2 minute read

Peter Conrath Hans Rhyner

Next Article
Annette Boutellier

Annette Boutellier

Ein Duett

Hans: Peter war derjenige, der Surprise in Schaffhausen erst bekannt gemacht. Und irgendwann hat er mich dann gefragt: Würdest du auch nach Schaffhausen verkaufen kommen? Da habe ich Ja gesagt. Und jetzt kommt Peter seit letztem Frühling jeden Samstag zu mir, wenn ich vor der Manor am Fronwagplatz verkaufe.

Peter: Mit dem elektrischen Rollstuhl kann ich gut alleine dazukommen. Den habe ich nun seit einem Jahr. Vorher ging das nicht, mit dem normalen Rollstuhl.

Hans: Wenn er nicht dabei ist und mich die Leute beim Verkaufen fragen, was ist denn mit dem Peter los, muss ich Auskunft geben. Dann sage ich: Er hat Pech gehabt, Hirnblutung. Es geht ihm besser, aber er ist auf den elektrischen Rollstuhl angewiesen.

Peter: Hans ist für mich ein sehr guter Freund. Als ich wusste, dass ich wieder verkaufen könnte, aber keinen eigenen Standplatz mehr hatte, sagte er zu mir: Du kannst zu mir verkaufen kommen. Er hat nicht gesagt: Das ist mein Platz, der gehört nur mir.

Hans: Zusammen mit Ruedi waren wir auch bei den Stadtführungen in Zürich ein Team. Profitiert habe ich da viel von Peter. Auf meinem ersten Rundgang habe ich die Begrüssung vergessen, Peter hat mich darauf aufmerksam gemacht.

Peter: Es war gut, wieder mit Verkaufen anzufangen. Leute, die Surprise früher bei mir vor der Migros gekauft haben, haben mir gesagt: Sie haben wir lange nicht mehr gesehen! Ich habe das als schön empfunden, die Kontakte wieder zu haben. Und zu sehen, man wird vermisst.

Hans: Peter ist ein sehr guter Kumpel, er ist ehrlich. Peter ist nicht missgünstig, nicht neidisch. Er ist bereit zum Teilen. Da sind der Peter und ich gleich.

Peter: Ich dachte am Anfang, der Hans ist da am Fronwagplatz, und wenn ich nun auch da bin, dann plötzlich nehme ich dem Hans die Kunden weg, das will ich nicht.

Hans: Die Leute haben in der Zeit, als er nicht verkauft hat, immer nach Peter gefragt. Jeden Tag hat jemand nach ihm gefragt. Und woher kommt das? Wenn Leute nach jemandem fragen, dann tun sie das, weil sie ihn interessant finden. Weil er etwas ausstrahlt, das sie schätzen.

Peter: Manche bringen auch mal ein Schoggistengeli vorbei. Wobei, ich möchte auch sagen, dass man auch umgekehrt als Surprise-Verkäufer manchmal ein bisschen ein Pfarrer ist. Ich weiss von manchen Leute Sachen, die würde ich selbst niemandem erzählen. Da würde ich sagen, das ist mir zu persönlich.

Hans: Da ist man Seelentröster.

Peter: Ja, genau. Seelentröster, das ist das bessere Wort. Hans: Wir haben auch in Zug und Zürich Surprise verkauft. Wir kommen immer schnell in Kontakt mit den Leuten. Wenn du als Surprise-Verkäufer auch ein bisschen hilfsbereit bist, das überrascht die Leute: Oh, der Mann vor der Manor ist freundlich und trägt mir noch die Tasche zum Bus. Wir wollen unseren Standplatz zu einem besonderen Ort machen, wo echte Begegnungen stattfinden.

PETER CONRATH, 58, hat 2007 begonnen, Surprise zu verkaufen und war der erste Verkäufer im Schaffhausen. HANS RHYNER, 68, verkauft in Zürich, Zug und Schaffhausen und arbeitet weiterhin als Surprise-Stadtführer. Das Gespräch fand im Pflegeheim Lindli-Huus, Wohnhaus für Körperbehinderte, statt, wo der Hans den Peter oft besucht.

ANZEIGE

This article is from: