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Frank Rime kämpft sich zurück Leidenschaft für das Turnen bleibt
Der Freiburger probiert neue Aktivitäten aus, um vorwärts zu kommen und das Leben zu geniessen.
Während eines Trainings im Jahr 2019 verunfallt Frank Rime so schwer, dass er zum Tetraplegiker wird. Nach einem mehrmonatigen Krankenhausaufenthalt, einer Operation und zahlreichen Stunden Rehabilitation konnte der 32-jährige Freiburger wieder zurück zu seiner Familie in Charmey. Dank seiner positiven Einstellung und seiner Verwandten lernt er dieses neue Leben zu akzeptieren und beginnt wieder Pläne zu schmieden.
Das Turnen ist in der Familie Rime eine Familienangelegenheit. Mit einem Vater, der ehemals Präsident der FSG Charmey war, und einer Mutter, die Leiterin ist, tauchte Frank Rime schon früh in die Welt des Turnens ein. Von der Muki-Gruppe bis zum Geräteturnen ist der Freiburger in seinem Turnverein, wo er regelmässig turnt und auch den Nachwuchs am Gerät trainiert, seit jeher sehr engagiert. Doch Franks Leben änderte sich im März 2019, während eines Trainings für das Eidgenössische Turnfest. Bei seiner Übung am Reck löste sich die Stange und drehte sich, während er einen Rückwärtssalto ausführte. Da er sich nicht festhalten konnte, fiel er schwer und stürzte auf seinen Nacken und den oberen Rücken. Als er auf dem Boden liegt, merkte er, dass etwas nicht stimmt: «Ich fühlte mich sofort wie gelähmt», erklärt der Turner. «Ich hatte keine Empfindungen mehr, ausser Ameisen in den Händen.» Frank wird direkt betreut, ins Paraplegiker Zentrum nach Nottwil geflogen und dort sofort notoperiert. Am nächsten Tag teilten ihm die Ärzte die Diagnose mit: Er hatte zwei ausgerenkte Halswirbel, und einer seiner Wirbel war durch einen Titanwirbel ersetzt worden. Er verbrachte neun Tage auf der Intensivstation und fast zehn Monate in der Klinik.
Wie eine Familie
Während seines Aufenthalts musste sich Frank Rime mehreren weiteren Wirbelsäulenoperationen sowie einer Nerventransplantation unterziehen, um die Beweglichkeit seiner Hände zu verbessern. «Ich durchlebte in den Monaten, die ich in Nottwil verbrachte, viele Höhen und Tiefen. Nach zwei Wochen konnte ich bereits mit der Rehabilitation beginnen. Ich hatte Angst, keine Fortschritte zu machen.» Die Tage vergingen sehr schnell. Zwischen Krankengymnastik, Ergotherapie, Atemtherapie, Psychologie, Rollstuhltraining und Sportveranstaltungen hat Frank keine Minute für sich allein. Trotz der schweren Situation hat er noch gute Erinnerungen an die Monate in Nottwil: «Alle kennen sich, es ist wie eine grosse Familie. Ich fühlte mich enorm unterstützt und traf dort viele Turnerinnen und Turner, sowohl unter den Patienten als auch beim Personal.» Der Freiburger konnte sich in Nottwil sogar im Rollstuhl-Rugby versuchen.
Verein immer da
Im Laufe der Wochen musste Frank sich anpassen und neu lernen, wie er leben soll. «Am schwersten war es zu akzeptieren, dass man seine Hände nicht fühlen oder bewegen kann», sagt er. Glücklicherweise sind seine Familie, seine Freunde sowie die Turnerinnen und Turner der FSG Charmey sehr präsent. «Am Anfang hatte ich viele Besucher, jeden Tag. Es war zu viel für mich, mit all den Emotionen, die das auslöste. Schliesslich hat mein Turnverein einen Online-Kalender erstellt, um die Besuchstage zu planen. Ich hatte eine App auf meinem Telefon, um zu sehen, wer mich besuchen kommt.» Die FSG-Charmey-Kinder, die er trainierte, besuchten ihn ebenfalls regelmäs- sig, um ihm Videos von ihren Bodenübungen zu zeigen. Am Final der Kantonalmeisterschaften zeigten sie Hebefiguren, die den Namen «FRANKY» formten. «Ich war wirklich gerührt», erinnert sich Frank. Nach dem Verlassen des Krankenhauses gewinnt er in den Momenten, die er mit seinen Freunden verbringt, wieder ein Stück Normalität. «Wenn ich bei ihnen bin, vergesse ich alles. Ich habe das Gefühl, dass alles so ist, wie es vorher war.» Trotz allem bleibt das Turnen seine grosse Leidenschaft. Frank Rime trainiert weiterhin die Jugendlichen seines Vereins und unterstützt seine Turnkollegen bei Wettkämpfen. Im Sommer 2019 fuhr er zum Eidgenössischen Turnfest nach Aarau. «Ich verbrachte zwei tolle Tage in Aarau. Ich habe die Turnenden meines Vereins angefeuert und gerne mit ihnen gefeiert. Auch habe ich Giulia Steingruber getroffen», erinnert sich Frank. Im Juli 2019 reiste er ausserdem nach Dornbirn, um sein Team an der Gymnaestrada zu unterstützen. «Normalerweise hätte ich mit Freiburg auf der Bühne gestanden», erklärt er. Frank mag die Gymnaestrada besonders und hat an mehreren Ausgaben als Turner teilgenommen. Er freut sich auf die nächste Ausgabe 2023 in Amsterdam.
