Mittwoch, 19. Juli, 19 Uhr Helmut List Halle
Mozart.SOAP Leopold Mozart (1719–1787) aus: Notenbuch für Maria Anna Mozart, 1759 Nr. 11: Menuet in F und Trio in C für Hammerflügel solo Lesung Leopold Mozart aus: Notenbuch für Maria Anna Mozart, 1759 Nr. 32: Scherzo in F für Hammerflügel solo Lesung Leopold Mozart aus: Klaviertrio in F, LMV XI:1 Villanesca Lesung Leopold Mozart aus: „Frosch-Parthia“ für Violine, Violoncello und Bass, LMV XII:7 Vivace Polonaise
Lesung Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791) aus: Sonate in A für Klavier, Flöte und Violoncello, KV 12 Passepied: Allegro Lesung Contretanz in B, KV 123 für Flöte, 2 Violinen, Violoncello, Bass und Hammerflügel Lesung aus: Sonate in C für Klavier, Violine und Violoncello, KV 14 Menuetto I Menuetto II en Carillon Lesung aus: Divertimento (Trio) für Klavier, Violine und Violoncello, KV 254 Rondeaux: Tempo di Menuetto
Wolfgang Amadeus Mozart aus: Quartett für Flöte, Violine, Viola und Violoncello in C, KV 285b Allegro
Lesung aus: Quartett für Flöte, Violine, Viola und Violoncello in C, KV 285b Thema: Andantino mit Variationen (1–3) Lesung aus: Flötenquartett in C, KV 285b Variationen 4–6 Lesung Contretänze, KV 609/Nr. 1–4 für Flöte, 2 Violinen, Bass und Trommel Lesung aus: Trio für Klavier, Violine und Violoncello in G, KV 564 Gavotte: Allegro Lesung aus: Klaviertrio in G, KV 564 Gigue: Allegretto Lesung Contretanz in G, KV 610 (= KV 609/Nr. 5) Les filles malicieuses
Annie Laflamme, Traversflöte Fritz Kircher, Violine Sofija Krsteska-Klebel, Violine Gerswind Olthoff, Viola Isolde Hayer, Violoncello Georg Kroneis, Violone Ulrike Stadler, Trommel Leitung: Florian Birsak, Hammerflügel Maria Köstlinger, Lesung
Warm upper: Thomas Höft Inspizienz: Wolfgang Atzenhofer Übertitelsteuerung: Marie Huber Filmteam: Produktion, Kamera: Roland Renner / reziprok Technische Leitung: Johannes Trummer / TrueTV Bildtechnik: Alois Trummer Bildregie: Martin Steffens Kamera: Andreas Ruhs Musikalische Assistenz: Gertraud Heigl
Florian Birsak spielt heute auf einem Hammerflügel nach Anton Walter (um 1780), nachgebaut von Robert Brown.
Textzusammenstellung und Nachdichtung: Karl Böhmer Die gelesenen Texte stammen aus: Mozart, Briefe und Auszeichnungen, Band IV 1787–1857, Kassel, Basel 1962. Mozart Briefe und Dokumente – Online-Edition, herausgegeben von der Internationalen Stiftung Mozarteum, Salzburg (http://dme.mozarteum.at/briefe).
Programmdauer: Erster Konzertteil: ca. 55 Minuten Pause: ca. 30 Minuten Zweiter Konzertteil: ca. 65 Minuten Hörfunk: Dienstag, 8. August, 14.05 Uhr, Ö1
Mozart.SOAP
Nicht nur die ersten Tanzschritte des kleinen Bruders hat sie begleitet. Auch am „Clavier“ war die ältere Schwester Maria Anna seine erste Duopartnerin. Auf der schier endlosen Reise durch Westeuropa wurden beide Geschwister gleichermaßen als Wunderkinder gefeiert, erst mit Wolfgangs Italienreisen verschoben sich die Gewichte zugunsten des komponierenden Bruders. Nannerl blieb zuhause, erst bei der Mutter, später beim verwitweten Vater, schließlich beim Ehemann in St. Gilgen, während der Bruder seiner Wege ging. Eine Geschwisterliebe aus der Sicht der Schwester, mit Zitaten vom berühmten Bruder, gelesen von Maria Köstlinger.
