Programmheft

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BELLA ITALIA 14. & 15. Jänner 2019


Aus Ăœberzeugung. Hauptsponsor des Orchesters recreation – Musik- und Bankkultur im Einklang.

Gutes Geld. Seit Generationen.

krentschker.at


Montag, 14. Jänner 2019, 19.45 Uhr Dienstag, 15. Jänner 2019, 19.45 Uhr

Stefaniensaal

Domenico Cimarosa (1749–1801)

Concerto in G für zwei Flöten und Orchester Allegro [Largo] Rondo: Allegretto, ma non tanto

Giuseppe Verdi (1813–1901)

Ouvertüre zu „I vespri siciliani“ Largo. Allegro agitato. Prestissimo

Aus „I vespri siciliani“, 3. Akt

Winter und Frühling aus der Ballettmusik „Le quattro stagioni“

PAUSE

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Giuseppe Verdi

Aus „Aida“

Preludio: Andante mosso Danza delle Sacerdotesse (Tanz der Priesterinnen) Danza di piccoli schiavi mori (Tanz der kleinen Mohrensklaven) Marcia trionfale und Ballabile (Triumphmarsch und Tanzstück) Pjotr Iljitsch Tschaikowski (1840–1893)

Capriccio italien, op. 45

Heide Wartha & Maria Beatrice Cantelli, Flöten recreation – Großes Orchester Graz Dirigentin: Daniela Musca

Einführungsgespräch vor dem Konzert um 19.15 Uhr im Stefaniensaal mit Mathis Huber und Daniela Musca. Konzertdauer:

Erster Teil: ca. 45 Minuten Pause: ca. 25 Minuten Zweiter Teil: ca. 35 Minuten

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Bella Italia

Für die Italiener ist Weihnachten heutzutage ein einziges, langes Familienfest: Es reicht von Heiligabend bis zum 6. Jänner, verbunden mit ausgiebigen Schulferien. Wer in diesen Tagen in die großen Städte Italiens reist, wird sich vergeblich nach Opernaufführungen umsehen. Bis Mitte Jänner spielen die Opernhäuser allenfalls Ballette von Tschaikowski, aber keinen Verdi, Rossini oder Puccini. Erst Mitte Januar geht es langsam in die „Stagione di Carnevale“ hinein. Freilich ist man heutzutage weit davon entfernt, diese ehemals wichtigste Opernspielzeit mit je zwei neuen Produktionen pro Theater zu füllen, wie dies zu Cimarosas oder Verdis Zeiten selbstverständlich war. Die Karneval-Stagione begann damals schon am 26. Dezember und reichte mit ununterbrochenen Opernabenden bis Aschermittwoch. Etwas vom Glanz dieser üppigen „Stagione di Carnevale“ holt unsere Orchester am heutigen Abend in den Stefaniensaal. 3


AD NOTAM

Doppelkonzert in Neapel

Beginnen wir mit Domenico Cimarosa, dem meistgespielten italienischen Opernkomponisten der Mozartzeit. Seine Opere buffe wurden in zig Produktionen in ganz Europa immer wieder gespielt, und auch seine Seria-Opern waren regelrechte Repertoirestücke. Nichts davon ist im heutigen Musikleben geblieben außer „Die heimliche Ehe“, „Il matrimonio segreto“, sein Meisterwerk, das er ausgerechnet in Wien geschaffen hat, wo er sich nur einmal aufhielt. Wenige Wochen nach Mozarts Tod traf Cimarosa aus Russland in Wien ein und komponierte dort auf Wunsch von Leopold II. jene Oper, die dem Kaiser so gut gefiel, dass er sie gleich noch einmal hören wollte – am selben Abend, nach einer kurzen Jause für die Sänger. Auch nach dem plötzlichen Tod des Kaisers im März 1792 flaute die Begeisterung der Wiener für diese Opera buffa nicht ab, so dass Cimarosa noch ein weiteres Jahr in Wien blieb. Kaum war er 1793 nach Neapel zurückgekehrt, holten ihn die Wiener Verbindungen schon wieder ein: Für den kaiserlichen Botschafter, Fürst Esterházy, komponierte er sein Doppelkonzert für zwei Flöten in G-Dur. Es steht in unserem Programm an der Stelle, wo man zu Cimarosas Zeiten eine seiner wundervollen Ouvertüren gespielt hätte: am Anfang des Programms. „Concerto a due Flauti Traversi, composto espessamente dal Sig. Domenico Cimarosa per la Camera di Sua Eminenza Esterasi, Degnissimo Ambasciatore di Sua Maestà Imperiale presso la Corte di Napoli, nel 1793“ („Konzert für zwei Traversflöten, ausdrücklich komponiert von Domenico Cimarosa für die Kammer seiner Eminenz Esterházy, des hochwürdigsten Botschafters seiner Kaiserlichen Majestät am Hofe zu Neapel, 1793“.) So steht auf der Originalpartitur zu lesen. „Per la Camera“ bedeutete, dass Fürst Esterházy dieses Doppelkonzert in den Privatgemächern seines Palastes aufführen ließ. Wer die beiden Flötisten waren, weiß man leider nicht. In dem eher schmalen Repertoire an Doppelkonzerten für zwei Querflöten, das von Vivaldi über Quantz bis zu den DopplerBrüdern reicht, vertritt das Cimarosa-Konzert die „Wiener Klassik“ auf höchst würdige Weise. Der häufig zu lesende Titel „Sinfonia concertante“ ist nicht authentisch. 4


