Programmheft Fiesta Criolla

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Sonntag, 23. Juli, 20 Uhr Helmut List Halle

Fiesta Criolla

CACHUAS, RELIGIÖSE UND WELTLICHE TÄNZE aus dem „Codex Trujillo del Perú“ Kathedrale von Lima, 1780–1790 Cachua „Zur Geburt unseres Herrn Jesu Christi“ für Stimme und Bass Dennos lecencia Señores Tonada „El Tupamaro” aus Caxamarca Quando la pena en el centro Tonada „El Diamante“ aus Cachapoias Infelizes ojos mios tanzend zu singen Tonada „El Tuppamaro“ aus Caxamarca De los baños donde estube Tonada de „El Chimo“ für zwei Stimmen, Bass und kleine Trommel Jaya llûnch, Jaya llôch tanzend zu singen


(Schwert-)Tanz mit Flöte und kleiner Trommel zu viert, zu acht oder zu mehrt zu tanzen, mit dem Schwert in der Hand oder mit Tüchern, in der Form eines Contretanzes Tonada „La Donosa“ (Das anmutige Mädchen) für Singstimme und Bass A ti donoza te quiero tanzend zu singen Bayle del Chimo für Violinen und Bass Tonada „La Lata“ für Singstimme und Bass Oficiales de marina tanzend zu singen Cachua „Zur Geburt unseres Herrn Jesu Christi“, zu zweit und zu viert für Violinen und Bass Niño il mijor quey logrado

Tonada „El Conejo“ für Singstimme und Bass Señor Don Feliz de Soto tanzend zu singen Cachua „La Despedida“ (Der Abschied) aus Guamachuco De bronse devo de ser


Tonadilla, genannt „El Palomo“ (Der Täuberich), aus dem Ort Lambayeque Fragancia de los jardines, Samba tanzend zu singen Tonada, genannt „La Selosa“(Die Eifersüchtige), aus dem Ort Lambayeque Allá voi a ver si puedo Tonada „El Congo“ für Singstimme und Bass A la mar me llevan sin tener razón tanzend zu singen Tonada „La Brujita“ (Die kleine Hexe), aus Guamachuco Desengañado esta ya Gesang „El Huicho“, aus Chachapoyas Ymapacrach urpi Cachuyta über „La Montaña“, genannt „El Vuen Querer“ (Der gute Wille) De qué rígida montaña nacistes Lanchas Tanz Cachua Serranita, genannt „El Huicho nuebo“ No ay entendimiento humano Von acht Palla-Tänzern der Stadt Otuzco gesungen und getanzt zu Ehren Unserer Lieben Frau auf dem Berge Karmel in Trujillo


Tembembe Ensamble Continuo (Mexiko): Ada Coronel, Gesang Leopoldo Novoa, Marimbol, Guitarra de son 3a, Jarana huasteca & Gesang Enrique Barona, Huapanguera, Leona, Jarana jarocha 3a, Mosquito, Maracas, Quijada de caballo, Tanz & Gesang Ulises Martínez, Violine & Gesang La Capella Reial de Catalunya: Maria Juliana Linhares, Sopran Adriana Fernández, Sopran David Sagastume, Countertenor Víctor Sordo, Tenor Lluís Vilamajó, Tenor Marco Scavazza, Bass Daniele Carnovich, Bass Hespèrion XXI: Pierre Hamon, Flöten Jean-Pierre Canihac, Zink Béatrice Delpierre, Schalmei & Blockflöte Daniel Lassalle, Barockposaune Joaquim Guerra, Dulzian Jordi Savall, Diskantviola Philippe Pierlot, Bassviola Xavier Puertas, Violone Xavier Díaz-Latorre, Theorbe, Gitarre & Vihuela de mano Andrew Lawrence-King, spanische Barockharfe Pedro Estevan, Schlagzeug Leitung: Jordi Savall


Fiesta Criolla

Als um 1780 der Bischof von Trujillo, Baltazar Jaime Martínez Compañón, eine umfassende Bestandsaufnahme der alltäglichen Kultur im Peru seiner Zeit beauftragte, wollte er sich ein Denkmal setzen. Heute überwiegt ein anderer Aspekt: Der Bischof hinterließ eine einmalige Dokumentation des Alltagslebens, in der auf tausenden Blättern nicht nur Aquarelle die Menschen und ihre Tätigkeiten einfangen, sondern auch ihre Musik verewigt wurde. Genau 20 Tänze sind es, die der Codex überliefert, und in Jordi Savall und seinen Musikern findet dieser einmalige Blick in eine fremde Welt den beredtsten Anwalt für deren Vergegenwärtigung.


