P.B.B.
GZ 02Z031401 M
VERLAGSPOSTAMT 8010 GRAZ
ERSCHEINUNGSORT GRAZ
NR. 3/2011
¤ 1,–
FOTO: WERNER KMETITSCH
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EDITORIAL
K
Die styriarte wird möglich durch großzügige Förderung von
FOTO: WERNER KMETITSCH
ürzlich rollten zwei Tieflader aus Kaiserslautern in Graz ein, darauf eine sonderbare Fracht: eine „Raupenbahn“ vom Rummelplatz, Baujahr 1926, hergestellt von der Gothaer Waggonfabrik AG, eingemottet vor mehr als 20 Jahren, wieder ausgegraben für die styriarte 2011. An einem geheimen Ort in Eggenberg steht jetzt das merkwürdige Fossil aus der guten alten Zeit, eine Art Ringelspiel, in dem für die gute Unterhaltung auf der Kirmes noch ein paar bunte Lämpchen ausreichten, und demnächst werden Teile davon in die HelmutList-Halle übersiedeln und sich zur Bühne einer Oper verwandeln, die zur Kirmes, am vor allem Nikolaus Harnoncourts Ideen zu Kirchweihfest, spielt: „Die verkaufte Braut“. Nikolaus und Philipp Harnoncourt, der dieser genialen leichten Oper können Sie im musikalisch und der szenisch Verantwort- folgenden Heft lesen. Das Thema der styriarte 2011, abgeleiliche für dieses zentrale Projekt der styriarte, haben sich so ein Ambiente von Zirkus und tet aus jener Oper, handelt vom schweren Rummel gewünscht und erträumt, und mit Leichten in der Musik, von der Mühe der AuHilfe hiesiger Schausteller, die schon berufs- toren, für ihr Publikum leicht und dennoch bedingt ziemlich weit herumkommen, wurde voll Anspruch zu schreiben. Allen, die es in das nostalgische Stück gefunden, das jetzt diesem Sinn leicht mögen, und das ist erfahauf der Opernbühne eine letzte Blüte erleben rungsgemäß die klare Mehrheit, muss daher, wird. Ein weiterer Trumpf einer Produk- bevor es auch schon wieder vorbei ist, gesagt tion, die auch sonst voller Überraschungen werden: Nutzen Sie das federleicht tiefgänsteckt, wie zum Beispiel jener, dass durch gige Musikangebot der styriarte 2011. So ein die Entdeckung einer von Smetana selbst Programm kommt vielleicht nie wieder! autorisierten deutschen Fassung der Oper, Noch viel Vorfreude und dann viel Vergnüdie noch nie auf einer Bühne zu hören war, gen wünscht in Graz eine Uraufführung dieser Fassung Ihr angeboten werden kann. Mehr davon, und Mathis Huber
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INHALT Highlight: Die schwere leichte Braut
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Verkaufte Braut: Filmreif in allen Rollen
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Joseph Haydn: Die Paukenschlag-Pointe
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Bel Canto: Ganz große Gefühle
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Barockhits: Evergreens des Barock
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Jordi Savall: Die Leichtigkeit der Freiheit
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Spielplan der styriarte 2011
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Tanznächte: Polka – eine Rallye mit drei Stationen
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Böhmische Trias: Von Gott zugeflüstert
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Erik Satie: Einfacher! Leichter! Satie!
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Junge Stimmen: O Fortuna!
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Musiklab: dsudl mit Bertl Mütter
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Letzte Tippps zur styriarte 2011
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Close-up auf Harnoncourt und Smetana
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styriarte Service
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recreation: Zehnte Saison – ein Fest!
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IMPRESSUM : Medieninhaber: Steirische Kulturveranstaltungen GmbH • A-8010 Graz, Sackstraße 17 • Telefon: 0 316.825 000 • Fax: 0 316.825 000.15 • www.styriarte.com • Redaktion: Claudia Tschida • Layout: Cactus Communications>Design • Druck: Medienfabrik Graz
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Mathis Huber: Herr Harnoncourt, Sie kommen in der styriarte 2011 noch einmal auf Ihre tschechischen Wurzeln zurück, mit der tschechischen Oper schlechthin, mit der „Verkauften Braut“. Nikolaus Harnoncourt: Ja, aber es geht jetzt nicht mehr um die „Heimat“ wie 2010, es ist jetzt die Frage, wie schwer das Leichte und wie leicht das Schwere ist. Das ist eigentlich der jetzige Aufhänger. Das finde ich unheimlich gut. Ja, dieser Aufhänger wurde aus der „Verkauften Braut“ herausgefiltert … Und dann findet man es überall … Vor bald zwei Jahren hat alles so scheinbar harmlos begonnen. Da kamen Sie mit der Idee, in der styriarte Smetanas „Braut“ mit dem alten deutschen Text vom Max Kalbeck zu machen. Aber dann muss sich etwas ereignet haben, dass Sie von dieser Idee wieder abgekommen sind. Ja, das hat zum Teil mit Ihnen zu tun, weil Sie mir ja ganz bald eine wortwörtliche Übersetzung geschickt haben und dann habe ich mich natürlich wieder damit beschäftigt. Was wird denn im deutschsprachigen Raum so gemacht mit der „Verkauften Braut“? Die wird ja überall gespielt, heute meistens in einer neueren Fassung von Kurt Honolka. Ich habe die Fassungen verglichen und mir gedacht: Jemand, der den Kalbeck schlecht findet, soll es besser machen, aber dann darf er so etwas Schlechtes wie der Honolka nicht schreiben. Kalbeck ist ein echter Poet, und seine Übersetzung geht relativ weit vom Text weg.
Also hat man später gesagt, der Kalbeck sei eine Entstellung. Ich fand: Ja, es ist eine Entstellung, wenn man die Uridee des Werkes betrachtet. Da hat Kalbeck schon, trotz aller Poesie, das Stück sehr leicht gemacht und die Gewichtigkeit des Stückes ist ziemlich verloren gegangen. Aber mir hat noch immer die Poesie so gefallen, dass ich gesagt habe: „Lieber poetisch und untreu, als ziemlich genau am Inhalt und einfach stur.“ Und dann kam noch eine ganze Reihe weiterer Versionen der „Verkauften Braut“ auf den Tisch, und am Ende hatten wir ja dann eine Art von Synchron-Übersetzungsreihe mit vielen Spalten …
… aber Sie waren noch nicht zufrieden. Nein, ich war nicht glücklich, weil ich ja gemerkt habe, dass da noch mehr dahintersteckt. Also der tschechische Text der Oper stammt von Karel Sábina. Das war ein Freund von Bakunin, vom Anarchisten. Und das hat mir, auch was das Werk betrifft, zu denken gegeben, denn so einen Dichter sucht man sich nicht aus für eine leichtfertige, lustige Volksoperette. Und da haben wir festgestellt, dass der Sábina in dieses Werk auch ganz andere Sachen verpackt hat. Und dass die Figuren einen wesentlich komplexeren Charakter haben, als man vordergründig annimmt. Als Sie sagten, Sie sind noch nicht zufrieden, nach allem, was da jetzt auf dem Tisch liegt … Ja, durch das Bohren kommt dann immer die Unzufriedenheit … 4
Die styriarte ist ja der Platz, an dem Nikolaus Harnoncourt seine größten Überraschungen lüftet. Aber was sollten nach „Porgy and Bess“ da noch für Überraschungen kommen, hätte man gedacht? Eine „Verkaufte Braut“ zum Beispiel, die sich im Arbeitsprozess zu einer veritablen Uraufführung entwickelt hat. Intendant Mathis Huber hat mit Nikolaus Harnoncourt darüber das folgende Gespräch geführt. … da haben wir uns nach wie vor umgeschaut nach Urtexten und nach Skizzen und autographen Äußerungen von Smetana, weil es ja eben keine autographe Partitur im Faksimile gibt, die zu erwerben wäre. Man kann sich die ja nur im Original in Prag ansehen. Und da war eines Tages im Internet ein Klavierauszug von 1872 angeboten, und den hab ich mir kommen lassen. Und da ist Ihnen aufgefallen, dass da ein ganz anderer deutscher Text drinnen ist. Es ist mir aufgefallen, aber den Text hab ich zunächst nicht als relevant für uns erachtet, weil ich der Meinung war, wir spielen Kalbeck. Erst als ich hörte, dass Sie bei der Textfassung noch nicht das volle Glück gefunden haben, habe
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ich genauer hingeschaut, und da lag vor mir eine Fassung, die mehr als 20 Jahre älter war als die von Kalbeck. Und auch wenn es in diesem Klavierauszug, den Smetana selbst verfasst hatte, nicht vermerkt ist: Es musste sich um die handeln, von der in der Literatur die Rede ist, die Smetana mit roter Tinte in seine handschriftliche Partitur eingetragen haben soll. Aber jetzt sagen Sie mir bitte: Haben Sie das entdeckt, habe ich das entdeckt, hat der Philipp das entdeckt … das weiß ich nicht mehr. Ich will da keine Urheberrechte antasten. Jedenfalls kam heraus, dass Smetana den Emanuel Züngel selbst beauftragt und bezahlt hat, eine Übersetzung zu machen. Und da sind wir natürlich alle elektrisch geworden, weil kein Komponist jemanden bezahlt, den er nicht gut findet. Dass das bisher niemanden interessiert hat, ist mir so was von unbegreiflich. Ich meine, Smetana schreibt einen Klavierauszug – den hat er ja selbst geschrieben, da sind ja die Noten von ihm. Und er druckt in diesem Klavierauszug den tschechischen Text und einen deutschen Text ab, noch lange bevor das Stück im deutschsprachigen Raum gespielt wurde. Also da hat Smetana ganz offensichtlich ein großes Interesse gehabt, dass das Werk über den tschechischen Raum hinaus richtig in die Welt geht. Und jetzt: Wo gibt es einen Komponisten, der in seine kostbare Partitur – in die autographe Partitur – mit rot den gewünschten deutschen Text hineinschreibt. Ich meine, er macht ja damit eine Partitur wertlos, wenn das nicht der gewünschte Text ist. Auch für den Komponisten ist das Autograph, die eigene Handschrift, besonders: Das ist sein Herzblut. Jetzt kommt natürlich dazu, dass bei näherer Betrachtung der Text super ist. Er ist poetisch, er ist am Stück dran, also ich vermute, dass das eine Zusammenarbeit war. Ich glaube, dass das wirklich eine optimale Übersetzung ist … … zumal Smetana ja den deutschen Text hundertprozentig beurteilen konnte. Ja, der hat noch besser Deutsch gesprochen als Tschechisch. Und lässt dieser neue Text jetzt auch die Musik in einem neuen Licht erscheinen?
Ich finde schon. Weil die Ernsthaftigkeit der Ideen vom Smetana viel stärker herauskommt. Ich meine, es bleibt natürlich die Grundgeschichte gleich, die Bloßstellung des Kecal, aber man kann da sehr ins Billige drängen. Und auch die Figur der Marie ist, wenn man den Originaltext anschaut, von Anfang an eine sehr starke, eine große Persönlichkeit.
Versteht man eigentlich, dass die „Braut“ – der größte Erfolg vom Smetana – nicht seine größte Liebe war, sondern dass er 5
es bedauert hat, nicht mit seiner großen dramatischen Kunst ebensolchen Erfolg zu haben? Ja, das wird von den Smetana-Forschern immer wieder hervorgehoben und auch mit Zitaten von ihm belegt. Ich sage dazu ganz einfach: Ich glaube das nicht. Ich habe noch als Lehrer mit meinen Studenten Jahre damit zugebracht, Quellen lesen zu üben. Was sagt eine Quelle? Also die Briefe von Monteverdi haben wir … >>>
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>>> aber was liest li t du d daraus? d ? Was W sagt das? Und natürlich ist ein Grundzug meines Wesens der Zweifel. Wenn mir jemand sagt: „Der Julius Cäsar ist laut eigenen Aussagen in Gallien gewesen“, dann sag ich: „Wer weiß, ob der wirklich dort war, ob der nicht aufgeschnitten hat.“ Die Geschichte ist so wahr, wie der Geschichtsschreiber Dichter ist. Also wenn wir Smetana jetzt hier hätten, dann würden wir völlig andere Dinge erfahren, als das, was man aus seinen Briefen erfahren kann. Im Moment bin ich also der Meinung, Smetana hat die „Braut“ für ein Hauptwerk gehalten. Er wollte ja, dass es in die Welt geht. Das ist keine Frage. Es kommt noch dazu, dass bedeutende Künstler keine unbedeutenden Werke aus der Hand geben. Ein großer Künstler, der ist immer ein großer Künstler. Der kann nicht zwischen Tür und Angel irgendetwas Billiges machen.
Das Stück ist ja im Leichten angesiedelt, seit Kalbeck überhaupt weiter ins Leichte geschoben, gehoben … … gesenkt! … und dadurch wahrscheinlich auch so rasend erfolgreich. Woher kommt denn das Leichte in dieser Oper? Kommt das aus den Tänzen? Aus dem Sujet kann es wohl nicht kommen? Naja, schon ein bisschen aus dem Sujet. Aber das Sujet ist ja im Grunde dunkel. Es ist ganz brutal. Die Denunziation des Wenzel, des Vašek, der Umgang mit dem Behinderten, die Lenkungsgewissheit des Überlegenen. Ich meine, der Heiratsvermittler ist ja eine alte Figur. Das ist einer, der mit dem einfachen Volk Gewinne macht und den alle bewundern, weil er alle Probleme lösen kann. Und zwar auch zu seinem eigenen Vorteil. Und diese Figuren zugleich ganz ernsthaft gegen die Wand rennen zu lassen und zugleich heiter und lustig darzustellen, das ist die Kunst. Das Ganze spielt ja am Kirchweihtag. Ich halte das für eine geniale Idee. Da trifft sich die ganze Gegend, das kenne ich noch
aus meiner Kindheit. Ein größeres Dorf, das Kirchweih hat: Da kommen aus dem Umkreis von 30 Kilometern die Leute zusammen und dann spielt sich allerhand ab. Und immer ist dort irgendeine Unterhaltung, ein Zirkus oder so etwas. Und das ist schon auch als Küche für die sozialen Verbindungen dieser zusammengekommenen Leute sehr gut gewählt.
Die Tänze in dem Stück … Polkas, Skoμná, Furiant ...
ran erkennen, dass sie – Smetana hat die Stücke sehr genau metronomisiert – praktisch einheitlich bei vielen Tempi total über die Metronome hinweggehen.
Sie werden schneller oder langsamer? Die werden zum Teil doppelt so schnell. Bei ganz langsamen Stücken kommt es vor, dass sie langsamer werden, dass sie da so ein bisschen ausbaden. Das finde ich gar nicht schlecht, weil sie den Emotionswert
… die brauchen bestimmt so einen Tschechen wie Sie, sonst würde es nicht funktionieren. (lacht) Ja, das geht sonst nicht. Sie haben voriges Jahr ein ganz tschechisches Jahr gehabt. Sie haben in allen möglichen Konstellationen Smetanas „Vaterland“-Zyklus gespielt … Ja, aber ich mache das schon jahrelang. Wir haben in Graz auch die „Slawischen Tänze“ von Dvo∏ák gemacht. Ich glaube, das war der einzige Ort, wo ich die „Slawischen Tänze“ komplett gemacht habe, die ja total unterschätzt werden von den großen Orchestern. Das sind echt schwierige Stücke, wenn man nicht nur schaut, dass der „Umba-Umba“-Rhythmus kommt und ein paar Tränen der Zuhörer. Wenn man hineingeht in die Substanz, ist das plötzlich ganz schwierig. Was ich interessant finde, wenn ich mir die Aufnahmen der „Verkauften Braut“ anhöre, von den erlauchtesten tschechischen Dirigenten – also vom Chalabala, oder vom Ostrμil. Ich habe gedacht, diese Aufnahmen müssten eigentlich an der Substanz des Stückes sein. Aber was mir auffällt ist, dass die alle in die Richtung „leichtfertig“ gehen. Die haben schon die neue Sicht des Werkes, die sich im 20. Jahrhundert offensichtlich eingebürgert hat. Das kann man da6
der langsamen Stücke erkennen. Und den schöpfen sie auch aus. Aber bei den schnellen Stücken – Smetana gibt immer das Metronom in Viertel an – machen die das so schnell, dass auf dem Metronom überhaupt keine Viertel mehr drauf sind. Es muss wohl, sagen wir, mit den tschechischen Tänzen noch übereinstimmen, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass solche Ur-Tschechen wie die Genannten hier solche Fehler machen. Aber ich habe für Graz jetzt schon eine Probe mit Frau Röschmann gemacht und wir waren begeistert, wie plötzlich manche Stücke völlig anders geklungen haben.