Zur Musik Erster Satz, Allegro: Das schwungvolle Hauptthema des Orchesters wird von Einwürfen der Hörner effektvoll gegliedert und mündet in ein rauschendes Tutti. Das singende Seitenthema der Geigen und die prägnante Schlussgruppe verraten, dass sich Cimarosa in Wien die Klavierkonzerte des gerade verstorbenen Mozart genau angehört hat. Von Mozart übernahm er auch die Idee, die Solisten mit einem eigenen Thema einsetzen zu lassen, und zwar ganz regulär nacheinander, in der schönsten Flötenlage. Auch ein eigenes Seitenthema in jubelnden Terzparallelen dürfen die Flöten spielen, bevor sie sich erneut in virtuose Passagen stürzen. Dabei wird alles, was die eine Flöte vorgibt, von der anderen getreulich wiederholt. Dass Cimarosa einer der genialsten Melodiker seiner Zeit war, offenbart auch der Mittelteil des Satzes: Die erste Flöte eröffnet mit einer neuen, weitgespannten Melodie, deren Faden die zweite Flöte fortspinnt. Das Orchester antwortet mit einem neapolitanischen Thema in d-Moll, das trugschlüssig nach B-Dur führt. Dies gibt den Flöten die Gelegenheit, nun endlich das Seitenthema aus dem Orchestervorspiel aufzugreifen, und zwar in F-Dur. Wieder wendet das Orchester diese Episode nach Moll. Ein spanisch angehauchtes Intermezzo in g-Moll leitet endlich zur Reprise in G-Dur zurück, aber nur mit den Themen der Flöten. Nur ein Cimarosa konnte sich leisten, das wunderschöne Hauptthema des Orchesters vom Beginn dieses Satzes kein einziges Mal wieder aufzugreifen! Die Solokadenz müssen unsere beiden Solistinnen selbst erfinden oder von einem späteren Bearbeiter übernehmen. Von Cimarosa ist leider keine überliefert. Für den langsamen Satz (ohne Tempobezeichnung) wählte Cimarosa die pathetische Tonart Es-Dur, wie sie in der Oper für die Primadonna reserviert war. In der für die Flöten nicht einfachen Tonart stimmen die Solistinnen ein ausdrucksvolles Duett an, das sich alsbald in gemeinsame „Koloraturen“ auflöst. Im selben Stil schrieb Cimarosa in seinen zahlreichen Seria-Opern die pathetischen Duette für die Primadonna und den ersten Kastraten. Der Satz schließt mit einem Halbschluss in g-Moll. Darauf folgt sofort das Rondofinale in G-Dur. Cimarosa schrieb „Allegretto, ma non tanto“ über diesen Satz, „ein wenig rasch, aber nicht zu sehr“! Das schöne Thema der Streicher darf nicht zu schnell gespielt werden, um seinen ganzen pastoralen Charme entfalten zu können. Es erinnert an die berühmte Nachtszene aus dem zweiten Finale seiner „Heimlichen Ehe“. Wieder dauert es eine 5


geraume Weile, bis die Solo-Flöten endlich das Rondothema übernehmen. Zuvor müssen sie etliche brillante Passagen absolvieren, und auch der Rest des Satzes ist reich an Überraschungen.