Zum Programm
Das „Nannerl“ Geboren wurde sie am 30. Juli 1751 zu Salzburg als viertes Kind des Salzburgischen Hof- und Kammerkomponisten Leopold Mozart und seiner Frau Anna Maria, geborene Pertl. Getauft wurde sie auf die Namen Maria Anna Walburga Ignatia. Die drei älteren Geschwister lebten alle nicht mehr: Der Erstgeborene Johannes Leopold Joachim war ein halbes Jahr nach der Geburt 1748 verschieden, die Schwestern Maria Anna Cordula und Maria Anna Nepomucena Walburga waren bereits kurz nach der Geburt gestorben. Im dritten Anlauf gelang es den Mozarts, eine Tochter unter dem Schutz der Gottesmutter und deren Mutter über die gefährlichen ersten Lebensmonate zu retten. Dies glückte nicht bei dem Sohn Johann Baptist Karl Amadeus, geboren 1752, und der Tochter Maria Crescentia Franziska, geboren 1754. Sie hätten eigentlich die Spielkameraden der kleinen Nannerl werden sollen. Bis endlich ein Bruder zur Welt kam, der überlebte, war sie schon viereinhalb Jahre alt. Am 27. Januar 1756 erblickte ein Knabe das Licht der Welt, getauft auf die Namen Johannes Chrysostomos Wolfgangus Theophilus. Kaum auszudenken, was geschehen wäre, wenn Maria Anna und Wolfgang noch weitere Geschwister gehabt hätten, besonders einen Bruder mit dem Namen „Amadeus“. Da Letzterer aber so früh verstorben war, wurde „Wolfgangus Theophilus“ bald in der Familie zu „Wolfgang Amadeus“ mit dem Rufnamen „Wolfgang“ – eingedenk der besonderen Verehrung, die der Heilige Wolfgang am Wolfgangsee genießt, der Heimat von Mozarts Mutter, die aus St. Gilgen stammte.
In St. Gilgen lebte später auch Maria Anna Mozart als „Reichfreiin von Berchtold zu Sonnenburg“ zwischen 1784 und 1801. Nach dem Tode ihres Mannes zog sie nach Salzburg zurück, wo sie am 29. Oktober 1829 verstarb, mit 78 Jahren. Sie war viel älter geworden als ihr Vater, ihre Mutter und ihr Bruder (verstorben mit 67, 57 und 35 Jahren).
„Wolfgangerl“ und „Nannerl“ Der frühe Tod der insgesamt fünf Geschwister begründete die Zweisamkeit der Kinder Mozart – die wesentliche Erfahrung ihres Lebens neben der engen Bindung an die Eltern. Wer in unserem geschätzten Publikum eine ältere Schwester hat, insbesondere die Herren, weiß sicher die Fürsorge und Zuneigung derselben zu schätzen; und er weiß auch, wie sehr die Dankbarkeit dafür sich im Laufe eines Lebens möglicherweise verlieren kann, nicht aber die Zuneigung. Die Geschwister Mozart wurden spätestens durch die Westeuropareise zur Einheit zusammengeschweißt. Ihnen gegenüber stand der Vater, der „entrepreneur“ dieses Abenteuers, der immer neue Anforderungen an sie stellte und sie zugleich umhegte. Als Vizekapellmeister des Fürsterzbischofs von Salzburg dreieinhalb Jahre mit seiner Familie von Stadt zu Stadt, von Land zu Land zu reisen, nur um seine beiden Wunderkinder vorzuführen und als Kulturbotschafter des Hofes zu fungieren, war ein Unterfangen von unternehmerischem Geist und eine Form des „Kulturmanagements“, die manchen adligen Kreisen jener Epoche verdächtig war. Kaiserin Maria Theresia riet ihrem Sohn Ferdinand in Mailand davon ab, den fünfzehnjährigen Mozart einzustellen, da er doch sicher nichts zu tun haben wolle mit derlei „fahrenden Leuten“. Grundsätzlich aber staunte halb Europa über die Künste dieser Kinder: über Nannerls wundervolles Cembalospiel, über Wolfgangs Tasten- und Geigenkünste, bald
