Nr. 8 28. 8. 2015
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Flächendeckend: syndicom diskutiert Swisscoms «Claire» mit den Belegschaften Seite 5
Es wird ernst: Wir müssen den GAV retten, oder «Printed in Switzerland» war einmal Seite 7
syndicom-Jugend
Typografie
Am See: Zusammen politi sieren, zusammen feiern auf der Jugendkonferenz in Biel Seite 8
Fertig lustig: Nach 82 Jahren hören die «Typografischen Monatsblätter» auf Seite 13
Der Streit um die Geschichte der Schweiz
Verherrlichte Geschichte Geschichte betrifft nicht nur die Vergangenheit. Sie ist eine «Auseinandersetzung mit der Gegenwart und auch Stellungnahme zur Zukunft», sagt der Historiker Hans Ulrich Jost, und: «Geschichte ist wichtig für die Politik: Sie ist eine Waffe, die in strategischen Kontroversen über Werte und Visionen häufig eingesetzt wird.» Reaktionär denkende Kreise versuchten schon immer, die Geschichte nach ihren Vorstellungen auszulegen und diese mit Mythen und Legenden zu untermauern. Im Vorfeld der Herbstwahlen bieten ihnen die Jubiläen von Morgarten (1315), Marignano (1515) und des Wiener Kongresses (1815) entsprechend Gelegenheit, die Abschottung und Isolation der Schweiz als historisch begründete Entwicklungen zu feiern. Die reaktionäre Geschichte, die von den Siegern geschrieben wird, zeichnet das verklärte Bild einer direkten Demokratie seit 1291 – indem sie die Besiegten in ihrer Analyse ausblendet. Dabei zeigt die Forschung einer ganzen Reihe von HistorikerInnen eine völlig andere Sicht der Ereignisse. Längst ist belegt, dass es sich bei den nationalen Legenden vielfach um nachträgliche Konstruktionen handelt – und dass die Neutralität nicht etwa in Marignano begründet, sondern der Schweiz am Wiener Kongress von den Grossmächten verordnet wurde. Die Schweizer Geschichte lässt sich auch aus einer anderen Perspektive betrachten: von ihren Volksaufständen her, vom progressiven Widerstand. Usterbrand (1832), Generalstreiks (1902, 1907 und 1918), Zimmerwald (1915), Kampf um die
AHV (1947), Mai 1968, «Züri brännt» und «Lôzanne bouge» (1980–82), Frauenstreik (1991), Kampf um die SBB-Werkstätten in Bellinzona (2008): Aus diesen Quellen müssen wir schöpfen, damit unser Denken nicht von den Darstellungen vereinnahmt wird, die uns die Konservativen aufzwingen wollen. Ihre Geschichte ist in erster Linie die Geschichte alter
änner aus der herrschenden Oberschicht. Unsere Geschichte M und damit unsere Zukunft ist die Geschichte sozialer Kämpfe für Freiheit, Würde und Solidarität. Und wir müssen darauf achten, wer sie schreibt. Yves Sancey Geschichte und Gegengeschichte: Seiten 2 und 3
Poststreik in Deutschland
Spatz in der Hand
© JÜRGEN SEIDEL
Der deutsche Poststreik vom vergangenen Juni, von der Gewerkschaft Verdi als Erfolg gewertet, hinterlässt bei der Basis einen bitteren Nachgeschmack. Udo Theiss
Bonn im Juni ∙ Vier Wochen streikten die Pöstler.
Für Sigrun Schmid, Sprecherin der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, war der am 5. Juli abgebrochene vierwöchige Streik bei der deutschen Post ein Erfolg: «Es ist uns gelungen, für die 140 000 Tarifangestellten ein umfassendes Schutzpaket auszuhandeln.» Nach 40-stündigen Verhandlungen erklärte die Gewerkschaftsleitung den Streik damit für beendet.
Ursprünglich war das Streik-Ziel, die Post AG dazu zu bringen, die Gründung der 49 DHL-Delivery-AGs zurückzunehmen. Dort leisten die Beschäftigten die gleiche Arbeit wie die direkt bei der Post AG angestellten DHL-Mitarbeitenden. Allerdings zu 20 Prozent weniger Lohn und entschieden schlechteren Arbeitsbedingungen. «Die deutsche Verfassung verbie-
tet das ‹Wegstreiken› von Firmen», erklärt Sigrun Schmid. Deshalb sei in dieser Frage nichts zu machen gewesen.
Basis kämpferischer Ein grosser Teil der Basis hingegen zeigt sich schwer enttäuscht über den mageren Ausgang des Arbeitskampfes.
Fortsetzung auf Seite 4
2 | Geschichte und Gegengeschichte
syndicom | Nr. 8 | 28. August 2015
Hintergrund | 3
syndicom | Nr. 8 | 28. August 2015
Der Streit um die Geschichte der Schweiz
Geschichtsschreibung in der Blocher-Falle Dass die «Schweizer» Heldengeschichten Mythen sind, hatte schon Max Frisch mit seinem «Wilhelm Tell für die Schule» (1971) klargemacht. Historiker Maissen hat nur sauber zusammengefasst, was wissenschaftlich längst bewiesen ist. Doch das nützt nichts. Im Gegenteil: Sein Angriff auf das Geschichtsbild der SVP verstärkt im Medienkarussell gerade die Relevanz und die Bedeutung des Mythos – was Christoph Blocher dankbar bestätigen wird. Die ewige Beschäftigung mit der «nationalen Narration» führt uns immer wieder auf eine
Geschichte der Deutschschweizer Männer zurück, als wäre diese die Geschichte der Schweiz.
Welsche und TessinerInnen waren rechtlos Die meisten Argumente, die etwa in der Marignano-Debatte ins Feld geführt wurden, gelten nämlich im besten Fall für die acht und später dreizehn (deutsch-alemannischen) Orte, die bis 1798 die Eidgenossenschaft bildeten. Dasselbe gilt, wenn überhaupt, für so heikle Begriffe wie Neutralität, Unabhängigkeit, Freiheit und Demokratie, die wieder heiss diskutiert werden, als wären sie exklusive Schweizer Merkmale. Dabei fällt Marignano genau in die Zeit, in der die deutschsprachigen Orte italienisch- und französischsprachige Gebiete gewaltsam eroberten und ihre Herrschaft entscheidend festigten. Vor 1798 waren die Welschen und Tessiner keine Eidgenossen; sie blieben rechtlose Untertanen. Darüber müssen wir nicht weinen, Berner oder Zürcher Bauern und Bäuerinnen hatten
auch nicht viel mehr Rechte. Aus Sicht der damaligen lateinischen Schweiz ist es jedenfalls deplatziert, über Neutralität, Unabhängigkeit und Freiheit zu streiten. Das war eher die Zeit, als «fremde Richter», um einen immergrünen Schweizer Politbegriff zu verwenden, nach Süden, ins Veltlin und später ins Waadtland geschickt wurden: fremde Richter aus der deutschen Schweiz, um es genau zu sagen – und zwar bis zur Französischen Revolution. Dies fällt unter den Tisch, sobald wir uns den «Schweizer» Mythen annähern.
Klüger als alle andern?
Staatsbildung «von unten» gab es nicht «Versuche der Staatsbildung von oben scheiterten stets am Widerstand der ländlichen Bevölkerung», schreibt der Historiker Oliver Zimmer in der NZZ. «Als die Städte Bern und Luzern (1653) ihre Herrschaft über das Land zu intensivieren suchten, rebellierten die Untertanen.» Der Autor vergisst, dass die Emmentaler und Entlebucher trotz Rebellion Untertanen blieben. Und
© LEEMAGE
Im anfangs Jahr rund um den Historiker Thomas Maissen entbrannten Streit über die sogenannten Schweizer Mythen fällt auf, dass diese Debatte von Deutschschweizer Männern geführt wird und dass sie sich um Mythen der Deutschschweiz dreht. Auch wenn Historiker diese Mythen bekämpfen, bleiben sie in einer Deutschschweizer Perspektive gefangen.
Hatte er nicht wenigstens eine Köchin dabei? Zeitgenössische Darstellung der Schlacht von Marignano.
Das verborgene Skript hinter Oliver Zimmers Deutung besagt: die Schweizer waren eigentlich klüger als die anderen: «Ohne die (…) ländlichen Protestbewegungen wäre die Schweiz wahrscheinlich ein ganz gewöhnliches europäisches Land geworden. Stattdessen hielten sich Gemeindeautonomie, direktdemokratische Mitbestimmung (…) bis heute.» Will heissen: Die Deutschschweizer waren schon immer die besten Demokraten – Romands und Tessiner können ja als ehemalige Untertanen nicht mitgemeint sein. Zimmers Beitrag wurde
* Sandro Guzzi-Heeb lehrt Geschichte der frühen Neuzeit an der Universität Lausanne. Er stammt aus dem Tessin und wohnt in der Region Bern. Dieser Artikel erschien als Kommentar zum Historikerstreit in der NZZ vom 15. 4. 15.
100 Jahre Zimmerwalder Konferenz Der Kriegsbeginn 1914 warf die Arbeiterbewegungen Europas zurück auf nationalistische Positionen. Im September 1915 versuchten Vertreter und Vertreterinnen der Arbeiterschaft aus den kriegführenden Nationen unter tatkräftiger Vermittlung von Robert Grimm diese Spaltung zu überwinden und die internationale Arbeiterbewegung zurück auf eine eindeutige Stellungnahme gegen den Krieg zu führen. Diese Konferenz fand in Zimmerwald bei Bern statt. 100 Jahre später ist Gelegenheit, die Konferenz von Zimmerwald wissenschaftlich und politisch zu würdigen, dieses Ereignis lokalgeschichtlich zu verankern und über das aktuelle Engagement der europäischen Linken für den Frieden zu diskutieren. Aus diesem Anlass findet am 4. und 5. September 2015 eine internationale Tagung im Hotel Bern in Bern statt. Am 4. September steht die wissenschaftliche Würdigung im Mittelpunkt mit Referenten aus dem In- und Ausland. Dabei möchten wir besonders auf den britischen Historiker Donald Sassoon hinweisen, der sich in seiner wissenschaftlichen Arbeit intensiv mit der Arbeiterbewegung beschäftigt hat. Am 5. September folgt eine politische Würdigung mit namhaften ExponentInnen von linken Parteien. Von besonderem Interesse dürfte der Beitrag von Gregor Gysi sein, dem langjährigen Mitglied des deutschen Bundestages und Co-Fraktionsleiter der Partei «Die Linke». Aus Sicht der SP Schweiz wird Parteipräsident Christian Levrat die Ereignisse aus politischer Sicht würdigen. Am Nachmittag findet ein Gedenkanlass in Zimmerwald statt. (Robert-Grimm-Gesellschaft) Anmeldung und Tagungsorganisation: Bettina Stüssi, 079 276 22 72, bettina.stuessi@bluewin.ch. Eintritt frei. Mehr Infos und weitere Aktivitäten siehe www.zimmerwald1915.ch.
So kam es zur linken Spaltung Robert Grimm gegen Lenin. Einer setzt sich durch, der andere setzt sich ab. Daraus wächst Weltgeschichte, 1915 in der Landgemeinde Zimmerwald. Denn da treffen sich VertreterInnen der sozialistischen Opposition zu einer Geheimkonferenz gegen den Krieg und für eine Wiedergeburt des Klassenkampfs. In den ersten Septembertagen dieses Jahres wird das 100-Jahr-Jubiläum der Zimmerwalder Konferenz gefeiert. Ewald Ackermann, SGB Eines der Hauptziele der 1889 gegründeten Zweiten Sozialistischen Internationale ist die friedliche Verständigung der Völker. Noch im Basler Kongress vom Herbst 1912 wehren sich die darin vereinten sozialistischen Parteien gegen einen Krieg und beschwören internationale proletarische Solidarität. Der Feind, so die gemeinsame Einsicht, sei nicht der Arbeiter jenseits der Grenze, sondern der Boss in der Nähe, oben.
Weltkrieg zerschlägt die Solidarität Bei Ausbruch des 1. Weltkriegs, im Sommer 1914, bricht diese Solidarität zusammen. Die sozialistischen Parteien der kriegführenden Staaten nehmen grossmehrheitlich einen engen nationalen Blickwinkel ein,
akzeptieren den Krieg als einen der Verteidigung und stimmen den Kriegskrediten zu. Auch in der Schweiz setzt sich der Burgfrieden durch. Als einer der Ersten erkennt Robert Grimm, der führende Kopf in der SP, dass die Arbeiterklasse die Zeche dieser Einigung zu zahlen hat.
Pazifistische Minderheit in der SP Robert Grimm ist die treibende Kraft einer Minderheit in der SP, die versucht, nationale Identi tät durch Klassensolidarität zu ersetzen. Sie will europaweit die kriegsablehnenden Minderheitsflügel der nationalen sozialistischen Parteien vereinen und die sozialistischen Parteien auf Antikriegskurs bringen. Grimm kann die SP nicht überzeugen,
hier ihre Guten Dienste anzubieten: es überwiegt die Angst, die deutschen Genossen zu verärgern. Er bekommt aber von der Parteileitung die Freiheit, selbst etwas zu versuchen. Und das tut er. Grimm und seine kleine Schar, unterstützt von italienischen GenossInnen, laden für den 5. bis 8. September 1915 heimlich mehr als 40 VertreterInnen diverser linker SP-Flügel zu einer Konferenz ein – in einem Bauerndorf südlich von Bern. Die Tagung ist geheim.
mand merkt etwas, bis die ersten Publikationen erscheinen … Viele TeilnehmerInnen wurden später berühmt, weil sie dann an der Spitze einer sozialistischen oder kommunistischen Partei standen. Allen voran gilt dies für Wladimir Iljitsch Lenin, der sich damals noch im schweizerischen Exil befand. Er und seine Getreuen wollten den Krieg nutzen, um in gewaltsamer Erhebung die Macht zu ergreifen.
Lenin in der Minderheit Die «linken Zentristen» rund um Grimm jedoch wollten den Krieg beenden, ihre Losung heisst Klassenkampf, den gewaltsamen Umsturz lehnen sie ab. Lenin kann sich in Zimmerwald nicht durchsetzen, ebenso wenig ein Jahr später auf der Nachfolgekonferenz in Kiental, dafür aber 1917 auf dem russischen Terrain selbst.
«Ornithologenkongress» im Bauerndorf
Zwei Jahre später: die linke Spaltung
Denn die Teilnehmenden, besonders diejenigen der Kriegsstaaten, müssen vor Racheakten und Verratsvorwürfen geschützt werden. Deshalb melden sie sich als Vogelkundler an. Und nie-
In der 3. Konferenz der Zimmerwalder Bewegung, die im September 1917 in Stockholm stattfand, kam es zum Bruch zwischen der Linken und den Zentristen. Die in Russland sieg-
reichen Bolschewisten riefen bald darauf die dritte kommunistische Internationale aus. So weit eine gedrängte Darstellung. Die Konferenz ist ein wichtiges Ereignis in der Ausdifferenzierung des Sozialismus in die – vereinfacht – drei Blöcke reformerisch, klassenkämpferisch, revolutionär. Aus sowjetischer Sicht stand dies am Anfang einer Taktik zum Sturz des Regimes und zum Aufbau des Rätekommunismus. Während Jahrzehnten war Zimmerwald für geschichtsbewusste SowjetbürgerInnen ein Symbol vorstaatlicher Identität.
«Zimmerwald» steht für Courage und gegen Enge Aus Sicht der (schweizerischen) Sozialdemokratie war und ist Zimmerwald Beleg, dass Weltgeschichte auch mal hierzulande gemacht werden kann. Dann steht Zimmerwald auch für Courage gegen den Krieg, für internationale proletarische Solidarität und gegen nationalistische Enge. Schliesslich zeigt Zimmerwald das Talent von Robert Grimm und den Beginn einer militanten Ausrichtung der Schweizer Arbeiterbewe-
gung, die nur 3 Jahre später im Generalstreik gipfeln sollte. Bleibt die Gemeinde Zimmerwald: bauern- und gewerbe dominiert, wider Willen zu einem Ruhm gekommen, mit dem sie nichts anzufangen wusste. Und so tat sie die Jahrzehnte hindurch vieles, um zu verstecken, dass sie an drei Tagen im Herbst 1915 die linke Weltgeschichte beherbergt hatte.
Die Geschichte der aufmüpfigen Geschichtsbücher Regierende sind daran interessiert, die Vergangenheit so darstellen zu können, dass sie ihre politische Macht legitimiert. Die offizielle Schweiz hat deshalb immer wieder harsch reagiert auf Publikationen der Gegengeschichte von unten und von links. Hans Ulrich Jost 1760 liess die Obrigkeit in Altdorf UR ein Büchlein verbrennen, das die Geschichte von Wilhelm Tell als Legende entlarvt hatte. 1835 kam der Luzerner Historiker Joseph Eutych Kopp ins Feuer der rechtsbürgerlichen Kritik, weil er die Geschichte von Wilhelm Tell ins Reich der Legenden verwies. 1920 erschien die «Geschichte der Schweiz in ihren Klassenkämpfen». Autor war Robert Grimm, der damals führende Mann der Sozialdemokratischen Partei. Im Politischen Departement (heute EDA) war man wenig erfreut über dieses Buch. Es bezwecke, «durch geeignete, tendenziöse Interpretation der Vergangenheit des Schweizervolkes die Berechtigung und Notwendigkeit einer Revolution nachzuweisen». 1946 Als Geschichtsprofessor Edgar Bonjour die erste Version seiner «Geschichte der schweizerischen Neutralität» vorlegte, bemängelte das Politische Departement, dass die Darstellung nicht im 15. Jahrhundert mit Niklaus von Flüe beginne. Der 1947 heiliggesprochene Niklaus hatte jedoch mit der Neutralität überhaupt nichts zu tun. 1952 Im Nationalrat sorgte die von Heinz Egger publizierte Dissertation über die Entstehung der Kommunistischen Partei und des Kommunistischen Jugendverbandes der Schweiz für grosse Aufregung. Rechtsbürgerliche Kreise verlangten Massnahmen gegen Buch und Autor. 1953 intervenierte das Politische Departement bei der US-Regierung in Washington, um einem Studenten der Uni Bern den Zugang zu den amerikanischen Archiven zu verbieten. Man wollte verhindern, dass der junge Forscher unangenehme Entdeckungen über den Bundesrat des Zweiten Weltkriegs macht.