Weil langsamer … Weil langsamer, weil man plötzlich die Worte sprechen konnte. Und ich denke schon, dass diese Negierung der eindeutig originalen Tempi zu tun hat mit der Veränderung des Werkcharakters. Denn plötzlich, wenn man es richtig macht, spüren die Musiker, dass sie etwas zu sagen haben, dass sie eigentlich etwas sagen müssen. Und da fragt
man sich natürlich, was haben sie zu sagen? Merkwürdigerweise ist die Ouvertüre nicht metronomisiert und die ist sehr schnell gemeint. Ob sie so schnell gemeint ist, wie es die spielen, weiß ich nicht, das werden wir sehen. Da bin ich eigentlich entschlossen, das auszuprobieren. Das hat sicher auch mit den später im Stück verwendeten Teilen der Ouvertüre zu tun, weil die ja schon darauf hinweisen sollen. Und es fällt auch etwas auf, was sehr un-
Herr Harnoncourt, Sie werden in der styriarte 2011 noch zwei große Projekte von Joseph Haydn realisieren, ein schwereres, die Caecilienmesse, und ein leichteres mit dem Titel „Paukenschlag“. Ja, die Caecilienmesse, sie könnte auch Mariazeller Messe heißen, ist eine düstere, eine wirklich sehr ernste Messe. Vor allem das „Dona nobis pacem“. Das wird ja oft als Tanz ausgelegt: „Danke, dass du uns den Frieden gegeben hast“. Aber hier ist das eine Auseinandersetzung mit der Unfriedlichkeit der streitenden Menschen. Erst ganz zum Schluss der Messe hat man das Gefühl, es könnte ein Frieden werden, aber eben doch nicht ganz. Und nach dem Messkomponisten begegnen wir Haydn als Meister der Symphonie.
gewöhnlich ist: Dass gleiche Motive, die in der Oper mehrfach vorkommen – also Zitate – manchmal in verschiedenen Tempi stehen. Und man erkennt trotzdem die Zitate sehr gut. Also da scheint er eine, ich würde sagen, außerordentlich raffinierte Tempo-Dramaturgie über dieses Stück gelegt zu haben und die ist bei den heutigen Aufführungen praktisch weg.
Wie können wir uns Ihre Aufführungsversion der „Verkauften Braut“ vorstellen, das „halbszenisch“? Mit der Sichtbarmachung wird das Konzertante verständlicher. Es wird ähnlich wie bei „Porgy und Bess“. Dort waren die Sänger auch zuerst reserviert, aber dann haben sie gemerkt, dass durch Kleinigkeiten, durch die Sichtbarmachung, alles verständlicher wird. Ich wünsche mir, die Kirtag-Situation von vornherein zu zeigen, schon mit der Ouvertüre. Tänzer müssen auch da sein! Man muss merken, dass die Musik in die Beine geht! Ein Tanz ohne körperliche Reaktion geht nicht.
In praktisch allen Haydn-Symphonien gibt es Elemente von Witz, Witz im Sinn von Geist. Haydn ist überhaupt der witzigste Komponist, den ich kenne. Bei den drei frühen Symphonien, die wir spielen, den Tageszeiten-Sinfonien, spürt man die starke Beziehung zwischen dem Auftraggeber, dem Fürsten Esterházy und dem Komponisten. Und die „Paukenschlag“-Symphonie wurde in London komponiert, und Haydn wollte damit die Londoner sicher ganz einfach schockieren.
Was Johann Joseph Fux, von dem unser heuriges styriarte-Motto stammt, über das Schwere im Leichten für die Komponisten beschrieben hat, gilt denn das auch für die Interpreten? Sicherlich! Es ist eine schwere Arbeit, und man braucht eine ernste Vorbereitung für das Leichte. Was leicht wirkt, ist immer schwer erarbeitet! Was leicht wirkt und leicht erarbeitet ist, ist meistens billig! Ein schönes Schlusswort! Vielen Dank für dieses Gespräch!
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FOTOS: WERNER KMETITSCH
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Freitag, 24. Juni, 19 Uhr Sonntag, 26. Juni, 19 Uhr Dienstag, 28. Juni, 19 Uhr Donnerstag, 30. Juni, 19 Uhr Samstag, 2. Juli, 19 Uhr Montag, 4. Juli, 19 Uhr Helmut-List-Halle DIE VERKAUFTE B R AUT
Smetana: Die verkaufte Braut (halbszenische Produktion in der deutschen Übersetzung von Emanuel Züngel, 1868/69) Scharinger, Kulman, Röschmann, Hirano, von Magnus, Schäfer, Streit, Drole, Zednik, Nwobilo Arnold Schoenberg Chor Chamber Orchestra of Europe Dirigent: Nikolaus Harnoncourt Inszenierung: Philipp Harnoncourt Werkeinführung vor jeder Aufführung mit Thomas Höft Beginn jeweils 18 Uhr Sa, 9. & So, 10. Juli Pfarrkirche Stainz, 20.30 Uhr CAECILIENMES S E Haydn: Missa Cellensis, Hob. XXII:5 Bobro, von Magnus, Johannsen, Boesch Arnold Schoenberg Chor Concentus Musicus Wien Dirigent: Nikolaus Harnoncourt
Fr, 15., Sa, 16. & So, 17. Juli Helmut-List-Halle, 20 Uhr PAUKENSCHLAG Haydn: Sinfonien, Hob. I:6-8 „Le matin“, „Le midi“, „Le soir“ Sinfonie in D, Hob: I:94 („Mit dem Paukenschlag“) Concentus Musicus Wien Dirigent: Nikolaus Harnoncourt
Karten & Informationen: Tel. 0316.825000 www.styriarte.com
FOTO: HERMANN BURGSTALLER
Filmreif in allen D
er diesjährige Anspruch der styriarte ist ein besonders hehrer, nämlich in der Leichtigkeit das Schwere, sprich, die ganz große Musik zu präsentieren. Hier werden Künstler wie Zuhörer sehr gefordert sein, beim „Blick“ hinter die Kulissen das richtige Maß der Dinge für sich zu finden. Ich freue mich jedenfalls auf viele spannende Hörerlebnisse, natürlich auch auf die sicher einzigartige halbszenische Produktion von Smetanas „verkaufter Braut“ mit Nikolaus Harnoncourt. Mag. Markus Mair, RLB Generaldirektor
„Erster Operntonfilm – Welturaufführung!“ meldeten die Kinos in Berlin und München 1932, als „Die verkaufte Braut“ von Max Ophüls Premiere feierte. Die bayerisch-deutsche Adaption von Smetanas Oper auf die Filmleinwand gelang so mitreißend, dass sie zu einem doppelten Durchbruch wurde: für das neue Genre „Opernfilm“ und für den Regisseur Ophüls. Viele legendäre Namen trugen zu dem Erfolg bei. Karl Valentin glänzte in seiner ersten Tonfilmrolle als Zirkusdirektor. An seiner Seite spielten Liesl Karlstadt und Therese Giese, Beppo Brem und vor allem Willi Domgraf-Fassbaender, der in der Rolle des Hans auch vokal brillierte, obgleich sein hoher, schlanker Bariton nicht für alle tenoralen Spitzentöne von Smetanas Originalpartie hinreichte.
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FOTO: GRAWE
n Graz muss man um die hohen Töne nicht bangen: Kurt Streit wird dem Hans alias Jeník an vokaler Strahlkraft nichts schuldig bleiben. Die Partie war einst Paraderolle für Sänger wie Richard Tauber, Fritz Wunderlich oder Rudolf Schock, also für lyrische Tenöre mit hohem komödiantischem Potenzial. Letzteres hat Kurt Streit auf der Opernbühne schon vielfach unter Beweis gestellt, etwa als Loge im „Rheingold“. Bei der styriarte war der Wahlösterreicher aus Amerika bislang eher in tragischen Rollen zu erleben, als Don José in Bizets „Carmen“ und in der Titelpartie von Händels Oratorium „Jephtha“. Das komödiantische Parkett betritt er mit bübischem Lächeln und einer kongenialen Partnerin: Dorothea Röschmann.
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ir unterstützen auch heuer wieder die Opernproduktion der styriarte, weil wir davon überzeugt sind, dass Kultur Zukunft schafft. Zudem unterstreichen wir damit die historische Verbindung des politischen Vordenkers und Gründers der GRAWE Erzherzog Johann mit dem musikalischen Visionär Nikolaus Harnoncourt. Dr. Othmar Ederer, GRAWE Generaldirektor
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VERKAUFTE BRAUT
Rollen
FOTOS: WERNER KMETITSCH (2), KK
Die Stars der Grazer „Braut“
Grazer Traumbesetzung für die „Verkaufte Braut“: Kurt Streit (links in Händels „Rodelinda“-Produktion des Teams Harnoncourt im Theater an der Wien) ist Jeník (Hans), der scheinbar seine Braut verkauft. Dorothea Röschmann (unten in Haydns Schöpfung mit Harnoncourt im Grazer Stefaniensaal) ist die Braut, Marie, die sich nicht verkaufen lassen wird. Ruben Drole (rechts als Papageno in Zürich) ist Kecal, der so gerissene Heiratsvermittler, der am Ende doch der Dumme bleibt.
Die kühle Dunkelhaarige aus dem hohen Norden Deutschlands ist eine ungewohnte Marie: nicht naives Mädel vom Land, sondern eine Frau mit Lebenserfahrung und Selbstbewusstsein. Unvergessen ihre Eva in der „Schöpfung“ von Haydn. Wer diese Braut kauft, wird die Hosen in der Ehe wohl kaum anbehalten. Doch bis dahin ist es ein weiter, steiniger Weg. Den hat Smetana mit skurrilen Gestalten zuhauf gepflastert.
„Nebenrollen“ herrscht der pure Luxus: Anton Scharinger als Krušina, Heinz Zednik als Principál, Elisabeth von Magnus als Háta und – last but not least – Elisabeth Kulman als Ludmila. Die österreichische Mezzosopranistin wurde jüngst in der Wiener Staatsoper als dritter Star neben Anna Netrebko und Alina Garanca gefeiert. In Graz ist sie nun eine von zehn fantastischen Stimmen, die Smetanas „Verkaufte Braut“ zum Ereignis machen.
Luxus in den Nebenrollen Dem schmierigen Heiratsvermittler Kecal leiht der Züricher Ruben Drole seine verführerisch schöne Baritonstimme. Für Jeníks reichlich naiven Nebenbuhler Vašek ist Markus Schäfer die Idealbesetzung. Der deutsche Tenor mimte in Graz schon als Fritz in der „Großherzogin von Gerolstein“ bravourös den naiven Blondling mit dem Charme eines Jungsiegfried. Dass dieser Bursche sich von der exotischen Schönheit einer Bibiana Nwobilo alias Esmeralda gefangen nehmen lässt, kann nicht überraschen. So hat Nikolaus Harnoncourt für das Musiktheater-Ereignis der styriarte wieder einmal eine Traumbesetzung beisammen. Selbst in den
Halbszenisches Konzept Filmreif werden die sechs Aufführungen in der Helmut-List-Halle durch die Dekorationen und das halbszenische Konzept. Wie einst Max Ophüls schafft sich auch Nikolaus Harnoncourt zu Smetanas Oper seine eigene Bilderwelt. Versatzstücke aus Zirkus, Jahrmarkt und Volkstheater werden zu einer schillernden Halbwelt zusammengesetzt. Darin agieren pralle Typen, denen Philipp Harnoncourt die nötigen Regieanweisungen gibt, damit am Ende keine Pointe von Smetanas hinreißender Komödie verloren geht. Josef Beheimb
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Freitag, 24. Juni, 19 Uhr Sonntag, 26. Juni, 19 Uhr Dienstag, 28. Juni, 19 Uhr Donnerstag, 30. Juni, 19 Uhr Samstag, 2. Juli, 19 Uhr Montag, 4. Juli, 19 Uhr Helmut-List-Halle DIE VERKAUFTE B R AUT
Smetana: Die verkaufte Braut (halbszenische Produktion in der deutschen Übersetzung von E. Züngel, 1868/69) Anton Scharinger, Krušina Elisabeth Kulman, Ludmila Dorothea Röschmann, Marie Yasushi Hirano, Mícha Elisabeth von Magnus, Háta Markus Schäfer, Vašek Kurt Streit, Jeník Ruben Drole, Kecal Heinz Zednik, Principál Bibiana Nwobilo, Esmeralda Arnold Schoenberg Chor Chamber Orchestra of Europe Dirigent: Nikolaus Harnoncourt Inszenierung: Philipp Harnoncourt Werkeinführung vor jeder Aufführung mit Thomas Höft Beginn jeweils 18 Uhr Karten & Informationen: Tel. 0316.825000 www.styriarte.com
JOSEPH HAYDN
Joseph Haydn erzählt einen Witz
Die
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ieses Mal war Haydn zu weit gegangen: Eine Dame im Saal wurde ohnmächtig, den anderen stand der Schrecken ins Gesicht geschrieben. Was sollte dieser grobe Scherz des Herrn Tonsetzers? Bislang hatte er doch immer auf eine so angenehme, „galante“ Art überrascht. Nun aber fuhr mitten in die Stille eines sanft säuselnden Andantes das gesamte Orchester mit einem Fortissimo-Akkord hinein. Und dazu diese Pauke! Wie man hörte, habe Haydn „die Paukenschläger vorzüglich gebeten, dicke Stöcke zu nehmen und recht unbarmherzig dreinzuschlagen“. Die Londoner schienen pikiert über die grimmige Laune, die ihr Musikheros in seiner neuesten Symphonie an den Tag legte. Was mochte der Grund sein?
