Slawische Tänze - Programmheft

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Sonntag, 25. Juni, 11 Uhr Schloss Eggenberg

Slawische Tänze

1. TEIL IM PLANETENSAAL Franz Krommer (1759–1831) Partita (Oktett) in F, op. 57 Allegro vivace Menuetto: Presto Adagio. Andante cantabile Alla polacca Josef Mysliveˇcek (1737–1781) Oktett Nr. 3 in B Allegro Larghetto un poco di moto Presto Bedˇrich Smetana (1824–1884) Die verkaufte Braut bearbeitet für Harmoniemusik von Andreas N. Tarkmann (*1956) 1. Eingangschor „Seht am Strauch die Knospen springen“ 2. Duett „Mit der Mutter sank zu Grabe“


3. Furiant 4. Duett „Mein lieber Schatz, nun aufgepasst!“ 5. Sextett „Überleg dir’s Marie, bedenk es dir“ 6. Polka 7. Duett „Weiß ich noch eine, die hat Dukaten“ 8. Tanz der Komödianten

2. TEIL IM PARK (PICKNICK) Bedˇrich Smetana Eingangschor aus „Die verkaufte Braut“, bearbeitet von Andreas N. Tarkmann Antonín Dvoˇrák (1841–1904) Drei Slawische Tänze Nr. 8, op. 46/8: Presto Nr. 9, op. 72/1: Molto vivace Nr. 15, op. 72/7: Presto bearbeitet für Harmoniemusik von Patrick Clements Bedˇrich Smetana Polka aus „Die verkaufte Braut“, bearbeitet von Andreas N. Tarkmann Georg Druschetzky (1745–1819) Motetto: Adagio und Allegro


Bedˇrich Smetana Tanz der Komödianten aus „Die verkaufte Braut“, bearbeitet von Andreas N. Tarkmann

Harmoniemusik des styriarte Festspiel-Orchesters: Ines Galler, Oboe Julia Zulus, Oboe Wolfgang Kornberger, Klarinette Hubert Salmhofer, Klarinette Christian Binde, Horn Petur Paszternak, Horn Andor Csonka, Fagott Clemens Böhm, Fagott Christian Berg, Kontrabass Leitung: Christian Binde

Konzertdauer: Erster Konzertteil: ca. 65 Minuten Übersiedelung in den Park Musik zum Picknick: ca. 35 Minuten

Die Picknick-Box befüllte „eckstein“. Wenn es regnet, erklingt auch der zweite Konzertteil nach einer Pause im Planetensaal. Ihre Picknick-Box packen wir Ihnen dann zum Genuss für zu Hause ein. Die PicknickBoxen erhalten Sie in diesem Fall nach dem Konzert direkt beim Schloss-Ausgang von unseren Service-Mitarbeiterinnen.


Slawische Tänze Nicht jedes böhmische Bläserwerk kommt als pralle Ansammlung von Volkstänzen daher. Was Smetana und Dvoˇrák im 19. Jahrhundert an Lokalkolorit in ihre Tänze hineinlegten, kann man beim Mozartfreund

Josef

Mysliveˇcek

noch

nicht entdecken. Sein Stil ist ganz von der ­italienischen Oper geprägt, so wie der Beethoven-Zeitgenosse

Franz

Krommer

seine zahlreichen „Harmonien“ im sinfonischen Stil seiner Epoche komponierte. Die

Bläserklänge

unserer

böhmischen

Matinee sind ein Konglomerat vieler ­ Tanz- und Musikstile.


