wollte Telemann auf den Sonntagsgottesdienst anspielen, auf den die protestantischen Gäste auch im Kurbad Pyrmont nicht verzichteten. Danach erfreuen sich alle an einem offenbar prachtvollen Sommertag, wie hoffentlich auch unser Publikum unter den Bäumen des Parks. Von Abschied ist in dieser Suite noch nichts zu hören. Zur Kur fuhr man damals mehrere Wochen, sonst hätten sich Reise und Aufwand nicht gelohnt. Außerdem hatte Telemann eine Fortsetzung in Form einer zweiten Kurwoche geplant. Josef Beheimb


Die Interpreten Rüdiger Lotter, Violine Als einer der interessantesten und vielseitigsten Barockgeiger seiner Generation macht sich Rüdiger Lotter inzwischen auch als Dirigent einen Namen im Bereich der historischen Aufführungspraxis. So dirigierte er Ende 2014 beim Festival des Westdeutschen Rundfunks, den „Tagen der Alten Musik“ in Herne, in einer umjubelten Aufführung Glucks Oper „Orfeo“. Ebenso enthusiastisch reagierten Publikum und Presse auf zwei von Rüdiger Lotter geleitete Arienabende mit dem Sopranisten Valer Sabadus im Opernhaus Düsseldorf und im Prinzregententheater München. Seine Interpretation der Brandenburgischen Konzerte, die er mit der Hofkapelle München für Sony Music 2013 vorlegte, wurde von der Fachpresse mit Lob überschüttet. Seine kammermusikalische Zusammenarbeit mit Künstlern wie Ronald Brautigam, Hille Perl oder Irvine Arditti belegen seine Vielseitigkeit ebenso wie seine Aufgeschlossenheit auch zur zeitgenössischen Musik. Als Kammermusiker mit seinem Kammerensemble Lyriarte oder dem Einstein-Klaviertrio und als Solist tritt er regelmäßig bei wichtigen Festivals auf. Rüdiger Lotter erhielt mehrere Auszeichnungen, so beim renommierten Wettbewerb „Premio Bonporti“ in Rovereto (Italien) und beim internationalen „Johann-Heinrich-Schmel-


zer-Wettbewerb“ in Melk (Österreich). 2007 war Rüdiger Lotter Gastprofessor an der staatlichen Hochschule für Musik Trossingen. Als Spezialist für historische Aufführungspraxis arbeitet er auch mit Orchestern wie dem Sinfonieorchester des WDR, den Bremer Philharmonikern, dem Stuttgarter Kammerorchester, dem Orchester der Ludwigsburger Schlossfestspiele, dem „Teatro di Liceu“ Barcelona und recreationBAROCK zusammen und er ist auch Konzertmeister des styriarte Festspiel-Orchesters. Seit 2009 ist Rüdiger Lotter künstlerischer Leiter der Hofkapelle München. Als künstlerischer Leiter der Hasse-Gesellschaft München setzt er sich zudem intensiv für die Wiederentdeckung des Werks von Johann Adolph Hasse ein. 2011 wurde auf seine Initiative hin Hasses Oper „Didone Abbandonata“ im Münchner Prinzregententheater mit großem Erfolg wieder aufgeführt. Rüdiger Lotter spielt eine Violine von Jacobus Stainer, die sich zuvor im Besitz von Reinhard Goebel befand.

Marcello Gatti, Traversflöte Marcello Gatti interessierte sich schon sehr früh für Querflöte und Alte Musik und erwarb 1986 in Perugia das Querflöten-Diplom. Von 1991 bis 1998 vertiefte er seine Studien bei Barthold Kuijken am Königlichen Konservatorium in Den Haag (Holland), wo er das Solisten-Diplom mit Auszeichnung ablegte. Seine jahrelange intensive Konzerttätigkeit hat ihm zu Auftritten bei den renommiertesten Musikinstitutionen in ganz Europa,


Amerika, Japan, Australien und im Mittleren Orient verholfen. Er wird regelmäßig zum Zusammenspiel mit einigen der bekanntesten Formationen Europas, die sich auf Alte Musik spezialisiert haben, eingeladen, wobei das Repertoire von Renaissance über Barock bis hin zur Klassik reicht. Marcello Gatti hat zahlreiche CDs aufgenommen, die sowohl bei den Kritiken als auch beim Publikum stets bestes Echo hervorbrachten. Mit großem Enthusiasmus widmet er sich seiner Lehrtätigkeit antiker Instrumente, die er am Mozarteum in Salzburg, dem Conservatorio „F. E. dall’Abaco“ in Verona, sowie bei Sommerkursen beim Alte-Musik-Festival in Urbino ausübt.