Öffnungszeiten: Mo. bis Sa.: 11 bis 24 Uhr Sonn- u. Feiertage geschlossen A-8010 GRAZ, Sackstraße 27 Te l . : + 4 3 3 1 6 / 8 2 9 1 0 9 E-Mail: info@bruno.co.at www.bruno.co.at
Die schläfrigen Londoner Bald sprach sich herum, wogegen der Gast aus Österreich in so ungalanter Manier protestierte: gegen die „Schlafsucht“ in Londons Konzertsälen: „Nicht wenige Personen kamen von gut besetzten Tafeln, wo die Männer nach Landesgebrauch – wenn sich nach der Mahlzeit die Damen in ein anderes Zimmer begeben hatten – bei geistigen Getränken sitzen blieben. Sie nahmen im Concertsaale einen bequemen Platz und wurden daselbst von dem Zauber der Tonkunst so sehr überwältigt, dass sie ein fester Schlaf überfiel. Nun stelle man sich vor, ob in einem Concertsaale, wo nicht wenige, sondern viele Personen teils schnaufend oder schnarchend oder kopfnickend den wahren Zuhörern Stoff zum Plaudern oder wohl gar zum Gelächter darbieten, ob da 10
Joseph Haydn in blauer Livree als Esterhazyscher Kapellmeister von subtilem Witz (Aquarell, basierend auf einem Ölgemälde von Johann Grundmann, um 1768) …
Stille herrschen konnte? Haydn sah das als Beschimpfung seiner Muse an, gelobte, dieselbe zu rächen, und componierte zu diesem Endzweck eine Symphonie, in welcher er da, wo es am wenigsten erwartet wird, im Andante, das leiseste Piano mit dem Fortissimo im Kontrast brachte.“ Nach Kräften unterstrich der Meister den gewünschten Effekt durch die Orchestrierung: zunächst eine „fast unhörbare Harmonie gedämpfter Instrumente“, „Fußtritte und Gelispel eines Geisterchors“, dann urplötzlich, Knall auf Fall ... der Paukenschlag! Ein einziger Akkord, der genügt hätte, um Haydn unsterblich zu machen. Es muss dem alten Meister diebische Freude bereitet haben, diesen wohlkalkulierten Witz und seine Folgen zu schildern, als er dem Wiener Landschaftsmaler Albert Christoph
JO SEPH HAYDN
Dies in langen „Interviews“ den Stoff zu einer der ersten Haydnbiographien lieferte. Die eben zitierten Passagen aus den „Biographischen Nachrichten von Joseph Haydn“ (Wien 1810) vermitteln ein anschauliches Bild von der „zündenden“ Wirkung jenes Haydn’schen Scherzes. Wobei es der Interviewer nicht unterließ, Haydn auf seine Neigung zum Komischen anzusprechen. „Ich wagte es, Haydn über den Punkt der Neckerei in seinen musikalischen Produkten zu befragen.“ Antwort: „Man wird von einem gewissen Humor ergriffen, der sich nicht bändigen lässt.“ Der alte Meister gab bereitwillig zu, der lässlichen Sünde der Schalkhaftigkeit erlegen zu sein. Doch war dies nur eine Seite seines musikalischen Humors.
Ungezügelte Fantasie Sehr genau unterschieden die Zeitgenossen zwischen „Neckerei“ und „Witz“ im Sinne von Fantasie. Letztere, von den Engländern „wit“ oder „fancy“ genannt, bekundete Haydn in jedem Satz seiner Londoner Symphonien durch überraschende Wendungen, durch das Ausspielen der Themen in unvorhersehbaren Zusammenhängen, durch das Ein-
lenken auf unerwartete Pfade des geistigen Diskurses. Wenn sich dieser Diskurs an einem für sich genommen „unerheblichen Gegenstand“ entzündete, kam es zur Pointe – zum Paukenschlag. So definierte der Ästhetiker Johann Georg Sulzer in der „Allgemeinen Theorie der schönen Künste“ die Wirkung des Witzes: „Der gemeinste Gedanke gewinnt durch den Einfluss des Witzes einen Reiz, der ihn für Menschen von Geschmack höchst angenehm macht.“ Darauf besannen sich auch die Londoner, nachdem sie den ersten Schock von Haydns Paukenschlag verdaut hatten. Die „Times“ bescheinigte dem Komponisten eine „agreeable caprice“, eine „angenehme Launenhaftigkeit“. Man hatte Herrn Haydns gröbsten Witz verstanden und lachte nun von Herzen über diesen Beweis „österreichischer National-Heiterkeit“. Wie aber stand es zuhause, in den aristokratischen Zirkeln der Habsburgermonarchie, mit dem Verständnis für derlei Unbotmäßigkeiten? In England zeichnete man ein düsteres Bild von Haydns heimischen Lebensverhältnissen: „Dieser unvergleichliche Mann, der Shakespeare der Musik, ist dazu verdammt, sein Dasein am Hofe eines elenden deutschen Fürsten zu fristen, der ihm alles schuldig bleibt, Lohn und Anerkennung.“ Fürst Nikolaus von Esterházy, der „Prachtliebende“, hätte für diese Polemik gegen seine Familie nur ein leises Lächeln übrig gehabt. Er war es, der dem jungen Haydn den Aufbau einer Hofkapelle erst ermöglichte und ihn zum ungehemmten Experimentieren mit der Symphonie, ihrer Form und ihrem „Witz“ ermunterte.
Symphonienlabor in Eisenstadt … und Joseph Haydn als Weltstar in London mit Neigung zu gröberen Scherzen (Ölbild von John Hoppner, 1791, beauftragt vom späteren König George IV.).
Schon 1761 brachte Haydns Symphonienlabor am Eisenstädter Hof drei Meisterwerke des geistreichen „Witzes“ hervor, die Sinfonien Nr. 6 bis 8, in denen er die Tageszeiten 11
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Paukenschlag-Pointe Nikolaus Harnoncourt, der HaydnExeget Nummer 1, bringt die beiden Lebensphasen des Meisters aus Rohrau in einem Programm in der styriarte zusammen.
schilderte: Morgen, Mittag und Abend. Lange vor seinen ungleich üppigeren „Jahreszeiten“ gelang es ihm hier, das Aufgehen der Sonne und die muntere Tätigkeit am Morgen zu schildern, die Mittagshitze und ihre verheerenden Folgen, die schöne Ruhe des (Feier-) Abends und das stürmisch heranziehende Gewitter. Während sich andere „Vorklassiker“ erst vorsichtig vortasteten, um die Grenzen der Symphonie auszuloten, setzte Haydn bereits die gesamte Farbpalette ein: Flöte und Fagott, Oboen und Hörner, Geigen und Celli, alle auch konzertierend. Ganz nebenbei bewies der knapp Dreißigjährige damit seinem Fürsten, wie gut das Geld für die Hofmusiker angelegt war – eine Geistesgegenwart, die sich buchstäblich auszahlte. Josef Beheimb Fr, 15., Sa, 16. & So, 17. Juli Helmut-List-Halle, 20 Uhr PAUKENSCHLAG Haydn: Sinfonie in D, Hob. I:6 („Le matin“) Sinfonie in C, Hob. I:7 („Le midi“) Sinfonie in G, Hob. I:8 („Le soir“) Sinfonie in D, Hob: I:94 („Mit dem Paukenschlag“) Concentus Musicus Wien Dirigent: Nikolaus Harnoncourt
Karten & Informationen: Tel. 0316.825000 www.styriarte.com
HIGHLIGHTS
Mozart, der „Schwierige“
KLANGSPUREN FESTIVAL ZEITGENÖSSISCHER MUSIK SCHWERPUNKT SPANIEN COMPOSER IN RESIDENCE GEORGE BENJAMIN 08.09. – 24.09.2011 www.klangspuren.at
Giuseppe Verdi, gemalt 1886 von Giovanni Boldini
Es
gibt ja Menschen, die behaupten, Opern seien unnatürlich. Die Texte zumindest merkwürdig, aber dann auch noch gesungen, das wäre des Guten wahrlich zu viel.
Franz-Ullreich-Straße 8a, 6130 Schwaz t +43 5242 73582, info@klangspuren.at
Diese Leute haben vielleicht ein paar eiserne Ringe ums Herz, die sie vor überquellenden Gefühlen schützen, eines aber haben sie wahrscheinlich nicht: eine wahre Liebe zu Italien. Denn liebt man Italien, muss man auch die Oper lieben. In keiner anderen Sprache scheint die Vorstellung, dass sich Menschen singend unterhalten, so selbstverständlich wie hier. Und nirgendwo anders ist die offensichtliche Gefühlsentäußerung, die zu jeder großen Opernszene gehört, auch im normalen Leben so verbreitet. Kein Wunder also, dass die Oper in Italien erfunden wurde, und kein Wunder auch, dass ihre populärsten Stücke ebenfalls aus dem Land stammen, wo nicht nur die Zitronen blühen, sondern auch die Melodien. 12
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18.04.2011 10:18:23 Uhr
Will ein Musikfestival sich mit dem Populären in der Kunst beschäftigen, ist ein großer italienischer Opernabend also Pflicht. Kür ist es, wenn man dafür ein ideales Sängerpaar aufbieten kann, das gleich den ganz großen Bogen durch die italienische Operngeschichte zu schlagen vermag. Gäste der styriarte, die Nikolaus Harnoncourts Maßstäbe setzende Aufführungen vom Mozarts „Idomeneo“ gesehen haben, durften die beiden schon gemeinsam in Aktion erleben, allerdings in eher gebrochenen Rollen, denen Mozart allerdings seine besondere Phantasie angedeihen ließ. Eva Mei ereiferte sich damals in den zornigen Koloraturkaskaden der Elettra, bevor sie mit einem kühnen Sprung von der Tribüne der List-Halle in den Bühnentod sprang. Und Saimir Pirgu ließ seinen Weltklassetenor in der Titelpartie leuchten, die schon große Vorbilder wie Pavarotti und Domingo ins heikle Mozartfach lockten. Als Liebespaar kehren Eva Mei und Saimir Pirgu nun zurück, auch wenn
Sevilla“, deren Szene und Arie „Una voce poco fa“ als unübertroffenes Paradebeispiel für den klassizistischen Stil Rossinis gelten kann, in dem sich Emotion und Struktur in perfekter Balance befinden. Die kokette, gerissene, erotische und schließlich siegreiche Frau ist ebenso ein Prototyp der Belcanto-Oper wie das schlichte, naive und überaus zärtliche Gemüt des verliebten Bauern. Saimir Pirgu gibt eben jenen in der schönsten Arie aller dieser Figuren, in der hinreißenden Cavatina des Elviro aus Donizettis „Liebestrank“: „Una furtiva lagrima“. Während sich die Rollen Rossinis, Bellinis und Donizettis schon aus Zensurgründen in der fernen Vergan-
FOTO: KK
Primadonna: Eva Mei
FOTO: WERNER KMETITSCH
es wieder zuweilen tragisch ausgehen wird, wenn sie die ganz großen Klassiker der italienischen Opern präsentieren.
Il Maestro: Michael Hofstetter
Der Abend unter Stabführung von Michael Hofstetter spannt einen Bogen über 200 Jahre Musikgeschichte, von der klassischen Belcanto-Oper des frühen 19. Jahrhunderts bis zu den veristischen Attacken zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Wir hören Eva Mei als bezaubernde Rosina in Rossinis unsterblicher Komödie „Der Barbier von
genheit oder in unwirklichen Idyllen bewegten, greift die kommende Komponistengeneration radikal in die Gegenwart. Wenn Giuseppe Verdi eine ehrliche Prostituierte an der Bosheit und der Bigotterie der Gesellschaft zerbrechen lässt, dann ist das fantastische Musik wie Sozialkritik gleichermaßen. Die große Szene der Violetta Valéry aus dem ersten Akt von „La Traviata“ ist eine der Paradepartien von Eva Mei, mit der sie weltweit gefeiert wurde. Und weil der Tenor hier nur von Ferne eine Rolle spielt, folgt auch noch das legendäre „Brindisi“, einer der Gassenhauer aus der unsterblichen Oper Verdis. Die klassische Tenorarie in den Opern Giuseppe Verdis ist ein Klagegesang. So auch die Romanze „Ah, la paterna mano“ des Macduff aus Verdis „Macbeth“, den schon die Zeitgenossen als große Anklage gegen die Unterdrückung eines jeden Volkes verstanden haben. Saimir Pirgu zeigt den Entwicklungssprung von der Romantik zum Verismo, wenn er nach der Verdiarie auch noch das Lamento 13
FOTO: WERNER KMETITSCH
BEL CANTO
Tenorissimo: Saimir Pirgu
des Federico „É la solita storia” aus Francesco Cileas Oper „L’Arlesiana“ anstimmt, einen dramatischen Monolog, der sich ganz aus der Haltung und nicht mehr der Form entwickelt. Ganz so, wie es auch das faszinierende „O soave fanciulla“ aus Giacomo Puccinis „La Bohème“ tut, mit dem der große Opernabend endet. Zuvor jedoch singt Eva Mei noch ein Stück, das wie kein zweites die Form des Liedes in der italienischen Oper zugleich ernst nimmt und ironisiert. In Puccinis Einakter „Gianni Schicchi“ umschmeichelt die durchtriebene Lauretta ihren scheinbar schwerkranken Vater mit einem der schönsten Lieder, das je komponiert wurde. „O mio babbino caro“ ist so süß, dass wir fast vergessen, dass die kleine Lauretta eine Lügnerin ist. Aber vielleicht ist ja das das Geheimnis der Oper: Wir werden auf die schönste Weise belogen, die sich denken lässt. Thomas Höft Dienstag, 12. Juli, 20 Uhr Helmut-List-Halle UNA NOTTE ITALIANA Rossini: Ouvertüre zu „Guillaume Tell“ Verdi: Ouvertüren zu „La Traviata“ und „La forza del destino“ Mascagni: Intermezzo Sinfonico (aus: „Cavalleria Rusticana“) Arien und Duette von Rossini, Donizetti, Verdi, Mascagni, Puccini und Cilea Eva Mei, Sopran Saimir Pirgu, Tenor recreation – GROSSES ORCHESTER GRAZ Dirigent: Michael Hofstetter
Karten & Informationen: Tel. 0316.825000 www.styriarte.com
BAROCKHITS
Evergreens des Barock „Wem sind nicht auch die vier Jahreszeiten eines Vivaldi
bekannt?“ In diesen Stoßseufzer brach bereits 1737 der Musikkritiker Johann Adolph Scheibe aus. Wie sehr würde er sich wundern, dieselben Stücke noch fast 300 Jahre später unter den Top Ten der klassischen Musik zu finden.
H
eute, wo die Verkaufszahlen von CDs und die Downloads im Internet über das Schicksal einer Melodie entscheiden, ist es leicht, den Stellenwert eines Songs in den Charts zu bestimmen. Anno 1725 aber, als Antonio Vivaldi sein Opus 8 von einem Amsterdamer Musikverleger herausbringen ließ, regierten ganz andere Gesetze den Musikmarkt. Die Notenausgabe – wie üblich in Stimmen ohne Partitur gedruckt – musste erst einmal Käufer finden, und diese Käufer mussten Multiplikatoren sein, sprich: Orchester, die Vivaldis Werke live zu Gehör brachten.
Im Falle der „Vier Jahreszeiten“ scheint sich der Ruhm der Werke wie ein Lauffeuer verbreitet zu haben. Vorsorglich schickte der Komponist von Venedig aus auch handgeschriebene Versionen des Zyklus in halb Europa herum. In Paris lauschte bald König Ludwig XV. höchst persönlich dem Geiger Guignon in seinem Lieblingskonzert, dem „Frühling“. In Wien zeigte Kaiser Karl VI. mehr Be14
geisterung für Vivaldis neue Concerti als für die politischen Vorträge seiner Minister. Selbst in Leipzig kam das „Bachische Collegium musicum“ im Zimmermann‘schen Kaffeehaus nicht umhin, die Neugier des Publikums auf Vivaldis berühmteste Konzerte zu befriedigen. Nicht zufällig hat Bach den „Frühling“ in einer seiner Kantaten zitiert. Wie aber stand es um Bachs eigene Werke? War der Thomaskantor nicht genau das Gegenteil seines rührigen venezianischen Kollegen mit dem roten Haar und der scharf geschnittenen Nase? Im Gegenteil. So manches Collegium musicum in deutschen Städten kaufte Concerti von Bach in Leipzig ebenso gerne wie solche von Vivaldi. Bachs Kollegen und Schüler verbreiteten seine Musik an Hofkapellen von Merseburg bis Kassel, selbst das große Dresden und das ferne Berlin interessierten sich für die Werke des Leipziger Musikdirektors. Die schmelzende Schönheit der Bach‘schen Vorhalte, wie sie sich in der Air aus der dritten Orchester-
BAROCKHITS
Dienstag, 28. Juni, 20 Uhr Herz-Jesu-Kirche TOCCATA Bach: Toccata und Fuge in d, BWV 565 Choral „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ Aria aus „Goldberg-Variationen“ u. a. Gunther Rost, Orgel
Dienstag, 19. Juli, 20 Uhr Helmut-List-Halle VIER JAHRESZEITEN
Vivaldi: Sinfonia in G, RV 149 Concerto in C, RV 443 Concerto in d, RV 127 Concerto in g, RV 531 Le Quattro stagioni, op. 8/1-4 Geminiani: Concerto grosso in d „La follia“ (aus Corelli, op. 5/12) Giulio Plotino, Violine
FOTO: MATTEO
Besuch auf den Gipfeln der barocken Tonkunst: bei Antonio Vivaldi (Federzeichnung von Pier Leone Ghezzi, 1723), bei Johann Sebastian Bach (gemalt von Elias Gottlob Haußmann, 1746) und bei Georg Friedrich Händel (gemalt von Thomas Hudson, 1749)
Nicht erst die Nachwelt also entschied über den Ruhm barocker Orchesterhits: Schon damals gab es einen Markt, der erobert sein wollte, sei es mit eingängigen Melodien, sei es mit einer marktgerechten Verkaufspolitik. Was immer Georg Friedrich Händel in London unter der Überschrift „Royal“ produzierte, verkaufte sich ebenso gut wie heutzutage Andenken an die Hochzeit zwischen William und Kate. Die „Musick for the Royal Fireworks“ war Händels größtes Royalty-Erfolgsstück. Schon ihre Generalprobe löste einen stundenlangen Verkehrsstau aus. In Metropolen wie London war Erfolg von Musik statistisch messbar, ja, er hatte Auswirkungen auf das Leben in der City. Dies sollte auch Joseph Haydn Jahrzehnte später erfahren.
