Sonntag, 10. Juli, 11 Uhr Schloss Eggenberg
So Wondrous Free
HEIGH HO HOLIDAY Anthony Holborne (ca. 1545–1602) Fare Thee Well Muy Linda My Selfe Mad Dog
John Johnson (um 1540–1594) Johnson’s Jewell A Pavan Anthony Holborne It fell on a holy eve Heigh Ho Holiday
SCHUHE UND LEIDENSCHAFT John Dowland (1563–1626) Prelude Fantasie (5)
Anonymous The Cobbler Anthony Holborne Passion John Dowland The Shoemaker’s Wife
THE FAIRY ROUND Anthony Holborne Last Will and Testament The Fairy Round John Dowland Mignarda Lady Hunsdon’s Allmand
SO WONDROUS FREE Francis Hopkinson (1737–1791) Aus „Seven Songs“ Beneath a Weeping Willow’s Shade My Gen’rous Heart Disdains My Love is gone to Sea My Days have been so Wondrous Free
Tanja Vogrin, Mezzosopran Hopkinson Smith, Renaissancelaute
Konzertdauer: Erster Konzertteil: ca. 40 Minuten Pause: ca. 30 Minuten Zweiter Konzertteil: ca. 40 Minuten
So Wondrous Free
Welche Symbolkraft! Das erste Lied, das ein Amerikaner in Amerika komponierte, beginnt mit den Worten: „My days have been so wondrous free“. „Meine Tage sind so wundersam frei.“ 1759
schrieb
der
junge
Jurist
und
Cembalist Francis Hopkinson in Phila delphia diesen Song. 17 Jahre später gehörte der
er
zu
den
amerikanischen
Unterzeichnern
Unabhängigkeitser-
klärung. Weitere 240 Jahre später führt einer seiner Nachfahren seine Lieder in Graz auf: Hopkinson Smith.
Good Old England Bevor sich Hopkinson Smith den Liedern seines Ahnherrn aus Philadelphia zuwendet, spielt er eine Blütenlese der schönsten Lautenstücke aus dem Mutterland England. Obwohl „Good Old England“ vor kurzem in Verruf geraten ist, so als wolle es von Europa nichts mehr wissen, war dies Jahrhun derte lang völlig anders. Königin Elisabeth I. musste sich des Kontinents weiß Gott erwehren – von einem Heiratsantrag des Franzosen Henri d’Anjou über den Bann des Papstes in Rom bis hin zum Angriff der spanischen Armada. Doch auf die Musik des Kontinents hätte sie nie verzichtet. Die schönen Galliarden aus Italien, die spanischen Pavanen und die deut schen Tänze namens „Almains“ füllten die Bände der „Gentle men of Music“, die an ihrem Hof dienten. Zu ihnen gehörte Anthony Holborne, dessen Geburtsjahr unbekannt ist. Möglicherweise hat er in Cambridge studiert, sicher ist nur, dass er 1584 in Westminster heiratete, dass ihn Elisabeths Kanzler Robert Cecil für diplomatische Mis sionen in die Niederlande schickte und dass er am 1. Dezem ber 1602 allzu früh starb. Er war der Spezialist für die kleinen leichten Galliarden, die Springtänze, und andere unterhalt same Tanznummern, die man entweder auf der Laute oder im so genannten „Consort“ aufführen konnte. Enthalten sind sie in seiner „Cittharn School“ von 1597 und in einer Samm lung, die er 1599 unter folgendem Titel veröffentlichte: „Pa vans, Galliards, Almains and other short Aeirs both grave and light in five parts for Viols, Violins or other Musicall Winde Instruments“, sprich: „Pavanen, Galliarden, Alleman den und andere kurze Tänze, sowohl schwer als auch leicht, zu fünf Stimmen für Gamben, Geigen oder Blasinstrumen te“. Obwohl die Laute in dieser Aufzählung fehlt, konnte
