af_2015-11-16_sprachbarometer_toponomastik

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Süd-Tiroler Freiheit Freies Bündnis für Tirol Landtagsklub

An den Präsidenten des Süd-Tiroler Landtages. Bozen, den 16. November 2015. Aktuelle Fragestunde Dezember 2015:

Sprachbarometer 2014 – Toponomastik Das Landesinstitut für Statistik (ASTAT) stellte Anfang Oktober 2015 das Sprachbarometer 2014 vor. Mit diesem wurden u.a. Meinungen über die Mehrsprachigkeit der Toponomastik festgehalten. Ergebnis: Von den drei Sprachgruppen erscheint offenbar der italienischen die Ortsnamenfrage am wichtigsten. Ebenso spricht sich die italienische Sprachgruppe am stärksten für eine mehrsprachige Toponomastik aus (siehe Anhang). Fragen an die Landesregierung: 1. Wie interpretiert die Landesregierung die Tatsache, dass die italienische Sprachgruppe die mehrsprachige Toponomastik am stärksten verteidigt? 2. Was ist nach Auffassung der Landesregierung der Sinn von Umfragen über eine so komplexe Thematik wie die Toponomastik, wenn sie der Bevölkerung völlig unvermittelt und undifferenziert gestellt werden? 3. Hat die Landesregierung schon einmal überlegt, die Bevölkerung in Süd-Tirol, besonders die italienische, vordergründig und eingehend über die Hintergründe der Toponomastik und insbesondere der so genannten „italienischen“ zu informieren, damit sich jeder ein besseres Bild machen kann? L.-Abg. Bernhard Zimmerhofer

L.-Abg. Sven Knoll

L.-Abg. Myriam Atz Tammerle

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6 LEBEN IN EINEM MEHRSPRACHIGEN RAUM / VIVERE IN UN’AREA PLURILINGUE

der Spitze liegen. In diesen haben 26,9% der Bevölkerung eine solche Erfahrung gemacht. Es folgen die Carabinieri mit 26,2%, die Eisenbahn und die Polizei (15,5% bzw. 18,2%) und mit wesentlich geringeren Werten die Gemeinden und das Gericht. Diese Rangreihung ist nicht zwangsläufig Ausdruck der Bereitschaft der Angestellten, die Zweitsprache zu erlernen, sondern mag auch mit der Häufigkeit zusammenhängen, mit welcher die Bürger sich an die einzelnen Institutionen wenden. In all diesen Fragen gibt es wenige Unterschiede nach sozialen Gruppen.

ha fatto quest’esperienza; seguono i Carabinieri con il 26,2%; le Ferrovie e la Polizia (15,5% e 18,2%), mentre i valori più bassi sono per i Comuni e il Tribunale. Questi valori non devono necessariamente rispecchiare il livello di disponibilità dei dipendenti degli enti qui considerati ad apprendere la seconda lingua, in parte incide probabilmente anche la frequenza con cui i cittadini vi si rivolgono. Le differenziazioni fra i gruppi sociali si rivelano minime su tutti gli argomenti qui proposti.

In diesem Zusammenhang kann noch eine weitere Thematik dargestellt werden, die auch mit der Frage der Mehrsprachigkeit im öffentlichen Raum zusammenhängt. Es geht hierbei um die schon lange, auch sehr kontrovers, diskutierte Frage der Ortsnamen.

In questo stesso contesto può collocarsi un’altra tematica a sua volta legata al plurilinguismo in ambiente pubblico. Si riferisce alla questione da tempo discussa, anche in modo molto controverso, della toponomastica.

Tab. 6.9

Einstellungen zur Mehrsprachigkeit von Orts- und Flurnamen nach Sprachgruppe - 2014 Prozentwerte

Opinioni riguardo alla toponomastica per gruppo linguistico - 2014 Valori percentuali Sprachgruppe / Gruppo linguistico

Die Ortsnamenfrage ist ein wichtiges Thema für mich Die Orts- und Flurnamen sollten zweisprachig (bzw. dreisprachig in den ladinischen Ortschaften) sein Die Benennungen neuer Ortschaften sollten zweisprachig (bzw. dreisprachig in den ladinischen Ortschaften) sein

Deutsch Tedesco

Italienisch Italiano

Ladinisch Ladino

Andere Altro

Insgesamt Totale

32,8

47,5

45,0

32,1

37,1

Per me la toponomastica è una questione importante

41,9

I toponomi dovrebbero essere bilingui (trilingui nelle valli ladine)

45,7

I toponimi che si riferiscono a località nuove dovrebbero avere le denominazioni bilingui (trilingui nelle valli ladine)

28,6

37,0

72,2

67,1

Drei kurze Fragen wurden zu dieser Thematik gestellt; ihre Formulierung wird in Tabelle 6.9 angeführt. Aus den Antworten ergibt sich folgendes Bild: Nur gut ein Drittel der Bevölkerung sieht diese Problematik überhaupt als ein wichtiges Thema an; in der deutschen Sprachgruppe sind es mit 32,8% nochmals deutlich weniger als in der italienischen (47,5%) und ladinischen (45,0%).