Isabella Bison, Viola Die in Bologna geborene Geigerin Isabella Bison begann im Alter von sieben Jahren Geige zu spielen. Mit Hilfe eines Stipendiums der „Rotary Stiftung“ kam sie 2001 nach Luzern, um bei Giuliano Carmignola zu studieren. Nach ihrem Konzertdiplom folgten Besuche von Meisterklassen bei den Geigern Pavel Vernikov, Massimo Fornaciari, Cristiano Rossi und Domenico Nordio. Sie war Stipendiatin des „Hindemith Zentrums“ in Blonay (Schweiz) und Preisträgerin beim Nationalen Violinbewerb in Vittorio Veneto. Isabella Bison wurde Mitglied des Ensembles I Solisti dell’Orchestra Città di Ferrara und arbeitete mit bekannten Orchestern wie dem Orchestra da Camera di Mantova, dem Orchestra Milano Classica oder dem Orquesta Sinfónica de Galicia.


Schon als Studentin zeigte sich ihr großes Interesse an Alter Musik und an historischen Instrumenten. Sie sammelte Erfahrung beim Studium der Barockvioline mit Lucy van Dael und Stefano Montanari in der „International Music Academy“ in Mailand. 2004 wurde sie in das European Union Baroque Orchestra aufgenommen, mit dem sie unter dem Dirigat von Ton Koopman und Lars Ulrik Mortensen ganz Europa bereiste. Als Solistin spielte sie Violinkonzerte von Bach, Haydn, Benda, Mendelssohn und Vivaldi, 2006 gastierte sie bei der Salzburger „Bach Gesellschaft“. Elf Jahre lang musizierte sie bei Il Complesso Barocco unter Alan Curtis; sie arbeitet mit dem Schweizer Ensemble Freitagsakademie zusammen, mit Les Talens Lyriques, Europa Galante, dem Ensemble Zefro, AnimaEterna, Il Pomo d’Oro, I Barocchisti oder der Capella Gabetta. Die begehrte Kammermusikerin gründete mit Stefano Marcocchi Stile Concertante, ein Duo, das sich vor allem auf unbekannte Werke der italienischen Komponisten des 18. und 19. Jahrhunderts spezialisiert.

Pavel Serbin, Violoncello 1978 in Moskau geboren, besuchte der Cellist Pavel Serbin zunächst die russische Elite-Musikschule, die Gnessin-Akademie, um dann am staatlichen Moskauer Tschaikowski-Konservatorium zu studieren. Er lernte Violoncello bei Dmitry Miller, Kammermusik bei Alexander Rudin, Quartett bei Alexander Galkovsky. 1999 trat Serbin in das Königliche Konservatorium in Den Haag (NL) ein, wo er unter der Leitung von Wieland Kuijken Viola da Gamba und bei Jaap ter Linden Violoncello studierte. Parallel dazu nahm er als Stipendiat des Luxemburgischen Kulturministeriums an der Musikhochschule in Ettelbruck


(LU) bei Michel Rada-Igisch Gambenunterricht. 2000 gewann er den Premio Bonporti Wettbewerb in Italien und den Van Wassenaer Wettbewerb in den Niederlanden, im Jahr davor trug er vom Internationalen Alte-MusikWettbewerb im belgischen Brügge einen Preis nach Hause und war umjubelter Preisträger des Internationalen Musikwettbewerbes „Juventus“ in Frankreich. Pavel ist europaweit und in Russland Gast auf Festivals und in Russland zu Gast und u. a. Mitglied in der Hofkapelle München. Schon 1997 gründete er mit der Pianistin Olga Martynova das A La Russe ensemble, die Grundlage für das spätere Orchester Pratum Integrum, Russlands größtes Barockorchester, das Pavel seit 2003 leitet und seit 2008 auch dirigiert. Seit Mai 2004 unterrichtet er Violoncello, Quartett und Kammerensemble am staatlichen Moskauer Tschaikowski-Konservatorium und arbeitete an seiner Doktorarbeit bei Alexander Rudin.

Eva Maria Pollerus, Cembalo Die 1976 in Graz geborene Cembalistin Eva Maria Pollerus genoss ihre Ausbildung auf Klavier und Cembalo an den Universitäten in Graz und Wien sowie bei zahlreichen Meisterkursen und sammelte bereits in frühester Kindheit große Bühnen- und Wettbewerbserfahrung. Prägend war vor allem ihr Aufbaustudium Cembalo, Generalbass und historische Aufführungspraxis an der Schola Cantorum Basiliensis. Anregungen erhielt sie auch auf zahlreichen Meisterkursen


sowie durch die Teilnahme an internationalen Wettbewerben (z. B. Wanda-Landowska-Wettbewerb in Warschau, Cembalowettbewerb Brügge, Premio Bonporti/Rovereto). Neben ihrer aktiven solistischen Konzerttätigkeit arbeitet sie in den letzten Jahren vor allem intensiv mit dem Ensemble Musicke’s Pleasure Garden / Graz-Basel, außerdem war und ist sie regelmäßig Gast in zahlreichen anderen Barockensembles und Orchestern (recreationBAROCK, Pera-Ensemble, Freiburger Barockorchester, Camerata argentea, Harmoniae suavitas, Freitagsakademie Bern) und arbeitet mit Dirigenten wie Jordi Savall, Michael Hofstetter oder Kristin von der Goltz zusammen. Weiters gibt Eva Maria Pollerus Meisterklassen an der Janacek Akademie Brno, der Stiftung Michaelstein, Schloss Weikersheim, den Barockwoche der HfMDK Frankfurt oder an der Musikakademie Łodz. Nach der ersten Berufung als Professorin für Cembalo und Aufführungspraxis an die Kunstuniversität Graz, wo sie 2005 bis 2011 u. a. auch als jüngste Institutsvorständin einer österreichischen Universität gewirkt hat, ist sie nun seit 2012 mit viel Begeisterung als Professorin für Cembalo und Generalbass an der Musikhochschule Frankfurt tätig. Die Hauptschauplätze ihres Lebens sind derzeit ihre Familie, Basel, Frankfurt, Graz, diverse internationale Festivals und Konzertorte sowie die verschiedenen Schnellzüge der europäischen Bahnlinien.


Thomas Höft, Lesung Thomas Höft arbeitet als Autor, Regisseur und Dramaturg in sehr unterschiedlichen Bereichen der Kunst. Er verantwortete große historische Themenausstellungen in deutschen und österreichischen Museen und schrieb Sachbücher – für „Welt aus Eisen“ wurde er mit dem Österreichischen Staatspreis Buchkunst ausgezeichnet. Vor allem aber ist er mit zahlreichen Theaterstücken und Opernlibretti bekannt geworden. 2006 etwa wurde die Oper „Radek“ mit der Musik von Richard Dünser bei den Bregenzer Festspielen aufgeführt, und 2010 erfolgte an der Wiener Staatsoper die Premiere seiner Oper „Pünktchen und Anton“ nach Erich Kästner zur Musik von Iván Eröd. Durch Götz Friedrich zu ersten Regiearbeiten ermutigt, nimmt die Musiktheaterregie einen kontinuierlich immer gewichtigeren Raum in Thomas Höfts Schaffen ein. Seit 1994 arbeitet Thomas Höft als Dramaturg der styriarte und seit 2003 auch von Psalm. Von 1999 bis 2001 war Thomas Höft außerdem Intendant des Brandenburger Theaters, von 2004 bis 2005 Intendant des Festivals Pax 2005 und seit 2012 ist er Geschäftsführer der Kölner Gesellschaft für Alte Musik.


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ie styriarte führt heuer erstmals Busse zu Konzerten nach Graz – und zwar 5 x zu Beethoven-Sinfonien. Steigen Sie ein und lassen Sie sich von unseren netten Reiseleiterinnen umsorgen – bis nach Graz zum Konzert und wieder retour. Samstag, 25. Juni Z U „ B E E T H O V E N 1 + 8“ von Hartberg über Ilz – Gleisdorf – Graz und retour

Sonntag, 26. Juni Z U „ B E E T H O V E N 2 + 7“ von Bad Aussee über Liezen – Rottenmann – Trieben – Leoben – Graz und retour

Freitag, 8. Juli Z U „ B E E T H O V E N 3 + 6“ von Murau über Rothenturm – Judenburg – Knittelfeld – Leoben – Graz und retour

Samstag, 9. Juli Z U „ B E E T H O V E N 3 + 6“ von Villach über Klagenfurt – Wolfsberg – Graz und retour Freitag, 22. Juli Z U „ B E E T H O V E N 4 + 5“ von Mürzzuschlag über Kindberg – Kapfenberg – Bruck – Graz und retour Alle Infos im styriarte Kartenbüro: Sackstraße 17, 8010 Graz 0316.825 000 tickets@styriarte.com


Aviso Dienstag, 19. Juli, 20 Uhr Helmut List Halle

Große Töchter Fünf Mosaiksteine zur Frauen­Freiheit. Fünf Kompositionsaufträge der Freiheits­styriarte 2016.