Ad notam Unsere Matinee beginnt im Planetensaal mit der F-Dur-Partita Opus 57 von Franz Krommer, einem böhmischen Militärmusiker, der sich 1810 in Wien niederließ und zum kaiserlichen Hofkomponisten aufstieg, den Kaiser Franz II. sogar auf seine Reisen mitnahm. Sein viersätziges Opus 57 von 1807 trägt sinfonische Züge im Beethoven-Stil und war als Konzertmusik bei Militärkapellen noch viele Jahre äußerst beliebt. Im Scherzo und in der abschließenden Polacca findet man sich gleichsam auf dem Parkett der Wiener Redoutensäle wieder, während der langsame Satz ein Trauermarsch im Stil von Beethovens „Eroica“ ist. Die Musik des Mozartfreundes Mysliveˇcek ist von der italienischen Opera seria geprägt. Um 1770 war der gelernte Müller aus Prag der höchst bezahlte Opernkomponist Italiens und lernte damals auch die Mozarts kennen. Sein B-Dur-Oktett hat er wohl 1777 als dreisätzige Bläsersinfonie für die Konzerte eines Münchner Gastwirts komponiert. Wie so viele seiner Arien kommt auch dieses Stück der Musik Mozarts erstaunlich nahe. Der Bläserspezialist Andreas Tarkmann hat die Ouvertüre und einige der schönsten Nummern aus Smetanas „Verkaufter Braut“ für Bläser arrangiert. Die berühmten Tanznummern wie Polka oder Furiant entführen die Hörer in jenes böhmische Dorf, in dem sich der skurrile Ehehandel der Oper abspielt. Für Smetanas Zeitgenossen waren diese Tanzmelodien anno 1866 ein Politikum: Da sie der Komponist nicht aus authentischen Volkstänzen ableitete, sondern selbst komponierte, stand er politisch gesehen auf der liberalen Seite der tschechischen Parteien!


Antonín Dvoˇrák schuf seine „Slawischen Tänze“ 1878 im Auftrag des Berliner Verlegers Fritz Simrock, der sofort das große Geschäft witterte, als ihm sein Freund Johannes Brahms offenbart hatte, was in dem jungen Organisten und Komponisten aus Prag steckte. Brahms’ Bitte, dem armen Dvoˇrák ein anständiges Honorar zu zahlen, wurde von Simrock ignoriert. Für den ersten Band der Slawischen Tänze Opus 46, die über Nacht zum Welterfolg wurden, erhielt Dvoˇrák ein so beschämend niedriges Honorar, dass er sich den zweiten Band Opus 72 später buchstäblich vergolden ließ. In beiden Opera verarbeitete er originale Tanzmelodien aus Böhmen, Mähren, der Slowakei und der Ukraine, die er aber in seinen Stil umschmolz und so in anspruchsvolle Konzerttänze verwandelte. Die Urfassung für Klavier zu vier Händen wurde später häufig für Orchester bearbeitet, nicht nur von Dvoˇrák selbst. Die Bläserfassungen dagegen, die schon zu seinen Lebzeiten angefertigt wurden, waren für Platzkonzerte bestimmt. Unsere Bläser spielen eine Fassung von Patrick Clements. Jiˇrí Družecký alias Georg Druschetzky wurde am Ende des Siebenjährigen Krieges Grenadier in der österreichischen Infanterie und Militärmusiker, bevor er sich als „Landschaftspauker“ in Linz niederließ. Wie Mozart und später Krommer ließ er sich vom Wiener Musikleben anlocken und wurde dort 1786 Kapellmeister des Fürsten Grassalkovich, der über die prächtigste Harmoniemusik in Wien verfügte. Später ging er zu Erzherzog Joseph, dem sechs Jahre älteren Bruder des Erzherzogs Johann, der als Regent in Ungarn herrschte. Für diese mächtigen Dienstherren schuf Druschetzky überaus prachtvolle Harmoniemusiken.


Zum Weiterlesen Ein Beethoven-Zeitgenosse als Militärmusiker Dass der alte Beethoven abschätzig über seine Werke sprach, ist dem Böhmen František Kramáˇr nicht gut bekommen. Unter dem Namen „Franz Krommer“ wurden seine Werke ab 1800 von den Wiener Musikverlagen verbreitet, darunter 21 Opera mit Streichquartetten, 15 Streichquintette, Konzerte für Flöte, Oboe, Klarinette und Orchester, drei große Violinkonzerte, eine Sinfonie und vieles mehr. Offenbar aber hing dem Böhmen aus der Nähe von Iglau der Ruf nach, ein Militärmusiker zu sein. Seine bei weitem populärsten Werke waren denn auch seine Bläseroktette mit zusätzlichem Kontrafagott, die unter dem Titel „Harmonie“ in der „Chemischen Verlagshandlung“ erschienen und weiteste Verbreitung fanden. Die erste Harmonie in F-Dur Opus 57 erschien in Wien 1807 und wurde noch zwanzig Jahre später in Paris für die Zwecke des „Gymnase Militaire“ nachgedruckt. Auch die Hofmusiker der Fürsten von Thurn und Taxis in Regensburg beschafften sich 1820 Stimmen dieses anspruchsvollen Werkes.

Zur Musik Der erste Satz (Allegro vivace) beginnt im Einklang aller neun Spieler mit einem hochfahrenden Auftakt, gefolgt von einem Marschthema mit kurzen Vorschlägen. Auf diese Vorahnung des „Radetzky-Marschs“ folgt die quasi Beethovenische Verarbeitung der Motive, die tief in Molltonarten vordringt. Auch die weiteren Themen dieses Satzes werden auf sinfonische Weise verarbeitet und in so genannter „durchbrochener Arbeit“ von Bläser zu Bläser weitergereicht.


Obwohl der zweite Satz „Menuetto“ heißt, handelt es sich in Wahrheit um ein sinfonisches Scherzo im rasenden Presto-Tempo, das sich mit Beethovens frühen Scherzi durchaus messen kann. Im Trio folgt auf kräftige Quarten der solistischen Hörner ein Spiel mit chromatischen Läufen in der Oboe. Der langsame Satz beginnt mit einem kurzen, pathetischen Adagio in d-Moll, offenkundig die Einleitung zu einer Trauermusik. Darauf folgt ein klagendes Oboensolo im Andante-Tempo, begleitet vom gleichmäßigen Trott der Fagotte und Hörner. Später steigert sich die Trauer zu Ausbrüchen von Schmerz im gesamten Ensemble. Als Militärmusiker wusste Krommer, dass in Kriegszeiten der Bedarf an Begräbnismusiken für gefallene Helden groß war. Zweifellos hat er bei seinem d-MollAdagio diese Verwendung im Sinn gehabt. Da der Satz später in tröstliches D-Dur übergeht, handelt es sich wohl auch um eine Hommage an die „Marcia funebre“ in Beethovens „Eroica“. Das Finale kehrt nach F-Dur zurück und beginnt mit einer schwungvollen Polonaise der ersten Oboe. Neben dem Walzer war die Polacca der populärste Tanz im Wien der napoleonischen Zeit, gerade auch als „Polonaise brillante“ für die hier besonders dankbar bedachte Oboe.

Ein Müllermeister wird Opernmaestro Slawische Tänze sucht man bei dem Böhmen Josef Mysliveˇcek vergeblich. Der Müllersohn aus Prag hatte schon als junger Musiker nur einen Traum: die italienische Oper. Die tschechische Metropole war dafür ein ideales Umfeld: Im so genannten „Kotzentheater“ konnte der junge, brillante Geiger Mysliveˇcek italienische Opern von Gluck und anderen hören. Sein Kompositionslehrer Franz Josef Habermann schrieb Messen mit so verführerisch schönen Arien im italienischen Stil, dass sie selbst Händel in London als Inspirationsquelle für sein letztes Oratorium „Jephtha“ nicht verschmähte. Im