2015: Gemeinde feiert mit Viel Stoff also und viel Leidenschaft, die auch 100 Jahre später noch nicht erloschen ist. Aber angesichts der Tatsache, dass es die UdSSR nicht mehr gibt, auch viel Entdramatisierung für die 100-Jahr-Feier. So macht an den Feierlichkeiten diesmal auch die Gemeinde Zimmerwald mit. Im Regionalmuseum Schwarzwasser in Schwarzenburg gibt es seit Mai eine Ausstellung zur Konferenz, entstanden unter Mitarbeit dreier Unis. Ein Besuch lohnt sich.
Die Ausstellung läuft noch bis zum 22. November. Offen jeweils an Sonn- und Feiertagen von 14 bis 17 Uhr und auf Anfrage. www.regionalmuseum.info.
1971 erschien ein kleines Büchlein mit dem Titel «Wilhelm Tell für die Schule». Verfasst vom weltbekannten Autor Max Frisch. Er erzählt die Sage aus dem Blickwinkel des habsburgischen Vogts. Die Reaktionen waren harsch: Frischs Tell werde «vielen unreifen Gemütern das Stichwort liefern, um auf geistreich scheinende, aber wenig fruchtbare Weise über die Schweiz zu witzeln».
1986 lancierte der freisinnige Bundesrat Georges-André Chevallaz eine gehässige Polemik gegen das Standardwerk «Geschichte der Schweiz und der Schweizer». Sein Vorwurf lautete, es handle sich um eine «linke» Geschichte. Andere kritisierten, Wilhelm Tell sei nur am Rande erwähnt. 1990er Jahre Damals erforschte die Bergier-Kommission die Geschichte der Schweiz während des Zweiten Weltkriegs. Die nationalistische Rechte ging mit schwerstem Geschütz gegen den Bergier-Bericht vor. 2015 Die SVP feiert das «Schlachtenjahr» (Marignano). Sogar dem bürgerlichen Historiker Thomas Maissen platzt darob der Kragen. Mit seinem Buch «Heldengeschichten – und was dahinter steckt» stellt er das Schweizbild historisch richtig. (Erstpublikation: «work» vom 1. April 2015)
© SCHWEIZERISCHES SOZIAL ARCHIV
Dass die französisch- und italienischsprachigen Männer der Schweiz zu gleichberechtigten Eidgenossen wurden, verdanken sie Napoleon und dem französischen Direktorium. Sicher nicht den Bernern und Zürchern. Eine zeitgemässe Geschichte der Schweiz sollte die Herren ruhen lassen und von der Mehrheit der Bevölkerung, also von den Untertanen und den Frauen, ausgehen. Sandro Guzzi-Heeb*
übrigens bereits vom Zürcher Historiker Philipp Sarasin kritisiert. Und auch Sarasin tappt mit einem Fuss in die Blocher-Falle, wenn er bemerkt: «‹Direktdemokratisch› jedenfalls ging es in der alten wie auch in der neuen Schweiz nach 1848 beileibe nicht immer zu – und schon gar nicht für alle.» Klar. Wenn die grosse Mehrheit der Bevölkerung aus Untertanen bestand – in allen Landesteilen übrigens – kann man in der Tat nicht von Demokratie sprechen. Wenn wir uns wirklich von der alten nationalen Narration lösen wollen, müssen wir andere Wörter und andere Bilder benutzen sowie andere Akteure und Akteurinnen thematisieren. Ich denke, dass eine zeitgemässe Geschichte der Schweiz die Herren endlich ruhen lassen sollte und viel konsequenter von der Mehrheit der Bevölkerung, d. h. von den Untertanen und den Frauen, ausgehen müsste. Dafür braucht es auch Medien, die dafür offen sind und nicht genüsslich auf die Nächsten warten, die in die Blocher-Falle tappen.
© CREAT IVE COMMONS
Marignano: Mythen und Mystifikationen
hört es gern: Alleine hätte die Landbevölkerung die «gnädigen Herren» des Ancien Régime nicht gestürzt. Wenn die französisch- und italienischsprachigen Männer der Schweiz zu gleichberechtigten Eidgenossen wurden, dann verdanken sie es dem französischen Direktorium und Napoleon. Sicher nicht den Berner und Zürcher Herren und auch nicht den Urner und Schwyzer Obrigkeiten, die sich lange dagegen gesträubt haben. Wir müssen den Franzosen deswegen keine Altäre errichten. Aber weiter so tun, wie wenn sie für «die Schweiz» das absolute Übel gewesen wären, bedeutet, dass der Geist der gnädigen Herren noch nicht verschwunden ist.
dass ihr Versuch, die Eidgenossenschaft zu reformieren, blutig niedergeschlagen wurde – so wie unzählige weitere soziale Unruhen, etwa die von der Urner Obrigkeit als «Aufstand» abgestempelte Protestbewegung der Leventina im Jahr 1755. Niemand
4 | Branchen
syndicom | Nr. 8 | 28. August 2015
Poststreik in Deutschland
Aussprache mit neuem CEO
Frischer Wind bei Cablex?
Spatz in der Hand Fortsetzung von Seite 1
Am 3. Juli wählte die Firmenkonferenz Cablex eine Delegation (siehe Kasten), um im Dialog mit CEO Daniel Binzegger Lösungen zur raschen und nachhaltigen Verbesserung der Arbeitsbedingungen zu finden. Eine Woche darauf, am 16. Juli, fand eine erste Aussprache statt. Anwesend waren nebst syndicom drei der vier Mitglieder der Personalvertretung, CEO Daniel Binzegger, HR-Leiterin Korinna Meylan und Daniel Pelizzoni, Leiter Operations. Besprochen wurden sämtliche an der Fir-
Da Verdi im Vorfeld ihre Satzung geändert hatte, konnte die Gewerkschaftsleitung den Streik ohne Urabstimmung bei den Mitgliedern starten – und auch wieder stoppen. Der Streik begann breite Wirkung zu zeigen, und die Streikenden waren durchaus motiviert weiterzukämpfen. «Für das Ergebnis hätten wir nicht vier Wochen streiken müssen. Das hätten wir auch schon mit der zweiten oder dritten Verhandlungsrunde erreicht», moniert eine junge Frau, die Streikposten war.
«Die Stammbelegschaft schützen und die prekären Arbeitsverhältnisse aussen vor lassen: ein Riesenfehler von Verdi.» Bernd Rixinger, Ex-Verdi, Stuttgart
lohnverlust entspricht. Zusätzlich gibt es im Oktober eine Einmalzahlung von 400 Euro. Die Arbeitszeit wird nicht gekürzt und bleibt bei 38,5 Stunden. Die eigentlichen Erfolge der
Binzegger hat sich bereit erklärt, sämtliche Themen anzugehen. Bereits beschlossen ist: Evtl. entgangene Zuschläge für die Sonderpikette 2013 und 2014 werden bis Ende September 2015 rückwirkend ausbezahlt. Überzeitguthaben können auf Wunsch ausbezahlt werden. Weitere Themen wie Tunnelzulagen, Überprüfung der Arbeitsbeschreibungen und die Einreihung in die neuen Lohnbänder sollen noch umfassend überprüft werden. Im Rahmen der Lohnverhandlungen 2015/2016 werden
© ULF S TEPHAN
Verdi-Poststreik in Kiel ∙ In Deutschland ist lange nicht mehr überall Post drin, wo Post draufsteht: In der Zustellung wurden 49 Tochterfirmen aus dem Boden gestampft.
Verhandlungen wirken daneben bescheiden: Verlängerung des Schutzes vor betriebsbedingten Kündigungen bis 2019 und die Festanstellung der befristeten Angestellten, die mehr als zwei Jahre ununterbrochen bei der Post AG gearbeitet haben. Und die Ergebnisse gelten eben nicht für die jetzt schon 6500 Angestellten in Zulieferbetrieben. Deren Zahl wird noch rasant zunehmen, und ab 2018 – also kurz vor Ablauf des ausgehandelten Kündigungsschutzes – stellen die teilautonomen Tochterbetriebe auch Briefe zu. «Verdi hat durch das Einknicken enorm an Macht eingebüsst», klagt ein enttäuschter Gewerk-
schaftskader aus Baden-Württemberg. «Schon von Amazon wurden wir wiederholt ausgehungert. Aber da haben wir auch keine starke Basis, weil es fast nur Zeitarbeiter gibt. Und die sind schlecht zu organisieren. Aber dass uns die Post so auflaufen lassen kann ... Nach Ablauf der Regelungen bis 2019 werden wir kaum noch die Macht haben, uns ernsthaft gegen die zunehmende Prekarisierung zu wehren. Schliesslich stehen ja die Belegschaften ein und derselben Muttergesellschaft dann in Konkurrenz zueinander.»
49 Post-Töchter mit massiv niedrigeren Löhnen Die Deutsche Post ist gleichzeitig Sonderfall und Modell. Durch Privatisierung und die Wiedervereinigung hat der Konzern
im Verlauf der letzten 20 Jahre 200 000 (!) Arbeitsplätze abgebaut. Es verbleibt eine Stammbelegschaft von 140 000 Beschäftigten mit härteren, aber offenbar noch annehmbaren Arbeitsbedingungen. Die wird bis 2019 durch Pensionierungen und individuelle Kündigungen weiter schrumpfen. Die dadurch sinkende Kapazität werden die 49 Tochtergesellschaften locker mit massiv niedrigeren Personalkosten kompensieren.
Kaum noch Handhabe gegen Prekarisierung «Ich war erstaunt, dass die Sozialpartnerschaft zwischen Post und Gewerkschaft schon so kaputt ist», erklärt Bernd Rixinger, Parteivorsitzender der Linken und ehemaliger Verdi-Geschäftsführer in Stuttgart. «Verdi
hat einen entscheidenden strategischen Fehler gemacht, den viele Gewerkschaften machen. Die beitragszahlende Stammbelegschaft schützen und die prekarisierten Arbeitsverhältnisse aussen vor lassen.»
Von der Arbeit leben können Rixinger weiter: «In den letzten 20 Jahren hat die Zahl der prekarisierten Arbeitsverhältnisse in Deutschland um 75 Prozent zugenommen. Der Beschäftigungsgrad ist hoch wie nie. Aber immer weniger Leute können von ihrer Arbeit leben. Die Profite werden auf die Aktionäre verteilt und die arbeitende Bevölkerung muss mit immer weniger auskommen.» Ein Schicksal, das wohl auch den deutschen PöstlerInnen mittelfristig droht.
syndicom hat im Frühsommer eine Umfrage zur neuen Job-Architektur bei Swisscom durchgeführt. Teilgenommen haben 1979 Angestellte aus allen Konzerngesellschaften, womit die Umfrage als repräsentativ bezeichnet werden kann. Die Ergebnisse sind durchzogen und zeigen Handlungsbedarf auf. Zwar ist eine Mehrheit der Swisscom-Mitarbeitenden teilweise oder sogar sehr zufrieden mit der neuen Job-Architektur, dem Prozess zur Einführung sowie mit ihrer neuen Einreihung. Dem steht allerdings eine bedeutende Minderheitgegenüber, die teilweise oder überhaupt nicht zufrieden ist. syndicom wertet zurzeit die Ergebnisse detailliert aus, um sie auch mit Swisscom zu besprechen. Im September diskutiert syndicom die Ergebnisse zuerst im Firmenvorstand und an einer Firmenkonferenz Swisscom Group. Danach stellt syndicom die Ergebnisse an 21 grösseren Swisscom-Standorten vor (siehe Kasten). Die Teilneh-
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Wehret den Anfängen! Vor rund zwanzig Jahren hat man in Deutschland mit der Postreform I und II den Grundstein gelegt für die Prekarisierung bei der Deutschen Post. Im oben stehenden Artikel wird aufgezeigt, wohin der Weg der voll privatisierten Deutschen Post führt. Es gibt auch in der Zukunft – Verdi sei Dank – für die 140 000 PöstlerInnen in Deutschland einen Schutz. Aber dafür musste eine bittere Pille geschluckt werden. Die Gründung und die damit verbundene Auslagerung der Zustellleistungen an 49 (!) Tochterunternehmungen der DHL mit deutlich verschlechterten Arbeitsbedingungen ist Realität und wird umgesetzt. Es steht uns in der Schweiz nicht an, die Strategie von Verdi zu kritisieren. Dafür sind wir zu weit weg von der Geschichte. Die Frage stellt sich aber doch generell: Ist das die Zukunft in den liberalisierten Postmärkten? Und: Können wir hier eine solche Entwicklung verhindern? Aus meiner Sicht muss die Antwort zweimal Ja heissen: Ja, die Zukunft der Postmärkte sieht europaweit so aus. Und ja, wir haben in der Schweiz die Möglichkeit, Gegensteuer zu geben! In der politischen Arbeit zum Postgesetz haben wir die Auslagerung der Grundversorgungsleistungen in nicht kontrollierbare Tochter unternehmungen verhindert. Die Schweizerische Post AG hat den Leistungsauftrag, und die Tochterfirma Post CH AG führt diesen Auftrag aus. Damit ist die Sache klar und verbindlich geregelt.
Gleichzeitig vermeidet syndicom den strategischen Fehler der deutschen Schwestergewerkschaft und versucht die prekarisierten Bereiche in den Postmärkten mittels Gesamtarbeitsverträgen zu regeln. Ein Beispiel dafür ist der Branchen-GAV KEP & Mail, der im Laufe des Jahres 2016 in Kraft gesetzt wird. Es wäre aber falsch und fatal, sich auf den Lorbeeren auszuruhen. Wir müssen alles daransetzen, die Anstellungsbedingungen in der Früh- und Drucksachen zustellung zu regeln und in Schritten – es werden eher kleine sein – zu verbessern. Nur so verhindern wir in der Schweiz eine ähnliche Entwicklung wie jetzt in Deutschland. Noch dieses Jahr (im September) erwarten wir den Evaluationsbericht der UVEK zum Postmarkt. Damit werden die Weichen für die weiteren Diskussionen in der Schweiz gestellt. Es wird sich zeigen, wohin die Politik mit den Postmärkten will. Es ist aber auch eine Nagelprobe für uns als Gewerkschaft: Sind wir genügend stark, um Fehlentwicklungen wie in Deutschland zu verhindern? Ich bin klar und deutlich der Meinung, dass wir das schaffen können. Und darum nochmals mit aller Deutlichkeit: Wehret den Anfängen. Fritz Gurtner Leiter Sektor Logistik
Mitglieder der Delegation Pascal Wicht (Präsident Firmenvorstand & Personalvertretung), Fribourg; Danilo Ravelli (Vize-Präsident Firmenvorstand & Personalvertretung), Tessin; Patrick Soltermann (Firmenvorstands- und Personalvertretungsmitglied), Ostschweiz/Graubünden; Benjamin Kraus, Olten; Heinz Kressebuch, Zürich; Eduardo Sanchez, Bern; Fabien Aubert, Jurabogen; Erich Hauri, Zentralschweiz.
dieses Jahr ebenfalls noch die Pauschalspesen für Lernende beurteilt. syndicom dankt allen Anwesenden der Verhandlungsrunde für den konstruktiven Dialog. Wir sind zuversichtlich, dass mit dieser Aussprache eine neue Vertrauensbasis geschaffen werden konnte. (SF)
An der nächsten Firmenkonferenz Cablex werden die Mitglieder der Personalvertretung über die umgesetzten und eingeleiteten Massnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen berichten. 30. Oktober, 10.15 Uhr, Hotel/Restaurant Jardin, Bern.
In Kürze
Swisscom: «Claire» bereitet noch Kopfzerbrechen
Kommentar
© Z VG
menkonferenz vom Juli aufgeworfenen Themen: • Arbeitszeitproblematik (Überschreitung der Höchstarbeitszeit, Auszahlung der Überzeiten, Manipulation der Gleitzeitkonti, Nachzahlung von Pikettdiensten) • Spesenentschädigungen • Arbeitskleidung • schlecht koordinierte Einsatzpläne • Gewerkschaftsrechte und • Umgangston der Vorgesetzten.
Neues Lohnsystem
Reallohnverlust erkämpft Auch für die 140 000 Stammbeschäftigten der Post hat der Streik nicht allzu viel gebracht. Obwohl die Post AG zurzeit höchst rentabel ist: Trotz hartem Konkurrenzkampf unter fünf Anbietern dominiert sie mit 43 Prozent den Paketmarkt, und sogar die Zustellung von Briefen rentiert weiterhin. Statt der geforderten 5,5 Prozent Lohnerhöhung gibt es zwei Jahre in Folge 1,7 Prozent mehr Lohn, was teuerungsbereinigt einem Real-
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menden können jeweils bis zu einer halben Stunde als Arbeitszeit aufschreiben. (SF)
Firmenkonferenz Swisscom Group: 18. September, 10.15 Uhr, Hotel/Restaurant Jardin, Bern.