Am wankelmütigsten von allen Zuhörern in Europa waren wohl die Pariser: Top und Flop lagen hier auf unberechenbare Weise nahe beieinander. Dies bekam besonders Jean-Philippe Rameau in seiner langen Karriere zu spüren. Als sich der Organist aus Dijon mit 50 Jahren anschickte, die Herrschaft der LullyOpern auf den Pariser Bühnen zu beenden, schlug ihm zunächst kalte Verachtung entgegen: Die Tanzmelodien in seinen Opern wirkten so neuartig und verwirrend, dass man sie für die Musik eines Verrückten hielt, der sein Publikum quälen wollte. Danach aber verbreiteten sich die Melodien in zahllosen Bearbeitungen auf dem Pariser Notenmarkt so nachhaltig, dass sie vom Publikum bei der Wiederaufnahme der Oper mitgesummt wurden – eines der drastischsten Beispiele für den radikalen Stimmungswechsel auf dem Musikmarkt des Barock. Josef Beheimb
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Venice Baroque Orchestra Leitung: Andrea Marcon Sonntag, 24. Juli, 20 Uhr Helmut-List-Halle FINALE BAROCCO Bach: Ouvertüre in D, BWV 1068 Rameau: Suite aus „Dardanus“ Vivaldi: Concerto per l’orchestra di Dresda in g, RV 577 Händel: Music for the Royal Fireworks Pachelbel: Kanon und Gigue in D
FOTO: PER BUHRE
suite so anrührend bekundet, zog Musikfreunde von Wien bis Danzig in ihren Bann – auch wenn mancher Liebhaber am Cembalo über die „unergründlich schweren Capricen“ des Meisters stöhnte.
Harmony of Nations Baroque Orchestra Leitung: Bjarte Eike, Violine Karten & Informationen: Tel. 0316.825000 www.styriarte.com
Die Leichtigkeit der Freiheit Jordi Savall über Bach, Lateinamerika und das Wesen der Musik
Auf den ersten Blick scheinen die Programme, die Jordi Savall in der styriarte zum „Schweren Leichten“ präsentiert, ganz auf der Waagschale des Gewichtigen zu liegen. Bachs h-Moll-Messe gilt geradezu als Kathedrale des Tiefsinns, die lateinamerikanische Musik aus der Zeit der Konquistadoren entstand nicht eben in paradiesischen Verhältnissen, und Gambenmusik des Frühbarock würde man ohnehin unter hochartifiziell abbuchen. Aber der Katalane wäre nicht der Philosoph der Alten Musik, wenn er dieses Angebot nicht mit Hintersinn ausgewählt hätte. Thomas Höft sprach mit Jordi Savall über dessen styriarte-Vorhaben. Thomas Höft: Zu unserem Festivalthema „Im schweren Leichten“ hätte man ja mit viel von Jordi Savall gerechnet. Aber Bachs h-Moll-Messe, das überrascht denn doch. Jordi Savall: Wirklich? Dann hat es ja schon mal funktioniert. Genau dieses Erstaunen wollte ich. Aber wenn man genau hinschaut, dann erkennt man, wie gerade das Leichte der innerliche Antrieb der h-Moll-Messe ist. Bachs Werk hat nämlich eine wahnsinnig natürliche Struktur. Es besteht aus lauter Einzelteilen, die für sich genommen geradezu federleicht sind. Erst zusammengesetzt ergeben sie das Monument. Das ist wie bei einer gotischen Kathedrale. Sie scheint hell und schwungvoll zum Himmel aufzustreben, ist ganz transparent und doch komplex und diffizil. Schaut man auf die Einzelsätze von Bachs Messe, dann sind nicht nur die Melodien oft klar und einfach, sondern viel wichtiger ist, dass sie häufig auf einem Ostinato basieren und sich über dem rhythmischen Fundament quasi improvisatorisch entfalten. Und was ist mit der imposanten Kraft des Stücks? Die ist natürlich auch vorhanden, aber sie baut sich von innen her auf. Wir sollten das Stück ganz kammer-
musikalisch begreifen. Erst kommt das Miteinander, dann das Monument. Wenn nicht jeder einzelne Musiker innerlich total engagiert ist, dann ist das Monumentale nur Fassade, es bedeutet nichts. Die wirkliche Steigerung liegt in der Durchdringung des Materials.
Da verlangen Sie aber viel von Ihren Musikern. Ja und nein. Wissen Sie, zurzeit von Bach hat man viel weniger geprobt als heute. Dafür haben damals alle mit voller Aufmerksamkeit musiziert, weil sie jeden Moment aufpassen mussten, was passiert. Sie hatten ja nur eine Chance, und die haben alle entweder genutzt, oder es wurde ganz fürchterlich. Allein diese positive Anspannung hat schon ganz viel von der Qualität ausgemacht. Das zu gut Vorbereitete kann hingegen auch ein Schlafmittel sein. Jeder weiß, was wann passiert, und im Konzert passiert es denn auch genau so wie in der Probe. Das ist nicht meine Idee vom Dirigieren. Nein, ein Dirigent ist ein Vater, der darauf achtet, dass seine Kinder nichts Schlimmes anstellen, sie aber ansonsten frei lässt. Denn so wie ein Kind muss sich auch jede musikalische Persönlichkeit entfalten dürfen. Jeder Sänger muss spüren, 16
dass alles in jedem Moment von ihm abhängt. Geist und Körper, Stimme und Denken müssen einhundert Prozent in Harmonie schwingen, dann ist alles richtig. Wahre Kreativität kommt erst dann, wenn man frei ist von allem. Viele Genies haben ihre bahnbrechenden Ideen im Traum oder besser im Halbschlaf gehabt. Ganz genau. Der traumartige Zustand, in dem nichts mehr bewusst ist, das ist der entscheidende Moment. Zum Beispiel gestern. Da haben wir fast die ganze Nacht hindurch eine neue CD aufgenommen. Und zwischen drei und fünf Uhr waren die schönsten Momente. Wir wussten nicht mehr, ob wir noch müde waren oder schon schliefen. Wir haben alles vergessen und in der Musik gelebt. Und eben das müssen wir mit Bachs h-Moll-Messe auch versuchen. Denn sie ist der Versuch, durch Komposition eine höhere Dimension der Menschlichkeit wie der Geistigkeit zu erreichen. Für diesen Moment könnte man denken, dass Gott existiert.
Ihr zweites, ganz groß angelegtes Projekt in der styriarte lässt einen doch daran zweifeln, denn was die spanischen Konquistadoren im Namen Gottes in Latein-
JO RDI SAVALL
Donnerstag, 21. Juli, 20 Uhr Helmut-List-Halle FOLÍAS CRIOLLAS
FOTO: DAVID IGNASZEWSKI
El nuevo mundo Mexikanische Sones und kreolische Folías
amerika angerichtet haben, war der reine Schrecken. Und doch zeigt unser Programm vielleicht das einzig Positive an der Geschichte. Denn tatsächlich gab es in Lateinamerika auch eine Anerkennung von anderen Kulturen. Während in Nordamerika die indianischen Völker völlig vernichtet wurden, gab es in Lateinamerika keinen Genozid. Die Spanier haben zahllose Verbrechen begangen, aber sie waren keine Rassisten. Sie haben sofort Kinder mit jedem gezeugt, mit Indianern und Afrikanern. Und daraus erwächst etwas ganz Eigenes. Und da ist es wieder, das Leichte im Schweren. Die Kulturen beeinflussen sich, durchdringen sich. Volkstümliche Tänze aus Lateinamerika werden auch in Europa modern, Ciacona und Sarabanda sind amerikanische Musik. Und gerade darin ist der religiöse Kontext wichtig: Die Priester wollten, dass Indianer und Schwarze im religiösen Ritual mitmachen können. Sich einbezogen fühlen. Mitsingen. Und das gibt eine faszinierende Mischung. Und so ist es bis heute geblieben. In abgeschiedenen Regionen Mexikos spielt man noch heute dieselben Melodien wie vor 400 Jahren. Weil das Wesen
dieser Musik die Improvisation ist, und die ist immer neu. Und sie ist unkontrollierbar. Daher hat das Leichte der lateinamerikanischen Volksmusik immer auch eine Ventilfunktion. Der Druck, der auf der armen Gesellschaft lastet, in der Musik kann er entweichen. Sie ist voller Humor. Denn Humor schafft Distanz, Humor ermöglicht Kritik. Wenn wir das Leichte im Schweren suchen, hier finden wir es: In der lateinamerikanischen Volksmusik wird getanzt, gelacht und gespottet, auch und gerade über die Priester und die Mächtigen. Und hier schließt auch mein Soloprogramm für die styriarte an. In „The spirit of Gambo“ habe ich Musik zusammengestellt, die ganz aus der Improvisation kommt. Alle Zeitzeugen sagen uns, dass Marais, Cabezon oder Bach noch besser im Improvisieren waren als im Konstruieren. Der Sohn Cabezons meint im Vorwort der Werkausgabe seines Vaters, im Vergleich zu dem, was er gespielt habe, seien die notierten Werke nur vom Tisch gefallene Brotkrumen. Und deshalb spiele ich dieses Programm, denn es verkörpert die Leichtigkeit, die ich wirklich in der Musik meine: Die Leichtigkeit, die entsteht, weil du frei bist. 17
FOTO: LUKAS SEIRER
FOTO: WERNER KMETITSCH
Montserrat Figueras, Sopran Tembembe Ensamble Continuo (Mexiko) La Capella Reial de Catalunya Hespèrion XXI Leitung: Jordi Savall
Samstag, 23. Juli, 20.30 Uhr Pfarrkirche Aflenz HOHE MESSE Bach: Messe in h, BWV 232 Céline Scheen, Sopran Marianne Beate Kielland, Sopran Pascal Bertin, Countertenor Makoto Sakurada, Tenor Stephan MacLeod, Bariton La Capella Reial de Catalunya Le Concert des Nations Dirigent: Jordi Savall
Sonntag, 24. Juli, 11 Uhr Schloss Eggenberg THE SPIRIT OF GA MBO
Hume: Poeticall Musicke Werke von Ferrabosco, Ford, Playford Keltische Traditionals The Lancashire Pipes Jordi Savall, Viola da gamba Karten & Informationen: Tel. 0316.825000 www.styriarte.com
Spielplan 2011 Freitag, 24. Juni Helmut-List-Halle, 19 Uhr (Premiere) Einführung: 18 Uhr
Die verkaufte Braut Smetana: Die verkaufte Braut
Röschmann, Streit, Drole, Scharinger, Kulman, Schäfer, Hirano, von Magnus, Zednik & Nwobilo Arnold Schoenberg Chor Chamber Orchestra of Europe Dirigent: Nikolaus Harnoncourt Regie: Philipp Harnoncourt
(Preise: EUR 220 / 160 / 100 / 70 / 50)
Herz-Jesu-Kirche, 20 Uhr
Toccata
Orgelhits von Bach, Mozart, Chopin und Widor Gunther Rost, Orgel
Preis: EUR 15 (Freie Platzwahl)
Mittwoch, 29. Juni Pfarrkirche Pöllau, 20 Uhr
Secrets of the Vatican
Palestrina: Missa Papae Marcelli / Motetten Allegri: Miserere Arnold Schoenberg Chor Leitung: Erwin Ortner Choralschola der Wiener Hofburgkappelle Leitung: Kees Pouderoijen
Stefaniensaal, 20 Uhr
Mozart pur
Mozart: Klavierkonzerte in d, KV 466 und in C, KV 467 / Klavierquartett in Es, KV 493 Chamber Orchestra of Europe Pierre-Laurent Aimard, Klavier & Leitung
Preise: EUR 57 / 44 / 38 / 31 / 17 (sichtlos)
Montag, 4. Juli Helmut-List-Halle, 19 Uhr Einführung: 18 Uhr
Die verkaufte Braut Smetana: Die verkaufte Braut
Dirigent: Nikolaus Harnoncourt
Preise: EUR 170 / 130 / 90 / 60 / 30
Samstag, 25. Juni Stefaniensaal, 16 Uhr
Preise: EUR 41 / 31 / 17
Saint-Saëns: Le carnaval des animaux mit neuen Texten von Thomas Höft
Einführung: 18 Uhr
Beethoven: Mondscheinsonate Schumann: Träumerei aus „Kinderszenen“ u. a.
