syndicom - die zeitung

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Nr. 10 23. 10. 2015

www.syndicom.ch Gewerkschaft Medien und Kommunikation

die zeitung

AZB 3001 Bern Adressänderungen sind zu richten an: syndicom, Adressverwaltung, Monbijoustrasse 33, Postfach, 3001 Bern

Logistik

Telecom/IT

syndicom und Unia fordern einen GAV in der Transportund Logistikbranche  Seite 4

Interview: Einschätzungen zur Lage des Telecom-Marktes von Giorgio Pardini  Seite 6

Buch und Medienhandel

Orell Füssli Thalia schliesst den Zürcher Bookshop an der Bahnhofstrasse  Seite 7

Grafische Industrie

Die Gewerkschaften haben die Attacke auf den GAV zurück­ geschlagen  Seite 8

Fakten zur AHV

Eine starke AHV für Jung und Alt!

Mit der Schwarzmalerei um die AHV muss endlich Schluss sein! Denn wie keine andere Sozialversicherung steht die AHV für den sozialen Ausgleich. Dies zeigt eine vom SGB publizierte Broschüre und der Standpunkt von SGB-Präsident Paul Rechsteiner.

© SGB

Früher war in der Schweiz die Alters­ armut verbreitet, das ist heute anders – dank der AHV. Die Altersvorsorge entlastet aber auch die jüngeren Generationen: Diese kümmerten sich früher meist um ihre Eltern. Heute profitieren sie von der gewonnenen Unabhängigkeit der Elterngeneration, die sich etwa bei der Betreuung der Grosskinder stark einbringt. Dass die Menschen in der Schweiz heutzutage in Würde älter werden, ist den Sozialversicherungen und allen voran der AHV zu verdanken. Zahllose Studien und Berichte haben die AHV in den letzten zwanzig Jahren schlechtgeredet. In manchen Medien ist der Eindruck entstanden, die AHV stehe vor dem Kollaps. Dieser Desinformation tritt der SGB mit einer informativen ­Broschüre entgegen, Auszüge daraus zeigen wir in unserem aktuellen Schwerpunktthema. Eine Stellungnahme von SGB-Präsident Paul Rechsteiner zu den jüngst im Ständerat gefallenen Beschlüssen zur «Altersvorsorge 2020» schliesst unsere Diskussion zu diesem wichtigen Thema ab. Seiten 2 und 3

Abschied Fritz Gurtner

«Einstehen für unsere Sache ist wichtig!»

© FRANT ISEK MATOUS

Fritz Gurtner, Sektorleiter Logistik und langjähriges Mitglied der Gewerkschaftsleitung, geht vorzeitig in Pension. Der 60-Jährige spricht über sein Verhältnis zur Post, zur Gewerkschaft und über die Herausforderungen in der Branche.  Interview: Bruno Schmucki syndicom: Du wirst in den nächsten Tagen dein Pult bei syndicom räumen und in den Ruhestand gehen. Wird es wirklich ruhig werden, oder hast du bereits etwas Neu­ es geplant? Fritz Gurtner: Nein, ich halte nicht so

nende Zeit mit all den Dingen, die ich während meiner Aktivzeit nicht machen konnte. Eines verspreche ich aber: Ich werde nie mit roten Socken und Wanderschuhen die Pendlerzüge verstopfen.

viel vom berühmten «Unruhestand». Meine Arbeitszeit ist abgelaufen, und jetzt kommt eine neue und hoffentlich span-

Die Post hat praktisch dein ganzes Arbeits­ leben geprägt: Von der Lehre als Briefträ­ ger bis zu deiner Rolle als syndicom-Vertre­

ter bei der Aushandlung und Umsetzung des neuen Post-GAV. Welches Verhältnis hast du zu diesem Unternehmen? Was fasziniert und was ärgert dich? Ich habe 44 Jahre Post hinter mir und die Veränderungen sind gewaltig. Der einst bodenständige Bundesbetrieb ist zu einem modernen Logistik- und ­IT-Konzern

Fortsetzung auf Seite 4


2 | Hintergrund

syndicom | Nr. 10 | 23. Oktober 2015

Hintergrund | 3

syndicom | Nr. 10 | 23. Oktober 2015

Neue Broschüre des SGB

Fakten zur AHV

Das Ringen um die künftige Ausgestaltung der Altersvorsorge ist in vollem Gang. Mitte August hat die Sozialkommission des Ständerats ihre Beschlüsse zur «Altersvorsorge 2020» präsentiert. Der Ständerat will zwar die AHV-Renten erhöhen, hält aber am höheren Frauenrentenalter und der Senkung des Umwandlungssatzes fest. Was sagen die Gewerkschaften dazu? In einem Interview äussert sich Paul Rechsteiner zu den Beschlüssen des Ständerates.  Interview: SGB

Am 23. November im Hotel Ambassador Bern, 9.15–16.30 Uhr. Anmelden: info@movendo.ch, 031 370 00 70.

1950

1975

2013

© Z VG

Höhe der Renteneinkommen von Paarhaushalten ab 65 Jahren nach Einkommensklassen (Quintile), in Franken pro Monat, 2009–2011

156 000.– 113 000.–

Die AHV: Ein Glücksfall für die Frauen Mittlere Monatsrenten nach Geschlecht, in Franken, 2012

Total 11 305.– 2992.–

56 000.–

Weshalb die AHV schlechtgeredet wird Berufliche Vorsorge

AHV-Ausgleichsfonds 43 Mrd. Franken

Arbeitsproduktivität (BIP pro Vollzeitäquivalent, zu Preisen 2014)

66 000.– 24 000.–

…deshalb braucht es zur Finanzierung einer Rente weniger Beschäftigte

2013 1,7 Beschäftigte pro AHV-EmpfängerIn

Die AHV-Höchstrente betrug 595 Franken im Jahr 1950 (zu heutigen Preisen). Um eine solche Rente zu finanzieren, brauchte es damals 7,3 Beschäftigte. Die AHV kann die demografische Alterung problemlos finanzieren, weil Heute bräuchte es dafür nur noch 1,7 Beschäftigte.

sie den wirtschaftlichen Fortschritt «mitnimmt». Erwerbstätige finanzieren heute mehr Renten als früher. Die AHV schreibt auch über 65 Jahre nach der Gründung noch schwarze Zahlen. Trotz der demografischen Alterung. Trotz der Schwarzmalerei. Weil seit 1948 die Arbeitsproduktivität und dadurch die Löhne gestiegen sind, haben auch die Beiträge an die AHV automatisch zugenommen. Mehr und höhere Renten: Dank ihrem genialen Finanzierungsmodell profi­ tiert die AHV direkt von der steigenden Leistungsfähigkeit der Schweizer Wirtschaft. Denn auf jedem Franken Lohn leisten wir Beiträge an die AHV. Steigen dank höherer Produktivität die Löhne, steigen auch die Einnahmen aus den Lohnbeiträgen. Indem die AHV die wirtschaftliche Entwicklung mitnimmt, kann sie mehr und höhere Renten auszahlen und die demo­ grafische Alterung auch in Zukunft schultern.

Total 5967.–

Die ausgleichende Wirkung der AHV Die AHV berücksichtigt zur Bestimmung des Rentenanspruchs nicht nur die Löhne und gleicht so die Ungleichheit zwischen Frauen und Männern aus.

476.–

Total 3487.–

2233.–

5330.–

Rente der beruflichen Vorsorge

Rente der beruflichen Vorsorge

213.– 174.–

3100.–

3258.–

2983.–

AHV-Rente und Ergänzungsleistungen

AHV-Rente und Ergänzungsleistungen

AHV-Rente und Ergänzungsleistungen

Tiefste Einkommen

Mittlere Einkommen

Höchste Einkommen

Anlagekapital

+ auch ohne Job versichert Die Gründe, weshalb Spitzenverdiener und Superreiche keine zu starke AHV wollen

+ solidarische Finanzierung

Die AHV-Rente ist für die grosse Mehrheit der Pensionierten die Haupt­einnahmequelle. Wer meint, die AHV sei heute gar nicht mehr so wichtig, weiss deshalb schlecht Bescheid. Praktisch alle Männer und Frauen erhalten im Alter eine AHV-Rente. Von der beruflichen und insbesondere der privaten Vorsorge profitieren dagegen deutlich weniger Pensionierte: Von 100 Rentnerinnen und Rentnern gehen 33 bei der zweiten Säule leer aus. Die AHV übernimmt mit ihren Maximalrenten von bis zu 2350 Franken (Einzelpersonen) bzw. 3525 Franken (Ehepaare) pro Monat bis weit in die Mittelschicht hinein die zentrale Rolle bei der Finanzierung des Lebens­ unterhalts. Für zwei Drittel der RentnerInnen ist die AHV die wichtigste Einnahmequelle. Eine starke AHV wird in Zukunft noch wichtiger, denn die Renten der zweiten Säule geraten unter Druck: Bei bereits Pensionierten werden sie nicht mehr der Teuerung angepasst.

+ Einkommen des Ehepartners wird angerechnet + Erziehungs- und Betreuungsgutschriften Lohn

Lohn

QUELLE: BUNDESAMT FÜR S TAT IS T IK, SESAM

106 000.–

1950 7,3 Beschäftigte pro AHV-EmpfängerIn

891 Milliarden Franken

Anlagen und Liquidität der AHV

...die Löhne steigen immer mehr...

Durchschnittslohn (Jahreslohn pro Vollzeitäquivalent, zu Preisen von 2014)

Die Renten der Jungen sind also nicht gefährdet, wie angebliche Experten immer wieder erklären?

Nein. Es ist gerade im Interesse der Jungen, die AHV zu stärken. Denn wenn es keine AHV gäbe, müssten die Jungen wieder direkt für ihre Eltern sorgen. Es käme wieder zur schwierigen gegenseitigen Abhän«Die AHV hat ein unschlagbares gigkeit zwischen Jung und Alt. Zweitens – Preis-Leistungs-Verhältnis für und noch wichtiger Leute mit tiefen Einkommen.» – müssten die Jungen ohne AHV privat für ihre eigene Pension diesem genialen Finanzierungs- vorsorgen. Das käme sie viel modell war es möglich, dass teurer zu stehen. Die AHV ist sich die Zahl der AHV-Bezügerin- die kostengünstigste Form der nen und -Bezüger seit 1975 von Altersvorsorge. Für Leute mit 900 000 auf über 2,1 Millionen tiefen und mittleren Einkommehr als verdoppelt hat und die men hat sie ein unschlagbares AHV-Lohnbeiträge in dieser Zeit Preis-Leistungs-Verhältnis.

BV-Rente

AHV-Rente

3. Säule und Vermögenseinkommen

nie angehoben werden mussten. Nur ein knappes Mehrwertsteuer-Prozent kam dazu.

einkommen Beiträge bezahlt, kriegt aber keine höhere Rente als jemand mit einem mittleren Einkommen. Die wirtschaftliche Entwicklung und damit die steigenden Löhne werden so voll von der AHV mitgenommen. Das ist entscheidend für die Finanzierung der AHV und nicht die Anzahl Aktive pro Rentner, die seit Gründung der AHV tatsächlich gesunken ist. Nur dank

2580.–

Ein Vollzeitbeschäftigter erwirtschaftet immer mehr...

Die AHV: Wichtigster Pfeiler der Altersvorsorge

Die Kreise, die so argumentieren, sind in der Ära Couchepin stecken geblieben: Sie wollen die Renten verschlechtern. Ich empfehle diesen Leuten, einen Grundkurs zum Funktionieren der AHV zu besuchen. Sie haben ein paar elementare Tatsachen über die AHV-Finanzierung nicht verstanden. Die AHV verfügt über die bestmögliche Finanzierung aller Altersvorsorgesysteme. Sie er­laubt, die Zunahme der Lebenserwartung und die zunehmende Zahl der Rentnerinnen und Rentner zu finanzieren. Das Prinzip ist einfach: Alle müssen auf dem vollen Lohn Beiträge zahlen. Wer auf einem Millionen­

1390.–

Ohne unseren Widerstand drohen Rentenabbau und eine Schwächung der AHV. Der SGB und seine Partner müssen sich ins Zeug legen, damit die AHV gestärkt wird. Wir müssen den Menschen zeigen, wie wichtig die AHV für uns alle ist. Dazu brau­ chen wir AHV-BotschafterIn­ nen, die auf die Piste gehen, historisches und finanzpoli­ tisches Wissen an Versamm­ lungen und auf Podien unter die Leute bringen und für das Erfolgsmodell AHV Werbung machen. Die Bot­ schafterInnen sollen mit Fakten aufzeigen, weshalb die AHV ausgebaut werden muss – so wie es unsere Initi­ ative AHVplus verlangt. Wir suchen engagierte Personen, die gerne debat­ tieren. AktivistInnen, die fähig sind, sich vor Publikum für die Stärkung der AHV einzusetzen. Interessante Referate – u. a. von Prof. Matthieu Leimgru­ ber, Paul Rechsteiner, Ruth Dreyfuss ist angefragt – erwarten die AHV-Botschaf­ terInnen an der von SGB und Movendo organisierten, kostenlosen Bildungsta­ gung. Gemeinsam wollen wir relevante Fakten und Argu­ mente zum Thema Altersvor­ sorge diskutieren. (red)

Solide AHV-Finanzierung dank effizienterer Wirtschaft

1750.–

Der SGB sucht AHV-Botschafterinnen

innerhalb der zweiten Säule kompensiert wird – für alle heute 47-Jährigen vollständig und für die Jüngeren teilweise. Dazu gibt es erstmals seit 20 Jahren wieder eine Rentenverbesserung bei der AHV. Jährlich sind das 840 Franken für Alleinstehende und über 2700 Franken für Ehepaare. Das ist ein recht gutes Ergebnis. Die Vorzeichen der Vorlage wechselten damit vom Minus zum Plus. Deshalb habe ich das Resultat unterstützt.

Mit unserer Initiative AHVplus verlangen wir eine Rentenerhöhung auch für die heutigen Rentnerinnen und Rentner. Nach 20 Jahren wäre wieder einmal eine Verbesserung nötig. Das lehnte der Ständerat ab. Immerhin hat er, abgesehen vom Frauenrentenalter, für bisherige Rentnerinnen und Rentner auf alle anderen Verschlechterungen verzichtet. Wer jedoch eine Rentenverbesserung für alle will, muss sich für die Initiative einsetzen. Sie hat schon jetzt sehr viel bewirkt. Sie hat das Tabu gebrochen, dass es bei der AHV keine Verbesserungen leiden mag. Es ist ein Riesenschritt, dass der Ständerat wieder auf die AHV setzt. Würde die Vorlage so bleiben, wie sie jetzt ist, wäre das ein Teilerfolg von AHVplus.

1800.–

AHV-Tagung

Der Kompromiss ist also akzep­ tabel?

Die Bundesratsvorschläge hätten die AHV geschwächt. Der Bundesrat wollte den Teuerungsausgleich in Frage stellen und den Bund teilweise aus der AHV-Finanzierung entlassen. All diese Verschlechterungen sind weg. Die heutigen Rentner stehen damit so da, wie wenn wir ein Referendum gewonnen hätten. Gleichzeitig wird die AHV-Finanzierung bis 2030 gesichert. Positiv ist auch, dass die Umwandlungssatz-Senkung weitgehend

QUELLE: BUNDESAMT FÜR S TAT IS T IK, HABE UND SAKE

schaften sind gegen eine Erhöhung des Frauenrentenalters und gegen eine Senkung des Umwandlungssatzes. Trotz des Widerstandes von mir und ein paar anderen hat der Ständerat daran festgehalten. Die Gewerkschaften ziehen aber erst am Ende der Parlamentsberatungen Bilanz und entscheiden über die Referendumsfrage.

Als Ständerat, der die Vorlage stark mitgeprägt hat, habe ich schon jetzt Stellung beziehen müssen. Unter dem Strich war für mich ausschlaggebend, dass wir alle Verschlechterungen für die heutigen Rentnerinnen und Rentner abwehren konnten und die Verschlechterungen für die künftigen Rentengenerationen sinnvoll kompensieren konnten.

QUELLE: BERECHNUNGEN SGB, MI T DATEN DES BUNDESAMTS FÜR S TAT IS T IK, DER AMECO UND DER KOF

Reichen die höheren AHV-Renten, damit die Gewerkschaften diese riesigen Kröten schlucken? Paul Rechsteiner: Die Gewerk-

Die FDP und die SVP wollen jedoch die Ständeratslösung kippen und die höheren AHV-Renten bekämp­ fen. Aus demografischen Gründen stünden diese «völlig quer in der Landschaft», seien «nicht akzep­ tabel», ja «paradox». Was sagst du zu dieser Kritik?