Info-Veranstaltungen zur «Claire»-Umfrage bei Swisscom Änderungen vorbehalten! Bitte Hinweise auf www.syndicom.ch/claire beachten. 28. 09. 28. 09. 06. 10. 06. 10. 20. 10. 20. 10. 26. 10. 26. 10. 28. 10. 28. 10. 03. 11. 03. 11. 04. 11. 10. 11. 10. 11. 11. 11. 11. 11. 17. 11. 17. 11. 24. 11. 24. 11. 25. 11.
Basel, Wallstrasse Zürich, Müllerstrasse Zürich, Pfingstweid Biel-Bienne, Aarbergergasse Worblaufen Ittigen Ittigen Thun, Gewerbestrasse Olten, Swisscomgasse Luzern, Weinbergli Bern, Liebefeld Sion Bellinzona, Business Center Lausanne, Bergières Lausanne, St. François Fribourg, Arsenaux Ostermundigen, SBC Bern, Genfergasse Rapperswil Chur, Ringstrasse St. Gallen, Dürrenmattstrasse Zürich, Binz
11.30 – 12.30 Uhr 16.00 – 17.00 Uhr 11.30 – 12.30 Uhr 16.00 – 17.00 Uhr 11.30 – 12.30 Uhr 16.00 – 17.00 Uhr 11.30 – 12.30 Uhr 16.00 – 17.00 Uhr 11.30 – 12.30 Uhr 16.00 – 17.00 Uhr 11.30 – 12.30 Uhr 16.00 – 17.00 Uhr 11.30 – 12.30 Uhr 12.00 – 13.00 Uhr 16.00 – 17.00 Uhr 11.30 – 12.30 Uhr 16.00 – 17.00 Uhr 11.30 – 12.30 Uhr 16.00 – 17.00 Uhr 11.00 – 12.00 Uhr 16.00 – 17.00 Uhr 16.00 – 17.00 Uhr
Zwischenstand GAV Skyguide Am 6. Mai haben die Verhandlungen mit Skyguide für den neuen GAV 2016 mit einer dreitägigen Eröffnungssitzung begonnen. Seither sind bereits sechs Verhandlungsrunden erfolgt, der Ablauf ist geordnet und professionell. Die Vorbereitungsarbeiten, welche den Branchenvorstand im letzten Jahr bis zum Verhandlungsbeginn beschäftigt haben, zahlen sich aus. Der GAV wurde neu aufgebaut und lesefreundlicher gestaltet. So werden die normativen und die schuldrechtlichen Bestimmungen künftig nicht mehr vermischt. Der neue GAV wird auf die zukünftigen technologischen und organisatorischen Entwicklungen von Skyguide ausgerichtet. Die Aus- und Weiterbildung ist ein zentrales Element. In einem nächsten Schritt sollen das neue Lohnsystem sowie der Sozialplan – neu ein integrierter Bestandteil des GAV – eingehend diskutiert werden. So weit steht fest: das neue Lohnsystem wird in den nächsten ein bis zwei Jahren gemeinsam von den Sozialpartnern und der Firma Towers & Watson erarbeitet. Das bisherige Lohnsystem bleibt bis anfangs 2017 unverändert, anschliessend soll eine schrittweise Überführung ins neue Lohnsystem erfolgen, welches 2018 in Kraft tritt. In Zukunft werden jährliche Lohnverhandlungen zwischen den Sozialpartnern stattfinden. Renato Zanello, Präsident Branchenvorstand Flugsicherung Sozialplan für 1818 steht Ende Mai hat die Unternehmensleitung von Conduit Europe/1818 entschieden, den Callcenter-Betrieb von Biel in die beiden eigenen Callcenter in Marokko und Österreich auszulagern. Betroffen sind rund 60 Mitarbeitende in Biel. In enger Kooperation mit syndicom und den städtischen sowie kantonalen Behörden wurden jetzt angemessene Lösungen für die Angestellten erarbeitet. Der mit syndicom ausgehandelte Sozialplan enthält Unterstützung bei der beruflichen Wiedereingliederung und Neuorientierung. Zudem sind Abgangsentschädigungen und Regelungen in Härtefällen vorgesehen. Der Transfer des Standortes Biel ist momentan im Gang und wird mehrere Monate in Anspruch nehmen. (SF)
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syndicom | Nr. 8 | 28. August 2015
Presse und elektronische Medien
Grafische Industrie
Die Zukunft des Journalismus ist multimedial. Solange die Frage des Geld verdienens im Netz nicht geklärt ist, werden die Verlage zurückhaltend blei ben. Das sollte Journalistinnen und Journalisten aber nicht davon abhalten, in ihre multimediale Zukunft zu investieren. Ganz im Gegenteil. Alexandra Stark
Die Medien haben leider keine Zeit Ausprobieren dürfen alle JournalistInnen natürlich, so viel sie wollen. Aber bitte nur, nachdem die eigentliche Arbeit gemacht worden ist. «Wir haben keine Ressourcen, weder Geld noch
Zeit», bekomme ich von Verantwortlichen oft zu hören. Und als Entschuldigung wird dann nachgeschoben: «Wir verdienen unser Geld ja auch immer noch mit Print.» Stimmt! Noch. Diese Haltung, davon bin ich überzeugt, ist der Anfang vom Ende. Ausgeblendet wird bei dieser auf die Produktionsbedingungen fokussierten Nabelschau die wahrscheinlich krasseste Veränderung der Medienlandschaft der vergangenen Jahre: Das Publikum nutzt multimediale Inhalte immer öfter online. Und es misst uns ausschliesslich am Output. Mit welchen Ressourcen dieser Output zustande kommt, interessiert die User nicht. Sind
© RETO C AMENSICH/Z VG
Alexandra Stark arbeitet als freie Journalistin in Zürich, berät Redaktionen und ist Studienleiterin am MAZ (www.alexandrastark.ch). Am Tag der Freien wird sie das Einführungsreferat halten.
sie mit unserem bislang oftmals nur gepimpten Copy-PasteAngebot nicht mehr zufrieden, sind sie weg. Die wenigen gros sen Leuchtturm-Arbeiten wie etwa das «Platzspitz»-Dossier des «Tages-Anzeigers» reichen nicht, um das zu ändern. Alternativen gibt es genug – dem Internet und vor allem Social Media sei Dank.
«Kanalgerecht» bedeutet: Copy-Paste genügt nicht Der Journalismus hat deshalb genau eine Chance: Er muss sein Publikum finden. Und er muss besser sein als das, was es im Internet gratis gibt, sonst wird nie Geld fliessen. Damit der Journalismus sein Publikum finden kann, muss er kanalgerecht sein. Für die rasant wachsenden digitalen Kanäle gibt erst wenige Formate. Noch immer wird der Grossteil der Inhalte aus einem anderen Kanal kopiert und – wenn überhaupt – dann nur wenig angepasst. Damit sind wir wieder am Anfang von diesem Text, beim «keine Ressourcen»-Argument. Dieser Teufelskreis wird so lan-
14. Tag der Freien 2015 Alleskönner oder Fachspezialisten? Eine wortstarke Reportage, dazu die passende Bildstrecke, das Kurzinterview auf Video und nebenbei gleich noch einen Teaser twittern – mit der Digitalisierung wird Journalismus multimedialer. Damit auch die freischaffende Journalistin? Am Tag der Freien diskutieren wir, wie sich freie Journalistinnen und Journalisten mit der multimedialen Entwicklung anfreunden können. Im Gespräch untereinander sowie mit VerlagsvertreterInnen werden Tipps ausgetauscht und Möglichkeiten für ein erfolgreiches multimediales Arbeiten aufgezeigt. 5. September, Zentrum Karl der Grosse, Kirchgasse 14, Zürich, 13 Uhr. Anmeldung: syndicom.ch/tdf2015. Neu: Unser Web-Service für Freischaffende Praktische Informationen für Mitglieder rund um Fragen zu Honorar, Werkvertrag, Versicherungen und vieles mehr. Der Service richtet sich an freie Medienschaffende: Journalistinnen und Fotografen, selbständige Grafikerinnen, Texter, Korrektorinnen usw. syndicom.ch, Rubrik IG. Mitgliedsnummer bereithalten.
ge nicht durchbrochen, solange Medienhäuser Multimedia als laufende Kosten und nicht als Investition betrachten. Es sind aber nicht nur die Medienhäuser, die sich schwer tun. Ich bin immer wieder erstaunt, wie Journalistinnen und Journalisten, die doch eigentlich die Lobby des guten Journalismus sein sollten, diese Argumenta tion übernehmen.
Experimentierkultur statt Häme Und mich befremdet, mit wie viel Häme KollegInnen eingedeckt werden, die etwas ausprobieren: Aufwand und Ertrag standen bei der ersten Multimedia-Reportage in keinem Verhältnis! Das erste Video genügt den (zu Recht!) höchsten Anforderungen nicht! Was ich mich dann frage: Hat schon jemand mit seinem Erstlingswerk
den Zürcher Journalistenpreis gewonnen? Glauben diese Kritiker wirklich, dass sie in fünf Jahren alle noch als Festangestellte lange Artikel für Printzeitungen schreiben werden?
Wer, wenn nicht wir? Die Zukunft des Journalismus ist multimedial. Guter multimedialer Journalismus fällt nicht vom Himmel. Er muss erfunden werden. Und zwar von uns Journalistinnen und Journalisten. Wer soll es sonst tun? Klar kann man von anderen abschauen. Aber tumbes Copy/Paste funktioniert selten gut. Multimedia ist also kein Selbstzweck, sondern Mittel zum Zweck. Nicht nur für die Medien, die ihr Publikum besser erreichen. Sondern auch für Journalistinnen und Journalisten, die dank Multimedia auch in Zukunft Arbeit haben werden.
Presse ohne GAV
Medienlöhne im Fokus des Seco Ohne GAV in der Deutschschweiz und im Tessin verschlechtert sich die Bezahlung der Medienschaffenden zusehends. Seit Jahren herrscht der Verdacht auf Lohndumping. Das Seco erkundigte sich Anfang Sommer wieder bei syndicom, wie es um die Löhne in den Medien steht. Nina Scheu Die tripartite Kommission des Bundes (TPK Bund) beobachtet den Arbeitsmarkt auf nationaler Ebene. Um vertiefte Erkenntnisse zu erlangen, legt sie jährlich «Fokusbranchen» fest, die intensiver kontrolliert werden als andere. Vor vier Jahren untersuchte die TPK Bund erstmals vertieft die Journalismusbranche. Diese Analyse wird perio disch aktualisiert. Wenn die Sozialpartnerschaft funktioniert, lässt die TPK dem Dialog den Vorrang. So verzichtete sie im Sommer 2013 angesichts gewisser Anzeichen von Umdenken auf Verlegerseite auf die vertiefte Analyse. Diesen Sommer fragte das Seco wieder bei den Berufsorganisationen der JournalistInnen in
der Schweiz nach dem Stand allfälliger GAV-Bemühungen. syndicom und Impressum nahmen gemeinsam Stellung und berichteten zuhanden der TPK über die anhaltende Verweigerung der Verlegerverbände in der Deutschschweiz und im Tessin, über einen Gesamtarbeitsvertrag auch nur zu diskutieren. Ein Beispiel: Am 24. April machte Medienministerin Doris Leuthard in einem Interview u. a. in der «Südostschweiz» die Aussage, dass sich der Print-GAV der Romandie «spürbar positiv auf das Qualitätsniveau» auswirke und sie sich «sehr wünschen würde, dass sich die Verleger gesprächsbereiter zeigen und sich mit den Gewerkschaften einigen können».
Verlegerpräsident Hanspeter Lebrument antwortete darauf in seiner Zeitung: «Seit 2004 hat es nie mehr einen ernsthaften Versuch gegeben, einen neuen GAV einzuführen», und ihm gegenüber habe noch nie jemand den Wunsch nach einem GAV geäus sert. Diese Aussage löste mehrere hundert E-Mails von JournalistInnen aus, die Lebrument bestätigten, dass sie sehr wohl einen GAV wünschten.
«Anständige Bedingungen»? Derselbe Hanspeter Lebrument hatte im Januar erklärt, Sozialpartnerschaft sei Betriebssache. Worauf syndicom und Impressum die Verlage auch zu betrieblichen Verhandlungen eingeladen hatten. Doch kein einziger
Verleger wollte einen BetriebsGAV aushandeln, alle verwiesen für GAV-Verhandlungen auf die Verbandsebene. Derselbe Hanspeter Lebrument hatte auch anfangs Juli, also recht kurz nach der bundesrätlichen Intervention von Doris Leuthard, einen weiteren Brief der Berufsorganisationen mit der Behauptung beantwortet, er sehe keine Eile für die Aufnahme von GAV-Verhandlungen, denn die Mitglieder seines Verbandes hätten ihre Journalistinnen und Journalisten zu anständigen Bedingungen angestellt. Dabei ist die Situation mittlerweile öffentlich bekannt: Auf den Redaktionen sind der Stress und die Unzufriedenheit enorm gestiegen, während die Löhne
und die Honorare in den letzten zehn Jahren teils dramatisch gesunken sind. Und auch die Arbeitsinspektorate stellten auf Hinweis von syndicom und Impressum schon letztes Jahr fest, dass der Gesundheitsschutz in diversen Redaktionen nicht gewährleistet wird. Vor allem punkto Arbeitszeiterfassung. Nicht zuletzt deshalb haben syndicom und Impressum den Verlegerverband wiederholte Male zur GAV-Verhandlung aufgefordert. Da die Medienschaffenden aber weiter nur abgewimmelt und hingehalten werden, fordern syndicom und Impressum gemeinsam die TPK auf, die Journalismusbranche dieses Jahr in den Fokus zu nehmen – und korrigierend einzuwirken.
Ziel: «Printed mit GAV»
Die Zeitungsdruckereien wollen die Verunsicherung in der grafischen Industrie ausnutzen und den nachtarbeitenden KollegInnen 500 bis 1000 Franken vom Lohn streichen. Das ist skandalös. Im Auftrag der Zeitungsdrucker versucht Viscom in den laufenden GAV-Verhandlungen, zwei grundlose Kahlschlagprojekte durchzustieren. Roland Kreuzer, Leiter Sektor Medien Ringier, NZZ/St. Galler Tagblatt, AZ Medien, Centro S tampa, Zehnder Print und Somedia) den schweizerischen Markt im Zeitungsdruck. Die übriggeblie benen kleinen Zeitungsdrucker stehen wegen der Tiefstpreise der Gros sen mit dem Rücken zur Wand. Und die gros sen Zeitungsdrucker machen sich untereinander das Leben schwer – Auslandswettbewerb und Euro-Franken-Kurs spielen da keine Rolle. Es stellt sich die Frage, ob einige, offenbar tonangebende Arbeitgeber der grafischen Industrie überhaupt noch zum GAV stehen. Verbal bis jetzt ja, materiell und substanziell gibt es Zweifel. Es hält sich das Gerücht, dass Tamedia und ande«Printed in Switzerland»: re Branchenkrösusse Dazu gehört auch die Qualität aus Viscom und GAV unserer Arbeitsbedingungen. austreten würden, wenn der neue GAV nicht ihren Vorstelhen, um den Schweizer Fran- lungen entspräche. ken abzuwerten. Immerhin gibt Wir werden uns nicht erpreses zunehmend andere pragma- sen lassen. Auch wenn der Weg tisch rechnende Arbeitgeberver- zu einem neuen GAV lang zu bände, bei denen diese Einsicht werden droht, werden wir ihn entschlossen und gemeinsam keimt. unter die Füsse nehmen: Wir stehen zum GAV! Um das GAVKein Discount in der Nacht Die angepeilte Verbilligung der Ziel zu erreichen, braucht es Nachtarbeit würde zu Verlus- «Mut zum Druck!» der Betroffeten von Hunderten Franken für nen, die Unterstützung von syndie NachtarbeiterInnen, zu Stel- dicom und der Gewerkschaftsbelenabbau bei den Grossdruckern wegung insgesamt, denn heute und zu weiteren Schliessungen müssen wir verhindern, dass kleiner Zeitungsdruckereien neoliberal verblendete Arbeitführen, die die «Discount-Nacht» geber für morgen Oberwasser nicht so skrupellos werden aus- gewinnen. nützen können wie die grossen. Wir wollen die Probleme lösen Heute kontrollieren sechs Unter- und nicht verschärfen. Wir wolnehmen mit ihren neun Zei- len: politischen Druck zur Wietungsdruckzentren (Tamedia, dereinführung des Euro-MinJa, ein Teil der Druckereien hat seit Jahren Probleme. Ja, der Entscheid der Nationalbank, den fixen Franken-Euro-Kurs fallen zu lassen, hat für einige von ihnen die Probleme verschärft. Das heisst aber nicht, dass im Windschatten dieser hausgemachten Krisenstimmung die ArbeitnehmerInnen der Druckindustrie zur Kasse gebeten werden. Wir verschulden diese Probleme nicht, die Wechselkursproblematik lässt sich nur politisch lösen, «Branchenlösungen» gibt es nicht. Es ist unverständlich, dass Viscom nicht bereit ist, gemeinsam den politischen Druck auf die SNB zu erhö-
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destkurses, Frühpensionierung statt Entlassungen, Allgemeinverbindlichkeit des GAV, Propagieren des Druckstandortes Schweiz bei Kantonen, Bund und den Betrieben, die er kontrolliert (SBB, Swisscom, Post, Ruag), und bei Grossen wie Migros, Coop, Swiss, Banken.