jeder geübte Lautenist Holbornes Tänze spielend auf die Saiten seines Instruments übertragen. Gewidmet wurde der Band einem der vornehmsten Adligen Englands: Sir Richard Champernowne, Knight of Modbury aus der Grafschaft Cornwall. Der seltsame Name der Familie erklärte sich aus dem mittelalterlichen Ahnherrn William de Campo-Arnulphi. Sir Richard trieb die Pracht seiner Hof haltung so weit, dass er sein Familienerbe an den jüngeren Bruder Arthur verlor, der als „Held“ aus dem „irischen Krieg“ zurückkehrte, sprich: die englische Unterdrückung Irlands militärisch wieder einmal besiegelt hatte. Bruder Richard war deutlich mehr den friedlichen Vergnügungen hingege ben und wusste die vielen Anspielungen zu enträtseln, die Holborne in den Titeln seiner insgesamt 65 Stücke verborgen hatte. Lakonisch schrieb der Komponist in der Widmung an seinen adligen Gönner: „Und da es sich der Zahl nach um viele Stücke handelt, so sind sie auch im Stil unterschiedlich, um unterschiedlichen Naturen zu gefallen.“ („And as they are in number many, so are they of nature variable to please variable natures.“)
Hey Ho Holiday Nach diesem Grundsatz hat auch Hopkinson Smith seine Lautenstücke zusammengestellt: um möglichst vielen Zu hörerinnen und Zuhörern ein Vergnügen zu verschaffen. Im ersten Block hat er unter dem Motto „Hey Ho Holiday“ Genrebilder aus einem schönen englischen Sommer zusam mengestellt, angefangen mit Holbornes „Fare Thee Well“. Es gehört zu den „things more grave and more judicious”, zu den „schwereren und anspruchsvolleren Stücken“, die Holborne nach seinen eigenen Worten am Ende seines ersten Bandes den Musikern zumutete. „Muy Linda“ ist die Nr. 34 in seinem zweiten Band, eine spanische Galliarde. In Nr. 36
hat sich der Komponist selbst porträtiert: „My Selfe“ heißt diese melancholische Pavane in a-Moll, gleichsam ein „Selfie“ der Renaissance. „Mad Dog“ ist einer der skurrilen Spring tänze Holbornes. Welchen „verrückten Hund“ er hier port rätierte, bleibt sein Geheimnis. Vielleicht gehörte er zur Menagerie seines Gönners oder zum Hof der Königin? Mit zwei weiteren Stücken von Holborne beschließt Hop kinson Smith seinen ersten Programmblock. Es handelt sich um die letzten beiden Sätze aus dem Band von 1599: „As it fell on a holy eve“ (Holborne) ist eine Galliard, die mit einem absteigenden g-Moll-Dreiklang sehr prägnant beginnt, „Heigh Ho Holiday“ ein Springtanz, der wie ein englisches Volkslied klingt.
John Johnson Zwischen den munteren Sätzen von Holborne verweist Smith auf einen heute fast vergessenen Lautenisten, der zu seiner Zeit eine Berühmtheit war: John Johnson. „Von Brexit keine Spur“, so könnte man die Kunst dieses Musikers umschreiben, denn obwohl er England nie verließ, wurden seine Stücke in ganz Europa verbreitet, unter anderem durch wandernde englische Schauspieltruppen. In sein eigenes Lautenspiel nahm er die große Kunst der italienischen Lautenisten mit auf, was ihm 1577 zur Aufnahme unter „Her Majesty’s Musitians for the three lutes“ verhalf: Er wurde einer der drei Lautenisten Königin Elisabeths, die damals offenbar genug hatte von ausländischen Lautenkünstlern. Wie John son waren auch seine beiden Kollegen Mason und Cardell Engländer. Erstmals verdrängten damit die einheimischen Lautenisten die Ausländer, die vorher bei Hofe den schönen Lautenton angegeben hatten. Dank seiner ausdrucksstarken Pavanen erlangte Johnson rasch europäische Berühmtheit, die mit seinem frühen Tod 1594 nicht abriss. Seine Galliard
„Johnson’s Jewell“ („Johnsons Juwel“) belegt dies. Als Elisa beths Nachfolger, King James I., 1613 seine Tochter verhei ratete, wurde bei den Feierlichkeiten auch dieses Stück von Johnson gespielt, allerdings als anonyme Galliarde, bearbei tet für Virginal.