Ballett im mittelalterlichen Palermo Was eine Pariser Primaballerina im Stil des Jahres 1855 im Palast eines Gouverneurs von Sizilien anno 1282 zu suchen hatte, diese Frage musste Giuseppe Verdi gar nicht erst beantworten: keine Grand opéra ohne Balletteinlage, auch nicht seine „Sizilianische Vesper“. Guy de Montfort hieß der englische Haudegen, der für seinen französischen Herrn Karl von Anjou über Sizilien regierte. Der historische Montfort hat auf seinen Kriegszügen durch Italien zwischen 1270 und 1290 sicher vieles gesehen und erlebt. Ein Pariser Ballett über die vier Jahreszeiten aber, untermalt von üppigster Orchestermusik alla Verdi, hätte er sich in seinen kühnsten Träumen nicht ausmalen können. Ein solches Tanzfest lässt der Bariton singende Montfort in Verdis Pariser Oper „Les vêpres siciliennes“ als Divertissement in seinem Palast veranstalten. Diese üppige Balletteinlage ereignet sich in der Opernhandlung kurz bevor der Aufstand der Sizilianer gegen die französische Fremdherrschaft losbricht. Weil sich diese berühmte Revolte in Palermo am 30. März 1282 rund um die Vesper des Ostermontags entzündete, ist sie als die „Sizilianische Vesper“ in die Geschichte eingegangen. Nur in Paris, nicht in Italien, konnte Verdi 1855 eine Oper über diesen Stoff herausbringen. In seiner Heimat wurden „I vespri siciliani“ erst nach der Gründung des Königreichs Italien salonfähig und bühnentauglich. Zuvor wurden sie als musikalische Aufforderung zur Rebellion verstanden und verboten. Wie viel Sprengstoff sich in dieser Opernhandlung verbirgt, wird schon in der Ouvertüre deutlich: Sie gehört zu Verdis besten und dramatischsten. Darauf folgen in unserer Aufführung zwei der vier Jahreszeiten aus dem Ballett im Palast von Montfort.

Zur Musik Ouvertüre: Wie es sich für eine „Grand opéra“ gehört, die für Paris geschrieben wurde, hat die „Sizilianische Vesper“ eine besonders lange und dramatische Ouvertüre. „Diese Ouvertüre ist die letzte und monumentalste, die Verdi im Post-Rossini-Stil geschrieben hat. Wie üblich entstammen die Themen der Oper und sind dramatisch aufgeladen“ (Julian Budden). Die langsame Einleitung 6


beginnt mit Verdis so genanntem „Todesmotiv“, einem stockenden Trauermarsch in den Streichern, Pauken und Trommeln. Darauf folgt eine leise, modale Weise der Klarinetten und Fagotte, der spätere Gesang der Mönche für die zum Tode Verurteilten (Klarinetten, Fagotte). „Die Hauptmelodie der Einleitung stammt aus Elenas Auftrittsarie und scheint ein Versprechen auf Erlösung zu enthalten. Ein plötzlicher Trommelwirbel jedoch kündigt eine Explosion des vollen Orchesters an, die spätere Musik des Massakers. Das zweite Thema des Allegro-Teils entstammt dem Duett zwischen Montfort und Arrigo im dritten Akt, ein schönes Beispiel für die neue verdische Melodie der 1850er Jahre. Ein gewöhnliches Crescendo folgt, basierend auf einem Nebengedanken im Finale von Akt IV, danach eine kraftvolle Durchführung des Themas der Mönche ... Die Ouvertüre hat noch ein weiteres, bedeutendes Thema zu bieten: Elenas Abschied vom geliebten Sizilien vor der nahenden Hinrichtung. Hohe Streicher malen ihr Lied und werden dabei vom Todesmotiv untermalt.“ (Julian Budden) Preludio und Winter: Das Ballett der „Vier Jahreszeiten“ wird von einem pompösen „Preludio“ eröffnet, einem kurzen Marsch von einer Minute Länge, den die diversen Bläsergruppen mit ihren Marschmotiven bestimmen. Danach hält die düstere Kälte des Winters ihren feierlichen Einzug. Plötzlich sieht man Schneeflocken in der Luft (bzw. auf der Bühne) tanzen. Ein Pizzicato der Streicher läutet eine kurze, groteske Schlittenfahrt ein, bevor sich alle auf dem zugefrorenen See beim Eislaufen wiedertreffen. Trällernde Flöten begleiten die Pirouetten der Schlittschuhläufer, die immer wieder vom vollen Orchester gestört werden. Natürlich darf auch ein Walzer dabei nicht fehlen. Das Ballett endet in allgemeiner Fröhlichkeit. Manche Kenner des französischen Repertoires hören aus diesen Verdi-Tänzen Anklänge an die französischen Romantiker Auber und Boieldieu heraus. Frühling: Tremolo und Harfenakkorde bilden die erwartungsvolle Klangfläche, auf der sich der erste Vogel des jungen Frühlings hören lässt. In einem großen Crescendo brechen die Sonne und Wärme der schönen Jahreszeit durch. Begrüßt werden sie von einer verführerischen Melodie, die erst von der Soloklarinette angestimmt wird und sich dann im pastosen Streicherklang voll entfaltet, während wieder der kleine Vogel in der Flöte seine Stimme erhebt. Auch der Frühling hat seinen Walzer, noch französischer als der im Winter. Die zwitschernden Triller und plätschernden Triolen im nächsten Walzer hätten auch einem Johann Strauß alle Ehre gemacht. Verwunderlich, das diese Verdi-Walzer im Neujahrskonzert so selten zu hören sind. 7