Keine Absurde Erhöhung der Wochenarbeitszeit Im letzteren Bereich leistet der Viscom mit seiner Kampagne «Printed in Switzerland» gute Arbeit, die er selbst zu untergra-
ben droht mit seinen Vorstellungen von einem Discount-GAV mit sinnlos hoher Wochenarbeitszeit. Dieser würde der Kampagne die guten Argumente entziehen. Warum? Vertragsgebundene Zeitungsdrucker in Deutschland, Österreich und Frankreich arbeiten 35 und nicht 42 Stunden pro Woche! Den Medienunternehmen geht es nach wie vor sehr gut, wie die Jahresabschlüsse und wohl bald die Halbjahresergebnisse 2015 zeigen. Tamedia schrieb 2014 ein um 40 Mio. auf 160
io. gesteigertes Ergebnis, die M NZZ «schaffte» das Minus nur dank der Kosten der Schliessung ihrer Druckerei in Schlieren … Und die guten Ergebnisse sind trotz sinkenden Auflagen und schrumpfendem Printwerbemarkt immer noch zu guten Teilen dem Printbereich zu verdanken! Mit dem allgemeinverbindlichen GAV werden auch die beiden bisher noch ausserhalb der Regeln funktionierenden Zeitungsdrucker, Somedia und Zehnder, zum Einhalten der Mindeststandards gebracht.
© YVES SANCEY
Keine Angst vor Multimedia! Was macht ein Unternehmen, wenn es etwas Neues entwickeln will? Genau! Es investiert und lässt die Forschungs- und Entwicklungsabteilung tüfteln. Genügt die neue Idee den Qualitätsansprüchen, wird sie auf den Markt gebracht. Nur bei den Medien ist das nicht so. Medienhäuser leisten sich mit wenigen Ausnahmen wie etwa der NZZ mit ihrer «Entwicklungsredaktion NZZ.ch» keine solchen Abteilungen.
Branchen | 7
syndicom | Nr. 8 | 28. August 2015
Noch rollt sie ∙ Die Rotation der IRL+ wird Ende Jahr stillstehen. syndicom verhandelte einen Sozialplan für die Angestellten.
Aus für IRL+: Opfer der Belegschaft brachten nichts Drei Jahre haben die Mitarbeiter der «Imprimeries réunies de Lausanne» (IRL, später IRL+) um ihre Druckerei und um ihre Arbeitsplätze gekämpft. Jetzt schliesst die Sandoz-Stiftung (SFFAG) das traditionsreiche Unternehmen. Und dennoch hat sich der Kampf gelohnt! Noch im Mai ging es «nur» um einige Entlassungen. Die Beschäftigten der IRL+ und syndicom handelten einen Sozialplan aus, der am 30. Juni unterzeichnet wurde. Nur Tage später meldete Sandoz die Schliessung der Druckerei und kündigte den verbliebenen 44 Personen. Die Umplatzierung innerhalb des Druck-Pools der Sandoz-Stiftung wird 14 Betroffenen angeboten. Das Personal hat die von syndicom unterstützte Idee, einen neuen Sozialplan auszuhandeln, verworfen. Die Betroffenen lassen es gut sein mit den Verbesserungen, die sie in den letzten Wochen mit gewerkschaftlicher Unterstützung herausholen konnten – auch weil ihnen
die Kraft fehlt, noch einmal an den Verhandlungstisch zu sitzen. Vor drei Jahren, als Swiss printers (Ringier) die Druckerei aufgab, hatten sie sich noch mit Energie gewehrt und trotz einigen Opfern, namentlich beim Lohn, die Hälfte der Arbeitsplätze retten können: Aus IRL wurde IRL+. Drei Jahre konnten, trotz der schwierigen Auftragslage, die Kunden gehalten werden. Jetzt ist Schluss, die Maschinen werden Ende Jahr gestoppt. Aber syndicom wird sich weiterhin für die ArbeiterInnen einsetzen, auch für jene. die von der SFFAG übernommenen werden.
Mobilisieren: Für den GAV! Die gute Mobilisierung bei den Generalversammlungen hat eines gezeigt: Es lohnt sich, für seine Errungenschaften und zumindest für einen besseren Sozialplan zu kämpfen. Ohne die unermüdliche Arbeit der von syndicom unterstützten Personalkommission und der Gewerkschaftsmitglieder, ohne
die Mobilisierung des gesamten Personals wäre es nicht möglich gewesen, diesen Sozialplan zu erringen. Die Kolleginnen und Kollegen in den Unternehmen müssen sich bewusst werden, dass ohne sie, ohne die Drucker, Buchbinder, Grafiker, Druckvorstufe und Lieferanten, nichts geht. Mit wachen, aktiven Leuten wird eine andere Arbeitswelt möglich – nötig in einer Branche im Umbruch wie der grafischen Industrie. Deshalb müssen wir uns besser organisieren und unsere Kolleginnen und Kollegen in den Unternehmen von einem Gewerkschaftsbeitritt sowie von der Beteiligung an den GAV-Verhandlungen überzeugen. Informiert eure Kolleginnen und Kollegen, dass derzeit ihre Arbeitsbedingungen ausgehandelt werden. Organisieren wir uns gewerkschaftlich und machen wir Druck!
Alex Patiño, Regionalsekretär für die grafische Industrie
8 | Interessengruppen Jugend/Pensionierte Pensionierte on the Road
Frisch pensioniert
© Z VG
Region Basel Am 18. Juni trafen sich 28 Kolleginnen und Kollegen mit Anhang für die Wanderung von Itingen nach Lausen mit Schwalben-Exkur sion (s. Bild). In Lausen empfing uns der Schwalbenspezialist Kurt Mohler. Es war interessant, über Mehlschwalben, Rauchschwalben und Mauersegler (auch Spieren
Dieses Jahr sind wir in Biel, direkt am Bielersee in der Jugendherberge Lago Lodge. Unter dem Thema «Zukunft Schweiz – was kommt alles auf uns zu?» diskutieren und erarbeiten wir gewerkschaftliche Sichtweisen und überlegen uns, wie sich die Griechenlandkrise, die Situation in Europa, der starke Franken oder die Isolationspolitik der SVP auf unsere Zukunft auswirken. In einem Podiumsgespräch diskutieren die beiden Gewerkschafter Serge Gnos von der Unia und Manuel Avallone vom SEV verschiedene Herangehensweisen, wie wir als Gewerkschaften auf die konkreten Herausforderungen reagieren sollen. In der anschlies senden offenen Diskussion können alle Fragen gestellt und diskutiert werden, die euch interessieren. In einem zweiten Teil teilen wir uns in unsere jeweiligen Branchen, Berufe oder Betriebe auf und diskutieren die Positionen der IG Jugend für das nächste Jahr. Hast du Ideen, Wünsche, Vorschläge oder Forderungen, was in deiner Branche oder allgemein getan werden sollte? Hier ist genau der richtige Ort, um sie zu deponieren. Das Ergebnis dieser Gruppenarbeiten soll der Jugendkommission im nächsten Jahr als Leitfaden
dienen. Die Jugendkommission ist übrigens die Gruppe der jugendlichen syndicom-Mitglieder, die sich auch unter dem Jahr regelmässig trifft und die Jugendpolitik von syndicom vertritt. Wie ein Parlament werden wir die 15 Mitglieder am Sonntag aus den Reihen der Anwesenden wählen. Solltest du an dem Wochenende Lust auf mehr bekommen, kannst du dir also überlegen, für das nächste Jahr Teil unserer motivierten Gruppe zu werden. Am Abend erholen wir uns bei Diskussionen und Gesprächen, Spielen oder bei einem Bier aus der hauseigenen Brauerei. Der Bielersee liegt direkt vor der Tür und lädt zur Erfrischung ein. Am Sonntag steht dann ein wahres Highlight an. Wir werden uns einen Graffiti-Workshop gönnen. Auf Leinwand oder auf einer Mauer, angeleitet von wahren Profis und Künstlern, wird dies der spannende Abschluss des Jugendwochenendes werden. Falls du unter 31 und neugierig geworden bist, würden wir uns freuen, dich dieses Jahr in Biel zu begrüssen. Der Anlass ist für Mitglieder von syndicom gratis, die Übernachtung, das Essen und das Zugticket werden ebenfalls übernommen.
Michael Moser, Zentralsekretär Jugend
Programm Samstag, 26. September 10:00 Eintreffen in der Lago Lodge 10:30–12:00 Rückblick auf das vergangene Jahr. Statutarischer Teil 12:00–13:30 Mittagessen/Kaffee/See 13:30–15:00 Podiumsdiskussion mit Serge Gnos und Manuel Avallone 15:30–17:00 Branchenworkshops 17:00–Open-End Nachtessen/See/Spiel und Spass Sonntag, 27. September 9:00–10:00 Frühstück/Check-out 10:00–10:30 Abschluss/Wahl der Jugendkommission 2015 11:00–14:00 Graffiti-Workshop Anmeldung und Fragen: jugend@syndicom.ch oder 058 817 18 09. Anmeldeschluss ist der 10. September 2015.
© OTHMAR TRÖSCH
Entspannt diskutieren in der Lago Lodge ∙ Dieses Jahr findet die Jugendkonferenz am Bielersee statt.
genannt) zu erfahren. Jede Schwalbenart hat ihren eigenen Stil des Nestbaus. Anhand der Fotos war es eine lehrreiche Exkursion. Auch kurze Regenschauer konnten uns nicht aufhalten und wir hörten bis zum Schluss zu. Im Rest. Bernerhof stärkten wir uns bei einem Zvieri. Nach gemütlichem Zusammensitzen und Jass ging es nach Hause. Am 23. Juli trafen sich 39 Kolleginnen, Kollegen, Ehefrauen und Freunde um 10.45 Uhr in Flüh. Als das Postauto um 11.13 Uhr kam, waren die Anwesenden nicht mehr zu halten. In kurzer Fahrt gings nach Mariastein, wo für uns im Hotel Post das Mittagessen reserviert war. Zwischen Hauptgang und Dessert stellte uns Hans Schmidiger sein Buch «Der Briefträger vor 50 Jahren» vor und las zwei Kurzgeschichten über die Post dazumal, was sehr interessant war und der Wahrheit entsprach. Hans Schmidiger hatte sich kurz vor dem Hock bei mir erkundigt, ob er kommen dürfe, um eventuell einige Bücher zu verkaufen, was auch geschah. Bestellbar unter 034 422 93 01, 079 203 26 57, auf www.haschmi.ch oder bei hso@bluewin.ch. Nach dem Kaffee trennte sich die muntere Schar und «ging ins Kloster». Die meisten nahmen den 15.21-Uhr-Bus nach Hause. Ich als Wander- und Reiseleiter war sehr zufrieden mit der Anzahl Teilnehmender und dem Hotel Post Mariastein, welches ich jederzeit empfehle. Othmar Trösch Gruppe Telecom Basel Bericht von der GV 2015 Der Obmann Alex Vögtli durfte eine schöne Anzahl von Pensionierten und die Gäste von den Sektoren 1 und 3, Ernst Knaus, Hans Preisig, Rosmarie Gerber und Heinz Ritter,
Fast 30 Jahre hat Johann Schilling gemeinsam mit Frau Margrit die Poststelle Islikon im Thurgau geführt. Er war in vielen Basisgremien aktiv und macht vielleicht weiter. Interview: Suleika Baumgartner Hans, du und deine Frau Margrit seid frisch pensioniert. Wie fühlt sich das an?
Was waren die Höhepunkte deines Berufs lebens?
Grossartig! Ich habe mein gut strukturiertes Leben hinter mir gelassen, jeden Tag entscheide ich am Frühstückstisch, was ich unternehmen will. Für mich ist das Freiheit pur. Im Gegensatz zu früher muss ich auch mein Lauftraining nicht mehr organisieren, sondern mache es dann, wenn ich Lust habe. Ich habe mit Krafttraining angefangen und mir ein neues Velo gekauft. Margrit und ich haben uns übrigens vor 40 Jahren in der Lehre kennengelernt, wir haben denselben Jahrgang. Sie hat mir all die Jahre den Rücken frei gehalten für mein gewerkschaftliches Engagement. Dafür sage ich ihr danke.
Sicher die Tätigkeit als Lehrlings-Instruktor, ganz besonders aber die Wahl zum Posthalter am 1. August 1986. Selbständig einen Familienbetrieb zu führen – das war bereits in der Lehre mein Traum. Und hat so gar nichts mit dem Bild eines Post-Beamten zu tun. Was die Gewerkschaftsarbeit angeht, so war es der unendlich lange Kampf ums Poststellennetz, das Mitbegleiten des Posthalter-Status sowie ganz am Schluss der neue Gesamtarbeitsvertrag. Letzteres war auch der Grund, weshalb ich nicht bereits mit 60 aufgehört habe.
mir alles offen gelassen. Erst einmal geniesse ich die Zeit mit der Familie. Und ich möchte sicher noch etwas Neues lernen.
Wirst du dich weiter engagieren? Es gab einige Anfragen, doch ich habe
© MARGARETA SOMMER
Am 26. und 27. September sind alle syndicom-Mitglieder bis 31 Jahre eingeladen, sich zur Konferenz der syndicom-Jugend zu treffen. Das höchste Organ der IG Jugend trifft sich auch dieses Jahr zu einer zweitägigen Versammlung, wo nicht nur die Jugendkommission für das nächste Jahr gewählt wird, sondern auch ein spannendes politisches Programm auf euch wartet.
Johann Schilling: «Freiheit pur!»
begrüssen. Zu einer GV gehören die Wahlen. Alex Vögtli wurde wieder als Obmann bestätigt, Benni Strickler als Kassier und Olga Caminada als Beisitzerin und Gratulantin. Neu wurde Bruno Joss als Aktuar gewählt. 215 Pensionierte hat es im Sektor 2. Das Thema der GV im Restaurant Bundesbahn war der Altersvorsorge 2020 gewidmet. Was will dieses Projekt von Bundesrat Alain Berset? Und was meint der SGB dazu? Als Referentin vom SGB hatten wir Jasmin Aregger eingeladen. Die Altersvorsorge 2020 möchte ein Referenzalter 65 für Frauen und Männer, dazu ein Pensionierungsfenster von 62 bis 70 und Vorbezugs- und Aufschubmöglichkeiten, reduzierte Kürzungssätze AHV für Tieflöhner mit langer Beitragsdauer, rentenbildendes Weiterarbeiten und die Möglichkeit von Teilrenten. Dazu sagt der SGB: der Gewinn an Flexibilität ist mit Risiken verbunden. AV2020 sieht eine Zusatzfinanzierung der AHV durch Erhöhung der MWSt., einen Interventionsmechanismus und eine Senkung des Umwandlungssatzes vor. Weiter die Erhöhung des Frauenrentenalters, 6 Jahre lang um je zwei Monate. Dazu Jasmin Aregger: Die Erhöhung des Frauenrentenalters schafft keine Gleichstellung – sie schadet ihr. AV2020 will eine Reduktion der AHV-Witwenrente von 80% auf 60%, dafür Erhöhung der Waisenrente von 40% auf 50% und keine Witwenrente für kinderlose Frauen und Frauen, deren Kinder beim Tod des Gatten nicht rentenberechtigt sind. Nun – Frauen mit erwachsenen Kinder sind nicht kinderlos! Dieser Vorschlag führe zu stossenden Situationen bei der Umsetzung. AV2020 will auch die Mehrwertsteuer erhöhen, wegen der Zunahme von künftigen Rentnern. Aber was ist mit anderen Zusatz finanzierungen (wie z. B. Steuer auf hohe Erbschaften)? AV2020 will auch den Umwandlungssatz senken, von 6,8 auf 6,0 Prozent, dazu Leistungserhalt durch Kapitalisierung, Abschaffung des Koordinationsabzugs, neue Staffelung der Altersgutschriften und eine Massnahme für die Übergangsgeneration. Jasmin Aregger findet, der Leistungserhalt in der BV ist für tiefe und mittlere Einkommen sehr teuer, die AHV hat ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis. Die Position des SGB ist ein JA zu einer gemeinsamen Betrachtung von AHV und BV. NEIN zum höheren Rentenalter für Frauen. NEIN zum Interventionsmechanismus. NEIN zur Senkung des Mindestumwandlungssatzes und NEIN zur Schwächung der AHV. Stattdessen Ausbau via AHVplus. Anschlies send an das sehr interessante und informative Referat von Jasmin Aregger wurden rege Fragen gestellt, die zur Zufriedenheit beantwortet werden konnten. Alex Vögtli
Vor zwei Jahren hast du in dieser Zeitung erzählt, dass du 77 Marathons gelaufen bist und 100 als Ziel hast. Wo stehst du heute?
Johann Schilling vorneweg ∙ Hier bei der GAV-Post-Aktion in Bern, September 2014.
Im Januar musste ich mich einer RückenOP unterziehen, das hat mich etwas zurückgeworfen. Fünf Monate durfte ich nicht laufen, ich konnte es nicht fassen. Doch nun bin ich zurück. Und so war der Königsschlösser-Marathon im Allgäu vom 19. Juli mein 89. Lauf. Die Nummer 90 steht schon fest: der Jungfrau-Marathon im September. Damit hatte alles begonnen, als ich im hohen Alter von 45 Jahren mit dem Laufvirus angesteckt wurde.
Was gibst du jungen KollegInnen weiter? Und was der Gewerkschaft?