Eine ganz aktuelle Geschichte

Es ist wenige Wochen her, dass ein Aufschrei der Fachwelt für lateinamerikanische Kunst die große Politik bewegte. 136 neu entdeckte Aquarelle des Codex Martínez Compañón wurden in Madrid für rund 50.000 US-Dollar versteigert. Einziger Bieter war das Kunstmuseum in Lima. Doch die spanische Regierung erließ ein Exportverbot für das Konvolut, denn dieses stelle einen unverzichtbaren Teil des „spanischen Kulturerbes“ dar, der das Land nicht verlassen dürfe. Die Empörung in den lateinamerikanischen Staaten, insbesondere in Peru, war massiv und ist bis heute nicht abgeklungen. Wie kann es sein, dass das Land der Kolonisatoren, das über Jahrhunderte Unrecht und Versklavung nach Amerika brachte, immer noch die Errungenschaften der Lateinamerikaner für sich in Anspruch nimmt? Die Proteste haben inzwischen ein solches Ausmaß angenommen, dass die spanische Regierung vor wenigen Tagen zugestimmt hat, die Aquarelle als Dauerleihgabe ins Museum nach Lima zu überstellen. Auf die Eigentumsrechte des Staates wolle man jedoch weiterhin nicht verzichten. Schließlich liege ja der Großteil des Manuskriptes ohnehin in der Spanischen Nationalbibliothek. Und da es ein spanischer Bischof beauftragt habe, sei es eben spanisches Kulturerbe und nicht Peruanisches. Dieser Vorfall zeigt, wie treffsicher Jordi Savall wieder einmal ein musikalisches Thema aufgegriffen hat, das viel mehr ist


als gemütliche Kulturgeschichte. Es reicht tief in eine verstörende Vergangenheit, die bis heute Konsequenzen hat. So schön diese Musik auch ist, sie erzählt vor allem von Menschen, die mit Gewalt unter ein Regime gezwungen wurden, das sie sich nicht erwählen konnten. Sie zeigt aber auch, wie es unter diesem Druck zu einer Assimilation von Kulturen und Völkern kam. Und zu einem Leben, das eben viel mehr war als nur Unterdrückung. Zur Erklärung dieser These sei nur ein Beispiel angeführt: Viele der Aquarelle im Codex zeigen, wie Menschen unterschiedlicher Hautfarbe miteinander arbeiten und spielen. Tatsächlich gab es in den spanischen Kolonien, anders als in den englischen in Nordamerika, keine strenge Rassentrennung. Die Herren in Neuengland behandelten Sklaven ausschließlich als Sklaven und die Ureinwohner Amerikas ausschließlich als Indianer. Eine Verbindung, ja Vermischung der unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen war streng verboten, und die Begründung dafür war reiner Rassismus. Man wollte die weiße Elite vom „schlechten Blut“ der als minderwertig charakterisierten Unterdrückten reinhalten. In Lateinamerika galt dieses Verbot nicht. Menschen unterschiedlicher Hautfarbe durften untereinander heiraten, und bald gab es ein sehr buntes genetisches Durcheinander. Natürlich waren gesellschaftliche Barrieren trotzdem existent, und die spanischen Herren nicht weniger arrogant und rassistisch als ihre neuenglischen Kollegen, aber die fundamentale, mit Moral verbrämte Apartheid gab es nicht.

Der Codex Martínez Compañón Der große Hauptteil des Codex Martínez Compañón liegt heute in der Königlichen Bibliothek in Madrid. Und aus dieser Quelle stammen alle Lieder und Tänze des heutigen Abends. Der Codex hat neun Bände, und besteht hauptsächlich aus