Ballett in Kairo

Wäre Giuseppe Verdi tief gläubig gewesen, hätte er der Uraufführung seiner „Aida“ wohl kaum beiwohnen können: Ausgerechnet an Heiligen Abend 1871 hatte das Opernhaus des Khediven von Ägypten, Ismail Pascha, die Weltpremiere dieser lange erwarteten Verdi-Novität angesetzt. Giovanni Bottesini, der berühmte Kontrabassist und Dirigent, leitete das Orchester anstelle seines Freundes Verdi, der als Ehrengast im Theater saß. Es war ein rauschender Erfolg und ein Beleg dafür, wie gut sich italienische Oper sogar in vermeintlich exotische Regionen der Welt exportieren ließ. Dazu trug neben den grandiosen Solisten der Premiere auch das ungeheure Aufgebot an Chorsängern und Tänzern, an Kostümen und Dekorationen bei. Um die archaische Welt des alten Ägypten auf die Bühne eines osmanischen Opernhauses zu zaubern, wurde nicht an Aufwand gespart. Auch Verdi durchsetzte seine Musik geschickt mit Exotismen, die freilich zum wenigsten Teil an den Ufern des Nils oder des Suezkanals ihren Ursprung hatten.

Zur Musik

Preludio: Zur „Aida“ gibt es zwei verschiedene Vorspiele: das knappe „Preludio“ von vier Minuten Länge, das die Oper heute für gewöhnlich eröffnet, und eine zwölfminütige „Sinfonia“, die Verdi 1872 komponierte, indem er das Material des „Preludio“ ausdehnte und um dramatische Episoden erweiterte. Diese Neufassung konnte sich nicht durchsetzen: Das wundervoll Schwebende, Geheimnis- und zugleich Verhängnisvolle des „Preludio“ verliert in der langen Version seinen eigenartigen Zauber. Tanz der Priesterinnen: Das Finale des ersten Aktes wird von Priesterinnen mit Gesang und Tanz eröffnet, bevor Radames feierlich zum Oberbefehlshaber des Pharaos eingesetzt wird. Der Tanz der Priesterinnen beginnt mit Flötentönen, die wohl an archaische Bambusflöten erinnern sollen, ganz ähnlich dem berühmten „Tanz der Rohrflöten“ in Tschaikowskis „Nussknacker“. Tanz der Sklavinnen, Triumphmarsch und Ballabile: Der zweite Akt beginnt mit dem Gesang der Sklavinnen im Gemach der Amneris. Darauf folgt die „Danza di piccoli schiavi mori“, der Tanz der kleinen Mohrensklaven. Ihre trippelnden Schritte hat Verdi in der Musik getreulich abgebildet, wobei man mehr an süditalienische Volksmusik erinnert wird als an nordafrikanische Rhythmen. Im zweiten Bild dieses Aktes wird die siegreiche Rückkehr des Radames gefeiert, erst mit dem be8


rühmten Chor „Gloria all’Egitto“, dann mit dem noch berühmteren Triumphmarsch. Drei „ägyptische Trompeten“ in As und ebenso viele in H spielen die berühmte Melodie dieses Marsches nacheinander, zuerst in As-Dur, gestützt von einer Banda, dann im denkbar weit entfernten H-Dur, getragen von gezupften Streichersaiten, was nicht wenig zum Effekt dieses Satzes beiträgt. Darauf folgt als weitere Tanzeinlage das „Ballabile“, eine Tarantella für volles Orchester in c-Moll. Dazu tritt eine Schar Tänzerinnen auf, die die Schätze der Besiegten hereintragen. Mehrere Trios im geraden Takt unterbrechen die Tarantella und sorgen für ein höchst abwechslungsreiches Ballett, das in heutigen Inszenierungen der Oper stets für virtuose Pas de Deux und Pas seul genutzt wird.

Capriccio italien

„Wir stecken jetzt mitten im Karneval“, schrieb Pjotr I. Tschaikowski am 4. Februar 1880 aus Rom an seine Gönnerin Nadeshda von Meck. Während man im heimatlichen Moskau erst den 23. Januar zählte (nach dem julianischen Kalender), näherten sich die Römer eine Woche vor Aschermittwoch schon dem Höhepunkt des „Carnevale“. Und während die Russen noch im Schnee versanken, durften sich die Römer schon an den ersten Sonnenstrahlen des Vorfrühlings freuen. Diese wärmten auch Tschaikowski nach der großen persönlichen Krise, die ihn zum ersten Mal zur Erholung nach Italien getrieben hatte. Er beneidete die Italiener um ihre natürliche Herzlichkeit: „Beobachtet man die tobende Menge auf dem Corso etwas aufmerksamer, so stellt man – trotz einiger Äußerungen der Freude, die uns seltsam anmuten – doch die Echtheit und Natürlichkeit dieser Fröhlichkeit fest. Ich glaube, die Menschen atmen sie mit der zärtlichen Wärme dieser Luft ein; sie brauchen keinen Schnaps und keinen Wein, um ausgelassen und lustig zu sein.“ Tschaikowskis eigener Zustand war noch labil, aber schon regten sich Kompositionsgedanken angesichts der ausgelassenen Gesänge, die ihn umgaben: „Ich bin immer noch gereizt und nervös, schlafe schlecht und fühle mich überhaupt elend. Trotzdem habe ich in den letzten Tagen erfolgreich gearbeitet und den Entwurf einer italienischen Fantasie über Volksthemen beendet, der ich eine große Zukunft vorauszusagen wage. Sie wird wirkungsvoll sein, denn die verarbeiteten Melodien, die ich Sammelwerken entnommen und auf der Straße gehört habe, sind reizend.“ Zu den auch heute noch bekannten Liedern, die Tschaikowski aufgriff, gehört das unverwüstliche „Bella ragazza delle traccie bionde“ bzw. „Babba non vuole, mamma nemmeno“. In einem einzigen 9



großen Orchestersatz in freier Rondoform spannte er einen Bogen von dieser Melodie über die Feste der Weihnachtsfeiertage, den römischen Karneval und die „stornelli toscani“ bis hin zu einer Tarantella aus Apulien, die den Satz wirbelnd beendet. Die Uraufführung der Fantasie, die schließlich „Capriccio italien“ getauft wurde, erfolgte am Nikolaustag 1880 in Moskau, Nikolaj Rubinstein dirigierte. Die Vertreter der nationalrussischen Schule reagierten gereizt auf Tschaikowskis „Verrat“ am russischen Volkslied und auf seine uneingeschränkte Huldigung an eine völlig fremde Kultur und Fröhlichkeit. Beim Publikum aber war das Capriccio von Anfang an ein großer Erfolg – und ist es bis heute. Josef Beheimb

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DIE INTERPRETEN Heide Wartha, Flöte

Heide Wartha wurde 1963 in Innsbruck geboren. Ihr Studium an der Musikhochschule Graz unternahm sie bei Gottfried Hechtl. Ihr Repertoirestudium betreute ebenfalls Gottfried Hechtl, aber auch Aurèle Nicolet. 1982 bis 1985 war sie Mitglied der Österreichischen Jugendphilharmonie und erhielt mehrere Erste Preise im Wettbewerb „Jugend musiziert“. 1989 bis 1995 musizierte sie als Substitutin und 1993 als Karenzvertretung bei den Wiener Symphonikern, seit 2002 ist sie Soloflötistin bei recreationGROSSES ORCHESTER GRAZ. Heide Wartha betreibt eine rege kammermusikalische und Orchester-Tätigkeit (darunter Johann Strauß Orchester, Johann Strauß Ensemble der Wiener Symphoniker, Ensemble „Quatre f. Flutes“). Seit 1997 ist sie als Mitglied im Strauß Festival Orchester Wien bei regelmäßigen Tourneen in Europa, China, Japan, Russland und Korea unterwegs. 1991 begann sie ihre Lehrtätigkeit am Johann-Joseph-Fux-Konservatorium in Graz. Seit 2013 studiert Heide Wartha auch Traversflöte bei Claire Genewein, Linde Brunmayr-Tutz und Robert Wolf und bestritt darauf bereits Konzerte mit Sergio Azzolini, Rüdiger Lotter, Dorothee Oberlinger u. a. Als echte Tirolerin findet sie Ausgleich und Erholung in den Bergen. Den Vulkan Stromboli bezeichnet sie als ihre dritte Heimat.