auch über seinen Gesang und seine Kunststücke wie das Spiel auf verdeckter Tastatur. Tanzen war so ziemlich das einzige, was die Geschwister Mozart nicht zur Musik vorführen mussten. Bis an Wolfgangs Lebensende blieb der Austausch über Tänze, Bälle und alles, was damit zusammenhing, ein Bereich der spielerischen Gemeinsamkeit, des „Privatlebens“, was diese Kinder in der Tat kaum kannten. Mozarts übertriebener Spieltrieb auch als Erwachsener erklärt sich schlicht daraus, dass man ihn mit sieben Jahren in eine Kutsche setzte und unablässig durch Europa führte, ohne dass er hätte spielen dürfen. Die Schwester war zu Beginn dieser Reise schon knapp zwölf Jahre alt, also ungleich vernünftiger und nach damaligen Maßstäben schon beinahe erwachsen. Im mondänen Mannheim feierte man ihren 12. Geburtstag, was ihr sicher gut gefiel. In Mainz kaufte ihr der Vater einen englischen Hut nach der neuesten Mode, wie überhaupt die Wünsche der Heranwachsenden vom Vater gerne erfüllt wurden. Sie führte ihr eigenes Reisetagebuch neben den Eintragungen Leopolds. Wolfgang dagegen war immer der Umsorgte, das kleine Genie mit dem unmäßigen Appetit auf Musik, das „Krokodil“, wie ihn Nikolaus Harnoncourt einmal nannte. Dieses „Krokodil“ musste früher oder später auch den Ruhm der Schwester „auffressen“. Mit Mozarts Vierfachbegabung als Pianist, Komponist, Geiger und Sänger konnte Maria Anna nicht konkurrieren, vor allem nicht mit dem Komponisten, der bald in Italien mit seinen ersten Seria-Opern reüssierte. Wie sehr muss sie ihn beneidet haben, als er in Rom an der Tafel des Heiligen Vaters Platz nahm, zwischen Kardinälen und Fürsten; als er Neapel sah und den rauchenden Vesuv; als er in Venedig in der Gondel fuhr und in Bologna den berühmten Padre Martini traf. Es war das Los der treu sorgenden
Tochter, bei der Mutter zuhause zu bleiben und all dies nur aus Briefen zu erfahren.
Die treu sorgende Tochter und Ehefrau Die Stimmen der großen Kastraten und Primadonnen Italiens konnte Maria Anna nur in München hören, wo sie zum Fasching 1775 und 1781 immerhin die Opern des Bruders sehen durfte und sich maßlos in die Faschingsbälle stürzte, wie es in der Familie Mozart üblich war. Solche Ausflüge in die mondäne Welt hatte sie bitter nötig, wie auch den Besuch vieler Musiker im Haus ihres Vaters, die natürlich mit der berühmtesten Pianistin Salzburgs musizieren wollten. Ansonsten war das Milieu ihrer Heimatstadt unerträglich provinziell, gemessen an all dem, was Maria Anna zwischen ihrem 12. und 17. Geburtstag in London, Paris, Brüssel, Wien und vielen anderen Städten erlebt hatte. Mit der häuslichen Ruhe in Salzburg fand sie sich nur deshalb ab, weil sie die erfolgreichste und bestbezahlte Klavierlehrerin der Stadt war. Vom Honorar konnte sie sich manchen kleinen Luxus leisten, und natürlich hatte sie Freundinnen in den ersten Häusern der Stadt. Mit dem 3. Juli 1778 aber, jenem Tag, als dem Bruder die arme Mutter in Paris unter den Händen wegstarb, veränderte sich ihr Leben noch einmal entscheidend. Nun war die knapp 27-Jährige zum Los der treu sorgenden Tochter verdammt und hatte den einsamen, mürrisch werdenden Vater zu umsorgen. Sie musste miterleben, wie der Sohn nach dem Scheitern aller Hoffnungen in Mannheim, München und Paris nach Salzburg zurückkehrte und beim Fürsterzbischof Hieronymus von Colloredo zu Kreuze kroch. Immerhin bescherten diese letzten Salzburger Jahre 1779/80 den Geschwistern noch einmal eine wunderbare, gemeinsame Zeit. Dabei musste aber die einzige Frau im Haus den doppelten „Frust“ von Vater und Bruder ertragen.