John Dowland beim Schuhmacher Er gehörte zu den wahren Europäern Englands, wenn auch unfreiwillig: Nur weil Königin Elisabeth I. seinen sehnlichs ten Wunsch nicht erfüllte und ihn in den Kreis ihrer Hof lautenisten aufnahm, wurde John Dowland zum ewigen Wanderer durch die Länder des Kontinents. Neben seiner Laute, guten Saiten, seinem Verstand, seinen Fingern und seinem Gehör brauchte er dazu jedenfalls gute Schuhe. Mindestens ein Besuch in einer Schusterwerkstatt ist uns durch seine Musik überliefert: „The Shoemaker’s Wife”, „Die Schustersfrau“ heißt eine besonders lustige Gaillarde, in der Dowland das Geschnatter der Frau und das Hämmern ihres Ehemanns realistisch nachahmte. Dazu passt das anonyme Lautenstück „The Cobbler“, „Der Schuster“. Der Tanz der „Schustersfrau“ zeigt Dowland von einer un erwartet heiteren Seite. Für gewöhnlich pflegte er in seinen Tönen wie in seinem Wesen die hohe Kunst der Melancholie, wovon die Fantasia Nr. 5 ein beredtes Zeugnis abgibt. Der Urgrund allen Schmerzes in Dowlands Leben war eben jene Ablehnung durch Elisabeth. Warum die Königin unnachgie big war, wissen wir nicht. Es könnte daran gelegen haben, dass Dowland offen bekennender Katholik war, oder dass er in einen Skandal verstrickt war, was Königinnen norma lerweise nicht verzeihen. Vermutlich war er ein schwieriger Charakter, was die Königin in ihrem engsten Umfeld kaum ertrug. Wie dem auch sei: Aus Gram über die kalte Schulter der Königin verließ Dowland seine Heimat und verdingte
sich bei verschiedenen Fürsten auf dem Kontinent als Hof lautenist. Besonders gefördert wurde er vom Markgrafen Moritz von Hessen-Kassel und vom Dänenkönig Christian IV., der damals auch halb Norddeutschland beherrschte. Von Kassel und Kopenhagen aus betreute Dowland den Druck seiner Lautenlieder in England, freilich verschlug es ihn auch nach Nürnberg und viel weiter in den Süden, nach Italien.
Ein Feenreigen Vier besonders kontrastreiche Lautenstücke von Holborne und Dowland eröffnen den zweiten Teil: „Last Will and Testament“ heißt die Nr. 53 in Holbornes Sammlung von 1599, eine überaus langsame und traurige Pavane in d-Moll, die den letzten Willen eines Verstorbenen widerspiegelt. In „The Fairy Round“, dem drittletzten Stück desselben Bandes, tanzen die Feen auf leichten Füßen durch den Wald. „Mig narda“ von Dowland ist eine Galliarde, also ein Springtanz, allerdings in Moll und melancholischen Charakters. Dowland hat dieselbe Musik auch als Lautenlied mit dem Text „Shall I strive with words to move“ gesetzt. Das Lautenstück ist in drei verschiedenen Handschriften in der Cambridge Univer sity Library überliefert, von denen zwei den Titel „Mignarda“ bzw. „Mignarde“ tragen. In der bekanntesten seiner Allmains hat Dowland ein Klei dungsstück einer berühmten Hofdame verewigt: die Puffe bzw. den Bausch der Lady Hunsdon. Mit der dargestellten Dame hat es eine besondere Bewandtnis: Bevor Heinrich VIII. seine berühmt-berüchtigte Liaison mit Anne Boleyn begann, die seine zweite Ehefrau werden sollte, hatte er deren Schwes ter Mary zu seiner Geliebten gemacht. Als Mary Boleyn später William Carey heiratete und von ihm einen Sohn bekam, wurden sehr bald Gerüchte laut, der Knabe sei in Wahrheit vom König gezeugt worden, was seine roten Haare und seine
Gesichtszüge zumindest nicht widerlegten. Besagter Henry Carey war der Lieblingsvetter von Königin Elisabeth, wurde von ihr zum königlichen Leibwächter ernannt, war der Patron der „Lord Chamberlain’s Men“, also der Schauspieltruppe William Shakespeares, und auch sonst eine der großen Per sönlichkeiten bei Hofe. Da ihn seine königliche Cousine zum „1st Baron Hunsdon“ erhob, führte seine Ehefrau den Titel „Lady Hunsdon“. Auch sie erfreute sich der königlichen Gna de und war „Lady of the Privy Chamber“, also eine der Hof damen Elisabeths. Dowlands Lautenstück scheint also auf eine lustige Episode bei Hofe anzuspielen.