Smetana: Die verkaufte Braut
Preise: EUR 41 / 31 / 17
Karneval der Tiere
Solisten des Chamber Orchestra of Europe Markus Schirmer & Aris Feslikidis, Klavier Petra Morzé, Erzählerin
Preise: EUR 41 / 31 / 17
Stefaniensaal, 20 Uhr
Die Forelle
Donnerstag, 30. Juni Helmut-List-Halle, 19 Uhr
Die verkaufte Braut Dirigent: Nikolaus Harnoncourt
Preise: EUR 170 / 130 / 90 / 60 / 30
Stefaniensaal, 20 Uhr
My Piano Album
Schubert: Notturno, D 897 / Forellenquintett, D 667 Mozart: Klavierquartett in g, KV 478
Aimards Lieblingsstücke von Beethoven bis Bartók, von Webern bis Ligeti
Christian Altenburger, Violine Thomas Selditz, Viola Danjulo Ishizaka, Violoncello Nabil Shehata, Kontrabass Markus Schirmer, Klavier
Pierre-Laurent Aimard, Klavier
Preise: EUR 41 / 31 / 17
Preise: EUR 41 / 31 / 17
Freitag, 1. Juli Stefaniensaal, 20 Uhr
Mozart pur
Heimatsaal, 21 Uhr
Mozart: Klavierkonzerte in d, KV 466 und in C, KV 467 / Klavierquartett in Es, KV 493
Erste styriarte-Tanznacht: böhmisch
Chamber Orchestra of Europe Pierre-Laurent Aimard, Klavier & Leitung
Polka Rallye 1
Domažlická dudácká muzika
Sonntag, 26. Juni Schloss Eggenberg, 11 Uhr
Die Suiten
Bach: Drei Suiten, BWV 1007 –1009 Hopkinson Smith, Theorbe
Preise: EUR 57 / 44 / 38 / 31 / 17 (sichtlos)
Samstag, 2. Juli Helmut-List-Halle, 19 Uhr Einführung: 18 Uhr
Die verkaufte Braut
Preise: EUR 41 / 31 / 17
Smetana: Die verkaufte Braut
Helmut-List-Halle, 19 Uhr
Preise: EUR 170 / 130 / 90 / 60 / 30
Einführung: 18 Uhr
Die verkaufte Braut Smetana: Die verkaufte Braut
Dirigent: Nikolaus Harnoncourt
Preise: EUR 170 / 130 / 90 / 60 / 30
Minoritensaal, 20 Uhr
Best of Satie
Satie: Gymnopédies, Gnossiennes, Sarabande No. 3 u. a. Roland Pöntinen, Klavier
Preise: EUR 41 / 31 / 17
Montag, 27. Juni Stefaniensaal, 20 Uhr
Lust auf Lasso
Dirigent: Nikolaus Harnoncourt
Schloss Eggenberg, 20 Uhr
Yesterday
Arrangements für Cello-Ensemble mit Musik von Lennon/McCartney, Offenbach, Mozart, Schubert, Dvo∏ák, Mahler, Grieg, Fauré, De Falla, Schmidt, Milhaud u. a. Die Acht Cellisten Leitung: Rudolf Leopold
Preise: EUR 41 / 31 / 17
Sonntag, 3. Juli Stefaniensaal, 11 Uhr
Yesterday
Arrangements für Cello-Ensemble
Chansons von Lasso und Janequin
Die Acht Cellisten Leitung: Rudolf Leopold
The King’s Singers
Preise: EUR 41 / 31 / 17
Preise: EUR 57 / 41 / 20
Dienstag, 28. Juni Helmut-List-Halle, 19 Uhr Einführung: 18 Uhr
Die verkaufte Braut Smetana: Die verkaufte Braut
Dirigent: Nikolaus Harnoncourt
Preise: EUR 170 / 130 / 90 / 60 / 30
Schloss Eggenberg, 11 Uhr
Träumerei
Beethoven: Mondscheinsonate Liszt: Liebestraum u. a. / Chopin: Walzer u. a. Schumann: Träumerei aus „Kinderszenen“ u. a. Schubert: Impromptu in As, D 935 Stefania Neonato, Hammerflügel
Preise: EUR 41 / 31 / 17
Schloss Eggenberg, 20 Uhr
Träumerei
Stefania Neonato, Hammerflügel
Minoritensaal, 20 Uhr
Aus meinem Leben
Smetana: Streichquartett „Aus meinem Leben“ in e Janáμek: Streichquartett Nr. 2 („Intime Briefe“) Dvo∏ák: Streichquartett in G, op. 106 Zemlinsky Quartett
Preise: EUR 41 / 31 / 17
Dienstag, 5. Juli Mariahilferkirche, 20.30 Uhr
L’homme armé
Josquin Desprez: Missa L’homme armé sexti toni, Mille regretz, Ave Maria u. a. Ensemble Cinquecento
Preise: EUR 41 / 31 / 17
Mittwoch, 6. Juli Helmut-List-Halle, 20 Uhr
Carmina Burana Orff: Carmina Burana
Nwobilo, Chum, McShane Chöre aus steirischen Schulen recreation – GROSSES ORCHESTER GRAZ Dirigent: Oswald Sallaberger
Preise: EUR 41 / 31 / 17
Donnerstag, 7. Juli Helmut-List-Halle, 20 Uhr
Carmina Burana Orff: Carmina Burana
Nwobilo, Chum, McShane Chöre aus steirischen Schulen recreation – GROSSES ORCHESTER GRAZ Dirigent: Oswald Sallaberger
Preise: EUR 41 / 31 / 17
Schauspielhaus, 20 Uhr
Tango Sensations
Piazzolla: Coral, Fuga, Tango Sensations Bach: aus „Die Kunst der Fuge“, Choral Gershwin: Porgy and Bess Suite Werke von Gardel, Strawinsky und Nisinman Marcelo Nisinman, Bandoneon casalQuartett
Preise: EUR 41 / 31 / 17
Karten & Informationen: styriarte-Kartenbüro Sackstraße 17, 8010 Graz Tel. 0316.825000 www.styriarte.com
Freitag, 8. Juli Schauspielhaus, 20 Uhr
Tango Sensations
Piazzolla: Coral, Fuga, Tango Sensations u. a. Marcelo Nisinman, Bandoneon casalQuartett
Dienstag, 12. Juli Helmut-List-Halle, 20 Uhr
Una Notte Italiana
Ouvertüren, Arien und Duette von Rossini, Verdi, Puccini, Mascagni u. a.
Preise: EUR 41 / 31 / 17
Eva Mei, Sopran / Saimir Pirgu, Tenor recreation – GROSSES ORCHESTER GRAZ Dirigent: Michael Hofstetter
Schloss Eggenberg, 20 Uhr
Preise: EUR 57 / 44 / 38 / 31 / 17
Eine kleine Nachtmusik
Mozart: Eine kleine Nachtmusik, KV 525 Dissonanzenquartett in C, KV 465 Boccherini: Streichquintett in D, op.39/3 Schuppanzigh Quartett Dane Roberts, Kontrabass
Preise: EUR 41 / 31 / 17
Samstag, 9. Juli Helmut-List-Halle, 20 Uhr
Goldberg-Variationen
Bach: Goldberg-Variationen, BWV 988 In einer Bearbeitung für zwei Klaviere von Joseph Rheinberger und Max Reger Duo Tal & Groethuysen, Klavier
Preise: EUR 41 / 31 / 17
Pfarrkirche Stainz, 20.30 Uhr
Caecilienmesse
Mittwoch, 13. Juli Schloss Eggenberg, 20 Uhr
Alla Turca
Mozart: Sonate in A, KV 331 Hummel: Neue Walzer nebst einer großen Schlacht-Coda / Steibelt: Der Brand von Moskau Haslinger: Ideal einer Schlacht Vanhal: Le combat naval de Trafalgar u. a. Christoph Hammer, Hammerflügel
Preise: EUR 41 / 31 / 17
Donnerstag, 14. Juli Herz-Jesu-Kirche, 20 Uhr
Officium Novum
Musik aus Eriwan, Byzanz, Russland, Frankreich und Spanien Jan Garbarek, Saxophon The Hilliard Ensemble
Haydn: Missa Cellensis, Hob. XXII:5
Preise: EUR 57 / 41 / 20
Bobro, von Magnus, Johannsen, Boesch Arnold Schoenberg Chor Concentus Musicus Wien Dirigent: Nikolaus Harnoncourt
Freitag, 15. Juli Helmut-List-Halle, 20 Uhr
Preise: EUR 120 / 100 / 75 / 45 / 20 (sichtlos)
Heimatsaal, 21 Uhr
Polka Rallye 2
Zweite styriarte-Tanznacht: steirisch Citoller Tanzgeiger
Sonntag, 10. Juli Schloss Eggenberg, 11 Uhr
Wohltemperiertes Klavier
Bach: aus „Das Wohltemperierte Klavier“ u. a. Polonaisen, Fantasien und Sonaten der Bach-Söhne Stefan Gottfried, Cembalo
Preise: EUR 41 / 31 / 17
Helmut-List-Halle, 20 Uhr
Gassenhauer
Beethoven: Gassenhauer-Trio in B, op. 11 Sonate für Cello und Klavier in D, op. 102/2 Berg: 5 Stücke für Klarinette und Klavier, op. 5 Brahms: Klarinettentrio in a, op. 114 Sabine Meyer, Klarinette Heinrich Schiff, Violoncello Martin Helmchen, Klavier
Preise: EUR 41 / 31 / 17
Pfarrkirche Stainz, 20.30 Uhr
Caecilienmesse
Haydn: Missa Cellensis, Hob. XXII:5 Dirigent: Nikolaus Harnoncourt
Paukenschlag
Haydn: Sinfonien „Le matin“, „Le midi“ & „Le soir“, Hob. I:6–8 Paukenschlag-Sinfonie in D, Hob: I:94 Concentus Musicus Wien Dirigent: Nikolaus Harnoncourt
Preise: EUR 115 / 92 / 70 / 53 / 21
Samstag, 16. Juli Schloss Eggenberg, 18 Uhr
Fest für Fux
Fux: Streichersuiten und Opernarien aus „Orfeo ed Euridice“ und „Dafne in Lauro“ / Musik für Cembalo solo / Sinfonia in F / Motetten Zelenka: Triosonate Nr. 2 in g, ZWV 181 Volksmusik aus Hirtenfeld Roberta Mameli, Sopran Neue Hofkapelle Graz Leitung: Lucia Froihofer, Violine Marco Vitale, Cembalo Ensemble „Affinità“ Vocalforum Graz (Franz M. Herzog) Schikaneders Jugend Dominik Maringer, Lesung
Preis: EUR 57 / 41 / 20
Helmut-List-Halle, 20 Uhr
Paukenschlag Haydn: Sinfonien
Concentus Musicus Wien Dirigent: Nikolaus Harnoncourt
Helmut-List-Halle, 20 Uhr
Paukenschlag Haydn: Sinfonien
Concentus Musicus Wien Dirigent: Nikolaus Harnoncourt
Preise: EUR 115 / 92 / 70 / 53 / 21
Montag, 18. Juli Schloss Eggenberg, 20 Uhr
Der Tod und das Mädchen
Schubert: Streichquartett „Der Tod und das Mädchen“ Mozart: „Stadler-Quintett“ in A, KV 581 Wolfgang Meyer, Klarinette Quatuor Mosaïques
Preise: EUR 41 / 31 / 17
Dienstag, 19. Juli Helmut-List-Halle, 20 Uhr
Vier Jahreszeiten
Vivaldi: Le Quattro stagioni, op. 8/1–4 u. a. Geminiani: Concerto grosso in d „La follia“ Giulio Plotino, Violine Venice Baroque Orchestra / Ltg.: Andrea Marcon
Preise: EUR 57 / 41 / 20
MUMUTH, 20 Uhr
dsudl – das schwere und das leichte ein stück musiklaboratorium von bertl mütter
Fleischanderl, Heginger, Kovacic, Drechsler, Sepperer, Sigl, Skuta & Waag Bertl Mütter, Spielertrainer
Preis: EUR 15 (Freie Platzwahl) Gemeinsam mit der Kunstuniversität Graz
Donnerstag, 21. Juli Helmut-List-Halle, 20 Uhr
Folías Criollas
Mexikanische Sones und kreolische Folías Montserrat Figueras, Sopran Tembembe Ensamble Continuo (Mexiko) La Capella Reial de Catalunya / Hespèrion XXI Leitung: Jordi Savall
Preise: EUR 57 / 41 / 20
Samstag, 23. Juli Pfarrkirche Aflenz, 20.30 Uhr
Hohe Messe
Bach: Messe in h, BWV 232 Scheen, Kielland, Bertin, Sakurada, MacLeod La Capella Reial / Le Concert des Nations Dirigent: Jordi Savall
Preise: EUR 57 / 41 / 20
Heimatsaal, 21 Uhr
Polka Rallye 3
Dritte styriarte-Tanznacht: aus Amerika
Alpen-Platt Kapelle (Minnesota)
Sonntag, 24. Juli Schloss Eggenberg, 11 Uhr
The Spirit of Gambo
Preise: EUR 120 / 100 / 75 / 45 / 20 (sichtlos)
Preise: EUR 115 / 92 / 70 / 53 / 21
Hume: Poeticall Musicke Gambenstücke von Ferrabosco, Ford, Playford u. a.
Montag, 11. Juli Schloss Eggenberg, 20 Uhr
Sonntag, 17. Juli Schloss Eggenberg, 11 Uhr
Preise: EUR 57 / 41 / 20
Bravo! Cosa rara!
Harmoniemusik-Stücke aus Haydns „Schöpfung“ und aus Mozarts „Don Giovanni” und „Figaro“ Concentus Harmonie Leitung: Milan Turkovic´
Preise: EUR 41 / 31 / 17
Der Tod und das Mädchen
Schubert: Streichquartett „Der Tod und das Mädchen“ in d, D 810 Mozart: „Stadler-Quintett“ in A, KV 581 Wolfgang Meyer, Klarinette Quatuor Mosaïques
Preise: EUR 41 / 31 / 17
Jordi Savall, Viola da gamba
Helmut-List-Halle, 20 Uhr
Finale barocco
Bach: Ouvertüre in D, BWV 1068 Vivaldi: Concerto per l’orchestra di Dresda in g Händel: Music for the Royal Fireworks, HWV 351 Pachelbel: Kanon und Gigue in D u. a. Harmony of Nations Baroque Orchestra Leitung: Bjarte Eike, Violine
Preise: EUR 41 / 31 / 17
TANZNÄCHTE
Momente, in denen Sie Ihre Kleine nicht lesen sollten. Samstag, 25. Juni Heimatsaal, 21 Uhr
FOTO: KK
POLKA RALLYE 1 1. styriarte Tanznacht: böhmisch
Foto: Werner Kmetitsch
Domažlická dudácká muzika Samstag, 9. Juli Heimatsaal, 21 Uhr POLKA RALLYE 2 2. styriarte Tanznacht: steirisch Citoller Tanzgeiger
Samstag, 23. Juli Heimatsaal, 21 Uhr
FOTO: KK
POLKA RALLYE 3 3. styriarte Tanznacht: aus Amerika
Als Partner der STYRIARTE wünscht die Kleine Zeitung gute Unterhaltung.
Meine Kleine.