Wolfgangs Bruch mit dem despotischen Erzbischof in Wien im Frühjahr 1781 war längst überfällig und trennte den Bruder endgültig von der Heimat. In jenen Monaten musste die arme Schwester zuhause alle Flüche des Vaters auf den Bruder und das Gespött der Salzburger über sich ergehen lassen. Sie musste den Zorn des Vaters auch dämpfen, als ihr Bruder ausgerechnet eine „Weberische“ heiratete, ohne das väterliche Einverständnis abzuwarten. Als die Schwägerin Constanze dann 1783 endlich zum letzten Besuch mit dem Bruder in Salzburg erschien, stand das Familienurteil rasch fest: Er hatte die Falsche geheiratet, nämlich eine Frau, die sein Chaos ebenso wenig ordnen konnte wie er selbst, besonders das finanzielle. Ab diesem Zeitpunkt begann die Entfremdung der Geschwister voneinander, zumal auch der Vater nichts mehr von Wolfgang wissen wollte. Dass aber Nannerl schon im Jahr darauf den 15 Jahre älteren Reichsfreiherrn von Berchtold zu Sonnenburg heiratete und nach St. Gilgen zog, war nichts anderes als eine Flucht vor dem Schicksal der alternden Jungfer. Drei Jahre lang schrieb der Vater Briefe an die Tochter in St. Gilgen – meist böse Briefe, wenn es um Wolfgang ging –, dann starb er einsam in Salzburg. Plötzlich ließ Wolfgang wieder etwas von sich hören, um das Erbe zu teilen – natürlich. Constanze und Wien hatten einen Graben zwischen den Geschwistern aufgerissen, der nur durch den frühen Tod des Bruders wieder zugeschüttet wurde. Nun war die Schwester plötzlich neben der Witwe die wichtigste „Nachlassverwalterin“ des berühmten Mozart. Aus St. Gilgen schickte sie Briefe und nachgelassene Komposi tionen an die Verleger. Sie schrieb ihre Erinnerungen an den Bruder auf und sammelte gewissenhaft seine Briefe, so weit sie sich erhalten hatten. Aus diesen Quellen speist sich der Lesetext unserer SOAP.
Texte und Musik Maria Köstlinger liest aus zwei verschiedenen Textquellen: aus Maria Annas Erinnerungen an die frühen Jahre, die sie um 1800 in St. Gilgen niederschrieb, und aus den Briefen der Geschwister ab dem Zeitpunkt, als sich ihre Wege trennten. Dazu erklingen durchwegs tänzerische Sätze aus den verschiedenen Lebensphasen, denn der Austausch über Tänze, Bälle etc. blieb ein Lieblingsthema der Geschwister. Der erste Abschnitt ist den frühen Jahren gewidmet, als der Vater das Genie des kleinen Wolfgang entdeckte – ausgerechnet beim Spiel jener Cembalostücke, die eigentlich für die Schwester bestimmt waren. Einige Auszüge aus dem „Notenbuch der Maria Anna Mozart“ illustrieren diesen Abschnitt, dazu auch Kompositionen des jungen Leopold Mozart wie die „Villanesca“, der Dorftanz aus seinem Klaviertrio in F, komponiert spätestens 1760. Aus der gleichen Zeit stammt die so genannte „Frosch-Parthia“ für Violine, Violoncello und Bass, aus der zwei Tanzsätze erklingen. Die anschauliche, spielerische Musik des Vaters gehörte zu den ersten musikalischen Eindrücken der Kinder, ebenso die anonymen Cembalostücke des Notenbuchs. Im zweiten Abschnitt schildert Nannerl die große Westeuropa-Reise aus ihrer Sicht. Dazu erklingen Tänze des jungen Wolfgang: ein Passepied und zwei Menuette aus seinen Londoner Sonaten von 1764. Mit Wolfgangs erster Italienreise an der Seite des Vaters 1770 beginnt der Briefdialog der beiden Geschwister, illustriert durch einen Kontretanz, den Wolfgang im April 1770 in Rom komponierte und natürlich an seine Schwester sandte. Segenswünsche der Schwester für die große Reise nach Mannheim und Paris, die der Bruder im Herbst 1777 zusammen mit der Mutter antrat, beschließen den ersten Teil. Sein musikalisches Finale ist das „Tempo di Menuetto“ aus dem wunder-