The 4th of July Unter den 56 überzeugten Amerikanern, die im Juli 1776 in Philadelphia ihren Namen unter die vergrößerte Abschrift der Unabhängigkeitserklärung setzten, gehörte auch Francis Hopkinson. Er war noch nicht 40 Jahre alt, ein stadtbekann ter Richter und im Nebenberuf Cembalist, der das öffentliche Konzertleben Philadelphias wesentlich prägte. Vor allem aber war er ein enger Freund des Generals George Washing ton und damit auch der „Foundling Fathers“ um John Adams, Thomas Jefferson und Benjamin Franklin. Er gehörte zu jenen Bürgern von Philadelphia, die das Ringen um den Bruch mit der englischen Krone und die Unabhängigkeits erklärung aus nächster Nähe mitverfolgen konnten. Nachdem zwölf der dreizehn ehemaligen Kolonien für die Unabhän gigkeit gestimmt hatten – der Staat New York enthielt sich bis zuletzt –, konnte die Unabhängigkeitserklärung am 4. Juli ratifiziert und veröffentlicht werden. Damit war der Bruch mit Groß-Britannien besiegelt – ein „Brexit“ ganz an derer Dimension und mit weitaus dramatischeren Folgen, als ihn die Briten derzeit vom angeblich übermächtigen Europa anstreben. Denn die Erklärung, die im Lauf des Juli abgeschrieben und dann noch einmal von 56 Repräsentanten
der Vereinigten Staaten von Amerika unterzeichnet wurde, beginnt mit folgenden Worten: „In CONGRESS, July 4, 1776. The unanimous Declaration of the thirteen United States of America, When in the Course of human events, it becomes necessary for one people to dissolve the political bands which have connected them with another, and to assume among the powers of the earth, the separate and equal station to which the Laws of Nature and of Nature’s God entitle them, a decent respect to the opinions of mankind requires that they should declare the causes which impel them to the separation. We hold these truths to be self-evident, that all men are created equal, that they are endowed by their Creator with certain unalienable Rights, that among these are Life, Liberty, and the pursuit of Happiness. That to secure these rights, Govern ments are instituted among Men, deriving their just powers from the consent of the governed, That whenever any Form of Government becomes destructive of these ends, it is the Right of the People to alter or to abolish it, and to institute new Government, laying its foundation on such principles and organizing its powers in such form, as to them shall seem most likely to effect their Safety and Happiness.“ „Im Kongress, 4. Juli 1776. Die einmütige Erklärung der dreizehn Vereinigten Staaten von Amerika: Wenn es im Zuge menschlicher Ereignisse für ein Volk not wendig wird, die politischen Bande, die es mit einem anderen Volk verbunden haben, zu lösen und unter den Mächten der Erde die abgesonderte und gleiche Stellung einzunehmen, zu der es durch Naturrechte und göttliches Recht befugt ist, dann fordert es der Respekt vor den Meinungen der Menschheit,
dass es die Gründe erklärt, die es zur Trennung gedrängt haben. Wir halten diese Wahrheiten für offensichtlich, dass alle Men schen gleich erschaffen sind, dass sie von ihrem Schöpfer mit bestimmten unveräußerlichen Rechten ausgestattet sind, dass zu diesen Leben, Freiheit und das Streben nach Glück gehören. Dass um diese Rechte zu sichern, Regierungen unter den Men schen errichtet werden, die ihre gerechte Macht vom Einver ständnis der Regierten herleiten, dass, wann immer jedwede Form der Regierung diesen Zielen gegenüber zerstörerisch wird, es das Recht des Volkes ist, sie zu ändern und abzuschaf fen und eine neue Regierung aufzurichten, die ihre Grundlagen auf solchen Prinzipien aufbaut und ihre Macht in solcher Form organisiert, wie es dem Volk am wahrscheinlichsten erscheint, um seine Sicherheit und sein Glück zu bewerkstelligen.“ Diese Erklärung wurde von Francis Hopkinson mit unterschrie ben. Er wusste so gut wie jeder andere Unterzeichner, dass dies unweigerlich zum Krieg mit Groß-Britannien führen musste. Als dieser Krieg sieben Jahre später mit dem Frieden von Paris endete, war zwar die Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten gesichert, nicht aber ihre Einigkeit. Einzelne Staaten wie South Carolina oder New York maßten sich selbst Hoheitsrechte an, der Weg zu einer gemeinsamen Verfassung war noch weit. Im Mai 1787 trat endlich die „Constitutional Convention“ zusam men, um die Verfassung auszuarbeiten. Man tagte Monate lang, bis endlich am 17. September die Verfassung den Dele gierten zur Unterzeichnung vorgelegt werden konnte. Einzel ne weigerten sich, andere waren schon vorher abgereist, 39 der 55 Delegierten aber unterzeichneten das Dokument, darunter auch Benjamin Franklin, der dafür eine lakonische Begründung gab: „Ich erwarte keine bessere Verfassung, und ich bin mir nicht sicher, ob dies nicht doch die beste ist.“ Die Ratifizierung durch die einzelnen Bundesstaaten zog sich zwar noch bis 1790 hin, doch gilt offiziell der 21. Juni 1788 als der Tag der Ratifizierung. Am 4. März 1789 tagte
zum ersten Mal der Congress of the United States, am 30. April begann die erste Amtszeit von George Washington, dem ersten Präsidenten der Vereinigten Staaten.
Hopkinson und Washington Dies alles wäre nur Geschichtsunterricht, hätte nicht Fran cis Hopkinson die Gunst der Stunde genutzt und am 20. November 1788 einen Liederband drucken lassen, den er George Washington widmete. In der Widmung ließ er ver lauten: „However small the Reputation may be that I shall derive from this Work, I cannot, I believe, be refused the Credit of being the first Native of the United States who has produced a Musical Composition. If this attempt should not be too severely treated, others may be encouraged to venture on a path, yet untrodden in America, and the Arts in succes sion will take root and flourish amongst us.“ „Wie klein auch immer der Ruf sein mag, den ich mir durch dieses Werk erwerbe, so kann man mir doch nicht, wie ich glaube, den Ehrentitel streitig machen, der erste geborene Amerikaner zu sein, der eine musikalische Komposition hervorgebracht hat. Wenn dieser Versuch nicht allzu ernst genommen wird, so mögen andere ermuntert werden, auf diesem Pfad, der in Amerika bislang unbetreten war, weiter voranzuschreiten, und die Künste werden bei uns Wurzeln schlagen und blühen.“ Mit diesem emphatischen Bekenntnis zur Notwen digkeit der Künste in der jungen Nation verband Hopkinson die persönlichen Glückwünsche an seinen Freund Washing ton zur bevorstehenden Präsidentschaft und die Hoffnung, „dass der Glanz Amerikas deutlich sichtbar wird unter einer Regierung, die vom Willen des Volkes entworfen wurde, und einer Verwaltung, die im Herzen des Volkes gegründet ist“ („that the Glory of America will rise conspicious under a Government designated by the Will, and an Administration founded in the Hearts of the People“).
