Fokus
Gespräch mit René Harrer, Chef Marketing und Verkauf von Head
2022 IST FÜR DIE INDUSTRIE EIN FANTASTISCHES JAHR!
Herr Harrer, sechs Mal Gold, vier Mal Silber und fünf Mal Bronze – da haben in Kennelbach die Schampuskorken wohl ein paar Mal geknallt während den Olympischen Winterspielen in Peking? René Harrer: Das ist so. Wir hatten allen Grund zur Freude. Und es war zugleich eine Bestätigung, dass wir mit gutem Material am Start waren. Der Head-Ski sei speziell gut auf Kunstschnee, hat man Stimmen gehört. Ist das so? Das würde ich so nicht sagen. Es war Kunstschnee in Peking; am ehesten vergleichbar mit dem Schnee in den USA, der trocken und zum Teil auch windverblasen ist. Und auf diesen Pisten laufen unsere Ski auch ganz gut. Wir hatten aber bekanntlich keine 8
SNOWACTIVE
MAI 2022
Möglichkeit, Tests auf den Kunstschneepisten in Peking zu machen, um zu sehen, wie sich der künstliche Schnee auf Kanten und Belag auswirkt. Sie haben im alpinen Skisport 57 TopAthletinnen und -Athleten unter Vertrag. Da erhalten Sie wohl eine Menge Feedback? In der Tat. Sie fahren mit unterschiedlichen Modellen und geben mit ihren Rückmeldungen mächtig Schub für kurzfristige Korrekturen und die Entwicklung auf längere Dauer. Beat Feuz zum Beispiel bevorzugt gewöhnlich für die Rennen eher ältere, für ihn bewährte Modelle; in Peking hat er dann bei den Trainingsfahrten sehr schnell festgestellt, dass die neuen Modelle besser funktionieren auf dem Kunstschnee.
Atomic war lange Zeit der «Platzhirsch» im alpinen Skisport. Nun scheint es, wurde die ebenfalls in Österreich produzierte Marke von Ihnen abgelöst? Die Dominanz von Atomic hat über längere Zeit angedauert. Das war Mitte der 90er-Jahre bis Anfang 2010. In dieser Zeit waren sie auch im Verkauf die führende Marke. Head hatte zu dieser Zeit ein kleines Team, unter anderem mit Marco Büchel aus Liechtenstein. Johan Eliasch, der 1995 die Firma übernommen hatte, entschied sich für ein Investment in den Rennsport. 2005 hat Didier Cuche als erster grosser Athlet zu uns gewechselt; ein Jahr später stiess Bode Miller zum Team. 2005 übernahm zudem der ehemalige österreichische Skirennfahrer Rainer Salzgeber die Rennsportleitung. Von da an ging es steil aufwärts und
FOTO: Z VG.
Jede zweite alpine Medaille an den Olympischen Winterspielen in Peking heimsten Athletinnen und Athleten mit Head-Ski an den Füssen ein. Oder anders gesagt: In allen zehn Bewerben stand mindestens eine Head-Fahrerin oder ein -Fahrer auf dem Stockerl – darunter vier Schweizerinnen und Schweizer. Was macht die Marke aus dem Vorarlberg, die im Besitz des designierten FIS-Präsidenten Johan Eliasch ist, so dominant? Wir sind unter anderem dieser Frage nachgegangen und haben sie gemeinsam mit René Harrer, Chef Marketing und Verkauf Head international, erörtert.