baren Klaviertrio, das Mozart seiner Schwester widmete: das „Divertimento“ in B, KV 254 von 1776. Der Briefdialog der Geschwister zwischen Mannheim und Salzburg wird nach der Pause fortgesetzt, wozu eines der Flötenquartette erklingt, die Mozart 1777 in Mannheim für den Bonner Medizingelehrten Ferdinand de Jean schreiben sollte, aber nur zur Hälfte fertigstellte. Das damals unvollendete C-Dur-Quartett KV 285b hat er offenbar 1781 in Wien vollendet, wo er jenen Flötenliebhaber wiedertraf. Die besonders schönen Variationen hat Mozart später in seine „Gran Partita“ für 12 Bläser und Kontrabass übernommen (nicht umgekehrt!). Für die Reisestation Paris 1778 stehen Contretänze, die Mozart erst viel später in Wien komponierte (KV 609), für Mozarts Übersiedlung nach Wien 1781 das schöne Klaviertrio in G, KV 564, aus dem Jahre 1788. Sein erster Satz ist nichts anderes als eine Gavotte, sein Finale eine muntere Gigue im Rhythmus einer Canarie. Wie schrieb schon 1739 Johann Mattheson über diese Tänze? „Das hüpfende Wesen ist ein rechtes Eigenthum der Gavotten, keineswegs das laufende. Ihr Affekt ist eine rechte jauchzende Freude.“ „Die Canarischen müssen große Begierde und Hurtigkeit mit sich führen; aber dabey ein wenig einfältig klingen.“ Die späteren Wiener Jahre ihres Bruders hat Maria Anna Mozart in wenigen, lakonischen Worten kommentiert, ihr eigenes späteres Schicksal kaum weniger wortkarg. Mozarts Contretanz mit dem Titel „Les filles malicieuses“ (Die schalkhaften Mädchen) ist dazu ein ironischer Kommentar, aus jener frivolen Wiener Welt heraus, die seiner Schwester verschlossen blieb. Josef Beheimb
Die Interpreten
Annie Laflamme, Traversflöte Während im Paris des 18. Jahrhunderts die Musik des Barock ihre schönsten und exklusivsten Blüten trieb, waren sieben kleine Eilande in Kanadas eiskaltem St.-Lorenz-Strom das Ziel französischer Auswanderer in der neuen Welt. Sept-Iles, so heißt heute noch der Ort, in dem 250 Jahre später deren Nachfahrin, die Flötistin Annie Laflamme geboren wurde. Als Québécoise fühlt sie sich der Sprache des Alten Frankreich ebenso nah, wie sie als Künstlerin mit der Musik der Alten Welt verbunden ist. So zog es Annie Laflamme nach ihrem Studium der Querflöte in Montreal zurück in die Musikmetropole Wien. Hier lernte sie die heute Neue Welt der Alten Musik kennen, deren Studium sie am königlichen Konservatorium in den Haag vervollkommnete. Heute lebt Annie Laflamme als Spezialistin für historische Flöten des Barock, der Klassik und der Romantik in Deutschland. Sie arbeitet mit renommierten Ensembles wie z. B. Les Musiciens du Louvre (Frankreich), Musicaeterna Perm (Russland), Concerto Köln und Collegium 1704 (Prag). Ihre Konzert reisen als Solistin, Kammer- und Orchestermusikerin führten sie durch Europa, in die Heimat Kanada, nach Südamerika, in die arabische Welt, sowie nach Japan, Russland und Indien. Zahlreiche CD-Einspielungen und Rundfunkmitschnitte belegen ihre künstlerische Tätigkeit.
Als Gründungsmitglied des Ensembles „Compagnia di Punto“ beschreitet sie seit dem Jahr 2010 neue Wege auf alten Ins trumenten. Zudem ist Annie Laflamme eine passionierte Pädagogin, als die sie auf internationalen Akademien in Deutschland, Kanada, Frankreich, Spanien, Polen und Österreich ihr Wissen und ihre künstlerischen Impulse weitertragen darf.
Fritz Kircher, Violine Fritz Kircher erhielt seine Ausbildung bei Alfred Lösch in seiner Heimatstadt Klagenfurt sowie bei Ernst Kovacic und Klara Flieder an der Musikhochschule Wien. Es folgten weitere Studien bei Wilhelm Melcher an der Musikhochschule Stuttgart, wo er das Solistendiplom mit Auszeichnung abschloss. Er nahm an internationalen Wettbewerben und Meisterkursen u. a. bei Gerard Korsten, Franz Samohyl, Zachar Bron oder Igor Oistrach teil. Als Kammermusiker und Solist hatte er zahlreiche Auftritte in ganz Europa, Nordamerika und Japan. Christoph Cech widmete ihm ein Violinkonzert, das er mit dem Ensemble „die reihe“ selbst uraufführte. Als Kammermusiker tritt er im Wiener Konzerthaus, dem Musikverein Wien, der styriarte, dem Carinthischen Sommer, den Haydn Festspielen Eisenstadt oder den Wiener Festwochen auf. Auch im Bereich der Alten Musik engagiert er sich und beschäftigt sich intensiv mit historischen Spielweisen. Seit 1989 ist Fritz Kircher künstlerischer Leiter des Festivals „Musikalischer Spätsommer Gurk“, seit 2002 Primarius im Haydn Quartett und seit 2005 ständiger Konzertmeister der SchlossCapelle.
Fritz Kircher leitet seit 2001 eine Violinklasse an der Musikschule Neunkirchen. Er spielt auf einer Violine von Camillus Camilli aus dem Jahr 1742.
Sofija Krsteska-Klebel, Violine Die im ehemaligen Jugoslawien geborene Geigerin Sofija Krsteska konzertiert regelmäßig mit bekannten Originalklang-Ensembles, -Orchestern und -Kammermusikgruppen in ganz Europa und Asien. Sie arbeitete mit einer Reihe von renommierten Dirigenten wie Martin Haselböck, Rúben Dubrovsky, Stefan Gottfried sowie weithin bekannten Ensembles zusammen, etwa dem Bach Consort Wien, dem Wiener Akademie Orchester, der Neuen Hofkapelle Graz, dem Wiener Kammerorchester, dem Belgrader Radio-Sinfonie-Orchester und dem Philharmonischen Orchester Minas Gerais. Sofija schloss an der Universität für Musik und Darstellende Kunst in Graz bei Susanne Scholz mit einem Master für Barockvioline ab (mit Auszeichnung), erhielt einen Master of Music von der Musikakademie in Belgrad sowie einen Master of Arts von der Universität für Musik und Darstellende Kunst in Graz bei Vesna Stankovic´. Sie besuchte eine Vielzahl an Meisterkursen, unter anderem bei Erich Höbarth, Enrico Gatti, Odile Edouard, Reiner Honeck, Ernst Kovacic und Itzhak Rashkovsky. Ihre praktische Erfahrung in der Aufführungspraxis, verbunden mit der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit originalem Quellenmaterial ermöglichen ihr die Interpreta tion von Werken des 16. Jahrhunderts bis hin zu jenen des
19. Jahrhunderts mit gleicher Leichtigkeit und stilistischer Präzision auf modernem wie auf originalem Instrumentarium.
Gerswind Olthoff, Viola Gerswind Olthoff wurde in Ludwigsburg geboren und studierte zunächst an der Hochschule der Künste, Berlin bei Hans-Joachim Greiner. Es folgte ein künstlerisches Aufbaustudium bei Wolfram König an der Musikhochschule Trossingen, anschließend das erfolgreich abgeschlossene Studium in der Konzertklasse von Christoph Schiller in Basel. Quartettunterricht und ein Kammermusikstudium folgten beim Kreuzberger Streichquartett, Thomas Brandis, Walter Levin, Hatto Beyerle sowie Jürg Wyttenbach und Herman Voss. Als Mitglied im NewTon Ensemble Wien spielte sie u. a. Quartette von Nono, Kurtág, Penderecki und Ligeti. Für ein Konzert in der Prager Philharmonie wurde ihr die „Gustav Mahler Stradivari“ geliehen, für den Solopart der großen hebräischen Suite von Bloch mit dem Basler Symphonie Orchester ein Instrument von Gasparo da Salò (1590). Die Einspielung der Streichquartettmusik zum Film „The Copy Shop“, bei der sie mitwirkte, wurde 2002 für den Oscar nominiert.
Isolde Hayer, Violoncello Isolde Hayer studierte in ihrer Heimatstadt Salzburg, in Berlin und Karlsruhe. Zunächst widmete sie sich intensiv dem Streichquartettspiel, was zu Begegnungen mit den Mit-
gliedern des Alban Berg, des Isaye und des Borodin Quartetts sowie zu Mitwirkung auf Festivals in Moskau, Paris, Jerusalem und Tschechien führte. Meisterkurse bei S. Palm, W. Pleeth, B. Pergamenschikow und W. Boettcher rundeten ihre Ausbildung ab. Nach Abschluss ihres Studiums bei Martin Ostertag folgten einige Jahre freiberuflicher Tätigkeit: ein Praktikum beim SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg, Mitwirkung in der Camerata Salzburg, der Wiener Akademie, dem OENM, Gründung des „Schubert-Quintetts“. Ein Barockcellostudium an der UdK in Berlin bei Phoebe Carrai gab ihr zusätzlich Schliff. Neben ihrer Tätigkeit bei den Münchner Philharmonikern, denen sie seit 2004 angehört, beschäftigt sie sich vor allem mit dem barocken und klassischen Cellorepertoire auf den jeweils entsprechenden Instrumentarien. Isolde Hayer ist Preisträgerin mehrerer Wettbewerbe. Beim ersten interna tionalen Cellowettbewerb in Liezen erhielt sie einen 1. Preis, 2003 wurde ihr im Duo mit dem Cembalisten Florian Birsak der erstmals vergebene August-Everding-Preis der Konzertgesellschaft München zuerkannt. Als Kammermusikerin gastierte sie bei zahlreichen internationalen Festivals. Isolde Hayer spielt ein Barockvioloncello von A. Castagneri (1738), ein Violoncello von J. B. Vuillaume (Leihgabe der Münchner Philharmoniker) sowie ein zeitgenössisches von Michael Stürzenhofecker, Cully 2002.
Georg Kroneis, Violone Nach seiner Ausbildung zum Diplomingenieur für Elektrotechnik und Biomedizinische Technik hat Georg Kroneis 2011
das künstlerische und 2012 das pädagogische Bachelor-Studium im zentralen künstlerischen Fach Viola da gamba an der Bruckner-Privatuniversität Linz bei Claire Pottinger mit Auszeichnung abgeschlossen. Er hat sich hauptsächlich in historische Quellen zur Aufführungspraxis vertieft und erhielt Unterricht im Fach Barockcello bei Herwig Tachezi, dem Solocellisten des Concentus Musicus Wien. Darüber hinaus besuchte er Meisterkurse bei führenden europäischen Koryphäen wie Gerhart Darmstadt, Michi Gaigg, Vittorio Ghielmi, Susanne Scholz, Lars Ulrik Mortensen, Maria Vahervuo und Anne Smith. 2012 hat er zudem seine Ausbildung zum Feldenkrais-Pädagogen abgeschlossen. Georg hat die Austrian Baroque Connection gegründet und im Jahr 2006 das erste Konzert in Dresden unter diesem Namen gegeben. Als Orchester- und Kammermusiker trat er bisher bei der styriarte, im Carinthischen Sommer, den Innsbrucker Festwochen und den Echi Lontani in Sardinien auf. Er ist festes Ensemblemitglied der Neuen Hofkapelle Graz, je nach Programm als Violone-Spieler, Tutti-Cellist oder Solo-Gambist eingesetzt. Georg ist Steirer, liebt Mathematik und Schokolade, geht gerne auf hohe Berge, schnorrt Zigaretten, hat noch nie Kaffee getrunken und wollte einmal Zugführer oder Wunderkind werden.
Ulrike Stadler, Trommel Ulrike Stadler studierte an der Kunstuniversität Graz und Oberschützen bei Gerald Fromme und Martin Kerschbaum. Sie absolvierte das Konzertfach und IGP-Studium mit Auszeichnung.
Im Jahr 2004 wurde ihr die venia docendi für das Fach Schlag instrumente erteilt. Sie ist Dozentin für das künstlerische Hauptfach Schlaginstrumente, für Kammermusik, den Vorbereitungs- und Hochbegabtenlehrgang an der Kunstuniversität Graz und Professorin für Schlaginstrumente am Joseph Haydn Konservatorium des Landes Burgenland. Ulrike Stadler ist Gründerin und künstlerische Leiterin der internationalen Sommerakademie für Schlagwerk „Percussion meets Identity“ sowie Jurorin bei zahlreichen Wettbewerben. Sie wirkt und wirkte in den unterschiedlichsten Ensemble-Formationen mit: RSO-Wien, Grazer Philharmonisches Orchester, Niederösterreichisches Tonkünstlerorchester, Klangforum Wien, Concentus Musicus Wien, Le Concert des Nations, Ensemble Phace, Stadttheater Klagenfurt, Ensemble Wiener Collage, Austrian Art Ensemble, die reihe, Ensemble Kontrapunkt, Festival Orchester Klangbogen Wien, styriarte Festspiel-Orchester oder Wiener Symphoniker und ist Paukistin von recreation – Großes Orchester Graz.
Florian Birsak, Hammerflügel & Leitung Florian Birsak verschrieb sich von Kindheit an der Alten Musik, sein Instrumentarium sind historische Kiel- und Hammerflügel sowie das Clavichord. Seine musikalische Ausbildung genoss er zuerst in seiner Geburtsstadt Salzburg, später auch in der Musikhochschule München. Prägende Persönlichkeiten seiner künstlerischen Reifung sind Lars Ulrik Mortensen, Liselotte Brändle, Kenneth Gilbert, Nikolaus Harnoncourt und Anthony Spiri. Preise bei internationalen
Wettbewerben z. B. beim Flandernfestival in Brügge oder dem internationalen Mozartwettbewerb in Salzburg folgten. 2003 erhielt er zusammen mit der Cellistin Isolde Hayer den August-Everding-Preis der Konzertgesellschaft München. Ein wesentlicher Teil seines musikalischen und wissenschaftlichen Interesses liegt in der adäquaten Ausführung des Generalbasses in all seinen Stilfacetten. So war und ist er in der Funktion des Continuospielers gern gesehener Gast in Klangkörpern wie der Camerata Salzburg, der Münchener Hofkapelle, dem Chamber Orchestra of Europe, dem Mahler Chamber Orchestra, dem L’Orfeo Barockorchester, Armonico Tributo, dem Oman Consort, dem Balthasar Neumann Ensemble oder dem Concentus Musicus Wien und vielen anderen. In jüngerer Zeit konzentrierte sich Florian Birsak zunehmend auf solistische Aufgaben sowie eigene Kammermusikprojekte mit besonderer programmatischer Zielsetzung. 2013 wurde er als Cembaloprofessor an das Mozarteum Salzburg berufen, darüber hinaus leitet und initiierte er die Akademie „Innsbruck Barock“, die seit 2014 im August Meisterkurse und Workshops im Bereich der historischen Aufführungspraxis anbietet.
Maria Köstlinger, Lesung Maria Köstlinger wurde in Schweden als Tochter eines Opernsängers geboren und wuchs in Salzburg auf. Schon als Kind spielte sie am Salzburger Landestheater. Nach ihrer Schauspielausbildung wurde Maria Köstlinger ins Ensemble des Kleinen Theaters Salzburg engagiert. Von 1992
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bis 1996 spielte sie am Salzburger Landestheater, wo sie u. a. in „Liliom“ als Marie und in Mrozeks „Tango“ als Ala auf der Bühne stand. Für die Salzburger Festspiele besetzte sie Peter Stein als Salchen in „Der Alpenkönig und der Menschenfeind“ und als Spielansager im „Jedermann“. Seit 1996 ist sie Mitglied im Ensemble des Theaters in der Josefstadt, wo sie unter der Regie von Klaus Rohrmoser in „Barfuß im Park“ von Neil Simon debütierte. Es folgten die Viola in „Was ihr wollt“, die Elisabeth in „Glaube, Liebe, Hoffnung“ und die Rosalie in „Höllenangst“ an der Seite ihres Mannes Karlheinz Hackl. Mit ihm als Partner wagte sie auch einen Ausflug ins Musical „Mizzis und Strizzis“ im Metropol. Bei den Sommerfestspielen Reichenau beeindruckte sie in der Regie von Otto Schenk als Christine in Schnitzlers „Liebelei”. Für ihre Rolle als Una in „Blackbird“ wurde Maria Köstlinger 2011 für den Theaterpreis „Nestroy“ nominiert. Auch in mehreren Film- und Fernsehproduktionen hat sie bereits mitgewirkt. So war sie in der TV-Serie „Kommissar Rex“ zu sehen und übernahm eine Episoden-Hauptrolle in „Sinan Toprak – Der dreifache Salamander“. Im November 2002 drehte sie in der Regie von Andreas Prochaska den Psychothriller „Ausgeliefert“ mit Harald Krassnitzer in der männlichen Hauptrolle, sie wirkte in Serien wie „Der Winzerkönig“, „Tatort“, „SOKO Donau“ oder jüngst in „Die Vorstadtweiber“ mit.
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