Alpen-Platt Kapelle (Minnesota) (Heimatsaal im Volkskundemuseum Paulustorgasse 13a, 8010 Graz) Karten & Informationen: styriarte-Kartenbüro Sackstraße 17, 8010 Graz Tel. 0316.825000 www.styriarte.com
20
Bei soviel Polka-Stimmung wie sie das Kernstück der styriarte 2011, „Die verkaufte Braut“ auf die Bühne der Grazer HelmutList-Halle zaubern wird, liegt es nahe, das Phänomen Polka einmal tiefer zu ergründen, in einem dreiteiligen Tanzfest, und das heißt: nicht nur mit den Ohren, sondern vor allem mit den Füßen … In der nun über 200-jährigen Geschichte der Polka hat dieser Tanz im geraden Takt mehr oder weniger alle europäischen Länder erfasst und gefangen genommen. Wenngleich man der Legende nach die Erfindung der Polka um 1830 einem böhmischen Bauernmädchen aus dem Gebiet um die nordostböhmische Stadt Königgrätz/Králové Hradec zuschreibt, somit bis heute Polka mit „böhmisch“ gedanklich verbunden ist, so dürfte doch wahrscheinlicher das tschechische Wort p ulka ° (steht für halb oder Hälfte) der Namensgeber für den in der ganzen Welt verbreiteten Tanz stehen: Es bezieht sich auf den Halboder Wechselschritt, der dem Tanz zugrunde liegt, eine musikalische Entsprechung in der „böhmischen“ Melodie findet und durch paarweises Drehen um die eigene Achse besondere Tanzlust bewirkt. Ab den Vierzigerjahren des 19. Jahrhunderts verbreitete sich der an den europäischen Tanzschulen gelehrte Tanz auch überall dahin, wohin vor allem ab dem Revolutionsjahr 1848 Menschen aus politischen oder wirtschaftlichen Gründen auswanderten, vor allem in die „Neue Welt“ Amerika. In diesem Hype, der bis in die Mitte
Die Citoller Tanzgeiger gestalten den zweiten Teil der styriarte Polka Rallye mit Zweischritten auf Steirisch. FOTO: WERNER KMETITSCH
des 20. Jahrhunderts anhielt, kam es durch regionale „ethnische“ Einflüsse der vielen Tänzer zu unzähligen Varianten. Dem Spiel mit und der Lust an Neuem waren keine Grenzen gesetzt, und so feiert heute der „Boarische“ (Bayrisch Polka) ein neues Erwachen in einem Ausmaß, wie sie vergleichsweise der Tango aber auch die Popmusik kennen. Entscheidend für das Entstehen der Polka (wie auch des Walzers), war die Emanzipierung des Tänzers vom strengen Reglement des Tanzmeisters, der bis zur Wende des 18. zum 19. Jahrhunderts das Tanzgeschehen „überwachte“ und auch steuerte. Waren die Paare noch im „höfischen Tanz“ einzeln oder, wenn es die Choreographie erforderte, in einer festgelegten Zahl zugelassen, so durften nun alle Paare sich der Tanzlust ohne besondere gesellschaftliche Verordnungen hingeben. Dies entsprach gleichsam einer vorweggenommenen Revolution – am Tanzboden. Der zentraleuropäische Volkstanz kennt eine Unzahl von weiteren Polka-Begriffen, die die massenweise Übernahme von Formen und Abwandlungen aus dem Gesellschaftstanz beweisen, ebenso wie dieser vice
versa mit Impulsen aus „dem Volk“ bereichert wurde. Immer noch tanzt man gerne Mischungen aus Galopp und Schnellpolka, Dreher, Rheinländer, Hupfen (Hopsen) und Walzen. Der Zwiefache in Bayern besteht aus Polka- und Walzerschritten in einem Tanz, und wenige so genannte geradtaktige Volkstänze kommen ohne Polkaschritte aus. Denken wir an die Schusterpolka, Ennstaler Polka, Kreuzpolka und mehr. Besonders beliebt sind jene Polkaformen, die den Gesellschaftstanz bisweilen karikierend in eine gesellschaftlich „tiefere“ Ebene brachten, wie die Tragösser Quadrill oder jene Tänze, die von mindestens zwei oder mehreren Paaren im Zusammenwirken getanzt werden, wie z. B. die Topporzer Kreuzpolka. Bei diesem Tanz bleibt nur mehr der Name Polka, jedoch ist der ursprüngliche gedrehte Paartanz nicht mehr ausgeführt. Für die Polka-Rallye wird die styriarte drei wohlüberlegte Stationen machen: Böhmen muss als „legendenhafter“ Ausgangspunkt der Polka den Start abgeben, hier dominieren die meist langsamen, schier nicht enden wollenden, gesanglichen Melodien. 21
Boxenstop wird in der Steiermark eingelegt: Hier wird kraftvoll aufgetankt, mit einer atem(be)raubenden Rasanz, die ihresgleichen wohl auch in anderen europäischen Ländern findet, in Österreich aber einzig ist. Das Ende erreicht die Rallye in einem der bedeutendsten Zweischritt-Gebiete auf diesem Planeten: dem Polka Belt des nordamerikanischen Kontinents. Von Pennsylvania über Wisconsin, Minnesota und Ohio bis nach Mexiko schafft der Polkahimmel für Millionen europäischer Zuwanderer aller Nationen einen Hafen für wöchentliche Abmagerungskuren. Die (polnischen, deutschen, böhmischen, slowenischen, tschechischen, slowakischen, ukrainischen, steirischen und burgenländischen) amerikanischen Polkabands sind auf Jahre ausgebucht und scheuen sich nicht, dem „ethnic mainstream“ zu huldigen, wodurch auf ihren Tanzböden auch Einflüsse aus der Popmusik der Gegenwart unüberhörbar sind. Rudolf Pietsch Rudolf Pietsch ist Volksmusikforscher und Musikethnologe und am Institut für Volksmusikforschung der Wiener Musikuniversität tätig
BÖ HMISCHE BÖHMISCHE AM KLAVIER TRIAS
ÖMZ 03 2011
musik
ÖSTERREICHISCHE
eitschrift
UMKÄMPFT, VERDRÄNGT, GELIEBT: GUSTAV MAHLER
DANIEL BRANDENBURG, FRIEDER REININGHAUS (HG.)
ÖSTERREICHISCHE MUSIKZEITSCHRIFT (ÖMZ) JAHRGANG 66, 2011 JEW. CA. 120 S. BR. MIT ZAHLR. S/W-ABB. 160 X 235 MM.
Seit Jänner 2011 erscheint die ÖMZ mit neuem Team und in neuem Gewand. Sie bietet zweimonatlich Themenschwerpunkte von Alter Musik bis zur Gegenwart, die neuen Rubriken „Lehren und Lernen“ und „Neue Musik im Diskurs“, Berichte zu aktuellen Veranstaltungen, Rezensionen neuer Bücher und Tonträger sowie Musiknachrichten. HEFT 1: TRANSFORMATIONEN HEFT 2: MUSIK IM DONAURAUM HEFT 3: UMKÄMPFT, VERDRÄNGT, GELIEBT: GUSTAV MAHLER HEFT 4: MUSIKFESTIVALS – NEUE UFER(LOSIGKEIT) HEFT 5: FRANZ LISZT, WIEN UND DIE MODERNE HEFT 6: MUSIKKRITIK – EIN ANACHRONISMUS? WWW.OEMZ.AT WWW.BOEHLAU-VERLAG.COM
K
inder genialer Komponisten haben es mitunter nicht leicht, besonders dann nicht, wenn ihren Vätern zu viele Einfälle kommen. Otokar Dvo∏ák wusste davon ein Lied zu singen, wenn er vom Sommer 1893 erzählte, den er mit seinem Vater Antonín und dem Rest der Familie im amerikanischen Örtchen Spillville in Iowa zugebracht hatte. „Ich erinnere mich, wie gerne mein Vater zu den Ufern des Turkey River spazierte und dort in völliger Stille den zarten Klängen der Natur lauschte. Um Vater seinen Gedanken zu überlassen, gingen wir Kinder angeln. Leider aber kamen ihm die Einfälle schneller, als wir mit unseren Vorbereitungen fertig waren, und so geschah es, dass er schon bald zu uns zurückkam und befahl: ,Jungs, packt euer Angelzeug ein, wir gehen heim!‘ Ich wunderte mich, dass unser Ausflug zu seinem Lieblingsplatz so schnell zu Ende gehen sollte, doch Vater antwortete knapp: ‚Ich habe schon so viel auf meiner Manschette notiert, dass sie ganz voll ist.‘ Zu dieser Zeit schrieb er gerade sein Opus 96, das Quartett in F-Dur. Die Motive dazu sind ihm in meiner Nähe an den Ufern des Turkey River eingefallen, wo so mancher Fisch mir nur deshalb durch die Lappen ging, weil die Manschetten seiner Hemden bereits voller Noten waren. Vater brachte vom Fluss den ganzen Aufbau eines Satzes mit nachhause, während ich mit leeren Händen heimkehrte.“ Kaum eine zweite Geschichte lässt so unmittelbar die begnadete Erfindungsgabe des Melodikers Dvo∏ák erahnen. Dabei sah der Heros der 22
Bed∏ich Smetana
tschechischen Nationalmusik seine Einfälle ganz buchstäblich als ein Geschenk von oben an: Dvo∏ák vertraute lebenslang darauf, dass „der liebe Gott ihm schon einige Melodien zuflüstern“ werde, denn „die Leiden meines jungen Lebens versüßte mir die Musik, mein Schutzengel.“ Die Armut war der Bodensatz, auf dem die scheinbare Leichtigkeit der Dvo∏ák’schen Melodien gedieh: die harten Bänke der Dorfschule, die bescheidene Empore der Dorfkirche, auf der er seine ersten Orchesterstimmen spielte, schließlich das Musikstudium in Prag, das er mit abendlichen Auftritten in einer Tanzkapelle finanzierte. Auch beim Kammermusizieren in einem Altenheim lernte der „böhmische Musikant“ Dvo∏ák, dass Streichquartett nichts mit abgehobenen, bürgerlichen Bildungsidealen zu tun hatte, sondern direkt aus dem Volk kam. Die schmelzenden Melodien, die er lebenslang den Streichersaiten anvertraute, gipfeln in sei-
Die Melodien der großen tschechischen Romantiker
nem letzten Streichquartett in G-Dur. Es ist eine einzige Folge scheinbar absichtslos hingestellter, volkstümlicher Melodien, die in souveräner Weise zu großen, spätromantischen Spannungsbögen aufgebaut werden.
Antonín Dvo∏ák
Leoš Janáμek
Aus dem Leben Mit diesem „summum opus“ des geigenden Komponisten Dvo∏ák beschließt das Prager Zemlinsky Quartett einen Quartettabend, der alle drei großen Tschechen zusammenführt: Antonín Dvo∏ák, Bed∏ich Smetana und Leoš Janáμek. Bei aller Verschiedenheit in Temperament und Stil teilten sie doch die Überzeugung, dass die besten Melodien das Leben selbst schreibt. „Was ich beabsichtigte, war, in Tönen meinen Lebenslauf zu schildern.“ Diese Erklärung stellte Smetana seinem e-Moll-Streichquartett voran, dem tragischen Werk mit dem Titel „Aus meinem Leben“. Wie eine viersätzige Programmsymphonie schildert es den Lebensweg des Komponisten von der „jugendlichen Neigung zur Kunst “ über „das lustige Leben meiner Jugendzeit, wo ich meine Umwelt mit Tanzstücken überschüttete“, bis hin zur tiefen Liebe zu seiner späteren Frau. Über allem schwebt als Damoklesschwert die Krankheit, „jenes ver-
hängnisvolle Pfeifen in den höchsten Tönen, das mir 1874 die beginnende Taubheit anzeigte“ und das im Finale zum tragischen Zusammenbruch führt. Acht Jahre nach der Uraufführung der „Verkauften Braut“ wurde Smetanas Gehör drastisch schlechter, bis zur Uraufführung von „Mein Vaterland“ war er völlig taub. In dieser Spannung spielt sich sein eMoll-Quartett ab, als „Unterhaltung im engsten Freundeskreis über das, was mich so bedeutungsvoll bewegt.“ Botschaften aus dem eigenen Leben enthält auch Janáμeks zweites Streichquartett: Es ist eine einzige Liebeserklärung an die fast 40 Jahre jüngere Kamila Stösslová. 1917 lernte der mehr als Sechzigjährige die junge Frau kennen, in die er sich leidenschaftlich verliebte. Seine letzten Liebesbriefe an sie schrieb er in Musik: in den Sätzen seines zweiten Streichquartetts, das er ein Jahr vor seinem Tod komponierte. Josef Beheimb 23
Montag, 4. Juli, 20 Uhr Minoritensaal AUS MEINEM LEBEN Smetana: Streichquartett Nr. 1 in e („Aus meinem Leben“) Janáμek: Streichquartett Nr. 2 („Intime Briefe“) Dvo∏ák: Streichquartett in G, op. 106
Zemlinsky Quartett Karten & Informationen: styriarte-Kartenbüro Sackstraße 17, 8010 Graz Tel. 0316.825000 www.styriarte.com
ERIK SATIE
Ambraser Schlosskonzerte 12./19./26. Juli + 02. August 2011
Die wunderbaren Volten des Genies Erik Satie
Innsbrucker Festwochen der Alten Musik
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citygrafic.at | Foto: Vandory
10. – 28. August 2011
eder wird Ihnen sagen, ich sei kein Musiker“, schreibt Erik Satie in seinen Memoiren eines Gedächtnislosen, und fügt lakonisch an: „Das stimmt!“ Und in diesen zwei Sätzen ballt sich das ganze spöttische und kluge Wesen eines der begabtesten Komponisten aller Zeiten. Was natürlich kühn behauptet ist über einen, den die großen Akademiker jeder Zeit, Adorno inklusive, verspotten und missachten, den wichtige Pianisten wegen vermeintlicher Niveaulosigkeit in weitem Bogen umgehen und dessen berühmteste Klavierstücke von der Filmindustrie als zuverlässiger Weichspüler unter beinahe jedes kitschtriefende Bild mit plätscherndem Wasser gelegt werden, an das man sich erinnern kann. Und doch spricht da etwas aus der Musik von Erik Satie, das alles Nörgeln weit übersteigt, vor allem aber etwas, das unser gewohntes Bild von Musik auf den Kopf stellt. Denn Saties Werke scheinen unendlich leicht, scheinen ganz und gar einfach, klar und simpel, doch wenn man sie fassen möchte, entgleiten sie. Entgleiten dem Verstand wie den Kategorien. Deshalb ist Satie der Leichteste unter den Leichten, so luftig, dass man ihn nicht fassen kann. lles an Erik Satie ist Attitüde. Und bei jeder seiner Masken dürfen wir uns sicher sein, dass sie ebenso authentisch wie verlogen, echt wie falsch sind. Stellen wir uns einen wirklichen Sonderling vor, der stets im gleichen Anzug durch die Bohème des Paris der Jahrhundertwende läuft, denn er hat sich diesen Anzug gleich im Dutzend anfertigen
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lassen. Er lebt in einem winzigen Zimmer im Bezirk Montmartre, das so zugemüllt ist, dass man ihn heute wohl als Messie bezeichnen und vom Gesundheitsamt zwangsräumen lassen würde. Er spielt Klavier in den zwielichtigen Lokalen des Vergnügungsviertels, in denen man sehr schnell Kontakt zu Damen bekommen kann, wenn man das nötige Bargeld investieren möchte. In dieser Halbwelt malen Künstler, die damals kaum ihr Mittagessen bezahlen konnten, heute aber um Millionen gehandelt werden, Künstler wie Toulouse-Lautrec oder Pierre Bonnard die Werbeplakate für die frivolen Shows; und der merkwürdige Mann spielt am Klavier merkwürdige Stücke, die von nackten griechischen Jünglingen der Antike handeln, die um spartanische Götterstatuen tanzen, die „Gymnopédien“. Keiner weiß genau, ob der Komponist sich diese Rituale nur ausgedacht hat oder ob er von ihnen aufgrund seiner beeindruckenden Belesenheit weiß. Auf jeden Fall befördern die Klavierstücke keineswegs aufbrausende Sinnlichkeit, sondern sind wunderbar zarte, melancholisch verhangene, musikalische Poesie. al erscheint Satie als Anhänger obskurer Gurus, deren esoterisches Treiben zu der Zeit in Paris en vogue ist, mal gibt er sich als Rosenkreuzer, dann wieder als schlichter kleiner Beamter aus, der in seinem Leben nicht einen einzigen musikalischen Einfall hat, sondern all seine Miniaturen nur errechnet. Auf jeden Fall erweckt er das Interesse einer breiteren Öffentlichkeit.
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an dessen Epigonen, die den Meister, wenn schon nicht an Erfolg, so zumindest im orchestralen Aufwand übertreffen wollen, dann scheint hier bei allem Versteckspiel Saties sicher ein Funken Wahrheit auf. Während auf den Opernbühnen seiner Zeit der gesamte Götterhimmel auf die Bühnenbretter gewuchtet wird, und während in den Orchesterwerken ganze Ozeane aufgetürmt werden, sind Saties Miniaturen am Klavier, die oft nicht länger als drei Minuten dauern und minimalistisch überschaubar mit ihren wenigen Noten umgehen, ein sehr klares Statement. Unter Saties Bett in einem zerwühlten Zimmer fand man übrigens nach seinem Tod auch einen riesigen literarischen Nachlass. Tausende von Sätzen hatte er notiert, die ohne jeden Zusammenhang nur eines wollen: in höchster Präzision und äußerster Kürze Gedanken festhalten. In seiner Musik hat er nichts anderes getan. Und jeder dieser Gedanken ist kostbar wie ein Diamant. Thomas Höft Erik Satie auf einem Gemälde von Antoine de la Rochefoucault, 1894
zu Erik Saties Skandalballett „Parade“ beisteuert, das Satie 1917 endgültig in den Olymp der Avantgarde katapultiert. Doch auch das ist dem seltsamen Mann schon wieder zu viel. Wieder schlägt er Haken und scheint sich über seine Interpreten lustig zu machen. Denn nicht um komplexe Theoreme ginge es ihm, sondern nur um eines: Einfachheit. mmer wieder betont Satie, wenn er nach dem Wesen seiner Kunst gefragt wird, dass es ihm um Simplizität ginge. Um das Wesen, den Kern der Sache an sich, die er in einer Zeit des Zuviel freilegen wolle. Und führt man sich die unglaubliche Bautätigkeit des Historismus vor Augen, das geradezu wütende Protzen, in dem die Weltstadt Paris aus dem Boden gestampft wurde, denkt man an die hybriden musikalischen Auswüchse des Wagnerismus, der immer mehr auf mehr häuft, oder
BEST OF SATI E Satie: Gymnopédies, Gnossiennes, Sarabande No. 3, Nocturne No. 3, Sonatine bureaucratique, Je te veux u. a.