Viele unterschätzen die grosse Bedeutung der AHV für die Frauen. Nur die AHV berücksichtigt die unbezahlte Erziehungs- und Betreuungs­arbeit bei der Rentenberechnung. In der 2. Säule schneiden viele Frauen schlechter ab. Von 100 pensionierten Frauen erhalten fast alle eine AHV-Rente. Aber nur 58 kriegen Geld aus der zweiten Säule (78 bei den Männern). Wer nicht leer ausgeht, erhält nicht viel. Die Pensionskassenrenten der Frauen sind mit durchschnittlich 1390 Franken pro Monat halb so hoch wie die der Männer, den Kapitalauszahlungen der Frauen von 50 000 Franken stehen bei den Männern 150 000 Franken ­gegenüber. Bei der AHV hingegen sind die Renten von Männern und Frauen praktisch gleich hoch. Zwar sind heute die meisten Frauen berufstätig, viele arbeiten Teilzeit. Fast jede fünfte Frau ist jedoch nicht versichert, da sie zu wenig verdient.

2350.–

– Auch Spitzenverdiener kriegen trotz Beiträgen in Millionenhöhe nicht mehr als die Maximalrente von 2350 Franken – Auch Spitzenverdiener, die nicht auf eine AHV-Rente angewiesen sind, müssen 8,4% auf dem gesamten Lohn, inkl. Boni, bezahlen – Superreiche, die von ihrem Vermögen leben können, zahlen über ihre Steuern einen Teil der AHV-Bundesmittel – Die AHV schliesst die Einkommensschere. Und sorgt dafür, dass alle und nicht nur wenige oben profitieren.

8.4%

QUELLE: BUNDESAMT FÜR S TAT IS T IK, AUSGLEICHSFONDS AHV/IV/EO, FINMA , BUNDESAMT FÜR SOZIALVERSICHERUNGEN

«Es ist ein Riesenschritt, dass der Ständerat wieder auf die AHV setzt»

Der Ständerat will die AHV-Renten nur für NeurentnerInnen erhöhen. Brauchen die heutigen Rentner keine Erhöhung?

Zusammen mit Grossverdienern bekämpfen vor allem Versicherungen und Banken eine zu starke AHV – beide aus finanziellem Eigennutz. Seit der Gründung der AHV haben Banken und Versicherungen alles darange­ setzt, dass die AHV-Renten tief bleiben. Die jährlichen AHV-Einnahmen von rund 40 Milliarden Franken werden umgehend wieder für Renten ausge­ geben. Überschüsse gehen in den AHV-Ausgleichsfonds, der als Puffer für schwankende Einnahmen dient. Zurzeit verwaltet der Fonds Vermögen von 43 Milliarden Franken. Das Anlagevermögen der gesamten zweiten Säule beläuft sich hingegen auf enorme 891 Milliarden Franken. Die Bewirtschaf­ tung dieser Gelder ist ein grosses Geschäft für die Finanzindustrie. Grossverdiener wiederum bezahlen viel mehr in die AHV ein, als sie später als Rente erhalten. Sie sind im Alter meist auch nicht auf die AHV angewiesen. Um ihre Boni und Gehälter nicht durch AHV-Lohnprozente zu schmälern, sind Grossverdiener auch gegen eine Stärkung der AHV.

Fakten statt Mythen Rechtzeitig auf die Ständeratsde­ batte hat der SGB eine Broschüre veröffentlicht. Die im Themen­ schwer­pukt auf dieser Doppelseite präsentierten Grafiken sind dieser Broschüre entnommen, die mit den Mythen rund um die AHV endlich aufräumen. Fakt ist beispielsweise, dass die AHV für die grosse Mehrheit der Bevölkerung die wichtigste Ein­ kommensquelle im Alter und auch die kostengünstigste Altersvorsor­ ge ist. Tatsache ist auch, dass die AHV die demografische Alterung problemlos finanzieren kann. Und nicht zuletzt ist die AHV insbeson­ dere für die Frauen wichtig, da sie unbezahlte Erziehungs- und Betreu­ ungsarbeit bei der Rentenberech­ nung berücksichtigt. Harter Richtungskampf – zu Unrecht Ein Teil der bürgerlichen Partei­ en und die Arbeitgeber wollen vor allem eines: Die Leistungen abbau­ en – über ein höheres Renten­alter, über die Senkung des Umwand­ lungssatzes oder mit einer Spar­ bremse für die AHV. Seit Jahren reden diese Kreise die AHV schlecht und bekämpfen nun auch die von der Sozialkommissi­ on vorgeschlagene Erhöhung der AHV-Renten um 70 Franken für Alleinstehende und 226 Franken für Ehepaare. Zu Unrecht, wie die SGB-Broschü­ re «AHV: Eine starke Altersvorsorge für Jung und Alt» zeigt. So hat das wichtigste Sozialwerk der Schweiz die seit seiner Gründung anhalten­ de Alterung gut geschultert. Nie kam es zum immer wieder angekün­ digten Kollaps. Es liegt auf der Hand: Eine gute Reform gelingt nur, wenn wir statt über Mythen über Fakten sprechen. Offensichtlich ist zudem, dass eine Reform vor dem Stimmvolk ein­ zig Bestand haben kann, wenn sie auch soziale Fortschritte bringt. Das zeigen alle erfolgreichen Refor­ men der Schweizer Altersvorsorge. Aus Sicht der Arbeitnehmenden ist damit klar: Statt die AHV zu schwä­ chen, müssen wir sie stärken. (sgb) Die Broschüre kann kostenlos bestellt werden bei: info@sgb.ch. Lesen und herun­ terladen: SGB.ch.


4 | Branchen

syndicom | Nr. 10 | 23. Oktober 2015

STOP Auslagerung des Post-Transports

Gegen Dumpinglöhne im Transportgewerbe

syndicom und Unia haben am 8. Oktober in Bern ihre Vorschläge für einen Gesamtarbeitsvertrag in der Transport- und Logistik­ branche vorgestellt. Sie fordern faire Mindestlöhne, einen besseren Gesundheitsschutz und ausreichende Kompensationen für Nacht- und Sonntagsarbeit. in dieser Branche oft nicht für einen würdigen Lebensstandard reichen. Es braucht Instrumente für bessere Kontrollen, da das Transportgewerbe europaweit krassem Lohndumping ausgesetzt ist.

tikbranche, um das Lohndumping zu bekämpfen: Es ist nicht hinnehmbar, dass die Löhne

© LUC AS DUBUIS

Mehr Gesundheitsschutz und Sicherheit

Ein GAV muss her! ∙ Unia-Präsidentin Vania Alleva, die Chauffeure Jean-Charles Froidevaux und Bruno Fürst mit syndicom-Präsident Alain Carrupt (v. l. n. r.).

Auch der Gesundheitsschutz der Arbeitnehmenden muss stärker gewichtet werden. syndi­ comPräsident Alain Carrupt wies darauf hin, dass lange Arbeitstage, zu wenig Ruhepausen und Termindruck Stressfaktoren sind, welche die Gesundheit

der Chauffeure und Chauffeurinnen, aber auch die Strassensicherheit beeinträchtigen. Die Gewerkschaften fordern deshalb mindestens fünf Ferienwochen, eine Beschränkung der Arbeitszeit auf 48 Stunden pro Woche und einen wirksamen Gesundheitsschutz für TransportarbeiterInnen und LogistikerInnen.

nehmer einen Vaterschafts­ urlaub von 10 Tagen. Die unregelmässigen Arbeitszeiten in der Branche machen eine Vereinbarkeit von Berufs- und Familienleben oft schwer, hier besteht Handlungsbedarf.

Jetzt Verhandeln syndicom und Unia sind willens, gemeinsam mit den Arbeitgeberverbänden einen guten GAV für die Transport- und Logistik­ branche auszuhandeln. Die Arbeitgeber sind aufgerufen, auf Verhandlungen mit den Gewerkschaften einzutreten. (syndicom/Unia)

Vereinbarkeit von Beruf und Familie erreichen Zudem verlangen die Gewerkschaften für Arbeitnehmerinnen einen Mutterschaftsurlaub von 16 Wochen und für Arbeit-

Abschied Fritz Gurtner

Fortsetzung von Seite 1 gewachsen. Wenn man dann die Möglichkeit hat, einen Konzern wie die Post in die neue Zukunft zu begleiten, sieht man natürlich auch die negativen Folgen. Die KollegInnen in der Zustellung sind einem grösseren Arbeitsdruck ausgesetzt, und in den Verarbeitungszentren wird die Kopfarbeit vermehrt durch die Maschine erledigt. Dies führt teilweise zu einer Prekarisierung der Arbeit. Grosse Sorgen macht mir auch die Ausdünnung des Poststellen­ netzes. Ich bin nicht der Meinung, man müsse eine Käseglocke über das Netz stülpen. Aber als ich in die Lehre ging, gab es noch über 4000 Poststellen in der Schweiz – heute existiert noch knapp ein Drittel davon. Die Politik wollte eine Änderung bei der Post und hat sie zu einer Aktiengesellschaft umgestaltet – mit der Vorgabe, G ­ ewinne abzuliefern. Als kritischer Staatsbürger verstehe ich das nicht. Ins gleiche Kapitel gehört, dass man die Pensionskasse massiv unterdeckt ausgelagert hat. Die Folgen sind noch heute nicht geheilt. Das sind alles Dinge, die mich ärgern und die von syndicom viel Kraft verlangen. Die Entwicklun-

Anzeige

gen in Deutschland sollten uns zudem zu denken geben: Man liberalisiert die Märkte und zerschlägt die ehemaligen Staatsbetriebe. Dadurch gibt es viele VerliererInnen. Mein Appell: Die Menschen, die bei der Post arbeiten, dürfen nicht vergessen gehen. Die 60 000 KollegInnen machen den Konzern zu dem, was er ist.

Wie wird das Unternehmen Post in zehn Jahren aussehen? Wie wird es sich entwickeln? Welche Kon­ sequenzen hat das für die gesam­ te Logistik-Branche? Der berühmte Blick in die Kristallkugel ist nicht unbedingt meine Sache. Dafür stehe ich zu fest mit beiden Beinen auf dem Boden. Die Logistik ist eine enorm dynamische Wachstumsbranche – und leider auch ein Tummelfeld von eher schwierigen Firmen. Es braucht in dieser Branche unbedingt Regulationen mittels Gesamtarbeitsverträgen. Einen Anfang haben wir mit dem Branchen-Gesamtarbeitsvertrag KEP & Mail gemacht. Weitere müssen folgen. Es gibt hier noch sehr viel zu tun! Multi­natio­nale Onlinehändler – Zalando, Amazon, Google – drängen auf den

Markt und generieren immer mehr Pakete. Da muss die Post bereit sein und sich rüsten.

Wo siehst du die grösste Her­ ausforderung für syndicom als Gewerkschaft der Angestellten der Logistikbranche? syndicom muss sich auf das besinnen, was uns stark gemacht hat! Wir müssen unbedingt wieder näher zu den KollegInnen, in die Betriebe. Dabei müssen wir ihre Probleme aufnehmen und konsequent bearbeiten. Die Branche ist wie gesagt sehr heterogen und hat zum Teil lusche Firmen in diesem Bereich. Da muss syndicom ansetzen und mit den verantwortungsbewussten Verbänden und Firmen GAVs aushandeln. Man muss die andere Seite auch nicht nur immer als unsere Feinde anschauen. Bis jetzt haben wir im Dialog die besten Lösungen gefunden. Natürlich sollte syndicom auch unbedingt die Mobilisierungsfähigkeit auf- und ausbauen. Die nächsten GAV-Verhandlungen kommen schon bald.

Du warst selber immer auch ein überzeugtes Mitglied der Gewerk­ schaft. Welche Bedeutung hat das für dich? Welche Rolle spielen die Gewerkschaften heute noch in der Gesellschaft? Ich erinnere mich noch gut dar-

© FRANT IŠEK MATOUŠ

«Einstehen für unsere Sache ist wichtig!»

an, als ich 1971 die Lehre bei der PTT angefangen habe. Mein Vater sagte mir dazumal: Du gehst in eine Gewerkschaft, aber ja nicht zu den Christlichen! Diesen Rat habe ich befolgt. Mein erster Kontakt zu den Gewerkschaften erfolgte schon nach wenigen Tagen, und ich wurde Mitglied der PTT-Union. Ich war und bin überzeugt, dass es die Gewerkschaften dringender braucht als je. Wir sind die soziale Bewegung in der Schweiz, die Probleme angehen kann, ohne auf allfällige Verluste bei Wahlen schielen zu müssen. Bei den Sozialversicherungen sind wir die politische Kraft in der Schweiz, welche viele Verschlechterungen verhindern kann. Auch in der heutigen, von ­Social Media geprägten Zeit ist das Einstehen für unsere gemeinsame Sache wichtig. Man kann auch junge KollegInnen dafür begeistern. Erinnern wir uns nur an den Slogan vom Ende der DDR: «Wir sind das Volk» hat die Mauer zum Einstürzen gebracht. Wir, die sozialen Bewegungen in der Schweiz, sind das Volk! Diese Gemeinsamkeit habe ich immer

Herzlichen Dank, Fritz! Im Namen von syndicom danke ich Fritz für sein langes und riesiges Engage­ ment für unsere Gewerk­ schaft. Als Basismitglied, Vertrau­ ensmann, Regionalsekretär und Mitglied der Geschäfts­ leitung warst du immer zur Stelle, wo du gebraucht wurdest. Treu zu deiner Arbeit und treu zu deiner Überzeugung hast du dich eingesetzt – mit fast uner­ schöpflicher Energie und ohne die Stunden zu zählen. Wir wünschen dir ein gutes, langes und wunderschönes Rentner-Dasein. Und wir hoffen, dich wiederzusehen, um mit dir ein Glas Wein zu trinken oder die Welt zu verbessern. Oder am besten beides zusammen. Alain Carrupt, Präsident syndicom

geschätzt, und darum war und bin ich überzeugtes Mitglied der Gewerkschaft.

Welche Erinnerungen nimmst du an deinem letzten Arbeitstag mit? Ich weiss, dass ich mein Büro räumen werde und dann den berühmten Schlüssel abgebe. Ich weiss, dass ein neues, motiviertes Team die Arbeit fortsetzen wird. Es wird anders werden, und das ist gut so. Wenn ich zurückblicke, bleibt mir nur eins zu sagen: Danke an mein ehemaliges Team, an Sonja, Yasmina, Heinz, Kaspar, Martin und Pascal. Ihr wart mir eine grosse Stütze. Es war schön, mit euch zu arbeiten.

Erster Erfolg dank Aktionstag Die WagenführerInnen erzielten am 29. September mit einem Aktionstag einen ersten Erfolg: Die Post hat die Vernehmlassung um zwanzig Tage verlängert, bis zum 25. Oktober. Die Angestellten wollen sich auch in die weiteren Verhandlungen entschlossen einbringen. Am 4. September hat die Post angekündigt, ihre LKW-Flotte ab Ende 2016 auszugliedern. Auf diese Ansage formierte sich Widerstand: Denn für 187 Post-Mitarbeitende, welche als Wagenführer angestellt und mit den posteigenen LKWs unterwegs sind, würde eine Auslagerung das Verschwinden ihrer Jobs bedeuten. Unterstützt durch syndicom, wehren sich die WagenführerInnen gegen die Pläne. Am 29. September haben sie ihrem Unmut mit einer symbolischen Aktion Luft gemacht.

Ein Unding Am Vortag eines Treffens mit der Post-Direktion versammelten sich die Wagenführer zu einem Aktionstag in der gesamten Schweiz. Die Chauffeure trugen die schwarzen T-Shirts der «Stop Auslagerung!»-Kampagne und protestierten mit Plakaten auf ihren Wagen. Die Post sei für den Transport der Pakete,

Zeitungen und Briefe zuständig. «Es ist ein Unding, dass die Post ihre eigenen Waren nicht mehr transportieren will» erklärt JeanCharles Froidevaux, Post-Wagenführer in Biel und Vertreter der französischen Schweiz bei den Verhandlungen. Die Wagenführer befürchten auch, dass nach diesen Auslagerungsplänen weitere Massnahmen von Seiten der Post folgen.

Das Gesetz des Dschungels Eine Ausgliederung habe ausserdem Einfluss auf ihre Arbeitsbedingungen: Bei der Post hat ein Chauffeur am Ende seiner Karriere um 5000 Franken netto pro Monat. Bei Privatfirmen, wo es keine Gesamtarbeitsverträge gibt, liegt der Lohn durchschnittlich 1000 Franken tiefer. «Das ist das Gesetz des Dschungels», erklärt Jean-Charles Froidevaux. In Boudry zählt Charles Baume zu den letzten sechs Chauffeuren. Er hat 43 Dienstjahre

© Z VG

syndicom und Unia fordern Branchen-GAV

Unia-Präsidentin Vania A ­lleva betonte die Notwendigkeit eines GAV für die Transport- und Logis-

Branchen | 5

syndicom | Nr. 10 | 23. Oktober 2015

Nationale Aktion ∙ syndicom und die WagenführerInnen der Post protestierten gegen die Auslagerungspläne – mit Erfolg.

hinter sich. «Wer wird mich mit 60 noch einstellen?» Charles befürchtet, dass ihm die Post eine Arbeitsstelle als Zusteller anbieten wird – mit mehr Auslieferungen und einem beschleunigten Arbeitsrhythmus.

Post soll ihre Pflicht wahrnehmen Nach einer kompletten Auslagerung würden die Transporte von anderen Unternehmen gefahren. Zudem können Aufträge ohne Wissen der Post an ­ dubiose Subunternehmen weitergegeben werden, deren ­ Arbeitsbedingungen unbekannt und auch nicht kontrollierbar sind. Die Post hat als Staatsunternehmen eine soziale Verantwortung und muss für gute Arbeitsplätze sorgen. Daher ist es wichtig, dass wir uns wehren!

Post will auch sonntags Pakete zustellen

Illegale Sonntagsarbeit Die Post hat Anfang Oktober bekannt gegeben, dass sie ihre Offensive im E-Commerce weiterführen und testweise die Sonntagszustellung von Paketen einführen will. Damit verschlechtert die Post die Arbeitsbedingungen und leistet Vorschub für eine entgrenzte 24-Stunden-Gesellschaft. syndicom ist erstaunt, dass ausgerechnet ein bundeseigenes Unternehmen wie die Post eine Ausdehnung der Sonntagsarbeit und damit eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen vorantreibt. Obwohl sich die Post nur sehr vage über die geplanten Neuerungen äussert, muss man sich fragen, welche Arbeits- und Lebensmodelle da gefördert werden: Arbeit auf Abruf, Scheinselbständigkeit, Dumpinghonorare und grenzenlose Verfügbarkeit auf der einen Seite, Befriedigung von Shoppingsucht und Konsumwut rund um die Uhr auf der anderen.

für syndicom inakzeptabel Eine solche Strategie hat unweigerlich negative Konsequenzen für die Mitarbeitenden ausserhalb und innerhalb der Post. syn-

dicom wird sich deshalb sowohl gegen die angekündigte Ausdehnung der Zustellungszeiten als auch gegen die Auslagerung einer weiteren Postdienstleistung zur Wehr setzen. Die Sonntagszustellung, die jetzt in einigen grossen Städten getestet werden soll, verstösst zudem gegen das geltende Arbeitsrecht. Dieses erlaubt nämlich nur begrenzt Ausnahmen vom grundsätzlichen Verbot von Sonntagsarbeit – zum Beispiel für Anliegen, die im allgemeinen gesellschaftlichen Interesse sind. Auslieferungen für Online-Händler gehören mit Bestimmtheit nicht dazu. Schliesslich geraten dadurch die Branchenlöhne unter Druck, weil Scheinselbständige und Subunternehmen ohne GAVSchutz zum Einsatz kommen.

Absolut inakzeptabel ist deshalb für syndicom, dass Taxifahrerinnen und Taxifahrer die Zustellung der Pakete am Sonntagmorgen übernehmen sollen.

Entschieden in die Zukunft Einen Tag später, am 30. September, fand die geplante Diskussionsrunde mit der Post, mit syndicom und einer Arbeitnehmerdelegation in Bern statt. Die

Post hat die Frist zur Einreichung von Alternativvorschlägen schliesslich um zwanzig Tage bis zum 25. Oktober verlängert – ein erster Erfolg! (syndicom, mit «L’Express»)

DHL Freight

Stellenabbau angekündigt Am 22. September hat DHL Freight in der Schweiz ihren MitarbeiterInnen angekündigt, dass das Unternehmen möglicherweise «aufgrund der angespannten Wirtschaftslage und des starken Frankens 60–70 MitarbeiterInnen» entlassen müsse. DHL Freight beschäftigt in der Schweiz 481 Mitarbeitende. Auf Nachfrage präzisiert das Unternehmen: «Es ist noch zu früh, um über einen möglichen Stellenabbau zu spekulieren.»

Konsultat ionsverfahren eröffnet syndicom unterstützt die Betroffenen im Konsultationsverfahren und wird versuchen, so viele Stellen wie möglich zu retten. Die Argumentation von DHL Freight zeigt, dass der geänderte Wechselkurs direkte Auswirkungen hat, auch auf die Logistikbranche. syndicom bedauert den Abbau und engagiert sich, einen soliden Sozialplan auszuhandeln. (red)

Lohnmandat Swisscom

Lohnforderung von 1–2 Prozent Die Firmenkonferenz Swisscom Group hat am 18. September auf Antrag des Firmenvorstands die Lohnforderung an die Swisscom beschlossen. Die Forderung lautet: 1 Prozent Lohnerhöhung für einen Lohnabschluss über ein Jahr oder 2 Prozent für einen Lohnabschluss über zwei Jahre. Neu soll eine separate Summe für diejenigen Mitarbeiten-

den verhandelt werden, die bei ihrer Einstellung zu tief eingereiht wurden. Damit würde sich der Spielraum für Lohnerhöhungen bei langjährigen Mitarbeitenden erweitern. Zudem soll die Verteilung der verhandelten Lohnsummen­erhöhung transparenter erfolgen und auch der generelle Anspruch auf mehr Lohn erhöht werden. (SF)

Sonntag als Ruhetag Nicht zuletzt bekämpft syndicom den Versuch, verlängerte Ladenöffnungszeiten und Sonntagsarbeit salonfähig zu machen. Die Post ist verpflichtet, korrekte Arbeitsbedingungen zu garantieren und nicht einer weiteren Aushöhlung des Sonntagsarbeitsverbots Vorschub zu leisten. Der Widerstand von syndicom wird auch von der Sonntagsallianz unterstützt, einem Verbund von Organisationen wie Kirchen, Gewerkschaften und Parteien, die den Sonntag als Ruhetag verteidigen. (syndicom)

GAV Swisscom

Bisheriger GAV verlängert Der aktuelle GAV Swisscom trat am Januar 2013 mit einer Laufzeit von vier Jahren in Kraft. Auf Wunsch von Swisscom hat die Firmenkonferenz Swisscom Group am 18. September der Verlängerung der GAV-Laufzeit um ein Jahr auf den 31. Dezember 2017 zugestimmt. Mit der Verlängerung hat die GAV-Strategiegruppe Swisscom mehr Zeit, Forderungen für die GAV-Weiter­

entwicklung zu erarbeiten. Wir haben zugestimmt – denn eine instabile Wirtschaftslage wie die jetzige erleichtert GAV-Verhandlungen unserer Erfahrung nach nicht. Unsere Schwerpunkte für die GAV-Erneuerung werden nebst materiellen Forderungen Massnahmen gegen die Entgrenzung der Arbeit und zur vermehrten Förderung der Ausund Weiterbildung sein. (SF)


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Orell Füssli Sicherheitsdruck

Einschätzungen zum Telecom-Markt

Den Fortschritt begleiten

Auch dort machen sich die Preissenkungen bzw. die Margenverluste bemerkbar. Um Kündigungen zu umgehen, versucht Salt, freiwillige Abgänge durch Anreize zu fördern und Stellen so abzubauen. Rund 10 Prozent, würde ich schätzen.

Wäre für dich die vollständige Privatisierung der Swisscom die Lösung des Margenproblems bei Sunrise und Salt? Nein. Swisscom übernimmt nach wie vor eine wichtige Rolle in der Grundversorgung. Das sieht man aktuell bei der Erschliessung mit Glasfaser-Breitband. Swisscom erfüllt – mit ­Sunrise und Cable­com – einen wichtigen volkswirtschaftlichen Auftrag. Sie trägt dazu bei, dass die Schweiz gemäss WEF zum 7. Mal in Folge das wettbewerbsfähigste Land der Welt ist. Und dies in einem Land,

Würde das Gegenteil das Prob­ lem lösen? Die Annahme der Service-public-Initiative des «K-Tipp»? Auch nicht. Der Titel hält leider nicht, was er verspricht. Die Initiative wäre Gift für Investitionen in der Branche. Also für Arbeitsplätze. Eine Lösung des Problems von Sunrise und Salt hätte es am ehesten gegeben, wenn seinerzeit die Fusion von Sunrise und Orange bewilligt worden wäre.

Der Druck auf die Arbeitsplätze in der Telecombranche ist hoch. Gleichzeitig leisten die Angestell­ ten immer mehr. Die Arbeitsdichte nimmt zu, eben­ falls die Gratisarbeit durch unbe­ zahlte Überzeiten. Wie geht das zusammen?

Sektorkonferenz Telecom/IT

Aktive GAV-Politik Die syndicom-Sektorkonferenz Telecom/IT hat am 25. September die diesjährige Zwischenbilanz der Sektorleitung genehmigt. Zudem wurde die Vernehmlassungsantwort zum Projekt «syndicom 2020» verabschiedet. Kernaussage der Antwort: syndicom soll sich fokussieren auf Branchen, Betriebe und die GAV-Politik. Der syndicom-Sektor Telecom/ IT richtet seine Arbeit darauf aus, möglichst nahe bei den Mitgliedern in den Unternehmen und Branchen zu sein. So konnten in den vergangenen Jahren verschiedene Branchen- und Firmenvorstände aufgebaut werden. Die Erfolge lassen sich vor allem in der GAV-Politik sehen. Allein in diesem Jahr hat der ­Sektor Telecom/IT zwei BranchenGesamtarbeits­verträge abge­ schlossen.

Tausende Angestellte neu unter GAV-Schutz Mit dem Abschluss des Branchen-GAV Contactcenter sind rund 3000 Beschäftigte unter ge­samtarbeitsvertraglichen Schutz gestellt. Sobald der Bundesrat diesen Branchen-GAV als allgemeinverbindlich erklärt, gelten die Bedingungen für Tausende von weiteren Arbeitnehmenden. Ähnlich beim GAV für die Netzinfrastruktur-Branche, der am 28. Oktober unterzeichnet wurde und ab Juli 2016 in Kraft tritt: Zu Beginn unterstehen ihm rund 5000 Beschäftige,

nach der AVE-Erklärung durch den Bundesrat folgen ebenfalls Tausende mehr. Weitere GAV-Erfolge waren der Abschluss des Firmen-GAV Network 41, die zurzeit konstruktiv verlaufende Weiterentwicklung des GAV Skyguide AOT und der bevorstehende Abschluss eines GAV mit UPC Cablecom.

Branchen und zu neuen Berufsbildern. Immer mehr Menschen werden aus dem Arbeitsmarkt verdrängt. Von den verbleibenden Beschäftigten wird mehr Flexibilität verlangt. Aus diesen Erkenntnissen gewerkschaftspolitische Positionen zu erarbeiten, wird eine unserer zukünftigen Herausforderungen sein.

Sehenswerte Resultate bei Umfragen und Sozialplänen

Zwischenbericht «syndicom 2020» verabschiedet

Auch bei der Revision des Fernmeldegesetzes hat sich die Sektorleitung eingebracht und eine Studie zur Entgrenzung der Arbeit publiziert. Weiter hat der Sektor Telecom/IT bei der Swisscom eine Umfrage zur neuen Job-Architektur durchgeführt (siehe Hinweis rechts) und bei Reorganisationen von Unternehmen in der Branche Sozialpläne verhandelt.

Die Sektorkonferenz hat ausserdem einstimmig die Vernehmlassungsantwort zum Zwischenbericht des Projekts «syndicom 2020» verabschiedet, die der Sektorvorstand erarbeitet hatte. Kernaussage der Vernehmlassungsantwort ist, dass sich syndicom auf Branchen, Betriebe und die GAV-Politik fokussieren soll. Für Erfolge und eine nachhaltige Zukunft von syndicom ist eine lebendige, emanzipierte und aktive Gewerkschaftsmiliz zentral. Die Sektorleitung versteht dies als Auftrag, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen.

Industrie 4.0 Seit diesem Jahr setzt sich syndicom mit der vierten industriellen Revolution (Industrie 4.0) auseinander. Die Digitalisierung der Arbeitswelt führt zur zunehmenden Verschmelzung von

Franz Schori, politischer Fach­ sekretär Telecom/IT

Du blickst also eher pessimistisch in die Telecom-Zukunft? Leider ja. Zu den branchenspezifischen Problemen kommen die allgemein bekannten hinzu: Frankenstärke und Masseneinwanderungs-Initiative belasten auch die notwendigen Ausrüstungsinvestitionen im Telecom/ IT-Markt. Dieser ist vom Investitionsrückgang aktuell sogar besonders betroffen.

Was kann die Gewerkschaft in die­ ser schwierigen Marktlage tun? Eine Menge. Bei Swisscom zeigt sich, wie viel wir bewirken, wenn wir in die strategische Personalplanung einbezogen werden. Indem wir gemeinsam mit dem Unternehmen frühzeitig analysieren, welche Technologien wann abgelöst werden, schaffen wir es, über die Sozialpartnerschaft den Technologiewandel zu begleiten. Konkret: Die Leute so umzuschulen, dass

Das Zürcher Arbeitsgericht entschied am 15. Sep­tember gegen die Geschäftsleitung von OF Sicherheitsdruck: Diese muss den Schichtarbeitenden für den Zeitraum vom Januar 2011 bis Dezember 2013 die nicht aus­ bezahlten halbstündigen Pausen nachträglich vergüten!  Hans-Peter Graf

© JENS FRIEDRICH

Das wollten wir auch wissen und haben vom Büro BASS die Produktivitätsentwicklung in der Telecom- und IT-Branche untersuchen lassen. Die BASS-Studie bestätigt unsere breit angelegte syndicom-Umfrage zur «Entgrenzung der Arbeit». Die Angestellten der Telecombranche leisten tatsächlich immer mehr, sogar viel mehr! Die Produktivität ist zwischen 2008 und 2012 um über 20 Prozent gestiegen. Nur konnte diese Mehrleistung nicht in Mehrwert umgemünzt werden. Der Preiszerfall hat die höhere Arbeitsproduktivität aufgefressen. Und diese Entwicklung scheint sich fortzusetzen.

sie ihre Arbeitsmarktfähigkeit erhalten oder sogar verbessern.

Und sonst: Welche gewerkschaft­ lichen Handlungsspielräume siehst du?

Was vor dem Entscheid des Zürcher Arbeitsgerichtes geschah: Im Februar 2014, anlässlich der dritten Verhandlungsrunde für die Erneuerung der Betriebsvereinbarung aus dem Jahre 2011, beharrte die Geschäftsleitung von OF Sicherheitsdruck hartnäckig auf ihrem Standpunkt, dass in den zurückliegenden drei Jahren die zu bezahlende Pause integrierter Bestandteil des Grundlohnes gewesen sei. Dies im krassen Gegensatz zur Betriebsvereinbarung selbst und der Meinung der Arbeitnehmenden und ihrer Gewerkschaft syndicom.

Ausbildung und permanente Weiterbildung sind zentral und müssen gewährleistet sein. Darauf muss sich die Sozialpartnerschaft heute und in Zukunft fokussieren. Schliesslich kommt auch unseren Sozialplänen eine grosse Bedeutung zu.

Was bedeutet dies für den Lohn­ herbst? Wie unsere Studien zeigen, leisten die Mitarbeitenden immer mehr. Klar ist: Für mehr Leistung fordern wir mehr Lohn. Zwischen 1 und 2 Prozent, je nach Unternehmen.

Abmachung mit syndicom getroffen

Ist es nicht widersprüchlich, trotz Druck auf die Arbeitsplätze mehr Lohn zu fordern?

Um den Abschluss einer neuen Betriebsvereinbarung nicht zu gefährden, stimmte die OF-Geschäftsleitung schliesslich folgendem Vorschlag von syndicom zu: Das Zürcher Arbeitsgericht soll den Fall untersuchen und sein Urteil darüber fällen. Um das Vorgehen zu vereinfachen, soll nur ein betroffener Schichtarbeiter eine Klage einreichen. Bei einem positiven Entscheid des Gerichtes zugunsten des Klägers werde OF Sicherheitsdruck die nicht ausbezahlten Pausen an alle betroffenen Mitarbeitenden nachträglich ausbezahlen.

Nein. Der Verzicht auf Lohnerhöhungen würde keine einzige Stelle retten. 1 bis 2 zusätzliche Lohnprozente erhöhen die Gesamtkosten eines Unternehmens nur um ein paar Promille. Der Arbeitsplatzabbau ist viel mehr getrieben von der zunehmenden Automatisierung in der Branche und dem Zusammenwachsen verschiedener Kundensegmente. Arbeit wird wegrationalisiert. Mit einer unterwürfigen Gewerkschaftshaltung ändern wir nichts daran.

massive Geldsumme Die Gesamtsumme, die OF Sicherheitsdruck jetzt den Betroffenen auszahlen muss, wird mehrere hunderttausend Franken betragen. Alleine der klagende Kollege wird nach Abzug von 7,6 Prozent Sozialversicherungsbeiträgen mehr als 10 000 Franken erhalten!