Winterthur Flach nach Buchberg führte, wo für uns in wenig bekannter Gegend der Kaffeehalt mit Gipfeli eingeschaltet wurde. Dann genossen wir die Weiterfahrt über Kaiserstuhl, Siglisdorf, Baden, Mellingen nach Meisterschwanden. Im Seehotel Delphin wurden wir mit einem guten Mittagessen an den Gestaden des wunderbar gelegenen Hallwilersees verwöhnt. Am Nachmittag fuhren diejenigen Kolleginnen und Kollegen, die es gesundheitlich verantworten konnten, mit dem Car nach Mosen, da begann der einstündige Fussmarsch am See in herrlicher Naturlandschaft nach Beinwil, wo wir uns im Strandbad mit den Zurück gebliebenen vereinigen konnten, die Fussmarschierenden waren jedenfalls hell
Posthalter Thurgau Am 17. Juni trafen sich leider nur 11 Personen bei Thurtalreisen in Frauenfeld. Bei strahlendem Sonnenschein holten wir die restlichen 4 Personen vom Bahnhof Frauenfeld ab, um sogleich Richtung Strohmuseum Wohlen loszufahren. Auf der Autobahn hielt sich der Verkehr in Grenzen, und mit unserem Kleinbus war es für den Chauffeur kein Problem, pünktlich anzukommen. Im Garten vor dem Strohmuseum wurde uns Kaffee mit Gipfeli serviert, die offeriert wurden von Marcel Stillhard. Besten Dank dafür. Mit neckischem Strohhut auf dem Kopf erwar tete uns unsere Führerin und zeigte und erklärte vieles aus der damaligen Zeit. Es war herrlich lustig und doch sehr informativ, uns gefiel dieser Besuch sehr gut. Um einiges an Wissen reicher, wurden wir zum Mittag ins Restaurant Bijou gefahren, direkt an der Aare in Bremgarten, wo für uns auf der Terrasse Plätze reserviert waren. Nach dem gemütlichen Essen, das sehr gut war, hatten wir noch Zeit im Städtchen. Und nach dem Spaziergang zurück im Bus, wurden wir auf einem kleinen Umweg, aber dafür ohne Stau nach Kaiserstuhl kutschiert. Bei einem letzten Kaffee, Bier oder Mineral ging es zügig zurück. Besten Dank dem Organisator Thury Schranz und dem Chauffeur von Thurtalreisen für diesen schönen Tag. Wir hoffen in Zukunft wieder auf etwas mehr Beteiligung, da sonst sich der ganze Aufwand nicht mehr lohnt. Wir freuen uns jetzt auf die Ferien im September und hoffen, viele gesund und munter anzutreffen. Eveline Schranz
Man soll sich für seine Idee mit ganzem Engagement einsetzen. Irgendwann fällt jedoch die Entscheidung. Dann gilt es, das Resultat zu akzeptieren. Meine Botschaft an syndicom: Bleibt beim Milizsystem und behaltet den Bezug zur Basis. Das scheint mir das A und O. Dann kommt man auch wieder an die Jungen ran.
Pensionierte on the Road (Fortsetzung) genossen wir den Zwischenhalt bei Kaffee und Gipfeli. Anschliessend führte unsere Reise über Gletsch ins Goms. Bei Fiesch verliessen wir die Hauptstrasse und reisten über Ernen. Dies war für unseren Car-Chauffeur Neuland, er meisterte aber jede enge Stelle mit Bravour. Weit hinten im Binntal, im Restaurant Imfeld, genossen wir ein feines Mittagessen, wobei der kollegiale Austausch nicht zu kurz kam. Am frühen Nachmittag fuhren wir heimwärts. Die 22 Reiseteilnehmer waren alle begeistert, viele waren das erste Mal im Binntal. Die nächsten Anlässe unserer Pensionierten sind folgende: 10. September Herbstanlass auf dem Gurten, 1. Oktober Kafihöck im Kinokafi Spiez, am 26. November unser Altjahrshöck im Restaurant Bellevue in Spiez. Die Details werden noch bekannt gegeben. Zu diesen Anlässen sind alle Pensionierten unserer Sektion herzlich eingeladen. Ferdinand Hostettler, Sekretär
Medien Berner Oberland/EmmentalOberaargau Am 25. Juni starteten wir in Thun zu unserem Jahresausflug. Unser Ziel war das Binntal im Oberwallis (s. Bild). Die Reise mit dem Zwahlen-Car führte über Spiez, Interlaken, Meiringen zum Grimselpass. Hier
St. Gallen Medien Unser Jahresausflug – von Ausstellung zu Ausstellung Der Sommertag am 10. Juni war wie geschaffen für Ausstellungsbesuche. Bei der Veranstaltung der Pensionierten der syndicom-Sektion Ostschweiz des Sektors 3 handelte es sich um den Jahresausflug – tatsächlich wurde nicht weit ausgeflogen. Einerseits liegt der Erfolg nicht in der Länge der Reise und anderseits gab es auch noch finanzielle Aspekte. Auf dem Programm fanden sich die Führung durchs Rorschacher Museum im Kornhaus am Morgen und am Nachmittag die Führung im Würth-Haus Rorschach durch die Ausstellung «Waldeslust». Beiden Präsentationen eilten gute Kritiken voraus. 25 Personen, Kolleginnen, Kollegen und deren Partner, fanden sich ein. Das Museum hat noch anderes zu bieten als Altes und Bekanntes. Unter dem Titel «Total Ohr» konnten die BesucherInnen Geräusche verschiedenster Art auch auf verschiedene Art hören und erleben. «Versuchen, Erfahren und Lernen» ist das Motto der aktuellen Ausstellung (s. Bild). Das Forum Würth in Rorschach ist derzeit eine ideale Anlaufstelle für den Besuch
einer Kunstausstellung. Unter dem Titel «Waldeslust» gibt es Werke von 49 Künstlern aus verschiedenen Epochen zum Thema Wald, sei es Expressionismus, Impressionismus oder die abstrakte Malerei. Im Rahmen des Projektes «Seniorenführungen» bot sich den Pensionierten aus der Ostschweiz die Gelegenheit, die Präsenta tion der Werke durch einen pensionierten, im Projekt integrierten Lehrer zu erleben. Dies bot wieder Einblick in die Tätigkeitsmöglichkeiten pensionierter Menschen. Der Ausflug sollte nicht nur auf kultureller Ebene stattfinden, der gemütliche Teil durfte nicht zu kurz kommen. Mit dem Besuch im KunstCafé des Hauses Würth wurde diesem Wunsch Rechnung getragen. Fritz Heinze Postpersonal St. Gallen und Umgebung Die stattliche Anzahl von 51 gut gelaunten Reisegästen bestieg am 12. Mai den Car von Dähler Reisen, um den traditionell gewordenen Frühlingsausflug unter die Räder zu nehmen, der uns über die Autobahn nach
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Aargau Sektor Logistik Nach der gut besuchten Frühjahrsversammlung in Küttigen organisierte Obmann Kari Weibel eine fantastische Tagesreise mit Ziel Klewenalp. Mit dem Postauto der Firma Tschannen wurden die Kolleginnen und Kollegen mit Partnern abgeholt. Zum Kaffee- und Gipfelihalt führte uns der Chauffeur ins Restaurant Schwendelberg ob Horw. Weiterfahrt nach Beckenried zur Talstation der Luftseilbahn Klewenalp. In der K lewenStube wurden die vorbestellten Menüs liebevoll serviert. Bis zur Talfahrt blieb genügend Zeit zur Rundwanderung und zum Genuss des Panoramas. Zeitlich waren wir gut in der Marschtabelle, so reichte es zu einem von der Sektion offerierten Getränkehalt. Anschliessend Rückfahrt zu den Einsteigeorten. Herzlichen Dank, Kari! H. R. Schärer
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Jugend – Politik – Graffiti
Pensionierte Interessengruppen | 9
syndicom | Nr. 8 | 28. August 2015
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Jugendkonferenz 26.–27. September, Biel
syndicom | Nr. 8 | 28. August 2015
begeistert. Nach der Durstlöschung wurden wir weitertransportiert über Hitzkirch, Muri, Bremgarten, wo ein Halt zur freien Verfügung eingeschaltet wurde, um das Städtchen zu erkunden. Nach der Schlussetappe via Zürich, Pfäffikon, Ricken, Wil über die Autobahn nach St. Gallen verabschiedeten wir uns glücklich und auch etwas müde. Kaspar Gallati, Reiseleiter
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Demnächst im Kino
syndicom am Plakatfestival
... wie viel Zeit noch bleibt
Noch mehr machen die markanten Nebenfiguren «Youth» zum Sehvergnügen: So gibt es Gastauftritte von dem rumänischen Model Madalina Ghenea als Miss Universum im Pool, beobachtet von den beiden alten Herren, und von einem grotesk dicken Double von Diego Maradona (Roly Serrano), das Morgen für Morgen auf dem Hotelrasen
Die schönen Jungen und die reichen Alten friedlich-elegisch vereint · Vielleicht liegen hier auch Michael Caine und Harvey Keitel.
seine Trainingsrunden absolviert. Weiter brilliert das britische Popsternchen Paloma Faith als sexy Schönheit, die Ballingers Tochter Lena (Rachel Weisz) den Ehemann ausspannt und eine hinreissende Selbstparodie hinlegt, dann gibt Paul Dano («Love & Mercy») als Hollywoodstar eine böse Johnny-Depp-Kopie, und schliesslich tritt Jane Fonda (76) als greise Diva auf, die schonungslos ihre Runzeln zur Schau stellt und «ihren» Regisseur Mike Boyle eiskalt abblitzen lässt – sie spiele nur noch in TV-Serien mit. Denn: «Sie sind die Zukunft des Kinos.» Der 1970 in Neapel geborene Regisseur Paolo Sorrentino bleibt in «Youth» seinem Lieb-
lingsthema treu: Der Nabelschau berühmter Persönlichkeiten oder Lebemänner, die sich selbst und die Mechanismen von Glamour und Geltung hinterfragen. Das hat er schon vor zwei Jahren meisterlich in seinem Oscar-gekrönten «La grande bellezza» vorgeführt, wo ein endlos schwadronierender Toni Servillo als alternder Römer Schriftsteller durch eine dekadente Party welt taumelte, aber auch in «Il divo», wo ein an Giulio Andre otti gemahnender Politiker sein böses Spiel trieb, oder in «This Must Be the Place», wo Sean Penn als tuntiger ehemaliger Rockstar agierte. Sorrentino hat bei diesem Meta-Spiel über das verdorbene Dolce Vita längst
einen eigenen Stil gefunden aus Pop-Zitaten, Ausbrüchen ins Hyperreale – mit einem mal sarkastischen, mal milden Humor, der seine Filme bald zu scharfen Abrechnungen, bald zu schelmischen, sanft-elegischen Balladen werden lässt. «Youth» gehört eindeutig zu Letzteren. Verwoben mit Tagträumen und Rückblicken vor imposanter Bergkulisse ist der Film ein bildgewaltiges Werk voll kleiner Impressionen und grosser Gefühle, die Sorrentino so beschreibt: «Das ist das einzige Thema, das die Menschen wirklich interessiert: Zeit, die vergeht, und wie viel Zeit wir noch haben.»
Ab 10. September in den Kinos
Buchtipp
Wandern als Kulturtechnik Wieder ein neues Wanderbuch? Ist das nötig? Nein. Trotzdem. Wandern kann zu Tagträumen verleiten, Ideen sprudeln lassen und auch den Alltag bereichern. Autor Peter Krebs nennt Wandern ein Kulturgut mit grosser Vergangenheit und Zukunft und zitiert den Philosophen Kierkegaard: «Ich habe mir meine besten Gedanken ergangen.» Das üppig bebilderte ABC (die meisten Bilder stammen sogar vom Autor) bietet viel Unterhaltsames. Tatsächlich sind die LeserInnen von A wie Abenteuer über E wie Edelweiss, L wie Landjäger (samt Serviervorschlag) bis Z wie Zahnradbahn unterwegs. Die 26 Kapitel befassen sich je mit einem Haupt- und einem
Nebenthema des Wanderns und werden von einem passenden Wandervorschlag gekrönt. Darunter hat es einige einfache, doch kaum bekannte Schweizer Routen, die einen glücklichen Einstieg in die Welt des Wanderns verheissen. Besonders witzig finde ich das Kapitel «S – Das Klappern der Stöcke». Vorgestellt werden Pilgerstäbe, aristokratische Gehstöcke aus Elfenbein und Gold, Bischofsstäbe zur Vertreibung böser Geister, Schmuggelstäbe ... bis hin zum wenig spektakulären Nordic-Walking-Stock. Auf der nächsten Seite werden in frecher Manier Vor- und vor allem Nachteile der modernen Stöcke unter die Lupe genommen. Das
Kapitel gipfelt in einer Wanderung von der Gantrischhütte aufs Stockhorn, Untertitel «Nur Stockfische verschmähen es».
Der Autor und passionierte Wanderer Peter Krebs ist auch mit dem Schreibstift auf vielen Pfaden unterwegs. Von 1998 bis 2007 war er Leiter des Bahnmagazins «Via», dann Chefredaktor des VCS-Magazins. Heute arbeitet er als freier Journalist mit dem Spezialgebiet Tourismus und Verkehr (und schreibt auch für unsere Zeitung!). Daneben schreibt er Krimis. Auch das «WanderABC» verspricht Suspense und hält uns in Atem!
Christine Hunziker, Buchhändlerin und Museumsmitarbeiterin Peter Krebs, WanderABC, AS Verlag 2015, 208 Seiten, 150 Abb., ca. Fr. 34.90, ISBN 978-3-906055-36-7
«Nicht immer nur hü!»
Mit «Weltformat 15» wird Luzern vom 26. September bis 4. Oktober wieder Ort der Begegnung für nationale und internationale Plakatgestaltende. Als Gewerkschaft der visuellen Kommunikation ist syndicom zum zweiten Mal auch mit von der Partie. Dieses Jahr setzen wir den Fokus auf die Mutter der Schweizer Plakatkunst – das Tourismusplakat. Anlässlich der 200-jährigen Geschichte des Tourismus in der Zentralschweiz wurde in Zusammenarbeit mit der Luzerner Hochschule für Kunst & Design und dem Verkehrshaus das Genre aufgefrischt: 24 namhafte PlakatgestalterInnen und 12 Studierende haben traditionelle Schweizer Tourismusplakate neu konzipiert. Die ikonischen, gestalterisch hochstehenden Plakate der frühen Jahrzehnte sind heute oft von beliebig wirkenden Fotoplakaten abgelöst. Die Ausstellung will zeigen, dass gestalterischer Freiraum, wenn genutzt, zu überraschenden und emotional starken Ergebnissen führt. Die Plakate sind bereits im Verkehrshaus Luzern ausgestellt (bis 20. September) und werden anschliessend, mit historischen
Als Berufsschullehrer wurde Edi Zengaffinen zur Legende: er prägte Generationen von Briefträgern und Briefträgerinnen. Seit über 50 Jahren ist er Gewerkschaftsmitglied. Seit einem Jahr ist er ganz pensioniert. Katrin Bärtschi* Edelbert, genannt Edi, wuchs im Wallis auf. Nach der Schulzeit arbeitete er ein Jahr als Postkurier für die Alusuisse-Fabrik. Das gefiel ihm, und so bewarb er sich auf der Schanzenpost in Bern als Briefträger und konnte 1967 im Briefversand die Lehre zum uniformierten Beamten starten. Dann kamen vier Monate im Briefzentrum und in der Zustellung – und darauf begann seine grosse Zeit im Bahnpostamt, über die Lehre hinaus, unterbrochen nur vom Militärdienst und Einsätzen als Zusteller-Ablöser: «Die Jahre bei der Bahnpost waren für mich die schönste Zeit! Wir kamen beinahe in der ganzen Schweiz herum und trugen eine grosse Verantwortung.»
Zusammen schaffen, zusammen feiern
© BUREAU COLLECT IVE
Schillernde Nebenrollen
© PRAESENS
Die titelgebende Jugend ist ferne Erinnerung, denn mit den beiden Hauptdarstellern Michael Caine, 82, und Harvey Keitel, 76, sind in «Youth» zusammengezählt über 100 Jahre Filmkarriere von zwei Schauspiellegenden mit endlos langen Filmogra fien präsent. Während Caine als Komponist und Star-Dirigent Fred Ballinger sich in den Ruhestand verabschiedet hat, ist Keitel als Filmregisseur Mike B oyle gerade daran, das Drehbuch für sein filmisches Testament abzu schliessen. Gemeinsam machen die alten Freunde Ferien in einem exquisiten Kurhotel auf der Schweizer Schatzalp. Bevölkert ist dieser luxuriöse Erholungsort von Reichen, Prominenten und Künstlern – oder solchen, die sich dafür halten. In einer Atmosphäre, die nicht zufällig an den «Zauberberg» erinnert, und in einer Künstlichkeit, die ähnlich nur Wes Andersons «Grand Budapest Hotel» ausstrahlte, ist schon das Spiel mit den Absurditäten des Schauplatzes ein reiner Genuss.
Mitgliederporträt
Weltformat 15
Ein alter Filmregisseur und ein noch älterer Komponist blicken in einem Schweizer Luxushotel auf ihr Leben zurück. Paolo Sorrentino schafft in «Youth» einfach sehenswertes, barock ausuferndes Kino mit vielen Seitenhieben auf die real existierende Gesellschaft. Geri Krebs
Beispielen kombiniert, auch bei «Weltformat» präsentiert (Bourbaki-Kunsthalle). Zum Thema veranstaltet syndicom am 29. September ein ganztägiges Symposium im Neubad Luzern und hat dazu Persönlichkeiten aus Grafik und Tourismus und von der Kunsthochschule Luzern eingeladen. Wir freuen uns, dass für die Gesprächsleitung Dr. Bettina Richter, Kuratorin der Plakatsammlung im Museum für Gestaltung Zürich, gewonnen werden konnte. (dki/red)
Weltformat 15 Plakatfestival Luzern 26. September bis 4. Oktober Mo bis So, 12 bis 18 Uhr www.weltform.at syndicom-Symposium Dienstag, 29. September 10 bis 18 Uhr Neubad, Luzern syndicom.ch/Veranstaltungen
Aktuell | 11
syndicom | Nr. 8 | 28. August 2015
Unter den Bahnpöstlern – und den wenigen Bahnpöstlerinnen – habe eine sehr gute Kameradschaft geherrscht, erzählt Edi weiter. Alle wussten, dass man aufeinander angewiesen war und die Sortierung in bestimmter Zeit erledigt sein musste. «Wenn wir eine halbe oder sogar zwei Stunden Aufenthalt hatten, gingen wir zusammen eins ziehen», erinnert sich Edi. Doch die Straffung der Fahrpläne durch die SBB habe den Arbeitsrhythmus der Bahnpöstler verändert: «Die Pausen wurden kürzer und kürzer. Im Jahr 2004 wurde die Bahnpost in der Schweiz abgeschafft.» Nach mehreren internen Weiter bildungen wurde Edi Zengaffinen 1988 Instruktor und
«Das Menschliche ist schwer in Rückstand geraten» · Edi Zengaffinen trabt nicht mehr durch den Zustell-Parcours.