Maria Beatrice Cantelli, Flöte

Maria Beatrice Cantelli, 1987 in Bologna geboren, wuchs in Brixen/Südtirol auf und lebt seit 2011 in Graz. Sie ist verheiratet und Mutter von Paul (5). Die junge Musikerin ist europaweit tätig und ist die Gründerin und Managerin von „Klassikwunsch“ (klassikwunsch.at). Bereits als 16-Jährige studierte sie am Mozarteum in Salzburg bei Irena Grafenauer, wo sie 2009 ihr Konzertfachstudium mit Höchstnote beendete und den Würdigungspreis des österreichischen 13


Kulturministeriums erhielt. In diesen Jahren erhielt sie bei Ulrich Biersack und Katharina Kutnewsky auch Piccolounterricht und schloss gleich ein Masterstudium „Orchesterspiel“ bei János Bálint am Orchesterzentrum NRW in Dortmund und Detmold an. Sie war dann Flötistin im Gustav Mahler Jugendorchester und Mahler Chamber Orchestra, bei den Grazer Philharmoniker oder der Camerata Salzburg. Heute gibt sie beim Wiener Kammerorchester, dem Orchestra of Europe, beim styriarte Festspiel-Orchester, bei recreation oder der Streicherakademie Bozen den (Flöten-)Ton an. In all den Jahren traf sie in renommierten Festivals und Konzerthäusern auf berühmte Dirigenten und Solisten, u. a. auf Pierre Boulez, Fabio Luisi, Franz Welser-Möst, Helmut Rilling, Ádám Fischer oder Ándras Schiff und Martin Grubinger. Seit 2008 hat sie sich auch mit historischer Aufführungspraxis befasst und spielt die Traversflöte nun in Graz bei recreationBAROCK und Musica Coeli.

Daniela Musca, Dirigentin

Daniela Musca wurde 1982 in Rom geboren. Sie studierte Klavier und Kammermusik in ihrer Heimatstadt am Conservatorio di Santa Cecilia und Musikwissenschaft und Italienische Literatur an der Universität La Sapienza. Danach ergänzte sie ihr Klavierstudium an der Musikakademie der Stadt Basel und studierte Orchesterdirigieren in Berlin an der Hochschule für Musik Hanns Eisler. Von 2008 bis 2011 war sie Korrepetitorin von Júlia Várady und Dietrich Fischer-Dieskau und realisierte mit Júlia Várady und Regisseur Bruno Monsaingeon den DVD-Dokumentarfilm „Le passage du Flambeau“. Im Sommer 2010 und 2012 begleitete sie beim Kissinger Sommer die Meisterkurse von Cecilia Bartoli. Daniela Musca war Assistentin u. a. von Sir Simon Rattle (Staatsoper Berlin), Kent Nagano (Bayerische Staatsoper), Donald Runnicles (Deutsche Oper Berlin), Antonio Pappano (Salzburger Festspiele) und Daniel Barenboim (Staatsoper Berlin). Als Dirigentin stand sie am Pult beim Sibelius Orchester Berlin, bei Lindenbrass (Blechbläserensemble der Staatskapelle Berlin), bei den Brandenburger Symphoniker, beim Staatsorchester Wiesbaden, bei der Belgischen Kammerphilharmonie, beim hr-Sinfonieorchester und beim Frankfurter Opernund Museumorchester. Seit der Spielzeit 2014/15 ist sie am Staatstheater Wiesbaden engagiert und 14


dirigierte die Premieren „L’elisir d’amore“, „Der Graf von Luxemburg“ und „Eugen Onegin“ sowie die Wiederaufnahmen von „Don Pasquale“, „Die Dreigroschenoper“ und „La Traviata“. Daniela Musca war Stipendiatin des Rotary Club Italien und von Live Music Now Berlin, war Preisträgerin beim Hanns Eisler Interpretationswettbewerb für Dirigenten in Berlin und Semifinalistin beim Georg Solti Dirigierwettbewerb 2016 in Frankfurt. Ihre Interpretation von „Eugen Onegin“ am Staatstheater Darmstadt gewann 2017 den Preis für die beste musikalische Leitung bei den Hessischen Theatertagen.