Mit Unterstützung von syndicom haben die KollegInnen von OF Sicherheitsdruck weitere Erfolge erzielt: Von 2011 bis 2012 reduzierte OF Sicherheitsdruck die Zuschläge für Nachtarbeit. Der nach GAV vorgeschriebene Ausgleich – die sogenannte Besitzstandswahrung – wurde den Betroffenen jedoch vorenthalten! Zudem waren im 13. Monatslohn von 2011 bis 2013 die während des Jahres ausbezahlten Schichtzulagen nicht enthalten! Beide Unrechtmässigkeiten sind zur vollen Zufriedenheit der Betroffenen geregelt worden!

der Kampfgeist ist wicht ig Einmal mehr zeigt sich: Nicht nachgeben und für die eigene Sache einstehen lohnt sich auf jeden Fall! Auch unser Selbstbewusstsein wird dadurch gestärkt.

Besuch im Bundeshaus Am 16. September ermöglichte syndicom zwei Lernenden von Swisscom einen Besuch im Bundeshaus. Die Swisscom-Lernenden erhielten Einblicke in die Funktionsweise unserer Zivilgesellschaft. Der Berner SP-Nationalrat und Gewerkschafter Corrado Pardini (Unia) beschrieb die vielfältige eidge­ nössische Symbolik im Bundeshaus und schilderte die Entstehung unseres Bundesstaates, die vergleichbar sei mit aktuellen Herausforderungen in der Europäischen Union. Beide Swisscom-Lernende absolvieren das «Qua­ liprojekt Personalvertretung». Das Projekt ist Teil der Mitwirkungsrechte bei Swisscom und hat Vorbildcharakter für alle Sozialpartnerschaften in der Schweiz. (SF)

Diskussion über Claire-Umfrage Noch bis November führt syndicom an 23 Swisscom-Standorten Informati­ onsveranstaltungen und Workshops zur neuen Job-Architektur Claire durch. An den Workshops präsentiert Swisscom-ICT-Trainer Sébastien Bourquin (im Bild) die Ergebnisse der von syndicom durchgeführten Claire-Umfrage. Swisscom-Mitarbeitende haben Gelegenheit zu diskutieren, wie künftig grös­sere Anpassungen am Lohnsystem besser vorgenommen werden könn­ ten. Teilnehmende können bis zu eine halbe Stunde als Arbeitszeit auf­ schreiben. (SF) Mehr Infos: syndicom.ch/claire

Nicht nur die Zürcher Prachtstrasse verödet. Auch der Buchmarkt der Stadt verliert ein herausragendes Angebot.  Michael Stötzel Schnickschnack für das gepflegte Heim anstelle von englischsprachiger Literatur: An der Zürcher Bahnhofstrasse schliesst die Buchhandelskette Orell F­üssli Thalia (OFT) zum 1. Mai nächsten Jahres ihren Bookshop. Der spanische Moderiese Zara, der in direkter Nachbarschaft bereits das Bally-Haus belegt, übernimmt für ein Schlüsselgeld von angeblich 2,5 Millionen Franken den laufenden Mietvertrag. Er wird auf den 500 Quadratme-

Kommen die zwanzig Buchhändlerinnen und Buchhändler des Bookshops im Kramhof unter oder wird es Entlassungen geben? All das liess die Geschäftsleitung Mitte August offen.

tern künftig seine Einrichtungslinie präsentieren. Das Aus der grössten englischsprachigen Buchhandlung auf dem europäischen Kontinent sei «betriebswirtschaftlich unumgänglich», liess sich OFT Mitte August von «Blick online» zitieren. «The Bookshop» werde in das Hauptgeschäft am nahe gelegenen Kramhof umziehen, erklärte die Geschäftsleitung auf getrennten Personalanlässen der beiden Filialen. Und konnte oder wollte nicht sagen, wie genau man sich diesen Umzug vorstelle.

nehmen vereinbartes Reglement. Und zumindest in dem Punkt räumt OFT mittlerweile Fehler ein. «Die Kommunikation war nicht optimal und wird in Zukunft verbessert», sagt Firmensprecher Alfredo Schiliró gegenüber syndicom. Kein Wunder, dass die Stimmung unter den bisher neunzig Beschäftigten des Kramhofs «sehr verhalten» ist, wie eine Buchhändlerin erzählt (Name der Redaktion bekannt). Sie dürfte untertreiben. Ihr Laden war einmal das Flaggschiff von Orell Füssli. Dessen Fusion mit Thalia im Jahre 2013 ist den

«Sehr verhaltene St immung» Und auch jetzt, zwei Monate später, hat sie sich gegenüber der MitarbeiterInnen-Vertretung noch nicht genauer erklärt. Deren Mitglieder pochen vergeblich auf ein mit dem Unter-

aufgrund der Frankenstärke bei deutschen Auslieferern ausgehandelt hat. Auch keine Freude für gelernte Buchhändler: Sie müssen immer mehr Kram verkaufen («Non-Books»), um die Verluste aufzufangen. Und das seit Jahresbeginn auch noch wöchentlich anderthalb Stunden länger. Eine Angleichung an die Arbeitsbedingungen in den früheren Thalia-Läden, die ihnen nicht bezahlt wird. Und jetzt auch noch Ungewissheit.

Weitere Erfolge erzielt

Swisscom-QualiProjekt

Veranstaltungen bei swisscom

© JENS FRIEDRICH

syndicom und die Personalvertre­ tung konnten bei Sunrise immer­ hin in der Konsultation den Abbau auf 175 Stellen beschränken. Wie ist die Lage bei Salt?

Offenbar ja. Sie hat einen hohen Marktanteil und kann Preissenkungen über Skalierungseffekte besser auffangen als ihre Mitbewerber. Zudem ist ihr Erfolg auf kluge strategische Entscheide zurückzuführen.

in dem rund 50% der Beschäftigten direkt oder indirekt einem GAV unterstehen.

© JENS FRIEDRICH

nicht. Als Swisscom 2014 die Preise senkte, vor allem beim Roaming, sagte ich zu meinen Kollegen: Das wird Arbeitsplätze bei den Mitbewerbern kosten. Ich habe mit 300 gerechnet. Leider habe ich es recht gut getroffen.

Kann die Swisscom sich diesen Preiskampf leisten?

Orell Füssli Thalia schliesst Zürcher Bookshop

OFS muss nun doch Kein Platz für Bücher an der nachzahlen Bahnhofstrasse

Giorgio Pardini, Leiter des Sektors Telecom/IT bei syndicom, spricht über den Stellenabbau bei Sunrise, die angespannte Lage im Telecom-Markt und die Spielräume der Gewerkschaft.  Interview: Patrick Probst Kam für dich die Ankündigung von Sunrise, mehr als 200 Mitar­ beitende zu entlassen, aus heite­ rem Himmel? Giorgio Pardini: Überhaupt

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Viele Fragen, keine Antwort Elisabeth Fannin, die bei syndicom für die Branche Buch und Medienhandel zuständig ist, berichtet, dass sämtliche für die Buchhändlerinnen und Buchhändler entscheidenden Fragen unbeantwortet blieben: Wie soll das englischsprachige Sortiment im Kramhof integriert werden? Werden dort bisherige Abteilungen abgebaut? Sollen zum Beispiel die Kunst- und Architekturbücher verschwinden? Diese schweizweit bestsortierte Abteilung ist ja verständlicherweise nicht gerade ein Verkaufsschlager. Und die wichtigste Frage:

«Niemand weiss, wie es mit uns weitergeht.» Beschäftigten nicht gut bekommen. Wie steht es überhaupt um ihr Geschäft, das unter der Verlagerung des Buchkaufs ins Internet erheblich leidet? Als Folge der neuen Thalia-Software haben sie keine Einsicht mehr in die Bezugsbedingungen der Bücher. Sie können deshalb nicht wissen, welche Konditionen ihr Unternehmen

Die Buchhändlerin sagt: «Niemand weiss, wie es nach dem 1. Mai mit uns weitergeht.» Dabei bestritt OFT gegenüber den Beschäftigten nicht, dass der Bookshop gut lief. Er erwirtschaftete schwarze Zahlen, trotz der horrenden Mieten an der Bahnhofstrasse. Zwei Millionen Franken jährlich soll der Buchladen bezahlt haben, schätzen Insider der Immobilienbranche.

Die Bahnhofstrasse verödet In den letzten 10 bis 15 Jahren haben sich die Preise praktisch verdoppelt, weiss Markus Hünig, der Präsident der «Vereinigung Zürcher Bahnhofstrasse». So wie der Bookshop gaben viele Läden auf. Dafür zogen Filialen internationaler Ketten aus Marketing-Überlegungen an der Bahnhof­stras­ se ein, die ein Minusgeschäft verkraften. Man habe die Eigentümer wiederholt darauf hingewiesen, wie sehr die Prachtstrasse an Attraktivität verliere, ergänzt Andreas Zürcher von der City-Vereinigung. Aufzuhalten sei diese Entwicklung aber nicht: «Letztlich entscheidet das Geld.»


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GIV-GAV verteidigt

Tag der Typografie 2015

Attacke zurückgeschlagen

Ästhetik der staatlichen Gewalt

gungen der Angestellten in der grafischen Industrie verteidigen kann. Wenn alles ordnungsgemäss läuft, wird der neue GAV, der am 1. Januar 2016 in Kraft tritt, auch endlich allgemeinverbindlich erklärt.

Die entscheidenden Punkte Es wird keine Kürzung der Nachtzulagen in den Zeitungsdruckereien geben. Diese bleiben auf

Branchenkonferenz GIV Grafische Industrie/Verpackungsdruck Samstag, 5. Dezember, 10.30 bis 15.40 Uhr Hotel Bern, Zeughausgasse 9, Bern Eingeladen sind alle Mitglieder der Branche GIV. Stimmberechtigt sind nur Mitglieder, die in einem Betrieb der Branche arbeiten, die Mitglieder des Branchenvorstands und je zwei pensionierte und erwerbslose Mitglieder pro Region. Alle erhalten eine persönliche Einladung. Verhandlungsresultat GAV Grafische Industrie 2016 Am 4. November findet die letzte Verhandlungsrunde zum GAV 2016 für die grafische Industrie statt. An der Branchenkonferenz werden wir das Verhandlungsresultat präsentieren. Die Versammlung wird entscheiden, ob der neue GAV am 1. Januar 2016 in Kraft tritt. Komm an die Konferenz und entscheide mit über deine Arbeitsbedingungen.

mussten die Gewerkschaften am Ende auf die Forderung nach einem Frühpensionierungs-Modell verzichten. 70 Prozent, wie bis anhin. Firmen, die bisher eine höhere Zulage gewährten, müssen eine Reduktion kompensieren. Die Normalarbeitszeit bleibt unangetastet bei 40 Stunden. Das gilt sowohl für Akzidenzals auch für Zeitungs­ drucke­ reien. Die 42-Stunden-Woche kann jetzt aber auch in Zeitungsdruckereien eingeführt werden. Wie in den Akzidenzbetrieben allerdings nur in Absprache und nach Vereinbarung mit den Personal- und Betriebskommissionen oder mit den Mitarbeitenden, die sich von ihren Sozialpartnern unterstützen lassen können. Wichtig ist: Die Mindestlöhne für das ungelernte Personal bleiben weiterhin im GAV, ebenso der Mindestlohn für gelernte Angestellte nach dem 5. Dienstjahr. Dies verhindert Lohndumping, das vor allem die Arbeitsbedingungen in Grenzregionen wie dem Tessin unter Druck setzt. Um all dies zu erreichen,

Spezialrunde und Protest Der Verlauf dieser vierten Verhandlungsrunde am 30. September machte noch einmal deutlich, wie wichtig die Spezialrunde vom 16. September gewesen war, zu der die Leiter der grossen Zeitungsdruckereien und die BeKo-Präsidenten der wichtigsten Betriebe eingeladen waren. Auch wenn die Chefs mit Abwesenheit glänzten, verfehlten die Argumente der Personalvertreter ihre Wirkung nicht. Vielleicht machten sie sogar umso mehr Eindruck auf die geschrumpfte Viscom-Delegation. Ebenfalls eindrucksvoll und entscheidend für den Verhandlungsverlauf am 30. September war die Übergabe des Protestschreibens der Zeitungsdrucker, das 480 Kollegen und Kolleginnen aus den Druckereien von Tamedia, Ringier, «St. Galler Tagblatt», AZ Medien und dem Centro Stampa Ticino unterzeichnet hatten. 480 Unterschriften: Das

entspricht rund 70 Prozent der Beschäftigten in den betreffenden Betrieben! Mit ihren Unterschriften bekräftigten sie ihre Entschlossenheit, keine Lohnkürzungen hinzunehmen, und gaben gleichzeitig ihrer Empörung über die Geringschätzung der Arbeitgeber Ausdruck, die es nicht für nötig gehalten hatten, sich am 16. September der Diskussion mit den Betriebskommissionen zu stellen.

Nächste – und letzte – Verhandlungsrunde Die letzte Verhandlungsrunde soll am 4. November stattfinden. Noch müssen letzte Details definiert werden, beispielsweise die Vertragsdauer des GAV, die syndicom und Syna auf 4 Jahre festlegen wollen, oder die Regelung der Besitzstandswahrung (z. B. bei den Mahlzeitenentschädigungen). Wir bei s­ yndicom sind nun zuversichtlich, dass die Verhandlungsdelegation an der Branchenkonferenz vom 5. Dezember in Bern ein konkretes Resultat vorstellen kann: Einen soliden und bald auch allgemeinverbindlichen GAV.

Reporter-Forum Zürich

Rauch, Ideen, Lederjacken und eine Suppe Das erste Reporter-Forum in Zürich – nach dem berühmten Vorbild aus Hamburg von einer Gruppe junger JournalistInnen auf die Beine gestellt – war ein voller Erfolg. Ein- und Ansichten eines der Initianten.  Florian Leu Noch nie war die Zeit so gut, um Journalist zu sein. Noch vor zehn, fünfzehn Jahren: nicht annähernd so beflügelnd. Die Möglichkeiten, die uns heute offen stehen, die Vielfalt der Kanäle: noch nie dagewesen. So fasste Ariel Hauptmeier, Textchef bei «Correctiv» in Deutschland, seinen Vortrag am Reporter-Forum zusammen, das zum ersten Mal in Zürich stattfand. Ungewohnte Klänge von einem, der lange für «Geo» arbeitete und zu Beginn des Jahres die Kündigung bekam, entlassen mitsamt seinem Team.

erfrischende worte Überraschende Worte, die aber passten: Das Forum war eine Demonstration der Munterkeit im Vergleich zur Beklemmung, die viele Redaktionen im Griff hat: Noch nie war es schlimmer, Journalist zu sein. Noch vor zehn Jahren war alles gut. Die Möglichkeiten, die bleiben: ein Rest verlorener Freiheiten.

Befangener Initiant Ich war nicht als Teilnehmer da, auch nicht als Beobachter. Mit knapp zwanzig Leuten war ich Teil einer Gruppe, die sich länger als ein Jahr einmal im Monat traf, um diesen Tag im Volkshaus zu planen. Ein Haufen Zigarettenstummel, eine Tonne Altglas, fusslig geredete Münder, Streitereien, Versöhnungen, fertig war der Anlass. Am Anfang sprachen wir vor allem darüber, wie wir stilvoll überleben können: mit gründlichen Recherchen, abenteuerlichen Ideen, beseelten Geschichten. Am Ende ging es fast nur noch um die verblüffende Komplexität, die hinter einem solchen Anlass steht – wir wurden zu einer Art WG mit ausgefeiltem Ämtliplan.

Feinschmecker-Anlässe Am Forum fühlte ich mich dann aufgehoben wie ein Brief­ marken­ sammler am Philatelistenkongress. Es gab mehr

als ein Dutzend Vorträge. Wie baut man eine «Spiegel»-Titelgeschichte? Welche wirtschaftlichen Modelle jenseits der Verlage haben Chancen auf Erfolg? Woraus besteht der Zauber amerikanischer Podcasts? Was muss man tun, um Geschichten vor der Haustür aufzuspüren? Wie recherchiert man in El Salvador unter Lebensgefahr? Was sagt der guruhafte Grossmeister der Reportage, Cordt Schnibben, über digitale Dramaturgie?

Ein Schwarm heller Köpfe Nachdem wir das Programm zusammengestellt hatten, staunten wir erst einmal. Die etwa 130 Plätze waren schon nach einem Tag fast ausverkauft. Erstaunlich auch, wie schnell wir Unterstützung fanden, syndicom, RASK, Tibits, L�Ultimo Bacio, Zürich Tourismus, Walcheturm, Helsinki, Volkshaus. Am Forum hetzten die Leute dann von Anlass zu Anlass. Selten so viele helle Gesichter gesehen, nicht nur in

den Sälen, wo die Werkstätten stattfanden. Sondern vor allem im Foyer, wo wir taten, was Journalisten vielleicht noch besser können als schreiben: schwatzen. Ein Gefühl der Verbundenheit: so viele charmante HochstaplerInnen in einem Saal. Es war auch schön zu sehen, wie viele ihre Ideen noch immer am liebsten in eine kunstvoll ausgestossene Rauchwolke hineinformulieren, draussen vor der Tür. Lauter bemannte Lederjacken. Da und dort schaute gar ein zerlesenes Buch aus der Jackentasche hervor. Alles beim Alten.