Lehrlingsbetreuer auf der Kreis post direktion KPD in Bern. In dieser Funktion gestaltete er die Einführungskurse, gab die Wochenschulstunden und erteilte Schulungen und Fachkunde unterricht. In seinem Zuständigkeitsbereich lernten damals zweihundert Lehrlinge pro Jahr.
Fachlehrer Logistik am BWZ 1998 wurde der Beruf des uniformierten Postbeamten vom zuständigen Bundesamt, damals BIGA, heute BWA, anerkannt, worauf die Lernenden der Post von der betriebseigenen Ausbildung in die kantonalen Berufsschulen wechselten. «Ich hatte das Glück, als Ausbildner und
Fachlehrer der Post übernommen zu werden», berichtet Edi Zengaffinen, «weshalb ich von da an zwei teilzeitliche Arbeitgeberinnen hatte: Die Post und den Kanton.» So blieb es. Bis Edi sich 2013 «postalisch» – das heisst: zu 30 Prozent – pensionieren liess. Seit die Abschlussprüfungen 2014 am Berufs- und Weiterbildungszentrum Lyss vorbei sind, befindet er sich auch als Lehrer im Ruhestand. «Ich schaue auf eine gute Zeit zurück. Ich konnte während der letzten dreiundzwanzig Jahre vielen Jugendlichen bei der Ausbildung und auf den richtigen Weg ins Leben helfen. Und die Post war immer eine
gute Arbeitgeberin für mich.» Seit über 50 Jahren ist der altgediente Pöstler Gewerkschaftsmitglied. Zuerst bei der PTT-Union, dann bei Kommunikation, nun bei syndicom.
«So kommt doch an die Versammlungen!» «Vor allem in grossen Betrieben müssen starke Gewerkschaften präsent sein, die sich für die Anliegen der Arbeitnehmenden einsetzen. Ich habe immer wieder zu den ewigen Ausrufern im Betrieb gesagt: So kommt doch in die Gewerkschaft und an die Versammlungen und bringt eure Kritik an! Aber manche wollen nur reklamieren und sind
nicht bereit, sich für etwas einzusetzen. Ohne Rückhalt bei der Belegschaft können die Gewerkschaften nicht kämpfen, sagte ich oft. Und wem, wenn nicht ihnen, haben wir die Lohnerhöhungen und Zulagen zu verdanken?» Seit Edis Anfangszeit habe sich viel verändert: «Fachlich ist manches anders geworden. Es gibt neue Formulare, Prozesse, neue Dienstleistungen. Und auch menschlich hat sich viel geändert. Der Mensch steht nicht mehr im Mittelpunkt. Der Bezug zur Kundschaft ist schwer in Rückstand geraten. Der Briefträger, die Briefträgerin geht doch hinaus zu den Leuten und sollte sich also ein wenig mit ihnen abgeben können. Nicht immer nur hü!» Der Wandel der Post wurde durch die Privatisierung und Globalisierung mitbestimmt. «Davon sind alle betroffen», gibt Edi zu bedenken. «Die Chefetagen wie die Lernenden.» Und der Beruf habe zahlreiche Namensänderungen erfahren. «Wer von den älteren Leuten käme auf die Idee, dass die Bezeichnung heute ‹Logistiker, Logistikerin› lautet?»
* Briefträgerin und freie Schreiberin Mehr über Edi Zengaffinen und weitere 28 Briefträger und Briefträgerinnen erzählt der Porträtband «Wir sind selbständig und für etwas zuständig». Er kostet 25 Franken und kann bestellt werden bei katrin.baertschi@bluewin.ch.
Recht so!
Kündigungsschutz ab 55 Ich bin 59. In unserem Betrieb gibt es viele Ältere und viele Restruk turierungen. Manchmal habe ich Angst, dass mir gekündigt wird, weil das Mithalten anspruchsvoll geworden ist. Das wäre ein schwerer Schlag, auch finanziell, und zudem glaube ich nicht daran, nochmals eine Anstellung zu finden. Kann mir wirklich noch gekündigt werden? Ältere Mitarbeitende machen den Grossteil der berufstätigen Bevölkerung aus. Der Kündigungsschutz insbesondere ab dem Alter von 59 mit ungefähr 10-jähriger Betriebszugehörigkeit ist durch die Rechtsprechung neu gestärkt worden. Bestimmungen im OR und in Gesamtarbeitsverträgen sowie die Gerichtspraxis lassen darauf schliessen, dass Angestellte ab dem 55. Altersjahr als «ältere Mitarbeitende» einen verstärkten Kündigungsschutz benöti-
gen. Ein Verlust der Arbeitsstelle 10 Jahre vor der Rente trifft Menschen hart: Demütigung nach langjährigem Dienst, Langzeitarbeitslosigkeit, gesundheitliche Beeinträchtigung, Aussteuerung, und die berufliche Neuorientierung ist erschwert bis unmöglich. Solch ein Schutz kann viele Gesichter haben: längere Kündigungsfrist, Stellengarantie, Weiterbeschäftigung in angepasster Funktion, mehr Taggelder bei der Arbeitslosenversiche-
rung, Einarbeitungszuschüsse, Frühpensionierung, ein Sozialplan, der der Kündigung (wo unausweichlich) und ihren Folgen Rechnung trägt, Abgangsentschädigung. Insbesondere kann eine Entlassung auch missbräuchlich sein und eine Strafzahlung bis zu sechs Monatslöhnen auslösen. Bei der Kündigung einer oder eines älteren Angestellten mit mehrjähriger Anstellungsdauer stellt sich gemäss neuster Rechtsprechung regelmässig die Frage, ob es sich in Anwendung von OR Art. 336 Abs. 1 lit. a um eine altersdiskriminierende (missbräuchliche) Entlassung handelt, selbst bei objektiv verminderter Leistung: weil
der Arbeitgeber seine erhöhte Fürsorgepflicht verletzt hat, die sich gerade anhand der Kündigungsmodalitäten zu manifestieren habe. Demnach muss der Arbeitgeber alles tun, damit Beschäftigte im fortgeschrittenen Alter im Arbeitsprozess integriert bleiben können. Scheint eine Kündigung unumgänglich, muss der Arbeitgeber vorab drei Pflichten nachkommen: Mitteilung der Absicht, Anhörung der betroffenen Person und Suche nach Lösungen – etwa anderweitige Beschäftigung im Betrieb oder Gewährung einer weiteren Chance zur Aufrechterhaltung der Anstellung. Aktuell gilt der gesetzliche Kündigungs-
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syndicom | Nr. 8 | 28. August 2015
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10 | Kultur
Ruth Wenger, lic. iur. Rechtsdienst syndicom schutz für Mitarbeitende ab dem 55. Altersjahr in der Schweiz als ungenügend. Der Bundesrat hat dieses Jahr Massnahmen zur Verbesserung beschlossen. Es braucht also noch gesetzliche Anpassungen und auch solche in den GAV. Berate dich auf jeden Fall mit deinem Regionalsekretariat von syndicom.
12 | Service
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Weiterbildung MOvendo Beruf und Familie: Herausforderungen im Alltag meistern D2.5.1508: 8. September und 10. November, Olten, Hotel Olten. Inhalt: Grenzen der Vereinbarkeit, Strategien für den Alltag, Arbeitsteilung, Verhandlungen mit dem Arbeitgeber. Referentin: Elisabeth Häni (Fachstelle UND). Beruflich am Ball bleiben, persönlich weiterkommen D2.5.1507: 8. und 22. September, Zürich, Trigon Bildungszentrum. Inhalt: persönliche und berufliche Standortbestimmung, Ressourcen, Fähigkeiten und Stärken erkennen, berufliche Möglichkeiten, Berufs- und Lebensziele, Aktionsplan. Referent: Christoph Dengler (S&B Institut). Gesund bleiben am Arbeitsplatz: Führungsaufgabe Gesundheit D2.2.1503: 14. und 15. September, Sigriswil, Solbadhotel. Inhalt: Analyse des eigenen Führungsstils, Umgang mit Belastung und Leistungsansprüchen, Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden, Ressourcen-Management. Referent: Samuel Woodtli (Erwachs.-bildner). Bewerbungsdossier wirkungsvoll gestalten D2.6.1531: 22. September, Olten, TEKO. Inhalt: Bewerbungs- bzw. Motivationsbrief sprachlich korrekt formulieren, Lebenslauf wirkungsvoll darstellen, Bewerbungsdossier von Word 2013 in PDF-Dokument umwandeln. Referent: Peter Schriber (Informatikberater). Schreibwerkstatt D1.8.1516: 24. und 25. September, Bern, Computerschule Bern. Inhalt: Artikel verfassen, LeserInnenbriefe
schreiben, Wirkung eigener Texte überprüfen, in den Medien Themen setzen. Referent: Stefan Keller (Journalist/Autor). Stress in Beruf und Alltag D2.5.1503: 28. und 29. September, Kirchberg SG, Hotel-Restaurant Toggenburgerhof. Inhalt: Standortbestimmung, Stressanalyse, Zielsetzungen, Umgang mit Belastungen Referentin: Nora Herzog (Erwachsenenbildnerin). Word (MS Office 2013): Aufbaukurs D2.6.1526: 2. Oktober, Olten, TEKO. Inhalt: Dokument- und Formatvorlagen definieren und zuweisen, Kopf- und Fusszeile einfügen, Abschnittswechsel definieren, Grafiken und Diagramme platzieren und beschriften, Verzeichnisse erstellen. Referent: Peter Schriber (Informatikberater). Soziale Absicherung bei Unfall, Krankheit und Invalidität D1.8.1512: 5. und 6. Oktober, Sigriswil, Solbadhotel. Inhalt: Funktionsweise, Leistungen, An spruchsvoraussetzungen und Finanzierung von UV, KV und IV, politische Streitfelder, Zukunftsperspektiven und gewerkschaftliche Positionen. Referentinnen: Anna Sax (Gesundheitsöko nomin), Christine Goll (Movendo). Erfolgreich verhandeln D1.8.1526: 8. und 9. Oktober, Oberdorf SO, Fortbildungszentrum. Inhalt: Verhandlungsvorbereitung und -beeinflussung, Interessen und Positionen durchsetzen, Berichte von GAV- und betrieblichen Kollektiv-Verhandlungen. ReferentInnen: Beat Keller (Unia), Danièle Lenzin (Erwachsenenbildnerin).
Protokollführung D1.8.1515: 12. und 13. Oktober, Männedorf ZH, Seminarhaus Boldern. Inhalt: Bedeutung und Arten von Protokollen, Instrumente zur raschen Erfassung des Gehörten, professionelle Gestaltung des Protokolls. Referent: Gerhard Friedl (Erwachs.-bildner). Arbeitsrecht für die Praxis D2.2.1507: 29. und 30. Oktober, Basel, Das Neue Rialto. Inhalt: Einzel- und Gesamtarbeitsvertragsrecht, Arbeitszeit, Kündigung, Gleichstellung. Refernt: Thomas Gabathuler (Rechtsanwalt). Kollektive Entlassungen: Was tun? D1.8.1509: 29. und 30. Oktober, Sigriswil, Solbadhotel. Inhalt: Konsultation, Alternativen zu Entlassungen, Mobilisierung, Sozialplan. Referenten: Christian Gusset (Unia), Manuel Wyss (Unia). Die Kosten werden für Mitglieder meistens von der Gewerkschaft getragen. Mit deiner Anmeldung klären wir die Kostenfrage ab und informieren dich unverzüglich. Anmeldung: www.movendo.ch, per Mail: info@movendo.ch, Telefon: 031 370 00 70. syndicom-Kurse Focus – Mitarbeiterbeurteilungs system der Post D4.4.1501: 22. und 23. Oktober, Thun, Hotel Freienhof. Inhalt: Beurteilung der Arbeitsleistung der PostmitarbeiterInnen. Referenten: Peter Lüthi (Organisationsberater), Carlo Mächler (Poststellenleiter). Arbeiten im Verkauf: Basiskurs D4.6.1501: 9. bis 11. November, Nottwil, Seminarhotel Sempachersee. Inhalt: Telco, Verkauf und Produkteschulung, Lohn und Arbeitszeit, Focus, Gesprächsvorbereitung, Umgang mit Zielen, Motivation, Umgang mit Konflikten im Team, Aktuelles aus der Gewerkschaft syndicom, Infos über Projekte, usw. Themen und Kursinhalte werden laufend der Aktualität angepasst. ReferentInnen: Carlo Mächler (Poststellenleiter), Beatrice Gäggeler, Barbara Kipfer, Silvia Schwab (alle MA Verkauf).
Das syndicom-Kreuzworträtsel Zu gewinnen gibt es Reka-Checks im Wert von 50 Franken, gespendet von unserer Dienstleistungspartnerin Reka. Das Lösungswort wird in der nächsten Ausgabe zusammen mit dem Namen des Gewinners oder der Gewinnerin veröffentlicht. Lösungswort und Absender auf einer A6-Postkarte senden an: syndicom-Zeitung, Monbijoustr. 33, Postfach, 3001 Bern. Einsendeschluss: 14. September.
Arbeiten in Poststellen D4.6.1503: 12. bis 14. November, Nottwil, Seminarhotel Sempachersee. Inhalt: Verkaufsführung und Umgang mit Zielen, Telco Verkauf und Produkteschulung, Arbeitszeit, Focus (vertieft), Gesprächsführung, Organisation und Arbeitsabläufe, Konflikte und Führung im Team, Gewerkschaft syndicom. ReferentInnen: Carlo Mächler (Poststellenleiter), Beatrice Gäggeler, Barbara Kipfer, Silvia Schwab (alle MA Verkauf). Helias Photoshop: T ipps und Tricks 24. und 25. September. Referent: Dieter Wassmer. Anmeldeschluss: 1. September. Digitale Fotografie: Grundkurs 28. und 29. September. Zürich, digital-fineart, Hermetschloostr. 77. Referent: Roberto Carbone, digital-fine-art. Anmeldeschluss: 8. September. Schrift als Bild: Abgesagt! 5. bis 7. Oktober, Allmendingen. Referentin: Kate Wolff. Die Referentin muss den Kurs aus persönlichen Gründen absagen. Weiterbildung für Korrektorinnen 8. bis 10. Oktober. Allmendingen, Gasthof Hirschen. ReferentInnen: Peter Gallmann, Werner Meier, Verena Hermansen, Margrit Zwicky. Anmeldeschluss: 8. September. Photoshop: update 13. Oktober. Referent: Andreas Burkard. Anmeldeschluss: 22. September. Adobe DPS: Ipad and more 21. bis 23. Oktober. Referent: Peter Laely. Anmeldeschluss: 29. September. Adobe After Effects: Weiterführungskurs 27. und 28. Okotober. Referentin: Jane Gebel. Anmeldeschluss: 6. Oktober. Workshop Heissfolienprägen 29. und 30. Oktober. Schule für Gestaltung Bern. Referent: Thomas Isaak. Anmeldeschluss: 6. Oktober. Datenhandling für Drucktechnologen 29. und 30. Oktober. Referenten: Ueli Baumgartner/Beat Kipfer. Anmeldeschluss: 6. Okt. Interaktive Dokumente und Magazine für Tablets 2. bis 4. November. Referent: Andreas Burkard. Anmeldeschluss: 13. Oktober.
Infos und Anmeldung Helias-Kurse finden in der Regel im syndicom-Bildungszentrum, Looslistrasse 15, Bern, statt. Anmeldung: Helias.ch. MAZ Freie Kursplätze: MAZ.ch.
SUDOKU Die Lösung des syndicom-Sudokus aus Nr. 7 lautet: 811. Gewonnen hat: Marco Fritschi aus Winterthur. Er erhält eine Trinkflasche von unserer Dienst leistungspartnerin KPT. Wir gratulieren herzlich!
Aktuelle Stellenausschreibungen Aus Platzgründen verweisen wir für unsere zwei aktuellen Stellenangebote auf das Netz: www.syndicom.ch, offene Stellen.
