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Christian «Hitsch» Flury
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Das Schweizer Langlauf-Team blickt insbesondere in den Team- Wettbewerben auf einen erfolgreichen Winter 2020/21 zurück. Nur ein Jahr später steht man wieder vor einer Saison mit einem Grossanlass. An den Olympischen Winterspielen in Peking kämpfen die Athletinnen und Athleten um das begehrteste Edelmetall in der Sportwelt. Dies unter speziellen Voraussetzungen.
Christian «Hitsch» Flury
Chef Langlauf
ES IST ANGERICHTET
IN PEKING
Chef Langlauf Christian «Hitsch» Flury beschreibt die Sommer-Vorbereitungen als «ereignisarm», was in diesem Kontext sehr positiv ist. Im Trainerteam gab es keine grossen Mutationen, und die Automatismen in den verschiedenen Trainingsgruppen greifen – man setzt auf Kontinuität. Im In- und nahen Ausland konnte sich das Team bestmöglich auf die Aufgaben der Ende November beginnenden Saison vorbereiten. «Ich blicke sehr optimistisch auf den kommenden Winter. Wir wollen den eingeschlagenen Weg aus dem letzten Jahr weiterführen», so Hitsch Flury. Die Weltcup-Saison der Langläuferinnen und Langläufer wird am 27./28. November im finnischen Ruka lanciert. Bereits zwei Wochen später folgt mit dem Davos Nordic der erste Saisonhöhepunkt. Wie immer bietet der Heimweltcup ein Schaufenster für viele junge Athletinnen und Athleten, welche sich auf der grossen Bühne präsentieren können. Unvergessen bleibt der furiose Finaleinzug des jungen Davosers Valerio Grond im letztjährigen Sprint. Für die Schweizer LanglaufFans folgt in der Altjahrswoche (28./29. Dezember) das nächste Highlight: Die Lenzerheide ist Gastgeberin des Tour-de-SkiAuftakts 2021/22.
Das kalte Abenteuer Peking
Vom 4. bis 20. Februar 2022 finden die Olympischen Winterspiele in Peking statt. Für Hitsch Flury wird dies «ein Abenteuer», und man steht hinsichtlich der Gegebenheiten vor Ort immer noch vor vielen Fragezeichen. Die jüngsten Informationen zeigen jedoch, dass sich viele Annahmen bestätigen. Dies gibt Sicherheit und weist darauf hin, dass man vorbereitet ist für das, was das Team erwartet. Ebenfalls sicher ist die vorherrschende Kälte am Wettkampfort. Darauf reagiert wird beispielsweise mit speziellen Warm-up-Strategien. Es wurden mehrere mobile Laufbänder angeschafft, welche zur unmittelbaren Wettkampfvorbereitung in der Wärme dienen.
Hohe sportliche Erwartungen
Aus sportlicher Sicht rechnet sich Hitsch Flury insbesondere in den Team-Wettbewerben Chancen aus. Sowohl in den beiden Teamsprints wie auch in der Männer-Staffel gehört man mindestens zu den erweiterten Medaillen-Kandidaten. «Wir sind uns bewusst, dass wir in der Weltrangliste nicht in den Top 3 sind. Spätestens seit der WM in Oberstdorf wissen wir aber, dass vieles möglich ist. Unser Traum ist und bleibt diese Teammedaille an Olympischen Spielen», erklärt Flury. Auch aus historischer Sicht hätte ein Teamerfolg immense Bedeutung. Dessen ist sich auch der Chef Langlauf bewusst: «Genau 20 Jahre sind seit der Frauen-Medaille in Salt Lake City vergangen. Die Männer-Medaille in Sapporo liegt nun 50 Jahre zurück. Es ist angerichtet in Peking.» Auch in den Einzelrennen hegt man Erwartungen. Nadine Fähndrich gehört im Sprint diskussionslos zur Weltklasse. Dass sie auch im klassischen Sprint mit den Besten mithalten kann, hat sie mit dem Weltcup-Podestplatz in Trondheim (2020) längst bewiesen. Wozu sie fähig ist, wenn sie einmal Lunte gerochen hat, weiss die Langlauf-Welt spätestens seit ihrer entfesselten Schlussrunde im WM-Teamsprint von Oberstdorf. Und dann ist da noch der bereits viermalige Olympiasieger. Dario Cologna – zusammen mit Skispringer Simon Ammann ist er der erfolgreichste Schweizer Sportler an Olympischen Winterspielen. Dario Cologna muss niemandem mehr etwas beweisen. Dennoch ist man gut beraten, wenn man den 35-Jährigen weiterhin auf der Rechnung hat. Der Bündner hat in seiner Karriere unter verschiedensten Voraussetzungen alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Genau diese Erfahrung kann an Olympischen Spielen mit vielen Fragezeichen und speziellen Gegebenheiten ein nicht zu unterschätzender Faktor sein.
Der sich anbahnende Umbruch
Für jeden Schweizer Langlauf-Fan mit Hang zur Nostalgie wird dies ohnehin eine besondere Saison, welche es zu geniessen gilt – denn für Dario Cologna wird es die letzte sein. «Ich wollte die Entscheidung vor dem Saisonstart kommunizieren, damit ich den Kopf frei habe und mich zu 100 Prozent auf meine sportlichen Ziele konzentrieren kann. Ich stehe vor meinen vierten Olympischen Winterspielen und will dort noch einmal voll angreifen», so der Routinier. Auch die Sprint-Spezialisten Laurien van der Graaff und Jovian Hediger werden nach der anstehenden Saison ihre Karriere beenden. Damit geht eine Ära zu Ende. Das Schweizer Langlauf-Team wird im nächsten Frühling ein neues Gesicht haben. Umso spannender wird es zu sehen sein, wie sich die jungen Athletinnen und Athleten in diesem Winter entwickeln. Die Sprinter Valerio Grond und Janik Riebli haben im letzten Winter bereits angedeutet, über welch grosses Potential sie verfügen. Von Athleten wie Beda Klee oder Jason Rüesch erwartet man nochmals einen Schritt nach vorne. Bei den Frauen starten die letztjährigen COC-Dominatorinnen Nadja Kälin und Anja Weber in ihre erste Saison bei der Elite – und auf U20-Stufe steht mit Siri Wigger ein grosses Talent in den Startlöchern. LUKAS KURTH