tausenden von Aquarellen, die vor allem Flora und Fauna, aber auch die Lebensgewohnheiten der Menschen in und um die peruanische Stadt Trujillo darstellen. Empfänger des Konvoluts war König Karl IV. von Spanien, und geschaffen wurde das Werk in den späten 1780er Jahren vom damaligen Bischof von Trujillo, Baltazar Jaime Martínez Compañón. Die Sammlung ist das Endergebnis eines 32-monatigen Besuchs, einer offiziellen Visite, die den Bischof durch die Wiesen, Wüsten, Berge, Regenwälder und Küstenebenen um Trujillo führte. Ganz Kind der neu angebrochenen Zeit der Aufklärung und der Wissenschaftlichkeit, war der Bischof ganz offensichtlich bemüht, sowohl die Menschen als auch die Geographie und die Ressourcen der von ihm bereisten Region kennenzulernen und zu dokumentieren. Der zweite Band der Sammlung widmet sich Porträts von Menschen aller sozialen Schichten und schließt am Ende des Buches Bilder von Tänzern in bunten Kostümen und Instrumentalisten ein, die europäische Violinen in Kinnhaltung spielen, Gitarren, Harfen, Bandolas und sogar Einhandflöten und kleine Trommeln, dazu eine ganze Reihe von indigenen und afrikanischen Blas- und Schlaginstrumenten. An das Manuskript mit den unglaublich lebendigen Bildern sind die Partituren von zwanzig Musikstücken angehängt, in einer sehr eleganten klassischen Handschrift sorgfältig notiert. Jedes Stück hat einen Titel, der die Form und eine Beschreibung anführt, zum Beispiel „Tonada El Diamante“, was bedeutet: Tonada „Der Diamant“. Informationen darüber, ob das Stück gesungen oder getanzt werden soll oder beides, sind ebenfalls enthalten, und oft dazu auch noch der Name der Stadt, in der es notiert wurde. Die Themen der Lieder sind außerordentlich vielfältig: Es gibt Liebeslieder, ein unartiges Seemannslied, ein Lied der Buße in einer nahezu ausgestorbenen Muttersprache, ein Lied eines afrikanischen Sklaven (El Congo), ein hingebungsvolles Lied an die Jungfrau Maria,


das Lied einer eifersüchtigen Frau (La Selosa), ein Lied über den Abschied (La Despedida) und einige Weihnachtslieder. So wie die Aquarelle die örtlichen Bräuche darstellen, sind die musikalischen Werke Transkriptionen von dem, was die Begleiter des Bischofs auf ihren Reisen gehört haben: ein ebenso rares wie extrem kostbares Dokument nahezu verlorener musikalischer Tradition. Die Sammlung kann man als musikethnologische Sammlung beschreiben. Und wäre der Bischof im frühen 20. Jahrhundert gereist, so könnte man sich vorstellen, dass er wahrscheinlich einen Zylinder- oder Plattenrekorder mitgenommen hätte, um die Musik zu dokumentieren, genau wie Béla Bartók es in seinen Erkundungen auf dem Balkan getan hat. Auf jeden Fall spricht derselbe Geist aus den Aufzeichnungen. Wir haben hier die unglaublich seltene Gelegenheit zu hören, wie eine Musik entsteht, die aus den Rohzutaten der europäischen, afrikanischen und indigenen Stile zusammengesetzt ist oder besser verschmolzen. Wobei die eigentliche Notation sehr rudimentär ist. Oft sind es nur wenige Zeilen mit den Melodien und den Rhythmen, alles Weitere muss man sich er­arbeiten – wofür die Aquarelle mit den Instrumenten und den Tänzern ebenso Anhaltspunkte geben wie eine fundamentale Spielerfahrung, die die Musiker von Jordi Savall auszeichnet.

Die musikalischen Hauptformen Zum Schluss sollen hier noch die drei wichtigsten musikalischen Hauptformen im Manuskript Erwähnung finden: Cachua ist ein Wort aus der Quechua-Sprache und bezeichnet einen Rundtanz, was auch die wörtliche Übersetzung wäre. Allerdings wird diese Bezeichnung nur von den spanischen Kolonialherren verwendet und wechselt schnell die Bedeutung zur spezifischen Bezeichnung eines schnellen 2-Viertel-Tanz-


rhythmus. Dieser Rhythmus wird schnell auch in Europa berühmt und begeistert getanzt. Tonada bezeichnet ganz allgemein ein „Lied“ im Spanischen. Ein Lied, das sowohl gesungen, gespielt oder getanzt werden kann. Tonadilla dagegen ist die Bezeichnung für ein gesungenes Lied, meist satirischen oder ironischen Inhalts. Thomas Höft


Die Interpreten Jordi Savall, Diskantviola & Leitung Jordi Savall ist eine der vielseitigsten Persönlichkeiten unter den Musikern seiner Generation. Seit mehr als fünfzig Jahren macht er die Welt mit musikalischen Wunderwerken bekannt, die er dem Dunkel der Gleichgültigkeit und des Vergessens entreißt. Er widmet sich der Erforschung der Alten Musik, weiß sie zu lesen und interpretiert sie mit seiner Gambe oder als Dirigent. Seine Konzerte, aber auch sein Wirken als Päda­goge, Forscher und Initiator neuer musikalischer oder kultureller Projekte haben wesentlich zu einer neuen Sichtweise der Alten Musik beigetragen. Zusammen mit Montserrat Figueras gründete er die Ensembles Hespèrion XXI (1974), La Capella Reial de Catalunya (1987) und Le Concert des Nations (1989). Mit ihnen erforscht und erschafft er seit Jahrzehnten ein Universum voller Emotion und Schönheit für Millionen von Liebhabern Alter Musik in der ganzen Welt. In seiner Musikerlaufbahn hat Savall mehr als 230 Platten aufgenommen. Das Repertoire reicht von Musik des Mittelalters über Renaissance-Musik bis hin zu Kompositionen des Barock und des Klassizismus, wobei er einen besonderen Schwerpunkt auf die iberische und mediterrane Tradition legt. Die CDs erhielten zahlreiche Auszeichnungen, darunter mehrere Midem Classical Awards, International Classical Music Awards und einen Grammy. Seine Konzertprogramme haben die Musik zu einem Mittel der Verständigung und des


Friedens zwischen unterschiedlichen und manchmal auch verfeindeten Völkern und Kulturen gemacht. Nicht ohne Grund wurde Jordi Savall 2008 zum „Botschafter der Europäischen Union für den kulturellen Dialog“ und gemeinsam mit Montserrat Figueras im Rahmen des UNESCO-Programms „Botschafter des guten Willens“ zum „Künstler für den Frieden“ ernannt. Jordi Savalls ertragreiches Musikschaffen wurde mit den höchsten nationalen und internationalen Auszeichnungen gewürdigt, darunter dem Titel des Doctor Honoris Causa der Universitäten von Évora (Portugal), Barcelona (Katalonien), Löwen (Belgien) und Basel (Schweiz). Die Republik Frankreich verlieh Jordi Savall den Titel eines „Chevalier dans l’Ordre national de la Légion d’Honneur“ und vom niedersächsischen Kultusministerium erhielt er den „Praetorius Musikpreis Niedersachsen 2010“ in der Kategorie „Internationaler Friedensmusikpreis“; die katalanische Landesregierung zeichnete ihn mit der Goldmedaille für besondere Verdienste aus, und im Jahr 2012 wurde sein Lebenswerk mit dem angesehenen, einem Nobelpreis für Musik gleichkommenden, dänischen Musikpreis Léonie Sonning prämiert. „Jordi Savall steht ein für die unendliche Vielfalt eines gemeinsamen kulturellen Erbes. Er ist ein Mann unserer Zeit.“ (The Guardian, 2011).

Tembembe Ensamble Continuo (Mexiko) Das Tembembe Ensamble Continuo ist ein Kammermusik­ ensemble, das sich mit der Beziehung zwischen dem Son des spanischen Barock und den heute in Mexiko und Lateinamerika vorhandenen traditionellen Sones befasst. Diese Sones sind in verschiedenen regionalen Varianten verbreitet, sie bilden den ältesten, traditionellen Teil der mexikanischen Volksmusik. Hauptsächlich dienen Instrumente aus der Familie der Gitarre sowie andere Saiteninstrumente wie die Harfe oder die Geige der Interpretation.


Mitglieder des Ensembles leiteten 1995 ein intensives musikwissenschaftliches Forschungsprojekt, das die Zusammenhänge zwischen den traditionellen Varianten der mexikanischen Sones mit denen aus der spanischen Barockzeit aufzeigte. 1998 begann die Gruppe schließlich ihre theore­tischen Erkenntnisse in ihre musikalischen Darbietungen einzuarbeiten und bildet damit das heutige Ensamble Continuo, das die Musik der spanischen Barock­gitarre mit der heutigen mexikanischen Volksmusik verschmilzt. Der Name Continuo soll auf die Kontinuität dieser Musik durch die Zeit, die Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart hinweisen. Sie wollen damit aufzeigen, dass der mexikanische Son auch ein barocker Son ist. Die Mitglieder Enrique Barona, Eloy Cruz und Leopoldo Novoa studierten Musik an der nationalen Musikschule in Mexico City sowie an anderen Musikinstituten Mexikos, Kolumbiens, in Frankreich und den USA. Sie unterrichten am UNAM, am Morelos Center for the Arts und am Ollin Yolistli Center. Auch in Workshops geben sie ihre Kunst weiter. Tembembe spielt häufig mit folgenden Künstlern zusammen: Patricio Hidalgo, Zenén Zeferino, Ada Coronel, Donají Esparza, Ulises Martínez, Miguel Cicero, Hille Perl, Lee Santana und Steve Player. Das Ensemble tritt weltweit bei Konzerten und in Festivals in Erscheinung und hat CDs bei Urtext Digital Classics, Sony, BMG-Deutsche Harmonia Mundi und Alia Vox (Catalonia) herausgegeben.