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Unsere Pensionierten laden ein
Pensioniertenverein Region Basel Geschätzte Kolleginnen und Kollegen, nachdem nun auch unsere Ferien beendet und wiederum hoffentlich alle gesund zurückgekehrt sind, laden wir euch alle zu unserer ersten Nachferiensitzung am 7. September um 14.30 Uhr im Rest. Bundesbahn, Hochstrasse 59, 4053 Basel, ein. Wir freuen uns auf dieses Treffen. Mit freundlichen Grüssen Ernst Knaus, Präsident Pensioniertenverein Region Basel Herbstausflug vom 17. September. Die Herbstreise führt uns nach Deutschland, vom Schauinsland zum Kaiserstuhl. 8.00 Uhr fahren wir an der Gartenstrasse in Basel ab. Der Todtnauerberg ist unser erstes Ziel, dort gibt
Pensionierten-Vereinigung Lötschberg Post Liebe KollegInnen, am Dienstag, 1. September, treffen wir uns ab 11 Uhr im Restaurant Heimat Wilderswil. Der Bus 105 fährt Interlaken West ab 10.27 und 11.27 Richtung Gsteigwiler, bis zur Haltestelle Hotel Heimat Wilderswil, an 10.39 und 11.39 Uhr. Neue TeilnehmerInnen sind herzlich willkommen. Anmeldungen nimmt unser Obmann Markus Stender, Tel. 033 335 17 18, entgegen und gibt Auskunft. Den Kranken wünschen wir gute Besserung. Werner und Margrit Haldi Pensioniertengruppe Post Solothurn und Umgebung Wir hoffen, dass alle den Sommer so richtig geniessen konnten, und freuen uns auf unser nächstes Treffen am Dienstag, 8. September. Auf dem Programm steht die Besichtigung der Kehrichtverbrennungsanlage in Zuchwil. Treffpunkt 14 Uhr auf dem Parkplatz der Kebag (100 m vor der Emmenbrücke, beim Bahnübergang nach links abbiegen). Auf dem geführten Rundgang werden wir viel Interessantes über die Kehrichtverbrennung in unserer Region erfahren. Zvieri im Restaurant Kastanienbaum in Recherswil gegen 16 Uhr. Wir hoffen, dass wir euer Interesse geweckt haben, und freuen uns auf viele Teilnehmer. Der Vorstand
Pensionierte Region Bern-Oberwallis Voranzeige: dritter Jass-Nachmittag der Pensionierten Bern-Oberwallis. Mit Zvieri. 11. November 14 Uhr im Restaurant Jardin, Militärstrasse 38, Bern. Anmelden bei Roland Gutmann, Schleusenweg 1A, 2502 Biel, 079 350 71 27. Wir hoffen, dass viele von euch den Weg zum Jardin finden. Kollegiale Grüsse OK Pensioniertenvereinigungen Bern syndicom
Wahlen in der syndicom-Zeitung Am 18. Oktober wird in der Schweiz das Parlament neu gewählt. Die Geschäftsleitung von syndicom hat Spielregeln festgelegt, wie im Vorfeld von Wahlen in der syndicomZeitung berichtet und geworben werden kann. • In der Ausgabe 9 vom 25. September veröffentlichen wir eine Auswertung der parlamentarischen Arbeit der vergangenen Legislatur aus der Sicht von syndicom. • In derselben Ausgabe können regionale Werbe-Beilagen für Kandidatinnen und Kandidaten geschaltet werden. • syndicom akzeptiert nur Werbebeilagen, welche durch die kantonalen Gewerkschafts bünde koordiniert und produziert werden. • Werbung von einzelnen Parteien oder KandidatInnen wird nicht berücksichtigt. • Den kantonalen Gewerkschaftsbünden verrechnet syndicom lediglich die technischen Kosten für das Beilegen. • Werbebeilagen sind anzumelden bis am 7. September bei sarah.egger@syndicom.ch. Sie müssen spätestens 17. September in der Druckerei angeliefert werden.
Pensioniertenvereinigung St. Gallen Swisscom Liebe pensionierte Kolleginnen und Kollegen, nach Polizei und Migros ist jetzt etwas Kulturelles angesagt. Wir laden euch herzlich ein zur Besichtigung des Stadttheaters St. Gallen. Unter sachkundiger Führung werfen wir einen Blick hinter die Kulissen. Datum: voraussichtlich im September. Sobald die Details geklärt sind, bekommen alle eine persönliche Einladung. Die Führung und den anschliessenden Apero übernimmt die Sektion St. Gallen, alko-
holische Getränke werden selber bezahlt. Wir freuen uns auf eine rege Beteiligung. Allen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht dabei sein können, wünschen wir gute Besserung. Karl Tobler Pensionierten-Höck Zürich Der ehem. Pensioniertenverein Zürich Post und Telecom macht wieder eine Herbstwanderung: Donnerstag, 24 September. Wanderer treffen sich im HB Zürich beim Gruppentreffpunkt um 9.20 und fahren mit Bahn und Bus via Winterthur/Embrach bis Teufen, dann 20 Minuten laufen; nach Kaffeehalt in der Töss egg laufen wir gemütlich 1½ Std. bis Rüedlingen. Nichtwanderer: Gruppentreffpunkt HB Zürich 11.30 Uhr, mit der S-Bahn nach Rafz, dann mit dem Postauto nach Rüedlingen. Nach dem Essen geht es um 15.04 weiter nach Winterthur mit Gelegenheit für einen Höck. Gegen 17.15 sind wir im HB Zürich. Jeder löst den 9-Uhr-Pass selber, ggf. ein Anschlussbillett vor 9 Uhr oder Start ausserhalb ZVV. Das Menü mit Dessert kostet Fr. 30.– im Rest. Sternen, Rüedlingen, Anmeldung erforderlich. Letzte Anmeldefrist beim Treff im Aargauerhof am 2. September beim Wanderleiter Hans Steiner oder 044 734 05 61. Bitte nicht verpassen. Gruss Rolf Baruffol
Sept.: weiter auf dem Höhenweg von Rüthi SG nach Altstätten. Billette 1. Tag: Wohnort–Altstätten SG via Sargans, zurück ab Heerbrugg: Halbtax Richtpreis Fr. 53.00 oder Gemeinde-Tageskarte. Beide Tage Wohnort–Altstätten SG und zurück Richtpreis. Für die Übernachtung in Altstätten benötige ich eure Anmeldungen bis Samstag, 12. Sept. Wegen Zeichenbeschränkung der Redaktion folgt ausführliches Programm via Mail. Nächste Wanderung 29. Oktober mit Doris und Bernhard Spaar im Kt. Schaffhausen. Kontakt: 044 302 40 51. Karl Bichsel Pensionierte Zofingen Medien Unsere Frühherbstwanderung findet am Freitag, 4. September, statt. Treff am Bahnhofbrunnen um 13.45 Uhr. Wanderung: Bahnhof– Pulverturm (2. Treff ca. 13.50 Uhr)–Riedtal, am Galgenberg entlang bis Restaurant Schlossberg in Wikon. Es besteht die Möglichkeit, mit dem Bus 14.01 Uhr ab Zofingen bis Riedtalstrasse dann beim Waldeingang Galgenberg auf uns zu warten, oder direkt weiterfahren bis Schlossberg Wikon. Hoffentlich erwartet uns ein wunderbarer Herbsttag! Eure Wanderkollegen F. u. P.
Taschen aus syndicom-Transparenten Auf dem Regionalsekretariat Bern könnt ihr euch eine handgefertigte Tasche aus unseren alten Transparenten sichern. Sie kosten je nach Grösse zwischen 120 und 150 Franken. Vorgehen: Ihr kommt eure Tasche vor Ort aussuchen, zahlt Cash und nehmt das Unikat mit. Bei grosser Nachfrage können später neue angefertigt werden. Die Taschen werden zum Selbstkostenpreis verkauft. Wir freuen uns auf euren Besuch! Andreas Keller, Regio nenleiter Bern/Oberwallis, 058 817 18 86, andreas.keller@syndicom.ch.
Pensionierte Zürich Medien Zu unserem Herbstausflug treffen wir uns am 16. September um 7.45 Uhr auf dem Helvetia platz. Den morgendlichen Kaffeehalt gibt es in Rapperswil. Die Standseilbahn Unterwasser– Iltios bringt uns zum Bergrestaurant Iltios für das Mittagessen. Der Nachmittagshalt findet beim Kloster Fischingen statt. Anschliessend fahren wir zurück zum Helvetiaplatz, Ankunft etwa um 18.30 Uhr. Weitere Informationen entnehmt bitte dem Flyer (mit Einzahlungsschein), den ihr Mitte August erhalten habt. Auskunft: Ruth Brunner, 044 461 12 95, oder Jürgen Schendekehl, 044 252 13 35. Anmelden und einzahlen bis zum 6. September. Jürgen Schendekehl
Die Migrationskommission lädt ein Montag, 21. September, Casa d’Italia, Bühlstrasse 57, Bern Wir freuen uns, dich zur offenen Sitzung der Migrationskommission einzuladen. Die Sitzung steht allen interessierten Personen mit Migrationshintergrund offen.
Postveteranenverein Zürich Am 24. und 25. September wandern wir auf dem Rheintaler Höhenweg, mit Ausgangspunkt Altstätten SG. Donnerstag, 24. Sept., Zürich HB ab 7.12, via Sargans treffen wir um 9.01 in Altstätten ein. Kaffee und Gipfeli im Gasthaus Lindenhof. Anschliessend Wanderung zum Schloss und Gasthaus Weinstein und weiter bis Heerbrugg. Gehzeit total 3 Std. 20 Min, 350 m bergauf und bergab. Freitag, 25.
Programm 10.15–12.15 Uhr Ordentliche Sitzung der Migrationskommission Mittagessen 14–16 Uhr
Begrüssung und Einleitung offene Sitzung: Nuray Ay, Co-Präsidentin Migrationskommission
Referate mit Diskussion: • Wie weiter nach der Masseneinwanderungs-Initiative? José Corpataux, SGB-Dossierverantwortlicher Migration
• Migration über das Mittelmeer und den Balkan Salvi Pittà, Migrationsexperte, Journalist BR
• SGB-Kampagne gegen Fremdenfeindlichkeit Angela Zihler, Zentralsekretärin Migration
Anmeldefrist:
Bis 16. September bei sp@syndicom.ch
Wichtig! Wenn du dich anmeldest, teile uns mit, ob du den ganzen Tag (mit Mittag essen) oder nur für den Nachmittag (14–16 Uhr) kommst. Das SBB-Billett musst du selbst beschaffen. Bitte beim Kauf Quittung ausdrucken. Ich freue mich über deine Teilnahme! Angela Zihler, Zentralsekretärin Migration, 058 817 18 74
© SUSANNE OEHLER
Sektionen Grund zu guter Laune im Vorstand der Sektion Bern syndicom Wir sind der neue Vorstand der Sektion Bern syndicom, und eins gleich vorweg: Wir wollen noch wachsen. Die Vielfalt der Mitgliederschaft von syndicom soll sich auch in unserer Zusammensetzung widerspiegeln. Der Anfang ist gemacht, und mit jeder Sitzung (bisher drei) wachsen das Vertrauen in unser noch junges Gefüge sowie die Freude über die gemeinsame Vorstandsarbeit. Wir haben das grosse Glück, äusserst engagierte Regionalsekretärinnen und -sekretäre an unserer Seite zu wissen, und freuen uns darauf, zusammen mit ihnen und mit den Mitgliedern der Sektion Bern syndicom eine vitale und innovative Sektion mitzugestalten. Wir haben dazu schon einige Ideen, zählen aber auch ganz fest auf die Anregungen, die
Von links: Susanne Keller, Roland Gutmann, Beat Isler, Fabio Mussi, Ursula Trachsel
von Seite der Sektionsmitglieder kommen. Wir haben uns entschieden, mit der Wahl einer Präsidentin oder eines Präsidenten noch abzuwarten, weshalb Susanne Keller, die schon länger im Vorstand tätig ist, die Rolle der Ansprechperson übernommen hat. Und übrigens: Auch Interessierte für den Vorstand dürfen sich direkt bei ihr melden (sukehe@sunrise.ch). Wir freuen uns auf zahlreiche E-Mails und auf eine spannende
Zeit im Vorstand. Es grüssen euch herzlich • Susanne Keller: Arbeitet seit 2004 im Customer Service International der Schweizerischen Post, zurzeit im Backoffice des CSI unter Post CH AG. Es ist ihr ein Anliegen, in ihrer Tätigkeit bei syndicom Alt und Jung gleichermassen zu unterstützen. • Ursula Trachsel: Seit 25 Jahren beim gelben Riesen dabei. Neben der Arbeit bei PostFinance und der Mitarbeit im Vorstand der syndicom engagiert sie sich auch für den Tierschutz. • Roland Gutmann: Ehemals Technischer Mitarbeiter der Generaldirektion PTT und Mitglied des Grossen Gemeinderats von Bolligen, ist er heute Präsident der Nationalen Pensioniertenvereinigung von syndicom und Mitglied des Zentralvorstands. • Beat Isler: Arbeitet seit 1991 bei UPC Cablecom (ASCOM), Bereich Construction Dokumentation. Ist seit 2010 in der Perso-
nalvertretung. In den Wintermonaten als Eishockeyschiedsrichter unterwegs. • Fabio Mussi: Seit Juli als Korrektor bei der Schwabe AG in Muttenz tätig, freut er sich sehr darüber, dass seine neue Anstellung einem GAV unterliegt. Auch aus seiner Freizeit sind Bücher nicht wegzudenken. Bern Postpersonal Wahl-Jass «Wer schlägt Corrado Pardini?» Wer teilnimmt, beherrscht den Schieber (ohne Wyys) und den Einzeljass (ohne Wyys) mit französischen Karten! Datum: Samstag, 26. September, Beginn: 14 Uhr, Dauer je nach Anzahl Teilnehmender, längstens bis 18 Uhr. Ort: syndicom-Regionalsekretariat Bern, Looslistrasse 15, 3027 Bern. Ablauf: Einleitung «Parlamentswahlen 18. Oktober 2015». Unser Kandidat für den Nationalrat stellt sich und sein Programm
vor. Details siehe Postulat 3000/Nummer 61. Anschliessend jassen wir mit ihm und gegen ihn – inklusive Preise für jene, die ihn im Spiel schlagen. Anmeldung: Bis am 22. September per E-Mail an bern@syndicom.ch oder Telefon 058 817 18 81. Lötschberg Post Podiumsdiskussion zum Thema Service public mit Corrado Pardini (Nationalrat SP; bisher) und Albert Rösti (Nationalrat SVP; bisher). Moderation: Stefan Geissbühler (Chefredaktor «Thuner Tagblatt») am 16. September um 19.30 Uhr im Hotel Freienhof Thun. Voranzeige: Einladung an den Herbstanlass vom 10. Oktober. Wir besuchen das Museum der Schweizergarde, es gibt Raclette und Infos über gewerkschaftliche Aktivitäten. Treffpunkt: 14.15 Uhr Bahnhofplatz Brig. Beat Haldimann, Sektionspräsident
Wir nehmen Abschied
Offene Augen, offenes Herz
© SABINE ROCK
Gruppe Pensionierte Telecom Basel Wir besichtigen am Nachmittag vom 21. Oktober den TV-Turm zu St. Chrischona. Bruno Joss wird uns führen. Da die Teilnehmerzahl beschränkt ist, können leider nur Mitglieder aus dem Sektor 2 berücksichtigt werden. Anmeldung unbedingt erforderlich. Diese findet ihr im «Standpunkt» Nr. 2 vom Juni. Zeit und Treffpunkt werden nach Anmeldeschluss (14. September) bekanntgegeben. Wir erwarten einen Unkostenbeitrag von Fr. 5.–. Wird an Ort eingezogen. Wer das Anmeldeformular nicht mehr findet, kann bei mir eines bestellen: voegtli_lex@bluewin.ch oder 079 346 76 64. Alex Vögtli, Obmann
Pensioniertenverein Olten Liebe KollegInnen, unsere Herbstreise findet am Montag, 14. September, statt und führt uns von Zofingen über Olten–Balsthal– Passwang nach Basel. Auf der Schifffahrt mit der MS Lällekönig geniessen wir das Mittagessen an Bord. Die Heimfahrt führt uns über Rheinfelden–Laufenburg–Koblenz–Zurzach– Frick nach Olten/Zofingen. Anmeldung bis 3. Sept. an Walter Künzli, Tel. 062 751 64 57. Der Vorstand hofft auf gutes Wetter und g rüsst freundlich. Dora Muster
es Kaffee und Gipfeli, 10.30 Uhr gehts weiter, Schauinsland–Freiburg nach Burgheim zum Mittagessen im Hotel Kreuz Post (Suppe, Salat, Rinds- & Schweinebraten, Gemüse, Pommes & hausgemachte Spätzle). Zum Dessert «Heisse Liebe»! Nach Breisach zum Stadtbummel. Der Preis ist auch heiss: Fr. 60.– pro Person. Anmeldeschluss 10. September. Jedes Mitglied erhält eine Einladung mit ES oder per E-Mail. Angemeldet ist, wer einbezahlt hat. Es hat, solange es hat. Euro nicht vergessen. Vorstand und Reiseleiter hoffen auf eine grosse Reiseschar. – Am 24. September wandern wir von Seltisberg nach Liestal. Die Sommerferien sind vorbei – Liegestuhl auf die Seite räumen und die Wanderschuhe anziehen. Treffpunkt 13 Uhr Schalterhalle Basel SBB, Abfahrt 13.17 Uhr, Liestal Bus 72 ab 13.36 Uhr, bis Seltisberg Sonnenblick. Von dort laufen wir ins Oristal hinunter und treffen ca. 16 Uhr in Liestal im Rest. Bären ein. Jasstisch ist reserviert. Herzlich eingeladen sind alle, auch die nicht gut zu Fusse sind, Kolleginnen, Kollegen des Sektors 2 + 3 sowie Ehefrauen und PartnerIn. Nicht-Wanderer kommen direkt nach Liestal in den «Bären». Siehe auch www.pensyba.ch. Euer Wander- und Reiseleiter Othmar Trösch
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Pensionierte Medien Aarau Mittwoch, 2. September, 14.15 Uhr: Monatshock im Restaurant Rathausgarten. Obere Vorstadt 36, Aarau. Peter Rymann
Nachruf
Regionalsekretariat Bern