recreation • GROSSES ORCHESTER GRAZ

recreation • GROSSES ORCHESTER GRAZ formierte sich im Jahre 2002 aus Musikern, die zuvor in den Reihen des Grazer Symphonischen Orchesters ihre künstlerischen Lorbeeren gesammelt hatten, für eine erste Konzertsaison. Außer in seinen Konzertzyklen in Graz ist das Orchester auch bei der styriarte zu hören gewesen, es gastierte im großen Wiener Musikvereinssaal, in der Alten Oper Frankfurt, beim steirischen herbst, beim Jazzsommer Graz u. a. m. Im Frühling 2013 war die damals frisch gegründete Originalklangformation des Orchesters, recreationBAROCK, unter Michael Hofstetter äußerst erfolgreich in Schloss Versailles und in Lyon zu Gast, 2016 im Rahmen der internationalen Gluck-Opern-Festspiele Nürnberg. Der mittlerweile siebente Abonnementzyklus dieses Barockorchesters im Grazer Minoritensaal wird immer erfolgreicher. Die meisten Mitglieder des Orchesters haben eines gemeinsam: Sie erhielten zumindest einen Teil ihrer Ausbildung an der Grazer Musikuniversität oder unterrichten selbst dort, am steirischen Landes-Konservatorium oder an anderen steirischen Musikschulen. Auch ihre Nationalitäten machen das Kollektiv der Orchestermusiker zu etwas Besonderem: Sie stammen aus halb Europa (Österreich, Italien, Slowenien, Kroatien, Bosnien, Polen, Albanien, Griechenland, Ungarn, Slowakei u. a.) und bilden damit ein Abbild dieses südosteuropäischen Zukunftsraumes im Kleinen. Die Grazer Musikuniversität lockt beständig junge Talente zur Ausbildung an. Diese nehmen oft und gerne die Gelegenheit wahr, im Orchester recreation als GastmusikerInnen ihr Können unter Beweis zu stellen. Mit diesen jungen KünstlerInnen erweitert sich das wechselnde Nationalitätenpanorama des Orchesters bis China, Japan, Spanien oder Russland, aber auch nach Frankreich, Kuba, Venezuela und Neuseeland. 15


HAUS

DER

KUNST

Galerie · Andreas Lendl A-8010 GRAZ · JOANNEUMRING 12

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recreation kann auf die Zusammenarbeit mit hervorragenden Dirigenten verweisen – Andrés Orozco-Estrada (von 2005 bis 2009 Chefdirigent) oder Jordi Savall befinden sich darunter. Zuletzt formte der renommierte Münchner Maestro Michael Hofstetter das Orchester über fünf Jahre als Chefdirigent. Immer mehr wird hier aber nun Dirigentinnen ein Podium in Graz geboten, in dieser Saison in fünf von neun Projekten. Das Bankhaus Krentschker fungiert seit der Saison 2004/05 als Hauptsponsor des Orchesters, wofür es 2005 und 2013 mit einem Anerkennungspreis des MAECENAS Steiermark ausgezeichnet wurde. 2015 erhielt das Bankhaus auch den Maecenas Österreich für sein langjähriges Engagement für das Orchester.

Fritz Kircher, Konzertmeister

Fritz Kircher erhielt seine Ausbildung bei Alfred Lösch in seiner Heimatstadt Klagenfurt sowie bei Ernst Kovacic und Klara Flieder an der Musikhochschule Wien. Es folgten weitere Studien bei Wilhelm Melcher an der Musikhochschule Stuttgart, wo er das Solistendiplom mit Auszeichnung abschloss. Er nahm an internationalen Wettbewerben und Meisterkursen u. a. bei Gerard Korsten, Franz Samohyl, Zachar Bron oder Igor Oistrach teil. Als Kammermusiker und Solist hatte er zahlreiche Auftritte in ganz Europa, Nordamerika und Japan. Auch im Bereich der Alten Musik engagiert er sich und beschäftigt sich intensiv mit historischen Spielweisen. Seit 1989 ist Fritz Kircher künstlerischer Leiter des Festivals „Musikalischer Spätsommer Gurk“, seit 2002 Primarius im Haydn Quartett und seit 2005 ständiger Konzertmeister der SchlossCapelle. Mit Ars Antiqua Austria und seinem Haydn Quartett produzierte er bereits mehr als 20 CDs. Fritz Kircher leitet seit 2001 eine Violinklasse an der Musikschule Neunkirchen. Er lebt mit seiner Frau und den gemeinsamen drei Kindern im südlichen Niederösterreich. Er spielt auf einer Violine von Camillus Camilli aus dem Jahr 1742.