Aus diesen „Seven Songs“, zu denen vor der Fertigstellung des Bandes noch ein achtes Lied hinzukam, tragen Tanja Vogrin und Hopkinson Smith drei Lieder vor: „Beneath a Weeping Willow’s Shade” erzählt von der Klage eines Mäd chens zwischen Bäumen und Blumen, Vögeln und fernen Hügeln. Hopkinson benutzte dazu die Töne einer sehr eng lischen Pastorale im Sechsachteltakt. Sehr viel selbstbewuss ter ist die Heldin in Nr. 7, eine junge Amerikanerin, die ihre „liberty“ liebt: „My gen’rous heart disdains the Slave of love to be, I scorn his servile chains, and boast my liberty“, singt sie in den Tönen eines munteren Contretanzes: „Mein großes Herz verachtet die Sklaverei der Liebe, ich verschmähe ihre Dienerketten und rühme mich meiner Freiheit.“ Von der Not der bald ausbrechenden Seekriege des jungen Amerika kün det die Klage eines jungen Mädchens, dessen Liebster in See gestochen ist: „My Love is gone to Sea“. Bei jedem Gewitter fürchtet sie um sein Leben. Die sensiblen Texte hat Francis Hopkinson selbst geschrieben, und er hat sie in einem Stil vertont, wie man ihn auch von Joseph Haydns Londoner Liedern kennt: italienisch fließend, englisch pastoral, stets in Dur, selbst in der Klage. Die wahre Musik eines aufrech ten Amerikaners. Dies gilt auch für das letzte Lied unseres Programms. Es ist jener Song, den Hopkinson schon 1759 komponiert hatte: „My Days have been so Wondrous Free“. Und Washington? Der zukünftige Präsident bedankte sich für die musikalische Gabe im Februar 1789 mit einem drei seitigen Brief, der mit erstaunlichen Gedanken über die Wirkung der Musik seit der Antike beginnt und aus der Bewunderung für seinen komponierenden Freund kein Hehl macht. Die Musikgeschichte der „United States of America“ begann mit einer noblen Geste und einigen rührend schönen Liedern. Josef Beheimb
Die Texte
Beneath a Weeping Willow’s Shade Unter dem Schatten einer Trauerweide, da saß und sang sie allein; ihre Hand legte sie auf ihr Herz, und klagend seufzte sie. Die Spottdrossel saß auf einem Ast und hörte der Klage zu. Auf die entfernten Hügel trug sie die süßen Töne dann. Ein zärtliches Echo antwortete darauf, die Winde übertrugen ihren Schmerz; adieu, liebe Jugend, adieu, weinte sie, ich werde nie dich wiedersehen. Die Spottdrossel saß auf einem Ast und hörte der Klage zu. Auf die entfernten Hügel trug sie die süßen Töne dann.
My Gen’rous Heart Disdains Mein freizügiges Herz verschmäht es, Sklave der Liebe zu sein; ich verachte die sklavischen Ketten und rühme mich meiner Freiheit. Das Jammern und Schmachten und verschwenderische Sorgen ist nicht nach meinem Geschmack, sei sie auch noch so schön.
Soll ein launisches Stirnrunzeln des Mädchens meinen edlen Geist hinunterzieh’n? Soll ein Gesicht, weiß und rot, mich den dummen Kopf hängen lassen? Soll ich mich hinsetzen und seufzen für eine Augenbraue oder ein Auge, für eine geflochtene Haarlocke mein Glück verfluchen und verzweifeln? Mein freizügiges Herz verschmäht es ... Noch unsicher ist das Morgen, nicht einmal ganz sicher ist das Heut’. Soll ich meine Zeit mit Trauer vergeuden, soll ich das Leben wegschmachten, nur, weil ein grausames Mädel Liebe nicht mit Liebe erwidert? Mein freizügiges Herz verschmäht es ...
My Love is gone to Sea Meine Liebster ging zur See, ich beklage seine Abwesenheit, und es lacht mir keine Freude, bis er denn zurückkehrt. Er fragte mich, ob ich seine Braut sein will, und schwor mir tausend Schwüre, ich erblasste und willigte rasch ein, mein Herz war vorher schon sein. Ein kurzer Monat war uns beschieden, und keiner so glücklich wie wir. Da kam schon die Einberufung, und Jemmy musste zur See.
Ich sah sein Schiff so vergnügt fliegen über die wellige See, ich wischte die Tränen weg, und hab es nie mehr geseh’n. Wenn Wolken den Himmel umschließen, und Stürme mich umheulen, wenn wütende Blitze fliegen, und drohend der Donner rollt, ist alle Hoffnung auf Ruhe dahin, kein Schlummer besucht mich mehr. Meine furchtsamen Gedanken sind all bei Jemmy auf See.