Vorankommen und Pläne schmieden
Seit seiner Entlassung aus dem Krankenhaus ist Frank Rime wieder bei seinen Eltern eingezogen. Das Haus wurde vollständig umgestaltet, um dem jungen Mann Bewegungsfreiheit zu ermöglichen und ihm das Leben zu erleichtern. Er hat auch seine Arbeit als Bauingenieur mit 20 Prozent in Bulle wieder aufgenommen und seinen Führerschein wieder erworben. Er verbrachte für seine Rehabilitation mehrere Stunden pro Woche im «Swiss Recovery Center» in Villeneuve. «Dort versuchen sie, die Empfindungen in den unteren Gliedmassen zurückzubringen. Das gibt mir Hoffnung», erklärt Frank. Er wird auch von der Sportversicherungskasse (SVK) unterstützt, die sich regelmässig nach ihm erkundigt und ihn finanziell fördert. Neben Rollstuhl-Rugby hat er auch neue Sportarten ausprobiert und neue Erfahrungen gemacht: «Früher bin ich gerne wandern gegangen und habe Tennis gespielt. Jetzt muss ich mich anders beschäftigen. Nun spaziere ich regelmässig mit meiner Familie in der Natur, aber ich gehe auch gerne ins Kino, schaue Fernsehserien oder spiele mit meinen Freunden Karten. Ich durfte sogar Gleitschirmfliegen ausprobieren.» Für ihn sei es wichtig, den Kopf zu brauchen und morgens aufzustehen, damit er vorankommt und nicht depressiv wird. «Ich mache keine langfristigen Pläne. Seit meinem Unfall lebe ich im Augenblick, um bei Laune zu bleiben. Ich versuche, weder in der Zukunft noch in der Vergangenheit zu leben. Doch für das Jahr 2021 hat der junge Mann Pläne im Kopf: «Ich möchte ein Elektrofahrrad kaufen, vielleicht eine neue Wohnung bekommen und nach Tokio fahren, um die Olympischen Sommerspiele zu sehen und Giulia Steingruber anzufeuern. Ich habe grosses Glück, noch am Leben zu sein. Ich versuche also, das Beste daraus zu machen.»
Emilie Lambiel/ahv
Sportversicherungskasse Wertvolle drei Franken
er in der STV-Datenbank als aktiv turnendes Mitglied registriert ist, ist automatisch bei der Sportversicherungskasse (SVK) versichert. Die drei bzw. 2.50 Franken (Jugend) im Jahr sind eine gute Investition. Dafür ist man kollektiv für Haftpflichtfälle, Brillenschäden und Unfälle (Heilungskosten in Ergänzung zu Drittversicherungen, Todesfall- und Invaliditätskapital) versichert. Die Deckung gilt nicht nur während den offiziellen Turnstunden und Wettkämpfen, sondern auch auf dem direkten Weg zum und vom Turnen. Vor allem bei Unfällen mit schweren Folgen zahlt sich die SVK-Deckung besonders aus. Hat der Unfall einer versicherten Turnperson eine bleibende Invalidität zur Folge, leistet die SVK gemäss Reglement ein Invaliditätskapital. Die Versicherungssumme beträgt 50 000 Franken und wird im Verhältnis zum Invaliditätsgrad, mit progressiver Entschädigung, ausbezahlt. Hat sich beispielsweise ein Jugendlicher bei einer turnerischen Tätigkeit so schwer verletzt, dass eine bleibende Invalidität im Sinne einer Tetraplegie die Folge ist, hat das betroffene Mitglied Anspruch auf ein Invaliditätskapital von bis zu 175 000 Franken. Das ist das 70 000-Fache der SVK-Jahresprämie. – www.stv-fsg.ch/versicherung-svk