Grafen Vinzenz von Waldstein fand Mysliveˇcek einen potenten Gönner. All dies freilich erlöste ihn noch nicht aus dem väterlichen Milieu: Beim Müllermeister der Prager Altstadt ging Myslivecˇ ek in die Lehre und legte mit 24 seine Meisterprüfung ab. Gleichzeitig aber nahm er den Kompositionsunterricht bei Habermann und Franz Seeger auf. Bald schon grassierten in Prag seine ersten sechs Sinfonien über die ersten sechs Monate des Jahres. Mit geistlichen Arien konnte er auch die Benediktiner in Bˇrevnov beeindrucken. Sie liehen ihm 3000 Gulden, so dass er sich 1763 endlich seinen größten Wunsch erfüllen konnte: das Studium in Italien. Von dort sollte Mysliveˇcek nie mehr in die Heimat zurückkehren. Begraben ist er in der römischen Kirche San Lorenzo in Lucina, wo ihn eine Stele in tschechischer und italienischer Sprache als Freund Mozarts ausweist. Rom war das letzte, traurige Kapitel einer glänzenden Opernkarriere. Gleich mit seiner zweiten Oper schaffte es Mysliveˇcek auf die Bühne des Teatro San Carlo in Neapel. In Starbesetzung aufgeführt, katapultierte der „Bellerofonte“ den Dreißigjährigen an die Spitze des italienischen Opernlebens, wo er sich für ein Jahrzehnt als hochbezahlter Maestro behaupten konnte. Weil aber die Italiener seinen Namen nicht aussprechen konnten, nannten sie ihn kurzerhand „il Boemo“, „Der Böhme“. 1770 trafen ihn die Mozarts in Bologna. Der jugendliche Wolfgang schloss mit dem jovialen Böhmen sofort Freundschaft, die man später in München erneuerte, als der bayerische Kurfürst „il Boemo“ an die Isar holte, um die große Oper für den Fasching 1777 zu schreiben. Auch die Bayern kamen mit dem unaussprechlichen Namen des berühmten Gastes nicht zurecht und nannten ihn mal „Wickelseck“, mal „Misslowez“. Nach der Uraufführung seines „Ezio“ im Cuvilliéstheater und des noch erfolgreicheren Oratoriums „Abramo ed Isacco“ nahm sein Leben eine tragische Wende: Die Syphilis und Knochenkrebs erzwangen in München einen langen Klinik­


aufenthalt und eine Operation mit katastrophalen Folgen. Nach der schweren Krankheit unternahm Mysliveˇcek einen vergeblichen Versuch, an die alten Erfolge in Italien anzuknüpfen. Im neu eröffneten Teatro alla Scala konnte seine „Armida“ die Mailänder nicht begeistern. Im Teatro Argentina in Rom gelang ihm im Frühjahr 1780 ein letzter Achtungserfolg. Danach siechte er dem Tod entgegen. Er starb in Rom im 4. Februar 1781, bereits vergessen vom unerbittlichen italienischen Opernbetrieb. Offenbar in München hat Myslivecˇ ek drei Oktette für acht Bläser mit Klarinetten komponiert. Zwar verfügte die bayerische Hofkapelle damals noch nicht über Klarinettisten, wohl aber der findige Gastwirt Albert in der Sendlinger Straße. In seinem Gasthaus „Zum schwarzen Adler“ veranstaltete er „kleine ­Accademien“, wie es Mozart später nannte: klein besetzte, aber vier Stunden dauernde Konzertabende gegen Eintritt. Dort sind offenbar auch Mysliveˇceks Oktette zuerst erklungen.

Zur Musik Das B-Dur-Oktett beginnt wie eine Bläsersinfonie – mit einem Fanfarenthema des gesamten „Orchesters“, gefolgt von einem weichen Nachsatz der beiden Klarinetten. Im folgenden Tutti verbreiten Crescendo, Laufkaskaden und volle Akkorde eine quasi sinfonische Aura. Das zweite Thema ist nichts anderes als ein Pulsieren der Klarinetten und Fagotte in Syn­ kopen, gefolgt von einer schönen Oboenmelodie in g-Moll. Wenn nach der Durchführung das Hauptthema wiederkehrt, wird es von den Klarinetten „dolce“ gespielt, statt laut und kraftvoll wie zu Beginn. Der Reichtum an solchen Schattierungen und die „sprechende“ Behandlung jedes Instruments rückt den Bläserklang Mysliveˇceks in die Nähe von Mozart. Das „Larghetto un poco moto“ entspricht dem Typus der „Ombra-Arie“ in der Opera seria: Weiche gebrochene