Ein Tag ohne Ellbogen Was mir am besten gefiel, bei der Vorbereitung, aber auch am Anlass selbst, war ein Gefühl. Ich traf niemanden, der nicht offen über seine Arbeit gesprochen hätte. Auch über die teils prekären, teils unhaltbaren Arbeitsbedingungen in Verlagen, die ihr Geld lieber in Architektur als in Wörter stecken. Lieber eine

Cafeteria eröffnen, als Expeditionsteams in die Wirklichkeit zu schicken. Lieber Teile des Konzerns schliessen, als Investitionsruinen aufzugeben, in die sich der Chef verliebt hat. Es war ein schöner Tag, keine Ellbogen, keine Konkurrenz, und eine Suppe gab es auch. Ich war mir nicht sicher, ob wir uns etwas vormachten, einfach mal wieder mit aller Kraft an etwas glauben wollten.

Die Hoffnung bleibt ... Könnte ja sein, dass es am Forum um mehr ging, als ein paar Visitenkarten auszutauschen. Vielleicht um nachzudenken, was wir als Nächstes tun werden. Einen eigenen Verlag, eine eigenen Zeitschrift, eine radikale Idee? Von diesem Tag bleibt mir ein sanfter Kater. Aber auch eine zarte Hoffnung.

Alle Fotos von der Veranstaltung und die Vorträge als Podcast auf reporter-forum.ch.

Drei syndicom-Mitglieder – ein mehrfach preisgekröntes Buch. Am 27. Tag der Typografie geben der freischaffende Grafiker Christof Nüssli und die Fotografen Christoph Oeschger und Klaus Rózsa Einblicke in die Entstehung ihres eindrücklichen Bildbandes – ein kunstvolles Zeugnis schweizerischer Zeitgeschichte. Wir trafen Christof Nüssli zum Gespräch.  Interview: Naomi Kunz syndicom: Was erzählt ihr am Tag der Typografie? Christof Nüssli: Christoph, Klaus und ich berichten einerseits über die Inhalte des Buches und dessen Gestaltungsprozess, andererseits aber auch über die Ausstellungen dazu im In- und Ausland. Ebenso wollen wir das Bildmaterial mit dem Publikum diskutieren und dessen Aufbau beleuchten. Klaus wird ausserdem dokumentierte Ereignisse aus dem Buch mit Erlebnisberichten kommentieren.

«Miklós Klaus Rózsa», das dritte von dir und Christoph publizierte Buch, macht international gross die Runde. Was macht das Buch so besonders? Christoph und ich haben uns 2013 zusammengetan und den unabhängigen Verlag Cpress gegründet. Unser Anliegen ist es, Bücher herauszugeben, bei denen Inhalt und Form zusammengehen. Auf dem Markt sehen

wir oft schön illustrierte Bücher mit wenig Inhalt oder spannende Texte ohne ästhetische Anreize. Wir wollen aber Gestaltung, Bildmaterial und Text als Gesamtwerk darstellen! Dies ist uns glaub mit «Miklós Klaus Rózsa» ganz gut gelungen. Persönlich fasziniert mich der politisch aktuelle Gehalt des Buches: Die staatlich befugte oder eben unbefugte Überwachung wird ja derzeit mit dem Nachrichtendienstgesetz täglich debattiert. Es ist doch bizarr, dass viele der Nationalräte, die heute für das Nachrichtendienstgesetz stimmen, früher selber durch den Staat fichiert worden sind.

Wie seid ihr bei der Auswahl des Bildmaterials vorgegangen? Christoph Oeschger ­ kannte Rózsa und seine bewegte ­ Geschichte. Wir waren überwältigt von seinem umfangreichen, sorgfältig angelegten Fotoarchiv und wollten die Bilder in Kombi-

Euer Buch hat international abge­ räumt – mit welchen Auszeich­ nungen?

© Z VG

Am Ende der vierten Verhandlungsrunde am 30. September wurde klar, dass es den Gewerkschaften gelungen ist, die Attacke der Arbeitgeber auf den Gesamtarbeitsvertrag in der grafischen Industrie zurückzuschlagen.  Angelo Zanetti/Nina Scheu Es war ein intensiver Verhandlungstag gewesen, während dem es Momente gab. Ein Abbruch der Verhandlungen musste befürchtet werden. Aber kurz vor Schluss wendete sich das Blatt und die Delegationen von syndicom und Syna gingen mit der Hoffnung nach Hause, dass am 4. November, in der Schlussrunde, ein neuer GAV vorliegen wird, der die Arbeitsbedin-

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nation mit den Staatsschutzakten unbedingt an die Öffentlichkeit bringen. Klaus hat uns mit dem Schlüssel zu seinem Archiv die «Carte Blanche» gegeben und uns viel Vertrauen geschenkt. Zusammen mit Christoph habe ich die 3000 Akten und Tausende von Negativen ganz in Ruhe durchgehen können. Schliesslich haben wir 1800 Bilder eingescannt. 450 Fotos montierten wir dann letztlich über die Staatsschutzakten.

«Miklós Klaus Rózsa»

Ein Leben unter Überwachung Was die staatliche Bespitzelung mit einem Menschenleben anstellen kann – und das in einem hoch zivilisierten Land wie der Schweiz –, zeigt das typografische Buch-Kunstwerk am Beispiel des Gewerkschafters und Pressefotografen Klaus Rózsa.  Nina Scheu Wer die 70er- und 80er-Jahre in der Schweiz, besonders in Zürich, nicht miterlebt hat, braucht vielleicht mehr als einen Blick, um zu verstehen, was in diesem Buch zusammengestellt wurde: Bilder von ­Demonstrationszügen, von gasmaskenbewehrten ­Polizisten, ­Kampfszenen: Tränengasschwaden vor dem «Autonomen Republik Bunker», in der Umgebung von Kaiseraugst, über dem Gelände des Zürcher AJZ; Wasserwerfer am Limmatquai, vor dem Bezirksgefängnis oder beim Opernhaus. Die Fotos, alle in Schwarzweiss, begleiten und überdecken maschinenbeschriebene Zettel, Formulare und ­Briefe.

ein leben lang im visier Es sind «Staatsschutzakten», besser bekannt als «Fichen», angelegt in den Jahren zwischen 1971 und 1989. Angelegt über eine einzige Person: einen jungen Mann von zunächst gerade mal 17 Jahren. Klaus Rózsa, der als kleiner Bub 1956 mit seinen

Eltern aus Ungarn in die Schweiz geflüchtet war, geriet noch als Teenager ins Visier übereifriger Staatsschützer, die in ihm ihre Ängste vor der «kommunistischen Weltherrschaft» personifiziert fanden.

Spuren der bespitzelung Das Buch verlässt sich ganz auf die Kraft der Gegenüberstellung von Rózsas Bildern, die im Innern der Bewegung entstanden, mit den Notizen der Polizeispitzel, die deren paranoide Sicht auf die Geschehnisse offenbaren. Es sind akribisch transkribierte Telefongespräche, Vernehmungsprotokolle und ein Wust von behördlichen Mutmassungen, Anschuldigungen, die nur absurd erscheinen würden, wenn sie in der Folge nicht tiefe Narben im Leben des Überwachten zurückgelassen hätten.

Jahren die Einbürgerung verweigert wurde, konnte er bis heute nie verurteilt werden, sondern hat im Gegenteil (und mit Unterstützung seiner Gewerkschaft) mehrere Prozesse gegen die Polizei und für die Pressefreiheit gewonnen. So erreichte er, der sich jahrelang als Präsident des Zürcher Gewerkschaftsbundes, des Schweizerischen Presserats und des Sektors Presse der syndicom-Vorgängerin comedia engagiert hat, schliesslich die höchst­richterliche Bestätigung, dass Polizisten fotografiert werden dürfen, ja dass es die Pflicht der (Presse-)Fotografen ist, der Polizei bei der Arbeit auf die Finger zu schauen! Unbeirrt hat er zurückgeschossen – mit seiner Kamera und mit Prozessen, die er am Ende alle gewonnen hat. Er zahlte dafür einen hohen Preis, das Buch lässt nur erahnen, wie hoch er wirklich war.

hartnäckig und unbeirrt Denn: Obwohl Rózsa fast sein ganzes Leben verdächtigt, schikaniert und misshandelt wurde, und obwohl ihm während 40

Christof Nüssli, Christoph Oeschger: Miklós Klaus Rózsa, cpress-Verlag 2014, 624 Seiten, Fr. 54.–, ISBN 978-3-944669-42-7

Wir wurden für den «Aperture First Photo Book Prize» nominiert. Zudem ist das Buch als eines der «schönsten deutschen Bücher 2014» ausgezeichnet worden und erhielt die Bronzemedaille der «schönsten Bücher aus aller Welt». An verschiedenen Ausstellungen wurde unser Buch ausserdem mit Interesse diskutiert. Während den Arbeiten an unserem Buch haben wir gemerkt, dass gerade im Ausland grosses Interesse an unserem Projekt besteht. Staatliche Überwachung und Krawalle mit der Jugendbewegung – und das in der Schweiz! Das kam für

das Ausland überraschend. Aber auch wir haben nicht mit so viel Beachtung für unser Projekt gerechnet.

Arbeitest du bereits an einem nächsten Buch? Ab Oktober bin ich während zehn Monaten im Rahmen des Studio Roma, eines Stipendiums des Istituto Svizzero, in Rom tätig, wo ich mich neuen Projekten zuwenden werde. Ich freue mich sehr auf diese Zeit!

• 27. Tag der Typografie, 7. November 2015 im Südpol Luzern. www.typo-online.ch • Verlag von Christof Nüssli und Christoph Oeschger: www.cpress.ch


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Jugendkonferenz 2015

Mitgliederporträt

Gemeinsam die Zukunft gestalten

Am 26. und 27. September traf sich die IG Jugend in Biel zur Jugendkonferenz. In angeregtem Gespräch und mit spannenden Inputs diskutierte die IG die gegenwärtige und zukünftige Arbeitswelt rund um die syndicom-Jugend. es besteht Handlungsbedarf

Graffiti-Workshop ∙ Die syndicom-Jugend übte sich – mit Taten und Diskussionen – im Schaffen gemeinsamer Ideen.

talisierung des Arbeitsmarktes, die Entgrenzung der Arbeit und damit einhergehende Veränderungen in der Arbeitswelt. Wie

können wir als Gewerkschaft die Arbeitswelt beeinflussen, die auf uns zukommt? Diese Frage stand im Zentrum unseres Interesses.

einen Schritt weiter. Wir fragten uns: Wieso nicht neue Wege einschlagen? Ein bedingungsloses Grundeinkommen war einer der genannten Ansätze, obwohl diesbezüglich noch kein Patentrezept eingereicht worden ist. Eines steht fest: Die syndicomJugend hat sich die Suche nach alternativen Arbeitsmodellen gross auf die Fahne geschrieben! Diese Diskussion wollen wir darum auch in den kommenden Sitzungen vertiefen, mit dem festen Willen, die Zukunft gemeinsam zu gestalten.

syndicom-Jugend will alternativen suchen Liegt die Zukunft in der 40-Stunden-Woche mit 5 Wo­chen Ferien? Wohl kaum, und wenn, dann ganz sicher nicht für alle. Die IG Jugend denkt bereits

Bist du unter 31 und willst Teil unserer Diskussionen werden? Schau rein unter syndicom.ch/jugend! Signalrot und Königsblau · Der Briefträger Piero Christen verkauft in seiner Freizeit Glacé über die Gasse und ist Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Steinhausen.

An der Grenze zu Europa, aber auch innerhalb Europas, spielt sich zurzeit eine humanitäre Katastrophe ab. Die Schweiz kann da nicht wegschauen. Sie muss ihren Teil der Verantwortung wahrnehmen. Der SGB und insbesondere seine Migrationskommission fordern eine menschliche und solidarische Asylpolitik.  José Corpataux, Sekretär der SGB-Migrationskommission

Augen auf! Die Schweiz darf ihre Augen vor der humanitären Tragödie an den Grenzen ihrer Nachbarstaa-

ten nicht verschliessen. Jetzt ist Solidarität mit den Flüchtenden verlangt! Das fordern immer mehr SchweizerInnen von der Politik. Die Schweiz hat die Voraussetzungen zu einer grosszügigen Flüchtlingspolitik. Sie hat die Mittel, um die Vertriebenen fair

Als Präsident der Sektion Zentralschweiz der Branche Briefpost von syndicom – oder PostMail, wie es im Neusprech heisst – setzt sich der 56-Jährige für bessere Arbeitsbedingungen ein. Er hat mitgeholfen, dass der Gewerkschaftskongress im

Bilder der Jugendkonferenz unter: syndicom.ch/jugend, Konferenz 2015

Für eine menschliche Asylpolitik gebrochen in einen Kontinent, den sie mit Hoffnung verbunden haben. Doch dort antwortet die Politik mit Grenzzäunen.

Briefbote, Zeitungsverträger und Glacé-Verkäufer – damit verdient Piero Christen sein Geld. Feuerwehr und Gewerkschaft – das ist sein Engagement in der Gesellschaft. Garten und Familie – dort erholt er sich.  Suleika Baumgartner*

Michael Moser, Zentralsekretär Jugend

Aufruf der SGB-Migrationskommission

Flüchtende, die an Stacheldrahtzäunen gestrandet sind, Polizisten in Kampfmontur, die auf Kinder einprügeln, Menschen, die gegen den Tod schwimmen: Menschen wollen leben, sind weggezogen aus dem Elend, aus den Lagern, in denen sich keine Perspektive bietet, sind auf-

Sonderbewilligung für einen Unermüdlichen

in den Arbeitsmarkt zu integrieren.

die Schweiz muss ihre Pflicht wahrnehmen In diesem Sinne appellierte die SGB-Migrationskommission an alle Mitglieder des eidgenössischen Parlaments mit

© SABINE ROCK

© Z VG

Wohin werden uns die gegenwärtigen Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt führen? Entgelt und Arbeitszeit sind immer weniger gekoppelt. Arbeitszeit und Arbeitsort stehen nicht mehr in einem fixen Verhältnis zueinander: Die Arbeit kann von überall und zu jeder Zeit geleistet werden. Unternehmen zählen zunehmend auf Gratisarbeit, als sei dies selbstverständlich. Bauarbeiter aus Nepal bezahlen dafür, dass sie sich in Qatar für die FIFA zu Tode schuften dürfen, aber auch Grafiker in der Schweiz reichen gratis Logoentwürfe ein, in der Hoffnung, ein Entgelt zu erhalten. Gegen diese Entwicklungen müssen wir einstehen!

Die Themen der diesjährigen Jugendkonferenz waren vielseitig. Wir diskutierten aktuelle Entwicklungen wie die Digi-

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einem Schreiben: «Die Schweiz muss ihre internationale Pflicht gegenüber allen Schutzbedürftigen wahrnehmen und keine Menschen rückweisen, deren Leben in der Folge gefährdet ist», fordert die SGB-Migrationskommission in ihrem eindringlichen Appell.

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Vor dem Haus der Familie Christen-Perestrelo in einer Zuger Vorortsgemeinde steht eine Glacé-Tafel. Wer Lust auf eine kühle Schleckerei hat, kann bis abends um neun Uhr klingeln. «Auf der anderen Strassenseite ist eine Denner-Filiale, wir mussten uns etwas einfallen lassen», sagt Roger Peter Christen, den alle Piero nennen.

Alt und neu Doch eigentlich ist Piero Briefträger – von einem kurzen Unterbruch abgesehen seit 30 Jahren. Aufgewachsen im Kanton Nidwalden, verbrachte Piero Chris-

Anzeige SGB-Migrationskonferenz in Bern

«Migrationspolitik unter Druck» Samstag, 14. November 2015, 10 bis 16 Uhr Ort: Bern, Unia-Zentralsekretariat, Weltpoststrasse 20 Die Debatte zur Migrationspolitik polarisiert – umso mehr, als die Folgen der Abstimmung vom 9. Februar 2014 («Masseneinwande­ rung») umstritten bleiben. Die konservative Rechte scheut sich nicht, eine Rückkehr zu Kontingenten und zu hochprekären Statu­ ten für MigrantInnen zu fordern. Was wollen die Gewerkschaften? Diese Frage wird im Mittelpunkt des ersten Teils der SGB-Migra­ tions­konferenz stehen. Mit Referaten, Podiumsdiskussionen und Arbeitsgruppen wollen wir gemeinsam neue Ideen zum Thema «Migration und gewerkschaftliche Aktion» entwickeln. Anmeldung bis 6. November bei der Zentralsekretärin syndicom Frauen/Migration/Freischaffende: angela.zihler@syndicom.ch. Ausführliche Infos zur Tagung auf unserer Webseite.

ten fast sein ganzes bisheriges Leben um Luzern und Zug. Nach der Stifti begannen die Wanderjahre, danach folgten einige Jahre als Magaziner. Heute wohnt er mit Frau Maria und Tochter Jessica im ehemaligen Hexen­ hüsli von Steinhausen. Vor zehn Jahren baute die Familie das Haus um. «Wir hoben das Dach, um ein zusätzliches Geschoss zu gewinnen, verschoben die Fenster, bauten eine Veranda an und veränderten die Farben», erzählt Piero, während die Tochter das Fotoalbum mit den Aufnahmen der Bauarbeiten holt. Der Unterschied ist gross: Hellblaue Fas-

sade und fröhliche königsblaue Fensterläden statt langweiliges Beige und Dunkelbraun.