Zürich Telecom Unser diesjähriger Sektionsausflug führt uns nach Bremgarten an der Reuss. Nach einer Stadtführung geht die Fahrt nach Kaiserstuhl am Rhein. Mittagessen während einer Schifffahrt auf dem Rhein. Am Nachmittag besteht die Möglichkeit, das mittelalterliche Städtchen auf eigene Faust zu erkunden, bevor wir nach Zürich zurückkehren. Wann: Samstag, 19. September, Besammlung: 7:45 Carparkplatz Zürich HB beim Sihlquai. Durch Einzahlung von Fr. 50.– auf PC-Konto 87-44324-0 bist du angemeldet. Die Teilnehmerzahl ist auf 54 Personen beschränkt. Es werden nur die ersten 54 Anmeldungen berücksichtigt. Infos zu diesem Anlass auch auf unserer Sektions-Webseite www.syndicomzh.ch. Wir wünschen euch eine gute Zeit und freuen uns auf eine rege Teilnahme. Mit kollegialen Grüssen Der Sektionsvorstand
Silvia Luckner, Gewerkschafterin und Fotografin, ist am 6. August 58-jährig, nach kurzer, schwerer Krankheit gestorben. Ein Nachruf auf eine Freundin. Sabine Arnold* Silvia ist der Grund, weshalb ich mich im Branchenvorstand engagiere. Wegen ihr ging ich gern zu den Sitzungen. Mit der Zeit lernte ich auch die anderen Kolleginnen schätzen. Aber ich wusste von Anfang an: Wenn Sile dabei ist, wirds gut. Wir lernten uns vor mehr als zehn Jahren beim «Tages-Anzeiger» kennen. Sie war Fotografin, ich Journalistin und zwanzig Jahre jünger als sie. Den Altersunterschied vergass ich bald. Manchmal gab sie uns Redaktorinnen auf ihre bärbeissig bestimmte Art den Tarif durch: Für Fotoaufträge durften wir niemals die Worte «schnell go fötele» verwenden. Sie lehrte uns Respekt vor dem Bild. Im Gegenzug hielt sie uns Schreibende aber oft in Schnappschüssen fest, als persönliche Erinnerung für uns. Zu Interviews fuhren Silvia und ich meist in ihrem klapprigen gelben Fiat Panda. Mit lässiger Geste grüsste sie dann die Postauto chauffeure, schliesslich waren mit ihrem Auto auch einmal Briefe ausgetragen worden. Ihr Humor war entwaffnend. Dank ihrer früheren Erfahrung als Psychiatriepflegerin ebnete sie mir mehr als einmal den Zugang zu einer Gesprächspartnerin, etwa zur 100-jährigen Frau ohne Kurzzeitgedächtnis. Silvia ging neugierig auf Menschen zu. Ihr Interesse am Unbekannten, an fremden Kulturen war gross. Ihre Reisen führten sie unter anderem nach Indien, Japan oder Mali. An der Fotobiennale in Bamako wählte sie Bilder von jungen Fotografen aus, um sie später in einer Schau in Bern zu zeigen. Als Kuratorin kam ihr zugute, dass sie sich selbst nicht allzu wichtig nahm. Auch dem Krebs begegnete sie mit Selbstironie. Von der ersten Chemotherapie schickte sie mir ein Selfie mit breitem Grinsen und Kühlhaube. Diese sollte ihre Haare am Ausfallen hindern. Dabei hatten wir den Perückenkauf schon geplant. Sie war absolut stilsicher. Ihre Schuhsammlung zählt laut gut unterrichteten Quellen um die 150 Paare. Ihre schwarzen Kleider, die markante Brille, ihr Schmuck – alles war stets auserlesen. Trotzdem war Silvia nie zu eitel, am 1.-Mai-Umzug ein Käppli zu tragen. Ich bewunderte sie als politischen Menschen und unabhängige Frau. Sie setzte sich vehement für bessere Arbeitsbedingungen in den Redaktionen ein und vertrat die Medienschaffenden im Zentralvorstand der fusionierten Gewerkschaft. Sie begrüsste es, dass wir mit Druckern, Pöstlern und anderen zusammenspannen. Wurden Machtkämpfe ausgetragen, konnte sie richtig hässig werden. Ihr ging es immer um die Sache. Sie fand überall Freunde, weil sie mit offenem Herzen auf Menschen zuging. Wie gross ihr Freundeskreis war, sah ich an ihren üppigen Feiern, so auch an ihrer letzten, an ihrem rauschenden Abschiedsfest. Silvia wollte nicht, dass wir traurig sind. * Sabine Arnold, freie Journalistin, im Branchenvorstand Presse und elektronische Medien
Agnes Aeschlimann, Sektion Zürich Telecom, 82 Jahre, Mitglied seit 1997. Arnold Bächli, Sektion Aargau, 97 Jahre, Mitglied seit 1999. Stefan Berger, Sektion Region Basel, 77 Jahre, Mitglied seit 1977. Alphonse Bertschy, Sektion Fribourg, 84 Jahre, Mitglied seit 1949. Ambrosius Boner, Sektion Rhätia, 89 Jahre, Mitglied seit 1946. Willy Bötschi, Sektion Biel/Bienne, 63 Jahre, Mitglied seit 1974. Hans Bührer, Sektion Zürich Telecom, 88 Jahre, Mitglied seit 1952. Urs Etter, Sektion Bern Postpersonal, 73 Jahre, Mitglied seit 1960. Edith Fässler, Sektion Zürich Telecom, 69 Jahre, Mitglied seit 1977. Hans Frischknecht, Sektion Ostschweiz, 85 Jahre, Mitglied seit 1952. René Garni, Sektion Region Basel, 88 Jahre, Mitglied seit 1947. Hugo Gisiger, Sektion Biel/Bienne, 89 Jahre, Mitglied seit 1946. Andreas Grütter, Sektion Olten/ Solothurn, 68 Jahre, Mitglied seit 1966. Hans Häring, Sektion Region Basel, 84 Jahre, Mitglied seit 1999. Johann Heinz, Sektion Rhätia, 80 Jahre, Mitglied seit 1956. Hans Hiltbrunner, Sektion Aargau, 72 Jahre, Mitglied seit 1960. Walter Korner, Sektion Aargau, 77 Jahre, Mitglied seit 1957. Rudolf Mamie, Sektion Region Basel, 79 Jahre, Mitglied seit 1978. Roland Mutschler, Sektion Region Basel, 82 Jahre, Mitglied seit 2007. Kurt Pfyl, Sektion Rhätia, 64 Jahre, Mitglied seit 1975. Cataldo Prudenzano, Sektion Aargau, 50 Jahre, Mitglied seit 1988. Waldemar Walker, Sektion Zentralschweiz, 57 Jahre, Mitglied seit 1989. Walter Wegmüller, Sektion Lötschberg Post, 85 Jahre, Mitglied seit 1951. Erich Wenger, Sektion Region Basel, 48 Jahre, Mitglied seit 1991. Ernst Wittwer, Sektion Zentralschweiz, 83 Jahre, Mitglied seit 1961. Robert Wuffli, Sektion Thurgau Post, 96 Jahre, Mitglied seit 1946. Jakob Zünd, Sektion Zürich Telecom, 87 Jahre, Mitglied seit 1948. IMpressum
syndicom-Zeitung Redaktion: Naomi Kunz, Ulrike Krüger Tel. 058 817 18 18, redaktion@syndicom.ch Layout: Katja Leudolph Korrektur: Ulrike Krüger Adressänderungen: syndicom, Adressverwaltung, Monbijoustrasse 33, Postfach, 3001 Bern Tel. 058 817 18 18, Fax 058 817 18 17 Inserate: stab@syndicom.ch Druck: Ringier Print Ebikonerstrasse 75, 6043 Adligenswil Verlegerin: syndicom – Gewerkschaft Medien und K ommunikation. «syndicom» erscheint 12 Mal im Jahr. Ausgabe Nr. 9 erscheint am 25. September. Redaktionsschluss: 7. September.
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syndicom | Nr. 8 | 28. August 2015
Stop TISA!
Einmal verkauft – immer verkauft Schon seit 2012 verhandelt eine Handvoll Länder – vor allem aus dem reichen Norden – in Genf ein Abkommen über den grenz überschreitenden Handel mit Dienstleistungen (Trade in Services Agreement, TISA). Erklärtes Ziel ist, den Handel mit Dienstleistungen international zu privatisieren und zu deregulieren. Auch den gesamten Service public: von der Schule bis zum Strafvollzug, von der Stromversorgung bis zum Altersheim, vom Wassernetz bis zu den Spitälern. Wie würde TISA die Schweiz verändern? Alles würde kommerzialisiert.
TISA versus Lex Koller Ein Beispiel. Im Juni hat Bundesrätin Sommaruga angekündigt, sie werde die Lex Koller überarbeiten mit dem Ziel, Schlupflöcher und Gesetzeslücken zu schliessen. Wäre das TISA-Abkommen in Kraft, wären nationale, «eigenmächtige» Änderungen in der Lex Koller verboten. Weshalb? Die Lex Koller soll die Spekulation mit Grundeigentum und Liegen-
Verhandlungen führt. Dort legt das Seco ebenfalls dar, dass für Fragen des Natio nal Treatment die sogenannte «Standstill»-Klausel zur Anwendung kommt. Das bedeutet: Regulierungen dürfen künftig nur noch gelockert, aber nie mehr verschärft werden. Weil die Lex Koller das National Treatment einschränkt und weil das National Treatment unter die Standstill-Klausel fällt, darf die Lex Koller nach Inkrafttreten des TISA-Abkommens nie mehr verschärft werden.
schaften eindämmen, damit die Landpreise (und die Mieten) nicht immer teurer und teurer werden. Sie begrenzt den Kauf von Grundstücken und Liegenschaften durch internationale Investoren, die nicht in der Schweiz niedergelassen sind. Natürlich haben Investoren bereits Schlupflöcher in der Lex Koller gefunden – dies möchte Bundesrätin Sommaruga korrigieren.
Nie eine «Lex Sommaruga» Die 24 TISA-Länder haben ein Dokument erarbeitet, in welchem nationale Massnahmen aufgezählt werden, welche eine Verletzung des sogenannten «Natio nal Treatment» darstellen: Alle InteressentInnen müssen nämlich behandelt werden, als ob sie Inländer wären. Die Beschränkung des Bodenerwerbs für nicht niedergelassene Ausländer wird ausdrücklich als Verletzung des National Treatment bezeichnet. Das Dokument findet sich auf der offiziellen Webseite des Seco, welches für die Schweiz die
Schweizer Server: Vergesst es Dies gilt genauso für die Zweitwohnungsinitiative und das Ausführungsgesetz zur Zweitwohnungsinitiative. Und für den Datenschutz: Wenn der Bund seine elektronischen Daten extern in einer Cloud sichern will, verlangt er heute, dass die Server in der Schweiz stehen müssen, damit das Schweizer Datenschutzgesetz angewendet und durchgesetzt werden kann (und die NSA es etwas schwerer hat, die Daten abzusaugen). Gemäss TISA wäre die Vorschrift, die Datenserver müssen in der Schweiz stehen, ebenfalls eine Verletzung des National Treatment.
Stop-TiSA-Tagung Mittwoch, 9. September 2015, 13–17 Uhr Hotel Ador, Laupenstrasse 9, 3001 Bern Teilnahme unentgeltlich
Das Seco beschwichtigt Natürlich beruhigen uns die Verhandlungsführer des Seco: Jedes Land könne eine Ausnahmeliste erstellen von Bereichen, wo TISA nicht zur Anwendung komme. Und tatsächlich sind in der Anfangsofferte der Schweiz eine ganze Reihe Sektoren genannt, welche von der Schweiz aus der Wirkung des Abkommens ausgeschlossen würden und wo die Schweiz keine Standstill-Klausel anwenden wolle.
Zusammen mit Attac, der Schweizer Koalition für kulturelle Vielfalt, den Gewerkschaften VPOD, SSM, PVB und SEV und dem SGB organisiert syndicom am 9. September eine nationale Tagung in Bern. ReferentInnen: Katharina Prelicz-Huber, VPOD; Christian Etter, Seco, Delegierter für Handelsverträge; Daniel Devaud, ehem. Richter am Rechnungsprüfungshof Genf; Stefan Giger, VPOD; Isolda Agazzi, Alliance Sud; Beat Santschi, Koalition für kulturelle Vielfalt Anmelden kann man sich im Netz: www.tisa-vpod.ch
Sieht es wirklich so aus, als ob die anderen Vertragsstaaten akzeptieren würden, dass die Schweiz die Standstill-Klausel fast in allen Bereichen abschaltet?
Vertragstexte bei Wikileaks Der wichtigste Einwand: dank WikiLeaks verfügen wir aktuell über etwa zwei Dutzend Verhandlungsdokumente, obwohl die Verhandlungen streng geheim ablaufen, darunter die berüchtigten «Anhänge». Diese Anhänge sind so formuliert, dass sie auf jedes Land direkt angewendet werden, selbst wenn das Land den betreffenden Sektor auf seine Ausnahmeliste gesetzt hätte. Und die «Standstill»-Klausel wird auch auf die Anhänge angewendet werden.
Ausnahmeliste ist Wunschdenken Es trifft zu, dass die Schweiz beispielsweise den ganzen Energiesektor auf ihre Ausnahme-Wunschliste gesetzt hat. Aber beim Seco kann man lesen, dass es einen Anhang «Energiedienstleistungen» geben soll – und dieser Anhang wird auch direkt auf die Schweiz anwendbar sein, obwohl die Schweiz im Hauptteil des Textes den Energiesektor ausgenommen hat. Diese Problematik gibt es bei allen 17 Anhängen, über die gemäss Seco-Angaben verhandelt wird, beispielsweise auch für den Anhang «Postdienste» oder «elektro nischer Datenverkehr». Über WikiLeaks wissen wir, dass auch ein Verhandlungstext über Gesundheitsdienstleistungen in die Verhandlungen eingebracht wurde. Gemäss diesem Text müssten wir damit rechnen, dass uns die Krankenkasse künftig in jenes ausländische Spital zur Operation verweisen würde, wo die Operation am billigsten ist. Stefan Giger
Tisa killt die nationale Gesetzgebung
Die Abschaffung des politischen Spielraums Stefan Giger, VPOD-Generalsekretär und Referent an der Stop-TISA-Tagung vom 9. September, fasst die wichtigsten Punkte der Debatte noch einmal zusammen. Interview: Nina Scheu
gesamten Dienstleistungsbereich zu deregulieren. TISA beinhaltet keine Elemente, die auf Grundversorgung und Grundrechte ausgerichtet sind, Begriffe wie allgemeiner Zugang zu Grundversorgung oder Service public fehlen. TISA enthält dafür neue Instrumente, mit denen jeder Privatisierungsschritt unumkehrbar wird: «Standstill» verbietet, neue Regulierungen aufzustellen, die es bei Vertragsschluss noch nicht gab. «Ratchet» macht jeden späteren Deregulierungsschritt unumkehrbar. Mit TISA wird ein neuer globaler Kolonialismus geschaffen: Wenn ein Diktator oder ein anderer korrupter Regierungschef einmal einen Bereich für die Deregulierung geöffnet hat, kann mit TISA keine spätere, demokratisch gewählte Regierung mehr zurück. Einmal verkauft, immer verkauft. Mit TISA soll weltweit der ganze Dienstleistungssektor in die Hand von
© Z VG
syndicom: Weshalb engagieren sich die Gewerkschaften so vehement gegen TISA? Stefan Giger: TISA hat zum Ziel, den
Damit das Öffentliche öffentlich bleibt ∙ Stefan Giger auf einem Bahnsteig des Nahverkehrs.
wenigen privaten Konzernen gebracht werden. Alle Macht den multinationalen Konzernen? Da können wir als Gewerkschaften nur die Antwort NEIN geben.
Was ist das Ziel der Tagung am 9. Septem ber in Bern? Mit der Tagung wollen wir das Thema TISA in die öffentliche Diskussion bringen. Es darf nicht sein, dass eine Delegation des Seco darüber verhandelt, dass
man im Bereich des Service public das Recht aufgibt, neue Gesetze zu machen oder gemachte Fehler zu korrigieren – und niemand spricht über diesen Vertrag! Wir möchten also eine breite Debatte lancieren, damit die Politik, aber auch die Stimmberechtigten und die ganze Bevölkerung sensibilisiert werden – denn aller Voraussicht nach wird es zu diesem Vertrag ein Referendum geben.
Wo stehen die TISA-Verhandlungen zurzeit, bzw. was weiss man, was droht uns? Von offizieller Seite wissen wir weiterhin wenig, aber immerhin: Nachdem WikiLeaks Texte über die Anhänge zum TISA-Abkommen (die «Annexe») veröffentlicht hat, haben wir das Staatssekretariat für Wirtschaft, das diese Verhandlungen führt, mit den Texten konfrontiert. Die Texte scheinen echt zu sein, und unsere Interpretation der vorliegenden Anhänge wurde nicht bestritten: Wenn zu einem Thema ein Annex beschlossen wird, dann ist die Annexbestimmung auf
alle Länder direkt anwendbar, auch wenn das Land im Hauptteil den Bereich auf seine «Ausnahmeliste» gesetzt hat. Nachdem Anhang um Anhang über WikiLeaks an die Öffentlichkeit kam, hat nun das Seco auf seiner Webseite eine Liste von gegen 20 Themen veröffentlicht, zu denen Anhänge verhandelt werden. Darunter der Energiesektor, aber auch Post, öffentliches Beschaffungswesen, elektronischer Handel, verschiedene Arten von Transport, Finanzdienstleistungen und Immobilienkauf durch ausländische Parteien. Zwischenzeitlich sind über WikiLeaks auch die einzelnen Artikel des Hauptteils aufgetaucht. Wir veröffentlichen diese auf http://tisa-vpod.ch. Aus diesen Dokumenten kann man auch ersehen, dass offenbar noch nicht über die Mechanismen zur Streitbeilegung verhandelt worden ist. Möglicherweise wird auch das Thema «Investitionsschutz» (also die Klagemöglichkeiten von Konzernen gegen Staaten) diskutiert.