Es-Dur-Dreiklänge der zweiten Klarinette lassen gewissermaßen den Schatten des Geliebten vor der Primadonna erscheinen, die hier von der ersten Klarinette verkörpert wird. Lange gehaltenen Töne der Oboen, Hörner und Fagotte grundieren abwechselnd den empfindsamen Gesang des Klarinettisten, der immer wieder in Mollregionen abschweift. Wüsste man nicht, dass dieser Satz von Mysliveˇcek stammt, man könnte ihn für Mozart halten. Das Finale ist ein ganz kurzes, schnelles und tänzerisches Presto mit einem Rondothema der Klarinetten, einem Couplet für die Oboen und einem weiteren für die Hörner.

Nationaloper zur falschen Zeit Am 30. Mai 1866 schenkte Bedˇrich Smetana seinen tschechischen Landsleuten endlich die ersehnte volkstümliche Oper in tschechischer Sprache: „Die verkaufte Braut“. Sechs Wochen später schlugen die Preußen in der Schlacht bei Königgrätz die Österreicher. Smetanas Oper war ein Symbol für das nationale Erwachen Tschechiens zur falschen Zeit, und auch späterhin hat man das Werk allzu leichtfertig in der Kategorie „Spieloper“ abgelegt. Das styriarte-Publikum weiß es besser: Seit Nikolaus Harnoncourt das Werk in der Helmut List Halle dirigiert hat, und zwar in der von ihm und Mathis Huber wiederentdeckten Originalübersetzung von Emanuel Züngel, sind die Abgründe, die Ecken und Kanten der „Braut“ wieder deutlich hervorgetreten. Diese legendäre Interpretation inspiriert auch unsere Bläser in der „Harmoniemusik“, die Andreas Tarkmann nach den schönsten Melodien der Oper zusammenstellte. 1866 brachten Bedˇrich Smetana und der Dichter Karel Sabina ihre ersten beiden Nationalopern auf die Bühne des Prager „Interimstheaters“. Für ihre heroische Oper „Die Brandenburger in Böhmen“ gewannen die beiden Autoren gleich den


nationalen Opernpreis. Freilich wurde sofort diskutiert, warum Smetana in diesem Preisträgerstück wie auch in der „Verkauften Braut“ keine echten tschechischen Volksmelodien verwendet habe, sondern nur stilisierte. Diese Frage war hochpolitisch, da man die strenge Orientierung an authentischer Volksmusik mit der konservativen Partei Tschechiens identifizierte, den „Starocˇ eši“, während sich die Liberalen, die „Mladocˇ eši“ den freieren Umgang mit dem Volksgut auf die Fahnen schrieben. Smetana neigte den Liberalen zu und musste sich schon allein deshalb in Prag viele Anfeindungen gefallen lassen, zumal das Tschechische nicht seine Muttersprache war und er sich erst nach seiner Rückkehr aus Göteborg 1861 vehement der nationalen Sache zugewandt hatte. Was die Aufnahme seiner komischen Oper betraf, sollte es sich als verhängnisvoll erweisen, dass die „Verkaufte Braut“ erst nach den „Brandenburgern“ herauskam, und zwar ausgerechnet am 30. Mai. Das schöne Wetter an diesem nationalen Feiertag und die drohende militärische Auseinandersetzung zwischen Österreich und Preußen hielten viele Prager vom Opernhaus fern. Nach nur zwei schwach besuchten Vorstellungen wurde das Werk wieder vom Spielplan genommen. Der Krieg brach aus, am 3. Juli besiegten die Preußen bei Königgrätz die Truppen Österreichs und Sachsens. Dem Publikum stand der Sinn nicht nach Komödien. Auch international konnte von einem Durchbruch des Werkes vorerst keine Rede sein. Zwar interessierte sich das Grazer Opernhaus bereits 1871 für die deutsche Fassung in der Übersetzung von Züngel, doch kam die Aufführung nicht zustande. Die Pariser Oper schickte das Stück kommentarlos zurück, das Mariinsky Theater brachte es zwar 1871 heraus, aber ohne eindeutigen Erfolg. Erst nach 1890 verschafften zwei Produktionen in Wien und der unermüdliche Einsatz von Gustav Mahler dem Meisterwerk Smetanas posthum die verdiente Anerkennung.