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FOTO: MATS BÄCKER
Und Satie ist so avantgardistisch, dass er all die symbolbeladenen, psychologiesüchtigen oder sensitiven Modernismen der Kunst seiner Zeit über Bord wirft und sich seine ganz eigene Kunsttheorie zurechtlegt. In der ist Musik reines Handwerk und will nichts bedeuten als das, was sie im Moment erscheint. Musik, die man wie ein Möbelstück in seiner Umgebung akzeptiert, als formal und handwerklich gearbeitete Umgebung. Theoretisch ist er damit ganz nah an den experimentellen Vorstellungen von Literatur, wie sie im Salon von Stéphane Mallarmé gepflegt werden, wo junge Dichter sich um die Sprache als Struktur bemühen. Und er ist nah an den Malern des Kubismus, die die Wirklichkeit auf ihren Bildern zerschlagen, um sie neu zusammensetzen zu können. Kein Wunder, dass niemand Geringerer als Pablo Picasso die Kostüme
Sonntag, 26. Juni, 20 Uhr Minoritensaal
Roland Pöntinen, Klavier Karten & Informationen: styriarte-Kartenbüro Sackstraße 17, 8010 Graz Tel. 0316.825000 www.styriarte.com
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Mit diesem Projekt wird die styriarte 2011 bei einigen hundert Mi, 6. Juli & Do, 7. Juli Helmut-List-Halle, 20 Uhr C AR MINA BURANA
Orff: Carmina Burana Bibiana Nwobilo, Sopran Johannes Chum, Tenor David McShane, Bariton Chöre aus steirischen Schulen recreation – GROSSES ORCHESTER GRAZ Dirigent: Oswald Sallaberger
FOTOS: WERNER KMETITSCH (5), GERTRAUD HEIGL (3), CLAUDIA TSCHIDA (1)
Karten & Informationen: Tel. 0316.825000
Schülern und Schülerinnen lange in Erinnerung bleiben: Orffs „Carmina Burana“ gehen in der Helmut-List-Halle am 6. und 7. Juli zweimal über die Bühne: Getragen von „recreation – GROSSES ORCHESTER GRAZ“ und dirigiert von Oswald Sallaberger
singen die Chöre von fünf steirischen Schulen den MittelalterEvergreen über Liebe und Lebenslust. Auch wenn kein Tag im Jahr vergeht, an dem die „Carmina Burana“ nicht irgendwo auf der Welt aufgeführt werden – die Grazer Produktion verspricht ganz besondere Frische!
Schon im März starten die Probenarbeiten zur Carl Orffs „Carmina Carmina Burana“ mit m t Oswald Sallaberger. Sallaberger Unterstützt von massivem Schlagwerk und Klavier nähern sich die jungen Stimmen aus dem Grazer Musikgymnasium Dreihackengasse …
… und aus der Neuen Musikmittelschule Edelschrott der Orff’schen Partitur, die schon ihre Tücken hat, aber vor allem Spaß p g macht. Auch die hoch prämierten SängerInnen vom HIB-Art-Chor Liebenau (hier bei ihrem Auftritt im Festival PSALM 2011) …
… sind im Team. Der Kinderchor kommt aus den Grazer Volksschulen Engelsdorf und St. Peter. Bei den ganz Kleinen wechselt der Dirigent die Taktik, lässt das Schlagwerk daheim und kommt selbst mit seiner Geige. 27
u ds dl d
„fliegen, das ist natürlich seit ehundje das schwerste, aber abheben, so leicht geht das (wie auch sonst?). denn selbst der ganz große airbus hebt ab, und natürlich auch die wiener philharmoniker, dieser supertanker, die heben ab, zumindest (um lebende nicht durch namensnennung bzw.
Konzertkalender, die alle Stücke spielen. Musikberichte, die den Ton angeben. Rezensionen, die ins Ohr gehen.
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Die Zeitung für Leserinnen
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Das MUMUTH in der Grazer Lichtenfelsgasse von innen und von außen.
FOTO: OLIVER KENDL
as schwere und das leichte“ – so heißt der Abend, und das deutet schon darauf hin: Dieser Teil von Mütters Doktorat (über den dann im wissenschaftlichen Teil reflektiert werden wird) wurde im Kontext der styriarte-Dramaturgie entwickelt, die ja eben die Mühen der Kreativen mit dem Leichten, das so schwer zu gestalten ist, zur Diskussion stellt. Eine illustre Schar von Mitspielern hat sich Mütter für seinen Abend zusammengestellt, in deren Mitte er als Spielertrainer die Fäden zieht oder die Bälle wirft. Ziemlich sicher ist: dsudl wird das am wenigsten leicht berechenbare Projekt der styriarte 2011, ein Abend voller kreativer Überraschung, und wer genau wissen will, was da auf ihn/sie zukommt, der kann sich mit Bertl Mütters folgendem Projektportrait sicher helfen:
MUSIKLAB
das schwere und das leichte
ein stück musiklaboratorium von bertl mütter
Die Kunstuniversität Graz geht neue Wege: Seit 2009 kann man hier ein künstlerisches Doktorat erwerben, den Dr. artium, und das ist einer, den man sich nicht einfach ergoogeln kann. Der Posaunist und Komponist und styriarte-Stammgast Bertl Mütter ist der Erste, der diesen Titel in Graz erwerben will, und der künstlerische Teil seiner Arbeit ist ein Abend im MUMUTH, den die Kunstuniversität gemeinsam mit der styriarte präsentiert. und zur virtuosität: was denn das sei, wie damit umgehen, wie sie (die virtuosität, ja, auch die kreativität!) umgehen, sich fallen lassen, reagieren auf eine augenblicklich sich ändernde situation … wir dürfen gespannt sein auf ein sinnlich lustvolles forschen, kunst als (fröhliche) wissenschaft laute(t) die devise, serious fun, und seine mitspielerinnen sind allerdings mit allen wassern gewaschen, sie müssen sich aber auch, trotz der zu erwartenden sommerlichen temperaturen, warm anziehen, wird ihnen doch allerhand abverlangt an wachheit und agilität, beim spielen, im augenblick. und nichts ist so, wie“es auf den ersten blick scheinen mag. (bertl mütter)
Dienstag, 19. Juli, 20 Uhr MUMUTH DSUDL – DAS SCH WER E UND DAS LEICHTE
ein stück musiklaboratorium von bertl mütter Agnes Heginger, Sopran Markus Sepperer, Englischhorn & Oboe Ulrich Drechsler, Bassklarinetten Bertl Mütter, Posaune Ernst Kovacic, Violine Peter Sigl, Violoncello Franziska Fleischanderl, Hackbrett & Sopran Miki Skuta, Klavier Bertl Mütter, Spielertrainer Gemeinsam mit der Kunstuniversität Graz im Rahmen des künstlerischen Doktorandenforums
FOTOS: KUG/WENZEL, CHRISTIAN RICHTERS
Bertl Mütter: „Ich bevorzuge “ schöne Ergebnisse
nichterwähnung zu kompromittieren), wenn kleiber sie dirigiert, zu neujahr, da schweben sie regelrecht, tändelnd und tänzelnd noch dazu. wie schwer also ist das leichte, wie schwer das schwere (vor allem, wenn sich herausstellt, dass manches aus pappmaché sein könnte)? und: umgekehrt? – wie schaut es also aus mit dem (möglicherweise gar nicht so) trivialen? es ist doch so: oft führen komplexe gedanken zu banalen ergebnissen, oder umgekehrt, banale gedanken führen zu komplexen ergebnissen. weiters können auch komplexe gedanken zu komplexen ergebnissen führen oder banale gedanken führen zu banalen ergebnissen. bertl mütter untersucht in seinem ensemblewerk auf mannigfache weise fragen zur kreativität
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Karten & Informationen: styriarte-Kartenbüro Sackstraße 17, 8010 Graz Tel. 0316.825000 www.styriarte.com
ERIK SATIE
Letzte Tippps
Landeszeughaus Kunsthaus Graz Museum im Palais Schloss Eggenberg mit Alter Galerie, Archäologiemuseum und Münzkabinett Volkskundemuseum Österreichischer Skulpturenpark Schloss Trautenfels Schloss Stainz mit Jagdmuseum und Landwirtschaftsmuseum Römermuseum Flavia Solva
Die Stiftskirche in Pöllau – Starker Rahmen für die „Secrets of the Vatican“.
Es gibt Zeitgenossen, die behaupten, die Karten zur styriarte seien ihnen
Wir freuen uns auf Ihren Besuch!
zu teuer. Es gibt andere, die zahlen angeblich überhaupt nichts. Was ist jetzt wahr? Vielleicht sogar beides?
www.museum-joanneum.at
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FOTOS: WERNER KMENTITSCH (3)
zur styriarte 2011
ürde man die Kosten der verschiedenen styriarteProduktionen exakt auf die jeweiligen Eintrittskarten umlegen, so würden einige Vorstellungen fürs Publikum unerschwinglich teuer, andere dagegen klar billiger. Eine Karte für die Haupt-Produktion „Die verkaufte Braut“ müsste dann im Schnitt mehr als 200 Euro kosten, kostet aber tatsächlich im Schnitt rund 100 Euro, was nicht heißt, dass man in der styriarte nicht auch für 30 Euro zu einer „Braut“ kommt, und wenn man Teilnehmer der auch von der styriarte unterstützten Aktion „Hunger auf Kunst und Kultur“ ist, ganz umsonst. Fest steht: Wer genau weiß, was er wann in der styriarte erleben will, der wird sich bei Erscheinen des Jahresprogramms mit Karten nach Tarif eindecken und falls er/sie zu spät
T IPPPS
Die Restplatzabos
Eine Generalprobe Jeweils 100 Abos in beiden Dimensionen 5 und 8 waren 2011 übrigens aufgelegt. Denn zum Glück: So viele
lassen wird. Karten für die Generalprobe am 8. Juli um 19 Uhr müssen unbedingt vorher erworben werden, im styriarteKartenbüro oder in der Pfarre Stainz.
KlassikTreffpunkt Jeder Klassik-Fan kennt die Sendung Nikolaus Harnoncourt am Samstag um zehn kommt in den Klassikin Ö1, die üblicher- treffpunkt. weise aus der Wiener Argentinierstraße kommt. Heuer, am 25. Juni kommt der „Klassik-Treffpunkt“ aus der Grazer Helmut-ListHalle, es geht natürlich um die styriarte, schwerpunktmäßig um die „Verkaufte Braut“. Renate Burtscher gestaltet die Sendung mit Solisten aus der styriarte-Produktion direkt in der Bühne der Oper, der Maestro selbst kommt auch dazu. Wer live
FOTO: SERBAN MESTECANEANU
In den Restplatzabos 2011, deren Inhalt dieser Tage gelüftet worden ist, finden sich folgende Zuckerln (deren jedes im Fünfer-Abo um 11 Euro und im Achter-Abo um 9 Euro pro Vorstellung erworben werden konnte): Die neue Version von SaintSaëns Evergreen „Der Karneval der Tiere“ (25. Juni) mit den Solisten
viermusik dem schweren Leichten nachspürt. Und gleich zwei Klaviere braucht es für die „Goldberg-Variationen“, die Yaara Tal und Andreas Groethuysen am 9. Juli in die ListHalle zaubern werden. Mit „Gassenhauer“ (10. Juli) feiert Heinrich Schiff auch in der styriarte seinen 60. Geburtstag. Milan Turkovi ´c spielt mit den Concentus-Bläsern unter dem Motto „Bravo! Cosa rara!“ (11. Juli) gar nicht so seltene Sachen aus „Don Giovanni“ und aus Haydns „Schöpfung“. Noch mehr Mozart, aber am Hammerflügel, gibt es in „Alla Turca“ (13. Juli). Das „Fest für Fux“ in Schloss Eggenberg am 16. Juli werden Restplatzabonnenten nicht versäumen, und mit dem „Finale barocco“, das ein Feuerwerk barocker Hits bereithält, am 24. Juli schließt das Festival ebenso wie seine beiden Restplatzabos.
Heiß begehrt, daher: Das casalQuartett spielt Piazzollas „Tango Sensations“ auch am 8. Juli, Stefania Neonato Schumanns „Träumerei“ auch am 4. Juli, Rudolf Leopold bringt sein „Yesterday“-Programm für acht Cellisten zusätzlich am 3. Juli.
des Chamber Orchestra of Europe und Petra Morzé, die zwischen den Nummern einen ziemlich pfiffigen neuen Text von Thomas Höft lesen wird. Die „Best of Satie“-Klavierorgie (26. Juni) mit dem genialen schwedischen Tastentiger Roland Pöntinen. Die „Lust auf Lasso“-Nummer der King’s Singers (27. Juni) und gleich darauf die Landpartie des Arnold Schoenberg Chores nach Pöllau, wo ältere „Secrets of the Vatican“ von Palestrina und Kollegen entschleiert werden (29. Juni). Rein die optische Opulenz dieses oststeirischen Gotteshauses lohnt die Reise, und dann erst der Klang! „My Piano Album“ (30. Juni) nennt Pierre-Laurent Aimard sein heuriges styriarte-Programm, mit dem er in neuer, neuester und älterer Kla-
Restplätze bleiben ja in der styriarte gewöhnlich nicht frei. Der aktuelle Stand: Rund 33.000 Karten konnte das styriarte-Kartenbüro für 2011 anbieten, davon haben ein Monat vor Festivalbeginn mehr als 24.000 schon ihre Käufer gefunden. Die gute Nachricht: Ergo sind rund 9.000 Karten noch zu haben, und zwar fast in allen Projekten von der „Verkauften Braut“ über die „Paukenschlag“-Produktion bis zum Finale. Und auch dort, wo es wahrscheinlich kein Hineinkommen mehr gibt, könnte Rettung nahen: So wird auch heuer die Generalprobe des Stainzer Kirchenkonzertes mit Nikolaus Harnoncourt wieder öffentlich sein, wobei der Kartenertrag daraus der Pfarre Stainz zugunsten der endlosen Restaurierung des herrlichen barocken Gotteshauses über31
dabei sein möchte, der ist herzlich willkommen, Anmeldung ist nicht erforderlich, nur rechtzeitig da sein. Und noch eine letzte Meldung: Auch die ORF-Klangwolke soll es 2011 wieder geben, weil finalement die Finanzierung doch geglückt ist. Am 2. Juli soll die Wolke steigen, in der ganzen Steiermark, live aus der Helmut-List-Halle, und drinnen ist: „Die verkaufte Braut“. Mehr dazu demnächst. Mathis Huber Karten & Informationen: styriarte-Kartenbüro Sackstraße 17, 8010 Graz Tel. 0316.825000 www.styriarte.com
FOTO: CLAUDIA TSCHIDA
gekommen ist, ganz schnell einen Platz auf der Warteliste einnehmen. Das kann, wenn man großen Konzerthunger hat, natürlich wirklich ins Geld gehen. Wer aber bei großem Hunger und kleinem Börsel auf seine Rechnung kommen möchte, der sollte der Meinung sein, dass das Programm der styriarte insgesamt super ist (das ist ja nicht so schwer), und der sollte in die Konzerte gehen wollen, die ihm/ihr die styriarte am Ende vorschlägt. Und der sollte rechtzeitig ein „styriarte-Restplatzabo“ gebucht haben. Jetzt ist es dafür zu spät, aber vormerken für 2012 wäre eine Idee.