Brief und Zeitung Wenn Piero morgens um 6 Uhr im Zustellzentrum in Baar seinen Dienst antritt, ist er schon zweieinhalb Stunden auf den Beinen. Eine Sonderbewilligung seines Arbeitgebers macht es möglich, dass er von Montag bis Samstag Zeitungen verträgt. Der Zusatzverdienst erlaubt es ihm etwa, regelmässig ausgedehnte Ferien auf Madeira – der Heimatinsel seiner Ehefrau – zu machen.

Terrain auf dem Familiengarten-Areal dazugepachtet.

Heiss und kalt

Manchmal kann es passieren, dass Piero Christen mitten in einer Zustelltour Briefe Briefe sein lässt und wie von der Tarantel gestochen auf und davon fährt. Das bedeutet: Feuer«Viele von uns kommen in alarm. «Oft ist es Fehlalarm und ich bin finanzielle Schwierigkeiten.» zehn Minuten später Piero Christen, Briefträger wieder bei der Arbeit, und Gewerkschafter in anderen Fällen brennt es tatsächlich und ich komme gar November 2013 beschloss, das nicht mehr an diesem Tag.» Auch Zeitfenster für die Briefträge- sein Engagement bei der FreiwilrInnen in den Nachmittag hin- ligen Feuerwehr sei selbstverein auszudehnen. «An gewis- ständlich mit dem Vorgesetzten sen Tagen sind wir überlastet abgesprochen. «Jemand muss und müssen Teilzeitleute zuzie- schliesslich löschen, wenn sein hen, an anderen kommen wir Haus in Brand gerät», meint Pienicht auf unsere Stundenzahl», ro augenzwinkernd. so fasst Piero die bekannte Pro- Und wie war das nun genau blematik zusammen: «Viele von mit dem Glacéverkauf ? Das uns kommen nicht mehr auf ein Glacé-Depot habe er übernom100-Prozent-Pensum und damit men, als er Anfang der 80er-Jahre in finanzielle Schwierigkeiten.» als Lagerist für die kleine Firma Der Arbeitsalltag hat sich in Luganella arbeitete. «Diese suchden letzten Jahren dahingehend te Leute, die Festgesellschaften verändert, dass Zustelltouren belieferten.» Viele Jahre sei dieimmer häufiger zusammenge- ses Geschäft gut gelaufen, heulegt werden: «Die Strecken, die te sei es mehr ein Hobby. Ist Piewir mit unseren Elektro-Töffs ro Christen selber so ein süsser zurücklegen, werden auf diese Kerl, dass er täglich Nachschub Weise länger.» braucht? «Süss bin ich schon», Wenn er im Laufe des Nachmit- meint er, «aber Schokolade und tags nach Hause kommt, ver- portugiesisches Bier ziehe ich zieht sich Piero erst mal in den persönlich eindeutig vor.» Gemüsegarten: «Das hilft mir abzuschalten.» Seit diesem Früh* Suleika Baumgartner ist freie ling haben er und seine Frau ein Journalistin in Zürich


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Neu im Kino

Veranstaltungen

Weiterbildung

Wenn der Krieg immer weitergeht

MOvendo-kURSE Arbeitsrecht für die Praxis 29. und 30. Oktober, Basel, Das Neue Rialto. Inhalt: Einzelarbeitsvertragsrecht, Gesamt­ arbeitsvertragsrecht, Arbeitszeit, Kündigung, Gleichstellung. Referent: Thomas Gabathuler (Rechtsanwalt).

Politthriller, Sozialdrama, Gangsterepos: all das vereint Jacques Audiard («Un prophète») mit meisterlicher Hand in «Dheepan». Der Gewinner der diesjährigen Goldenen Palme von Cannes ist auch die bestürzend authentische Erzählung eines Flüchtlingsschicksals.  Geri Krebs

Ich erstelle mein Budget 12. November, Olten, Hotel Olten. Inhalt: Fixe und wiederkehrende Kosten, mögliche Einsparungen, Spielraum, Hilfs­ stellen. Referentin: Katharina Prelicz-Huber, VPOD.

Fast dokumentarische Präsenz

Im Mai 2009 endete nach über 25 Jahren Dauer in Sri Lanka der Bürgerkrieg zwischen den Regierungstruppen und den Tamil Tigers mit der militärischen Vernichtung dieser Rebellenorganisation durch die srilankische Armee. Für die tamilische Zivilbevölkerung, die zwischen die Fronten des von beiden Seiten mit blutigster Grausamkeit geführten Krieges geraten war, hatte das Leiden damit aber kein Ende. Die Regierung hatte nämlich in den letzten Kriegsmonaten in den tamilischen Konfliktgebieten so genannte «No Fire Zones» eingerichtet.

© FILMCOOPI

Konzentrationslager in Sri Lanka Diese Camps, angeblich zum Schutz der Zivilbevölkerung errichtet, waren in Wirklichkeit eigentliche Konzentrationslager. Zehntausende Tamil­ Innen wurden dort eingesperrt, die Camps wurden regelmässig – unter dem Vorwand der Bekämpfung untergetauchter Tamil Tigers – bombardiert, und sie bestanden auch Monate und Jahre nach Kriegsende weiter. Wer irgendwie konnte, floh aus dieser Hölle, und es sind diese dramatischen Hintergründe, die am Anfang von «Dheepan» stehen und eindrücklich die ersten Filmminuten prägen. Der Mittdreissiger Dheepan (Antonythasan Jesuthasan), ein ehemaliger «Tiger», flieht per Boot aus Sri Lanka, lernt bei die-

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Antonythasan Jesuthasan als Sri-Lanka-Flüchtling Dheepan im gleichnamigen Kinofilm.

sich als seine Frau und Tochter auszugeben. Diese «Fake-Family» funktioniert ganz gut, und in Frankreich angekommen, erhält Dheepan, nach einem kurzen Die Lebensläufe des Intermezzo als Stras­ Hauptdarstellers und seiner Figur senhändler, einen Job als Hauswart in sind schockierend ähnlich. einem tristen Wohnblock in der Pariser Banlieue. senmädchen Illayaal (Claudine Dass hier keine heile Welt Vinasithamby) kennen. Dhee- herrscht, ist vom ersten Moment pans Ziel ist Frankreich, und um an klar, und schnell stellt sich überhaupt dorthin zu gelangen, heraus, dass Gewalt und Willweist er Yalini und Illayaal an, kür nicht nur im fernen Asien ser Gelegenheit die etwas jüngere Witwe Yalini (Kalieaswari Srinivasan) und das kleine Wai-

wüten, sondern auch hier lauern, hinter einer Fassade europäischer Gesellschaft.

Trostlosigkeit und Repression in Frankreich Dheepan legt sich mit dem perfide sanftmütigen Bandenchef Brahim (Vincent Rottiers) an, der mit seiner Drogengang hier das Sagen hat, und er sieht sich gleichzeitig gezwungen, «Ehefrau» und «Kind» gegen ein repressives Klima zu verteidigen, das in dieser trostlosen Umgebung herrscht.

Hauptdarsteller Antonythasan Jesuthasan verkörpert die Figur des Dheepan – zerrissen zwischen dem Willen zur Friedfertigkeit und der alten Gewohnheit, Probleme mit der Waffe zu lösen – mit starker physischer Präsenz. So stark, dass man an manchen Stellen glaubt, einen Dokumentarfilm zu sehen. Das ist nicht verwunderlich, denn Jesuthasan war einst von den Tamil Tigers zwangsrekrutiert worden und kämpfte von 1984 bis 87 in ihren Reihen – im Alter von 16 bis 19 Jahren. Er schaffte es, dem Krieg zu entkommen, floh nach Thailand und lebte dort bis 1993, dem Jahr, in dem er sich nach Frankreich durchschlug. Er erhielt den Status als politischer Flüchtling und übte alle möglichen Jobs aus (darunter auch Hauswart wie seine Rollenfigur), bis er schliesslich Schriftsteller wurde. 2001 wurde sein Roman «Gorilla» veröffentlicht, eine verfremdete Darstellung seiner Erfahrungen als Kindersoldat, und 2004 folgte «Traitor», in dessen Zentrum ein Massaker der srilankischen Armee an Gefangenen im Jahr 1983 steht. All das ist in «Dheepan» wie ein fernes Echo präsent, auch als Schauspieler war Jesuthasan schon tätig, doch «Dheepan» ist seine erste Hauptrolle in einem Film – und das ist wohl das Erstaunlichste an diesem erstaunlichen Werk.

Sitzungen leiten und gestalten 13. November, Olten, Bahnhofbuffet. Inhalt: Verschiedene Sitzungsarten, Lei­ tungsrolle, Moderationstechniken, Verfah­ ren zur Problemlösung und Entscheidungs­ findung. Referentin: Danièle Lenzin (Erwachsenen­ bildnerin). Aufbaukurs für Mitglieder von Stiftungsräten und Vorsorgekommissionen 18. bis 20. November, Thun, Hotel Freienhof. Inhalt: Freizügigkeits- und Wohneigentums­ förderungsgesetz, Teilliquidation, Anlage­ organisation BVV 2, Risiken, Deckungsgrad, internes Kontrollsystem, Strukturreform. Referenten: Sabino Di Mambro (Fachmann für Personalvorsorge), Roman Kahr (Fachspezia­ list BVG), Heinrich Nydegger (Unia). Kommunikation: Grundlagenseminar 24. und 25. November, Olten, Restaurant Aar­ hof. Inhalt: Kommunikationsmodelle, Gesprächs­

stile, Diskussionsstrategien. Referentin: Emiliana Della Torre (Movendo). Info und Anmeldung Die Kosten werden für Mitglieder meistens von der Gewerkschaft getragen. Mit deiner Anmel­ dung klären wir die Kostenfrage ab und infor­ mieren dich unverzüglich. Anmeldung auf Movendo.ch, per Mail: info@ movendo.ch, Telefon: 031 370 00 70. syndicom-Kurse Basiskurs Arbeiten im Verkauf 9. bis 11. November, Nottwil, Seminar­hotel Sempachersee. Inhalt: Telco, Verkauf und Produkteschulung, Lohn und Arbeitszeit, Focus, Gesprächsvor­ bereitung, Umgang mit Zielen, Motivation, Umgang mit Konflikten im Team, Aktuelles von syndicom, usw. Themen und Kursinhalte werden laufend an die Aktualität angepasst. ReferentInnen: Carlo Mächler (Poststellenlei­ ter), Beatrice Gäggeler, Barbara Kipfer, Silvia Schwab (alle MA Verkauf). Folgekurs Arbeiten im Verkauf 16. bis 18. November, Thun, Hotel Freienhof. Inhalt: Die Inhalte des Basiskurses werden vertieft und aktualisiert. Die persönliche Wei­ terbildung steht im Zentrum. ReferentInnen: Carlo Mächler (Poststellenlei­ ter), Beatrice Gäggeler, Barbara Kipfer, Silvia Schwab (alle MA Verkauf). Infos und Anmeldung Auf syndicom.ch (Kursangebote, syndicomWeiterbildungskurse).

kritischen Situation kann also nicht direkte Hilfe geleistet werden. An die Sicherheit solcher Einzel­arbeitsplätze sowie an die allein arbeitenden Personen selber werden erhöhte Ansprüche gestellt. Es dürfen nur Personen eingesetzt werden, die diesen Arbeitsbedingungen psychisch, physisch und intellektuell gewachsen sind. Arbeiten mit besonderen Gefahren darf ein Arbeitgeber nur Arbeitnehmenden übertragen, die dafür ausgebildet sind.

Adobe Muse 18. und 19. November. Referent: Dieter­ ­Wassmer. Anmeldeschluss: 27. Oktober. Berufsbildner-Kurs Drucktechnologie 19. November und 3. Dezember, SfG Aargau. Referent: Bruno Stalder. Anmeldeschluss: 18. Oktober. InDesign für Fachleute 26. und 27. November. Referent: Andreas Burkhard. Anmeldeschluss: 3. November. Infos und Anmeldung Kursort ist in der Regel das syndicom-Bil­ dungszentrum, Looslistras­s e 15, Bern. Anmeldung: Auf Helias.ch. MAZ-kURSE Ethik und Bild: Die Entscheidungsgrundlagen 9. und 10. Dezember (2 Tage). Leitung: Phi­ lipp Cueni, Chefredaktor «Edito + Klartext», Präsident VQJ. Videos für die Website: Bewegtbild mit dem iPhone produzieren 12. Januar 2016 (1 Tag). Leitung: Katharina Deuber, Inhaberin Film und Mehr GmbH.

Redaktionsmanagement 15. Februar bis 11. Mai 2016 (9 Tage). Lei­ tung: Dozierende aus der Praxis. CAS Brand Journalism & Corporate Storytelling 2016 10. März bis 10. August 2016 (21 Tage). Lei­ tung: Dozierende aus der Praxis. Infos und Anmeldung: MAZ.ch

Invest igativer Journalismus 4. Journalismustagung 2015 28. Oktober in Genf, Club suisse de la presse, Route de Ferney 106 «Der investigative Journalismus zu Zeiten von Wikileaks». Zum ersten Mal ist syndi­ com Co-Organisatorin. Zum Auftakt gibt es am Morgen eine Pressekonferenz im Casi­ no de Divonne (Frankreich, Bustransfer) mit ­Hervé Fal­ciani, Ex Bank HSBC und dem Repor­ ter Angelo Mincuzzi. Der Nachmittag bringt eine Debatte u. a.mit der britischen Journalis­ tin Sarah Harrison und Workshops zu den The­ men «Transparenz», «Reportagen im Sportbu­ siness», «Neue Überwachungstechnologien und Hindernisse der journalistischen Arbeit». Anmeldung: presse@syndicom.ch. Teilnahmegebühr: Fr. 20.– für Mitglieder, Fr. 10.– für Studierende/PraktikantInnen. Qualität im Journalismus JournalismusTag.15 Mittwoch, 4. November in Winterthur, ZHAW Am JournalismusTag treffen sich Journalis­ tinnen und Journalisten und diskutieren über das, was die Szene bewegt. Es gibt Referate, Workshops und Podien mit Fokus auf journa­ listischem Handwerk, Haltung und Reflexi­ on. Themen: Recherche, Datenjournalismus, Ethik, Service public und «Lösungsorientier­ ter Journalismus». Hauptreferent ist der deut­ sche Journalist und Blogger Richard Gutjahr, weitere Gäste sind Ingrid Brodnig (Medien­ journalistin Österreich), Susanne ­Wille (SRF), Eric Guyer (NZZ) und viele andere. syndicom ist an dieser Veranstaltung mit einem Stand präsent. Kommt vorbei und besucht uns! Programm/Anmeldung: journalismustag.ch

Fachtagung Konzernverantwortung Mittwoch, 2. Dezember, 13 bis 18 Uhr, Kulturcasino Bern, Burgerratssaal Die Konzernverantwortungs-Initiative wurde Ende April lanciert und sieht Sorgfaltsprü­ fungspflichten für Schweizer Unternehmen vor, damit sie die Respektierung der Men­ schenrechte und Umweltstandards verbind­ lich in ihre Geschäftsabläufe einbauen. Damit verbunden ist eine Erweiterung der Schadenshaftung für Unternehmen im Falle von Menschenrechtsverletzungen oder Umweltverschmutzung durch Tochterfirmen. An der Fachtagung wird der Initiativtext vor­ gestellt. RechtswissenschaftlerInnen disku­ tieren über die Umsetzung der Initiative. Anmeldung: konzern-initiative.ch/fachtagung

Austrit t

Bildungskurse 2016 © Z VG

Technische Entwicklung und Rationalisierung führen besonders in der Produktion immer mehr dazu, dass eine einzelne Person mehrere Maschinen oder Anlagen allein betreut. Viele technische Geräte bergen Gefahren, die zu Unfällen führen können. Wenn dann die Soforthilfe fehlt, können die Folgen dramatisch sein. Eine Person gilt als alleine arbeitend, wenn sie ohne Sichtverbindung und ausser Rufweite von anderen Personen arbeitet. Bei einem Unfall oder in einer

ein Hilferuf jederzeit gehört werden muss. Immer verboten ist Alleinarbeit, wenn sie zu einer Verletzung führen kann, die sofortige Hilfe einer zweiten Person nötig macht. Dies sind Arbeiten mit besonderen Gefahren, z. B. an Maschinen, wo Körperteile in Einzugsstellen geraten oder von drehenden Werkzeugen erfasst werden können. Es ist also grundsätzlich zulässig, dass du allein in der Druckerei arbeitest, wenn es keine «Arbeit mit besonderen Gefahren» ist, wenn die Einrichtung des Arbeitsplatzes (Alarmierungsmöglichkeit) und du als Person die Anforderungen erfüllen. Sind diese deines Erachtens nicht erfüllt resp. ungenü-

Photoshop: Bildbearbeitung für Print und Web 19. und 20. November. Referent: Dieter ­Wassmer. Anmeldeschluss: 27. Oktober.