Zur Musik Als „Begegnung zwischen den Geistern des Gesanges und des Tanzes“ hat man Smetanas komische Oper bezeichnet. In unserer Auswahl von Stücken wechseln sich Gesangsnummern und Tänze ab. Der Eingangschor feiert im Jubelgesang der Dorfbewohner den Frühling und die Kirchweih („Seht am Strauch die Knospen springen”). Aus dem freudigen Tableaux löst sich Maries traurige Stimme. Die Bauerntochter liebt den Knecht Hans statt des ihr vom Vater angekündigten Freiers. Im Duett „Mit der Mutter sank zu Grabe“ offenbart ihr Hans seine traurige Lebensgeschichte: Aus reichem Hause stammend, habe er nach dem Tod der Mutter sein Erbe eingebüßt, weil seine Stiefmutter ihm den Vater entfremdet habe. In innigen Tönen gelobt er unwandelbare Treue. Ein schneller, mitreißender Furiant eröffnet den zweiten Akt. Im Wirtshaus wird getanzt, während der stotternde Wenzel, der Sohn des Großbauern Micha und der Marie zugedachte Freier, sich vor der Liebe fürchtet. Die Turbulenzen der Handlung nehmen ihren Lauf: Während Marie unerkannt dem Wenzel die zugedachte Braut ausredet, lässt sich Hans die Geliebte scheinbar „abkaufen“. In einem Vertrag bestätigt er, dass der Sohn des Großbauern Micha sie heiraten solle, wofür er 300 Gulden erhält. Natürlich ist Marie empört über diesen scheinbaren Kuhhandel, den ihr Hans im Duett „Mein lieber Schatz, nun aufgepasst“ nicht plausibel machen kann. Am Ende aber löst sich alles in Wohlgefallen auf, als sich herausstellt, dass Hans der verstoßene Sohn aus erster Ehe des Micha ist. Nun kann der „Kauf“ der Braut abgeschlossen werden, die Liebenden sind glücklich vereint, während Hans’ Halbbruder Wenzel Gefallen an einer Schauspielerin und der Rolle des Bären unter den Komödianten gefunden hat (Tanz der Komödianten). Josef Beheimb


Die Interpreten Harmoniemusik des styriarte Festspiel-Orchesters Das styriarte Festspiel-Orchester wurde für die styriarte 2014 kreiert, unter der Federführung von Michael Hofstetter und für seine styriarte-Produktionen „Pastorale“ und „Der Freischütz“. Aufbauend auf einer großen Gruppe aus recreation – GROSSES ORCHESTER GRAZ wird das Orchester an besonderen Positionen von internationalen Gästen geprägt, die ihre spezifische Erfahrung in das Projekt einbringen. Für die beiden Produktionen 2014 griff das Orchester auf Darmsaiten im Streicherkorpus, auf Naturinstrumente im Blech und auf moderne Instrumente im Holz zurück und erreichte damit einen sehr eigenständigen Orchesterklang. In der styriarte 2017 wird das ganze Orchester am 1. Juli mit der Produktion „Der Nussknacker“ im Stefaniensaal zu hören sein. Immer wieder machen sich aber auch Gruppen aus dem Orchester selbstständig und treten in kleinen, solistisch besetzten Formationen auf, wie etwa eine Bläsergruppe, die als Harmoniemusik heute das erste Picknickkonzert der styriarte 2017 bestreitet.