My Days have been so Wondrous Free Meine Tage waren so wundersam frei, die kleinen Vögel, die in Sorglosigkeit von Ast zu Ast fliegen, sie sind so gesegnet wie ich. Frag die fließenden Wasser, ob je eine Träne von mir ihren Strom vermehrte. Frag die brausenden Stürme, ob ich je einen Seufzer in sie sandte. Thomas Parnell (1679–1718) (Übertragung: Claudia Tschida)
Die Interpreten Hopkinson Smith, Laute Er ist der unumstrittene Lautenmeister unserer Zeit: der 1946 in Amerika geborene Hopkinson Smith. Nach seinem mit Auszeichnung abgeschlossenen Musikwissenschafts studium in Harvard kam Hopkinson Smith 1973 nach Eu ropa, um hier in Katalonien bei Emilio Pujol und in Basel bei Eugen Dombois zu studieren. Basel, Mekka der AltenMusikSzene, ist mittler weile zu seiner zweiten Heimat geworden. Dort lebt er und lehrt an der berühmten Schola Can torum Basiliensis. Sowohl als Solist als auch gemein sam mit Spitzenensembles der Alten Musik ist er regelmäßig auf Konzert tournee. Er war u. a. Gründungsmitglied von Jordi Savalls Ensemble Hespèrion XXI und arbeitete mehrere Jahre ge meinsam mit dem katalanischen Gambenmeister zusammen. Seit Mitte der 80erJahre beschäftigt sich Hopkinson Smith primär mit Solomusik für alte Zupfinstrumente wie der Vihuela, der Renaissance und Barocklaute, der Theorbe und mit Renaissance und Barockgitarren. Zahlreich sind seine Platten und CDEinspielungen (ASTREE) mit Musik des Mittelalters, der Renaissance und des Barock. Seine Auf nahme mit Bachs gesamtem Lautenwerk wurde mit dem Grand Prix du Disque ausgezeichnet. Der Kritiker Philippe Ramin über die CDEinspielung der Sonaten und Partiten Bachs: „Diese Platte ist nicht eine
Platte eines Lautenisten für andere Lautenisten; sie ist eine wahrhaft visionäre Reise in das Denken Bachs, so weit weg von den Moden und Ticks der Barockinterpretation. Sie ist auch und vor allem eine Äußerung und Mitteilung eines Großmeisters unserer Zeit, die Heiterkeit und tiefe Ergrif fenheit in einem ausstrahlt.“ Den Diapason d’Or erhielten die Einspielungen für RenaissanceLaute der Werke von Pierre Attaingnant, seine CD mit Musik von John Dowland und auch jene mit Aufnahmen von Francesco da Milano. Hopkinson Smith ist mit Auftritten wie auch mit Meister klassen in ganz Europa, Amerika, Australien, Korea und Japan präsent. 2007 und 2009 gab er Konzerte und Workshops in Palästina unter der Schirmherrschaft der BarenboimSaidStiftung und des Kunstrates der Schweiz. 2010 erhielt er von der italienischen Region Puglia eine Auszeichnung unter dem Titel: „Maestro dei maestri, massimo interprete delle musiche per liuto dell’antica Europa Mediterranea“. Hopkinson Smith spielt heute auf seiner 8chörigen Laute, gebaut von Joel van Lennep, New Hampshire, USA.
Tanja Vogrin, Mezzosopran Die in Slowenien geborene Mezzosopranistin und Harfenis tin Tanja Vogrin schloss während ihres GermanistikStudiums an der Universität Maribor auch das Musikgymnasium in den Hauptfächern Harfe und Gesang ab. 2002 gewann sie den 2. Preis beim nationalen Gesangswettbewerb in Slowe nien. Sie studierte Gesang bei Annemarie Zeller und Joanna BorowskaIsser sowie Harfe bei Eva Hoffellner, Arcola Clark und Ágnes Polónyi in Graz. 2009 schloss sie ihr Master studium in Konzertgesang an der Universität für Musik und
darstellende Kunst Graz mit Auszeichnung ab. Aus Liebe zur Alten Musik beschäftigt sie sich mit verschiedenen his torischen Harfen und vorklassischen Gesangstechniken und begleitet sich auch selbst an der Harfe. Zurzeit lebt sie in der Schweiz, wo sie an der Schola Cantorum Basiliensis im Juni 2015 ihr Masterstudium in Barockharfe bei Heidrun Rosenzweig absol viert hat. Am gleichen Institut bleibt sie weiterhin mit mittelalter lichen Gesangsstudien in der Klasse von Kathleen Dineen wie auch mit „Advanced vocal ensemble studies“ unter Leitung von Anthony Rooley und Evelyn Tubb beschäftigt. Konzertreisen führen sie als Solistin und mit verschiedenen Ensembles regelmäßig durch Europa.