MAZ-Recherchetag 16 25. Januar 2016 (1 Tag). Leitung: Dozieren­ de aus der Praxis.

Gefährliche Einzelarbeitsplätze Jeder Arbeitsplatz für eine allein arbeitende Person ist so einzurichten, dass diese mindestens im Notfall jederzeit Hilfe anfordern kann. Ein entsprechend eingerichtetes Mobiltelefon reicht aus, wenn angenommen werden kann, dass bei einer Verletzung oder in einer kritischen Situation die Person genügend mobil und handlungsfähig bleibt, um selber rechtzeitig Hilfe herbeizurufen. Wird jedoch gefährliche Arbeit von einer Einzelperson ausgeführt, muss der Arbeitgeber sie überwachen lassen. In welcher Form, hängt von der Gefährlichkeit der Arbeit ab: Eine kontinuierliche, willensunabhängige Überwachung durch ein Alarmsystem ist nötig, wenn

PDFX-ready-Workflow 16. November. Referent: Beat Kipfer. Anmel­ deschluss: 27. Oktober.

Kultur und Journalismus: Die Kunst der Kritik 18. bis 20. Januar 2016 (3 Tage). Leitung: Susanne Kübler, Redaktorin, «Tages-Anzei­ ger; Christoph Heim, Autor «Basler Zeitung»

Recht so!

Ich arbeite in einer Druckerei. Mein Betrieb beschäftigt aktuell fast kei­ ne Leute mehr, weshalb ich praktisch immer allein bin in der Produkti­ on. Auch mein Chef ist nicht anwesend. Ist das zulässig? Was passiert, wenn mir aus irgendeinem Grund schwarz vor Augen wird und ich am Boden liegen bleibe?

HeliaS-kURSE

Néomie Nicolet M Law, Rechtsanwältin syndicom-Rechtsdienst

gend, mach deinen Arbeitgeber unbedingt darauf aufmerksam. Schaut, dass die Mängel behoben werden, damit dein Arbeitsplatz sicher wird. Eine ausführliche Broschüre zu diesem Thema gibt es bei der Suva.

In wenigen Tagen gehen die neuen syndicom-Kurse zur beruflichen und mensch­ lichen Weiter­bildung online. Jedes Mitglied kann einen Kurs pro Jahr ganz auf Kos­ ten der Gewerkschaft besuchen. syndicom übernimmt auch eventuelle Anfahrt und Hotelübernachtung. Wer aktiv in Gremien tätig ist, kann mehr Kurse besuchen. Die Gewerkschaft braucht gebildete und engagierte Mitglieder, die kompetent mitreden können. Die Kurse werden in der Zeitung, online und im gedruckten Kursprogramm bekannt gegeben. Anmeldung direkt auf unserer Webseite. (krü)

Bernadet te Häfliger Berger verlässt syndicom Anfang Oktober hat Bernadette Häfliger Berger, syndicom-Vize-Präsidentin und Leiterin Gleichstellung und Recht, die Geschäftsleitung über ihren Entschluss informiert, syndicom zu verlassen. Wir bedauern ihren Entscheid ausserordentlich! Am 23. Oktober hat Bernadette ihren letzten Arbeitstag. Wir wünschen ihr viel Erfolg für ihre private und berufliche Zukunft und bedanken uns für ihren grossen, langjähri­ gen Einsatz bei syndicom! In der nächsten Zeitungsausgabe gibt es einen grösseren Beitrag zum Abschied von Bernadette. (syndicom)

© FRANT IŠEK MATOUŠ

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Sektionen

Pensioniertenverein Region Basel Geschätzte Kolleginnen und Kollegen. Längst hat der Herbst Einzug gehalten und die Blät­ ter verfärbt. Das ist mit ein Grund, zu merken, dass das Jahr zu Ende geht. Unsere nächste Monatsversammlung findet am 2. November statt. Wir treffen uns wie gewohnt um 14.30 Uhr im Restaurant Bundesbahn. Es freut uns, wenn wir möglichst viele Kolleginnen und Kol­ legen begrüssen können. Allen kranken Kolle­ ginnen und Kollegen wünschen wir gute Gene­ sung. Wir hoffen, sie bald wieder in unserer Mitte begrüssen zu können. Mit freundlichen Grüssen, für den Vorstand: Ernst Knaus, Präsident Wanderung Geschätzte KollegInnen, die Wanderung vom 19. November führt uns von Flüh nach Therwil ins Rest. Grossmatt. Wir treffen uns um 14 Uhr in Flüh und marschieren gleich los. Wir laufen ziemlich flach in 1½–1¾ Stunden nach Ther­ wil, wo wir zusammen gemütlich Zvieri essen. Es sind alle, Kolleginnen, Kollegen der Sek­ toren 2 + 3 sowie Ehefrauen und PartnerIn­ nen herzlich eingeladen. Nicht-Wandernde nehmen das Tram 10/17 bis Känelmatt, von wo das Restaurant in 5 Min. erreicht ist. Die Wanderung ist auch unter www.pensyba.ch nachzulesen. Ich hoffe auf eine grosse Wan­ derschar. Euer Wanderleiter Othmar Pensionierten-Höck syndicom Bern Am Dienstag, 15. Dezember, 15 Uhr findet im Hotel Bern wie alle Jahre unser Weihnachts­ höck statt. Wir werden uns mit einem Lotto mit schönen Preisen vergnügen. Selbstver­

ständlich gibt es die neusten Informatio­ nen von der Sektion und den Pensionierten. Ich hoffe, viele Kolleginnen und Kollegen an diesm Höck begrüssen zu dürfen, und verblei­ be mit kollegialen Grüssen Roland Gutmann, Präsident IG Pensionierte Pensionierte Bern/Oberwallis Wir laden ein zum dritten Jass-Nachmittag der Pensionierten der Region Bern/Ober­ wallis der Gewerkschaft syndicom. Mit einem kleinen Zvieri. Mittwoch, 11. November, 14 Uhr im Restaurant Jardin, Militärstrasse 38, 3014 Bern (Tram 9 bis Breitenrainplatz). Anmelden bei Roland Gutmann, Schleusen­ weg 1A, 2502 Biel, Telefon 079 350 71 27. Wir hoffen, dass viele von euch den Weg zum Res­ taurant Jardin finden. Mit kollegialen Grüssen OK Pensioniertenvereinigungen Bern syndicom Pensionierten-Vereinigung Lötschberg Post Liebe Kolleginnen und Kollegen, am Diens­ tag, 3. November, treffen wir uns ab 11 Uhr im Restaurant Schärmehof, von May-Strasse 43 in 3604 Thun. Anreise mit Bus Nr. 2 oder Nr. 5 ab Bahnhofplatz Thun (alle 10 Minuten) bis zur Endstation (Schorenfriedhof). Anmeldun­ gen nimmt unser Obmann Markus Stender, Tel. 033 335 17 18, entgegen und erteilt auch Aus­ kunft. Den Kranken wünschen wir gute Besse­ rung. Werner und Margrit Haldi Pensionierten-Verein Olten Post + Telecom Wir laden euch herzlich ein zur Herbstver­ sammlung (Chlaushock) am Donnerstag, 3. Dezember, 15 Uhr im Restaurant zur Kapelle in Trimbach. Nach aktuellen Informationen von der Gewerkschaft spielen wir Lotto. Nach­ her offerieren wir einen Imbiss aus der Chäp­ peliküche. Wir freuen uns auf ein zahlreiches

Erscheinen. Der Vorstand wünscht allen kran­ ken KollegInnen baldige Genesung. Für den Vorstand: Joe Vonarburg Liebe Jasserinnen und Jasser Wir treffen uns im Restaurant zur Kapelle in Trimbach an nachfolgenden Daten: Mitt­ woch, 4. November, Donnerstag, 26. Novem­ ber, Mittwoch, 13. Januar 2016, Donnerstag, 4. Februar 2016; Jassturnier: Donnerstag, 17. März 2016. Immer um 14.15 Uhr. Dora Muster Rentnertreff der Mediengruppe Schaffhausen Unser traditionelles Jahresschlussessen fin­ det am Mittwoch, 2. Dezember, 16 Uhr im Restaurant-Pizzeria Romana, Unterstadt 18, Schaffhausen, statt. Bitte unbedingt anmel­ den bis spätestens 14. November ausschliess­ lich bei Karin Ackeret, Tel. 052 625 43 05 oder ackeret@shinternet.ch. Mit kollegialen Grüs­ sen Herbert Villinger Pensioniertenvereinigung St. Gallen Medien Die nächsten beiden Veranstaltungen: Frei­ tag, 11. Dezember, um 16 Uhr Weihnachts­ essen im Restaurant Papagei, St. Gallen, und Freitag, 26. Febr. 2016, 14 Uhr Jahresver­ sammlung im Rest. Dufour, St. Gallen. Die Jahresversammlung ist, nach der Verän­ derung unserer Vereinsstrukturen, der Ersatz für die Hauptversammlung. Wir sind bemüht, diesen Anlass ebenso interessant zu gestal­ ten, damit sich das Dabeisein auch hier lohnt. Als Frühlingsanlass ist ein Besuch in der Firma Bischofszell Nahrungsmittel AG (BINA) vorge­ sehen. Details zu dieser Veranstaltung folgen. Der nächste Monatshöck im Restaurant Papa­ gei findet am Donnerstag, 5. November, von 14 bis 16 Uhr statt und dann wieder am Don­ nerstag, 3. Dezember. Fritz Heinze Pensioniertenvereinigung Post + Swisscom Winterthur Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir laden euch herzlich ein zur Monatsversammlung mit anschliessendem Lottomatch am 12. Novem­ ber ins Hotel Wartmann. Beginn 14.15 Uhr. Die Partner und Partnerinnen sind herzlich eingeladen. Hier kann der Spieltrieb ausge­ lebt werden, wir hoffen auf eine rege Teilnah­ me. Für die Wandergruppe weisen wir noch auf die Schlusswanderung vom Donnerstag,

Das syndicom-Kreuzworträtsel Zu gewinnen gibt es ein handliches Necessaire, gespendet von unserer Dienst­leistungs­partnerin KPT. Das Lösungswort wird in der nächsten Ausgabe zusammen mit dem Namen des Gewinners oder der Gewinnerin veröffentlicht. Lösungswort und Absender auf einer A6-Postkarte senden an: syndicom-Zeitung, Monbijoustr. 33, Postfach, 3001 Bern. Einsendeschluss: 13. November.

SUDOKU Die Lösung des syndicom-Sudokus aus Nr. 9 lautet: 686. Gewonnen hat Ulrich Hottinger aus Zürich. Er erhält einen Gutschein zum Bezug einer Hotelcard. Wir gratulieren herzlich!

Achtung: Die Traktandenliste der syndicom-Delegiertenversammlung 2015 kann aus terminlichen Gründen nicht in der Zeitung publiziert werden! Die Publikation erfolgt per 28. Okto­ ber auf der syndicom-Webseite.

26. November, hin, die wiederum von unse­ rem bewährten Wanderleiter Werner ­Schärer organisiert wird. Wir hoffen auch hier auf viel Beteiligung. Allen Mitgliedern, die aus gesundheitlichen Gründen nicht bei uns sein können, wünschen wir von Herzen gute Bes­ serung und hoffen auf baldiges Wiedersehen. Euer Vorstand Pensionierte Zofingen Medien Am Freitag, 6. November, findet unsere Kurz­ wanderung statt. Mit dem Bahnersatzbus ab Zofingen um 14.04 Uhr fahren wir bis Walters­ wil-Striegel (resp. Wibrusa), Wanderung bis Restaurant St. Urs und Viktor zum Zvieri. Bil­ lette am SBB-Schalter oder SBB-Automaten als Tageskarte lösen. Eure Wanderkollegen F. und P. Pensionierte Zürich Medien Am 4. November hält Dr. Alex Rübel, Direk­ tor des Zoos Zürich, einen Vortrag für uns mit dem Thema «Zoo Zürich – Von der Tierschau zum Naturschutzzentrum». Nicht mehr das Päsentieren von «exotischen» Tieren steht im Zentrum, sondern die artgerechte Hal­ tung mit einem Bezug auf den eigentlichen Lebensraum: eine grosse Herausforderung für die Zoos. Diesen Wandel mit den sich dar­ aus ergebenden Änderungen für den Zoo Zürich wird uns Herr Rübel in seiner Präsen­ tation darstellen. Treffpunkt: 13.50 Uhr, Café Boy, Koch­strasse 2, Raum Rosa Luxemburg. Anmeldungen bis Sonntag, 1. November, an Jürgen Schendekehl, Sonnenbergstrasse 35, 8032 Zürich, Telefon 044 252 13 35, Mail: juergen.schendekehl@bluewin.ch. Postveteranenverein Zürich Nächste Versammlung Donnerstag, 12. November, 14.30 Uhr im Volkshaus Zürich. Thema: Thailand. Hans Steiger wird uns von seinen Erlebnissen und vom Umgang mit dem Personal im Hotelbetrieb erzählen. Wir freuen uns, für einmal einen authentischen Bericht hören und sehen zu dürfen, und erwarten einen Grossaufmarsch. Mit freundlichen Grüs­ sen Der Vorstand Wanderung Donnerstag, 29. Oktober, wandern wir in drei Kantonen: SH, TG, ZH. Abfahrt Zürich 7.37, Winterthur an 8.03, umsteigen auf S29, Abfahrt 8.12, Stein am Rhein an 8.52. Kaf­ fee im «Ochsen» in Wagenhausen. Anschlies­ send wandern wir über den Stammerberg, die Gallus­kapelle–Oberstammheim zur Hopfen­ bauern-Familie Reutimann in Unterstamm­ heim, wo wir verpflegt werden. Kollegen, die direkt zum Mittagessen kommen, reisen ab Stein am Rhein 12.06 oder ab Winterthur 11.12 nach Stammheim. Ab dort gibts eine halbstündige Wanderung oder eine Fahrt­ möglichkeit (bitte fürs Essen und die Fahrt anmelden). Nachmittags unternehmen wir noch eine kürzere, flache Wanderung von einer guten Stunde in der Umgebung, bevor der Zug Richtung Winterthur um 16.17 in Stammheim abfährt. Ankunft Winterthur 16.48, Abfahrt 16.52, Zürich HB an 17.11. Telefon 052 680 19 42 oder 079 319 35 20. Nächste Wanderung: 26. November Kanton Luzern. Herzliche Grüsse und bis bald Doris und Bernhard Spaar

Wir nehmen Abschied

Sektion Olten-Solothurn Unsere Herbstversammlung im Restaurant Rössli in Oensingen findet am 31. Oktober um 15.15 Uhr statt. Persönliche Einladung folgt. Mit freundlichem Gruss Der Vorstand

Zukunft geschaut werden muss. Brot, Wurst und die Getränke, um bei einem «Marschhalt» nicht zu verhungern. Weiterspinnen und vollenden Jetzt geht es an die Umsetzung der Idee. Es muss ein Termin mit jemandem von der Geschäftsleitung oder sogar mit dem Prä­ sidium gefunden werden. Also eine Nach­ frage beim Medienverantwortlichen, ob er etwas organisieren könnte. Es könne durch­ aus sein, einen Artikel mit Foto in die Zeitung zu bringen. Dieser Gedanke wird gerne ange­ nommen. Aber wie es immer wieder vorkom­ men kann: es hat einfach niemand Zeit für so etwas. Ulrich Schärrer

Sektion Biel-Bienne «syndicom 2020»: Der nicht präsentierte Präsentkorb (nis) Bis am 30. September war das Zukunfts­ projekt «syndicom 2020» in einem gross angelegten Vernehmlassungsverfahren allen Gremien unserer Gewerkschaft zur Stellung­ nahme vorgelegt worden. Ulrich Schärrer, Sekretär der syndicom-Sektion Biel/Bien­ ne, wollte die Wichtigkeit des Projekts her­ vorstreichen und hatte deshalb geplant, die Bieler Stellungnahme in einer symbolischen Aktion direkt an die Verantwortlichen im Zen­ tralsekretariat zu überreichen. Doch das Vor­ haben scheiterte an den Terminplänen: Weil in den beiden letzten Septemberwochen nie alle von Ulrich gewünschten Ansprechpartner gleichzeitig in Bern sein konnten, verzichte­ te er schliesslich auf eine persönliche Überga­ be und schickte uns stattdessen ein Foto vom entgangenen Präsent und den folgenden Text:

Leserbrief

© ULRICH SCHÄRRER

Unsere Pensionierten laden ein Pensionierte Medien Aarau Mittwoch, 4. November, 14.15 Uhr, Monats­ hock im Restaurant Viva in Aarau. Peter Rymann

Service | 15

syndicom | Nr. 10 | 23. Oktober 2015

Mit Pauken und Trompeten … … müsste ein solches Projekt angekündigt und dann entgegengenommen werden. Und wie sieht man es heute: das grosse Schwei­ gen. Man hat das Gefühl, dass niemand Schuld daran haben will, falls aus dem Projekt doch noch etwas entstehen könnte. Es ist Geduld gefragt, zu schauen, wie man die Papiere an die Frau/an den Mann bringen kann. Und sie­ he da! Es gibt eine Möglichkeit. Nämlich in einem Umschlag und dann per Post einsen­ den. So geht das aber bei der Sektion Biel/ Bienne syndicom nicht! Zurück auf Feld eins. Die Idee Man gehe nach Bern an die Monbijoustras­ se unterhalb des Bahnhofs. Die einschlä­ gigen Papiere nicht einfach unter den Arm geklemmt, sondern feinsäuberlich verpackt und geschützt im entsprechend angeschrie­ benen Umschlag und in einem Behältnis. In einem Korb. Mit in diesem Korb: ein Feldste­ cher, Wurst, Brot und einiges an Getränken. Den Feldstecher, falls einmal in die weitere

Vor allem die niedrigsten Löhne müssen erhöht werden! Mit Interesse habe ich den Artikel von Kol­ lege Alain Carrupt über die bevorstehende Lohnrunde 2016 in der letzten syndicom-Zei­ tung gelesen. Ich möchte an dieser Stelle die Aussage von Kollege Alain: «Nur wenn die Reallöhne erhöht werden – vor allem die tie­ fen und mittleren Löhne (…)», so ergänzen: Vor allem die allertiefsten Löhne müssen erhöht werden! Vom Juni 2011 bis August 2015 arbeitete ich als Zeitungs- und Zeitschriftenverträger im Frühdienst bei der Post-Tochter Presto. Mein Stundenlohn (Grundlohn plus 10% Schichtzu­ lage) betrug genau 17.92 Franken (zusätzlich 13. Monatslohn). Mein Stundenlohn war nur 15 Rappen über dem Mindestlohn und wurde in den vier Jahren nie erhöht! Im Gegenteil: 2014 wurden die Löhne der Basler, Zürcher, Berner und Ostschweizer VerträgerInnen um ca. 3 Prozent gekürzt. Ab dem 1. Februar 2014 wurden bis auf den Nationalfeiertag alle weiteren Feiertage nicht mehr ausbezahlt! Es sollte doch möglich sein, dass diese Real­ lohnkürzung rückgängig gemacht wird: Die acht regulären Feiertage sollen ab nächstem Jahr wieder entschädigt werden! Ich habe mit vielen Presto-KollegInnen gesprochen. Sie alle fordern, dass alle Feiertage wieder voll bezahlt werden! Das Wichtigste für alle Presto-VerträgerIn­ nen ist jedoch, dass unsere Gewerkschaft syndicom folgendes Anliegen in ihren Forde­ rungskatalog für die Lohnrunde 2016–2017 aufnimmt: Kein Stundenlohn unter 22 Franken im Schweizer Postkonzern! Stop der Lohndis­ kriminierung!!! Martin A. J. Steiner, Basel Mitglied syndicom und Unia

Tamara Bär, Sektion Region Basel, 40 Jahre, Mitglied seit 2007. Emil Bösch-Jucker, Sektion Ostschweiz, 94 Jahre, Mitglied seit 1943. Heinrich Brack, Sektion Zürich Logistik, 86 Jahre, Mitglied seit 1957. Erwin Emmenegger, Sektion GIV Zürich/ Ostschweiz, 82 Jahre, Mitglied seit 1953. Karl Frey, Sektion Aargau, 76 Jahre, Mitglied seit 1960. Joos Gartmann, Sektion Bern, 92 Jahre, Mitglied seit 1953. Armin Hossli, Sektion Aargau, 81 Jahre, Mitglied seit 1969. Mart in Kaser-Rötheli, Sektion Aargau, 80 Jahre, Mitglied seit 1963. Ernst Keller, Sektion Zürich Logistik, 92 Jahre, Mitglied seit 1999. Josef Koch, Sektion Zentralschweiz, 67 Jahre, Mitglied seit 1970. Fritz Küt tel, Sektion Zentralschweiz, 90 Jahre, Mitglied seit 1949. Julius Meier, Sektion Zürich Logistik, 84 Jahre, Mitglied seit 1947. Fritz Meyner, Sektion Zürich Telecom, 90 Jahre, Mitglied seit 1946. Mario Rade, Sektion Aargau, 68 Jahre, Mitglied seit 1991. Eduard Rathgeb, Sektion Zürich Logistik, 86 Jahre, Mitglied seit 1999. Hans-Peter Rutschmann, Sektion Aargau, 60 Jahre, Mitglied seit 1976. Elsbeth Solenthaler, Sektion Ost­ schweiz, 77 Jahre, Mitglied seit 1986. Alfred Streun, Sektion Bern Postperso­ nal, 87 Jahre, Mitglied seit 1947. Rudolf Tüscher, Sektion Biel/Bienne, 69 Jahre, Mitglied seit 1999.

Die Redaktion freut sich über Zuschriften zu syndicom-Themen und in der Zeitung erschienenen Beiträgen. Wir bemühen uns, so viele wie möglich auch zu veröffentlichen. Aus Platzgründen behalten wir uns allerdings vor, eine Auswahl zu treffen, die Texte zu kürzen oder auch nur in Auszügen zu veröffentlichen. Anonyme oder beleidigende Einsendungen werden nicht abgedruckt.

Adressen syndicom-Zentralsekretariat Monbijoustrasse 33, Postfach 3001 Bern Tel. 058 817 18 18 · Fax 058 817 18 17 mail@syndicom.ch Regionalsekretariat Basel Rebgasse 1, Postfach, 4005 Basel Tel. 058 817 19 47 · Fax 058 817 19 55 basel@syndicom.ch Regionalsekretariat Härkingen Altgraben 29, 4624 Härkingen Tel. 058 817 19 56 · Fax 058 817 19 60 haerkingen@syndicom.ch Regionalsekretariat Luzern Brünigstrasse 18, Postfach, 6005 Luzern Tel. 058 817 19 40 · Fax 058 817 19 46 luzern@syndicom.ch Regionalsekretariat Olten Hauptgasse 33, 4600 Olten Tel. 058 817 19 56 · Fax 058 817 19 60 olten@syndicom.ch Regionalsekretariat Bern Looslistrasse 15, Postfach 382, 3027 Bern Tel. 058 817 18 81 · Fax 058 817 18 97 bern@syndicom.ch Regionalsekretariat Biel Murtenstrasse 33, 2502 Biel/Bienne Tel. 058 817 19 85 · Fax 058 817 19 86 bienne@syndicom.ch Regionalsekretariat Thun Seestrasse 12, Postfach 2528, 3601 Thun Tel. 058 817 19 95 · Fax 058 817 19 63 thun@syndicom.ch Regionalsekretariat Fribourg Route de Beaumont 22, 1700 Fribourg Tel. 058 817 19 90 · Fax 058 817 19 91 fribourg@syndicom.ch Regionalsekretariat Chur Gürtelstrasse 24, Postfach, 7001 Chur Tel. 058 817 19 75 · Fax 058 817 19 76 chur@syndicom.ch Regionalsekretariat Sankt Gallen Zwinglistrasse 3, Postfach 1940 9001 Sankt Gallen Tel. 058 817 19 11 · Fax 058 817 19 09 stgallen@syndicom.ch Regionalsekretariat Winterthur Lagerhausstrasse 6, Postfach 8401 Winterthur Tel. 058 817 19 70 · Fax 058 817 19 71 winterthur@syndicom.ch Regionalsekretariat Zürich Stauffacherstrasse 60 (Volkshaus), Postfach 8026 Zürich Tel. 058 817 18 98 · Fax 058 817 19 09 zuerich@syndicom.ch

Impressum Redaktion «syndicom – die zeitung» Redaktion: Naomi Kunz Monbijoustrasse 33, Postfach 3001 Bern Tel. 058 817 18 28 redaktion@syndicom.ch Romandie «syndicom – le journal» Redaktion: Yves Sancey Rue Pichard 7, 1003 Lausanne Tel. 058 817 19 38 redaction@syndicom.ch

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Druck Ringier Print Ebikonerstrasse 75 6043 Adligenswil ISSN 1664-8951 Verlegerin syndicom – Gewerkschaft Medien und ­Kommunikation Die Ausgabe Nr. 11 der syndicom-Zeitung erscheint am 20. November 2015. Redaktionsschluss: 2. November. «syndicom» erscheint 12 Mal im Jahr.


16 | Letzte

syndicom | Nr. 10 | 23. Oktober 2015

Referendum gegen das Nachrichtendienstgesetz

Was bisher geschah …

Stopp Schnüffelstaat

Am 17. März 2015 hat der Nationalrat das Geschäft mit 119 zu 65 Stimmen bei 5 Enthaltungen befürwortet. Am 17. Juni folgte der Ständerat mit 32 zu 5 Stimmen bei 2 Enthaltungen. In der Schlussabstimmung vom 25. Septem­ ber 2015 verabschiedete der National­ rat das Gesetz mit 145 gegen 41 Stim­ men bei 8 Enthaltungen, der Ständerat mit 35 gegen 5 Stimmen bei 3 Enthaltungen. Die Publikation im Bundesblatt erfolgte am 6. Oktober 2015.

Das neue Nachrichtendienstgesetz (NDG) will die Kompetenzen des Schweizer Nachrichten­ dienstes massiv ausbauen. Künftig hätte der Geheimdienst die Möglichkeit, ohne Verdacht auf eine Straftat in die Privatsphäre der Bürgerinnen und Bürger einzudringen und deren Leben und Kommunikation zu überwachen. syndicom macht mit beim «Bündnis gegen den Schnüffelstaat» und unterstützt das wichtige Referendum gegen das NDG. Alle werden überwacht, nicht nur Kriminelle, wie häufig behauptet wird. Abhören von Telefongesprächen, Lesen von E-Mails, Facebook-, Whatsapp- und SMS-Nachrichten sowie die Überwachung des Internets durch Stichwortsuchen sind Mittel der verdachtsunabhängigen Massenüberwachung. Von diesen Massnahmen sind wir alle betroffen! Unzählige unserer persönlichen Daten werden aufgezeichnet und ausgewertet – ohne dass wir uns irgendwas zu Schulden kommen lassen.

Missachtung des Rechtsstaats ... Der Nachrichtendienst verkommt von einer Behörde der defensiven Gefahren-

Monster innerhalb des Staates darf nicht wieder geschaffen werden!

... durch ein unnötiges Gesetz

abwehr zu einem offensiven Geheimpolizei-Apparat ausserhalb des rechtsstaatlichen Rahmens. Demokratische Kontrolle durch das Volk ist ebenso wenig vorhanden wie Transparenz. Die bisherigen Fichenaffären, bei denen hunderttausende Bürgerinnen und Bürger überwacht wurden, müssen uns eine Lehre sein: Ein datensammelndes

Für die Verfolgung terroristischer Aktivitäten und organisierter Kriminalität sind bereits heute die Bundesanwaltschaft und die kantonalen Polizeibehörden zuständig. Sie haben die notwendigen Mittel und eine gesetzliche Aufsicht. Darüber hinausgehende staatliche Überwachung ohne konkreten Verdacht untergräbt den Rechtsstaat und die Demokratie! (Bündnis gegen den Schnüffelstaat)

Referendumsbeschluss syndicom hat sich mit anderen Organi­ sationen und Parteien (Grüne Schweiz, Junge Grüne Schweiz, die Gruppe Schweiz ohne Armee, Digitale Gesellschaft, Grundrechte.ch, Partei der Arbeit, Alternative Liste Zürich) unter Federführung der Juso Schweiz im «Bündnis gegen den Schnüffel­ staat» zusammengeschlossen und entschieden, das Referendum gegen das neue NDG zu ergreifen. Die SP Schweiz wird das Referendum voraus­ sichtlich Ende Oktober beschliessen. Zahlreiche weitere Organisationen dürften folgen. Die Referendumsfrist hat am 6. Okto­ ber begonnen und läuft bis zum 16. Januar. Danach soll das Volk über die massiven Verschärfungen beim Staats­ schutz befinden und wird sie hoffent­ lich ablehnen. (red)

Referendum online unterschreiben auf ndg-referendum.ch!

Syndicom im Bündnis gegen den Schnüffelstaat

Väterchen Staat oder eher Big Brother? Das vom Parlament am 25. September verabschiedete Gesetz soll die Kompetenzen und Aufgaben des Nachrichtendienstes neu regeln. Trotz kleiner Verbesserungen im Vergleich zur ursprünglichen Vorlage erweist sich das NDG in der vorliegenden Form als völlig inakzeptabel.

Grobe Eingriffe gegen die Meinungs- und Medienfreiheit Auch für syndicom, mit gut 35 000 Mitgliedern die grösste Gewerkschaft in der Medien- und Kommunikationsbranche, enthält das NDG inakzeptable Verschärfungen. Die Vorlage ermöglicht dem

Nachrichtendienst, Menschen ohne konkreten Verdacht zu überwachen, dabei die rechtsstaatlichen Prinzipien zu miss­ achten und die verfassungsmässigen Grundrechte zu unterhöhlen. Die Instrumente der Vorratsdatenspeicherung und Kabelaufklärung sowie der Einsatz von Staatstrojanern sind drastische Eingriffe in die Privatsphäre der gesamten Bevölkerung! Massgebende Grundrechte wie die Privatsphäre, die Meinungsäusserungsfreiheit und die Medienfreiheit werden mit dem NDG verletzt. Weil der Quellenschutz unterhöhlt wird, bekommen Medien-

schaffende massive Probleme in der Ausübung ihrer Arbeit. Wenn der Schutz der Quellen nicht mehr gewährleistet werden kann, wird die Öffentlichkeit kaum mehr über Korruptionsvorgänge in Verwaltung und Privatwirtschaft, rechtswidrige Manipulationen an Konsumprodukten oder über gesundheitsgefährdende Produkte informiert und aufgeklärt werden können.

nischen Mittel gegen die eigene Bevölkerung einsetzt und jegliche Kommunikation überwacht, alles mithört und mitliest, dann gibt es auf Dauer keine freien Medien mehr. Aus diesem Grund hat sich syndicom dem Bündnis gegen den Schnüffelstaat angeschlossen. (syndicom)

Mehr Gefährdung als Sicherheit Das NDG schiesst weit über das Ziel hinaus – und gefährdet mehr, als es schützen würde. Wenn Väterchen Staat alle tech-

Ständerat setzt ein Zeichen

Wilde Öffnungszeiten abgewehrt Der SGB nimmt mit Genugtuung Kenntnis vom Entscheid des Ständerats, nicht auf eine Verlängerung der Ladenöffnungszeiten einzutreten. Damit trägt der Ständerat endlich dem starken Widerstand der Gewerkschaften und der Kantone Rechnung. Mit Stichentscheid wies der Präsident die Vorlage zurück. gezwungen gewesen, die Öffnungszeiten zu verlängern. Nicht umsonst rief SGB-Präsident Paul Rechsteiner seinen Ratskolleginnen und -kollegen den alten liberalen Grundsatz ins Gedächtnis:

Der Entscheid der kleinen Kammer ist vernünftig. Das Ladenöffnungszeiten-Gesetz (LadÖG) hätte den VerkäuferInnen in den bisher verschonten Kantonen schlechtere Arbeitsbedingungen gebracht. Dies in einer Tief­lohnbranche mit ohnehin schwierigen Arbeitsbedingungen wie unregelmässige Dienstzeiten oder Arbeit auf Abruf. Zudem fehlt im Detailhandel ein Gesamtarbeitsvertrag – der Arbeitgeberverband Swiss Retail Federation weigert sich bis heute, darüber zu verhandeln.

Die Kantone haben sich ohnehin deutlich gegen ein Bundesgesetz zu den Ladenöffnungszeiten ausgesprochen. Mehr als die Hälfte der Kantone wäre mit dem Gesetz

© ALESSANDRO DELL A BELL A

Entscheid im Sinne der Kantone

«Wenn es nicht nötig ist, ein Bundes­ gesetz zu machen, dann ist es nötig, kein Bundesgesetz zu machen.» Aus demokratiepolitischen Überlegungen wäre es ungünstig gewesen, der Mehrheit der Kantone eine Verlängerung der Öffnungszeiten aufzuzwingen. Denn die geltenden Regelungen wurden vielerorts von den StimmbürgerInnen beschlossen, längere Öffnungszeiten explizit abgelehnt. Es bleibt zu hoffen, dass sich diese neue Linie der Vernunft auch im Nationalrat durchsetzen wird. (sgb)


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