Die Instrumente des Ensembles: Jarana, Tiple, Vihuela, Huapanguera, Moskito und Leona sind verschiedene Ausformungen der Gitarre. Die Marimbol ist ein Holzkasten mit Metallzungen, eine Art Bass-Instrument afrikanischen Ursprungs, das auf den Karibikinseln und in Belize zuerst heimisch wurde. Bei der Quijada de caballo handelt es sich um eine Art Klapper aus einem Pferdegebiss.

La Capella Reial de Catalunya Nach dem Modell der berühmten „Capelles Reials“, der höfischen Musikensembles im Mittelalter, für die auf der Iberischen Halbinsel große Meisterwerke sakraler und profaner Musik komponiert wurden, haben Montserrat Figueras und Jordi Savall im Jahr 1987 La Capella Reial gegründet, eines der ersten Vokalensembles, das sich, basierend auf historischen Kriterien, der Interpretation der Musik des spanischen Barocks, des sogenannten Goldenen Zeitalters, widmet und dem ausschließlich Sänger und Sängerinnen Iberiens und Lateinamerikas angehören. Seit die katalanische Landesregierung im Jahr 1990 die Schirmherrschaft übernommen hat, nennt sich das Ensemble La Capella Reial de Catalunya. Die Gruppe widmet sich der Wiederentdeckung und Aufführung der polyphonen Vokalmusik des Mittelalters und des spanischen Goldenen Zeitalters sowie der vor dem 19. Jahrhundert entstandenen europäischen Musik, wobei die Erforschung der historischen Aufführungspraxis die Grundlage ihrer Interpretation ist. Auf der gleichen künstlerischen Linie wie das Instrumentalensemble Hespèrion XXI, kombiniert La Capella Reial de Catalunya meisterhaft, immer mit Achtung vor der tiefen spirituellen und künstlerischen Dimension der Werke, die Qualität der Ausführung und Anpassung an den Stil der jeweiligen Epochen mit dem ausdrucksvollen Vortrag der poetischen Texte.


Das umfassende Repertoire des Ensembles reicht von der mittelalterlichen Musik der mediterranen Kulturen bis hin zu den großen Meistern der katalanischen, iberischen und europäischen Renaissance und des Barock. Zu seinen Erfolgen gehören aber auch die Aufführung einiger Opern des Barock und des Klassizismus und ein Abstecher in die zeitgenössische Musik mit Kompositionen von Arvo Pärt. Hervorzuheben ist ebenfalls die Mitgestaltung der Filmmusik zu Jeanne La Pucelle (1993) von Jacques Rivette über das Leben der Jeanne d’Arc. Im Jahr 1992 debütierte La Capella Reial de Catalunya im Operngenre und begleitete als Chor alle Aufführungen des Orchesters Le Concert des Nations. Die mehr als 40 CDs umfassende Diskografie des Ensembles hat zahlreiche Auszeichnungen und Preise erhalten. Unter der Leitung von Jordi Savall gibt La Capella Reial de Catalunya zahlreiche Konzerte in der ganzen Welt, nimmt Platten auf und hat als Teil der Stiftung „Centre Internacional de Música Antiga“einen festen Platz bei den wichtigsten internationalen Festivals Alter Musik.

Hespèrion XXI Im Jahr 1974 gründeten Jordi Savall und Montserrat Figueras zusammen mit Lorenzo Alpert und Hopkinson Smith in Basel Hespèrion XX, ein Ensemble für Alte Musik, das das reiche und faszinierende Repertoire vor dem 19. Jahrhundert unter neuen Voraussetzungen erhalten und bereichern wollte. Diese neuen Voraussetzungen waren die historischen Krite-


rien, die angewendet wurden, und die Originalinstrumente. Der Name Hespèrion bedeutet „aus Hesperien“, im Altgriechischen die Bezeichnung für die beiden westlichsten Halbinseln Europas, Hispanien und Italien. Es war auch der Name, den der Planet Venus erhielt, wenn er im Westen erschien. Hespèrion XX wurde im Jahr 2000 in Hespèrion XXI umgetauft. Hespèrion XXI ist heute ohne Zweifel eine Referenz, wenn man die Entwicklung der Musik in dem Zeitraum zwischen dem Mittelalter bis zum Barock verstehen möchte. Die Arbeit dieses Ensembles, das in der Erhaltung von Werken, Partituren, Instrumenten und nicht veröffentlichten Dokumenten besteht, ist von unberechenbarem Wert. Auf der einen Seite steht die strenge Forschungsarbeit, mit der neue Daten und Interpretationen zu den historischen Kenntnissen einer Epoche beigetragen werden, und zum anderen ist da die ausgezeichnete Qualität der Interpretationen, durch die das Publikum die Möglichkeit hat, auf natürliche Weise die ästhetische Zartheit und die eigene Spiritualität der Werke jener Zeit zu hören. Von Anfang an schlug Hespèrion XXI einen klaren und innovativen künstlerischen Kurs ein, der dazu führte, dass auf weltweiter Ebene eine Schule der Alten Musik entstand, denn man empfand und gestaltete die Alte Musik wie ein Werkzeug des musikalischen Experimentierens. Man suchte in ihr die größte Schönheit und Ausdruckskraft der Interpretation. Jeder, der Alte Musik interpretiert, ist dem ursprünglichen Geist jedes Werkes verpflichtet, und er muss lernen,


durch das Studium des Komponisten, der Instrumente der Epoche, des Werkes und seiner konkreten Umstände eine Verbindung mit dem Werk aufzunehmen. Aber als Handwerker der Kunst ist er auch dazu gezwungen, Entscheidungen über das zu fällen, was er interpretiert. Von seinem Talent, seiner Kreativität und seiner Kapazität, Emotionen zu vermitteln, hängt seine Kapazität ab, mit der Vergangenheit und der Gegenwart, mit der Kultur und ihrer Verbreitung Verbindung aufzunehmen. Das Repertoire von Hespèrion XXI umfasst unter anderem Werke aus dem Repertoire der Sepharden, kastilische Romanzen, Werke aus dem Goldenen Zeitalter Spaniens und des Europa der Nationen. Zu den erfolgreichsten Programmen des Ensembles gehören die Cantigas de Santa Maria d’Alfonso X El Sabio, La Diàspora Sefardí, und die Musik aus Jerusalem, Istanbul, Armenien und die kreolischen Folias. Dank der ausgezeichneten Arbeit zahlreicher Musiker und Mitarbeiter, die in all diesen Jahren mit dem Ensemble zusammengearbeitet haben, spielte und spielt Hespèrion XXI eine entscheidende Rolle in der Erhaltung und Aufwertung des musikalischen Nachlasses mit großem Einfluss auf weltweiter Ebene. Das Ensemble hat mehr als 60 Alben veröffentlicht, und auch in der Gegenwart spielt es auf der ganzen Welt und ist auf allen internationalen Festivals der Alten Musik zu hören.

Mit der Unterstützung des Departament de Cultura der Generalitat de Catalunya und des Institut Ramon Llull.


Wir verschlafen ein Drittel unseres Lebens.

Ö1 Club-Mitglieder nützen den Tag und genießen den Abend. Mit ermäßigtem Eintritt zu mehr als 20.000 Kulturveranstaltungen, dem Ö1 Magazin »gehört«, einer kostenlosen Kreditkarte u. v. m. Anmeldung auf oe1.ORF.at


Das Team der styriarte bedankt sich bei seinem sehr verehrten Publikum für seine Neugier, für seine Begeisterung und Treue. Wir freuen uns, dass Sie uns auch 2017 wieder auf unseren mannigfaltigen, teilweise auch ungewöhnlichen Pfaden durch die schöne Musikwelt folgten. Wir verabschieden uns für diesen Sommer und freuen uns auf ein Wiedersehen von 22. Juni bis 22. Juli 2018.


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17. Juni bis 27. August 2017 Steirisches Feuerwehrmuseum Kunst & Kultur Marktstraße 1, 8522 Groß St. Florian www.feuerwehrmuseum.at


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