53,7

53,2

43,3

37,4

Sull’argomento sono state poste tre brevi domande riportate nella tabella 6.9. Dalle risposte osserviamo come solo poco più di un terzo della popolazione dia importanza a questa tematica; nel gruppo linguistico tedesco, la quota (32,8%) è ancor inferiore rispetto al gruppo italiano (47,5%) e ladino (45,0%). Anche l’affermazione generica secondo cui (tutti) i toponimi dovrebbero esse-

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Auch die allgemeine Feststellung, dass (alle) Ortsnamen zwei- oder dreisprachig sein müssten, bejahen insgesamt nur rund 42% der Personen. Noch stärker sind hier die Unterschiede zwischen den Sprachgruppen: 72,0% der italienischsprachigen Südtiroler/innen, aber nur 28,6% der deutschsprachigen befürworten mehrsprachige Bezeichnungen; auch die Ladiner befürworten sie häufiger (53,7%). Ähnlich die Antworten auf die Frage, ob neue Ortschaften zweisprachig benannt werden sollten: Einer starken Mehrheit an Befürwortern unter den Angehörigen der italienischen Sprachgruppe (67,1%) entspricht nur ein Drittel bei jenen der deutschen Sprachgruppe. Nach soziodemografischen Merkmalen - nach Alter, Bildung usw. - gibt es kaum Unterschiede in diesen Aussagen. Lediglich nach Gemeindetyp besteht ein solcher: In Gemeinden mit einem erheblichen Italieneranteil befürwortet man dies stärker als in rein deutschen Gemeinden.

re usati in forma bilingue o trilingue, trova consenziente solo il 42% delle persone. Ulteriormente accentuate risultano su questo aspetto le divergenze per gruppo linguistico: il 72,2% degli altoatesini di lingua italiana ma solo il 28,6% del gruppo tedesco è favorevole ai toponimi in forma plurilingue; anche i ladini sono più spesso d’accordo (53,7%). Esito analogo sulla domanda se denominare in forma bilingue anche le località nuove: ad una consistente maggioranza fra il gruppo linguistico italiano (67,1%) si contrappone solo un terzo del gruppo tedesco. Per caretteristiche sociodemografiche, ossia nella disaggregazione per età, istruzione ecc., si notano differenze minime. Emerge invece un divario per tipologia di comune: i consensi sono più numerosi nei comuni con un’elevata quota di popolazione italiana che non nei comuni tedeschi.

6.5 Die Wahrnehmungen über die Benachteiligung bestimmter Sprachgruppen

6.5 Le sensazioni di svantaggio per determinati gruppi linguistici

Eine sehr wichtige Frage, die über die Thematik der Sprachkenntnisse hinausgeht, aber mit ihr doch auch zusammenhängt, betrifft jene der Wahrnehmung der Bevorzugung oder Benachteiligung einer der drei Sprachgruppen in Südtirol. Diese Frage ist auch unabhängig von faktischen sozialen Strukturen der Privilegierung und Benachteiligung - sehr wichtig, weil sich das Handeln der Menschen und politische Maßnahmen oft danach richten (müssen), wie man selber eine Situation einschätzt oder andere sie bewerten. Das berühmte „Thomas-Theorem“ (geprägt vom amerikanischen Soziologen W. I. Thomas) besagt, dass die Wahrnehmung einer Situation durch die Menschen ihr Handeln beeinflusst und dieses wiederum reale Konsequenzen hat - unabhängig vom Verhältnis zwischen der subjektiven Definition einer Situation und den objektiven Fakten. Bei der Erklärung der subjektiven Definition von Situationen als privile-

Un aspetto di rilievo che esula dall’argomento delle conoscenze linguistiche, ma vi è comunque correlato, riguarda le sensazioni di vantaggio o di svantaggio per uno dei tre gruppi linguistici presenti in Alto Adige. Si tratta di un aspetto molto importante - anche a prescindere da strutture sociali di fatto privilegianti o svantaggiose - in quanto l’agire delle persone e le misure politiche da adottarsi spesso si orientano (devono orientarsi) a come il contesto operativo è visto, dall’attore stesso o dagli altri. Il famoso "teorema di Thomas" (coniato dal sociologo W. I. Thomas) sostiene che l’azione degli individui è condizionata dal modo in cui essi percepiscono una situazione e che ne derivano conseguenze reali, a prescindere dal rapporto fra la definizione soggettiva della situazione e i dati di fatto oggettivi. Quanto alle motivazioni che inducono alla percezione soggettiva di un contesto in termini privilegianti o discriminatori, va tenuto conto di altre due

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