O STERFESTIVAL
Close-up auf Die Fortsetzung der styriarte-Festival-Edition mit „Má vlast“
Das Osterfestival PSALM 2011 bringt Lateinamerika nach Graz
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s gehört zu den schönsten und größten Geheimnissen der Musik, dass sie so begrenzt ist. Einmal aufgeführt, gespielt und gehört, ist sie auch schon wieder vorbei und bleibt nur noch in der Erinnerung lebendig. Auf der anderen Seite erzeugt diese Vergänglichkeit auch einen gehörigen Leidensdruck. Soll wirklich unrettbar verloren sein, was man einmal so überwältigend empfunden hat, als man es hörte? Aus dieser Sehnsucht hat sich der technische Fortschritt gespeist, hat Tonaufzeichnungs- und Übertragungstechniken ins Spiel gebracht und schließlich die heute universell verfügbaren digitalen Speicher für alle Arten von Daten ermöglicht. Auch Musik liegt inzwischen auf der schier unendlichen Halde des kulturellen Gedächtnisses und kann so leicht in Bild und Ton abgerufen werden, dass der Wert des einzelnen Ereignisses fast nivelliert erscheint. Wenn man sich in dieser Situation entschließt, dem Berg der Erinnerung eigenes, neues Material hinzuzufügen, dann muss man einerseits wirklich vom Ewigkeitswert des Angebots überzeugt sein und andererseits mehr tun, als die nächste 32
Konzertkonserve auf digitale l Tonträger zu bannen. Beides trifft if für unsere Produkte zu, und deshalb al gibt es Neues von der styriarte-Festivales Edition anzukündigen. styriarte-Festival-Edition -Edition heißt,t, besonders wichtige, herausragende Au Aufige, h führungen unse unseres Programms verfügügbar zu halten. alte Aber nicht als nüchterne Konserve, erve die nur ein flaches Abbild des ooriginären musikalischen Ereignisses iss liefert, sondern als ganz eigenes Produkt, das seinen Käufer ebenso Pr ernst nimmt wie den Besucher des Livekonzertes. Denn so wie das Livekonzert ganz und gar unwiederholbare, spezifische Eindrücke und Erlebnisse nisse bietet, kann auch die Konzertaufzeichfze nung eine ganz eigenständige Qu Qualität haben, kann Werte anbieten, ddie dem Liveereignis fehlen müssen. Am Beispiel des brandneuen, gerade ersch erschienenen Angebots der Festival-Edition lässt sich das gut erklären. Sie bietet eine filmisch wie akustisch brillante Aufzeichnung von Nikolaus HarnonA courts fulminanter, im vergangenen co Jahr hr von Publikum wie Presse gefeierter er zzyklischer Aufführung von Smetanas „M „Má vlast“ auf DVD. Durch das Auge der Kamera hat h da man die ein einmalige Gelegenheit,
O ST ERFESTIVAL
FOTO: WERNER KMETITSCH
Harnoncourt und Smetana
Blicke auf den Dirigenten und das Chamber Orchestra zu rchestra of Europe Eu werfen, die im m Konzert unmöglich sind. Man vermag, dem Maestro wie den Musikern wahrlich unverstellt iins Gesicht zu blicken wie auf die Hände ände zzu schauen. Und so fügt sich zu der musikalischen Choreographie musi des aufwühlenden Orchesterzyklus hlen um das Paradestück „Die Moldau“ des auch eine visuelle. lle Welche Mittel nutzt der Dirigent im Konzert, um das gewünschte Ergebnis bn zu erzielen? zwi-i Wie funktioniert die Interaktion nte schen Welche n den Musikern? We ellche körperkörp lichen und emotionalen Leistungen L fordert Smetana eigentlich ch heraus? All das lässt sich daheim m am Bildschirm herausfinden.
Darüber üb hinaus jjedoch erfährt der Zuschauer noch u der Festival-Edition t mehr. A Auf einer zweiten DVD kann w man einen Dokumentarn einstündigen nd film anschauen, der während der aufs de regenden an „Má vlast“ n Probenarbeit na entstanden Regisseur Günter Schilde ist. R han hat N Nikolaus Harnoncourt und ol das Chamber beer Orchestra of Europe auf dem langen Weg der Realisierung des gen nW Projektes ktes hautnah utn begleitet. Und der Zuschauer cha erhält ält einen raren Einblick Harnoncourt“. Man in die „Werkstattt H erfährt viel über diee In Interpretationsabsicht des Dirigenten, über seine Vorstelber se lungen vom Werk, aber darüber hinaus über h auch ganz Grundsätzliches über ber die Macht und die Kraft der Musik, über die Romantik und besonders über das
COMING SOON
Erhältlich im styriarte-Kartenbüro, Sackstraße 17, 8010 Graz und auf www.styriarte.com à € 29. 33
schwierige Ve Verhältnis zwischen Österreich und Tschechien – schließlich hat Tsche Smetana mit „Má M vlast“ ganz bewusst angestrebt, ein n nationales Kunstwerk zu schaffen. Ein solcher Blick unter die Oberfläche eines zu oft als Wunschkonzertmusik missverstandenen Werkes ist nicht hoch genug zu schätzen. Und die anschauliche Sprache Harnoncourts und die unmittelbar zu hörenden Beispiele machen es jedem ganz leicht, der musikalischen Spurensuche zu folgen. n. Diese Dokumentation über die Probenben arbeit zu Smetana ist überhaupt aupt kein Spezialistenprogramm oder musikologisches Seminar, minar, sie ist spannend, ganz undd gar erfrischend und für jeden zugänglich, der Ohren hat. Wer aber doch lieber lesen und schauen möchte, für den bietet das Buch, das den DVDs den Rahmen gibt, ebenfalls genügend Material. Ein grundlegender Essay über Smetana und sein Werk rundet ebenso wie eine über vierzigseitige Fotostrecke aus Proben und Konzert das opulente Angebot ab. Zugegeben viel Stoff für den Berg der Erinnerung, aber sicherlich auch ein Steinbruch der Erkenntnis. Thomas Höft
SERVICE
KARTEN UND INFORMATIONEN
PARKGARAGEN
Unser Kartenbüro hat ganzjährig Montag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr für Sie geöffnet. Während des Festivals betreuen Sie unsere Mitarbeiter im Kartenbüro (Palais Attems, Sackstraße 17) von Montag bis Freitag in der Zeit von 10 bis 18 Uhr, samstags von 10 bis 17 Uhr. Die Abendkassen vor Ort öffnen jeweils eine Stunde vor Konzertbeginn.
Wenn Sie mit dem eigenen Auto kommen, so können Sie an unseren Abendkassen für folgende Innenstadt-Parkgaragen Ausfahrtstickets zu günstigen Preisen erwerben: Weitzer Garage am Entenplatz: zwischen 18 Uhr und 8 Uhr früh parken Sie um EUR 1,50. APCOA-Parkgarage am Andreas-Hofer-Platz und am Mariahilferplatz: zwischen 17.30 und 2 Uhr früh parken Sie um EUR 5. BOE Parking in der Einspinnergasse: 20% Nachlass auf das gezogene Einfahrtsticket. In der KunsthausGarage und Kastner & Öhler-Garage parken Sie von 19 Uhr bis 8 Uhr früh um maximal EUR 3. Den Besuchern der HelmutList-Halle steht der vom Grazer Parkraumservice erschlossene Parkplatz gegenüber und neben der Halle zur Verfügung, Parktickets um 3 Euro sind bei der Einfahrt zu bezahlen. Der GVB-Bus Nr. 85 zur Helmut-ListHalle verkehrt bis Mitternacht.
INTERNET
Schauen Sie doch hin und wieder vorbei auf www.styriarte.com. Sie finden auf unseren Seiten ein reichhaltiges Service – von Hörbeispielen, Künstlerbiografien, den DVDs der Festival-Edition und den Magazinen bis zu Beschreibungen der Veranstaltungsorte samt Adressen und Stadtplanlinks. Natürlich können Sie dort auch Karten kaufen. Und das Angebot wird ständig erweitert. Wir freuen uns sehr über Ihre Beiträge in unserem Forum. Oder folgen Sie uns doch auf Facebook. NEWSLETTER
Wir informieren Sie mit Passion und immer lieber auch über unseren Newsletter. Wir freuen uns, wenn Sie uns dafür Ihre aktuelle Email Adresse bekannt geben. Ihre Direktanmeldung dafür ist auf www.styriarte. com möglich!
DAS TEAM
Intendant: Mathis Huber Dramaturgie: Karl Böhmer & Thomas Höft Produktion: Irmgard Heschl & Gertraud Heigl Verwaltung: Alexandra Pifrader, Lisa Schrank & Lukas Seirer (Buchhaltung) Presse/Kommunikation: Claudia Tschida Marketing/Sponsoring: Andrea Hrovat Internetredaktion: Margit Kleinburger Kartenbüro: Margit Kleinburger, Martin Exner & Patrizia Zechner KONTAKT
A-8010 Graz, Sackstraße 17 Telefon +43.316.825000 Fax +43.316.825000-15 tickets@styriarte.com www.styriarte.com
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Wenn Sie unsere Hilfe brauchen, um in die jeweiligen Konzertsäle zu gelangen, dann melden Sie Sich bei uns im Kartenbüro (825 000). Frau Hrovat wird sich mit Ihnen in Verbindung setzen und für alles Notwendige sorgen. ZU GUTER LETZT
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SAMMELTAXI
Für die Fahrt zu und von den Konzerten außerhalb von Graz stellen wir wieder Busse zur Verfügung. Abfahrt von Graz jeweils vor der Grazer Oper (Franz Graf Allee). Rückfahrt nach dem Konzert. Voranmeldung im styriarte-Kartenbüro unbedingt erforderlich.
Wie bisher steht Ihnen auch heuer wieder ein Sammeltaxi-Service zur Verfügung. Sie melden sich vor dem Konzert an und werden nach Konzertende um EUR 4,50 von einem 2801-Taxi innerhalb von Graz nach Hause gebracht.
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Alle Fragen, die Sie im Zusammenhang mit unserem Festival haben – und zwar wirklich alle! – können Sie getrost unserem Publikums-Coach stellen. Und der hält bestimmt keine für komisch! Rufen Sie einfach 0316.825000 und verlangen Sie den Coach! Oder schreiben Sie per E-Mail an coach@styriarte.com.
REC REATION
Zehnte Saison – ein Fest!
Weltreise mit dem Orchester „recreation“
A
ller Herren Länder und fast alle Zeitalter, die ein sinfonisches Orchester bereisen kann, hat sich recreation – GROSSES ORCHESTER GRAZ für seine zehnte Saison vorgenommen. Nach diesseits und jenseits des Atlantiks wollen wir Sie entführen, von der französischen Küste in Debussys „La mer“ zur New Yorker „Waterfront“ in den Tönen Leonard Bernsteins. Am Ende reisen wir unter charmantester Begleitung weiter nach Mexiko. Im Zentrum unserer zehnten Saison stehen freilich, wie es sich gehört, die Meilensteine der Orchesterliteratur, ein Programm um Mozarts „Jupiter“-Sinfonie, eines um Beethovens Dritte – die „Eroica“,
eines zwischen Liszts Mephisto-Walzer und Wagners „Tristan“-Musik, eines zwischen Brahms und Dvo∏ák. Ganz große Erlebnisse sind also programmiert! Die künstlerischen Partner, die recreation in dieser zehnten Saison führen und begleiten werden, versprechen Sternstunden: Einige unserer liebsten Dirigenten und Solisten werden mit uns musizieren, und es gibt auch neue im Programm: ein gerade einmal 20-jähriger Solist für Dvo∏áks Cellokonzert, ein Sir unter den britischen Dirigenten, eine feurige junge Dirigentin aus Mexiko … Und das alles im Juwel des Grazer Congress, im Stefaniensaal.
An der Struktur unserer Konzertzyklen wird sich nichts ändern, nicht einmal die Preise. Die kurzen Konzerteinführungen vor jeder Vorstellung, die wir seit der Saison 2010/11 anbieten, sind so gut angenommen worden, dass wir auch damit weitermachen werden, jedoch mit freundlicherer Beginnzeit um 19.15 Uhr im Stefaniensaal. Viel Vorfreude und dann viel Vergnügen mit der Saison 2011/12.
Mo, 10. & Di, 11. Oktober
Mo, 23. & Di, 24. Jänner
Mo, 16. & Di, 17. April
CAR MEN Debussy: La mer de Falla: Siete Canciones populares españolas Bizet: Carmen-Suite Franck: Symphonie in d Nora Gubisch, Mezzosopran Dirigent: Oswald Sallaberger
EROICA Beethoven: Ouvertüre zu „Coriolan“, op. 62 Klavierkonzert Nr. 5 in Es, op. 73 Symphonie Nr. 3 in Es, op. 55 „Eroica“ Bernd Glemser, Klavier Dirigent: Sascha Goetzel
Mo, 14. & Di, 15. November
N EW Y O RK – PARIS Muthspiel: Prolog “Starting the Engine” Adams: Short Ride in a Fast Machine Ives: Central Park in the Dark Ellington: In a Sentimental Mood Bernstein: On the Waterfront Satie: Parade Lennon/McCartney: Michelle Gershwin: An American in Paris Dirigent: Christian Muthspiel
TR I S TAN
Mo, 27. & Di, 28. Februar
Weber: Ouvertüre zu „Oberon“ Liszt: „Von der Wiege bis zum Grabe“ Mephisto-Walzer Nr. 1 Mendelssohn: Das Märchen von der schönen Melusine Wagner: Ouvertüre zu „Tannhäuser“ Vorspiel und Liebestod aus „Tristan und Isolde“ Dirigent: Heinrich Schiff Mo, 5. & Di, 6. Dezember JUP I TER
Mozart: Ouvertüre zu „La Clemenza di Tito“, KV 621 Klavierkonzert Nr. 24 in c, KV 491 Sinfonie Nr. 41 in C, KV 551 „Jupiter“ Markus Schirmer, Klavier Dirigent: Michael Hofstetter
B.A.C.H. Sinfonien von Carl Philipp Emanuel Bach und Werke der Bachischen Familie Dirigent: Jordi Savall
Mo, 19. & Di, 20. März BRAHM S & DVORÁK
Brahms: Ungarische Tänze Nr. 17 bis 21 Symphonie Nr. 2 in D, op. 73 Dvo∏ák: Cellokonzert in h, op. 104 Sol Daniel Kim, Cello Dirigent: Paul Goodwin Alle Konzerte finden im Grazer Stefaniensaal statt Beginn jeweils 19.45 Uhr Tel. 0316.825000 • www.recre.at 35
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Mo, 28. & Di, 29. Mai SOMMERNACHTSTR AUM
Schubert: Symphonie Nr. 3 in D, D 200 Mendelssohn: „Ein Sommernachtstraum“ – Ouvertüre, op. 21 & Schauspielmusik, op. 61 HIB.art.chor Liebenau (Einstudierung: Maria Fürntratt) Sprecherin: Daniela Fally Dirigent: Michael Hofstetter Mo, 11. & Di, 12. Juni NUEVO MUND O
Moncayo: Huapango Ponce: Concierto del Sur para guitarra y orquesta Dvo∏ák: Symphonie Nr. 9 in e, op. 95 „Aus der Neuen Welt“ Pablo Sáinz Villegas, Gitarre Dirigentin: Alondra de la Parra