Bus zum Beethoven D
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Qualität im Handformat
Dienstag, 15. September 2015
Österreichs unabhängige Tageszeitung
Seriös, unabhängig, unbeugsam
Flexibel im Format, unbeugsam im Inhalt der Standard: als Klassik, Kompakt oder E-Paper Liechtenstein/Wien – Kompakte Länder wie Liechtenstein können aufatmen: Kompaktheit wurde jetzt erstmals offiziell als nützlich nachgewiesen. Dies gelang einer 19-jährigen Abonnentin aus dem Wiener Alsergrund, die nach der neunwöchigen Lektüre des Standardkompakt einen deutlichen Wissensvorsprung gegenüber ihrem sozialen Umfeld aufwies, dabei aber die vorteilhaften Inhalte weiterhin unterwegs und in kürzester Zeit konsumieren konnte. Damit wird auch für die Frage, ob kompakte Lebensmittel wie straff gerollte Dosenfische oder besonders eng gepackte Walnüsse für den Menschen von Vorteil sind, mit einer positiv ausfallenden Antwort gerechnet. In der wissenschaftlichen Community hat die Gewissheit über diesen schon lange vermuteten Vorteil von Kompaktheit einen wahren Kompakt-Boom ausgelöst. Kompakte Studien zu kompakten Themen mit kompakten Ergebnissen erfreuen sich unter Forschern neuer Beliebtheit. Für den kompaktfreudigen Laien gilt, was der Volksmund schon seit Generationen predigt: In der Kürze liegt die Würze. Damit wird auch für die Frage, ob kompakte Lebensmittel wie straff gerollte Dosenfische oder besonders eng gepackte Walnüsse für den Menschen von Vorteil sind, mit einer positiv ausfallenden Antwort gerechnet. Kompaktheit wurde jetzt erstmals offiziell als nützlich nachgewiesen. · http://derStandard.at/Abo ·
Österreich – Immer mehr Menschen suchen Kontakt zu einem flexiblen Partner, der dabei auch ruhig unbeugsam ausfallen darf. Besonderer Wert wird dabei häufig auf Inhalt bei gleichzeitiger Vollständigkeit gelegt. Charakterlich gefestigte Personen mit starker eigener Meinung und Offenheit erwarten von ihrem Gegenüber Seriosität, Unabhängigkeit und sogar Unbeugsamkeit im Inhalt, wenn auch Flexibilität im Format durchaus als Plus gesehen wird. Dass bei der Wahl des Diskurspartners ein Geben und Nehmen auf Augenhöhe Grundvoraussetzung ist, überrascht nicht weiter. Offenheit, Neugierde und Dialogfähigkeit gelten hier als positive Eigenschaften. Man wählt eben besonders umsichtig, wen man täglich beim Frühstück vor sich hat.
Die Zeitung für Leserinnen und Leser im Abo der Standard verbessert Ihre Lebensqualität Waidegg – Das Handformat macht mit der Aktion „Jetzt 3 Wochen gratis testen“ derzeit von sich reden. Max Manus, Österreichs führender Hersteller von Handtellern in Originalgröße, bezichtigt den Standard, seine Kompakt-Ausgabe im Handformat in Anlehnung an seine linke Hand gestaltet zu haben. Eine Klage wird in zweiter Instanz in Erwägung gezogen, in erster Instanz ist sie bereits abhandengekommen. Derzeit geht man in belesenen Kreisen davon aus, dass
das Handformat an sich wohl schon fast so alt ist wie die Hand selbst – oder doch so alt wie das beliebte Gesellschaftsspiel „Schere, Stein, Papier“, in dem jedes Handformat ein anderes schlägt. „Wenn eine Zeitung schon im Handformat erscheint, warum dann bitte ohne Finger?“, soll eine anonyme deutsche Politikerin zu dem Thema gesagt haben, viel eher jedoch stammt die Aussage von dem Rapper HaHaND$, dem Drechsler handfester Sprüche. Ein neuerliches
Gutachten der Argru HAND (Heutige Angehende Neue Denker) will nun einen Zusammenhang zwischen dem Lesen des Handformats in kritischen Kreisen und der Handlichkeit unbeugsamen Journalismus im Allgemeinen herstellen, was wohl insofern als gegeben zu erachten ist, als die Neuen Denker überdurchschnittlich häufig auch Abonnenten einer gewissen Qualitätszeitung – Name der Redaktion bekannt – sind. Nimm das, Max Manus!
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