Angelica Castelló: Trois Chansons Tristes Neue Lieder auf Christine de Pizans Roman „Stadt der Frauen“ Manuela Kerer: Pro.z.ess Kurzoper um einen Hexenprozess Mirela Iviˇcevic:´ Pink Pyjamas Die Geschichte des serbischen Mädchens Alexandra Maria Gstättner: Windmühlen : O. Kammeroper über die Selbstermächtigung einer Frau ´ Belma Bešlic­Gál: Mirror Universe Blick aus der Zukunft auf unsere Welt: auf Männerquoten, Männerwahlrecht, Eindämmung des Männerhandels ... Theresa Dlouhy, Sopran Margot Oitzinger, Alt Tore Tom Denys, Tenor Tomáš Král, Bass Solistinnen des styriarte Festspiel-Orchesters




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Dienstag, 15. September 2015

Österreichs unabhängige Tageszeitung

Seriös, unabhängig, unbeugsam

Flexibel im Format, unbeugsam im Inhalt der Standard: als Klassik, Kompakt oder E-Paper Liechtenstein/Wien – Kompakte Länder wie Liechtenstein können aufatmen: Kompaktheit wurde jetzt erstmals offiziell als nützlich nachgewiesen. Dies gelang einer 19-jährigen Abonnentin aus dem Wiener Alsergrund, die nach der neunwöchigen Lektüre des Standardkompakt einen deutlichen Wissensvorsprung gegenüber ihrem sozialen Umfeld aufwies, dabei aber die vorteilhaften Inhalte weiterhin unterwegs und in kürzester Zeit konsumieren konnte. Damit wird auch für die Frage, ob kompakte Lebensmittel wie straff gerollte Dosenfische oder besonders eng gepackte Walnüsse für den Menschen von Vorteil sind, mit einer positiv ausfallenden Antwort gerechnet. In der wissenschaftlichen Community hat die Gewissheit über diesen schon lange vermuteten Vorteil von Kompaktheit einen wahren Kompakt-Boom ausgelöst. Kompakte Studien zu kompakten Themen mit kompakten Ergebnissen erfreuen sich unter Forschern neuer Beliebtheit. Für den kompaktfreudigen Laien gilt, was der Volksmund schon seit Generationen predigt: In der Kürze liegt die Würze. Damit wird auch für die Frage, ob kompakte Lebensmittel wie straff gerollte Dosenfische oder besonders eng gepackte Walnüsse für den Menschen von Vorteil sind, mit einer positiv ausfallenden Antwort gerechnet. Kompaktheit wurde jetzt erstmals offiziell als nützlich nachgewiesen. · http://derStandard.at/Abo ·

Österreich – Immer mehr Menschen suchen Kontakt zu einem flexiblen Partner, der dabei auch ruhig unbeugsam ausfallen darf. Besonderer Wert wird dabei häufig auf Inhalt bei gleichzeitiger Vollständigkeit gelegt. Charakterlich gefestigte Personen mit starker eigener Meinung und Offenheit erwarten von ihrem Gegenüber Seriosität, Unabhängigkeit und sogar Unbeugsamkeit im Inhalt, wenn auch Flexibilität im Format durchaus als Plus gesehen wird. Dass bei der Wahl des Diskurspartners ein Geben und Nehmen auf Augenhöhe Grundvoraussetzung ist, überrascht nicht weiter. Offenheit, Neugierde und Dialogfähigkeit gelten hier als positive Eigenschaften. Man wählt eben besonders umsichtig, wen man täglich beim Frühstück vor sich hat.

Die Zeitung für Leserinnen und Leser im Abo der Standard verbessert Ihre Lebensqualität Waidegg – Das Handformat macht mit der Aktion „Jetzt 3 Wochen gratis testen“ derzeit von sich reden. Max Manus, Österreichs führender Hersteller von Handtellern in Originalgröße, bezichtigt den Standard, seine Kompakt-Ausgabe im Handformat in Anlehnung an seine linke Hand gestaltet zu haben. Eine Klage wird in zweiter Instanz in Erwägung gezogen, in erster Instanz ist sie bereits abhandengekommen. Derzeit geht man in belesenen Kreisen davon aus, dass

das Handformat an sich wohl schon fast so alt ist wie die Hand selbst – oder doch so alt wie das beliebte Gesellschaftsspiel „Schere, Stein, Papier“, in dem jedes Handformat ein anderes schlägt. „Wenn eine Zeitung schon im Handformat erscheint, warum dann bitte ohne Finger?“, soll eine anonyme deutsche Politikerin zu dem Thema gesagt haben, viel eher jedoch stammt die Aussage von dem Rapper HaHaND$, dem Drechsler handfester Sprüche. Ein neuerliches

Gutachten der Argru HAND (Heutige Angehende Neue Denker) will nun einen Zusammenhang zwischen dem Lesen des Handformats in kritischen Kreisen und der Handlichkeit unbeugsamen Journalismus im Allgemeinen herstellen, was wohl insofern als gegeben zu erachten ist, als die Neuen Denker überdurchschnittlich häufig auch Abonnenten einer gewissen Qualitätszeitung – Name der Redaktion bekannt – sind. Nimm das, Max Manus!

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