Christian Binde, Horn In Duisburg geboren und in verschiedenen Städten des Ruhrgebiets aufgewachsen, wurde Christian Binde vom Kontrast aus Industrie und Kultur seiner Heimatregion geprägt. Nach vier Jahren als fest angestellter Musiker zog es ihn musikalisch hin zur Alten Musik und geographisch für zehn Jahre nach Wien. Als Künstler war für Christian Binde der Kontrast zwischen Neuer und Alter Musik, zwischen freischaffender Arbeit in verschiedenen Orchestern und seinen eigenen Ensembles sowie seine Lehrtätigkeit prägend. So spielte er mit Ensembles wie dem Freiburger Barockorchester, Concerto Köln, dem Mahler Chamber Orchestra, dem Rundfunksinfonieorchester Wien, Le Cercle de l’Harmonie Paris, dem Klangforum Wien und MusikAeterna Perm (RU) in Europa, Asien und Amerika. Zudem unterrichtete er an den Universitäten in Linz und Trossingen. Seit 2007 lebt Christian Binde wieder in Köln. Aus dem Wunsch heraus, den eigenen musikalischen Ideen Ausdruck zu verleihen, gründete er 2010 die Compagnia di Punto.


Wir verschlafen ein Drittel unseres Lebens.

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Aviso Samstag, 1. Juli – Stefaniensaal, 20 Uhr

Der Nussknacker Pjotr Iljitsch Tschaikowski: Nussknacker-Suite, op. 71a Schwanensee-Suite, op. 20a Lesung aus E.T.A. Hoffmann: „Nussknacker und Mausekönig“ u. a. styriarte Festspiel-Orchester Dirigentin: Oksana Lyniv Nora von Waldstätten, Lesung

Tschaikowski bescherte den Ballett-Tänzern Russlands und der Welt ihre schillerndsten Partituren, doch warum sind es immer düstere Märchen, die er dabei erzählt? Nora von Wald­ stätten lüftet das Geheimnis um „Nussknacker und ­M ausekönig“, während ­Oksana Lyniv das styriarteFest-spiel­orchester auf russische Farbenpracht einschwört. Die Ukrainerin am Dirigentenpult hat ihren Arbeitsschwerpunkt als Assistentin von Kirill Petrenko an der Bayerischen Staatsoper – im Epizentrum der neuen russischen ­Dirigentenschule. Und ab Herbst wird sie die neue Chefdirigentin der Oper Graz.


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Aviso Donnerstag, 13. Juli – Schloss Schielleiten, 21 Uhr Freitag, 14. Juli – Schloss Schielleiten, 21 Uhr Samstag, 15. Juli – Schloss Schielleiten, 21 Uhr Sonntag, 16. Juli – Schloss Schielleiten, 21 Uhr

La Margarita Barockoper & Rossballett Opernszenen aus Antonio Cestis „Il pomo d’oro“ u. v. a. Pferdeballettmusiken von J. H. Schmelzer & A. Cesti La Musica: Julla von Landsberg, Sopran Herkules: Flavio Ferri-Benedetti, Countertenor Kaiser Leopold I.: Daniel Johannsen, Tenor Hesperos: Jochen Kupfer, Bariton Neue Hofkapelle Graz / Trompetenconsort Innsbruck Haushofmeister und Inszenierung: Thomas Höft Epona – Spanische Reitschule Ungarn

Kaiser und Könige sonnten sich im Glanz des Rossballetts. Hier gehen die Hohe Schule der Klassischen Dressur, die Pracht barocker Musik und die Dramatik der Oper eine perfekte Verbindung ein. Diese Kunstform wieder lebendig zu machen, tritt die styriarte mit „La Margarita“ an, einer Geschichte um den sagenhaften Helden Herkules und die verführerischen Goldenen Äpfel der Hesperiden, inspiriert von der historischen Aufführung, die Kaiser Leopold I. im Jahr 1667 zu seiner Hochzeit in Wien ausrichten ließ.


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