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ber / 8 m e v o N r 201 e b m e z De Sonntag, 20. Jänner 2019, 18 Uhr, Musikschule

Sonntag, 17. Februar 2019, 18 Uhr, Musikschule

Minetti Quartett

Altenberg Trio Wien

Haydn: Streichquartett Es-Dur op. 33/3 „Vogelquartett“ Beethoven: Streichquartett op. 18/2 G-Dur Dvorak: Streichquartett Nr. 10 op. 51 Es-Dur

Schumann: Trio g-Moll op. 110 Rihm: Fremde Szenen III Schumann/Kirchner: aus: 6 Stücke in kanonischer Form op. 56 Nr. 4 Brahms: Trio H-Dur op. 8

Samstag, 9. Februar 2019, 18 Uhr, Musikschule

Karten: Morawa-Deix, Deutschlandsberg, Tel.: 03462/30976 u. Zentralkartenbüro Graz, Herrengasse 7, Tel.: 0316/830255

Amiram Ganz – Violine Xenia Ganz – Mezzosopran Maxim Ganz – Violoncello Claus Christian Schuster

Kulturkreis Deutschlandsberg, 8530, Hauptplatz 35 Tel.: 0664/415 46 52 | 03462/3564 | Fax: 03462/32811

Klavier

www.kulturkreis.at | kulturkreis@deutschlandsberg.at

Werke von Schubert, Tschaikowsky, Ravel, Schostakowitsch

Shuttlebus Graz – DL – Graz: Tel.: 0664/4154652


DIE BESETZUNG

Konzertmeister • Fritz Kircher • Violinen 1 • Fabian Bertoncello • Marina Bkhiyan • Benjamin Gatúzz Suárez • Aya Georgieva • Daniela Hölbling • Albana Laci • Catharina Liendl • Lorena Padrón Ortíz • Diana Redik • Volker Zach • Violinen 2 • Raphael Kasprian • Silvia Babka • Sarah Drake • Anastasiia Gerasina • Noémi Huszár • Simone Mustein • Sylvia Pillhofer • Nicolás Sánchez • Christiane Schwab • Georgios Zacharoudis • Violen • Ingeburg Weingerl-Bergbaur • Wolfram Fortin • Annemarie Haring • Delphine Krenn-Viard • Christian Marshall • Simona Petrean • Lucas Schurig-Breuss • Ioan Stetencu • Violoncelli • Jan Zdansky • Boglarka Bako • Cecilia Clo • Charlotte Hirschberg • Judit Pap • Belinda Viesca Castro • Kontrabässe • Sebastian Rastl • Christian Berg • Venice Jayawardhena-Meditz • Herbert Lang • Lorena Martín Alarcón • Flöten • Heide Wartha • Maria Beatrice Cantelli • Barbara Peyer • Oboen • Andrej Skorobogatko • Ewa Lovrenovic • Paul Maier • Klarinetten • Helmut Wiener • Hubert Salmhofer • Fagotte • Tonia Solle • Elvira Weidl • Hörner • Matthias Predota • Michael Hofbauer • Radu Petrean • Karlheinz Tappler • Trompeten • Stefan Hausleber • Andreas Burgstaller • Stefan Karner • Karlheinz Kunter • Posaunen • Alexander Ladreiter-Knauss • Christian Godetz • Wolfgang Tischhart • Tuba • Hannes Haider • Pauke • Ulrike Stadler • Schlagwerk Manuel Alcaraz • Janos Figula • Johann Gappmaier • Bernhard Winkler • Harfe • Barbara Frühwirt

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AVISO

Mont Februar 2019, 19.45 Uhr Stefaniensaal

AUF DEM VULKAN

Beethovens Achte als Auftakt zu einem finnischen Programm: Die weiten Klangflächen von Jean Sibelius passen besonders gut in den Februar und zu Eva Ollikainen, der Meisterin des Taktstocks aus Espoo in Finnland. Ein Violinvirtuose aus Russland beweist im Sibelius-Konzert, dass unter der kühlen Oberfläche des großen Finnen ein Vulkan brodelte.

Ludwig van Beethoven: Symphonie Nr. 8 in F, op. 93 Jean Sibelius: En saga, op. 9 Violinkonzert in d, op. 47

Nikita Boriso-Glebsky, Violine recreation – Großes Orchester Graz Dirigentin: Eva Ollikainen

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Dienstag bis Donnerstag von 16:00 bis 23:00 Uhr Freitag und Samstag von 11:00 bis 24:00 Uhr Tel. 0676.787 28 14 Südtiroler Platz 5 | 8020 Graz


Meinung kann man nicht kaufen.

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Organisation: Gertraud Heigl Inspizient: Matti Kruse

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Impressum: Medieneigentümer: Steirische Kulturveranstaltungen GmbH A-8010 Graz, Sackstraße 17 Telefon: 0316.825 000 (Fax -15) info@styriarte.com Redaktion: Claudia Tschida Grafik: Cactus Design Druck: Medienfabrik Graz – 5318-2018 24


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